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Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013 Vom Essen in der Schule Peter Schneider Der Psychoanalytiker über seine Schulzeit Lehrplan 21 Wer kann wann und wie mitreden? Raumstrategie Mittel- und Berufsfachschulen brauchen Platz
Inhalt 18 Parat: Sie machen mit beim Versuch Fokus Starke Lernbeziehungen. 32 Lebensnah: Lehre als Zeichnerin EFZ Fachrichtung Architektur. 36 Passioniert: Der KV-Absolvent, der als Rock ’n’ Roller auftritt. Editorial von Katrin Hafner Kommentar von Bildungsdirektorin Regine Aeppli 5 Auf die Frage «Was hast du heute im Hort zum Magazin Zmittag gegessen?», antwortet unser Sohn Im Lehrerzimmer: Schule Zentral in Dietikon 6 meist: «Etwas Feines.» Mir reicht das. Die Er Psychoanalytiker Peter Schneider unter der Lupe 7 nährung unserer Kinder ist mir selbstverständ Fokus: Vom Essen in der Schule 8 lich wichtig, aber grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es beim Essen nicht zuletzt um Volksschule das Soziale geht (beisammensitzen) und um Wie der Versuch Starke Lernbeziehungen anläuft 18 Genuss. Martin Wendelspiess über den Lehrplan 21 20 Die Schule kann sich dem Thema «Essen» Stafette: Gemischte A-B-Klassen in der Sek Albisriederplatz 22 nicht entziehen. Einerseits weil sie in Betreu Kurzmeldungen 25 ungsstätten oder Kantinen Mahlzeiten und Mittelschule Zwischenverpflegungen für Kinder und Jugend Marc Kummer über die neue Raumstrategie 26 liche anbietet. Andererseits, weil die Themen Kurzmeldungen 29 gesunde Ernährung, Übergewicht und Nach Berufsbildung haltigkeit in aller Munde sind. Wir gingen der Wenn die Lehrstellenkonferenz wie die «Arena» abläuft 30 Frage nach, wie sich die Schule dieser Heraus Berufslehre heute: Zeichnerin Fachrichtung Architektur EFZ 32 forderung stellt, befragten Schülerinnen und Kurzmeldungen 35 Schüler, was sie am liebsten zum Znüni essen Porträt würden, und liessen einen Mensabetreiber Der rock ’n’ rollende KV-Absolvent 36 erzählen, wie sich die Essgewohnheiten seiner Service Gymnasiasten in den letzten 20 Jahren ver Schule und Kultur 38 ändert haben. Buch-, Film- und Website-Tipps Hinweise auf Veranstaltungen 40 sollen Appetit machen auf eine vertieftere Weiterbildung 43 Auseinandersetzung mit der Thematik. Der Stab geht weiter: Bereits zum zweiten Amtliches 51 Mal porträtieren wir in der Serie «Stafette» Impressum und wichtige Adressen 67 eine Volksschule, die von einer anderen für das «Schulblatt» vorgeschlagen worden ist und in teressante Wege entwickelt. Diesmal geht es um den niveaudurchmischten Unterricht in der Titelbild: Sabina Bobst Sekundarschule Albisriederplatz in Zürich. ! Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013 3
Kommentar Für mehr Purzelbäume im Alltag Die Schule hat die Chance, im Alltag das Thema Ernährung nie- derschwellig anzugehen – ohne moralische A ppelle und erst noch mit Vergnügen. Von Regine Aeppli, Bildungsdirektorin der leben in Familien, in denen die Zeit oder das Wissen Foto: Béatrice Devènes fehlt, wie man sich gesund ernährt. Zahlreiche Kinder und Jugendliche kämpfen deshalb mit zu vielen Kilos. Das ist eine Hypothek für ihre Gesundheit und manchmal auch für ihr Selbstwertgefühl. Auf der anderen Seite haben wir auf der Oberstufe junge Frauen und auch Männer, die am liebs ten gar nichts essen würden und süchtig darauf sind, mager zu sein. Kürzlich hat der Regierungsrat beschlossen, dass das kantonale Aktionsprogramm «Leichter Leben – Gesundes Körpergewicht im Kanton Zürich» weitergeführt wird. Da für hat die Regierung rund 800 000 Franken bewilligt. Die Gesundheitsförderung Schweiz steuert ihrerseits über eine Million Franken daran bei. Damit werden in den kommen den vier Jahren 20 Projekte aus dem Bildungs-, Sport- und Gesundheitsbereich finanziert. Besonders Projekte, die sich an Jugendliche und an Kinder richten, sollen unterstützt werden. Sie sollen auf allen Schulstufen realisiert werden, wie zum Beispiel das Projekt «open:Sunday». Hier werden die Turnhallen am Sonntag geöffnet, damit die Kinder den freien Tag nicht vor dem Computer verbringen, sondern mit Kolleginnen und Kollegen spielen und sich austoben kön nen. Oder das Projekt «Purzelbaum», das sich an die Klei neren richtet. Dieses Projekt bietet den Kindern im Kin Als Mutter habe ich auch den Fehler gemacht, meine Kin dergarten oder in den Krippen mehr Möglichkeiten, sich der am Familientisch mit der Bemerkung «Das isch aber untertags zu bewegen. gsund» zum Salat- oder Gemüseessen zu ermuntern. Das Da immer mehr Kinder unter der Woche im schulischen Resultat meiner moralischen Aufrufe war jeweils beschei Umfeld betreut werden, stellt sich die Frage, ob und wie die den: «Salat isch gruusig», hiess es und: «Gmües han ich Schule sich des Themas Ernährung annehmen soll. An vie nöd gern.» Erfolg hatte ich hingegen, wenn ich Rüebli, len Schulen wird diesbezüglich schon sehr viel geleistet. Stangensellerie und Gurken in Stängeli schnitt und dazu Kinder, die sich genügend bewegen und sich gesund ernäh eine Quarksauce zum «Tunken» servierte. Im Nu war alles ren, sind in der Schule konzentrierter und ausgeglichener. weg und am nächsten Tag wurde erneut danach gefragt. Die Schule hat die Chance, im Alltag das Thema nieder Die Reichweite und Nachhaltigkeit von moralischen Ap schwellig anzugehen: Wer einmal im Tag zusammen mit sei pellen ist nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwach nen Freundinnen und Freunden im Hort gesund isst, wer in senen beschränkt. Aber gesundes Essen und Spass daran der Pause einen Apfel beim Pausenkiosk holen kann oder schliessen sich zum Glück nicht aus. Und wer einmal auf wer nach einer Turnstunde verschwitzt am Brunnen Wasser den Geschmack gekommen ist, wird ausserdem noch fest trinken darf, erlebt ganz selbstverständlich und ohne mora stellen, dass gesundes Essen weniger schlapp macht als fet lische Appelle, was gute Ernährung und genügend Bewe tiges Fleisch in Weissbrotverpackung, dass man sich mit gung heisst und wie viel Spass man dabei hat. ! gesunder Ernährung also auch besser fühlt. Die meisten Kinder haben ein natürliches Bedürfnis, sich zu bewegen. Doch viele von ihnen haben heute zu we nig Gelegenheit, sich im Freien auszutoben. Oder die Kin Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013 5
Magazin Im Lehrerzimmer der Primar- und Sekundarschule Zentral in Dietikon geht auch ein Hund ein und aus. Fotos: Marion Nitsch Besonderheit: hoher Sozialindex. 1364 Beine: gehen ein Kopf: Wenige Meter hinter dem Sitzplatz befindet sich die und aus: 600 Kindergärtler, Primar- und Sekundarschüler ehemalige Befestigungsmauer, die im Zweiten Weltkrieg ge sowie 80 Lehrpersonen und ein Vierbeiner. Yuma: heisst baut wurde. Ko-Schulleiter Thomas Bopp wünscht sich: dass der Terrier und arbeitet im Förderzentrum der Schule mit die Lounge und der angrenzende Kaffeeraum als Wohlfühl- Kindern als Therapiehund. Lounge: nennt man den Auf und Auftankstation für sein Team funktionieren. Bewusst: enthaltsraum der Lehrerinnen und Lehrer. Nicht wegzu- zelebriere man im Team das Gemeinsame, sagt Ko-Schul denken: die dunkelgrauen Sofas und auber ginefarbenen leiterin Sandra Faisst, so seien die Sitzungen zum Beispiel Sitzhocker, die sich auch mal zwei Personen teilen. Riviera- meist stufenübergreifend. Gelacht wird über: die farbigen Stimmung: Kam dieses Jahr wegen des Wetters lange nicht Seile, die eine Lehrerin über der Schulter trägt – sie sei eben auf, trotz Gartensitzplatz mit Sonnensegel. Mauer vor dem jederzeit bereit, sich abzuseilen, witzelt ein Kollege. [kat] 6 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013
Magazin Unter der Lupe Fünf Fragen an Das Zitat «Doch es Psychoanalytiker Peter Schneider sind erwiesener massen nicht Frustra- Wenn Sie an Ihre Schulzeit denken, was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn? tionen, die für Kinder Der Schulfunk. Den habe ich allerdings nicht in der Schule zu hören be kommen, sondern zu Hause. Bereits mit zwei Jahren konnte mich meine ungesund sind, Mutter am besten ruhigstellen, wenn sie mich vors Radio setzte und ich Schulfunk hören konnte. Da gab es Hörspiele über Kolumbus, Edison und sondern es ist die Robert Koch. Die richtige Schule war demgegenüber zunächst eine Ent Unfähigkeit, diese täuschung: alles sehr langsam und betulich, keine Kolumbus-Action wie im Schulfunk. Welcher Lehrperson geben Sie rückblickend die Note 6 und zu überwinden.» warum? Meinem Deutschlehrer im Gymnasium. Der hat sich, weil ich – im Susy Signer-Fischer, Kinder- und Jugend psychologin, im «Beobachter» Schulfunk, versteht sich – etwas über Tucholsky gehört hatte, dazu bewegen lassen, die Literatur der Weimarer Republik zu behandeln. Überhaupt war das ein Lehrer, der den Duft der grossen weiten Welt ins Schulzimmer ge bracht und Lust auf das spätere Studium gemacht hat. Inwiefern hat Ihnen die Schule geholfen, ein landesweit bekannter Kolumnist und gefragter Psy- choanalytiker zu werden? Indem ich in der Schule Schreiben, Lesen, Ar gumentieren und Interpretieren gelernt habe. Das sind tatsächlich Dinge, für die es jahrelange Übung braucht – die Auseinandersetzung mit ver schiedenen Formen von Texten, mit Stilen und den Traditionen, in denen sie stehen. Und die Erfahrung, dass Texte ihren Gehalt nicht einfach so hergeben. Was ist das Wichtigste, was Kinder heute in der Schule lernen sollen, und warum? Ich glaube nicht, dass es «das Wichtigste» gibt. Es braucht vielfältiges Wissen. Und dieses wird erst lebendig, wenn man Kenntnisse aus ganz unterschiedlichen Bereichen aufeinander beziehen kann. Ich selber finde Mathematik höchst faszinierend. Vielleicht weil ich in dem Fach immer ein Berg-und-Talbahn-Schüler war – mit einem ab schliessenden grässlichen Abschiffer an der Matur. Warum wären Sie eine gute Lehrperson – oder eben nicht? Ich bin ja Lehrer, auch wenn ich nicht Schüler, sondern an der Universität Studenten und angehende Psycho therapeuten unterrichte. Was ich bei Studenten nicht ausstehen kann, ist die Haltung «Na, dann versuchen Sie mir mal zu erklä ren, warum mich das interessieren sollte» oder «Kommt das in der Prüfung?». Solche Kunden Die Zahl des Bildungsangebots können auch mit mir Für 13 800 Mädchen und Buben nicht viel anfangen. Aber das sind seltene im Kanton Zürich begann vor Exemplare. In der Schule, mit den Kin rund einem Jahr der Kinder dern, ist es natürlich anders – da kommt garten. 13 200 starteten in man als Lehrer oder Lehrerin gar nicht einem öffentlichen Kinder umhin, Interessen zu wecken. Denn garten, 600 in einem pri diese sind ja nicht alle angeboren. vaten. Wie viele Kinder Und die Vermittlung der Inhalte wurden früher oder später braucht die Vermittlung durch einen in den Kindergarten auf Erwachsenen. genommen als vorgesehen? [Aufgezeichnet von Katrin Hafner] Während nur etwa 3 Prozent der in einen öffentlichen Kin dergarten aufgenommenen Kin der früher als vorgesehen eintraten, lag der entsprechende Anteil bei den privaten Kindergärten bei rund 20 Prozent. Was die späteren «Ein Zur Person Peter Schneider (56) studierte Philosophie, Germanistik und Psy- schulungen» in den Kindergarten chologie. Promotion und Habilitation in Psychologie. PD an der Uni Bremen. anbelangt, sind die Zahlen zwischen Psychoanalytiker in privater Praxis, Satiriker und Kolumnist. Zahlreiche Buch- publikationen wissenschaftlicher und anderer Art. Mit Bruno Deckert Verleger den öffentlichen und den privaten der Sphèressays. Er ist verheiratet, Vater eines erwachsenen Sohnes und Einrichtungen vergleichbar und lie lebt in Zürich. gen bei etwa 2 Prozent. [ana] Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013 7
Fokus Sebastian Nussbaumer, 14, Langzeitgymi der Kantonsschule Zürich Nord «Heute esse ich einen ‹Farmer›-Riegel mit Apfelgeschmack. Früher kaufte ich mir Schoggigipfel und ein Schorle oder eine Cola in der Mensa. Aber das ist mir zu teuer. Darum bringe ich jetzt einen Riegel von zuhause mit. Meinen Znüni esse ich meistens im Schulzimmer oder auf dem Weg von einem Schul trakt zum nächsten.» Lucija Zekic, 6, Kindergarten der Schule Leutschenbach «Ich esse gerade Birnen, Apfelschnitze, Bananen und Brot. Also wenn heute mein Geburtstag wäre, hätte ich Smarties und Schoggikuchen mitgebracht – das ist nämlich mein Lieblingsessen. Meinen Znüni esse ich am liebsten im Kreis neben Jovan.» 8 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013
Fokus Vom Essen in der Schule Nicht nur am Mittagstisch, sondern auch im Unterricht ist die Ernährung heute ein Thema. Wann und wie kommt das Essen in der Schule k onkret aufs Tablett? Fotos: Sabina Bobst Wie die Schule mit dem Thema Ernährung umgeht 10 Der Mensabetreiber und sein täglicher Kampf 14 Websites, kulturelle Angebote und Buchtipps 16 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013 9
Fokus Was geht die Schule das Essen an? Zu fettig, zu salzig, zu süss oder schlicht zu viel: Falsche Er nährung führt zu Übergewicht und Krankheit. Muss die Schule dieses Problem lösen? Nein, aber sie kann und soll Aufklärungsarbeit betreiben, lautet der allgemeine Tenor. Text: Jacqueline Olivier Wir alle tun es – in der Regel dreimal täglich, oft und 28,6 Prozent der Frauen zu viele Kilos auf die Waage, je gerne auch zwischendurch: essen. Ganz selbstverständlich. weils rund 8 Prozent davon in krankhaftem Masse. Bei den Zu selbstverständlich? Zumindest vielfach zu unüberlegt, Kindern schwanken die Zahlen je nach Alter und Studie so scheint es. In den vergangenen 30 Jahren ist die Zahl der stark: Zwischen 5 und 20 Prozent beim Übergewicht, zwi übergewichtigen und adipösen (fettleibigen) Erwachsenen schen 0,4 und 6 Prozent bei Adipositas. in der Schweiz laufend gestiegen, stellt das Bundesamt Angesichts dieser Zahlen erübrigt sich die Frage fast, für Gesundheit (BAG) in seinem Ernährungsbericht 2012 ob Ernährung in der Schule ein Thema sein soll. Und sie er fest. Demnach bringen aktuell 46,3 Prozent der Männer und übrigt sich vollends, weil das Thema – nolens volens – längst in den Schulen angekommen ist: als gesellschaftlicher und politischer Auftrag im Rahmen von Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit und weil im Zeitalter von Blockzeiten Vorgaben und Angebote des Kantons und Tagesstrukturen immer mehr Kinder ihre Mittagsmahl Das Thema Ernährung ist in den kantonalen Lehrplänen zeit in der Schule respektive im Hort einnehmen. verankert. Und auch im Lehrplan 21 werden konkrete Das hat auch Jörg Stühlinger, Leiter der Primarschule Kompetenzen zum Thema Ernährung definiert. In den Rietli, die zur Schule Wehntal im Zürcher Unterland gehört, stufengerechten Planungshilfen des Volksschulamts erfahren: Spätestens als man im Jahr 2009 den Mittags sind zahlreiche Hinweise auf geeignete Programme und tisch, der zunächst von einem Elternverein betrieben wor Materialien aufgeführt. den war, übernommen habe, sei man nicht mehr umhinge ∑ www.vsa.zh.ch > Schule & Umfeld > Gesundheit & Präven- kommen, sich mit Ernährungsfragen auseinanderzusetzen. tion > Gesundheit und Unterricht Schnell sei man zum Schluss gekommen, dass den Kindern hochwertiges Essen aufgetischt werden sollte. «Kein Sirup Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt unterstützt und keine gesüssten Getränke mehr und Desserts nur noch verschiedene Projekte und führt auf seiner Homepage aus besonderem Anlass.» zahlreiche weiterführende Links auf. ∑ www.mba.zh.ch > Dienstleistungen & Kommunikation > Die Gemeinschaft wirkt manchmal Wunder Prävention Das Menü für den Mittagstisch kommt aus der Küche des nahen Alterszentrums. Das passe recht gut zusammen, «Leichter leben», das Aktionsprogramm der Zürcher sagt Jörg Stühlinger. Die gesund zubereitete, traditionelle Regierung, unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, Kost schmecke den Kindern. Und wenn nicht, versuche das ein gesundes Körpergewicht zu erlangen. Die Ver Team vom Mittagstisch die Schülerinnen und Schüler zu längerung für die Jahre 2013–2016 wurde vor Kurzem ermuntern, etwas zu probieren, worüber sie zunächst beschlossen. vielleicht die Nase rümpften. Die Gemeinschaft wirke da ∑ www.leichter-leben.zh.ch manchmal Wunder. «Wenn ein Kind seine 20 Gspänli die Rüebli, die es zuhause immer verschmäht, essen sieht, isst Die Kantonalen Netzwerke Gesundheitsfördernder es sie plötzlich auch.» So habe die Schule Möglichkeiten, Schulen für Volksschulen und für Mittel- und Berufs- Kinder an eine gesunde und ausgewogene Ernährung fachschulen bieten Austauschplattformen, Informations- heranzuführen, die die Eltern nicht hätten. veranstaltungen, Literatur, Leitfäden, Lehrmittel, Links Gegessen wird in der Schule auch zwischen den Lek und Weiterbildungen an. tionen. Dem Znüni, den die Kinder von zuhause mitbringen, ∑ www.gesunde-schulen-zuerich.ch wird heute in den meisten Volksschulen grosse Aufmerk 10 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013
Fokus Anouk Thomé, 14, Katholische Sekundarschule Kreuzbühl «Ich trinke nur ein Mineralwasser zum Znüni. Am liebsten würde ich aber ein Salami-Sandwich essen. Die Aula ist der Ort, wo ich meinen Znüni am liebsten esse. Ich finde es wichtig, dass in der Schule übers Essen gesprochen wird, denn viele Kinder wissen nicht, was gesund ist.» samkeit gewidmet. Vorbei die Zeiten, als das Weggli mit «O ja», meint Marianne Honegger: «Es gibt genug Eltern, die Schoggi stängeli oder die Chipstüte unbeachtet durchgin sich nicht bewusst sind, dass Milchschnitten und Müesli gen. Vielerorts geben die Schulen den Eltern Informations riegel überhaupt nicht so gesund sind, wie die Werbung blätter ab, auf denen «gute» und «schlechte» Znünis aufge glauben macht.» Dass die Schule diesbezüglich ein Stück listet sind. weit Aufklärungsarbeit übernimmt, erachtet sie als Teil des Die Stadt Zürich hat 2009 verbindliche Ernährungsricht Bildungsauftrags. Auch wenn die Schule das Problem Über linien für sämtliche Schulen der Stadt herausgegeben. Sie gewicht nicht allein lösen könne. «Die Schule kann aber betreffen ebenso das Angebot in den Horten wie die von der einen gesunden Lebensstil vorleben und Inputs geben.» Schule angebotene Pausenverpflegung. Eine grüne, eine gelbe und eine rote Liste zeigen an, welche Znünis empfeh Schüler und Eltern einbeziehen lenswert, welche ab und zu okay und welche gar nicht ge Aktiv werden Volksschulen oft über einen Pausenkiosk, wie eignet sind. Marianne Honegger, Ernährungsberaterin beim ein Blick in die Projektliste des Kantonalen Netzwerks Ge schulärztlichen Dienst der Stadt, betont: «Die Umsetzung sundheitsfördernder Schulen zeigt. Weil sich dabei Kin liegt in der Verantwortung der Schulleitungen, wir kontrol der und Eltern einbeziehen lassen. So auch in der Schule lieren die Schulen nicht.» Vielmehr gehe es darum, dass alle Grünau im Schulkreis Letzi in der Stadt Zürich. Hier stam Schulen und Horte über die gleichen Grundlagen verfügten, men viele Kinder aus fremden Kulturen mit ganz anderen auf die sie sich bei ihren Verpflegungsangeboten beziehen Essgewohnheiten, der Ernährung wird daher grosse Auf könnten. Den Eltern hingegen könne und wolle man nicht merksamkeit gewidmet. Das fängt im Kindergarten an, wo vorschreiben, was sie den Kindern mitgäben, sondern sie die Lehrpersonen rigoros darauf achten, was die Kinder als nur in Form von Empfehlungen und sachlichen Informatio Znüni mitbringen. Vor gut einem Jahr, erzählt Schulleiter nen für die Thematik sensibilisieren. Bernhard von Arx, habe das Team sogar darüber diskutiert, Ist das heute angesichts der Flut von Informationen ob gewisse Produkte offiziell verboten werden sollten. Das über r ichtige und falsche Ernährung tatsächlich noch nötig? komme für ihn aber nicht infrage. Stattdessen lernen die 3 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013 11
Fokus Leonard Clamor, 13, Primarschule Eidberg Winterthur «Ich esse gerade ein Vollkornbrötli ohne Inhalt zum Znüni. Am liebsten würde ich immer ein Zopfbrot mit Leberwurst mit nehmen – so, wie es mein Papa macht. Ich bin in der Pause immer mit den Jungs zusammen und esse auch meinen Znüni mit ihnen, am liebsten auf der Wiese beim Fussballfeld. Danach spiele ich auch mit.» Schüler die Vielfalt gesunder Znünis kennen, wenn sie ein satzstoffe oder künstlichen Käse bringen, was bei vielen mal pro Woche klassenweise den Pausenkiosk vorbereiten Staunen und Ablehnung auslöst.» Auch Kuchen und Weih und durchführen. Mehrmals jährlich werden die leckeren nachtsgebäck werden gebacken – mit weissem Zucker. «Vor Früchte- und Gemüsespiesse, Birchermüesli oder Ruch einigen Jahren erhielten wir zwar die Weisung, im Koch brot-Sandwiches auch von Elterngruppen zubereitet. «Der unterricht keinen weissen Zucker mehr zu verwenden, aber Pausenkiosk ist heute eine feste Institution in unserer das ist unrealistisch. Vielmehr mache ich die Schüler bei Schule und die Kinder haben Spass am Herrichten der dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, dass es noch andere Snacks», sagt Bernhard von Arx. Darüber hinaus brauche es natürliche Süssstoffe gibt wie Birnel oder Stevia und wel jedoch weitere Anstrengungen, um das Thema Ernährung cher sich wofür eignet.» immer wieder ins Bewusstsein von Kindern und Eltern zu bringen, sei es an den Elternabenden oder im Unterricht. Unrealistische Schönheitsideale hinterfragen Gut verbinden lassen sich Theorie und Praxis im Haus Übergewicht und Adipositas begünstigen laut dem Bundes wirtschaftsunterricht in der Oberstufe. Valeska Meyer vom amt für Gesundheit insbesondere Herz-Kreislauf-Krank Sekundarschulhaus Schmittenwis der Schule Wehntal heiten und gewisse Krebsarten. Auf der anderen Seite der macht dies seit über 30 Jahren. Sie setzt bei ihren Schüle Skala stehen Krankheiten, denen die Verweigerung von Es rinnen und Schülern auf die Freude am Ausprobieren, und sen zugrunde liegt: Bulimie (Ess-Brech-Sucht), Anorexie das Resultat soll ihnen schmecken. Aus ihrer eigenen Schul (Magersucht) oder Orthorexie (zwanghaft gesundes Essen). zeit erinnert sie sich an Menüs, die niemand essen wollte Betroffen davon sind vor allem junge Mädchen und Frauen. und von den Schülerinnen «irgendwo entsorgt» wurden. Auf der Sekundarstufe II wird der Fokus der Präventions Das soll in ihrem Unterricht nicht passieren. Darum berei arbeit deshalb in erster Linie auf solche Essstörungen ge tet sie mit den Jugendlichen auch mal eine Pizza zu – und richtet, wie Vigeli Venzin, Leiter Prävention und Sicher lässt sie dann die Zutaten mit jenen einer Fertigpizza ver heit im Mittelschul- und Berufsbildungsamt, erklärt. Oft gleichen. «So kann man die Rede fast nebenbei auf Zu gehe es dabei um die Vermittlung eines positiven Selbst 12 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013
Fokus Senthuree Thilaganathan, 19, KV Zürich Business School «Ich esse gerade ein Schoggigipfeli und habe noch ein Red Bull dabei. Am liebsten würde ich ein Pepito mitnehmen: ein türkisches Sandwich mit Poulet, Salat und Cocktail-Sauce. Aber das wäre wohl ein bisschen übertrieben. Ich esse meinen Znüni immer mit derselben K ollegin auf der Dachterrasse des KV.» bilds. Sibylle Jüttner, Geschichtslehrerin an der Kantons chend seien sie empfänglicher für das Thema gesunde Er schule Zürcher Unterland (KZU), und eine Kollegin haben nährung als die jungen Männer. Das hat die heutige Bil im letzten Jahr mit ihren beiden Klassen einen Bodytalk- dungsrätin 2006 anlässlich einer Gesundheitswoche des Workshop der Fachstelle Prävention Essstörungen Praxis KV und der Gewerblich-industriellen Berufsschule Uster nah (PEP) durchgeführt. In der Doppelstunde diskutierten zum Thema «Gesund essen – gesund leben, auch in der die Schülerinnen und Schüler über unrealistische Schön Schule» erfahren. Im Rahmen dieser Woche bereitete jeden heitsideale, ihre Zufriedenheit mit dem eigenen Körper Tag eine andere Gruppe von Schülern mit Hilfe einer Kö oder die Bedeutung von inneren statt äusseren Werten. Die chin und Ernährungsberaterin in der Mensa ein gesundes offene, direkte Art dieser Gesprächsrunden sei bei den Ju Mittagessen zu. Den Mädchen und den Lehrpersonen habe gendlichen gut angekommen, sagt Sibylle Jüttner, die an der das gepasst, den Jungs weniger. «Die haben nun mal lieber KZU Mitglied der Gesundheitskommission ist. Im Übrigen Schnipo oder Burger.» werde die Ernährung an ihrer Schule in erster Linie im Mit anderen Worten: Was wir essen, ist weitgehend eine Biologieunterricht thematisiert. Auf Stufe Gymnasium sieht Frage des persönlichen Geschmacks, familiärer und kultu sie aber die Aufgabe der Schulen vor allem dort, wo Essen reller Prägung und Gewohnheiten. Diesen den Garaus ma ausgegeben wird: in der Mensa und bei Snack-Automaten. chen will in den Schulen niemand. Vielmehr geht es darum, Da müsse man dranbleiben und das Bewusstsein für eine Kindern und Jugendlichen Alternativen aufzuzeigen und ausgewogene Ernährung langsam, aber stetig fördern. ihnen dort, wo es im Schulalltag möglich ist, ein gesundes Angebot zu machen. Damit eine ausgewogene Ernährung Das Ziel: Alternativen aufzeigen für sie mit der Zeit ganz selbstverständlich wird. ! Dass junge Frauen der eigenen Figur viel, manchmal zu viel Bedeutung beimessen, weiss auch Regula Trüeb, Deutsch lehrerin an der Wirtschaftsschule KV Uster und 15 Jahre lang Kontaktlehrperson für Suchtprävention. Dementspre Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013 13
Fokus Peter Morf, 48, Mensa-Pächter der Kantonsschule Wetzikon KZO «Ich esse gerade Reis mit Tomatensauce, Erbsli und Rübeli und dazu Erdbeerensalat zum Zmittag in meiner Mensa. Am liebs- ten würde ich jeden Tag angebrate- ne Kartoffelwürfeli mit Spinat und Spiegelei essen.» Nicht nur Pommes frites Peter Morf betreibt seit 20 Jahren die Mensa der Kantonsschule Wetzikon und kämpft für gesündere Essgewohnheiten. Text: Katrin Hafner Dass er seinen Job liebt, muss Peter Morf nicht sagen. Das ders, sie entsorgen den Abfall «von auswärts» nicht: Pizza- spürt man. Wenn er etwa eines der Schnitzel-Sandwichs Schachteln, Döner-Alufolien, PET-Flaschen und Plastik aus dem Kühlregal seiner Mensa in der Kantonsschule schalen von umlie genden Take-aways, Fastfood-Ständen, Wetzikon (KZO) nimmt und auf seine grosse Hand legt, als Pizzerien und Läden. 13 solche direkte Konkurrenten gibts wäre es ein rohes Ei, um zu sagen: «Das ist hochwertige in einem Umkreis von 200 Metern. Die Schülerinnen und Ware, Topqualität.» Oder wenn er beim Vorbeigehen den Schüler dürfen ihre dort eingekaufte Verpflegung in der Berliner-Puderzucker von der Chromstahlfläche wischt. Kantine e ssen – bloss sollten sie den Abfall in die Eimer Und vom neuen Soja-Aufstrich schwärmt. werfen. Täglich fallen alleine im grossen, lichtdurchfluteten Zwei Köche und sechs Angestellte verköstigen hier täg Mensa-Essraum vier 110-Liter-Säcke an. «Das ist verrückt», lich bis zu 400 Personen. 1300 Schülerinnen und Schüler, findet Peter Morf und kann nicht glauben, wie gleichgültig 240 Lehrpersonen und Mitarbeiter sind die potenzielle die Jugendlichen gegenüber der Abfallproblematik sind. Kundschaft. Was hält Peter Morf von ihnen? «Zu 98 Prozent super Leute!», sagt er. Aber eben, da sind auch noch diese Zwischen Anpassung und Widerstand anderen zwei Prozent. Die lassen zum Beispiel ungerührt Doch der eidgenössisch diplomierte Hotelier und Restaura ihr Esstablar auf dem Tisch liegen, obwohl es selbst abge teur ist nicht der Typ, der sich frustrieren lässt. Er wehrt sich räumt werden sollte. Oder, und das ärgert Peter Morf beson lieber und eckt damit auch mal an. Wenn jemand Plastik 14 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013
Fokus geschirr wählt, fragt er, ob das nötig sei. Vor Kurzem erst haben kaum mehr Zeit, sich hinzusetzen und in Ruhe zu führte er «widerwillig», wie er sagt, solches ein, um den essen – schon schwirren sie ab.» Schockiert ist er, wie wenig Schülerinnen und Schülern, die draussen im Garten oder Gemüsesorten seine junge Kundschaft kennt. «Schwarz etwas abseits der Schule essen wollen, etwas bieten zu kön wurzeln oder Fenchel sind für viele unbekannt – sie kennen nen. Peter Morf ist nämlich selbstständiger Mensabetreiber; nicht mal die Namen.» Erst recht versucht er seine Gäste seine Mensa muss rentieren, er wirtschaftet auf eigenes hie und da «umzupolen», wie er es ausdrückt, sie auf den Risiko. Die meisten anderen Mensen der Mittel- und Be Geschmack zu bringen. Um sie nicht vollends an die um rufsfachschulen im Kanton arbeiten mit Caterfirmen; die liegende Konkurrenz zu verlieren, hat Peter Morf jüngst lokalen Restaurantmanager bestellen die Zutaten oder Me eine Treuekarte eingeführt: Jedes 13. Menü ist gratis. Im nüs, die dann an die Kantinen – oft auch an Horte – geliefert Essraum stehen zudem fünf Mikrowellengeräte – schliess werden. Vor Ort wird gekocht oder bloss sogenannt regene lich weiss er aus eigener Erfahrung, wie teuer es kommt, riert (vgl. Kasten). Kindern jedes Mittagessen zu berappen. Ewig wird er seinen Job nicht mehr machen. Schon Lebensmittelherkunft interessiert «keinen Deut» immer habe er sich gesagt, er werde mit 55 aufhören und An der KZO kreiert der Koch Woche für Woche den eigenen «etwas Soziales» tun. Und zwar nicht in seiner Heimat, Zü Menüplan und Peter Morf und sein Team kochen täglich rich, sondern in Südamerika. Seine Frau ist Mexikanerin, selbst. Das Fleisch- und das Vegimenü kosten neun, der seine Gedanken gehen in Richtung Mexiko oder Peru. Dort Tages-Hit kostet acht und das Eco-Menü sieben Franken. hat sein ehemaliger Religionslehrer vor 25 Jahren ein Ent Zudem gibts acht Sorten frische Salate, täglich über 100 wicklungsprojekt (Paz Peru) lanciert, das Peter Morf schon eigenhändig zubereitete Sandwichs, Hotdogs, Bircher diverse Male besucht hat. Ob er kochen, sich medizinisch – müesli und diverse Beilagen, die einzeln ausgewählt oder er war Sanitäter im Militär – oder sonst wie engagieren wird, kombiniert werden können. Fleisch und Getränke haben lässt er offen. Einfach «etwas Sinnvolles machen», das will er. Schweizer Herkunft. So wie er in all den Jahren und bis auf Weiteres mit viel Lust Das tönt wunderbar, ist aber oft teurer, als wenn man und Energie für eine sinnvolle Balance zwischen gesund, Ware aus dem Ausland kauft. Und: Die meisten Schülerin beliebt, nachhaltig und fein kämpft in seiner Mensa. ! nen und Schüler interessiert die Herkunft «keinen Deut», glaubt Peter Morf. Die Lehrerinnen und Lehrer hingegen schätzten seine bewusste Haltung. Kaffee gibts nur aus Max-Havelaar-Bohnen; Süsswaren und Brötli stammen aus So kommt das Essen in die Schule regionalen Bäckereien oder werden hausgemacht – so etwa Der Schulverpflegungsmarkt wächst. Die meisten Mittel- die «Schoggiwürfel» für einen Franken pro Stück. und Berufsfachschulen im Kanton Zürich arbeiten mit Über der Menütheke prangt ein Schild: «Die Entschei Caterern zusammen, viele ländliche Schulen mit der dung, wie gesund Sie essen wollen, liegt bei Ihnen, denn SV Group, die meisten städtischen mit den ZFV-Unter- unser Angebot ist so gesund, wie Sie es wünschen.» Was nehmungen. Die einen lassen sich fertige Menüs oder will Peter Morf damit bezwecken? «Am liebsten würde ich zubereitete Zutaten liefern, die sie vor Ort regenerieren den Jugendlichen die Wichtigkeit gesunder Ernährung nahe (aufbereiten, wärmen), andere kochen frisch vor Ort. bringen. Bloss: Ich kann sie ja nicht zu G emüse zwingen. Es gibt auch Ausnahmen, etwa die privat geführten Also appelliere ich an ihre Eigenverantwortung – und Mensen der Berufsschule Rüti, der Gewerblichen manchmal funktionierts.» Will heissen: Da probiert auch Berufsschule sowie der Kantonsschule Wetzikon (siehe mal einer einen Menüteller statt einer Portion Pasta. Seine Text) oder die kleine Kantonsschule Küsnacht, die über Töchter, 19 und 16 Jahre alt, ernährten sich ü brigens «sehr keine Mensa verfügt, aber im Winterhalbjahr drei Mal gesund», sagt Peter Morf. Und auch er ver suche dies. wöchentlich einen Mittagstisch anbietet, der von Obwohl, er gibt unumwunden zu: «Bis vor vier Jahren war einem Verein getragen wird und auf freiwilliger Basis ich ein Fleischtiger.» Aus gesundheitlichen Gründen darf von Eltern funktioniert. er aber nicht mehr so viel Fleisch essen. Von 115 Kilo hat er In den Volksschulen gibts nur wenige Mensen, dafür schon 15 verloren – sein Ziel: 90. Das ist hart, wenn man zahlreiche Betreuungsstätten, die Mittagessen anbieten. täglich von 6 bis 17 Uhr mit Nahrungsmitteln zu tun hat. Die städtischen Horte und einige weitere im Kanton Zürich – insgesamt 323 Einrichtungen – arbeiten mit Jugendliche kennen Gemüsenamen nicht der auf Kinderverpflegung ausgerichteten Anbieterin Auf 20 Jahre Erfahrung kann Peter Morf zurückblicken – Menu and More AG zusammen, die gemäss den Er und ist sozusagen ein Profi geworden, was das Essverhalten nährungsrichtlinien für die Schulen der Stadt Zürich von Gymnasiasten und Gymnasiastinnen anbelangt. «Fotzel sowie den ernährungsphysiologischen Empfehlungen schnitten und Hotdogs kommen total gut an. Aber auch Bir der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung täglich chermüesli, Pizza und Pommes.» Letztere bietet er bewusst verschiedene Menüs, Pasta und Einzelkomponenten nur alle zwei Wochen an, da können noch so viele Mails bei anbietet. Es gibt aber eine Vielzahl lokaler Lösungen: ihm landen, er solle doch jeden Tag davon verkaufen. Die Sekundarschule Albisriederplatz etwa verfügt über Die Nachfrage habe sich in den letzten Jahren eindeutig eine Produktionsküche und einzelne Gemeinden ar hin zum Fastfood verschoben, stellt Peter Morf fest. Und beiten beispielsweise mit dem Wirt des Dorfrestaurants zwar auch unter den jüngeren Lehrpersonen. «Die Leute zusammen. [red] Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013 15
Fokus Tipps und Anregendes Einige herausgegriffene Bücher, Websites und kulturelle Angebote aus dem Informationsdschungel rund ums Thema Essen. Bücher Ausstellungen Peperoni. Lebensmittel- und Ernährungskunde (Lehrmittel «Wir essen die Welt» (bis Februar 2014 im Aargauer Natur verlag des Kantons Zürich). Übersichtliches Nachschlagewerk museum Naturama). Die Wanderausstellung (Führungen für Schul und gute Ergänzung zu Kochbüchern für Schülerinnen und klassen) ist ein Projekt der Schweizer Entwicklungsorganisation Schüler wie z. B. «1001 Rezept», «Einfach Probieren», «Tiptopf», Helvetas und thematisiert Fragen um die Herkunft unserer täglichen «Globi kocht vegi» etc. Nahrung. Es geht um Genuss, Geschäft und Globalisierung, um Urban Farming, Fair Trade, Slowfood etc. Paul Imhof: Das kulinarische Erbe der Schweiz. Band 1: Aar- www.wir-essen-die-welt.ch gau – Luzern – Obwalden – Nidwalden – Schwyz – Zug – Zürich (Echtzeit Verlag). Die fünfbändige Reihe ist ein Inventar des kulina «Die Wurst. Eine Geschichte mit zwei Enden» (bis März 2014 rischen Erbes der Schweiz und umfasst 400 Produkte. Man lernt im Mühlerama Zürich). U. a. Workshops für Schulklassen: Warum die Herkunft e inheimischer Produkte und die p assenden Rezepte Wurst nicht Wurst ist. www.muehlerama.ch kennen. Stefan Kreutzberger / Valentin Thurn: Die Essensvernichter. Wa Theater / Tanz rum die Hälfte aller Lebensmittel im Müll landet und wer dafür «voll fett» (Forumtheater Zürich, für Sekundarstufe I und II). verantwortlich ist (Kiepenheuer & Witsch). Mit viele Anregungen, Das Stück ermöglicht es Schulklassen, sich mit Ernährungsgewohn was man als Einzelperson ändern kann. heiten, Körperbildern und dem Diatwähn auseinanderzusetzen. Katharina Weiss: Schön!? Jugendliche erzählen von Körpern, www.forumtheater.ch Idealen und Problemzonen (Schwarzkopf & Schwarzkopf). «Friss oder stirb» (Theater Stückwerk, ab 7. Schuljahr). Das Die 16-jährige «Spiegel»-Bestseller-Autorin hat mit Altersgenossen Doku-Drama beleuchtet das Thema «Hunger» in allen Facetten: darüber diskutiert, was attraktiv ist. Welthunger, Lebensmittelproduktion und -verteilung, Essstörungen, Überfluss und Mangel. Es ist Roadmovie, Liebesgeschichte und Websites / Apps Dokumentation in einem. www.schuleundkultur.zh.ch www.feel-ok.ch: Für 12- bis 17-Jährige und für Lehrpersonen, mit «Härdöpfelsuppe» (Theaterküche für kleine Bühnen und Klassen didaktischen Materialien zu den Themen E rnährung sowie Gewicht zimmer, 1.–3. Klasse). Der Schauspieler und Koch Manuel Löwens und Essstörungen – zusammengestellt von Fachorganisationen. berg erarbeitet mit den Kindern ein Stück über gesundes Essen und über den Hunger in schlechten Zeiten. www.schuleundkultur.zh.ch www.foodle.ch: Schweizer Plattform zum Thema Lebensmittel, von Partnern aus den Bereichen Bildung und Forschung weiter Tanzküche Bollywood (4.–10. Schuljahr, Berufs- und Mittel entwickelt – u. a. Informationen über Schweizer Lebensmittel, Her schulen). Die Schulklassen tauchen tanzend ein in die zauberhafte kunftsbezeichnung, Slowfood, Schweizer Küche und Rezepte, Filmwelt Indiens – bis der Magen knurrt. Und dann geht es mit nachhaltige Ernährung etc. Schwung ans Kochen. www.schuleundkukltur.zh.ch www.sge-ssn.ch: Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung will die Bevölkerung über Fragen der gesunden Ernährung infor Filme mieren, speziell, was die Schule anbelangt. U. a. Test über Essge Food Inc. – Was wir wirklich essen (Robert Kenner). Über wohnheiten, Buch-Tipps, Merkblätter, Broschüren etc. Hormone, Antibiotika, Pflanzengiftrückstände und Zusatzstoffe www.gorilla.ch: Ernährungsworkshops inklusive Zubereitung in Nahrungsmitteln. eines gesunden Birchermüesli sowie von Sandwichs, ausserdem Ware Tier (Reginald Puhl). Über den Umgang mit Tieren in Kochvideos und Rezeptbüchlein für Kinder und Jugendliche. Massentierhaltung und das Ausfischen der Meere. www.prospecierara.ch: Übersicht von Pro Specie Rara, e iner Taste the Waste (Valentin Thurn). Suche nach Antworten auf die schweizerischen Non-Profit-Stiftung, über traditionelle Gemüse- und Frage, warum so viele Nahrungsmittel vernichtet w erden und im Obstsorten, Nutztierrassen, ausserdem Bauernhöfe, Obst- und Müll landen. Befragt werden Bauern, Supermarkt-Direktoren, Müll andere Gärten, die man besuchen kann, Unterrichtsmaterialien etc. arbeiter und Köche in verschiedenen Ländern. www.wwf.ch > essen: Infos über umweltgerechtes Essen, Unser täglich Brot (Nikolas Geyrhalter). Unkommentierter Blick Saisontabelle über aktuelle frische Gemüse und Früchte – auch als auf die Massenproduktion von Lebensmitteln, die Z üchtung und App herunterladbar. Schlachtung von Tieren sowie die industrielle Anpflanzung und www.bodytalk.ch: Workshops für Jugendliche und Lehrpersonen Ernte von Obst und Gemüse. sowie Arbeitsunterlagen, Buchtipps etc. von der Fachstelle Prä vention Essstörungen Praxisnah (PEP). Themen: Selbstbild, Körper Zusammengestellt von: Katrin Hafner zufriedenheit etc. www.suissebalance.ch: Tipps und Infos zur ausgewogenen Er nährung für Kinder und Jugendliche (bis 20 Jahre) von der nationa len Projektförderstelle Ernährung und Bewegung des Bundesamts für Gesundheit und von Gesundheitsförderung Schweiz. 16 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013
Fokus Kai Wettstein, 9, Primarschule Küsnacht «Ich esse gerade Maiswaffeln und Aprikosen zum Znüni. Wenn ich frei wählen könnte, würde ich das Gleiche mitnehmen. Am liebsten esse ich auf dem Fussballplatz. Manchmal teile ich meinen Znüni mit meinen zwei Kollegen.» Naomi Biaduo, 16, Kurzzeitgymi der Kantonsschule Hottingen Zürich «Heute besteht mein Znüni aus einem Wild Vanilla Sorbetto Glacé. Am liebsten würde ich immer im Garten der Schule essen und zusammen mit meinen Jungs. Denn die nehmen auch mal einen Döner mit mir und achten nicht immer auf die F igur. Ich finde es gut, wenn man in der Schule übers Essen redet – aber so ab 14 kann mans nicht mehr hören.» Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013 17
Volksschule Heilpädagogin Eva Durisch-Simioni, Schulleiterin Verena Kocher und die zwei Lehrerinnen Ruzica Grgic und Nadine Behrend sind parat für den Schulversuch. «Man kann nur gewinnen» Schulleiterin Verena Kocher und ihr Team machen mit beim Schulver such Fokus Starke Lernbeziehungen. Trotz Aufwand und einigen Fragezeichen freuen sie sich darauf. Text: Katrin Hafner Foto: Dieter Seeger Die Sommerferien stehen vor der Tü Zeit für die Teilnahme am Versuch ent zu zweit für die Lehrpersonen.» Den re – und danach beginnt in fünf Schu scheiden konnte, was sie bereits hinter Schulleitungsposten übernahm Vere len des Kantons ein neuer Abschnitt: sich hat und was sie nun erwartet. na Kocher im Sommer 2012 – nach Sie starten mit dem Schulversuch Fo dem innerhalb weniger Jahre mehrere kus Starke Lernbeziehungen (FSL). Das «Aha-Erlebnis» Wechsel auf Leitungsebene stattge Grundsätzlich werden nur noch zwei Verena Kocher, die Schulleiterin des funden hatten. Sie habe ein initiatives, Lehrpersonen pro Klasse möglichst «Hofi», wie sie selbst die Schule Hof motiviertes Team angetroffen. «Es fiel alle Fächer unterrichten und auch bis acker in Schlieren nennt, lacht. «Dieser mir aber auch auf, dass die 50 Lehre her von Spezialisten ausgeführte Auf Versuch ist etwas vom Besten, was mir rinnen und Lehrer, Heilpädagoginnen, gaben übernehmen wie die Integrative passieren konnte.» Als sie den Kom Logopäden und DaZ-Lehrpersonen Förderung, Deutsch als Zweitsprache mentar von Bildungsdirektorin Regine nicht gewohnt waren, als Schuleinheit oder Begabtenförderung; der Unter Aeppli in der Schulblatt-Ausgabe vom zu denken, und dass keine Kapazität richt wird grösstenteils im Team September 2012 gelesen habe mit dem vorhanden war, um über den Schulall teaching oder in Halbklassen erteilt. Titel «Zu viele Köche erschweren die tag hinauszudenken.» Ve rena Kocher Seit der Ankündigung des Schul Arbeit», sei das ein «Aha-Erlebnis» ge wollte eine Organisationsentwicklung versuchs sind nur wenige Monate ver wesen. «Ich wusste: Genau das möchte in ihrer Schule einleiten und begann gangen – und man fragt sich, warum ich. Weniger Ansprechpersonen für die mit dem Team über ihre Ideen zu re und wie sich eine Schule in so kurzer Kinder nämlich und starke Teamarbeit den. «Ziel war es, die Zusammenarbeit 18 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013
Volksschule zu stärken und weniger Ansprechper Die Heilpädagogin blickt dem Start scheiden nicht zwischen Lehrperson, sonen pro Klasse zu haben – lang be des Versuchs nach den Sommerferien Heilpädagogin oder DaZ-Lehrer – vor die Bildungsdirektion den Schul erwartungsvoll und leicht kritisch ent Hauptsache, jemand unterstützt sie. versuch öffentlich verkündete.» gegen. Künftig wird sie während Sprechen Verena Kocher, die zwei 16 Lektionen zwei in die Regelklasse Leh rerinnen und die Heilpädagogin Team von Anfang an involviert integrierte Sonderschulkinder (ISR) über den Versuch, fallen Begriffe wie Als dies dann so weit war, meldete sie begleiten, daneben die Lehrerinnen «Vertrauen», «Schulkultur», «Kommu sofort ihr Interesse an und diskutierte und Lehrer während sechs Lektionen nikation». Alle betonen, der offene ihr Vorhaben im Team. Alles musste pro Woche in heilpädagogischen und Umgang, die Möglichkeit, Fragen zu schnell gehen und zu ihrer grossen integrativen Fragen beraten und un stellen, und die Bereitschaft, sich über Freude kam eine breite Zustimmung terstützen. «Für die betroffenen Kin die Schulter gucken zu lassen, seien zustande: Vier von 50 Personen hatten der erhoffe ich mir mehr Konstanz und zentrale Vo raussetzungen, um einen Bedenken, drei waren unentschieden – Ruhe, weil sie in der Regelklasse blei solchen Versuch zu wagen. die grosse, klare Mehrheit aber sprach ben können und nicht aus ihrem Um Gibt es auch Fragen? Kritik? sich für den Versuch aus. Um Ängste feld herausgerissen werden. Womög «Doch, klar», erwidert die Schulleiterin abzubauen und Lösun gen zu finden, lich fehlt künftig aber ab und zu das und nennt den «grossen Mehrauf führte Verena Kocher persönliche Ge sonderpädagogische Fachwissen von wand», den sie in den letzten Monaten spräche mit den Lehrpersonen, die uns Heilpädagogen und DaZ-Lehrper zu bewäl tigen hatte. Die schriftliche grosse Zweifel bekundeten, und konn sonen im Schulzimmer.» Das sieht die Eingabe zuhanden des Volksschulamts, te sie schliesslich auch vom Versuch Schulleiterin anders. Sie glaubt, dass die Absprachen mit der Schulpflege überzeugen. durch die Anwesenheit von zwei Lehr und dem Team, die Sit zungen, die Ein glücklicher Zufall? «Unser personen im Schulzimmer «die Res Überzeugungsarbeit, das Planen und Team hat sich schon lange nach echter sourcen gebündelter werden. Das gibt Strukturieren – und natürlich das Kooperation gesehnt und danach, en dem Kind Stabilität und Kontinuität.» Jonglieren, bis die Stunden pläne mit ger miteinander zu arbeiten», erklärt den neuen Besetzungen und Teams die Klassenlehrerin Ruzica Grgic. Und Aufwand unterschätzt funktionieren. Doch die Schulleiterin ihre Kollegin, die Lehrerin Nadine Auch die Lehrerin Ruzica Grgic ist findet: «Wir können nichts verlieren, Behrend: «Wir waren wirklich von überzeugt, dass die Förderung von man kann nur gewinnen.» Derzeit be Anfang an involviert in die Idee, und lernschwachen Kindern einfacher wird. schäftigt sie die Frage, wie sich die en das war wohl ein Schlüssel für die «Ich hatte die IF-Lektion zum Beispiel gere Zusammenarbeit in den Zweier breite Zustimmung.» Konkret musste während der Zeichnungsstunde; das teams auf das Gesamtteam auswirken das Team rasch Zweierteams gründen, brauchte eine gute Koordination und und was geschehen wird, wenn es in die künftig gemeinsam unterrichten. Absprache, damit die betroffenen Kin einem Team nicht klappt. Doch noch Gemäss Verena Kocher war dies aus der auch Unterstützung in der Mathe ist es zu früh, sich konkret mit solchen zwei Gründen möglich: «Erstens gab es matik bekamen. Sind wir zu zweit in potenziellen Problemen zu beschäfti einige Kün digungen, die uns erlaub der Klasse, kann meine Kollegin oder gen – vorerst freut sich Verena Kocher ten, die Stunden rumzuschieben und ich vor Ort helfen.» In einem Punkt mit ihrem Team einfach auf den tat genau auf unsere Bedürfnisse ange sind sich alle einig: Die Kinder unter sächlichen Start des Experiments. ! passte Neuanstellungen zu machen, und zweitens funktionierte es, weil die Lehrpersonen selbstständig Teams bil Der Versuch deten.» Bewusst habe sie als Schul Der Schulversuch Fokus Starke Lernbeziehungen (FSL) startet wie geplant leiterin die Verantwortung den Lehr nach den Sommerferien in fünf Schulgemeinden: Marthalen (Kindergarten), personen übergeben und ihnen gesagt, Rifferswil, Schule Hofacker in Schlieren, Schule Guldisloo in Wetzikon sowie sie sollten selbst entscheiden, mit wem Schule Letten in Zürich-Waidberg je mit dem Kindergarten und der Primar sie gut zusammenarbeiten könnten, stufe. Die Hauptmotivation der beteiligten Schulen sei, gemäss Barbara Hart- sich gegenseitig im Unterricht besu mann Grass, Projektleiterin im Volksschulamt, die Teamarbeit und die Be chen und sich austauschen. ziehung zwischen den Lernenden und Lehrenden zu stärken, den integrativen Unterricht weiterzuentwickeln und sich von Koordinationsaufgaben und Ab- Neue Rolle für die Heilpädagogin sprachen zu entlasten. Eine besondere Herausforderung für die Schulen der «Wir sprachen alle oft miteinander – ersten Staffel bestand in der kurzen Vorbereitungszeit. die Teambildung war Thema im Leh Schulgemeinden, die sich für den Versuch interessieren, können sich auf der rerzimmer, auf dem Pausenplatz und Website informieren und am 30. September an einer Informationsveranstaltung ausserhalb der Schule», erzählt die teilnehmen, um sich anschliessend für die zweite Staffel zu bewerben, die im Heilpädagogin Eva Durisch-Simioni. Sommer 2014 beginnt. Bereits haben Gemeinden und Schulen ihr Interesse Doch sei erstaunlich schnell entschie angemeldet – mitmachen können in allen drei Staffeln maximal 350 Klassen. den worden, wer mit wem zusammen eine Klasse übernehmen könne und ∑ www.vsa.zh.ch > Schulbetrieb&Unterricht > Projekte wolle und wer eher nicht. ∑ Vgl. Bildungsratsbeschluss Seite 57 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013 19
Volksschule «Hilfreich sind auch kritische Anmerkungen» Bis Mitte Oktober läuft eine Konsultation zur Vorlage des Lehrplans 21. Wer angesprochen wird und was das bringt, erklärt der Chef des Volksschul amts, Martin Wendelspiess. Interview: Katrin Hafner Foto: Martina Meier Herr Wendelspiess, vom Lehrplan 21 Welche Rückmeldungen erwarten Sie? Foto: zvg wird schon lange geredet, immer Ich glaube, der Lehrplan wird in sei wieder wird allerdings kritisiert, die nen Grundzügen mehrheitlich Anklang Informationen seien vage. finden. Er ist in einer verständlichen Martin Wendelspiess: Die Erarbeitung Sprache geschrieben und schliesst an eines neuen Lehrplans braucht Zeit. Es die heute in den Kantonen gültigen ist ja nichts weniger als der Auftrag der Lehrpläne und den aktuellen Stand Gesellschaft an die öffentliche Volks der fachdidaktischen Entwicklungen schule. Die Deutschschweizer Erzie an. Hilfreich sind aber auch kritische hungsdirektoren-Konferenz (D-EDK) Anmerkungen. Sie können in die wei hat zwar immer wieder über den Stand tere Erarbeitung des Lehrplans ein der Arbeiten informiert. Doch konkre fliessen, ihn also noch besser und pra ter kann man erst jetzt werden, da ein Amtschef Martin Wendelspiess. xistauglicher machen. ausgearbeiteter Lehrplanentwurf zur Was kann jetzt noch verändert werden? Verfügung steht. Nun ist der richtige Wie stark der Lehrplan überarbeitet Zeitpunkt da, die Diskussion breiter zu die Konsultationsantwort des Kantons wird, hängt natürlich von den Ergeb führen. Es hätte keinen Sinn gehabt, Zürich zuhanden der D-EDK. nissen der Konsultation ab. Der Träger Zwischenprodukte zu diskutieren. Und wenn jemand seine persönliche des Projekts, die D-EDK, will an der Eben hat das Volksschulamt eine Meinung abgeben möchte? Grundstruktur des Lehrplans festhal Konsultation zur Lehrplanvorlage der Dafür haben wir auf der Homepage des ten, denn diese wurde bereits verab D-EDK gestartet, die bis Mitte Oktober Volksschulamtes eine Art Briefkasten schiedet. Zur Diskussion steht jedoch läuft. Wer kann mitreden? eingerichtet. Ich bin gespannt auf das der gesamte Inhalt, das heisst insbe sondere die Auswahl und der Aufbau der Kompetenzen, die von den Schüle rinnen und Schülern in den verschie denen Fachbereichen erreicht werden «Ich bin überzeugt, dass die Kompetenz sollen. Wie erfahren die Lehrpersonen und orientierung die Lehrerinnen und die Öffentlichkeit von den allenfalls Lehrer beim Unterrichten unterstützt.» anstehenden Änderungen des Lehr- plans 21? Nach der Auswertung der Konsultation wird die D-EDK informieren, inwie weit der Lehrplan nochmals überar Neben allen direkt an der Volksschule direkte Feedback, gerade auch von beitet wird. beteiligten Verbänden und Institutio Praktikerinnen und Praktikern aus Und wie geht es dann weiter? nen haben wir auch politische Parteien, dem Schulfeld. Interessierte Lehr Ende 2014 gibt die D-EDK den Lehr Elternorganisationen, die Wirtschaft, personen und Schulleitungen haben plan zuhanden der Kantone frei. Es Gymnasien und die Berufsfachschulen ausserdem die Gelegenheit, an einer handelt sich um eine «Lehrplanvorla zu einer Stellungnahme eingeladen. unserer regionalen Informationsver ge», da sie anschliessend von den Kan Nach der Auswertung der Stellung anstaltungen zum Lehrplan 21 teilzu tonen in eigener Kompetenz für die nahmen verabschiedet der Bildungsrat nehmen. Einführung aufbereitet werden muss. 20 Schulblatt des Kantons Zürich 4/2013
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