Gemeinde Marienheide Einzelhandels- und Zentrenkonzept - Stadt- und Regionalplanung

 
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Gemeinde Marienheide Einzelhandels- und Zentrenkonzept - Stadt- und Regionalplanung
Stadt- und Regionalplanung
                                    Dr. Jansen GmbH

Gemeinde Marienheide
Einzelhandels- und Zentrenkonzept

Köln, Dezember 2012
Gemeinde Marienheide Einzelhandels- und Zentrenkonzept - Stadt- und Regionalplanung
Stadt- und Regionalplanung
                                    Dr. Jansen GmbH

Gemeinde Marienheide
Einzelhandels- und Zentrenkonzept

                                      Geschäftsführende Gesellschafter:
Angelina Sobotta, Dipl.-Volksw.       Dipl.-Geogr. Ursula Mölders
                                      Stadt- und Regionalplanerin SRL
                                      Dipl.-Ing. Dominik Geyer
Nina Schuster, Dipl.-Geogr.           Stadtplaner AK NW, Bauassessor
                                      Stadt- und Regionalplaner SRL

                                      Gesellschafter/Seniorpartner:
                                      Dr. Paul G. Jansen
                                      HRB Köln 62236
                                      Neumarkt 49
                                      50667 Köln
                                      Fon 02 21.940 72-0
                                      Fax 02 21.940 72-18
                                      info@stadtplanung-dr-jansen.de
                                      www.stadtplanung-dr-jansen.de
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Inhalt

1        EINLEITUNG                                              1
1.1      Ausgangssituation und Ziele                             1
1.2      Methodische Vorgehensweise                              2
1.3      Beteiligung                                             4

2        RAHMENBEDINGUNGEN                                        5
2.1      Lage im Raum und regionalplanerische Einstufung          5
2.2      Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung                   7
2.3      Wirtschaftsstruktur und Arbeitsplätze                   11

3        ALLGEMEINE ENTWICKLUNGSTENDENZEN IM
         EINZELHANDEL                                           14
3.1      Bedeutung des Einzelhandels für die Stadtentwicklung   14
3.2      Entwicklungen auf der Angebotsseite                    15
3.3      Entwicklungen auf der Nachfrageseite                   18
3.4      Auswirkungen auf die Stadtentwicklung                  19

4        ECKDATEN DES EINZELHANDELS DER GEMEINDE
         MARIENHEIDE                                            21
4.1      Sortimentsbezogene und räumliche Verteilung            21
4.2      Angebotsstruktur und Leistungsfähigkeit                23
4.3      Bereinigte Einzelhandelsausstattung der Gemeinde
         Marienheide                                            27
4.4      Struktur und Verteilung großflächiger
         Einzelhandelsbetriebe                                  28

5        EINZUGSBEREICH, KAUFKRAFT UND ZENTRALITÄT              29
5.1      Einzugsbereich des Marienheider Einzelhandels          29
5.2      Kaufkraftpotenzial                                     30
5.3      Zentralität des Marienheider Einzelhandels              31
5.4      Kaufkraftbewegungen in der Gemeinde Marienheide        32

6        MARIENHEIDE ALS EINZELHANDELSSTANDORT AUS
         KUNDENSICHT                                            36
6.1      Vorgehensweise und Methodik                            36
6.2      Einkaufsverhalten                                      36
6.3      Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten in der
         Gemeinde Marienheide aus Kunden- und Händlersicht      39
6.4      Fehlende Angebote und Verbesserungsvorschläge          41

7        PROGNOSE DES VERKAUFSFLÄCHENBEDARFS BIS 2030           42
7.1      Übergeordnete Entwicklungen                            43
7.2      Umsatz- und Verkaufsflächenprognose bis zum Jahr
         2030                                                   43

8        ZENTRENKONZEPT FÜR DIE GEMEINDE MARIENHEIDE            47
8.1      Grundsätzliche Anmerkungen                             47
8.1.1    Zentrenkonzept als räumliches Steuerungsinstrument     47
8.1.2    Rahmenbedingungen für lebendige Zentren                49
8.1.3    Abgrenzungskriterien für zentrale
         Versorgungsbereiche                                    50
8.2      Zentrenhierarchie                                       51
8.3      Hauptzentrum Ortskern Marienheide                      52
8.3.1    Standortmerkmale und Angebotssituation                 52
Gemeinde Marienheide Einzelhandels- und Zentrenkonzept - Stadt- und Regionalplanung
Inhalt

8.3.2    Handelsschwerpunkte des Hauptzentrums                57
8.3.3    Prüfstandorte im Marienheider Ortskern               57
8.3.4    Räumliche Festlegung                                 59
8.3.5    Funktionale Zuordnung gem. der rechtlichen
         Anforderungen an ein Hauptzentrum                    60
8.3.6    Stärken-Schwächen-Profil                             61
8.3.7    Handlungsempfehlungen                                62
8.4      Gewerbegebiet Rodt als dezentraler Agglomerations-
         standort                                             63
8.5      Ziele der Einzelhandelsentwicklung in der Gemeinde
         Marienheide                                          64
8.6      „Marienheider Liste“                                 65

9        NAHVERSORGUNG                                        69
9.1      Aktuelle Situation                                   69
9.2      Exkurs: Standortentscheidungen und Tragfähigkeit
         von frequenzstarken Nahversorgungsbetrieben          73

10       ALLGEMEINE EMPFEHLUNGEN ZUR
         EINZELHANDELSSTEUERUNG IN MARIENHEIDE                74

11       ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE                       76

12       ANHANG                                               79
12.1     „Marienheider Liste“                                 79
12.2     Prüfstandorte in der Gemeinde Marienheide            85
12.3     Erhebungsbogen der Einzelhandelsbestandserfassung
         in der Gemeinde Marienheide                          86
12.4     Fragebogen Telefonische Bürgerbefragung zum
         Einkaufsverhalten                                    87
12.5     Glossar                                              90

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Bausteine des Einzelhandels- und
            Zentrenkonzepts                                    2
Abbildung 2 Lage der Gemeinde Marienheide im Raum und
            zentralört- liche Gliederung                       6
Abbildung 3 Bevölkerungsentwicklung seit 2001 im Vergleich     9
Abbildung 4 Altersstruktur der Marienheider Bevölkerung im
            Vergleich                                         10
Abbildung 5 Szenari0 der Bevölkerungsprognose für die
            Gemeinde Marienheide bis 2030                     11
Abbildung 6 Beschäftigtenstruktur im regionalen Vergleich     12
Abbildung 7 Entwicklung der sozialversicherungspflichtig
            Beschäftigten am Arbeitsort im Vergleich von
            2000 bis 2011 (2000 = 100%)                       13
Abbildung 8 Pendlerverflechtungen im Jahr 2010
            (ausgewählte Städte und Gemeinden; in
            absoluten Zahlen)                                 14
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Inhalt

Abbildung 9 Verkaufsflächenentwicklung im Einzelhandel
            1980 – 2011 (in Mio. qm)                         16
Abbildung 10 Umsatzanteile des Lebensmitteleinzelhandels
             nach Betriebstypen von 1991 bis 2007 (in %)     17
Abbildung 11 Einzelhandelsausstattung der Gemeinde
             Marienheide nach Angebotsschwerpunkt (in %)     24
Abbildung 12 Verkaufsfläche in qm pro 1.000 Einwohner im
             Vergleich                                       27
Abbildung 13 Kerneinzugsgebiet des Marienheider
             Einzelhandels                                   30
Abbildung 14 Kaufkraftbewegungen in der Gemeinde
             Marienheide                                     33
Abbildung 15 Kaufkraftbewegungen nach Warengruppen (in
             Mio. EUR)                                       34
Abbildung 16 Einkaufshäufigkeit in und außerhalb
             Marienheides                                    37
Abbildung 17 Bevorzugte Einkaufsstandorte nach
             Sortimentsgruppen in % der Befragten            38
Abbildung 18 Beurteilung des Einzelhandels und der
             Rahmenbedingungen in der Gemeinde
             Marienheide aus Sicht der Bürger                40
Abbildung 19 Anregungen zur Verbesserung der Einkaufs- und
             Versorgungsfunktion in der Gemeinde
             Marienheide                                     41
Abbildung 20 Anregungen zur Angebotserweiterung des
             Marienheider Einzelhandels                      42
Abbildung 21 Nutzungskartierung des Hauptzentrums
             Ortskern Marienheide                            56
Abbildung 22 Räumliche Festlegung des Hauptzentrums
             Ortskern Marienheide                            60
Abbildung 23 Nahbereiche der strukturprägenden
             Lebensmittelanbieter                            72

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1    Einwohner der Gemeinde Marienheide nach
             Ortsteilen                                       7
Tabelle 2    Einwohnerentwicklung Gemeinde Marienheide
             2001 - 2011                                      9
Tabelle 3    Top Ten des Textileinzelhandels im Jahr 2011    18
Tabelle 4    Einzelhandelsausstattung in der Gemeinde
             Marienheide nach Sortimenten (nach
             Angebotsschwerpunkt)                            21
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Inhalt

Tabelle 5        Räumliche Verteilung des Einzelhandels in der
                 Gemeinde Marienheide                                         23
Tabelle 6        Einzelhandelsausstattung der Gemeinde
                 Marienheide nach Angebotsschwerpunkt                         25
Tabelle 7        Bereinigte Einzelhandelsausstattung der
                 Gemeinde Marienheide                                         28
Tabelle 8        Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial
                 nach Waren- gruppen im Einzugsbereich des
                 Marienheider Einzelhandels im Jahr 2011                      31
Tabelle 9        Zentralitätskennziffern nach Warengruppen in
                 Marienheide im Jahr 2011                                     32
Tabelle 10       Kaufkraftbewegungen nach Warengruppen                        35
Tabelle 11       Umsatzprognose für Marienheide bis 2030                      44
Tabelle 12       Umsatzprognose für die Gemeinde Marienheide
                 bis 2030 für das Szenario „Ausbau“                           45
Tabelle 13       Orientierungswerte für die
                 Verkaufsflächenentwicklung in der Gemeinde
                 Marienheide                                                 46
Tabelle 14       Einzelhandelsausstattung im Hauptzentrum
                 Ortskern Marienheide nach Bedarfsstufen                      54
Tabelle 15       Komplementärnutzungen im Hauptzentrum
                 Marienheide                                                  55
Tabelle 16       Nutzungsstruktur im Hauptzentrum
                 Marienheide                                                  55
Tabelle 17       Einstufung des Ortskern Marienheide als
                 Hauptzentrum                                                 61
Tabelle 18       Bereinigte Einzelhandelsausstattung in der
                 Gemeinde Marienheide und im Hauptzentrum
                 zur Ableitung der „Marienheider Liste“                       67
Tabelle 19       Lage und Nahversorgungsrelevanz der
                 strukturprägenden Lebensmittelanbieter in
                 Marienheide                                                  70

In dem nachfolgenden Text verwenden wir eine geschlechtsneutrale Sprache. Bei
der konkreten Ansprache von Personen werden sowohl die weiblichen als auch die
männlichen Personen genannt, z. B. „Bewohnerinnen und Bewohner“. Sollte aus
Versehen oder aus Gründen der besseren Lesbarkeit an einigen Stellen nur die
männliche Form, z. B. „Akteure“ gewählt sein, meinen wir aber immer auch die
weiblichen Personen, nämlich die Akteurinnen. Selbstverständlich sind für uns
immer Männer und Frauen gleichzeitig, gleichgestellt und chancengleich ange-
sprochen.

Dieses Gutachten unterliegt dem Urheberrecht. Vervielfältigungen, Weitergabe
oder Veröffentlichung des Gutachtens in Teilen oder als Ganzes sind nur nach vor-
heriger Genehmigung und unter Angabe der Quelle erlaubt, soweit mit dem Auf-
traggeber nichts anderes vereinbart ist.
Gemeinde Marienheide Einzelhandels- und Zentrenkonzept - Stadt- und Regionalplanung
Einleitung                                                                                                             1

1            Einleitung
1.1          Ausgangssituation und Ziele
Die Gemeinde Marienheide befindet sich im Osten des Oberbergi-
schen Kreises und des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Jenseits
der Gemarkung grenzt im Norden der Märkische Kreis an. Die rund
13.700 Einwohner zählende Gemeinde wird landesplanerisch als
Grundzentrum eingestuft und steht als Einzelhandelsstandort ins-
besondere in Wettbewerb zum Mittelzentrum Gummersbach und
dem Oberzentrum Köln.
Im Rahmen des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts für die Ge-                            Grundlage für zielgerichtete
meinde Marienheide sollen Daten und Empfehlungen zusammen-                              Entscheidungen
gestellt werden, die aufbauend auf einer Betrachtung der aktuellen
Situation eine Umsetzungsstrategie aufzeigen. Diese kann als
Grundlage für alle zukünftig erforderlichen handelsbezogenen und
bauleitplanerischen Entscheidungen herangezogen werden. Dabei
sind Aussagen über das künftig zu erwartende Kaufkraftpotenzial
nach Sortimenten, die anzustrebende Ausstattung mit Einzelhan-
delsflächen sowie sinnvolle Veränderungen bzw. Ergänzungen der
Sortimente und Standorte zu treffen. Das Konzept ermöglicht damit
sowohl der Gemeinde Marienheide als auch Investoren und Betrei-
bern eine aktuelle Positionsbestimmung des hiesigen Einzelhandels
und gibt insbesondere der Gemeinde Handlungsempfehlungen für
eine städtebaulich ausgerichtete Standortpolitik.
Bei der Bearbeitung sind die Vorgaben auf Bundes- und Landesebe-                        Auslaufen des LEPros NRW am
ne zu beachten. Hierzu ist anzumerken, dass der Verfassungs-                            31. Dezember 2011
gerichtshof für das Land Nordrhein-Westfalen § 24 a Abs. 1 Satz 4
des LEPros mit Urteil vom 26. August 2009 (VerfGH 18/08) für ver-
fassungswidrig erklärt hat. Somit existieren nach dem Auslaufen
des LEPros, dort § 38, seit 31. Dezember 2011 keine verbindlichen Vor-
gaben des Landes zur Verortung von Sondergebieten für großflächi-
gen Einzelhandel. Allerdings verfolgt das Land Nordrhein-Westfalen
weiterhin das Ziel, eine gesetzliche Regelung zu schaffen, die ge-
währleisten soll, dass großflächige Einzelhandelsentwicklungen
weder die Funktionsfähigkeit zentraler Versorgungsbereiche in der
Stadt oder in benachbarten Kommunen, noch die wohnungsnahe
Versorgung der Bevölkerung beeinträchtigen.1
Alle für die Steuerung der Einzelhandelsentwicklung notwendigen
planungsrechtlichen Voraussetzungen wurden auf Grundlage der
Erhebungsergebnisse und der Bewertung der aktuellen einzelhan-
delsrelevanten Angebots- und Nachfragesituation erarbeitet.

1     Zum Zeitpunkt der Berichtslegung ist auf den Entwurf der Staatskanzlei Nord-
      rhein-Westfalen vom 17. April 2012 zum Sachlichen Teilplan Großflächiger Ein-
      zelhandel für den Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen zu verweisen.
      In den Zielen 2 und 3 wird dabei u. a. der Schutz zentraler Versorgungsbereiche
      und der wohnortnahen Versorgung gefordert.
Gemeinde Marienheide Einzelhandels- und Zentrenkonzept - Stadt- und Regionalplanung
Einleitung                                                                                                   2

Somit finden die zukünftigen ökonomischen Rahmenbedingungen
der Einzelhandels- und Zentrenentwicklung ebenso Berücksichti-
gung wie auch die städtebauliche Situation in Marienheide und die
übergeordneten rechtlichen Vorgaben.

Abbildung 1     Bausteine des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts

                            Situationsanalyse

  Rahmenbe-           Einzelhandels-         Städtebaul.         Nachfrage
  dingungen              angebot              Situation

                                  KONZEPT
Quelle: Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2011

1.2          Methodische Vorgehensweise
Im April und Juni 2012 wurde der gesamte Ladeneinzelhandel der               Einzelhandelsbestandserhebung
Gemeinde Marienheide durch Vor-Ort-Begehungen erfasst. Die ak-
tuelle Bestandsstruktur ist eine wesentliche Entscheidungsgrundla-
ge für die Konzeption der Zentrenstruktur und ihre Abgrenzung.
Bei der Erfassung der Verkaufsfläche wurde das Urteil des BVerwG
AZ 4 C 10.04 vom 24. November 2005 zugrunde gelegt. Grundsätz-
lich wird die dem Kunden zugängliche Fläche als Verkaufsfläche
bewertet. Dazu zählen Schaufenster, Gänge, Treppen (einschließlich
Rolltreppen und Personenfahrstühle), Kassenzonen, Standflächen
für Einrichtungsgegenstände und Freiverkaufszonen, soweit sie
nicht nur vorübergehend zum Verkauf genutzt werden. Dem Kun-
den zwar aus betrieblichen und hygienischen Gründen nicht zu-
gänglich, jedoch trotzdem der Verkaufsfläche zuzurechnen, sind
Bereiche, in denen die Ware für den Kunden sichtbar ausliegt und in
dem das Personal die Ware zerkleinert, abwiegt und abpackt (Käse-,
Fleisch-, Wursttheke etc.).
Bezüglich der strittigen Fälle der Flächen für die Pfandgetränke-
rücknahme und die Vorhaltung der Einkaufswagen hat sich das OVG
NRW im Februar 2009 geäußert: Demnach sind die dem Kunden
zugänglichen Bereiche für die Pfandrücknahme der Verkaufsfläche
zuzurechnen. Dagegen sind sowohl innerhalb als auch außerhalb
Gemeinde Marienheide Einzelhandels- und Zentrenkonzept - Stadt- und Regionalplanung
Einleitung                                                                                           3

des Gebäudes befindliche Vorhaltungen für Einkaufswagen nicht
zur Verkaufsfläche zu rechnen.2
Die so erfasste Verkaufsfläche wurde nach neun Branchen und
37 Sortimenten differenziert. Eine fortschreibungsfähige Datei wird
der Gemeinde Marienheide übergeben.
Unter zusätzlicher Verwendung sekundärstatistischer Materialien,        Berechnung der Umsätze für
z. B. von nach Branchen gegliederten Flächenproduktivitäten, er-        das Jahr 2011
folgte anschließend unter Berücksichtigung der betriebs- wie
standortbezogenen Attraktivität und der Befragungsergebnisse die
Berechnung der Umsätze für das Jahr 2011.
Bei der textlichen, tabellarischen und kartografischen Darstellung      Gruppierung der Sortimente
des Einzelhandelsbestands werden im Rahmen des Einzelhandels-
und Zentrenkonzepts die einzelnen Sortimente aus Datenschutz-
gründen zusammengefasst, sodass sich der Gesamtbestand in fol-
gende Gruppen gliedert:
ƒ   Nahrungs-/Genussmittel
ƒ   Gesundheit/Körperpflege und Blumen/Zoobedarf
ƒ   Bücher/Schreibwaren/Büro
ƒ   Bekleidung/Schuhe/Schmuck und Sport/Freizeit/Spiel
ƒ   Elektrowaren und Möbel/Einrichtung sowie Bau-/Garten-
    bedarf/Autozubehör
Neben den Betrieben des Einzelhandels und Ladenhandwerks                Komplementärnutzungen
bestimmen publikumsorientierte Dienstleistungen, kulturelle Ein-
richtungen und eine Reihe weiterer Nutzungen die Attraktivität
eines Standorts sowie dessen Zentralität wesentlich. Dies ist für die
Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche von Bedeutung und
wurde auch im Rahmen der Bestandsaufnahme innerhalb der we-
sentlichen siedlungsstrukturell integrierten Einzelhandelslagen be-
rücksichtigt. Die Bestandsdaten wurden jedoch nicht weitergehend
analysiert und damit ausschließlich im Hinblick auf die Erfüllung
ihrer Komplementärfunktionen zum Einzelhandel bewertet.
Publikumsorientierte Dienstleistungen zeichnen sich dadurch aus,        publikumsorientierte
dass ihre Existenz von einer hohen Besucherfrequenz einer breiten       Dienstleistungen
Zielgruppe abhängig ist. Sie belegen häufig Standorte in Zentren,
um von der durch die umliegenden Nutzungen erzeugten Passan-
tenfrequenz zu profitieren, ermöglichen umgekehrt aber auch den
umgebenden Nutzungen, von der durch sie erzeugten Frequenz zu
partizipieren. Damit kommt auch publikumsorientierten Dienstleis-
tungen eine zentrenprägende Funktion zu. Insbesondere gastrono-
mische und öffentliche Einrichtungen verstärken die Belebung eines
Zentrums und tragen dazu bei, sogenannte Synergieeffekte auszu-
lösen.

2   vgl. OVG NRW AZ 7 B 1767 / 08, 6. Februar 2009
Gemeinde Marienheide Einzelhandels- und Zentrenkonzept - Stadt- und Regionalplanung
Einleitung                                                                                                     4

Neben den auf die Frequenz eines Geschäftsquartiers eher kontra-
produktiv wirkenden Leerständen wurden daher folgende Nutzun-
gen (ohne Flächenangaben) im Ortskern Marienheides sowie in des-
sen unmittelbarem Umfeld erhoben:
ƒ     Restaurants, Cafés, Eisdielen, Gaststätten etc.
ƒ     Arzt- und Anwaltspraxen sowie Notare
ƒ     Bank- bzw. Sparkassenfilialen
ƒ     Massagepraxen und Physiotherapeuten
ƒ     Chemische Reinigungen, Waschsalons
ƒ     Friseure
ƒ     Lotto/Toto, Copy-Shops
ƒ     CD-/Video-Verleih
ƒ     Reisebüros
ƒ     Saunas und Bräunungsstudios
ƒ     Schuh- und Schlüsselservices
ƒ     Versicherungs- und Maklerbüros
ƒ     Kinos, Theater, Galerien und sonstige kulturelle Einrichtungen
ƒ     Spielotheken, Billard-Center
ƒ     Internetcafés
ƒ     Postdienstleistungen
Für diese Komplementärnutzungen wurden Name, Adresse und                       Obergruppen der Komplementär-
Standort ermittelt, wobei eine Zuordnung zu folgenden vier Ober-               nutzungen
gruppen erfolgte:
ƒ     Gastronomie und Hotellerie
ƒ     Dienstleistungen
ƒ     Kultur und Freizeit
ƒ     Bildung und Gesundheit
Zur Ermittlung der Einkaufsorientierungen und der -zufriedenheit               Bürgerbefragung
wurden 300 Bürger in der Gemeinde Marienheide mittels einer tele-
fonischen Bürgerbefragung interviewt.3 Das Befragungsprogramm
war im Vorfeld detailliert mit Vertretern der Stadtverwaltung abge-
stimmt worden.

1.3          Beteiligung
Eine projektbegleitende und fachbezogene Mitarbeit der unter-
schiedlichen Akteursschaft stößt schon während der Gutachte-
nerstellung einen Diskussionsprozess an und verbessert die Qualität
der Untersuchung. Zudem kann mit einer breiten Akzeptanz der
Ergebnisse und Empfehlungen gerechnet werden.
Die Abstimmung der methodischen Vorgehensweise sowie die Prä-
sentation der Zwischenergebnisse erfolgten zunächst mit Vertre-
tern aus Politik und Verwaltung. Am 23. August 2012 wurde das

3     bearbeitet durch die Fa. VALID RESEARCH Marktforschung GmbH, Bielefeld
Rahmenbedingungen                                                                                       5

Konzept als Sachstandsbericht im Bau-, Planungs- und Umweltaus-
schuss der Gemeinde Marienheide vorgestellt. Anschließend
(24. August 2012 bis 5. Oktober 2012) fand die Beteiligung der Nach-
barkommune sowie der Industrie- und Handelskammer statt. Am
27. September 2012 wurde das Gesamtkonzept zunächst im Bau-,
Planungs- und Umweltausschuss, danach den interessierten Einzel-
händlern vorgestellt.
Im Zeitraum vom 1. Oktober 2012 bis zum 17.10.2012 erfolgten Offen-
lage und Bürgerbeteiligung, sodass der Rat der Gemeinde Marien-
heide das Einzelhandelskonzept am 27. November 2012 beschließen
konnte.

2        Rahmenbedingungen
2.1      Lage im Raum und regionalplanerische Einstufung
Die Gemeinde Marienheide liegt im Oberbergischen Kreis, eingebet-       Lage und Wettbewerbssituation
tet in den Landschaftsraum Bergisches Land. Sie grenzt im Norden
an den Märkischen Kreis mit den Städten Kierspe und Meinerzha-
gen, im eigenen Kreisgebiet wird sie umrahmt von der Gemeinde
Lindlar und den Stadtgebieten Wipperfürth und Gummersbach. Die
Gemeinde Marienheide ist dem Regierungsbezirk Köln zugeordnet
und wird in der landesplanerischen Hierarchie als Grundzentrum
eingestuft. Dies bedeutet, ihr wird in erster Linie eine Versorgungs-
funktion für die eigene Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistun-
gen des kurz- und teilweise auch des mittelfristigen Bedarfs beige-
messen. Der Einkaufsstandort Marienheide steht insbesondere im
Wettbewerb zum kreisangehörigen Mittelzentrum Gummersbach,
welches in ca. zehn Kilometer Entfernung liegt, sowie zum Ober-
zentrum Köln, das sich rund 50 Kilometer entfernt befindet.
Neben der Wettbewerbssituation wird die Einzelhandelsentwick-
lung Marienheides u. a. durch die Verkehrsanbindung und die topo-
grafische Situation beeinflusst.
Marienheide befindet sich in ca. 15 Kilometer Entfernung zum Auto-
bahnanschluss Engelskirchen der Autobahn A 4. Über diese kann in
westlicher Fahrtrichtung das Oberzentrum Köln erreicht werden.
Die Hauptverkehrsadern im Gemeindegebiet werden durch die               verkehrstechnische Anbindung
Landstraßen L 306 (Kotthauserhöhe–Rodt–Müllenbach–Autobahn-
anschluss Meinerzhagen) und L 97 (Himmerkusen–Marienheide–
Holzwipper) sowie die von Eberg kommende Bundesstraße B 256 in
Richtung Kotthauserhöhe gebildet.
Rahmenbedingungen                                                                                                  6

Abbildung 2     Lage der Gemeinde Marienheide im Raum und zentralört-
                liche Gliederung

Quelle: Kartengrundlage: Geobasisdaten Landesvermessungsamt Nordrhein-
        Westfalen, Bonn, ST/8/2004, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr.
        Jansen GmbH 2012

Der öffentliche Personennahverkehr wird durch eine Reihe von Bus-                öffentlicher Personennahverkehr
verbindungen bedient, die die innergemeindliche Erreichbarkeit
sicherstellen und über die Gemeindegrenze hinweg eine Verbin-
dung nach Gummersbach, Meinerzhagen, Engelskirchen und Rem-
scheid ermöglichen. Außerdem besteht eine direkte Zugverbindung
mit der Regionalbahn (RB 25) vom Hauptort Marienheide zum Ober-
zentrum Köln.
Trotz der Randlage des Gemeindegebiets im Land Nordrhein-
Westfalen kann die verkehrliche Anbindung der Gemeinde
Marienheide in regionaler Hinsicht als gut eingestuft werden.
Eine Besonderheit ergibt sich durch den Regionalflughafen
Meinerzhagen. Er befindet sich zwischen den Kommunen
Marienheide und Meinerzhagen. Dieser fungiert aufgrund einer
begrenzten Landebahn nicht als Start- und Zielpunkt von
Linienflügen, bietet aber beste Voraussetzungen für den
Geschäftsflugverkehr.
Rahmenbedingungen                                                                                                 7

2.2         Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung
Für die aktuelle Einzelhandelssituation, aber auch die Entwicklungs-
potenziale des Einzelhandels in Marienheide sind auch die Bevölke-
rungsverteilung und -struktur wichtig.
Die Gemeinde Marienheide wies zum 31. Dezember 2011 eine Ein-                      Einwohnerzahl und Stadtgliederung
wohnerzahl von 13.724 Einwohnern auf, die sich auf insgesamt
52 Ortsteile in einer dispersen Siedlungsstruktur verteilen.4 Der
Großteil der Ortsteile ist dörflich strukturiert. Nur der Bereich
Rodt/Müllenbach weist neben dem Hauptort Marienheide eine
kompaktere Struktur auf.
Die zwei Siedlungsschwerpunkte werden durch die Bundesstraße
B 256 verkehrlich miteinander verbunden.

Tabelle 1     Einwohner der Gemeinde Marienheide nach Ortsteilen

Ortsteil                                 Einwohner                        in %

Berghof                                                                     0,2
                                                  33
Börlinghausen                                                               2,0
                                                 283
Däinghausen                                                                 0,8
                                                 105
Dahl                                                                        0,1
                                                   8
Dannenberg                                                                  2,3
                                                 326
Dürhölzen                                                                   1,2
                                                 161
Eberg                                                                       0,5
                                                  68
Eiringhausen                                                                0,3
                                                  45
Erlinghagen                                                                 2,5
                                                 347
Gervershagen                                                                0,1
                                                  16
Gimborn                                                                     0,2
                                                  30
Gogarten                                                                    1,6
                                                 225
Grunewald                                                                   0,0
                                                   3
Himmerkusen                                                                 0,6
                                                  86
Höfel                                                                       0,5
                                                  64
Holzwipper                                                                  0,7
                                                  94
Hütte                                                                       0,4
                                                  59
Jedinghagen                                                                 2,3
                                                 321
Kalsbach                                                                    4,3
                                                 600
Kattwinkel                                                                  0,8
                                                 115

4     Die Gesamteinwohnerzahl der Gemeinde Marienheide bezieht sich auf Daten
      des IT.NRW, die Einwohnerzahlen der einzelnen Ortsteile wurden von der Ge-
      meinde Marienheide fortgeschrieben. Im weiteren Verlauf der Untersuchung
      wird die Gesamteinwohnerzahl des IT.NRW für weitere Berechnungen herange-
      zogen.
Rahmenbedingungen                                                                                    8

Ortsteil                             Einwohner                       in %

Kempershöhe                                                            0,9
                                             122
Königsheide                                                            0,3
                                              43
Kotthausen                                                             6,8
                                             938
Krommenohl                                                             0,1
                                              13
Lambach                                                                0,1
                                              13
Lehmkuhl                                                               0,1
                                               7
Leiberg                                                                0,2
                                              22
Lienkamp                                                               0,1
                                              13
Linge                                                                  0,9
                                             123
Marienheide                                                           44,1
                                           6.075
Müllenbach                                                             9,1
                                           1.248
Niederwette                                                            0,5
                                              62
Oberboinghausen                                                        0,2
                                              25
Obernhagen                                                             0,6
                                              78
Obersiemeringhausen                                                    0,1
                                              18
Rodt                                                                   5,7
                                             779
Scharde                                                                1,1
                                             155
Schemmen                                                               0,6
                                              86
Schmitzwipper                                                          0,6
                                              77
Schöneborn                                                             0,7
                                             104
Schulzenkamp                                                           0,0
                                               4
Siemerkusen                                                            0,3
                                              46
Siepen                                                                 0,2
                                              22
Späinghausen                                                           0,1
                                              18
Straße                                                                 0,0
                                               6
Stülinghausen                                                          1,6
                                             220
Unterboinghausen                                                       0,1
                                              15
Unterpentinghausen                                                     0,1
                                               7
Wernscheid                                                             1,0
                                             133
Wilbringhausen                                                         0,4
                                              54
Winkel                                                                 2,0
                                             271
Gesamt                                    13.786                       100
Quelle: Daten der Gemeinde Marienheide, Darstellung Stadt- und Regionalpla-
        nung Dr. Jansen GmbH 2012

Seit dem Jahr 2001 verzeichnet die Gemeinde Marienheide Bevölke-              Einwohnerentwicklung
rungszuwächse mit nur geringen Schwankungen: Der relativ aus-                 2001 bis 2011
gewogene Gesamtsaldo aus Wanderungs- und natürlichen Bevölke-
Rahmenbedingungen                                                                               9

rungsbewegungen führte in der Vergangenheit zu einer leicht zu-
nehmenden Einwohnerzahl im Gemeindegebiet.

Tabelle 2        Einwohnerentwicklung Gemeinde Marienheide 2001 - 2011

                       Einwohner
                            Jahr 2001
Jahr                absolut
                            = 100 %
2001                    13.491    100,0 %
2002                    13.514    100,17 %
2003                  13.636      101,07 %
2004                  13.740      101,85 %
2005                    13.711    101,63 %
2006                    13.752    101,93 %
2007                  13.693      101,50 %
2008                 13.684       101,43 %
2009                    13.745    101,88 %
2010                    13.758    101,98 %
2011                    13.724    101,73 %
Quelle: Daten IT.NRW, Berechnung und Darstellung Stadt- und Regionalplanung
        Dr. Jansen GmbH 2012

Bei der Betrachtung der Bevölkerung nach Altersgruppen zeigt sich,
dass die Gemeinde Marienheide im Vergleich zu Kreis, Regierungs-
bezirk und Bundesland eine tendenziell jüngere Bevölkerung auf-
weist.
Abbildung 3     Bevölkerungsentwicklung seit 2001 im Vergleich

105%

103%

100%

98%

 95%

         2001    2002     2003   2004   2005    2006 2007      2008    2009       2010   2011

                  Gemeinde Marienheide                    Oberbergischer Kreis
                  Regierungsbezirk Köln                   Nordrhein-Westfalen

Quelle: Daten IT.NRW, Darstellung Stadt- u. Regionalplanung Dr. Jansen GmbH ’12
Rahmenbedingungen                                                                                                                     10

Der Anteil der Bevölkerung unter 25 Jahren liegt in Marienheide um                                   Bevölkerung nach Altersgruppen
rund vier Prozent höher als in den Vergleichsräumen. Demgegen-
über ist der Anteil der Einwohner über 65 Jahre um rund ein Prozent
geringer.

Abbildung 4         Altersstruktur der Marienheider Bevölkerung im Vergleich

  35,0

  30,0
          30                                                                           28
                                                                              28 28 28
  25,0
               27        26
                    26
  20,0                                                                                                        20
                                                                                                     19 20 19
  15,0
                                                                 15 14
                                       12 12            13 14
  10,0                           11 11

   5,0

   0,0

          unter 25 Jahre      25 bis unter 35 Jahre   35 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre   65 Jahre und mehr

         Gemeinde Marienheide         Oberbergischer Kreis       Regierungsbezirk Köln       Nordrhein-Westfalen

Quelle: Daten IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
        2012, Angaben in %

Um Aussagen zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung der Ge-                                          Bevölkerungsprognose bis 2030
meinde Marienheide treffen zu können, kann auf die Bevölkerungs-
prognose des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-
Westfalen (IT.NRW) zurückgegriffen werden.
Die Bevölkerungsprognose des IT.NRW sieht eine Abnahme der Be-
völkerung von 2008 bis 2030 um 5,2 % voraus; dies entspricht einer
absoluten Zahl von 720 Einwohnern (Basisjahr 2008: 13.780 Einwoh-
ner, Modellberechnung 2030: 13.060 Einwohner).
Neben einer Veränderung der Einwohnerzahlen wird sich auch in
der Gemeinde Marienheide der demografische Wandel insbesonde-
re im zukünftigen Altersaufbau der Bevölkerung deutlich widerspie-
geln. Hinsichtlich der weiteren Entwicklung ist davon auszugehen,
dass sich in der Gemeinde Marienheide der Bevölkerungsanteil von
Kindern und Jugendlichen der bundesweiten demografischen Ent-
wicklung folgend zukünftig verringern und der Anteil der älteren
Menschen ansteigen wird. Insgesamt lässt sich im Hinblick auf die
Bevölkerungsprognose festhalten, dass für den Einzelhandelsstand-
ort Marienheide keine deutlichen Impulse durch die Bevölkerungs-
entwicklung zu erwarten sind.
Rahmenbedingungen                                                                                                      11

Abbildung 5       Szenari0 der Bevölkerungsprognose für die Gemeinde
                  Marienheide bis 2030

  14.000

  13.800

  13.600

  13.400
                                                                                                    IT. NRW
  13.200                                                                                            (Basisjahr 2008)

  13.000

  12.800

  12.600
                 10

                        12

                                      16
        08

                                                           22
                                             18
                               14

                                                                                28
                                                                  24
                                                    20

                                                                                         30
                                                                         26
                      20
               20

                             20

                                    20

                                           20

                                                         20

                                                                20

                                                                              20
      20

                                                  20

                                                                       20

                                                                                       20
Quelle: Daten IT.NRW, Berechnung und Darstellung Stadt- und Regionalplanung
        Dr. Jansen GmbH 2012

Einhergehend mit einem Alterungsprozess und einem geringeren                         Veränderung in der Bedarfsstruktur
Anteil an Familien mit Kindern wird es zu Veränderungen in der Be-
darfsstruktur kommen. Dies betrifft insbesondere die Anforderun-
gen an eine wohnungsnahe Grundversorgung, eine autounabhän-
gige Versorgung sowie die Anpassung des Einzelhandels an die Be-
darfsstruktur kleinerer Haushaltsgrößen bzw. Singlehaushalte.

2.3          Wirtschaftsstruktur und Arbeitsplätze
Die grundzentralen Versorgungsfunktionen der Gemeinde Marien-                        Bedeutung von Gewerbe und
heide resultieren aus dem Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatz                   Industrie
der Gemeinde sowie aus dem Arbeitsplatzangebot im gewerblichen
Sektor. Die Gemeinde Marienheide hält derzeit vier Gewerbegebiete
vor: Rodt, Kalsbach-Kotthauserhöhe, Griemeringhausen und Ma-
rienheide. Moderne Industriebetriebe des Maschinen- und Werk-
zeugbaus sowie der Metall- und Kunststoffverarbeitung begründen
einen überdurchschnittlich hohen Anteil der sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten im Bereich des Produzierenden Gewerbes.
Insgesamt war im Jahr 2011 ein Anteil von ca. 68 % der sozialversi-
cherungspflichtig Beschäftigten im Bereich des produzierenden
Gewerbes tätig (Oberbergischer Kreis: Ca. 57 %).
Überdurchschnittlich ausgeprägt ist in der Gemeinde Marienheide
außerdem der Bereich Land- und Forstwirtschaft/Fischerei: Im
Oberbergischen Kreis sind ca. 0,4 % der Beschäftigten in diesem
Bereich tätig, in der Gemeinde Marienheide ca. 1,5 %.
Im regionalen Vergleich liegen im Bereich Handel, Gastgewerbe und
Verkehr durchschnittliche Werte vor. Der Anteil der sozialversiche-
Rahmenbedingungen                                                              12

rungspflichtig Beschäftigten beträgt in der Gemeinde Marienheide
ca. 13,6 % (Oberbergischer Kreis: Ca. 15,6 %).
Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bereich
der sonstigen Dienstleistungen zeigt in der Gemeinde Marienheide
mit rund 16,9 % hingegen einen deutlich geringeren Wert als im
Oberbergischen Kreis (27,1 %) oder den beiden kreisübergeordneten
Vergleichsräumen Regierungsbezirk Köln (ca. 41,3 %) und Nordrhein-
Westfalen (34,1 %).

Abbildung 6        Beschäftigtenstruktur im regionalen Vergleich

 100
  90          17
                                  27
                                                                      34
  80          14                                    41
  70
                                  16
  60
                                                                      23
  50                                                23
  40
              68
  30                              57
  20                                                                  42
                                                    35
  10
               2                  0                 0                 1
   0

          Gemeinde          Oberbergischer    Regierungsbzirk     Nordrhein-
         Marienheide             Kreis             Köln           Westfalen

       Land- und Forstwirtschaft, Fischerei     Produzierendes Gewerbe
       Handel, Gastgewerbe, Verkehr             Sonstige Dienstleistungen

Quelle: Daten IT.NRW: Kommunalprofil der Gemeinde Marienheide Juni 2010,
        Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2012

Die Bemühungen der Gemeinde, insbesondere dem verarbeitenden
Gewerbe ausreichende Flächen zur Verfügung zu stellen, sind er-
folgreich. So ist die Zahl der Arbeitsplätze in Marienheide durch die
Ansiedlung bzw. den Ausbau verschiedener Unternehmen seit 2010
wieder angestiegen. Insbesondere im Zeitraum von 2006 bis 2008
ist ein Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu
erkennen, der aber in den Folgejahren wieder abfällt. Dies ist auf die
wirtschaftlich starken Jahre zwischen 2006 und 2008 und dem ho-
hen Anteil der Beschäftigten im gewerblichen Sektor zurückzufüh-
ren.
Im Jahr 2011 wurden insgesamt 3.057 sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte in Marienheide gezählt. Gegenüber dem Jahr 2000
bedeutet dies einen starken Rückgang der sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten von rund 16,6 %.
Rahmenbedingungen                                                                                       13

Abbildung 7     Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftig-
                ten am Arbeitsort im Vergleich von 2000 bis 2011
                (2000 = 100%)

104

100

 96

 92

 88

 84

80

      2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010                       2011

              Gemeinde Marienheide                         Oberbergischer Kreis
              Regierungsbezirk Köln                        Nordrhein-Westfalen

Quelle: Daten IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
        2012

Die Arbeitsplatzsituation der Gemeinde Marienheide spiegelt sich               negatives Pendlersaldo
auch in einem negatives Pendlersaldo im Jahr 2010 wider: 2.218 Be-
rufseinpendler stehen 4.437 Berufsauspendlern gegenüber und füh-
ren zu einem negativen Pendlersaldo von 2.219 Beschäftigten. Die
Berufsauspendler sind zu etwa gleichen Teilen im produzierenden
(2.134 Berufsauspendler) wie im Dienstleistungsgewerbe (2.303 Be-
rufsauspendler) außerhalb des Gemeindegebiets Marienheide tätig.
Die Pendlerverflechtungen konzentrieren sich maßgeblich auf die
Stadtgebiete Gummersbach und Wipperfürth. Auch das Oberzent-
rum Köln stellt Arbeitsplätze für die in Marienheide wohnhaften
Arbeitnehmer. Hervorzuheben ist außerdem der Anteil der Be-
rufseinpendler von 36 % aus dem Stadtgebiet Gummersbach in die
Gemeinde Marienheide.
Die starken Pendlerverflechtungen dokumentieren, dass die Ge-
meinde Marienheide gleichermaßen als Wirtschafts- und Wohn-
standort von Bedeutung ist. Dies ist deshalb von so hohem Interes-
se, weil viele Beschäftigte ihren Einkauf (auch) am Arbeitsort tätigen
oder die Fahrten zum Arbeitsort mit dem Einkauf verknüpfen.
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel                                                            14

Abbildung 8     Pendlerverflechtungen im Jahr 2010 (ausgewählte Städte
                und Gemeinden; in absoluten Zahlen)

Quelle: Daten IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
        2012

3        Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel
3.1      Bedeutung des Einzelhandels für die Stadtentwicklung
Die Entwicklung des Einzelhandels und der Stadtstrukturen beein-               stadtbildende Funktion des
flussen einander. Einzelhandel bewirkt in integrierten Lagen oftmals           Einzelhandels
Baudichte, Passantenfrequenz sowie Nutzungsmischung und ist
eine wichtige Voraussetzung für Urbanität und eine „vitale Stadt“.
Umgekehrt verbessern attraktive städtebauliche Rahmenbedingun-
gen die Anziehungskraft von Einzelhandelslagen. Mit der zuneh-
menden Ansiedlung von Einzelhandel an peripheren Standorten hat
sich diese „stadtbildende“ Funktion des Einzelhandels in der Ver-
gangenheit deutlich reduziert. Daher bedarf es heute der gezielten
Steuerung des Einzelhandels im Rahmen einer nachhaltigen Stadt-
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel                                                         15

entwicklungspolitik, um die stadtbildende Funktion des Einzelhan-
dels aufrechtzuerhalten. Die Zentren sind dabei auf Einzelhandels-
nutzungen angewiesen, um Frequenzen zu sichern.
Beeinflusst wird die Entwicklung des Einzelhandels von Verände-           Angebot und Nachfrage
rungen in Angebot und Nachfrage. Es ist davon auszugehen, dass
sich einige der nachfolgend skizzierten Entwicklungstendenzen un-
abhängig von öffentlichen Eingriffen fortsetzen, andere jedoch sind
durch gezielte Stadtentwicklungspolitik beeinflussbar.

3.2       Entwicklungen auf der Angebotsseite
Eine Reihe handelsendogener Faktoren wird auch in Zukunft die
Einzelhandelsentwicklung in der Gemeinde Marienheide beeinflus-
sen:
Seit 1970 hat sich in Deutschland die Verkaufsfläche des Ladenhan-        Verkaufsflächenwachstum und
dels auf aktuell ca. 122 Mio. qm mehr als verdreifacht.5 Allerdings ist   steigende Betriebsgrößen
in den letzten Jahren eine nachlassende Dynamik zu erkennen.
Das starke Verkaufsflächenwachstum führt bei einem begrenzten             Verkaufsflächenproduktivität
Marktvolumen zu einem Rückgang der Verkaufsflächenproduktivi-
tät. Die Folgen sind steigender Wettbewerb um Marktanteile, aber
auch die Tendenz zur stärkeren Reduzierung der Betriebskosten
(Lieferantenkonditionen, Personalkosten). Hieraus resultieren oft-
mals Reduzierungen von Serviceleistungen sowie die weitere Ver-
drängung kleinerer Betriebseinheiten, die aufgrund ungünstiger
Einkaufskonditionen sich im Preiskampf nicht mehr behaupten kön-
nen.
Ein Wandel der Betriebsformen und -konzepte führt zu steigendem           Discountorientierung
Wettbewerbsdruck vor allem bei inhabergeführten Geschäften. Die-
se Umformung verläuft häufig in Verbindung mit einer zunehmen-
den Großflächigkeit und Discountisierung. Beispielhaft ist der Le-
bensmitteleinzelhandel aufzuführen, dessen Preiskampf im europä-
ischen Vergleich in Deutschland mit am ausgeprägtesten ist. Eine
steigende Dominanz des Discountbereichs wird anhand der Ent-
wicklung des Umsatzanteils am gesamten Lebensmitteleinzelhan-
del deutlich: Seit 1990 hat sich der Umsatzanteil der Lebensmittel-
discounter von ca. 24 % auf ca. 42 % im Jahre 2007 fast verdoppelt –
mit einer weiter steigenden Tendenz.6 Wesentliche Einbußen muss-
ten neben den traditionellen kleineren SB-Lebensmittelgeschäften
lange Zeit auch die Supermärkte hinnehmen.

5 vgl. EHI Handel aktuell 2009/2011, S.174
6 EHI Handel aktuell 2009/2011, S. 192
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel                                                                     16

Abbildung 9           Verkaufsflächenentwicklung im Einzelhandel 1980 – 2011
                      (in Mio. qm)

150

120
                                                                       122
                                                           116
90                                              109
                                        95
60                         77
              63
30

    0

             1980         1990         1995    2000       2005        2010
Quelle: Daten EHI Handel aktuell 2009/2011, Darstellung Stadt- und Regionalpla-
        nung Dr. Jansen GmbH 2012

Auch in anderen Branchen, z. B. Drogerieartikel, Textilien, Schuhe
oder Sportartikel, verläuft diese Entwicklung zugunsten von Fach-
märkten und zulasten kleiner und mittelständischer Fachgeschäfte.
Auf dem deutschen Elektronikmarkt werben die Filialketten Media
Markt, Saturn und Pro Markt massiv mit Niedrigpreisen und erwirt-
schaften mittlerweile einen Umsatzanteil von fast 40 % am Ge-
samtmarkt.7
Im angespannten Wettbewerb um Umsatzanteile haben Preisdum-                       Konzentration und Filialisierung
ping und Unternehmensübernahmen zu immer stärkeren Konzent-
rationsprozessen und höherem Filialisierungsgrad im Einzelhandel
geführt.
Die Vertriebsstrukturen im Einzelhandel verändern sich mit deutli-                Veränderung der Vertriebsstrukturen
chen Auswirkungen auf die bestehende Einzelhandelslandschaft
und deren Entwicklung. Neue Standorte (u. a. Tankstellen, Bahnhö-
fe, Flughäfen) verschärfen den Wettbewerb des stationären Einzel-
handels. Hersteller versuchen, die Bedeutung der Händler zu min-
dern und realisieren Shops in Eigenregie. Mit E-Commerce erobern
virtuelle Einkaufsplätze die Gunst der Kunden. So stieg der Umsatz
des Online-Handels von ca. 1,0 Mrd. EUR im Jahre 2000 auf ca.
18,3 Mrd. EUR im Jahre 2011. Dies entspricht bereits über 7 % des Ge-
samtumsatzes im Einzelhandel. Für das Jahr 2011 wurde ein weiterer
Anstieg des Umsatzes auf bis zu 10 % des Gesamtumsatzes prog-
nostiziert.8

7       EHI Handel aktuell 2009/2011, S. 236
8       EHI Handel aktuell 2009/2011, S. 232
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel                                       17

Anfänglich waren es hauptsächlich Bücher und Produkte der Unter-
haltungselektronik/IT, die über E-Commerce nachgefragt wurden.
Mittlerweile ist der Onlinehandel in fast allen Branchen spürbar.
Auch der Bereich Teleshopping weist kontinuierliche Umsatz-
zuwächse von jährlich ca. 20 % auf. Damit verliert der stationäre
Einzelhandel zunehmend Marktanteile.

Abbildung 10           Umsatzanteile des Lebensmitteleinzelhandels nach
                       Betriebstypen von 1991 bis 2007 (in %)

 50

 40

 30

 20

 10

  0
                            01

                           04
          2

                            95
                 3

                            97
      1

                           00
                           98
                             4

                           02

                           06
                           05
                           03

                           07
                           96

                           99
    9
           9
                  9
                         9

                         20
 19
        19
               19

                         19

                         19

                        20
                        20
                        20
                        20

                        20
                      19

                        19

                        20

                        20
                        19

                        19

                SB-Warenhaus/Verbrauchermarkt        Discounter
                Supermarkt                           restliche Lebensmittelgeschäfte

Quelle: Datengrundlage EHI Handel aktuell 2009/2011 und frühere Ausgaben;
        Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Anm.:     Aufgrund neuer Betriebstypenentwicklungen im Bereich des Lebensmit-
          teleinzelhandels wurden die statistischen Kategorien der Betriebstypen
          durch das EHI Retail Institute mittlerweile novelliert, sodass eine Ver-
          gleichbarkeit der Darstellung mit den Jahren 2008 bis 2011 nicht gewähr-
          leistet wäre.

Zudem kommt es zu einer Art „Aufweichung“ der bisherigen Be-
triebstypenstrukturen. Die Firma Tchibo hat sich lange Zeit als
Mehrbranchenanbieter positioniert, die Umsätze aus Kaffee-
Verkauf wurden zur Nebeneinnahme. Die Lebensmitteldiscounter
Aldi und Lidl erreichen hohe Umsatzanteile und Marktbedeutung
mit Aktionsware; beispielhaft dafür ist die Betrachtung der umsatz-
bezogenen Top Ten im Textileinzelhandel.
Aufgrund des fortwährenden Kampfs um Marktanteile nimmt die
Vertikalisierung im Einzelhandel zu, sie steht für die Ausklamme-
rung von Zwischenstufen (z. B. Großhandel) des Handels durch Rea-
lisierung eigener Shops oder enge Zusammenarbeit mit anderen
Handelspartnern (z. B. Esprit, H & M, Ikea, Aldi), um sich hierdurch
vor allem gegenüber anderen Filialisten, dem Fach- und Versand-
handel behaupten zu können.
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel                                                                     18

Tabelle 3     Top Ten des Textileinzelhandels im Jahr 2011

                                                               Textilumsatz
    Unternehmen                                                 in Mio. EUR
                                                                   brutto
    Otto Group, Hamburg                                              4.158*
    H&M, Hamburg                                                      3.211
    C&A, Düsseldorf                                                   3.011
    Metro Group, Düsseldorf                                          2.418*
    Karstadt, Essen                                                  1.973*
    Peek & Cloppenburg, Düsseldorf                                    1.334
    Tengelmann, Mülheim Ruhr                                         1.195*
    Lidl, Neckarsulm                                                 1.049*
    Aldi Gruppe                                                      1.034*
    Tchibo, Hamburg                                                    945*

*         Schätzwerte
Quelle: Datengrundlage Textil Wirtschaft Oktober 2011 (www.lebensmittel-
        zeitung.net), Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
        2011

3.3         Entwicklungen auf der Nachfrageseite
Verantwortlich für die Entwicklungstendenzen im Einzelhandel sind
auch die Verbraucher. So hat sich auf der Nachfrageseite in den letz-
ten Jahrzehnten ein demografischer und gesellschaftlicher Wandel
vollzogen, der sich in einer Veränderung der Altersstrukturen und
der Tendenz zu kleineren Haushalten sowie in einer gestiegenen
Mobilität niederschlägt. Zudem ist zu berücksichtigten, dass die
Bevölkerungszahl – mit erheblichen regionalen Unterschieden – in
den kommenden Jahren in der Tendenz weiter sinken wird.
Die immer stärkere Preis- und Pkw-Orientierung der Kunden hat die                  Preis- und Pkw-Orientierung der
Entwicklung der heutigen Strukturen im Einzelhandel unterstützt.                   Kunden
Das sogenannte Smartshopping9 hat die traditionelle Kundenbin-
dung an ein Unternehmen abgelöst – mit der Folge, dass Preis- so-
wie Rabattierungsaktionen weiter zunehmen.
In Verbindung mit wachsenden Ausgaben in anderen Bereichen                         Anteil des Einzelhandelsumsatzes an
(z. B. Energie) und zunehmender Preisorientierung der Verbraucher                  privaten Konsumausgaben
sinkt der Ausgabenanteil der Kunden für den Einzelhandel seit Jah-
ren. Lag der Anteil des Einzelhandels an den privaten Konsumaus-

9 Smart Shopper: Die Kaufentscheidung orientiert sich ausschließlich an Preis-
  günstigkeit und -würdigkeit; die Folgen im Kundenverhalten sind eine intensive
  Informationssuche vor dem Kauf, Vorratskäufe bei Angeboten, Internetshop-
  ping, Nutzung von Coupons und Kundenkarten.
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel                                                          19

gaben im Jahr 1995 noch bei über 35 %, wurde im Jahr 2011 nur noch
ein Anteil von ca. 28 % erreicht.10 Insgesamt wird die Einzelhandels-
kaufkraft in den nächsten Jahren voraussichtlich nur in geringem
Maße ansteigen.
Die Kunden verlangen aber trotz Umsatzrückgängen eine möglichst                Einkaufsverhalten
große Vielfalt. Dazu fordern die Tendenz zu mehr Ein- und Zweiper-
sonenhaushalten sowie der demografische Wandel eine größere
Diversifizierung im Hinblick auf Sortiments- und Angebotsstruktu-
ren. Alle Waren eines Bedarfsbereichs sollen zudem nach Möglich-
keit an einem Einkaufsstandort verfügbar sein (One-Stop-Shopping),
damit möglichst wenig Zeit für die Versorgung bzw. möglichst viel
Zeit für die Freizeitgestaltung verwendet werden kann. Eine größere
Entfernung zum Einkaufsort wird von dem mobilen Teil der Bevölke-
rung in Kauf genommen. „Erlebniseinkauf“ und „Versorgungsein-
kauf“ werden immer stärker getrennt.
Insgesamt geht mit der Steigerung der Mobilität und einer immer
bedeutsamer werdenden Erlebniskomponente des Einkaufens eine
sinkende Standort- und Betriebstreue der Verbraucher einher. Hier-
durch hat sich der Wettbewerb um den Kunden intensiviert. Auch
hat das veränderte Kundenverhalten zu einer Neubewertung von
Standortfaktoren und Standortqualitäten sowie der Entwicklung
neuer Betriebstypen und Vertriebssysteme durch die Einzelhandels-
unternehmen geführt.

3.4      Auswirkungen auf die Stadtentwicklung
Aus der Vernetzung der Entwicklungen von Angebots- und Nachfra-
geseite resultieren zum Teil erhebliche Auswirkungen auf die Stadt-
entwicklung.
Durch die Konzentration auf periphere, autoorientierte Einkaufsorte            Funktionsverluste in den
haben die gewachsenen Zentren v. a. in der Vergangenheit an Be-                Stadtzentren
deutung verloren. Die erfolgte Ausweitung von zentren- und nah-
versorgungsrelevanten Sortimenten an nicht integrierten Standor-
ten hat wichtige Magnetbetriebe sowie Kaufkraft aus den Zentren
abgezogen. In den Innenstädten haben die Warenhäuser und der
Fachhandel als Leitbetriebe an Bedeutung eingebüßt. Allerdings ist
hinsichtlich der Shopping-Center festzuhalten, dass hier in den letz-
ten Jahren eine Trendwende eingesetzt hat:
Während Einkaufszentren seit den 60er-Jahren vorzugsweise au-
ßerhalb bestehender Versorgungsstrukturen auf der „Grünen Wie-
se“ angesiedelt wurden, werden in den letzten Jahren neue Ein-
kaufszentren zum überwiegenden Teil innerhalb von Innenstädten
bzw. Stadtteilzentren in Ober- und Mittelzentren realisiert.

10 Quelle: Statistisches Bundesamt, HDE-Berechnungen 2011 (Einzelhandel ohne
   Kfz-Handel, Kraft- und Brennstoffe sowie Apotheken)
Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel                                                      20

Der Forderung von Handelsunternehmen nach größeren Ladenein-          Flächenansprüche
heiten ist in vielen Zentren schwer nachzukommen. Vielfach fehlen
notwendige Entwicklungsflächen für neue Handelsimmobilien oder
Erweiterungen bestehender Betriebe; Zuschnitte bestehender La-
deneinheiten entsprechen vielerorts nicht mehr aktuellen Ansprü-
chen. Die eigentümerübergreifende Vergrößerung von bestehenden
Ladeneinheiten stellt eine besondere Herausforderung dar, die u. a.
in Immobilien- und Standortgemeinschaften gelöst werden können.
Leistungsfähige Lebensmittelanbieter fragen heute Standorte mit       Nahversorgung
mindestens 800 qm Verkaufsfläche nach. Es muss daher davon aus-
gegangen werden, dass Lebensmittelmärkte ohne Erweiterungs-
möglichkeiten in vielen Fällen ihren Betrieb werden. Bei fehlenden
Entwicklungsflächen in den kleineren Zentren kann dann die Funk-
tionsfähigkeit des gesamten Zentrums gefährdet sein. Beim Verlust
des Lebensmittelmagnetbetriebs entsteht i. d. R. ein Trading-Down-
Prozess und weitere Geschäfte müssen aufgrund fehlender Lauf-
kundschaft schließen. Auch andere Infrastruktureinrichtungen (z. B.
Poststellen, Bankfilialen) ziehen sich aus den (ehemaligen) Versor-
gungsschwerpunkten zurück. Diese Entwicklungen verlaufen ent-
gegen einem stadtpolitischen Ziel der „kurzen Wege“. In der Ma-
rienheider Bevölkerung sind insbesondere immobile Bevölkerungs-
teile betroffen, die auf eine wohnungsnahe Grundversorgung an-
gewiesen sind. Mit dem demografischen Wandel steigt dieser be-
troffene Bevölkerungsteil weiter an.
Das Verkaufsflächenwachstum an nicht integrierten Standorten          Infrastrukturkosten
führt zu erhöhten Aufwendungen im Hinblick auf die Bereitstellung
der dort monofunktional genutzten Infrastruktur. Zudem verursacht
das Ausbleiben von Einzelhandelsinvestitionen in den Zentren öf-
fentliche Revitalisierungs- und Entwicklungsmaßnahmen. Der Flä-
chenverbrauch für großflächige, oft eingeschossige Verkaufsräume
an peripheren Standorten mit großzügigen Stellplatzanlagen be-
lastet die Umwelt.
Die durch die steigenden Betriebsgrößen hervorgerufenen größeren      Individualverkehr
Einzugsbereiche der Betriebe fördern den Anstieg des Individualver-
kehrs. Die Realisierung einer städtischen Funktionsmischung von
Wohnen und Versorgung – und damit die Möglichkeit zur Reduzie-
rung des Verkehrsaufkommens – wird immer schwieriger. Die
schwindende Attraktivität von Zentren kann darüber hinaus zur Ver-
nachlässigung von Investitionen in den öffentlichen Personennah-
verkehr (ÖPNV) führen.
In Gewerbe- und Industriegebieten stellen Entwicklungsflächen         Gewerbe- und Industriegebiete
entlang von Hauptverkehrsstraßen aufgrund ihrer guten Pkw-
Erreichbarkeit für viele Einzelhandelsunternehmen attraktive Alter-
nativstandorte zu den Stadtzentren dar. Einzelhandelsunternehmen
sind im Vergleich zu anderem Gewerbe zur Zahlung höherer Boden-
Eckdaten des Einzelhandels der Gemeinde Marienheide                                                          21

renten fähig, was zur Verdrängung des vorhandenen Gewerbes füh-
ren kann.
Diese übergeordneten Entwicklungen nehmen auch auf das Zent-
rengefüge der Gemeinde Marienheide Einfluss, wodurch Versor-
gungsschwerpunkte in ihrer Qualität und Existenz beeinträchtigt
werden können. Eine gesamtgemeindliche Steuerung der Einzel-
handelsentwicklung ist notwendig, um die dadurch verursachten
städtebaulichen, wirtschaftlichen und ökologischen Folgewirkun-
gen verträglich zu halten und dem Bedeutungsverlust gewachsener
Zentren entgegenzuwirken.

4           Eckdaten des Einzelhandels der Gemeinde Marienheide
4.1         Sortimentsbezogene und räumliche Verteilung
Im Marienheider Gemeindegebiet wurden während des Erhebungs-                Einzelhandelsbestand der
zeitraums April und Juni 2012 insgesamt 51 Betriebe des Ladenein-           Gemeinde Marienheide
zelhandels und des Ladenhandwerks mit insgesamt 7.545 qm Ver-
kaufsfläche erhoben. In der folgenden Tabelle werden die für die
einzelnen Sortimente erhobenen Verkaufsflächen nach Angebots-
schwerpunkt dargestellt.

Tabelle 4    Einzelhandelsausstattung in der Gemeinde Marienheide nach
             Sortimenten (nach Angebotsschwerpunkt)

                                                                                    Anzahl      VK-Fläche
Sortiment                                     Branche
                                                                                   Betriebe      in qm
Lebensmittel                                  Nahrungs- und Genussmittel                 10        4.510

Getränke, Spirituosen, Tabak                  Nahrungs- und Genussmittel                  4            160

Backwaren                                     Nahrungs- und Genussmittel                  6            160

Fleisch, Fleischwaren                         Nahrungs- und Genussmittel                  2            50

Lebensmittelspezialanbieter, Reformwaren      Nahrungs- und Genussmittel                  0             0

Drogerie, Kosmetik*                           Gesundheit, Körperpflege                    0             0

Pharmazeutische Artikel                       Gesundheit, Körperpflege                    3            105

Sanitätswaren, Orthopädie                     Gesundheit, Körperpflege                    0             0

Optik, Hörgeräteakustik                       Gesundheit, Körperpflege                    2            85

Blumen                                        Blumen, Zoobedarf                           1            25

Zoobedarf, Tiernahrung                        Blumen, Zoobedarf                           1            110

Bücher, Zeitschriften, Zeitungen              Bücher, Schreibwaren, Büro                  4            190

Papier-, Büro-, Schreibwaren, Büroartikel     Bücher, Schreibwaren, Büro                  2            220

Damenbekleidung                               Bekleidung, Schuhe, Schmuck                 5            835
Eckdaten des Einzelhandels der Gemeinde Marienheide                                                            22

                                                                                         Anzahl    VK-Fläche
Sortiment                                          Branche
                                                                                        Betriebe    in qm

Herrenbekleidung                                   Bekleidung, Schuhe, Schmuck                 0          0

Kinderbekleidung                                   Bekleidung, Schuhe, Schmuck                 0          0

Schuhe, Lederwaren, Taschen, Koffer                Bekleidung, Schuhe, Schmuck                 1         45

Sportbekleidung, Sportschuhe                       Bekleidung, Schuhe, Schmuck                 0          0

Uhren, Schmuck                                     Bekleidung, Schuhe, Schmuck                 0          0

Sport, Camping/Outdoor, Fahrräder                  Sport, Freizeit, Spiel                      1         65

Freizeit, Spielwaren                               Sport, Freizeit, Spiel                      0          0

Elektrogroß-/-kleingeräte                          Elektrowaren                                2        130

Leuchten                                           Elektrowaren                                0          0

Unterhaltungselektronik, Musik, Video              Elektrowaren                                0          0

Computer und Zubehör, Büromaschinen                Elektrowaren                                0          0

Telefone                                           Elektrowaren                                0          0

Foto**                                             Elektrowaren                                0          0

Hausrat, Geschenkartikel                           Möbel, Einrichtung                          1         45

Haus-, Heimtextilien, Teppiche                     Möbel, Einrichtung                          0          0

Möbel (ohne Küchen)                                Möbel, Einrichtung                          0          0

Küchen                                             Möbel, Einrichtung                          0          0

Kunst, Antiquitäten, Bilder(-rahmen)               Möbel, Einrichtung                          1         50

Bau- und Heimwerkerbedarf                          Bau-/ Gartenbedarf, Autozubehör             1         70

Tapeten, Bodenbeläge, Teppichboden                 Bau-/ Gartenbedarf, Autozubehör             1         70

Gartenbedarf                                       Bau-/ Gartenbedarf, Autozubehör             1        385

Autozubehör                                        Bau-/ Gartenbedarf, Autozubehör             2        235

Summe                                                                                         51      7.545

* Anm.: In der Auflistung ist bereits die Schließung der Schleckerfiliale im Ortskern
        berücksichtigt.
** Anm.: Der Betrieb Foto König wird in dieser Auflistung dem Sortiment Kunst,
         Antiquitäten, Bilder(-rahmen) zugerechnet, da der Verkauf primär von Bil-
         derrahmen als von Fotozubehör im Vordergrund steht.
Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung und Darstellung Stadt- und Regionalpla-
        nung Dr. Jansen GmbH 2012

Die wichtigste Standortlage des Einzelhandels befindet sich im
Ortsteil Marienheide. Insgesamt sind dort ca. 73 % der Betriebe an-
sässig, die rund 59 % der Verkaufsfläche der Gesamtstadt darstellen
und ca. 57 % des Gesamtumsatzes tätigen.
Eckdaten des Einzelhandels der Gemeinde Marienheide                                                             23

Weitere Versorgungslagen befinden sich im Ortsteil Rodt mit sechs
Betrieben, dem Ortsteil Kotthausen mit vier Betrieben sowie den
Ortsteilen Dürhölzen, Kalsbach, Winkel und Stülinghausen mit je-
weils einem Betrieb.

Tabelle 5     Räumliche Verteilung des Einzelhandels in der Gemeinde
              Marienheide

                          Anz. Betriebe     Verkaufsfläche          Umsatz

Ortsteil                                                        in Mio.
                            abs.    in %     in qm       in %                in %
                                                                   EUR
                              37     72,5     4.425      58,6       17,9      56,5
Marienheide
                               6     11,8     1.990      26,4        9,2      29,0
Rodt
                               8     15,7     1.130      15,0        4,6      14,5
Weitere Ortsteile
Summe                         51      100     7.545       100       31,7       100

Anm.:      Aus Datenschutzgründen werden die Ortsteile Dürhölzen, Kalsbach, Kott-
           hausen, Stülinghausen und Winkel zusammengefasst.
Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
        GmbH, Erhebungsstand Juni 2012 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen)

4.2         Angebotsstruktur und Leistungsfähigkeit
Auf der Verkaufsfläche von ca. 7.545 qm wurde im Jahr 2011 ein Brut-
toumsatz von ca. 31,7 Mio. EUR erwirtschaftet.
In der Abbildung und in der Tabelle zur Einzelhandelsausstattung in                  Einzelhandelsausstattung
der Gemeinde Marienheide wird die Ausstattung nach dem Um-                           der Gemeinde Marienheide
                                                                                     nach Angebotsschwerpunkt
satzschwerpunkt der Betriebe dargestellt. Somit werden hier die
Betriebe, die unterschiedliche Sortimente führen (z. B. Vollsortimen-
ter), ihrem Umsatzschwerpunkt zugeordnet. Dabei zeigt sich die
Branchenstruktur der Gemeinde, die auch mit Daten anderer Kom-
munen ähnlicher Einwohnerzahl abgeglichen werden kann.
Die Umsatzleistung der Einzelhandelsbetriebe wurde gutachterlich                     Umsatzeinschätzung
unter Berücksichtigung der ortsspezifischen handelswirtschaftli-
chen Rahmenbedingungen auf Basis durchschnittlicher Betriebs-
kennziffern (z. B. Flächenproduktivität) eingeschätzt. Dabei wurden
unternehmenseigene Erfahrungswerte aus zahlreichen Befragun-
gen des Einzelhandels zugrunde gelegt sowie Veröffentlichungen
zur durchschnittlichen Verkaufsflächenproduktivität des EHI Retail
Institute herangezogen.
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