Julian Prégardien Gutes Konzept Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors - Kölner Philharmonie

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Julian Prégardien Gutes Konzept Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors - Kölner Philharmonie
Julian Prégardien
Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors

Gutes Konzept
Start in die Konzertsaison 2020/2021 unter neuen Bedingungen

FELIX! Original. Klang. Köln.
Ein langes Spätsommerwochenende voller aufregender Live-Konzerte

                                                                                  NR. 2
                                                                         AUG/SEPT 2020
Julian Prégardien Gutes Konzept Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors - Kölner Philharmonie
FOTO © NORBERT KNIAT
                                                                                                                                 Editorial

                                                                                          Liebe Besucherinnen und Besucher,
                                                                                          liebe Freundinnen und Freunde der
                                                                                          Kölner Philharmonie,

                                                                                         wenn man sich über die letzten Mona-

Yuja
                                                                                         te unterhält, findet ein Aspekt in den
                                            Gesprächen immer wieder Erwähnung. Neben den Sorgen um Gesundheit und
                                            wirtschaftliche Existenz wird für viele Menschen diese Zeit vor allem durch eines in
                                            Erinnerung bleiben: Der Bruch mit dem vertrauten Alltag äußerte sich in der unge-
                                            wohnten Stille allerorten.

                                            Wie stark sie das Kulturleben und die Kölner Philharmonie vermissen, haben uns
                                            viele Konzertbesucherinnen und -besucher gezeigt. In der Krise haben sie uns ihre
                                            Treue zum Ausdruck gebracht und u. a. durch ihre Rückmeldungen und oft durch Er-

Wang
                                            stattungsverzicht bewiesen, wie sehr ihnen die Kölner Philharmonie am Herzen liegt.
                                            Ich danke Ihnen allen dafür!

                                            In der Zwischenzeit haben wir mit den Künstlerinnen und Künstlern ein Konzert-
                                            programm ausgearbeitet, das an die Veränderungen, die sich aus der COVID-19-
                                            Pandemie ergeben, angepasst ist. Dass in dieser Zeit keine großen internationalen
                                            Orchesterkonzerte stattfinden können, versteht sich von selbst. Jetzt ist eher die
                                            Gelegenheit, die kleineren Formationen und Kammermusik in unterschiedlichen
                                            Konstellationen schätzen zu lernen. Auch einen Großteil der Abonnements konnten
                                            wir glücklicherweise neu auflegen.

                                            Es gilt, ein anregendes und abwechslungsreiches Konzertprogramm zu entdecken.
                                            Mit dem Festival für Originalklang FELIX! starten wir in die Spielzeit. Das Festivalpro-
                                            gramm, die Gesamtübersicht der Spielzeit 2020/21 und unsere Abonnements stehen

       SEP 06                               Ihnen online unter koelner-philharmonie.de zur Verfügung. Um aktueller auf die
                                            Auswirkungen der Corona-Pandemie reagieren zu können, haben wir die Erschei-
                                            nungsweise des Magazins umgestellt: Das Magazin berichtet jetzt monatlich aus-

  FESTKONZERT ZUR                           führlich über die stattfindenden Konzerte des kommenden Monats. Einen Überblick
                                            über die nächsten Konzerte verschafft Ihnen statt der gewohnten Jahresvorschau

 SAISONERǾFFNUNG                            eine verkürzte Ausgabe, die mit den Konzertterminen im August und September be-
                                            ginnt und dann alle vier Wochen erscheint.

WANG.GO-TICKETS.DE                          Vielen von Ihnen wurde in den letzten Monaten durch den Verzicht bewusst, dass
                                            Kultur nicht ein Plus, ein Sahnehäubchen ist, sondern ein wesentlicher Bestandteil
                                            unseres Alltags. Ein Konzert live zu erleben bereichert auf vielerlei Weise. Aber be-
                                            kanntlich ist es die Stille, aus der die Musik entsteht.
                                            Wir freuen uns auf eine neue Saison mit Ihnen!

                                            Ihr

                                            Louwrens Langevoort
                                            Intendant

                                                                                                                                             Das Magazin   3
Julian Prégardien Gutes Konzept Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors - Kölner Philharmonie
2020 | 2021
                                                 AUGUST / SEPTEMBER 2020
                                                                                                                                                                                     FORUM ALTE MUSIK KÖLN
                                                                                                                                                                                     SONNTAGSKONZERTE | 17 UHR
                                            06	Nacht der Dichterliebe
                                                Julian Prégardien und die Lyrik Clara und Robert Schumanns

                                                                                                                                                                                                                            m+k e.V.

                                                                                                                                                                                     06.09.20 17H WDR-FUNKHAUS
                                                                                                                                                                                     andreas scholl
                 EROICA                                                                                                                                                              ensemble 1700
                                                                                                                                                                                     dorothee oberlinger
FR 18. & SA 19. September 2020                                                                                                                                                       11.10.20 17H WDR-FUNKHAUS
           Kölner Philharmonie                                                                                                                                                       davit melkonyan
                                                                                                                                                                                     christophe coin
                     20.00 Uhr                      Sir András Schiff

                                                                                                                                                                                     08.11.20 17H TRINITATISKIRCHE
                                                                                                                     Janine Jansen
      Ludwig van Beethoven/Robert Levin
                                             8	Edelklang                                                                                                                            ensemble vintage köln
                                                Die Sächsische Staatskapelle Dresden und András Schiff
                   Ludwig van Beethoven     10	»Es ist so schön, dass Sie wieder da sind!«                  20	Ekstase und Erschrecken
                                                Gutes Hygienekonzept macht Konzerte wieder möglich               Janine Jansen, die Münchner Philharmoniker und Valery Gergiev       20.12.20 17H TRINITATISKIRCHE
                 WDR Sinfonieorchester      12	Rhythmus im Blut                                             22	Von der Waldidylle zum Höllenbankett                                rheinische kantorei
                                                Die Perkussionistin Vanessa Porter                               Ein Klavierabend mit Seong-Jin Cho
                Cristian Măcelaru Leitung
                                            13	Selbstermächtigende Spiele                                   24	Teilzeit-Ehe zu fünft!
                                                                                                                                                                                     das kleine konzert
                                                Das Ensemble Musikfabrik erfindet sich neu                       Das neuformierte Artemis Quartett trifft auf Gründer Eckart Runge
                                                                                                                                                                                     hermann max
                                            14	FELIX! – ein Festival nicht nur für Barockmusik-Fans
                                                Ein langes Spätsommerwochenende voller Live-Musik
                                                                                                                                                                                     31.01.21 17H TRINITATISKIRCHE
                                                                                                                                                                                     vokalensemble
                                                                                                                                                                                     voces suaves basel
                                                                                                                                                                                     25.04.21 17H Ort wird kurzfristig bekanntgegeben
                                                                                                                                                                                     hamburger ratsmusik
                                                                                                                                                                                     simone eckert
                                                                                                                                                                                     30.05.21 17H TRINITATISKIRCHE
                                                                                                                                                                                     harmonie universelle
                                                                                                                                                                                     florian deuter
                                                                                                                                                                                     mónica waisman
                                                                                                                                                                                     13.06.21 17H WDR-FUNKHAUS
                                                                                                                     SIGNUM und Alexej Gerassimez
                                                                                                                                                                                     hannah morrison
                                                    Jörgen van Rijen
                                                                                                                                                                                     alex potter
                                                                                                             25	Instrumente der »Volkszersetzung«?                                  nuovo aspetto
                                                                                                                 Saxophonquartett SIGNUM mit Schlagzeuger Alexej Gerassimez
                                            16	Offen für Neues                                              26	Colors
                                                                                                                                                                                     Einheitspreis je Konzert 20 Euro (ermäßigt 12 Euro)
                                                Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn                   Max Mutzke & monoPunk
                                            17	Klangvolle Stille                                            28	Quadratur des Kreises                                               8 Konzerte im Abonnement 130 Euro (ermäßigt 75 Euro)
                                                Das Minguet Quartett präsentiert Luigi Nono                      Herausforderungen und Chancen in der »neuen Normalität«             mspering@hotmail.com
                                            18	Familienkonzert mit Johannes Stankowski                      29	Mit viel Elan in die neue Spielzeit                                 Info und Tickets: 0221-552558 | www.forum-alte-musik-koeln.de
                                                In seinen Liedern steht die ganze Familie im Mittelpunkt         Cristian Măcelaru, eine der gefragtesten Musikerpersönlichkeiten
                                            18	Exkursion ins Unbekannte                                     30	Infos zum Kartenkauf – Impressum – Bildnachweis
                                                Dell Lillinger Westergaard feat. Tamara Stefanovich              Kontaktdaten und Sitzplan
Julian Prégardien Gutes Konzept Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors - Kölner Philharmonie
Nacht der
                                                                                                                                     Konzerttermin
                                                                                                                                     Sonntag, 6. September 2020 20:00
                                                                                                                                     Nacht der Dichterliebe
                                                                                                                                     Julian Prégardien Tenor
                                                                                                                                     Sandrine Piau Sopran

        Dichterliebe
                                                                                                                                     Eric Le Sage Klavier
                                                                                                                                     Lia Pale Gesang
                                                                                                                                     Mathias Rüegg Klavier
                                                                                                                                     Die Nacht der Dichterliebe (mit Liedern und Duetten von
                                                                                                                                     Robert und Clara Schumann sowie »Dichterliebe op. 48«)
                                                                                                                                     Gefördert vom Kuratorium KölnMusik e.V.

               Julian Prégardien wirft mit Musikerfreunden einen neuen Blick auf
                        die Sehnsuchtslyrik Clara und Robert Schumanns.

     Was könnte besser in diese Zeit passen als ein intimes Kam-     Mit Eric Le Sage steht ihm dabei nicht irgendein Pianist zur
     merkonzert in kleinem Rahmen, gemeinsames Musizieren            Seite, denn der Franzose ist der Schumann-Experte unse-
     mit Freunden und Kollegen. Das gab’s so übrigens schon im       rer Tage: Jahrelang hat er sich intensiv mit der Tastenmusik
     19. Jahrhundert, bei den berühmten »Schubertiaden« etwa,        des Romantikers auseinandergesetzt und dessen gesamtes
     bei denen der Liederfürst im privaten Rahmen Musik mit          Klavierschaffen auf CD eingespielt. Und auch Sandrine Piau
     befreundeten Künstlern machte. Es ging um die Kunst, aber       ist keine Unbekannte für Julian Prégardien. Die Sopranistin
     auch um das gesellige Beisammensein und den kommuni-            war schon bei einigen Liedern auf dem »Dichterliebe«-Al-
     kativen Austausch. Genau das ist auch die Welt von Julian       bum mit von der Partie. Ähnlich wie für den Tenor spielt das
     Prégardien, den die Fachzeitschrift »Fono Forum« im letzten     Lied auch für die Französin eine zentrale Rolle, und ebenso
     Jahr als den »vielleicht vollkommensten Lied-Tenor unse-        wie dieser findet ihre so flexible und schön timbrierte Stim-
     rer Tage« bezeichnete. Obwohl auch auf der Opernbühne           me im Detailreichtum der kostbaren Miniaturen immer die
     zuhause, liegt ihm besonders die kleine Form mit ihrem          richtigen Zwischentöne.
     Nuancenreichtum am Herzen – und der direkte, unmittel-
     bare Austausch mit seinem Publikum. Schon früh in seiner        Es sind ganz subjektive und fein ausgestaltete Einblicke in
     Karriere hat er daher mit Konzertformen experimentiert, in      die Lied-Welt des 19. Jahrhunderts, die uns die drei Künstler
     denen die klassische Trennung von Bühne und Zuschauer-          gewähren. Und sie werden in diesem so besonderen Kon-
     raum aufgehoben wurde, um einen intimen Rahmen für das          zert durch einen ganz anderen Blickwinkel ergänzt. Für den
     aufmerksame Zuhören zu schaffen.                                sorgt die Sängerin Lia Pale mit ihrem Klavierpartner Mathi-
                                                                     as Rüegg, die sich in den letzten Jahren ebenfalls intensiv
     Ebenso wichtig ist Prégardien aber auch die Zusammen-           mit dem Lied-Schaffen Schumanns auseinandergesetzt
     arbeit mit vertrauten Partnern, dem Pianisten Eric Le Sage      haben. Jedoch nähern sie sich den Kompositionen aus ei-
     zum Beispiel. Bereits vor einigen Jahren planten die beiden     ner gänzlich anderen Richtung, der modernen Populärmu-
     eine Aufnahme der »Dichterliebe«, die 2018 dann auf CD er-      sik nämlich. Mal streichelt die Sängerin die Töne mit ihrer
     schienen ist. Diese ist nicht einfach nur eine Neueinspielung   sanften Pop-Stimme, dann wieder würzt sie die Musik mit
     von Schumanns berühmtem Liederzyklus, sondern ein neu-          Jazz-Harmonien. Das klingt »duftig, locker und charmant«,
     erlicher Beweis für die Neigung des Sängers, einen eige-        wie die »Neue Musikzeitung« über das Album urteilte. Auf
     nen, aktuellen Zugriff auf die alten Meisterwerke zu finden.    einmal klingen die Lieder so ganz anders und neu – und
     Bei den Vorbereitungen zur Aufnahme stieß Julian Prégar-        bleiben doch im Kern immer Schumann.
     dien mit seinem Klavierpartner auf eine neue kritische No-      Bjørn Woll
     tenausgabe, in der die Erstentwürfe Schumanns zu einigen
     Liedern enthalten waren. Ausgehend von den rhythmisch
     und deklamatorisch abweichenden Frühfassungen entwi-
     ckelte der in der Alten Musik geschulte Sänger einen histo-
     risch informierten Interpretationsansatz für die vermeintlich
     so bekannten Lieder Schumann.                                                                                                   Julian Prégardien

6   Das Magazin
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                                                                                                                                                                                                                                            Jonas Kaufmann Selige Stunde
                                                                                                                                                                                                                                      Jonas Kaufmann hat mit seinem Klavierbegleiter Helmut
                                                                                                                                                                                                                                      Deutsch ein sehr persönliches Lied-Album aufgenommen.
                                                                                                                                                                                                                                       Mit romantischen Liedern von Beethoven, Schumann,
                                                                                                                                                                                                                                                  Brahms u.a. jonaskaufmann.com

Die Sächsische Staatskapelle Dresden und András Schiff
präsentieren Perlen der Romantik

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Erhältlich ab 4.9.20
Konzerttermin
Mittwoch, 23. September 2020, 21:00
Sir András Schiff Klavier
Sächsische Staatskapelle Dresden                                                                                                                                                                                                          Regula Mühlemann Mozart Arias II
Myung-Whun Chung Dirigent
                                                                                                                                                                                                                                       Auf Mühlemanns erstes, mit dem Preis der Deutschen
Mit Werken von Antonín Dvořák und Johannes Brahms
                                                                                                                                                                                                                                      Schallplattenkritik ausgezeichnete Mozart-Album folgt nun
                                                                                                                                                                                                                          Sir András Schiff
                                                                                                                                                                                                                                      Teil 2 mit neun weiteren Opern- und Konzertarien mit dem
                                                                                                                                                                                                                                   Kammerorchester Basel unter Umberto Benedetti Michelangeli.
                                                                                                                                                                                                                                    Darunter virtuose wie berührende Arien aus Die Zauberflöte,
                                                                                                                                                                                                                                      Lucio Silla, Zaide, Idomeneo u.a. regulamuehlemann.com
Ein »junger Löwe« sei Johannes Brahms gewesen, als er sein erstes       von Brahms’ genialischem Konzert-Erstling zum Leuchten bringen.            Dvořák an Brahms’ Raffinesse orientiert, ein im Grunde knappes
Klavierkonzert zu Papier brachte. Seine Pranke – so beschrieb es        Der für sein feinsinniges, glasklares und stets kraftvolles Spiel gefei-   Themen-Material weit ausgreifend und tief durchgreifend zu verar-
einmal trefflich der Dirigent und Musikologe Peter Gülke – schlüge      erte Virtuose wird dabei von der Sächsischen Staatskapelle Dres-           beiten (außerdem zitierte er das Cellosolo vom Beginn des dritten
mit »herrlicher Respektlosigkeit« schon zu Beginn des Kopfsatzes        den begleitet. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von            Satzes von Brahms’ kurz zuvor erschienenem zweiten Klavierkon-
allen Traditionen ins Gesicht. In den aufwühlenden Anfangstak-          Myung-Whun Chung, der seit der Spielzeit 2012/2013 die Position            zert). Brahms war es gewesen, der den zunächst vor allem im Pra-
ten verarbeitete der erst 23-Jährige seine Erschütterung über den       des Ersten Gastdirigenten dieses Edel-Klangkörpers bekleidet – ein         ger Raum bekannten Dvořák seinem Berliner Verleger empfohlen
Selbstmordversuch seines Mentors Robert Schumann. Später ließ           Amt, das für diesen ebenso tief empfindenden wie entschlossenen            hatte. Die von diesem daraufhin in Auftrag gegebenen Slawischen

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Erhältlich ab 11.9.20
er im Mittelsatz seine Gefühle für Clara Schumann anklingen: »Auch      Musiker erstmals geschaffen wurde. Das traditionsreiche Orches-            Tänze verhalfen dem Enddreißiger ausgerechnet mit ihrem natio-
male ich an einem sanften Porträt von Dir, das dann Adagio werden       ter drückte damit die außerordentliche Wertschätzung aus, die es           nalen Flair zum internationalen Durchbruch. Vor allem in London
soll«, kündigte er der inzwischen verwitweten Freundin an (und als      dem auf der ganzen Welt gefragten Maestro entgegenbringt. Dieser           war Dvořák bald schon ein gern gesehener Gast. Immer wieder bat
ob er diese Andeutung seiner Zuneigung überspielen wollte, setzte       wiederum gerät ins Schwärmen über den »einzigartigen Klang« der            man ihn – den die Times als »musical hero of the hour« bejubelte!
er unvermittelt fort: »Ich bin unten in meiner Stube und mache mir      Dresdner, der von einer »einzigartigen menschlichen Wärme« er-             – die Stadt an der Themse mit seiner Musik zu beehren. Im Jahr
jeden Mittag wieder mit größter Vorsicht und mit vielem Behagen         füllt sei. Und Menschlichkeit gälte ihm, so der bescheidene Pultstar,      1885 brachte Dvořák, nun Mitte Vierzig, in der englischen Haupt-
den Kartoffelsalat.«) Das durch und durch romantische Konzert,          als allerhöchstes Gut.                                                     stadt auch die siebte Sinfonie zur Uraufführung. Düster und dra-                                 Igor Levit Encounter
welches ein rhythmisch packender Finalsatz krönt, scheint das auf-                                                                                 matisch in den Ecksätzen, dafür licht und feierlich im zweiten Satz                Das neue Album mit Bach- und Brahms-Bearbeitungen
regende (Innen-)Leben des jungen Komponisten mit all seinen Hö-         Die Staatskapelle und Myung-Whun Chung eröffnen den Abend                  und voller (mitunter allerdings leicht infernalischer) Lebenslust im                     von Ferruccio Busoni und Max Reger sowie
                                                                                                                                                                                                                                         Palais de Mari von Morton Feldman. Igor-levit.de
hen und Tiefen widerzuspiegeln. Er selbst, mittlerweile 25 Jahre alt,   mit der siebten Sinfonie von Antonín Dvořák, welcher man beson-            Scherzo – Antonín Dvořák wusste die Komplexität à la Brahms mit
saß am Klavier, als das Werk 1859 in Hannover uraufgeführt wurde.       ders die Auseinandersetzung mit dem Schaffen seines Förderers              der Melodienseligkeit seiner böhmischen Heimat zu verschmelzen.
In der Kölner Philharmonie wird nun Sir András Schiff den Solopart      und Freundes Johannes Brahms anmerkt. Vor allem hier hatte sich            Oliver Binder                                                                               WWW.SONYCLASSICAL.DE

8    Das Magazin
Julian Prégardien Gutes Konzept Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors - Kölner Philharmonie
»Es ist so
                                                                                                                                                     schön, dass
                                                                                                                                                     Sie wieder
                                                                                                                                                     da sind!«
                                                                                                                                                     Gutes Hygienekonzept macht Konzerte in                                                      AUSSERGEWÖHNLICHER KLANG –
                                                                                                                                                     der Kölner Philharmonie wieder möglich                                                         EINZIGARTIGES ERLEBNIS
                                                                                                                                                                                                                                                          Tauchen Sie ein in die C. Bechstein Welt und
                                                                                                                                                                                                                                                    begeben Sie sich auf eine Klangreise in unserem Centrum.
                                                                                                                                                     hat sie noch gefroren. Denn damit das Virus keine Chance zur Aus-
                                                                                                                                                                                                                                       C. Bechstein Centrum Köln · In den Opern Passagen · Glockengasse 6 · 50667 Köln
                                                                                                                                                     breitung hat, pumpt die Klimaanlage auf Hochtouren Frischluft in                           +49 (0)221 987 428 110 · koeln@bechstein.de · bechstein-koeln.de
Eingangsbereich der Kölner Philharmonie im Juni                                                                                                      den Saal. Dann spürt die Sängerin, die im ärmellosen blauen Kleid
                                                                                                                                                     auftritt, nichts mehr von den kühlen Temperaturen – Singen ist eben
                                                                                                                                                     Schwerstarbeit. Doch alles klingt leicht und mühelos an diesem

»Ich bin sehr gespannt«, sagt Ute Brode, die mit anderen Besuchern
vor der Kölner Philharmonie darauf wartet, dass sich die Türen für die
                                                                          eneregeln lassen nur ein paar hundert Besucher zu. »Die Nachfrage
                                                                          war groß, die Vorfreude ist riesig«, berichtet Mark Pilgram, der vor dem
                                                                                                                                                     Abend, der den romantischen Zauber von Mondschein, Frühlingser-
                                                                                                                                                     wachen und Waldeinsamkeit beschwört, und zwar ganz ohne Pause.
                                                                                                                                                     Auch das ist ungewohnt für die Sopranistin: »Liederabende sind ja nie
                                                                                                                                                                                                                                           Aktuelle Infos zum
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Abonnenten erstmals wieder öffnen. Drei Monate hat die Ärztin aus
Lohmar kein Konzert besucht, nun hofft sie auf die musikalische Be-
freiung aus der Isolation. Den Bann in der Corona-Krise wird die Sop-
                                                                          Konzerthaus beobachtet, wie sich die Gäste namentlich registrieren
                                                                          lassen. Als Verkaufsstellenleiter von KölnMusik Ticket hat er zahlreiche
                                                                          Anrufe von Abonnentinnen und Abonnenten erhalten, die sich erkun-
                                                                                                                                                     ein Spaziergang. Aber in der Krise hatte ich so viel Zeit zum Üben und
                                                                                                                                                     zum Konditionsaufbau, dass ich nun in einer wirklich guten Form bin.«                 Hygienekonzept
ranistin Anna Lucia Richter mit Liedern der Romantik lösen. Auch für      digten, »wann es denn endlich wieder los geht«.                            Das beweist dieses Konzert, das für die Sängerin eine zusätzliche He-                 Um den Veranstaltungsbetrieb in der Kölner Philharmonie zu ge-
die Künstlerin selbst eine aufregende Perspektive: »Ich hatte mich dar-                                                                              rausforderung bereithält: In ihrem Blickfeld sind fast nur leere Plätze.              währleisten, wurde ein strenges Hygienekonzept von der KölnMu-
auf eingestellt, bis zum Winter keine Konzerte mehr zu geben«, erklärt    Los geht es, indem die Besucher einzeln eingelassen werden - mit ei-       »Wo singt man hin?« Diese Frage beschäftigt Anna Lucia Richter, aber                  sik aufgestellt. Wenn die so genannte besondere Rückverfolgung
sie später. Doch dann sei die Anfrage von Intendant Louwrens Lange-       nem Sprühstoß aus der Desinfektionsflasche. Auftakt zu einem Kon-          nur zum Auftakt, in dem sie Gustav Mahlers »Urlicht« aus der Stille                   durch Konzertveranstalter gewährleistet ist, können jetzt sogar bis
voort gekommen. »Eine tolle Überraschung!«                                zerterlebnis pur. Denn das Foyer ist nahezu leer, auf Gastronomie und      aufleuchten lässt. Die besondere Stimmung des Publikums habe sie                      zu 1000 Gäste auch ohne einen Mindestabstand von anderthalb
                                                                          CD-Verkauf wird noch verzichtet. Doch der üppige Blumenstrauß              getragen, erklärt sie nach dem Konzert. »Es war wirklich eine Wonne!«                 Metern im Saal platziert werden. Der Einlass in die Kölner Philhar-
»Einen Spalt breit«, wie es die Gastgeber behutsam formulieren, soll      prangt als Willkommensgruß am gewohnten Platz. Und einen innigen           Zumal ihr der Saal schon aus Kindertagen vertraut ist, denn Anna Lu-                  monie beginnt 45 Minuten vor Konzertbeginn. Bitte halten Sie beim
sich die Philharmonie wieder öffnen. Denn die Abstands- und Hygi-         »Blumengruß« wird auch die Sängerin später mit Hugo Wolf in den            cia Richter ist gebürtige Kölnerin, die ihre ersten sängerischen Erfah-               Einlass und auf allen Wegen im Haus den Mindestabstand von 1,5
                                                                          Saal schicken.                                                             rungen im Mädchenchor am Kölner Dom sammelte.                                         Metern zu anderen Gästen ein. Ihre Mund-Nasen-Maske dürfen Sie
                                                                                                                                                                                                                                           gern zum Konzertbeginn ablegen. Alle Konzerte finden vorerst ohne
                                                                          Hier markieren blaue Gurte gut sichtbar die Sicherheitszonen. Das Fo-      Vom Publikum verabschiedet sich die 30-Jährige mit den Worten:                        Pause statt und sind zunächst auf eine Dauer von unter 90 Minuten
                                                                          yerteam agiert in verstärkter Besetzung und weist die Plätze zu. Jede      »Von diesem Abend werde ich noch meinen Enkeln erzählen«.                             angelegt. Gute Durchlüftung vermeidet Infektionen. Deshalb wird die
                                                                          zweite Reihe ist gesperrt, zum Nachbarn bleiben stets drei Sitze Ab-                                                                                             Klimaanlage mit Frischluft-Zufuhr in der Kölner Philharmonie in vol-
                                                                          stand – man fühlt sich ein bisschen wie auf einer Insel. Und wann hat      Ute Brode kann das jetzt schon. »Es war ein fantastischer Abend«,                     lem Einsatz sein. Wir empfehlen Ihnen, auch bei sommerlichen Au-
                                                                          man das schon einmal erlebt: Dass das Pausensignal keinen Besucher         sagt die vierfache Großmutter anschließend. Das Hygienekonzept des                    ßentemperaturen wärmere Kleidung zu tragen. Ein gastronomisches
                                                                          mehr in den Saal rufen muss, weil fast alle schon auf ihren Plätzen        Hauses hat die Medizinerin überzeugt: »Ich habe mich zu jeder Zeit                    Angebot wird es nicht geben. Für alle Konzerte, die in den kom-
                                                                          sitzen?                                                                    sicher gefühlt.« Beeindruckt ist sie nicht nur von der Spitzenleistung                                     menden Monaten in der Kölner Philharmonie
                                                                                                                                                     des Duos, sondern auch von der dichten Atmosphäre eines »Wohn-                                             stattfinden, gelten weitere besondere Vorschrif-
                                                                          »Es ist so schön, dass Sie wieder da sind«, begrüßt Intendant Lan-         zimmerkonzerts im Großformat«. Auf ihren Reisen hat sie zahlreiche                                         ten, über die Sie sich beim Kartenkauf und auf
                                                                          gevoort das Publikum und löst damit einen kleinen Juchzer aus: Die         Konzertsäle kennengelernt. Doch die besondere Qualität der Kölner                                          der Homepage der Kölner Philharmonie unter
                                                                          Anspannung weicht, die auch Anna Lucia Richter und ihr Klavierbe-          Philharmonie weiß sie nun aufs Neue zu schätzen: »Auch wenn die                                            koelner-philharmonie.de/besucherregistrierung
     Hygiene von Anfang an                                                gleiter Gerold Huber registriert hat. »Uns beiden war sehr feierlich zu-   Besucher weit auseinander sitzen mussten, die Form des Amphithea-                                          informieren können. (Stand: 1. August)
                                                                          mute«, sagt sie später über die ersten Minuten. In der Anspielprobe        ters hat alle miteinander verbunden.« Annette Schroeder                                                    km

10     Das Magazin
Julian Prégardien Gutes Konzept Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors - Kölner Philharmonie
Die Perkussionistin Vanessa Porter bringt
die Philharmonie zum Beben

Rhythmus
im Blut                                                                                                                                           Selbstermächtigende
                                                                                                                                                  Spiele
                                                                                                                                                  Das Ensemble Musikfabrik bringt Stücke von Georges Aperghis und
Vanessa Porter                                                                                                                                    Michel van der Aa zur Aufführung und erfindet sich dabei neu

Vanessa Porters Kindheit im schwäbischen Idyll des Städtchens Lau-      Impulsen durch ihren Vater, am Royal College of Music in London, an       Wer den Ton angibt, hat das Sagen. Was ba-         und sozialutopische Potenzial der Sprache        zont einer »unversehrten Intersubjektivität«.
pheim wurde bereits durch die Beats geprägt, die aus der privaten       der Musikhochschule in Lübeck und an der HMDK in Stuttgart. Dort,         nal klingt, ist Ergebnis historisch vermittelter   selbst zielt. Als Destillat emanzipatorischer    Dieser Horizont wird, wie Habermas einmal
Schlagzeugschule ihres Vaters ins Wohnzimmer drangen – und so           wo alles begann, im Schwabenländle, dort ist die Künstlerin immer         Machtverhältnisse. In der konzertanten Musik       Herrschaftskritik lässt sich die Kommunika-      in einem Gespräch erläuterte, von der Vor-
verwundert es kaum, dass die 28-Jährige mittlerweile selbst als Per-    noch gerne zuhause, auch wenn es sie für Konzerte, Workshops und          ist derjenige, der »den Ton angibt«, traditio-     tionstheorie von Jürgen Habermas heranzie-       stellung einer »geglückten Interaktion« abge-
kussionistin auf den großen Bühnen steht und dort an diversen Rhyth-    Projekte immer wieder auch in die Ferne zieht. Im Doppelpack mit ihrer    nellerweise der Kapellmeister oder Dirigent, in    hen, um Aperghis‘ Ansatz besser zu verstehen.    steckt, in der »Gegenseitigkeiten und Distanz,
musinstrumenten musikalisch die Funken sprühen lässt. Als Solistin      Schwester Jessica kann man sie seit vielen Jahren als Percussion Duo      der notierten der Komponist. Der Begriff des       Dieser Analogie folgend ginge es Aperghis auf    Entfernungen und gelingende, nicht verfehlte
verbindet Vanessa Porter nach Herzenslust zeitgenössische Werke mit     Porter erleben, denn das Rhythmusgefühl ist im Hause Porter nicht nur     Intonierens lässt bereits diese hierarchische      musikalischer Ebene um einen weitestgehend       Nähe, Verletzbarkeiten und komplementäre
Improvisation, Elektronik und darstellender Kunst und arbeitet dafür    eine Herzens-, sondern auch eine echte Familienangelegenheit. Jetzt       Ordnung anklingen: Das lateinische »intona-        »herrschaftsfreien« Raum, den er als Kompo-      Behutsamkeiten« stattfinden und in ein be-
regelmäßig mit renommierten Komponisten wie Georges Aperghis,           ist die Perkussionistin in der Reihe der ECHO-Rising Stars zu Gast. Sie   re« übersetzt der Duden u. a. mit »donnern,        nist inszeniert. Ein Raum, in dem er nicht den   freiendes Spiel geraten können. Der seit 1963
Zeynep Gedizlioğlu oder Ofer Ben-Amots zusammen.                        hat dafür ein spannendes Programm im Gepäck, für das sie den musi-        sich mit donnernder Stimme vernehmen las-          Ton an- und vorgibt, sondern in dem er den       in Paris lebende Aperghis will so die Musiker
                                                                        kalischen Tausendsassa und Sound Designer Daniel Weingarten mit-          sen«.                                              vielen Tönen und Sprachen folgt und sie ge-      »neu erfinden«, wie er im Gespräch mit Ginot
Wenn die Musikerin mit konzentrierter Entschlossenheit die Schle-       bringt, der ihr Spiel um technische Effekte, Loops und Improvisationen    Dieser Dominanz einer künstlerischen Zen-          meinsam mit den Musikern weiterentwickelt.       erklärt.
gel herumwirbelt, zieht sie das Publikum in den Bann. Spielfreude,      ergänzt. Mit Emil Kuyumcuyan »Shapes« für Vibraphon, »The Messen-         tralperspektive, die die Kreativität eines         Der 1945 in Athen geborene Komponist be-         Nicht nur mit den Zwischenspielen von Aper-
perfektes Timing und die Lust am vielseitigen künstlerischen Aus-       ger« für Zarb und Stimme von Georges Aperghis und Alexander Sandi         Klangkörpers weitgehend ignoriert, setzt der       gann seine Arbeit an den »Intermezzi« ent-       ghis kann sich das Ensemble »neu erfinden«.
druck prägen ihr Spiel, in dem virtuose Präzision auf rhythmisches      Kuhns »À Deux« für Vibraphon stehen drei Uraufführungen auf dem           griechisch-französische Komponist Georges          sprechend mit Gesprächen. Jeweils eine gute      Die Arbeit des niederländischen Komponisten
Feuer trifft. Was immer so wirkt, als würde Vanessa Porter es ge-       Programm, die durch Kompositionsaufträge der Kölner Philharmonie,         Aperghis eine buchstäblich vielstimmige Mu-        Stunde setzte er sich mit den einzelnen En-      Michel van der Aa, der mit seinem dieses Jahr
rade aus dem Bauch heraus einfach so geschehen lassen, ist das          des Festspielhauses Baden-Baden und der European Concert Hall             sik entgegen. Seine für das Ensemble Musik-        semblemitgliedern zusammen und unterhielt        geschriebenen Stück »Shades of Red« den
Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit einem vielfälti-       Organisation umgesetzt werden konnten.                                    fabrik geschriebenen »Intermezzi« setzt das        sich mit ihnen: um sie kennenzulernen, ihre      Abend eröffnen wird, birgt ebenfalls reichlich
gen Fundus an Instrumenten, die die junge Künstlerin beherrscht.                                                                                  Kollektiv schöpferisch ins Recht.                  Vorlieben, Spiel- und Verhaltensweisen zu er-    Potenzial für Neuanfänge: Der 1970 geborene
Als Perkussionistin ist sie nicht auf ein einziges Instrument festge-   So bringt der Konzertabend alle Facetten von Vanessa Porters Können       Der Viel-Stimmigkeit entspricht dabei im           fahren und um zu verstehen, wohin ihre ins-      Komponist, der bei Louis Andriessen studiert
legt, sondern wechselt auf der Bühne mühelos zwischen Drumset,          zum Ausdruck – Experimente mit Klängen und Elektronik, rhythmische        Werk von Aperghis eine Viel-Sprachigkeit.          trumentale Sprache weiterentwickelt werden       und mit Regisseuren wie Peter Greenaway ge-
Vibraphon, Xylophon, Marimba und Pauken sowie diversen Röhren,          Kompositionen, mal mit 14 Glocken oder auch einfach mal auf dem           Der polyglotte Aperghis behauptet bezeich-         kann. Aus dem gewonnenen Material formte         arbeitet hat, ist bekannt für seine sinneverwir-
Glocken, exotischen Trommeln und anderen Utensilien, denen sie eine     eigenen Körper. Vanessa Porters Ausdrucksmöglichkeiten scheinen           nenderweise von sich, keine Fremdsprache           er Ideen, wie er die einzelnen Stimmen ge-       rende und bildgewaltigen Insze­nierungen, die
Fülle an zauberhaften und groovigen Klangfarben entlockt.               keine Grenzen zu kennen und so wird die Begegnung mit der sympa-          wirklich gut zu beherrschen. Das ist vermut-       stalten und in einen Austausch bringen kann.     das Genre des Musiktheaters in den letzten
                                                                        thischen Künstlerin ein aufregendes Musikerlebnis für alle Sinne.         lich ein Grund dafür, weshalb er einen phä-        Dieser instrumentale Austausch bringt eine       Jahren neu definiert haben.
Vanessa Porters Werdegang ist beeindruckend: Sie ist 1. Preisträge-     Katherina Knees                                                           nomenologischen Zugang zu Sprechakt und            gemeinsame Energie in einen Kreislauf: So        Bastian Tebarth
rin des August-Everding Musikwettbewerbs München, der Internatio-                                                                                 Sprachsystem entwickelt hat. Er horcht Spra-       als ob die sechzehn Musiker, erklärt der Kom-
nal Percussion Competition Luxembourg, des Music Creative Award
                                                                        Konzerttermin
                                                                                                                                                  chen ihre Melodien ab und formt aus deren          ponist in einem Gespräch mit dem Kontrabas-      Konzerttermin
Lindau und des PercussiveArt Contest Italy. Darüber hinaus wurde sie                                                                              phonetischen Artikulation Musik, die, jenseits     sisten des Ensembles, Florentin Ginot, »einen    Montag, 21. September 2020 20:00
mit einem Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg und            Sonntag, 20. September 2020, 16:00                                        jeder Semantik, befreit von einfachen Sinn-        Körper« bilden würden. Es geht Aperghis – in     Ensemble Musikfabrik
des Deutschen Musikwettbewerbs ausgezeichnet. Ihre Ausbildung im        Nominiert von Kölner Philharmonie und Festspielhaus Baden-Baden           und Bedeutungszuschreibungen des Gesag-            Analogie zum herrschaftsfreien Diskurs – um      Mit Werken von Michel van der Aa
klassischen Schlagzeugspiel erhielt Vanessa Porter, nach den ersten     Vanessa Porter Perkussion, Improvisation                                  ten und Gesungenen, auf das musikalische           einen miteinander geteilten Erfahrungshori-      und Georges Aperghis
                                                                        Daniel Weingarten Klangregie, Tontechnik, Live-Loops, Improvisationen
                                                                        Mit Werken von Vanessa Porter, Salvatore Sciarrino, Vinko Globokar,
12   Das Magazin                                                        David Lang u. a. sowie Improvisationen von Daniel Weingarten                                                                                                                                              Das Magazin      13
Julian Prégardien Gutes Konzept Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors - Kölner Philharmonie
lin. Die Musiker von Il Dolce Conforto stellen mit dem Salterio ein apar-
                                                                                                                                                                                                                           tes Instrument aus dem 18. Jahrhundert vor, das die Entdeckung lohnt.
                                                                                                                                                                                                                           Mit Viola da Gamba und Gesang laden Romina Lischka und Ghalia
                                                                                                                                                  Konzerttermine                                                           Benali zu besinnlichen Klängen ein, während das Ensemble Catartika

      27. – 30. August
                                                                                                                                                  FELIX! findet vom 27. bis zum 30. August statt
                                                                                                                                                  Informationen zum Programm finden Sie unter felix-originalklang.koeln
                                                                                                                                                                                                                           mit Musik, Tanz und Gesang süditalienische Lebensfreude versprüht
                                                                                                                                                  Gefördert vom Kuratorium KölnMusik e.V.                                  und das spanische Vokalquartett Cantoría Musik von der Mittelmeer-
                                                                                                                                                                                                                           küste der iberischen Halbinsel erklingen lässt – »Lenguas Malas« –
                                                                                                                                                                                                                           böse Zungen – lautet der Titel ihres Konzerts. Um 21:00 Uhr klingt der
                                                                                                                                                                                                                           Samstag in der Kölner Philharmonie mit einem besonderen Konzert
                                                                                                                                                  und Blockflötenvirtuosin Dorothee Oberlinger widmet sich mit den         aus: Acht junge Musikerinnen und Musiker spielen auf historischen
                                                                                                                                                  schwungvoll aufspielenden Musikern ihres Ensembles 1700 Werken           Instrumenten barocke Kompositionen, dabei wird der Ensembleklang
                                                                                                                                                  von Alessandro Scarlatti. Mit Sopranistin Roberta Mameli als Adonis      in Echtzeit elektronisch verstärkt, verräumlicht, verdichtet und verzerrt:
                                                                                                                                                  und Countertenor Xavier Sabata als Venus kommt auch eine unter-          Baroque Immersions, ein außergewöhnliches Klangerlebnis, bei dem
                                                                                                                                                  haltsame Minioper von Scarlatti zur Aufführung. »Unsere Lebensum-        sich Barock und Gegenwart miteinander verbinden.
                                                                                                                                                  stände sind ganz gewiss nicht dieselben wie vor dreihundert Jahren,
                                                                                                                                                  aber was die Wirkung dieser Musik anbelangt, so glaube ich, wird sie     Am Sonntagvormittag präsentieren die versierten Musiker von Con-
                                                                                                                                                  auch auf den heutigen Zuhörer wie damals ihren Zauber ausüben«, ist      certo Köln ein facettenreiches Programm und wandeln auf den Spu-
                                                                                                                                                  Dorothee Oberlinger überzeugt.                                           ren von Komponisten, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihr
                                                                                                                                                                                                                           Glück im europäischen Ausland suchten und fanden, von Händel über
                                                                                                                                                  Am Samstag, 29. August kann man dann bei »FELIX! urban« von mor-         Geminiani bis zu Domenico Scarlatti und Johann Christian Bach – er-
                                                                                                                                                  gens bis abends in Musik schwelgen. In kurzen, kompakten Konzer-         folgreiche Kosmopoliten gab es auch damals schon. Der junge fran-
                                                                                                                                                  ten beleben junge Ensembles, Sänger, Tänzer und Schauspieler Orte        zösische Cembalovirtuose Jean Rondeau bringt sein Instrument in
                                                                                                                                                  wie das Wallraf-Richartz-Museum und das Filmforum. Die jungen Mu-        einem Nachmittagskonzert in St. Mariä Himmelfahrt zum Tanzen. Er
                                                                                                                                                  siker des ensemble con|tactus laden zu einem unterhaltsamen Kin-         baut Brücken von Bach zu Domenico Scarlatti und wieder zurück zu
                                                                                                                                                  derkonzert mit Bach und Händel und bauen ein Haus aus Klängen.           Bach. Beide Großmeister wurden im selben Jahr geboren, lebten und
                                                                                                                                                  Unter dem Motto »Folia« – was »übermütige Ausgelassenheit« ebenso        komponierten aber ganz unterschiedlich. Für den Abschluss des Festi-
                                                                                                                                                  bedeutet wie »Wahnsinn« – wird Tanz und Musik des französischen          vals begeben wir uns in die Hauptstadt der Musik des 17. Jahrhundert:
                                                                                                                                                  Barock-Komponisten Marin Marais geboten. Der britische Tenor             Neapel war damals musikalisch der Nabel der Welt. Die Lautenistin
                                                                                                                                                  Daniel Thomson bringt Vokalwerke von John Dowland dar, wobei Tanz        Christina Pluhar erweckt mit ihrem Ensemble L’Arpeggiata und einer
                                                                                                                                                  und Schauspiel den Ausdruck unterstreichen. Verbindungen zwischen        hochkarätigen internationalen Sängerschar die neapolitanische Mu-
                                                                                                                                                  Arvo Pärt, Vivaldi und Monteverdi schafft das quirlige Q Ensemble Ber-   sikszene jener Zeit zum Leben. Dorle Ellmers

                                                                                                                                                  GESTAL
     FELIX! – ein Festival nicht nur                                                                                                              TUNGS
        für Barockmusik-Fans                                                                                                                      FREI
                 Ein langes Spätsommerwochenende voller aufregender Live-Musik

Am letzten Augustwochenende, genauer: ab Donnerstag, 27. August
ist es soweit – dann steht Köln mit zahlreichen Konzerten wieder unter
dem Zeichen der historischen Aufführungspraxis. Internationale Spit-
zenmusiker bringen auf originalen Instrumenten die Musik vergange-
                                                                         moldawischen Ausnahmegeigerin Patricia Kopatchinskaja. »Vivat
                                                                         Vivaldi!« heißt es, wenn die Musiker mit Verve und Temperament Vi-
                                                                         valdis Concerti darbieten. Patricia Kopatchinskaja hat für dieses Pro-
                                                                         gramm italienische Komponisten der Gegenwart eingeladen, kurze
                                                                                                                                                  RAUM.
                                                                                                                                                  Private Banking der Kreissparkasse Köln
ner Epochen zum Klingen. Dabei steht nicht nur Musik des Barock im       Zwischenspiele zu komponieren, die auf Vivaldi Bezug nehmen. So
Mittelpunkt, sondern die Interpreten bauen Brücken von der Vergan-       entstehen lebendige Dialoge zwischen Vergangenheit und Gegen-              Vermögensmanagement
genheit in die Gegenwart, knüpfen Fäden, spinnen sie fort bis in die     wart.                                                                      Immo
                                                                                                                                                    Im
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                                                                                                                                                                                -finanzierung
                                                                                                                                                                                 fin
                                                                                                                                                                                  inan
                                                                                                                                                                                     anzi
                                                                                                                                                                                       zierung
Zukunft und nehmen die Zuhörer mit auf eine Reise in unterschied-        Das berühmte »Stabat Mater« von Giovanni Pergolesi bringt am Frei-         Vermögensverwaltung
liche Länder. Am Samstag, 29. August findet mit »FELIX! urban« ein       tag das Freiburger BarockConsort – das Kammerensemble aus dem              Fi
                                                                                                                                                    Finanz- undd Erbschaftsplanung
                                                                                                                                                                 E b h ft l
ganzer Tag Musik bei freiem Eintritt an unterschiedlichen Orten statt.   Herzen des Freiburger Barockorchesters – zur Aufführung, zusam-            Stiftungsgründung und -betreuung
Es gibt viel zu entdecken!                                               men mit der norwegischen Sängerin Marianne Beate Kielland, die als         Testamentsvollstreckung
                                                                         eine der herausragenden Mezzosopranistinnen unserer Zeit gilt. Dazu        Family-Office-Betreuung
Den Festival-Auftakt gibt am Donnerstag das berühmte italienische        bietet die ausdrucksvolle Stimme des französischen Countertenors
Originalklang-Ensemble Il Giardino Armonico zusammen mit der             Christophe Dumaux einen reizvollen Kontrast. Die Wahl-Kölnerin
                                                                                                                                                  Telefon: 0221 227-2301
14   Das Magazin                                                                                                                                  E-Mail: private-banking@ksk-koeln.de
                                                                                                                                                  Internet: www.ksk-koeln.de/private-banking
Julian Prégardien Gutes Konzept Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors - Kölner Philharmonie
Offen für Neues                                                                                                                                                       Klangvolle Stille
Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn                                                                                                                                         Das Minguet Quartett präsentiert Luigi Nono
Jörgen van Rijen

Mögen die Corona-Regularien zum Beginn der neuen Spielzeit auch           Unumstritten zählt Dessner heute zu den wichtigsten Stimmen in der      Ein Abend, der die Stille ins Zentrum rückt, ist nach der Corona-           Zugleich ist Nonos rund 40-minütiges Streichquartett gespickt mit Zi-
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Bildunterschrift
für erheblichen Zusatzaufwand und -umstand sorgen, für Musiker, für       zeitgenössischen Musik. Spielend verbindet er europäischen Barock       Zwangspause wohl die gelungenste Rückkehr ins Konzerterleben, die           taten der Musikgeschichte, deren Originalkontext das Minguet Quar-
Veranstalter und natürlich auch für das Publikum, das künstlerische       mit American folk music, Klassik-Romantik mit den offenen Formen        sich denken lässt. Wann je ist man offener für die Magie des Klangs,        tett in der ersten Programmhälfte präsentiert und sich so nicht nur als
Niveau der Konzerte bleibt davon unberührt. So ist mit dem Württem-       neuer Musik. Er zeigt sich ebenso deutlich inspiriert vom Minima-       der sich aus ihr löst, wann je sensibler für die Spannung zwischen der      Expertenensemble für Zeitgenössisches, sondern auch für das ‚klas-
bergischen Kammerorchester Heilbronn ein Ensemble zu Gast, das            lismus wie von jüdisch liturgischer Musik und ist selbstredend auch     Musik und dem Schweigen der Instrumente. Dass das Kölner Minguet            sische‘ Quartettrepertoire ausweist: Mehrstimmige Gesänge von Jo-
sich über viele Jahrzehnte eine hohe internationale Reputation erspielt   bestens vertraut mit allen Spielarten des Jazz und der Popularmusik.    Quartett dies bei seiner Programmzusammenstellung noch nicht wis-           hannes Ockeghem aus dem 15. Jahrhundert oder Giuseppe Verdis
hat. Auf die Gründung 1961 folgten äußerst erfolgreiche Jahre unter       Kein eklektischer Zitatensammler, ein Alchemist der Klänge, der die     sen konnte, tut dabei nichts zur Sache – ein Glücksfall ist es allemal.     Rätseltonleiter in seinem »Ave Maria« sowie Beethovens »mit innigster
der musikalischen Leitung des legendären Jörg Färber. Der Armenier        Tonsatzregeln neu kombiniert, sich beständig an neuen Mixturen und                                                                                  Empfindung« vorzutragender »Heiliger Dankgesang eines Genesenen
Ruben Gazarian setzte in der Nachfolge Färbers nicht weniger spekta-      Synthesen versucht. Und ganz nebenbei ist er auch noch Mitbegrün-       »Fragmente – Stille. An Diotima« von Luigi Nono ist das Stück, das die      an die Gottheit in der lidischen Tonart« aus dem Streichquartett a-Moll
kuläre Akzente. Seit 2018 vertrauen die Musiker aus Heilbronn nun der     der, Gitarrist und Keyboarder von The National, der grammyprämierten    Musikerinnen und Musiker in den Mittelpunkt rücken – ein ikonogra-          op. 132. Dass in die Partitur auch Hölderlin-Zitate aus den Liebesbrie-
Leitung von Case Scaglione. Der junge US-Amerikaner hat die in ihn        Indie-Rock-Band aus Cincinatti, die auch in Deutschland regelmäßig      phisches und vieldiskutiertes Werk der modernen Quartettliteratur           fen an Diotima eingearbeitet sind, eröffnet einen zusätzlichen Dialog,
gesetzten Erwartungen bereits mehr als erfüllt. Ein charismatischer       in höheren Chartregionen rangiert. Vielseitiger geht es kaum. Erfolg-   und inzwischen auch schon 40 Jahre alt. Es ist ein großangelegter Ar-       der jedoch eher an die Musiker als ans Publikum adressiert ist.
Dirigent, versiert in allen musikalischen Sparten zwischen Tradition      reicher auch nicht.                                                     chipel von Klanginseln, der in einem Meer von Stille angesiedelt ist
und Avantgarde.                                                           Nur folgerichtig stellen die Gäste aus Heilbronn Dessners brandneues    – und auch die darin angesteuerten Klangereignisse sind eher behut-         Schließlich darf nicht vergessen werden, dass der Abend auch den
Der Mythos vom Grenzen überwindenden, Grenzen ignorierenden,              Konzert für Posaune und Orchester in den Mittelpunkt ihres aktuel-      sam und leise als auftrumpfend oder gar verstörend. Dass dies keines-       Dialog unserer Gegenwart mit Beethoven fortsetzt, wie ihn die Köl-
sich gängigen Etikettierungen verweigernden Künstler ist ein gera-        len Programms, flankiert von Strawinskys leichtfüßigen »Danses con-     wegs als Abkehr von einer politisch engagierten Kunst zu verstehen          ner Philharmonie programmatisch zum Jubiläum in ihrem »non bthvn
dezu inflationäres Klischee. Wer will sich schon in eine Schublade        certantes« und Felix Mendelssohn Bartholdys kraftvoller, farbenfroher   sei, war Nono wichtig: »Auch das Zarte, Private hat seine kollektive,       projekt« angestoßen hat. Zu hören ist die Uraufführung des vierten
eingeordnet sehen. Aber wenn die Zuschreibung auf einen Kompo-            »Italienischer« Sinfonie. Ein luxuriöser Rahmen, an dem sich erkennen   politische Seite. Deshalb ist mein Streichquartett nicht Ausdruck einer     Streichquartetts der schwedischen Komponistin Andrea Tarrodi zu
nisten derzeit in vollem Umfang zutrifft, dann ist das zweifellos der     lässt, welchen Stellenwert die Interpreten der neuen Komposition zu-    neuen retrospektiven Linie bei mir, sondern meines gegenwärtigen            dem Satz »Alles ist aber vergänglich auf der Welt« aus Beethovens
mittlerweile in Paris ansässige US-Amerikaner Bryce Dessner. Er stu-      weisen. Den Solopart wird der Niederländer Jörgen van Rijen gestal-     Experimentierstandes: Ich will die große, aufrührerische Aussage mit        Konversationsheften. Tilman Fischer
dierte Musik an der renommierten Yale University und hat sich seither     ten, langjähriger 1. Posaunist des Concertgebouw Orchest. Eine volle    kleinsten Mitteln.«
mit Vokal- und Instrumentalkompositionen profiliert, mit Orchester-       Dosis hochklassiger Live-Musik, die für viele Wochen erzwungener
und Kammermusik, Ballett- und Filmmusik. Kein Geringerer als sein         Abstinenz entschädigen wird. Manfred Müller                             Und wie bereits der Titel verrät, tritt neben die Stille mit gleicher Ge-   Konzerttermin
Landsmann Steve Reich sieht in dem 1976 geborenen Kollegen den                                                                                    wichtung das Fragmentarische. Ein traditioneller Quartettsatz ist da-       Donnerstag, 17. September 2020, 20:00
herausragenden Vertreter einer nachfolgenden Komponistengene-                                                                                     bei kaum mehr auszumachen. Stattdessen erlebt man eine Abfolge
                                                                          Konzerttermin
                                                                                                                                                                                                                              Minguet Quartett
ration. Ryuichi Sakamoto und Philip Glass versicherten sich seiner                                                                                einzigartiger Klangepisoden von bisweilen faszinierender Fremdartig-        Ulrich Isfort Violine
                                                                          Sonntag, 13. September 2020, 18:00                                                                                                                  Annette Reisinger Violine
Zusammenarbeit ebenso wie das Kronos Quartet, das Ensemble in-                                                                                    keit, die sich mit geschlossenen Augen kaum mehr einem Streichin-           Tony Nys Viola
                                                                          Jörgen van Rijen Posaune
tercontemporain oder Bang on a Can. Orchester von Weltruf wie das                                                                                 strument zuordnen ließen. Die extremen Spieltechniken sollen Töne           Matthias Diener Violoncello
LA Philharmonic oder die New Yorker Philharmoniker haben ihn mit          Württembergisches Kammerorchester Heilbronn                             einer »geheimeren Welt« wie »aus dem Äther« offenbaren: »Das Ohr            Werke von Johannes Ockeghem, Giuseppe Verdi, Andrea Tarrodi,
                                                                          Case Scaglione Dirigent                                                                                                                             Ludwig van Beethoven und Luigi Nono
Kompositionen beauftragt, aber auch das New York City Ballet oder                                                                                 aufwecken, die Augen, das menschliche Denken, die Intelligenz, die
                                                                          Werke von Igor Strawinsky, Bryce Dessner und
das New York Metropolitan Museum.                                         Felix Mendelssohn Bartholdy                                             Entäußerung eines Maximums an Innerlichkeit.«

16   Das Magazin                                                                                                                                                                                                                                                                    Das Magazin       17
Julian Prégardien Gutes Konzept Die Nacht der Dichterliebe eröffnet das vierteilige Porträt des Tenors - Kölner Philharmonie
Kontrapunkt-Konzerte 2020-2021
                                                                                                                                                                                                                                                           in der Kölner Philharmonie
                                                                                                                                                                                                                                    Wir — die Kontrapunkt-Konzerte — passen uns an die Erfordernisse
                                                                                                                                                                                                                                     der Corona-Krise an; für uns steht die Sorge um die Gesundheit
                                                                                                                                                                                                                                          unserer Zuhörer im Vordergrund. Deshalb werden wir
                                                                                                                                                                                                                                      den normalen Konzertbetrieb erst dann wieder aufnehmen,
                                                                                                                                                                                                                                    wenn die verständlichen und nachvollziehbaren Einschränkungen
                                                                                                                                                                                                                                                 seitens der Behörden aufgehoben sind.

                                                                                                                                                                                                                                    Neue, geänderte Konzertplanung 2020/21
                                                                                                                                                                                                                                                                      Stand: 10.7.2020

                                                                                                                                                                                                                                   Abo A            E U R O PÄ I S C H E K L A S S I K
                                                                                                                                                                                                                                5 Konzerte          zu € 200 / 185 / 169 /140 / 110 / 77 / 150 (Z)

                                                                              Exkursion
                                                                                                                                                                                                                                   Abo B            METROPOLEN DER KLASSIK
                                                                                                                                                                                                                                5 Konzerte          zu € 220 / 200 / 176 / 150 / 126 / 75 / 160 (Z)
Stankowski und Band
                                                                                                                                                                                                                                                    Prager Philharmoniker

                                                                              ins Unbeka nnte
                                                                                                                                                                                                                                    B1              Petr Vronsky Dirigent Astrid Mathyshek Mezzo Martin Kasik Klavier
                                                                                                                                                                                                                                So 16 Uhr           W. A. MOZART         Ouvertüre + Arien aus „Figaros Hochzeit“ KV 489
                                                                                                                                                                                                                                06.12.2020                               Sinfonie Nr.38 D-Dur KV 504 „Prager“

Familienkonzert
                                                                                                                                                                                                                                                                         Ouvertüre zu „Don Giovanni“ KV 527
                                                                                                                                                                                                                                                                         Klavierkonzert d-Moll KV 466
                                                                                                                                                                                                                                                    Virtuosi Saxoniae
                                                                                                                                                                                                                                                    Ludwig Güttler Dirigent, Trompete, Corno da caccia

mit Johannes
                                                                                                                                                                                                                                    A1              J. S. BACH          Ouvertürensuite Nr. 3 D-Dur BWV 1068
                                                                               Dell Lillinger Westergaard feat. Tamara Stef anovich                                                                                             Mo 20 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                21.12.2020
                                                                                                                                                                                                                                                    A. VIVALDI          Konzert g-Moll RV 531 für zwei Violoncelli
                                                                                                                                                                                                                                                    G. PH. TELEMANN Concerto D-Dur für Violine, 3 Corni di caccia
                                                                                                                                                                                                                                                    A. CORELLI          Weihnachtskonzert op. 6 Nr. 8 g-Moll

Stankowski
                                                                                                                                                                                                                                                    G. F. HÄNDEL        Concerto à due cori F-Dur HWV 334
                                                                                                                                                                                                                                                    Mendelssohn Kammerorchester Leipzig
                                                                          Buchstabenkombinationen machen eine Sache ziemlich geheim-                 Dennoch wollen DLW keine Anti-Musik produzieren. Aus diskret ge-               A2              Peter Bruns Cello und Leitung Shirley Brill Klarinette
                                                                          nisvoll. Im aktuellen Fall könnte man vielleicht auch – im klassischen     setzten Tönen bildet sich ein Geflecht, das irgendwo zwischen ein-         Mi 20 Uhr           J. HAYDN            Sinfonie Nr. 88 G-Dur Hob. I:88
                                                                                                                                                                                                                                27.01.2021                              Cellokonzert D-Dur Hob. VIIb:2
                                                                          Jazzsprech – Christopher Dell-Christian Lillinger-Jonas Westergaard-       gängig und schräg hin und her mäandert. Vom Vibrafon kommen                                    W. A. MOZART        Sinfonie Nr. 32 C-Dur KV 338
In seinen Liedern steht die ganze Familie                                                                                                                                                                                                                               Klarinettenkonzert A-Dur KV 622
                                                                          Trio sagen. Stattdessen einfach und zeitgemäß: DLW. Dell, der Vibra-       Noten, die sich unter vier Schlegeln zu einem reißenden Fluss verei-
im Mittelpunkt                                                            fonist, nennt sich auch mal CD. In beiden steckt jede Menge Musik.         nen. Das Schlagzeug setzt gedrechselte Beats dagegen, das Ganze                                Residenzorchester Den Haag
                                                                          Ein anderes Trio, mit dem er arbeitet, trägt den Namen DRA (Dell,          in mehreren Taktarten. Der insistierende Kontrabass vereint das Gan-
                                                                                                                                                                                                                                    B2              Stefan Vladar Klavier und Dirigent
                                                                                                                                                                                                                                So 11 Uhr           L. v. BEETHOVEN     Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37
Am 20. September ist Weltkindertag. Was könnte da besser passen           Ramond, Astor) und könnte den Eindruck von musikalischem Erbgut            ze. Obwohl es keine süffigen Melodien gibt, keine durchschlagenden         07.02.2021          F. SCHUBERT         Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 758 „Unvollendete“
                                                                                                                                                                                                                                                    L. v. BEETHOVEN     Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73
als ein Konzert des Kölner Liedermachers Johannes Stankowski in           vermitteln. Irgendwie sind es fast immer komplexe Botschaften, die         Rhythmen oder zum Schwelgen taugende Harmonien, zieht die Per-
der Kölner Philharmonie? Gemeinsam mit seiner Band entführt er sein       von ihm und seinen Partnern ausgehen. Bei DLW agieren CD, CL und           formance jeden in den Bann.                                                                    Kammerphilharmonie St. Petersburg
Publikum in den Kosmos Familie. In seinen eleganten und gleichzeitig      JW so eng aneinander, als gäbe es kein Abstandsgebot. Drei Köpfe,
                                                                                                                                                                                                                                 A3 / B3            Juri Gilbo Dirigent    Dmitry Berlinsky Violine
                                                                                                                                                                                                                                Do 20 Uhr           N. PAGANINI         Sinfonia della Loudoviaria
direkten Texten spiegelt er gleichzeitig die Sichtweise der Kinder und    sechs Hände, Vibrafon, Schlagzeug, Bass. Sie verabreden sich nicht         Nun kommt sogar noch ein viertes Element dazu. In der Kölner Phil-         11.03.2021                              Violinkonzert Nr. 1 D-Dur op. 6
                                                                                                                                                                                                                                                    F. MENDELSSOHN Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 „Italienische“
Eltern auf diesen Kosmos wider, ohne dabei den Zeigefinger in die         bloß, sie gehen ineinander auf, ohne die eigene Identität aufzugeben,      harmonie treffen die drei auf die klassisch geschulte, gefeierte Pia-
eine oder andere Richtung zu heben. Es geht in seinen Liedern um          stecken ein gemeinsames Areal ab, in dem sie sich bewegen, finden          nistin Tamara Stefanovich, die der englische »Guardian« mit den                                Brandenburgisches Staatsorchester
                                                                          einen Konsens über Form, Substanz, Inhalt sowie Struktur und ge-           Attributen »unerschrocken, schillernd, einzigartig« adelt. Wie soll das
                                                                                                                                                                                                                                 A4 / B4            Jörg-Peter Weigle Dirigent    Natalia Ehwald Klavier
Wahrnehmungen, Gefühle und Bedürfnisse im turbulenten, bunten                                                                                                                                                                   So 16 Uhr           F. MENDELSSOHN Ouvertüre op. 32 „Schöne Melusine“
und manchmal viel zu schnellen Familienalltag. Stankowski versteht        währen einander damit die größtmögliche Form der Freiheit in der           funktionieren, feste Notengebirge versus Improvisation? Beide Anti-        11.04.2021          R. SCHUMANN        Klavierkonzert a-Moll op. 54
                                                                                                                                                                                                                                                                       Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120
sich dabei als Sprachrohr, schafft gleichzeitig ein Forum für Kinder      Improvisation.                                                             poden verlassen dabei ihre Komfortzonen. Stefanovich beginnt mit
und ihre Eltern. Seine Konzerte sind Orte der Begegnung, des Aus-                                                                                    einer Melodie, die das Trio aufnimmt und weiterverarbeitet. Die Pia-        A5 / B5            Russische Nationalphilharmonie
                                                                                                                                                                                                                                                    Vladimir Spivakov Dirigent Maria Dueñas Fernández Violine
tauschs und der Gemeinsamkeit. Das Philharmonie-Konzert ist eine          Drei Instrumente, die zu einem großen Korpus verschmelzen. Dell            nistin nimmt den Ball ihrerseits auf, präpariert aus den dabei entste-     Mi 20 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                12.05.2021          F. MENDELSSOHN Violinkonzert e-Moll op. 64
Reise durch seine vier Alben »Alles wird grün«, »Alles wird bunt«, »Al-   nennt das Resultat der gemeinsamen Bemühungen gerne »Zeigeap-              henden Motiven mit teils spektakulären Aktionen eine eigene, fremde                            P. TSCHAIKOWSKY Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36
les wird weiß« und »Tausend schöne Dinge«. Eine Reise, auf der wir        parat«. Die Musik von DLW zeigt viel und ist anders als alles, was land-   Klangwelt. Damit fordert sie abermals Dell, Lillinger und Westergaard
feiern wollen: die Rückkehr von Live-Musik in unser Leben, die Fami-      auf, landab so gespielt wird. Drei Buchstaben, drei Individuen, drei       heraus. Beide Seiten reagieren aufeinander, werfen spontan neue                                Sonderkonzert und Kontrapunkt SPEZIAL
lie, unsere Kinder und ihr Wohlergehen. km                                Klang-Architekten. Der Vibrafonist bewegt sich seit Jahrzehnten im         Impulse ein, loten die Grenzen zwischen komponierter Kunstmusik
                                                                                                                                                                                                                                  SoKo 1
                                                                                                                                                                                                                                                    Sinfonieorchester Wuppertal                       Vorverkauf ab 2.11.2020
                                                                          eigentlich widersprüchlichen Kontext zwischen klassischem Jazz und         und zeitgenössischer Improvisation aus und schließen somit endlich         Sa 20 Uhr           Julia Jones Dirigentin       Angela Denoke Sopran
                                                                          experimenteller Musik, arbeitet mit Heinz Sauer, Benny Golson oder         eine Lücke, die sich zwischen den beiden divergierenden Szenen im          02.01.2021          NEUJAHRSKONZERT BROADWAY GALA
Konzerttermin                                                             Wolfgang Haffner, ist Autor des Buches »Prinzip Improvisation«, Leiter     vergangenen halben Jahrhundert gebildet hat. Willkommen im Neu-
                                                                                                                                                                                                                                                    Werke von G. Gershwin, L. Bernstein, A. Lloyd Webber u.a.
Sonntag, 20. September 2020 11:00
                                                                          des ifit (Institut für Improvisationstechnologie) in Berlin und Lehrbe-    land! Und auch in einem neuen Buchstabenkonstrukt: DLWS.                      SP 1             Giora Feidman & Friends                           Vorverkauf hat begonnen
Johannes Stankowski & Band                                                                                                                                                                                                      Fr 20 Uhr
Johannes Stankowski Gesang, Gitarre                                       auftragter für Architekturtheorie an der Universität der Künste, Berlin.   Reinhard Köchl                                                             19.02.2020          KLEZMER FOR PEACE
Albrecht Hegge Bass                                                       Christian Lillinger hat den Nimbus des »jungen Wilden«, den er sich
Fritz Dinter E-Gitarre
Philipp Mancarella Klavier
                                                                          bei den Hyperactive Kids, in Rolf Kühns Unit oder im Trio »GRÜNEN«         Konzerttermin                                                             Abonnements, Einzelkarten und Infos
                                                                                                                                                                                                                               Kontrapunkt-Konzerte
                                                                                                                                                                                                                                                                                Einzelkarten (keine Abonnements) gibt es
                                                                                                                                                                                                                                                                                auch bei allen KölnTicket-Vorverkaufsstellen.
Claus Schulte Schlagzeug                                                  erwarb, längst abgestreift. Was ihn mit Dell und Westergaard, diesem       Freitag, 25. September 2020 20:00                                         Herwarthstraße 16, 50672 Köln
                                                                                                                                                                                                                               Bürozeiten: Mo, Di, Do 16 – 18 Uhr               Der Einzelkartenverkauf beginnt
Max Schweder Saxophon                                                     herrlich »unwalkenden«, fantasievollen Bass-Dänen vereint, ist die         Dell Lillinger Westergaard feat. Tamara Stefanovich                       Tel/Fax 0221-257 84 68 / 258 98 61               2 Monate vor dem Konzertdatum —
Marie Tjong-Ajong Trompete                                                Suche nach einer fremden Sprache, die durchaus noch Jazz heißen            Christopher Dell vib                                                      E-Mail info@kontrapunkt-konzerte.de              außer bei SP 1.
Tobias Link Posaune                                                                                                                                  Christian Lillinger dr                                                    bei KölnMusikTicket am Roncalliplatz
Mirco Wessolly Violine                                                    darf, aber nicht mehr diesen altbackenen Geschmack von Rasierwas-          Jonas Westergaard b                                                       oder in der Neumarkt-Galerie
                                                                                                                                                                                                                                                                                Die Abonnements A und B sind erhältlich
                                                                                                                                                                                                                                                                                bis Samstag, 14. November 2020.
Paul Rittel Violoncello                                                   ser, Swing und Thema-Solo-Bridge-Thema mit sich herumträgt.                Tamara Stefanovich Klavier                                                E-Mail abo@koelnmusik.de
                                                                                                                                                                                                                                     Lassen Sie sich — nach Corona — von unseren Konzerten beflügeln!
18   Das Magazin
                                                                                                                                                                                                                                                        www.kontrapunkt-konzerte.de
Alle Weltklasseorchester wollen mit ihr mu-           Chefdirigent er seit 2015 ist. Immer noch ist   tät. Seine Klage ist hart. Der zweite Satz
                                                                                     sizieren. Internationale Pultstars hoffen auf         das Kraftfeld seiner elektrisierenden Ener-     erscheint wie ein freundlicher Gegenent-
                                                                                     ihre Mitwirkung: Mehr denn je zählt Janine            gie das von ihm seit nunmehr fast fünfund-      wurf. Und doch schleicht sich auch hier in
                                                                                     Jansen zu den gefragten Instrumentalis-               dreißig Jahren geleitete Mariinski-Theater      das Selbstbewusstsein eine Skepsis, die zu
                                                                                     tinnen unserer Tage – bescheiden im Auf-              in St. Petersburg, das und dessen Orches-       massiver Krise und zum Absturz führt. Nach
                                                                                     treten, anspruchsvoll im Spiel, prächtig im           ter er in dieser Zeit zur Weltspitze geführt    fast überirdischem Schmerz macht sich ein
                                                                                     Klang. Die mehrfach preisgekrönte Geige-              hat. Darüber hinaus ist er den Berliner und     zaghafter Versuch von Friedfertigkeit be-
                                                                                     rin weiß Eleganz und Emotion zu vereinen.             Wiener Philharmonikern ebenso eng ver-          merkbar. Und so verklingt Franz Schuberts
                                                                                     Nun wird sie in Köln mit Felix Mendels-               bunden wie der Metropolitan Opera in New        nicht zu Ende geführte Siebte zumindest
                                                                                     sohn Bartholdys Violinkonzert ein Meister-            York. Gergiev ist ein Außerordentlicher, der    mit dem Sehnen nach Versöhnung.
                                                                                     werk der Romantik präsentieren, das sich              die Besten regelrecht anzuziehen scheint.       Oliver Binder
                                                                                     von Anfang an zu sehnsuchtsvollen und                 Er ist ein Umstrittener, der manchem (ge-
                                                                                     schwärmerischen Höhen aufschwingt. Alle               sellschafts)politischen Konsens mitunter
                                                                                     drei Sätze – virtuos, lyrisch und voller Esprit       mürrisch widerspricht. Vor allem aber ist

     Ekstase
                                                                                     – gehen nahtlos ineinander über und bilden            er ein Tiefschürfender, der sich in der Ar-
                                                                                     eine große poetische Einheit. Was wirkt               beit ganz der musikalischen Wahrhaftigkeit
                                                                                     wie aus einem Guss, ist in Wahrheit das               verpflichtet fühlt. Berufung, Umsicht und
                                                                                     Ergebnis einer langen Suche. Bereits 1838             Besessenheit haben den Künstler dabei
                                                                                     schrieb der Komponist an den Konzert-                 mit einer Souveränität ausgestattet, die ihn
                                                                                     meister »seines« Leipziger Gewandhausor-              unerschütterlich für die Mission der klassi-

     und
                                                                                     chesters, Ferdinand David: »Ich möchte Dir            schen Musik brennen lässt.
                                                                                     wohl auch ein Violinkonzert machen für
                                                                                     nächsten Winter, eins in e-Moll steckt mir            Gergievs große Ernsthaftigkeit und Unbe-
                                                                                     im Kopfe, dessen Anfang mir keine Ruhe                dingtheit sind eine vorzügliche Vorausset-
                                                                                     lässt.« Erste Skizzen wurden dann 1841 nie-           zung für eine aufregende Interpretation von
                                                                                     dergeschrieben, doch erst 1844 war die Zeit           Franz Schuberts »unvollendeten« – weil
                                                                                     der Reife gekommen, die den Komponisten               nach zwei Sätzen nicht weiter ausgeführ-

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                                                                                     sein Violinkonzert endgültig ausführen und            ten – siebten Sinfonie (entstanden 1822),
                                                                                     vollenden ließ. Die Uraufführung im Jahr              die den Abend beschließt: ein Werk von
                                                                                     1845 fand mit Ferdinand David und dem                 kurzem Ausmaß, aber gewaltiger innerer
                                                                                     Leipziger Gewandhausorchester statt, dem              Größe. Erstmals in seinem sinfonischen
                                                                                     Felix Mendelssohn Bartholdy als Kapell-               Schaffen setzte der Komponist hier den
                                                                                     meister vorstand.                                     von Erhabenheit und Bedrohung gleicher-
                                                                                                                                           maßen kündenden Klang der Posaunen
                                                                                     Dirigent des aktuellen Kölner Konzertes ist           ein. Der erste Satz nimmt immer wieder
     Janine Jansen und die Münchner Philharmoniker unter                             Valery Gergiev. Der international gefrag-             Anlauf, um vom Glück reden zu dürfen. Jäh
     Valery Gergiev auf Emotionsexpedition                                           te und einflussreiche Maestro von höchst              folgt die Abwehr. Sicherheit ist nirgends.
                                                                                     charismatischer Autorität steht dabei am              Nie erweist sich Schuberts Schmerz da-             Valery Gergiev
                                                                                     Pult der Münchner Philharmoniker, deren               bei als Selbstmitleid oder Sentimentali-

     Konzerttermin
     Samstag, 12. September 2020 20 Uhr
     Janine Jansen Violine
     Münchner Philharmoniker
     Valery Gergiev Dirigent
     Mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Schubert
                                                                                          Kirschen
                                                                                          Mit Zuchtperlen und Farbedelsteinen
                                                                                          von GEORG SPRENG

                                                                                                                             ®

                                                                                                                                 Di - Fr    10.00 - 18.00 Uhr
20   Das Magazin                                                     Janine Jansen                                               Sa         10.00 - 16.00 Uhr
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