Handelsimmobilien Report - Rohmert Medien
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Ci es | Center | Developments Handelsimmobilien Report Liebe Leser, Nr. 361 vom 17.12.2021 Kostenlos per E-Mail - ISSN 1860-6369 es „weihnachtet“ überall in Deutsch- land. Ablesen lässt sich das aber nicht Inhaltsverzeichnis an den Weihnachtsmärkten und Glüh- weinständen, sondern an den extrem Editorial 1 hohen Infektionszahlen mit SARS-COV- 2. Seit sich das Corona-Virus Ende Jahresausblick: Die Inflation könnte 2 Februar 2020 in Deutschland eingenis- sich verstetigen tet hat, lernen die Bundesbürger kontinuierlich, dass durch die Pande- mie die Karten in der globalisierten Welt neu gemischt werden. Investmentmarkt Europa: Nahver- 6 sorger dominieren fast überall Glaubten viele nach dem Ende des ersten Shutdowns im Frühjahr 2020 und den relativ unbeschwerten Sommermonaten mit Urlaub in Die 15 Minuten Stadt: Projekte 9 der Heimat, das Schlimmste sei überstanden, so belehrten die explo- müssen über einen langen Zeitraum dierenden Infektionszahlen im Winter die Menschen eines Besseren. gedacht werden Die Virologen, die wissen, dass Infektionskrankheiten in der kalten Transformationsimmobilien: Beitrag 12 Jahreszeit ausbrechen, behielten mit ihren Warnungen recht. für mehr Vitalität und Attraktivität Dann kamen gleich mehrere Impfstoffe auf den Markt und verspra- chen dem Corona-Spuk ein Ende zu setzen. Inzwischen haben die GRR Group: Optimismus in einem 14 schwierigen Umfeld Bundesbürger gelernt, dass zu viele sich nicht impfen lassen wollen, sodass die Impfquote für die Herdenimmunität nicht reicht. Hinzu Klimaneutraler Betrieb: Nachhaltig- 17 kommt, dass die Wirksamkeit der Impfstoffe nicht ewig anhält und keit ist die neue „Währung“ nun die nächste Variante eine Anpassung der Vakzine erfordert. So verläuft die Herbst-Wintersaison analog zu2020, nur, dass sich die Frequenzzählung Berlin: Leichte 19 Politik scheut, die Freiheiten der vollständig Geimpften einzuschrän- Belebung, keine Entwarnung ken. Das fatale an Deutschland ist, dass die Politiker im Spätsommer Einzelhandel: 2G belastet das 21 zu sehr mit Wahlkampf, Selbstdarstellung und Parteiquerelen beschäf- Weihnachtsgeschäft tigt waren, statt mit der „3-Regel“ am Arbeitsplatz oder der „2G-plus- Regelung“ in Diskotheken oder Clubs dafür zu sorgen, dass sich die Impressum 21 Pandemie nicht unter den Ungeimpften ausbreitet. Im zweiten Winter nach Corona in Deutschland zeichnet sich klar ab, Homepage: www.hi.report.de dass eine Pandemie in einer globalisierten Volkswirtschaft die Gesell- schaft und die Wirtschaft über Jahre beeinträchtigt und erst abebbt, wenn eine weltweite Herdenimmunität erreicht ist. Denn es gibt im- Partner des HandelsimmobilienReport mer neue Mutationen, die erfolgreiche Impfkampagnen unterlaufen. Anders als die Finanzmarktkrise, aus der sich Deutschland durch fis- kalpolitische und geldpolitische Maßnahmen befreien konnte, wird die Wirkung der Pandemie sicher noch lange anhalten. Die Marktakteure sollten sich darauf einstellen, dass es Jahre dauern wird, bis die Pandemie so weit eingedämmt ist, dass wieder eine ge- wisse Normalität möglich ist. Aber diese Normalität wird eine andere sein, als die, die wir kennen. Das bietet aber sicher auch gute Chancen für eine Neuorientierung! In diesem Sinne wünscht Ihnen das Team des Han- delsimmobilien Reports geruhsame Weihnachten und viel Gesundheit im Jahr 2022. Dr. Ruth Vierbuchen Chefredakteurin
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 Marktbericht Immobilienklima im Stimmungstief Das Deutsche Hypo Im- mobilienklima verzeichne- te seit Sommer eine positive Stimmung. In der 168. Mo- natsbefragung setzten die 1 200 Experten dem nun ein Ende. So sank der Index zum Jahresende um 2,9% auf 105,1 Zähler, wobei vor allem das Ertragsklima um Gedrückte Stimmung zum Jahreswechsel. Bild: Fotolia 4,8% nachgab. Dennoch bleibt im Jahresrückblick ein positiver Trend mit +50% im Jahresausblick 2022 Vergleich zum Dezember 2020. Mit Ausnahme des Die Inflation könnte sich verstetigen Logistikklimas, das mit FOC-Kongress Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin Handelsimmobilien Report“ Mit der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Irritationen in den Produk- tionsprozessen und Lieferketten, hat sich 2021 in Deutschland auch die Inflation mit zuletzt 5,2% und in der Eurozone mit 4,9% breit gemacht. Aus Sicht vieler Experten spricht einiges dafür, dass die Inflationsrate für längere Zeit auf einem höheren Ni- veau bleiben wird. Das dürfte auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben. Bei Handelsimmobilien geht der Umstrukturierungsprozess weiter. Konstatierte der Immobiliendienstleister JLL bei seinem Jahresausblick für 2021 – inmitten der Corona-Winter-Welle des Vorjahres – dass eine Prognose selten so schwierig war wie für dieses Jahr, so ist die Lage zu Beginn des Jahres 2022 eindeu- tiger. Denn klar ist, dass Corona die Weltbevölkerung noch für geraume Zeit beglei- ten wird und es immer wieder neue Varianten wie Delta oder Omikron gibt. Immer wieder aufflammende Infektionen auch in Asien und Shutdowns zur Eindäm- mung der Ausbrüche belasten deshalb die Produktionsprozesse und führen immer wieder zu Lieferengpässen, sodass steigende Preise die Inflation weiter antreiben. Dadurch hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter verschlechtert, wie das Münchener Ifo Institut berichtet, denn die Unternehmen sind weniger zu- 164,5 Punkten stabil blieb, frieden mit der aktuellen Lage und auch die Erwartungen sind pessimistischer. war die Stimmungsentwick- lung in den Asset-Klassen Zwar spielen bei den aktuellen Preissteigerungen auch temporäre Effekte eine wichti- negativ. Dabei reicht die ge Rolle, wie Marcus Lemli, CEO Germany und Head of Investment Europe, Bandbreite der Verände- einräumt, gleichwohl sei die Wahrscheinlichkeit einer für längere Zeit rungsraten vom Handelskli- „überdurchschnittlich hohen Inflation“ sehr groß. Auch Jörg Krämer, Chefvolks- ma mit -10,6 % auf 62,6 wirt der Commerzbank, rechnet 2022 nur mit einem vorübergehenden Absinken Punkte bis zum Büroklima, der Inflationsrate. Dann werde es ein langsames Hochdriften geben auf eine Inflati- das nach vier Monaten in onsrate von deutlich über 2%. Folge wieder einen Rück- gang um 1,4% auf 106,9 Deshalb empfiehlt Savills-CEO Lemli den Akteuren der Immobilienbranche, sich auf Zählerpunkte aufweist. Im ein solches Szenario vorzubereiten: „Auf Ebene der Anlageklasse verfügen Immobi- Jahresvergleich legte das lien nicht über einen eingebauten Inflationsschutz“. Das gehe nur mit individuellen Handelsklima aber um Maßnahmen wie beispielsweise mit indexierten Mietverträgen 125,5% zu. Das Wohnklima ging um -2,4% auf 150,9 Und auch ein weiteres Thema, das für die Immobilienbranche immer wichtiger wird, Punkte zurück. die ESG-Regulierung als Beitrag der Immobilienwirtschaft zur Bekämpfung des Klima- 2
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 wandels, auf die Matthias Pink, Head of Research deutsche Wirtschaft auch negative Auswirkungen auf Germany bei Savills hinweist, wird zu einem weiteren ihre persönlichen Einkommen erwarten. Denn auf Grund Anstieg der Inflationsrate beitragen. „ESG ist ein Game der hohen Inflationsrate besteht bei vielen laut HDE die Changer für die Immobilienbranche“, sagt Andreas Sorge vor dauerhaften Kaufkraftverlusten, sofern sich Trumpp, Head of Research Europe bei Savills In- die Preisentwicklung nicht abschwächt. vestment Management: „Für die Verbesserung der ESG-Performance und der langfristigen Stabilität ihrer Diese Eintrübung der Verbraucherstimmung spiegelt Investitionen gaben 93% der von uns befragten Investo- auch der bisherige Verlauf des Weihnachtsgeschäfts in ren an, kurzfristig einen Renditeabschlag von im Durch- der Adventszeit wider. Nach einer Trendumfrage des schnitt mehr als 95 Basispunkten in Kauf zu nehmen.“ HDE unter 1 600 Handelsunternehmen sind die Umsätze Laut Savills führt ESG zu einer höheren Nachfrage nach im stationären Non-Food-Handel in der Woche vor dem Neubauten und treibe damit deren Preise. zweiten Advent – gemessen an 2019 – um durchschnitt- lich 26% gesunken. Unter 2G-Bedingungen sei die Zahl In diesem Umfeld lässt die verschärfte Pandemielage mit der Besucher im Innenstadthandel im Schnitt um 41% der jüngst eingeführten 2G-Regelung für den Nonfood- zurückgegangen. Deshalb fordert der Handelsverband Einzelhandel die Verbraucherstimmung mitten im Weih- eine Anpassung der Wirtschaftshilfen, da er die Existenz nachtsgeschäft „abstürzen“, wie das Konsumbarometer vieler Handelsbetriebe bedroht sieht. des Handelsverbands Deutschland (HDE) Anfang Dezember zeigte. Das könnte den privaten Konsum in Mit Blick auf den Vermietungsmarkt, der schon länger dieser wichtigen Verkaufssaison ausbremsen. schwächelt, erwartet Helge Scheunemann, Head of Research bei JLL Germany, bei den Spitzenmieten in Konsequenz dieser Stimmungseintrübung ist, dass die den deutschen Shopping- Metropolen, den Big 10, im Anschaffungsneigung der Verbraucher und damit die Schnitt einen Rückgang von 6% und eine aktuelle Ver- Bereitschaft, Geld auszugeben, in der Weihnachtssaison fügbarkeit von Ladenflächen von 14%. Einige Retailer sinkt. Der Grund ist, dass die Bundesbürger wegen der hätten ihre Expansion auf Eis gelegt, sodass sich Chan- nach unten korrigierten Konjunkturprognosen für die cen für andere Einzelhändler bieten, attraktive Standorte Eine besinnliche Weihnacht, ein zufriedenes Nachdenken HBB über Vergangenes, ein wenig Glaube an das die Zukunft wünschen wir von ganzem Herzen. www.hbb.de 3
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 anzumieten. Dazu zählt er Discounter, Möbelanbieter und neue internationale Marken. Deals „Das Damoklesschwert eines weiteren Lockdowns schwebt allerdings weiterhin über dem stationären Einzelhandel, zumindest regional“, so Scheubemann. Diese Unsicher- Habona Invest kauft heit halte auch von Ankaufsaktivitäten ab. Nahversorger in Zeitz In diesem Umfeld hat der nicht von den Zwangsmaßschließungen betroffene Lebens- Auf Empfehlung der mittelhandel mit seinen bonitätsstarken deutschen Handelsunternehmen als Ankermie- Habona Invest Gruppe aus ter den Investmentmarkt für Retail Assets beflügelt und dominiert. Für die ersten neun Frankfurt am Main wurde für Monaten beziffern die Immobiliendienstleister das Transaktionsvolumen – trotz der Irri- das Individualmandat einer tationen durch die lange Zwangsschließung zu Beginn des Jahres – in der Bandbreite deutschen Versicherung für von 5,9 Mrd. Euro gemäß JLL bis 7,3 Mrd. Euro laut CBRE. 5 Mio. Euro eine Nahversor- gungsimmobilie mit 2 000 qm Mietfläche erworben. Das 2017 fertiggestellte Objekt mit Aldi als langfristi- gem Hauptmieter befindet sich im Norden von Zeitz in Sachsen-Anhalt. In Kombi- nation mit einem Getränke- fachmarkt befindet sich der Nahversorger in guter Ver- kehrslage mit vielen Park- möglichkeiten in einem Ge- Foto: Ratisbona werbegebiet und in der Nä- he von Bildungseinrichtun- gen. Weitere Ankäufe für Dabei entfiel auf Fachmärkte, Nahversorgungzentren und Fachmarktzentren den neuen Spezialfonds, mit Schwerpunkt Nahversorgung mit 4,1 Mrd. Euro oder 60% laut CBRE der größte der gemeinsam mit der Anteil. Allein für das dritte Quartal ermittelte BNP Paribas Real Estate für diese An- IntReal International Real lageklasse einen Anteil von 74%. In absoluten Zahlen wurden laut Jan Schönherr, Co Estate Kapitalverwal- -Head of Retail Investment bei CBRE in Deutschland, in den Sommermonaten Le- bensmittelmärkte im Wert von gut 2 Mrd. Euro verkauft. Lebensmittelmärkte bleiben attraktiv Wir erwarten auch 2022 eine zunehmende Investorennachfrage nach Objekten des Lebensmittelhandels und einen weiteren Kaufpreisanstieg in einem Marktumfeld mit hoher Wettbewerbsintensität“, prognostiziert Jörn Burghardt, Geschäftsführer der tungsgesellschaft mbH GPEP GmbH: „Entscheidend für den Erfolg wird daher ein exzellenter Zugang zu ge- aufgelegt wurde, stehen eigneten Objekten sowie ein kompetentes Asset Management sein, das ganzheitliche kurz bevor. Der Investment- ESG-Strategien entwickelt und umsetzt.“ fokus liegt dabei auf Nah- versorgern mit bonitätsstar- Auch Savills Investment Management setzt bevorzugt auf Einzelhandelsformate für Wa- ken Hauptmietern aus dem ren des täglichen Bedarfs und Lebensmittel – wie Supermärkte und Lebensmitteldis- deutschen Lebensmittelein- counter – sowie größere Fachmarktzentren mit Lebensmittelanbindung und Stadtteil- zelhandel. Ein Vertrieb des zentren in städtischen Lagen. Für den Einzelhandelssektor insgesamt erwartet das Un- Fonds findet nicht statt; es ternehmen eine mittelfristige Erholung. Für das Gesamtjahr 2021 prognostiziert Scheu- werden keine Zeichnungs- nemann ein Transaktionsvolumen von etwa 7,7 Mrd. Euro nach fast 9 Mrd. Euro 2020. verträge mit weiteren Anle- Jan Dirk Poppinga, Co-Head of Retail Investment bei CBRE in Deutschland, hält gern geschlossen. „Unsere nach einer Jahresendrallye ein Volumen von über 10 Mrd. Euro für möglich. Fokussierung auf Nahver- sorgungsimmobilien, die Spitzenrenditen für Shopping-Center gestiegen gerne auch in Quartiere integriert sind, hat sich Die Folgen der Zwangsschließungen im Nonfood-Handel wie Mode oder Unterhaltungs- nicht erst in der Pandemie elektronik bekamen während der Pandemie dagegen die Shopping-Center und große als weitsichtig erwiesen“, Fachmarktzentren mit einem erheblichen Textil-Anteil, zu spüren. Ablesen lässt sich das sagt Guido Küther, Ge- laut Jörg Krechky, Head of Retail Investment Services Germany bei Savills, am schäftsführer der Habona Anstieg der Spitzenrenditen für Einkaufszentren auf 5%, CBRE sieht die Renditen für Invest GmbH: Center in B-Lagen schon bei 6%. Insgesamt sind die aktuellen Kaufpreise mangels grö- 4
CiƟes | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 ßerer Transaktionen aber schwer einzuschätzen. Gleich- wohl rechnet CBRE-Co-Head of Retail Investment Schön- herr 2022 mit einer Marktbelebung bei Shopping-Centern, nachdem viele – bedingt durch die Zwangsschließungen – die notwendigen Neu- und Nachverhandlungen mit ihren Mietern abgeschlossen hätten. Dann seien die Objekte langfristig stabil aufgestellt, so dass das Risiko-Rendite- Verhältnis wieder attraktiv sei. Auch Marcus Eggers, Geschäftsführer bei der IPH Centermanagement schaut m it vorsichtigem Opti- mismus auf das Jahr 2022, nachdem der Einzelhandel und auch die Shopping-Center nach seinen Worten besser als befürchtet durch diese Ausnahmesituation gekommen seien – auch wenn sich wegen der Pandemie für die ge- samte Branche die Vorhersagen gegenwärtig schwierig gestalten. Doch bietet das Jahr 2022 die Gelegenheit, strukturelle Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Schließlich stehen Einzelhandel schon durch die Digitali- sierung vor einem Strukturwandel, der durch die Pande- mie beschleunigt wird. „Ein Beispiel sind neue Vermietungskonzepte, die die Flä- chen des klassischen Retail substituieren“, zählt Eggers auf: „Das Nonfood-Segment verliert weiter Umsatzanteile an den Onlinehandel und wird deswegen tendenziell we- niger Flächen benötigen.“ Neue Mieter für diese Flächen sind etwa Autohersteller wie eGo, Polestar oder Lynk&Co. Und auch die Konsumgüterindustrie wie Oreo, M&M und Dyson nutzt die Gunst der Stunde und pick t sich verstärkt gute Flächen heraus. Beim Thema Nutzungsmischung und Quartierentwicklun- gen, die mit Blick auf die Probleme in vielen Innenstädten allenthalben die Diskussionen dominieren, stellt der Ge- schäftsführer heraus, dass es wichtig ist, einen Mix zu konzipieren, der Kopplungseffekte berücksichtigt. Es geht also darum, eine Antwort auf die Frage zu finden, welche alternativen Nutzungskonzepte den verbleibenden statio- nären Einzelhandel unterstützen. Das sind laut Eggers die Gastronomie, Ärzte, Büros, Fitnessstudios, Öffentliche Einrichtungen, Wohnungen, Freizeit- und Bildungseinrich- tungen, Hotel, Kino, Coworking sowie Post und sonstige Abholstationen. „Bei den Frequenzen und Mieten erwarte ich langfristig keine Rückkehr zu den Zahlen der Vor-Corona-Zeit – in allen Bereichen und allen Lagen“, lautet seine nüchterne Prognose: „Während Mieten in Fachmarktlagen und A- Centern eher moderat sinken, trifft es Center in periphe- reren Lagen mehr.“ Insgesamt gehe der Trend im Non- food-Handel zu kürzeren Mietvertragslaufzeiten mit höhe- ren Umsatzanteilen bei den Mieten. Das biete aber auch Chancen für Vermieter! Der magische Dreiklang für den Handel besteht laut Eggers darin, sämtliche Kanäle zu verzahnen, stationäre Erlebnisse zu schaffen sowie die Capture- und Conversionrate zu erhöhen. 5
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 Investmentmarkt Europa Deals Nahversorger dominieren fast überall Redevco erwirbt Wohnkomplex in Delft Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“ Redevco hat im Rahmen Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa steht der Markt für Handelsimmo- seiner langfristigen Diversifi- bilien – sofern es sich nicht um Objekte mit Schwerpunkt Lebensmittel oder Nahver- zierungsstrategie sein sorgung handelt – stark unter Druck, wodurch in den vergangenen Jahren die Kauf- preise gesunken und die Spitzenrenditen zum Teil deutlich gestiegen sind. Das eröff- net opportunistischen Investoren aus Sicht des Immobiliendienstleisters Savills durchaus wieder attraktive Kaufoptionen. Quelle: BNPPRE Wohnimmobilienportfolio durch den Erwerb des Por- seleinen Toren, also des Porzellanturms, in einem Stadtteil der niederländi- schen Stadt Delft ausge- baut. Der 40 m hohe, ener- gieeffiziente Wohnkomplex des Projektentwicklers Syn- chroon wird das Herzstück von Nieuw Delft sein, ei- Bei Renditen von 6,75% in Großbritannien für Einkaufszentren, die eine stabile nem nachhaltigen Viertel, Mieternachfrage verzeichnen und mit Blick auf die Kunden gut positioniert sind, ist das über einem neuen Tun- das Interesse von opportunistischen Investoren zuletzt gewachsen, wie Savills beo- nel für eine unterirdische bachtet hat. Hier könnte der britische Markt Vorbild für Deutschland sein, wo die Hochgeschwindigkeitsstre- Spitzenrenditen für Shopping-Center mit hohem Textilbesatz von über 30% auch cke entsteht. Der Bau soll bereits die 5%-Marke erreichen. BNP Paribas Real Estate (BNPPRE) sieht den im Februar oder März 2022 beginnen; die Übergabe ist Wert mit 4,7% hierzulande aber noch etwas niedriger, den Wert für Großbritannien für Oktober 2023 geplant. inzwischen aber schon bei 7,5% - nach 5,25% Ende 2018. Der Porzellanturm wird auf Der Blick auf den gesamten europäischen Markt zeigt, dass auch bei polnischen Ein- elf Etagen 85 erschwingli- kaufszentren die 5% Marke erreicht wurde, Spanien liegt laut BNPPRE bei 5,5% che und hochwertige Miet- und Italien bei 6,0%. Unter den großen europäischen Volkswirtschaften haben die wohnungen, 200 qm für Spitzenrenditen mit 4,25% nur in Frankreich die Vier-Prozent-Marke noch nicht Cafés und Restaurants im Erdgeschoss sowie über- weit überschritten. Für den Shopping-Center-Markt erwartet BNPPRE europaweit bei dachte Abstellplätze für 268 den Mieten einen durchschnittlichen Rückgang von 3% jährlich bis 2023. Fahrräder bieten. Das ter- Eri Mitsostergiou, Director bei Savills European Research, geht in seinem rassenförmig angelegte Ausblick davon aus, „dass das Interesse opportunistischer Investoren an den europä- Gebäude bietet auch eine ischen Einzelhandelssegmenten in den kommenden Quartalen zunehmen wird“. 154 qm große Freiterrasse Denn der strukturelle Wandel im Einzelhandel, der durch die Digitalisierung und den und eine 35 qm große Sky- Online-Handel in Gang gesetzt wurde, werde dazu führen, dass viele Einzelhandels- bar im 5. OG für alle Be- wohner. Innovative Techno- objekte repositioniert und einige auch umgewidmet werden müssten. logien reduzieren den Ener- Deutlich niedriger waren im zweiten Quartal dieses Jahres noch die Spitzenrenditen gieverbrauch auf ein Mini- für Geschäftshäuser in den europäischen Top-Lagen. Hier reicht die Bandbreite laut mum. Seinen Namen hat BNPPRE von durchschnittlich 2,80% in Deutschlands Metropolen, die damit relativ der „Porzellanturm“ wegen stabil blieben, über 3,15% in Frankreich und 3,40% in Italien bis hin zu jeweils 3,5% seiner weiß glasierten Fas- in Spanien und Großbritannien. Zum Vergleich: Im Jahr 2007, vor Ausbruch der Fi- sade. Der Turm bildet den Kern von Nieuw Delft. nanzmarktkrise, lagen die Spitzenrenditen in der Bandbreite von rund 3,5% in Groß- 6
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 britannien und Frankreich über 4% in Deutschland bis Diese insgesamt moderate Entwicklung in Zeiten der hin zu knapp unter 5% in Spanien und Italien. Pandemie spiegelt sich auch auf dem europäischen Investmentmarkt für Handelsimmobilien wider, der Insgesamt registrierte BNPPRE zwischen dem zweiten laut Savills im ersten Halbjahr ein Transaktionsvolumen Quartal 2020 und dem zweiten Quartal 2021 europa- von 11,2 Mrd. Euro erreichte, 39% weniger als im weit aber eine Aufwärtsbewegung bei den Spitzenren- schwachen ersten Halbjahr 2020. BNP Paribas Real diten. Den größten Anstieg verzeichnete Dublin mit Estate ermittelte mit 14 Mrd. Euro einen höheren Wert, einem Zuwachs von 125 Basispunkten auf einen Durch- der jedoch auch um 30% unter dem ersten Halbjahr schnittswert von 4,5%, gefolgt von Brüssel mit 115 2020 lag und um 35% unter dem Zehn-Jahres-Schnitt. Basispunkten auf 4,15%. In Prag stiegen die Renditen Nach einem Transaktionsvolumen von 8,7 Mrd. Euro im um 100 Basispunkte auf 4,25% und in Paris sowie 3. Quartal 2021 (+9% gegenüber Q3 2020), summiert Amsterdam um je 65 Basispunkte auf 3,15 bzw. sich das Transaktionsvolumen in den ersten neun Mo- 3,90%. Allerdings weist BNPPRE aber auch darauf hin, naten nunmehr auf 22,7 Mrd. Euro. dass die Zahl der Transaktionen in vielen Ländern seit Anfang des Jahres, als die Infektionszahlen vielfach Mit einem Anteil von 25% am europäischen Transakti- stark anstiegen, sehr niedrig ist, so dass es schwierig onsvolumen und einem Wert von 6,3 Mrd. Euro führt ist den aktuellen Trend zu kalkulieren. Deutschland die Länderliste an. CBRE ermittelte einen Wert von 7,3 Mrd. Euro. Auf dem zweiten Platz führt Auch in Warschau und London erhöhten sich die Spit- BNPPRE Großbritannien mit 5,1 Mrd. Euro vor Frank- zenrenditen um je 50 Basispunkte auf 3,50% und reich mit 1,8 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr hatte der 4,75%. Etwas moderater fiel der Anstieg mit 30 Basis- Berater Großbritannien mit einem Volumen von 3,0 punkten auf 3,40% in Mailand und um 25 Basispunkte Mrd. Euro noch auf dem Spitzenplatz geführt, vor auf 3,50% in Madrid aus. Lediglich der Markt in Berlin Deutschland mit 2,8 Mrd. Euro und Frankreich. blieb mit 2,80% laut BNPPRE unverändert. Der Struk- turwandel und die Zwangsmaßnahmen zur Pandemie- Legt man allerdings die 3,5 Mrd. Euro, die CBRE für Bekämpfung hinterlassen deutliche Spuren. diesen Zeitraum ermittelte, zugrunde, dann stand www.wisag.de Service für Retailer Wer sich wohlfühlt, bleibt gerne. Die Einkaufsatmosphäre kann für Kunden entschei- Wisag dend sein. Und begeistern lassen sie sich zuneh- mend, wenn ein Center oder Store auch in puncto Nachhaltigkeit überzeugt. Gut abgestimmte und nachhaltige Facility Services verbessern die Qualität, Effizienz und CO 2 -Bilanz. Und die Kunden genießen das Gefühl, in angeneh- mer Atmosphäre zukunftsbewusst einzukaufen. Dafür bieten wir Ihnen ein Servicepaket, das zu Ihnen passt: für Reinigung, Technik, Grünpflege und Sicherheit – sowie qualifizierte Mitarbeitende, die rund um die Uhr für Sie da sind. Ihr Ansprechpartner: Joaquin Jimenez Zabala 7 Tel. +49 162 7861324 joaquin.jimenezzabala@wisag.de
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 Deutschland auch zur Jahresmitte an der Spitze. Hierzulande prägten Portfolio-Deals wie der Verkauf von 34 Real-SB-Warenhäusern durch die SCP Group an Deals X+Bricks, der Verkauf des Touchdown-Portfolios durch den Investmentmanager GRR Group erwirbt Patrizia an die Meag und des Powerball-Portfolios an die GPEP den Markt. Rewe-Markt in Thüringen In Großbritannien hat das Investitionsvolumen laut BNPPRE schon fast wieder das Die GRR Group hat im Vor-Corona-Niveau erreicht, allerdings hatte der britische Markt nach dem Votum für Rahmen eines Asset Deals den Brexit im Sommer 2016 und durch den europaweit hohen Anteil des Online- einen Rewe-Markt im thü- Handels schon vor Ausbruch der Pandemie Federn gelassen. Treiber des Transakti- onsgeschäfts war hier – sogar noch mehr als in Deutschland mit 66% – der Kauf von Fachmarktzentren und Supermärkten, auf die ein Anteil von 75% entfiel. Das Ge- schäft mit Shopping-Centern fiel mit 10% dagegen – wie auch in den anderen gro- ßen Märkten, moderat aus. In Deutschland lag der Anteil bei 9%. Quelle: BNPPRE ringischen Bad Frankenhau- sen für den GRR German Retail Fund No 4 erworben. Das Objekt ist zum 1.12. übergegangen. Verkäufer ist die Zehentner & Seidel Unternehmensgruppe aus Weimar. Die Zahl der für den Fonds No.4 gekauften Objekte steigt damit auf 24. Rewe war bereits seit eini- ger Zeit mit einem Vollsorti- Auf dem französischen Markt für Handelsimmobilien wurden in den ersten neun menter in der Kleinstadt vertreten, verlagert seinen Monaten 90 Transaktionen verzeichnet, nachdem bis zur Jahresmitte nur 60 vor al- Standort nun aber aus der lem kleinere Deals und ein Volumen von 0,6 Mrd. Euro erreicht wurde. Wie von den beengten Innenstadt an den Experten von BNPPRE zur Jahresmitte erwartet, hat sich das Geschäft in der zweiten Ortsrand Richtung Es- Jahreshälfte durch den Verkauf von diversen Portfolio-Transaktionen einschließlich perstedt, befindet sich aber dem Verkauf von vier Shopping-Centern durch den niederländischen Investor weiterhin in der Nähe des Wereldhave in den Sommermonaten belebt. Wohngebiets und ist sehr gut mit Pkw und ÖPNV er- Damit bewegt sich Frankreich immer noch mehr oder weniger im Mittelfeld des Län- reichbar. Der größere Neu- der-Rankings, vor Schweden mit 1,6 Mrd. Euro, Spanien mit 0,9 Mrd. Euro, die Nie- bau wurde als Green Buil- derlande mit 0,7 Mrd. Euro, Polen mit 0,5 Mrd. Euro sowie Finnland und Italien mit ding errichtet und nach dem jeweils 0,3 Mrd. Euro. Laut BNP Paribas Real Estate haben sich vor allem die skandi- DGNB-Gold-Standard zer- navischen Länder als relativ krisenfest erwiesen, da der Einzelhandel in diesen Län- tifiziert. Auf dem 9 400 qm dern weniger durch Restriktionen zur Pandemie-Bekämpfung belastet wurde als das großen Grundstück hat der Gros der europäischen Länder. Die Wachstumsraten lagen in Norwegen bei 112%, in Rewe-Markt 2 500 qm Schweden bei +30% und in Dänemark bei +40%. Mietfläche und 1 900 qm Verkaufsfläche. Es gibt 93 In den sechs Hauptländern Europas wurde im dritten Quartal 2021 mit einem Anteil Parkplätze. Die DRIA von 61% der größte Teil des Geldes in Fachmarktimmobilien (Retail Warehousing) GmbH (Dahlke Real Estate) investiert (siehe Grafik BNPPRE). Gegenüber dem dritten Quartal 2020 mit einem aus Heinsberg hat die Anteil von 43% bedeutet dies eine beachtliche Verschiebung zugunsten einer Anla- Transaktion vermittelt. Die geklasse, die von den Zwangsmaßnahmen zur Pandemiebekämpfung nur wenig be- technische Due Diligence troffen war bzw. sogar davon profitierte. Der Anteil der Investments in Highstreet- erfolgte durch Schuster Objekte ging in dem Zeitraum von 34% auf 27% zurück und der von Shopping- Real Estate Consultants, Centern halbierte sich mit einem Rückgang von 23 auf 12% beinahe. Die rechtliche und steuerli- che Beratung übernahm Insgesamt ist festzustellen, dass die Investoren das Hauptaugenmerk auf Fach- CMS Hasche Sigle. Die marktimmobilien richteten, zum Teil ist die Verschiebung gegenüber dem Vorjahres- Administration erfolgt über zeitraum beachtlich. Nur in Frankreich floss das meiste Geld mit einem Anteil von Intreal. 59% in Hightstreet-Objekte, auf Fachmarktimmobilien entfielen nur 24%. 8
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 Die 15 Minuten Stadt Deals Handelsimmobilien-Projekte müssen über Berlin: Die Rewe Group hat im Berliner Shopping- einen langen Zeitraum gedacht werden Center „Forum Köpenick“ ihren modernisierten und Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“ um 700 qm auf knapp 3 200 In den vergangenen Dekaden prägte die Stadt der langen Wege mit der Trennung qm erweiterten Markt eröff- von Wohngebieten, Produktions- und Gewerbegebieten sowie innerstädtischen Ein- net. Das Angebot umfasst kaufslagen die Cities. Die große Herausforderung für diese urbane Lebensform ist nun deutlich mehr regionale das wachsende Verkehrsaufkommen in den Rushhours mit seinen klimaschädlichen Waren und eine breite Pa- Folgen. Als Lösung für dieses Problem wird auf breiter Basis die enge Durchmi- lette an Bio-Produkten, ein schung der Nutzungsarten in der 15-Minuten-Stadt mit Quartierscharakter diskutiert. großes und vielfältiges Fri- sche-Angebot und eine ei- Unter der Headline „Die 15 Minuten Stadt als Lösung des Problems?“ berichtet Pro- gene „Sushi Bar“. Die Deut- fessor Thomas Beyerle, Managing Director der Catella Property Valuation sche Immobilien-Gruppe GmbH, beim Online-Panel des German Council of Shopping Places (GCSP) zum (DI-Gruppe), die das Shop- FMZ Report „Übermorgen – Fachmarktzentren in der Stadt der Zukunft“ der MEC, ping-Center managt, hat dass Konzepte der Vergangenheit wie die Stadt der kurzen Wege Zugang zu den Rewe als Mieter gewonnen. modernen Quartiersentwicklungen finden – beschleunigt durch die Restriktionen zur Mit Öffnungszeiten von 7 bis Pandemie-Bekämpfung. Der Anspruch: Die klassischen Daseinsfunktionen wie Woh- 22 Uhr an sechs Tagen nen, Arbeiten, Bildungseinrichtungen und Freizeitstätten sowie die Naherholungsge- dürfte der Lebensmittel- biete sollen in 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sein. markt die längste Öffnungs- zeit in Köpenick bieten. Der Gefördert wird diese Entwicklung dadurch, dass die eigenen Stadtviertel für die Bun- barrierefreie Markt bietet desbürger im Zuge der Beschränkungen und der Arbeit im Homeoffice an Bedeutung auch einen Abholservice. gewonnen haben. Im Umkehrschluss fehlen in den Innenstädten vieler deutscher Wir suchen kluge Köpfe. Wir investieren in Immobilien. Und in unsere Mitarbeiter:innen. n. Dazu gehören flexible Arbeitsbedingungen gpep „Wir suchen chen genauso wie modernste Infrastruktur und Teammitglieder:innen tglieder:inn nen mit umfassende Weiterbildungsmöglichkeiten. Kompetenz, enz, Ideen und u dem Willen sich weiterz weiterzu- zu - entwickeln.“ eln.“ n Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung als Nina Roth Leiterin Immobilienmanagement mobilienman management Asset Manager:in (m/w/d) bei GPEP Property Manager:in (m/w/d) Senior Investment Manager:in (m/w/d) (Senior) Transaktionsmanager:in (m/w/d) Ihre Ansprechpartnerin: Maren Busch • Leiterin Personal & Organisation Telefon: +49 (69) 24748860 • E-Mail: personal@g-pep.com GPEP GmbH · Schiede 18 a · 65549 Limburg • www.g-pep.com 9
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 Großstädte die typischen Einpendler, die tagsüber in den Büros arbeiten und neben- Deals her noch Einkäufe erledigen. Das setzt auch für die Innenstadtlagen die Diskussion in Gang, wie dieser Frequenzverlust etwa durch die Ansiedlung von mehr Dauerbe- Union Investment erwirbt wohnern, Kunst, Kultur und Bildungseinrichtungen, im Interesse von mehr Lebendig- Center in Florida keit ausgeglichen werden kann. Union Investment hat das Einkaufszentrum Fountains of Boynton mit Schwer- punkt Nahversorgung in Florida für den Bestand des Publikumsfonds UniImmo: Europa erwor- ben. Der aus fünf Gebäu- den bestehende Komplex mit 16 300 qm steht in Boynton Beach, eine zentral gelegene Vorstadtgemeinde im nördlichen Palm Beach County, etwa 30 km südlich des West Palm Beach Inter- Große Nutzungsmischung am Alsterdorfer Marktplatz. Foto: Manuel Jahn In den Stadtteilquartieren sieht Beyerle für die klassischen Fachmarkzentren, die hier nicht selten die Nahversorgung sicherstellen, in diesem Kontext neue Transfor- mationspotenziale, indem beispielsweise noch Büros, Apartments, Kitas oder Dienst- leistungen – also klassische Daseinsfunktionen – angesiedelt werden. So entsteht auch hier die „Stadt der kurzen Wege“. Transformationspotenziale für Fachmarktzentren national Airport. Nach den Worten von Matthew Wie Jörg Krechky, Head of Retail Investment Germany bei Savills Deutsch- Scholl, Executive Director land, anmerkt, ist die Ansiedlung solcher Daseinsfunktionen – neben dem Handels- und Head of Investment angebot – in vielen Fachmarktzentren an ihren klassischen Autostandorten auf der Management Americas bei grünen Wiese allerdings eher schwierig. Hier geht es mehr um die Ansiedlung von Union Investment, war der Logistik als Nutzungsbeimischung. Dazu könnten etwa Abholstationen gehören. Lebensmittelsektor schon immer eine begehrte und Ziel der altbewährten „15 Minuten Stadt“ ist es mit Blick auf die Probleme durch das liquide Anlageklasse in den hohe Verkehrsaufkommen, den Individualverkehr zu entzerren, eine tiefere sozioöko- USA. Die stabile Perfor- nomische Verbindung mit dem Stadtteil (Kiezgefühl) herzustellen und so lebenswer- mance während der Pande- tere Stadtteile zu schaffen. Und es geht auch darum, auf die veränderten Bedürfnis- mie habe das Interesse ver- se der Menschen und der Kommunen, die schon immer gerne eine größere Durchmi- stärkt. Der Ankauf in Florida schung angestrebt haben, einzugehen. dient laut Henrike Wald- burg, Head of Investment Entzerrung des Individualverkehrs Management Global, zur Diversifizierung des Portfo- Aber ein Allheilmittel für die vielfältigen Probleme der Stadt der langen Wege ist die lios und zur Absicherung 15 Minuten Stadt auch nicht. Und dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen gegenüber Krisen. Der Im- der Zeitfaktor: „Wir können die Städte nicht von Null auf 100 umbauen“, gibt Beyerle mobilienbestand in Übersee zu bedenken. Zumal hier ein dickes Brett gebohrt werden müsse. Und auch Krechky soll weiter ausgebaut wer- sagt, dass eine Quartiersentwicklung lange dauert und bezahlt werden muss. den. Der 1994 erbaute Komplex wurde 2017 mo- Zumal für die Ansiedlung von neuen Nutzungen etwa an einem Handelsstandort laut dernisiert und ist an 29 Nut- Uwe Seidel, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Lademann & Partner, zer vermietet. Darunter sind der Flächennutzungsplan und der Bebauungsplan angepasst werden müssen. Dafür u.a. ein Lebensmittelhänd- brauche man in Deutschland einen langen Atem. Und dieser Prozess wird dadurch ler, Restaurants und Dienst- verlangsamt, dass auch viele Verwaltungsmitarbeiter im Homeoffice sind. leister für Schönheitspflege, medizinische Versorgung Ein anderes Hindernis seien die bestehenden Strukturen, die darüber entscheiden, und Haustierpflege. ob eine 15 Minuten Stadt im Distrikt überhaupt realisierbar sei, wie Beyerle anmerkt. 10
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 Denn das Modell könne auf Grund der Strukturen nicht deutlich, dass es etwa bei den Fachmarktzentren beim überall umgesetzt werden. Hinzu kommt die räumlich/ Blick in die Zukunft notwendig ist, in anderen Dimensio- zeitliche Distanz zwischen Wohnen und Arbeiten. Für nen zu denken. Es gehe bei den jeweiligen Standorten viele Menschen ist die gewünschte Arbeitsumgebung darum, sich mit seinen Visionen für die nächsten 30 bis innerhalb von 15 Minuten nicht darzustellen. In diesem 40 Jahre auseinander zu setzen, mit den künftigen Vor- Kontext spielen die steigenden Mieten eine Rolle, die stellungen von den Projekten. viele zwingen, ins preisgünstigere Umland zu ziehen. Hinzu kommen die Folgen der Pandemie. Die erzwun- Das sieht Marcus Mack, Head of Northern Europe, gene Arbeit im Homeoffice und die Kontaktbeschrän- Retail bei Nuveen Real Estate, ähnlich wenn er an- kungen haben viele veranlasst, ins Umland zu ziehen, merkt, dass das Unternehmen bei seinen Investments wo sie sich größere Wohnungen mit Garten leisten kön- in Handelsimmobilien auch darauf schaut, wie sich das nen. Im Lockdown bieten Städte wenig Zeitvertreib. Umfeld entwickelt und auch welchen Beitrag die Nut- zung Wohnen leisten kann: „Das Projekt muss über Der größte Widerstand bei der Entwicklung der neuen einen langen Zeitraum gedacht werden.“ Stadtstrukturen ist nach Beobachtung von Beyerle aber die Trägheit der Eigentümer. Das sei die größte Hür- Dass die 15-Minuten-Stadt keine graue Theorie ist, son- de. So wird die Stadtentwicklung derzeit geprägt von dern dass es in Stadtbildern bereits solche Modelle gibt, einer Mischung aus dieser Trägheit einerseits und – mit machten Beyerle und Krechky deutlich. So weist Krech- Blick auf die vielfältigen Probleme – durch den An- ky darauf hin, dass „wir in Deutschland längst Stadt- spruch an eine Erneuerung der Stadtstrukturen ande- quartiere wie in Hamburg Blankenese haben.“ Die rerseits. Für einen solchen Umstrukturierungsprozess müssten erneuert werden. Dafür existiert nach seinen veranschlagt er einem Zeitraum von 20 Jahren. Worten aber keine Blaupause. Und Beyerle betont, dass für eine flächendeckende Etablierung dieser Stadtstruk- Gleichwohl machte Christian Schröder, Chief Ope- turen eine intensivere Fokussierung der Stadtplaner auf rating Officer (COO) der MEC Metro ECE Cen- die Funktionen Mobilität, Gesundheit, Nahversorgung, termanagement mit Blick auf den Wandlungsprozess Naherholung, Bildung und Freizeit notwendig ist. MÄRKTE FÜRS LEBEN RATISBONA Handelsimmobilien sucht... interessante Objekte zum Kauf – oder solche, die sich dazu entwickeln lassen. ratisbona W I R S U C H E N B U N D E S W E I T: OBJEKTTYPEN: Grundstücke ab 3.500 Quadratmeter für Einzelhandelsbebauung, Vollsortimenter in Top-Lagen in Großstädten auch schon ab 2.000 Quadratmeter. Discounter Handelsobjekte mit Entwicklungspotenzial SB-Warenhäuser (Laufzeit Mietvertrag 0-10 Jahre) Baumärkte Handelsobjekte als Renditeobjekte und Kapitalanlage Fachmarktzentren und Fachmärkte (Laufzeit Mietvertrag 5-15 Jahre) Einkaufszentren (bis 20 Mio. Euro Investment) Einzelhandels-Projektentwicklungen (unabhängig vom Entwicklungsstand) zur Übernahme Gemischt genutzte Objekte (mit Handel im EG, dazu Wohnen und Büros etc.) Innenstadtobjekte (mit Handel im EG) Ihre Ansprechpartner: STEFAN BOCK TOBIAS HÜMMER RATISBONA Handelsimmobilien +49 151 54 37 58 80 +49 151 51 56 65 76 Kumpfmühler Straße 5 • 93047 Regensburg stefan.bock@ratisbona.com tobias.huemmer@ratisbona.com ratisbona.com 11
CiƟes | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 Transformationsimmobilien Deals Ein Beitrag für mehr Attraktivität und Vitalität Münster: Die Hamburg Team Investment Manage- rv DÜSSELDORF. Dem I m m obilienbestand kom m t beim K lim aschutz eine ment GmbH (HTIM) hat im maßgebliche Rolle zu. Das gilt auch für die zahlreichen Gebäude, die in die Jahre gekommen sind und saniert werden müssen. Denn auch die Art der Sanierung hat Auswirkungen auf den Klimaschutz. In diesem Kontext zeigt eine Marktanalyse von Union Investment und Bulwiengesa, dass die Transformation von Bestandsgebäuden das Top-Thema der nächsten Deka- den sein wird. Wie es in der Studie heißt, „steht die Immobilienwirtschaft vor einer enormen Bauaufgabe, um die angestrebte Klimaneutralität von Immobilien zu errei- Auftrag eines berufsständi- chen“. Das gilt einerseits wegen der steigenden Anforderungen zur Erfüllung der ESG schen Versorgungswerks -Kriterien und andererseits m it Blick auf die Um brüche im Einzelhandel, und einer kirchlichen Zu- die zur Freisetzung von Einzelhandelsflächen führen, etwa durch die Verkleinerung satzversorgungskasse das von Verkaufsflächen und die Konzentration auf die Erdgeschosse. projektierte Stadtquartier Hansator im westfälischen Dabei soll die Studie erstmals einen umfassenden Einblick in den komplexen Vorgang Münster von dem Projekt- geben, der mit dem Umbau von Bestandsobjekten verbunden ist. Eines der maßgeb- entwickler Landmarken AG lichen Ergebnisse der Analyse ist, dass etwa die Hälfte der untersuchten Transforma- erworben. Zur Immobilie in tionsimmobilien in Deutschland in Mischobjekte umgebaut werden. Das zeigen auch der Bremer Straße 50-56 die vielen Diskussionen, die derzeit über das Thema Stadtentwicklung und Belebung mit 28 400 qm Bruttoge- der deutschen Innenstädte geführt werden. Denn nach den Beobachtungen des Ein- schossfläche gehören 313 zelhandels hat die Frequenz in den Innenstädten in den vergangenen Jahren spürbar Wohnungen mit rd. 7 500 nachgelassen. Mit weiteren Nutzungen wie Gastronomie, Wohnungen und Freizeitan- qm und ein 195 Zimmer geboten soll die Frequenz wieder gesteigert werden. umfassendes Hotel mit ca. 5 300 qm Nutzfläche. Eben- Henrike Waldburg, Leiterin Investment Management Global bei Union I n- so entstehen knapp 2 300 vestment, umschreibt die Entwicklung mit folgenden Worten: „Waren unsere Innen- qm Einzelhandels- und städte bis zuletzt häufig von Einzelhandels- und Büronutzungen dominiert, tagsüber Gastronomiefläche und ca. belebt und nachts verlassen, so steht dieses städtebauliche und immobilienwirt- 100 Parkplätze. Die Fertig- schaftliche Leitmotiv in den letzten Jahren zunehmend unter Druck.“ Gerade die stellung des Projekts, zu Zwangsschließung des Einzelhandels zur Pandemiebekämpfung und die Pflicht vieler dem auch ein Fahrradpark- Menschen im Homeoffice zu arbeiten, da, wo es möglich ist, hat viele Innenstädte haus mit über 2 000 Plätzen über Wochen und Monate in Geisterstädte verwandelt. gehört, ist für das dritte Quartal 2022 geplant. Die So sind laut Waldburg Immobilienwirtschaft und Kommunen gleichermaßen gefragt, Übergabe erfolgt nach Fer- Strategien zu entwickeln, Strukturen und Nutzungskonzepte zu etablieren, die auch tigstellung. künftig flexibel auf Veränderungen des Marktes reagieren können.“ In diesem Kon- text kann die verantwortungsbewusste Transformation von nicht mehr marktgerech- +++++++++ ten Immobilien“ aus ihrer Sicht dazu einen wichtigen Beitrag leisten. IPH managt Galerie Rostocker Hof weiterhin Die BBV Immobilien-Fonds Nr. 14 GmbH & Co. KG, Eigentümerin der Galerie Rostocker Hof, hat das Center- und Vermietungs- management-Mandat der IPH Centermanagement GmbH zum 1. Januar 2022 verlängert. Die kaufmänni- sche Verwaltung übernimmt die Strabag Property and Facility Services. Abriss und Neubau ist keine Transformation. Foto: Vierbuchen 12
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 Dabei geht es im Wesentlichen um die Alternativen Ab- baut oder umgewidmet als etwa Handelsimmobilien. riss und Neubau, was oft preisgünstiger ist, oder um Und weiter: „Rund die Hälfte der analysierten Transfor- den teureren Umbau resp. die „Transformation“. Ent- mationsimmobilien werden als Mixed Use umgesetzt“, scheidend mit Blick auf das Thema Klimaschutz ist in schreiben die Autoren: „Hierbei sind Handel und Gast- diesem Kontext aber, dass der Umbau klimafreundlicher ronomie mit 28% Anteil nach wie vor die wichtigsten ist. „Denn bei einer ganzheitlichen Betrachtungsweise Bausteine.“ Weitere wichtige Nutzungsarten sind heut- muss neben dem Energieverbrauch während des Le- zutage zudem Büros und Wohnungen. benszyklus der Immobilie auch die sogenannten „graue Energie“ berücksichtigt werden, die bei der Erstellung Allerdings ist die Transformation von Bestandsimmobi- verbraucht wird“, heißt es dazu in der Studie. lien kein Spaziergang, wie Ralf-Peter Koschny, Vor- stand von Bulwiengesa zu verstehen gibt: Vielmehr Fotolia handelt es sich hier um einen komplexen Vorgang, der „ein hohes Maß an Erfahrung und fachlicher Kompe- tenz erfordert“. Am besten stünden die Chancen für eine erfolgreiche Transformation dann, wenn eine in- tensive Einbeziehung des städtischen Umfeldes und der Stakeholder“ erfolgt. Auch das städtische Umfeld muss einbezogen werden Aus Sicht der Experten bietet der Megatrend Und das hat mit Blick auf die Klimapolitik der Europäi- „Transformation“ vielfältige positive Effekte, die bei- schen Union Konsequenzen: „Durch die Monetarisie- spielsweise auch das „S“ von ESG einschließen könn- rung des Verbrauchs an grauer Energie nach Inkrafttre- ten. Laut Henrike Waldburg eröffnet die Transformati- ten der EU-Taxonomie werden sich die Kosten für den on von Immobilien neue Chancen, sich auf intelligen- Neubau indirekt weiter erhöhen“, schreiben Union In- tem Weg ergänzende Nutzungen und Nutzergruppen vestment und Bulwiengesa: Deshalb seien die künftig zu erschließen und so „wertvolle Beiträge zur Vitalität steigenden Kosten für den Abbruch der Bestandsimmo- und Attraktivität von einzelnen Gebäuden, von Quartie- bilien und die Entsorgung des Materials wichtige Argu- ren und ganzen Städten zu leisten“. mente für die Wiederverwendung und die Transformati- on der bestehenden Gebäude. Eine weitere Erkenntnis der Untersuchung ist, dass A- Städte für über die Hälfte (56%) „aller in Transforma- Monetarisierung des Verbrauchs tionsimmobilien errichteten Flächen“ stehen. Es gibt aber auch wichtige Projektentwicklungen auch in B- von grauer Energie und C-Städten, die interessanterweise im Zuge der Insofern gewinnen diese Transformationsimmobilien in Pandemie mit ihrem verstärkten Trend zu Homeoffice der Projektentwicklung zwangsläufig an Bedeutung, da zuletzt an Bedeutung gewonnen haben. sie aus Sicht der Studieninitiatoren für Vorteile wie die Zunächst aber stechen laut Studie die großen A-Städte Wiedernutzung der bestehenden Bausubstanz, Nut- mit insgesamt rd. 1,78 Mio. qm Nutzfläche in transfor- zungsvielfalt und neue Urbanität stehen. Die gesetzli- mierten Immobilien heraus. Gleich ist in allen Städteka- chen Regelungen tun ein Übriges, indem sie die wirt- tegorien, dass die Nutzungsarten Wohnen und Büros schaftliche Attraktivität „der Transformation von Immo- dominieren. Mit 435 000 qm Nutzungsfläche kommen bilien gegenüber Abriss und Neubau“ steigern, wie es in Hotels in allen vier Städtekategorien auf dem nächsten der Studie heißt. Platz. In den A-Städten sind sie mit einem Anteil von Interessant ist unter dem Aspekt der Transformation 16% naturgemäß am prägendsten. der Blick auf die unterschiedlichen Immobilienarten. Einzelhandel und Gastronomie kommen mit rund Hier erlaubt die Analyse der RIWIS-Datenbank von 379 000 qm auf dem vierten Platz. Sie sind laut Studie Bulwiengesa mit Blick auf die Diskussionen über die besonders bei Transformationsimmobilien in D-Städten Erneuerung der Innenstädte eine interessante Erkennt- mit einem Anteil von rund 21% des dortigen Flächen- nis: Denn anders als die aktuelle Diskussion um die Zu- anteils ein wichtiger Nutzungsbaustein. Auf Logistik- kunft des stationären Einzelhandels und die Reduktion und Industrienutzungen entfallen insgesamt rund von Handelsflächen vermuten lässt, werden laut Studie 253 000 qm. Sie sind vor allem in C- und D-Städten mit Industrieimmobilien und Büros, die nicht mehr den einem Anteil von 15% bzw. 14% der Fläche von Ansprüchen des Marktes entsprechen, häufiger umge- Bedeutung. 13
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 GRR Group Sons ges Optimismus in einem schwierigen Umfeld BayernLB finanziert den Kauf von Portfolio Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“ Die BayernLB finanziert Der Spezialist für Nahversorgungsimmobilien, die GRR Group aus Nürnberg, schaut den Kauf eines Portfolios zuversichtlich ins Jahr 2022. Eine Herausforderung bildet freilich der wachsende von spanischen Lebens- Wettbewerbsdruck in diesem erfolgreichen Marktsegment. Fortschritte macht das mittelmärkten für den Unternehmen im Bereich nachhaltige Investments. Fonds- und Asset-Manager Pradera. Das Portfolio um- Der Markt, auf dem sich die fasst sechs einzelne Assets, Nürnberger GRR Group be- die sich in den Regionen wegt, hat derzeit zwei Gesich- Baskenland und Navarra ter. Zum einen profitiert das befinden. Die Lebensmittel- Unternehmen in Zeiten von geschäfte sind langfristig an Zwangsschließungen zur Pan- die im Baskenland führende demie-Bekämpfung davon, Handelskette Grupo Eroski dass der systemrelevante Le- vermietet. Alle Immobilien bensmittelhandel mit einem stehen an Mikrostandorten Anteil von rund 90% den größ- mit einem attraktiven Ein- ten Teil der Mieter im GRR- zugsgebiet. Pradera arran- Portfolio ausmacht und Neben- gierte den Erwerb des Port- mieter aus dem Nonfood- folios im Auftrag der Nord- Handel mit nur 11% kaum ins Gewicht fallen, wie Martin Führlein, Vorstand der rheinischen Ärzteversor- GRR Group (Foto links) betont. Zwangsschließungen und Insolvenzen in diesem Be- gung (NAEV) über einen reich haben kaum Spuren hinterlassen. spezialisierten Investment- fonds (SIF) von Universal So verzeichnete die GRR AG, die das Eigenportfolio der Gruppe betreut, laut Führ- Investments. lein im Geschäftsjahr 2020/21 (31.5.) durch Insolvenzen, Stundungen und Mietmin- derungen Ausfälle von 132 500 Euro. Das seien 0,86% der vertraglich vereinbarten Personalien Mieten. Zudem haben die Nebenmieter die Folgen der Schließungen nach seinen Rüdiger Pleus scheidet Worten verarbeitet. Gleichzeitig hat das Unternehmen die Verhandlungen mit Mie- beim GCSP aus tern genutzt, um zwölf Mietverträge um durchschnittlich 4,5 Jahre zu verlängern und damit ein Mietvolumen von 2,6 Mio. Euro zu sichern. Insgesamt ist die Leerstands- Rüdiger Pleus verlässt den quote mit 1,94% im Eigenportfolio und 1,3% bei den Mandaten gering. German Council of Shop- ping Places Auf der anderen Seite weckt das in diesen schwierigen Pandemie-Zeiten erfolgreiche (GCSP), dem Geschäft mit Lebensmitteln das Interesse weiterer institutioneller Investoren an die- er seit dem ser Anlage-Klasse, wie Andreas Freier, Vorstand der GRR Group (Foto: rechts), Gründungsjahr berichtet. Der wachsende Wettbewerbsdruck hat nach seiner Beobachtung zu deutli- 1993 angehör- te, zum 31. Dezember 2021. Bis zum Jahr 2000 war er im Beirat und seit April desselben Jahres war Pleus Bevollmächtigter des Vorstandes und Leiter der Geschäftsstelle. In dieser Funktion hat er feder- führend den GCSC mit sei- nen damals 200 Mitgliedern zur heutigen Größe und Bedeutung geführt. Ab 1. Januar 2022 führt Ingmar Behrens als alleiniger Be- vollmächtigter des Vorstan- GRR setzt vermehrt auf nachhaltige Lebensmittelmärkte. Foto: GRR Group des den German Council of Shopping Places. 14
Ci es | Center | Developments Nr. 361 HandelsimmobilienReport 17.12.2021 chen Kaufpreissteigerungen von durchschnittlich etwa sechs Jahresmieten und einer Personalien weiteren Renditekompression geführt. Girlan Immobilien mit „Es ist schwieriger geworden“, stellt er etwa mit Blick auf die Tatsache fest, dass auf neuem Geschäftsführer Portfolien deutliche Aufschläge verlangt werden. Deshalb fokussiert sich der Fonds- initiator und Bestandshalter von Handelsimmobilien mit Schwerpunkt Lebensmittel Paolo Francesco und Nahversorgung stärker auf den Kauf von Einzelobjekten. Auch der Bereich Calmetta, seit April 2020 Mischobjekte wird laut Freier immer interessanter – nicht zuletzt deshalb, weil das Eigentümer von Girlan Bauland in den Kommunen sehr teuer ist, so dass es für den Lebensmittelhandel – Immobilien, ist neuer und die Gemeinden – attraktiv wird, auf den Supermärkten und Discountern Woh- Geschäftsführer und wird nungen zu errichten. die strategische Neuaus- richtung des Unternehmens vorantreiben. Der Fokus soll dabei verstärkt auf mittel- große institutionelle Immobi- lieneigentümer und Investo- ren gelegt werden, die über keine eigene Plattform in Deutschland verfügen. Cal- metta, international tätiger Unternehmer und Anwalt aus der Schweiz, übernimmt die strategische und operati- ve Leitung des Hamburger Spezialisten für Handels- Mischobjekte werden immer interessanter. Foto: GRR Group und Gewerbeimmobilien sofort. Der bisherige Ge- Beim Blick in die Zukunft geht der GRR-Vorstand davon aus, dass die Objektpreise in schäftsführer Martin Mörl diesem Segment angesichts des Wettbewerbsdrucks weiter steigen werden. So scheidet im gegenseitigen schaut Freier zwar zuversichtlich in das nächste Jahr, doch werde das Marktumfeld Einvernehmen aus dem schwieriger. GRR-Vorstand Führlein ist dennoch optimistisch, dass es den Investoren Unternehmen und wird sich auch 2022 gelingen wird, mit ihren Investments in Discounter, Supermärkte und neuen Projekten in der Im- Fachmarktzentren stabile Renditen zu erzielen. mobilienwirtschaft widmen. Girlan will sowohl mit Be- Im Geschäftsjahr 2020/21 (31.5.2021) konnte der Spezialist für Nahversorgungsim- stands- als auch mit Neu- mobilien das Konzernergebnis um 10,8% von 6,1 Mio. auf 6,8 Mio. Euro steigern. kunden wachsen. Insbe- Der Gesamtumsatz sank um 4,8% von 23,5 Mio. auf 22,3 Mio. Euro. Insgesamt ist sondere das Dienstleis- das Volumen der Assets under Management von etwa 1,75 Mrd. auf 1,95 Mrd. Euro tungsgeschäft mit mittelgro- gestiegen, bei etwa 500 Nahversorgungszentren, Lebensmittelmärkten und Discoun- ßen institutionellen Investo- tern mit zusammen 1,045 Mio. qm Mietfläche. ren, die über keine eigene Plattform verfügen, soll aus- Im Fokus der GRR-Geschäftspolitik bleiben die verschiedenen Geschäftsbereiche mit gebaut werden. Girlan Im- dem Eigenportfolio der GRR AG aus 63 Objekten und einem Verkehrswert von 186 mobilien managt ein Immo- Mio. Euro, den Individualmandaten für institutionelle Kunden sowie Dienstleistungen bilien- und Anlagevermögen für Dritte. Die entscheidende Säule bilden die vier GRR Basic Retail Fonds, von im Volumen von rund 1,75 denen Fonds Nr. 3 im Vorjahr die Investitionsphase abgeschlossen hat. Die drei ers- Mrd. Euro. ten Fonds haben damit 600 Mio. Euro Eigenkapital eingeworben und 1,1 Mrd. Euro in Nahversorgungsimmobilien investiert. Deals In der Anlagephase befindet sich noch der GRR German Retail Fund No 4, des- Mülheim-Kärlich: CBRE sen Anlagevolumen auf 485 Mio. Euro erhöht wurde. Das eingeworbene Eigenkapital war beim Verkauf eines wird mit 285 Mio. Euro beziffert. Mit Blick auf die Themen Nachhaltigkeit und Klima- Pakets aus drei Fach- schutz und das wachsende Interesse der Investoren, bei ihren Investments Nachhal- marktimmobilien im Gewer- tigkeitskriterien zu beachten, entwickelt die GRR Group eine neue Investitionsstrate- bepark Mülheim-Kärlich gie, „mit der institutionelle Anleger orientiert an den Taxonomie- und Offenlegungs- bei Koblenz mit 25 000 qm verordnungen der Europäischen Union in Immobilien des Lebensmitteleinzelhan- Gesamtfläche beratend dels investieren können“. Hierbei müssen entscheidungsrelevante Informationen mit tätig. Käufer sind zwei Pri- Bezug zu den Nachhaltigkeitskriterien ESG (Environmental, Social, Governance) zur vatinvestoren. Verfügung gestellt werden. 15
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