Good Translational Practice - Welche Hebel senken das Risiko im Innovationsprozess? - EY
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Good Translational Practice Welche Hebel senken das Risiko im Innovationsprozess? Deutscher Biotechnologie-Report 2020
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Good Translational Practice (GTP) Vorwort Innovationen Vorschub geben durch professionelle Translation 4 1 Perspektive „Innovationspotenziale besser nutzen“ weiterhin ganz oben auf der Prioritätenliste 8 Innovation und Risiko — zwei untrennbare Seiten einer Medaille 10 Professionelle Translation als zentraler Stellhebel? 12 Translationseinrichtungen in Deutschland im Vergleich 24 Aktivitäten anderer Stakeholder der Translation 28 Ökosystem Translation 39 2 Kennzahlen Branchenkennzahlen setzen positiven Trend fort 42 Transfer, Translate, Transform — die 3 T für erfolgreiche Cluster/BioRegionen 45 Deutschland mit Biotechnologie wettbewerbs- Weitere Informationen finden Sie unter fähiger machen 48 www.de.ey.com/lifesciences 3 Finanzierung Zahlen und Fakten Deutschland 52 Zahlen und Fakten Europa 58 Zahlen und Fakten USA 63 4 Transaktionen Allianzen Deutschland 68 Allianzen Europa und USA 71 M&A Europa und USA 74 Methodik und Definitionen 76 Danksagung 77
Vorwort Innovationen Vorschub geben durch professionelle Translation Die Biotechnologie ist weltweit als Innovationsmotor anerkannt. Doch insbesondere in Deutsch- land, wo gerade die Naturwissenschaften einen ausgezeichneten Ruf genießen und durch ein breit angelegtes staatliches Fördersystem auch exzellente Forschungsergebnisse als Sprit für diesen Motor produzieren, scheint dieser zu stottern. Zu wenig PS der Forschungsaktivitäten kommen effektiv auf die Straße. Gerade die gegenwärtige Corona-Krise verdeutlicht, wie wichtig es ist, hilfreiche Ansätze effizient und schnellstmöglich zum Patienten zu bringen, und auch hier gibt es gerade in Deutschland einige Potenziale. Der aktuelle Report behandelt aber explizit nicht die konkreten Ansatzpunkte der Biotechnologie in Deutschland zur Bekämpfung von Covid-19. Vielmehr geht es hier um grundsätzliche Hebel, die innovative Ideen zu wertschöpfenden Innovationen führen können. Das Thema „Innovation“ stand schon in den letzten Jahren meist im Zentrum unserer Reports. Wir hatten dazu auch in einer „Innovationsgleichung“ die Hebel beschrieben, die den schwächelnden Motor wieder in Schwung bringen könnten: gute Ideen besser in kommerzielle Entwicklungen umzusetzen, ein neues Mindset für unternehmerisches Handeln zu generieren und vor allem die Eigenkapitalseite entscheidend zu stärken. Gerade der letzte Faktor, „Eigenkapital“, stand immer sehr stark im Fokus unserer Diskussionen mit Industrievertretern, Investoren und der Politik. Sicherlich berechtigt — aber wir dürfen auch nicht die anderen Faktoren aus dem Auge verlieren. Immer wieder haben wir betont, dass nicht die Verfügbarkeit von Eigenkapital das Hauptproblem ist, sondern vielmehr die nicht stattfindende „Allokation“ in den Life-Sciences-Sektor. Hierfür aber gezielte Rahmenbedingungen zu schaffen gelang bisher nicht. Eine aktuelle Studie von EY aus dem Frühjahr 2020 (EY Start-up-Barometer 2020; https://start- up-initiative.ey.com/en/) zeigt dies überdeutlich: Von den insgesamt 6,2 Mrd. € an Risikokapital für deutsche Start-ups wurden nur 1,5 % in Biotech investiert — ein extremes Ungleichgewicht der Kapitalallokation. Ein Blick hinter die Verteilung klärt auf: Das Gros der Investitionen geht vornehmlich in Bereiche, deren Risikoprofile im Vergleich zu Biotech signifikant niedriger liegen und in denen auch geringerer Kapitalbedarf und kürzere Zeitverläufe für die Produktentwicklungen die Regel sind. Muss man also nicht vielmehr an der Risikoschraube drehen, um dem Allokationsungleichgewicht beizukommen? Und wo im komplexen Innovationsgetriebe sitzt diese Schraube? Dies ist die Kernfrage, der dieser aktuelle Report mit dem Titel „Good Translational Practice“ vertieft nachgeht. Als Komponente des Faktors Forschung bzw. Idee war Translation ja bereits in der Innovations gleichung enthalten und wir hatten einige Beispiele für professionelle Translation schon in der Vergangenheit erwähnt. Möglicherweise muss dieser Komponente aber eine größere Bedeutung 4 | Deutscher Biotechnologie-Report 2019 Vorwort
z uteilwerden. Könnte nicht die professionell begleitete Umsetzung von Lösungsideen aus der Forschung die Risiken des Scheiterns von Projekten reduzieren, damit zugleich die Chancen für Finanzierung erhöhen (geringeres Finanzierungsrisiko) und am Ende sicherlich auch durch die Herabsetzung des unternehmerischen Risikos die Gründungsdynamik neu anfachen? Wir haben vor diesem Szenario einige etablierte und projektierte Translationseinrichtungen in Deutschland unter die Lupe genommen. Wo setzen sie an? Was sind ihre Translationshebel, um Projekte besser zu entwickeln und für die kommerzielle Weiterentwicklung zu „maturieren“? Was sind ihre „Exit“-Ziele und bewirken sie tatsächlich auch Bewegung in der Gründungsdynamik? Neben diesen „Hands-on“-Inkubatoren für wissenschaftliche Ideen und Start-ups haben aber noch mehr „Stakeholder“ das Thema Translation stärker in ihren Fokus gerückt: Investoren — vor allem Corporate- Venture-Fonds und Frühphasengeldgeber — erkennen die Bedeutung von professionellem „Company Building“, Tech-Transfer-Organisationen sehen Vorteile in professionellen Start-up-Inkubatoren und selbst die Politik denkt neu über eine konkrete Stimulierung der professionellen Translation nach. Gibt es also möglicherweise ein aktives „Momentum“ als Fremdstarter für den stotternden Innovations motor Biotech? Risikoreduzierung ist sicherlich gerade auch in der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie ein relevantes Thema. In unsicheren Zeiten scheut man Risiko umso mehr. Die im Report angesprochenen Trans- lationsthemen greifen allerdings zu einem viel früheren Zeitpunkt ein als die ad hoc wirklich erfor- derlichen Maßnahmen für eine Beschleunigung der klinischen Entwicklung und regulatorischen Hand- habung von dringend benötigten Therapeutika und Diagnostika. Hier stehen etablierte Firmen an vorderster Front; neue Ideen und die effiziente Umsetzung innovativer Ideen werden zeitlich deutlich später zum Tragen kommen. Neben der o. a. Studie „Start-up-Barometer“ vertiefen wir im internationalen Kontext weiter die Kern- fragen der Industrietransformation im digitalen Zeitalter, die auch alle Life-Sciences-Unternehmen von Pharma über Medtech und Biotech bis hin zu Gesundheitsanbietern betreffen und dort sehr unter- schiedlich umgesetzt werden. Richtunggebend sind hierfür unsere Studien „Progressions 4.0“ und „Pulse of the Industry“ sowie die Perspektiven für eine Transformation des Transaktionsgeschehens im „Firepower Report“. Mit diesem Vorausblick hoffe ich, dass Ihnen die vorliegende Studie hilfreiche Anregungen liefert, und freue mich auf den Dialog mit Ihnen. Dr. Siegfried Bialojan, EY Life Sciences Center Mannheim Deutscher Biotechnologie-Report 2019 Vorwort | 5
� Innovation und Risiko — zwei untrennbare Seiten einer Medaille Eigenkapitalverfügbarkeit in anderen Sektoren wie Mobility und IT weist darauf hin, dass die Allokation sehr viel direkter von den Risikoprofilen der jeweiligen Branchen abhängt. Ins- besondere im Biotech-Bereich bedarf es effektiver Stellhebel, die an den Entwicklungs-, Finanzierungs- und unternehmerischen Risiken ansetzen. Professionelle Translation als zentraler Stellhebel? Professionelle Translation senkt als Katalysator die „Aktivierungsener- gie“ für die Überwindung der Risiko- hürden. Aktuelle Ansätze stellen sich dem Vergleich: Inkubatoren, die akademische Ideen identifizieren, validieren und nach industriellen Maß- gaben maturieren, sowie solche, die etablierte Start-ups bei der Überset- zung ihrer Projekte in kommerzielle Assets unterstützen. Auch Investoren und Tech-Transfer- Organisationen verfolgen als „Company Builder“ die Risikoreduzierung und Übersetzung wissenschaftlicher Ideen. Ökosystem Translation Der Erfolg aller Translationsbemühun- gen kann nur gelingen, wenn die be- teiligten Parteien gemeinsam in e inem konsistenten „Ökosystem Translation“ zusammenfinden. Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive | 7
„Innovationspotenziale besser nutzen“ weiterhin ganz oben auf der Prioritätenliste Das zentrale Kernthema in den EY Biotech-Reports der sicherlich den F&E-fokussierten Unternehmen direkt, wenn- letzten Jahre betraf immer wieder die signifikante Diskre- gleich in einem doch eher bescheidenen Umfang mit Blick panz zwischen den unbestritten großen Potenzialen der auf die maximale Förderung von 500.000 € pro Unterneh- akademischen Forschung in den Naturwissenschaften und men. Gerade im Biotech-Sektor, wo vor allem im Therapeu- dem unbefriedigenden „Outcome“ an Innovationen, die als tikabereich hohe Kosten für die Entwicklung innovativer volkswirtschaftliche Wertschöpfung am Markt ankommen. Produkte die Regel sind, sind dies keine entscheidenden Hebel, um die Unternehmen existenziell zu unterstützen. Insofern war die Zielsetzung unserer Studien immer, Wege Darüber hinaus ist hieraus auch nicht ohne Weiteres ein aufzuzeigen und im Detail zu diskutieren, wie man dieser relevanter Effekt auf die Finanzierungssituation durch sich immer weiter öffnenden Schere Einhalt gebieten könnte. Eigenkapitalinvestoren abzuleiten. Innovationsgleichung als Hebel für Verbesserungs Bei den wichtigeren steuerlichen Anreizen für Anleger in ansätze — aber: Lag der bisherige Fokus zu stark auf Beteiligungen — unser Fokus zur Ankurbelung des Kapital- Kapitalzugang? ökosystems — waren die Fortschritte eher dürftig. Die Wenngleich die Faktoren der bereits vor zwei Jahren ein- Hoffnungen der Branche wurden allerdings durch eine Ver- geführten „Innovationsgleichung“ alle schon beschrieben lautbarung des Bundesfinanzministers im Oktober 2019 wurden, hatte doch immer ein starker Fokus auf der Ver- zerschlagen, in der stattdessen eine höhere Besteuerung fügbarkeit von Eigenkapital und auf den Unzulänglichkeiten von Gewinnen aus Aktienanlagen im Rahmen der Trans des Finanzierungsökosystems in Deutschland gelegen. aktionssteuer ins Auge gefasst wurde — mit dem Argument, Trotz vielfacher Initiativen und konkreter Vorschläge zur dass dies bei der geringen Aktienquote der Bundesbürger proaktiven Förderung von Eigenkapitalanlagen sind die ohnehin nur wenige „begüterte“ Personen betreffe. Für das Fortschritte an dieser Front eher bescheiden geblieben. Bemühen der Branche, einen „Mindset Change“ herbei zuführen und die zielgerichtete Innovationsförderung über Immerhin wurde im November 2019 zumindest ein Haupt- eine breite Finanzierung — u. a. durch Aktien — sicher anliegen der Protagonisten umgesetzt, indem die lange zustellen, war diese Entscheidung eher hinderlich. Entspre- geforderte steuerliche F&E-Förderung umgesetzt wurde. chend blieb auch die Kritik an diesem Vorschlag nicht aus. Das Gesetz trat Anfang 2020 in Kraft. Hier ist sogar eine Ausgestaltung gelungen, von der vor allem kleinere und mitt- In Gesprächen mit der Politik kristallisierte sich heraus, lere, innovationsaktive Unternehmen profitieren. Ebenso dass viele bei solchen Anreizsystemen die Gefahr gewisser entspricht die Einbeziehung von Auftragsforschungsaktivi- „Skandalisierungsrisiken“ sahen, wenn sich z. B. einzelne täten für die Förderberechtigung explizit der Realität in Berufsgruppen mit Beteiligungen an ihnen inhaltlich vielen KMU des Biotech-Sektors und wurde auch aufgrund nahestehenden Unternehmungen engagieren und dafür konkreter Forderungen seitens BIO Deutschland mit auf belohnt werden sollten. genommen. Konkret werden laut Gesetzestext Lohnaufwen- dungen für forschendes Personal (in beantragten Projek- Immerhin gab es auch hier Lichtblicke: Ein Papier der CSU- ten) sowie Auftragsforschungskosten berücksichtigt, in Form Landesgruppe im Bundestag sieht vor, dass Aktienanleger einer Forschungszulage von 25 % und einer maximalen nach einer Haltefrist von fünf Jahren von der Kapitalertrag- Bemessungsgrenze von 2 Mio. €. Diese Regelungen helfen steuer befreit werden sollen — ein zumindest in die richtige Innovation = Forschung/Idee × Unternehmertum × Kapital 8 | Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive
Venture Capital Investments in deutsche Start-ups — Gesamtvolumen in Mio. € und Branchenzuordnung Quelle: EY Start-up-Barometer Januar 2020 2019 2018 1.605 Mobility 407 +36 % 1.316 FinTech/InsurTech 676 1.221 Software & Analytics 671 6.228 730 eCommerce 1.658 475 Health 317 221 4.592 AdTech 136 Health 4.276 167 PropTech 184 Digital Health 181 (19) 102 3.306 Hardware 147 BioTech 95 (22) 96 AgTech 29 MedTech 89 (20) 2.276 Energy 88 Life Sciences 46 (6) 99 63 Media & Entertainment 73 Cannabis 37 (8) 45 Recruitment 55 Fitness 8 (4) 44 Professional Services 96 Care 5 (6) 42 Education 43 Andere 15 (1) 2015 2016 2017 2018 2019 Richtung gehender Vorschlag, der vor allem Spekulanten Industriesegmente assoziiert ist und leider eher weniger mit Kurzzeithorizont eher abhält und in der Tat Sparer zu das vorhandene Wissenschaftspotenzial abbildet. mehr Engagement in Aktien ermutigen soll. In das gleiche Horn stößt eine aktuelle Studie der KfW Ban- Des Weiteren ist im selben Papier von einer „festverzinsten kengruppe, die für das Jahr 2018 in Deutschland 70.000 Innovationsanleihe“ die Rede, die mit einem Festzins von Start-ups mit einer jährlichen Zuwachsrate von 10.000 neu 2 % und einer Laufzeit von zehn Jahren aufzulegen wäre. gegründeten Unternehmen aufführt. In derselben Ana- Die eingenommenen Mittel sollen gezielt für Start-ups und lyse werden 129.000 Gründer gezählt. Gibt es also doch Innovationen in Schlüsseltechnologien investiert werden ein „Mindset“ für Gründungen? Aber auch diese Aussagen und dadurch ein „Kreislaufsystem“ mit attraktiven Ange- passen nicht zur anhaltend stagnierenden Gründungs boten für Sparer und dem dringend benötigten Risikokapi- dynamik im Biotech-Bereich in Deutschland und implizie- tal für Start-ups schaffen. Es bleibt abzuwarten, wie weit ren auch hier einen Zusammenhang mit entsprechenden diese Diskussionsbeiträge im Laufe des Jahres 2020 in die Risikobetrachtungen. politischen Entscheidungsprozesse vordringen. Diese Zahlen führen zweifelsohne auch dazu, dass die bis- Das EY Start-up-Barometer (https://www.ey.com/de_de/ her geführte — vielleicht zu einseitige — Diskussion um news/2020/01/ey-start-up-barometer-januar-2020) mit verbesserte Rahmenbedingungen für mehr Eigenkapital- einem Überblick über die VC-Finanzierung von Start-ups in verfügbarkeit oft ins Leere läuft. Wenn doch die o. a. Sta- verschiedenen Branchen in Deutschland zeichnet im Übri- tistiken mit so positiven Zahlen für die Eigenkapitalver- gen ein überaus positives Bild für den Eigenkapitalzugang fügbarkeit und auch für die Gründungsdynamik glänzen, für Start-ups in Deutschland — mit 6,2 Mrd. € über alle kann es ja nicht an den Rahmenbedingungen am Standort Branchen hinweg ein neuer Rekord für das Jahr 2019. Deutschland liegen! Zumindest erschweren diese Statisti- Dies steht scheinbar im krassen Widerspruch zu den in der ken die Argumentation. EY Biotech-Report-Serie immer wieder diskutierten Zahlen für den unter Kapitalmangel leidenden Biotech-Sektor. Ist hier also ein Umdenken notwendig? Bei genauer Betrachtung wird allerdings sehr schnell klar, Sicherlich nicht hinsichtlich der Bedeutung der Biotechno- dass der Löwenanteil dieser Kapitalvolumina in Bereiche logie als Innovationsmotor für einen stark wissenschafts- geht, die Produkte wesentlich schneller und mit deutlich geprägten Standort wie Deutschland — und auch nicht bei geringerem Kostenaufwand und Risiko auf den Markt der volkswirtschaftlichen Verantwortung, diese Stärken bringen können: Mobility (1,6 Mrd. €), FinTech/InsurTech und resultierende Potenziale entsprechend der getätigten (1,3 Mrd. €), Software & Analytics (1,2 Mrd. €) und E-Com- Forschungsförderung in wertschöpfende Innovationen am merce (0,7 Mrd. €). Eigenkapital in Biotech-Start-ups hat Markt umzusetzen. auch in dieser Statistik einen eher bescheidenen Umfang (0,095 Mrd. €; 1,5 % der Gesamtsumme). Dies weist aber Vielmehr sollten die unterschiedlichen Risikodimensionen sehr deutlich darauf hin, dass — zumindest in Deutschland — stärker in den Vordergrund rücken und gezielte Strategien der Faktor „Kapitalzugang“ in der Innovationsgleichung zu deren Bewältigung angegangen werden. offenbar sehr viel enger mit dem Risikoprofil der einzelnen Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive | 9
Innovation und Risiko — zwei untrennbare Seiten einer Medaille Aus dem vorher diskutierten Kontext drängt sich eine stär- Spiel gebracht. Der Vergleich der o. a. Venture-Capital- kere Einbeziehung der Risikokomponente zwingend auf. Zahlen in Bereichen mit hohen (z. B. Biotech) und weni- Zwar wurde dieser Zusammenhang — Hochrisikoforschung ger extremen Risikoprofilen (z. B. Software, IT, Data Analy- in Life Sciences — bereits oft artikuliert. In den politischen tics etc.) stellt dies unter Beweis. Forderungen konnte aber der Aspekt der Risikoakzeptanz nie richtig gut mit Anreizen zu mehr Eigenkapitalengage- Entsprechend schwierig bis aussichtslos wird häufig der ment zusammengebracht werden. Und die Realität zeigt, Ausweg aus dieser „Mindset“-Problematik gesehen. dass allenfalls in risikoärmeren Feldern Bereitschaft zu Be- teiligungen vorhanden ist. Aber ist dies tatsächlich so gerechtfertigt? In den immer wieder zum Vergleich herangezogenen USA, Muss also die Innovationsgleichung modifiziert werden? wo die wagemutigen Unternehmertypen prototypisch als Dass Innovation mit Risiko einhergeht, ist banal; jede Neu- Vorbilder dargestellt werden und diese Eigenschaften als entwicklung birgt Risiken: Risiko beim Adressieren der wesentliche Erfolgsfaktoren für Innovation und innovative wirklich marktrelevanten Bedarfe und des Scheiterns im Wertschöpfung herausragen, herrscht sicherlich eine Übersetzen der Ideen in die kommerzielle Entwicklung, andere, positivere Risikokultur. Entsprechend wird eine aus- unternehmerisches Risiko und Mut zum unternehmerischen geprägte „Risikotoleranz“ als wesentliche unternehmeri- Vorangehen sowie das immer wieder genannte Finanzie- sche Eigenschaft lobend hervorgehoben. rungsrisiko. Schwächen bei diesen Faktoren erhöhen nach der auf S. 11 aufgeführten Formel das Risiko und setzen Entscheidend sollte hier aber das tatsächliche, quantita- infolgedessen die Wahrscheinlichkeit für die Generierung tive Ausmaß des vorhandenen Risikos sein. Und hier hinkt echter Innovationen herab. der Vergleich an mehreren Stellen: Gerade in Deutschland werden eine gewisse „Risikoaver- • Der Zugang zu ausreichend Eigenkapital — privat und sion“ und eine mangelnde „Risikokultur“ immer wieder ins am Kapitalmarkt — ist in den USA unbestritten deutlich besser. • Das individuelle Reputationsrisiko von Entrepreneuren aufgrund eines gescheiterten Unternehmens ist in den Innovationswahrscheinlichkeit = 1/Risiko USA faktisch nicht vorhanden; Scheitern wird vielfach eher sogar positiv als wichtige Erfahrung gewertet. 10 | Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive
Risiko = 1/ (Marktbedarf × Unternehmergeist × Kapitalzugang) * *Marktbedarf: impliziert Forschung zu den relevanten Anforderungen aus dem Markt In dieser Konstellation ergibt sich nach der oben stehen- Als Schlüssel und Hebel könnte sich aber vor allem der den Gleichung insgesamt ein weitaus geringeres Risiko für Faktor Translation erweisen. Wenn es gelingt, durch pro- individuelle Gründer in den USA. In der Logik der „neuen“ fessionellere Translationsansätze zunächst das Risiko bei Innovationsgleichung (siehe oben) erklärt dies auch die der Übersetzung marktrelevanter Ansätze zu reduzieren, höhere Effektivität in der Umsetzung von wissenschaftlichen würden dann nicht Ideen besser die erste Hürde in Rich- Ideen in kommerzielle, wertschöpfende Innovationen. tung kommerzielle Entwicklung nehmen? Gingen die betei- ligten Forscher und Jungunternehmer nicht mit höheren Als Schlussfolgerung aus diesen Überlegungen stellen sich Umsetzungschancen an die Sache heran und wären sie also die folgenden Fragen: nicht schon deswegen stärker — auch für Neugründungen — motiviert? Hätten solche professioneller fundierten Pro- • Was sind effektive Maßnahmen, die vor allem an der jekte nicht auch größere Chancen beim Kapitalzugang und Risikoschraube drehen und das Risiko quantitativ zu wären sie nicht auch deshalb ein starker Hebel für die reduzieren helfen? bessere Nutzung des vorhandenen Potenzials über die Ent- • Können diese Maßnahmen insgesamt dazu beitragen, die stehung von mehr Start-ups? lahmende Gründungsdynamik in Schwung zu bringen? Professionelle Translation wirkt in diesem Geschehen quasi Dazu gehört natürlich nach wie vor der Faktor Kapitalzu- als „Katalysator“ (Zitat: Dr. Christian Tidona, BioMedX), gang; die hierzu bereits geforderten Rahmenbedingungen der — in Analogie zur Katalysatordefinition in der Chemie — für mehr Eigenkapitalmobilisierung bleiben nach wie vor die „Aktivierungsenergie“ für die Ausgründungsentschei- aktuell und oben auf der Agenda. dung so weit senken könnte, dass die Innovations- und Grün- dungsdynamik stärker in Gang kommt. Sicherlich werden immer noch auch die richtigen Typen gebraucht, die unternehmerische Verantwortung überneh- Diese Grundthese soll im Folgenden als zentraler Punkt men. Und nicht zuletzt bedingt auch die strikte Ausrichtung dieser Studie vertieft analysiert und diskutiert werden. der Forschung an zukünftigen Marktbedarfen den Erfolg. Risikohürde Aktivierungs ohne Katalysator energie mit Katalysator Idee Innovation Katalysator: professioneller Translationsprozess Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive | 11
Professionelle Translation als zentraler Stellhebel? Die Begriffe „Translation“, „Akzeleration“ oder „Inkubation“ Es braucht also doch einen effektiveren Ansatz, um pro- haben Konjunktur; Clusterstrukturen ebenso wie Förder- fessionelle Translation voranzubringen. Und gerade hier programme und „translationale“ Forschungsvorhaben erken- zeigen sich in den letzten Jahren einige hoffnungsvolle nen die Relevanz dieses Themas und segeln unter dieser Ansätze, die insgesamt ein neues „Momentum“ kreiert Flagge. haben — wir nennen das in dieser Studie „Good Translatio- nal Practice“. Status quo: vor allem Coaching, Mentoring, Mietflächen Fast alle regionalen Cluster unternehmen Anstrengun- Die Haupttreiber und Differenziatoren für „Good Translatio gen, um die Gründungsdynamik für Start-ups anzukurbeln nal Practice“ sind im Folgenden aufgezählt; deren g emein- und damit die vorhandenen Potenziale ihrer jeweiligen samer Nenner und zentrale Aufgabe besteht im professio- Forschungslandschaft zu heben; der Beitrag der BioRegio- nellen „Company Building“ als Hebel für Innovationen: nen im Kapitel „Kennzahlen“ nimmt dazu Stellung. In den meisten Fällen beschränken sich diese Aktivitäten allerdings • Direkter Link zur Akademie; Zugang zu auf Coaching, Mentoring, Bootcamps und andere beratende Forschungsinstitutionen Unterstützung oder Trainings. Sie organisieren außerdem • Frühzeitiges, aktives Scouting von wissenschaftlichen Zugänge zu regionalen Businessnetzwerken und anderen Ideen mit Zielrichtung Kommerzialisierbarkeit relevanten Stakeholderzirkeln wie z. B. Investoren, Business • Strenge Selektion der besten Ideen auf der Basis einer Angels, strategischen Partnern etc. fundierten Validierung (Due Diligence) • Enge Kooperation zur Formulierung von Business Dies ist sicherlich hilfreich und ein unverzichtbarer Teil der Cases Serviceportfolios regionaler Cluster — hierin sehen sie rich- • „Hands-on“-Unterstützung tigerweise auch ihre Kernaufgabe („Purpose“). • Physische Inkubatoren oder Plattformen • Full Service — Forschungsteams und Start-ups können Einrichtungen wie „Gründerzentren“ oder „Technologie- sich auf die wissenschaftliche Arbeit konzentrieren parks“ stellen zusätzlich entsprechende Räumlichkeiten zur • Im Gegensatz zum reinen Immobilienprojekt voll aus- Verfügung; aber hier handelt es sich im Wesentlichen um gerüstete Laborräumlichkeiten Angebote, die — vielfach aufgrund der dahinter stehenden • Technische Infrastruktur (Gerätepark, IT, Versorgung) Gebäudeinvestoren — in erster Linie Immobilienprojekte • Breites Dienstleistungsportfolio (Einkauf, technische sind, deren Geschäftsmodell vor allem auf Mieteinnahmen Services etc.) beruht. Als weiteres „Asset“ werben diese lokalen „Öko- • Trainingsprogramme (Seminare, Managementkurse, systeme“ mit hilfreichen Kontakten zu und Kooperations- Business Planning etc.) möglichkeiten mit anderen Start-ups derselben Einrichtung. • Aktives Netzwerk und enge direkte Einbindung von strategischen Partnern, Investoren und anderen Momentum für „Good Translational Practice (GTP)“ — Stakeholdern professionelle Projektentwicklung und aktives • Aufbau kompetenter Teams „Company Building” • Finanzierung Die Erfahrung der letzten 20 Jahre Biotechnologie in Deutschland hat gezeigt, dass trotz dieser breiten Ange- GTP-Beispiele in Deutschland gibt es bereits in botspalette der große Durchbruch bei Firmengründungen unterschiedlichen Formaten und erfolgreichen Innovationen ausgeblieben ist. Offen- Es gibt durchaus bereits einige Einrichtungen in Deutsch- bar kann die Risikoschwelle (siehe S. 11) — die Aktivierungs- land, die mit richtungsweisenden Strategien und Struk energie — ohne einen geeigneten Katalysator nicht aus- turen konkret das „Hands-on“-Vorgehen zur Translation reichend gesenkt werden. im Zentrum ihrer Aktivitäten sehen. 12 | Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive
Wenngleich einige von ihnen schon in früheren Reports ihrer Aktivität sind verschiedene „Transfer“-Optionen — erwähnt und kurz beschrieben wurden (z. B. BioMed X, Ausgründung von soliden Start-ups oder die Kollaboration BioLabs), so geht es im Folgenden um eine systematischere mit strategischen Partnern. Analyse dieser Ansätze mit dem Ziel, sie nebeneinander- gestellt zu vergleichen und daraus möglichst die erfolgs Kaum einer der physischen Inkubatoren konzentriert sich kritischen Details der GTP-Arbeitsweise der Translations- auf die professionelle Unterstützung bereits existierender einrichtungen abzuleiten. Start-ups, beispielsweise bei der Geschäftsplanung, mit Finanzierung, optimaler Arbeitsinfrastruktur und Manage- Die hier einbezogenen Einrichtungen stellen eine Auswahl menttraining. dar und erheben keinen Anspruch auf Vollzähligkeit. Bei dem folgenden beschreibenden Blick auf die ausgewähl- Eine erste Erkenntnis aus dieser Analyse ist, dass die meis- ten Einrichtungen widmen wir uns mit BioMed X, LDC, TRON, ten der betrachteten Translationseinrichtungen ihren Fokus LSI und Evotec BRIDGE zunächst der Kategorie „Translation auf der Identifizierung, Evaluierung und Selektion viel- wissenschaftlicher Ideen in kommerziell valide Projekte“, versprechender Ideen haben, die sie dann als „Projekte“ bevor wir mit dem Bayer CoLaborator und dem BioLabs- für eine kommerzielle Entwicklung vorbereiten. Endpunkt Heidelberg-Projekt die Inkubation von Start-ups betrachten. Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive | 13
“ Die Innovationskraft von Boston können wir nur erreichen, indem wir die welt- besten Talente systematisch an unsere Spitzenstandorte umsiedeln. Dr. Christian Tidona, Managing Director, BioMed X GmbH BioMed X, Heidelberg www.bio.mx Das Innovationszentrum BioMed X in dann konkret mit der Suche nach Lösun- technisch voll ausgestattet und wer- Heidelberg ist ein privates Unterneh- gen beauftragt; ein „Champion“ des den durch ein intensives Mentoring- men; es versteht sich explizit als hoch- Sponsors begleitet diesen Prozess eng Programm (BioMed X — akademischer effektiver „Translationshebel“ in einem und gewährleistet das nachhaltige Experte — Pharma Champion) eng neuen Kollaborationsmodell zwischen Commitment des Sponsors ebenso wie begleitet. Akademie und Industrie. die enge wissenschaftliche Einbindung in den BioMed-X-Prozess. Damit ist sichergestellt, dass die Ziel ist die Generierung hochinnova Projekte von Anfang an exakt auf die tiver präklinischer Projekte in den • BioMed X rekrutiert mithilfe einer Pharma-Fragestellung eingehen und Bereichen Biomedizin, Molekular- und professionellen Online-Plattform inhaltlich an den bei den Partnern vor- Zellbiologie sowie Diagnostik. Einer in einem weltweit aufgesetzten Auf- handenen wissenschaftlichen und regu- der Kernpunkte ist dabei, dass explizit ruf junge, ambitionierte Forscher latorischen Standards orientiert sind. nur konkrete Fragestellungen der (Gruppenleiter, Postdocs), die rele- Industriepartner bearbeitet werden, für vante Ideen und Beiträge zur gege- • Das Geschäftsmodell von BioMed X die in einem „Crowd-Sourcing“-Pro- benen Problemstellung anbieten beruht auf der Finanzierung dieser zess weltweit Lösungsansätze g esucht (ca. 200 – 500 Proposals). Aktivitäten durch die Industriesponso- werden. Im Erfolgsfall werden die ren, die im Rahmen ihrer „External Projekte direkt in kommerzielle For- • In einem hochselektiven Evaluations- Innovation“-Strategien Zugang zu qua- schungsprojekte der industriellen verfahren, begleitet von einem pro litativ herausragenden Projektideen Sponsoren überführt. Damit kommt vor fessionell gestalteten „Bootcamp“, erhalten. Darüber hinaus wird BioMed X allem der Marktbedarf als zentrales werden sowohl die besten Ideen zu bei erfolgreicher Übernahme eines Element der Translationsaufgabe zum kommerziell umsetzbaren Projektvor- Projekts in die Pharma-Forschung über Ausdruck. Ausgründungen von Start- schlägen weiterentwickelt als auch eine „Success Fee“ weiter incentiviert. ups sind nicht primär beabsichtigt. die geeignetsten Talente identifiziert und von einer Fachjury prämiert. Die Liste der bisherigen Pharma-Spon- Die wesentlichen Geschäftsprozesse soren (Merck KGaA, Roche, AbbVie, bei BioMed X sind folgendermaßen • Die Gewinner erhalten die Möglich- Johnson & Johnson, Boehringer Ingel- definiert: keit, in den „Open-innovation“-Inkuba- heim), die z. T. bereits Projekte aus tor-Labors von BioMed X in Heidel- der BioMed-X-Schmiede übernommen • Gemeinsam mit industriellen Spon- berg ihr Projekt interdisziplinär weiter haben, begründet den „Track Record“ die- soren werden in Innovationsworkshops voranzubringen, bis es im Erfolgsfall ses Translationsansatzes. BioMed X ist neue, „Out-of-the-Box“-Denkanstöße am Ende (nach 3 – 5 Jahren) in die prä- inzwischen mit 20 der Top-30-Pharma- entwickelt, die für die entsprechenden klinische Forschung des jeweiligen Unternehmen weltweit im Gespräch. Therapiegebiete zu neuen, relevanten Industriepartners transferiert wird. In Fragestellungen führen. BioMed X wird dieser Phase sind die Teams finanziert, 14 | Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive
“ Auf der Basis seiner starken Grundlagenforschung und seines verlässlichen akademischen Netzwerks arbeitet das LDC außerordentlich kollaborativ bei der professionellen und rein datengetriebenen Wirkstoffsuche – zum Nutzen des Patienten. Unsere Industriepartner und der pharmazeutische Markt schätzen die Translationsergebnisse und Wirkstoffkandidaten mit neuartigen Mechanismen, die das LDC damit hervorbringt. Dr. Bert Klebl, Managing Director, Lead Discovery Center GmbH LDC, Dortmund www.lead-discovery.de Das LDC (Lead Discovery Center) wurde anhand der wissenschaftlichen Quali- der späteren Wertschöpfung durch bereits 2008 von der „Max-Planck- tät der Idee, für deren Beurteilung das Start-ups oder Pharma-Partner vor. Innovation“ gegründet — d amals bereits LDC die Kernkompetenz besitzt; diese explizit als neuer A nsatz, um aus dem Selektion wird ergänzt durch die aktive Im operativen Projektablauf bringt Potenzial der MPG-Grundlagenfor Einbindung und weiterlaufende Koope- das LDC Kernkompetenzen in der Erar- schung durch Identifizierung neuer The- ration mit den Ideengebern in den For- beitung relevanter Testsysteme bis rapeutika für Krankheiten mit h ohem schungsinstituten während der Projekt- hin zum Tiermodell und zur Nominie- medizinischen Bedarf (Marktbedarf) umsetzung. Ein Investment-Komitee rung der Entwicklungskandidaten ein, „Kapital zu schlagen“. prüft entsprechend die Tauglichkeit für um Ideen professionell zu prüfen, und eine spätere Weiterfinanzierung. darüber hinaus Expertise zur Identifi- Die Translationsleistung des LDC liegt zierung und Optimierung von Wirkstof- insbesondere darin, mit eigenen Exper- Außerdem wird streng Wert darauf fen inklusive Bioanalytik. Andere Leis- tenteams und Forschungsplattformen gelegt, wirklich innovative Fragestellun tungen — z. B. präklinische und klinische aus vielversprechenden Frühphasen- gen zu bearbeiten, die nicht bereits im Expertise — werden im Netzwerk oder projekten aus der Akademie konkrete „Mainstream“ der Pharma-Forschung von CROs zugekauft. „Assets“ in Form von innovativen Leit- verfolgt werden. strukturen oder therapeutischen Anti- In enger Partnerschaft mit der Max- körpern zu generieren und für diese Interessant ist das Finanzierungs- Planck-Gesellschaft hat das LDC inzwi- einen ersten präklinischen „Proof of modell des LDC: Während initial die schen bereits umfangreiche Allianzen Concept“ in Tierversuchen zu erarbei- meisten Projekte durch die Max-Planck- mit einer Reihe von Pharma-Firmen ten. Diese Arbeit orientiert sich expli- Gesellschaft in Form einer Kooperation geschlossen (z. B. AstraZeneca, Boeh- zit bereits zu diesem frühen Stadium finanziert wurden, gibt es inzwischen ringer Ingelheim, Bayer, Merck KGaA, an den Qualitätskriterien und r egula- ein neues, fondsähnliches Konstrukt Daiichi Sankyo etc.). Das LDC ist aber torischen Anforderungen späterer für die Projektfinanzierung (KHAN-I generell auch offen für Start-up-Aus- Partner und berücksichtigt dadurch GmbH & Co. KG), an dem sich neben gründungen, von denen ebenfalls den Marktbedarf. der Max-Planck-Förderstiftung (MPF) bereits einige auf den Weg gebracht auch andere beteiligt haben (z. B. EIF, wurden (allein 3 Start-ups 2019). Das daraus resultierende Portfolio von AWS). KHAN wiederum hat einen Assets mit hohem kommerziellen und Co-Finanzierungsvertrag mit der MPG Die wesentliche Leistung des LDC be- medizinischen Potenzial steht für die geschlossen, um nach dem bewährten steht in der deutlichen Qualitätsstei- kommerzielle Entwicklung zur Verfü- Modell Projektideen aus dem MPG- gerung für innovative Projekte, die gung, die präferenziell durch Verpart- Umfeld am LDC zu veredeln. Entspre- deren Erfolgswahrscheinlichkeit in der nerung mit Pharmaunternehmen, aber chend wurde mit der Finanzierung weiteren kommerziellen Entwicklung auch über die Ausgründung von Start- durch KHAN auch der Zugang für neue erhöhen und das inhärente Risiko ent- ups erfolgen kann. Ideen deutlich weiter geöffnet. Das sprechend senken. Diese Faktoren de- Fondsmodell sieht neben der Projekt- finieren die Attraktivität der Einrich- Die Selektion von Projekten zur Bear finanzierung auch Beteiligungen an tung für Investoren und strategische beitung im LDC erfolgt auch hier e xplizit den Projekten und insbesondere an Partner. Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive | 15
“ TRON ist seit 2010 erfolgreich in der Translation von Innovationen, die klinisch zu entwickeln und unmittel- bar auf den individuellen Patienten ausgerichtet sind. Prof. Dr. Ugur Sahin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, Mitgründer, Gesellschafter und wissenschaftlicher Berater von TRON TRON, Mainz www.tron-mainz.de Das TRON (Translationale Onkologie) — TRON konzentriert sich auf das Über- forschung in Mainz — vornehmlich mit eine biopharmazeutische Non-Profit- brücken der Lücke zwischen For- Schwerpunkt „Individualized Thera- Forschungseinrichtung und Ausgrün- schungserkenntnissen und der Ent- pies“. Dies geschieht mit klarem Ziel der dung der Universitätsmedizin Mainz — wicklung marktreifer Produkte. Als kommerziellen Weiterentwicklung zu- basiert auf der Überzeugung, dass besonderer Fokus kristallisieren sich sammen mit Industriepartnern aus dem Innovationstransfer nur in einer Umge- hierbei vor allem die Maturierung Biotech- (z. B. dem Pionierunterneh- bung gedeihen kann, in der kreative wissenschaftlicher Ideen und ihre men der individualisierten Immunonko und begeisterte Köpfe mit diversen Befähigung für den Übergang in die logie, BioNTech) und dem Pharma-Sek und komplementären Kompetenzen präklinische und klinische Forschung tor. Kommerzielle Partner arbeiten aber zusammenarbeiten, um praktikable heraus. auch aktiv an Projekten mit TRON mit. Lösungen für komplexe Herausforde- rungen zu erarbeiten. TRON ist auf Therapie- und Diagnos- Die Ausstattung des Zentrums orien- tikansätze im Bereich Krebs wie auch tiert sich an der Front der modernen In dieser Konstellation ist TRON auch bei Infektionskrankheiten und selte- technischen Möglichkeiten: Genomik, ein „Thinktank“, der die Stärken der nen Krankheiten mit hohem „Medical DNA-/RNA-Sequenzierung, Bioinfor hypothesengetriebenen akademischen Need“ (Marktbedarf) ausgerichtet. matik, Biostatistik, Immunologie und Forschung mit der von Qualitäts- und Molekularbiologie. regulatorischer Kontrolle bestimmten TRON entwickelt dabei innovative Platt- industriellen Forschung verbindet. formen basierend auf der Grundlagen- TRONs Expertise Unterstützung Validierung Phase I Phase II Phase III Zulassung Grundlagen- Zielstruktur- Präklinische und klinische klinische klinische und forschung identifizierung Entwicklung Optimierung Studie Studie Studie Anwendung Translationslücke 16 | Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive
“Unsere Kompetenz erstreckt sich nicht nur auf die Entwicklung und Zusammenführung neuer wissenschaftlich-technologischer Lösungs ansätze auf Feldern wie der personalisierten Biomarkerforschung und Immuntherapie, sondern beinhaltet ebenso eine mit Grundlagenforschung und Klinik eng verzahnte, patientenzentrierte Forschungs- und Trans lationsplattform, die verschiedene Technologien, von In-vivo-Studien bis zur Nutzung künstlicher Intelligenz, nahtlos integriert. Dipl.-Kfm. Michael Föhlings, Managing Director, TRON gGmbH Dem entspricht der funktionale Das konkrete Vorgehen Aufbau des TRON: ist klar definiert: • Im Biomarker Development Center • Forschung an vorderster Front der Technologie sowie der Themenschwer- (BDC) werden klinisch relevante punkte Onkologie und Immunologie mit Fokus auf Krebsgenomik, Krebs (molekulare, zelluläre, serologische) immunologie und Immuntherapie Biomarker identifiziert und validiert. • Aktiver Technologietransfer durch Verbesserung und Validierung von For- • Das Immunotherapy Development schungsergebnissen sowie Evaluierung von Kommerzialisierungspotenzialen Center (IDC) entwickelt innovative Strategien für die Immuntherapie • Kollaboration mit Biotech-und Pharma-Unternehmen in Forschungsprojekten mit breiter Ausrichtung auf geeignete bis zum präklinischen Proof of Concept Modalitäten (monoklonale Anti körper, Vakzine, Zelltherapie, Gen- • Training junger Wissenschaftler im Bereich translationaler Forschung therapie). TRON Transdisziplinäre Kompetenzen Präklinische Validierung therapeutischer Zielstrukturen Quantifizierung der Genexpressionslevel Entwicklung von innovativen Genexpressionsvektoren und Vorhersage von Impfstoffen T-Zell-Rezeptor-Spezifität Antigenevaluation für Quantifizierung tumor Impfstoffentwicklung infiltrierender Lymphozyten Biomarker- Immuntherapie- entwicklung entwicklung Analyse der Wirkmechanismen Bioinformatische Algorithmen für von Krebsimpfstoffen und personalisierte Krebsimpfstoffe Kombinationstherapien Hochdurchsatz Next Generation In-vivo-Studien zur Sequencing (NGS) Wirkstofffreisetzung Patientenspezifische NGS-Profile in-vivo-Imaging zu Tumormodellen Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive | 17
“ Deutschland braucht ergänzende Förderungs- und Finanzierungssysteme für frühphasige, risikoreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit hohem Marktpotenzial. Dr. Jörg Fregien, Managing Director, Life Science Inkubator GmbH LSI, Bonn www.life-science-inkubator.de Der LSI (Life Science Inkubator) ist am LSI geprüft, konzeptionell weiter- • Projektentwicklung: eigene Labor- und eine Public Private Partnership. Betei- entwickelt und nach folgenden Krite- Büroräume; modernste Informations ligt sind Partner aus Politik (BMBF, rien bewertet: IP (Patente, FTO), Markt technik; Rechtsberatung, Patentma- NRW-Wissenschaftsministerium), Wis- (Größe, Dynamik, Wettbewerb, USP, nagement, Qualitätsmanagement; senschaft (Max-Planck-Gesellschaft, Geschäftsmodell), Innovation (strate- Konzeptionierung, Entwicklung und Helmholtz-Gemeinschaft, Fraunhofer- gischerWettbewerbsvorteil, Umset- Steuerung der Projekte nach Indus Gesellschaft u. a.) und Wirtschaft zungswahrscheinlichkeit, Nutzen), Team triestandards; frühzeitige Festlegung (NRW.Bank, Sparkasse Bonn u. a.). (Gründer-Audit, Fähigkeiten/Fertigkei- von Meilensteinen; diese werden kon- Damit sind hier namhafte Forschungs- ten des Gründerteams, unternehmeri- tinuierlich mit den Fortschritten des einrichtungen eng eingebunden, die sches Denken). Projekts abgeglichen; bei Bedarf Er- ihr Wissenschaftspotenzial einbringen. gänzung um externe Expertise • Inkubation: Die Inkubation umfasst • Unternehmensentwicklung: Aufbau Ziel ist die Inkubation wissenschaft die Entwicklung von Technologie/ und Etablierung unternehmerischer licher Projekte bis zur Ausgründungs- Produkt, Persönlichkeit und unter Strukturen und Prozesse; Vorberei- reife bzw. Investmentattraktivität von nehmerischen Strukturen. In der For- tung des Markteintritts durch den Start-up-Unternehmen, die danach schungseinrichtung des LSI am Bonner Inkubator und dessen Netzwerk, d. h. (außerhalb des Inkubators) mit eige- Forschungszentrum caesar geben die industrielle Partner, VC-Gesellschaf- ner Finanzierung die kommerzielle Teams ihrer Gründungsidee den nöti- ten, staatliche Förderinstrumente Entwicklung vorantreiben. Wichtiges gen Schliff und holen sich dazu noch etc.; direkte Anschlussfinanzierung Element des LSI ist ein angeschlosse- das Know-how, das es für ein Unter- durch die Fondsgesellschaft in einem ner Fonds, der nicht nur die NRW. nehmen braucht. Die Projektentwick- Finanzierungssyndikat möglich Bank als Hauptinvestor hat, sondern lung erfolgt nach dem Vier-Säulen- auch die großen o. a. Wissenschafts- Modell des LSI: • Transfer: Ausgründung (nach 3 – 5 gesellschaften, die Sparkasse Köln/ • Finanzierung/Förderung: Evaluie- Jahren) ist der präferierte Exit aus dem Bonn und das Forschungszentrum rung der Projektidee (Markt-/Innova- LSI; hierbei hilft der LSI bei der Ver- caesar in Bonn. Dieser Fonds finan- tions-/Patentgutachten /Teamaudit); mittlung der Finanzierung durch klas- ziert u. a. den Betrieb des Inkubators Übernahme der Projekt- und Perso- sische VC-Investoren; der LSI-Fonds und erhält dafür Anteile an den aus nalkosten zu 100 Prozent (Festanstel- finanziert mit im Sinne des Verwässe- zugründenden Start-ups, d. h., er par- lung aller Forschungsteam-Mitglie- rungsschutzes seiner Anteile aus der tizipiert direkt an Innovationen aus der); projektspezifische Ausstattung Inkubation, geht aber nicht ins Lead. dem LSI. Der LSI umfasst drei verschie- der Labore dene Phasen: • Personalentwicklung: Auditierung und Die Qualitätsansprüche des LSI bei zielgerichtetes Coaching des Füh- der Evaluierung und Neukonzeptionie- • Evaluierung: Ca. 100 eingereichte rungsteams; Schulung des Teams im rung sowie beim Projektmanagement Projektideen pro Jahr (vornehmlich aus Projektmanagement; umfassende nach Industriestandard sowie die Aus- Deutschland über direkte Hochschul- Betreuung des Teams hinsichtlich richtung auf die investmenttaugliche kontakte und Vermittlung durch Busi- Marktvorbereitung und Finanzierung „Maturierung“ von Projekten und Teams nessplanwettbewerbe, VCs, HTGF) nach Ausgründung sorgen für eine signifikante Reduzie- werden durch ein fachkundiges Team rung des Translationsrisikos. 18 | Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive
“ Das „Valley of Death“ der Translationsforschung hat sich nicht mangels Kapitals, sondern mangels Zugangs zu relevantem Know-how und zu robusten Technolo- gieplattformen gebildet. Die Evotec BRIDGEs wollen und können das ändern. Dr. Thomas Hanke, EVP, Head of Academic Partnerships Europe, Evotec International GmbH Evotec BRIDGE, Hamburg www.evotec.com Biomedical Research, Innovation & Ideen durch ein Team aus den Top-Wis Beispielsweise gehen aus der ältes- Development Generation Efficiency senschaftlern der jeweiligen Forschungs- ten und größten BRIDGE „LAB282“ in Evotec hat mit seiner global führen- einrichtung und Evotec-Fachleuten. Oxford aus 30 bis 40 akademischen den Drug-Discovery-/-Development- Projekten in diesem Jahr drei bis fünf Plattform bereits einen breiten Zu- Dazu kommt in allen Fällen ein Eigenka- Start-ups hervor. gang zu führenden Pharma-Firmen pitalinvestor, der projektübergreifend und profitiert dabei vom zunehmend investiert. Für diesen stellt die BRIDGE- Interessant ist das Finanzierungsmo- wichtigen Trend um „Outsourcing“ Partnerschaft aufgrund der Validie- dell insbesondere, weil die Beteiligten von F&E-Prozessen. rungskompetenz einen signifikanten (Universität, Forscher/Entrepreneure, Risikoreduzierungsmechanismus dar. Evotec, Investoren) von Anfang an Inzwischen ist Evotec bewusst gewor- definierte Anteile an den entstehenden den, dass dieselbe Plattform ebenso Für die experimentelle Validierung Start-ups besitzen und somit alle von effektiv eingesetzt werden kann, um stellt Evotec seine gesamte „Drug Dis- dem „Derisking“-Modell der BRIDGE- frühe Forschungsprojekte aus der covery & Development“-Plattform als Translation profitieren. Akademie auf ihre Tauglichkeit für einen „virtuellen Inkubator“ zur Ver die kommerzielle Entwicklung zu vali- fügung (unabhängig von der Lokalisie- BRIDGEs bedienen damit einen Haupt- dieren und entsprechend die ersten rung der benötigten Kompetenzen). hinderungsfaktor für die kapitaleffi Entwicklungsschritte deutlich zu be- ziente Translation akademischer For- schleunigen. Dies ist u. a. die Aufgabe Die anschließende „Transfer“-Phase schung in eine nachhaltige Wirkstoff- der Evotec BRIDGEs. schließt Ausgründungen von Start-ups entwicklung — nämlich den einfachen (präferiertes Modell) ebenso ein wie und zeitnahen Zugang zu industriell Eine Evotec BRIDGE ist somit ein sehr die Möglichkeit, Projekte direkt mit validierten Technologieplattformen, relevanter Beitrag zur professionellen Pharma-Firmen zu verpartnern. wie sie Evotec zur Verfügung stellt. Translation innovativer Forschungs- ideen in kommerziell entwickelbare Eine Evotec BRIDGE basiert auf drei Grundelementen: Projekte. Im Rahmen der inzwischen Partner Beitrag Treiber deutlichen Erweiterung der Evotec- Plattform bezieht sich diese Kompe- Projekte, grundlegendes nterstützung der Projekt U tenz auf die gesamte Palette an thera- peutischen Modalitäten, von Small 1 Forschungseinrichtung der Spitzenklasse wissenschaftliches Know- how, IP leiter, IP-Rechte, Lizenz einnahmen, Eigenkapital Molecular Entities (SMEs) über Biolo- gics bis hin zu Zelltherapien. 2 Risikokapitalgeber Kapital, Netzwerk Eigenkapital in Newcos Nur global führende Forschungsinsti Integrierte Plattform: tutionen mit entsprechendem „Science Track Record“ und kritischer Masse 3 Evotec Scouting, Validierung und Durchführung Beteiligungen an Produkten, Newcos bzgl. „Output“ kommen für BRIDGEs in Betracht. Im ersten Schritt erfolgt ein „Scouting“ von vielversprechenden 4 Biotech-/ Pharma-Unternehmen Strategischer Fokus auf Indikationen, Kapital Möglichkeiten zur Lizenzierung oder zur Akquisition Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive | 19
Inkubation akademischer Projekte und etablierter Start-ups im Vergleich Inkubation etablierter Start-ups In Start-up-Inkubatoren wie zum Beispiel dem Bayer Co- Die bisher beschriebenen Translationsstrukturen fokussie- Laborator in Berlin oder dem Start-up-Inkubator bei Merck ren sich alle auf die Evaluierung innovativer akademischer in Darmstadt können Start-ups zwar in einem sicherlich Ideen und deren Übersetzung und „Maturierung“ in kom- motivierenden Umfeld arbeiten und z. T. von der Pharma- merziell valide Projekte. Damit wird eine wesentliche Vor- Erfahrung profitieren; insgesamt erfahren sie aber nicht aussetzung für eine erfolgreiche kommerzielle Entwick- die enge und umfassende Betreuung und Anbindung an pro- lung geschaffen. Die bestehenden Risikoprofile werden fessionelle Netzwerke, wie sie professionelle Inkubatoren durch die professionelle Inkubation signifikant reduziert. anbieten, zum Beispiel LabCentral/BioLabs (Prototyp in Die Generierung innovativer Start-ups steht hierbei am Boston). Ende der Prozesskette, als möglicher „Exit“ der Projekte. Insofern eröffnet sich gerade hier ein signifikanter Bedarf In der Konsequenz bedarf es aber gerade in Deutschland an professionellen Translationseinrichtungen, die Start- auch effektiver „Translationshebel“ für die weitere kommer- ups von ihrer Gründung bis zum Erreichen der ersten Mei- zielle Entwicklung, die vor allem helfen, erfolgreiche Start- lensteine vollumfassend begleiten. Ihre Ausrichtung sollte ups aufzubauen und sie über die nun bevorstehenden Risiko- sicherstellen, dass den gegründeten Start-ups eine voll hürden — unternehmerisches Risiko, Finanzierungsrisiko — funktionsfähige Infrastruktur zur Verfügung steht und ein zu heben. Hier gibt es weit weniger Erfolgsmodelle. Betreuungsnetzwerk, das es ihnen ermöglicht, sich von Tag 1 an voll und ganz auf ihre Stärken zu fokussieren — das Schaffen von Werten auf der Basis ihrer innovativen Ideen. In Deutschland gibt es solche Einrichtungen derzeit nicht — allenfalls sind sie in Planung (z. B. BioLabs Heidelberg). Translationseinrichtungen im direkten Vergleich Die zuvor und nachfolgend beschriebenen Translations einrichtungen sind anschließend in einer Matrix mit ihren Strategien, Strukturen, Leistungen und Erfolgsfaktoren nebeneinander im Vergleich dargestellt. Die in die Tabelle aufgenommenen Informationen wurden in einem Frage bogen und in ergänzenden Interviews mit den Leitern der Zentren erhoben; sie entsprechen somit authentisch den subjektiven Angaben der Verantwortlichen aus den ent- sprechenden Einrichtungen und sind mit diesen explizit abgestimmt. Eine weitere Variante Wenngleich nicht in Form eines Inkubators, aber dennoch als direkt translationales Engagement in dem lange vernach- lässigten Feld der psychischen Erkrankungen beschreibt im Nachgang des Vergleichs das Unternehmen ATAI Life Sciences seinen Ansatz. 20 | Deutscher Biotechnologie-Report 2020 Perspektive
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