Hege und Strategie Unser Revier im März - Mitreden im Wald - Bayerischer Jagdverband eV
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B 1795 E
Nr. 3 – März 2021
Der Bayerische Jagdverband informiert seine Mitglieder
Unser Revier im März
Hege und Strategie
Besucherlenkung
Lebensräume erhalten
Forstliches Gutachten
Mitreden im Wald
JAHRE
Anerkannter
Naturschutzverband
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Angesprochen
Liebe Mitglieder unseres BJV,
Jagd liegt im Trend und ist in aller Munde - manchmal
positiv, manchmal negativ. So blieb uns als frisch gewähltes
Präsidium keine Zeit, uns in Ruhe einzuarbeiten. Wir wurden
von der ersten Sekunde an gefordert und wir haben keine
Zeit verloren, sondern die Ärmel hochgekrempelt und sind
die Dinge angegangen.
Besonders zeitkritisch ist die Einbringung unserer Vor-
stellungen zur Modifikation der Bundesjagdgesetz-Novelle,
da hier die Beratung schon sehr fortgeschritten ist. Mit der
Bekanntgabe des Ergebnisses der Wahl bin ich, unterstützt
durch das breite fachliche Know-how meiner Präsidiums-
kollegen, in die Gespräche mit Bundestagsabgeordneten,
Meinungsbildern, Verbandsvertretern und Ministerien eingestiegen, um geplanten wild-
feindlichen Regelungen entschlossen entgegenzutreten.
Unsere Forderung, dass das Forstliche Gutachten mit Jägern und deren Sachverständigen
aufgenommen werden kann, kommunizieren wir nachdrücklich und argumentieren hart in
der Sache. Es kann schließlich nicht sein, dass aufgrund des pandemie-bedingten Freizeit-
drucks verfälschte Ergebnisse in der Folge zu falschen Festlegungen führen.
Die BJV Service GmbH und die Wildlandstiftung haben wir kaufmännisch auf den
richtigen Weg gebracht. Indem wir online unsere Präsidiumssitzungen für Mitgliedsvereine
übertragen, die Strukturen der Geschäftsstelle in Feldkirchen grundlegend modernisieren,
Entscheidungswege verkürzen, mit unserem Generalsekretär Robert Pollner einen direkten
Ansprechpartner für Mitglieder und Mitarbeiter benannt haben und offen untereinander
kommunizieren, schaffen wir Transparenz. Und wie Sie sehen – wir bauen auch die „Jagd
in Bayern“ um.
Es gibt viel zu tun, fachlich und organisatorisch – und uns neuen Präsiden macht es
viel Freude und es macht uns wirklich stolz, den BJV mit seinen Mitgliedern im Namen
der waidgerechten Jagd zu vertreten. Unterstützen Sie uns mit Lob und Tadel – wir freuen
uns darauf!
Euer
Ernst Weidenbusch, MdL
3/2021 3
Sponsor des BJV:
Jagdzeiten
September
Fischereiverbandes
November
Dezember
in Bayern Partner des Landesjagd- und
Oktober
Februar
August
Januar
März
April
Juni
Mai
Juli
Rotwild
Kälber, Alttiere
Schmaltiere u. -spießer
alle übrigen Hirsche
Dam- und Sikawild
Kälber, Alttiere
Schmaltiere u. -spießer
alle übrigen Hirsche
Hündl-Leitner Inh. Jakob Hündl e.K.
Rehwild
Kohlstattweg 5, 83229 ASCHAU IM CHIEMGAU
Kitze, Geißen 15 Tel. 08052-24 04, Fax 08052-43 72
Schmalrehe 15 Email: an@huendl-leitner.de
Böcke 15 www.huendl-leitner.de
Schwarzwild
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Bachen und Keiler
Frischlinge, Überläufer
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Bläss-, Saat-, Ringelgänse 15
Grau-, Nil-, Kanadagänse 15
Waldschnepfen 16 15
Stockenten 15
Pfeif-, Krick-, Spieß-, Berg-,
Reiher-, Tafel-, Samt- und 15
Trauerenten
Höckerschwäne 20
Blässhühner 11 20
Lach-, Sturm-, Silber-, 10
Mantel-, Heringsmöwen
Ringel-, Türkentauben 20
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= Jagdzeit = Schonzeit
Auf § 22 Abs. 4 Satz 1 BJagdG wird hingewiesen.
1) siehe § 19 AVBayJG Unterstützen Sie die Arbeit des BJV!
2) in einem Umkreis von 200 m um geschlossene Gewässer im Sinne des Art. 2,
Abs.1, Nrn.1 u. 2 FiG SPENDENKONTO:
3) Ohne Einschränkung durch § 22 Abs. 4 Satz 1 BJagdG VR Bank München Land eG
Quelle: StMELF. Der BJV übernimmt für die Angaben keine Gewähr.
IBAN: DE 64 701 664 86 000 186 85 00
Kormoran: vgl. Verordnung über die Zulassung von Ausnahmen von den Schutzvorschriften
für besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten (Artenschutzrechtliche Ausnahmeverord- BIC: GENO DE F1 OHC
nung AAV) vom 3. Juni 2008, zuletzt geändert im Mai 2017
Kontoinhaber:
Die Allgemeinverfügungen der Regierungsbezirke finden Sie im Internet unter
www.jagd-bayern.de, Jagdpraxis, Jagdzeiten Landesjagdverband Bayern e. V.
4 3/2021
Inhalt
Fotos: M. Ritter (Titel), KopoPhoto /Adobestock, BjV, R. Bernhard, I. Koch
6 Praxisthema: Besucherlenkung
Försterin Beatrice Jäger erläutert, was der neue
Mountainbike-Boom für Jagd und Forst bedeutet. 7
„ Wir müssen Umfangsformen und Naturregeln vermitteln.“
Tim Coldewey spricht über Besucherströme. 11
7
C
orona als Chance für die Jagd? Max Peter Graf von Montgelas
und RJM Christian Millauer schlagen eine Lösung vor. 12
„Respektiere Deine Grenzen“ - Berufsjäger Christoph
Burgstaller stellt ein Vorzeigeprojekt vor. 16
18 BJV Organisation
Das neue Organigramm der BJV Geschäftsstelle. 28
24 Forstliches Gutachten
Stefan Schopf erklärt, warum sich Jäger aktiv beteiligen sollten. 24
Dr. Holger von Stetten kommentiert die Aufnahmeanweisungen. 28
31 Wildtiermonitoring
Regina Gerecht stellt den neuen Band 5 mit über 74 Arten vor.
34
34 Bruthabitat Rebhuhn
Jetzt Förderantrag stellen und Rebhuhn-Lebensraum schaffen.
40
36 Niederwildprojekt
Die jagdlichen fünf „W‘s“ beachten.
40 Praxisthema: Unser Revier im März
Salz als wichtige Hegemaßnahme. Isabel Koch stellt den
Einsatz des weißen Goldes im Revier vor. 41
Rubriken
Gut geplant ist halb gejagt. Verblüffend erfolgreiche
3 Angesprochen
Schwarzwildbejagungsstrategien mit Hilfe von BJV digital. 44
4 Jagdzeiten
45 BJV Service GmbH: Nützliches fürs Revier 20 BJV aktuell mit Mondkalender
55 Wildland-Stiftung Bayern
50 Rechtstipp: Jetzt Jagdschein verlängern 48 Landesjagdschulen
57 Leserbriefe
52 Die große „Jagd in Bayern“ – Leserumfrage 60 Aus den Regionen
Nehmen Sie teil und gewinnen Sie attraktive Preise! 61 Hundewesen
64 Aus den Kreisgruppen
56 Wildbret-Rezepte für den Alltag 67 Firmennews und Kleinanzeigen
BJV-Jagdkönigin Lisa Müller kocht eine herzhafte Wildkraftbrühe.
73 Impressum
3/2021 5
Besucherlenkung
WEM GEHÖRT DENN
NUN DIE NATUR?
Immer mehr Menschen strömen nach draußen. Ob Waldbaden, Geocaching oder Sport -
das Wohnzimmer unserer Wildtiere bietet für Outdoor-Aktivitäten eine herrliche Kulisse.
Der Druck auf‘s Wild - und auf uns Jäger - steigt massiv. Beatrice Jäger schildert ihre
Erlebnisse mit Mountainbikern im Revier; Max Peter Graf von Montgelas zeigt an einem
Beispiel im Mangfallgebirge, wie der Corona-Besucherboom als Chance für die Jagd
interpretiert werden kann. Und der österreichische Berufsjäger Christoph Burgstaller
stellt eine beispielhafte Initiative zur Besucherlenkung vor.
Foto: M. Ritter
6 1/2020
QUERFELDEIN – MUSS DAS SEIN?
Die Zahl der Mountainbiker in den Revieren nimmt stetig zu und auch deren Ansprüche.
Försterin Beatrice Jäger berichtet über einen Konflikt im eigenen Revier, bei denen die
unbeschwerte Freizeitgestaltung einiger weniger höher angesehen wird als Naturraum
und Eigentumsrechte Dritter.
Fotos: KopoPhoto /Adobestock (1), privat (1)
Mancher Pfad, der von Trail-Fahrern als Herausforderung gesehen wird,
ist in Augen von Jägern und Naturschutz dafür schlichtweg ungeeignet.
E s ist ein warmer Sommerabend im Revier, die Uhr
zeigt 21:15, die Dämmerung schreitet fort. Links
von mir liegt ein Gewässer, in dem sich die letzten
wird zusehends schwieriger, die Holzernte gefährlicher.
Versuche, Personen aufzuklären, stoßen auf Unver-
ständnis. Schließlich gibt es das freie Betretungsrecht
Sonnenstrahlen spiegeln, vor mir äsen idyllisch Gais und von diesem mache man Gebrauch. Doch, dass die-
und Kitz; zu meiner Rechten ein Hang mit Altholz. Ich ses Recht an Pflichten geknüpft ist, wissen die Wenigs-
lehne mich zurück und genieße die Ruhe. Plötzlich ten. „Man kann uns doch nicht alles verbieten!“, so ein
höre ich Fahrgeräusche. Mit zunehmender Lautstär- Mountainbiker, den ich im Herbst angehalten habe. Dass
ke verorte ich die Geräusche auf den Hang und warte. man als Jäger einen amtlich vorgegebenen Abschuss-
Ein Mountainbiker brettert den Hang hinunter, direkt plan hat, bei dessen Nichterfüllung eine Strafe droht und
auf mich zu. Obwohl ich auf einer offenen Leiter sitze der Wald nicht bloß eine Kulisse, sondern auch ein Wirt-
und ihn ansehe, nimmt er mich nicht wahr. Nach einer schaftsraum ist, in dem gearbeitet wird, gilt häufig als
scharfen Kurve verschwindet er im Wald. Gais und Kitz nebensächlich. Jagd und Forstwirtschaft dienen dann
springen zusammen mit meiner Hoffnung auf einen als Spielwiese für Angriffe. Ob als Jägerin oder Förste-
Bock ab. rin, dieses Problemfeld begleitet mich seit Jahren nahe-
Dieses Erlebnis reiht sich in eine große Sammlung an zu täglich und forderte besonders 2020 in Bezug auf das
Erfahrungen mit Freizeit-Naturnutzern ein. Von nächt- Mountainbiken nicht nur meine Geduld, sondern auch
lichen Fackelwanderungen, über das Querfeldeinfahren politisches Engagement.
von Mountainbikern, bis hin zur Schlittenfahrt im Wald, Zusammen mit meinem Partner betreue ich eine Jagd
kaum ein Fleck im Revier ist mehr unberührt. Die Jagd bei Günzburg. Durch den Bau eines Freizeitparks und
3/2021 7
Fotos: B.Koch (1), B. Jäger (1)
Schon lange beschränkt sich der Radsport nicht mehr auf die
Sommermonate, sondern wird ganzjährig intensiv ausgeübt.
Industrieanlagen ist das Revier über die Jahre deutlich dem AELF sowie dem Pächter des Nachbarreviers. Ob-
geschrumpft. Wo einst Rebhühner und Hasen lebten, wohl die Strecke nachweislich Feuchtbiotope gefährdet,
fahren heute LKW. sah sich die UNB in der Konfliktsituation, abwägen zu
müssen, ob das FFH-Gebiet der Donauauen oder die Bio-
Aus und vorbei für wertvolle Biotope topstruktur im Revier Vorrang hat. Hier wurde zuguns-
Die letzten Jahre spitzte sich die Querfeldeinbefah- ten des Auwalds entschieden. Die Erstellung des Trails
rung im nahegelegenen Donauauwald zu. Alte Pfade
wurden neu entdeckt und erhielten durch das modi-
Der Vollzug des Bayerischen Naturschutzgesetzes
sche Mountainbiken eine nie dagewesene Popularität.
Verbote verlagerten das Problem in andere Waldgebie- Radfahren ist lt. Bayerischem Naturschutzgesetz nur auf geeigneten
te. Widerrechtliche Bauwerke wie Steilkurven muss- Wegen gestattet, Querfeldeinfahren ist (Art. 28 Abs. 1, Art. 30Abs. 2
ten dort durch die Stadt Günzburg entfernt werden. BayNatSchG) verboten. Bisher war jedoch nicht klar definiert, was
Die Alpenvereins-Sektion (DAV) bat infolgedessen die „geeignet“ bedeutet. Am 16.12.2020 hat das Umweltministerium
Stadtverwaltung einen legalen Trail auszuweisen, wo- im „Vollzug des Bayerischen Naturschutzgesetzes; Teil 6 „Erholung
raufhin die Suche nach „geeigneten“ Waldflächen be- in der freien Natur“ das BayNatSchG erweitert und nun präzise
gann. Gefunden wurde ein hügeliges Waldstück in beschrieben, wann ein Weg für Mountainbiking als geeignet gilt
unserer Jagd, bis dato unberührt. Die Besitzstruktur und dadurch den Handlungsspielraum für Waldbesitzer und Jäger
der Waldparzellen an dieser Stelle ist kleinflächig, an vergrößert. Demnach sind bspw. Rückegassen, Jägersteige, die hin-
schmale städtische Grundstücke grenzt reihum Privat- sichtlich der Wegbreite nur mit einer Person zu begehen sind und
wald. Und das Erreichen des vorgesehenen Bereiches ist Trails, die durch Querfeldeinfahren entstanden sind, nicht als ge-
nur durch eine Fahrt quer durch unser Revier möglich. eignet anzusehen. Das Gesetz sieht nun vor, dass diese Wege von
Zunächst haben wir das zuständige Amt für Ernährung, der UNB überprüft werden müssen. Hier spielen Kriterien wie Ero-
Landwirtschaft und Forsten (AELF) um eine Einschät- sionsgefahr, mögliche Schädigung der Natur und die Sicherheit von
zung gebeten. Es gab einen Begang der möglichen Stre- Fußgängern eine Rolle. Die UNB hat nun die Handhabe, diese Wege
cke zusammen mit Vertretern der Stadt, der Unteren offiziell für Mountainbiker zu sperren.
Jagdbehörde, der unteren Naturschutzbehörde (UNB),
8 3/2021
EL RANGE
WEGWEISENDE
Anzeige
sollte nun im Stadtrat zur Abstimmung gebracht wer-
den. In einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der
PRÄZISION
DAV-Sektion hatten wir die Möglichkeit, direkt mit
dem Initiator über die Auswirkungen auf Jagd und
Wild zu sprechen. Parallel startete die Bauernschaft
der betroffenen Orte eine Unterschriftenaktion gegen
einen Mountainbike-Trail.
Am 26.10.2020 wurde im Stadtrat abgestimmt. Ob-
wohl 345 Unterschriften (was 50 % der Anwohner
entspricht und damit mehr Personen als Mountain-
biker in der DAV-Sektion) gegen den Trail gesammelt
wurden, schützenswerte Biotope und ein wichtiger
Einstand fürs Wild betroffen sind, stimmte der Stadt-
rat mit knapper Mehrheit für den Trail. Die Freizeit-
gestaltung einiger weniger wurde hier höher angese-
NEW
hen als Naturraum und Eigentumsrechte Dritter.
Auch aus forstlicher
Sicht gibt es Probleme 2021
Dies blieb 2020 nicht die einzige Erfahrung im Zu-
sammenhang mit Mountainbiking. Als Försterin in
einem Privatwald in Augsburgs westlichen Wäldern
stehe ich sowohl für die Jagd als auch die forstwirt-
schaftlichen Interessen des Waldeigentümers. Auf
den teils hügeligen Waldorten habe ich heute sie-
ben illegale Trails durch Forstkulturen, Althölzer
und Lichtungen. So entdeckte ich auf einer neu an-
gepflanzten Fläche eine frische Spur. Achtlos fuhr
man hier über Forstpflanzen, am Bestand waren of-
fene Wurzeln zu sehen, eine selbstgebaute Brücke er-
schloss den Gegenhang. Doch was kann ich dagegen
tun, jetzt, da neben der Ruhestörung ein bezifferbarer
Schaden entstanden ist?
Die Kontaktierung der UNB war ernüchternd, hier
mangelte es an Kapazität. Zwischenzeitlich konnte
ich die Sache nur beobachten. Im Frühsommer lud
die UNB Forstbetriebe zu einer Versammlung, da die
Querfeldein-Befahrung um Augsburg ein nicht länger
tragbares Ausmaß erreicht hatte. Ein Arbeitskreis
sollte Lösungsansätze erarbeiten.
Eine vielversprechende Initiative
In Augsburg gründete eine Mountainbikerin (selbst
Jägerin) den Verein MTB Augsburg e.V., um eine
Lösung für das Querfeldeinfahren zu suchen. Erst-
mals erhielt die Seite der Mountainbiker ein Gesicht,
agieren sie meist anonym über soziale Netzwerke.
Doch auch diese Versammlung legte kaum Hand-
lungsmöglichkeiten offen. Die Thematik in dieser
Form war für das geltende BayNatSchG und Bay-
WaldG neu zu und wenig präzise formuliert. Hinzu
SEE THE UNSEEN
2/2021
3/2021 9
Fotos: sportpoint /Adobestock (1), privat (1)
Zehn Argumente im Umgang mit Naturnutzern
1. Das freie Betretungsrecht gilt nur in Verbindung mit
einer pfleglichen Behandlung der Natur
2. Fußgänger haben Vorrang vor fahrenden Waldnutzern
3. Eine Befahrung des Waldes mit dem Rad darf ausschließlich
auf geeigneten Wegen stattfinden, ein Verstoß kann
zivilrechtlich verfolgt werden
4. Rückegassen und kleine Pfade sind keine geeigneten Wege
5. Querfeldein-Fahrten führen zu bleibenden Schäden an
Waldbestand und Biotopen
6. Der Waldeigentümer hat das Recht, Wege, die für die Nutzung
nicht mehr notwendig sind, zu sperren
7. Landwirtschaftliche Flächen (auch Grünland) dürfen während
der Zeit des Aufwuchses nicht betreten werden
8. Unsere Freizeitgestaltung ist in Art und Ort frei wählbar,
Land- und Forstwirtschaft, sowie der Lebensraum der Tiere
beschränken sich unausweichlich auf den Naturraum
9. Der Jagdausübungsberechtigte ist gesetzlich verpflichtet,
den amtlich vorgegebenen Abschuss zu leisten, ungelenkte
Aktivitäten im Wald stören die Jagdausübung
10. Bei Ausweitung von Freizeitaktivitäten in der Natur in die Oftmals hilft es, den Dialog zu suchen. Kaum ein Nutzer schadet
Dunkelheit werden Wildtiere in einer besonders sensiblen vorsätzlich der Natur oder behindert absichtlich die Arbeit der
Aktivitätsphase beunruhigt Jäger. Aufklärungsarbeit ist wichtig für ein Miteinander.
kommt ein Haftungsproblem. Unternimmt ein Waldbe- hier stoßen wir auf das nächste Problem. Wie nehme ich
sitzer nichts gegen die Befahrung, duldet er diese und die Personalien eines Mountainbikers auf bzw. wer darf
die Verkehrssicherungspflicht greift. Bäume und Gelän- das? Die Befugnis hat z. B. ein Forstschutzbeauftragter.
de um den Trail müssen kontrolliert, Gefahrstellen be- Jedoch wird kaum ein Mountainbiker pflichtbewusst an-
seitigt werden. Der Eigentümer kann sich durch Errich- halten, wenn er um seine Personalien gebeten wird. Wie
tung von Barrieren und Schildern absichern, auf denen die Rechte der Grundeigentümer, der Jäger und unserer
die Rechtsgrundlage vermerkt sein muss, nach der man Natur durchsetzbar werden, bleibt abzuwarten. Trotz-
das Betretungsrecht einschränkt. dem ist die erfolgte Ergänzung des Gesetzes ein erster
und wichtiger Schritt zum Schutz unseres Naturraums
Was heißt "geeignet"? und eine eindeutige Positionierung der Politik.
Denn Radfahren ist nur auf geeigneten Wegen gestattet,
Querfeldeinfahren ist verboten. Doch was bedeutet „ge-
eignet“? Der Begriff wurde zu diesem Zeitpunkt in kei-
nem Gesetz definiert. Ist eine Rückegasse, ein Jägersteig
DIE AUTORIN
ein Weg? Durch die Ergänzung im „Vollzug des Baye- Beatrice Jäger (M.Sc.),
rischen Naturschutzgesetzes“ (s. Kasten S. 8) ist nun ist Mitglied der Jägervereinigung
präzise beschrieben, wann ein Weg für Mountainbiking Schwabmünchen e.V. und als
als geeignet gilt, wodurch der Handlungsspielraum für Försterin in einem Privatwald
Waldbesitzer und Jäger vergrößert wurde. Für die Praxis tätig. Nach ihrem Studium der
bedeutet das, dass die UNB Pfade im Gelände beurteilen Forstwissenschaften (TUM)
kann und die Möglichkeit hat, diese zu sperren. Somit arbeitete sie u.a. im Bereich
wird eine sichere Grundlage geschaffen, um bei erneu- Umwelt und Naturschutz.
ter Befahrung einen Mountainbiker anzuzeigen. Doch
10 3/2021„WIR MÜSSEN
UMGANGSFORMEN
UND NATURREGELN
VERMITTELN!“
Tim Coldewey ist in der Alpenregion Tegernsee
Schliersee verantwortlich für die Produktentwicklung
Wandern und Rad. Die Region hat 2020 prompt auf
den Besucheransturm reagiert und mit Sensibilisie-
rungsmaßnahmen und touristischen Rangern aktiv an
der Lenkung der Corona-Besucherströme gearbeitet.
Foto: ATS
D ie Corona-Pandemie hat zu einer starken Verän- durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie nicht
derung des Freizeit- und Reiseverhaltens vieler in ausreichender Menge vermittelt werden: Es fehlt an
Menschen geführt. Der ohnehin in den letzten Jahren Ausbildungskursen und Schulungen. Gleichzeitig fin-
stetig anwachsende Boom der Outdoorsportarten Wan- den sich auch immer mehr Nutzer, die sich eine Sport-
dern, Bergsteigen, Radfahren und Mountainbiken hat im art im Alleingang als „Autodidakt“ aneignen und auch
Corona-Jahr nochmal deutlich Fahrt später von keinem Verband und keiner
aufgenommen: Die Menschen verbrin- Der Mensch sucht Community erreicht werden können.
gen ihre Freizeit und ihre Urlaube eher Ablenkung von Alltag Festzuhalten ist aber, dass nahezu alle
wohnortnah und investieren – statt in und Pandemie Menschen nicht aus Boshaftigkeit der
große Reisen – eher in Sportgeräte wie Natur schaden oder Verbote ignorieren,
Fahrräder oder Tourenskiausrüstungen, da es durch ge- sondern aus Unwissenheit. Viele der Neueinsteiger im
schlossene Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen Bergsport brauchen Vorbilder, die zeigen „wie es rich-
keine Alternativen bei der Freizeitgestaltung gibt. tig geht“. Hierzu zählen Informationen über die Region,
naturverträgliche Tourentipps oder Gespräche über die
Viele Menschen zieht es aktuell hinaus in die Natur, auf richtige Ausrüstung und die Lawinenlage.
der Suche nach Erholung an der frischen Luft und auf der
Suche nach Abgeschiedenheit, als willkommene Ablen- Wir hoffen, dass wir mit diesen Maßnahmen und un-
kung vom Alltag in der Pandemie oder dem Lockdown. seren Rangern zumindest ansatzweise die fehlende
Verstärkt wird diese Bewegung zusätzlich durch den Aufklärung der Nutzer direkt vor Ort nachholen können.
Konsum von sozialen Medien und Netzwerken, die mit Für die Zukunft würden wir es begrüßen, wenn in der
idealisierten Bildern von Abenteuern und Naturerlebnis Öffentlichkeit breiter über do’s und don’ts am Berg in-
eine Kulisse konstruieren, in der sich die Nutzer wieder- formiert würde – idealerweise schon in der Schulausbil-
finden wollen. dung oder auch direkt beim Erwerb von Sportausrüstung
oder Bekleidung. Letztendlich mussten wir aber auch
Am Berg beobachten wir eine bis dato ungekannte Men- feststellen, dass es durchaus nicht nur die Tagesgäste
ge an Menschen, die Bergsport für sich als neue Sport- sind, denen die Schutzgebiete und das korrekte Verhal-
art entdecken. Dies zeigte sich über ten am Berg unbekannt sind – viele Ein-
den gesamten Sommer an überfüllten Regeln und Gepflogen- heimische kennen Verbote an „ihrem
Wanderparkplätzen und auf den Wan- heiten sind oftmals Hausberg“ nicht oder ignorieren diese
derwegen und setzt sich im Winter unbekannt mit dem Verweis auf ein „Gewohnheits-
über Staus in die Ausflugsgebiete und recht“.
auf den Ski- und Rodelhängen fort. Parallel dazu steigt Hier werden wir in Zukunft vermehrt auf eingängige, lo-
der Anteil an Naturnutzern, denen Regeln und Gepflo- gische Beschilderungen, Übersichtskarten und weitere
genheiten am Berg bis jetzt schlichtweg unbekannt Sensibilisierungseinsätze durch unsere Ranger setzen
sind. Viele Umgangsformen und Naturregeln können müssen.
3/2021 11DIE CORONA-KRISE ALS CHANCE
FÜR DIE JAGD BEGREIFEN
Revierjagdmeister Christian Millauer sprach mit BJV Referent Max Peter Graf von
Montgelas über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unser Wild und die
Jagdpraxis und darüber, was wir Jägerinnen und Jäger daraus lernen können.
Foto: M.P. Graf v. Montgelas
Corona-Run auf Wildruhezonen: Revierjagdmeister Christian Millauer hat ein solches Ausmaß der
Beunruhigung wie in diesem Winter in seinen 24 Jahren im Revier noch nie erlebt.
S eit 24 Jahren ist Christian
Millauer als Berufsjäger in
einem oberbayerischen Berg-
rufsjäger geworden. Doch Verhält-
nisse wie in diesem Winter hat er
in seiner gesamten Laufbahn noch
auftretenden Probleme anpacken
und diese als riesige Chance für die
Jagd und das Wild erkennen.
jagdrevier im Landkreis Mies- nie erlebt oder sich jemals vorstel-
bach mit Gams, Rotwild und Reh- len können. Die Corona-Krise ver- Brutaler Druck auf
wild angestellt. Das Revier mit schärft die Situation und macht die Natur und das Wild
ca. 70 Prozent Waldanteil ist mit allgemeine Trends noch besser Seit der Corona-Krise hat sich der
Wanderwegen gut erschlossen. sichtbar. Doch für ihn ist die aku- Druck auf das Wild, den Wald und
Milauer ist aus Liebe zum Wild und te Lage kein Grund zum Verzwei- die Natur extrem gesteigert. Die
der gelebten jagdlichen Praxis und feln, er ist der Meinung, wir sollten Nähe zu München, Rosenheim und
althergebrachten Jagdkultur Be- jetzt erst recht gemeinsam die neu weitere Umgebung hat zu einem
12 3/2021Foto: Xaver Klaussner, Adobestock
Massenauflauf in den Bergen ge-
führt. Natürlich verständlich beim
kräftezehrenden Lockdown, alle
hocken zu Hause und wollen raus
an die frische Luft. Aber leider nicht
nur tagsüber, sondern zu allen Uhr-
zeiten, nachts, mit Übernachtungen
im Biwak und zivilisationsnahem
Survivaltraining. Schneeschuhwan-
derer in Fackelzügen oder Touren-
geher als spontane Lockdown-Aus-
reißer erkunden die letzten Winkel
der bereits durch den schneerei-
chen Winter strapazierten Natur.
Wanderwege werden kaum be-
rücksichtigt, jeder will möglichst
alleine unterwegs sein. Querfeld-
ein wird umhergeirrt, Tourengeher
sind überall anzutreffen, fahren
zum Teil mitten durch die freie Füt-
terung. Das Wild ist verstört und
leidet mit dem vielen Schnee dop- Vor dem Hintergrund des Besucheransturmes gibt es einen großen Verlierer: Unser Wild.
pelt Not, die Fallwildrate steigt. Die Höchste Zeit, dass diesem wieder mehr Raum und Rückzugsorte verschafft werden.
durch den erhöhten Besucherdruck
provozierten Schäden treffen nicht
nur Jagdgenosssen und Pächter,
sondern steigern zu Unrecht den in München am Isartor ein mon- mit zahlreichen Wander- und Trek-
Groll auf das Wild. dänes Modehaus war, ist heute king-Apps das Navigieren durch
ein Spitzengeschäft für Bergsport, die Berge und Natur. „Die Natur-
Früher und heute Trekking und mehr. Raus in die nutzung durch die Bevölkerung hat
Die allgemeinen Ausgangsbe- Natur, ob mit Schneeschuhen oder ein völlig neues Ausmaß erreicht,“
schränkungen und Gebietssper- Elektrobike ist eine immer belieb- so Millauer, die Corona-Krise habe
rungen haben die Situation zum tere Breitensportart geworden. dies jetzt wie ein Katalysator nun
Teil zwar entkrampft, aber grund- Einerseits nachvollziehbar und extrem beschleunigt und die Situa-
sätzlich war Folgendes zu beobach- sympathisch, da ja auch der Jäger tion zum Eskalieren gebracht.
ten: Die bejagbare Fläche im Revier gerne in der Natur ist. Doch ande- Und durch die weiter andau-
hatte sich in den vergangenen Mo- rerseits: Je stärker dieser Trend ernde Corona-Pandemie ist so
naten durch den Erholungsdruck wird, umso mehr benötigen wir ein schnell kein Abflauen des Runs
auf ein Minimum reduziert und die besseres Natur- und Wildtierma- in Sicht. Eher ist in diesem Früh-
Jagd war praktisch nicht mehr aus- nagement. Das Internet erleichtert jahr und im Sommer 2021 mit
führbar. Was das für Folgen für das
Wild und Wald hat bzw. haben kann,
ist uns allen bewusst. Im Vergleich Wenn Sie Ihre Revierkarte aus BJVdigital – www.bjvdigital.de - im Bayernatlas
zum Vorjahr ist die Gesamtstrecke anzeigen, können Sie sich die in Ihrem Revier ausgewiesenen Wanderwege dazu
jedenfalls auf ca. 40 Prozent des anzeigen lassen. Empfehlenswert sind auch die Apps vom DAV sowie Outdooraktiv,
Sollabschusses eingebrochen. da hier einschlägige Winter- sowie Sommerrouten angezeigt werden können.
Die Problematik wurzelt aber nicht Und auch hier sehen Sie, welche Routen durch Ihr Revier führen.
nur in der Corona-Krise. Wo früher
3/2021 13Fotos: M.P. Graf v. Mongelas (2)
Störungen trotz Warnhinweisen: An Millauers freier Fütterung
werden die Schilder regelmäßig ignoriert.
noch größeren Besucherströmen nauso wie Apps Routen und Ori- zuklären. Die Bevölkerung sucht
zu rechnen, laut Medienberichten entierung bieten, können sie auch die Natur, hier können wir unser
wurden in den Freizeitausstatter- genutzt werden, um Schongebiete Wissen einbringen und besonders
branchen wie Fahrradgeschäften zu schraffieren und digital auszu- auch über Konzepte beitragen, den
und Outdoorbedarf Rekordumsät- weisen. Dieser Aspekt zeigt, wie notwendigen Naturgenuss, aber
ze erzielt. Wir müssen uns also auf wichtig es ist, dass die Jagdpraxis auch die Ansprüche des Wildes und
noch mehr Besucher in unseren mit der Digitalisierung Schritt hält, Wald zu balancieren.
Revieren gefasst machen. meint Millauer. Aber es gibt weitere
Punkte: Es besteht ein sehr großes Die Ansprüche
Chancen für die Jagd Potenzial, jetzt die gesamte Be- des Wildes zeigen
Aber die Ausnahmesituation birgt völkerung über die Interessen des „Das ist es, was wir jetzt brauchen,“
große Chancen für die Jagd, ge- Wildes, der Natur und der Jagd auf- so der Berufsjäger, „und jede Jäge-
rin und jeder Jäger muss hier ein-
gebunden werden.“ Auch die Jagd-
DER AUTOR reviere sollten in dieser Zeit seitens
des Staates besser unterstützt wer-
Max Peter Graf von Montgelas den, um diesen Mehraufwand, so-
Der BJV Referent für Digitalisierung engagiert sich beson- wohl den jagdlicher und Besucher-
ders darin, die digital erhobenen Forschungsergebnisse lenkungs-Aktivitäten als auch den
gezielt zum Wohle unseres Wildes zu nutzen. der Aufklärungsarbeit zu bewäl-
tigen. Revierinhaber könnten
mehr Jagdaufseher benennen und
14 3/2021zusammen mit den Jagdgenossen davon überzeugen, unsere Stand- jetzt alle Initiative entwickeln, die
und Behörden Schongebiete und punkte auch gegenüber der Politik Natur mehr als Rückzugsort und
Wildruhezonen ausweisen und zu vertreten und einzufordern. Wir Heimat des Wildes verständlich zu
Lenkungs-Konzepte entwickeln. können über unsere Kreisgruppen machen.
Wenn es nicht anders geht, brau- nicht nur Jägerinnen und Jäger Die Krise zeigt, wieviel Aufklärungs-
chen wir neue Regularien aus der ausbilden, sondern Kurse für die bedarf in der Bevölkerung in Sa-
Politik, die sensible Gebiete deut- Bevölkerung zum richtigen Verhal- chen Natur und Wild besteht. Jetzt
lich strikter schützen. Auch um zu ten im Wohnzimmer unserer Wild- ist der richtige Zeitpunkt, die Jagd
zeigen, wie wichtig der Beitrag der tiere anbieten und das Ansehen des zu punkten. Lassen Sie uns damit
Jäger zum Naturmanagement ist. Wildes positiv in der Bevölkerung beginnen, denn wir sind die Exper-
Jetzt können wir die Bevölkerung verankern. Wir sollten, ja müssen ten für Wald und Wild.
Mangfallgebirge
Rückzugsräume der Natur
„Leider ist nur wenigen bewusst, dass sie ihre Freizeit in einem sehr sensiblen
Foto: Gebietsbetreuer
Lebensraum verbringen mit Tieren und Pflanzen, die teilweise vom Aussterben
bedroht sind. Die Bergwelt wird oft nur als Kulisse für die Freizeitgestaltung
wahrgenommen und nicht als Rückzugsraum der Natur.
Da fehlt es oft an der Tourvorbereitung z.B. mit einer Wanderkarte. Denn ohne
Vorbereitung sind die Schutzgebiete nicht bekannt, aber auch gefährliche
Stellen im Gebirge zur eigenen Sicherheit.
Doch bei etwa 90% stößt unsere Ansprache auf ein sehr positives Echo
und Informationen zum Gebiet und Natur werden gerne aufgenommen.
Daher ist die Vor-Ort Präsenz so wichtig, da Beschilderungen oft nicht
wahrgenommen werden. Nur 5 bis 10% haben für die Natur und Rücksicht-
nahme auf diese nichts übrig.“
FLORIAN BOSSERT
Gebietsbetreuer Mangfallgebirge am Landratsamt Miesbach
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3/2021 15IM KAMPF FÜR WILD UND
LEBENSRÄUME
Die Initiative „Respektiere Deine Grenzen“ hat ihren Ursprung im österreichischen
Vorarlberg und wird mittlerweile übergreifend in vielen Bundesländern praktiziert.
Berufsjäger Christoph Burgstaller stellt uns das nachahmenswerte Projekt unserer
Nachbarn vor.
Fotos: RDG
Beschilderungen zur Lenkung von Besuchern auf naturverträgliche Ski-
routen, Wanderwege und Bike-Trails sind wichtiger Bestandteil von RDG.
N ein, keine Angst, dies ist keine
Initiative, die für Jagdnachbarn
gedacht ist – obwohl es vielleicht
bei oft auf der Strecke. Dazu kommt
noch der enorme Freizeitdruck un-
serer Gesellschaft.
dafür gibt es fast flächendeckend
Tourismus, und diesen mittlerweile
schon fast 365 Tage. Fakt ist, unsere
für so manchen unter uns auch ein Wildtiere stehen mit dem Rücken zur
Gedankenanstoß sein könnte/sollte. Mit dem Rücken zur Wand Wand. Fakt ist auch, dass wir Jäger
Respektiere deine Grenzen – kurz Ein zusätzlicher Trend in den letz- zwar das umfangreichste und regio-
RDG – ist vielmehr eine Initiative, ten Jahren verschärft die Lage noch- nal das meiste Wissen über die Wild-
die alle Naturnutzer an einem Strang mals, denn bei vielen Mitbürgern tiere mitbringen, doch Fakt ist auch,
ziehen lässt. Wildtiere sind in der hat das Haustier Hund einen großen unsere Wahrnehmung in der Gesell-
heutigen Zeit die großen Verlierer, Stellenwert erfahren. Es gibt so viele schaft ist vielen Vorurteilen unter-
und zwar in allen Situationen und Vierbeiner wie nie zuvor und diese legen und so kämpfen wir meist mit
egal, in welchem Bundesland. benötigen Auslauf. Es ist keine Sel- der Verteidigung unseres Handelns,
So geht es dem Niederwild in un- tenheit mehr, dass man von wildern- bevor wir – wenn überhaupt – Ver-
seren östlichen Bundesländern seit den Hunden hört – sie werden zu teidiger unserer Wildtiere werden
Jahren nicht wirklich gut, denn der einem großen Streßfaktor für unsere und als solche respektiert werden.
Lebensraum verödet immer mehr Wildtiere.
durch die intensive arrondierte Schwenkt man in die Alpenregionen, Der Verlust des Lebensraumes
Landwirtschaft, die überdimensio- ist zwar die Landwirtschaft in vielen RDG wurde in Vorarlberg gegründet
nierte Maschinerie ist akkord-ori- Bereichen weniger intensiv und auch und in weiterer Folge vom Bundes-
entiert und so bleibt das Wildtier da- wahrscheinlich nachhaltiger, aber land Salzburg übernommen. Bei die-
16 3/2021Fotos: RDG
Anlass genommen und Wildtiere
werden mit intensivsten Mitteln
verdrängt, verdrängt in Lebensräu-
me, die suboptimal sind.
Aber auch unsere sonnigen Bergrü-
cken, die im Winter den Wildtieren
als wichtige Vitamin-D-Spender die-
nen, werden zusehendst von Sport-
lern genutzt. All diese Faktoren set-
zen dem Wildtier unglaublich zu.
Schaden aus Unwissenheit
Aber am Ende des Tages kommt oft
RESPEKTIERE DEINE GRENZEN
dabei heraus, das einfach die Un-
Projektbeschreibung: RESPEKTIERE DEINE wissenheit daran schuld ist. Anlass
GRENZEN (RDG) ist ein Projekt, das die genug, mit einem gemeinsam Pro-
Gesellschaft im Umgang mit der Natur jekt RDG zu agieren. RDG ist eine In-
und deren Lebewesen sensibilisieren soll. itiative des Bundeslandes Salzburg
Gerade im Bereich „Natur“ ist vieles auf und im Ressort von Landesrat Josef
der Strecke geblieben, und so kommt es Schwaiger verankert. Ziel ist es, alle
bei Freizeitsuchenden immer wieder zu Freizeitnutzer – vom Kleinkind bis
Aktivitäten, die durch Unwissenheit oft zur ältesten Generation – aufzuklä-
bei Wildtieren Kettenreaktionen auslö- ren, ihnen die Zusammenhänge zu
sen, welche dann negative Einflüsse auf erläutern, die Notwendigkeit des Le-
den Wald haben. bensraumschutzes zu untermauern,
Ein plakatives Beispiel dafür sind Skitourengeher, die in sensible damit am Ende des Tages unsere
Ruhezonen der Gemsen eindringen oder Variantenskifahrer, die selbst die letzten Wildtiere nicht als alleinige Verlie-
unverspurten Hänge noch nutzen wollen. Aber auch die COVID-19 Situation hat gezeigt, rer dastehen!
wie groß der Drang zur Naturnutzung ist.
RESPEKTIERE DEINE GRENZEN ist eine Kooperation von Naturschutz, Land- und Forst-
wirtschaft und der Jägerschaft, aber keiner dieser Unterstützer steht im Vordergrund. DER AUTOR
Im Gegenteil: Die Initiative ist eine und soll als unabhängige Aufklärungsplattform
dienen und die Bevölkerung durch Aufklärung in der Natur lenken.
ser Initiative steht im Vordergrund es meist schon zu spät. Auslöser
das Wildtier und sein Lebensraum für all diese negativen Beispiele ist
und es lädt alle Freunde der Natur meist der Verlust des Lebensrau-
ein, dies zu bewahren. mes.
Das größte Laster unserer Mensch-
heit ist wohl „aus den Augen, aus Erbitterter Kampf für das
den Sinn“. Was der Mensch nicht Recht auf Lebensraum
mit eigenen Augen sieht oder er- Nur wenige besitzen die Leiden-
lebt, zählt meist nicht. Diese Tugend schaft und setzen sich erbittert für Berufsjäger Christoph Burgstaller
ist aber für Wildtiere eine mehr als den Lebensraum der Wildtiere ein. betreibt eine Jagdschule im Pinzgau. Er
ernsthafte, denn wenn man bei Jüngste Beispiele sind uns ja aus unterstützt das Projekt RDG im Salzbur-
Wildtieren Probleme in Form von der Medienwelt bekannt. Oft wird ger Land mit großem Engagement.
Wildschäden, Fallwild, etc. sieht, ist ein neu definierter Schutzwald als
3/2021 17BJV Organisation
NEUE STRUKTUR
FÜR MEHR EFFIZIENZ
Unsere neue Verbandsführung hat die Strukturen der Geschäftsstelle neu
geordnet. Den Mitgliedern im Präsidium wurden Referate zugeordnet, für die sie
sich verantwortlich zeichnen, und sowohl dem gesamten Präsidium als auch den
Mitgliedern gegenüber Ansprechpartner sind.
I m Rahmen der Präsidiumssit-
zung am 23.01.2021 in Feldkir-
chen wurde eine Neufestlegung
Innerhalb der Referate gibt es eine
klare Aufgabenzuweisung und eine
Vertretungsregelung (auch für die
Weisungsbefugnis im jeweils ande-
ren Bereich besteht nicht. Die Be-
reichsleitung für die Referate I bis
des Organigramms der BJV-Ge- Leitung). Die Referate I (Zentrale III wird zunächst kommissarisch
schäftsstelle beschlossen. Es wurde Dienste), II (Kommunikation) und von Frau Güttersberger übernom-
ein neues Organigramm vorgeschla- III (Aus- und Fortbildung) berich- men. Dr. Reddemann nimmt die
gen. Ansatz für eine Neufestlegung ten der für sie weisungsbefugten Leitung der Bereiche IV bis VI wahr.
war, dass das vorherige Organi- organisatorischen Bereichsleitung, Das Präsidium stimmte der Neuor-
gramm keine klaren Strukturen die Referate IV (Schalenwild und ganisation der Geschäftsstelle ein-
erkennen ließ, so waren fachbe- Veterinärwesen), V (Niederwild stimmig zu.
zogene Vertretungen nicht vorge- und Lebensräume) und VI (Wild-
sehen. Die Geschäftsstelle wird in tier-Monitoring, Digitalisierung) be- Neue Zuständigkeiten
sechs Referate gegliedert, die je- richten der für sie weisungsbe- im Präsidium
weils eine eigene Leitung haben. fugten fachlichen Bereichsleitung. Nach der Aufhebung der alten Ge-
schäftsordnung und Geschäftsver-
teilung wurden die Zuständig-
keiten neu verteilt. Sie regeln
das Procedere der Präsidiumsar-
PRÄSIDIUM
beit und die Zusammenarbeit mit
Wildland Stiftung
der Geschäftsstelle. Gewünscht war
BJV Service GmbH
eine Strukturierung der Zuständig-
COMPLIANCE
keiten der Präsidiumsmitglieder,
BEREICHSLEITER BEREICHSLEITER die mit der neuen Struktur der Ge-
Organisation Fachbereiche
schäftsstelle kompatibel ist.
Assistenz Assistenz
Es entstehen damit klare Zuordnun-
Datenschutz
Bereichsleiter
Organisation
Bereichsleiter
Fachbereiche gen, die eine dauerhafte und ver-
lässliche Zusammenarbeit mit der
REFERAT I REFERAT II REFERAT III REFERAT IV REFERAT V REFERAT VI Geschäftsstelle möglich machen.
Zentrale Dienste Öffentlichkeitsarbeit Aus- und Weiter- Hoch- und Rehwild, Natur, Umwelt & Wildtier-Monitoring,
bildung, Jagdrecht Habitate Forschung Digitalisierung
Durch die Definition entsprechen-
der Stellvertretungen wird sicher-
Das neue Organigramm: Die Geschäftsstelle wird künftig in sechs gestellt, dass das Präsi-
Referate gegliedert, die jeweils eine eigene Leitung haben. dium nach innen wie nach außen
jederzeit handlungsfähig ist. Ein-
20.01.2021 Orga_GF_2_BJVGeschäftsstelle_20210120.docx
18 3/2021Foto: Worawut/Adobestock (1), prviat (1), Graphiken: BJV
Verantwortungsbereiche der neuen Referate der BJV-Geschäftsstelle
R. Pollner E. v. Gemmingen-
R. Pollner / J. Wiese E. Weidenbusch S. Ziegler R. Weigert
Dr. D. Schrems- Hornberg
E. Weidenbusch R. Pollner M. Landsmann M. Landsmann
Scherbath R. Weigert
REFERAT IV REFERAT V REFERAT VI
REFERAT I REFERAT II REFERAT III Aus- und
Schalenwild und Niederwild und Wildtier-Monitoring,
Zentrale Dienste Kommunikation Weiterbildung
Veterinärwesen Habitate Digitalisierung
Präsidialbüro Presse Landesjagdschule Hochwild Niederwild o. Rehwild Wildtier-Monitoring
Human Ressources Soziale Medien Wunsiedel Rehwild Natur-, Artenschutz Datenmanagement
Finanzen / Förderung Internetauftritt Otterhaus Mauth Forstwirtschaft Biotopgestaltung IT-Entwicklung
Zentraler Einkauf Verbandsorgane SZ Amerdingen Wildtierkrankheiten Landwirtschaft Jagdstrategien
Dienstleistungen
Mitgliederverwaltung Mitgliederwerbung Wildschäden WL Stiftung & Reviermanagement
Akademie
Veranstaltungen Umweltbildung Schriftenreihe Revier-, Jagdschutz
IT-Support Jagdkultur Tierschutz ASP-Bekämpfung
Dienstleistungen
WL Stiftung & Wildbrethygiene Schießwesen
Akademie
Gebäudemanagement
Hundewesen
stimmig wurde folgender Beschluss berufen. In der Aussprache wurde
verabschiedet: Die Geschäftsord- die breite Unterstützung des An-
nung und Geschäftsverteilung des trags deutlich. Auf Nachfragen zu
Präsidiums und die Zuständigkei- der zukünftigen Rolle wurde Robert
ten der Mitglieder des Präsidiums Pollner gemäß § 9 Absatz 1 Satz 3
des Bayerischen Jagdverbandes der Satzung formal zum Mitglied
werden entsprechend den Anla- des geschäftsführenden Präsidiums
gen „Geschäftsordnung“ und „Ge- bestimmt.
schäftsverteilung und Zuständig- Der Präsident wird fortan ermäch-
keiten im Präsidium festgelegt. tigt, sein Weisungsrecht gegenüber
Mitarbeitern der Geschäftsstelle
Der Generalsekretär ganz oder teilweise auf einen Gene-
Robert Pollner wurde von den Mit- ralsekretär zu übertragen. Das Prä-
gliedern als Beisitzer gewählt, wo- sidium beruft den Beisitzer Robert
bei allen Mitgliedern deutlich kom- Pollner zum ehrenamtlichen Ge- Robert Pollner wurde einstimmig zum
muniziert war, dass er die Funktion neralsekretär des BJV, der in enger Generalsekretär des BJV berufen.
eines Generalsekretärs wahrneh- Zusammenarbeit mit den Bezirks-
men soll. vorsitzenden die Serviceleistungen
Die Position eines Generalse- der Geschäftsstelle gegenüber den
kretärs gab es bisher im Prä- Bezirksgruppen und Kreisgruppen ner Funktion als Generalsekretär
sidium nicht; Aufgaben, Kompe- sicherstellen wird. Das Präsidium treiben die Verbesserungsprozesse
tenzen und Verantwortung dieses stimmt der angepassten Beschluss- in Geschäftsstelle und Präsidium
Beisitzers waren deshalb durch Be- vorlage einstimmig zu. für die Mitglieder mit aller Kraft
schluss des Präsidiums zu regeln. Die neue Verbandsführung mit Prä- voran – gemeinsam für alle Mitglie-
Robert Pollner wurde zum ehren- sident Ernst Weidenbusch an der der des Bayerischen Jagdverbandes,
amtlichen Generalsekretär des BJV Spitze und Robert Pollner in sei- gemeinsam für unsere Jagd.
3/2021 19BJV aktuell
Mitgliederversammlung in Corona-Zeiten
In den Mitgliedsvereinen stehen nun im Frühjahr üblicherweise die jährlichen
Mitgliederversammlungen an, doch fast flächendeckend müssen sie 2021 verschoben
oder gar abgesagt werden. BJV-Justiziarin Dr. Diane Schrems-Scherbarth erklärt,
wie der Gesetzgeber die Frage gelöst hat.
H insichtlich der Pandemie ist die
Durchführung einer Jahreshaupt-
versammlung für die Vorstände ein
zuführen, an welcher dann auch alle
Mitglieder teilnehmen könnten.
Der Gesetzgeber hat auf dieses
enthält, dass Vorstände im Amt blei-
ben, bis Nachfolger gewählt sind. In
diesen Fällen sind Vereine ohne Vor-
schwierig durchzuführendes Unterfan- Problem, welches viele Vereine ha- stand, wenn eine Wahl nicht rechtzei-
gen. Doch ist eine Verschiebung der ben, reagiert und mit dem im Dezem- tig erfolgt ist.
Mitgliederversammlung und der Vor- ber 2020 eingefügten § 5 Abs. 2a Das COVZvRMG regelt in Art. 2 § 5
standswahlen bei unseren Kreisgrup- COVZvRMG klärend ergänzt, dass der Abs. 1 nunmehr, dass auch ohne ei-
pen überhaupt rechtssicher möglich? Vorstand einer Kreisgruppe abwei- ne solche satzungsmäßige Bestim-
chend von § 36 BGB nicht verpflichtet mung Vorstände im Amt bleiben,
Grundsätzlich müssen die Kreisgrup- ist, die in der Satzung vorgesehene bis Nachfolger bestellt sind oder eine
pen Mitgliederversammlungen als ordentliche Mitgliederversammlung Abberufung erfolgt.
Präsenzveranstaltungen durchfüh- einzuberufen, solange die Mitglieder Insoweit muss eine Mitgliederver-
ren. Weil das durch das Infektions- sich nicht an einem Ort versammeln sammlung vom Vorstand jetzt nicht
schutzgesetz derzeit untersagt ist, dürfen, und die Durchführung der einberufen werden, wenn die Amts-
bietet das Corona-Abmilderungsge- Mitgliedersammlung im Wege der zeit der Vorstände endet und eine
setz Erleichterungen für Mitglieder- elektronischen Kommunikation für entsprechende Fortführungsklausel
versammlungen und Beschlussfas- den Verein oder die Vereinsmitglieder in der Satzung fehlt.
sungen von Vereinen. nicht zumutbar ist.
Viele kleine Kreisgruppen verfügen
nicht über ausreichende Mittel, um die Ausbleibende Wahl von
Foto: P. Schlosser
jährliche Mitgliederversammlung als Vorstandsmitgliedern
virtuelle Mitgliederversammlung oder Grundsätzlich lassen sich bei Vor-
Briefwahl gemäß § 5 Abs. 2 COVZvRMG liegen der entsprechenden Voraus-
durchzuführen. Teilweise fehlen aber setzungen nach § 29 BGB auf Antrag
auch die entsprechende Bereitschaft (Not-)Vorstandsmitglieder durch das
der Mitglieder zur Abhaltung einer vir- Amtsgericht bestellen - soweit ein
tuellen Mitgliederversammlung. Verein nicht über die erforderlichen
Überdies besteht aber auch bei man- Mitglieder eines Vorstandes verfügt.
chen Kreisgruppen die Befürchtung, Dies ist aber nur notwendig, wenn
dass bei der Briefwahl weniger als die faktisch kein Vorstand mehr im Ver-
Hälfte der Mitglieder sich zurückmel- ein vorhanden ist und überdies dieser
det und dann das Geld und der große bereits im Vereinsregister ausgetra-
Aufwand umsonst waren. gen wurde.
In manchen Satzungen ist für die
Rechtliche Unterstützung für Amtszeit eines Vorstandes eine be-
die Vereinsvorstände stimmte Amtszeit vorgesehen. Endet
Die meisten Kreisgruppen sind über- die Amtszeit durch Zeitablauf, schei-
dies aufgrund ihrer Altersstruktur det der Vorstand ersatzlos aus, wenn BJV-Landesjustiziarin Dr. Diane Schrems-
nicht bereit oder in der Lage, eine vir- kein neuer Vorstand gewählt wurde Scherbarth ist Rechtsanwältin und Schatz-
tuelle Mitgliederversammlung durch- und die Satzung auch keine Vorschrift meisterin der Kreisgruppe Regensburg.
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