Hochschule für die Region - Hochschullehrerbund

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Hochschule für die Region - Hochschullehrerbund
Ausgabe 05-2017

                                                     FÜR ANWENDUNGSBEZOGENE WISSENSCHAFT UND KUNST

                                                     Hochschule für
                                                     die Region

Campusnotizen                hlb aktuell                    Aus Wissenschaft           Wissenswertes
Wirtschaftspsychologie       Digitale Semesterapparate:     & Politik                  Senatsbeschluss ist bei
mit Pferden                  Pauschalvergütung verlängert   Ohne Akkreditierung        Abwahl der Hochschul-
                                                            kein Tarifgehalt           leitung verbindlich

                         6                        25                              31                     34
Hochschule für die Region - Hochschullehrerbund
2     Inhalt

    Campusnotizen                                                                      hlb aktuell
                                            Titelthema:
4 Hochschule München:                                                               24 Fachtagung des hlb Baden-
  Digitalisierung und Hochschule –          Hochschule für                             Württemberg | Spagat zwischen
  HRK-Nexus-Tagung an der Hochschule        die Region                                 Forschung und Lehre?
  München
                                                                                       Neues Urheberrechtsgesetz tritt
    FH Münster: Systemreakkreditierung                                                 am 1. März in Kraft | Pauschal-
    erfolgreich absolviert                                                             vergütung für digitale Semesterapparate
                                                                                       nochmals verlängert
5 Ostbayerische Technische               8 Kompetenzzentrum für
  Hochschule Amberg-Weiden:                Unternehmertum und Mittelstand           25 Stellungnahme der Akademien
  Finale in Ungarn                         | Von Prof. Dr. Dr. Rainer Kreuzhof         zur Promotion | Promotion im
                                                                                       Umbruch
6 Hochschule Harz: Studierende           12 Studieren, wo der Mensch zählt
  entwickeln pferdegestütztes               | Von Prof. Dr. Sabina Schutter,           hlb- Kolumne: Lehre
  Führungskräftetraining                    Prof. Dr. Katharina Lüftl, Prof. Dr.       modernisieren | Von Thomas
                                            Julian Löhe                                Vogler, Vizepräsident der hlb
    Hochschule Heilbronn:
                                                                                       Bundesvereinigung
    Kulturnewsletter ARTikel feiert im   16 Digital und flexibel – ein Studium
    Sommer seine 10. Ausgabe                in und für die Region | Von Prof. Dr.
7 Extramurale Hochschulzentren              Antje Wendler, Alexandra Engel
  Donau-Ries und Memmingen               20 Berufsbegleitende Master-                  Wissenswertes
  Bayerisch-Schwäbische Hochschulen         studiengänge gegen den IT-
  bieten gemeinsamen Studiengang            Fachkräftemangel | Von Prof. Dr.        34 Alles, was Recht ist
  Systems Engineering (B.Eng.)              Christian Koot
                                                                                    35 Neue Bücher von Kolleginnen
                                                                                       und Kollegen
                                                                                    36 Neuberufene
    Fachaufsatz                             Aus Wissenschaft
                                            & Politik
26 Schwierigkeiten bei der
   Besetzung von Fachhochschul-                                                        Standards
                                         31 Hamburg: Senat fördert Mitglied-
   professuren | Von Dr. Susanne
                                            schaft von Beamtinnen und               3 Editorial
   In der Smitten, Thorben Sembritzki,
                                            Beamten in der gesetzlichen
   Lisa Thiele
                                            Krankenversicherung                     33 Autorinnen und Autoren gesucht
                                                                                       & Impressum
                                            Tarifvertrag: Nur akkreditiertes
                                            Studium zählt                           38 Stellenanzeigen

                                            Brandenburg: Agentur für Kultur         40 hlb Seminartermine 2017
                                            und Kreativwirtschaft
                                         32 #EuropaBewegen: DAAD startet
                                            Kampagne für ein geeintes Europa
                                            BAföG-Statistik: Gefördertenzahl
                                            sinkt, Förderbeträge steigen
                                            EU-Haushalt: Hochschulen
                                            kritisieren Kürzungspläne bei
                                            Forschungsinvestitionen

                                                                                                                  05 | 2017 DNH
Hochschule für die Region - Hochschullehrerbund
Editorial    3

                           Regional, aber nicht
                           provinziell
                           Akademische Institutionen bieten Zugang zu Bildung und wissen-
                           schaftlicher Erkenntnis. Gerade Fachhochschulen und Hochschulen für
                           angewandte Wissenschaften sehen sich traditionell in der Pflicht, dabei
                           den Bedürfnissen der Menschen in ihrem Einzugsgebiet besondere
                           Aufmerksamkeit zu widmen.

                                                              Es ist die große Ausnahme: Vor die Wahl     direkten Zugang zu der in der Hochschule
                                                              gestellt, entweder Sitz einer Universität   vorhandenen Fachkompetenz (Seite 12).
                                                              oder eines Gefängnisses zu werden, sollen
                                 Foto: hlb/Judith Wallerius

                                                              sich die Bürger von Celle im Jahr 1705        Antje Wendler und Alexandra Engel
                                                              für das Gefängnis entschieden haben.        führen uns vor Augen, dass sich die
                                                              Im Allgemeinen wissen die Menschen          Abwanderung von jungen Menschen
                                                              in einer Hochschulstadt aber von jeher      stoppen lässt, wenn ihnen in der Heimat-
                                                              sehr gut, was sie davon haben, Standort     region Ausbildungsangebote für hoch-
                Christoph Maas                                einer akademischen Einrichtung zu sein.     qualifizierte Tätigkeiten gemacht werden
                                                              Viele Vorgänger späterer Fachhochschu-      (Seite 16).
                                                              len wurden zudem gezielt in der Absicht
                                                              gegründet, das Bildungsniveau einer Regi-      Christian Koot präsentiert die Lösung
                                                              on zu heben und ihre wirtschaftliche        für ein besonderes Problem. Dank ausge-
                                                              Entwicklung zu fördern. Diesem Auftrag      zeichneter Beschäftigungschancen gehen
                                                              fühlen sich die Hochschulen unseres Typs    die Absolventinnen und Absolventen
                                                              auch heute noch in besonderer Weise         seines Studiengangs überwiegend mit
                                                              verbunden, und diese Ausgabe der DNH        dem Bachelorabschluss in den Beruf. So
                                                              macht das sichtbar.                         entsteht ein hoher Bedarf an berufsbe-
                                                                                                          gleitenden Angeboten zur Weiterquali-
                                                                Rainer Kreuzhof beschreibt ein Konzept,   fizierung zum Masterniveau (Seite 20).
                                                              um die Wirkung von Forschungs- und
                                                              Transferaktivitäten zu erhöhen. Die Hoch-     Darüber hinaus wird auch noch in der
                                                              schulen am Ort haben gemeinsam ein          Rubrik „Campusnotizen“ ein Studiengang
                                                              Gründerzentrum eingerichtet, sodass         vorgestellt, der gezielt die Bedarfe von
                                                              mittelständische Unternehmen aus der        Studieninteressierten und Unternehmen
                                                              Umgebung schnell ihre Ansprechpartner       einer Region aufgreift (Seite 7).
                                                              finden. Aber auch für Studierende ergibt
                                                              sich so ein guter Zugang zu interessanten     Die Aufmerksamkeit für die Bedürf-
                                                              Praxisprojekten (Seite 8).                  nisse der eigenen Region führt bei den
                                                                                                          Fachhochschulen und Hochschulen für
                                                                Sabina Schutter, Katharina Lüftl und      angewandte Wissenschaften aber gerade
                                                              Julian Löhe stellen vor, wie der Arbeits-   nicht zu einem Tunnelblick, der nur noch
                                                              kräftebedarf einer Region gedeckt           die nähere Umgebung wahrnimmt. Dies
                                                              werden kann. Duale Studienangebote          werden sie im nächsten Heft der DNH
                                                              und Blended-Learning-Konzepte brin-         eindrucksvoll unter Beweis stellen, in
                                                              gen akademische Ausbildung dorthin,         dem Studienangebote in internationa-
                                                              wo sie gebraucht wird. Ein gesondertes      ler Kooperation im Mittelpunkt stehen.
                                                              Gesprächsformat ermöglicht zusätzlich
                                                              den Bürgerinnen und Bürgern einen                               Ihr Christoph Maas

DNH 05 | 2017
Hochschule für die Region - Hochschullehrerbund
4     Campusnotizen

                           Hochschule München

                         Digitalisierung und Hochschule – HRK-
                         Nexus-Tagung an der Hochschule München
                                                                                                                  Bildung und Kultus, Wissenschaft und
                                                                                                                  Kunst, erörtert.

                                                                                                                    In den anschließenden fachspezifischen
                                                                                                                  Workshops (Medizin und Gesundheits-
                                                                                                                  wissenschaften, Ingenieur-, Politik- und
                                                                                                                  Wirtschaftswissenschaften) hatten alle
                                                                                                                  Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gele-
                                                                                                                  genheit, aktiv zur Thematik beizutragen.
                                                                                                                  Im Fokus stand die Frage nach Charak-
                                                                                                                  teristika der digitalisierten Arbeitswelt
                                                                                                                  im jeweiligen Fachbereich sowie der
Foto: Fabian Sommer/HM

                                                                                                                  durch neue Technologien ermöglich-
                                                                                                                  ten Arbeitsprozesse und -strukturen.
                                                                                                                  In Gruppen wurde diskutiert, wie diese
                                                                                                                  Veränderungen in der Gestaltung von
                                                                                                                  Studium und Lehre abgebildet werden
                         Workshop Ingenieurwissenschaften                                                         können. In den Workshops sowie in der
                                                                                                                  abschließenden Podiumsdiskussion mit
                         Vertreterinnen und Vertreter aller Fach-     Verständnis von Experten (Studierende       Unternehmensvertretern wurde erneut
                         bereiche deutschsprachiger Hochschu-         als Digital Natives versus Lehrende als     deutlich, dass Digitalisierung über alle
                         len sowie aus Politik und Wirtschaft         Digital Nomads), Lernprozessen (aktiv       Fachbereiche hinweg ein Kernthema
                         trafen sich am 26. Juni 2017 zu einer        versus rezeptiv) und -zielen verändere:     darstellt, das die Weiterentwicklung von
                         HRK-Nexus-Tagung an der Hochschu-            „Die digitale Transformation von Gesell-    Hochschullehre unabdingbar macht.
                         le München (HM). Unter dem Titel             schaft und Arbeitswelt erfordert in allen
                         „Bildung und Kompetenzen für die digi-       Fachdisziplinen neue Sozial-, Metho-          Die Gestaltung von optimalen Rahmen-
                         tale Gesellschaft“ diskutierten die Anwe-    den-, Selbst- und Fachkompetenzen.“         bedingungen für den Erwerb der für die
                         senden, wie Bildung zukünftig gestal-        Mögliche Wege zu entsprechenden             digitalisierte Lebens- und Arbeitswelt rele-
                         tet und welche Kompetenzen gefördert         Kompetenzen, die mehr als Medien-           vanten Kompetenzen ist ein zentrales
                         werden sollen, um auf die Anforderun-        kenntnisse und Programmiervermö-            Anliegen der HM. Im engen Austausch
                         gen einer zunehmend digitalen Gesell-        gen bedeuten, wurden in der folgenden       mit den UAS7-Hochschulen wird an
                         schaft und Arbeitswelt zu reagieren. Prof.   Diskussion mit Prof. Dr. Joachim Metz-      einem fachübergreifenden Kompetenz-
                         Dr. Klaus Kreulich, Vizepräsident für        ner, TH Köln, Prof. Dr. Ursula Münch        modell für die sogenannte Arbeitswelt
                         Lehre an der HM, vermittelte in seinem       von der Akademie für Politische Bildung     4.0 gearbeitet, das die Erkenntnisse der
                         Eröffnungsvortrag eindrücklich, dass         Tutzing und Staatssekretär Georg Eisen-     Nexus-Tagung aufgreift.
                         Digitalisierung im Hochschulsektor das       reich, Bayerisches Staatsministerium für
                                                                                                                                                Esther März

                           FH Münster

                         Systemreakkreditierung erfolgreich                                                         Nun wird die FH Münster als erste deut-
                                                                                                                  sche Hochschule systemreakkreditiert.
                         absolviert                                                                               „Eigentlich hätten wir 2018 das übliche
                                                                                                                  Verfahren zur Reakkreditierung unserer
                         Im November 2011 hatte die FH Münster        Hochschulen künftig unsere Studiengän-      Hochschule angestoßen“, berichtet von
                         als erste Fachhochschule in Deutsch-         ge selbst akkreditieren – ohne Begutach-    Lojewski. Die Hochschule habe aber dem
                         land den Prozess der Systemakkreditie-       tung durch externe Agenturen.“ Denn         Akkreditierungsrat einen Modus vorge-
                         rung erfolgreich absolviert – der Vorteil:   stimmt das Qualitätsmanagement (QM)         schlagen, der nicht nur das offizielle
                         „Ein großes Stück Autonomie“, wie die        einer Hochschule, entsprechen auch die      Siegel beschert, sondern tatsächlich neue
                         Präsidentin Prof. Dr. Ute von Lojewski       daraus hervorgehenden Studiengänge den      Impulse für das QM-System verspreche.
                         in einer ersten Stellungnahme erklärte.      Anforderungen.                              „Ihrem Vorschlag haben wir gern entspro-
                         „Wir können im Gegensatz zu anderen                                                      chen“, sagte Prof. Dr. Reinhold Grimm,

                                                                                                                                                 05 | 2017 DNH
Hochschule für die Region - Hochschullehrerbund
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Vorsitzender des Akkreditierungsrates. Er   hinterfragen, wie weit uns die bisherigen
war bei der Sitzung der QM-Beauftragten     QM-Instrumente den erhofften Nutzen
aus den Fachbereichen zu Gast und über-     gebracht haben“, erklärt Dr. Annika Boen-
reichte die Urkunde zur Systemreakkre-      tert, Geschäftsführerin vom „Wandelwerk
ditierung. „Von diesem Prozess werden       – Zentrum für Qualitätsentwicklung“ an
nicht nur Ihre Lehrenden und vor allem      der FH Münster. „Mit externer Beratung
Studierenden profitieren, sondern sicher    entscheiden wir dann, was wir verbes-
auch weitere Hochschulen, die Ihrem         sern möchten.“ Gleichzeitig erspart sich
Vorbild folgen möchten.“                    die Hochschule die aufwendigen Bege-

                                                                                                                                                                                Foto: FH Münster/Pressestelle
                                            hungen im achtjährigen Rhythmus, bei
  Mit ganz wenigen Ausnahmen, zum           der alle Themen auf einmal bearbeitet
Beispiel im Lehramt, trägt die FH Münster   werden. Das Konzept hat das Wandel-
also auch bis 2026 allein die Verantwor-    werk gemeinsam mit der Hochschullei-
tung für die Qualitätsentwicklung ihrer     tung, dem QM-Team, den Dekanen und
Studiengänge. Die Idee, die dahinter-       den QM-Beauftragten entwickelt.
steckt, hat den Akkreditierungsrat über-                                                                                  Auf der Sitzung der QM-Beauftragten
zeugt: In ihrer „kumulativen Systemre-                                                                                    überreichte der Akkreditierungsratsvorsitzende,
akkreditierung“ initiiert die Hochschule    Weiterführende Informationen                                                  Prof. Dr. Reinhold Grimm, die Urkunde zur
zweijährige Entwicklungszyklen zu unter-                                                                                  Systemreakkreditierung an die Präsidentin
schiedlichen thematischen Schwerpunk-       Wandelwerk – Zentrum für Qualitätsent-                                        Prof. Dr. Ute von Lojewski.
ten. Das sind zum Beispiel didaktische      wicklung“
Fragestellungen oder die strategische         https://www.fh-muenster.de/wandel-
Verankerung des Studienangebots. „Der         werk/index.php
große Vorteil besteht darin, selbst zu                                  FH Münster

  Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden

Finale in Ungarn
                                                                                                                            Gereicht hat es trotzdem: Das Running
                                                                                                                          Snail Racing Team holte sich den 2. Platz
                                                                                                                          in Acceleration (Beschleunigung), den 3.
                                                                                                                          Platz im Skid Pad (Acht-Fahren) – und
                                                                                                                          damit Platz drei in der Gesamtwertung.
                                                                                                                          Kleiner Wermutstropfen: Da der Wett-
                                                                                                                          bewerb nicht vollständig ausgetragen
                                                                                                                          wurde, fließen diese Ergebnisse nicht in
                                                                                        Foto: Running Snail Racing Team

                                                                                                                          die offizielle Weltrangliste ein.

                                                                                                                            „Wir haben in dieser Saison ein
                                                                                                                          leistungsfähiges Fahrzeug auf die Räder
                                                                                                                          gestellt“, sagt Katharina Dimke, Tech-
                                                                                                                          nische Leiterin Mechanik beim Running
                                                                                                                          Snail Racing Team. „Den bereits sehr
Starkes Finale: der RS17 in Györ (Ungarn)                                                                                 guten Vorgänger haben wir weiter verbes-
                                                                                                                          sert, Aerodynamik, Antrieb und Kühlung
Ein fulminantes Finale einer starken        in Györ messen, sondern auf dem Gelän-                                        systematisch optimiert. So konnten wir
Saison: Das Running Snail Racing Team       de der Universität Györ. Keine glückliche                                     in dynamischen Disziplinen wie Endu-
punktete auch in Ungarn und fuhr in         Wahl: Einige Teams hielten diese Strecke                                      rance oder Acceleration punkten. Außer-
Györ einen souveränen 3. Platz ein. Nach    für unsicher und gefährlich. Das bestä-                                       dem konzentrierten wir uns stärker als
den Erfolgen in Most (Tschechien) und       tigte auch der Crash eines konkurrie-                                         bisher auf statische Disziplinen wie Engi-
Hockenheim standen die Snails damit         renden Wagens, bei dem glücklicherwei-                                        neering Design oder Kostenplanung. Das
zum dritten Mal auf dem Podium.             se niemand verletzt wurde.                                                    brachte die entscheidenden Punkte für
                                                                                                                          den Podiumsplatz.“
  Die Formula Student Hungary verlief         Die Konsequenz: Die Organisatoren
turbulent: Die Veranstalter hatten zwei     entschieden, Autocross (Handling-Kurs)                                                              OTH Amberg-Weiden
Wochen vor Start den Austragungsort         und Endurance (Langstreckentest) nicht
geändert. Die Racing Teams sollten sich     zu werten – gerade bei diesen Disziplinen
nicht wie geplant auf der Dynamikfläche     bestand erhöhtes Unfallrisiko.

DNH 05 | 2017
Hochschule für die Region - Hochschullehrerbund
6    Campusnotizen

  Hochschule Harz

Studierende entwickeln pferdegestütztes
Führungskräftetraining
Wie kann ich mein Führungs- und
Kommunikationsverhalten verbessern und
was brauche ich dafür? Sieben Studieren-
de der Wirtschaftspsychologie der Hoch-
schule Harz fanden zu diesen Fragen nun
einen ungewöhnlichen Zugang. Erstma-
lig planten und realisierten sie ein pfer-
degestütztes Führungskräftetraining auf
dem Fels-Hof Lengde in Goslar. Prof. Dr.
Ulrike Starker betreut die angehenden
                                              Foto: Tim Bruns

Akademiker in der Vertiefung Personalent-
wicklung. Die Wernigeröder Hochschul-
lehrerin erklärt: „Seit über zehn Jahren
richten wir in Zusammenarbeit mit Unter-                        Prof. Dr. Ulrike Starker und ihre Studierenden planten und realisierten ein pferdegestütztes
nehmen ein Training für Auszubildende                           Führungskräftetraining auf dem Fels-Hof Lengde in Goslar.
im gewerblich-technischen Bereich aus.
Dieses ‚Azubitraining‘ stärkt Schlüsselkom-                     berichtet die Studentin Friederike Menz.                 „Sie sind absolut neutral und leben wie
petenzen wie Problemlösen, Kritikfähig-                         Als theoretische Grundlage diente das                    wir Menschen ebenfalls in einer sozialen
keit und Teamwork. Nun wollten pferde-                          Modell der integralen Führungskraft nach                 Herdenstruktur, das heißt, sie lassen sich
begeisterte Studierende ein alternatives                        Schulz von Thun: Jeder Mensch besitzt                    normalerweise gut führen. Voraussetzung
Konzept entwickeln.“ Dazu nahmen die                            eine persönliche „Führungs-Komfort-                      dafür ist allerdings eindeutiges Kommu-
Kommilitonen im Vorfeld selbst an einem                         zone“, die sich innerhalb der Dimensi-                   nikationsverhalten. Teilnehmern fällt es
pferdegestützten Training bei Arite Schima                      onen Nähe versus Distanz und Stillstand                  zudem leichter, Feedback von den Pfer-
in Mürsbach bei Bamberg teil, erarbeiteten                      versus Weiterentwicklung verorten lässt.                 den anzunehmen, da dies weniger persön-
fundiertes Theoriewissen und gewannen                           Während die Teilnehmer gemeinsam mit                     lich ist“, so die 21-jährige Nordhäuserin.
die Pferdehof-Besitzerin Sabine Fels für                        den Pferden einen großen Parcours absol-                 Pferde eignen sich insofern besonders als
ihr Projekt.                                                    vierten, wurden sie sich nicht nur ihres                 Feedback-Geber, da sie besonders sensibel
                                                                eigenen Führungsverhaltens bewusst,                      auf inkongruentes Verhalten reagieren.
   Am Anfang stand eine Beobachtung                             sondern erfuhren auch unmittelbar,                       Eindeutiges und klares Kommunizieren,
der Pferde, um die Hierarchie innerhalb                         wie ihr Gegenüber auf inkongruentes                      wie es auch im Führungsalltag bedeutsam
der Herde einzuschätzen. „Diese prak-                           Führungsverhalten reagiert und welche                    ist, ist für die Anleitung von Pferden eine
tische Übung hat uns verdeutlicht, wie                          Fähigkeiten sie als Führungskraft benöti-                wichtige Voraussetzung.
schnell wir im Alltag Beobachtungen und                         gen. Friederike Menz beschreibt die Rolle
Bewertungen miteinander vermischen“,                            der Tiere als emotionale Komponente:                                                              HS Harz

  Hochschule Heilbronn

Kulturnewsletter ARTikel feiert
im Sommer seine 10. Ausgabe
Die Studierenden des Studiengangs BWL                             Frau Prof. Dr. Raphaela Henze, die                     beisteuern und so lernen, zielgruppen-
mit Kultur- und Freizeitmanagement an                           das Projekt am Campus in Künzelsau                       gerecht zu schreiben. Neben der redak-
der Hochschule Heilbronn geben seit                             für Studierende des sechsten Semesters                   tionellen Arbeit obliegt den Studieren-
mehr als fünf Jahren erfolgreich den                            initiiert hat, verfolgt damit mehrere Ziele.             den die Gestaltung und Vermarktung des
Kulturnewsletter ARTikel heraus. Mitt-                          Zum einen sollen die Studierenden sich                   Newsletters.
lerweile erfreut sich der Newsletter, in                        inhaltlich mit aktuellen und für einen
dem aktuelle Themen aus dem Kultur-                             breiten Leserkreis interessanten Themen                  Zur Anmeldung zum einmal im Semester
bereich gleichberechtigt von namhaften                          des Kulturmanagements auseinander-                       erscheinenden Newsletter geht es unter:
Experten wie aber auch Studierenden und                         setzen und nach geeigneten Akteuren                         https://lists.hs-heilbronn.de/sympa/
Absolventen aufbereitet werden, bei über                        suchen, die diese dann für den Newsletter                   subscribe/kulturnewsletter
800 Abonnenten aus Deutschland, Öster-                          entsprechend aufbereiten können. Zum
reich und der Schweiz großer Beliebtheit.                       anderen sollen sie aber auch selbst Texte                                              Raphaela Henze

                                                                                                                                                               05 | 2017 DNH
Hochschule für die Region - Hochschullehrerbund
7

  Extramurale Hochschulzentren Donau-Ries und Memmingen

Bayerisch-Schwäbische Hochschulen
bieten gemeinsamen Studiengang
Systems Engineering (B.Eng.)
Im Rahmen der Ausschreibung „Part-           Kooperationspartner in der Region
nerschaft Hochschule und Region“ des
Bayerischen Kultusministeriums wird          Partnerfirmen sind in den Studiengang
das Studienmodell „Digital und Regio-        eingebunden und bringen Ideen für
nal“ der bayerisch-schwäbischen Hoch-        mögliche Projektarbeiten ein. Im Winter-
schulen Augsburg, Kempten und Neu-           semester 2017/18 sind z. B. mehrere
Ulm seit 2015 über vorerst fünf Jahre        Projektthemen der Firma Grenzebach in
gefördert. Der Studiengang kann neben        Bearbeitung. Die Unternehmensgruppe
dem Beruf oder dual in Teilzeit studiert     mit Hauptsitz in Hamlar bei Donauwörth       Studierende an der Projektarbeit im
werden, wobei die Studierenden an drei       ist ein weltweit führender Spezialist für    ersten Semester Systems Engineering
Tagen im Unternehmen beschäftigt sind        die Automatisierung industrieller Produk-
und an zwei Tagen am Hochschulzen-           tionslinien. Für die globalen Märkte der
trum ihr digital erarbeitetes Wissen im      Glas- und Baustoffindustrie sowie der        bietet ein kompaktes Hochschulstudium
Team in Projektarbeiten umsetzen. 27         Intralogistik werden maßgeschneiderte        für die Zielgruppen mit einer Studien-
Erstsemester schrieben sich im ersten        Automatisierungslösungen entwickelt.         zeit von neun Semestern in Teilzeit plus
Jahrgang ein und bescheinigten bereits       Die Digitalisierung, die Aufbereitung und    Praxisphase. Jedes Semester ist in drei
nach dem ersten Semester ein anspruchs-      Auswertung erfasster Daten sowie das         Theoriemodule und ein Projektmodul
volles, aber überaus innovatives Teilzeit-   Generieren zusätzlicher Mehrwerte für        unterteilt. Das Projekt wird von den drei
studium. Die kooperierenden Firmenver-       Kunden machen das Unternehmen zum            Modulverantwortlichen eines Semesters
treter tauschen ihre Erfahrungen beim        Technologieführer. Automatisierung und       in Abstimmung der Lehrveranstaltungen
halbjährlich einberufenen „Runden            Digitalisierung sind wichtige Bestandteile   in den virtuellen Modulen gestaltet. Die
Tisch“ mit der Hochschule aus und            des Studiums und damit auch der Projekt-     Bewertung am Ende des Semesters erfolgt
berichten seit dem Start von einem effi-     arbeiten. Die Betreuung erfolgt durch die    mittels einer Projektpräsentation.
zienten, gewinnbringenden Bildungs-          Dozenten der Hochschulen und durch
konzept für die Region.                      Mitarbeiter von Grenzebach.                     Da ein wesentliches Qualifikationsziel
                                                                                          die Vorbereitung der späteren Absol-
   Das Teilzeitstudium hat zum Ziel,                                                      venten auf den Arbeitsalltag in Industrie
durch das Angebot an Lernorten außer-        Studienkonzept                               4.0 ist, rückt auch das Prüfungskonzept
halb der Hochschulstädte und durch                                                        explizit das kompetenzorientierte Prüfen
digitale Lernangebote den Zugang zum         Das Studienkonzept besteht aus Orien-        in den Vordergrund. Deswegen werden
Studium in der Region zu erleichtern. Es     tierungs- und Vertiefungsphase. Erste-       die kognitiven Kompetenzen im Theorie-
richtet sich an Techniker und Meister, die   re umfasst ingenieurwissenschaftliche        modul im Online-Modul und die anwen-
sich berufsbegleitend in Teilzeit weiter-    Grundlagen sowie die Stärkung von            dungsorientierten Kompetenzen im jewei-
bilden möchten, und an Abiturienten          Schlüsselkompetenzen. In der zwei-           ligen Projekt des Semesters abgeprüft.
der Gymnasien und Fachoberschulen,           jährigen Phase handelt es sich um ein
die eine Ausbildung bzw. eine vertiefte      Basisstudium der technikorientierten           Der im Aufbau befindliche Studiengang
Praxis in einer Firma parallel zum Studi-    Domäne MINT als allgemeines Ingeni-          erhielt in diesem Jahr den Sonderpreis
um anstreben. Für diese Zielgruppen          eurstudium. Die anschließende Vertie-        „Maschinenhaus 2017“ vom VDMA.
entstehen so flexible Studienmöglich-        fungsphase ist der Thematik Industrie 4.0
keiten, die sich an konkreten Bedarfsla-     gewidmet. Der Studiengang folgt einer                       Nik Klever/Ulrich Thalhofer
gen der Studierenden und der Unterneh-       einheitlichen Struktur bei der Konzentra-
men in der Region ausrichten.                tion auf thematische Blockphasen und

                                                                                                 Die Meldungen in dieser Rubrik,
                                                                                                       soweit sie nicht namentlich
                                                                                                    gekennzeichnet sind, basieren
                                                                                                auf Pressemitteilungen der jeweils
                                                                                                         genannten Institutionen.

DNH 05 | 2017
Hochschule für die Region - Hochschullehrerbund
8   Titel: Hochschule für die Region

Kompetenzzentrum für Unter-
nehmertum und Mittelstand
Die Hochschule Flensburg hat ihre Forschungs- und Transferaktivitäten für
Existenzgründer und mittelständische Unternehmen gemeinsam mit der Europa-
Universität Flensburg im hochschulübergreifenden Dr. Werner Jackstädt-Zentrum
(DWJZ) zusammengeführt. Von dem breit gefächerten Leistungsangebot profitieren
vor allem die regionale Wirtschaft und die Studierenden der beiden Flensburger
Hochschulen. | Von Prof. Dr. Dr. Rainer Kreuzhof

                                                                   Im Jahre 2011 konnten die beiden Flens-     Arbeitsweise und Wirkung für die Region
                                                                   burger Hochschulen ihre bereits vorhan-
                                                                   denen wirtschaftswissenschaftlichen         Die Professorinnen und Professoren
                  Foto: Remmer, Flensburg

                                                                   Kompetenzen im Bereich der Gründungs-       der Hochschule Flensburg widmen sich
                                                                   und Mittelstandsforschung mit Mitteln       innerhalb des Jackstädt-Zentrums primär
                                                                   der Jackstädt-Stiftung aus Wuppertal        der praxisorientierten Forschung und
                                                                   sowie der regionalen Wirtschaft zusam-      dem Wissenstransfer. Dabei erfolgt die
                                                                   menführen und vertiefen. Inzwischen         Finanzierung überwiegend aus zusätz-
                                                                   wird das Zentrum auch aus Landesmit-        lich eingeworbenen öffentlichen und
          Prof. Dr. Dr. Rainer Kreuzhof                            teln und den Haushalten der Hochschu-       privaten Drittmitteln. Durch die im
                                                                   len finanziert und die dauerhafte Verste-   Zuge der Grundfinanzierung aufge-
 Professor für ABWL, insb. Human Resource                          tigung ist geplant. Für die Hochschule      bauten personellen Ressourcen konnte
         Management und Wirtschaftsethik                           Flensburg boten sich durch die hoch-        ein umfassendes Know-how sowohl beim
                    Fachbereich Wirtschaft                         schulübergreifende Zusammenarbeit           Antrags- als auch beim anschließenden
Sprecher des Dr. Werner Jackstädt-Zentrums                         und die finanzielle Förderung verschie-     Projektmanagement aufgebaut werden,
                                  Flensburg                        dene Vorteile: (1) Die Hochschule konn-     das in entsprechenden Erfolgen bei der
                                                                   te ihre Nachteile in der Forschungsstruk-   Drittmitteleinwerbung und Projektbe-
                                            Hochschule Flensburg   tur, wie der fehlende Mittelbau und eine    arbeitung sichtbar wird. Die Arbeitsbe-
                                             Kanzleistraße 91–93   hohe Lehrverpflichtung, entscheidend        reiche des Zentrums umfassen ein breites
                                                24943 Flensburg    mildern. (2) Durch die Kooperation erga-    Themenspektrum, das von Academic &
                                                                   ben sich zudem verbesserte Möglich-         Green Entrepreneurship, über Entre-
           rainer.kreuzhof@hs-flensburg.de                         keiten zur kooperativen Promotion, die      preneurship Education, Wissens- und
                       www.hs-flensburg.de                         kurze Zeit später sogar in die Möglich-     Nachfolgemanagement, Innovations-
               www.jackstaedt-flensburg.de                         keit der Zweitmitgliedschaft von Profes-    management, Corporate Governance,
                                                                   sorinnen und Professoren an der Euro-       Personalentwicklung und Weiterbildung,
                                                                   pa-Universität Flensburg und damit zum      Wandel und Organisationsentwicklung
                                                                   mittelbaren Promotionsrecht führten. (3)    bis zum Regional- und Nachhaltigkeits-
                                                                   Die entstandenen personellen Ressour-       management reicht (Winde et al., 2017).
                                                                   cen und die Zusammenarbeit führten
                                                                   ferner zu verbesserten Chancen bei der        Sichler und Heimerl (2012) unter-
                                                                   Einwerbung von zusätzlichen projektbe-      scheiden bei der praxisorientierten
                                                                   zogenen Drittmitteln.                       Forschung unterschiedliche Abstufungen
                                                                                                               im Spannungsfeld zwischen Grund-
                                                                                                               lagenforschung und Beratung. Durch

                                                                                                                                           05 | 2017 DNH
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                                                                           „Durch die systematische Vernetzung
                                                                           und Einbeziehung des Jackstädt-
                                                                           Zentrums in das Regionalmanagement
                                                                           und die damit verbundene wissen-
                                                                           schaftliche Begleitung regionaler
                                                                           Entwicklungen können veränderte
                                                                           Rahmenbedingungen bzw. Risiken für
                                                  Foto: wangbin123RF.com

                                                                           die Unternehmen der Region leichter
                                                                           aus eigener Kraft bewältigt werden.“

die hochschulübergreifende Zusammenarbeit mit                              Forschungs- und Transferaktivitäten des Dr. Werner
der Europa-Universität Flensburg kann das damit                            Jackstädt-Zentrums der letzten Jahre haben zu der
verbundene Spektrum an Forschungsansätzen in                               Erkenntnis geführt, dass Regionen als integrierter
hohem Maße ausgeschöpft werden. Soweit in den                              Wirtschafts- und Lebensraum zu begreifen sind. Im
Projekten der Forschungsansatz der Aktionsforschung                        Grenzbereich zwischen volkswirtschaftlicher Regio-
bzw. der Partizipativen Forschung zur Anwendung                            nalökonomie und betriebswirtschaftlichem System-
kommt, geschieht dies häufig in Form von „Modell-                          Umwelt-Management hat sich dabei bereits seit einiger
beratungen“, bei denen vor allem Umsetzungspro-                            Zeit die Idee eines Regionalmanagements etabliert, das
zesse mit situativen Ausprägungen bei der Konzi-                           sich mit der Initiierung und Weiterentwicklung von
pierung und Einführung von Problemlösungen und                             regionalen Entwicklungsprozessen befasst. Zu den
den damit verbundenen Erfolgsfaktoren und Hemm-                            Akteuren des Regionalmanagements gehören neben
nissen Gegenstand der Betrachtung sind. Als Hoch-                          Kammern/Verbänden und Wirtschaftsförderungsge-
schuleinrichtung ist das Jackstädt-Zentrum der Lehre,                      sellschaften auch die Hochschulen mit ihren spezi-
der Forschung und dem Wissenstransfer verpflichtet                         fischen Leistungen in Lehre, Forschung und Wissens-
und bietet dementsprechend keine klassische Unter-                         transfer (Kreuzhof et al., 2015).
nehmensberatung an. Eine Besonderheit im Wissens-
transfer bildet innerhalb des Jackstädt-Zentrums das                       Durch die systematische Vernetzung und Einbezie-
Jackstädt-Entrepreneurship-Center (JEC), das Studie-                       hung des Jackstädt-Zentrums in das Regionalma-
rende sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei                           nagement und die damit verbundene wissenschaft-
konkreten Gründungen unterstützt und auch Arbeits-                         liche Begleitung regionaler Entwicklungen können
plätze in einem Gründerraum zur Verfügung stellt.                          veränderte Rahmenbedingungen bzw. Risiken für
Bisher wurden dort annähernd 200 Gründungspro-                             die Unternehmen der Region leichter aus eigener
jekte begleitet. Für die Kommunikation innerhalb der                       Kraft bewältigt werden. Diese Stärkung der eigen-
Wissenschaft sowie zwischen Wissenschaft und Wirt-                         ständigen Problembewältigungsfähigkeit innerhalb
schaft stehen verschiedene Veranstaltungsformate                           der Region ist aber die Grundidee des aus der Ökolo-
sowie die Publikationsreihen „Flensburger Schriften                        gie stammenden Resilienz-Ansatzes (Christmann et
für Unternehmertum und Mittelstand“ im Hampp-                              al., 2011). Vor diesem Hintergrund hat die Hoch-
Verlag bzw. „Flensburger Hefte für Unternehmer-                            schule Flensburg im Rahmen der BMBF-Förderiniti-
tum und Mittelstand“ als Download zur Verfügung.                           ative „Innovative Hochschule“ den Antrag „Grenz-
                                                                           land INNOVATIV Schleswig-Holstein (GrINSH)“ mit
  Welche Bedeutung hat das Jackstädt-Zentrum nun                           einem Förderzeitraum von fünf Jahren gestellt. Der
für den Landesteil Schleswig, in dem die Hochschule                        Antrag verfolgt das Ziel, die zahlreichen Koopera-
Flensburg beheimatet ist, und wie kann diese beschrie-                     tionen, Projekte und Aktivitäten in den Bereichen
ben werden? Die abgeschlossenen und laufenden                              Forschung, Entwicklung und daraus resultierend den

DNH 05 | 2017
Hochschule für die Region - Hochschullehrerbund
10 Titel: Hochschule für die Region

                                                                                                                       Foto: Hochschule Flensburg/Dewanger
Arbeit im Gründerraum: das Jackstädt-Entrepreneurship-Center (JEC)

Technologie- und Wissenstransfer in der nördlichen
(Grenz-)Region Schleswig-Holsteins strategisch auszu-
bauen und stärker zu vernetzen. Neben dem Teil-
projekt „VentureWerft – Start-up Community Flens-               „Die Professorinnen und
burg“ ist das Jackstädt-Zentrum im Rahmen des die
gesamte Hochschule betreffenden Antrags auch in                 Professoren der Hochschule
die teilprojektübergreifende Aufgabe des Regional-
managements und die Verbindung zu den Stakehol-                 Flensburg widmen sich
dern der Hochschule eingebunden. Der Antrag der
Hochschule Flensburg wurde inzwischen zur Förde-                innerhalb des Jackstädt-
rung ausgewählt, sodass der Maßnahmenbeginn für
Januar 2018 vorgesehen ist (GWK, 2017).                         Zentrums primär der praxis-
                                                                orientierten Forschung und
Wechselwirkung zwischen Lehre, Forschung und
Wissenstransfer                                                 dem Wissenstransfer.“
Dass Lehre, Forschung und Wissenstransfer sich wech-
selseitig stützen, ist selbstverständlich. Wie geschieht
dies aber im Rahmen des Jackstädt-Zentrums konkret?            Beratungsprojekte in mittelständischen Unternehmen
Zunächst einmal bietet die Hochschule Flensburg im             unter der Betreuung von Jackstädt-Zentrumsmitglie-
Master Business Management einen Studienschwer-                dern durchgeführt werden. Ebenso bietet das Zentrum
punkt „SME-Management & Entrepreneurship“ an,                  im Umfeld von Projekten Praktika und auch Bache-
der durch Mitglieder des Jackstädt-Zentrums betreut            lor- bzw. Masterarbeiten an. Und schließlich führen
wird, sodass die aktuellen Erkenntnisse aus Forschung          die schon angesprochenen verbesserten Promotions-
und Wissenstransfer einfließen können (die Europa-             möglichkeiten auch zu entsprechenden Promotions-
Universität hat ein vergleichbares Angebot). Und auch          vorhaben im Kompetenzfeld von Unternehmertum
im Bachelor Betriebswirtschaft nutzen die Mitglieder           und Mittelstand.
des Jackstädt-Zentrums – natürlich je nach Profession
– die gewonnenen Erkenntnisse in den unterschied-                 Im Ergebnis konnte sich das Dr. Werner Jackstädt-
lichsten Lehrangeboten. Darüber hinaus gibt es aber            Zentrum so als ein wichtiges profilbildendes Element
noch spezielle Formate, in denen Lehre, Forschung              am Hochschulstandort Flensburg etablieren. Dies
und Wissenstransfer miteinander verknüpft werden.              zeigt sich auch darin, dass das Zentrum durch den
So wird neben der schon erwähnten Gründungsbe-                 Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft vor
treuung von Studierenden unter anderem ein Ergän-              allem unter dem Aspekt der Hochschulkooperation
zungsmodul „Consulting – Personal- und Organisati-             als modellhaftes Beispiel in einer Fallstudie präsen-
onsberatung“ angeboten, bei der kleinere studentische          tiert wurde (Winde et al., 2017).

                                                                                                                                                             05 | 2017 DNH
11

Regionalmanagement
Infrastruktur für die Wirtschaft als Vernetzung wirtschaftsrele-
vanter Akteure mit sich ergänzenden Aufgabenschwerpunkten

                                                                                                                               Grafik: DWJZ
  Literatur
  Christmann, Gabriela; Ibert, Oliver; Kilper, Heiderose; Moss, Timophy u. a. (2011): Vulnerabilität und Resilienz in sozio-
     räumlicher Perspektive. Begriffliche Klärungen und theoretischer Rahmen. Working Paper. Leibniz-Institut für Regional-
     entwicklung und Strukturplanung. Erkner. Download: http://www.irs-net.de/download/wp_vulnerabilitaet.pdf – Abruf
     am 11.06.2015

  Gemeinsame Wissenschaftskonferenz GWK (2017): Bund-Länder-Initiative zur Förderung des forschungsbasierten Ideen-,
    Wissens- und Technologietransfers an deutschen Hochschulen – „Innovative Hochschule“. Liste der zur Förderung ausge-
    wählten Hochschulen und Hochschulverbünde. Download: https://bmbf.de/files/Liste%20InnovativeHochschule_gefoer-
    derte%20Vorhaben.pdf – Abruf am 19.07.2017

  Kreuzhof, Rainer; Möller, Helge; Schröder, Kerstin; Schüssler, Barbara (2015): Wirtschaft Arbeit Leben. Von der familien-
     bewussten Personalpolitik zum nachhaltigen Regionalmanagement. In: Flensburger Hefte zu Unternehmertum und
     Mittelstand. Hrsg: Dr. Werner Jackstädt-Zentrum für Unternehmertum und Mittelstand Flensburg. Heft Nr. 9. Flensburg,
     S. 1–57. Download: http://www.jackstaedt-flensburg.de/wp-content/uploads/2015/06/DWJZ-Heft-Nr.-9-WAL-Regio-
     nalmanagement.pdf – Abruf am 19.07.2017

  Sichler, Ralph∞ Heimerl, Peter (2012): Praxisorientierte Forschung in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an Fachhoch-
     schulen. In: Zeitschrift für Hochschulentwicklung. Jg. 7, Nr. 2.; S. 99–116. Download: http://www.wissenschaftsma-
     nagement-online.de/sites/www.wissenschaftsmanagement-online.de/files/migrated_wimoarticle/SichlerHeimerl.pdf -
     Abruf am 19.07.2017

  Winde, M.; Dauchert, A.; Leusing, B.; Meyer-Guckel, Volker (2017): Vom Hochschul- zum Standortprofil. Kooperationen von
    Universitäten und Fachhochschulen – Strategien und Fallbeispiele. Essen. (Veröffentlichung voraussichtlich Oktober 2017)

DNH 05 | 2017
12 Titel: Hochschule für die Region

Studieren, wo der Mensch zählt
Die Hochschule Rosenheim fördert im Rahmen der Regionalisierungsstrategie
dezentrale Studienstandorte und verbessert damit die Ausbildung von Fachkräften
für die Region in der Region. Der Campus Mühldorf a. Inn setzt dabei neben dualen
Studiengängen auf Blended-Learning-Konzepte. | Von Prof. Dr. Sabina Schutter,
Prof. Dr. Katharina Lüftl, Prof. Dr. Julian Löhe

                                                    Der Campus Mühldorf am Inn bildet           Abschluss Bachelor of Science in der Pfle-
                                                    einen der zwei Außenstandorte der Hoch-     ge. Ziel ist es, dass die Absolvierenden
                                                    schule Rosenheim, die unter anderem         wissenschaftsbasiertes Wissen situations-
                                                    im Rahmen der Struktur- und Regiona-        und kontextbezogen auf den individu-
                                                    lisierungsstrategie des Freistaats Bayern   ellen Pflegeempfänger anwenden und so
                                                    gefördert werden. Seit 2014 werden in       zu einer Weiterentwicklung der Pflege-
                  Foto: privat

                                                    Bayern gezielt Standorte der Hochschu-      qualität beitragen. Um Zugang zu diesem
                                                    len für angewandte Wissenschaften und       Wissen zu haben und Kompetenzen für
                                                    der technischen Hochschulen ausgebaut,      wissenschaftlich fundiertes Pflegehandeln
               Prof. Dr. Sabina Schutter            um ein wohnortnahes Studium zu ermög-       zu entwickeln, benötigt ein Teil der pflege-
                   Wissenschaftliche Leitung        lichen und die wissenschaftliche Infra-     rischen Berufsgruppe eine hochschulische
                    Campus Mühldorf a. Inn          struktur zu stärken.                        Erstausbildung. Darüber hinaus vermit-
          Sabina.Schutter@fh-rosenheim.de                                                       telt das Studium vertiefte kommunikative
                                                      Mittlerweile werden am Campus Mühl-       Kompetenzen, um Pflegeempfängerinnen
                                                    dorf fünf Studiengänge angeboten, die       und -empfänger und ihre Bezugspersonen
                                                    sich sowohl an Berufserfahrene wie auch     zu pflegerelevanten Fragen professionell
                                                    an grundständig Studierende richten.        beraten zu können.

                                                      Mit den berufsbegleitenden Studien-          Der Studiengang Pädagogik der Kind-
                                                    gängen Maschinenbau und Betriebswirt-       heit und Jugend verfolgt ebenfalls ein
                  Foto: privat

                                                    schaft, die durch die Academy for profes-   duales Konzept. Studierende können seit
                                                    sionals angeboten werden, startete der      2016 parallel ihre Ausbildung als staat-
                                                    Campus Mühldorf im Jahr 2014. Studie-       lich anerkannte Erzieherin bzw. Erzie-
                Prof. Dr. Katharina Lüftl
                                                    rende haben so die Möglichkeit, zeit-       her und ihren akademischen Abschluss
      Professorin für Pflegewissenschaft mit
                                                    gleich zu studieren und ihre Berufstätig-   als Kindheitspädagogin bzw. -pädago-
Schwerpunkt Pflegedidaktik und Pflegepraxis
                                                    keit weiter zu verfolgen.                   ge erwerben. Die Kooperation mit vier
         Katharina.Lueftl@fh-rosenheim.de
                                                                                                Fachakademien für Sozialpädagogik in
                                                      Neben den berufsbegleitenden Studi-       der Region ermöglicht die Anerkennung
                                                    engängen wird der Schwerpunkt auf die       von Teilen der Erzieherausbildung für den
                                                    Entwicklung sozial- und gesundheitswis-     Abschluss als Bachelor of Arts in Päda-
                                                    senschaftlicher Studienmöglichkeiten        gogik der Kindheit und Jugend. Etwa die
                                                    gelegt.                                     Hälfte der aktuell Studierenden verfügt
                                                                                                bereits über einen Abschluss als Erzie-
                  Foto: privat

                                                                                                herin bzw. Erzieher und kann so das
                                                    Duales Studienangebot etabliert             Studium in Teilzeit absolvieren. Mit der
                                                                                                Akademisierung des Fachpersonals in der
                     Prof. Dr. Julian Löhe          Mit dem Studiengang Pflege eröffnete der    Elementarpädagogik werden zwei wich-
            Professor für Sozialmanagement          Campus Mühldorf im Herbst 2015 die          tige Ziele verfolgt: Erstens soll die Akade-
             Julian.Loehe@fh-rosenheim.de           Möglichkeit des dualen Studiums. Das        misierung die Erhöhung und Absicherung
                                                    duale Studienmodell bietet dabei eine       der Qualität der frühen Bildung ermögli-
                            Hochschule Rosenheim    enge zeitliche und inhaltliche Verzah-      chen, zweitens erwerben die Studierenden
                           Campus Mühldorf a. Inn   nung von Ausbildung und Studium. Die        durch den Sozialmanagement-Schwer-
                                                    Studierenden erwerben nach drei Jahren      punkt die Kompetenzen, Leitungsfunk-
                     Am Industriepark 33
                                                    den Abschluss als staatlich geprüfte/r      tionen in Kindertageseinrichtungen
                   84453 Mühldorf a. Inn
                                                    Gesundheits- und Krankenpfleger/in oder     zu übernehmen. Die bisherigen Erfah-
                www.campus-muehldorf.de
                                                    Altenpfleger/in sowie den akademischen      rungen und Rückmeldungen zeigen, dass

                                                                                                                               05 | 2017 DNH
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das regionale Studienangebot insbesondere auch für
Studierende mit Familie attraktiv ist.

  Zum Wintersemester 2017/18 beginnt am Campus            „Nicht mehr das Wissen der Lehrenden,
Mühldorf am Inn der grundständige Studiengang
Soziale Arbeit (B. A.). Damit wird der Fokus im Bereich   sondern die Befähigung der Studierenden
Gesundheits- und Sozialwissenschaften weiter ausge-
baut, ein Schwerpunkt, den der Campus mit dem             und deren Konstruktionsprozesse von
Slogan „Studieren, wo der Mensch zählt“ unter-
streicht. Mit aktuell 130 Studierenden und circa 150      Wissen stehen im Zentrum.“
Neu-Immatrikulierten zum Wintersemester 2017/18
wird sich die Studierendenzahl am Campus mehr als
verdoppeln. Daher ist ein Umzug in ein neu bereitge-
stelltes Interimsgebäude notwendig, ein Neubau ist        Unternehmen ergeben sich dabei Herausforderungen
bereits in Planung, die Fertigstellung steht für 2022     in der Koordination. Insbesondere da in einer Studi-
an. Sowohl im Interimsbau wie auch im Neubau              enkohorte teilweise mit unterschiedlichen Koopera-
werden die räumlichen und technischen Bedin-              tionspartnern zusammengearbeitet wird, besteht die
gungen für innovative Hochschullehre geschaffen.          Notwendigkeit (zeitliche) Abläufe von ganz unter-
                                                          schiedlichen Organisationen zusammenzuführen.
                                                          Durch vernetzte Lernphasen ist in der Onlinelehre
Paradigmenwechsel in der Hochschullehre                   eine Expansion von Lernzeiten (vgl. Schulmeister
                                                          2006, S. 206 f.) möglich, z. B. durch
Die Bologna-Reform hat neue Perspektiven für die
Lehre aufgeworfen, indem nicht mehr der Aufwand              Vorlesungsaufzeichnung,
der Lehrenden im Zentrum steht, sondern Lernende             asynchrone Kommunikationsmedien, z. B. Foren
mit ihrem Arbeitsaufwand und den Kompetenzen                 und Wiki-Umgebungen, sowie
(„shift from teaching to learning“). Damit ist nach          selbst organisierte Lernprozesse und Nutzung von
Bachmann (2014) vor allem gemeint, dass Studie-              Kleingruppen zur (kollegialen) Onlineberatung.
rende befähigt werden, sowohl das Leben in einer
modernen Gesellschaft zu bewältigen, als auch am             Das starre Festhalten an Präsenzplänen wird
Fortschritt mitzuwirken. Von dieser Leistung muss         dadurch obsolet; einzelne Präsenztermine können
demnach abgeleitet werden, was und wie gelernt            in Online-Lehrarrangements umgewandelt werden,
werden soll (vgl. Bachmann 2014, S. 13).                  wodurch eine gesteigerte Flexibilität und damit eine
                                                          bessere Vereinbarkeit des Studiums mit anderen Insti-
  Internetbasierte und virtuelle Lernwelten sind          tutionen, aber auch mit unterschiedlichen Lebens-
durch die Besonderheit des Mediums stärker auf            situationen der Studierenden (Stichwort Vereinbar-
Eigenaktivität angewiesen (vgl. Tillmann/Voll-            keit Studium und Familie) ermöglicht wird. Dadurch
brecht 2006, S. 173), weshalb sie sich besonders gut      werden auch Hürden für ältere und beruflich quali-
als didaktisches Medium zur Wissenskonstruktion           fizierte Personen zur Aufnahme eines Studiums
eignen. Blended Learning wird in diesem Zusam-            gesenkt. Die mehrheitlich sozial ausgerichteten Studi-
menhang als eine Kombination von Präsenz- und             engänge am Campus Mühldorf a. Inn sprechen damit
Onlinelehre verstanden.                                   auch Personen an, die aufgrund von (noch) anhal-
                                                          tenden Familienphasen örtlich stark gebunden sind,
                                                          aber eine berufliche (Weiter-)Qualifizierung anstre-
Mithilfe von Blended-Learning-Grenzen in der Hoch-        ben. Schulabgängerinnen und Schulabgänger können
schullehre überwinden                                     durch ein qualifizierendes Studienangebot besser
                                                          in der Region gehalten werden, mit der Folge, dass
Eine wichtige Perspektive der Hochschule für die          „High Potentials“ in der Region für die Region ausge-
Region ist dabei die Entwicklung und Anwendung            bildet werden. Vorhandene Kontakte zwischen Betrie-
innovativer Lehr-Lern-Arrangements. Nicht nur aus         ben und Studieninteressierten können ggf. in dualen
didaktischen Gründen, sondern auch zur Überwin-           Studienformen münden. Dadurch bietet der regio-
dung von Grenzen, vor allem in zeitlicher und räum-       nale Campus Unternehmen im ländlichen Raum
licher Hinsicht.                                          eine Möglichkeit zur gezielten Fachkräftesicherung.
                                                          Für die Region entsteht so eine Win-win-Situation.

Zeitliche Grenzen
                                                          Räumliche Grenzen
Zeitliche Grenzen ergeben sich unter anderem durch
die Dualität von Studienangeboten. Im Rahmen der          Mit der Überwindung räumlicher Grenzen ist nicht
regionalen Vernetzung ist die Dualität ein wichtiger      das Lernen von jedem Ort aus gemeint, sondern viel-
Faktor für den Campus Mühldorf a. Inn. In Zusam-          mehr das Einrichten „virtueller Welten“. Im traditio-
menarbeit mit anderen Bildungsinstitutionen und           nellen Lernen ist es erforderlich, dass alle Lernobjekte

DNH 05 | 2017
14 Titel: Hochschule für die Region

                               (lokal und präsent) real sind. Durch die onlinege-              Sinnvolle Ergänzung des Blended Learning durch
                               stützte Lehre verändert sich dieser Grundsatz, denn             das Learning Lab
                               sowohl Lernobjekte als auch Lernorte können virtu-
                               ell zum Einsatz kommen, z. B. durch                             Ergänzt wird das Konzept der Onlinelehre in Mühl-
                                                                                               dorf a. Inn durch ein Learning Lab, in dem sich
                                  virtuelle Labore,                                            Studierenden vor Ort mit digitalen Medien vertraut
                                  virtuelle Exkursionen,                                       machen können. Das Learning Lab dient der Erpro-
                                  virtuelle Patienten, Klienten, Kinder und                    bung neuer Lehr- und Lernsituationen, sowohl durch
                                  virtuelle Gänge durch Lernorte                               den Einsatz verschiedener digitaler Medien als auch
                               (vgl. Schulmeister 2006, S. 206 f.).                            durch flexible Raumlösungen. Den Studierenden
                                                                                               wird so ermöglicht, ihre Ideen technisch umzusetzen.
                                  Damit wird auch die Zusammenarbeit mit ande-                 Gleichzeitig soll das Learning Lab Akteuren aus der
                               ren Institutionen besser ermöglicht, indem virtuelle            Region zur Verfügung stehen, so zum Beispiel Trägern
                               Räume gemeinsam genutzt werden können. Auch                     von Einrichtungen oder Kindertageseinrichtungen,
                               ein dezentraler Campus hat so die Möglichkeit der               um Teamprozesse zu steuern oder kleinere Veran-
                               Vernetzung mit (wissenschaftlichen) Einrichtungen               staltungen durchzuführen. Da Mobiliar und Mate-
                               in Ballungszentren. Ein dezentraler Campus in länd-             rial für Erwachsene und Kinder angeschafft wird, ist
                               lichen Regionen kann damit gleichzeitig „nah am                 perspektivisch auch die Durchführung einer Kinder-
                               Menschen“ sein, ohne inhaltlich den Anschluss an                Universität geplant.
                               den wissenschaftlichen Diskurs in einer Disziplin
                               einzubüßen.
                                                                                               Forschungsaktivitäten
                                 „Nah am Menschen“ sind onlinegestützte Studi-
                               enangebote aber auch, weil benachteiligte Perso-                Die Forschung am Standort Mühldorf untersucht
                               nengruppen so besser in die Lehre mit eingebun-                 Fragen zur Unterstützung gesellschaftlicher Systeme
                               den werden können. Virtuelle Exkursionen sind zum               mit Blick auf demografische und epidemiologische
                               Beispiel in der Regel mit geringeren Hürden für einge-          Veränderungen in den Bereichen Pflege und Päda-
                               schränkte und benachteiligte Studierende verbun-                gogik der Kindheit.
                               den. Damit avanciert Onlinelehre durch eine höhere
                               Individualisierung des Lernens auch zu einem Instru-               Das Projekt Herausforderungen von Kindertagesein-
                               ment von Inklusion.                                             richtungen in einer vielfältigen Gesellschaft (laufend,
                                                                                               in Kooperation mit dem Deutschen Kinderhilfswerk)
                                                                                               vereint die Aspekte Partizipation und Vielfalt. Es
                                                                                               wird untersucht, wie Kitas in den Fokusregionen

                                 Plakat für das erste Mühldorfer Generationengespräch im Juli 2017

                                                                                               Die Stadt Mühldorf a. Inn befindet sich nach Beschluss der Baye-
                                                                                               rischen Staatsregierung aus dem Jahr 2014 in einer Region mit
                                                                                               besonderem Handlungsbedarf, der spezifische Förderung zuteil-
                                                                                               werden soll, u. a. durch Dezentralisierung der Hochschulland-
                                                                                               schaft (BS, 2014). Als Kriterien für die Einstufung als Region mit
                                                                                               besonderem Handlungsbedarf gelten z. B. die Bevölkerungspro-
                                                                                               gnose, die Arbeitslosenquote, die Beschäftigtendichte, die verfüg-
                                                                                               baren Einkommen privater Haushalte und das Wanderungssal-
                                                                                               do der 18- bis unter 30-Jährigen (BL, 2014, S. 2). Vor diesem
                                                                                               Hintergrund entschieden sich die Lehrenden, als Auftaktthema
                                                                                               für das Mühldorfer Generationengespräch die Problemstellung
                                                                                               der demografischen Entwicklung aufzugreifen und ihre Experti-
                                                                                               se mit dem Thema Demenz für die Bevölkerung vor Ort nutzbar
                                                                                               zu machen. Herausgegriffen wurde der Themenkomplex „Mit
                                                                                               Kindern über Demenz sprechen“, da es sich bei diesem um ein
                                                                                               Schnittstellenthema zwischen Pflege und Pädagogik der Kind-
                                                                                               heit und Jugend handelt, zu dem beide Disziplinen fruchtbare
                                                                                               Ansätze einbringen können.

                                                                                               Wenngleich die Resonanz der Auftaktveranstaltung verhalten
                                                                                               war, wurde durch die Anwesenden doch positiv hervorgehoben,
                                                                                               dass sich die Hochschule für die Mühldorfer Gesellschaft öffnet.
                                                                                               Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die Information
Plakat: Hochschule Rosenheim

                                                                                               über diese Öffnung schrittweise, unterstützt durch die Öffent-
                                                                                               lichkeitsarbeit der Hochschule, verbreitet. Deshalb werden auch
                                                                                               bereits Überlegungen zu Folgethemen angestellt, denn wenigs-
                                                                                               tens einmal pro Semester soll das Mühldorfer Generationenge-
                                                                                               spräch in Zukunft stattfinden.

                                                                                                                                                                    05 | 2017 DNH
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Sachsen und Thüringen gesellschaftliche Vielfalt                    Begegnung mit der Bevölkerung stattfinden. Ansät-
sehen, welche Schwierigkeiten ihnen (auch mit Blick                 ze hierfür kann das Konzept der sogenannten drit-
auf rechtsradikale Familien) begegnen und welche                    ten Mission als Leistung der Fachhochschulen für die
Unterstützungsbedarfe bestehen.                                     und mit der Gesellschaft liefern. Unter dem Begriff
                                                                    der dritten Mission werden Aufgaben und Tätigkeits-
  Im Bereich Pflege- und Gesundheitsversorgungs-                    felder gebündelt, die zwar eng mit den anderen zwei
forschung liegen die Schwerpunkte auf der Entwick-                  Missionen Forschung und Lehre verbunden sind,
lung und Evaluation von komplexen Interventionen,                   sich aber auf die Verknüpfung von Hochschule und
die zum Ziel haben, nutzerrelevante Ergebnisse, vor                 ihren Mitgliedern mit der Zivilgesellschaft richten
allem die soziale Teilhabe, zu verbessern, und bei der              (Roessler et al., 2015, S. 4).
nutzerzentrierten Untersuchung und nachhaltigen
Implementierung von technischen Innovationen im                        Ein Teil solcher Aktivitäten kann beispielsweise
Bereich Gesundheit, Alter und Pflege. Drei Projekte                 darin bestehen, in Form von öffentlichen Vorle-
werden aktuell durchgeführt:                                        sungen und Seminarreihen Bildungsmaßnahmen
                                                                    für die Bevölkerung anzubieten (Roessler et al., 2015,
   Im Projekt MobilE-PHY (ein Teilprojekt des                       S. 8). Um hierfür ein geeignetes Format zu begründen,
   „Münchener Netzwerks für Versorgungsforschung-                   wurde am Campus Mühldorf a. Inn das sogenann-
   MobilE-NET“) steht im Vordergrund, wie die soziale               te Mühldorfer Generationengespräch (siehe Abbil-
   Teilhabe von älteren Menschen mit Schwindel und                  dung 1) ins Leben gerufen, eine kostenlose Ring-
   Gleichgewichtsstörungen verbessert werden kann.                  vorlesung zu generationenübergreifenden Themen.
   Im Projekt MobIPaR wird ein robotisches Mobili-                  Diese soll den Dialog mit den Menschen direkt vor
   sationshilfsmittel für die Intensivpflege entwickelt,            Ort eröffnen und die Hochschule mit ihrem gesund-
   welches die Häufigkeit der Mobilisation verbessern               heits- sowie sozialwissenschaftlichen Fachwissen
   und gleichzeitig die Pflegekräfte entlasten soll.                greifbar machen. Der Begriff des Generationenge-
   Im Projekt JointConEval wird in einer kontrol-                   sprächs soll verdeutlichen, dass Themen herausge-
   lierten Vergleichsgruppenstudie (mit Cluster-RCT)                griffen werden, die generationenübergreifend rele-
   die Wirksamkeit einer Intervention für Pflege-                   vant sind und bei denen ein Austausch zwischen
   heimbewohner mit Einschränkungen der Gelenk-                     den Generationen neue Perspektiven eröffnen kann.
   beweglichkeit hinsichtlich sozialer Teilhabe unter-              Die inhaltliche Gestaltung übernehmen die Profes-
   sucht.                                                           sorinnen und Professoren der Studiengänge Pfle-
                                                                    ge sowie Pädagogik der Kindheit und Jugend. Auch
                                                                    hochschulexterne Expertinnen und Experten werden
Ausblick                                                            als Referentinnen und Referenten zu den jeweiligen
                                                                    Themenabenden eingeladen, die Raum für Fragen
Während am dezentralen Campus Mühldorf a. Inn                       und Diskussionen geben.
bisher zunächst die Entwicklung eines modernen
Lehrbetriebs, der Aufbau einer dezentralen Fachbi-
bliothek, die Beziehungsgestaltung mit zahlreichen                  Weiterführende Informationen:
kooperierenden Berufsbildungs- und Praxiseinrich-
tungen für die dualen Studiengänge sowie die Bean-                     http://www.fh-rosenheim.de/die-hochschule/
tragung erster Forschungsprojekte im Vordergrund                       campus-burghausen-muehldorf-a-inn/studien-
gestanden hatten, soll nun auch zunehmend eine                         standorte/campus-muehldorf-a-inn/

  Literatur
  Bachmann, Heinz (2014): Kompetenzorientierte Hochschullehre. Die Notwendigkeit von Kohärenz zwischen Lernzielen,
     Prüfungsformen und Lehr-Lern-Methoden. Bern: hep Verlag. 2., überarbeitete Auflage.

  BS – Bayerische Staatsregierung: Bericht aus der Bayerischen Kabinettssitzung vom 05.08.2014. http://www.bayern.de/
     bericht-aus-der-kabinettssitzung-221/ – Abruf am 9.08.2017

  BL – Bayerischer Landtag: Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Ruth Müller (SPD) vom 24.10.2014. https://s3.kleine-anfra-
     gen.de/ka-prod/by/17/4571.pdf – Abruf am 9.08.2017

  Roessler, Isabel; Duong, Sindy; Hachmiester, Cort-Denis: Welche Missionen haben Hochschulen? Third Mission als Leistung
     der Fachhochschulen für die und mit der Gesellschaft. CHE gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung, Arbeits-
     papier 182, 2015.

  Schulmeister, Rolf (2006): eLearning: Einsichten und Aussichten. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag.

  Tillmann, Angela; Vollbrecht, Ralf (2006): Informelle virtuelle Lerngemeinschaften – das Beispiel Lizzynet. In: Arnold, Rolf/
      Lermen, Markus (Hrsg.): eLearning-Didaktik. Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung. Band 48. Baltmanns-
      weiler: Schneider Verlag Hohengehren. S. 173–186.

DNH 05 | 2017
16 Titel: Hochschule für die Region

Digital und flexibel – ein Studium in
und für die Region
Entwurf und Umsetzung von Studienangeboten unter besonderer Berücksichtigung
regionaler Bedürfnisse | Von Prof. Dr. Antje Wendler und Alexandra Engel

                                                    Ende 2014 schrieb der Freistaat Bayern      umliegenden Städte. Wichtiges Charak-
                                                    einen landesweiten Wettbewerb „Part-        teristikum für beide Regionen ist die stark
                                                    nerschaft, Hochschule und Region“ aus,      mittelständisch geprägte Wirtschaft.
                                                    dessen Ziel es war, Studiengänge in neuer   Während im Landkreis Rothenburg o.
                                                    Form zu fördern, die „besonders bedarfs-    d. Tauber der Tourismus eine besondere
                                                    gerecht und deshalb besonders nachfrage-    Rolle spielt, sind es im Landkreis Milten-
                   Foto: privat

                                                    orientiert auf die Bedürfnisse der Region   berg eine Vielzahl kleiner und mittlerer,
                                                    ausgerichtet“ werden. Die Hochschu-         teilweise hoch spezialisierter, technolo-
                                                    len Ansbach und Aschaffenburg über-         gieorientierter Industrie- und Dienstleis-
                 Prof. Dr. Antje Wendler            zeugten mit ihrem gemeinsamen Antrag        tungsunternehmen. Die Nachfrage dieser
                                                    „RegioBWL – an den Bedarfen der Regi-       Unternehmen nach hoch qualifizierten
  Studiengangsleiterin Betriebswirtschaft für       on orientierte Betriebswirtschaftslehre“    Fachkräften wird gemäß einer Studie
           kleine und mittlere Unternehmen          und erhielten den Auftrag zur Umset-        von Prof. Dr. Erich Ruppert (Hochschu-
                     antje.wendler@h-ab.de          zung der im Antrag skizzierten Studien-     le Aschaffenburg) und Dr. Rainer Behrend
                                                    gänge „Interkulturelles Management“ am      (Geschäftsführer des Behrend-Instituts,
                                                    Standort Rothenburg ob der Tauber in        Frankfurt am Main) zu den „Zukunftsper-
                                                    Mittelfranken sowie „Betriebswirtschaft     spektiven für den Landkreis Miltenberg“
                                                    für kleine und mittlere Unternehmen“        weiter zunehmen. Gleichzeitig wurde in
                                                    am Standort Miltenberg in Unterfranken.     der Studie für den Landkreis Miltenberg
                                                                                                ein im bundesweiten Vergleich unter-
                                                      In diesem Artikel wird beschrieben,       durchschnittlicher Anteil von Hoch-
                  Foto: privat

                                                    wie bei der Entwicklung des Studienan-      schulabsolventen an den Beschäftigten
                                                    gebotes vorgegangen wurde und welche        und eine geringe Frauenbeschäftigten-
                                                    Besonderheiten es bei der Umsetzung         quote diagnostiziert. Aus Sicht der Regi-
                                  Alexandra Engel   gab.                                        onen wären daher Studienangebote sinn-
                                                                                                voll, die dazu beitragen, dass mehr und
                        Projektmitarbeiterin                                                    höher qualifizierte Fachkräfte in der Regi-
                     Fakultätsmarketing WR          Ausgangspunkt: Bedürfnisse der Region       on verbleiben.
                  Alexandra.engel@h-ab.de
                                                    Um ein auf die Bedürfnisse der Region
                 Hochschule Aschaffenburg           abgestimmtes Studienangebot zu entwi-       Abbildung 1:
                        Würzburgerstr. 45           ckeln, galt es zunächst die wichtigsten
                     63743 Aschaffenburg            Trends und Charakteristika der Region
                                                    zu analysieren. Als wichtiger Trend und
                                                    große Herausforderung stellte sich dabei
                                                    sowohl aus der Sicht Westmittelfrankens
                                                    als auch des Landkreises Miltenberg die
                                                    sich abzeichnende negative demogra-
                                                    fische Entwicklung heraus. Beide Regi-
                                                    onen leiden unter dem allgemeinen
                                                    Trend der Abwanderung junger Einzel-
                                                    personen zwischen 18 und 25 Jahren
                                                    sowie junger Familien und Fachkräf-
                                                    te aus den ländlichen Regionen in die

                                                                                                                              05 | 2017 DNH
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