Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
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3 Inhalt 5 Editorial Ein Wort in eigener Sache 6 150 Jahre DRK Hamburg-Harburg 8 Spenden und Sponsoring Danke allen Spendern, Förderern und Unterstützern 11 Soziale Dienste Eigenständiges Handeln fördern 16 Kinder, Jugend und Familie Inhaltlicher Ausbau des Angebotes 23 Hospiz Rüm hart, klaar kiming: Weites Herz, klarer Verstand 27 Rettungsdienst und Krankenbeförderung Stärker in die Notfallrettung eingebunden werden 32 Pflege und Senioren Leistung mit Anspruch 38 Interne Dienste Zentrale Prozesse optimal steuern 42 Secondhand-Shop »Schwester Henny« Eine gute Adresse für alle 43 Hausnotruf Roter Knopf gibt Sicherheit 44 RK Servicegesellschaft mbH Reinigung, Ernährung, Hausmeisterei 47 Ehrenamt Den Helfern helfen 53 Blutspende Wer Leben retten will, geht hin 54 Internationales Grenzenlos engagiert 56 Öffentlichkeitsarbeit und Presse Die Richtigen erreichen 58 Zukunftsprojekte und Ausblick 60 Bilanz und Verlauf 61 Organigramm 62 Impressum
»Wie schnell uns der Alltag wieder einholen würde, haben wir beim Festakt noch nicht geahnt. Wenige Wochen nach dem Jahreswechsel hat die Corona-Pandemie Deutschland erreicht und auch das Harburger Rote Kreuz vor große Herausforderungen gestellt.«
Editorial 5 Ein Wort in eigener Sache Das Jahr 2019 war das 150. in der Geschichte des Andererseits hat Harburger Roten Kreuzes. Dass wir schon 25 Jahre das Harburger Rote länger aktiv sind, also noch fünf Jahre mehr als Kreuz ad hoc viele beim 125jährigen Jubiläum geglaubt, wissen wir Aufgaben über- seit der Aufarbeitung unserer Vergangenheit durch nommen, die im- eine H istorikerin, die ein früheres Gründungsdatum mer noch erbracht feststellen konnte. Und ihre Chronik belegt, dass werden müssen. das R ote Kreuz in Harburg schon immer eine sehr So die Vornahme engagierte Organisation war, die sich stets für die von Testabstrichen für die Gesundheitsbehörde mit Menschen im Süden Hamburgs eingesetzt hat. Ob in sechs mobilen Teams in ganz Hamburg, die Beant- der Fürsorge für sehr junge Mädchen, die in Harbur- wortung von Fragen besorgter Bürger, die von der ger Haushalten arbeiteten, in der Krankenpflege, im Behörden-Hotline nicht bearbeitet werden konnten und Aufbau eines organisierten Rettungsdienstes um die deshalb an unsere Leitstelle weitergeleitet wurden, ein Jahrhundertwende oder in den beiden Weltkriegen. Einkaufsservice für Menschen in häuslicher Quarantä- Immer war das Harburger Rote Kreuz zur Stelle. ne oder die Einrichtung eines Wohnhauses als Isolier station. Bei all diesen Aufgaben hat das Rote Kreuz Vergangenheit und Gegenwart haben wir bei einer rund um die Uhr seine Leistungsfähigkeit unter Beweis sehr gelungenen Jubiläumsveranstaltung mit zahlrei- gestellt. chen Wegbegleitern aus dem In- und Ausland Revue passieren lassen. Fotografische Eindrücke davon Bei allen ehren- und hauptamtlichen Aktiven, die sehen Sie auf der folgenden Doppelseite. Ich denke, diesen Einsatz erfolgreich möglich gemacht haben und nach 150 Jahren darf man auch ein bisschen stolz auf weiterhin möglich machen, möchte ich mich an dieser sich selbst sein – und unsere Gründer wären es heute Stelle ganz herzlich für ihr unermüdliches Engagement wohl auch. bedanken. Wie schnell uns der Alltag wieder einholen würde, haben wir beim Festakt noch nicht geahnt. Wenige Wo- chen nach dem Jahreswechsel hat die Corona-Pan- demie Deutschland erreicht und auch das Harburger Lothar Bergmann Rote Kreuz vor große Herausforderungen gestellt. Ei- DRK-Präsident nerseits mussten viele Einrichtungen für Wochen und Monate schließen oder zumindest in den Notbetrieb Hamburg, im Oktober 2020 wechseln. Die wirtschaftlichen Auswirkungen durch fehlende Einnahmen und deutlich höhere Ausgaben für Schutzausrüstungen und Desinfektionsmittel wer- den wir erst am Ende des Jahres beziffern können.
Mit Chronik und Oldtimer beim Festakt (v.r.): Christian Reuter (DRK-Generalsekretär), Katharina Fegebank (Zweite Bürger meisterin und Schirmherrin), Lothar Bergmann (DRK-Präsident), Karin Bischoff (stellv. DRK-Vorstand), Harald Krüger (DRK-Vorstand), Dr. Andrea Brinckmann (Historikerin) Plötzlich 150: In Harburg schneller als anderswo Fünf Jahre oder 20 Jahre? In Harburg verfliegen sie sind mehr als 1.000 hauptamtliche Beschäftigte und schneller als anderswo. Bei Nachforschungen für eine 366 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer engagiert. Chronik hat die Hamburger Historikerin Dr. Andrea Damit ist der Kreisverband auch zu einem der größten Brinckmann im Staatsarchiv etwas entdeckt: den wis- Arbeitgeber im Süderelberaum gewachsen, zu dem senschaftlichen Beleg dafür, dass sich ein erster Vor- 6.000 fördernde Mitglieder gehören. läufer des DRK Harburg bereits im April 1869 gründe- te – und nicht 20 Jahre später, wie bis dahin gedacht. Am 26. April 2019 wurde das 150. Jubiläum mit So war 2019 das Jahr des 150. Jubiläums. 300 Gästen aus anderen Rotkreuz-Verbänden und Hilfsorganisationen, aus Politik und Wirtschaft sowie In einem Artikel der »Harburger Anzeigen und Nach- langjährigen Unterstützern und Helfern im Privathotel richten« (siehe Abbildung rechts) wird 1869 über die Lindtner gefeiert. Gründung eines »Kreis-Vereins zur Pflege der im Felde verwundeten und erkrankten Krieger« in Har- Mit dabei: Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeiste- burg berichtet. Zu den Initiatoren gehörten Klinik-Ärzte, rin der Freien und Hansestadt Hamburg und Schirm- Beamte, Kaufleute und Offiziere. Anlass zur Gründung herrin der Veranstaltung. »Das DRK Harburg mit seiner gaben die Erfahrungen aus dem deutsch-dänischen bewegten und bewegenden Geschichte ist eine feste und dem preußisch-österreichischen Krieg. Größe in Hamburg, immer nahe am Menschen und für den sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt un- Was bis 2019 aus dieser Idee in Harburg entstanden verzichtbar«, so die Zweite Bürgermeisterin. Christian ist, zeigen die Zahlen: Der Kreisverband ist Träger Reuter, Generalsekretär des Deutschen Roten Kreu- von 17 Kitas, sechs Service-Wohnanlagen für Senio- zes, s agte: »Laut den Grundsätzen des Roten Kreuzes ren, führt ein Hospiz, eine Obdachlosenherberge, eine leisten wir Hilfe allein nach dem Maß der Not. Das ge- Folgeunterkunft für Geflüchtete, einen Secondhand- lingt hier in Harburg in einem der größten und erfolg- Shop. In insgesamt 60 Einrichtungen und Projekten reichsten Kreisverbände ganz außergewöhnlich gut.«
150 Jahre Der Altbau der Verwaltung an der ehemaligen Maretstraße 73, heute Rote-Kreuz-Straße 3-5 i Ein Mitglied der Harburger San k olon ne in Rotk reuz -Uni form . täts e Regelmäßig und freiwillig wurd ab 1907 für den Rettungsdienst in Notsituationen geübt. Unterstützten mit viel Energie beim Festakt: Ulrich Bachmeier (v.l.), Ilka Pätzmann, Bozena Jadc zak, Inga Bentz, Imke Willenbrock, Anett Wohlers, Joan na Jachimczuk Ilka Pätzmann, Assistenz Geschäftszimmer, mit der Chronik des Kreisverbandes. en Rückblick und Ausblick: In kurz Talks auf der Bühne berichteten Harald Krüger (Foto) und andere Führungskräfte über die Mit 150 Jahren gehört das Harburger Rote Kreuz zu den ältesten Rotkreuz-Verbänden überhaupt. Das . Entwicklung des Harburger DRK und mehr erfuhren die 300 Gäste beim Festakt im Privathotel Lindtner.
8 Spenden und Sponsoring Danke allen Spendern, Förderern und Unterstützern Viele Angebote des DRK Hamburg-Harburg würde es ohne die großzügige Unterstützung von Spendern und Förderern nicht geben. Für das Berichtsjahr 2019 ist dabei zuallererst das Harburg-Huus für Obdach- lose zu nennen, das keine öffentlichen Mittel erhält, sondern sich komplett aus Spenden und Zuwendun- gen finanziert. Aber auch im Hospiz für Hamburgs Süden wäre es ohne finanzielle Unterstützung von verschiedenen Seiten nicht in gleicher Weise möglich, den Gästen in der letzten Lebensphase zusätzliche Angebote zur Verbesserung ihrer Lebensqualität zu Gemeinsam für das Harburg-Huus (v.l.): Schirmherr Dr. machen oder manch langgehegten kleinen Wunsch Rüdiger Grube, Leiter Thorben Goebel-Hansen, Unternehmer noch zu erfüllen. Der »Kinderteller« in Neuwiedenthal Christoph Gröner und Ulrich Bachmeier (Soziale Dienste) ist ein weiteres Beispiel für ein Angebot, bei dem Spenden an das Harburger Rote Kreuz direkt den Schwächsten in unserer Gesellschaft zugutekom- men. Aber auch andere Projekte, beispielsweise in der Migrations- und Geflüchtetenarbeit, freuen sich über Spenden und setzen diese sinnvoll ein. Bei allen Spendern, Förderern und Unterstützern, von denen wir im Folgenden lediglich einige beispiel- haft b enennen können, möchten wir uns sehr herzlich bedanken. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit auch wei- terhin, damit wir helfen können, wo Hilfe gebraucht wird. Inga Bentz vom DRK-Projekt »Aufsuchende Männerarbeit« freut sich über die gespendeten Laptops, die Sebastian Obdachlosenhilfe ohne öffentliche Mittel Rockel vom Modeunternehmen Tom Tailor überreichte. Pro Jahr werden 300.000 Euro für den laufenden Be- trieb und die intensive Betreuung der obdachlosen Gäste im Harburg-Huus benötigt. Es konnten Spenden aus allen Altersgruppen, von Einzel- ebenso wie von Großspendern und Stiftungen entgegengenommen werden. Auch Beiträge von Mitgliedern des Förderkrei- ses sind ein Baustein der Finanzierung. Beim Jubilä- umsfest zum 150-jährigen Bestehen des DRK Harburg wurde ebenfalls um Spenden zugunsten des Harburg- Huus’ gebeten. Zu den jüngsten Spendern gehörte die Klasse M4 Manfred von Soosten (l.) und Harald Szuligk vom Organisations (Jahrgangsstufe 7- 8) der Stadtteilschule Maret- team des Harburger Hallen-Cups übergeben Bares an Hospiz straße. Sie hatte mit einem Waffelverkauf 200 Euro leiterin Britta True. eingenommen und im Klassenrat beschlossen, das
Spenden und Sponsoring 9 Dr. Simone Thiede Gut vernetzt ist halb gewonnen Personeller Wechsel im Aufgabenbereich Spenden und Sponsoring: Seit November 2019 ist Dr. Simone Thiede zuständig für das Fundraising beim Harburger Roten Kreuz. »Mein Job ist in erster Linie Beziehungsarbeit«, sagt die Betriebswirtin für Non-Profit-Organisationen, gelernte Journalistin und promovierte Religionswissenschaftlerin. »Im Kontakt mit Menschen muss ich aufmerksam sein und spüren, was sie interessiert. Dann habe ich gute Chancen, sie für unsere Angebote zu begeistern.« Simone Thiede ist viel unterwegs, um sich umfassend zu vernetzen. Sie besucht unter anderem Kooperationspartner, repräsentiert das DRK H arburg bei Veranstaltungen, stellt potentiellen Unterstützern die spendenfinanzierten Einrichtungen und Projekte vor. »Mir gefällt die Viel- seitigkeit meines Jobs. Morgens schreibe ich vielleicht einen Antrag an eine Stiftung oder telefoniere wegen einer Charity-Veranstaltung, später führe ich Gespräche bei der festlichen Veranstaltung eines Vereins«, schildert Simone Thiede ihren abwechslungsreichen Arbeitsalltag. Sie mag auch, einerseits sehr eigenständig arbeiten zu können, andererseits im Team mit vielen hochmotivierten Kolleginnen und Kollegen zu sein. Dr. Simone Thiede ist viel unterwegs, um Kontakte zu Unterstützern zu knüpfen. Schon bald nach ihrem Einstieg sei ihr klar gewesen, mit wie viel Herzblut sich M enschen beim DRK Harburg für Bedürftige einsetzen. »Dabei wird auch über den Tag hinausgedacht. Es geht darum, Perspektiven zu ent- wickeln, wie wir zum Beispiel das Harburg-Huus langfristig positionieren und finanzieren können.« Die Vision der Fundraiserin: »Alle, die jetzt er- kennen, was für eine wichtige Einrichtung das ist, sollen später stolz sein, das Harburg-Huus schon früh unterstützt zu haben.« Simone Thiede hat fast 20 Jahre Berufserfahrung im Bereich Fundraising für soziale Institutionen. Geboren wurde sie 1964 in Gera, lebte ab 1990 in Bremen und seit 2008 in Hamburg. In Bremen und Dublin studierte sie Religionswissenschaft, was jedoch nicht gleichbedeutend ist mit Theolo- gie. »Mit dem Grundsatz der religiösen Neutralität im Roten Kreuz habe ich kein Problem. Im Gegenteil, das kommt mir sogar entgegen.« Geld an das Harburg-Huus für Obdachlose zu spen- ler war es der erste direkte Kontakt mit dem Thema den. Damit haben sie für sechs Wochen den Zukauf Obdachlosigkeit. von Grundlebensmitteln wie Milch, Mehl, Zucker, Nu- deln oder Reis finanziert. Das Harburg-Huus liegt Im August übergab Christoph Gröner, Firmengrün- nur etwa einen Kilometer von der Schule entfernt. der und Vorstandsvorsitzender der CG Gruppe, dem Zur Spendenübergabe kamen die Jugendlichen im Harburg-Huus eine Unternehmensspende in Höhe von Januar zusammen mit ihrem Lehrer im Außenmüh- 62.500 Euro. Auch er kam persönlich in der Einrichtung lenweg vorbei, um sich die Räume anzusehen und vorbei, begleitet von Dr. Rüdiger Grube, ehemaliger etwas über die Einrichtung und die Arbeit des DRK- Vorstandschef der Deutsche Bahn AG und Schirmherr Teams zu erfahren. Für viele Schülerinnen und Schü- der Obdachlosenherberge.
10 Spenden und Sponsoring mäßig finanziell unterstützen. Der Freundeskreis hatte zum Ende des Berichtsjahres 413 Mitglieder. Zu den Akteuren aus der Nachbarschaft, die das Hospiz auch 2019 wieder mit einer Spende bedacht haben, gehört die Harburger Jägerschaft. Der 1. Vorsitzen- de Rudolph Wendt überbrachte gemeinsam mit Jörg Bösenberg und Sascha Barth 1.000 Euro, die aus dem Erlös der Tombola des Jägerballs im Februar 2019 im Hotel Lindtner stammten. Die Organisatoren des Harbur- Vertreter der Lions Clubs Web Serve Nord und Hamburg ger Hallen-Cups Manfred von Soosten, Günter Falk und Hammonia übergaben Dr. Michael Wedler (l.), Leiter der Harald Szuligk übergaben aus Spenden und Erlösen des Unterkunft Am Röhricht, im Juni Geschenke für Kinder. Fußballturniers 2.000 Euro an Hospizleiterin Britta True. Die drei Harburger Lions Clubs spendeten 8.000 Euro, und die Bürgerstiftung für das Hospiz finanzierte mit 6.000 Euro die Anschaffung eines mobilen Ultraschall- geräts. Seit März 2019 unterstützt auch Apothekerin Sabine Geissler das Hospiz, indem sie in ihrer Luna- Apotheke in Wilhelmsburg Spendenbüchsen aufstellt. Kostenloses Mittagessen beim »Kinderteller« Mitarbeiterinnen der DRK-Kita »Grüne Insel« in Neu- wiedenthal gründeten 2006 den »Kinderteller«. Denn Die Ehrenamtlichen des DRK-Shops »Schwester Henny« sie hatten festgestellt, dass einige Kita-Kinder freitags (l.) besuchten das »Kinderteller«-Team im Mai. Aus der »auf Vorrat« aßen und montags hungrig aus dem Wo- Spendendose im Shop flossen 500 Euro in das Projekt. chenende zurückkamen. Jeden Sonnabend und Sonn- Die in Neu Wulmstorf ansässige Adalbert Zajadacz tag erhalten seitdem bis zu 50 Kinder im Alter von drei Stiftung spendete 10.000 Euro für das Projekt »Jugend: bis 14 Jahren ein kostenloses Mittagessen in der Ein- Perspektive statt Straße« im Harburg-Huus. Gerade bei gangshalle unserer Kindertagesstätte. Die Lebensmit- jungen Obdachlosen besteht die Chance, durch soziale tel werden aus Spenden finanziert, die zum Teil auch Hilfeleistungen einen Perspektivwechsel und eine kon- anonym beim Harburger Roten Kreuz eingehen. Zu krete Verbesserung der Lebensumstände herbeizu- den regelmäßigen Spendern gehören zum Beispiel Jür- führen. Aber auch Sachspenden helfen: Zum Beispiel gen Brennert, Initiator von »urban hiking«, und seine erhielt das Harburg-Huus für seine obdachlosen Gäste Mitwanderer. Diese haben im Anschluss an jede Wan- im Winter 150 wärmende Smartphone-Handschuhe derung die Möglichkeit, für das DRK-Projekt zu spen- von der Alan Electronics GmbH aus Trittau. den. 950 Euro kamen im Berichtsjahr auf diese Weise für den »Kinderteller« zusammen. Aus der Spenden- Abschied in Würde im Hospiz dose im DRK-Secondhand-Shop »Schwester Henny« Im sechsten Jahr nach der Eröffnung freut sich das flossen 500 Euro an den »Kinderteller«, die bei einem Hospiz für Hamburgs Süden über eine gewachsene Besuch der im Shop tätigen Ehrenamtlichen den Kolle- Solidarität mit der Einrichtung, die schwerstkranken ginnen in Neuwiedenthal übergeben wurden. Menschen einen Abschied in Würde ermöglicht und den letzten Tagen mehr Leben gibt. Die offensichtliche Spen- denbereitschaft vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger, die wohlwollende Haltung von Stiftungen und privaten Gön- Fundraising nern lassen hoffen, dass das Hospiz auch weiterhin die Ansprechpartnerin Mittel aufbringen kann, um diesem Anspruch gerecht Dr. Simone Thiede werden zu können. Mit Dankbarkeit erwähnt werden soll Tel. 040 / 76 60 92-66 hier auch die Unterstützung des Kuratoriums und des s.thiede@drk-harburg.hamburg Freundeskreises aus Menschen, die das Hospiz regel-
Soziale Dienste 11 Die Obdachlosenhilfe des DRK hat prominente Unterstützung: Schirmherr Dr. Rüdiger Grube (l.) im Gespräch mit Frank, früher obdachloser Gast im Harburg-Huus. Frank konnte durch das DRK eine Wohnung vermittelt werden. Eigenständiges Handeln fördern Das Harburger Rote Kreuz setzt sich für Menschen eindrucksvoll bestätigt. Mehr als 4.000 Übernach- ein, die in einer schwierigen Lebenslage unsere Un- tungen in zwölf Monaten ist eine Zahl, die für sich terstützung brauchen. Im Mittelpunkt stehen dabei im spricht. Ebenso die mehr als 2.000 Beratungsgesprä- Bereich Soziale Dienste die Obdachlosenhilfe sowie che, in denen es um Wohnungslosigkeit, aber auch Angebote für neu zugezogene Harburger, viele davon um Themen wie Sucht, Verschuldung, Gewalt gegen mit Fluchterfahrung. Angebote für ältere Menschen Frauen, Altersarmut und Einsamkeit geht.« sowie das Projekt Frühe Demenz sind seit 2019 im Bereich Senioren und Pflege angesiedelt. Das Harburg-Huus ist Tag und Nacht und an 365 Ta- Harburg-Huus für Obdachlose: gen im Jahr geöffnet, auch Mehr als nur Bett und Beratung für obdachlose Gäste mit Das Harburg-Huus, die Obdachlosenherberge des Hund. Es bietet 15 Betten Harburger Roten Kreuzes, konnte im Juni 2019 ihr in vier Zimmern und einen einjähriges Bestehen feiern. DRK-Vorstand Harald Tagesaufenthaltsraum. Morgens wird Frühstück und Krüger zog eine positive Bilanz des ersten Jahres: abends eine kleine Mahlzeit angeboten. Es gibt Dusch- »Die Einschätzung, dass im Hamburger Süden eine und Waschmöglichkeiten sowie persönliche Postfächer solche Einrichtung dringend gebraucht wird, hat sich für die Gäste. Ergänzende Angebote sind zum Bei-
12 Soziale Dienste Marc Schlaht und Gabriela Krause »Jeden Tag dazulernen« Im Sommer 2019 begannen Marc Schlaht und Gabriela Krause ihr Frei- williges Soziales Jahr (FSJ) im Harburg-Huus. Beide sind Abiturienten und empfinden ihr Engagement als bereichernd, auch wenn es finanziell nur mit einem Taschengeld entlohnt wird: »Ich lerne hier jeden Tag dazu«, erklärt der 21-jährige Marc. »Manche Gäste kann ich ermuntern, aktiv zu werden. Mit denen setze ich mich hin und fülle zum Beispiel Formulare aus, sofern sie wollen. Manche möchten auch in Ruhe gelassen werden. Mit manchen sitzt man einfach draußen auf den Paletten und schweigt.« Nach dem Abitur machen sie ein Freiwilliges Soziales Jahr im Harburg- Der junge Mann weiß: »Die Hilfe hier ist immer nur für eine begrenzte Huus: Gabriela Krause und Marc Schlaht Zeit möglich. Wir sind kein Hotel, sondern nur eine Anlaufstelle, wenn die Gäste nicht wissen, wohin.« Er genießt die guten Momente: »Wenn wir jemanden in seine eigene Wohnung entlassen können, dann spüren hier alle im Team: Es hat sich gelohnt. Das ist Motivation pur.« spiel eine medizinische Versorgung im Kranken- und nenzulernen und etwas über die soziale Situation von Zahnmobil, psychosoziale Beratung, Wundversorgung, Obdachlosen zu erfahren. Dazu gehörten Auszubilden- Besuche vom Tierarzt für Hunde und vieles mehr. de etwa der Deutschen Bahn und der Hamburger Feu- erwehr ebenso wie Schulklassen und Kita-Gruppen. Nicht nur bei den obdachlosen Gästen, auch in der »Vorurteile abzubauen, ist eines der wichtigen Ziele Nachbarschaft, der Politik und bei kooperierenden unserer Arbeit«, so Thorben Goebel-Hansen. Bei ver- Institutionen ist das Harburg-Huus zur festen Größe schiedenen Gelegenheiten konnte sich das Harburg- geworden. »Jetzt kommt es darauf an, weitere Un- Huus der Öffentlichkeit präsentieren, etwa bei einem terstützer zu gewinnen, denn ohne öffentliche Förde- Fußballspiel des FC St. Pauli oder des Handball-Bun- rung sind wir dringend auf Spenden angewiesen«, so desligisten HSV Hamburg. Im Harburg-Huus selbst Harald Krüger. Schirmherr des Hauses ist Dr. Rüdiger gab es öffentliche Benefizauftritte von Künstlern, dar- Grube. »Das Harburg-Huus gibt den Betroffenen, was unter der philosophierende Kabarettist Gunnar Kaiser sie lange nicht oder sogar noch nie in ihrem Leben hat- im bis auf den letzten Platz gefüllten Aufenthaltsraum. ten: Wärme, Geborgenheit, Respekt, Wertschätzung und Zuwendung«, so der ehemalige Vorstandschef der In Erinnerung bleiben wird die Einladung zum Essen Deutsche Bahn AG. im Januar in Wenzels Steakhouse in Adendorf: Es konnte nach Belieben von der Karte bestellt werden, 80 Mal konnte innerhalb der ersten zwölf Monate pri- der Wirt spendete zudem noch gut erhaltene Kleidung vater Wohnraum an obdachlose Männer und Frauen und trennte sich von seiner Lieblingslederjacke. Hin- vermittelt werden, weitere 70 Mal eine öffentliche Un- zu kamen Hygieneartikel, die der Wirt bei Einzelhänd- terbringung. Für sechs Gäste mit Wohnsitzen im Aus- lern in Lüneburg eingeworben hatte. Im Juni reiste eine land wurde die Rückreise ins Heimatland organisiert. 15-köpfige Gruppe auf Einladung des Bundestagsab- »Die große Nachfrage der ersten Monate hat sich im geordneten Metin Hakverdi für einen Tag nach Berlin, gesamten Jahr 2019 sogar noch leicht gesteigert. Ins- besichtigte den Bundestag und traf sich zum Gespräch gesamt haben wir 6.000 Gästekontakte gezählt«, sagt mit dem SPD-Politiker. »Diese und andere besondere der Leiter der Einrichtung, Thorben Goebel-Hansen. Aktionen sind wertvoll für unsere Arbeit, weil sie für un- sere Gäste den Horizont erweitern und ihnen zeigen, Im Berichtsjahr besuchten auch wieder verschiedene dass sie als Teil der Gesellschaft gehört und wahrge- Gruppen das Harburg-Huus, um die Einrichtung ken- nommen werden«, erklärt Thorben Goebel-Hansen.
Soziale Dienste 13 Neu: Migrationsberatung auch in Wilhelmsburg Menschen, die noch nicht lange in Deutschland leben, unterstützt die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, kurz MBE, zum Beispiel bei der Arbeits- suche oder im Kontakt mit Ämtern. Weil immer mehr Neubürger bei der Beratungsstelle des DRK Harburg Rat und Hilfe suchen, gibt es das Angebot seit Juni 2019 auch in Wilhelmsburg. Dort berät Joanna Jach- imczuk nun Zuwanderer auf Deutsch, Polnisch und Englisch, mit Unterstützung von Dolmetschern auch auf Arabisch, Farsi und Sorani. »Unsere Klienten sind nicht nur Geflüchtete, sondern auch Zuwanderer aus anderen EU-Staaten – Menschen, die mit hoher Wahr- scheinlichkeit dauerhaft hier leben werden. Wenn wir dazu beitragen können, dass sie sich schnell integ- rieren, ist das ein großer Gewinn für alle«, sagt die Migrationsberaterin Joanna Jachimczuk und Ulrich Bachmeier, verantwortlich für den Bereich Soziale Dienste 33-Jährige, die selbst in Polen geboren ist, seit 2004 in Deutschland lebt und mehrere Jahre Beratungser- fahrung aus anderen DRK-Einrichtungen für Migran Wohnunterkunft Am Röhricht ten mitbringt. Ihre Kolleginnen Natalia Lukin und Am 22. Dezember 2016 zogen die ersten Geflüch- Lusine Dietsch bieten in Harburg weiterhin Beratun- teten in die DRK-Wohnunterkunft Am Röhricht in gen auf Deutsch, Englisch, Russisch und Armenisch Neugraben-Fischbek ein. Drei Jahre später stellt Ein- sowie weiteren Sprachen mit Dolmetschern an. 2019 richtungsleiter Dr. Michael Wedler zufrieden fest: »Der führten die Migrationsberaterinnen insgesamt 1.374 Betrieb verläuft in geregelten Bahnen, unser Team »Fälle« in ihren Beratungslisten (Vorjahr: 1.357). pflegt einen vertrauensvollen Umgang mit den Bewoh- nern. Die Zusammenarbeit mit Behörden, Institutionen »Dabei meint ›Fälle‹ immer Menschen in jeweils und Akteuren im Quartier sehen wir als sehr gut an.« ganz individuellen Lebenslagen, die nicht nur einma- lig in die Migrationsberatung kommen, sondern oft Durchschnittlich lebten 2019 in der Wohnunterkunft über Wochen und Monate begleitet werden«, erklärt 563 Menschen. Bezogen auf die mit der Behörde für Ulrich Bachmeier, beim Harburger Roten Kreuz Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) ver- verantwortlich für den Bereich Soziale Dienste. »Die einbarten maximal 640 Plätze liegt die Auslastung damit Beraterinnen gehen dabei auf die komplexen Lebens- bei ca. 88 Prozent. Dass sie nicht höher ist, hat unter- situationen jedes einzelnen Ratsuchenden ein, der schiedliche Gründe, wie Einrichtungsleiter Dr. Michael sich an sie wendet.« Im Jahr 2019 war die Migrati- Wedler erläutert: »Neben einem insgesamt geringeren onsberatung am neuen Standort in Wilhelmsburg in Bedarf an Unterbringung ist ein Grund das soziale Ge- den Räumen der DRK-Kita Wilma in der Neuenfelder füge der bei uns lebenden Personen. Es leben hier sehr Straße 16d untergebracht. viele Familien und Paare, in deren Wohnungen freie oder freigewordene Plätze nicht ohne weiteres mit allein stehenden In Zahlen Personen belegt werden können. Soweit es möglich ist, schaffen wir Mehr als 4.000 Übernach In 11 Sprachen konnten aber durch interne Zusammenle- tungen zählte das Harburg- »Alltagsbegleiter« mit Familien Huus für Obdachlose. in Kontakt treten. gungen freie Wohneinheiten.« Die Bewohner kamen überwiegend aus 90 Bewohner zwischen 7 und 3 Mitarbeiterinnen haben in Afghanistan, Irak und Syrien. Der 16 Jahren wohnten im statisti- der Migrationsberatung für schen Mittel 2019 in der DRK- erwachsene Zuwanderer Altersdurchschnitt von 25 Jahren ist Unterkunft Am Röhricht, weitere 1.374 Klienten beraten. vor allem auf einen hohen Anteil von 71 waren 6 Jahre oder jünger. Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zurückzuführen.
14 Soziale Dienste Shaima Raji »Ein neues Leben aufbauen« Seit 37 Jahren lebt Shaima Raji in Deutschland. So lange ist es her, dass die damals 19-Jährige mit ihrer erst elf Monate alten Tochter und ihrem da- maligen Mann nach der Flucht aus Afghanistan hier ankam. An die erste Zeit in der neuen Heimat erinnert sie sich immer noch gut: »Es war natürlich alles sehr fremd. Aber ich habe schnell begonnen, die Sprache zu lernen und mich einzuleben.« Mittlerweile spricht sie Deutsch kaum weniger fließend als ihre Muttersprache Dari/Farsi. Im Flüchtlingsjahr 2015, als das Harburger Rote Kreuz in kurzer Zeit sechs Erstaufnahmen eröffnete, kam sie als Dolmetscherin ins Team der Unterkunft im Karl-Arnold-Ring in Wilhelmsburg. Später übernahm sie die Koordination der dortigen Ehren- amtlichen bis zur Schließung der Einrichtung im Dezember 2017. Ihre vielfältigen Erfahrungen und Fähigkeiten bringt Shaima Raji seit August 2018 im Projekt »Alltagsbegleiter« des DRK Harburg ein. »Mit Shaima Raji koordiniert das Projekt den Alltagsbegleitern bieten wir Hilfe von Geflüchteten für Geflüchtete, »Alltagsbegleiter« beim DRK Harburg. meistens in deren Muttersprache«, erklärt Shaima Raji. Sie ist Ansprech- Geboren wurde sie in Afghanistan, seit 37 Jahren lebt sie in Deutschland. partnerin für das 13-köpfige Team, kümmert sich um Verträge und Ab- rechnungen, hält Kontakt zu Schulen, Unterkünften oder dem Jobcenter. »Manchmal kommt es auch vor, dass Familien mit ihren privaten Proble- men zu mir kommen«, sagt die vierfache Mutter lächelnd. Fast familiär ist auch der Zusammenhalt der Alltagsbegleiter untereinander. »Wir treffen uns mindestens einmal im Monat zum Austausch, meistens öfter, denn ich versuche immer kleine Fortbildungen zu organisieren.« Ihre Arbeit beim DRK Harburg macht Shaima Raji viel Freude: »Wir helfen den Menschen anzukommen, damit sie sich ein neues Leben aufbauen können. Das ist eine wunderbare Aufgabe.« Das DRK-Team besteht im Berichtsjahr aus 13 Köpfen, ist groß. Wie schwer das auf dem Hamburger Woh- neun Sozialpädagogen sowie vier Hausmeistern. Hin- nungsmarkt ist, wissen wir. Wir gehen das Thema of- zu kommt ein externer Sicherheitsdienst, der rund um fensiv an, kooperieren eng mit dem Kollegen Sascha die Uhr vor Ort ist. Außerdem gibt es eine enge Ko Thon vom DRK-Willkommensbüro Süderelbe und na- operation mit mehreren DRK-Projekten und Ehren türlich der Fachstelle für Wohnungsnotfälle. Wir moti- amtsinitiativen. Michael Wedler: »Bei unseren Bera- vieren die Bewohner, kontinuierlich am Ball zu bleiben, tungen stellen wir fest, dass diese intensiver und die weil es vielleicht bei der 100. Besichtigung klappt.« Inhalte komplexer werden. Immer wiederkehrende So konnten immerhin 27 Prozent der Bewohner 2019 Themen sind vor allem Sprache, Arbeit und Woh- in eigenen Wohnraum umziehen. Weitere praktische nen. Nach einigen Jahren in Deutschland treten Fra- Fragen drehen sich um Ausbildung, Sprachkurse, gen nach der persönlichen Zukunft bei vielen Bewoh- Sozialleistungen, Kitaplätze oder den Aufenthaltssta- nern in den Vordergrund: In Sicherheit, ja, aber was tus. Wedler: »Das Ziel ist es, die Bewohner zu befähi- jetzt? Der Wunsch, eine eigene Wohnung zu finden, gen, eigenständig zu handeln.«
Soziale Dienste 15 Inga Bentz, Projektleiterin »Aufsuchende Männerarbeit«, mit An einem Ideen-Workshop zur Gestaltung einer einem Besucher des Internet-Cafés, das einmal wöchentlich brachliegenden Grünfläche an der Wohnunterkunft Am in der Unterkunft Am Röhricht angeboten wird Röhricht beteiligten sich zahlreiche Bewohner. In dieses Konzept passt ein Workshop, in dem unter Auch das DRK-Willkommensbüro Süderelbe hat seinen reger Beteiligung der Bewohner Ideen für die Nutzung Sitz in der Wohnunterkunft Am Röhricht, richtet sich einer zur Unterkunft gehörenden, bisher brach liegen- aber mit seinen Angeboten an alle Bewohner des Quar- den Grünfläche zur Sprache kamen. Im Anschluss tiers. Begegnungsarbeit zwischen alteingesessenen wurden zwei Hochbeete gebaut, befüllt und bepflanzt. und neuen Anwohnern in Süderelbe ist ein Kernziel der Unter Beteiligung der DRK-Projekte »Aufsuchende Arbeit. »Von A wie Ausflugsangebote über N wie Nach- Männerarbeit«, »Elternlotsen« und »Alltagsbegleiter« barschaftsfeste bis Z wie Zusammen leben in Vielfalt sowie weiterer Akteure fand unter anderem ein großes haben wir ein sehr breites Spektrum«, erklärt Sascha Nachbarschaftsfest mit Flohmarkt statt, an dem auch Thon, der das Willkommensbüro seit der Eröffnung im zahlreiche Bewohner der benachbarten Unterkünfte Frühjahr 2018 leitet. »Insbesondere die Zusammenar- und der Umgebung teilnahmen. beit mit den Kooperationspartnern und offiziellen Anlauf- stellen im Stadtteil funktioniert gut. Eigene Beratungs- Das Ankommen erleichtern und Schulungsformate konnten 2019 als zukunftswei- Unterstützung von Migranten für Migranten organisie- sende Bausteine entwickelt werden, wie zum Beispiel ren – das ist die Idee hinter dem Projekt »Alltagsbe- die Beratung zur digitalen Teilhabe und Unterstützung gleiter«. Männer und Frauen, die selbst Zugewander- bei der Wohnungssuche. Besonders die Wohnsprech- te sind, begleiten Familien im Stadtteil, meist solche stunde und Lebenslagenberatung erweisen sich als aus dem eigenen Herkunftsland oder dem eigenen sehr erfolgreich und passgenau.« Sascha Thon bietet Sprachraum. Die »Alltagsbegleiter« sind Kontaktper- Orientierungsberatungen an, unterstützt in Konfliktfäl- sonen und geben ihr Wissen zum Beispiel über Woh- len und vermittelt Kontakte zu Firmen, Unternehmen nungs- und Jobsuche, Bildung oder das soziale Mitei- und Ehrenamtlichen. Das Willkommensbüro Süderelbe nander an die Neuangekommenen weiter. Koordiniert ist ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohl- wird das Angebot von DRK-Mitarbeiterin Shaima Raji fahrtspflege e.V. (AGFW) im Rahmen des auf zunächst (Porträt linke Seite). drei Jahre befristeten Programms »Perspektive Ham- burg«. Durch die Dachorganisation AGFW gibt es eine Im Projekt »Aufsuchende Männerarbeit« kümmern stadtweite Vernetzung. sich Inga Bentz und Ulrich Bachmeier um junge, al- leinstehende Geflüchtete, für die sich das Ankommen oft sehr schwierig gestaltet. Im Mittelpunkt stehen Soziale Dienste niedrigschwellige Gruppenangebote wie etwa Film- Bereichsleiter oder Spieleabende oder Begegnungsarbeit beispiels- Ulrich Bachmeier weise bei Ausflügen. Zweimal wöchentlich wird ein Tel. 040 / 76 60 92-91 Treffpunkt in der Wohnunterkunft Am Röhricht ange- u.bachmeier@drk-harburg.hamburg boten.
16 Spielen, lachen, lernen, Vertrauen fassen, Freunde finden, soziales Miteinander genießen und sich ausprobieren: Das ist Kita. Inhaltlicher Ausbau des Angebotes Für Bereichsleiterin Katja Philipp und ihr Team stand ihren acht Teammitgliedern einen ungeplanten Start: das Jahr 2019 erneut im Zeichen von Ausbau und Statt Besichtigung, Bewerbung, Belegung stand in der Intensivierung: So wurde nicht nur in Wilhelmsburg Wilma Anderes auf dem Plan. eine Kita eröffnet und in Neugraben-Fischbek mit dem Bau einer neuen Kita begonnen. Auch teils projektbe- Durch einen Wasserschaden in der DRK-Kita Fantasia zogene Aufgabengebiete und weitere Angebote konn- in Hamburg-Hausbruch war das dortige Gebäude für ten personell verstärkt und inhaltlich erweitert werden. die notwendigen Renovierungsarbeiten über Nacht nicht mehr nutzbar. Doch wohin mit den Kindern, die Mit der Kita Wilma an der Neuenfelder Straße 16d in dort betreut wurden? Ein Teil konnte in der DRK-Kita Wilhelmsburg hat der Kreisverband seit Anfang April Grüne Insel mitbetreut werden, für die Älteren stellte die 17. Kita in Betrieb genommen. Direkt gegenüber die benachbarte Schule Hausbruch Räume zur Ver- der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt können fügung. Doch im August wurde die Kita Wilma zum hier 80 Kinder in zwei Krippen- und zwei Elementar- wichtigsten Ausweichstandort der Kita Fantasia. Zwei gruppen betreut werden. Zum pädagogischen Schwer- Gruppen, die im unteren Krippenraum und im ersten punkt gehören unter anderem Montessori-Angebote. Stockwerk eine Elementargruppe bildeten, waren Kitaleiterin Lakshmi Wirotama-Bachmeier hatte mit vorübergehend in der Wilma zu Gast. »Diesen Schritt
Kinder, Jugend und Familie 17 haben wir gemacht, um den berufstätigen Eltern noch mehr Unannehmlichkeiten zu ersparen und allen eine Planungssicherheit zu geben. Trotzdem hat die Ausla- gerung der Krippen- und Kitakinder in einen anderen Stadtteil allen Beteiligten monatelang viel Verständnis abverlangt«, erläutert Katja Philipp. »Auf diesem Weg möchten wir uns herzlich bedanken bei den Leitungen und Teams der beteiligten Kitas, den Eltern, den Ver- antwortlichen in der Schule Hausbruch sowie auch bei Oliver Thiel vom Facility Management der RK Service- gesellschaft.« Im März 2020 konnte die Kita Fantasia wieder in Betrieb genommen werden. Fast 18 Kilometer von der Kita Wilma entfernt, im Quartier Neugraben-Fischbek, rollten im Februar 2019 Kitaleiterin Lakshmi Wirotama-Bachmeier an der Eingangstür der Kita Wilma, Neuenfelder Straße 16d ebenfalls die Bagger an. Zum symbolischen Spa- tenstich trafen sich Karen Pein, Geschäftsführerin IBA Hamburg GmbH, zwei Mitarbeiter der Planungs gruppe Wörmann aus Ostbevern sowie Karin Bischoff, stellvertretender DRK-Vorstand, Katja Philipp und Maike Lendt, Kitaleiterin Storchenwiese, auf dem mehr als 3.100 Quadratmeter großen Grundstück am Weidengrasweg 2. Um das Gelände herum entsteht auf insgesamt 70 Hektar ein Quartier mit mehr als 1.500 Wohneinheiten. Dementsprechend hoch ist der Bedarf an Kita-Plätzen im Stadtteil, dem das DRK mit diesem Bauprojekt begegnet. Zukünftig beherbergt ein dreiflügeliger Neubau mit Holzfassade und begrüntem Flachdach eine Kita für 150 Kinder sowie ein für den Stadtteil dringend not- wendiges Eltern-Kind-Zentrum, das zirka 100 Qua- Gegenüber der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt können 80 Wilma-Kinder das Gelände erkunden. dratmeter umfassen wird. Das Außengelände mit Bewegungselementen und Spielflächen soll mehr als 1.000 Quadratmeter groß sein. »Dieses Bauprojekt ist für uns eine aufwändige, aber höchst sinnvolle und in die Zukunft gewandte Investition für Familien, die in diesem Stadtteil zu Hause sind«, erklärt Karin Bischoff die Gründe für den Bau. Karen Pein ergänzt: »Mit dieser neuen Kita schaffen wir eine wichtige Ergänzung der sozialen Infrastruktur.« Zum Konzept der Kita Vogelkamp werden als Schwer- punkte Mathematik und Musik gehören. »Musik ist eine universelle Sprache, die alle Menschen miteinan- der verbindet. Wer bereits im Kindesalter mit Klang in Kontakt kommt, erhält hervorragende Grundlagen für das spätere Lernen und das soziale Miteinander«, er- Nach dem Wasserschaden in der Kita Fantasia wurde auch der Estrich komplett entfernt und erneuert. klärt Katja Philipp den pädagogischen Ansatz. »Auch
18 Kinder, Jugend und Familie In Neugraben-Fischbek geht der Bau voran. Es ist »Draußen-Zeit« in der Kita Harburger Berge. Mathematik ist wie eine universelle Sprache, die sich erhöhen. »Der Erzieherberuf hat stark an Bedeutung die Kinder in spielerischer Weise aneignen können.« gewonnen«, sagte IAB-Forscherin Anja Warning. Bis 2030 könnten bundesweit bis zu 200.000 Erzieherin- Neue Wege in den Beruf, eigene Fortbildungsreihe nen und Erzieher fehlen. Krippen, Kitas und Schulen fehlt es an Personal – und das liegt unter anderem an steigenden Geburtenzah- Das DRK Harburg hat 2019 eigene Maßnahmen gegen len, dem Ausbau der Betreuungsangebote und dem diesen Fachkräftemangel ergriffen und als erster Trä- demografischen Wandel bei den Beschäftigten. Nach ger in Hamburg in Kooperation mit der Evangelischen Annahmen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- Fachschule für Sozialpädagogik Alten Eichen ein Aus- und Berufsforschung (IAB) wird sich der Bedarf an Er- bildungsprogramm initiiert, das zugleich die beruflichen zieherinnen und Erziehern in Deutschland noch weiter Chancen von Menschen mit Migrations hintergrund neue gGmbH Zum 1.10.2019 wurde der Bereich Kinder, Jugend, nach«, erklärt Vorstand Harald Krüger. »Entscheidungs Familie in eine neu gegründete Tochtergesellschaft wege können so verkürzt werden. Für die Beschäftig- ausgegliedert: die gemeinnützige Gesellschaft für ten ergeben sich aus dem Betriebsübergang keine Pädagogik Hamburg-Harburg mbH. Gründungsge- Nachteile. Die Anstellungsverträge gelten unverändert, schäftsführer ist Aart Paasman, langjähriger Geschäfts- auch Arbeitsorte und Teams bleiben davon unberührt.« führer der Sozialstation (ab 1.4.2020: Sigrun Deneke, siehe Seite 59). »Mit der neuen Tochtergesellschaft kommt das DRK Harburg dem Wunsch insbesondere der Kita-Leitungen nach mehr Teilhabe und Transparenz
Kinder, Jugend und Familie 19 fördert: Die Qualifizierung zum/zur Pädagogischen Helfer/in erstreckte sich über vier Monate, war vom ers- ten Tag an mit 2.000 Euro vergütet und bereitete insgesamt 16 Männer und Frauen auf eine Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft in einer Kita vor. Ein vierwöchiger Sprach- kurs stand am Beginn der Maß- nahme, weitere Inhalte waren ein Praktikum in einer DRK-Kita sowie Unterricht an der Fachschule. Am Ende stand eine Abschlussprüfung vor externen Beisitzern. Die Qualifi- zierung entspricht den Maßgaben, die die Hamburger Behörde für Ar- beit, Soziales, Familie und Integra- Wunschberuf Erzieher: Eunice Oduro (l.) und Abdullah Khodier sind zwei von tion (BASFI) in einem Eckpunkte- 16 Teilnehmern der Qualifizierung, mit der das Harburger Rote Kreuz gegen den Fachkräftemangel in diesem Berufsfeld aktiv geworden ist. papier festgelegt hat. Dessen Ziel ist es, den Arbeitsmarkt im Berufs- feld Kita für zusätzliche Personengruppen zu öffnen Auch inhaltlich lag 2019 der Schwerpunkt auf Quali- und gleichzeitig die Qualität der pädagogischen Be- fizierungsmaßnahmen sowie der verstärkten Vermitt- treuung sicherzustellen. lung einer klaren pädagogischen Haltung und des jeweiligen Handlungsrahmens. »Wir haben viel Zeit Eine, die den Kurs erfolgreich beendet hat, ist Eunice in die Fortbildung mit externen Referenten investiert. Oduro, Hauswirtschafterin mit familiären Wurzeln in Beispielsweise waren 2019 insgesamt 23 Tagesfortbil- Ghana. »Ich hatte davon geträumt, noch eine Ausbil- dungen, zehn Workshops und 25 interne Austausch- dung im pädagogischen Bereich zu machen und mit treffen im Bereich Kindertagesbetreuung angesetzt«, Kindern zu arbeiten, aber ich dachte, das kann ich mir bilanziert Katja Philipp. niemals leisten«, erzählt die 31-Jährige. In der DRK-Kita Janusz-Korczak-Haus in Langenbek baute sie zu den Im Januar startete zusätzlich eine selbst entwickelte, Kita-Kindern, den Eltern und zum Team schnell einen regelmäßig angesetzte Fortbildungsreihe mit dem Ziel, sehr guten Draht auf und integrierte sich bestens: Im neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kompakt und August 2019 begann sie ihre Ausbildung zur Erzieherin. kompetent in die Kita-Konzepte einzuführen. »Jedes Teammitglied sollte gut orientiert sein über das, was Mit Blick auf weitere Personalsuche resümiert Heidi es erwarten kann und möglichst schnell Sicherheit im Kreutzfeld, Fachberatung Bereich Kinder, Jugend und Umgang mit verschiedenen Situationen erreichen«, Familie: »Der Aufwand der Maßnahme in 2019 war beschreibt Heidi Kreutzfeld. Die Reihe besteht aus drei groß, hat uns aber neue Kolleginnen und Kollegen Modulen, die 2019 insgesamt dreimal angeboten wur- und auch wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Qua- den. Das erste Modul widmet sich der Grundhaltung lifizierungen gebracht: Die Zusammenarbeit mit der und den Leitsätzen, die das DRK als Träger im Bereich Fachschule Alten Eichen war intensiv und von gegen- Pädagogik vertritt. »Wir klären in dieser Phase, welche seitigem Vertrauen geprägt. Wir werden weiterhin auf Vorstellung von Zusammenarbeit wir haben, welche diesem Gebiet miteinander kooperieren und haben fest- pädagogischen Werte für uns essentiell sind«, so Heidi gestellt, dass die notwendigen Sprachkenntnisse auf Kreutzfeld. Das zweite Modul behandelt das Thema Level B2 für manche Teilnehmer eine schwierige Hür- Kinderschutz, stellt Handlungsanweisungen, interne de und echte Herausforderung sind. Vier Absolventen Abläufe sowie die Vertrauenspersonen des Trägers da- konnten im August 2019 bei uns die Erzieher-Ausbil- zu vor. Im dritten Modul wird dann die Zusammenarbeit dung anfangen, andere sind weiterhin als pädagogische mit anderen Einrichtungen, Institutionen oder Familien Helfer tätig.« beschrieben und die Qualitätsentwicklung umfassend
20 Kinder, Jugend und Familie Sabine Suhr und Gudrun Könecke Abschied mit vielen Emotionen Nach 36,5 Jahren ist Sabine Suhr, Kitaleiterin der Neuenfelder DRK-Kitas Nordlicht und Kinderzentrum Neuenfelde, im Mai 2019 in den Ruhestand gegangen. Es war ein Abschied mit vielen Emotionen. Denn sie hatte diesen Standort die gesamte Zeit geleitet. Ihr Schwerpunkt, Tiere als pä- dagogisches Medium einzusetzen, ist zu einem Merkmal in Neuenfel- de geworden. Das Kinderzentrum hat hauseigene Ponys und macht den Kindern mitten im Alten Land zwischen Deichen und Obstwiesen thera- Nach 36,5 Jahren ist Sabine Suhr nun im peutische Reit- und Voltigier-Angebote. Auch hat Sabine Suhr diverse Ruhestand. Angebote aufgebaut. Dazu gehören ein Eltern-Kind-Zentrum, die offene und aufsuchende Jugendarbeit in der so genannten »Roten Hütte« sowie die Beratung für junge Erwachsene und Familien. Ihre Nachfolgerin ist Christina Yavas, die im Juni gestartet ist. Das Besondere: Die 47-Jäh- rige war bereits 18 Jahre für das DRK tätig, sie hat das Haus Nordlicht in Neuenfelde mit aufgebaut und ist dann für einen anderen Träger tätig gewesen. Im Dezember verabschiedete sich nach 29 Jahren Kita-Tätigkeit Gudrun Könecke in den Ruhestand: Katja Philipp zeichnete in ihrer Abschiedsrede den Weg der Kitaleiterin im Kreisverband nach, die im Janusz-Korczak- Haus zuerst mit Schulkindern gearbeitet hatte, dann gemeinsam mit Hei- Im Kreis der Leitungskolleginnen: Gudrun Könecke (2.v.r.) mit Heike Neyls (v.l.), Antje ke Neyls die Kita Fantasia aufgebaut und eine berufsbegleitende Ausbil- Hirt, Anja Raeck und Maike Lendt dung absolviert hatte. Danach übernahm Könecke die Leitung der Kita Lelka Birnbaum in der St. Pauli Hafenstraße über 21 Jahre. Mit Antje Hirt trat eine langjährige DRK-Mitarbeiterin die Nachfolge an. vorgestellt. Alles Wissenswerte ist in einem Handbuch eisetagebuch schicken wir mit den Taschen auf die R zusammengefasst, das jeder Teilnehmer erhält. »Wir Fahrt durch die Kitas. Hier möchten wir die gute Praxis wissen, dass diese Module von unseren Neueinstei- in unseren Kitas als Souvenir einsammeln, damit gern als hilfreich empfunden werden. Zugleich bieten andere Teams nachfolgend davon profitieren.« sie uns die Möglichkeit, Weiterbildungsbedarf zu er- kennen und sich gemeinsam zum Wohl der Kinder auf die Anforderungen in der Praxis zu fokussieren«, bilan- ziert Bereichsleiterin Katja Philipp. Ergänzend dazu erstellte die Fachberatung zum Ende 2019 mit den »Büchertaschen« für das Projekt Kita- Einstieg eine Materialsammlung, die sich Kita-Teams wochenweise ausleihen können, um Anregungen für ihre tägliche Arbeit zu finden. »Damit wollen wir die pädagogischen Fachkräfte weiter unterstützen. Sie bekommen Impulse und Material an die Hand, auch in Phasen, in denen vielleicht keine Zeit für einen Fortbildungstag ist«, so Heidi Kreutzfeld. »Auch ein Materialien für Kita-Teams: Die Büchertaschen sind gefragt.
Kinder, Jugend und Familie 21 Zertifikatsübergabe in Neuwiedenthal: Die neuen Nachbarschaftsmütter und Elternlotsen mit DRK-Projektbegleitern Mit Herzblut vor Ort gemeinsam mit Jan Gefe und Tina Reuter vom Pro- Verschiedene Projekte im Bereich Kinder, Jugend, jekt »Elternlotsen« zehn neue Absolventen, Frauen Familie konnten 2019 weiter vorangetrieben werden. und Männer aus fünf verschiedenen Herkunftsländern, »Unsere Teams etablieren sich im Stadtteil mehr und nach erfolgreich bestandener Qualifizierung in das mehr. Es hat sich eine gute Vernetzung zu bestehenden Team aufnehmen. Insgesamt sind nun 31 durch das Angeboten vor Ort entwickelt«, stellt Kirsten Pollkehn, Harburger Rote Kreuz betreute Ansprechpartner in stellvertretende Bereichsleiterin, fest. So agieren die den Quartieren unterwegs, die sich in etwa einem Dut- »Elternlotsen« beispielsweise als Dolmetscher, wenn zend verschiedener Sprachen verständigen können. die Kita Storchenwiese oder die Kita Grüne Insel einen Elternabend veranstalten. »Kita-Kulturlotsin« und Fachberaterin Sprache Zum Ende des Jahres gab es auch personelle Verstär- »Dem Team der Elternlotsen in Neugraben-Fischbek kung beim »Kita-Einstieg«, einem Bundesprogramm, ist es auch gelungen, einige Männer zu Elternlotsen an dem sich der Kreisverband beteiligt. Mit Inken auszubilden. Das ist erfreulich, weil es die Beratung, Zacher ist eine zweite Sozialpädagogin in der Rolle die sich oftmals auf die gesamte Familie bezieht, er- der »Kita-Kulturlotsin« im Stadtteil Neugraben-Fisch- leichtern kann«, so Kirsten Pollkehn. Bei den »Nach- bek aktiv, um den Weg in die Kindertagesbetreuung zu barschaftsmüttern« Neuwiedenthal startete Anfang ebnen und frühpädagogische Angebote durchzuführen. 2019 mit Helene Henke eine neue Projektleiterin. »Wir Das Projekt läuft noch bis Dezember 2020 und richtet machen hier intensive Netzwerkarbeit, kümmern uns sich gezielt an Familien mit Fluchterfahrungen sowie an darum, noch bekannter zu werden, informieren über Familien, die bisher nur unzureichend von den Angebo- die Inhalte und aktivieren Frauen zum Mitmachen«, ten der Kindertagesbetreuung erreicht werden. beschreibt sie die Aufgabe. Die 36-Jährige ist auch im Projekt »Alltagsbegleiter« des DRK aktiv. In Zahlen Einige Nachbarschaftsmütter in Der Bereich hatte 2019 41 den größten Bereich des verschiedene Einrichtungen Kreisverbandes dar. An zwei Neuwiedenthal sind schon seit und Angebote (Vorjahr: 53) im GBS- und zwei GTS-Standorten Jahren dabei, auch Neue werden Stadtgebiet. Mit 427 Voll- und werden insgesamt zirka 1.100 schnell integriert. »Die Nachbar- Teilzeitkräften (Vorjahr: 423) Schulkinder, in den Kitas schaftsmütter haben eine hohe und unter anderem 17 Kitas durchschnittlich 1.250 Kinder Anerkennung im Stadtteil«, so He- (Vorjahr: 16) stellt er weiterhin betreut. lene Henke. Ende Juni konnte sie
22 Kinder, Jugend und Familie Mitte 2015 zum DRK. Für sie und ihr Team ist der interdisziplinäre Ansatz der Dreh- und Angelpunkt der Arbeit. »Mit jeder Kompetenz, die wir abdecken können, verbes- sert sich der Förderprozess für den Patienten: Bei uns sind in Voll- und Teilzeit Sozialpädagogen, Logo- päden, Ergotherapeuten, Physio- therapeuten, zwei Psychologin- nen und eine Heilpädagogin im Einsatz.« In 21 Kitas und an zwei Schul- standorten sind die IFF-Kollegin- nen und Kollegen für insgesamt 120 Kinder aus dem gesamten Süderelbe-Raum zuständig. Das Zehn Jahre IFF: Der Förderbedarf ist deutlich gestiegen. Netzwerk ist eng geknüpft: Oft betreuen die Experten die Kinder Im August konnte die Position der Sprach-Fachbera- über einen längeren Zeitraum und sind auch bei deren tung mit Kristin Jentson neu besetzt werden. Ein für Familien in den Wohnungen zur Therapie vor Ort. Auch Katja Philipp essentieller Schritt für die pädagogi- zur MSH Medical School in der Hafencity, die einen sche Arbeit mit den Kindern in den einzelnen Kitas: Studiengang zur Frühförderung anbietet, bestehen »In den Häusern unterwegs zu sein, die Mitarbeite- enge Verbindungen. rinnen und Mitarbeiter im Hinblick auf die Sprachför- derung der Kinder zu schulen, ihre Fragen klären zu Den gestiegenen Förderbedarf bestätigt die Leiterin: können, ist über die Jahre immer wichtiger für uns ge- »Wir sehen zunehmend schwer betroffene Kinder mit worden. Denn die Zahl der Kinder mit Förderbedarf tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, vor allem aus ist stark angestiegen. Unser Ziel ist es, diese Kinder dem Autismus-Spektrum. Seit ungefähr zwei Jahren gut aufzufangen und ihnen rechtzeitig Unterstützung nimmt diese Zahl zu. Vielleicht, weil die Diagnostik geben zu können.« Doch es gibt nicht genug heilpä- durch neue Testverfahren immer ausgefeilter gewor- dagogisches Personal, um dem Bedarf begegnen den ist. Vielleicht aber auch, weil die Kinder in dieser zu können. Katja Philipp: »Wir versuchen, viel zu er- Region oft genug keinen Kita-Platz haben und dann möglichen, die Fachkräfte vor Ort sind sehr kreativ erstmal im IFF vorgestellt werden.« und entwickeln Ideen, doch es gibt auch Grenzen der Machbarkeit.« Als Zusatzangebot gehört die Therapiepraxis zum IFF, die sich im Neubau an der Rote-Kreuz-Straße befin- Zehn Jahre IFF det: Im Juni 2018 eröffnet, hat auch sie inzwischen Gezielte Förderung derjenigen, die Besonderhei- lange Wartezeiten. ten in ihrem Verhalten haben, oder Verzögerungen in der Entwicklung zeigen: Dies leistet das Interdis- ziplinäre Frühförderzentrum (IFF), das im Novem- ber 2019 seinen zehnten Geburtstag feierte. Mit drei Mitarbeiterinnen hatte das IFF 2009 im 3. Stock an Kinder, Jugend und der Lüneburger Straße unweit der Seniorenwohnan- Familie lage Gloria begonnen. 2019 zählen 17 Kolleginnen Bereichsleiterin Katja Philipp und Kollegen zum Team, das von Stephanie Wohlers Tel. 040 / 76 60 92-26 geleitet wird. Die Physiotherapeutin, die inzwischen k.philipp@drk-harburg.hamburg den Bachelor für Psychologie in der Tasche hat, kam
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