JUBILÄUMSAUSGABE ZUM 90-JÄHRIGEN GEBURTSTAG DER DÜSSELDORFER JONGES - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 04 2022 88. Jahrgang ...
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Monatszeitschrift der
Düsseldorfer Jonges
04 • 2022 • 88. Jahrgang
J U B I L Ä U M S A U S G A B E Z U M 9 0 - J Ä H R I G E N G E B U RT S TA G D E R D Ü S S E L D O R F E R J O N G E S
Stark in die Zukunft.
Restrukturierung | Sanierung | Insolvenz
Begegnen Sie aktuellen Herausforderungen gemeinsam mit uns –
als Ihr starker, vertrauensvoller Partner. Veränderungen sind nicht
automatisch eine Bedrohung, sondern eine Chance, den Weg für
eine erfolgreiche Zukunft zu ebnen.
Wir stehen jederzeit als starker, souveräner Begleiter an Ihrer
Seite – auch und gerade dann, wenn es mal stürmisch wird.
Heidemann Küthe gratulieren den Jonges herzlich
zum 90. Jubiläum.
heidemann-kuethe.de
Rechtsanwälte
Partnerschaftsgesellschaft mbB
90 JAHRE DÜSSELDORFER JONGES
Grußworte......................................................... 3 Förderpreise................................................... 30 Das Jongeshaus............................................. 56
Geburtstagswünsche von Oberbürgermeis- Mit Preisen in verschiedenen Kategorien Im Haus Mertensgasse 1 befindet sich die
ter Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident wird der kreative Nachwuchs unterstützt Jonges-Zentrale
André Kuper und Jongesbaas Wolfgang
Rolshoven
Vorstand.......................................................... 32 Buchbesprechung.......................................... 58
Der aktuelle Vorstand und frühe Prof. Dr. Ulrich Lehner über das Buch des
Interview........................................................... 6 Vorgänger früheren Oberbürgermeisters Thomas Geisel
Der Baas im Gespräch mit Nicole Lange Gastkommentar.............................................. 60
Die Jonges mischen sich ein........................... 8 Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer
Joachim Umbach lenkt den Blick auf Fehl- der IHK Düsseldorf
entwicklungen Ich bin ein Jong.............................................. 60
32
Hermann Tecklenburg bekennt sich zu den
Gaslaternen.................................................... 10 Jonges
Barbara Schmitz über den langen Kampf
zur Erhaltung des Düsseldorfer Kulturgutes Porträt............................................................. 62
Prominente Jonges......................................... 34 Frank Schneppendahl betreut als Banker
Seit jeher zählen auch prominente Düssel- betuchte Privatkunden
dorfer Bürger zu den Heimatfreunden Im Sog der Mitglieder..................................... 64
Historie........................................................... 36 Sebastian Juli zur Wirkung der Jonges als
Die Geschichte der Jonges im Kurzüber- große Gemeinschaft
blick Liebermann-Ausstellung............................... 65
Das Jongeslied............................................... 40 Im Kunstpalast ist eine große Ausstellung
Am Schluss der Heimatabende wird mit Werken von Max Liebermann zu sehen
das Jonges-Lied gesungen – dazu wurde Heimatabend................................................... 66
10 nun auch eine Fassung unter der denkbaren
Aufnahme weiblicher Mitglieder
präsentiert
Die Heimatabende sind Kern der Jonges-
Veranstaltungen und fanden auch in Coro-
na-Zeiten unter vielfältigen Bedingungen
und an verschiedenen Orten statt
Jonge Jonges.................................................. 42
Neue Bäume und Integration......................... 12 Nicht nur ein Verein für ältere Semester Geburtstage / Neuaufnahmen /
Ludolf Schulte zur Hilfe nach dem Sturm Verstorbene / Impressum.............................. 68
„Ela“ und zur Eingliederung junger Symbole.......................................................... 44
Flüchtlinge
Jede Tischgemeinschaft verfügt über ein Auf ein Wort.................................................... 70
eigenes Symbol Gemeinsamer Kommentar des Jonges-Vor-
Der Hofgarten................................................. 14 Pro & Contra................................................... 46 standes
Aufforstungen in Zusammenarbeit mit
Dr. Vera Geisel und Dr. Marie-Agnes Tischgemeinschaften..................................... 72
dem Gartenamt und namhaften Sponsoren Strack-Zimmermann zur Aufnahme von Die 54 Tischgemeinschaften sind die Säule
Landtag am Rhein.......................................... 16 Frauen in den Heimatverein des Jonges-Lebens
Der Landtagspräsident würdigt die Bemü- Däm Jong sinn Weit........................................ 74
hungen um den Neubau im Hafen
Wie wird man ein Jong................................... 75
Stadtbildpflege .............................................. 18
Gedanken zum weiteren Stadtumbau Kommunikationskonzept................................ 76
Die Jonges sind außer mit ihrer monatli-
Denkmalpaten................................................ 20 chen Vereinszeitschrift auch in den Sozia-
Engagement für neue Denkmäler und Pfle- len Medien präsent
ge des Bestandes
Ausblick 2032................................................. 78
Ratinger Tor.................................................... 22 Wie entwickeln sich die Jonges in den
46
Die Jonges pflegen und unterhalten den kommenden zehn Jahren – ein Blick in die
Westflügel des Denkmales Zukunft
Geschichtsbuch.............................................. 24
Prof. Volker Ackermann erforscht in Im Blick der Medien....................................... 48
einem umfangreichen Band die Geschichte Ein breites öffentliches Echo löst die Frau-
des Heimatvereines en-Frage aus Monatszeitschrift der
Düsseldorfer Jonges
04 • 2022 • 88. Jahrgang
Charity............................................................ 26 Geburtstagswünsche...................................... 50
J U B I L Ä U M S A U S G A B E Z U M 9 0 - J Ä H R I G E N G E B U RT S TA G D E R D Ü S S E L D O R F E R J O N G E S
Unterstützung für Hilfsbedürftige ist dem Mona Neubaur gratuliert zum 90. Ge-
Verein ein großes Anliegen burtstag
Jongesgala..................................................... 28 Aus Australien................................................ 52
Mit einer großen Gala schaffte der Verein Ein Neumitglied vom fünften Kontinent
eine tolle Unterstützung für den Verein
Werkstatt Lebenshunger
Online-Forum................................................. 53 Titelillustration:
Diskussion zur Sicherheit in der Altstadt Jacques Tilly
das tor 04 | 2022 03 I N H ALT
90 JAHRE DÜSSELDORFER JONGES
Die Düsseldorfer Jonges werden 90! Mit Zu seinem 90 jährigen Bestehen gra- Die Düsseldorfer Jonges, ein jetzt 90
Freude überbringe ich die Glückwünsche tuliere ich dem Heimatverein Düssel- Jahre alt gewordener Heimatverein, ha-
unseres Landesparlaments und füge per- dorfer Jonges herzlich im Namen der ben ihre Hände am Puls der Zeit. 3300
sönliche Segenswünsche hinzu. Landeshauptstadt Düsseldorf und auch Mitglieder nehmen es wörtlich: Ihnen lie-
In 90 Jahren Vereinsgeschich- ganz persönlich. Denn als Mitglied der gen die Stadt Düsseldorf und die Region
te haben die Jonges unübersehbare Spu- Tischgemeinschaft „Kinn Ziet“ bin ich richtig am Herzen. Eine rheinische Liebe.
ren in ihrer Heimatstadt hinterlassen – in selbst Teil dieser mitgliederstarken, tra- Und weil sie sich schon 90 Jahre küm-
Wissenschaft und Architektur, in Kultur ditionsreichen und an vielfältigen The- mern, sind sie geachtet, stark und auch
und Stadtbildgestaltung. Sie nehmen mit men der Stadtgesellschaft interessierten einflussreich geworden.
der Pflege von Brauchtum, Geschichte Gemeinschaft. Wer sind diese Jonges, die sich
und Mundart das in den Blick, was wir Bei ihrem Engagement gehen den Wortspiel-Slogan „Forever Jong“
bewahren wollen. Darüber hinaus zeigt die Düsseldorfer Jonges mit der Zeit. aufs Panier geschrieben haben? Antwort
der Düsseldorfer Heimatverein aber auch So nutzen sie neue, digitale Formate gibt die vor Ihnen liegende Jubiläumsaus-
mit seinen vielen Hilfsangeboten ganz zur Kommunikation wie Podcasts, um gabe unseres Vereinsmagazins „das tor“.
konkret, wie solidarische Heimatverbun- Position zu beziehen und Menschen Unterschiedliche Autoren beleuchten das
denheit gelebt werden kann, um den Zu- zu vernetzen. Damit stellen die Düs- Selbstverständnis der Jonges, spüren Wur-
sammenhalt in der Gesellschaft zu för- seldorfer Jonges unter Beweis, dass sie zeln für ihr gesellschaftliches Engagement
dern. Dafür gebührt den Jonges Dank, aufgeschlossen sind für gesellschaftlichen auf und nehmen auch eine aktuelle Kon-
Respekt und Anerkennung. Wandel. Gerade mit Blick auf eine lan- troverse auf: Soll der Männerverein dem-
Eine positive Heimatverbunden- ge Geschichte ist es wichtig, in die Zu- nächst Frauen aufnehmen?
heit nimmt nicht nur das in den Blick, kunft zu schauen und Traditionen kri- Was tun diese Jonges? Geniale
was wir erhalten wollen. Sie begegnet of- tisch zu hinterfragen. Menschen wie etwa der Düsseldorfer Bild-
fensiv den Herausforderungen einer Ge- In diesem Sinne wünsche ich hauer und Designer Jacques Tilly können
sellschaft, die sich verändert. Die Jonges den Düsseldorfer Jonges eine konstruk- Antworten komprimieren. Der internati-
stehen für eine pluralistische Stadtgesell- tive und ehrliche Debatte über ihre Rol- onal gefeierte Rosenmontagszug-Wagen-
schaft. Sie handeln aus Überzeugung le in unserer toleranten, weltoffenen und bauer braucht nur eine DIN A4-Seite. In
und beziehen Position: für kulturelle der Gleichberechtigung verpflichteten die Geburtstagszahl 90 hat er programma-
Vielfalt und interreligiösen Dialog. Da Heimatstadt Düsseldorf. Ich danke die- tische Bilder eingebaut. Zu allen Szenen
ist kein Platz für Fremdenhass und An- sem einzigartigen Verein für 90 Jahre finden Sie in diesem Magazin erläuternde
tisemitismus. bürgerschaftliches Engagement, seinen Texte. Nachdenkliche, auch vergnügliche.
Ich wünsche den Jonges weiter- herausragenden gesellschaftlichen Ein- Sie werden merken: Die Jonges sind en-
hin Erfolg bei der engagierten Arbeit. satz und wünsche für die Zukunft alles gagierte Freunde. Und wenn sie unterein-
Und habt auch in Zukunft Freude bei Gute. ander keinen Spaß hätten, wären sie keine
Eurem Tun, weil damit unendlich viel Jonges. Nebenbei: Auch Tilly ist ein Jong.
bewegt wird!
Dr. Stephan Keller
André Kuper Oberbürgermeister der Wolfgang Rolshoven
Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen Landeshauptstadt Düsseldorf Baas der Düsseldorfer Jonges
G RUS S WO RT E 04 das tor 04 | 2022
STELL DIR VOR,
DU BLICKST ZURÜCK
UND HAST HEUTE EINEN
UNTERSCHIED FÜR
MORGEN GEMACHT
Noch sind wir nicht am Ziel, aber wir arbeiten
jeden Tag an einer Welt, in der das Klima nicht
mehr in der Krise ist. Unser Beitrag: klimapositiv
werden bis 2030.
HENKEL.DE/PIONIERE
90 JAHRE DÜSSELDORFER JONGES
Weltoffen
Herr Rolshoven, in diesem Jahr haben die Jonges schon viele
Schlagzeilen gemacht. Ist das überhaupt etwas Gutes?
Wolfgang Rolshoven Wir haben nichts dagegen,
wenn über uns öffentlich diskutiert wird. Schließlich sind wir
immer darauf bedacht, uns für die Belange unserer Heimatstadt
Düsseldorf einzusetzen und konstruktive Vorschläge oder Mei-
nungen einzubringen – ob es nun um den Kö-Bogen geht, um
den Hofgarten, die Düsseldorfer Gaslaternen oder die Altstadt.
Wir betrachten es als eine unserer Aufgaben, dann unsere Stim-
me zu erheben, wenn unserer Meinung nach etwas falsch läuft.
Würden Sie den Verein denn als eine konservative
Stimme in der Stadt bezeichnen?
WR Das kann man nicht ganz so sagen. Es stimmt
jedenfalls nicht, wie uns öfter nachgesagt wird, dass wir im
Grunde ein CDU-Verein sind. Das war vielleicht vor einigen Sie sind inzwischen schon seit zehn Jahren im Amt. Hätten
Jahrzehnten so, da waren die Jonges sozusagen schwarz wie die Sie anfangs gedacht, dass Sie das so lange machen würden?
Nacht. Inzwischen gibt es eine deutlich breitere Mischung. Wir WR Ich habe mir über diese Frage damals eigentlich
haben außerdem Mitglieder aus 24 Herkunftsländern und An- gar keine Gedanken gemacht, aber man kann wohl sagen, dass
gehörige ganz verschiedener Religionsgemeinschaften, auch ich ziemlich unbedarft an die Sache gegangen bin, weil ich die-
viele jüngere Männer; also insgesamt ein sehr gemischter Verein. se Position gar nicht angestrebt hatte. Ich war bereits seit 1982
Mitglied, aber damals als junger Mann mit anstrengenden Beruf
Vielleicht auch bald mit Frauen? und mit Familie hätte ich gar nicht die Zeit gehabt, mich so zu
WR Da kann ich nur sagen, was ich schon mehrfach engagieren. 2004 bin ich dann Tisch-Baas geworden – und dann
wiederholt habe: Wir werden uns als Vorstand dafür einsetzen, kam 2012 die Vorstandskrise der Jonges, in deren Verlauf man
dass diese Debatte offen geführt wird. auch auf mich zukam und mir vorschlug, mich zu bewerben. Ich
erinnere mich noch, welche Schlagzeilen meine Kandidatur in
Sie legen großen Wert auf die Bezeichnung der Rheinischen Post gemacht hat, damals habe ich gedacht, ich
als Heimat-, nicht als Bürgerverein – warum? kann jetzt gar nicht mehr rausgehen. Da ist mir klargeworden,
WR Der Begriff Heimat war nach dem NS-Regime wie öffentlich dieses Amt ist.
lange verpönt, viele Vereine haben sich in der Folgezeit umbe-
nannt. Wir sind in dieser Hinsicht nicht dem Mainstream ge- Was würden Sie als die wichtigsten Entwicklungen
folgt, denn dieser Begriff ist aus unserer Sicht etwas Schönes des Vereins in Ihrer Amtszeit bezeichnen?
und Wichtiges. Als Heimatverein ist es sozusagen unsere große WR Wir als Vorstandsteam haben den Verein welt-
Aufgabe, im positiven Sinne die DNA unserer Stadt zu schützen offener gemacht, vor allem aber auch das Vereinsleben selbst auf
und zu bewahren. Unsere klare Haltung zu rechten Umtrieben ganz neue Füße gestellt. Es sollte modernen Ansprüchen gerecht
haben wir ja deutlich gemacht. werden. Wir haben unsere Vereinszeitschrift, das „tor“, moder-
nisiert; und wir haben uns auch digital neu organisiert, unseren
Unter Ihren vielen unterschiedlichen Mitgliedern sind sicher Social-Media-Auftritt gab es vorher beispielsweise gar nicht.
auch einige, die die eine oder andere Tradition befremdlich Hinsichtlich unserer Wirkung in die Stadt hinein gibt es viele
finden. Ich denke da etwa an das Jonges-Lied. Themen, bei denen wir ganz vorne mitgewirkt haben, beispiels-
WR Das singen wir immer noch am Ende jedes Hei- weise bei dem Erhalt der 10.000 Gaslaternen und dem Mutter-
matabends. Es stimmt schon, dass einige der Neumitglieder am Ey-Denkmal am Andreas-Quartier. Dafür haben wir sechs Jahre
Anfang etwas verwundert daneben sitzen, aber sie akzeptieren gekämpft, und wir sind sehr stolz darauf, wie beliebt es ist und
es und finden es eigentlich auch nett. Solche liebgewonnenen wie viele Touristen dort inzwischen anhalten. Momentan arbei-
Rituale machen Freude, darauf werden wir auch künftig nicht ten wir an Plänen für ein Köbes-Denkmal, auch dafür werden
verzichten. wir kämpfen.
INT E RV IE W 06 das tor 04 | 2022
90 JAHRE DÜSSELDORFER JONGES
Sie sind auch dafür bekannt, ein Meister der lefonate geführt und viele schöne Gespräche gehabt, die mich
Mitgliederwerbung zu sein. Was ist Ihr Geheimnis? sehr beeindruckt haben. Außerdem haben sich auch viele ältere
WR Die Tisch-Baase sind gehalten, in ihrer Umge- Mitglieder mehr mit den digitalen Möglichkeiten befasst und
bung Mitglieder zu werben. Ich selbst bemühe mich natürlich können sich jetzt auch in Videokonferenzen treffen. Wir haben
auch aktiv um neue Mitglieder und habe immer auch ein paar viel gelernt, aber natürlich ist es am Schönsten, wenn wir uns im
Anträge in der Tasche, die ich bei einem Zusammentreffen so- echten Leben treffen.
fort überreichen kann. Jeder, der mir eine Visitenkarte gibt, wird
von mir angeschrieben. Das alles hat sich gelohnt, inzwischen Und bleiben Sie dem Henkel-Saal auch
sind wir von 2450 auf 3300 gewachsen; brutto ist der Anstieg bis zum 100. Geburtstag treu?
noch höher und liegt bei 1700 neuen Mitgliedern, denn wir ha- WR Wir fühlen uns weiterhin sehr wohl, aber wir
ben auch das Verzeichnis von Karteileichen befreit und damit am könnten mal neue Stühle brauchen, die weniger wackeln und
Anfang eher die Mitgliederzahl gesenkt. Die meisten Mitglieder quietschen. Wir möchten übrigens gerne den Saal so umorga-
bleiben übrigens tatsächlich ihr ganzes Leben bei den Jonges. nisieren, dass statt 500 künftig 600 Heimatfreunde pro Abend
dabei sein können. Die Pläne müssen noch genehmigt werden.
Corona hat die Jonges insgesamt hart getroffen. Sie haben zwar
neue Formate entwickelt, doch die Open-Air-Talks mussten oft Was werden die großen Themen des Jubiläumsjahres?
wegen Regens ausfallen. Wie haben Sie die Zeit wahrgenommen? WR Wir sind gerade mit dem Thema sichere Altstadt
WR Wir hatten wirklich viel Pech, aber damit sind und mit dem Köbes-Denkmal befasst, und natürlich wollen wir
wir ja nicht allein. 2021 konnten von zwölf Heimabenden nur den 90. Geburtstag auch richtig feiern – mit einem Festakt in
die Hälfte stattfinden.Trotzdem sehe ich auch die positiven Din- der Tonhalle am 13. August.
ge, nämlich was sich an Zusammenhalt ergeben hat. Wir haben
über 1000 Heimatfreunde angerufen und Hilfe angeboten, bei- Das Gespräch führte Nicole Lange,
spielsweise beim Einkaufen. Allein ich habe mehr als 750 Te- Redaktionsleiterin der Rheinischen Post Düsseldorf
90 JAHRE
DÜSSELDORFER JONGES.
Tradition. Brauchtum. Heimat.
Das sind Werte, die wir schützen.
Wir gratulieren herzlich.
Immer da. Immer nah.
90 JAHRE DÜSSELDORFER JONGES
Unser Gen:
Wir mischen uns ein!
Fehlentwicklungen in der Stadt müssen aufgezeigt werden - gestern, heute und morgen
Diese Sätze haben vor 24 Jahren schon Die Jonges hatten sich vehement
Redakteur Wolfgang Frings brachte es
einmal im „TOR“ gestanden: „Was für die Neubau-Lösung am Rhein ein- 2017 in einem Beitrag zum 85. Jonges-
sollte Ihrer Meinung nach mit Blick gesetzt – mit städtebaulichem Weitblick.
Jubiläum auf den Punkt: „Die Jonges
auf das Rathaus die Aufgabe der Jon- Die architektonische Verschandelung hatten wesentlich dazu beigetragen, ein
ges sein?“ Die Antwort des damaligen des historischen Ständehauses, in dem unersetzliches altes Denkmal zu retten
Oberbürgermeisters Joachim Erwin der Landtag nach dem Krieg eine Hei- und gleichzeitig dafür gesorgt, ein neu-
(CDU) lautete: „Immer, wenn sich fal- mat gefunden hatte, wollten sie nicht es Wahrzeichen für die Stadt zu erkämp-
sche Entwicklungen in der Stadt anbah- mitmachen. Alle Entwürfe glichen ei- fen.“ So soll es sein …
nen, die Stimme kritisch zu erheben.“ ner Verschlimmbesserung – klobige Die Aufmüpfigkeit der Jonges
Nun, nicht alle Oberbürgermeister und Kästen neben dem historischen Gebäu- hätte den Landespolitikern bekannt sein
auch nicht alle CDU-Landespolitiker de. Auch als einige Landtagsabgeordne-müssen. Denn schon Ende der 1950er-
reagierten in Vergangenheit und Ge- te schon mit dem Abzug des Landtages Jahre ist der Stadtplaner Friedrich Tamms
genwart so souverän, wenn die Jonges aus Düsseldorf gedroht hatten und einemit seinen Überlegungen, für den Bau
mal wieder gegen die Obrigkeit aufge- CDU- und SPD-Ratsmehrheit deshalb des Jan-Wellem-Platzes und des Tausend-
muckt haben. Erwins Vermächtnis ist eingeknickt war, ließen sich die Jonges
füßlers den Weiher an der Landeskrone
uns, den Jonges, Auftrag: Wir mischen nicht einschüchtern. Sie organisierten(Hofgarten) teilweise zuzuschütten, am
uns ein! den Widerstand gegen die Ständehaus- Widerstand der Jonges gescheitert. Auch
Erinnern sich die Älteren noch Pläne und trugen über 4.000 Einsprüchehier standen sie an der Spitze einer brei-
an Wilhelm Maria Lenz? Okay, er war gegen diese Planung zusammen. Unter ten Bürgerbewegung, die sich querstellte.
Kölner, aber immerhin von 1970 bis diesem bürgerschaftlichen Druck kippteTamms musste einlenken.
1980 Landtagspräsident in Nordrhein- die Stimmung. Vor diesem Hintergrund ist auch
Westfalen. Der CDU-Politiker verstieg zu verstehen, dass die Jonges in der ak-
sich im Zusammenhang mit der Planung
des Neubaus des Landtages in Unterbilk
Neues Wahrzeichen erkämpft tuellen Diskussion um die Oper darauf
bestehen, dass ein Neubau am bisheri-
am Rhein zu der Aussage, dass es dem gen Standort nicht mit einer Ausweitung
Landtag nicht zuzumuten sei, in dieses 1982 begannen am Rhein die in Richtung Hofgarten verbunden sein
Drecksloch zu ziehen. Zugestanden, das Bauarbeiten – Wilhelm Maria Lenz war darf. Der Hofgarten ist für die Jonges
Areal rund um den Rheinturm hatte damals schon zwei Jahre nicht mehr im ein sensibles Thema. Und eine Herzens-
noch nicht den heutigen Schick des Me- Amt. 1988 konnte das eine offene Ge- angelegenheit, wie die Hilfsaktion der
dienhafens. Aber eine gute Adresse war sellschaft und Demokratie symbolisie- Jonges 2014 nach Sturm „Ela“ bewies.
es auch damals schon. rende Gebäude bezogen werden. TOR- Die Heimatfreunde spendeten in einer
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EI NM I S C H E N 08 das tor 04 | 2022
90 JAHRE DÜSSELDORFER JONGES
ein Jahr nach seiner Amtseinführung
trübt ein anderes Thema die Harmo-
nie zwischen Jonges und Neu-OB: Die
Jonges haben es gewagt, in einem Papier
zur Sicherheit in der Altstadt auf die un-
haltbaren Zustände in Düsseldorfs Amü-
siermeile hinzuweisen. Der OB soll „not
amused“ gewesen sein. Sei’s drum: Die
Jonges haben eine längst überfällige De-
batte angestoßen und, ganz im Sinne von
Joachim Erwin, ihre Stimme erhoben.
Dass Stephan Keller mittlerwei-
le eine Paralleldiskussion eröffnet hat,
Die Sicherheit in der Altstadt: Derzeit Top-Thema der Jonges nämlich, die Jonges seien gar nicht legi-
timiert, sich in die Stadtpolitik einzumi-
Blickwinkel-Aktion reichlich, um die nach Köln. Mit einer durchaus gewoll- schen, weil sie als Männerverein keine
gröbsten Sturmschäden wieder zu repa- ten Süffisanz überreichte ihm der dama- Frauen einbinden, kommt ziemlich wun-
rieren. So konnten entlang der Reitallee lige OB Thomas Geisel (SPD) zum Ab- derlich rüber. Schließlich ist Keller schon
28 Linden neu gepflanzt werden, um die schied eine Gaslaterne. seit zehn Jahren Jonges-Mitglied, ohne
ursprüngliche, ab 1819 von Maximilian Der Kampf ums schöne alte Stra- entsprechende Bedenken zu äußern. Ein
Friedrich Weyhe angelegte Achse zwi- ßenlicht ging weiter. Und im Jahr 2020 Schelm, wer Böses dabei denkt …
schen Hofgärtnerhaus und Schützen- konnte dann endgültig gefeiert werden. Eines wird bleiben – ob mit oder
wiese wieder erlebbar zu machen. Die Seit September 2020 stehen die Düs- ohne Frauen, das entscheiden die über
Jonges mischen sich nicht nur ein, sie pa- seldorfer Gaslaternen unter Denkmal- 3.000 Jonges-Mitglieder: Sie werden
cken auch an. schutz: 10.000 Exemplare sollen dauer- sich weiter einmischen. Auch im Sinne
Zuweilen dauert es eine gewis- haft erhalten bleiben. Daran wird auch des großen Sohnes dieser Stadt, des Frei-
se Zeit, bis ein Politiker zur Einsicht der im November 2020 als Düsseldorfer heitsdichters Heinrich Heine: „Schlage
kommt und Vorschläge der Jonges ak- Oberbürgermeister zurückgekehrte Ste- die Trommel und fürchte Dich nicht.“
zeptiert – ob zähneknirschend, weiß phan Keller nichts mehr ändern. Kaum Autor: Joachim Umbach
Foto: Wolfgang Harste
man nicht immer. Verkehrsdezernent Dr.
Stephan Keller, ja, unser heutiger Ober-
bürgermeister (CDU), setzte sich vor 90 Jahre Düsseldorfer Jonges - Wir gratulieren!
nicht einmal zehn Jahren massiv für den
Austausch der rund 15.000 Düsseldorfer Friedrichstraße 2 Öffnungszeiten
Gaslaternen gegen effizientere Beleuch- Ecke Graf-Adolf-Platz Montag bis Freitag
tungstechnik ein. Als Verwaltungstech- Tel. 02 11/37 76 28 10.00 – 18.30 Uhr
nokrat hatte er den kulturellen und his- roland-herrenschuhe@t-online.de Samstag 10.00 – 16.00 Uhr
torischen Wert dieser Gaslaternen völlig
unterschätzt. Die Bürger lieben das Licht
der Nostalgie. Und Düsseldorf hat damit
ein Alleinstellungsmerkmal in der Welt.
935
seit 1
Überfällige Debatte
angestoßen
Auch hier stellten sich die Jonges wie- Lloyd | Sioux | Mephisto | Floris van Bommel
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der an die Spitze der Bewegung. Über | Clarks | Camel Active | Pikolinos | Panama
Jack | Anatomic &Co. | Ganter | Ecco |
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10.000 Unterschriften kamen zusam- o n
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men, um Keller umzustimmen. Letzt- Birkenstock | Blundstone | et cetera u 9
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lich bot er einen Kompromiss an: 4.000 em
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Gaslaternen sollten erhalten bleiben. Die ie u
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Jonges und weite Teile der Bürgerschaft Besuchen Sie auch unseren it e b
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fanden das nicht akzeptabel. Keller ent- Online-Shop unter g u k re
zog sich später der weiteren Diskussion www.roland-herrenschuhe.de f re icht de
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durch seinen Wechsel als Stadtdirektor au n a
das tor 04 | 2022 09 E I N MI S CH EN
90 JAHRE DÜSSELDORFER JONGES
Heimatgefühle leuchten
Industriedenkmal, weltweit einzigartig und heiß geliebt – die Düsseldorfer Gaslaternen
Unsere Stadt kann auf eine lange Traditi-
on der Beleuchtung blicken – schon Ende
des 17. Jahrhunderts ließ Kurfürst Jan Wel-
lem rund um das Schloß 300 Rübenöl-
Lampen an Hauswänden befestigen und
schuf für Düsseldorf eine Straßenbeleuch-
tung wie am Hof des Sonnenkönigs in
Versailles. 1792 wird dann in England das
Gaslicht entwickelt und Mitte des 19. Jahr-
hunderts, weit vor dem elektrischen Licht
(Edison 1880), wird weltweit die Gasbe-
leuchtung eingeführt. Das beeinflusst die
komplette Kultur-und Industriegeschich-
te des Menschen. Auf allen Kontinenten
beschleunigt die Einführung der Gasbe- industrie den weltweiten Markt. Man- 2014 will der damalige Verkehrs-
leuchtung die Entwicklung der Großstädte. nesmann entwickelt auch das nach unten dezernent Dr. Stephan Keller, der jetzi-
hängende Glühlicht, das bis heute inter- ge OB, den Masterplan für den Abriss der
national in allen Gaslaternen Anwen- Gaslaternen vorantreiben. Die Stadtver-
Den Markt sichern dung findet. waltung ignoriert die Proteste und Einga-
In den 1960er-Jahren verzichtet ben der Bürger. Als die denkmalgeschütz-
In Düsseldorf werden die ersten Düsseldorf wegen der hohen Kosten (30 ten Gaslaternen im Hofgarten gegen
Straßenlaternen 1848 auf der Klosterstra- Mio. DM) darauf, seine historische Stra- LED-Leuchten getauscht werden sollen,
ße aufgestellt und 1866 gründet die Stadt ßenbeleuchtung auf Strom umzustellen. intervenieren die Jonges. Sie kritisieren
das erste Gaswerk für die Beleuchtung, Auch, weil die Gaslaternen bei den Bür- den wiederholten „stillschweigenden Ab-
die Keimzelle der heutigen Stadtwerke. gern so beliebt sind und für „Heimat und bau“ von Gaslaternen und verweisen auf
Auch die Industrialisierung schreitet ab Wohlbefinden“ stehen. Als die Verwal- die Einzigartigkeit der Beleuchtung, auch
1830 rasant voran. Die Stadt ist durch den tung 2008 jedoch Pläne zum Abriss der als touristisches Alleinstellungsmerkmal,
Zuzug neuer Firmen und Arbeitskräf- Gasleuchten fasst, sprechen sich laut RP und betonen, dass die Gaslaternen ein
te ebenfalls auf dem Weg zur Großstadt. 90 Prozent der Befragten für den Erhalt „identitätsstiftendes Merkmal“ für Düssel-
Unternehmerfamilien wie Poensgen und der Gaslaternen aus. Professorin Gabrie- dorf sind.
Mannesmann lösen mit ihren neuartigen le Henkel und engagierte Bürger gründen Sie bewirkt jedoch kein Umden-
nahtlosen Gasrohr-Patenten das Mono- die Initiative „Pro-Gaslicht” und schlie- ken bei der Stadtverwaltung. Zusammen
pol der englischen Stahlverarbeitung ab ßen sich für den Erhalt der wertvollen Be- mit der nun neu gegründeten „Initiative
und sichern der Düsseldorfer Stahlrohr- leuchtung auch mit den Jonges zusammen. Düsseldorfer Gaslicht“ fordern die Jonges,
„Ich möchte mich sicher fühlen. Wir gratulieren zum 90. Geburtstag!
Vor allem Zuhause.“
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für die der Erhalt der Gaslaternen eines ein Dialog möglich. Sie ist für die Wün-
der wichtigsten Themen ihrer Vereinsar- sche der Bürger offen, pflegt einen res-
beit ist, eine Bürgerbeteiligung. Aber die pektvollen Umgang und kann die Emo-
Verwaltung präsentiert auf ihren „Infor- tionen der Düsseldorfer nachempfinden.
mationsveranstaltungen“ lediglich Ab- Das Vertrauen wird langsam wieder auf-
risspläne und ist nicht offen für die Fragen gebaut und der Streit beigelegt. Im Hen-
und Bedenken der Bürger. kel-Saal erfolgt ein konstruktiver Bür-
Kurz bevor eine wichtige Stadt- gerdialog mit Experten. Die Ergebnisse
ratssitzung ansteht, auf der über den Er- nachfolgender Workshops sollen berück-
halt der Gaslaternen abgestimmt werden sichtigt werden und in die Pläne der Ver-
soll, organisieren die Jonges eine Demons- waltung einfließen.
tration. Mit allen Gaslichtfreunden kriti- Im Mai 2020 folgt der Stadtrat
sieren sie die Abrisspläne der Verwaltung dann den Argumenten und Wünschen
und betonen, dass sich die Mehrheit der der Bürger und beschließt einen Kompro-
Düsseldorfer für den Erhalt der Gaslater- miss: Rund 10.000 der 14.300 noch vor-
nen ausspricht. Der Ratsbeschluss fünf handenen Gaslaternen, werden erhalten.
Tage nach der Demo zeigt, dass die Pro- Auch, weil die Düsseldorfer Laternen mit Gaslichtinitiative und der Jonges mit der
teste gehört werden: Nun sollen „min- 0,2 Prozent kaum messbar zum CO2-Aus- Verwaltung, auch dank des großen per-
destens“ 4.000 der 15.000 Gaslichtpunkte stoß der Stadt beitragen und eine Umstel- sönlichen Einsatzes des Amtes für Denk-
erhalten bleiben. Aber auch das ist inak- lung auf Biogas angestrebt wird. malschutz, zu einem weiteren Erfolg: Die
zeptabel, die Düsseldorfer wollen alle Gas- Die Liebe zur Heimat und das Gaslaternen stehen unter Denkmalschutz!
laternen behalten! große Engagement der Düsseldorfer Jon- Die Düsseldorfer Gaslater-
Im Herbst 2016 veranstaltet die ges und der Gaslichtinitiative zusammen nen sind ein Kulturgut und ein wahrer
Stadtverwaltung sogenannte „Bürgerbe- mit allen Bürgern, Unterstützern und Schatz für die Stadt, sie verbinden Tradi-
teiligungen“. Aber wieder sind Einwände Kooperationspartnern führt zum Erfolg: tion und Innovation und so viele unserer
und Fragen der Bürger nicht erwünscht, Endlich, nach elf Jahre währendem Kampf Stadtteile. Wir alle engagieren uns seit
und es gibt keine Transparenz über die tat- sind die Gaslaternen vor dem Komplett- Jahren mit Liebe zur Heimat und dafür,
sächlich anfallenden Kosten. Erst durch Abriss gerettet – das Schöne wird blei- dass sie weiter zum Wohle der Stadt für
Aktionen der Gaslichtinitiative werden die ben! Im Herbst 2020 führt die Arbeit der uns leuchten ... Autorin: Barbara Schmitz
Fotos: Archiv
Bürger über die voraussichtlichen Kosten
und die 50 Prozent Eigenbeteiligung für
Anrainer aufgeklärt. Der Bund der Steu-
Brors Gold - & Silberwaren Handels- & Auktionshaus GmbH
MER FIERE OCH!
erzahler spricht von Steuerverschwen-
dung und die Umweltorganisation BUND
NRW stellt fest, dass die Umstellung von
Gas auf LED keine entscheidende Verbes-
serung für die CO2-Bilanz der Landes- Fürstenwall 214
hauptstadt bringt. (Ecke Corneliusstraße)
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Schulterschluss
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TELEFON
a n 0211-371900
Im Schulterschluss mit den Jonges ruft
die Gaslichtinitiative die Düsseldorfer auf,
sich für den Erhalt der Gasbeleuchtung
D 40Jahre
einzusetzen. Sie findet in der Stadtgesell-
schaft vielfältige Kooperationspartner und
Unterstützer, wie die Allianz aller Hei-
matvereine der Stadt (AGD), die Schüt-
zen und Karnevalisten, Haus und Grund,
Brauereien, die Düsseldorfer Hotellerie
BRORS
und die Stadtprominenz aus Politik, Mu-
sik, Kunst und Kultur.
Erst ab 2017, mit der neuen Ver-
kehrsdezernentin Cornelia Zuschke, ist
1 9 8 2
das tor 04 | 2022 11 GA S LATER N EN90 JAHRE DÜSSELDORFER JONGES
Bündnis der Verwurzelten:
ohne Gießkanne
Drei spannende Projekte: Blickwinkel ELA, Kickwinkel und Tischwinkel
Wenn sich Unternehmen verbinden, um
gemeinsam ein Projekt zu stemmen, ist
das nichts Besonderes. Wenn Vereine
sich zusammentun, um gemeinsam ein
Ziel anzugehen, ist das auch nicht unge-
wöhnlich. Wenn jedoch Wirtschaftsun-
ternehmen mit einem gemeinnützigen
Verein gemeinsam agieren, dann muss
Wichtiges passiert sein.
Außergewöhnliches ist 2014 pas-
siert. Zu Pfingsten riss ein schwerer Sturm
große Schneisen der Verwüstung in die
Landeshauptstadt. Häuser blieben zwar
stehen, doch viele Bäume blieben, ent-
wurzelt, am Boden liegen. Sogar Räum- Spatenstich: Dezernentin Helga Stuhlgies, ERGO-Aufsichtsrat
panzer der Bundewehr mussten her, um Christian Dietrich, Ex-OB Thomas Geisel, Baas Wolfgang
Straßen passierbar zu machen. Viele Be- Rolshoven, Ex-Stadtbildpfleger Volker Vogel
wohner bekamen angesichts der Verwüs-
tungen Tränen in die Augen. Der Verlust
an Grün wog schwer. Herzenssache.
Nach dem Sturm war allen klar: Kollegen sowie die Düsseldorfer Jonges Im Zusammenspiel von Garten-
Allein würde die Stadt die Beseitigung fanden zusammen. Allesamt sind sie in amt und Bündnis offenbarte sich Bür-
der horrenden Schäden nicht schaffen. der Stadt fest verankert. Pauschal wollte gernähe. Die Kommune ging auf An-
Die ersten privaten Gelder gingen auf das Bündnis nicht spenden, sondern ge- regungen und Wünsche des Bündnisses
Konten ein. zielt Hilfe leisten. Die Stadt sah sich ei- ein, das Bündnis andererseits respek-
Das war die Geburtsstunde von nem Partner gegenüber, der nicht mit der tierte die planerischen Leitplanken der
Blickwinkel ELA, einem ungewöhnli- Gießkanne antrat, sondern mit einem ab- Stadt bei der Wiederaufforstungen. Jun-
chen Bündnis der in der Stadt Verwur- gestimmten und auch herausfordernden ge Bäume, mit 200.000 Euro finanziert,
zelten. Die beiden Konzerne ERGO Sanierungskonzept. Punktuell, sprich im wachsen jetzt im Hofgarten, an der Ma-
und ARAG, die Fritz-Henkel-Stiftung, Nahbereich der Unternehmensstandorte, ximilian-Weyhe-Allee, im Ostpark und
die Kommunikationsagentur Kunst und sollte aufgeforstet werden. im Elbroich-Park heran.
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winkel“ Geschichte. Viele Jugendliche
hatten ethnische Grenzen zu überwin-
den gelernt, auch Teamgeist und res-
pektvollen Umgang. Für das Bündnis
hatte Projektmanager Rainer Esser fast
ideale Rahmenbedingungen geschaf-
fen und Trainingsanzüge, Trikots sowie
Fußallschuhe besorgt. Eine ermutigen-
de Bilanz: Die meisten Kicker fanden
in Düsseldorf und Umgebung Ausbil-
dungsplätze. Und einige landeten auch
im bezahlten Fußball.
Eine wichtige Erfahrung mach-
ten sie auch: Das Bündnis gab nicht nur
Geld, sondern zeigte auch Gesicht. Die
Partner stellten sich mit eigenen Mann-
schaften gleich mehrfach einem Kräfte-
Tischwinkel (oben) und Teams bei Kickwinkel (unten) messen auf dem Fußballplatz. Ein farbi-
ger Jugendlicher drückte sein Empfinden
Während der gemeinsamen Ar- nem Aufwand von 200.000 Euro in der so aus: „Wir fühlen uns ein bisschen wie
beit, die auf Jonges-Seite von Stadtbild- Flüchtlingshilfe. Die Idee: Hilfe minder- at home.“
pfleger Volker Vogel umsichtig gesteuert jährige unbegleitete Flüchtlinge. Für jun- Helfen mache Freude, heißt es.
wurde, fanden die Bündnispartner Ge- ge Leute aus Afghanistan, Syrien, Eritrea, Diese Erkenntnis ist auch bei Borussia
fallen aneinander. Sie erlebten Vertrau- Gambia, Iran und Guinea. In Koope- Düsseldorf, dem Tischtennisverein, be-
en und Verlässlichkeit im planerischen ration mit dem Sportverein DJK Agon heimatet. Auch er kümmert sich um die
wie im finanziellen Bereich. Das war 08 wurde ein Fußballcamp eingerich- Integration von Kindern und Jugendli-
der Nährboden für ein zweites Projekt. tet – sozusagen eine Startrampe für einen chen. An seiner Seite: die Jonges. Beide
Das Bündnis engagierte sich 2015 un- neuen Lebensabschnitt in einem frem- Vereine haben das Projekt Tischwinkel
ter der Bezeichnung Kickwinkel mit ei- den Land. Nach fünf Jahren war „Kick- angeschoben. Autor: Ludolf Schulte
Fotos: Archiv
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das tor 04 | 2022 13 I N TEG R ATI O N90 JAHRE DÜSSELDORFER JONGES
Dem Hofgarten eng verbunden
Erinnerungen an die Großdemonstration 1961
„Habe die Ehre, Frau Gartendirektorin“: Hofgarten, auf dem Golzheimer Friedhof, tor“ und die Textbeiträge von Ludolf
Das Plakat war ein Geschenk der Jon- im Ostpark und im Elbroich-Park. Nicht Schulte die Erfolgsgeschichte der Ko-
zu vergessen ist die Pflanzung der Trau-
ges. Es hängt seit Jahren in meinem Büro operation nach: „Nach Pfingststurm ELA
und hält die Erinnerungen an Blickwin- erweide im Schlossweiher Benrath, die waren die Jonges zur Stelle“, „Ein Bünd-
kel ELA wach. Dahinter steht das von den
durch die Unterstützung der Tischge- nis der Frohnaturen“ oder “Am Ende ist
Jonges initiierte Bündnis zum Wieder- meinschaft „Onger ons“ ermöglicht wur- ein gutes Gefühl geblieben“.
auf bau der Gartenstadt nach dem Pfingst-
de.
sturm 2014. „Das große Engagement der
Jonges beim Wiederauf bau nach dem
Beziehungen mit Tradition
Sturm Ela war sehr wertvoll. Schon im
Nach dem Sturm Frühjahr 2015 – also weniger als ein Jahr Die Verbundenheit der Jonges
nach dem Sturm – wurde bereits der tau- mit dem Hofgarten hat eine lange Tra-
Der Heimatverein kooperierte sendste Baum im Hofgarten gepflanzt. dition. Schon vor 60 Jahren machte sich
dabei mit den Versicherungskonzernen Das war ein großer Beitrag für das Grün der Heimatverein für die denkmalge-
ERGO und ARAG, der Henkelstiftung in der Stadt und ein besonderes Symbol schützte Parkanlage im Herzen der Stadt
sowie der Agentur „Kunst und Kollegen“. für die enge Bindung des Bürgervereins stark. Damals hatte Stadtplanungsde-
Die Bündnispartner spendeten 165.000 mit dem Park“, sagt Gründezernentin zernent Friedrich Tamms zur Umset-
Euro und ermöglichten so eine Vielzahl Helga Stulgies. zung der Nord-Süd-Verkehrsachse und
von Baumpflanzungen in den durch den So zeichnen auch die Überschrif- eines Straßenbahnknotenpunktes Teile
Sturm Ela zerstörten Parkanlagen wie im ten der Beiträge im Jonges-Magazin „das der Landskrone im Hofgarten zuschüt-
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Von den Düsseldorfer Jonges initiierter Protest zum
Schutz und Erhalt des Hofgartens im Jahr 1961
ten lassen. Februar 1963 beschlossen wurde. Da- von Projekten entstehen zu lassen.
Am 15. Januar 1961 gab es eine mit wurde der Hofgarten in seinen we- Dieses bürgerliche Engagement
große Kundgebung zur Rettung des sentlichen Bestandteilen gesichert, noch gilt es seitens der Verwaltung wertzuschät-
Hofgartens vor dem Rathaus. Die in der bevor 1980 das Denkmalschutzgesetz zen und mit ihren denkmalpflegerischen
„Vaterländischen Arbeitsgemeinschaft die Möglichkeit schuf, Parkanlagen in Zielsetzungen kompatibel zu machen.
Düsseldorf “ zusammengeschlossenen Nordrhein-Westfalen unter Denkmal- Sicher ist jedoch: Nur gemein-
Heimat- und Bürgervereine – darunter schutz zu stellen. same Anstrengungen – die fachgerechte
die Jonges – setzten sich für den Hof- 1998 wurde der Hofgarten Unterhaltung und Entwicklung des Gar-
garten „als das große Werk des Garten- schließlich in die Liste der schützens- tendenkmals sowie ein wertschätzender
baus“ ein. Rund 8.000 Menschen folgten werten Denkmäler Düsseldorfs aufge- Umgang durch die Bevölkerung – kön-
dem Aufruf zur Demonstration vom Rat- nommen. Die Erfahrungen nach dem nen den Erhalt des kommunalen, garten-
hausplatz zum Hofgarten und zeigten ihre Sturm Ela haben die Verletzlichkeit un- kulturellen Erbes für die Zukunft sichern.
Verbundenheit mit dem Park. Mit Erfolg: serer Parkanlagen deutlich gemacht. Die Es ist ein gutes Gefühl, die Jonges als ver-
Ein Teil der Landskrone blieb erhalten Auswirkungen des Klimawandels wie lässlichen, kompetenten Partner an der
und der bereits verfüllte Schutt wurde Temperaturanstieg gepaart mit zuneh- Seite zu wissen.
wieder entfernt. menden Trockenperioden verändern Herzlichen Glückwunsch zum
Zwei Jahre später sammelten unsere liebgewonnenen Parkbilder. In 90-jährigen Bestehen und auf viele ge-
die Düsseldorferinnen und Düsseldor- der Zukunft ist es weiterhin das Ziel, die meinsame und erfolgreiche Fortsetzungs-
fer rund 54.000 Unterschriften und Unterstützung der Stadtgesellschaft mit kapitel in der Geschichte „Der Hofgarten
machten so die „Satzung zum Schutz der Arbeit der kommunalen Verwaltung und die Jonges“! Autorinnen:
Helga Stulgies (Gründezernentin),
des Hofgartens“ möglich, die am 28. zu vernetzen, um daraus eine Vielzahl Doris Törkel (Gartendirektorin)
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Ein Glücksfall für Düsseldorf und
die parlamentarische Demokratie
Von André Kuper, Präsident des Landtages von Nordrhein-Westfalen
Bürger waren unmissverständlich und
bei Demonstrationen auf Plakaten nach-
zulesen: „Der Landtag will bauen, wir
werden ihm auf die Finger hauen“.
Den Protesten gingen jahrelange
Diskussionen voraus. Bereits 1959 ent-
standen erste Überlegungen zur bauli-
chen Fortentwicklung des Landesparla-
ments, und in den 1960er Jahren lagen
erste Vorschläge zur Erweiterung des
historischen Ständehauses auf dem Tisch.
Eine bauliche Lösung wurde dringend
benötigt: der Landtag platzte im 1949
bezogenen Ständehaus aus allen Nähten.
Eine Abordnung der Jonges mit dem damaligen Obwohl der Plenarsaal nach dem Wie-
Landtagspräsidenten Wilhelm Lenz vor dem Baumodell derauf bau des Gebäudes in den ersten
Nachkriegsjahren fast die doppelte Grö-
Ein Blick auf die 90-jährige Geschich- gen die Pläne zur baulichen Erweiterung ße der ursprünglichen Planungen um-
te der Düsseldorfer Jonges wäre unvoll- des Ständehauses, des damaligen Parla- fasste, war der Platz für die Abgeordne-
ständig ohne einen Verweis auf ihren mentssitzes, gewehrt. ten sehr knapp bemessen.
„größten Erfolg“ im „Kampf um Erhal- Rund 6.700 Unterschriften ka- Über die Pläne zur Erweiterung
tung von Eigenart und Brauchtum“. So men damals zusammen und drückten des Ständehauses ließen sich die Düssel-
bezeichnete die Wochenzeitung DIE den Protest der Stadtgesellschaft gegen dorfer Jonges aus erster Hand informie-
ZEIT im Sommer 1978 den erfolg- die Baupläne des Landtags aus. Die Lan- ren. Ein Foto vom 29. März 1976 zeigt
reichen Einsatz der Jonges für den Er- deshauptstadt verzeichnete bis April 1978 die Jonges gemeinsam mit Landtagsprä-
halt der Ständehausanlage rund um den den Eingang von insgesamt 4.000 Ein- sident Wilhelm Lenz vor einem groß-
Schwanenspiegel. Gemeinsam mit wei- sprüchen gegen den offengelegten Be- flächigen Baumodell. Zu diesem Zeit-
teren Düsseldorfer Heimatvereinen und bauungsplan. Durch vorgesehene Anbau- punkt hatte der Landtag bereits einen
der Bilker Bürgerinitiative „Rettet die ten wären weite Teile der Parkanlagen Bauwettbewerb ausgeschrieben und aus
Ständehausanlage“ hatten sich tausende zerstört oder schwer beschädigt worden. 72 eingereichten Vorschlägen insgesamt
Düsseldorferinnen und Düsseldorfer ge- Die Reaktionen der Bürgerinnen und vier Modelle mit Preisgeldern versehen.
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Diese jedoch stießen aufgrund der sich Untersuchungen für ein Neubauvorha- seldorfer Stadtbild und den Erhalt des
abzeichnenden Eingriffe in die Parkan- ben durchzuführen. Die Jonges begleite- Ständehausparks entscheidende Weichen
lagen auf wenig bis keine Gegenliebe ten diese Pläne mit einer im April 1978 für die Landeshauptstadt, für die Düssel-
in der Düsseldorfer Bevölkerung. Und veröffentlichten Dokumentation, die be- dorfer Lebensqualität und für das nord-
so formierte sich im Frühjahr 1977 der reits in ihrem Titel unmissverständlich rhein-westfälische Landesparlament ge-
bereits erwähnte Protest, nachdem sich klarmachte: „Landtag an den Rhein“. stellt zu haben.
die städtischen Gremien zunächst für die Aus heutiger Sicht waren die Die gemeinsame Geschich-
angedachten Erweiterungsbauten ausge- Proteste gegen die Ständehaus-Anbau- te der Jonges und des Landtags Nord-
sprochen hatten. „Jetzt stellen sich die ten und die Entscheidung für das neue rhein-Westfalen ist an dieser Stelle, zum
Jonges quer“, titelte etwa am 17. März Haus des Landtags am Rheinufer ein 90. Vereinsjubiläum, aber nicht auser-
1977 die Neue Rhein-Zeitung. Glücksfall für die Landeshauptstadt Düs- zählt. Sie wird in den folgenden Jahren
seldorf und für die parlamentarische De- fortgeschrieben werden. Denn der Land-
mokratie in Nordrhein-Westfalen. Mit tag wird sich am Düsseldorfer Rheinu-
Proteste ein Glücksfall der Einweihung des Parlamentsgebäu- fer, rund um den Rheinturm, auch bau-
des am 2. Oktober 1988, des ersten Par- lich weiterentwickeln und damit das
Die weiteren Monate dieser be- lamentsneubaus in der deutschen Nach- zukünftige Erscheinungsbild Düssel-
wegten Stadt- und Landesgeschich- kriegsgeschichte, bezog der Landtag ein dorfs als Landeshauptstadt erneut prägen.
te verbinden bis heute die Düsseldorfer Haus, das nach wie vor, wie kaum ein Auch dieses neu aufgeschlagene Kapitel
Jonges aufs engste mit dem nordrhein- anderes Parlamentsgebäude in der Bun- der Stadt- und Landtagsgeschichte be-
westfälischen Landesparlament. Denn desrepublik, auch architektonisch für gleiten die Jonges mit größtem Interesse,
das beharrliche Protestieren und die Su- das Wesen einer zeitgemäßen Demokra- mit gewohntem Engagement und Hei-
che nach einem alternativen Standort tie steht. matbewusstsein. Wie der Verein nach
für einen Parlamentsneubau in Düssel- Somit können sich die Düssel- der Vorstellung der neuen Anbaupläne
dorf führten schließlich zum Erfolg: Im dorfer Jonges im Rückblick auf ihre Ge- auf seiner Monatszeitschrift „Das Tor“
Januar 1978 beschloss der Düsseldorfer schichte durchaus selbstbewusst damit Anfang 2021 treffend titelte: „Unterm
Stadtrat, im Berger Hafen vorbereitende rühmen, mit ihrem Einsatz für das Düs- Rheinturm geht’s weiter rund.“
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Stadtbildpflege: Weiter geht’s!
Überlegungen zur Aufwertung der City
Seit 90 Jahren haben die Düsseldor- alten Carsch-Kauf hauses dienen, zum Der Erfolg des Kulturprojekts
fer Jonges Freude an ihrer Heimatstadt anderen schafft die Verkehrsberuhigung hängt von seinem Raumprogramm ab.
und begleiten engagiert ihre Entwick- Raum für Neues. Wir möchten Ihnen Eine einzige und jahrhundertealte At-
lung. Immer wieder neue Projekte hal- den Gedanken anbieten, den Platz durch traktion in zeitgemäße Architektur zu
ten die Gespräche im Gange. Düssel- mehrere Nutzungen zu bespielen. Eine kleiden, wird nicht dafür ausreichen,
dorf ist eine lebenswerte Stadt und will Außengastronomie könnte Passanten so- kommende Generationen für den Be-
es bleiben. Dabei spielen die Erinnerung wohl vom Rheinboulevard als auch von such einer Kulturstätte zu begeistern.
an Vergangenes, sowie die Entstehung der Heinrich-Heine-Allee zum Verwei- Ein Lösungsansatz lautet Vielfalt
von Neuem eine gleichsam bedeutende len einladen. und Flexibilität. Das Gebäude muss sich
Rolle. Wir erhalten was Düsseldorf aus- unkompliziert auf verschiedene Situati-
macht und begleiten unsere Stadt in eine Musikpavillon onen in Kombination einstellen können.
Zukunft mit Wiedererkennungswert. Für den Musikpavillon gilt es, jetzt ei- Dafür sollte das Haus mehrere Kunstgat-
nen neuen Ort zu finden. Wir sind der tungen abdecken, sowohl die klassischer-
Die Altstadt Auffassung, er sollte einem breiten Pu- weise in einer Kulturstätte auffindbaren
Das Erscheinungsbild eines Ortes gibt blikum zur Verfügung stehen. Dieser (bildende, und darstellende Kunst, Mu-
seine Atmosphäre vor. Es hat einen we- neue Standort muss dafür gut und aus sik, Literatur), aber auch andere Kunst-
sentlichen Einfluss auf das Verhalten der vielen Richtungen einsehbar sein. Vor formen wie zum Beispiel Produktdesign,
Menschen. dem Standesamt auf der Inselstraße wür- Architektur und Mode. An den Düssel-
Ändert die Altstadt ihre Gestalt, den lediglich einige Spaziergänger und dorfer Hochschulen erscheinen perma-
also auch ihre Ausstrahlung, erzeugt sie Hochzeitsgesellschaften Freude am al- nent neue Talente, die einen festen und
bei ihren Gästen eine andere Stimmung. ten Pavillon haben. Er würde aus dem öffentlich zugänglichen Raum in der
Kleinigkeiten wären ein Anfang – eine Herzen der Stadt gerissen und zu einem Stadt füllen könnten. So ließen sich ver-
Reduktion der Reizüberflutung. Die reinen Fotomotiv werden. Daher halten schiedene Themen flexibel zusammen-
Angebote der Ladenlokale könnten viel- wir einen belebteren Ort für angemes- gestalten – Neues kann entstehen.
fältiger ausgewählt werden. Die Altstadt sener. Viele Ideen und Vorschlä-
muss wieder ein Ort werden, an dem ge wurden gesammelt, nun ist es an
alle gerne ausgehen. Das neue Düsseldorfer Kultur-Haus der Stadt das Projekt auf den richtigen
Zu Beginn des Opern-Themas soll- Weg zu bringen. Die Kleine Kommis-
Heinrich-Heine-Platz ten wir uns schnell von dem einzelnen sion „Opernhaus der Zukunft“ bearbei-
Der Heinrich-Heine-Platz wird an der Begriff „Oper“ verabschieden. Ziel der tet dieses für Düsseldorf sehr interessante
neuen Fußgänger-Achse, dem Rhein- Debatte muss ein Haus mit vielen ver- Thema. Wir sind gespannt auf die Aus-
boulevard liegen, wodurch er neue An- schiedenen kulturellen Angeboten sein. schreibung und die Definition des An-
forderungen bekommt. Zum einen wird Die Standortfrage stellt sich erst nach ge- forderungsprofils an das neue Kultur-
er mit seiner Vertiefung als Zugang des klärtem Inhalt. Haus. Autor: Maximilian Schönauer,
Jonges-Stadtbildpfleger
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