Gemeinsam durch die Ausnahmesituation - Gemeinde ...
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Gemeinde > Jahresrechnung 2019 Schule > Wechsel in der Schulleitung Kultur > Bibliothek: Willkommen zum Zweiten Porträt > Marcel Wanner: Schlichter statt Richter Attikon × Bertschikon × Buch × Gundetswil × Gündlikon × Kefikon Mai 2020 Liebensberg × Menzengrüt × Stegen × Wiesendangen × Zünikon Gemeinsam durch die Ausnahmesituation
Ralf Stoob Leiter Marktgebiet Toggenburg-Wil-Wiesendangen Grüezi Ausschliesslich regional. Wir beraten Sie engagiert, partnerschaftlich und kompetent in allen finanziellen Angelegenheiten – von Zahlungslösungen über Vorsorge bis zu Private Banking. Vereinbaren Sie noch heute einen unverbindlichen Beratungstermin unter Tel. 058 122 79 62. acrevis Bank AG, Schulstrasse 21, Wiesendangen www.acrevis.ch/wiesendangen
FOKUS RENÉ BRÜGGER Alt bekannt und doch auch neu D as könnte einen neuen Rekord geben ! Wenn an der Frauenfelderstrasse gerade kein Auto kommt und ich einfach rüberfetzen kann, müsste es klappen ! zähle, wenn es Sie interessiert. Ich höckle nämlich oft im Café Meier zum Klatsch und Tratsch. In Wirklich- keit versuche ich, dem Dorflisi auf die Spur zu kom- Ehrlich gesagt, weiss ich nicht mehr, bei welcher Zeit men – aber bitte behalten Sie das für sich ! Schon bevor mein Rekord letztlich stand, aber jedes Mal, wenn ich ich eingezogen bin, wurde ich herzlich im Quartier von Seuzach nach Wiesendangen geradelt bin, habe empfangen. Das ist mit ein Grund, weshalb es mir in ich mich so selbst angefeuert – damals in den Sechzi- Wisi rundum wohl ist und gefällt. Zugegeben, mit mei- gerjahren, als etwa 8-Jähriger. ner Intergration könnte es besser stehen, aber nach- dem ich den Comicladen in Winterthur nicht mehr Durch meine Schwester, ihren habe, sollte ich da bald Fort- Mann, der in Wiesendangen schritte machen. Ei- ein Elektrofachgeschäft be- gentlich bin ich ja in trieb, und ihren Kindern war der Männerriege da- ich schon früh mit Wasen- bei, bisher war ich wachs verbunden, und auch aber nicht so fleissig. später, als ich nicht mehr mit Als baldiger Rentner dem Velo zu ihnen sprintete, wird sich auch das ver- gab es immer wieder gute bessern. Falls aller- Gründe für einen Besuch im dings meine neue Tä- Dorf : die idyllische Badi, als tigkeit ( die ich quasi Teenager attraktiv, aber semiprofessionell aus- auch die Fasnacht, die mich übe ) als Berater, Mas- als treppenruntersausen- seur, Vorleser und Zu- den Skifahrer oder Wahr- hörer auf grösseren sager ertragen musste ... Zuspruch treffen sollte, Später kam ich immer könnte das schwieriger wieder mit Wiesendangen werden ... in Kontakt, sei es im Kon- kurrenzkampf der Fuss- Eines meiner liebsten baller ( ich war ja in Seu- Hobbys ist die Musik. Seit zach im FC ) oder später vielen Jahren singe ich in durch meine Tätigkeit einer lokalen Band : Purple als Comiclädeler : Die Hannah. Früher nannten Bibliothek war ein lang- wir uns Horrible Hannah, jähriger, treuer Kunde. Mit dem begnadeten Künstler das hat aber manche Leute Daniel Bosshart verbindet mich seit fast 30 Jahren abgeschreckt – dabei spielen wir doch einfach klassi- eine Freundschaft. schen Rock und Blues. U nd nun lebe ich schon seit knapp zehn Jahren hier. Nachdem ich aus Seuzach weggezogen und lange im Thurgau war, kam ich auf sehr glückliche und M anchem mag vielleicht mein unordentlicher Garten ein Dorn im Auge sein. Der wird nun wohl auch mehr Pflege kriegen, seit ich nicht mehr fast wundersame Weise an die Weidstrasse. Dies wäre auswärts arbeite. Allerdings muss ich dazu sagen : Das eine Geschichte, die ich Ihnen gerne persönlich er- nennt sich heutzutage Biodiversität ! De Wisidanger — Mai 2020 3
AUSGABENTHEMA THEMA Gemeinsam durch die Ausnahmesituation Intensive Wochen haben wir alle hinter uns. Das Corona-Virus hat unser Zusammen- und Berufsleben von einem auf den anderen Tag komplett verändert. Persönlichkeiten aus Politik, Gewerbe, Schule, sozialen Institu- tionen und Vereinen der Gemeinde Wiesendangen schildern, wie sie der Lockdown geprägt und bewegt hat. Die grosse Solidarität im Dorf hinterlässt schöne Spuren. Urs Borer Versorgung der Bevölkerung immer gewährleistet Gemeindepräsident ist. Zum Glück war der Kanton Zürich betreffend Co- rona-Fallzahlen im Vergleich zu anderen wie Tessin Schon im Januar ist das Thema Corona-Virus für mich oder Genf weniger betroffen. aktuell geworden, denn ich habe verfolgt, wie es in Die Gemeindeverwaltung funktionierte weiter, China losging. Damals bin ich bereits an Gemeinde- teils wurde im Homeoffice, teils aber auch vor Ort im schreiber Martin Schindler gelangt und wir haben Büro gearbeitet. Wer der Risikogruppe angehört, Covid-19 erste Vorbereitungen für ein mögliches Notfallszena- arbeitet weiterhin von daheim aus. Wir schlossen rio getroffen. Als es dann erste Fälle in Italien gab und jedoch die Schalter, damit die Leute nicht wegen sich das Virus immer schneller ausbreitete, war mir Kleinigkeiten vorbeikommen, die auch telefonisch klar, dass wir es auch bekommen. Anfang März haben geregelt werden können. wir den Krisenstab und die Sicherheitskommission der Gemeinde einberufen. Wir trafen erste Massnah- « S’Dorf hebed zäme. men und waren gut vorbereitet, als der Bundesrat Das ist in einer Krise am 16. März den Lockdown ausrief. Da damit zu rech- wie dieser wichtig. » nen war, hatten wir zwei Tage zuvor noch eine Sit- zung abgehalten. An dieser ging es primär um die Zwei Gemeinderatssitzungen hielten wir per Telefon- Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung von konferenz ab. Am 20. April trafen wir uns persönlich Wiesendangen. Wir sprachen mit Coop, Volg und der im Sitzungszimmer, wo wir die Tische verlängerten, Bäckerei Meier darüber, überprüften die Wasserver- um die Abstandsregeln einzuhalten. Auch die jüngste sorgung auf dem Gemeindegebiet und regelten in- Sitzung vom 4. Mai führten wir so durch. Den Gemein- terne Stellvertretungen für den Fall der Fälle. deratsmitgliedern war es wichtig, sich zu sehen. Nach dem Lockdown haben wir einen Brief an die Die Bevölkerung der Gemeinde Wiesendangen Bevölkerung verfasst und in alle Haushalte der Ge- verhielt sich sehr diszipliniert. Die Abstandsregeln meinde verschickt. Über die News-App der Gemeinde werden weiterhin eingehalten. Die Bevölkerung informierten wir die Leute laufend. Wir achteten dar- zeigte sich dankbar, dass die Gemeinde ihre Dienst- Urs Borer auf, gut vorbereitet zu sein, falls es noch schlimmer leistungen aufrecht hielt. Wir haben einen Einkaufs- im Homeoffice gekommen wäre. Uns war vor allem wichtig, dass die dienst für ältere Leute organisiert. Sehr viele Freiwil- lige – über 90 – meldeten sich. Die Nachfrage war viel kleiner, nur etwa 20 kamen zum Einsatz. Wir sind der Bevölkerung für ihre grosse Bereitschaft sehr dank- bar. Man kann sagen : « S’Dorf hebed zäme. » Das ist in einer Krise wie dieser wichtig. Und die Krise ist noch nicht vorbei, sie wird uns noch lange beschäftigen. Damit es keine zweite Welle gibt, müssen wir die Hygienemassnahmen weiterhin einhalten. Es wird wohl noch länger dauern, bis wir wieder im Normalmodus sind. Ich hoffe, dass die Contact-Tracing-App bald allen zur Verfügung steht und die Testkapazitäten heraufgefahren werden. Doch solange kein Impfstoff vorhanden ist, wird es wohl gewisse Einschränkungen im Zusammenleben geben. Nun brauchen wir alle vor allem Geduld. 4 De Wisidanger — Mai 2020
Martin Hübscher Schädlinge. Damit müssen wir seit jeher umgehen. Ex- Landwirt und Inhaber Obstbau in treme Schwankungen im Unternehmensergebnis gibt Liebensberg, Kantonsrat ( SVP ) es daher immer wieder. Das ist mit ein Grund, weshalb viele Bauernfamilien mehrere Betriebszweige haben. Unseren Bauernbetrieb mussten wir kurzfristig der neuen Situation anpassen. Denn vom einen auf den « Aus der Bevölkerung spürten anderen Tag lief über den Horeka, den Zulieferer für wir Solidarität, die von allen Gastronomiebedarf, nichts mehr. Dafür stieg die Nach- Seiten kam. » frage von Privatkunden und im Hofladen enorm an. Wir sind froh, konnten wir so unser Obst und andere Als Kantonsrat waren die Online-Sitzungen eine mar- Produkte verkaufen, sonst hätten wir ein grosses Ab- kante Umstellung. Die Zeitersparnis schätzte ich sehr satzproblem bekommen. So sind wir mit blauem Auge und hoffe, dass wir auch künftig einen Teil unserer Sit- davon gekommen. Aus der Bevölkerung spürten wir zungen so abhalten. Doch es ist auch wichtig, dass wir Solidarität, die von allen Seiten kam. Die Leute schät- uns wieder im Kantonsratssaal treffen. Wir kommuni- zen es sehr, Nahrungsmittel vor Ort kaufen zu können. zieren ja nicht nur mit Ton und Mimik miteinander, Gewöhnungsbedürftig war, dass wir Ersatzteile für sondern als Ganzes und das kommt in einer Videokon- Maschinen anders beschaffen mussten. Was man ferenz nicht rüber. Als Mitglied der Geschäftsleitung sonst einfach abholen konnte, musste entweder tele- des Kantonsrates war ich an wichtigen Beschlüssen fonisch oder online bestellt werden, das bedeutete beteiligt. Wir mussten den richtigen Weg zwischen Mit- mehr Aufwand. Teilweise mussten wir gar Lösungen tragen und Pflicht als Legislative finden, ohne dabei ohne Ersatzteile finden. Nicht immer alles zu haben, die Aufsicht über die Exekutive zu verlieren. Über alle das kennen wir sonst nur vom Ausland her. Fraktionen hinweg waren wir uns einig, dass wir keine Wir Bauern sind uns gewohnt, nicht ständig alles un- ungarischen Verhältnisse wollen. Wir haben im Kanton ter Kontrolle zu haben und immer wieder mir neuen He- Zürich aber einen guten Weg gefunden, um als Legisla- rausforderungen der Natur konfrontiert zu sein. Seien tive unseren wichtigsten Geschäften nachgehen zu es Wetterereignisse wie Frost, Krankheiten oder neue können. De Wisidanger — Mai 2020 5
THEMA AUSGABENTHEMA Marc Rommel Hausarzt ( Dr. med. ), Gemeinschaftspraxis Wiesendangen Als Arzt bin ich in erster Linie froh, dass wir in der Ge- meinde zu jeder Zeit eine sehr entspannte Situation hatten und weiterhin haben. Wir haben in unserer Pra- xis rund 100 Corona-Tests durchgeführt und lediglich vier davon wurden als positiv nachgewiesen. Zwei getestete Personen waren Auswärtige. Das Virus hat nur zwei Wiesendanger erwischt und die hatten kaum Symptome. Die Tests führten wir nach BAG-Vorgaben in separaten Räumlichkeiten durch, es ist daher gar nicht gefährlich, bei uns vorbeizukommen. Dennoch hatten wir in den letzten Wochen 70 Prozent weniger Patien- ten bei uns. Dieser markante Rückgang ist für uns nicht erfreulich, wir müssen ihn nun hinnehmen. Wir sehen es so, dass wir dadurch unseren Beitrag zum Schutz der Allgemeinheit leisten und das machen wir gerne. Die Massnahmen des Bundesrates waren anfangs sehr sinnvoll, um eine schnelle Verbreitung des Virus zu vermeiden. Mit vertieftem Einblick in die Thematik und neuen Erkenntnissen, zu Covid-19 erachte ich es aber als genauso sinnvoll, dass nun wieder eine Öff- nung stattfindet. « Die Wiesendanger Bevölkerung hat sich gut an die Hygiene- vorschriften gehalten. » Die Isolierung von alten Leuten hat zu deren Vereinsa- mung geführt, nun wird es Zeit, dass sie wieder raus können. Schwer Erkrankte oder Menschen mit weniger 6 De Wisidanger — Mai 2020
gutem Allgemeinzustand gilt es allerdings weiterhin zu noch ein Thema, wobei mich erstaunte, dass lange schützen. Gesunde Personen sind aus meiner Sicht kaum jemand Kritik dazu äusserte. nicht schwer gefährdet. Das Virus hat uns mit einer Brutalität konfrontiert, die Erleichtert bin ich als zuständiger Arzt des Zentrums ich radikale Sterblichkeit nenne. Unsere selbstgefällige, Wiesental darüber, dass wir keine infizierte Person komfortable Lebensart wurde von etwas Unsichtbarem hatten. Das gilt sowohl für die Patienten als auch das auf dem falschen Fuss erwischt. Das zeigt, wie schnell Pflegepersonal. Da waren und sind wir in einer sehr alles anders sein kann. Und viele Menschen klammern komfortablen Situation. Beiden Seiten kann ich ein ho- sich an die vermeintlich wertfreie Wissenschaft, Glaube hes Lob aussprechen, sie haben sich immer vorbildlich und Religion gehen dabei leider vergessen. verhalten. Dasselbe gilt für die Wiesendanger Bevölke- Unsere Kirche war offensichtlich überfordert mit der rung, sie hat sich gut an die Hygienevorschriften gehal- Situation. Der Zürcher Kirchenrat blieb stumm, statt ten. Nichts von dem, was jeweils in der Presse stand, den Menschen Ratschläge und Halt zu geben. Der Papst haben wir hier erleben müssen. Für mich ist es erfreu- gab an Ostern immerhin noch seinen Segen auf dem lich, diese positive Entwicklung begleiten zu können. leeren Petersplatz, was ein eindrückliches Bild war. Bezüglich Tests gehen wir weiterhin nach den BAG- Vorgaben vor. Das heisst, dass wir derzeit nur jene « Es kann auch eine Chance Personen testen, die Symptome aufweisen. Die soge- sein, wenn etwas nicht nannten Antikörper-Tests, bei denen ersichtlich wird, stattfindet. » ob jemand schon infiziert war und das Virus hatte, sind nun durchführbar. Die Interpretation des Resultats Die Isolation von alten und schwerkranken Menschen eines möglich positiven Tests sollte jedoch nicht zu finde ich gesellschaftlich das Schlimmste. Ihnen wird einem falsch verstandenen Sicherheitsgefühl führen, Nähe vorenthalten, die sehr wichtig wäre. Dabei gibt es da wir weiterhin nicht wissen, ob eine Immunität, und Senioren, die lieber ihre Angehörigen umarmen und wenn ja, in welchem Zeitraum vorliegt. früher sterben würden. Bedenken dazu werden unter Hygienebedenken unter den Tisch gewischt. Unser Michael Baumann Selbstbestimmungsrecht wurde ausgehebelt, damit Pfarrer evang.-ref. Kirchgemeinde wir möglichst schnell wieder zum Konsum und zum vorherigen Zustand zurückkehren. Aber ob der so Mich bewegten verschiedene Aspekte : Am meisten fiel schnell wieder kommt ? mir auf, dass die Leute die Situation ganz unterschied- Innerhalb der Kirchgemeinde Wiesendangen muss- lich wahrgenommen haben. Es gab ältere Menschen, ten wir viel umorganisieren und absagen. Gottes- die wahnsinnig Angst hatten. Aber auch solche, die sehr dienste, Taufen und Andachten konnten wir nicht mehr gelassen mit der drohenden, unsichtbaren Gefahr um- abhalten. Es herrschte Stillstand. Die Konfirmationen gingen. Auch die Jungen waren hin- und hergerissen. wurden verschoben, sie sollen nach den Sommerfe- Der Lockdown hat viele Irritationen ausgelöst. Wir rien erfolgen. Das Konf-Lager fällt leider aus. Das alles wurden plötzlich genötigt, uns damit zu befassen, was war sehr einschneidend. Wir sind aber dankbar, dass in unserem Leben wirklich wichtig ist. Wir mussten nun wenigstens Beerdigungen im kleinen Kreis auch überlegen : Was wollen wir und was nicht ? Viele durften wieder in der Kirche möglich sind. Die Einschränkun- nicht mehr arbeiten, ihr Alltag wurde auf den Kopf gen nehmen langsam und stetig ab. gestellt. Draussen wurden wir mit markanten Verän- Sehr bewegt hat mich, als wir eine Andacht im Al- derungen konfrontiert. Die Bodenmarkierungen vor tersheim absagen mussten. Der Pflegedienstleiter und der Post ähneln einer Landebahn am Flughafen Zürich, die Bewohner meldeten sich dann per Skype bei mir. Buntbemalte beim Einkaufen sind Leute mit eigens gebastelten Drei hochbetagte, über 90-Jährige, kamen problemlos Steinschlange Masken anzutreffen, die anderen aus dem Weg gehen. mit Kopfhörer und Mikrophon zurecht. Das Bild wider- Andere nahmen es locker und diskutierten schon über legt das Vorurteil, dass alte Menschen die neue Tech- Blick vom Kirch- nächste Kreuzfahrten. In den Medien herrschte nur nik nicht benutzen. Im Netz gab es aber auch Kurioses turm auf das Dorf
THEMA AUSGABENTHEMA wie Pfarrkollegen, die alleine in Kirchen Lieder sangen werden die Corona-Krise nicht überleben. All die Milli- und auf Youtube stellten. Alles können wir halt nicht ins arden-Kredite und Hilfsleistungen sind wichtig und gut, Internet verlegen, persönliche Kontakte haben eine aber der fehlende Umsatz ist verbrannt. Es wird man- andere Qualität als virtuelle. chen Betrieben nicht reichen, in den nächsten Jahren Aber es kann auch eine Chance sein, wenn etwas wieder auf die Beine zu kommen. Vielen Leuten ist gar nicht stattfindet. Man kommt aus dem Trott und kann noch nicht bewusst, welche Folgen der Lockdown lang- über vieles nachdenken. Leider tendieren wir nun fristig hat. Wir haben nun die Sofortmassnahmen ge- dazu, zu sagen : « Oh, jetzt ist alles vorbei – machen wir spürt, doch was richtig weh tut, kommt in den nächsten weiter wie vorher. » Das finde ich heikel. Monaten und Jahren. Die Arbeitslosenzahlen werden weiter in die Höhe schnellen. Die aktuellen Zahlen sind Ruedi Meier erst der Anfang, quasi die Spitze des Eisbergs. Inhaber Bäckerei Meier, Die Zukunftsaussichten sind auch für unser Ge- Präsident Gewerbeverein schäft eher schwierig. Grossanlässe wie die Musikfest- und Präsident FC Wiesendangen wochen, die wir jeweils beliefern durften, wurden be- reits abgesagt und weitere werden bestimmt folgen. Als Dorfbeck war für mich der Umgang mit der neuen Unternehmerisch herausfordernde Zeiten kommen Situation eine riesige Herausforderung. Wie bei vielen auf uns zu. Doch ich werde alles daran setzen, um all anderen verlief es bei uns am Anfang sehr hektisch, zu- meine Mitarbeitenden weiterhin beschäftigen zu kön- mal wir fast jeden zweiten Tag neue Informationen von nen. Das bin ich ihnen als Chef schuldig und deshalb Bund und Kanton erhielten. Unser Laden durfte offen übernehme ich Verantwortung. Ich hoffe, der eine bleiben, den Café-Bereich mussten wir absperren. Mit oder andere neue Kunde wird weiterhin sein Brot beim 30 bis 35 Prozent Umsatzeinbusse rechnete ich nicht, Dorfbeck kaufen, statt auswärts. das ist ein finanzieller Schock. Absolut lobenswert in dieser Krise ist das Verhalten Vor gut zwei Monaten hätte ich eine Tausendernote unserer Gemeinde. Da darf ich als Präsident des Ge- hingelegt, dass ich nie Kurzarbeit beantragen muss – werbevereins und auch persönlich dem Gemeinderat nun musste ich es trotzdem tun. Mitarbeitern, die Fa- ein Kränzchen winden. Der Gemeindepräsident fragte milie haben, zahle ich aber weiterhin den vollen Lohn, immer wieder nach und auch die Polizei schaute regel- ich komme für die Differenz auf. Ich muss den Kopf mässig vorbei. Das vermittelte uns Sicherheit. Gemein- schütteln, wenn das Militär aufgeboten wird, um die depräsident Urs Borer hat mich übrigens schon im Spitäler zu entlasten und diese dann Kurzarbeit ein- Januar angefragt, ob ich genug Mehl an Lager habe, führen. Würde ich so wirtschaften, ginge ich sehr falls Wiesendangen in Quarantäne gesetzt werden schnell Konkurs. Auch wie massiv sich das Bundesamt müsste. Ehrlich gesagt, habe ich ihn damals noch be- für Wirtschaft bezüglich zu erwartender Kurzarbeit lächelt und war etwas überrascht über solch eine An- verschätzt hat, ist für mich nicht nachvollziehbar. frage. Im Nachhinein zeigte sich nun, wie weitsichtig er Für Gewerbetreibende war die Ungewissheit in den war. Dank seiner Anfrage war das Mehllager jederzeit vergangenen Wochen das Schlimmste. Und nun stehen immer gut gefüllt. So hätte ich das Dorf zwei, drei Mo- wir vor einem wirtschaftlichen Desaster. Einige KMU nate mit Brot versorgen können. 8 De Wisidanger — Mai 2020
Als FC-Präsident kann ich hinter dem von den Verbän- Beat Bachmann den beschlossenen Saisonabbruch stehen. Unsere Inhaber Gärtnerei Bachmann zweite Mannschaft spielte in der 4. Liga zwar vorne mit, doch das ist in der aktuellen Situation kaum mehr von Wie beschreibe ich meine letzten Wochen ? ( Anmer- Bedeutung. Die Zwangspause ist für alle Fussballbe- kung : Beat Bachmann legt eine längere Denkpause ein geisterten hart, doch wir werden sie zweifelsohne und legt erst dann los. ) Die Ungewissheit plagte uns, überleben – auch als Verein. Finanziell machen wir in gerade am Anfang. Wir wussten nicht recht, was er- dieser Saison vielleicht sogar noch einen kleinen Ge- laubt ist und was nicht. Weil in der Gartenbranche alles « Übung » vorzeitig winn, da der Spielbetrieb ausfällt und bei uns sehr viel kantonal geregelt worden ist. Erst als Bundesrat Berset abgebrochen ehrenamtlich gearbeitet wird. Etwas besorgt blicke ich sagte, dass Selbstbedienung nicht mehr erlaubt ist, allerdings in die nächste Saison. Da könnte uns doch war es schweizweit klar. Kräuter, Sämereien, Setzlinge der eine oder andere Betrag fehlen. Ob und in welcher und Erde gehören zwar zur Grundversorgung, durften Form wir das Grümpelturnier heuer durchführen kön- wir aber nur noch auf Bestellung zum Abholen bereit- nen, wird sich am 27. Mai zeigen, wenn der Bundesrat stellen. Das war mühsam und aufwändig. Mehrere Male über die Zukunft für Veranstaltungen unter 1000 Per- mussten wir umstellen, um weiterhin verkaufen und so sonen informiert. Wenn es möglich ist, das Grümpi in die grosse Nachfrage stillen zu dürfen. Die Leute hatten irgendeiner Form abzuhalten, dann will das OK diese ja Zeit, sie durften und wollten in den Garten. Es war für Möglichkeit nutzen. Sollte es doch ganz abgesagt wer- uns schwierig und streng. Wir sind eine Dorfgärtnerei, den müssen, versuchen wir wenigstens das Schüler- ein Familienbetrieb und kein Gartencenter mit grosser turnier zu verschieben und dann im kleineren Rahmen Belegschaft oder einem zahlungskräftigen Finanzap- durchzuführen. parat im Hintergrund. Aber unser Betrieb ist mit einem breiten Sortiment gut abgestützt und darf auf eine « Das Verhalten unserer treue Stammkundschaft zählen. Darum musste ich Gemeinde in dieser Krise nicht wie andere Gärtner um die Existenz bangen. ist absolut lobenswert. » Zu jammern gibt es nichts, denn der Lockdown hat uns alle getroffen und wir alle hatten Mehraufwände. Wie sich die Corona-Krise auf das Sponsoring von Ver- Wir mussten Tag für Tag nehmen, auf die nächste Wei- einen auswirkt, wird sich zeigen. Unser Kassier ist aber sung des Kantons oder aus Bern warten und uns dann gerüstet und hat diverse Szenarien ausgearbeitet. Von an diese anpassen. einer Illiquidität ist der FC Wiesendangen jedenfalls weit entfernt. Letztlich stehen in unserem Verein das « Die Solidarität im Dorf war Soziale und der Sport im Vordergrund. Die gemein- spürbar und ich glaube, sie same Bewegung, der Zusammenhalt und das Über- hält weiterhin an. » nehmen von Verantwortung füreinander sind das Beat und Sylvia Wichtigste – davon profitieren auch die Kinder am Und die Weisungen waren sinnvoll, das zeigt die Ent- Bachmann freuen meisten für ihr Leben. In einer solchen Krise erkennt wicklung der Fallzahlen. Ich glaube, das Vorgehen un- sich über den man, ob ein Verein harmoniert und die Mitglieder sich seres Bundesrats war nicht falsch. In Bundesbern Besuch bekannter zurücknehmen, um als Ganzes erfolgreich zu sein. Bei mussten in einer Ausnahmesituation enorm schwie- Wiesendanger uns war und ist das der Fall. rige Entscheide getroffen werden. Ich hätte nicht in der Kundschaft. De Wisidanger — Mai 2020 9
AUSGABENTHEMA THEMA Regeln. Verbote. Geschlossen. Alles wird in der Anfangszeit blitzschnell und auf allerlei Wegen mit unkonventionellen Mitteln be- kanntgemacht. Es bleibt keine Zeit für grafische Meis- terleistungen – Hauptsache die Anweisungen sind gut sichtbar für die Bevölkerung. Selbst gute Ideen wie Selbstbedienung bleiben plötzlich und unvermittelt auf der Strecke. Die Flexibilität der Geschäftsleute und die Geduld der Kundschaft waren gefragt. Schön, wenn es sich wieder hin zum Guten wendet und Einkaufen vor Ort oder andere Besorgungen er- ledigen allen viel Freude bereitet. 10 De Wisidanger — Mai 2020
Haut der Verantwortlichen sein wollen. Sie haben sich Iren Akeret gut « gmetzget ». Im Nachhinein zu sagen, dies und das Ladenleiterin Volg Wiesendangen wäre schlauer gewesen, ist derzeit nicht angebracht. Die Corona-Krise wird unseren Betrieb prägen. Wir Anstrengende, aber auch sehr spannende Wochen ha- haben Veränderungen vorgenommen, die sinnvoll ben wir hinter uns. Wir stellten eine markante Zunahme sind und wir vielleicht sogar beibehalten. Jede Krise an Kunden fest. Darunter waren auch solche, die wir bringt Veränderungen mit sich und zeigt neue Möglich- noch nie in unserem Laden gesehen haben. Es war inte- keiten auf, die man vorher vor lauter Betriebsblindheit ressant zu sehen, wie sich die Kunden wegen des Co- nicht gesehen hat. Was sich bewähren wird, sehen wir rona-Virus verhalten. Ältere Personen haben sich weniger wohl erst nächstes Jahr. an die Abstandsregeln gehalten als junge. Bei uns kauf- Wir hatten während des Lockdowns nie das Gefühl, ten bis zur Lockerung des Lockdowns mehrheitlich Leute dass wir hier oben vergessen gehen. Die Solidarität im aus dem Dorf ein. Lange Warteschlagen gab es nie, die Dorf war spürbar und ich glaube, sie hält weiterhin an. Kunden schätzen es sehr, ihre Einkäufe in Ruhe tätigen Riesig war die Solidarität innerhalb unserer Familie. zu können. Nur vor den Oster-Festtagen stand ein Secu- Meine Frau Sylvia und ich hätten all die Anpassungen rity vor dem Eingang und achtete darauf, dass nicht zu in der Gärtnerei nicht ohne die Hilfe unserer drei Söhne viele Leute gleichzeitig in den Laden gingen. Die gelben vollziehen können. Samuel ( 19 ), Jan ( 17 ) und Andrin Linien am Boden für die Einhaltung des Abstands haben ( 15 ) haben sich wirklich sehr eingesetzt. Die beiden äl- sich bewährt. Wir halten uns an die Vorschriften. teren haben sogar extra Ferien bezogen, um uns zu unterstützen. Dass sie von ihren Lehrbetrieben so « Freiwillige haben für ältere kurzfristig frei bekommen haben, war auch alles an- oder gefährdete Menschen dere als selbstverständlich. Auch meine Eltern haben Einkäufe getätigt und nach dort wo sie durften mitangepackt. Ihnen und allen Hause gebracht. » anderen Helfern bin ich sehr dankbar – und ich hebe dies hervor, da ich meinen Dank nicht nur in Form von Manchmal ist es aber leider nicht zu verhindern, sich Franken und Rappen an sie richten möchte. im Team oder den Kunden nahe zu kommen. Doch wir alle geben unser Bestes und sind darauf eingestellt. Wir waschen regelmässig die Hände und putzen den Kassenbereich so oft es geht. Mit der Gemeinde und dem Jugendtreff haben wir super zusammengearbeitet. Freiwillige haben für ältere oder gefährdete Menschen Einkäufe getätigt und nach Hause gebracht. Es ist schön, dass wir unseren Teil zu dieser Unterstützung beitragen konnten. Die Leute sind sehr dankbar und zeigten Verständnis, wenn etwas mal nicht vorhanden respektive lieferbar war. Ich würde es schätzen, wenn es so bliebe und kleinere Läden auch in Zukunft beim Einkauf berücksichtigt würden. Simone Frischknecht Ladenleiterin Landi Wiesendangen Sehr stressig waren die letzten Wochen. Wir mussten unser Sortiment beschränken, durften wir doch alles für den Garten nicht verkaufen. Aufgrund der vielen Vorschriften und Regeln, die immer wieder angepasst wurden, dachten wir gar über eine Ladenschliessung nach. Wir entschieden uns aber dagegen und boten un- seren Kunden an, die nicht zum Direktverkauf freige- gebenen Waren per E-Mail zu bestellen und stellten sie dann zum Abholen bereit. Zu Beginn des Lockdowns waren dies zehn Bestellungen pro Tag. Diese Möglichkeit hat sich herumgesprochen, weshalb dann täglich bis zu Fast alles abgesperrt oder abgedeckt. Was kann 80 Bestellungen eingingen. Diese zu bearbeiten und zu die Kundschaft da noch kaufen im Landi-Laden ? koordinieren war entsprechend aufwändig. Die Kun- De Wisidanger — Mai 2020 11
THEMA AUSGABENTHEMA den schätzten unsere Dienstleistung sehr und auch, dass wir überhaupt geöffnet hatten. In den ersten Lockdown-Tagen haben viele Kunden die Sortimentsabgrenzung hinterfragt. Uns sind die Antworten ausgegangen und manchmal reagierten wir vielleicht etwas forsch auf die vielen Fragen. Dafür ent- schuldigen wir uns. Wir standen unter enormem Druck und waren deshalb etwas dünnhäutig. Auch wir konn- ten nicht verstehen, weshalb keine Setzlinge, Blumen oder Erde verkauft werden durften. Die Polizei tauchte immer wieder auf und machte, teils auch in zivil, Kont- rollen. Am Anfang waren die Beamten sehr scharf. « Die Kunden schätzten unsere Voll im Einsatz für die Kunden Dienstleistung sehr und auch, dass wir überhaupt geöffnet Suad Mehmedi hatten. » Wirt Restaurant und Pizza-Kurier al Wisent Nun sind wir froh, dass unsere Kunden wieder alles ein- kaufen und wir die persönlichen Kontakte zu ihnen Dank unserem Pizza-Kurier und der Möglichkeit, Speis wieder pflegen können. Die haben wir sehr vermisst. und Trank auch Take-away anbieten zu können, konn- Natürlich müssen wir die Hygienemassnahmen und ten wir weitermachen. Das Restaurant mussten wir vo- Abstandsregeln einhalten. Wir haben den Laden so rübergehend schliessen, nun ist es seit 11. Mai wieder umgestellt und eingerichtet, dass die Kunden im Ein- offen. Die Öffnungszeiten mussten wir aber anpassen. wegprinzip an den Regalen vorbei gehen. Manchmal Vorerst bleibt es am Morgen zum Znüni und am Nach- Es läuft wieder im müssen wir ihnen noch den Weg weisen. Mir ist aufge- mittag jeweils zu, da wir keine unnötigen Personal- Landi-Laden ! Auch fallen, dass inzwischen viele mit Masken in den Laden kosten verursachen wollen. Simone Frisch- kommen. Und leider geht das Abstandeinhalten zu knecht freut sich schnell vergessen. Da haben viele schon nachgelassen « Wir spüren eine überaus grosse auf ihre Kund- oder vielleicht immer noch das Gefühl, dass das Virus Solidarität von der Dorfbevölke- schaft. sie nicht erwischt. rung und sind ihr sehr dankbar. » Für meine Angestellten musste ich Kurzarbeit anmel- den, konnte ich doch einige nur noch am Wochenende zu den Stosszeiten unseres Lieferdienstes arbeiten lassen. Manchmal haben wir personelle Engpässe, dann biete ich jeweils kurzfristig jemanden zum Pizza- Ausliefern auf. Da ich Erfahrung mit Kurierdienst und Take-away von meinem früheren Gastrobetrieb in Winterthur habe, konnten wir uns auf den Ansturm vorbereiten. Und dieser kam dann auch, vor allem am Wochenende war die Nachfrage riesig und sie ist es weiterhin. Wir spüren eine überaus grosse Solidarität von der Dorfbe- völkerung und sind ihr sehr dankbar. Manchmal gerie- ten wir an den Anschlag. Einmal fiel leider das Internet aus, wodurch es zu einem Stau der Bestellungen kam. Wir versuchten dann, alle Kunden über die Verzöge- rung zu informieren und sie zeigten allesamt grosses Verständnis. Damit ich weiterhin im Dorf wirten kann, werde ich alles unternehmen. Im Wissen, dass in den nächsten Monaten wohl weniger Leute zum Essen ins Restaurant kommen, werden wir unseren Auslieferdienst noch leicht ausbauen. So werden wir der Nachfrage gerecht. De Wisidanger — Mai 2020
Stefan & Sonja Thalmann Die Sicherheitsvorschriften schränken unseren Be- Inhaber Wirtschaft zum Lindenhof, trieb zwar recht ein. Um die Abstände zwischen den Gundetswil Gästen zu gewährleisten, mussten wir Tische aus der Gaststube räumen. Wir dürfen keine Zeitungen oder Der Lockdown hat sich abgezeichnet, manche wollten anderes auflegen, was die Gäste untereinander das aber nicht wahrhaben. Als ich mich ein paar Tage herumreichen könnten. Selbst in den WCs mussten zuvor mit einem Gast darüber unterhielt, meinte der : wir Absperrungen vornehmen. Für die Gäste steht « Aber ihr müsst nicht schliessen, oder ? » Als würde es beim Eingang Desinfektionsmittel bereit und wir sind uns auf dem Land nicht auch erwischen. alle daran, vieles und vor allem die Hände häufig zu Wir haben dann unseren Betrieb ganz herunter desinfizieren. Im Service verzichten wir vorläufig auf gefahren und alles geputzt. Statt Nahrungsmittel ein- Schutzmasken, in der Küche werden sie während den fach zu entsorgen, konnten wir diese an Bekannte Servicezeiten getragen. Bei uns arbeiten vier Personen verkaufen. In den ersten Wochen herrschte eine grosse in der Küche und die können die Abstandsregeln beim Unsicherheit darüber, wie es weitergeht. Uns Gastrobe- Kochen kaum einhalten. Doch nach Feierabend dürf- trieben wurden immer wieder verschiedene und teils ten sie sich theoretisch ja auch zusammen an einen widersprüchliche Auskünfte erteilt. Der Gastroverband Tisch setzen. Allein dieses Beispiel zeigt, zu welchen ging zuerst von einer viel kürzeren Schliessungszeit, Widersprüchen die Massnahmen führen. Wir müssen von zwei bis drei Wochen aus. Erst allmählich stellte er einen enormen Aufwand betreiben, um die Vorschrif- fest, dass es eine langwierige Sache geben würde. Als ten einzuhalten. Deshalb hoffen wir schon, dass es in der Bundesrat dann erste Lockerungen aussprach, das absehbarer Zeit weitere Lockerungen gibt. Gastgewerbe aber nicht erwähnte und gemunkelt In den letzten zweieinhalb Monaten mussten wir wurde, dass wir erst im Juli oder August wieder öffnen einige Reservationen streichen, unter anderem weil könnten, bewegte einen das schon sehr. Wiederum die Konfirmationen ausfielen. Die Kirchgemeinden der brauchte es einige Tage, bis wir etwas Klarheit hatten. Region haben sie zwar verschoben, doch leider viele Der Druck des Gastroverbands führte dazu, dass ein auf den gleichen Sonntag im Spätsommer. An diesem schnellerer Lockerungsfahrplan beschlossen wurde. Tag hätten wir nun 17 Konfirmations-Essen bei uns, Darüber sind wir froh. was aber unmöglich geht. Hoffentlich findet sich da Da wir zuvor gut gewirtschaftet hatten, mussten wir noch eine Lösung. uns vorerst keine Sorgen um die Existenz des Betriebs Während der ganzen Lockdown-Zeit tauschten wir machen. Meine Frau und ich haben die plötzlich zur Ver- uns mit einigen Gästen telefonisch aus. Wir haben viele fügung stehende Zeit mit unseren drei kleinen Kindern positive Reaktionen bekommen, die uns Mut machen genossen. Wir erlebten viele schöne Stunden, die wir und motivieren. im normalen Alltag so nie gehabt hätten. Unser Betrieb blieb zum Beispiel auch an Ostern und am Muttertag zu, solche Tage können wir sonst nie mit der Familie verbringen. Seit 11. Mai ist unsere Wirtschaft wieder geöffnet. Wir starteten zuversichtlich, wenn auch in einem kleineren Rahmen. Es ist klar, dass wir momentan nie die Umsatz- zahlen wie vorher erreichen werden. Doch ich bin zuver- sichtlich, dass wir von Tag zu Tag wieder mehr Gäste ha- ben werden und so dann unsere Kosten decken können. « Wir haben viele positive Reaktionen bekommen, die uns Mut machen und motivieren. » Zwar dürfen nur vier Personen an einen Tisch sitzen, doch immerhin – jetzt kann man sich endlich wieder treffen und austauschen im Restaurant. Die Gäste schätzen das und wir sind es ihnen auch ein stückweit schuldig, wieder für sie da zu sein. Zum Jammern ist es der falsche Zeitpunkt. Wir Wirte können ja nicht über die Schliessung jammern und dann immer noch, wenn wir wieder offen haben dürfen. De Wisidanger — Mai 2020 13
AUSGABENTHEMA THEMA Regula Herzog gefreut. An Ostern lieferte ich Tulpen auf Bestellung und Inhaberin Blumen Magnolia Abholung aus. Gemeinderat Stefan Nigg hat mich auf diese Idee gebracht und sogar auf der Webseite des Zu Beginn des Lockdowns stand ich irgendwie neben Gewerbevereins sowie per E-Mail darauf aufmerksam den Schuhen, es war wie ein Schockzustand. Mein Laden gemacht. Die Leute hatten das Bedürfnis, Blumen zu war voll mit Blumen, es ist ja Frühling. In den ersten Ta- kaufen. Nun konnte ich am Muttertag wieder normal auf gen habe ich sie per Selbstbedienung angeboten. Viele Kundenwünsche eingehen und musste nicht alles auf Leute sind gekommen und haben Blumen gekauft. Doch Bestellung ausliefern oder zum Abholen bereitstellen dieser Verkauf war ja dann nicht mehr erlaubt. Die Zeit wie an Ostern. Das war eine Erleichterung. Im Dorf ver- nutzte ich für mich, räumte den Laden auf und packte spürte ich eine sehr grosse Solidarität, oft wurde ich auf Sachen an, für die im Normalbetrieb keine Zeit bleibt. der Strasse angesprochen und ermuntert. Zum Glück Finanziell musste ich mir keine Sorgen machen, meine kann ich nach 15 Jahren auf einen grossen und treuen Treuhänderin hat mich bei der Arbeitslosenkasse ange- Kundenstamm zählen, dem ich sehr dankbar bin, wie er meldet. Es ist beruhigend zu wissen, dass die Kasse mich durch diese Wochen getragen hat. Nicht erlaubt, einen Teil der Fixkosten deckt. Da ich nur eine Teilzeit- Initiative gestoppt. angestellte habe, sind die Lohnkosten überschaubar. Andrina Gugger Ein Online-Angebot zog ich zwar in Betracht, doch es Sekundarlehrerin, zuständig wäre für mich mit grossem Aufwand verbunden gewe- für pädagogischen ICT-Support sen und ich hätte eine gewisse Anzahl an Bestellungen haben müssen. So habe ich die Zeit gezwungenermas- Anspruchsvoll und streng war die Zeit. Ein Grossteil sen als Auszeit genommen – und zwischendurch auch von dem, was einen Lehrer im Sozialen ausmacht, fiel genossen. Ich fokussierte mich auf das Positive, weg. Dabei sind die sozialen Kontakte so wertvoll und schätzte es beispielsweise, am Morgen bei Spaziergän- wichtig. Die Neuorganisation des Unterrichtes fernab gen die Natur zu spüren statt sehr früh aufzustehen und der Schule brauchte viel Energie. Die Schule Wie- an die Blumenbörse zu gehen. sendangen war optimal ausgerüstet, daher konnten wir extrem schnell reagieren. Bis hinab zur 4. Klasse « Oft wurde ich auf der konnten wir in kürzester Zeit alle Lernenden mit einem Strasse angesprochen Gerät ausstatten, damit die Lehrpersonen die älteren und ermuntert. » Kinder optimal in ihrem Lernprozess begleiten konn- ten. Auch für jüngere Jahrgänge wurde mit Hilfe der Ja, der März und April sind für uns Floristen sehr umsatz- Post eine Lösung gefunden. So mussten nicht alle Auf- starke und daher auch wichtige Monate. Doch letztlich gaben am Bildschirm gelöst werden. Dafür ist der Laden erging es ja allen gleich. Als die Nachricht kam, dass wir In den ersten Tagen nach der Schulschliessung jetzt wieder offen. unsere Läden wieder öffnen dürfen, habe ich mich sehr stand ich ununterbrochen unter Strom. Einerseits musste ich mich um meine Klasse kümmern und ande- rerseits waren ich und meine Kollegin als pädagogische IT-Supporterinnen permanent gefragt. Manchmal sass ich stundenlang vor dem PC und wagte mich nicht ein- mal auf die Toilette, um ja nichts zu verpassen. Mit der Zeit funktionierte dann alles erstaunlich gut. Die Fünft- und Sechstklässler waren schon mit Geräten ausge- stattet, die allerdings nicht für daheim vorgesehen waren und noch technisch angepasst werden mussten. Ausserdem mussten wir Supporter und Lehrpersonen die Primarschüler einzeln an das neue System heran- führen, was zeitintensiv war. Nach einer Woche waren aber sämtliche Schüler auf unserer Plattform unter- wegs. Die Schüler haben das Beste aus der Situation gemacht, sie sind flexibler als Erwachsene. Alle haben einen Lernprozess durchgemacht. Die einen oder anderen Schüler hatten das Gefühl, sie könnten bis gegen Mittag schlafen und sich erst dann um den Schulstoff kümmern. Es gab dann aber solche, die selber feststellten, dass sie am Morgen lernfähiger sind. Wir haben ihnen oft Aufträge erteilt, die sie bis 13 14 De Wisidanger — Mai 2020
Uhr zu erfüllen hatten und den Nachmittag zum Nach- bessern nutzen konnten. Je nach Situation wurden mit Vereinzelten individuelle Abmachungen getroffen. Ins- gesamt lernten die Schüler vor allem voraus zu schauen, zu planen und sich selber zu organisieren. Sie mussten ein Tagebuch führen, sodass wir Einblick in ihre Lern- prozesse bekamen. « Eine grosse Mehrheit brachte viel Toleranz und Verständnis auf, was wir zu spüren bekamen. » Wir Lehrer mussten einen Tagesablauf finden, sodass auch wir mal Feierabend hatten. Im Bereich der Medi- enkompetenz haben viele innert drei, vier Wochen ge- lernt, was ihnen sonst in einem ganzen Jahr vermittelt wird. Die Situation hatte auch Einfluss auf die Unter- richtsplanung. Im normalen Unterricht gehen wir oft an eine Aufgabe heran und dann stellt sich in der Praxis heraus, dass sie nicht wie angedacht umgesetzt werden Schulhäuser, Kindergarten und Sportplatz – gähnende Leere. kann. Das geht beim Online-Unterricht nicht. Wir muss- ten uns noch intensiver überlegen, welche Aufgaben wir mit welchen Hilfsmitteln den Schülern geben. Alles andere als einfach war die Situation auch für die Eltern. Manche plagten existenzielle Ängste, andere mussten im Homeoffice arbeiten und die Kinder waren immer daheim. Wir Lehrer haben uns alle Mühe gege- ben, um so gut wie möglich mit den Eltern in Kontakt zu bleiben. Schliesslich hat die Schule mit ihren Regeln ein Stück weit ins Familiensystem eingegriffen, für alle war das komplett neu. Wir sind froh, dass die Eltern so gut unterstützten, gleichzeitig aber auch ihre Sorgen depo- nierten. Eine grosse Mehrheit brachte viel Toleranz und Verständnis auf, was wir zu spüren bekamen. In den letzten Wochen wurde mir wieder einmal bewusst, was mir am Unterrichten so Spass bereitet : Es ist der Kontakt zu den Schülern – er fehlte mir sehr. Gemeinsam mit der ganzen Klasse im Schulzimmer zu lachen ist ganz anders, als nur zu zweit vor dem Bild- schirm. Das Lebendige, Lässige ging dabei etwas verloren. Deshalb ist meine Vorfreude gross, nach den Vorsommerferien wieder im Schulzimmer unterrich- ten zu können. In welcher Form auch immer. Wir werden unser Bestes geben, um trotz den speziellen Bedingungen und den Einschränkungen allen Schü- lern einen gelungenen Abschluss des Schuljahres be- reiten zu können. Ferien ? Nein, Lockdown, alles heruntergefahren. De Wisidanger — Mai 2020 15
THEMA AUSGABENTHEMA Musikalische Unterhaltung Konzert im Garten mit Tabea Anderfuhren und Aaron Till. Sie erfreuten die Zuhörenden mit alten Schweizer Liedern. Doch nicht nur... auch fetzige Country-Musik sorgte für eine tolle Stimmung im Wiesental. De Wisidanger — Mai 2020
Michèle Häusler Stellenleiterin Anlaufstelle für Altersfragen Da ich im Bereich der Risikogruppen tätig bin, musste ich schon vor dem eigentlichen Lockdown einschnei- dende Entscheidungen treffen und zum Beispiel das « Kafi Sockä » und den Mittagstisch bis auf Weiteres schliessen. Dort geht es vor allem um die Pflege sozia- ler Kontakte. Mindestabstände sind nicht gewünscht und daher schwierig durchzusetzen. Seit dem Lockdown arbeite ich von zuhause aus und kümmere mich per Telefon oder E-Mail um unsere ältere Generation. Anfangs erreichten mich vor allem Ein- Michèle Häusler, kaufswünsche. Nach etwa drei Wochen bemerkte ich, die Organisatorin, dass Zeit zum Nachdenken vorhanden war. Es folgten freut sich über den Anliegen wie das Aufsetzen von Vorsorgeaufträgen, Ein- gelungenen Anlass richten von Notrufservices und der Wunsch nach Ände- für die Bewohne- rung der Wohnsituation. Da diverse Tagesangebote rinnen und Bewoh- ebenfalls nicht stattfinden, melden sich inzwischen ner der Anlaufstel- auch Angehörige mit dem Wunsch nach Entlastung und le für Altersfragen. Unterstützung. Zum Glück, denn so finden wir gemein- sam Lösungswege. Viele betagte Menschen sind sich unsicher, was sie in dieser Zeit dürfen und was nicht. Manche ziehen sich daher sicherheitshalber komplett zurück, andere wa- gen weiterhin wertvolle Spaziergänge an der frischen Luft. Die Zeit ist für die meisten sehr belastend. Man vermisst die Selbstständigkeit und den physischen Kontakt zur Familie ; hin und wieder fehlt auch das Verständnis für die « Jungen », welche quasi noch alles dürfen. Mühe habe ich damit, unseren Senioren / innen beim Einkauf zu begegnen. Helfende Hände wären zur Stelle ; aber Hilfe anzunehmen will gelernt sein. Dieses Phänomen begleitet mich ständig, daher verkneife ich mir in solchen Situationen den Moralapostel. « Man spürte einen Zusammenhalt, wie er aktuell unbezahlbar ist. » Um der sozialen Vereinsamung entgegenzuwirken, habe ich im Rahmen meiner Siedlungsarbeit für die GAW und HGW ein Balkonkonzert im Wiesental orga- nisiert. Es war für alle Seiten eine neue und zugleich wunderschöne Erfahrung. Die Stimmung war für kurze Zeit sorgenfrei, gelöst, froh und entspannt und man spürte einen Zusammenhalt, wie er aktuell un- bezahlbar ist. Vor allem, was die persönlichen Beratungsgesprä- che betrifft, wird Normalität in der Anlaufstelle noch lange Mangelware sein. Ausgestattet mit Schutzkon- zept, Desinfektionsmittel und Plexiglasscheibe werde ich versuchen, diesem Ziel so nahe wie möglich zu kommen. Mit Verständnis, Vernunft und Flexibilität werden wir es gemeinsam erreichen. De Wisidanger — Mai 2020 17
AUSGABENTHEMA THEMA Rosemarie Pirisinu Leiterin Kindertagesstätte KiWi Der Entscheid, dass die Schulen am 16. März schlies- sen, kam für uns recht überraschend. Wir haben zwar mit Massnahmen gerechnet, aber nicht damit, dass es so schnell zu einer Schulschliessung kommt. Wir ha- ben dann Kontakt mit der Schule und der Gemeinde aufgenommen, um abzuklären, was die ausbleibende Kinderbetreuung für uns bedeutet. Die Gemeinde gab uns vor, dass wir für die Notfallbetreuung zuständig sind. Daher passten wir unser Angebot an. Am Vormit- tag betreuten wir in der Tagesstätte jeweils einige Kin- der, die in der Schule gewesen wären. Obwohl der Vertrag mit den Eltern seine Gültigkeit behielt, brachten viele ihre Kleinkinder nicht mehr vor- bei. Wir hatten nur noch sieben Kinder in der Krippe und ebenso wenige im Hort. In der letzten April-Woche sind die Zahlen wieder angestiegen, wohl weil viele Eltern wieder zur Arbeit mussten. Anfang Mai waren 14 Kids in der Krippe und nebenbei betreuten wir rund ein Dutzend Schüler. Der Lockdown war für uns organisatorisch eine gros- se Herausforderung. Wir mussten unseren Betrieb he- runterfahren, gleichzeitig neu ausrichten und eine E- Mail-Flut bewältigen. Vor allem die Personalplanung mit Berücksichtigung der Risikogruppe verlangte viel von uns allen ab. Wir bildeten ein Kernteam, das über die ganze Zeit gearbeitet hat. So waren immer die glei- chen Betreuer und Kinder zusammen. « Am meisten freut uns, dass unser Haus wieder mit Kinderstimmen gefüllt ist. » Unsere Mitarbeitenden mussten sehr flexibel sein, denn wir konnten nur von Tag zu Tag und nicht über eine ganze Woche planen. Wir sind froh, wenn nach den Vorsommerferien langsam die « Normalität » zurückkehrt, zumindest soweit als möglich. Personal, das zur Risikogruppe gehört, darf vorläufig noch nicht arbeiten. Zwei Meter Distanz zu den Kindern zu halten, das ist schlicht nicht möglich, dem sind wir uns bewusst. Umso wichtiger ist darum die Hygiene, auf die wir sehr achten. Wir halten uns an die Beschlüsse des BAG und Empfehlungen des Verbands Kinderbetreuung Schweiz, der für uns eine wichtige Informationsquelle ist. Die Kommunikation des Bundes war nicht immer optimal und sorgte für Unsicherheiten, da teils unterschiedliche Angaben zum Umgang mit Kindern vorlagen. In einer solchen Ausnahmesituation lernt man viel Neues dazu. So hätte ich beispielsweise nie gedacht, Gehört weiterhin zum Alltag : die Spielsachen-Reinigung im Freien. dass ich je mit Kurzarbeit konfrontiert werde und 18 De Wisidanger — Mai 2020
musste mich zuerst einlesen. Ohne die tatkräftige Sibylle Huser Unterstützung der Vorstandsmitglieder wäre eine so Zweifache Mutter schnelle Umsetzung der Vorgaben nicht machbar ge- wesen. Es war zwar eine herausfordernde, aber auch Die Kinder daheim zu unterrichten, war am Anfang sehr spannende Zeit. Am meisten freut uns, dass unser gewöhnungsbedürftig. Viel Neues kam hinzu. Unsere Haus wieder mit Kinderstimmen gefüllt ist. Wochen- Tochter Lynn besucht die 4. Klasse. Sie hatte kaum Er- lang war es ungewohnt ruhig / er bei uns, nun bringen fahrung mit dem iPad, das ab der vierten Primarstufe die Kleinen wieder Leben in die KiWi. jedes Kind fürs Homeschooling erhalten hat. Wir muss- ten ihr von Grund auf lernen, damit zu arbeiten. In der ersten Woche tasteten wir uns gemeinsam heran. Der Schulstoff war mehrheitlich Repetition, Lynn war mit ihm jeweils rund einen halben Tag beschäftigt. In den ersten zwei Wochen brauchte sie noch viel Betreuung, bis sie lernte, selbstständig zu arbeiten. Ich sass quasi permanent neben ihr. Unser Sohn Manuel geht in den 2. Kindergarten. Die Kinder sind gut eingedeckt worden mit Ideen, die sich im Haushalt-Alltag umsetzen liessen, wie etwa mit Auch die regulären Mami oder Papi einen Kuchen zu backen. Jede Woche Proben des Kinder- erhielten die Kindergärtner einen Plan mit Vorschlä- chors Notefäger gen, auch Vorbereitungsaufgaben für den anstehen- finden unter der den Eintritt in die 1. Klasse waren darunter. Leitung von Anne Der Schule Wiesendangen können wir zur Bewälti- Tangermann online gung der letzten Wochen eine gute Note ausstellen. statt. De Wisidanger — Mai 2020 19
AUSGABENTHEMA THEMA Am Anfang erwartete ich zwar etwas mehr, doch zuerst mussten sich ja alle noch finden. Die Schulverantwort- lichen und Lehrer haben das Beste aus der Situation ge- macht. Auf der Homepage wurden wichtige Infos lau- fend aktualisiert. Der Kontakt zu den Schülern war von Lehrer zu Lehrer verschieden. Die einen tauschten sich regelmässig aus, andere sporadisch. Geschätzt haben wir die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. Es standen auch Schulpsychologen zur Verfügung, an die man sich wenden konnte. Wir haben das Glück, dass ich nur an einem Wochen- tag Teilzeit in der Kita Wiesendangen arbeite. Andere Eltern mussten ihre schulpflichtigen Kinder neben Homeoffice betreuen oder gar eine Lösung finden, wenn beide zur Arbeit mussten. Für viele von ihnen waren die letzten zwei Monate sehr schwierig und belastend. « Der Schule Wiesendangen können wir zur Bewältigung der letzten Wochen eine gute Note ausstellen. » Die vergangenen Wochen hatten für unsere Familie durchaus auch positive Aspekte. Wir hatten plötzlich mehr Zeit für Dinge, die wir sonst so nicht hätten unter- nehmen können. So gingen wir beispielsweise jeden Morgen eine Stunde spazieren. Wir haben auch Abfall gesammelt oder einen ausgetrockneten Tümpel am Waldrand mit Wasser gefüllt, damit die Kaulquappen nicht verenden. Da machten dann auch die Nachbarn mit, da sie ebenfalls Freude haben zu beobachten, wie sich die kleinen Tierchen entwickeln. Lässig ist auch, dass der Kinderchor Notefäger seine regulären Proben jeden Mittwoch online abhält. Unsere Tochter freut sich sehr über die Möglichkeit, wieder mit ihren Gspänli zu singen. Monika Müller Leiterin Bibliothek Ein ziemlicher Frust war der Lockdown für uns zuerst, hatten wir doch unsere neue Bibliothek erst drei Wo- chen zuvor eröffnet. Wir suchten aber nach Lösungen, um trotz geschlossener Bibliothek für unsere Kunden da zu sein. Kurzerhand stellten wir einen Abholservice auf die Beine. Per E-Mail konnten Medien bestellt wer- den, wir legten das Gewünschte dann bereit. Damit sich die Leute vor der Bibliothek nicht in die Quere kamen, führten wir einen 10-Minuten-Takt ein. Das klappte wunderbar, so konnten wir Ansammlungen vor Ort vermeiden. Alles was uns zurückgebracht wurde, kam drei bis fünf Tage in Quarantäne. Danach putzten wir die Ge- Chindsgi und Schule : Die Ausbildung erfolgt zuhause. genstände mit desinfizierendem Mittel und stellten sie 20 De Wisidanger — Mai 2020
erst dann wieder in die Bibliothek. Nebenbei nutzten Arno Hausen wir die Zeit zur Bestandespflege, was nach dem Umzug Leiter Schwimmbad sowieso nötig gewesen wäre. Am 13. März kam ich aus den Ferien zurück und tags « Viele Kunden zeigten sich drauf hat der Krisenstab der Gemeinde beschlossen, sehr dankbar ob unserem das Hallenbad zu schliessen. In der Folgewoche wurde Einsatz. Die vielen Kompli- entschieden, dass die Hallenbad-Saison wegen dem mente haben uns motiviert. » nicht absehbaren Ende der Corona-Krise vorzeitig be- endet wird. Viele neue Medien wurden eingekauft, damit bei der Die Eröffnung des Freibads hätte am 9. Mai statt- Wiedereröffnung aktueller Lesestoff zur Verfügung gefunden. Doch noch ist unklar, wann die Freibäder steht. Zudem waren wir bis am 11. Mai mit den Vorbe- wieder öffnen dürfen. Wir sind gespannt auf den reitungen zur Einhaltung der Schutzmassnahmen be- 27. Mai, wenn der Bundesrat eventuell weiter Locke- schäftigt, nun ist die Bibliothek wieder offen. rungsmassnahmen bekannt gibt. Auf dieses Datum Viele Kunden zeigten sich sehr dankbar ob unserem stimme ich derzeit meine Vorbereitungsarbeiten ab, da- Einsatz. Die vielen Komplimente haben uns motiviert. mit wir dann bereit sind, sollten wir die Badi am 8. Juni Wir konnten sogar Neuanmeldungen entgegenneh- öffnen können. Nach Absprache mit der Gemeinde tun men. Unser Aufwand hat sich gelohnt, auch wenn es wir dies aber nur, wenn die Sicherheitsmassnahmen manchmal deprimierend war in der kundenfreien Bi- nicht derart streng sind, dass der Betrieb keinen Sinn bliothek zu arbeiten. Der Kontakt zu unseren Kunden machen würde. Der Verband der Hallen- und Freibäder ist uns wichtig, so konnten wir ihn weiter pflegen, hat zusammen mit Swiss Olympic ein Sicherheitskon- wenn auch nur telefonisch oder schriftlich. Es war zwar zept ausgearbeitet. Dieses ist sehr strikt, um die Vorga- eine Herausforderung, bis alles funktioniert hat, doch ben des Bundes zu erfüllen. wir haben alle etwas dazugelernt. « Wenn sich die Situation positiv entwickelt und wir öffnen dürfen, ist mit Hochbetrieb zu rechnen. » Darin ist beispielsweise festgehalten, dass pro Besucher zehn Quadratmeter berechnet werden müssen. In un- serem 25-m-Schwimmbecken dürften sich gleichzeitig also maximal nur 28 Personen aufhalten. Das müssten wir gewährleisten können, doch das ist kaum vorstell- und noch weniger umsetzbar. Und schon gar nicht im Planschbecken und im Nichtschwimmerbecken mit der Wasserrutschbahn, wo sich jeweils die Kinder ver- gnügen. Wir müssen also schauen, unter welchen Be- dingungen wir die Badi eröffnen können. Die Bücher für den Kunden sind deponiert – und bereiten sichtlich Freude. Später werden sie wieder zurückgebracht. De Wisidanger — Mai 2020 21
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