HOFFNUNG HALT statt Zukunftsangst - Statt Uferlosigkeit - st-georg-bocholt.de
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INHALTSVERZEICHNIS GOTTESDIENSTE 6 Weihnachten 7 Sondergottesdienste SEITE 10 HALT STATT UFERLOSIGKEIT GLAUBE KANN BERGE VERSETZEN 10 Glaube kann Berge versetzen Was gibt mir Halt, in der Kirche zu bleiben? 12 Liebe, und dann tue was du willst 14 Was gibt Halt in der Hospizarbeit? 17 Halt durch die Taufe 18 Ludger Dieckhues im Interview 20 Kinderseelen in der Pandemie 22 Mut machen, Hoffnung schenken (SKM) 24 Schöpfungsverantwortung übernehmen 26 Weihnachten im Altenheim SEITE 14 PERSONALIEN & KONZEPTE HOSPIZARBEIT 27 Immobilienkonzept Interview mit einer Ehrenamtlichen 28 Wahlen 30 Kinderseiten AUS DEN GEMEINDEN 34 Suderwick 36 Liedern 37 Stadt 40 Lowick SEITE 34 KONTAKT AUS DEN GEMEINDEN Informationen und Veranstaltungen 2
VORWORT LIEBE LESERIN, LIEBER LESER DES PFARRBRIEFS! Halt – Haltung – Verhalten, dieser Dreiklang kann Erst nachdem wir das Thema des Pfarrbriefes festge- das Leben prägen. Wer einen Halt hat, kann eine legt hatten, kam es zur Flutkatastrophe in Rheinland- Haltung entwickeln, die dann ein bestimmtes Ver- Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Auf brutale Weise halten hervorbringt. Ein gutes Leben entsteht eben wurde deutlich, dass Uferlosigkeit – in diesem Fall nicht durch äußere Beeinflussung des Menschen der Wasserfluten – lebenszerstörend ist. Es gilt in der mithilfe von Geboten und Verboten, sondern durch Natur wie im menschlichen Leben: Ohne Halt, ohne innere Haltungsentwicklung. Die aber gelingt nur, Ufer kann das Leben nicht gelingen. wenn es einen Halt gibt. Mögen die Advents- und die Weihnachtszeit für Sie Da macht das Christentum ein Angebot: Wir glau- Gelegenheit sein, Halt im Glauben zu finden! Wenn ben, dass Gott Dreh- und Angelpunkt des Lebens ist. der Pfarrbrief dazu einen Beitrag gibt, hat er seinen „Er allein ist letzter Halt“ heißt es im Lied (Gotteslob Zweck erfüllt. Nr. 140, 2). In diesem Pfarrbrief finden Sie einige Artikel, in denen Menschen davon erzählen. Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen: Frohe und gesegnete Weihnachten! Das Leben ist bedroht, wenn es uferlos wird. Dafür gibt es mehrere Ursachen: eine Suchterkrankung, Pfarrer Matthias Hembrock Schulausfall wegen der Pandemie, Konfrontation mit dem Sterben oder Wegfall des gewohnten Zuhau- ses. Darauf gehen einige Artikel ein und beschreiben Wege, wie neuer Halt gefunden werden kann. WICHTIGER HINWEIS: Aufgrund der Covid-Pandemie fallen vielleicht Gottesdienste und Veranstaltungen aus. Hier ist der Stand vom 4. Oktober (Redaktionsschluss) wiedergegeben. Bitte beachten Sie die aktuellen Veröffentlichungen. 3
GOTTESDIENSTORDNUNG FÜR BOCHOLT ST. GEORG SONNTAGSMESSEN Dienstag Samstag St. Georg Innenstadt 08:30 Uhr St. Bernhard Lowick 17:00 Uhr Seniorenresidenz Schanze St. Norbert Weststadt 17:00 Uhr (1x im Monat) 10:00 Uhr St. Georg Innenstadt 18:00 Uhr St. Michael Liedern 19:00 Uhr St. Michael Liedern 18.30 Uhr Mittwoch Sonntag St. Ludgerus Spork 08:30 Uhr St. Klara Weststadt 08:00 Uhr St. Michael Suderwick St. Georg Innenstadt 09:30 Uhr (1x im Monat Senioren) 09:15 Uhr St. Ludgerus Spork 09:30 Uhr St. Michael Suderwick 10:30 Uhr Donnerstag St. Bernhard Lowick (WGF*)10:45 Uhr St. Georg Innenstadt 08:30 Uhr St. Georg Innenstadt 11:00 Uhr St. Bernhard Lowick 19:00 Uhr Seniorenzentrum Azurit (1x im Monat) 16:30 Uhr Freitag WERKTAGSMESSEN St. Georg Innenstadt 08:30 Uhr Montag St. Ludgerus Spork St. Norbert Weststadt 19:00 Uhr (Herz-Jesu-Freitag) 19:00 Uhr Seniorenzentrum AWO (1x im Monat) 15:30 Uhr Samstag In St. Klara ist jeden Morgen um 7:00 Uhr St. Georg Innenstadt 08:30 Uhr Heilige Messe (eigener Priester). *WGF= Wort-Gottes-Feier mit Kommunionspendung 4
BESONDERE GOTTESDIENSTE BUßE & BEICHTE IM ADVENT BUßGOTTESDIENSTE St. Georg 3. Adventssonntag, 12.12.2021 Sonntag, 12.12.2021 15.00 Uhr Bußgottesdienst in St. Ludgerus 11.00 Uhr Messfeier mit dem Chor „Allegro“ 17.00 Uhr Bußgottesdienst in St. Georg Sonntag, 19.12.2021 Montag, 13.12.2021 9.30 Uhr Messfeier mit Orgelwerken von 19.00 Uhr Bußgottesdienst in St. Norbert Johann Sebastian Bach Dienstag, 14.12.2021 St. Michael, Suderwick 19.00 Uhr Bußgottesdienst in St. Michael, Sonntag, 12.12.2021 Liedern 10.20 Uhr Messfeier mit dem Frauenbelchbläsertrio Donnerstag, 16.12.2020 19.00 Uhr Bußgottesdienst in St. Bernhard WÖCHENTLICHE RORATEGOTTESDIENSTE BEICHTZEITEN Montags 19.00 Uhr in St. Norbert allgemein: Dienstags, 19.00 Uhr in St. Michael, Liedern • an den Werktagen der Adventszeit Donnerstags, 19.00 Uhr in St. Bernhard morgens nach der 8.30 Uhr Messe in St. Georg Donnerstags, 19.00 Uhr in St. Georg (nicht am • vor dem Rorategottesdienst: 23.12.) donnerstags 18.00 Uhr in St. Georg • samstags von 9.00 - 10.00 in St. Georg BESONDERE KOLLEKTEN Beichtgespräche sind auch nach persönlicher 24./25.12.2021 ADVENIAT Absprache mit einem Priester möglich (die Tele- 17.01.2022 Afrika-Mission fonnummern stehen auf der Umschlagseite dieses 07.02.2022 Nordische Diaspora Pfarrbriefes). 21.03.2022 MISEREOR Jeder Beichtstuhl in St. Georg ist für „Ohrenbeich- te“ und Beichtgespräch eingerichtet. 5
WEIHNACHTSGOTTESDIENSTE ST. GEORG ST. KLARA Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend 10.30 Uhr Weihnachtsgottesdienst Seniorenresi- 18.00 Uhr Christmette denz Schanze - ACHTUNG: 3G Zugangsvoraussetzung Samstag, 25.12.2021, Weihnachten 15.00 Uhr Krippenfeier 8.00 Uhr Messfeier 17.00 Uhr Christvesper mit dem Kinder- und Teeniechor sowie Birgit-Bußmann- Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag Brass-Band 8.00 Uhr Messfeier 22.00 Uhr Christmette mit Kammermusik- Ensemble Maria Brinks ST. HELENA Samstag, 25.12.2021, Weihnachten Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag 9.30 Uhr Festhochamt mit dem Kirchenchor 9.30 Uhr Messfeier St. Georg, Orchester und Solisten Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag ST. BERNHARD, LOWICK 9.30 Uhr Messfeier mit der Choralschola Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend St. Georg 12:00 – 16:00 Uhr Kirche der offenen Türen 11.00 Uhr Messfeier 17.00 Uhr Messe an Heiligabend ST. NORBERT Samstag, 25.12.2021, Weihnachten Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend 10.45 Uhr Messfeier 16.00 Uhr Krippenfeier 18.00 Uhr Messe an Heiligabend Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag 9.30 Uhr Wort-Gottes-Feier mit dem Samstag, 25.12.2021, Weihnachten Instrumentalkreis Lowick 11.00 Uhr Messfeier 6
ST. MICHAEL, LIEDERN ST. MICHAEL, SUDERWICK Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend 16.30 Uhr Krippenspiel 16.00 Uhr Weihnachtliche Besinnung 18.30 Uhr Messe an Heiligabend 18.00 Uhr Messe an Heiligabend Samstag, 25.12.2021, Weihnachten Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag 10.30 Uhr Messfeier 11.00 Uhr Familienmesse 11.00 Uhr Messfeier Sonntag, 26.12.2020, Fest der Heiligen Familie ST. LUDGERUS, SPORK 10.30 Uhr Messfeier Freitag, 24.12.2021, Heiliger Abend 16.00 Uhr Krippenfeier 18.00 Uhr Messe an Heiligabend Samstag, 25.12.2021, Weihnachten 9.30 Uhr Messfeier Sonntag, 26.12.2021, Zweiter Weihnachtstag 9.30 Uhr Messfeier Friede den Menschen auf Erden Weihnachtskollekte 2021 am 24. und 25. Dezember 7
GOTTESDIENSTE ANFANG DES FAMILIENGOTTESDIENSTE NEUEN JAHRES St. Georg St. Georg Freitag, 31.12.2021, Hl. Silvester 28. November, 11.00 Uhr 18.00 Uhr Jahresabschlussmesse mit dem voraussichtlich 09. Januar, 11.00 Uhr Chor „Allegro“ 06.Februar, 11.00 Uhr 06.März, 11.00 Uhr Samstag, 01.01.2022, Neujahr 03.April, 11.00 Uhr 11.00 Uhr Messfeier Donnerstag, 06.01.2022, Erscheinung des Herrn St. Michael, Liedern 19.00 Uhr Messfeier 26. Dezember, 11.00 Uhr St. Klara St. Ludgerus Samstag, 01.01.2022, Neujahr, 28. November, 9:30 Uhr 8.00 Uhr Messfeier 11. Dezember, 16.00 Uhr St. Bernhard, Lowick Freitag, 31.12.2021, Hl. Silvester 17.00 Uhr Jahresabschlussmesse Die Planung der Familiengottesdienste wird nun, nach der langen coronabedingten Pause, von den St. Michael, Liedern einzelnen Gruppen für 2022 aufgenommen und Freitag, 31.12.2021, Hl. Silvester steht zum Redaktionsschluss noch nicht fest. 18.30 Uhr Jahresabschlussmesse Die Veröffentlichung erfolgt kurzfristig über Plakate, Sonntag, 02.01.2022 Pfarrnachrichten und unsere Website. 11:00 Uhr Messfeier St. Ludgerus Samstag, 01.01.2022, Neujahr 9.30 Uhr Messfeier 8
DIE STERNSINGER KOMMEN Am 08. und 09. Januar sind die kleinen und großen Könige der Pfarrei St. Georg wieder in den Straßen von Bocholt unterwegs. Die Aktion steht dieses Jahr unter dem Motto „Gesund werden, gesund bleiben – ein Kinderrecht weltweit!“ Bei ihrem Besuch bitten unsere Sternsinger um Ihre Unterstützung für Hilfsprojekte in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien und Osteuropa. Die Sternsinger wünschen Ihnen Gottes Segen zum neuen Jahr. Auf Wunsch schreiben sie nach altem Brauch den Segensspruch an die Tür: Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus. In den Pfarrbüros können auch nach der Aktion geseg- nete Schilder abgeholt werden, falls Sie keinen Besuch bekommen haben. MACH MIT BEIM STERNSINGEN! Gehst du mit? Möchtest du dabei sein, wenn Sternsinger- gruppen in ganz Deutschland den Menschen den Segen bringen? Möchtest du mithelfen, dass es Kindern in Not überall auf unserer Erde besser geht? Dann melde Dich an! Weitere Informationen werden auf unserer Homepage: http://www.st-georg-bocholt.de veröffentlicht oder kön- nen direkt bei Jugendreferentin Kerstin Arping (arping@ bistum-muenster.de) erfragt werden. 9
GLAUBE KANN BERGE VERSETZEN Was gibt mit Halt, in der Kirche zu bleiben? Wir matkirche wird zum Ende dieses Jahres einer anderen haben unsere Pastoralreferentin Claudia Schmeing Nutzung zugeführt und nicht mehr als Kirche nutzbar danach gefragt. sein. Um mich von diesem Gebäude, mit dem ich viele Erinnerungen und aktuelle Erfahrungen verbinde, zu Glaube kann Berge versetzen. Diese Erfahrung durfte ich verabschieden, besuche ich dort, wann es geht, weiterhin in meinem bisherigen Leben dankenswerterweise schon gerne die Gottesdienste. mehrfach machen. Und selten war ich dabei allein unter- wegs, auch wenn ich mich bisweilen ziemlich einsam und In einem Gottesdienst an einem Freitagmorgen ist mir im Stich gelassen von Gott und Welt fühlte. Doch immer noch einmal dieses richtige Heimatgefühl entgegen ge- gibt es irgendwo eine Person, in der sich mir (erst im kommen. In der Messe waren nur bekannte Gesichter – Nachhinein bewusst) Gottes Gegenwart und sein Wirken Gesichter, die ich vor allem vom Friedensgruß her kenne. zeigte, sei es durch ein begleitendes Gebet, die entzün- Unsere Gemeinschaft speist sich nicht aus gemeinsamen dete Kerze bei Prüfungen oder Krankheit oder in ganz Discoabenden oder dem gemeinsamen Sporttreiben konkretem hilfreichen Handeln. Und das sind nicht immer oder ähnlichem, sondern aus der Gebets- und Glaubens- die Personen, die ich als meine Freunde und Familie be- gemeinschaft, die wir über Jahre miteinander in eben zeichne, sondern manchmal auch Fremde. dieser Kirche und bei den Gesprächen im Anschluss an den Gottesdienst leben durften – und das über Generati- An diesen Erfahrungen merke ich, dass Glauben für mich onen hinweg, sodass ich inzwischen längst nicht mehr die nur in Gemeinschaft geht. Ich bin angewiesen auf eine Jüngste bin. Glaubensgemeinschaft, in der ich Unterstützung finde und selbst Unterstützung sein kann – und wenn es im Kirche ist so viel mehr als die (berechtigten) schlechten fürbittenden Gebet in der sonntäglichen Messfeier ist. Nachrichten, die gefühlt stündlich über die Kirche als In- stitution eintreffen. Ich kann und möchte mich nicht auf Erst kürzlich habe ich noch die intensive Erfahrung von das Schlechte in der Kirche versteifen, das es gibt und das Gemeinschaft machen dürfen – verbunden mit dem mich traurig, wütend und bisweilen fassungslos macht. Gefühl der Heimat und des Zuhauseseins. „Meine“ Hei- 10
Ich möchte die Seite von Kirche stark machen, die mich oft vor, aber wenn, dann hat dieses Zeugnis meist eine stärkt, die mir hilft, mein Leben (noch) besser zu meis- hohe Durchschlagskraft – auch und vor allem, wenn es tern. So verbinde ich mit der Kirche eine gemeinsame um den Sinn des Lebens geht. Vision – eine Vision von einer besseren und gerechteren Welt, in der Friede herrscht und Gottes Liebe spürbar ist. So erlebe ich auch in meiner Arbeit immer wieder die Für das Erreichen dieser Vision erlebe ich viele Personen, Begeisterungsfähigkeit für den Glauben, für Jesus als die sich für andere Menschen und auch für die Schöp- Freund und für Gottes Liebe bei den Kindern in unseren fung einsetzen und engagieren. Die Vision verbindet und KiTas, bei den Kontaktstunden und Gottesdiensten in schafft einen Zusammenhalt zwischen Personen, die sich den Grundschulen und eben auch bei den Erwachsenen anderweitig vermutlich nicht begegnet wären. in ganz normalen Gesprächen, die völlig unerwartet zu Glaubensgesprächen umschwenken. Das ist großartig Und vor allem darf ich und das möchte ich in der Kirche immer Ich möchte die Seite von Kirche stark machen, nicht missen! wieder neue Freund- die mich stärkt, die mir hilft, mein Leben (noch) besser schaften knüpfen – zu meistern. So verbinde ich mit der Kirche eine Sicher, glauben geht Freundschaften, die irgendwie allein. nach einem Teil des gemeinsame Vision - die Vision einer besseren und Ich persönlich aber gemeinsamen Weges gerechteren Welt. brauche die Gemein- enden oder auch weit schaft und den Halt, darüber hinaus bestehen (kath. Kindergarten, Kommuni- die ich in der Kirche durch Gottes Gegenwart (bislang) ongruppe, Messdienergemeinschaft, Firmgruppe, Gottes- immer wieder spüren durfte. So lassen sich Berge verset- dienstgemeinde, Ehevorbereitung, etc.). zen! In diesen Gemeinschaften darf ich immer wieder erfah- ren, dass Gott mit mir und mit anderen ist als der „Ich bin“. Sich davon gegenseitig zu erzählen, kommt nicht so 11
LIEBE- UND DANN TUE WAS DU WILLST. Halt statt Uferlosigkeit - ein Interview mit Hilde- darauf war, dass Dienste abgedeckt waren. Hilfsbedürf- gard Angenendt, Diplom-Psychologin, Examinierte tige Menschen brauchten enge Begleitung, emotionale Krankenpflegerin und Beraterin Sicherheit, Schutz vor Vereinsamung. Es entstand zwi- schenzeitlich ein Mehr an Nähe und Häuslichkeit, da ? Der Mensch braucht Halt, etwas, das ihn trägt. Außenaktivitäten wegfielen. Bei dadurch entstehenden In Ihrer Arbeit treffen Sie auf Menschen, die sich besonderen gruppendynamischen Prozessen bedurfte es mit den unterschiedlichsten schwierigen Le- guter Moderation. ? benssituationen konfrontiert sehen. Welche Kraft- quellen nennen diese Menschen? Kommen religiöse oder spirituelle Menschen besser durch die Krisen? Im Arbeitsbereich nennen viele das „gut funktionierende Team“, in dem man gemeinsam Probleme bewältigt, sich Ich finde, ja. Sie sind anders geerdet, finden Halt in Ritu- gegenseitig unterstützt, stärkt, ermutigt, Kraft und Halt alen, Gebeten und Gemeinschaft, zeigen eher Vertrauen gibt. Im privaten Bereich werden die Familie und Freunde darin, dass sich alles zum Guten fügt. Oft haben religiöse als Kraftquelle genannt. Sport, Bewegung, Laufen (z.B. mit Menschen eine stabile Grundhaltung und ein festes Wer- Hund) wird oft genannt, als etwas, was Ausgleich gibt und tebewusstsein. In ihrer Glaubensgemeinschaft finden sie den Kopf wieder frei macht. Hobbys, wie Singen im Chor, durch Gleichgesinnte zusätzliche Kraft. Das Gebet ist eine Basteln, Stricken, Malen, Ruhe und Entspannung etc., zusätzliche Möglichkeit, eigene Gefühle auszudrücken machen Freude und wirken förderlich. Eine gute „work- und sich im Kontakt mit Gott Sicherheit, Kraft und inne- live-balance“ stärkt. Gelebter Glaube, Stille, Exerzitien ren Frieden zu suchen. Ein fester Glaube macht innerlich und Gebet werden ebenfalls bei manchen Menschen als frei und unabhängig von äußeren Stressfaktoren. Kraftquelle beschrieben. ? Die Psychologie nutzt einen Begriff für die ? Die Pandemie macht mürbe. Im ersten Lockdown Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne 2020 nahmen laut Gesundheitsstudie der NAKO anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen: Symptome von Angst und Depressionen Resilienz. Kann man diese Fähigkeit erlernen? deutlich zu. Worin kann man Halt finden, wenn Welche Strategien gibt es, um nach Krisen wieder nach Routinen und Nähe wegfallen? vorne zu schauen? Halt spürten die Menschen, wenn sie in Grenzsituatio- Der Grundstein zur Zufriedenheit wird im frühesten nen auf Verständnis stießen, sich gesehen fühlten, mit Kindesalter gelegt. Babys, die liebevoll umsorgt werden, notwendigen Mitteln versorgt und bei Bedarf unterstützt wachsen später zu belastungsfähigeren Kindern und wurden. Es motivierte, dass mit unkonventionellen Erwachsenen heran. „Resilienz“, die Widerstandsfähigkeit Vorschlägen Neues versucht werden konnte und Verlass gegen Stress und Schicksalsschläge und Belastbarkeit ist 12
erlernbar durch Erfolgserlebnisse, Erfahrungen, Vorbil- Alles in Kurzform zusammengefasst: Um die großen der und ermutigende Ratgeber. Vor allem aber ist es und kleinen Themen der Zeit zu bestehen, bedarf es die Lust daran, das eigene Leben selbst zu gestalten. für jeden, vor allem den Schwächsten, dass jemand Resiliente Menschen nehmen ihr Leben kreativ, mutig kontinuierlich da ist und „das Ganze“ liebt, wie Eltern und lösungsorientiert in die eigene Hand. Sie sind ent- ihre Kinder lieben. Jemanden, der Zutrauen und Er- scheidungsstark und verfolgen ihre Ziele sehr engagiert. mutigung gibt, damit Vertrauen entsteht . Sie agieren statt zu reagieren. Wenn sich ihr Leben Oder, wie es der Heilige Augustinus sagt: verändert, können sie ihre Ziele aber auch anpassen. Sie „Liebe- und dann tue was Du willst. “ schätzen sich selbst und andere, pflegen stabile emotio- nale Beziehungen und haben sie als Kind erlebt. Interview mit Hildegard Angenendt , Diplom-Psycholo- gin, Examinierte Krankenpflegerin und Beraterin, Ein gutes soziales Netz ist ganz wichtig für die Entwick- tätig in den stationären Wohnangeboten und Senio- lung der seelischen Widerstandskraft und das Wieder- reneinrichtungen der Stiftung Haus Hall. aufstehen (nach Krankheit, Leid, Verlust, Krise) und Zuständig für die psychologische Beratung und Un- letztlich auch das empfundene Glück. Genau deswegen terstützung für Menschen mit Behinderungen, deren ist auch im Erwachsenenalter diese Erfahrung und ein Betreuungspersonen, Mitarbeiter und Vorgesetze und verlässliches Netzwerk, das trägt, wichtig. Ist es nicht für ein Beratungsangebot zur Gestaltung der letzten da, sollte es geknüpft werden. Die oben beschriebe- Lebensphase. ne Teamarbeit, in der gemeinschaftlich geübt werden kann, ist insofern eine gute Strategie. 13
WAS GIBT HALT? In der Hospizarbeit begleiten Ehrenamtliche WIE SIND SIE AUF DIE ARBEIT VON OMEGA AUF- und Hauptamtliche sterbende Menschen auf ihrem MERKSAM GEWORDEN? letzten Weg. Zu ihnen gehören die Koordinatoren Über einen Infostand in der Innenstadt von Bocholt. Hier Christel van der Linden und Jan-Bernd Gathmann habe ich mich über das Aufgabenfeld von OMEGA infor- sowie Anni Vagedes, die bereits seit 13 Jahren für miert. Und bin anschließend gleich in das Büro gegangen, OMEGA ehrenamtlich tätig ist. Die 77 Jährige wuchs um mich vorzustellen. Nachdem zwei meiner Geschwis- ter allein im Krankenhaus sterben mussten, stand für als Jüngste von 9 Kindern in einer Großfamilie auf mich der Entschluss für dieses Ehrenamt fest. und war als Hausfrau zwischenzeitlich als Tages- mutter und als Schöffin tätig. Im Interview erzählt WAS BRINGT EHRENAMTLICHE DAZU, SICH IN sie, wie man zu diesem Ehrenamt kommt, was Halt DER STERBEBEGLEITUNG EINZUSETZEN? gibt und warum es auch schöne Momente in dieser Als Ehrenamtliche kann ich etwas Gutes für den Sterben- Arbeit gibt. den tun. Es ist gut, wenn jemand kommt und da ist. Das sagen die Sterbenden und auch die Angehörigen immer wieder. Dabei erhalte ich viel Dankbarkeit zurück. Ich führe Gespräche und unterstütze die Angehörigen. Und OMEGA E.V. BOCHOLT – DATEN & FAKTEN solange es meine Gesundheit zulässt, mach‘ ich es gern weiter. OMEGA gibt es in Bocholt seit 1985. In unserem Verein sind wir eine Gemeinschaft von drei haupt- WELCHE STÄRKEN/ KOMPETENZEN BRAUCHT amtlich Beschäftigten und ca. einhundert Ehren- MAN FÜR DIESES EHRENAMT? amtlichen, mit einer guten Altersmischung von 35 In erster Linie braucht man Empathie – ich muss mit dem bis über 80 Jahren. Wir finanzieren uns über die Herzen dabei sein und mich zurücknehmen können. Refinanzierung mit der AOK Westfalen Lippe, über Eine offene und freundliche Ausstrahlung ist hilfreich. Mitgliedsbeiträge und Spenden. Ich bemühe mich, mich flexibel auf die Situationen vor Ort einzustellen. Damit zeige ich, dass ich ernsthaft und Das Angebot von OMEGA Bocholt e.V. richtet sich an wertschätzend Anteil am Leben des Sterbenden bekun- alle Schwerkranken und Sterbenden, unabhängig de. derer Konfession, Weltanschauung und Nationalität. Wir sind in den Regionen Bocholt, Rhede und Issel- MIT WELCHEM GEFÜHL GEHEN SIE IN EINEN burg tätig. Intensiv arbeiten wir mit allen Pflegeein- NEUEN EINSATZ? richtungen, dem Krankenhaus, dem Palliativdienst Wenn ich in eine Begleitung gehe, bin ich ruhig und ich und den Altenheimen zusammen. stelle mich voll und ganz auf die neue Situation ein. Ich habe keine Berührungsängste und gehe emphatisch in 14
Christel van der Linden (55 Jahre, rechts) arbeitet seit 3 Jahren als Koordinatorin bei OMEGA. Ihr neuer Kollege Jan-Bernd Gathmann (38 Jahre, links) war vorher als Tischler und Altenpfleger tätig. Anni Vagedes (Mitte) setzt sich bereits seit 13 Jahren für OMEGA ehrenamtlich ein. Zum Aufgabenfeld des Koordinators gehören: Anfragen auf Begleitung bearbeiten, Ehrenamtliche vermitteln, Öf- fentlichkeitsarbeit, um das Thema Sterben und Tod in die Öffentlichkeit zu bringen, politische Arbeit…. Die Einarbeitung und Betreuung der ehrenamtlichen Mitarbeiter nimmt einen hohen Stellenwert ein: Vorbe- reitungskurs, monatliche Austauschtermine, monatliche Themenabende, Ganztagesseminar, Vermittlung zum gegenseitigen Austausch, Anrufbereitschaft täglich, von 08.00-20.00 Uhr. Als eingetragener Verein sind wir mit den Koordinatoren von OMEGA am unteren Niederrhein und im Kreis Borken vernetzt. die Kontaktaufnahme und –pflege. Oft höre ich den Satz: Auf meine Abwehr, dass ich prinzipiell keine Geschenke „Was tut das gut, in den Arm genommen zu werden!“ annehme, antwortetet sie: „ Das müssen Sie aber anneh- Neue Ehrenamtliche werden behutsam durch uns Er- men!“ Es war ein kleiner Glasengel. Auf ihrer Beisetzung fahrene angeleitet, indem sie uns zunächst zu Besuchen stellte mich ihre Tochter den Trauergästen als Sterbebe- begleiten. gleiterin vor. Zu ihr hatte ich noch lange Zeit Kontakt. GIBT ES MENSCHEN ODER MOMENTE, DIE SIE IN WAS GIBT IHNEN PERSÖNLICH IMMER WIEDER IHREM EHRENAMT BESONDERS BEWEGT HABEN? HALT UND KRAFT FÜR DIESE HUMANE TÄTIG- Da erinnere ich mich an eine ältere Dame in einem KEIT? Altersheim. Sie konnte nicht mehr sprechen. Ich sah ein Halt finde ich im meinem Glauben und im Gebet, dabei Liederbuch, mit Heimatliedern. Ich wählte ein bekann- halte ich mich nicht für einen extrem gläubigen Men- tes Lied aus und sang es ihr vor. Damit zauberte ich ein schen. Lächeln auf ihr Gesicht. Mir ist so viel Besonderes durch andere Menschen in meinem Leben widerfahren und gern möchte ich davon Auch erinnere ich mich gut an die Besuche bei einer Frau anderen etwas weitergeben. in einem Altenheim. Es war eine besondere, eine bele- Ich glaube, dass ich einen guten Schutzengel habe. sene Frau. Eines Tages hatte sie ein Geschenk für mich. 15
ZWEI VON DREI DEUTSCHEN MÖCHTEN IM ANGESICHT DES TODES NICHT ALLEIN SEIN. WIE EIN HOSPIZ FÜR BOCHOLT BEGLEITEN SIE DIE ANGEHÖRIGEN IM STERBE- Die Fertigstellung des Edith-Stein Hospiz erfolgt PROZESS? GIBT ES RITUALE, DIE SIE PFLEGEN? voraussichtlich 2023, In der Sterbebegleitung ist es wichtig, zu gucken und zu mit 8 Plätzen und 2 Angehörigenzimmern. spüren wie die Atmosphäre ist und was der Sterbende und die Angehörigen möchten. In Gesprächen, mit Zuhö- Träger der Einrichtung ist eine Gesellschaft: ren, Fragen beantworten und Zuspruch geben, entsteht Haus Hall Gescher und Stiftung OMEGA eine Vertrautheit. Hierbei habe ich noch nie eine Zurück- In der Konzeption ist eine Öffnung und Anbindung weisung erfahren. Aus den Besuchen weiß ich, ob ich in den Stadtteil geplant. dem Sterbenden die Hand halten und sie streicheln darf. Bei christlich zugewandten Sterbenden bete ich das OMEGA e.V. Bocholt, „Vater unser“ und mache das Kreuzzeichen. Mit diesen Weberstr. 6, 46397 Ritualen gebe ich dem Sterbenden Halt. Das Wesentliche Tel:02871-184823 ist aber, einfach nur da zu sein! bocholt@omega-hospiz.de VIELE MENSCHEN VERBINDEN MIT EINEM HOS- Haben wir Ihr Interesse für das Ehrenamt bei OME- PIZ SCHMERZEN, ANGST UND TRAUER. SIND GA geweckt, informieren Sie sich gern ausführlich in DIESE ASSOZIATIONEN BEGRÜNDET? einem persönlichen Gespräch. Nein, in unserer Tätigkeit sind alle Verantwortlichen darauf bedacht, eine Wohlfühlatmosphäre für die schwerkranken Menschen zu schaffen. In jedem Fall sind die Menschen glücklich, wenn sie einen Platz im Hospiz bekommen. Im Umgang mit Schmerzen wird alles Erfor- derliche eingeleitet, um es in den erträglichen Bereich zu bringen. Im Hospiz wird miteinander gelacht und geweint. 16
MARLEEN WIRD IM OKTOBER IN ST. MICHAEL IN SU- Mein zukünftiges Patenkind ist schon fast 8 Jahre alt DERWICK GETAUFT und ich habe seit ihrer Geburt eine lebendige Beziehung zu ihr durch viele gemeinsame Aktivitäten. Auch in den Marleen: Ferien habe ich sie schon oft betreut und viel Freude im Ich möchte getauft werden, weil ich katholisch sein Umgang mit ihr. möchte. Über Glaube und Religion ist Marleen schon Ingrid als Mutter: recht gut informiert und interessiert durch Ich möchte meine Tochter endlich taufen den katholischen Kindergarten, den sie lassen, da ich es toll finde, wenn sie dann besuchte. Die Freude am Glauben möchte „richtig“ dazu gehört. Die Gemeinde St. ich mit ihr gerne in Zukunft noch bewuss- Michael tut viel Gutes für die Kinder - ter vertiefen und werde ihr als Taufge- wenn nicht gerade Corona ist - und sie schenk eine gemeinsame Radwallfahrt mit war, auch ungetauft, immer willkommen. Übernachtung in Kevelaer schenken Dennoch ist es ein schöneres Gefühl, wenn sie dann ein Teil der Gemeinde ist. Das Pilgern spiegelt für mich in vielerlei Hin- MARLEEN sicht die gesamte Lebensfülle in Freuden und Rosi als Patentante: manchmal auch Leiden wider, wie unter einem Ich freue mich sehr darüber, erstmals das Patenamt für Brennglas, beginnend mit dem Mut zum Aufbruch, dem die Tochter einer Freundin zu übernehmen. Aus persön- Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, dem Vertrauen auf licher Erfahrung haben die Taufpatinnen bzw. Taufpaten den Segen und Schutz Gottes, der uns auch über Hinder- schon ein besonderes Verhältnis zur getauften Person. nisse und Widrigkeiten des Lebens führt. Am Ende die Meistens wurden dazu nahe Verwandte ausgewählt. Freude am Leben in der Gemeinschaft Gleichgesinnter Meine eigene Patentante lebt sogar noch, ist bereits und einer tieferen Beziehung zu Gott. über 80 Jahre alt und ich habe selbst auch ein besonde- res Verhältnis zu ihr und zu dem Patenonkel, der bereits verstorben ist. Wir wünschen unserem Sohn, dass er den Fragen und Herausforderungen des Lebens hoffnungsfroh begegenen kann. Wir wünschen ihm Segen, einen Blick für Andere und den Mut, neue Anfänge zu wagen. Die Taufe ist Ausdruck und Zeichen unserer Wünsche. Lukas Tekampe als Vater 17
INTERVIEW Interview mit Ludger Dieckhues, Leiter des Stadtmarketing und der Wirtschaftsförderung Bocholt Die Covid19-Pandemie hat gerade die Veranstaltungsbranche und die Kultur- schaffenden schwer getroffen. Neben den finanziellen Schäden hat das viele auch ganz persönlich schwer belastet. Wie haben Sie als Chef des Stadtmarketing diese Situation erlebt? Was hat Ihnen und anderen Halt gegeben? In mancher Branche ging das von 100 auf 0 – manches Geschäftsmodell stand/steht plötzlich in Frage, wir selbst konnten etliche Aktionen nicht durchführen. Für mich/für uns wichtig: helfen, bera- ten, zuhören, informieren, Ideen entwickeln, motivieren – bloß nicht die Hände in den Schoß legen, sondern zeigen, wo Lösungen, wo finanzielle Hilfen, wo Perspektiven sind. Die Kommunikation mit Betroffenen – oft digital, was nie so gut sein kann wie persönlich, aber so ging Kommunikation zu Beginn der Pandemie wenigstens – hat viele Ideen gebracht, manche Ent- wicklung endlich angestoßen, neue Kooperationen hervorgebracht. Ich bin gespannt, ob dieses Miteinander, dieses „gemeinsam da durch“ erhalten bleibt. Denn das hat Halt und Hoffnung gegeben – wir sollten uns wieder mehr an gemeinsames Handeln in Wirtschaft und Gesellschaft erinnern – für uns eine Basis unserer Tätigkeit im Stadtmarketing, aber heute nicht mehr selbstverständlich. 18
Durch Ihre Tätigkeit in der Stadt Bocholt haben Sie viel Kontakt zu den Menschen, die hier leben. Früher war Bocholt stark von Kirche und Glaube geprägt, aber das verliert immer mehr an Relevanz. Was ist nach Ihrer Meinung die vordringliche Aufgabe der Kirchengemeinden in ihrem Dienst für die Menschen dieser Stadt, die nächstes Jahr 800 Jahre Stadtrechte feiert? Die Kirchen müssen den Spagat schaffen zwischen der Glaubensvermittlung mit vielen traditionellen Gedanken und den modernen Ansichten/Interessen der Menschen in einer von Schnelllebigkeit und Digitalisierung geprägten Welt. Sonst ist die Kirche, sind die Seelsorger zu weit weg von den Interessen/Gedanken der (jungen) Menschen. Und Kir- che/Gemeinde lebt von engagierten Gläubigen. Wenn die Seelsorgeteams es schaffen, die Ideen Jesu Christi, die auch in einer modernen Welt ja vielfach Sinn machen, in unsere Zeit, in unsere Gewohnheiten, in unsere Trends zu transformieren, dann kann/wird Glaube auch zukünftig Halt geben. Vor allem junge Menschen finden sich in der(Amts-)kirche zu wenig wieder, wobei ich zugebe, dass die Wertevermittlung (nicht nur von christlichen Werten) insgesamt schwieriger geworden ist in unserer Gesellschaft. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Globalisierung, Pluralisierung, Individualisierung, Zersplitterung der Gesellschaft – all das macht Menschen unsicher und orientierungslos. Mal ganz persönlich: Was gibt Ihnen Halt in der Uferlosigkeit dieser Zeit? Gemeinsamkeit und Einsamkeit! Gemeinsamkeit: Das tolle Miteinander in unserer Patchworkfamilie (sieben Töchter mit Anhang über die Republik verteilt) mit gemeinsamen Treffen zuhause, irgendwo in Deutschland oder digital, mit Urlauben, Wochenendtrips, Wanderungen, Gesprächen und Ideen begeistert mich und meine Ehefrau total. Darauf freuen wir uns, davon zehren wir, davon erzählen wir, das gibt ein gutes gemeinsames Gefühl, das macht glücklich. Einsamkeit: schon vor Corona habe ich mir für drei- bis viertägige Treckingradtouren durch Deutschland Zeit genom- men – allein und mit durchaus ambitionierten Kilometerzahlen pro Tag. Trotz sportlicher Anspannung die Landschaft, die Gegend, Sehenswürdigkeiten, Seen, Berge, Strände, Wälder, die Natur und das von Menschen in unserem Land Geschaffene zu genießen, gibt Kraft, bringt Reflexion, macht den Kopf frei und regt zu Ideen an. Und - wie früher mit meinem Vater in Gerleve und mit Schulfreunden auf Fahrradtouren in Kapuzinerklöstern in Deutschland (ich habe die Patres im Kapu noch erlebt und gute Erinnerungen!) - in einer Kapelle, im ein oder anderen Kloster, an dem ein oder anderen Wegekreuz innehalten, gibt mir auf so einer Tour auch heute noch ganz viel Ruhe, schafft Kraft und macht Mut bzw. bringt schöne Erinnerungen. 19
Kinderseelen betroffen sind – und Kinder, die extrem betroffen sind. Es litten vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial benach- teiligten Familien. Sie hatten besonders oft mit Sympto- in der Pandemie men wie Ängstlichkeit, Depressivität, Hyperaktivität oder allgemeinen Einbußen in der Lebensqualität zu kämpfen. Wichtig ist, das Auftauchen einzelner Symptome nicht mit einer psychischen Erkrankung gleichzusetzen. Gleich- wohl sollten diese Anzeichen stets ernst genommen und Kinder und Jugendliche haben ein deutlich Beratungen angeboten werden. Hier war gerade die Cari- geringeres Risiko als Erwachsene an Covid19 schwer tas mit ihren verschiedenen Angeboten stark angefragt. zu erkranken. In den meisten Fällen verläuft eine Erkrankung relativ mild und häufig sogar ohne Sym- Welche weiteren Auswirkungen auf die Gesundheit von ptome. Jedoch waren und sind Kinder und Jugend- Kindern und Jugendlichen gab und gibt es? liche von pandemiebedingten Belastungen stärker (Quelle:Bundesgesundheitsministerium) betroffen. Die Einschnitte waren spürbar: Die Kita- Neben Folgen für die psychische Gesundheit von Kin- und Schulschließungen und die Kontaktbeschrän- dern und Jugendlichen sind folgende Aspekte von hoher Bedeutung: kungen haben massiv die Alltagsstruktur der Kinder und Jugendlichen verändert. Dadurch kann man bei - Risiko häuslicher Gewalt: Kinder und Jugendliche waren Kindern und Jugendlichen vermehrt Zukunftsängste, vermutlich während der Pandemie einem erhöhten Risiko Leistungsdruck und Vereinsamung beobachten, die häuslicher Gewalt ausgesetzt. Das legen die Zahlen der zu depressiven Verstimmungen, Zwangserkrankun- polizeilichen Kriminalstatistik 2020 sowie eine gestiegene gen oder Panikattacken führen können. Nachfrage nach Beratungsangeboten nahe. Ob und wie stark Kinder unter den Auswirkungen lit- - Übergewicht: Im ersten Lockdown haben Körpergewicht ten, hängt auch mit einer Mischung aus verschiedenen und Body Mass Index (BMI) bei jungen Leuten ab 15 Jah- Faktoren zusammen. Kinder in einem stabilen Umfeld, in ren zugenommen. Das geht aus einer Studie des Robert einem Haus mit eigenem Garten, eigenem Zimmer und Koch-Instituts hervor. mit Geschwistern, konnten viele der oben genannten Dinge kompensieren. Aus dem ersten Lockdown erreich- - Mediennutzung: Der Medienkonsum von Kindern und ten uns Meldungen, dass einige sogar die erste Zeit des Jugendlichen ist in der Pandemie deutlich angestiegen. Lockdown genießen konnten – Mama und Papa im Home- Verschiedene Untersuchungen belegen, dass sich die office, man konnte gemeinsam in Ruhe frühstücken, ohne Zeit, die Mädchen und Jungen täglich insbesondere mit dass jemand pendeln musste – es gab genug Raum, um digitalen Spielen verbringen, stark erhöht hat. Eine Studie sich bei Spannungen aus dem Weg zu gehen. des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger zeigt eine Steige- Auch der Wechselunterricht wurde von einigen Kindern rung der täglichen Online-Zeit – von 205 Minuten 2019 aufgrund der kleineren Klassen positiv erlebt. Es ist also auf 258 Minuten 2020. nicht zutreffend, zu sagen alle Kinder seinen gleichmäßig von der Pandemie betroffen. Es gibt Kinder, die kaum 20
- Bewegungsmangel: In der Pandemie treiben Kinder und Jugendliche deutlich weniger Sport. Der Anteil der Kinder, die überhaupt keinen Sport ausüben, hat sich in der zweiten Welle gegenüber der Zeit vor der Pandemie verzehnfacht. Auch sind wesentlich weniger unter 15-Jährige Mitglied in einem Sportverein. - Schuleingangsuntersuchungen: Besonders wirken sich die Folgen der Pandemie auf Vorschul- kinder aus. Bei ihnen werden deutlich vermehrt Probleme im sprachlichen, motorischen und sozial-emotionalen Bereich beobachtet. Das berichten Kinder- und Jugendärzte aufgrund der Schuleingangsuntersuchungen vor der 1. Klasse im Jahr 2021 Seelsorglich tätig zu sein, heißt viele Gespräche zu führen, Lotse zu sein für weiterführende Beratun- gen oder Behandlungen – teilweise auch Interven- tionen in Zusammenarbeit mit dem schulpsycho- logischen Dienst. Die Themen sind breit gefächert: depressive Gedanken, Panikattacken und der Angst eine Essstörung zu entwickeln, Cypermob- bingerfahrungen und Probleme, sich wieder in das große Klassengefüge einzufinden. Den Kin- dern und Jugendlichen wurde viel zugemutet. Wir sollten ihnen Zeit und die nötige Unterstützung geben, sich einfinden zu können. Zuhören und reden kann Wunder wirken. Ein Psychiater nannte die Pandemie auch eine Chance, denn viele Eltern und Jugendliche holen sich nun Hilfe, weil es einen Grund gibt für die Belastungen, der nicht zuallererst in der häuslichen Seelsorglich tätig zu sein, heißt viele Gespräche zu führen, Umgebung vermutet wird. Somit Lotse zu sein für weitere Beratungen. Den Kindern wurde viel zuge- wird die Scham von psychischen mutet. Wir sollten ihnen Zeit und die nötige Unterstützung geben, Erkrankungen genommen und sich einfinden zu können. frühzeitig Hilfe gesucht. 21
MUT MACHEN, HOFFNUNG SCHENKEN Wenn Menschen den Halt in ihrem Leben verlie- ren, geraten sie manchmal in die Uferlosigkeit einer Suchterkrankung. Wir haben den Geschäftsführer des Sozialdienstes Katholischer Männer Bocholt Auch uns Profis lassen die Einblicke, die wir in ihr Leben danach gefragt. bekommen, nicht kalt, - sie bewegen und machen traurig und nachdenklich. Aber das Leben schlägt ja nicht nur Die Menschen, die sich in verzweifelter Situation ent- Wunden, es heilt auch, fördert und trägt immer wieder schließen, zu uns zu kommen, haben oft Hoffnung und zur Entfaltung bei. Gerade schwere Krisen bieten uns Zuversicht verloren. Sie sehen nur noch das, was schlecht manchmal erst die Möglichkeit zu Neuem. Beim SKM läuft und versuchen, diese Gedanken im Alkohol, in erleben wir, dass Menschen, gleich welchen Alters, sich Drogen oder im Glücksspiel zu vergessen. Sie fühlen sich auch in schweren Lebensphasen auf den Weg machen, wertlos, vielleicht sogar als Belastung für die Familie sich vom Alten lösen und Veränderung zulassen. oder die Gesellschaft. Und tatsächlich: Selten ist allein der Alkohol, die Droge oder die Spielsucht das Problem. Für die Mitarbeiter der Sucht- und Drogenberatung be- Die drohende Scheidung, Jobverlust, Schulden, Ver- deutet dieser Prozess, sich mit den Ratsuchenden auf die einsamung, Selbstmordgedanken, aber auch Gewalt und Suche dessen zu begeben, was Hoffnung macht und wie- Kriminalität – meistens geht es um viel mehr. der Kraft geben kann. Wir werden dabei zum Begleiter und Förderer eines Veränderungsprozesses, den der Hil- HOFFNUNGSRÄUME ENTDECKEN fesuchende entscheidend mitgestaltet. Er weiß letztlich Bei den Gesprächen stellt sich immer wieder heraus: am besten, was ihm gut tut. Wenn es gelingt, in echter Veränderung ist auch deswegen so schwer, weil diese einfühlender Beziehung mit den Klienten zu treten, kann Menschen nach vielen Jahren der Sucht- und Drogenab- wieder ein Hoffnungsraum entstehen. hängigkeit nur noch die negativen Seiten an sich sehen. Der Glaube, aus dem Teufelskreis der Sucht nochmal Die Zuwendung zum Nächsten, gerade dann, wenn es im aussteigen zu können, ist Stück für Stück verloren gegan- Leben besonders eng wird, entspringt der christlichen gen. Permanente Traurigkeit und Lethargie, Perspektivlo- Haltung, dass jeder als Abbild Gottes einzigartig wertvoll sigkeit und Pessimismus haben stattdessen die Oberhand ist und von ihm geliebt wird. „Gott putzt die Medaille, gewonnen. bis sie glänzt“. Gott hat aber keine anderen Arme als die 22
Der SKM, Katholischer Verein für soziale Dienste e.V., setzt sich mit seinen haupt- und ehrenamtlichen Mit- arbeitern für Menschen in Notlagen, die Rat und Hilfe suchen, ein. Keimzelle der Sozialen Arbeit des SKM in Bocholt war ein Beratungsangebot für Familien und Menschen in schwie- rigen Lebenslagen, aber schon seit über 25 Jahren haben wir mit der Sucht- und Drogenberatung weitere Stand- beine hinzugewonnen. Je nach Einzelfall bieten wir im Rahmen dieser Angebote ambulante oder vermitteln in stationäre Entwöhnungstherapien. Unsrigen. Es erfüllt uns alle mit großer Dankbarkeit und Freude, wenn dies gelingt: wenn Betroffene, die oftmals zunächst gebückt, mit leiser Stimme sprechend in die Beratungsstellen kommen, als gestärkte Persönlichkeiten Schauen wir auf das, was die Begleitung durch das Koli- uns wieder verlassen. bri-Projekt des SKM erreichen kann, verändert sich der Blick. Die Kinder erleben im Projekt Solidarität und Par- KOLIBRI PROJEKT STÄRKT DIE KINDER ABHÄNGIGER teilichkeit. Sie fühlen sich mit ihrem Schicksal nicht mehr Besonders am Herzen liegen uns die im Kolibri Projekt allein. Den meisten, der von uns in der Regel über Jahre betreuten Kinder Abhängiger. Sie sind besonders gefähr- geförderten Kinder und Jugendlichen, gelingt mit dem det, im Erwachsenenalter selber eine Sucht- oder eine Übergang ins Erwachsensein ein selbstständiges Leben. seelische Erkrankung zu erleiden. Zu einigen haben wir bis weit ins Erwachsenenalter einen Ihr Alltag ist in vielen Fällen von Vernachlässigung und guten und engen Kontakt. Wir spüren immer wieder ihre Gewalt geprägt, Aggressionen gehören zum Familienall- Verbundenheit zum SKM. tag – und trotzdem schützen sie das Familiengeheimnis. Manchmal müssen sie viel zu früh Verantwortung für den Sympathie oder ein ernst gemeintes, begründetes Lob Zusammenhalt der Familie übernehmen – Erfahrungen, lässt jeden strahlen, sein Licht heller scheinen. Gehen die diese Kinder ein Leben lang prägen werden. wir nicht so geizig damit um, geben wir unseren Mit- menschen immer wieder positive Rückmeldung! Gerade Wir versuchen diese Kinder aus der Isolation zu führen. denen, die bei sich wenig Liebenswertes mehr erkennen Gerade in der Weihnachtszeit fühlen einige von ihnen können. sich besonders allein. Sie erlebten Weihnachten jedes Jahr von Neuem mit familiären Auseinandersetzungen für den SKM Bocholt oder Teilnahmslosigkeit. Das Anderssein ihrer Familie Berthold Tenhonsel wird ihnen in dieser Zeit besonders schmerzlich bewusst. Die Weihnachtsfeier beim SKM ist für einige dieser Kin- der, so sagen sie, ihr Weihnachten. 23
SCHÖPFUNGSVERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN Ich komme der Bitte sehr gerne nach, etwas zum Titel den Verkauf der Produkte aus sich entwickelnden Län- unseres Pfarrbriefs „Halt statt Uferlosigkeit“ aus der Sicht dern die Menschen dort ein Einkommen erzielen können, eines Eine-Welt-Aktiven zu schreiben. Zuerst einmal fällt das es ihnen möglich macht, in ihren Ländern in Sicher- mir das Wort Uferlosigkeit ins Auge, denn der Begriff heit zu leben. Im Rahmen von Aktionen und Kampagnen beschreibt sehr gut, dass wir in unserer Gesellschaft mehr werden die Themen immer wieder in die Bocholter Ge- verbrauchen, als wir wieder zurückgeben. Wir Menschen sellschaft getragen. Die Engagierten in der Arbeitsgruppe in den hochentwickelten Gesellschaften leben auf Kosten Fairtrade-Stadt Bocholt unterstützen diesen Prozess. der Menschen in den sich entwickelnden Ländern. Papst Gerade in diesem Sommer ist die Stadt Bocholt wieder Franziskus fragt in seiner lesenswerten Enzyklika „Lauda- als Fairtrade-Stadt rezertifiziert worden. Die Unterstüt- to si“ zu Recht: „Welche Art von Welt wollen wir denen zung der regionalen Wirtschaft und die Unterstützung überlassen, die nach uns der Wirtschaften in den kommen, den Kindern, Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen, sich entwickelnden Län- die gerade aufwachsen?“ die nach uns kommen, den Kindern, dern schließen sich nicht (LS 160) gegenseitig aus, sondern die gerade aufwachsen? (LS 160) ergänzen sich. Der rasant ansteigende, uferlose Konsum hat dazu geführt, dass wir es mehr und Auch bei uns in der Kirchengemeinde haben wir uns mehr mit Umweltverschmutzungen zu tun bekommen, seit ein paar Jahren als ökofaire Gemeinde auf den Weg die ihrerseits auf uns zurückwirken. Klimaveränderung ist gemacht. Wir unterstützen damit die Forderungen des da das Schlagwort der Zeit. Deren Auswirkungen spüren Papstes für eine lebenswerte Zukunft. Gemeinsam mit wir überall auf der Welt. Wir erhöhen unsere Deiche, weil dem Bistum Münster und mit vielen weiteren Akteu- der Meeresspiegel ansteigt, Menschen flüchten weltweit, ren wollen wir unsere Entscheidungen in den Gruppen, weil sie in ihren Heimatländern keine Möglichkeiten fin- Verbänden und Institutionen unserer Pfarrgemeinde den, ihr Überleben zu sichern, und die Naturkatastrophen nachhaltig und umweltfreundlich gestalten. Der Pfarrge- hier bei uns und weltweit sind die Antworten auf die meinderat hat in seiner letzten Wahlperiode dazu bereits Ausbeutung der natürlichen Lebensgrundlagen. Uns allen einen Beschluss gefasst. Ein Ausschuss des Pfarreirates ist mittlerweile drastisch vor Augen geführt worden, dass arbeitet an der Umsetzung der selbst gesetzten Ziele es mit dieser Uferlosigkeit nicht weiter gehen kann. und lenkt den Blick auf neue Ziele. Diese Ziele werden durch Vorschläge zu deren Umsetzung erweitert, die von Die Eine-Welt-Arbeit in Bocholt (entstanden aus den den Gruppen, Verbänden und Institutionen frei gewählt Gruppen der Kirchengemeinden Bocholts) versucht seit werden sollen. vielen Jahren in Bocholt eine Gegenbewegung einzulei- ten. Im Weltladen Bocholt am St.-Georg-Platz engagieren Wenn wir diesen Weg konsequent weitergehen, dann sich Menschen ehrenamtlich, die versuchen, dass durch gibt das Halt: Halt für die Menschen in den sich entwi- 24
ckelnden Ländern, dass sie dort weiterhin leben können, solches Verhalten das Gefühl der eigenen Würde zurück, Halt für unsere Umwelt und Gesellschaft, indem wir führt uns zu einer größeren Lebenstiefe und schenkt uns Schöpfungsverantwortung übernehmen und Beispiel für die Erfahrung, dass das Leben in dieser Welt lebenswert andere sind, die auch Haltung zeigen möchten, und Halt ist.“ (LS 212) für die Erde, auf der wir leben, die Gott uns geliehen hat, d. h. damit wird sie Zukunft haben. Siegfried Löckener, Diakon unserer Gemeinde, ist Vorsit- zender vom Ökumenischen Arbeitskreis Eine Welt Bocholt Zum Schluss möchte ich noch einen Satz aus der Enzyk- e. V., der den Weltladen betreibt. Außerdem ist er Spre- lika zitieren: „Man soll nicht meinen, dass diese Bemü- cher der Lenkungsgruppe Fairtrade-Stadt-Bocholt und hungen die Welt nicht verändern. Außerdem gibt uns ein arbeitet im Arbeitskreis ökofaire Gemeinde St. Georg mit. GEISTLICHE BEGLEITUNG IM DEKANAT BOCHOLT Im Laufe des Lebens kommen wir immer wieder in Situa- Begleiter*innen teilen in den Gesprächen ihre eigene tionen, die wir als Herausforderung erfahren. Dann kann Glaubenserfahrung und bringen ihre langjährige berufli- die Sehnsucht spürbar werden, die eigene Biografie in che Erfahrung in der Seelsorge ein. In jedem Fall unterlie- den Blick zu nehmen und dem Leben eine neue Richtung gen sie der Schweigepflicht. zu geben. Dabei ist es hilfreich, eine vertrauenswürdige Person als Begleitung an der Seite zu haben. Frauen und Männer, Pastoralreferent*innen und Priester, Theolog*innen mit unterschiedlichen Zusatzqualifikatio- Im Dekanat Bocholt bieten zehn Seelsorger*innen die nen: Sie alle freuen sich, Menschen auf ihrer Suche nach Möglichkeit geistlicher Begleitung an: Im Einzelgespräch einem Leben mit Gott zu begleiten. mit ihnen können Interessierte das eigene Leben wahr- nehmen, den christlichen Glauben als Orientierung Nähere Informationen und die Kontaktadressen der und Halt für den Alltag entdecken und die persönliche geistlichen Begleiter*innen finden sich auf der Homepage Beziehung zu Jesus Christus vertiefen. Die geistlichen www.geistlich-begleitet.de und auf den Homepages der Pfarrei. 25
SIE IST PFLEGEBEDÜRFTIG, ABER MACHT MIR MUT Das Bild von abgeschobenen alten Menschen, die auf Ich fragte eine Bewohnerin, ob sie nicht unter den einem langen dunklen Flur vor sich hindämmern, gehört Einschränkungen der Pandemie leiden würde. Sie sagte zu den vielen Vorurteilen über Altenheime. Dabei leben mir – und ihre Mitbewohnerinnen nickten heftig zu ihren hier viele, die zwar körperliche Hilfe benötigen, aber Ausführungen: „Ach, hier ist es warm, es gibt viele Men- geistig sehr fit, politisch interessiert, ja auch einfühlsam schen, die freundlich zu uns sind, wir haben gutes Essen. sind und ihre Lebenserfahrung gerne mit denen teilen, Wir haben doch schon viel schlimmere Zeiten erlebt. Als die im Heim zu Gast sind oder dort arbeiten. Im Guten wir am Ende des Krieges mit drei Familien in dem Keller Hirten Bocholt wird mit einer großen Fachlichkeit enga- eines ausgebombten Hauses lebten, die Aa dann noch giert gepflegt. Das ist aber nicht alles. Auch die kleinen über die Ufer trat und das wenige, was wir noch besa- Wohngruppen bringen eine vertrauensvolle, familiäre ßen, wegschwemmte, da haben wir es schließlich auch Atmosphäre, die ich gerade an Heiligabend sehr schätze. geschafft. Und wissen Sie was, Sie schaffen das auch mit der Pandemie!“ Oft bin ich angesprochen worden: „Du hast doch so viele Kinder, da kannst du dann doch nicht arbeiten gehen!“ Sie hätten in ihrer Not gebetet und wären auch erhört Meine Frau und Kinder kamen jedoch in den Hirten und worden. Sie ließ sich sozusagen auch nicht von der sie trafen sich immer mit der Hausgemeinschaft und mir „Uferlosigkeit“ der Aa entmutigen und gab mir dadurch bei der Hl. Messe. Sie gehörten einfach dazu. Manche Hoffnung und Zuversicht, dass wir die Krise bewältigen. Bewohnerin wollte nur von meinen Söhnen wieder in die Solche Gespräche habe ich viele im Heim geführt, aus ih- Wohngruppe gebracht werden... nen habe ich sehr gelernt, für meine Aufgaben im Heim, aber auch für mein ganz persönliches Leben. Sie gaben Und dann: Heiligabend wird in den Gruppen gesungen, mir Inhalt und Halt. Ich bin den Bewohnerinnen und Enkel spielen Instrumente und sagen Gedichte auf, Eh- Bewohnern dafür sehr dankbar. renamtliche haben Kuchen und Gebäck gebacken, es gibt Geschenke für alle. Es ist eine ganz besondere, feierliche Johannes Maria Tepaße, ehemaliger Leiter des Guten und auch fröhliche Stimmung. Gerade an diesem emoti- Hirten Bocholt onsgeladenen Abend war es mir immer wichtig, jedem, wirklich jedem von der Hausgemeinschaft ein gesegne- tes Weihnachtsfest zu wünschen: allen die dort leben, arbeiten oder zu Gast sind. Das dauert lange, doch es gibt auch viele sehr persönliche Gespräche gerade an diesem besonderen Tag.
IMMOBILIENKONZEPT DER PFARREI ST. GEORG Im ersten Halbjahr dieses Jahres 2021 hat der Kirchenvorstand mit Unterstützung der Zentralrendantur ein Konzept für 20 Immobilien an acht Standorten entwickelt: Kirchen, Pfarrheime und Pfarrhäuser. Eine Präsentation finden Sie auf der Homepage. Damit reagieren wir auf den laufenden Spar- und Strategieprozess des Bistums Münster. Aufgrund sinkender Mitgliederzahlen und Kir- chensteuereinnahmen können wir nicht alle Gebäude unverändert behalten. Deshalb wurde eine Bewertung vorgenommen, in welcher berücksichtigt wird, wie dringlich ein Gebäude benötigt wird und wie teuer der Unterhalt ist, bzw. sein wird. Grundsätzlich gilt: Kirchen haben Vorrang vor anderen Gebäuden. So ist z.B. bereits klar, dass die leerstehenden Pfarrhäuser in Spork und in Lowick verkauft und ein Erbbaurecht vergeben wird. An anderen Orten ist es komplizierter, aber es gibt Perspektiven – sei es mittel- oder langfristig. Offen ist die Zukunft der St.-Norbert-Kirche. Ein Architekt hat ihren baulichen Zustand geprüft und erheblichen Renovierungsbedarf festgestellt, wenn man sie langfristig erhalten will. Der Kirchenvor- stand prüft nun, was geschehen soll. Falls es nötig sein sollte, die Kirche abzureißen, verfolgt der Kirchenvorstand das Ziel, dass mit einem neu zu bauendem Gebäude ein sozialer Zweck verfolgt wird. Sobald es einen Plan gibt, wird dieser vor Ort öffentlich präsentiert und diskutiert. Für den Kirchenvorstand: Pfarrer Matthias Hembrock 27
MITGLIEDER DER KIRCHENVORSTANDES MITGLIEDER DER LETZTEN WAHL- PERIODE (2018), den Heimatlosen Licht, WILBERT BAUHAUS SIMONE BOLLWERK WERNER BORGERS WILFRIED ELTING 48 Jahre 37 Jahre 52 Jahre 71 Jahre Bankkaufmannht, Verbandsprüferin Bankenicht,Diplomkaufmannht, Lehrer Licht, CHRISTA FIEKER WILHELM GAELINGS BERNADETTE PELZER HEINRICH SCHMEINK 61 Jahre 58 JAHRE 63 Jahre 69 Jahre Gesundheits- und Kin- Landwirt Liegenschafts- Schreinereimeister / derkrankenpflegerin verwalterin Rentner WAHLEN 2021 NEUE MITGLIEDER (2021) BERNHARD ESSING KLAUS STEPHAN LANGFELD H MICHAEL LENSING 67 Jahre KLEINHEßELING 63 Jahre 35 Jahre eimatlosen Licht, Landwirt / Rentnercht, 53 Jahre Bauingenieurht, Dipl. Ing. (FH) Textiltechniker Landwirtt, Betriebsleiter MARKUS LESON IGNAZ MESSING ERHARD TEKNIEPE TOBIAS TENBENSEL 52 Jahre 68 Jahre 51 Jahre 37 Jahre 28 Mitarbeiterht, Kaufm. Dipl. Betriebswirt Finanzbuchhalterht, IT Anwendungsbetreuer Unternehmensberater Licht,
MITGLIEDER DES PFARREIRATES JULIA BANNING SILVIA BERTRAM DIRK EBBING KLAUS GÖRING 54 Jahre 44 Jahre 22 Jahre 58 Jahre Angestellte Bankkauffrauicht, Kaufm. Angestellter Dipl.-Ing. Maschinenbau MONI HÜLSKAMP CLAUDIA STEFANIE LANG RUTH OVERBECK DE SUMI 44 Jahre JÜTTERMANN 48 Jahre 43 Jahre Mitarbeiterin der 59 Jahre Ergotherapeutin, Geschäftsführerin für die Hilfs- Büngern Technik Licht, Küsterin Lowick Trauerbegleiterin, organisation VAMOS JUNTOS MARGIT SANDERS LENA SCHAPDICK RIKE SCHEPERS DIRK STRATMANN 56 Jahre 22 Jahre 18 Jahre 45 Jahre kaufm. Angestellteht, Erzieherint, Schülerinht, Grundschullehrerht, GUIDO TEKAMPE GERD-MICHAEL GABRIELE ZAFRA ELISABETH ZOBEL 52 Jahre WEIDEMANN GARCIA 65 Jahre Techn. Zeichner 57 Jahre 60 Jahre Rentnerin Licht, ltd. kfm. Angestelltericht, 29 Kauffrauht,
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