Grosseltern #04 / 2019 - Grosseltern-Magazin

 
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Grosseltern #04 / 2019 - Grosseltern-Magazin
MAGAZIN                                                             #04 / 2019
 # 04 / 2019

                                                                                www.grosseltern-magazin.ch                                          Dossi
                                                                                                                                                         e
                                                                                                                                               DEME r

                             Grosseltern
                                                                                                                                               ab Se NZ
                                                                                                                                                    i  te 4 6
               Grosseltern

                                                              Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

                                       Toni Vescoli                          Mit Opa unterwegs                                 Hexe Calluna
                             Wenn Enkel Vincent (23) zum Brunch kommt,     Hans Abplanalp besucht mit Enkelkindern   Grossmutter Jacqueline «Calluna» Schaller ist
                             gibt es erst am Nachmittag «Zmorge». (S. 6)    das Museum für Kommunikation. (S. 36)          eine praktizierende Hexe. (S. 30)
Grosseltern
 MAGAZIN

                                                                                                                                                                 CHF 9.50
                                                                                                                                                                 EUR 8.50
Grosseltern #04 / 2019 - Grosseltern-Magazin
Bezaubernde Flussfahrten                                                                                                 TOP
auf Rhein, Main und Donau                                                                                              Qualität
                                                                                                                         &
                                                                                                                        Preis
mit dem Luxusschiff MS Antonio Belluccibbbbb                                                                                           2-Bettkabine Mittel- und Oberdeck (ca. 15 m²) mit franz. Balkon

                                                                                                                                       Restaurant

                                                                                                                                       Panorama-Salon

1 Basel–Regensburg–Passau
      Drei Flüsse Zauber – Rhein, Main und Donau
                                                                   2 Passau–Budapest–Passau
                                                                          Glanzlichter der Donau                                       MS Antonio Belluccibbbbb
                                                                                                                                       Luxusschiff mit Platz für 140 Gäste. Alle Kabinen mit
                                                                                                                                       Dusche/WC, Föhn, Telefon, Safe, TV und individuell
9 Tage ab Fr. 1190.–                                                8 Tage ab Fr. 1390.–                                               regulierbarer Klimaanlage. Die Kabinen auf Mittel- und
(Nach Rabattabzug, günstigste Kategorie in Nebensaison inkl. VP)    (Nach Rabattabzug, günstigste Kategorie in Nebensaison inkl. VP)   Oberdeck (ca. 15 m²) verfügen über einen franz. Balkon,
                                                                                                                                       Tisch und zwei Sessel (ausser Mitteldeck hinten). Die
1. Tag Basel Individuelle Anreise nach Basel. Ein-                 1. Tag Zürich/St. Margrethen–Passau Individuelle                    Kabinen auf dem Hauptdeck (ca. 13 m²) sind mit kleinen,
schiffung und «Leinen los!».                                       Anreise zum Einsteigeort. Busfahrt, Einschiffung.                   nicht zu öffnenden Fenstern ausgestattet. Bordausstat-
2. Tag Strasbourg Rundfahrt/-gang(1).                              2. Tag Melk–Wien Ausfug(1) zum barocken Stift                       tung: Restaurant, Panorama-Salon und Bar, Foyer,
3. Tag Miltenberg Fahrt auf dem Main. Abendlicher                  Melk. Abends in Wien klassisches Konzert(2) oder                    Shop, Captains Corner, Sauna- und Fitnessbereich,
Rundgang(1) durch die «Perle des Mains».                           individueller Besuch des Vergnügungsparks Prater.                   Sonnendeck mit Whirlpool. Gratis WLAN nach Verfüg-
4. Tag Wertheim Rundgang(1) durch Wertheim. Be-                    3. Tag Wien Rundfahrt/-gang(1) durch die Kaiser-                    barkeit. Lift zwischen Mittel- und Oberdeck. Nicht­
such des Glasmuseums mit wertvollen Exponaten.                     stadt. Ausfug(2) zum Schloss Schönbrunn.                            raucherschiff (Rauchen auf dem Sonnendeck erlaubt).
5. Tag Würzburg Transfer(1) in die Innenstadt der                  4. Tag Budapest Rundfahrt/-gang(1) durch Ungarns
Barockstadt mit Besuch der bischöfichen Residenz.                  Hauptstadt. Spaziergang(2) und Fahrten mit U-Bahn                   Leistungen: Kreuzfahrt mit Vollpension an Bord,
Rundgang durch die Altstadt mit seinen charakte-                   und Panoramastrassenbahn. Besuche der Markt-                        Bustransfer Passau–St.Margrethen Bahnhofplatz/
ristischen Höfen und Burghäusern.                                  halle und St. Stephan Basilika. Lichterrundfahrt(2)                 Zürich Flughafen oder v.v., alle Schleusen- und
6. Tag Bamberg Transfer(1) und Rundgang.                           durch die nächtliche «Königin der Donau».                           Hafengebühren, Thurgau Travel Bordreiseleitung
7. Tag Nürnberg Rundfahrt/-gang(1) mit Besichti-                   5. Tag Budapest–Visegrád Ausfug(1) in die unga-
gung von Denkmälern der fränkischen Metropole.                     rische Puszta mit traditioneller Reitvorführung.                    Preise pro Person in Fr. (vor Rabattabzug)
8. Tag Kelheim–Regensburg Fahrt(1) zum Donau-                      Fahrt durch das Donauknie. Rundgang(2) in Viség-                    2-Bettkabine Hauptdeck hinten                      1590
durchbruch und zum Kloster Weltenburg. Rund-                       rad mit Besichtigung des Palastes und Weinprobe.                    2-Bettkabine Hauptdeck                             1690
gang(1) durch die Altstadt von Regensburg.                         6. Tag Bratislava Rundfahrt/-gang(1) und Fahrt zur                  2-Bettkabine Mitteldeck hinten, franz. Balkon      1990
9. Tag Passau–St. Margrethen/Zürich Busrückfahrt                   imposanten Burg. Rundgang durch die wunder-                         2-Bettkabine Mitteldeck, franz. Balkon             2090
in die Schweiz und individuelle Heimreise.                         schöne Altstadt. Freie Zeit für eigene Erkundungen.                 2-Bettkabine Oberdeck hinten, franz. Balkon        2190
                                                                   7. Tag Dürnstein Rundgang(1) durch das bezaubern-                   2-Bettkabine Oberdeck, franz. Balkon               2290
Passau–Basel Gleiche Reise, umgekehrte Reihenfolge.                de Städtchen, Weinprobe. Fahrt durch die Wachau.                    Suite Oberdeck (ca. 32 m²), franz. Balkon(5)       2890
                                                                   8. Tag Passau–St. Margrethen/Zürich Ausschiffung,                   Zuschlag Alleinbenutzung                     auf Anfrage
Reisedaten 2019 Es het solangs het Rabatt                          Busrückfahrt und individuelle Heimreise.                            Ausflugspaket Reise 1 (8 Ausflüge)                   210
Basel–Passau               Passau–Basel                                                                                                Ausflugspaket Reise 2 (6 Ausflüge)                   190
06.06.–14.06. 200          21.06.–29.06.           200             Reisedatum 2019         Es het solangs het Rabatt                   Annullations- und Assistance-Versicherung             59
06.10.–14.10. 300          14.10.–22.10.           400             14.06.–21.06. 200
                                                                                                                                        Gleiche Reisen mit weiteren Schiffen
                                                                                                                                        9 Tage Basel–Passau v.v.
                                                                                                                                        Thurgau Ultra     ab Fr. 990.– (Nach Rabattabzug)
                                                                                                                                        Thurgau Silence ab Fr. 890.– (Nach Rabattabzug)
                                                                                                                                        8 Tage Passau–Budapest–Passau
                                                                                                                                        Thurgau Ultra        ab Fr. 990.– (Nach Rabattabzug)
                                                                                                                                        Thurgau Silence ab Fr. 990.– (Nach Rabattabzug)
                                                                                                                                        Ab-Preise, günstigste Kategorie in Nebensaison
Steinerne Brücke und Kathedrale, Regensburg                        Parlament in Budapest                                                inklusive Vollpension. Details siehe Internet.
(1) Im Ausflugspaket enthalten, vorab buchbar
                                          |            (2) Fak. Ausflug nur an Bord buchbar
                                                                                | (5) Nicht zur Alleinbenutzung möglich | Reederei/Partnerfirma: feenstra
Wegen niedrigen Brückenhöhen kann das Sonnendeck zwischen Frankfurt und Kelheim nur wenig genutzt werden (Reise 1)

Weitere Informationen oder buchen                                  Buchen oder Prospekt verlangen
www.thurgautravel.ch                                               Gratis-Nr. 0800 626 550
                                                                                                                                                    Aussergewöhnliche Reisen zu moderaten Preisen
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                                                                   Tel. 071 552 40 00, info@thurgautravel.ch
Grosseltern #04 / 2019 - Grosseltern-Magazin
~ Magazin ~
                                                  EDITORIAL
                                                                                                                                 3

                            Hexe aus                              Die
                 Schneewittchen

                                     A
                                              uch wenn es noch nicht lange
                                              her ist, so denke ich gerne an
                                              meine Kindheit zurück. Zu mei-
                                     nen schönsten Erinnerungen gehört das
                                     Bauen von Hütten aus Kissen und De-
                                     cken zusammen mit meiner Mutter.              te sich eine Leidenschaft, die ich nun als
                                     Oder wie ich mich jeden Sonntag im Kin-       Praktikantin beim Grosseltern-Magazin
                                     dersitz auf dem Velo meines Vaters wie-       verfeindern darf.
                                     derfand. So fuhr er mit mir zum Spiel-        Als Enkelin, die in ihrer Kindheit nicht
                                     platz, von dem ich damals dachte, er          viel Zeit mit ihren Grosseltern verbringen
       STELLA MOSER (18),
Zwölftklässlerin der Kantonsschule   befände sich am anderen Ende der Welt.        konnte, berührt es mich sehr, zu sehen,
Wettingen AG, sammelt im Rahmen      Als Kind rannte ich Eichhörnchen hin-         wie viel Energie und Freude in Generati-
eines dreiwöchigen obligatorischen   terher, spielte lieber «Fangis» als «Ver-     onenbeziehungen einer Familie gesteckt
  Praktikums Schreiberfahrungen
                                     steckis», war eine Leseratte und lebte als    werden. Das ist nicht selbstverständlich.
    beim Grosseltern-Magazin.
                                     Einzelkind in meinem eigenen Playmo-          Als Kind war mir das Fehlen einer Grossel-
                                     biluniversum. Auch tobte ich mich ger-        tern-Enkel-Beziehung kaum bewusst. Viel-
                                     ne kreativ aus, weswegen mein früheres        mehr war ich damals mit Ängsten beschäf-
                                     Ich sicherlich Freude an der Bastelidee       tigt. Ich fürchtete mich vor der Dunkelheit
                                     auf Seite 66 gehabt hätte. Ich begann         und vor den fantastischen Kreaturen, die
                                     schon früh, kleine Bücher anzufertigen,       jene mit sich brachte. So glaubte ich von
                                     die ich voller Stolz mit selbst geschriebe-   dem Tiger aus dem «Dschungelbuch» und
                                     nen Geschichten und gemalten Bildern          der Hexe in Schneewittchen verfolgt zu
                                     füllte. Das Zeichnen habe ich inzwi-          werden. Bei Dario (5) ist das sicherlich
                                     schen aufgegeben, in dieser Hinsicht bin      anders, denn seine Grossmutter ist eine
                                     ich wohl ein hoffnungsloser Fall. Doch        Hexe. Ab Seite 32 erzählt Calluna, die
                                     mit dem Schreiben habe ich bis heute          Hexe, von ihrem bunten und fröhlichen
                                     nicht aufgehört, denn daraus entwickel-       Leben, das im Kontrast zum düsteren
                                                                                   Hexenkult in den Märchen steht. Sie sagt,
                                                                                   dass Schneewittchen eigentlich die Hexe
                                                                                   sei. Aber eine gutmütige, welche die Macht
                                                                                   der Liebe ausübt. Hatte ich vielleicht all
                                                                                   die Jahre zu Unrecht Angst vor Hexen? •

                                                    # 04 ~ 2019
Grosseltern #04 / 2019 - Grosseltern-Magazin
4

                                              INHALT
                                                             # 04 / 2019

                                 Demenz
                    Ab wann ist es mehr als eine normale
        Altersvergesslichkeit, wie kommt man zu einer klaren Diagnose
                und welche Fragen stellen sich danach? (S. 46)

                                                                               55
                                                                                        Die begehrte «Villa»
                                                                                   Mit Originalität statt Komfort beherbergt
                                                                               eines der ältesten Häuser der Schweiz seine Gäste.
                                                                                      Es ist fast immer ausgebucht. (S. 24)

                 Kein klassisches «Hüetigrosi»
    Jaqueline Schaller (57) ist die Hexe Calluna. Gemeinsame Zeit mit ihrem
            Enkel Dario (5) verbringen sie meist in der Natur. (S. 30)

                                                                 # 04 ~ 2019
Grosseltern #04 / 2019 - Grosseltern-Magazin
~ Magazin ~
                                                INHALTSVERZEICHNIS
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                                          MUSEU
                                               MST                                                                Mein
                                              Seite 6 ESTER                                                     LIGES
                                                     4                                                   FREIWIL MENT
                                                                              ER Z ÄHLT     ng           ENGAGE
                                                                              Handynutzu                       e 18
                                                                                                                  Seit
                                                                                 Seite 17

     Magazin                                Hintergrund                                          Service
     Editorial                        3    24    Ferien in einem Baudenkmal           56         Aus der Praxis
     Inhaltsverzeichnis               4          Über die Geschichte                             Das Baby übernachtet zum
                                                 des Hauses «Tannen» ob                          ersten Mal bei den Grosseltern.
6                                                Morschach SZ.
                                                                                      60
                                           30    Hexe Calluna
                                                 Ihrem Enkel Dario (5) ist der
                                                 Begriff Hexe weniger ver-
     Meine Grosseltern                           traut, aber Rituale kennt er.
     Toni Vescoli hat seine Gross -                                                              Unterwegs
     eltern nie kennengelernt.             36                                                    Brunnen                       60
     Trotzdem weiss er viel über                                                                 Agenda                        63
     seine Familiengeschichte.                                                                   Die schönsten Glamping-
                                                                                                 Unterkünfte der Schweiz       64
8    Die Frage
     Gibt es den Osterhasen?                     Von Federkiel und Tinte              66         Basteln
                                                 bis zum Selfie                                  Osternäschtli aus Weiden.
10   Grosselterntag                              Grossvater Hans Abplanalp
     Der Rückblick.                              besucht mit fünf Enkel-              68         Stricken
                                                 kindern das Museum für                          Wickel-Jäckli.
18   Mein freiwilliges                           Kommunikation in Bern.
     Engagement                                                                       71         Kochen
     Ueli Nagel ist städtischer            45    GrossmütterRevolution                           Klassisches Spritzgebäck.
     WildTier-Beobachter.                        Nun setzen sich die Enkel-
                                                 kinder für einen umwelt-             73         Spielen
20   Leserbriefe                                 bewussteren Alltag ein.                         Schoggispiel – immer noch ein
                                                                                                 Renner.
21   Meine Enkel – meine Kinder            46    Dossier: Demenz
     Wenn der Teenager-Enkel am                  Nahestehende Angehörige              74         Lesen
     eigenen Geburtstag keine Zeit               brauchen wie die Betroffenen                    Hans ten Doornkaat über das
     mehr hat für die Grosseltern.               Schutz und Trost. Denn sie                      Reisen in und mit Büchern.
                                                 leiden auch.
22   Anderswo:                                                                        82         Das Schlusswort
     Französisch-Guayana                                        DO S                             Von François Höpflinger.
                                                                       SIER
     Dass Marielle (7) eine Gross-
     mutter hat, ist in ihrem Land                                                               Kurs                          70
     nicht selbstverständlich.                                                                   Wettbewerb                    72
                                                                                                 Rätsel & Kinderwitz           78
                                                                                                 Cartoon                       80
                                                                                                 Impressum & Vorschau          81

                                                        # 04 ~ 2019
Grosseltern #04 / 2019 - Grosseltern-Magazin
6

     «Komm Ruthli,
        wir
    gehen »
    Toni Vescoli (77) kennt seine Gross-
    eltern nur aus Erzählungen und
    auch im Leben seiner Kinder spielten
    die Grosseltern keine grosse
    Rolle. Umso mehr geniessen seine
    Ehefrau Ruth und er es, für
    ihren Enkel Vincent (23) da zu sein.
                                                                        TONI VESCOLI (77), der Gründer und Band-
                                                                        leader von «Les Sauterelles», ist auch mit
                                                                        77 Jahren nicht zu bremsen. Sein neues
                                                                        Album heisst «Gääle Mond» und erscheint
                                                                        am 12. April 2019. www.vescoli.c h

    Von MELANIE BORTER (Aufzeichnung )

    E
               rinnerungen an meine Grosseltern habe ich keine.         14 Jahren durfte mein Vater nicht weiter zur Schule, sondern
               Wie auch? Meine Eltern waren beide die Jüngsten ihrer    musste in einer Fabrik arbeiten. Mit 16 begann er dann doch
               Familien und ich selbst bin mit sieben Jahren Abstand    noch eine Lehre als Maurer. Bereits nach einem Jahr meldete er
               ebenfalls der Jüngste. So habe ich meine Grosseltern     sich zur Lehrabschlussprüfung an und bestand diese auch. Er
    gar nie kennengelernt. Aus Erzählungen weiss ich aber, mein         war gescheit, später studierte er an der Technikschule in Win-
    Vater hatte es gar nicht leicht als Kind. Seine leibliche Mutter    terthur Bauingenieur. Meine Verwandten väterlicherseits waren
    starb, als er noch ganz klein war, seine Stiefmutter, die eigene    alle Baufachleute. Jene mütterlicherseits waren hingegen alle
    Kinder mit in die Ehe brachte, behandelte ihn dann so, wie man      Künstler: Musiker, Kunstmaler und ein Bariton-Sänger. Ich habe
    es aus alten Märchen kennt. Sie war eine böse Stiefmutter, die      von beiden Seiten geerbt: Gelernt habe ich Hochbauzeichner,
    ihre eigenen Kinder bevorzugte. Ich finde, man sieht auf dem        weil ich ursprünglich Architekt werden wollte.
    Foto, dass sie eine verbitterte Frau war. Die leibliche Mutter      Meine Mutter war sehr fürsorglich mit uns Kindern, eine ganz
    wirkt auf dem Foto, das sie und meinen Vater zeigt, doch ganz       liebe Person. Der Vater aber prügelte uns. Das war schlimm. Das
    anders, viel freundlicher und lieb. Unsere Tochter Nathalie sieht   Geschlagenwerden war damals nichts besonders: Auch meine
    ihrer Urgrossmutter übrigens sehr ähnlich.                          Frau Ruthli wurde als Kind verprügelt. Wir beide schlugen
    Wenn mein Vater von der Schule nach Hause kam, musste er            unsere Kinder nie, wir haben diese «Tradition» unterbrochen.
    im Wald Holz und Reisig sammeln – barfuss, weil Schuhe ja so        Unsere Kinder hatten keine Beziehung zu ihren Grosseltern. Als
    teuer waren. Immer wenn er nicht genug Brennholz nach Hause         ich das erste Mal mit Ruthli und ihren damals sechs und acht
    brachte, musste er ohne Nachtessen ins Bett. Das erzählte er        Jahre alten Kindern Carmen und Kari bei meinen Eltern zum
    natürlich nicht mir persönlich – mein Vater war ein Patriarch,      Essen war und Kari etwas nicht essen wollte, holte mein Vater
    der solche Sachen nie seinen Kindern erzählt hätte –, aber          mit der Kelle aus. Da stand ich auf und sagte: «Komm Ruthli, wir
    meiner Mutter berichtete er das, von ihr weiss ich das alles. Mit   gehen.» Jahre später besuchten wir meine Eltern zwar ab und

                                                                 #0 4 ~ 2019
Grosseltern #04 / 2019 - Grosseltern-Magazin
~ Magazin ~
                                                    MEINE GROSSELTERN
                                                                                                                                       7

zu wieder mit den Kindern, der Vater blieb dann aber meist im       formuliere: «Die neue Alte, sind chuum meh z’halte. Härt wie
Garten. Erst als meine Mutter schon verstorben war, habe ich        Granit, und top-fit.» In meinem Alter darf ich mir diese Ironie
mich mit ihm versöhnt.                                              leisten, ohne von den «grauen Panthern» zerfleischt zu werden.
Ruthli und ich, wir haben eine Beziehung zu unserem Enkel           Ich bin doch froh, dass so viele von uns noch so fit sind.
Vincent (23). Erst kürzlich war er zwölf Tage bei uns in Tenerif-   Manchmal denke ich, es ist schon schade, dass ich meine Gross-
fa in den Ferien. Und wenn wir in der Schweiz sind, kommt er        eltern nicht gekannt habe. Und keine solche Bezugspersonen
sonntags oft zu uns zum Brunch – wir essen dann immer erst          hatte. Obwohl … meine Tante, die zehn Jahre älter war als
um ein oder zwei Uhr. Ob er stolz auf den berühmten Grossvater      meine Mutter, sie war für mich eine Art Ersatzgrossmutter. Wir
ist? Er ist ein sehr Diskreter, redet nicht gross davon. Aber er    Kinder nannten sie alle Gotti. Obwohl sie sehr religiös war, war
kommt ab und zu an Konzerte, das freut mich. Das ist schön.         sie sehr tolerant. Viele bezeichneten meine Musik damals als
Aber da sind wir ja keine Ausnahme, die heutigen Grosseltern        Teufelsmusik, gerade die Religiösen, sie aber sagte nie etwas
sind ja alle engagiert. Oder wie ich es in meinen Song «Top-fit»    dergleichen. Sie unterstützte mich immer.»                    •

         Die Grosseltern väterlicher-
         seits mit Toni Vescolis Vater
         (vorne rechts), um 1912.

                                                                                                  Die Grosseltern mütterli-
                                                                                                  cherseits mit Toni Vescolis
                                                                                                  Mutter Alice Huber
                                                                                                  (in weiss), um 1919.

           Seine leibliche Grossmutter
           habe mit seiner Tochter Nathalie
           Ähnlichkeit, sagt Toni Vescoli.

                                                             # 04 ~ 2019
Grosseltern #04 / 2019 - Grosseltern-Magazin
~ Magazin ~

                                                                                    ?
8                                                KINDERFRAGE

                GIBT

                                 ES              DEN

     OSTERHASEN
                  WIRKLICH NICHT

    Bei den Erstklässlern wird über die bevorstehenden Ostern gesprochen. Lara erzählt
    von ihrem Nestchen voller Schoggi-Eili und Jan vom riesigen Schoggihasen, den er jeweils im
    Garten findet. Alina berichtet, wie sie mit der Mama selber Eier färben wird. Diese
    würden sie dann hinter dem Haus für den Osterhasen bereitlegen, damit er sie holen und am
    Sonntagmorgen verstecken kann. Da platzt Tim heraus: «Den Osterhasen gibt es ja gar
    nicht!», und sogleich wird lebhaft diskutiert. «Wer hat denn jetzt recht?», wird schliesslich
    die Lehrerin gefragt.
    Um nicht Partei ergreifen zu müssen, schlägt diese den Kindern vor, sie sollten doch alle
    einen Osterhasen zeichnen. «Woran erkennt man denn, dass es ein richtiger Osterhase ist?»,
    fragt sie nach einer Weile und während alle am Zeichnen sind: «Sind das jetzt alles
    richtige Osterhasen?» «Meiner ist aus Schoggi!», teilt Jan mit. Tim schmunzelt: «Ich habe
    meine Oma gezeichnet! Die hat mir nämlich letztes Jahr das Osternestchen versteckt.
    Aber ich habe es ganz schnell gefunden.» «Aha! Dann hat also deine Oma für dich den Oster-
    hasen gespielt?», lächelt die Lehrerin.
    Die Schulstunde endet mit einer Sammlung von Ideen, wie es Osterhasen auch noch geben
    könnte: als bunte Figur in Bildergeschichten, als Gelee-Häschen aus Zucker oder als
    Zopfteig-Brötchen, als Bastelei aus Karton und buntem Papier … «In diesem Jahr spiele ich
    den Osterhasen für meinen kleinen Bruder», beschiesst Alina, und alle sind sich einig:
    «Hauptsache, wir bekommen ein Osternestchen, egal, wer es versteckt.»
    Diese Lehrerin hat bei der Streitfrage um die Existenz des Osterhasen die Methode des
    Philosophierens mit Kindern angewendet: Dabei gibt sie den Kindern eine Plattform, um die
    verschiedenen Meinungen auszutauschen und herauszufinden, welche Antwort für jedes
    Kind zurzeit die richtige ist. Dabei lernen sie zugleich, dass manchmal mehrere Ansichten
    richtig sein können. Und: Ja! Klar, gibt es den Osterhasen. Fragt sich nur, auf welche Art!

         Die Philosophie-Pädagogin Eva Zoller Morf hat vor über 30 Jahren das Philosophieren mit Kindern
                    entdeckt und in Büchern und auf www.kinderphilosophie.ch publik gemacht.
    Als Grossmutter freut sie sich nun über die kleinen Philosophen in ihrem Leben. Gerne nimmt sie auch Ihre
                  Kinder fragen entgegen, um zu überlegen und zu beschreiben, wie man damit am
                            besten umgehen könnte: redaktion@grosseltern-magazin.ch

                                                     # 04 ~ 2019
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Grosseltern #04 / 2019 - Grosseltern-Magazin
~ Magazin ~
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     ~ Die Rückschau ~                                                     1                                         4

     GROSS-
     ELTERN-
     TAG 2019
     Der Grosselterntag etabliert sich mit jedem
     Jahr mehr. 58 Angebote konnten wir in der
     Sonderausgabe (Foto 1) zum Grosselterntag
     auflisten. Diese wurden auch rege genutzt, wie
     zum Beispiel im Berggasthaus Marbachegg,
     wo Familien mit Grosseltern ein Coup Marbach
     spendiert wurde (Foto 2).
     Das Grosseltern-Magazin schenkte der Stadt
     Baden anlässlich des Grosselterntags am                                                 2
     10. März 2019 einen Detektiv-Trail. Trotz Re-                                                 3
     gen waren viele Familien mit der Schatzkarte
     unterwegs, so auch Familie Bechter aus Un-
     tersiggenthal AG, die uns, ausgerüstet mit dem                 ALS FRAU GEFEIERT
     Dachs-Maskottchen, Fotos schickte (Foto 3).                    «Vielen Dank für die Glückwünsche (zum Gross-
     Was uns ebenso freut: Der Feiertag wurde in der                elterntag). Nach Frauentag und Muttertag jetzt
     Presse, auf Radio SRF und verschiedenen Fami-                  noch der Grosselterntag. Schön, wenn man
     lien-Blogs und Facebook-Seiten erwähnt (Foto 4                 überall dabei ist.»
     zeigt unseren eigenen Post zum Grosselterntag).                Beate Sanders, Kommentar auf der Facebookseite
     Die vielen Kommentare auf Facebook zeigen, wie                 vom Grosseltern-Magazin

     wichtig Grosseltern für die Enkelkinder und die
     Familien sind (unten). ~MB                                     DIE BESTEN GROSSELTERN
                                                                    Meine Eltern sind die besten Grosseltern, die
                                                                    sich mein Kind wünschen kann. Durch unsere
                                                                    Arbeit bedingt, verbringt er oft die Samstage
                                                                    mit ihnen, kann Opa beim Gärtnern helfen, Velo
               VON DEN GROSSELTERN LERNEN                           fahren und kochen oder backen.
               «Beide Grosseltern vergöttern unseren Sohn           Nicole Wehrli, Kommentar auf der Facebookseite von
               und es ist wunderschön zu sehen, wie gerne er        «Tadah», Online-Magazin für Mütter

               bei ihnen ist und wie er von ihnen lernt.
               Bei den Grosseltern kann er spielen, toben und       VIER ENKEL IN 15 MONATEN
               vieles mehr, die Zeit steht still und beide          «Die Grosseltern werden in Kürze innerhalb von
               Generationen geniessen es sehr.»                     15 Monaten zum 4. Mal Grosseltern und haben
               Stefanie Schütz, Kommentar auf der                   uns alle in diesem ersten Jahr immer unterstützt
               Facebookseite von «Mama mal 3», Mamablog             (dabei waren zwei Frühgeburten, ein Spitalauf-
                                                                    enthalt vom frischgebackenen Papa und auch
               GLÜCKLICHE OMI                                       sonst so einige Höhen und Tiefen). Nona und Non
               «Hätte nie gedacht, einmal ein sooo glückliches      waren immer da.»
               Omi zu sein ... sie sind alles für mich.»            Olivia Badraun Di Liberto, Kommentar
               Ursula Hafen, Kommentar auf der Facebookseite vom    auf der Facebookseite von «Tadah»,
               Grosseltern-Magazin                                  dem Online-Magazin für Mütter

                                                             # 04 ~ 2019
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                                                                                                 bis 100 kg,
                                                                                                 62 x 86 x 119 cm

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       Aus: «Die Welt der Rekorde –
      Unglaubliches aus aller Welt»,
            Alexandre Verhille,
       Sarah Tavernier (Illustration)
     und Emmanuelle Figueras (Text),
      Kleine Gestalten, 22 Franken.                                                           auch in Anthrazit erhältlich

                                                  Diese Artikel auch online erhältlich – ottos.ch
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                                                                                SAMMELSURIUM

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                                                                               «OPA ZU SEIN, IST DIE
                                                                               ZWEITE CHANCE,
                                                                               VATER ZU WERDEN.»
                                                                               Semino Rossi (56) ist ein österreichischer Schlagersänger
                                                                               argentinischer Herkunft. Im April wird er zum ersten Mal Grossvater.
                                                                               Anfang Februar machte der Sänger im Interview mit dem Magazin
                                                                               «Stadl Post» darauf aufmerksam, dass er rückblickend gerne mehr
                                                                               für seine beiden Töchter da gewesen wäre. Ausserdem sagte er,
                                                                               dass ein Enkelkind ihm nun die Chance biete, diese Zeit nachzuholen,
                                                                               die er bei seinen Kindern verpasst hatte. ~SM

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  Wander-Ferien. Wie schöne Ferien, nur unvergesslich.
13

 ~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

  Pamam
    und
 Grossvati
   Jan ist unser ältester Enkel. Mein Mann
und ich waren viel mit unserem Enkel zusam-
    men, und auf unseren Spaziergängen
 redeten wir über alles mit ihm, auch wenn
  er noch nicht sprechen konnte. Natürlich
    erzählten wir ihm auch, dass wir die
Mama und der Papa von seinem Papa seien.
  Als Jan dann die ersten Worte sprechen
  konnte, war ich für ihn sofort «Pamam»,
 die Mama von seinem Papa. Bei meinem
Mann ging es nicht so einfach, denn «Papa»
   war schon besetzt und «Grossvati» ist                 Reka, die Nr. 1 für Familienferien.
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            Ruth Wampfler-Roth
                                                         • Rekalino Club
   Wie werden Sie von Ihren Enkeln genannt?              • Kostenlose Kinderbetreuung
      redaktion@grosseltern-magazin.ch
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          ~ Trennungen ~

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~ Magazin ~
14                                                         SAMMELSURIUM

                        ~ Gelesen ~

    «Mein Grossvater war ein
 zigarrepaffender Patriarch, der
       mit aufgeschlagener                                               ~ Kindermund ~

    Zeitung auf dem Schoss in                                            « HÄTTS DET NO
     seinem Lehnsessel sass,                                             DINOSAURIER
 während im Fernseher in voller                                          GÄH ?»
      Lautstärke die Abend-                                              Meine Enkelin und ich unterhalten uns über
        nachrichten liefen.»                                             früher, als ich noch klein war. Darauf ihre Frage:
                                                                         «Du Momi, hätts det, wo du chli gsi bisch,
                                                                         no Dinosaurier gäh?»
              Aus: «Becoming – Meine Geschichte»,                        Judith Kaufmann, Adligenswil
            Michelle Obama, die ehemalige First Lady
     der USA, schreibt in ihrer Biografie, dass es sie schon
        als kleines Mädchen störte, wie unterwürfig ihre
     Grossmutter wurde in der Gegenwart des Grossvaters.

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15

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                                         ~ Bildarchiv ~
                                         EI EI EI
           Dieser Osterhase in einer Schweizer Eierfabrik 1985 sucht sich vermutlich die
 schönsten Exemplare aus. Der Brauch des Eierfärbens hat übrigens einen praktischen Hintergrund:
      Während der Fastenzeit waren Eier tabu. Um ihre Haltbarkeit für danach sicherzustellen,
kochte man sie. Die Unterscheidung zu den nicht gekochten Eiern geschah mithilfe von Einfärbung der
             Eierschalen. Dazu wurden dem kochenden Wasser Kräuter beigefügt. ~SM

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~ Magazin ~
16                                                               SAMMELSURIUM

                                    1910                                                                           2014
                                                       AI UR NW OW                                                                        UR OW AI
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                                                                                       SG
     VD                                                                                AG

                                                                                       BS
     GE
                                                                                       BE

     BS

                                                                                       VD

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                                                                                       ZH

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                                                                   ~ Die Grafik ~

                          Steuereinnahmen Kantone
                                      Die Schweiz gewährt ihren Kantonen als föderaler Staat eine sehr
                                weitreichende Steuerautonomie. Unterschiedliche Steuersätze und Steuer-
                                substrate (Gewinne und Einkommen) führen dazu, dass die Höhe der Steuer-
                                    einnahmen nicht strikt mit der Grösse der Bevölkerung eines Kantons
                              korreliert. Viele bevölkerungsreiche Kantone behalten über die betrachtete Zeit-
                                     spanne von gut 100 Jahren ihre dominante Stellung im Ranking der
                               Steuererträge, so vor allem Genf, Bern, Zürich und das Waadtland. Der Kanton
                                  mit den höchsten nominalen Steuereinnahmen war 1910 Bern, 2014 war
                               es Genf. Basel-Stadt, 1910 relativ bedeutend, weist 2014 einen weit geringeren
                                   Anteil an der Gesamtsumme der Steuereinnahmen aus. Demgegenüber
                              konnten die Kantone Zug und Aargau ihre relative Bedeutung erheblich steigern.

                                              Aus: «Die Schweiz in Bild und Zahl. Heute und vor 100 Jahren»,
                                                    Viktor Goebel, Thomas Schulz, Hier und Jetzt, 2018,
                                                        216 Seiten, 56 farbige Grafiken, 39 Franken.
                                                                    www.hierundjetzt.ch

                                                                      # 04 ~ 2019
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                          ~ Aline (16) erzählt ~
                        OFFLINE IST IN                           ER Z Ä HLT
                                                                 Handynutzung
            Aline bemerkt einen Richtungswechsel bei sich selbst
            und ihren gleichaltrigen Freunden. Plötzlich ist es un-
            cool, zu viel Zeit am Handy zu verbringen. Doch was
            sollen diese Old-School-Allüren?

            Das Mass der Handynutzung von uns Jugendlichen be-             Sensibilität meine ich, dass ich ein schlechtes Gewis-
            schäftigt mich schon länger und ich finde, das Thema           sen bekomme, wenn ich zu lange in den Bildschirm
            verdient es, erneut aufgegriffen zu werden. Ich habe vor       schaue. Ich glaube, ich fühle mich schuldig, mir und
            einiger Zeit schon bemerkt, dass der Wind in eine an-          meiner Jugend gegenüber, denn das ist doch die Zeit
            dere Richtung weht, und ich kann langsam wirklich sa-          meines Lebens.
            gen: Es ist uncool, wenn man viel am Handy ist und das         Ich könnte Besseres machen, als auf Instagram rumzu-
            Handy zu offensichtlich ein lebenswichtiges Utensil ist.       scrollen, denke ich mir oft. Verschwende ich denn hier
            Aber woher kommt das? Und vor allem, wieso dieser              nicht meine Zeit mit unnützen Sachen? Diese Angst des
            Wandel?                                                        Verschwendens haben auch meine Freunde. Wir wollen
            Ich bin ehrlich gesagt ein grosser Fan dieser Bewegung         Sachen erleben, Geschichten schreiben und weiterer-
            in meinen Kreisen, da ich reale Kontakte viel mehr             zählen können. Wenn wir uns bewusst offline Zeit ein-
            schätze als digitale. Bis ich zu dieser Erkenntnis kam,        planen, nähern wir uns damit auch der älteren Genera-
            dauerte es zugegeben ein bisschen ... Aber jetzt sitzt sie     tion an? Vielleicht suchen wir Jungen ja alle mit diesen
            fest verankert in meinem Kopf und ich bin sehr froh,           Old-School-Allüren die Beständigkeit in unserer stetig
            dass ich mir diese Sensibilität angeeignet habe. Mit           wechselnden digitalen Welt.                            •

                                                                  Anzeige

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                                               ~ Engagiert ~

                                                          «DER DACHS
           Mein
                                                          WAGT SICH IMMER
            LIGES                                         NÄHER IN
     FREIWIL MENT
     ENGAGE                                               SIEDLUNGSGEBIETE
                                                          VOR»
                                                          gehen Forscherinnen den Ursachen dieses Rück-
                                                          gangs auf den Grund. Ab dem Frühling bin ich etwa
     WER Ueli Nagel (73), aus Zürich, drei Enkelkinder    einmal in der Woche spätabends unterwegs in
     WOFÜR StadtWildTiere Zürich                          meinem Quartier. Ausser dem Eichhörnchen sind
     FUNKTION Wildtier-Beobachter                         ja alle Säugetiere im Stadtgebiet nachtaktiv. Meist
                                                          sehe ich dann aber nicht viel mehr als Hauskatzen.
                                                          Obwohl es in meinem Gebiet zwei Fuchsbauten

     S
             tadtWildTiere Zürich ist ein Projekt des     und einen Dachsbau gibt. Überhaupt, der Dachs,
             Vereins StadtNatur Zürich. Wir sind etwa     er dringt immer näher in die Siedlungsgebiete vor.
             50 Personen aus unterschiedlichen Beru-      Vor zwei Jahren habe ich auf der Allmend ein Her-
     fen, viele davon im Ruhestand. In unseren Wohn-      melin gesehen. Vor Tollwut muss man sich übri-
     quartieren in der Stadt Zürich beobachten wir        gens nicht mehr fürchten, die ist in der Schweiz
     Igel, Fuchs, Dachs, Eichhörnchen & Co. Anhand        seit zwanzig Jahren ausgerottet. Wir städtischen
     der Beobachtungen, die wir in regelmässigen          Wildtier-Beobachter treffen uns mehrmals im
     Abständen dokumentieren, will StadtWildTiere         Jahr und tauschen uns aus, wir sind eine bunt
     herausfinden, wie es um die Bestände von Wild-       gemischte Truppe und suchen ausserdem immer
     tieren in Siedlungsräumen steht. So haben wir bei-   wieder neue freiwillige Tierbeobachter. StadtWild-
     spielsweise im vorletzten Jahr während einer ge-     Tiere.ch gibt es auch in Bern, Luzern, Winterthur,
     zielten Igel-Studie bemerkt, dass Igel in gewissen   St. Gallen und Chur. ~KD
     Quartieren plötzlich kaum mehr vorkommen. Nun
                                                                         www.stadtwildtiere.ch

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                                                                                     Orte in Europa und Übersee.

               «Wie isch euchi Tanzshow
               gloffe am Samschtig?»

                  «Alte, isch perle gsi.»

                                                                             Bestellen Sie die aktuellen baumeler Kataloge:
          Erklärung: Ausdruck, wenn etwas
          gut läuft oder man etwas toll findet.
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    Philippe Wampfler, Experte für digitale Bildung, erarbeitet
          mit der Klasse H2b der Kantonsschule Enge ZH
  eine Webseite, auf der Jugendliche die aktuelle Jugendsprache
                                                                                        Dezember 2018 bis November 2019                                     Dezember 2018 bis November 2019

                                                                                        Wandern und Trekking                                                Velo und Wandern
           der Deutschschweiz erfassen und erklären.                                    vom Spezialisten.                                                   individuell
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               ZURÜCK IN DIE                                                            Dezember 2018 bis November 2019                                    September 2018 bis November 2019

                  SCHULE                                                                Velo und Bike
                                                                                        vom Spezialisten.
                                                                                                                                                           Malen I Erleben
                                                                                                                                                           vom Spezialisten.
                                                                                                                                                           Malen I Yoga I Pilates I Schreiben I Fotografieren

   950 pensionierte Lehrerinnen und Lehrer im Kanton Bern                                 Qualität auf Reisen.

                                                                             Titelseiten-tts_2019_d.indd 2                     04.07.18 17:34
                                                                                                                                                             Qualität auf Reisen.

                                                                                                                                                Titelseiten-tts_2019_d.indd 1                                   20.06.18 10:31

      haben von der Erziehungsdirektion Post erhalten.                                                           Velo & Bike                                   Malen & Erleben
Der Aufruf ist klar: Sie sollen wieder unterrichten. Schon jetzt                                                    2019                                            2019
  zeichnet sich in Bern ab, dass ab dem nächsten Schuljahr
 zu wenig Lehrkräfte vorhanden sind. Gründe für den Mangel
     gibt es verschiedene: Einerseits werden zurzeit viele
  Lehrpersonen pensioniert, andererseits steigt die Zahl der
        Schülerinnen und Schüler im Kanton stark an.                         Erfahren Sie mehr unter
       Bereits werden auch Studierende rekrutiert. ~KD
                                                                             www.baumeler.ch
                                                                                  T 041 418 65 65 | info@baumeler.ch

                                                   # 04 ~ 2019
~ Magazin ~
20                                                                                                                                                                                                                LESERBRIEFE

                                                                                                                                                                                                    Die Meinung
                                                                                                                                                                                                   der Leserinnen
                                                                                                                                                                Sonderbeilage
                                                                                                                                                                                  zum
                                                                                                    #03 / 2019                                            GROSSELT
                                                                                                                                                                              ERNTAG

                                                      rn
                                                                                                               -magazin.ch

                                             Grosselte
                                                                                                www.grosseltern
                                                                                                                                                                  10. März 2019
                    MAGAZIN
      # 03 / 2019

                                                                                                                                                                                                                                                GLARUS STATT URI
                     Grosseltern

                                                                                                                                                  rn
                                                                                                                                   Enkelkinde
                                                                                                                  Leben mit
                                                                                               zin über das

                                                                                                                                                                                                                                                Zur Sonderbeilage
                                                                                    Das Maga
                                                                                                                                                                      Grosi
                                                                                                                                                      mit dem
                                                                                                                                               Looping ern die idealen Begleit­
                                                                                                                    Skilehrer

                                                                                                                                                                                                     und Leser
                                                                                                                                                          Grosselt       (S. 46)
                                                          IER                                      46 Jahre
                                                                                                                                                                              sind.
                                                                                                                                                Weshalb              ungspark
                                                        SS                                                                   htet in Adel­                im Vergnüg
                                                                                                                                               personen
                                                   DO                    ik                                    (65) unterric         (S. 32)
                                                                EpigenetGene, sondern            Jakob Schranz
                                                                                                            die dritte
                                                                                                                       Generation.
                                                                     nicht nur                  boden schon
                                                        Wir vererben                (S. 50)
                                                                       Erfahrungen.
                                                          auch unsere

                                                                                                                                                                                                                                                Vielen Dank für die neue Ausgabe des
                                                                                                                                                                                                                                                Grosseltern Magazins. Ich habe im
                                                                                                                                                                                                                                                kleinen Beilagenheft zum Grosseltern-
                                   Grosseltern

                                                                                                                                                                                                                                                tag auf der ersten Seite mit Freude
                                         MAGAZIN

                                                                                                                                                                                        CHF 9.50
                                                                                                                                                                                        EUR 8.50

                                                                                                                                                                                                                                                gelesen: «Ausflugsorte, 7 Ferienregion
                                                                                                                                                                                                      LOB                                       Uri, Altdorf». Leider ist der Beitrag
                                                                                                                                                                                                      Zum Grosseltern-Magazin                   dann vom Glarnerland. Was zwar auch
                                                                                                                                                                                                      Ich bin seit Kurzem Abonnentin ihres      schön ist, mich jedoch im Moment
                                                                                                                                                                                                      Magazins und bin begeistert von der       grad enttäuscht hat. Auch im Urner-
                                                                                                                                                                                                      Vielfalt der Artikel. Herzlichen Dank!    land gibt es einiges für Grosseltern
                                                                                                                                                                                                      Daniela von Wartburg, per E-Mail          und ihre Enkelkinder. Beispielsweise:
                                                                                                                                                                                                                                                Die Schnitzeljagd auf der Suche nach
                                                                                                                                                                                                      BILLETT WEG!                              Walterli oder Rundgänge im Haus für
                                                                                                                                                                                                      Zum Cover                                 Kunst Uri.
                                                                                                                                                                                                      Meine Tochter Mirjam schenkt mir seit     Eveline Lüönd, Programmleiterin
                                                                                                                                                                                                      Jahren das Jahresabo Ihrer Zeit-          von «gesund ins Alter»
                                                                                                                                                                                                                                                der Gesundheits förderung Uri
                                                                                                                                                                                                      schrift. Bis anhin habe ich mich nie
                                                                                                                                                                                                      geärgert über den redaktionellen oder
                                                                                                                                                                                                      grafischen Teil. Diesmal sehe ich das     Redaktion: Im Inhaltsverzeichnis und auf
                                                                                                                                                                                                      anders! Es ist nicht unbedingt vorbild-   der Karte ist die Ferienregion Uri verse-
     Barbara Beyeler hat das Grosseltern-                                                                                                                                                                                                       hentlich noch aufgeführt. Dafür möchten
     Magazin im Wartezimmer ihres Augen-                                                                                                                                                              lich, wenn ein Skilehrer auf der Vespa
                                                                                                                                                                                                                                                wir uns entschuldigen. Die von Ihnen
     arztes Zubimed in Niederhasli gesehen.                                                                                                                                                           mit den Skischuhen an den Füssen          vorgeschlagene Schnitzeljagd stellten
                                                                                                                                                                                                      und den Skis unter dem Arm auf einer      wir ursprünglich an dieser Stelle vor.
     Schicken auch Sie uns ein Foto, wenn Sie                                                                                                                                                                                                   Weil das Tourismusbüro am Sonntag,
                                                                                                                                                                                                      verschneiten Strasse rumfährt. In Zü-
     das Grosselten-Magazin irgendwo entde-                                                                                                                                                                                                     10. März, dann aber doch geschlossen
     cken: redaktion@grosseltern-magazin.ch                                                                                                                                                           rich wäre er wohl das «Billett» umge-
                                                                                                                                                                                                                                                war, mussten wir diese Attraktion aus
                                                                                                                                                                                                      hend los! Sonst macht weiter so!          dem Programm streichen. Dabei ist uns
                                                                                                                                                                                                      René Brunner, per E-Mail                  leider dieser Fehler unterlaufen.

                                                                                                                                                                                                                    Anzeige

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~ Kolumne ~
                                       MEINE ENKEL – MEINE KINDER
                                                                                                                          21

                              Geburtstag
                                 ohne
                                   Stress

S                                                             K
        chon meine Kinder kannten Freizeitstress. Aber                indergeburtstage sind anstrengend. Allein schon
        gegen den meiner Enkel hatten sie es geradezu                 das Kuchenbacken ist mir ein Graus: zwei Kuchen
        beschaulich. Schule, Fussball, Handball, Basket-              für die Schule, einer für das Handballteam, einer
ball, Musik, Reitstunden, Events, Freunde … und ganz          für die Kinderparty («Mama, dieses Jahr möchte ich eine
am Rand noch die Grosseltern, die möchten, dass es            Übernachtungsparty»). Und dann, am Geburtstag selbst,
wie früher ist. Unsere grossen Enkel können wir zwar          kommen noch all die Verwandten, der Götti und das Gotti
nicht mehr mit Fingerspielen und Chinderliedi begeistern.     vorbei. Wohlverstanden, ich freue mich mit den Kindern
Aber so einfach lassen wir uns nicht aus dem Ring kata-       zusammen natürlich über jeden Besuch, aber in der Sum-
pultieren. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt …            me ist so ein Kindergeburtstag doch ziemlich anstrengend.
Kurzerhand stellen wir uns vor den Eingang zum Sport-         Und weil man nicht alles im Leben so genau planen kann
platz und warten, bis sein Training fertig ist. Da kommt      – fängt zwei Wochen später derselbe Zirkus nochmals von
unser Geburtstagskind. Kind kann man schon fast nicht         vorne an, dann hat nämlich der ältere Sohn Geburtstag.
mehr sagen. Ein frisch geduschter Jugendlicher, der           Aber sind wir ehrlich, so schlimm sind Geburtstage nun
selbstsicher inmitten seiner Kollegen lachend gestikuliert.   auch wieder nicht. Heute weiss ich, die stressigen Jahre
Die Jahre sind unglaublich schnell vorübergegangen. Ich       sind absehbar. Mit Eintritt ins Teenie-Alter, also am
weiss noch, wie stolz ich ihn vor 14 Jahren zum ersten Mal    13. Geburtstag, war beim Ältesten Schluss mit Kinder-
in meinen Armen hielt. «Mach dich bemerkbar», drängt          partys und zum 14. Geburtstag hatte er wegen der vielen
mein Mann, «sonst sieht er uns nicht». Ich winke ihm zu,      abendlichen Fussballtrainings nicht einmal mehr Zeit,
er ist ehrlich erfreut, als er auf mich aufmerksam wird.      die Verwandten zu empfangen. «Du musst ihnen allen
«Wir wollen auf dem Nachhauseweg ein bisschen mit dir         schreiben, dass du an deinem Geburtstag nicht zu Hause
Geburtstag feiern», erkläre ich ihm. Die Überraschung ist     bist», mahnte ich ihn. So kam es, dass der 14. Geburtstag
gelungen. Er freut sich, uns zu sehen. Er freut sich über     unseres Sohnes ganz ohne unser Zutun stattfand. Und
das Geschenk. Er freut sich, dass er nicht mit dem Bus        weil er, wie aufgetragen, klar formuliert hatte, dass wir
fahren muss. Die Fahrt ist kurz. An der Haustüre verab-       seinen Geburtstag nicht feiern, mussten die Grosseltern
schieden wir uns wieder. Es soll ja ein Geburtstags-Taxi      einen anderen Weg finden, ihn zu sehen. Sie holten ihn
sein und den Taxifahrer nimmt man ja auch nicht mit           vom Training ab und setzten ihn einfach vor der Haustüre
nach Hause.                                             •     ab. Damit sie uns nicht störten.                       •

     DIE MUTTER Marlis Friedrich Baumgartner (66) ist          DIE TOCHTER Melanie Borter (39) arbeitet in einem
       achtfache Grossmutter und arbeitet als Web-               70-Prozent-Pensum für dieses Magazin. Sie hat
   Publisher. Sie hütet regelmässig die Kinder ihrer zwei      drei Kinder, der erste Sohn ist bereits ein Teenager,
    Töchter und unregelmässig die Kinder ihres Sohnes.          der zweite ist elfjährig, die Tochter drei Jahre alt.

                                                      # 04 ~ 2019
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     Mit Grand-maman
     vom Nordpol träumen
     Seit Marielles Mutter im fernen
     Frankreich eine Karriere als Sängerin
     verfolgt, ist Grand-maman Theophilia
     für die Siebenjährige noch wichtiger
     geworden.
     Von KARL HORAT (Text und Foto)

     «        Papa weiss ja viel, aber Grand-ma-
              man weiss einfach alles!» Das Plap-
              permaul der siebenjährigen Mari-
     elle ist kaum zu stoppen auf der Fahrt im
     Auto ihres Vaters Eric von Cayenne nach
     Sinnamary am Atlantik. Sie sind unter-
                                                      Marielle (7) und
                                                      ihre Grossmutter
                                                      Theophilia.
     wegs zu Erics Mama, zur heissgeliebten
     Grand-maman. Darum ist die Erstkläss-
     lerin so aufgedreht, während Papas Re-
     nault der palmengesäumten Küstenstra-
     sse entlangschnurrt.                           ter unter 30 Jahren liegt, das bedeutet
     «Grossmutter ist Hebamme», erzählt Ma-         aber leider auch, dass die Grosseltern-
     rielle. «Sie sagt, wenn wir Menschen als       generation schon früh wegstirbt – meist
     winzige Bébés zur Welt kommen, sind            wegen prekärer Lebensumstände. In Ma-
     wir alle gleich, nackt und hilflos. Aber       rielles Familie ist das nicht der Fall – sie    SINNAMARY
     wir haben alle schon Vernunft und Ge-          gehört zur Mittelschicht. Wie schon die
     wissen eingebaut und wissen, wie wir           Oma ist auch ihr Vater im Gesundheits-
     mit den andern Erdenbürgern umgehen            wesen tätig, als Drogist.
     sollten – nämlich wie mit Brüdern und          «Und was soll denn Grossmutter besser
                                                                                                    CAYENNE
     Schwestern!»                                   wissen als ich?», wundert sich Papa Eric
                                                    (40). «Zum Beispiel, wo Gott wohnt!», kon-
     EIN LAND MIT WENIG GROSSELTERN
                                                    tert die Kleine. «Du sagtest, im Himmel.
     Das tönt reichlich altklug – aber Einwän-      Aber Grand-maman weiss, dass er über-
     de zu Marielles Philosophie wären natür-       all ist! Auch …», sie wirft sich theatralisch
     lich nicht angebracht. Und dass ein Kind       in Pose und deutet auf ihr Herz, «da in mir
     in diesem kleinen Land seine Grosseltern       drin. Sehen können wir ihn nicht! Doch
     kennenlernt, ist alles andere als selbst-      beim Gebet vor dem Essen in Sinnamary
     verständlich: Französisch-Guayana ist          sprechen wir zu ihm – und bitten für die
     ein ausgesprochen junges Land. Es mag          Seele von Grossvater Charles, der schon
     schön tönen, wenn das Durchschnittsal-         lange nicht mehr lebt.»

                                                                    # 04 ~ 2019
~ Magazin ~
                                               ANDERSWO
                                                                                                                          23

                                                                                          FRANZÖSICH-GUAYANA
                                                                                              Einwohner: 297 000
                                                                                             Hauptstadt: Cayenne
                                                                                               Fläche: 83 534 km²
                                                                                                 Währung: Euro
                                                                                            Geschichte: Bereits 1498
                                                                                               wurde Guayana von
                                                                                               Christoph Kolumbus
                                                                                             entdeckt, erst aber rund
                                                                                            hundert Jahre später von
                                                                                            Europäern besiedelt. Be-
                                                                                            kannt wurde das Land für
                                                                                          den «Archipel der Verdamm-
                                                                                             ten»: Die drei Inseln vor
                                                                                           der Küste wurden von 1852
                                                                                            bis 1951 als Strafkolonien
                                                                                             verwendet. Seit 1946 ist
                                                                                            Französisch-Guayana ein
                                                                                             voll integrierter Teil des
                                                                                           französischen Staates und
                                              und einer leichten Brise vom Meer her.            damit auch Teil der
                                                                                               Europäischen Union.
                                              Gelegentliche heftige Regenschauer zie-
                                                                                            Bevölkerung: Das Durch-
                                              hen meist spät nachts oder am frühen         schnittsalter der Bevölke-
                                              Morgen über den Ort.                           rung beträgt 28,6 Jahre.
                                              Das Verhältnis zwischen dem kleinen         Französisch-Guayana ist das
                                                                                           französische Département
                                              Mädchen und seiner Grossmutter ist          mit der höchsten Geburten-
                                              ein speziell inniges. Seit Marielles Mut-     rate. Die Wachstumsrate
                                                                                               beträgt 3,3 Prozent.
                                              ter sich vor einem Jahr dazu entschloss,
                                                                                              Natur: Französisch-
                                              in Frankreich eine Karriere als Sängerin     Guayana ist zu 90 Prozent
Die Distanz zwischen Cayenne und Sin-         anzustreben, ist sie die seelenverwandte     mit tropischem Regenwald
namary, wo Grossmutter wohnt, ist gut         Bezugsperson.                               bewachsen. Damit ist es das
                                                                                          grösste zusammenhängende
hundert Kilometer. So kommt es, dass                                                      Waldgebiet Frankreichs und
                                                   FLÜGE IN DER HÄNGEMATTE
Vater und Tochter nur etwa jedes zwei-                                                    der Europäischen Union. Die
te Wochenende hinfahren, am Carne-            Marielle liebt es, zusammen mit Grand-      Bevölkerung lebt vor allem in
                                                                                           den Städten an der Küste.
val, zu Weihnachten und während der           maman in der Hängematte auf der Veran-
                                                                                            Wirtschaft: Aufgrund des
Schulferien.                                  da zu schaukeln. Grossmutter Theophi-          Regenwaldes bildet die
Oma Theophilia hat drei Kinder gebo-          lia erzählt ihr dabei die wundersamsten         Forstwirtschaft einen
                                                                                          wichtigen Wirtschaftszweig.
ren: Eric (40) und Marielles Tanten Ma-       Geschichten. Manchmal verwandelt sich          Daneben wird Krabben-
rie-Jeanne (37) und Ghislaine (39). Ma-       die Hängematte dabei in einen fliegen-      fischerei betrieben und Gold
rie-Jeanne wohnt im gleichen Haus wie         den Teppich – und sie schweben darauf                 abgebaut.
                                                                                           Weltraumbahnhof Centre
Theophilia und hat zwei Buben, Tante          über Gebirge und eine dunkle Wüsten-
                                                                                          Spatial Guyanis: Die Rotati-
Ghislaine wohnt ein paar Strassen wei-        landschaft bis in das Land von Aladdin,     on der Erde ist am Äquator
ter und hat drei Töchter. Die Cousins und     wo am Horizont unter Sternen und Si-           am höchsten. Dieser
                                                                                             Umstand erlaubt den
Cousinen sind alle ein paar Jahre älter als   chelmond goldene Minarette auftauchen.
                                                                                              Raketen ein höheres
Marielle – und wenn sie nicht in der Schu-    Und manchmal wird die Liege zur Rakete        Starttempo mit weniger
le sind, sind sie meist draussen. Denn das    – und sie düsen darin zum Nordpol, auf       Treibstoffverbrauch. ~SM
Wetter ist immer gut in diesem tropi-         Besuch zu Papa Noël, dem Weihnachts-
schen Land – bei Temperaturen das gan-        mann, der da das Jahr über in einem eis-
ze Jahr über zwischen 23 und 28 Grad          verzuckerten Häuschen wohnt.          •

                                                 # 04 ~ 2019
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                                                                         Das Haus Tannen in Morschach.
                                                                    Eines von zurzeit 24 Baudenkmälern,
                                                                       die man ferienweise mieten kann.

     Geschichte erleben
     in den Ferien
     In Morschach über dem Vierwaldstättersee steht eines
     der ältesten Häuser der Schweiz. Während Jahren
     blieb es ungenutzt, bis die neue Besitzerfamilie das Haus
     der Stiftung «Ferien im Baudenkmal» überliess.
     Von STEF STAUFFER (Text) und TIBOR NAD (Fotos)

                                                      # 04 ~ 2019
~ Hintergrund ~
                                                             FERIEN
                                                                                                                                       25

                                                                                   Diese Aussicht auf den Vierwaldstättersee
                                                                                   bietet sich vom Haus Tannen aus.

A            uf 800 Metern über Meer, eine halbe Stunde Fuss-
              marsch oder kaum 10 Minuten mit dem Auto von
                der Ortschaft Morschach SZ entfernt, findet man
im Ortsteil «Tannen» eine Idylle vor, eine vorwiegend landwirt-
schaftlich genutzte Ebene hoch über dem Urner Seebecken.
                                                                    Mann, der von hier kommt.» Aber auch er, Melchior Schmid, der
                                                                    in diesem Weiler geboren ist und hier den Landwirtschaftsbe-
                                                                    trieb geführt hatte, bis er ihn vor ein paar Jahren einem seiner
                                                                    Söhne übergab, lebte nie in diesem schmucken, frisch restau-
                                                                    rierten Häuschen. «Als ich Kind war, wohnte da eine andere
Die Lage ist geprägt von Ruhe, der Natur und dem Wetter,            Bauernfamilie mit ihren sieben Kindern. Nur einmal, als wir
dem Föhn – und im Winter von der Lawinengefahr. Im Rücken           wegen Lawinengefahr das eigene Haus, das direkt danebensteht,
erheben sich die hohen Felsen des Fronalpstocks, vor sich hat       verlassen mussten, zogen wir ein paar Tage zu ihnen rüber. Wir,
man die Aussicht auf den Vierwaldstättersee. Eher unscheinbar       das waren meine Eltern und wir sechs Kinder. Ich erinnere mich,
ist es auf den ersten Blick, dieses eine, vielleicht kleinste der   dass es am Morgen in der Küche so kalt war, dass das Wasser
wie hingeworfenen Häuser, würden seine Fensterläden nicht           in der Schüssel gefroren war. Nur in der Stube, dort, wo auch
feuerrot leuchten. Bei genauerem Betrachten stellt man fest,        jetzt immer noch der Kachelofen steht, war es schön warm.»
dass am Holzbau selber neben dem Anstrich der Fenster und           Schmids haben sich mittlerweile ein neues Haus gebaut. Es
Läden auch einiges restauriert worden ist. Ausserdem weist          ist das erste, wenn man in der kleinen Siedlung eintrifft. Im
eine Informationstafel darauf hin, dass an diesem Haus etwas        dritten und letzten Wohnhaus lebt einer ihrer vier Söhne mit
speziell sein muss, ausser der Tatsache, dass es sich um ein        seiner Frau und dem ersten Enkelkind. Die anderen drei Söhne
momentan unbewohntes Ferienhaus handelt.                            wohnen etwas weiter weg. «Wir haben noch weitere Enkel. Aber
                                                                    deren Vater führt auch einen Bauernbetrieb. Da ist man halt
        VOM BAUER ZUM BAUDENKMALBESITZER
                                                                    etwas gebunden und sieht sich nicht so oft», erläutert Elisabeth
Gewohnt hat sie nie in ebendiesem Haus, Elisabeth Schmid.           Schmid die familiäre Situation, während Melchior sich wieder
«Ich bin zwar in der Umgebung aufgewachsen, aber es ist mein        dem Thema Haus zuwendet. «Ende 2016 unterschrieben wir~

                                                             # 04 ~ 2019
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                               «Ende 2016 unterschrieben wir
                          den Kaufvertrag. Nachdem das Häuschen
                               viele Jahre von einer Familie als
                          Ferien- und Sommerhaus genutzt wurde,
                                 stand es in den letzten zehn,
                             fünfzehn Jahren nur noch leer und
                                      verfiel zusehends.»

     Elisabeth und Melchior
     Schmid mit Enkel Jan.
~ Hintergrund ~
                                                            FERIEN
                                                                                                                                       27

den Kaufvertrag. Nachdem das Häuschen viele Jahre von einer        weiter: «Ich mache die Reinigung und die Hausübergabe mit den
Familie als Ferien- und Sommerhaus genutzt wurde, stand es in      abreisenden und ankommenden Gästen. Das passiert jeweils
den letzten zehn, fünfzehn Jahren leer und verfiel zusehends.      am Samstag. Wie stark ich mich durch diese Aufgabe binde,
Die Genossame Morschach schrieb es dann zum Verkauf aus,           wurde mir erst im letzten Jahr bewusst. Das Haus war nämlich
und ich dachte mir, bevor es jemand Fremdes kauft und wir          zwischen April und Oktober jede Woche vermietet. Mit so einer
womöglich schwierige Nachbarn bekommen würden, kaufe               Nachfrage hätten wir nie gerechnet. Mittlerweile nennen wir
ich es doch lieber selber. Meine ärgste Gegnerin bei diesem        das Haus ‹Villa› – weil es so begehrt ist. Bis auf zwei Wochen
Entscheid war meine Frau.» So erzählt Melchior Schmid und          ist auch im kommenden Jahr bereits alles wieder reserviert.»
die beiden lachen.
                                                                          DAS NEBENEINANDER VON ALT UND MODERN
               VOM ALTEN HAUS ZUR «VILLA»
                                                                   Damit das Gebäude als Ferienhaus genutzt werden konnte, waren
Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eines der ältesten         Inneneinrichtungen wie Küche und Badezimmer notwendig.
Holzhäuser unseres Landes, wenn nicht gar Europas, stammt          Mit Rücksicht auf die bestehende Substanz wurden diese einge-
es nämlich aus dem Jahr 1341. Laut einer Sage soll das Haus        baut und integriert, sodass möglichst viel vom ursprünglichen
sogar bereits 1290 in Riemenstalden erbaut und später zerlegt      Charakter des Blockhauses beibehalten werden konnte. Die
und an seinen jetzigen Standort versetzt worden sein. Eine         ausgetretenen hölzernen Fussböden beispielsweise, verrusste
baugeschichtliche Untersuchung von Studierenden des Kunst-         Stellen der alten Rauchküche oder historische Türen zeugen
historischen Instituts der Universität Zürich vor zwanzig Jah-     von der einstigen Lebensweise. Ebenso wurden die bestehenden
ren hat ergeben, dass das kleine, zweigeschossige und in den       Grundmauern freigelegt und als Trockenmauern wieder neu
Hang gebaute Gebäude zu einer Gruppe von mittelalterlichen         aufgebaut, Stellen davon sind als Sichtmauerwerk im Innern der
Wohnbauten mit ganz spezifischer Charakteristika gehört. Das       Räume zu sehen. Der mit den Jahren schief gewordene Blockbau
damals baufällige Gebäude wurde in Bezug auf seine Entstehung      musste stabilisiert werden. Als Kontrast zu den bestehenden
beziehungsweise Erweiterung hin untersucht. Die Arbeit liess       Materialien wurde in Küche und Bad schlichter Beton verwendet.
den Schluss zu, dass der Blockbau aufgrund seiner Bauweise         Auf diese Weise hat man Alt und Modern in Kontrast gesetzt,
und Lage am Saumpfad zwischen dem Urnerland und dem                jedoch nicht in Konkurrenz, genauso bestechen auch der alte
Gotthardgebirge nicht als Bauernhaus genutzt worden war, son-      Kachelofen und die neue Sauna.
dern als Herberge. Im Erdgeschoss befanden sich die Gaststube      «Zum Umbau hatten wir nichts zu sagen. Im Frühling kamen die
und Schlafgelegenheiten für Gäste und im Obergeschoss eine         Architekten, im September war die Einweihung», erzählt Elisabeth
Wohnung für die Wirtsleute.                                        Schmid. «Nur als ich den Schutzwald bis direkt hinters Haus hätte
«Das Geld für eine Renovation hatten wir nicht. Und als sich der   pflanzen sollen, habe ich mich zur Wehr gesetzt und mit Boden-
Denkmalschutz bei uns meldete und nachfragte, was wir mit dem      proben unter Beweis gestellt, dass an dieser Stelle noch nie eine
Gebäude im Sinn hätten, hatten wir unmittelbar keinen Vorschlag    Lawine niedergegangen war. Schliesslich steht das Haus ja auch
parat. Dieser kam umgehend von der anderen Seite. Uns wurde        schon seit Hunderten von Jahren und wurde nie verschüttet. Ich
angeboten, das Haus der Stiftung ‹Ferien im Baudenkmal› zur        bekam Recht und durfte, statt aufzuforsten, Obstbäume pflan-
Nutzung im Baurecht abzutreten. Auf diese Weise blieben uns        zen.» Darauf ist Melchior Schmid stolz und seine Frau ergänzt:
die Renovationskosten erspart und das Haus konnte erhalten         «Zum Fussboden in der Stube sage ich mittlerweile nichts mehr,
werden und trotzdem in unserem Besitz bleiben. Dreissig Jahre      denn die Leute sind begeistert. Aber wohnen möchte man ja so
kann die Stiftung das Haus nun vermieten, und das ist für alle     nicht, auf diesen rohen Balken.» Bei der späteren Besichtigung
die beste Lösung», sagt Melchior Schmid. Elisabeth Schmid fährt    zeigen sich nicht nur die rauen Böden, sondern auch die tiefen~

                 Laut einer Sage soll das Haus sogar bereits
                     1290 in Riemenstalden erbaut und
                    später zerlegt und an seinen jetzigen
                       Standort versetzt worden sein.

                                                            # 04 ~ 2019
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