HOFFNUNG HALT statt Zukunftsangst - Statt Uferlosigkeit - st-georg-bocholt.de

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HOFFNUNG HALT statt Zukunftsangst - Statt Uferlosigkeit - st-georg-bocholt.de
HOFFNUNG
       HALT
statt
Statt Zukunftsangst
Uferlosigkeit.

                      WEIHNACHTEN
                              2021
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INHALTSVERZEICHNIS
                                                GOTTESDIENSTE
                                                6     Weihnachten
                                                7     Sondergottesdienste

                                     SEITE 10   HALT STATT UFERLOSIGKEIT
    GLAUBE KANN BERGE VERSETZEN                 10    Glaube kann Berge versetzen
Was gibt mir Halt, in der Kirche zu bleiben?    12    Liebe, und dann tue was du willst
                                                14    Was gibt Halt in der Hospizarbeit?
                                                17    Halt durch die Taufe
                                                18    Ludger Dieckhues im Interview
                                                20    Kinderseelen in der Pandemie
                                                22    Mut machen, Hoffnung schenken (SKM)
                                                24    Schöpfungsverantwortung übernehmen
                                                26    Weihnachten im Altenheim
                                     SEITE 14
                                                PERSONALIEN & KONZEPTE
     HOSPIZARBEIT
                                                27   Immobilienkonzept
Interview mit einer Ehrenamtlichen
                                                28   Wahlen
                                                30   Kinderseiten

                                                AUS DEN GEMEINDEN
                                                34    Suderwick
                                                36    Liedern
                                                37    Stadt
                                                40    Lowick

                                     SEITE 34   KONTAKT
     AUS DEN GEMEINDEN
Informationen und Veranstaltungen

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VORWORT

LIEBE LESERIN,
LIEBER LESER
DES PFARRBRIEFS!
Halt – Haltung – Verhalten, dieser Dreiklang kann          Erst nachdem wir das Thema des Pfarrbriefes festge-
das Leben prägen. Wer einen Halt hat, kann eine            legt hatten, kam es zur Flutkatastrophe in Rheinland-
Haltung entwickeln, die dann ein bestimmtes Ver-           Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Auf brutale Weise
halten hervorbringt. Ein gutes Leben entsteht eben         wurde deutlich, dass Uferlosigkeit – in diesem Fall
nicht durch äußere Beeinflussung des Menschen              der Wasserfluten – lebenszerstörend ist. Es gilt in der
mithilfe von Geboten und Verboten, sondern durch           Natur wie im menschlichen Leben: Ohne Halt, ohne
innere Haltungsentwicklung. Die aber gelingt nur,          Ufer kann das Leben nicht gelingen.
wenn es einen Halt gibt.
                                                           Mögen die Advents- und die Weihnachtszeit für Sie
Da macht das Christentum ein Angebot: Wir glau-            Gelegenheit sein, Halt im Glauben zu finden! Wenn
ben, dass Gott Dreh- und Angelpunkt des Lebens ist.        der Pfarrbrief dazu einen Beitrag gibt, hat er seinen
„Er allein ist letzter Halt“ heißt es im Lied (Gotteslob   Zweck erfüllt.
Nr. 140, 2). In diesem Pfarrbrief finden Sie einige
Artikel, in denen Menschen davon erzählen.                 Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen:
                                                           Frohe und gesegnete Weihnachten!
Das Leben ist bedroht, wenn es uferlos wird. Dafür
gibt es mehrere Ursachen: eine Suchterkrankung,            Pfarrer Matthias Hembrock
Schulausfall wegen der Pandemie, Konfrontation mit
dem Sterben oder Wegfall des gewohnten Zuhau-
ses. Darauf gehen einige Artikel ein und beschreiben
Wege, wie neuer Halt gefunden werden kann.

   WICHTIGER HINWEIS:
   Aufgrund der Covid-Pandemie fallen vielleicht Gottesdienste und Veranstaltungen aus.
   Hier ist der Stand vom 4. Oktober (Redaktionsschluss) wiedergegeben.
   Bitte beachten Sie die aktuellen Veröffentlichungen.

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GOTTESDIENSTORDNUNG FÜR
BOCHOLT ST. GEORG
SONNTAGSMESSEN                              Dienstag
Samstag                                     St. Georg     Innenstadt    08:30 Uhr
St. Bernhard   Lowick        17:00 Uhr      Seniorenresidenz Schanze
St. Norbert    Weststadt     17:00 Uhr      (1x im Monat) 			           10:00 Uhr
St. Georg      Innenstadt    18:00 Uhr      St. Michael Liedern         19:00 Uhr
St. Michael    Liedern       18.30 Uhr
                                            Mittwoch
Sonntag                                     St. Ludgerus Spork 		       08:30 Uhr
St. Klara      Weststadt    08:00 Uhr       St. Michael Suderwick
St. Georg      Innenstadt   09:30 Uhr       (1x im Monat Senioren)      09:15 Uhr
St. Ludgerus   Spork 		     09:30 Uhr
St. Michael    Suderwick    10:30 Uhr       Donnerstag
St. Bernhard   Lowick (WGF*)10:45 Uhr       St. Georg     Innenstadt    08:30 Uhr
St. Georg      Innenstadt   11:00 Uhr       St. Bernhard Lowick         19:00 Uhr
                                            Seniorenzentrum Azurit
                                            (1x im Monat) 			           16:30 Uhr

                                            Freitag
WERKTAGSMESSEN                              St. Georg      Innenstadt   08:30 Uhr
Montag
                                            St. Ludgerus Spork
St. Norbert Weststadt          19:00 Uhr
                                            (Herz-Jesu-Freitag) 		      19:00 Uhr
Seniorenzentrum AWO
(1x im Monat) 			              15:30 Uhr
                                            Samstag
In St. Klara ist jeden Morgen um 7:00 Uhr
                                            St. Georg     Innenstadt    08:30 Uhr
Heilige Messe (eigener Priester).

*WGF= Wort-Gottes-Feier
mit Kommunionspendung

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BESONDERE GOTTESDIENSTE                          BUßE & BEICHTE
IM ADVENT
                                                 BUßGOTTESDIENSTE
St. Georg                                        3. Adventssonntag, 12.12.2021
Sonntag, 12.12.2021                              15.00 Uhr     Bußgottesdienst in St. Ludgerus
11.00 Uhr     Messfeier mit dem Chor „Allegro“   17.00 Uhr     Bußgottesdienst in St. Georg

Sonntag, 19.12.2021                              Montag, 13.12.2021
9.30 Uhr      Messfeier mit Orgelwerken von      19.00 Uhr    Bußgottesdienst in St. Norbert
		            Johann Sebastian Bach
                                                 Dienstag, 14.12.2021
St. Michael, Suderwick                           19.00 Uhr     Bußgottesdienst in St. Michael,
Sonntag, 12.12.2021                              		            Liedern
10.20 Uhr      Messfeier mit dem
		             Frauenbelchbläsertrio             Donnerstag, 16.12.2020
                                                 19.00 Uhr     Bußgottesdienst in St. Bernhard

WÖCHENTLICHE
RORATEGOTTESDIENSTE
                                                 BEICHTZEITEN
Montags 19.00 Uhr in St. Norbert                 allgemein:
Dienstags, 19.00 Uhr in St. Michael, Liedern     • an den Werktagen der Adventszeit
Donnerstags, 19.00 Uhr in St. Bernhard               morgens nach der 8.30 Uhr Messe in St. Georg
Donnerstags, 19.00 Uhr in St. Georg (nicht am    • vor dem Rorategottesdienst:
23.12.)                                              donnerstags 18.00 Uhr in St. Georg
                                                 • samstags von 9.00 - 10.00 in St. Georg
BESONDERE KOLLEKTEN
                                                 Beichtgespräche sind auch nach persönlicher
24./25.12.2021       ADVENIAT                    Absprache mit einem Priester möglich (die Tele-
17.01.2022		         Afrika-Mission              fonnummern stehen auf der Umschlagseite dieses
07.02.2022		         Nordische Diaspora          Pfarrbriefes).
21.03.2022		         MISEREOR                    Jeder Beichtstuhl in St. Georg ist für „Ohrenbeich-
                                                 te“ und Beichtgespräch eingerichtet.
                                                                                                   5
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WEIHNACHTSGOTTESDIENSTE
ST. GEORG                                            ST. KLARA
Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend                  Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend
10.30 Uhr     Weihnachtsgottesdienst Seniorenresi-   18.00 Uhr     Christmette
		            denz Schanze - ACHTUNG: 3G
		            Zugangsvoraussetzung                   Samstag, 25.12.2021, Weihnachten
15.00 Uhr     Krippenfeier                           8.00 Uhr      Messfeier
17.00 Uhr     Christvesper mit dem Kinder- und
		            Teeniechor sowie Birgit-Bußmann-		     Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag
		            Brass-Band
                                                     8.00 Uhr      Messfeier
22.00 Uhr     Christmette mit Kammermusik-
		            Ensemble Maria Brinks
                                                     ST. HELENA
Samstag, 25.12.2021, Weihnachten
                                                     Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag
9.30 Uhr      Festhochamt mit dem Kirchenchor
                                                     9.30 Uhr      Messfeier
		            St. Georg, Orchester und Solisten

Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag           ST. BERNHARD, LOWICK
9.30 Uhr      Messfeier mit der Choralschola         Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend
		            St. Georg
                                                     12:00 – 16:00 Uhr Kirche der offenen Türen
11.00 Uhr     Messfeier
                                                     17.00 Uhr     Messe an Heiligabend

ST. NORBERT                                          Samstag, 25.12.2021, Weihnachten
Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend                  10.45 Uhr     Messfeier
16.00 Uhr     Krippenfeier
18.00 Uhr     Messe an Heiligabend                   Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag
                                                     9.30 Uhr      Wort-Gottes-Feier mit dem
Samstag, 25.12.2021, Weihnachten                     		            Instrumentalkreis Lowick
11.00 Uhr     Messfeier

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ST. MICHAEL, LIEDERN                                ST. MICHAEL, SUDERWICK
Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend                 Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend
16.30 Uhr     Krippenspiel                          16.00 Uhr      Weihnachtliche Besinnung
18.30 Uhr     Messe an Heiligabend                  18.00 Uhr      Messe an Heiligabend

                                                    Samstag, 25.12.2021, Weihnachten
Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag
                                                    10.30 Uhr     Messfeier
11.00 Uhr     Familienmesse
                                                    11.00 Uhr     Messfeier

                                                    Sonntag, 26.12.2020, Fest der Heiligen Familie
ST. LUDGERUS, SPORK                                 10.30 Uhr     Messfeier
Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend
16.00 Uhr      Krippenfeier
18.00 Uhr      Messe an Heiligabend

Samstag, 25.12.2021, Weihnachten
9.30 Uhr      Messfeier

Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag
9.30 Uhr      Messfeier

                                             Friede den
                                             Menschen
                                             auf Erden
                                             Weihnachtskollekte 2021
                                             am 24. und 25. Dezember                                 7
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GOTTESDIENSTE ANFANG DES                        FAMILIENGOTTESDIENSTE
NEUEN JAHRES
                                                St. Georg
St. Georg
Freitag, 31.12.2021, Hl. Silvester              28. November, 11.00 Uhr
18.00 Uhr      Jahresabschlussmesse mit dem     voraussichtlich 09. Januar, 11.00 Uhr
		             Chor „Allegro“                   06.Februar, 11.00 Uhr
                                                06.März, 11.00 Uhr
Samstag, 01.01.2022, Neujahr
                                                03.April, 11.00 Uhr
11.00 Uhr     Messfeier
Donnerstag, 06.01.2022, Erscheinung des Herrn   St. Michael, Liedern
19.00 Uhr     Messfeier                         26. Dezember, 11.00 Uhr

St. Klara                                       St. Ludgerus
Samstag, 01.01.2022, Neujahr,                   28. November, 9:30 Uhr
8.00 Uhr      Messfeier                         11. Dezember, 16.00 Uhr

St. Bernhard, Lowick
Freitag, 31.12.2021, Hl. Silvester
17.00 Uhr      Jahresabschlussmesse             Die Planung der Familiengottesdienste wird nun,
                                                nach der langen coronabedingten Pause, von den
St. Michael, Liedern                            einzelnen Gruppen für 2022 aufgenommen und
Freitag, 31.12.2021, Hl. Silvester              steht zum Redaktionsschluss noch nicht fest.
18.30 Uhr       Jahresabschlussmesse            Die Veröffentlichung erfolgt kurzfristig über Plakate,
Sonntag, 02.01.2022                             Pfarrnachrichten und unsere Website.
11:00 Uhr     Messfeier

St. Ludgerus
Samstag, 01.01.2022, Neujahr
9.30 Uhr      Messfeier

8
HOFFNUNG HALT statt Zukunftsangst - Statt Uferlosigkeit - st-georg-bocholt.de
DIE STERNSINGER KOMMEN
Am 08. und 09. Januar sind die kleinen und großen
Könige der Pfarrei St. Georg wieder in den Straßen von
Bocholt unterwegs. Die Aktion steht dieses Jahr unter
dem Motto

„Gesund werden, gesund bleiben – ein Kinderrecht
weltweit!“ Bei ihrem Besuch bitten unsere Sternsinger
um Ihre Unterstützung für Hilfsprojekte in Afrika, Asien,
Lateinamerika, Ozeanien und Osteuropa.
Die Sternsinger wünschen Ihnen Gottes Segen zum neuen
Jahr. Auf Wunsch schreiben sie nach altem Brauch den
Segensspruch an die Tür: Christus Mansionem Benedicat
– Christus segne dieses Haus.

In den Pfarrbüros können auch nach der Aktion geseg-
nete Schilder abgeholt werden, falls Sie keinen Besuch
bekommen haben.

MACH MIT BEIM STERNSINGEN!
Gehst du mit? Möchtest du dabei sein, wenn Sternsinger-
gruppen in ganz Deutschland den Menschen den Segen
bringen? Möchtest du mithelfen, dass es Kindern in Not
überall auf unserer Erde besser geht? Dann melde Dich
an!

Weitere Informationen werden auf unserer Homepage:
http://www.st-georg-bocholt.de veröffentlicht oder kön-
nen direkt bei Jugendreferentin Kerstin Arping (arping@
bistum-muenster.de) erfragt werden.

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HOFFNUNG HALT statt Zukunftsangst - Statt Uferlosigkeit - st-georg-bocholt.de
GLAUBE KANN
BERGE VERSETZEN
   Was gibt mit Halt, in der Kirche zu bleiben? Wir        matkirche wird zum Ende dieses Jahres einer anderen
haben unsere Pastoralreferentin Claudia Schmeing           Nutzung zugeführt und nicht mehr als Kirche nutzbar
danach gefragt.                                            sein. Um mich von diesem Gebäude, mit dem ich viele
                                                           Erinnerungen und aktuelle Erfahrungen verbinde, zu
Glaube kann Berge versetzen. Diese Erfahrung durfte ich    verabschieden, besuche ich dort, wann es geht, weiterhin
in meinem bisherigen Leben dankenswerterweise schon        gerne die Gottesdienste.
mehrfach machen. Und selten war ich dabei allein unter-
wegs, auch wenn ich mich bisweilen ziemlich einsam und     In einem Gottesdienst an einem Freitagmorgen ist mir
im Stich gelassen von Gott und Welt fühlte. Doch immer     noch einmal dieses richtige Heimatgefühl entgegen ge-
gibt es irgendwo eine Person, in der sich mir (erst im     kommen. In der Messe waren nur bekannte Gesichter –
Nachhinein bewusst) Gottes Gegenwart und sein Wirken       Gesichter, die ich vor allem vom Friedensgruß her kenne.
zeigte, sei es durch ein begleitendes Gebet, die entzün-   Unsere Gemeinschaft speist sich nicht aus gemeinsamen
dete Kerze bei Prüfungen oder Krankheit oder in ganz       Discoabenden oder dem gemeinsamen Sporttreiben
konkretem hilfreichen Handeln. Und das sind nicht immer    oder ähnlichem, sondern aus der Gebets- und Glaubens-
die Personen, die ich als meine Freunde und Familie be-    gemeinschaft, die wir über Jahre miteinander in eben
zeichne, sondern manchmal auch Fremde.                     dieser Kirche und bei den Gesprächen im Anschluss an
                                                           den Gottesdienst leben durften – und das über Generati-
An diesen Erfahrungen merke ich, dass Glauben für mich     onen hinweg, sodass ich inzwischen längst nicht mehr die
nur in Gemeinschaft geht. Ich bin angewiesen auf eine      Jüngste bin.
Glaubensgemeinschaft, in der ich Unterstützung finde
und selbst Unterstützung sein kann – und wenn es im        Kirche ist so viel mehr als die (berechtigten) schlechten
fürbittenden Gebet in der sonntäglichen Messfeier ist.     Nachrichten, die gefühlt stündlich über die Kirche als In-
                                                           stitution eintreffen. Ich kann und möchte mich nicht auf
Erst kürzlich habe ich noch die intensive Erfahrung von    das Schlechte in der Kirche versteifen, das es gibt und das
Gemeinschaft machen dürfen – verbunden mit dem             mich traurig, wütend und bisweilen fassungslos macht.
Gefühl der Heimat und des Zuhauseseins. „Meine“ Hei-

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Ich möchte die Seite von Kirche stark machen, die mich       oft vor, aber wenn, dann hat dieses Zeugnis meist eine
stärkt, die mir hilft, mein Leben (noch) besser zu meis-     hohe Durchschlagskraft – auch und vor allem, wenn es
tern. So verbinde ich mit der Kirche eine gemeinsame         um den Sinn des Lebens geht.
Vision – eine Vision von einer besseren und gerechteren
Welt, in der Friede herrscht und Gottes Liebe spürbar ist. So erlebe ich auch in meiner Arbeit immer wieder die
Für das Erreichen dieser Vision erlebe ich viele Personen, Begeisterungsfähigkeit für den Glauben, für Jesus als
die sich für andere Menschen und auch für die Schöp-       Freund und für Gottes Liebe bei den Kindern in unseren
fung einsetzen und engagieren. Die Vision verbindet und    KiTas, bei den Kontaktstunden und Gottesdiensten in
schafft einen Zusammenhalt zwischen Personen, die sich     den Grundschulen und eben auch bei den Erwachsenen
anderweitig vermutlich nicht begegnet wären.               in ganz normalen Gesprächen, die völlig unerwartet zu
                                                           Glaubensgesprächen umschwenken. Das ist großartig
Und vor allem darf ich                                                                          und das möchte ich
in der Kirche immer                 Ich möchte die Seite von Kirche stark machen,               nicht missen!
wieder neue Freund-          die mich stärkt, die mir hilft, mein Leben (noch) besser
schaften knüpfen –                zu meistern. So verbinde ich mit der Kirche eine              Sicher, glauben geht
Freundschaften, die                                                                             irgendwie allein.
nach einem Teil des             gemeinsame Vision - die Vision einer besseren und               Ich persönlich aber
gemeinsamen Weges                                gerechteren   Welt.                            brauche die Gemein-
enden oder auch weit                                                                            schaft und den Halt,
darüber hinaus bestehen (kath. Kindergarten, Kommuni-      die ich in der Kirche durch Gottes Gegenwart (bislang)
ongruppe, Messdienergemeinschaft, Firmgruppe, Gottes- immer wieder spüren durfte. So lassen sich Berge verset-
dienstgemeinde, Ehevorbereitung, etc.).                    zen!

In diesen Gemeinschaften darf ich immer wieder erfah-
ren, dass Gott mit mir und mit anderen ist als der „Ich
bin“. Sich davon gegenseitig zu erzählen, kommt nicht so

                                                                                                                  11
LIEBE- UND DANN TUE WAS DU
WILLST.
    Halt statt Uferlosigkeit - ein Interview mit Hilde-      darauf war, dass Dienste abgedeckt waren. Hilfsbedürf-
gard Angenendt, Diplom-Psychologin, Examinierte              tige Menschen brauchten enge Begleitung, emotionale
Krankenpflegerin und Beraterin                               Sicherheit, Schutz vor Vereinsamung. Es entstand zwi-
                                                             schenzeitlich ein Mehr an Nähe und Häuslichkeit, da

?
        Der Mensch braucht Halt, etwas, das ihn trägt. 		    Außenaktivitäten wegfielen. Bei dadurch entstehenden
        In Ihrer Arbeit treffen Sie auf Menschen, die sich   besonderen gruppendynamischen Prozessen bedurfte es
        mit den unterschiedlichsten schwierigen Le-		        guter Moderation.

                                                             ?
        benssituationen konfrontiert sehen. Welche Kraft-
quellen nennen diese Menschen?                                       Kommen religiöse oder spirituelle Menschen
                                                                     besser durch die Krisen?
Im Arbeitsbereich nennen viele das „gut funktionierende
Team“, in dem man gemeinsam Probleme bewältigt, sich         Ich finde, ja. Sie sind anders geerdet, finden Halt in Ritu-
gegenseitig unterstützt, stärkt, ermutigt, Kraft und Halt    alen, Gebeten und Gemeinschaft, zeigen eher Vertrauen
gibt. Im privaten Bereich werden die Familie und Freunde     darin, dass sich alles zum Guten fügt. Oft haben religiöse
als Kraftquelle genannt. Sport, Bewegung, Laufen (z.B. mit   Menschen eine stabile Grundhaltung und ein festes Wer-
Hund) wird oft genannt, als etwas, was Ausgleich gibt und    tebewusstsein. In ihrer Glaubensgemeinschaft finden sie
den Kopf wieder frei macht. Hobbys, wie Singen im Chor,      durch Gleichgesinnte zusätzliche Kraft. Das Gebet ist eine
Basteln, Stricken, Malen, Ruhe und Entspannung etc.,         zusätzliche Möglichkeit, eigene Gefühle auszudrücken
machen Freude und wirken förderlich. Eine gute „work-        und sich im Kontakt mit Gott Sicherheit, Kraft und inne-
live-balance“ stärkt. Gelebter Glaube, Stille, Exerzitien    ren Frieden zu suchen. Ein fester Glaube macht innerlich
und Gebet werden ebenfalls bei manchen Menschen als          frei und unabhängig von äußeren Stressfaktoren.
Kraftquelle beschrieben.

                                                             ?
                                                                     Die Psychologie nutzt einen Begriff für die

?
       Die Pandemie macht mürbe. Im ersten Lockdown                  Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne
       2020 nahmen laut Gesundheitsstudie der NAKO 		                anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen:
       Symptome von Angst und Depressionen                           Resilienz. Kann man diese Fähigkeit erlernen?
       deutlich zu. Worin kann man Halt finden, wenn         Welche Strategien gibt es, um nach Krisen wieder nach
Routinen und Nähe wegfallen?                                 vorne zu schauen?

Halt spürten die Menschen, wenn sie in Grenzsituatio-        Der Grundstein zur Zufriedenheit wird im frühesten
nen auf Verständnis stießen, sich gesehen fühlten, mit       Kindesalter gelegt. Babys, die liebevoll umsorgt werden,
notwendigen Mitteln versorgt und bei Bedarf unterstützt      wachsen später zu belastungsfähigeren Kindern und
wurden. Es motivierte, dass mit unkonventionellen            Erwachsenen heran. „Resilienz“, die Widerstandsfähigkeit
Vorschlägen Neues versucht werden konnte und Verlass         gegen Stress und Schicksalsschläge und Belastbarkeit ist
12
erlernbar durch Erfolgserlebnisse, Erfahrungen, Vorbil-     Alles in Kurzform zusammengefasst: Um die großen
der und ermutigende Ratgeber. Vor allem aber ist es         und kleinen Themen der Zeit zu bestehen, bedarf es
die Lust daran, das eigene Leben selbst zu gestalten.       für jeden, vor allem den Schwächsten, dass jemand
Resiliente Menschen nehmen ihr Leben kreativ, mutig         kontinuierlich da ist und „das Ganze“ liebt, wie Eltern
und lösungsorientiert in die eigene Hand. Sie sind ent-     ihre Kinder lieben. Jemanden, der Zutrauen und Er-
scheidungsstark und verfolgen ihre Ziele sehr engagiert.    mutigung gibt, damit Vertrauen entsteht .
Sie agieren statt zu reagieren. Wenn sich ihr Leben         Oder, wie es der Heilige Augustinus sagt:
verändert, können sie ihre Ziele aber auch anpassen. Sie    „Liebe- und dann tue was Du willst. “
schätzen sich selbst und andere, pflegen stabile emotio-
nale Beziehungen und haben sie als Kind erlebt.             Interview mit Hildegard Angenendt , Diplom-Psycholo-
                                                            gin, Examinierte Krankenpflegerin und Beraterin,
Ein gutes soziales Netz ist ganz wichtig für die Entwick-   tätig in den stationären Wohnangeboten und Senio-
lung der seelischen Widerstandskraft und das Wieder-        reneinrichtungen der Stiftung Haus Hall.
aufstehen (nach Krankheit, Leid, Verlust, Krise) und        Zuständig für die psychologische Beratung und Un-
letztlich auch das empfundene Glück. Genau deswegen         terstützung für Menschen mit Behinderungen, deren
ist auch im Erwachsenenalter diese Erfahrung und ein        Betreuungspersonen, Mitarbeiter und Vorgesetze und
verlässliches Netzwerk, das trägt, wichtig. Ist es nicht    für ein Beratungsangebot zur Gestaltung der letzten
da, sollte es geknüpft werden. Die oben beschriebe-         Lebensphase.
ne Teamarbeit, in der gemeinschaftlich geübt werden
kann, ist insofern eine gute Strategie.
                                                                                                                      13
WAS GIBT HALT?
     In der Hospizarbeit begleiten Ehrenamtliche           WIE SIND SIE AUF DIE ARBEIT VON OMEGA AUF-
und Hauptamtliche sterbende Menschen auf ihrem             MERKSAM GEWORDEN?
letzten Weg. Zu ihnen gehören die Koordinatoren            Über einen Infostand in der Innenstadt von Bocholt. Hier
Christel van der Linden und Jan-Bernd Gathmann             habe ich mich über das Aufgabenfeld von OMEGA infor-
sowie Anni Vagedes, die bereits seit 13 Jahren für         miert. Und bin anschließend gleich in das Büro gegangen,
OMEGA ehrenamtlich tätig ist. Die 77 Jährige wuchs         um mich vorzustellen. Nachdem zwei meiner Geschwis-
                                                           ter allein im Krankenhaus sterben mussten, stand für
als Jüngste von 9 Kindern in einer Großfamilie auf
                                                           mich der Entschluss für dieses Ehrenamt fest.
und war als Hausfrau zwischenzeitlich als Tages-
mutter und als Schöffin tätig. Im Interview erzählt        WAS BRINGT EHRENAMTLICHE DAZU, SICH IN
sie, wie man zu diesem Ehrenamt kommt, was Halt            DER STERBEBEGLEITUNG EINZUSETZEN?
gibt und warum es auch schöne Momente in dieser            Als Ehrenamtliche kann ich etwas Gutes für den Sterben-
Arbeit gibt.                                               den tun. Es ist gut, wenn jemand kommt und da ist. Das
                                                           sagen die Sterbenden und auch die Angehörigen immer
                                                           wieder. Dabei erhalte ich viel Dankbarkeit zurück. Ich
                                                           führe Gespräche und unterstütze die Angehörigen. Und
  OMEGA E.V. BOCHOLT – DATEN & FAKTEN                      solange es meine Gesundheit zulässt, mach‘ ich es gern
                                                           weiter.
  OMEGA gibt es in Bocholt seit 1985. In unserem
  Verein sind wir eine Gemeinschaft von drei haupt-        WELCHE STÄRKEN/ KOMPETENZEN BRAUCHT
  amtlich Beschäftigten und ca. einhundert Ehren-          MAN FÜR DIESES EHRENAMT?
  amtlichen, mit einer guten Altersmischung von 35         In erster Linie braucht man Empathie – ich muss mit dem
  bis über 80 Jahren. Wir finanzieren uns über die         Herzen dabei sein und mich zurücknehmen können.
  Refinanzierung mit der AOK Westfalen Lippe, über         Eine offene und freundliche Ausstrahlung ist hilfreich.
  Mitgliedsbeiträge und Spenden.                           Ich bemühe mich, mich flexibel auf die Situationen vor
                                                           Ort einzustellen. Damit zeige ich, dass ich ernsthaft und
  Das Angebot von OMEGA Bocholt e.V. richtet sich an       wertschätzend Anteil am Leben des Sterbenden bekun-
  alle Schwerkranken und Sterbenden, unabhängig            de.
  derer Konfession, Weltanschauung und Nationalität.
  Wir sind in den Regionen Bocholt, Rhede und Issel-       MIT WELCHEM GEFÜHL GEHEN SIE IN EINEN
  burg tätig. Intensiv arbeiten wir mit allen Pflegeein-
                                                           NEUEN EINSATZ?
  richtungen, dem Krankenhaus, dem Palliativdienst
                                                           Wenn ich in eine Begleitung gehe, bin ich ruhig und ich
  und den Altenheimen zusammen.
                                                           stelle mich voll und ganz auf die neue Situation ein. Ich
                                                           habe keine Berührungsängste und gehe emphatisch in
14
Christel van der Linden (55 Jahre, rechts) arbeitet seit 3
                                                           Jahren als Koordinatorin bei OMEGA. Ihr neuer Kollege
                                                           Jan-Bernd Gathmann (38 Jahre, links) war vorher als
                                                           Tischler und Altenpfleger tätig. Anni Vagedes (Mitte) setzt
                                                           sich bereits seit 13 Jahren für OMEGA ehrenamtlich ein.

                                                           Zum Aufgabenfeld des Koordinators gehören: Anfragen
                                                           auf Begleitung bearbeiten, Ehrenamtliche vermitteln, Öf-
                                                           fentlichkeitsarbeit, um das Thema Sterben und Tod in die
                                                           Öffentlichkeit zu bringen, politische Arbeit….
                                                           Die Einarbeitung und Betreuung der ehrenamtlichen
                                                           Mitarbeiter nimmt einen hohen Stellenwert ein: Vorbe-
                                                           reitungskurs, monatliche Austauschtermine, monatliche
                                                           Themenabende, Ganztagesseminar, Vermittlung zum
                                                           gegenseitigen Austausch, Anrufbereitschaft täglich, von
                                                           08.00-20.00 Uhr. Als eingetragener Verein sind wir mit den
                                                           Koordinatoren von OMEGA am unteren Niederrhein und
                                                           im Kreis Borken vernetzt.

die Kontaktaufnahme und –pflege. Oft höre ich den Satz:    Auf meine Abwehr, dass ich prinzipiell keine Geschenke
„Was tut das gut, in den Arm genommen zu werden!“          annehme, antwortetet sie: „ Das müssen Sie aber anneh-
 Neue Ehrenamtliche werden behutsam durch uns Er-          men!“ Es war ein kleiner Glasengel. Auf ihrer Beisetzung
fahrene angeleitet, indem sie uns zunächst zu Besuchen     stellte mich ihre Tochter den Trauergästen als Sterbebe-
begleiten.                                                 gleiterin vor. Zu ihr hatte ich noch lange Zeit Kontakt.

GIBT ES MENSCHEN ODER MOMENTE, DIE SIE IN                  WAS GIBT IHNEN PERSÖNLICH IMMER WIEDER
IHREM EHRENAMT BESONDERS BEWEGT HABEN?                     HALT UND KRAFT FÜR DIESE HUMANE TÄTIG-
Da erinnere ich mich an eine ältere Dame in einem          KEIT?
Altersheim. Sie konnte nicht mehr sprechen. Ich sah ein    Halt finde ich im meinem Glauben und im Gebet, dabei
Liederbuch, mit Heimatliedern. Ich wählte ein bekann-      halte ich mich nicht für einen extrem gläubigen Men-
tes Lied aus und sang es ihr vor. Damit zauberte ich ein   schen.
Lächeln auf ihr Gesicht.                                   Mir ist so viel Besonderes durch andere Menschen in
                                                           meinem Leben widerfahren und gern möchte ich davon
Auch erinnere ich mich gut an die Besuche bei einer Frau   anderen etwas weitergeben.
in einem Altenheim. Es war eine besondere, eine bele-      Ich glaube, dass ich einen guten Schutzengel habe.
sene Frau. Eines Tages hatte sie ein Geschenk für mich.

                                                                                                                  15
ZWEI VON DREI DEUTSCHEN MÖCHTEN IM
ANGESICHT DES TODES NICHT ALLEIN SEIN. WIE                  EIN HOSPIZ FÜR BOCHOLT
BEGLEITEN SIE DIE ANGEHÖRIGEN IM STERBE-
                                                            Die Fertigstellung des Edith-Stein Hospiz erfolgt
PROZESS? GIBT ES RITUALE, DIE SIE PFLEGEN?
                                                            voraussichtlich 2023,
In der Sterbebegleitung ist es wichtig, zu gucken und zu
                                                            mit 8 Plätzen und 2 Angehörigenzimmern.
spüren wie die Atmosphäre ist und was der Sterbende
und die Angehörigen möchten. In Gesprächen, mit Zuhö-
                                                            Träger der Einrichtung ist eine Gesellschaft:
ren, Fragen beantworten und Zuspruch geben, entsteht
                                                            Haus Hall Gescher und Stiftung OMEGA
eine Vertrautheit. Hierbei habe ich noch nie eine Zurück-
                                                            In der Konzeption ist eine Öffnung und Anbindung
weisung erfahren. Aus den Besuchen weiß ich, ob ich
                                                            in den Stadtteil geplant.
dem Sterbenden die Hand halten und sie streicheln darf.
Bei christlich zugewandten Sterbenden bete ich das
                                                            OMEGA e.V. Bocholt,
„Vater unser“ und mache das Kreuzzeichen. Mit diesen
                                                            Weberstr. 6, 46397
Ritualen gebe ich dem Sterbenden Halt. Das Wesentliche
                                                            Tel:02871-184823
ist aber, einfach nur da zu sein!
                                                            bocholt@omega-hospiz.de
VIELE MENSCHEN VERBINDEN MIT EINEM HOS-                     Haben wir Ihr Interesse für das Ehrenamt bei OME-
PIZ SCHMERZEN, ANGST UND TRAUER. SIND                       GA geweckt, informieren Sie sich gern ausführlich in
DIESE ASSOZIATIONEN BEGRÜNDET?                              einem persönlichen Gespräch.
Nein, in unserer Tätigkeit sind alle Verantwortlichen
darauf bedacht, eine Wohlfühlatmosphäre für die
schwerkranken Menschen zu schaffen. In jedem Fall sind
die Menschen glücklich, wenn sie einen Platz im Hospiz
bekommen. Im Umgang mit Schmerzen wird alles Erfor-
derliche eingeleitet, um es in den erträglichen Bereich
zu bringen. Im Hospiz wird miteinander gelacht und
geweint.

16
MARLEEN WIRD IM OKTOBER IN ST. MICHAEL IN SU-              Mein zukünftiges Patenkind ist schon fast 8 Jahre alt
DERWICK GETAUFT                                            und ich habe seit ihrer Geburt eine lebendige Beziehung
                                                           zu ihr durch viele gemeinsame Aktivitäten. Auch in den
Marleen:                                                   Ferien habe ich sie schon oft betreut und viel Freude im
Ich möchte getauft werden, weil ich katholisch sein        Umgang mit ihr.
möchte.
                                                                     Über Glaube und Religion ist Marleen schon
Ingrid als Mutter:                                                     recht gut informiert und interessiert durch
Ich möchte meine Tochter endlich taufen                                  den katholischen Kindergarten, den sie
lassen, da ich es toll finde, wenn sie dann                               besuchte. Die Freude am Glauben möchte
„richtig“ dazu gehört. Die Gemeinde St.                                   ich mit ihr gerne in Zukunft noch bewuss-
Michael tut viel Gutes für die Kinder -                                   ter vertiefen und werde ihr als Taufge-
wenn nicht gerade Corona ist - und sie                                   schenk eine gemeinsame Radwallfahrt mit
war, auch ungetauft, immer willkommen.                                  Übernachtung in Kevelaer schenken
Dennoch ist es ein schöneres Gefühl, wenn
sie dann ein Teil der Gemeinde ist.                                Das Pilgern spiegelt für mich in vielerlei Hin-
                                                      MARLEEN      sicht die gesamte Lebensfülle in Freuden und
Rosi als Patentante:                                               manchmal auch Leiden wider, wie unter einem
Ich freue mich sehr darüber, erstmals das Patenamt für     Brennglas, beginnend mit dem Mut zum Aufbruch, dem
die Tochter einer Freundin zu übernehmen. Aus persön-      Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, dem Vertrauen auf
licher Erfahrung haben die Taufpatinnen bzw. Taufpaten     den Segen und Schutz Gottes, der uns auch über Hinder-
schon ein besonderes Verhältnis zur getauften Person.      nisse und Widrigkeiten des Lebens führt. Am Ende die
Meistens wurden dazu nahe Verwandte ausgewählt.            Freude am Leben in der Gemeinschaft Gleichgesinnter
Meine eigene Patentante lebt sogar noch, ist bereits       und einer tieferen Beziehung zu Gott.
über 80 Jahre alt und ich habe selbst auch ein besonde-
res Verhältnis zu ihr und zu dem Patenonkel, der bereits
verstorben ist.

                                                           Wir wünschen unserem Sohn, dass er den Fragen und
                                                           Herausforderungen des Lebens hoffnungsfroh begegenen
                                                           kann.

                                                           Wir wünschen ihm Segen, einen Blick für Andere und den
                                                           Mut, neue Anfänge zu wagen.
                                                           Die Taufe ist Ausdruck und Zeichen unserer Wünsche.

                                                           Lukas Tekampe als Vater
                                                                                                                17
INTERVIEW
     Interview mit Ludger Dieckhues, Leiter des Stadtmarketing
     und der Wirtschaftsförderung Bocholt

     Die Covid19-Pandemie hat gerade die Veranstaltungsbranche und die Kultur-
     schaffenden schwer getroffen. Neben den finanziellen Schäden hat das viele
     auch ganz persönlich schwer belastet.
     Wie haben Sie als Chef des Stadtmarketing diese Situation erlebt?
     Was hat Ihnen und anderen Halt gegeben?

     In mancher Branche ging das von 100 auf 0 – manches Geschäftsmodell stand/steht plötzlich in
     Frage, wir selbst konnten etliche Aktionen nicht durchführen. Für mich/für uns wichtig: helfen, bera-
     ten, zuhören, informieren, Ideen entwickeln, motivieren – bloß nicht die Hände in den Schoß legen,
     sondern zeigen, wo Lösungen, wo finanzielle Hilfen, wo Perspektiven sind.

     Die Kommunikation mit Betroffenen – oft digital, was nie so gut sein kann wie persönlich, aber so
     ging Kommunikation zu Beginn der Pandemie wenigstens – hat viele Ideen gebracht, manche Ent-
     wicklung endlich angestoßen, neue Kooperationen hervorgebracht. Ich bin gespannt, ob dieses
     Miteinander, dieses „gemeinsam da durch“ erhalten bleibt. Denn das hat Halt und Hoffnung gegeben
     – wir sollten uns wieder mehr an gemeinsames Handeln in Wirtschaft und Gesellschaft erinnern –
     für uns eine Basis unserer Tätigkeit im Stadtmarketing, aber heute nicht mehr selbstverständlich.

18
Durch Ihre Tätigkeit in der Stadt Bocholt haben Sie viel Kontakt zu den Menschen, die hier
 leben. Früher war Bocholt stark von Kirche und Glaube geprägt, aber das verliert immer
 mehr an Relevanz.

 Was ist nach Ihrer Meinung die vordringliche Aufgabe der Kirchengemeinden in ihrem
 Dienst für die Menschen dieser Stadt, die nächstes Jahr 800 Jahre Stadtrechte feiert?

Die Kirchen müssen den Spagat schaffen zwischen der Glaubensvermittlung mit vielen traditionellen Gedanken und
den modernen Ansichten/Interessen der Menschen in einer von Schnelllebigkeit und Digitalisierung geprägten Welt.
Sonst ist die Kirche, sind die Seelsorger zu weit weg von den Interessen/Gedanken der (jungen) Menschen. Und Kir-
che/Gemeinde lebt von engagierten Gläubigen.

Wenn die Seelsorgeteams es schaffen, die Ideen Jesu Christi, die auch in einer modernen Welt ja vielfach Sinn machen,
in unsere Zeit, in unsere Gewohnheiten, in unsere Trends zu transformieren, dann kann/wird Glaube auch zukünftig
Halt geben. Vor allem junge Menschen finden sich in der(Amts-)kirche zu wenig wieder, wobei ich zugebe, dass die
Wertevermittlung (nicht nur von christlichen Werten) insgesamt schwieriger geworden ist in unserer Gesellschaft.

                           Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Globalisierung, Pluralisierung, Individualisierung,
                          Zersplitterung der Gesellschaft – all das macht Menschen unsicher und orientierungslos.
                                          Mal ganz persönlich: Was gibt Ihnen Halt in der Uferlosigkeit dieser Zeit?

Gemeinsamkeit und Einsamkeit! Gemeinsamkeit: Das tolle Miteinander in unserer Patchworkfamilie (sieben Töchter
mit Anhang über die Republik verteilt) mit gemeinsamen Treffen zuhause, irgendwo in Deutschland oder digital, mit
Urlauben, Wochenendtrips, Wanderungen, Gesprächen und Ideen begeistert mich und meine Ehefrau total. Darauf
freuen wir uns, davon zehren wir, davon erzählen wir, das gibt ein gutes gemeinsames Gefühl, das macht glücklich.

Einsamkeit: schon vor Corona habe ich mir für drei- bis viertägige Treckingradtouren durch Deutschland Zeit genom-
men – allein und mit durchaus ambitionierten Kilometerzahlen pro Tag. Trotz sportlicher Anspannung die Landschaft,
die Gegend, Sehenswürdigkeiten, Seen, Berge, Strände, Wälder, die Natur und das von Menschen in unserem Land
Geschaffene zu genießen, gibt Kraft, bringt Reflexion, macht den Kopf frei und regt zu Ideen an.

Und - wie früher mit meinem Vater in Gerleve und mit Schulfreunden auf Fahrradtouren in Kapuzinerklöstern in
Deutschland (ich habe die Patres im Kapu noch erlebt und gute Erinnerungen!) - in einer Kapelle, im ein oder anderen
Kloster, an dem ein oder anderen Wegekreuz innehalten, gibt mir auf so einer Tour auch heute noch ganz viel Ruhe,
schafft Kraft und macht Mut bzw. bringt schöne Erinnerungen.

                                                                                                                      19
Kinderseelen
                                                             betroffen sind – und Kinder, die extrem betroffen sind. Es
                                                             litten vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial benach-
                                                             teiligten Familien. Sie hatten besonders oft mit Sympto-

in der Pandemie
                                                             men wie Ängstlichkeit, Depressivität, Hyperaktivität oder
                                                             allgemeinen Einbußen in der Lebensqualität zu kämpfen.
                                                             Wichtig ist, das Auftauchen einzelner Symptome nicht
                                                             mit einer psychischen Erkrankung gleichzusetzen. Gleich-
                                                             wohl sollten diese Anzeichen stets ernst genommen und
      Kinder und Jugendliche haben ein deutlich              Beratungen angeboten werden. Hier war gerade die Cari-
geringeres Risiko als Erwachsene an Covid19 schwer           tas mit ihren verschiedenen Angeboten stark angefragt.
zu erkranken. In den meisten Fällen verläuft eine
Erkrankung relativ mild und häufig sogar ohne Sym-           Welche weiteren Auswirkungen auf die Gesundheit von
ptome. Jedoch waren und sind Kinder und Jugend-              Kindern und Jugendlichen gab und gibt es?
liche von pandemiebedingten Belastungen stärker              (Quelle:Bundesgesundheitsministerium)
betroffen. Die Einschnitte waren spürbar: Die Kita-          Neben Folgen für die psychische Gesundheit von Kin-
und Schulschließungen und die Kontaktbeschrän-               dern und Jugendlichen sind folgende Aspekte von hoher
                                                             Bedeutung:
kungen haben massiv die Alltagsstruktur der Kinder
und Jugendlichen verändert. Dadurch kann man bei
                                                             - Risiko häuslicher Gewalt: Kinder und Jugendliche waren
Kindern und Jugendlichen vermehrt Zukunftsängste,            vermutlich während der Pandemie einem erhöhten Risiko
Leistungsdruck und Vereinsamung beobachten, die              häuslicher Gewalt ausgesetzt. Das legen die Zahlen der
zu depressiven Verstimmungen, Zwangserkrankun-               polizeilichen Kriminalstatistik 2020 sowie eine gestiegene
gen oder Panikattacken führen können.                        Nachfrage nach Beratungsangeboten nahe.

Ob und wie stark Kinder unter den Auswirkungen lit-          - Übergewicht: Im ersten Lockdown haben Körpergewicht
ten, hängt auch mit einer Mischung aus verschiedenen         und Body Mass Index (BMI) bei jungen Leuten ab 15 Jah-
Faktoren zusammen. Kinder in einem stabilen Umfeld, in       ren zugenommen. Das geht aus einer Studie des Robert
einem Haus mit eigenem Garten, eigenem Zimmer und            Koch-Instituts hervor.
mit Geschwistern, konnten viele der oben genannten
Dinge kompensieren. Aus dem ersten Lockdown erreich-         - Mediennutzung: Der Medienkonsum von Kindern und
ten uns Meldungen, dass einige sogar die erste Zeit des      Jugendlichen ist in der Pandemie deutlich angestiegen.
Lockdown genießen konnten – Mama und Papa im Home-           Verschiedene Untersuchungen belegen, dass sich die
office, man konnte gemeinsam in Ruhe frühstücken, ohne       Zeit, die Mädchen und Jungen täglich insbesondere mit
dass jemand pendeln musste – es gab genug Raum, um           digitalen Spielen verbringen, stark erhöht hat. Eine Studie
sich bei Spannungen aus dem Weg zu gehen.                    des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest
                                                             zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger zeigt eine Steige-
Auch der Wechselunterricht wurde von einigen Kindern         rung der täglichen Online-Zeit – von 205 Minuten 2019
aufgrund der kleineren Klassen positiv erlebt. Es ist also   auf 258 Minuten 2020.
nicht zutreffend, zu sagen alle Kinder seinen gleichmäßig
von der Pandemie betroffen. Es gibt Kinder, die kaum
20
- Bewegungsmangel: In der Pandemie treiben
Kinder und Jugendliche deutlich weniger Sport.
Der Anteil der Kinder, die überhaupt keinen Sport
ausüben, hat sich in der zweiten Welle gegenüber
der Zeit vor der Pandemie verzehnfacht. Auch sind
wesentlich weniger unter 15-Jährige Mitglied in
einem Sportverein.

- Schuleingangsuntersuchungen: Besonders
wirken sich die Folgen der Pandemie auf Vorschul-
kinder aus. Bei ihnen werden deutlich vermehrt
Probleme im sprachlichen, motorischen und
sozial-emotionalen Bereich beobachtet. Das
berichten Kinder- und Jugendärzte aufgrund der
Schuleingangsuntersuchungen vor der 1. Klasse im
Jahr 2021

Seelsorglich tätig zu sein, heißt viele Gespräche zu
führen, Lotse zu sein für weiterführende Beratun-
gen oder Behandlungen – teilweise auch Interven-
tionen in Zusammenarbeit mit dem schulpsycho-
logischen Dienst. Die Themen sind breit gefächert:
depressive Gedanken, Panikattacken und der
Angst eine Essstörung zu entwickeln, Cypermob-
bingerfahrungen und Probleme, sich wieder in
das große Klassengefüge einzufinden. Den Kin-
dern und Jugendlichen wurde viel zugemutet. Wir
sollten ihnen Zeit und die nötige Unterstützung
geben, sich einfinden zu können. Zuhören und
reden kann Wunder wirken. Ein Psychiater nannte
die Pandemie auch eine Chance, denn viele Eltern
und Jugendliche holen sich nun Hilfe, weil es einen
Grund gibt für die Belastungen, der
nicht zuallererst in der häuslichen           Seelsorglich tätig zu sein, heißt viele Gespräche zu führen,
Umgebung vermutet wird. Somit            Lotse zu sein für weitere Beratungen. Den Kindern wurde viel zuge-
wird die Scham von psychischen            mutet. Wir sollten ihnen Zeit und die nötige Unterstützung geben,
Erkrankungen genommen und
                                                               sich einfinden zu können.
frühzeitig Hilfe gesucht.

                                                                                                              21
MUT MACHEN,
                                                 HOFFNUNG SCHENKEN
     Wenn Menschen den Halt in ihrem Leben verlie-
ren, geraten sie manchmal in die Uferlosigkeit einer
Suchterkrankung. Wir haben den Geschäftsführer
des Sozialdienstes Katholischer Männer Bocholt              Auch uns Profis lassen die Einblicke, die wir in ihr Leben
danach gefragt.                                             bekommen, nicht kalt, - sie bewegen und machen traurig
                                                            und nachdenklich. Aber das Leben schlägt ja nicht nur
Die Menschen, die sich in verzweifelter Situation ent-      Wunden, es heilt auch, fördert und trägt immer wieder
schließen, zu uns zu kommen, haben oft Hoffnung und         zur Entfaltung bei. Gerade schwere Krisen bieten uns
Zuversicht verloren. Sie sehen nur noch das, was schlecht   manchmal erst die Möglichkeit zu Neuem. Beim SKM
läuft und versuchen, diese Gedanken im Alkohol, in          erleben wir, dass Menschen, gleich welchen Alters, sich
Drogen oder im Glücksspiel zu vergessen. Sie fühlen sich    auch in schweren Lebensphasen auf den Weg machen,
wertlos, vielleicht sogar als Belastung für die Familie     sich vom Alten lösen und Veränderung zulassen.
oder die Gesellschaft. Und tatsächlich: Selten ist allein
der Alkohol, die Droge oder die Spielsucht das Problem.     Für die Mitarbeiter der Sucht- und Drogenberatung be-
Die drohende Scheidung, Jobverlust, Schulden, Ver-          deutet dieser Prozess, sich mit den Ratsuchenden auf die
einsamung, Selbstmordgedanken, aber auch Gewalt und         Suche dessen zu begeben, was Hoffnung macht und wie-
Kriminalität – meistens geht es um viel mehr.               der Kraft geben kann. Wir werden dabei zum Begleiter
                                                            und Förderer eines Veränderungsprozesses, den der Hil-
HOFFNUNGSRÄUME ENTDECKEN                                    fesuchende entscheidend mitgestaltet. Er weiß letztlich
Bei den Gesprächen stellt sich immer wieder heraus:         am besten, was ihm gut tut. Wenn es gelingt, in echter
Veränderung ist auch deswegen so schwer, weil diese         einfühlender Beziehung mit den Klienten zu treten, kann
Menschen nach vielen Jahren der Sucht- und Drogenab-        wieder ein Hoffnungsraum entstehen.
hängigkeit nur noch die negativen Seiten an sich sehen.
Der Glaube, aus dem Teufelskreis der Sucht nochmal          Die Zuwendung zum Nächsten, gerade dann, wenn es im
aussteigen zu können, ist Stück für Stück verloren gegan-   Leben besonders eng wird, entspringt der christlichen
gen. Permanente Traurigkeit und Lethargie, Perspektivlo-    Haltung, dass jeder als Abbild Gottes einzigartig wertvoll
sigkeit und Pessimismus haben stattdessen die Oberhand      ist und von ihm geliebt wird. „Gott putzt die Medaille,
gewonnen.                                                   bis sie glänzt“. Gott hat aber keine anderen Arme als die
22
Der SKM, Katholischer Verein für soziale Dienste e.V.,
                                                           setzt sich mit seinen haupt- und ehrenamtlichen Mit-
                                                           arbeitern für Menschen in Notlagen, die Rat und Hilfe
                                                           suchen, ein.

                                                           Keimzelle der Sozialen Arbeit des SKM in Bocholt war ein
                                                           Beratungsangebot für Familien und Menschen in schwie-
                                                           rigen Lebenslagen, aber schon seit über 25 Jahren haben
                                                           wir mit der Sucht- und Drogenberatung weitere Stand-
                                                           beine hinzugewonnen. Je nach Einzelfall bieten wir im
                                                           Rahmen dieser Angebote ambulante oder vermitteln in
                                                           stationäre Entwöhnungstherapien.

Unsrigen. Es erfüllt uns alle mit großer Dankbarkeit und
Freude, wenn dies gelingt: wenn Betroffene, die oftmals
zunächst gebückt, mit leiser Stimme sprechend in die
Beratungsstellen kommen, als gestärkte Persönlichkeiten    Schauen wir auf das, was die Begleitung durch das Koli-
uns wieder verlassen.                                      bri-Projekt des SKM erreichen kann, verändert sich der
                                                           Blick. Die Kinder erleben im Projekt Solidarität und Par-
KOLIBRI PROJEKT STÄRKT DIE KINDER ABHÄNGIGER               teilichkeit. Sie fühlen sich mit ihrem Schicksal nicht mehr
Besonders am Herzen liegen uns die im Kolibri Projekt      allein. Den meisten, der von uns in der Regel über Jahre
betreuten Kinder Abhängiger. Sie sind besonders gefähr-    geförderten Kinder und Jugendlichen, gelingt mit dem
det, im Erwachsenenalter selber eine Sucht- oder eine      Übergang ins Erwachsensein ein selbstständiges Leben.
seelische Erkrankung zu erleiden.                          Zu einigen haben wir bis weit ins Erwachsenenalter einen
Ihr Alltag ist in vielen Fällen von Vernachlässigung und   guten und engen Kontakt. Wir spüren immer wieder ihre
Gewalt geprägt, Aggressionen gehören zum Familienall-      Verbundenheit zum SKM.
tag – und trotzdem schützen sie das Familiengeheimnis.
Manchmal müssen sie viel zu früh Verantwortung für den     Sympathie oder ein ernst gemeintes, begründetes Lob
Zusammenhalt der Familie übernehmen – Erfahrungen,         lässt jeden strahlen, sein Licht heller scheinen. Gehen
die diese Kinder ein Leben lang prägen werden.             wir nicht so geizig damit um, geben wir unseren Mit-
                                                           menschen immer wieder positive Rückmeldung! Gerade
Wir versuchen diese Kinder aus der Isolation zu führen.    denen, die bei sich wenig Liebenswertes mehr erkennen
Gerade in der Weihnachtszeit fühlen einige von ihnen       können.
sich besonders allein. Sie erlebten Weihnachten jedes
Jahr von Neuem mit familiären Auseinandersetzungen         für den SKM Bocholt
oder Teilnahmslosigkeit. Das Anderssein ihrer Familie      Berthold Tenhonsel
wird ihnen in dieser Zeit besonders schmerzlich bewusst.
Die Weihnachtsfeier beim SKM ist für einige dieser Kin-
der, so sagen sie, ihr Weihnachten.
                                                                                                                    23
SCHÖPFUNGSVERANTWORTUNG
ÜBERNEHMEN
Ich komme der Bitte sehr gerne nach, etwas zum Titel         den Verkauf der Produkte aus sich entwickelnden Län-
unseres Pfarrbriefs „Halt statt Uferlosigkeit“ aus der Sicht dern die Menschen dort ein Einkommen erzielen können,
eines Eine-Welt-Aktiven zu schreiben. Zuerst einmal fällt    das es ihnen möglich macht, in ihren Ländern in Sicher-
mir das Wort Uferlosigkeit ins Auge, denn der Begriff        heit zu leben. Im Rahmen von Aktionen und Kampagnen
beschreibt sehr gut, dass wir in unserer Gesellschaft mehr werden die Themen immer wieder in die Bocholter Ge-
verbrauchen, als wir wieder zurückgeben. Wir Menschen sellschaft getragen. Die Engagierten in der Arbeitsgruppe
in den hochentwickelten Gesellschaften leben auf Kosten Fairtrade-Stadt Bocholt unterstützen diesen Prozess.
der Menschen in den sich entwickelnden Ländern. Papst        Gerade in diesem Sommer ist die Stadt Bocholt wieder
Franziskus fragt in seiner lesenswerten Enzyklika „Lauda-    als Fairtrade-Stadt rezertifiziert worden. Die Unterstüt-
to si“ zu Recht: „Welche Art von Welt wollen wir denen       zung der regionalen Wirtschaft und die Unterstützung
überlassen, die nach uns                                                                        der Wirtschaften in den
kommen, den Kindern,             Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen,               sich entwickelnden Län-
die gerade aufwachsen?“                   die nach uns kommen, den Kindern,                     dern  schließen sich nicht
(LS 160)                                                                                        gegenseitig aus, sondern
                                            die gerade aufwachsen? (LS 160)
                                                                                                ergänzen sich.
Der rasant ansteigende,
uferlose Konsum hat dazu geführt, dass wir es mehr und       Auch bei uns in der Kirchengemeinde haben wir uns
mehr mit Umweltverschmutzungen zu tun bekommen,              seit ein paar Jahren als ökofaire Gemeinde auf den Weg
die ihrerseits auf uns zurückwirken. Klimaveränderung ist gemacht. Wir unterstützen damit die Forderungen des
da das Schlagwort der Zeit. Deren Auswirkungen spüren        Papstes für eine lebenswerte Zukunft. Gemeinsam mit
wir überall auf der Welt. Wir erhöhen unsere Deiche, weil dem Bistum Münster und mit vielen weiteren Akteu-
der Meeresspiegel ansteigt, Menschen flüchten weltweit, ren wollen wir unsere Entscheidungen in den Gruppen,
weil sie in ihren Heimatländern keine Möglichkeiten fin-     Verbänden und Institutionen unserer Pfarrgemeinde
den, ihr Überleben zu sichern, und die Naturkatastrophen nachhaltig und umweltfreundlich gestalten. Der Pfarrge-
hier bei uns und weltweit sind die Antworten auf die         meinderat hat in seiner letzten Wahlperiode dazu bereits
Ausbeutung der natürlichen Lebensgrundlagen. Uns allen einen Beschluss gefasst. Ein Ausschuss des Pfarreirates
ist mittlerweile drastisch vor Augen geführt worden, dass arbeitet an der Umsetzung der selbst gesetzten Ziele
es mit dieser Uferlosigkeit nicht weiter gehen kann.         und lenkt den Blick auf neue Ziele. Diese Ziele werden
                                                             durch Vorschläge zu deren Umsetzung erweitert, die von
Die Eine-Welt-Arbeit in Bocholt (entstanden aus den          den Gruppen, Verbänden und Institutionen frei gewählt
Gruppen der Kirchengemeinden Bocholts) versucht seit         werden sollen.
vielen Jahren in Bocholt eine Gegenbewegung einzulei-
ten. Im Weltladen Bocholt am St.-Georg-Platz engagieren Wenn wir diesen Weg konsequent weitergehen, dann
sich Menschen ehrenamtlich, die versuchen, dass durch        gibt das Halt: Halt für die Menschen in den sich entwi-
24
ckelnden Ländern, dass sie dort weiterhin leben können,       solches Verhalten das Gefühl der eigenen Würde zurück,
Halt für unsere Umwelt und Gesellschaft, indem wir            führt uns zu einer größeren Lebenstiefe und schenkt uns
Schöpfungsverantwortung übernehmen und Beispiel für           die Erfahrung, dass das Leben in dieser Welt lebenswert
andere sind, die auch Haltung zeigen möchten, und Halt        ist.“ (LS 212)
für die Erde, auf der wir leben, die Gott uns geliehen hat,
d. h. damit wird sie Zukunft haben.                           Siegfried Löckener, Diakon unserer Gemeinde, ist Vorsit-
                                                              zender vom Ökumenischen Arbeitskreis Eine Welt Bocholt
Zum Schluss möchte ich noch einen Satz aus der Enzyk-         e. V., der den Weltladen betreibt. Außerdem ist er Spre-
lika zitieren: „Man soll nicht meinen, dass diese Bemü-       cher der Lenkungsgruppe Fairtrade-Stadt-Bocholt und
hungen die Welt nicht verändern. Außerdem gibt uns ein        arbeitet im Arbeitskreis ökofaire Gemeinde St. Georg mit.

GEISTLICHE BEGLEITUNG
IM DEKANAT BOCHOLT
Im Laufe des Lebens kommen wir immer wieder in Situa-         Begleiter*innen teilen in den Gesprächen ihre eigene
tionen, die wir als Herausforderung erfahren. Dann kann       Glaubenserfahrung und bringen ihre langjährige berufli-
die Sehnsucht spürbar werden, die eigene Biografie in         che Erfahrung in der Seelsorge ein. In jedem Fall unterlie-
den Blick zu nehmen und dem Leben eine neue Richtung          gen sie der Schweigepflicht.
zu geben. Dabei ist es hilfreich, eine vertrauenswürdige
Person als Begleitung an der Seite zu haben.                  Frauen und Männer, Pastoralreferent*innen und Priester,
                                                              Theolog*innen mit unterschiedlichen Zusatzqualifikatio-
Im Dekanat Bocholt bieten zehn Seelsorger*innen die           nen: Sie alle freuen sich, Menschen auf ihrer Suche nach
Möglichkeit geistlicher Begleitung an: Im Einzelgespräch      einem Leben mit Gott zu begleiten.
mit ihnen können Interessierte das eigene Leben wahr-
nehmen, den christlichen Glauben als Orientierung             Nähere Informationen und die Kontaktadressen der
und Halt für den Alltag entdecken und die persönliche         geistlichen Begleiter*innen finden sich auf der Homepage
Beziehung zu Jesus Christus vertiefen. Die geistlichen        www.geistlich-begleitet.de und auf den Homepages der
                                                              Pfarrei.

                                                                                                                      25
SIE IST PFLEGEBEDÜRFTIG,
ABER MACHT MIR MUT
Das Bild von abgeschobenen alten Menschen, die auf             Ich fragte eine Bewohnerin, ob sie nicht unter den
einem langen dunklen Flur vor sich hindämmern, gehört          Einschränkungen der Pandemie leiden würde. Sie sagte
zu den vielen Vorurteilen über Altenheime. Dabei leben         mir – und ihre Mitbewohnerinnen nickten heftig zu ihren
hier viele, die zwar körperliche Hilfe benötigen, aber         Ausführungen: „Ach, hier ist es warm, es gibt viele Men-
geistig sehr fit, politisch interessiert, ja auch einfühlsam   schen, die freundlich zu uns sind, wir haben gutes Essen.
sind und ihre Lebenserfahrung gerne mit denen teilen,          Wir haben doch schon viel schlimmere Zeiten erlebt. Als
die im Heim zu Gast sind oder dort arbeiten. Im Guten          wir am Ende des Krieges mit drei Familien in dem Keller
Hirten Bocholt wird mit einer großen Fachlichkeit enga-        eines ausgebombten Hauses lebten, die Aa dann noch
giert gepflegt. Das ist aber nicht alles. Auch die kleinen     über die Ufer trat und das wenige, was wir noch besa-
Wohngruppen bringen eine vertrauensvolle, familiäre            ßen, wegschwemmte, da haben wir es schließlich auch
Atmosphäre, die ich gerade an Heiligabend sehr schätze.        geschafft. Und wissen Sie was, Sie schaffen das auch mit
                                                               der Pandemie!“
Oft bin ich angesprochen worden: „Du hast doch so viele
Kinder, da kannst du dann doch nicht arbeiten gehen!“          Sie hätten in ihrer Not gebetet und wären auch erhört
Meine Frau und Kinder kamen jedoch in den Hirten und           worden. Sie ließ sich sozusagen auch nicht von der
sie trafen sich immer mit der Hausgemeinschaft und mir         „Uferlosigkeit“ der Aa entmutigen und gab mir dadurch
bei der Hl. Messe. Sie gehörten einfach dazu. Manche           Hoffnung und Zuversicht, dass wir die Krise bewältigen.
Bewohnerin wollte nur von meinen Söhnen wieder in die          Solche Gespräche habe ich viele im Heim geführt, aus ih-
Wohngruppe gebracht werden...                                  nen habe ich sehr gelernt, für meine Aufgaben im Heim,
                                                               aber auch für mein ganz persönliches Leben. Sie gaben
Und dann: Heiligabend wird in den Gruppen gesungen,            mir Inhalt und Halt. Ich bin den Bewohnerinnen und
Enkel spielen Instrumente und sagen Gedichte auf, Eh-          Bewohnern dafür sehr dankbar.
renamtliche haben Kuchen und Gebäck gebacken, es gibt
Geschenke für alle. Es ist eine ganz besondere, feierliche     Johannes Maria Tepaße, ehemaliger Leiter des Guten
und auch fröhliche Stimmung. Gerade an diesem emoti-           Hirten Bocholt
onsgeladenen Abend war es mir immer wichtig, jedem,
wirklich jedem von der Hausgemeinschaft ein gesegne-
tes Weihnachtsfest zu wünschen: allen die dort leben,
arbeiten oder zu Gast sind. Das dauert lange, doch es gibt
auch viele sehr persönliche Gespräche gerade an diesem
besonderen Tag.
IMMOBILIENKONZEPT
DER PFARREI ST.
GEORG
Im ersten Halbjahr dieses Jahres 2021 hat der Kirchenvorstand mit
Unterstützung der Zentralrendantur ein Konzept für 20 Immobilien
an acht Standorten entwickelt: Kirchen, Pfarrheime und Pfarrhäuser.
Eine Präsentation finden Sie auf der Homepage.

Damit reagieren wir auf den laufenden Spar- und Strategieprozess
des Bistums Münster. Aufgrund sinkender Mitgliederzahlen und Kir-
chensteuereinnahmen können wir nicht alle Gebäude unverändert
behalten. Deshalb wurde eine Bewertung vorgenommen, in welcher
berücksichtigt wird, wie dringlich ein Gebäude benötigt wird und
wie teuer der Unterhalt ist, bzw. sein wird.

Grundsätzlich gilt: Kirchen haben Vorrang vor anderen Gebäuden.
So ist z.B. bereits klar, dass die leerstehenden Pfarrhäuser in Spork
und in Lowick verkauft und ein Erbbaurecht vergeben wird. An
anderen Orten ist es komplizierter, aber es gibt Perspektiven – sei es
mittel- oder langfristig.

Offen ist die Zukunft der St.-Norbert-Kirche. Ein Architekt hat ihren
baulichen Zustand geprüft und erheblichen Renovierungsbedarf
festgestellt, wenn man sie langfristig erhalten will. Der Kirchenvor-
stand prüft nun, was geschehen soll. Falls es nötig sein sollte, die
Kirche abzureißen, verfolgt der Kirchenvorstand das Ziel, dass mit
einem neu zu bauendem Gebäude ein sozialer Zweck verfolgt wird.
Sobald es einen Plan gibt, wird dieser vor Ort öffentlich präsentiert
und diskutiert.

Für den Kirchenvorstand: Pfarrer Matthias Hembrock

                                                                    27
MITGLIEDER DER KIRCHENVORSTANDES
                                                                                          MITGLIEDER DER
                                                                                          LETZTEN WAHL-
                                                                                          PERIODE (2018),
                                                                                          den Heimatlosen
                                                                                          Licht,
WILBERT BAUHAUS          SIMONE BOLLWERK           WERNER BORGERS        WILFRIED ELTING
48 Jahre                 37 Jahre                   52 Jahre             71 Jahre
Bankkaufmannht,          Verbandsprüferin Bankenicht,Diplomkaufmannht,   Lehrer Licht,

CHRISTA FIEKER           WILHELM GAELINGS          BERNADETTE PELZER     HEINRICH SCHMEINK
61 Jahre                 58 JAHRE                  63 Jahre              69 Jahre
Gesundheits- und Kin-    Landwirt                  Liegenschafts-        Schreinereimeister /
derkrankenpflegerin                                verwalterin           Rentner

WAHLEN 2021

                                                                                           NEUE
                                                                                           MITGLIEDER
                                                                                           (2021)

BERNHARD ESSING          KLAUS                     STEPHAN LANGFELD                   H
                                                                         MICHAEL LENSING
67 Jahre                 KLEINHEßELING             63 Jahre              35 Jahre            eimatlosen Licht,
Landwirt / Rentnercht,   53 Jahre                  Bauingenieurht,       Dipl. Ing. (FH) Textiltechniker
                         Landwirtt,                                      Betriebsleiter

MARKUS LESON             IGNAZ MESSING             ERHARD TEKNIEPE       TOBIAS TENBENSEL
52 Jahre                 68 Jahre                  51 Jahre              37 Jahre
28 Mitarbeiterht,
Kaufm.                   Dipl. Betriebswirt        Finanzbuchhalterht,   IT Anwendungsbetreuer
                         Unternehmensberater                             Licht,
MITGLIEDER DES PFARREIRATES

JULIA BANNING            SILVIA BERTRAM                DIRK EBBING           KLAUS GÖRING
54 Jahre                 44 Jahre                      22 Jahre              58 Jahre
Angestellte              Bankkauffrauicht,             Kaufm. Angestellter   Dipl.-Ing. Maschinenbau

MONI HÜLSKAMP            CLAUDIA                       STEFANIE LANG         RUTH OVERBECK DE SUMI
44 Jahre                 JÜTTERMANN                    48 Jahre              43 Jahre
Mitarbeiterin der        59 Jahre                      Ergotherapeutin,      Geschäftsführerin für die Hilfs-
Büngern Technik Licht,   Küsterin Lowick               Trauerbegleiterin,    organisation VAMOS JUNTOS

MARGIT SANDERS           LENA SCHAPDICK                RIKE SCHEPERS         DIRK STRATMANN
56 Jahre                 22 Jahre                      18 Jahre              45 Jahre
kaufm. Angestellteht,    Erzieherint,                  Schülerinht,          Grundschullehrerht,

GUIDO TEKAMPE            GERD-MICHAEL                  GABRIELE ZAFRA        ELISABETH ZOBEL
52 Jahre                 WEIDEMANN                     GARCIA                65 Jahre
Techn. Zeichner          57 Jahre                      60 Jahre              Rentnerin Licht,
                         ltd. kfm. Angestelltericht,
                                                                                                                29
                                                       Kauffrauht,
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