Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg

Die Seite wird erstellt Niels-Arne Wahl
 
WEITER LESEN
Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
Jahrbuch 2019

         150
         Jahre
         Wir stehen zusammen
Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
3

     Inhalt

 5   Editorial Ein Wort in eigener Sache

 6   150 Jahre DRK Hamburg-Harburg

 8   Spenden und Sponsoring Danke allen Spendern, Förderern und Unterstützern

11   Soziale Dienste Eigenständiges Handeln fördern

16   Kinder, Jugend und Familie Inhaltlicher Ausbau des Angebotes

23   Hospiz Rüm hart, klaar kiming: Weites Herz, klarer Verstand

27   Rettungsdienst und Krankenbeförderung
     Stärker in die Notfallrettung eingebunden werden

32   Pflege und Senioren Leistung mit Anspruch

38   Interne Dienste Zentrale Prozesse optimal steuern

42   Secondhand-Shop »Schwester Henny« Eine gute Adresse für alle

43   Hausnotruf Roter Knopf gibt Sicherheit

44   RK Servicegesellschaft mbH Reinigung, Ernährung, Hausmeisterei

47   Ehrenamt Den Helfern helfen

53   Blutspende Wer Leben retten will, geht hin

54   Internationales Grenzenlos engagiert

56   Öffentlichkeitsarbeit und Presse Die Richtigen erreichen

58   Zukunftsprojekte und Ausblick

60   Bilanz und Verlauf

61   Organigramm

62   Impressum
Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
»Wie schnell uns der Alltag
wieder einholen würde,
haben wir beim Festakt
noch nicht geahnt.
Wenige Wochen nach
dem Jahreswechsel hat
die Corona-Pandemie
Deutschland erreicht und
auch das Harburger Rote Kreuz
vor große Herausforderungen
gestellt.«
Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
Editorial                                                                                                            5

Ein Wort in
eigener Sache
Das Jahr 2019 war das 150. in der Geschichte des            ­Andererseits       hat
­Harburger Roten Kreuzes. Dass wir schon 25 ­Jahre           das Harburger ­  Rote
 länger aktiv sind, also noch fünf Jahre mehr als            Kreuz ad hoc ­   viele
 beim 125jährigen Jubiläum geglaubt, wissen wir              Aufgaben        über-
 seit der Aufarbeitung unserer Vergangenheit durch      nommen, die im-
 eine H
 ­     ­ istorikerin, die ein früheres Gründungsdatum   mer noch erbracht
 feststellen konnte. Und ihre Chronik belegt, dass
 ­                                                      werden            müssen.
 das R­ ote Kreuz in Harburg schon immer eine sehr      So die Vornahme
 engagierte Organisation war, die sich stets für die
 ­                                                      von ­     Testabstrichen für die Gesundheitsbehörde mit
 Menschen im Süden Hamburgs eingesetzt hat. Ob ­­in     ­sechs mobilen Teams in ganz Hamburg, die Beant-
 der Fürsorge für sehr junge Mädchen, die in Harbur-     wortung von Fragen besorgter Bürger, die von der
 ger Haushalten arbeiteten, in der Krankenpflege, im     ­Behörden-Hotline nicht bearbeitet werden konnten und
 ­Aufbau eines organisierten Rettungsdienstes um die      ­deshalb an unsere Leitstelle weitergeleitet wurden, ein
  Jahrhundertwende oder in den beiden Weltkriegen.         ­Einkaufsservice für Menschen in häuslicher Quarantä-
  Immer war das Harburger Rote Kreuz zur Stelle.            ne oder die Einrichtung eines Wohnhauses als Isolier­
                                                            station. Bei all diesen Aufgaben hat das Rote Kreuz
Vergangenheit und Gegenwart haben wir bei einer             rund um die Uhr seine Leistungsfähigkeit unter Beweis
sehr gelungenen Jubiläumsveranstaltung mit zahlrei-         gestellt.
chen Wegbegleitern aus dem In- und Ausland ­Revue
passieren lassen. Fotografische Eindrücke davon         Bei allen ehren- und hauptamtlichen Aktiven, die
­sehen Sie auf der folgenden Doppelseite. Ich denke,    ­diesen Einsatz erfolgreich möglich gemacht haben und
 nach 150 Jahren darf man auch ein bisschen stolz auf    weiterhin möglich machen, möchte ich mich an dieser
 sich selbst sein – und unsere Gründer wären es heute    Stelle ganz herzlich für ihr unermüdliches ­Engagement
 wohl auch.                                              bedanken.

Wie schnell uns der Alltag wieder einholen würde,
­haben wir beim Festakt noch nicht geahnt. Wenige Wo-
 chen nach dem Jahreswechsel hat die Corona-Pan-
 demie Deutschland erreicht und auch das Harburger      Lothar Bergmann
 Rote Kreuz vor große Herausforderungen gestellt. Ei-   DRK-Präsident
 nerseits mussten viele Einrichtungen für Wochen und
 Monate schließen oder zumindest in den Notbetrieb      Hamburg, im Oktober 2020
 wechseln. Die wirtschaftlichen Auswirkungen durch
 fehlende Einnahmen und deutlich höhere ­Ausgaben
 für Schutzausrüstungen und Desinfektionsmittel wer-
 den wir erst am Ende des Jahres beziffern können.
Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
Mit Chronik und
                                                                                                          Oldtimer beim Festakt
                                                                                                          (v.r.): Christian Reuter
                                                                                                          (DRK-Generalsekretär),
                                                                                                          Katharina Fegebank
                                                                                                          (Zweite Bürger­
                                                                                                          meisterin und
                                                                                                          Schirmherrin),
                                                                                                          Lothar Bergmann
                                                                                                          (DRK-Präsident),
                                                                                                          Karin Bischoff
                                                                                                          (stellv. DRK-Vorstand),
                                                                                                          Harald Krüger
                                                                                                          (DRK-Vorstand),
                                                                                                          Dr. Andrea Brinckmann
                                                                                                          (Historikerin)

Plötzlich 150: In Harburg
schneller als anderswo
Fünf Jahre oder 20 Jahre? In Harburg verfliegen sie          sind mehr als 1.000 hauptamtliche Beschäftigte und
schneller als anderswo. Bei Nachforschungen für ­eine        366 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer engagiert.
Chronik hat die Hamburger Historikerin Dr. Andrea            Damit ist der Kreisverband auch zu einem der größten
Brinckmann im Staatsarchiv etwas entdeckt: den wis-          Arbeitgeber im Süderelberaum gewachsen, zu dem
senschaftlichen Beleg dafür, dass sich ein erster Vor-       6.000 fördernde Mitglieder gehören.
läufer des DRK Harburg bereits im April 1869 gründe-
te – und nicht 20 Jahre später, wie bis dahin gedacht.       Am 26. April 2019 wurde das 150. Jubiläum mit
So war 2019 das Jahr des 150. Jubiläums.                     300 Gästen aus anderen Rotkreuz-Verbänden und
                                                             Hilfsorganisationen, aus Politik und Wirtschaft sowie
In einem Artikel der »Harburger Anzeigen und Nach-           langjährigen Unterstützern und Helfern im Privathotel
richten« (siehe Abbildung rechts) wird 1869 über die         Lindtner gefeiert.
Gründung eines »Kreis-Vereins zur Pflege der im
­Felde verwundeten und erkrankten Krieger« in Har-            Mit dabei: Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeiste-
 burg berichtet. Zu den Initiatoren gehörten Klinik-Ärzte,   rin der Freien und Hansestadt Hamburg und Schirm-
 Beamte, Kaufleute und Offiziere. Anlass zur Gründung        herrin der Veranstaltung. »Das DRK Harburg mit seiner
 gaben die Erfahrungen aus dem deutsch-dänischen             ­bewegten und bewegenden Geschichte ist eine feste
 und dem preußisch-österreichischen Krieg.                    Größe in Hamburg, immer nahe am Menschen und
                                                              für den sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt un-
Was bis 2019 aus dieser Idee in Harburg entstanden            verzichtbar«, so die Zweite Bürgermeisterin. Christian
ist, zeigen die Zahlen: Der Kreisverband ist Träger           Reuter, Generalsekretär des Deutschen Roten Kreu-
von 17 Kitas, sechs Service-Wohnanlagen für Senio-            zes, s­ agte: »Laut den Grundsätzen des Roten Kreuzes
ren, führt ein Hospiz, eine Obdachlosenherberge, eine         leisten wir Hilfe allein nach dem Maß der Not. Das ge-
Folgeunterkunft für Geflüchtete, einen Secondhand-            lingt hier in Harburg in einem der größten und erfolg-
Shop. In insgesamt 60 Einrichtungen und Projekten             reichsten Kreisverbände ganz außergewöhnlich gut.«
Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
150
                ­Jahre

                                                        Der Altbau der Verwaltung an der ehemaligen
                                                         Maretstraße 73, heute Rote-Kreuz-Straße 3-5

                                   i­
Ein Mitglied der Harburger San
    k olon ne in Rotk reuz -Uni form  .
täts­
                                    e
Regel­mäßig und frei­willig wurd
ab 1907 für den Rettungsdienst
in Notsituationen geübt.

                                          Unterstützten mit viel Energie
                                                                          beim Festakt: Ulrich Bachmeier
                                                 (v.l.), Ilka Pätzmann, Bozena Jadc
                                                                                    zak, Inga Bentz, Imke
                                                          Willenbrock, Anett Wohlers, Joan
                                                                                           na Jachimczuk
 Ilka Pätzmann, Assistenz
 Geschäfts­zimmer, mit der
 Chronik des Kreis­verbandes.

                                     en
     Rückblick und Ausblick: In kurz
     Talks auf der Bühne berichteten
     Harald Krüger (Foto) und
     andere Führungskräfte über die         Mit 150 Jahren gehört das Harburger Rote Kreuz zu den ältesten Rotkreuz-Verbänden überhaupt. Das
                                      .
     Entwicklung des Harburger DRK          und mehr erfuhren die 300 Gäste beim Festakt im Privathotel Lindtner.
Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
8                                                                                                Spenden und Sponsoring

    Danke allen Spendern,
    Förderern und Unterstützern
                                                                     Viele Angebote des DRK Hamburg-Harburg würde
                                                                     es ohne die großzügige Unterstützung von Spendern
                                                                     und Förderern nicht geben. Für das Berichtsjahr 2019
                                                                     ist dabei zuallererst das Harburg-Huus für Obdach-
                                                                     lose zu nennen, das keine öffentlichen Mittel erhält,
                                                                     sondern sich komplett aus Spenden und Zuwendun-
                                                                     gen finanziert. Aber auch im Hospiz für ­Hamburgs
                                                                     ­Süden wäre es ohne finanzielle Unterstützung von
                                                                      verschiedenen Seiten nicht in gleicher ­Weise ­möglich,
                                                                     den Gästen in der letzten Lebensphase zusätzliche
                                                                     Angebote zur Verbesserung ihrer Lebensqualität zu
    Gemeinsam für das Harburg-Huus (v.l.): Schirmherr Dr.            machen oder manch langgehegten kleinen Wunsch
    Rüdiger Grube, Leiter Thorben Goebel-Hansen, Unternehmer
                                                                     noch zu erfüllen. Der »Kinderteller« in Neuwiedenthal
    Christoph Gröner und Ulrich Bachmeier (Soziale Dienste)
                                                                     ist ein weiteres Beispiel für ein Angebot, bei dem
                                                                     Spenden an das Harburger Rote Kreuz direkt den
                                                                     Schwächsten in unserer Gesellschaft zugutekom-
                                                                      men. Aber auch andere Projekte, beispielsweise in
                                                                      der Migrations- und Geflüchtetenarbeit, freuen sich
                                                                      über Spenden und setzen diese sinnvoll ein.

                                                                     Bei allen Spendern, Förderern und Unterstützern,
                                                                     von denen wir im Folgenden lediglich einige beispiel-
                                                                     haft b­ enennen können, möchten wir uns sehr herzlich
                                                                     ­bedanken. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit auch wei-
                                                                      terhin, damit wir helfen können, wo Hilfe gebraucht wird.
    Inga Bentz vom DRK-Projekt »Aufsuchende Männerarbeit«
    freut sich über die gespendeten Laptops, die Sebastian
                                                                     Obdachlosenhilfe ohne öffentliche Mittel
    Rockel vom Modeunternehmen Tom Tailor überreichte.
                                                                     Pro Jahr werden 300.000 Euro für den laufenden Be-
                                                                     trieb und die intensive Betreuung der obdachlosen
                                                                     Gäste im Harburg-Huus benötigt. Es konnten Spenden
                                                                     aus allen Altersgruppen, von Einzel- ebenso wie von
                                                                     Großspendern und Stiftungen entgegengenommen
                                                                     werden. Auch Beiträge von Mitgliedern des Förderkrei-
                                                                     ses sind ein Baustein der Finanzierung. Beim Jubilä-
                                                                     umsfest zum 150-jährigen Bestehen des DRK Harburg
                                                                     wurde ebenfalls um Spenden zugunsten des Harburg-
                                                                     Huus’ gebeten.

                                                                     Zu den jüngsten Spendern gehörte die Klasse M4
    Manfred von Soosten (l.) und Harald Szuligk vom Organisations­   (Jahrgangsstufe 7- 8) der Stadtteilschule Maret-­
    team des Harburger Hallen-Cups übergeben Bares an Hospiz­
                                                                     straße. Sie hatte mit einem Waffelverkauf 200 Euro
    leiterin Britta True.
                                                                     eingenommen und im Klassenrat beschlossen, das
Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
Spenden und Sponsoring
                                                                                                                       9

Dr. Simone Thiede
Gut vernetzt ist halb gewonnen

Personeller Wechsel im Aufgabenbereich Spenden und Sponsoring: Seit
November 2019 ist Dr. Simone Thiede zuständig für das Fundraising beim
Harburger Roten Kreuz. »Mein Job ist in erster Linie Beziehungsarbeit«,
sagt die Betriebswirtin für Non-Profit-Organisationen, gelernte Journalistin
und promovierte Religionswissenschaftlerin. »Im Kontakt mit Menschen
muss ich aufmerksam sein und spüren, was sie interessiert. Dann habe
ich gute Chancen, sie für unsere Angebote zu begeistern.«

Simone Thiede ist viel unterwegs, um sich umfassend zu vernetzen.
Sie besucht unter anderem Kooperationspartner, repräsentiert das
DRK H  ­ arburg bei Veranstaltungen, stellt potentiellen Unterstützern die
spenden­finanzierten Einrichtungen und Projekte vor. »Mir gefällt die Viel-
seitigkeit meines Jobs. Morgens schreibe ich vielleicht einen Antrag an
eine Stiftung oder telefoniere wegen einer Charity-Veranstaltung, ­später
führe ich ­ Gespräche bei der festlichen Veranstaltung eines Vereins«,
schildert Simone Thiede ihren abwechslungsreichen Arbeitsalltag. Sie
mag auch, einerseits sehr eigenständig arbeiten zu können, andererseits
im Team mit vielen hochmotivierten Kolleginnen und Kollegen zu sein.              Dr. Simone Thiede ist viel unterwegs, um
                                                                                  Kontakte zu Unterstützern zu knüpfen.
Schon bald nach ihrem Einstieg sei ihr klar gewesen, mit wie viel Herzblut
sich M­ enschen beim DRK Harburg für Bedürftige einsetzen. »Dabei wird
auch über den Tag hinausgedacht. Es geht darum, Perspektiven zu ent-
wickeln, wie wir zum Beispiel das Harburg-Huus langfristig positionieren
und finanzieren können.« Die Vision der Fundraiserin: »Alle, die jetzt er-
kennen, was für eine wichtige Einrichtung das ist, sollen später stolz sein,
das Harburg-Huus schon früh unterstützt zu haben.«

Simone Thiede hat fast 20 Jahre Berufserfahrung im Bereich Fundraising
für soziale Institutionen. Geboren wurde sie 1964 in Gera, lebte ab 1990
in Bremen und seit 2008 in Hamburg. In Bremen und Dublin studierte sie
Religionswissenschaft, was jedoch nicht gleichbedeutend ist mit Theolo-
gie. »Mit dem Grundsatz der religiösen Neutralität im Roten Kreuz habe
ich kein Problem. Im Gegenteil, das kommt mir sogar entgegen.«

Geld an das Harburg-Huus für Obdachlose zu spen-           ler war es der erste direkte Kontakt mit dem ­Thema
den. Damit haben sie für sechs Wochen den Zukauf           Obdachlosigkeit.
von Grundlebensmitteln wie Milch, Mehl, Zucker, Nu-
deln oder Reis finanziert. Das Harburg-Huus liegt          Im August übergab Christoph Gröner, Firmengrün-
nur etwa einen Kilometer von der Schule entfernt.          der und Vorstandsvorsitzender der CG Gruppe, dem
Zur Spendenübergabe kamen die Jugendlichen im              ­Harburg-Huus eine Unternehmensspende in Höhe von
­Januar zusammen mit ihrem Lehrer im Außenmüh-              62.500 Euro. Auch er kam persönlich in der Einrichtung
 lenweg vorbei, um sich die Räume anzusehen und             vorbei, begleitet von Dr. Rüdiger Grube, ehemaliger
 etwas über die Einrichtung und die Arbeit des DRK-         Vorstandschef der Deutsche Bahn AG und Schirmherr
 Teams zu erfahren. Für viele Schülerinnen und Schü-        der Obdachlosenherberge.
Jahrbuch 2019 150 Jahre - DRK Harburg
10                                                                                          Spenden und Sponsoring

                                                                mäßig finanziell unterstützen. Der Freundeskreis hatte
                                                                zum Ende des Berichtsjahres 413 Mitglieder.

                                                                Zu den Akteuren aus der Nachbarschaft, die das ­Hospiz
                                                                auch 2019 wieder mit einer Spende bedacht haben,
                                                                gehört die Harburger Jägerschaft. Der 1. Vorsitzen-
                                                                de Rudolph Wendt überbrachte gemeinsam mit Jörg
                                                                Bösenberg und Sascha Barth 1.000 Euro, die aus dem
                                                                Erlös der Tombola des Jägerballs im Februar 2019 im
                                                                Hotel Lindtner stammten. Die Organisatoren des Harbur-
     Vertreter der Lions Clubs Web Serve Nord und Hamburg       ger Hallen-Cups Manfred von Soosten, Günter Falk und
     Hammonia übergaben Dr. Michael Wedler (l.), Leiter der
                                                                ­Harald Szuligk übergaben aus Spenden und Erlösen des
     Unterkunft Am Röhricht, im Juni Geschenke für Kinder.
                                                                 Fußballturniers 2.000 Euro an Hospizleiterin Britta True.
                                                                 Die drei Harburger Lions Clubs spendeten 8.000 ­Euro,
                                                                 und die Bürgerstiftung für das Hospiz finanzierte mit
                                                                 6.000 Euro die Anschaffung eines mobilen Ultraschall-
                                                                 geräts. Seit März 2019 unterstützt auch Apothekerin
                                                                 Sabine Geissler das Hospiz, indem sie in ihrer Luna-
                                                                 Apotheke in Wilhelmsburg Spendenbüchsen aufstellt.

                                                                Kostenloses Mittagessen beim »Kinderteller«
                                                                Mitarbeiterinnen der DRK-Kita »Grüne Insel« in Neu-
                                                                wiedenthal gründeten 2006 den »Kinderteller«. Denn
     Die Ehrenamtlichen des DRK-Shops »Schwester Henny«         sie hatten festgestellt, dass einige Kita-Kinder freitags
     (l.) besuchten das »Kinderteller«-Team im Mai. Aus der
                                                                »auf Vorrat« aßen und montags hungrig aus dem Wo-
     Spendendose im Shop flossen 500 Euro in das Projekt.
                                                                chenende zurückkamen. Jeden Sonnabend und Sonn-
     Die in Neu Wulmstorf ansässige Adalbert Zajadacz           tag erhalten seitdem bis zu 50 Kinder im Alter von drei
     ­Stiftung spendete 10.000 Euro für das Projekt »Jugend:    bis 14 Jahren ein kostenloses Mittagessen in der Ein-
      Perspektive statt Straße« im Harburg-Huus. Gerade bei     gangshalle unserer Kindertagesstätte. Die Lebensmit-
      jungen Obdachlosen besteht die Chance, durch ­soziale     tel werden aus Spenden finanziert, die zum Teil auch
      Hilfeleistungen einen Perspektivwechsel und eine kon-     anonym beim Harburger Roten Kreuz eingehen. Zu
      krete Verbesserung der Lebensumstände herbeizu-           den regelmäßigen Spendern gehören zum Beispiel Jür-
      führen. Aber auch Sachspenden helfen: Zum Beispiel        gen Brennert, Initiator von »urban hiking«, und seine
      ­erhielt das Harburg-Huus für seine obdachlosen ­Gäste    Mitwanderer. Diese haben im Anschluss an jede Wan-
       im Winter 150 wärmende Smartphone-Handschuhe             derung die Möglichkeit, für das DRK-Projekt zu spen-
       von der Alan Electronics GmbH aus Trittau.               den. 950 Euro kamen im Berichtsjahr auf diese Weise
                                                                für den »Kinderteller« zusammen. Aus der Spenden-
     Abschied in Würde im Hospiz                                dose im DRK-Secondhand-Shop »Schwester Henny«
     Im sechsten Jahr nach der Eröffnung freut sich das         flossen 500 Euro an den »Kinderteller«, die bei einem
     Hospiz für Hamburgs Süden über eine gewachsene
     ­                                                          Besuch der im Shop tätigen Ehrenamtlichen den Kolle-
     Solidarität mit der Einrichtung, die schwerstkranken
     ­                                                          ginnen in Neuwiedenthal übergeben wurden.
     Menschen einen Abschied in Würde ermöglicht und den
     letzten Tagen mehr Leben gibt. Die offensichtliche Spen-
     denbereitschaft vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger, die
     wohlwollende Haltung von Stiftungen und privaten Gön-                       Fundraising
     nern lassen hoffen, dass das Hospiz auch weiterhin die                      Ansprechpartnerin
     Mittel aufbringen kann, um diesem Anspruch gerecht                          Dr. Simone Thiede
     werden zu können. Mit Dankbarkeit erwähnt werden soll                       Tel. 040 / 76 60 92-66
     hier auch die Unterstützung des Kuratoriums und des                         s.thiede@drk-harburg.hamburg
     Freundeskreises aus Menschen, die das Hospiz regel-
Soziale Dienste
                                                                                                                             11

Die Obdachlosenhilfe des DRK hat prominente Unterstützung: Schirmherr Dr. Rüdiger Grube (l.) im Gespräch mit Frank, früher
obdachloser Gast im Harburg-Huus. Frank konnte durch das DRK eine Wohnung vermittelt werden.

Eigenständiges Handeln
fördern
Das Harburger Rote Kreuz setzt sich für Menschen               eindrucksvoll bestätigt. Mehr als 4.000 Übernach-
ein, die in einer schwierigen Lebenslage unsere Un-           tungen in zwölf Monaten ist eine Zahl, die für sich
terstützung brauchen. Im Mittelpunkt stehen dabei im          spricht. Ebenso die mehr als 2.000 Beratungsgesprä-
­Bereich Soziale Dienste die Obdachlosenhilfe sowie           che, in denen es um Wohnungslosigkeit, aber auch
 Angebote für neu zugezogene Harburger, viele davon           um ­Themen wie Sucht, Verschuldung, Gewalt gegen
 mit Fluchterfahrung. Angebote für ältere Menschen            ­Frauen, ­Altersarmut und Einsamkeit geht.«
 ­sowie das Projekt Frühe Demenz sind seit 2019 im
  ­Bereich Senioren und Pflege angesiedelt.                   Das Harburg-Huus ist Tag
                                                              und Nacht und an 365 Ta-
Harburg-Huus für Obdachlose:                                  gen im Jahr geöffnet, auch
Mehr als nur Bett und Beratung                                für obdachlose Gäste mit
Das Harburg-Huus, die Obdachlosenherberge des                 Hund. Es bietet 15 Betten
Harburger Roten Kreuzes, konnte im Juni 2019 ihr              in vier Zimmern und einen
einjähriges Bestehen feiern. DRK-Vorstand Harald
­                                                             Tagesaufenthaltsraum. Morgens wird Frühstück und
Krüger zog eine positive Bilanz des ersten Jahres:            abends eine kleine Mahlzeit angeboten. Es gibt Dusch-
»Die Einschätzung, dass im Hamburger Süden eine               und Waschmöglichkeiten sowie persönliche Postfächer
solche Einrichtung dringend gebraucht wird, hat sich          für die Gäste. Ergänzende Angebote sind zum Bei-
12                                                                                                        Soziale Dienste

                                             Marc Schlaht und Gabriela Krause

                                             »Jeden Tag dazulernen«
                                             Im Sommer 2019 begannen Marc Schlaht und Gabriela Krause ihr Frei-
                                             williges Soziales Jahr (FSJ) im Harburg-Huus. Beide sind Abiturienten und
                                             empfinden ihr Engagement als bereichernd, auch wenn es finanziell nur
                                             mit einem Taschengeld entlohnt wird: »Ich lerne hier jeden Tag dazu«,
                                             erklärt der 21-jährige Marc. »Manche Gäste kann ich ermuntern, aktiv zu
                                             werden. Mit denen setze ich mich hin und fülle zum Beispiel Formulare
                                             aus, sofern sie wollen. Manche möchten auch in Ruhe gelassen werden.
                                             Mit manchen sitzt man einfach draußen auf den Paletten und schweigt.«
Nach dem Abitur machen sie ein
Freiwilliges Soziales Jahr im Harburg-
                                             Der junge Mann weiß: »Die Hilfe hier ist immer nur für eine begrenzte
Huus: Gabriela Krause und Marc Schlaht       Zeit möglich. Wir sind kein Hotel, sondern nur eine Anlaufstelle, wenn die
                                             Gäste nicht wissen, wohin.« Er genießt die guten Momente: »Wenn wir
                                             jemanden in seine eigene Wohnung entlassen können, dann spüren hier
                                             alle im Team: Es hat sich gelohnt. Das ist Motivation pur.«

      spiel eine medizinische Versorgung im Kranken- und         nenzulernen und etwas über die soziale Situation von
      Zahnmobil, psychosoziale Beratung, Wundversorgung,         Obdachlosen zu erfahren. Dazu gehörten Auszubilden-
      ­Besuche vom Tierarzt für Hunde und vieles mehr.           de etwa der Deutschen Bahn und der Hamburger Feu-
                                                                 erwehr ebenso wie Schulklassen und Kita-Gruppen.
      Nicht nur bei den obdachlosen Gästen, auch in der          »Vorurteile abzubauen, ist eines der wichtigen Ziele
      Nachbarschaft, der Politik und bei kooperierenden          unserer Arbeit«, so Thorben Goebel-Hansen. Bei ver-
      Institutionen ist das Harburg-Huus zur festen Größe        schiedenen Gelegenheiten konnte sich das Harburg-
      geworden. »Jetzt kommt es darauf an, weitere Un-           Huus der Öffentlichkeit präsentieren, etwa bei einem
      terstützer zu gewinnen, denn ohne öffentliche Förde-       Fußballspiel des FC St. Pauli oder des Handball-Bun-
      rung sind wir dringend auf Spenden angewiesen«, so         desligisten HSV Hamburg. Im Harburg-Huus selbst
      ­Harald Krüger. Schirmherr des Hauses ist Dr. Rüdiger      gab es öffentliche Benefizauftritte von Künstlern, dar-
       Grube. »Das Harburg-Huus gibt den Betroffenen, was        unter der philosophierende Kabarettist Gunnar Kaiser
       sie lange nicht oder sogar noch nie in ihrem Leben hat-   im bis auf den letzten Platz gefüllten Aufenthaltsraum.
       ten: Wärme, Geborgenheit, Respekt, Wertschätzung
       und Zuwendung«, so der ehemalige Vorstandschef der        In Erinnerung bleiben wird die Einladung zum Essen
       Deutsche Bahn AG.                                         im Januar in Wenzels Steakhouse in Adendorf: Es
                                                                 ­konnte nach Belieben von der Karte bestellt werden,
      80 Mal konnte innerhalb der ersten zwölf Monate pri-        der Wirt spendete zudem noch gut erhaltene Kleidung
      vater Wohnraum an obdachlose Männer und Frauen              und ­ trennte sich von seiner Lieblingslederjacke. Hin-
      vermittelt werden, weitere 70 Mal eine öffentliche Un-      zu kamen Hygieneartikel, die der Wirt bei Einzelhänd-
      terbringung. Für sechs Gäste mit Wohnsitzen im Aus-         lern in Lüneburg eingeworben hatte. Im Juni reiste eine
      land wurde die Rückreise ins Heimatland organisiert.        15-­köpfige Gruppe auf Einladung des Bundestagsab-
      »Die große Nachfrage der ersten Monate hat sich im          geordneten ­Metin Hakverdi für einen Tag nach Berlin,
      gesamten Jahr 2019 sogar noch leicht gesteigert. Ins-       besichtigte den Bundestag und traf sich zum Gespräch
      gesamt haben wir 6.000 Gästekontakte gezählt«, sagt         mit dem SPD-Politiker. »Diese und andere besondere
      der Leiter der Einrichtung, Thorben Goebel-Hansen.          ­Aktionen sind wertvoll für unsere Arbeit, weil sie für un-
                                                                   sere Gäste den Horizont erweitern und ihnen zeigen,
      Im Berichtsjahr besuchten auch wieder verschiedene           dass sie als Teil der Gesellschaft gehört und wahrge-
      Gruppen das Harburg-Huus, um die Einrichtung ken-            nommen werden«, erklärt Thorben Goebel-Hansen.
Soziale Dienste
                                                                                                                          13

Neu: Migrationsberatung auch in Wilhelmsburg
Menschen, die noch nicht lange in Deutschland ­leben,
unterstützt die Migrationsberatung für erwachsene
Zuwanderer, kurz MBE, zum Beispiel bei der Arbeits-
suche oder im Kontakt mit Ämtern. Weil immer mehr
Neubürger bei der Beratungsstelle des DRK Harburg
Rat und Hilfe suchen, gibt es das Angebot seit ­Juni
2019 auch in Wilhelmsburg. Dort berät ­Joanna Jach-
imczuk nun Zuwanderer auf Deutsch, Polnisch und
Englisch, mit Unterstützung von Dolmetschern auch
auf Arabisch, Farsi und Sorani. »Unsere ­Klienten sind
nicht nur Geflüchtete, sondern auch Zuwanderer aus
anderen EU-Staaten – Menschen, die mit hoher Wahr-
scheinlichkeit dauerhaft hier leben ­werden. Wenn wir
dazu beitragen können, dass sie sich schnell integ-
rieren, ist das ein großer Gewinn für ­alle«, sagt die      Migrationsberaterin Joanna Jachimczuk und Ulrich
                                                            Bachmeier, verantwortlich für den Bereich Soziale Dienste
33-Jährige, die selbst in Polen geboren ist, seit 2004
in Deutschland lebt und mehrere Jahre Beratungser-
fahrung aus anderen DRK-Einrichtungen für Migran­            Wohnunterkunft Am Röhricht
ten mitbringt. Ihre Kolleginnen Natalia ­    Lukin und       Am 22. Dezember 2016 zogen die ersten Geflüch-
­Lusine Dietsch bieten in Harburg weiterhin Beratun-        teten in die DRK-Wohnunterkunft Am Röhricht in
 gen auf Deutsch, Englisch, Russisch und ­Armenisch         ­Neugraben-Fischbek ein. Drei Jahre später stellt Ein-
 sowie weiteren Sprachen mit Dolmetschern an. 2019           richtungsleiter Dr. Michael Wedler zufrieden fest: »Der
 führten die Migrationsberaterinnen insgesamt 1.374          Betrieb verläuft in geregelten Bahnen, unser Team
 »Fälle« in ihren Beratungslisten (Vorjahr: 1.357).          pflegt einen vertrauensvollen Umgang mit den Bewoh-
                                                             nern. Die Zusammenarbeit mit Behörden, Institutionen
»Dabei meint ›Fälle‹ immer Menschen in jeweils               und Akteuren im Quartier sehen wir als sehr gut an.«
ganz individuellen Lebenslagen, die nicht nur einma-
lig in die Migrationsberatung kommen, sondern oft             Durchschnittlich lebten 2019 in der Wohnunterkunft
über Wochen und Monate begleitet werden«, ­erklärt            563 Menschen. Bezogen auf die mit der Behörde für
Ulrich Bachmeier, beim Harburger Roten Kreuz
­                                                             ­Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) ver-
­verantwortlich für den Bereich Soziale Dienste. »Die          einbarten maximal 640 Plätze liegt die Auslastung damit
 ­Beraterinnen gehen dabei auf die komplexen Lebens-           bei ca. 88 Prozent. Dass sie nicht höher ist, hat unter-
  situationen jedes einzelnen Ratsuchenden ein, der            schiedliche Gründe, wie Einrichtungsleiter Dr. ­Michael
  sich an sie wendet.« Im Jahr 2019 war die Migrati-           Wedler erläutert: »Neben einem insgesamt geringeren
  onsberatung am neuen Standort in Wilhelmsburg in             Bedarf an Unterbringung ist ein Grund das soziale Ge-
  den Räumen der DRK-Kita Wilma in der Neuenfelder             füge der bei uns lebenden Personen. Es leben hier sehr
  Straße 16d untergebracht.                                    viele Familien und Paare, in deren Wohnungen freie
                                                                                  oder freigewordene Plätze nicht
                                                                                  ohne weiteres mit allein stehenden
                   In Zahlen                                                      Personen belegt werden können.
                                                                                  Soweit es möglich ist, schaffen wir
  Mehr als 4.000 Übernach­          In 11 Sprachen konnten
                                                                                  aber durch interne Zusammenle-
  tungen zählte das Harburg-        ­»Alltagsbegleiter« mit Familien
  Huus für Obdachlose.               in Kontakt treten.
                                                                                  gungen freie Wohneinheiten.« Die
                                                                                  Bewohner kamen überwiegend aus
  90 Bewohner zwischen 7 und         3 Mitarbeiterinnen haben in
                                                                                  Afghanistan, Irak und Syrien. Der
  16 Jahren wohnten im statisti-     der Migrationsberatung für
  schen Mittel 2019 in der DRK-      erwachsene Zuwanderer                        Altersdurchschnitt von 25 Jahren ist
  Unterkunft Am Röhricht, weitere    1.374 ­Klienten beraten.                     vor allem auf einen hohen Anteil von
  71 waren 6 Jahre oder jünger.                                                   Kindern, Jugendlichen und jungen
                                                                                  Erwachsenen zurückzuführen.
14                                                                                                    Soziale Dienste

                                           Shaima Raji

                                           »Ein neues Leben aufbauen«
                                           Seit 37 Jahren lebt Shaima Raji in Deutschland. So lange ist es her, dass
                                           die damals 19-Jährige mit ihrer erst elf Monate alten Tochter und ihrem da-
                                           maligen Mann nach der Flucht aus Afghanistan hier ankam. An die ­erste
                                           Zeit in der neuen Heimat erinnert sie sich immer noch gut: »Es war ­natürlich
                                           alles sehr fremd. Aber ich habe schnell begonnen, die Sprache zu ­lernen
                                           und mich einzuleben.« Mittlerweile spricht sie Deutsch kaum ­        weniger
                                           ­fließend als ihre Muttersprache Dari/Farsi. Im Flüchtlingsjahr 2015, als
                                            das Harburger Rote Kreuz in kurzer Zeit sechs Erstaufnahmen eröffnete,
                                            kam sie als Dolmetscherin ins Team der Unterkunft im ­Karl-Arnold-Ring in
                                            Wilhelmsburg. Später übernahm sie die Koordination der dortigen Ehren-
                                            amtlichen bis zur Schließung der Einrichtung im Dezember 2017.

                                           Ihre vielfältigen Erfahrungen und Fähigkeiten bringt Shaima Raji seit
                                           ­August 2018 im Projekt »Alltagsbegleiter« des DRK Harburg ein. »Mit
Shaima Raji koordiniert das Projekt         den Alltagsbegleitern bieten wir Hilfe von Geflüchteten für Geflüchtete,
»Alltagsbegleiter« beim DRK Harburg.        ­meistens in deren Muttersprache«, erklärt Shaima Raji. Sie ist Ansprech-
Geboren wurde sie in Afghanistan, seit
37 Jahren lebt sie in Deutschland.           partnerin für das 13-köpfige Team, kümmert sich um Verträge und Ab-
                                             rechnungen, hält Kontakt zu Schulen, Unterkünften oder dem Jobcenter.
                                             »Manchmal kommt es auch vor, dass Familien mit ihren privaten Proble-
                                             men zu mir kommen«, sagt die vierfache Mutter lächelnd.

                                           Fast familiär ist auch der Zusammenhalt der Alltagsbegleiter untereinander.
                                           »Wir treffen uns mindestens einmal im Monat zum Austausch, ­meistens
                                           öfter, denn ich versuche immer kleine Fortbildungen zu ­organisieren.«
                                           ­Ihre Arbeit beim DRK Harburg macht Shaima Raji viel Freude: »Wir helfen
                                            den Menschen anzukommen, damit sie sich ein neues Leben aufbauen
                                            können. Das ist eine wunderbare Aufgabe.«

      Das DRK-Team besteht im Berichtsjahr aus 13 ­Köpfen,     ist groß. Wie schwer das auf dem Hamburger Woh-
      neun Sozialpädagogen sowie vier Hausmeistern. Hin-       nungsmarkt ist, wissen wir. Wir gehen das Thema of-
      zu kommt ein externer Sicherheitsdienst, der rund um     fensiv an, ­kooperieren eng mit dem Kollegen Sascha
      die Uhr vor Ort ist. Außerdem gibt es eine enge Ko­      Thon vom DRK-Willkommensbüro Süderelbe und na-
      operation mit mehreren DRK-Projekten und Ehren­          türlich der Fachstelle für Wohnungsnotfälle. Wir moti-
      amtsinitiativen. Michael Wedler: »Bei unseren Bera-      vieren die Bewohner, kontinuierlich am Ball zu bleiben,
      tungen stellen wir fest, dass diese intensiver und die   weil es vielleicht bei der 100. Besichtigung klappt.«
      Inhalte komplexer werden. Immer wiederkehrende           So konnten immerhin 27 Prozent der Bewohner 2019
      Themen sind vor allem Sprache, Arbeit und Woh-           in ­eigenen Wohnraum umziehen. Weitere praktische
      nen. Nach einigen Jahren in Deutschland treten Fra-      Fragen drehen sich um Ausbildung, Sprachkurse,
      gen nach der persönlichen Zukunft bei vielen Bewoh-      ­Sozialleistungen, Kitaplätze oder den Aufenthaltssta-
      nern in den Vordergrund: In Sicherheit, ja, aber was      tus. Wedler: »Das Ziel ist es, die Bewohner zu befähi-
      jetzt? Der Wunsch, eine eigene Wohnung zu finden,         gen, eigenständig zu handeln.«
Soziale Dienste
                                                                                                                            15

Inga Bentz, Projektleiterin »Aufsuchende Männerarbeit«, mit   An einem Ideen-Workshop zur Gestaltung einer
einem Besucher des Internet-Cafés, das einmal wöchentlich     brachliegenden Grünfläche an der Wohnunterkunft Am
in der Unterkunft Am Röhricht angeboten wird                  Röhricht beteiligten sich zahlreiche Bewohner.

In dieses Konzept passt ein Workshop, in dem unter            Auch das DRK-Willkommensbüro Süderelbe hat ­seinen
reger Beteiligung der Bewohner Ideen für die Nutzung          Sitz in der Wohnunterkunft Am Röhricht, richtet sich
einer zur Unterkunft gehörenden, bisher brach liegen-         aber mit seinen Angeboten an alle Bewohner des Quar-
den Grünfläche zur Sprache kamen. Im Anschluss                tiers. Begegnungsarbeit zwischen alteingesessenen
wurden zwei Hochbeete gebaut, befüllt und bepflanzt.          und neuen Anwohnern in Süderelbe ist ein Kernziel der
Unter Beteiligung der DRK-Projekte »Aufsuchende               Arbeit. »Von A wie Ausflugsangebote über N wie Nach-
Männerarbeit«, »Elternlotsen« und »Alltagsbegleiter«          barschaftsfeste bis Z wie Zusammen­       leben in Vielfalt
sowie weiterer Akteure fand unter anderem ein großes          haben wir ein sehr breites Spektrum«, erklärt Sascha
Nachbarschaftsfest mit Flohmarkt statt, an dem auch           Thon, der das Willkommensbüro seit der Eröffnung im
zahlreiche Bewohner der benachbarten Unterkünfte              Frühjahr 2018 leitet. ­»Insbesondere die Zusammenar-
und der Umgebung teilnahmen.                                  beit mit den Kooperationspartnern und offiziellen Anlauf-
                                                              stellen im Stadtteil funktioniert gut. Eigene Beratungs-
Das Ankommen erleichtern                                      und Schulungsformate konnten 2019 als zukunftswei-
Unterstützung von Migranten für Migranten organisie-          sende Bausteine entwickelt werden, wie zum Beispiel
ren – das ist die Idee hinter dem Projekt »Alltagsbe-         die Beratung zur digitalen Teilhabe und Unterstützung
gleiter«. Männer und Frauen, die selbst Zugewander-           bei der Wohnungssuche. Besonders die Wohnsprech-
te sind, begleiten Familien im Stadtteil, meist solche        stunde und Lebenslagenberatung erweisen sich als
aus dem eigenen Herkunftsland oder dem eigenen                sehr erfolgreich und passgenau.« Sascha Thon bietet
Sprachraum. Die »Alltagsbegleiter« sind Kontaktper-           Orientierungsberatungen an, unterstützt in Konfliktfäl-
sonen und geben ihr Wissen zum Beispiel über Woh-             len und vermittelt Kontakte zu Firmen, Unternehmen
nungs- und Jobsuche, Bildung oder das soziale Mitei-          und Ehrenamtlichen. Das Willkommensbüro Süderelbe
nander an die Neuangekommenen weiter. Koordiniert             ist ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohl-
wird das Angebot von DRK-Mitarbeiterin Shaima Raji            fahrtspflege e.V. (AGFW) im Rahmen ­des auf zunächst
(Porträt linke Seite).                                        drei Jahre befristeten Programms »­Perspektive Ham-
                                                              burg«. Durch die Dachorganisation AGFW gibt es eine
Im Projekt »Aufsuchende Männerarbeit« kümmern                 stadtweite Vernetzung.
sich Inga Bentz und Ulrich Bachmeier um junge, al-
leinstehende Geflüchtete, für die sich das Ankommen
oft sehr schwierig gestaltet. Im Mittelpunkt stehen                             Soziale Dienste
niedrigschwellige ­
                  Gruppenangebote wie etwa Film-                                Bereichsleiter
oder Spieleabende oder Begegnungsarbeit beispiels-                              Ulrich Bachmeier
weise bei Ausflügen. Zweimal wöchentlich wird ein                               Tel. 040 / 76 60 92-91
Treffpunkt in der Wohnunterkunft Am Röhricht ange-                              u.bachmeier@drk-harburg.hamburg
boten.
16

     Spielen, lachen, lernen, Vertrauen fassen, Freunde finden, soziales Miteinander genießen und sich ausprobieren: Das ist Kita.

     Inhaltlicher Ausbau des
     Angebotes
     Für Bereichsleiterin Katja Philipp und ihr Team stand           ihren acht Teammitgliedern einen ungeplanten Start:
     das Jahr 2019 erneut im Zeichen von Ausbau und                  Statt Besichtigung, Bewerbung, Belegung stand in der
     Intensivierung: So wurde nicht nur in Wilhelmsburg
     ­                                                               Wilma Anderes auf dem Plan.
     ­eine Kita eröffnet und in Neugraben-Fischbek mit dem
      Bau einer neuen Kita begonnen. Auch teils projektbe-            Durch einen Wasserschaden in der DRK-Kita ­Fantasia
      zogene Aufgabengebiete und weitere Angebote konn-               in Hamburg-Hausbruch war das dortige Gebäude für
      ten personell verstärkt und inhaltlich erweitert werden.        die notwendigen Renovierungsarbeiten über Nacht
                                                                      nicht mehr nutzbar. Doch wohin mit den Kindern, die
     Mit der Kita Wilma an der Neuenfelder Straße 16d in              dort betreut wurden? Ein Teil konnte in der DRK-Kita
     Wilhelmsburg hat der Kreisverband seit Anfang April              Grüne Insel mitbetreut werden, für die Älteren stellte
     die 17. Kita in Betrieb genommen. Direkt gegenüber               die benachbarte Schule Hausbruch Räume zur Ver-
     der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt können              fügung. Doch im August wurde die Kita Wilma zum
     hier 80 Kinder in zwei Krippen- und zwei Elementar-             wichtigsten Ausweichstandort der Kita Fantasia. Zwei
     gruppen betreut werden. Zum pädagogischen Schwer-               Gruppen, die im unteren Krippenraum und im ­ersten
     punkt gehören unter anderem Montessori-Angebote.                Stockwerk eine Elementargruppe bildeten, waren
     Kitaleiterin Lakshmi Wirotama-Bachmeier hatte mit               ­vorübergehend in der Wilma zu Gast. »Diesen Schritt
Kinder, Jugend und Familie
                                                                                                                     17

haben wir gemacht, um den berufstätigen Eltern noch
mehr Unannehmlichkeiten zu ersparen und allen eine
Planungssicherheit zu geben. Trotzdem hat die Ausla-
gerung der Krippen- und Kitakinder in einen anderen
Stadtteil allen Beteiligten monatelang viel Verständnis
abverlangt«, erläutert Katja Philipp. »Auf diesem Weg
möchten wir uns herzlich bedanken bei den Leitungen
und Teams der beteiligten Kitas, den Eltern, den Ver-
antwortlichen in der Schule Hausbruch sowie auch bei
Oliver Thiel vom Facility Management der RK Service-
gesellschaft.« Im März 2020 konnte die Kita Fantasia
wieder in Betrieb genommen werden.

Fast 18 Kilometer von der Kita Wilma entfernt, im
Quartier Neugraben-Fischbek, rollten im Februar 2019        Kitaleiterin Lakshmi Wirotama-Bachmeier an der
                                                            Eingangstür der Kita Wilma, Neuenfelder Straße 16d
ebenfalls die Bagger an. Zum symbolischen Spa-
tenstich trafen sich Karen Pein, Geschäftsführerin
IBA Hamburg GmbH, zwei Mitarbeiter der Planungs­
gruppe Wörmann aus Ostbevern sowie Karin ­Bischoff,
stellvertretender DRK-Vorstand, Katja Philipp und
Maike Lendt, Kitaleiterin Storchenwiese, auf dem
­
mehr als 3.100 Quadratmeter großen Grundstück am
­Weidengrasweg 2. Um das Gelände herum entsteht
 auf insgesamt 70 Hektar ein Quartier mit mehr als
 1.500 Wohneinheiten. Dementsprechend hoch ist der
 Bedarf an Kita-Plätzen im Stadtteil, dem das DRK mit
 diesem Bauprojekt begegnet.

Zukünftig beherbergt ein dreiflügeliger Neubau mit
Holzfassade und begrüntem Flachdach eine Kita für
150 Kinder sowie ein für den Stadtteil dringend not-
wendiges Eltern-Kind-Zentrum, das zirka 100 Qua-            Gegenüber der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt
                                                            können 80 Wilma-Kinder das Gelände erkunden.
dratmeter umfassen wird. Das Außengelände mit
­Bewegungselementen und Spielflächen soll mehr als
 1.000 Quadratmeter groß sein.

»Dieses Bauprojekt ist für uns eine aufwändige, aber
höchst sinnvolle und in die Zukunft gewandte ­Investition
für Familien, die in diesem Stadtteil zu Hause sind«,
erklärt Karin Bischoff die Gründe für den Bau. Karen
Pein ergänzt: »Mit dieser neuen Kita schaffen wir eine
wichtige Ergänzung der sozialen Infrastruktur.«

Zum Konzept der Kita Vogelkamp werden als Schwer-
punkte Mathematik und Musik gehören. »Musik ist
­eine universelle Sprache, die alle Menschen miteinan-
 der verbindet. Wer bereits im Kindesalter mit Klang in
 ­Kontakt kommt, erhält hervorragende Grundlagen für
  das spätere Lernen und das soziale Miteinander«, er-      Nach dem Wasserschaden in der Kita Fantasia wurde auch
                                                            der Estrich komplett entfernt und erneuert.
  klärt Katja Philipp den pädagogischen Ansatz. »Auch
18                                                                                         Kinder, Jugend und Familie

     In Neugraben-Fischbek geht der Bau voran.                 Es ist »Draußen-Zeit« in der Kita Harburger Berge.

     Mathematik ist wie eine universelle Sprache, die sich     erhöhen. »Der Erzieherberuf hat stark an Bedeutung
     die Kinder in spielerischer Weise aneignen können.«       gewonnen«, sagte IAB-Forscherin Anja Warning. Bis
                                                               2030 könnten bundesweit bis zu 200.000 Erzieherin-
     Neue Wege in den Beruf, eigene Fortbildungsreihe          nen und Erzieher fehlen.
     Krippen, Kitas und Schulen fehlt es an Personal – und
     das liegt unter anderem an steigenden Geburtenzah-        Das DRK Harburg hat 2019 eigene Maßnahmen gegen
     len, dem Ausbau der Betreuungsangebote und dem            diesen Fachkräftemangel ergriffen und als erster Trä-
     demografischen Wandel bei den Beschäftigten. Nach         ger in Hamburg in Kooperation mit der Evangelischen
     Annahmen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt-       Fachschule für Sozialpädagogik Alten Eichen ein Aus-
     und Berufsforschung (IAB) wird sich der Bedarf an Er-     bildungsprogramm initiiert, das zugleich die beruflichen
     zieherinnen und Erziehern in Deutschland noch weiter      Chancen von Menschen mit Migrations­        hintergrund

     neue gGmbH
     Zum 1.10.2019 wurde der Bereich Kinder, Jugend,           nach«, erklärt Vorstand Harald Krüger. »Entscheidungs­
     Familie in eine neu gegründete Tochtergesellschaft
     ­                                                         wege können so verkürzt werden. Für die Beschäftig-
     ausgegliedert: die gemeinnützige Gesellschaft für         ten ­
                                                                   ergeben sich aus dem Betriebsübergang keine
     Pädagogik Hamburg-Harburg mbH. Gründungsge-
     ­                                                         Nachteile. Die Anstellungsverträge gelten unverändert,
     schäftsführer ist Aart Paasman, langjähriger Geschäfts-   auch Arbeitsorte und Teams bleiben davon unberührt.«
     führer der Sozialstation (ab 1.4.2020: Sigrun Deneke,
     siehe Seite 59). »Mit der neuen Tochtergesellschaft
     kommt das DRK Harburg dem Wunsch insbesondere
     der Kita-Leitungen nach mehr Teilhabe und Transparenz
Kinder, Jugend und Familie
                                                                                                                    19

fördert: Die Qualifizierung zum/zur
Pädagogischen ­Helfer/in erstreckte
sich über vier Monate, war vom ers-
ten Tag an mit 2.000 Euro vergütet
und bereitete insgesamt 16 Männer
und Frauen auf eine Ausbildung zur
pädagogischen Fachkraft in einer
Kita vor. Ein vierwöchiger Sprach-
kurs stand am Beginn der Maß-
nahme, weitere Inhalte waren ein
Praktikum in einer DRK-Kita sowie
Unterricht an der Fachschule. Am
Ende stand eine Abschlussprüfung
vor externen Beisitzern. Die Qualifi-
zierung entspricht den Maßgaben,
die die Hamburger Behörde für Ar-
beit, Soziales, Familie und Integra- Wunschberuf Erzieher: Eunice Oduro (l.) und Abdullah Khodier sind zwei von
tion (BASFI) in einem Eckpunkte- 16 Teilnehmern der Qualifizierung, mit der das Harburger Rote Kreuz gegen den
                                        Fachkräftemangel in diesem Berufsfeld aktiv geworden ist.
papier festgelegt hat. Dessen Ziel
ist es, den Arbeitsmarkt im Berufs-
feld Kita für zusätzliche Personengruppen zu öffnen Auch inhaltlich lag 2019 der Schwerpunkt auf Quali-
und gleichzeitig die Qualität der pädagogischen Be- fizierungsmaßnahmen sowie der verstärkten Vermitt-
treuung sicherzustellen.                                    lung einer klaren pädagogischen Haltung und des
                                                            jeweiligen Handlungsrahmens. »Wir haben viel Zeit
                                                            ­
Eine, die den Kurs erfolgreich beendet hat, ist ­Eunice in die Fortbildung mit externen Referenten investiert.
Oduro, Hauswirtschafterin mit familiären Wurzeln in Beispielsweise waren 2019 insgesamt 23 Tagesfortbil-
Ghana. »Ich hatte ­davon geträumt, noch eine Ausbil- dungen, zehn Workshops und 25 interne Austausch-
dung im ­pädagogischen ­Bereich zu machen und mit treffen im Bereich Kindertagesbetreuung angesetzt«,
Kindern zu arbeiten, aber ich dachte, das kann ich mir bilanziert Katja Philipp.
niemals leisten«, erzählt die 31-Jährige. In der DRK-Kita
Janusz-Korczak-Haus in Langenbek baute sie zu den Im Januar startete zusätzlich eine selbst entwickelte,
Kita-Kindern, den ­Eltern und zum Team schnell einen regelmäßig angesetzte Fortbildungsreihe mit dem Ziel,
sehr guten Draht auf und integrierte sich bestens: Im neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kompakt und
August 2019 ­begann sie ihre Ausbildung zur Erzieherin. kompetent in die Kita-Konzepte einzuführen. »Jedes
                                                            Teammitglied sollte gut orientiert sein über das, was
Mit Blick auf weitere Personalsuche resümiert Heidi es erwarten kann und möglichst schnell Sicherheit im
Kreutzfeld, Fachberatung Bereich Kinder, Jugend und Umgang mit verschiedenen Situationen erreichen«,
Familie: »Der Aufwand der Maßnahme in 2019 war beschreibt Heidi Kreutzfeld. Die Reihe besteht aus drei
groß, hat uns aber neue Kolleginnen und Kollegen Modulen, die 2019 insgesamt dreimal angeboten wur-
und auch wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Qua- den. Das erste Modul widmet sich der Grundhaltung
lifizierungen gebracht: Die Zusammenarbeit mit der und den Leitsätzen, die das DRK als Träger im Bereich
Fachschule ­Alten Eichen war intensiv und von gegen- Pädagogik vertritt. »Wir klären in dieser Phase, welche
seitigem ­Vertrauen geprägt. Wir werden weiterhin auf Vorstellung von Zusammenarbeit wir haben, welche
diesem Gebiet ­miteinander kooperieren und haben fest- pädagogischen Werte für uns essentiell sind«, so ­Heidi
gestellt, dass die notwendigen Sprachkenntnisse auf Kreutzfeld. Das zweite Modul behandelt das Thema
Level B2 für manche Teilnehmer eine schwierige Hür- Kinderschutz, stellt Handlungsanweisungen, interne
de und ­echte Herausforderung sind. Vier Absolventen Abläufe sowie die Vertrauenspersonen des Trägers da-
konnten im ­August 2019 bei uns die Erzieher-Ausbil- zu vor. Im dritten Modul wird dann die Zusammenarbeit
dung anfangen, andere sind weiterhin als pädagogische mit anderen Einrichtungen, Institutionen oder Familien
Helfer ­tätig.«                                             beschrieben und die Qualitätsentwicklung umfassend
20                                                                                             Kinder, Jugend und Familie

                                                 Sabine Suhr und Gudrun Könecke

                                                 Abschied mit vielen Emotionen
                                                 Nach 36,5 Jahren ist Sabine Suhr, Kitaleiterin der Neuenfelder DRK-Kitas
                                                 Nordlicht und Kinderzentrum Neuenfelde, im Mai 2019 in den Ruhestand
                                                 gegangen. Es war ein Abschied mit vielen Emotionen. Denn sie hatte
                                                 diesen Standort die gesamte Zeit geleitet. Ihr Schwerpunkt, Tiere als pä-
                                                 dagogisches Medium einzusetzen, ist zu einem Merkmal in Neuenfel-
                                                 de geworden. Das Kinderzentrum hat hauseigene Ponys und macht den
                                                 Kindern mitten im Alten Land zwischen Deichen und Obstwiesen thera-
 Nach 36,5 Jahren ist Sabine Suhr nun im         peutische Reit- und Voltigier-Angebote. Auch hat Sabine Suhr diverse
 Ruhestand.                                      Angebote aufgebaut. Dazu gehören ein Eltern-Kind-Zentrum, die offene
                                                 und aufsuchende Jugendarbeit in der so genannten »Roten Hütte« sowie
                                                 die Beratung für junge Erwachsene und Familien. Ihre Nachfolgerin ist
                                                 Christina Yavas, die im Juni gestartet ist. Das Besondere: Die 47-Jäh-
                                                 rige war bereits 18 Jahre für das DRK tätig, sie hat das Haus Nordlicht
                                                 in Neuenfelde mit aufgebaut und ist dann für einen anderen Träger tätig
                                                 gewesen.

                                                 Im Dezember verabschiedete sich nach 29 Jahren Kita-Tätigkeit Gudrun
                                                 Könecke in den Ruhestand: Katja Philipp zeichnete in ihrer Abschiedsrede
                                                 den Weg der Kitaleiterin im Kreisverband nach, die im Janusz-Korczak-
                                                 Haus zuerst mit Schulkindern gearbeitet hatte, dann gemeinsam mit Hei-
Im Kreis der Leitungskolleginnen: Gudrun
Könecke (2.v.r.) mit Heike Neyls (v.l.), Antje   ke Neyls die Kita Fantasia aufgebaut und eine berufsbegleitende Ausbil-
Hirt, Anja Raeck und Maike Lendt                 dung absolviert hatte. Danach übernahm Könecke die Leitung der Kita
                                                 Lelka Birnbaum in der St. Pauli Hafenstraße über 21 Jahre. Mit Antje Hirt
                                                 trat eine langjährige DRK-Mitarbeiterin die Nachfolge an.

           vorgestellt. Alles Wissenswerte ist in einem Handbuch     ­ eisetagebuch schicken wir mit den Taschen auf die
                                                                     R
           zusammengefasst, das jeder Teilnehmer erhält. »Wir        Fahrt durch die Kitas. Hier möchten wir die gute ­Praxis
           wissen, dass diese Module von unseren Neueinstei-         in unseren Kitas als Souvenir einsammeln, ­       damit
           gern als hilfreich empfunden ­werden. ­Zugleich ­bieten   ­andere Teams nachfolgend davon profitieren.«
           sie uns die Möglichkeit, Weiterbildungsbedarf zu er-
           kennen und sich gemeinsam zum Wohl der Kinder auf
           die Anforderungen in der Praxis zu fokussieren«, bilan-
           ziert Bereichsleiterin Katja Philipp.

           Ergänzend dazu erstellte die Fachberatung zum ­Ende
           2019 mit den »Büchertaschen« für das Projekt Kita-
           Einstieg eine Materialsammlung, die sich Kita-Teams
           wochenweise ausleihen können, um Anregungen für
           ihre tägliche Arbeit zu finden. »Damit ­wollen wir die
           pädagogischen Fachkräfte weiter unterstützen. Sie
           bekommen Impulse und Material an die Hand, auch
           in Phasen, in denen vielleicht keine Zeit für einen
           Fortbildungstag ist«, so Heidi Kreutzfeld. »Auch ein      Materialien für Kita-Teams: Die Büchertaschen sind gefragt.
Kinder, Jugend und Familie
                                                                                                                          21

Zertifikatsübergabe in Neuwiedenthal: Die neuen Nachbarschaftsmütter und Elternlotsen mit DRK-Projektbegleitern

Mit Herzblut vor Ort                                           gemeinsam mit Jan Gefe und Tina Reuter vom Pro-
Verschiedene Projekte im Bereich Kinder, Jugend,               jekt »Elternlotsen« zehn neue Absolventen, Frauen
Familie konnten 2019 weiter vorangetrieben werden.             und Männer aus fünf verschiedenen Herkunftsländern,
»Unsere Teams etablieren sich im Stadtteil mehr und            nach erfolgreich bestandener Qualifizierung in das
mehr. Es hat sich eine gute Vernetzung zu bestehenden          Team aufnehmen. Insgesamt sind nun 31 durch das
Angeboten vor Ort entwickelt«, stellt Kirsten ­Pollkehn,       Harburger Rote Kreuz betreute Ansprechpartner in
stellvertretende Bereichsleiterin, fest. So agieren die        den Quartieren unterwegs, die sich in etwa einem Dut-
»Elternlotsen« beispielsweise als Dolmetscher, wenn            zend verschiedener Sprachen verständigen können.
die Kita Storchenwiese oder die Kita Grüne Insel einen
Elternabend veranstalten.                                      »Kita-Kulturlotsin« und Fachberaterin Sprache
                                                               Zum Ende des Jahres gab es auch personelle Verstär-
»Dem Team der Elternlotsen in Neugraben-Fischbek               kung beim »Kita-Einstieg«, einem Bundesprogramm,
ist es auch gelungen, einige Männer zu Elternlotsen            an dem sich der Kreisverband beteiligt. Mit Inken
auszubilden. Das ist erfreulich, weil es die Beratung,         Zacher ist eine zweite Sozialpädagogin in der Rolle
                                                               ­
die sich oftmals auf die gesamte Familie bezieht, er-          der »Kita-Kulturlotsin« im Stadtteil Neugraben-Fisch-
leichtern kann«, so Kirsten Pollkehn. Bei den »Nach-           bek aktiv, um den Weg in die Kindertagesbetreuung zu
barschaftsmüttern« Neuwiedenthal startete Anfang               ­ebnen und frühpädagogische Angebote durchzuführen.
2019 mit Helene Henke eine neue Projektleiterin. »Wir           Das Projekt läuft noch bis Dezember 2020 und richtet
machen hier intensive Netzwerkarbeit, kümmern uns               sich gezielt an Familien mit Fluchterfahrungen sowie an
darum, noch bekannter zu werden, informieren über               Familien, die bisher nur unzureichend von den Angebo-
die Inhalte und aktivieren Frauen zum Mitmachen«,               ten der Kindertagesbetreuung erreicht werden.
beschreibt sie die Aufgabe. Die 36-Jährige ist auch
im Projekt »Alltagsbegleiter« des
DRK aktiv.
                                                                      In Zahlen
Einige Nachbarschaftsmütter in                    Der Bereich hatte 2019 41            den größten Bereich des
                                                  verschiedene Einrichtungen           Kreisverbandes dar. An zwei
Neuwiedenthal sind schon seit
                                                  und Angebote (Vorjahr: 53) im        GBS- und zwei GTS-Standorten
Jahren dabei, auch Neue werden                    Stadtgebiet. Mit 427 Voll- und       werden insgesamt zirka 1.100
schnell integriert. »Die Nachbar-                 Teilzeitkräften (Vorjahr: 423)       Schulkinder, in den Kitas
schaftsmütter haben eine hohe                     und unter anderem 17 Kitas           durchschnittlich 1.250 Kinder
Anerkennung im Stadtteil«, so He-                 (Vorjahr: 16) stellt er ­weiterhin   betreut.
lene Henke. Ende Juni konnte sie
22                                                                                       Kinder, Jugend und Familie

                                                                                    Mitte 2015 zum DRK. Für sie und
                                                                                    ihr Team ist der interdisziplinäre
                                                                                    ­Ansatz der Dreh- und ­Angelpunkt
                                                                                     der Arbeit. »Mit jeder Kompetenz,
                                                                                     die wir abdecken können, verbes-
                                                                                    sert sich der Förderprozess für den
                                                                                    Patienten: Bei uns sind in Voll- und
                                                                                    Teilzeit ­Sozialpädagogen, Logo-
                                                                                    päden, ­  Ergotherapeuten, Physio-
                                                                                    therapeuten, zwei Psychologin-
                                                                                    nen und eine Heilpädagogin im
                                                                                   ­Einsatz.«

                                                                                   In 21 Kitas und an zwei Schul-
                                                                                   standorten sind die IFF-Kollegin-
                                                                                   nen und Kollegen für insgesamt
                                                                                   120 Kinder aus dem ­    gesamten
                                                                                   Süderelbe-Raum zuständig. Das
     Zehn Jahre IFF: Der Förderbedarf ist deutlich gestiegen.                      Netzwerk ist eng geknüpft: Oft
                                                                                   betreuen die Experten die Kinder
                                                                                   ­
     Im August konnte die Position der Sprach-Fachbera-         über einen ­längeren Zeitraum und sind auch bei deren
     tung mit Kristin Jentson neu besetzt werden. Ein für       ­Familien in den Wohnungen zur Therapie vor Ort. Auch
     Katja Philipp essentieller Schritt für die pädagogi-        zur MSH Medical School in der ­Hafencity, die einen
     sche Arbeit mit den Kindern in den einzelnen Kitas:         Studiengang zur Frühförderung anbietet, bestehen
                                                                 ­
     »In den Häusern unterwegs zu sein, die Mitarbeite-          ­enge ­Verbindungen.
     rinnen und Mitarbeiter im Hinblick auf die Sprachför-
     derung der ­Kinder zu schulen, ihre Fragen klären zu       Den gestiegenen Förderbedarf bestätigt die Leiterin:
     können, ist über die Jahre immer wichtiger für uns ge-     »Wir sehen zunehmend schwer betroffene Kinder mit
     worden. Denn die Zahl der Kinder mit Förderbedarf          ­tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, vor allem aus
     ist stark ­angestiegen. Unser Ziel ist es, diese Kinder     dem Autismus-Spektrum. Seit ungefähr zwei Jahren
     gut ­aufzufangen und ihnen rechtzeitig Unterstützung        nimmt diese Zahl zu. Vielleicht, weil die Diagnostik
     geben zu können.« Doch es gibt nicht genug heilpä-          durch neue Testverfahren immer ausgefeilter gewor-
     dagogisches Personal, um dem Bedarf begegnen               den ist. Vielleicht aber auch, weil die Kinder in dieser
     zu können. Katja Philipp: »Wir versuchen, viel zu er-      Region oft genug keinen Kita-Platz haben und dann
     möglichen, die ­  Fachkräfte vor Ort sind sehr kreativ     erstmal im IFF vorgestellt werden.«
     und ­entwickeln Ideen, doch es gibt auch Grenzen der
     Machbarkeit.«                                              Als Zusatzangebot gehört die Therapiepraxis zum IFF,
                                                                die sich im Neubau an der Rote-Kreuz-Straße befin-
     Zehn Jahre IFF                                             det: Im Juni 2018 eröffnet, hat auch sie inzwischen
     Gezielte Förderung derjenigen, die Besonderhei-            ­lange Wartezeiten.
     ten in ihrem Verhalten haben, oder Verzögerungen
     in der Entwicklung zeigen: Dies leistet das Interdis-
     ziplinäre Frühförderzentrum (IFF), das im Novem-
     ber 2019 ­seinen zehnten Geburtstag feierte. Mit drei
     Mitarbeiterinnen hatte das IFF 2009 im 3. Stock an
                                                                                 Kinder, Jugend und
     der ­Lüneburger Straße unweit der Seniorenwohnan-                           Familie
     lage Gloria begonnen. 2019 zählen 17 Kolleginnen                            Bereichsleiterin Katja Philipp
     und Kollegen zum Team, das von Stephanie Wohlers                            Tel. 040 / 76 60 92-26
     geleitet wird. Die Physiotherapeutin, die inzwischen                        k.philipp@drk-harburg.hamburg
     den Bachelor für Psychologie in der Tasche hat, kam
Sie können auch lesen