KULTUR.REGION schaufenster - Museumsmanagement Niederösterreich
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Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Dezember 2013/Januar 2014 schaufenster KULTUR.REGION Jahreswechsel Thema / Hausmusik . Rede / Silke Hassler über Europa und Kulturpolitik Ballsaison / Trachtenball & schöne Ballsäle in Niederösterreich P.b.b. · Vertragsnummer 10Z038552S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295
WIEN NORD C H UT Z . D UM S E R AL L R UN N D Ü B . ME R U N DA S IM H A FFE WIR SC lusp Unfall e r u f, Freizeit , i t s n e tz für B herhe egs. Das Sic und unterw n e i n e s Unfa l ls se Folge zu Hau ziel len nan eit S i e v o r den fi z e J a h r, weltw b inier ba r ü t z t g a n k o m p Sch das uel l u m d ie Uhr, t e i n e individ p Run d b au s l e L e i s tu n g s ib hrem p F l ex n e n bei I hrer Nähe. a t i o I nform anz in Me h r I e n b e r a te r g nd NV-Ku vers.at oe www.n e g e eser vic t! it P fl n Jetzt m a-Manageme NEU: e h und R Die Niederösterreichische Niederösterreichische Versicherung Versicherung AG Neue Herrengasse 10 3100 St. Pölten www.noevers.at Wir schaffen das.
EinBlick / 3 Editorial WÜNSCHEN UND SCHENKEN Viel Glück und viel Segen als Begleiter auf all unseren Wegen Es gehört zu den guten Bräuchen und schönen Gewohnheiten, in der Theaterticket sollen weder ein schlechtes Gewissen noch den medi- Zeit um den Jahreswechsel Glück- und Segenswünsche auszuspre- alen Pranger zur Folge haben. Demonstrativ zur Schau getragene chen, verbunden mit der Überreichung von Geschenken und Glücks- Bescheidenheit wäre also eine Zier. Ob aus dem Zwang, sich über die bringern. Gerade Weihnachten ist ohne das Schenken gar nicht aus- Zuwendung von bloßem Klumpert dann auch noch freuen zu zudenken. Der Wert und die Art der Geschenke haben sicher viel mit müssen, jemals ein Brauch entsteht, wird sich weisen. der Person der oder des Beschenkten zu tun: Spielzeug, Sportartikel und Kleidung für Kinder, Bücher und CDs für Erwachsene, ein Sei- Vielleicht ist es ein Zug unserer Zeit, unverbindlich zu bleiben, sich dentuch oder Selbstgemachtes für die Mutter, einen guten Tropfen nicht festzulegen und zu jeder Position eine ebenso plausibel klin- oder die obligate und sonderbar gemusterte Krawatte für den Vater gende Gegenposition parat zu haben. Was wünscht und schenkt man und allerhand mehr oder weniger Brauchbares für Kolleginnen und also, wenn jedes Geschenk zur Tretmine für die Schenkenden genau- Mitarbeiter sowie für gute Freunde und Geschäftspartner. so wie für die Beschenkten werden kann? Schutz der Privatsphäre, überwachungsfreie Zonen oder Handschlagqualität wären sicher Schenken gehört zu den lebendigsten und sich ständig wandelnden willkommene Geschenke: Qualitäten eben, die vielmehr auch als Bräuchen. In diesem Zusammenhang werden wir alle Zeugen darü- unumstrittene Rechte gelten sollten. Frieden zu wünschen, wäre in ber, welche Mächte derzeit Einfluss auf die Entwicklung solcher jedem Fall sinnvoll und angebracht, gerade in diesen Tagen, die dem Bräuche nehmen. Waren es früher oft obrigkeitliche Vorschriften, die Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs und den nach- das sittliche Leben der Untertanen zu regeln trachteten – von folgenden Katastrophen gewidmet sind. diversen Kleidungsvorschriften bis zu Ausgeh-, Trink- oder Tanz- verboten –, so kommt heute aus der Ecke der Moralapostel jede Wird es schließlich ganz persönlich, dann ist ein guter alter Brauch Menge an Versuchen, menschliches Verhalten zu normieren und zu nach wie vor gültig: Wir wünschen Glück, Gesundheit und Wohl- dirigieren. ergehen! Also ist Vorsicht geboten, wenn es um das Pflegen alter Bräuche geht, Dorli Draxler, Edgar Niemeczek denn ein festlicher Braten, ein kultiviertes Auftreten oder ein zu wert- volles Geschenk, etwa ein Aquarell, ein güldenes Kettchen oder ein MUSIKSCHUL management KULTUR . REGION NIEDERÖSTERREICH schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Top-Termine / 4 Dezember 2013/Januar 2014 TOP-TERMINE ADVENTSINGEN AUF NACH BETHLEHEM BEIM GRAFENEGGER ADVENT —————————————————— —————————————————— Fr, 13. 12. 2013, 19.30 Uhr 3. NIEDERÖSTERREICHISCHER Do, 5., und Fr, 6. 12. 2013, 19.00 Uhr Haus der Regionen TRACHTENBALL Auditorium Schloss Grafenegg 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 —————————————————— —————————————————— —————————————————— Fr, 31. 1. 2014, 20.30 Uhr Die besten Ensembles Niederösterreichs Eine musikalische Wanderung durch den Auditorium und Reitschule präsentieren musikalisch den Weihnachts- Weihnachtsfestkreis bietet das bereits zur Schloss Grafenegg festkreis. Der Familiengesang Wolf, die Tradition gewordene Adventkonzert im —————————————————— Texingtaler BlechMusikanten, Ö-Streich Haus der Regionen. Die Saitenhüpfer stim- Der Niederösterreichische Trachtenball und der Chor der Chorszene Niederöster- men mit festlichen Melodien, die sie auf zählt zu den Höhepunkten der Ballsai- reich bieten ein sinnliches und einzigartiges Saiteninstrumenten zu Gehör bringen, auf son. Bereits zum dritten Mal laden die Konzerterlebnis. das bevorstehende Weihnachtsfest ein. Das Volkskultur Niederösterreich und die „Wir Ensemble Mlynček aus der Slowakei tritt tragen Niederösterreich“-Partner zum Nie- Für heitere und besinnliche Zwischentöne mit besinnlichen Liedern und Instrumen- derösterreichischen Trachtenball auf Schloss sorgen die bekannten TV-Journalistinnen talstücken auf. Der Haus & Hof Dreige- Grafenegg ein. Die Weinviertler Kirtags- Barbara Stöckl (5. Dezember) und Nadja sang und die Edlitzer Weisenbläser runden musik, das Tanzorchester der Militärmusik Mader-Müller (6. Dezember). Mit der Kon- das vorweihnachtliche Programm ab. Niederösterreich, AB 3 und Franz Posch zertkarte erhalten Sie am Konzerttag ein- Durch den Abend führen Dorli Draxler und mit seinen Innbrügglern spielen in den bei- malig freien Eintritt zum Grafenegger Edgar Niemeczek. den Ballsälen zum Tanz auf. Die Eröffnung Advent, geöffnet ab 10.00 Uhr. —————— mit Tänzern aus allen Bezirken, Heurigen- ————— Information musik mit dem Duo Gradinger-Koschelu, Information eine „Wir tragen Niederösterreich“-Bar mit Tel. 02732 85015 Tel. 02735 5500 oder Tel. 01 5968383 Spezialitäten aus ganz Niederösterreich und ticket@volkskultureuropa.org www.grafenegg.com vieles mehr versprechen eine aufregende www.volkskultureuropa.org Ballnacht. Die Spitzengastronomie mit Toni Mörwald rundet das Ballprogramm ab. ————— OFFENLEGUNG NACH § 25 MEDIENGESETZ Information und Karten: Herausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH / Kartenbüro im Auditorium Grafenegg: FN 308711m / LG St. Pölten, Sitz: Schlossplatz 1, 3452 Atzenbrugg, Tel: 02275 4660 0, Fax: 02275 4660 27, Tel. 02735 5500 (Fr–So 11.00–17.00 Uhr office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at bis 22. 12. 2013) Ziel der Zeitung („Blattlinie“): Information über Regionalkultur mit besonderer Berücksichtigung des Landes Nieder- österreich durch Berichte, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Kartenbüro der Tonkünstler Grafenegg im Geschäftsführer: Dorothea Draxler, Dr. Harald Froschauer. Gesellschafter: Die Volkskultur Niederösterreich GmbH ist Museumsquartier Wien: Tel. 01 5868383 zu 100% eine Tochtergesellschaft der Kultur.Region.Niederösterreich GmbH (3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1), deren (Mo–Fr 9.00–17.30 Uhr) Anteile zu je 50 % bei den beiden Vereinen „Regionalkultur Niederösterreich“ (ZVR-Zahl 385049411) und „Volkskultur Niederösterreich – Niederösterreichisches Volksliedwerk“ (ZVR-Zahl 673094821) liegen. Beteiligung: Die Volkskultur tickets@grafenegg.com Niederösterreich GmbH ist zu 80% an der „Genuss und Tradition – Gastro und Event GmbH“ beteiligt. Diese Gesell- www.wirtragennoe.at schaft ist auf die Professionalisierung des Veranstaltungswesens ausgerichtet. schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Inhalt / 5 Dezember 2013/Januar 2014 INHALT Advent Mostviertel Museum Mödling 6/ Winterwald 21 / Krippen 40 / Kinderwelt —————— —————— —————— Weihnachten Weinviertel Museum Katzelsdorf 8/ Von Aranzini bis Zimt 22 / Advent in der Kellergasse 42 / Papierkrippen —————— —————— —————— Superintendent Paul Weiland Handwerk Kulturarbeit 10 / Zwischen Himmel und Erde 24 / Zinnfiguren 43 / Ehrenamt —————— —————— —————— Kremser Kamingespräche Ballsaison St. Pölten 11 / Selbermachen 27 / Ballsäle 44 / 100 Jahre Synagoge —————— —————— —————— Hausmusik Ballsaison Porträt 12 / Weihnachtslied 30 / Festtagstracht & 46 / Indologe in der Hausmusik Trachtenball Moriz Winternitz —————— —————— —————— Advent Auslage Kultur.Region 15 / Adventmärkte 32 / Bücher, CDs & feine Ware 47 / Fortbildung —————— —————— —————— Musikschulen Rede Kultur.Region 16 / Musikschulen 34 / Silke Hassler 49 / Intern & Nachberichte laden zur Hausmusik —————— —————— —————— Diskurs 50 / Die letzte Seite Waldviertel 36 / Kriege gehören —————— 18 / Familienmusik Trauner ins Museum —————— —————— Waldviertel Museum 20 / Strudl & Sterz 38 / Kaiserhaus Baden —————— —————— IMPRESSUM Herausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Mag. Marion Helmhart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl, Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Friedrich Almer, Mag. Doris Buchmann, Mag. Monika Chromy, Dr. Peter Gretzel, Silke Hassler, Hans Hornyik, Dr. Erich Rabl, Franz Rieder, Mag. Paul Weiland, Dr. Helga Maria Wolf, Mag. Karin Wolf. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Mag. Dr. Harald Froschauer. Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434. Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bild- archiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonde- rer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln. Coverfoto: Gregor Semrad schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Advent / 6 Waldviertel WINTERWALD Manche Landschaften bleiben der Welt entrückt. So der Weinsberger Wald mit seiner Weite, den dunklen Teichen und den hellen Himmelsflecken über den Wiesen. Die Ruhe der Wälder rührt ans Herz, insbesondere zu Weihnachten, wenn wir uns nach Erdung sehnen. Hier ist der Platz, wo Christbäume wohnen. Saggraben, Weinsbergwiese, Schöngrund – Holzfällersiedlungen, die knapp auf 1.000 Meter Seehöhe liegen. Hier werden Baumstämme zugespitzt. schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Advent / 7 Bescherung in einem ehemaligen Holzfällerhaus … … die Christbäume wachsen gleich hinter dem Haus. Sandstraßen und keine Wegweiser. Der Wald bedeckt 95 Prozent des Gemeindegebiets von Bärnkopf. Stille riecht nach Wald und schmeckt nach sollten sie sein, denn im Weinsberger Wald es zu schneien, bis in den Mai hinein ging Schnee und fühlt sich an wie die raue Luft des war eine Familie kaum zu ernähren. Nah- der Schlitten. Erst Mitte Mai konnten die Waldviertels. Hoch auf über 900 Meter See- rungsmittel stellte die Herrschaft zu Ver- Leute Korn und Kartoffel anbauen …“ (aus höhe, wo der Granit vor der Welt schützt und fügung, sie wurden in den Wirtshäusern der Pfarrchronik Bärnkopf, 1917). Bis heute die grauen Stämme der Fichten wie eine verteilt. Erst als die Burschen trotz allem muss man hier mit dem harten Winter Wand stehen, liegen auf Wiesen verstreut die Frauen und Kinder hatten, wurden die kar- leben. Es ist um „einen Rock kälter“, wie die ehemaligen Holzfällersiedlungen des Weins- gen Rodungen in Landparzellen aufgeteilt. Waldviertler sagen. In manchen Jahren will berger Waldes. Es sind niedrige Häuser: halb Schweine wurden im Wald gemästet, die Kuh sich der Winter gar nicht verabschieden: aus Stein, halb aus Holz und ein kleiner Stall im Stall hatte Laub als Einstreu, auf Wald- „Nur Juli und August war kein Schnee zu anbei. Im Winter reicht der Schnee bis unters lichtungen waren Krautgärten eingezäunt. sehen“, vermerkt die Pfarrchronik Bärnkopf. Dach und durch die Fenster scheint ein mil- chiger Tag. Die meiste Arbeit fiel zur Schneeschmelze an, Bis vor ein paar Jahrzehnten war der Wald wenn die Bäche genügend Wasser führten, ein weißer Fleck auf der Landkarte. Selten Bis ins 18. Jahrhundert war die Region ein um die Holzbloche zur Donau zu triften. verirrte sich dort hinauf ein Fremder. Als Urwald, in der nur ein paar Glashütten ver- Einerseits lagerte das Holz in den Teichen, der Wirt August Marschall aus Gutenbrunn borgen lagen. Als mit der Industrialisierung andererseits wurden sie als Reservoir genützt, 1960 das „skandinavische Skifahren“ für der Holzbedarf der Metropole Wien rasant um das Wasser der Bäche zu regulieren. Wer sich entdeckte, wurden die ersten Langlauf- anstieg, erwarb der Erbpostmeister und nicht im Wald beschäftig war, arbeitete loipen gespurt. Sie ziehen sich zwischen Entrepreneur Josef von Fürnberg die Wälder. für den Holztransport. Die Holzbringung Bärnkopf und Martinsberg durch die hohen Aus dem Böhmischen kamen Teichbauer und erfolgte mit den Schlitten, danach rutschte Nadelwälder, entlang von Granitmauern, errichteten Teiche und Schwemmkanäle, um das Holz die Bäche zur Donau hinab und Teichufern und queren Lichtungen. Kristalle das Holz hinunter zur Donau zu bringen. wurde dort mit Rechen aufgefangen. Die sor- funkeln. Und in weißen Fahnen geht der Und aus dem Salzburgischen wurden Holz- tierten Stämme wurden zusammengebunden Schnee von den Bäumen ab. / fäller angesiedelt. Sie kamen, wohl auch weil und nach Wien geflößt. Text: Mella Waldstein sie durch ihre Leistungen im einsamen Wald Fotos: Manfred Horvath vom Militärdienst freigestellt wurden. Ledig „Ein endloser Winter! Mitte Jänner begann schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Weihnachtszeit / 8 Kekse VON ARANZINI BIS ZIMT Eine kleine Kulturgeschichte des Weihnachtsgebäcks. Sorten wurden hergestellt und dann als Kol- lektion präsentiert, wobei wohl jede Mutter ihre mehr oder minder geheimen Rezepte im Erfahrungsschatz hat(te). Heute zählen „Tee- und Weihnachtsbäckereien“ zum kulina- rischen Erbe Österreichs. Die Definition weckt Geruchs- und Geschmackserinne- rungen: „Kleine, knusprige oder mürbe Fein- backwaren, die aus Mürbteig, Lebkuchenteig, Makronenmasse etc. zubereitet und z. B. mit Schokolade, Nüssen, Marmelade oder Marzi- pan verfeinert werden. Die Teige für Weih- nachtsbäckerei sind meist noch etwas üppiger und mehr gewürzt als die der Teebäckerei, u. a. mit Vanille, Zimt, Muskat, Kardamom und Nelken. Beide sind relativ lange haltbar.“ Luxusgut Zucker Teegebäck entwickelte sich parallel mit dem Konsum von Tee, Kaffee und Kakao. Nach der Gründung des ersten Wiener Kaffee- hauses (1684) entstand eine Reihe von Gebäckarten und -formen, die mit ihren Weihnachtskekse. Zutaten und Füllungen den Genuss des Kaffees steigern sollten. Damen der geho- benen Gesellschaft boten bei ihren privaten Der erste Adventkalender der Welt bestand Für die Herstellung in großen Auflagen Kaffeekränzchen gerne Kekse an. Bis in das aus Weihnachtskeksen. Er war die Idee der waren Kekse damals ungeeignet, aber die 19. Jahrhundert blieben Konditorwaren auf- Frau eines deutschen Pastors. Um ihrem klei- Collage-Idee blieb. Auf einem Karton waren grund der hohen Preise von Zucker, Mandeln nen Sohn die Wartezeit bis zum Fest zu ver- 24 Gedichte aufgedruckt, ein zweiter Bogen und Kakao Luxus. Um 1780 kostete in Öster- süßen, nähte sie 24 „Wibeles“, schwäbische enthielt bunte Bilder. Die Kinder konnten reich ein Pfund Zucker 3 bis 7 Gulden, ein Biskuitkeks, auf einen Karton. Jeden Tag jeden Tag das Passende ausschneiden und Pfund Schokolade 1 bis 5 Gulden. Ein Hand- durfte sich der Bub ein Stück herunterneh- über das Gedicht kleben. werker verdiente durchschnittlich 24 Kreuzer men. Die Kindheitserinnerung war nachhal- am Tag. tig: Gerhard Lang (1880–1974), später Buch- Der Adventkalender gehört zu den vorweih- händler und Verleger, wurde zum Erfinder nachtlichen Kindheitsreminiszenzen wie das Die Herstellung von süßen Backwaren in des Adventkalenders. Dieser erschien 1902 Keksbacken. Meist war der Feiertag am den Haushalten wurde erst möglich, nach- unter dem Titel „Im Lande des Christkinds“. 8. Dezember der passende Termin, mehrere dem billigere Rohstoffe und entsprechende schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Weihnachtszeit / 9 Spekulatius-Nikolaus. Wachszieher. Küchenherde der Allgemeinheit zur Verfü- Hausfreunde sind meist viereckige Kekse mit unseren Breiten unbekannt bis unerschwing- gung standen. Zuckerfabriken gab es in kandierten Früchten darin. Für Husaren- lich war, verwendete man Honig als Süßstoff. Österreich seit der Mitte des 19. Jahrhun- krapferl formt man Mürbteig zu Kügelchen Die ersten Erzeugungsorte für Lebkuchen derts. Backpulver in Päckchen für den Haus- mit einer Vertiefung in der Mitte, die mit fanden sich in den Klöstern. Den Verant- gebrauch kam um 1890 in den Handel. Marmelade gefüllt wird. Makronen (macche- wortlichen nannte man „Bruder Lebküch- Eiserne „Kochmaschinen“ mit Backrohren rone: feiner Teig) sind ein Gebäck aus Man- ner“. Der „gesottene Teig“ des Lebkuchens wurden seit den 1860er Jahren serienmäßig deln, Zucker und Eiklar, das in venetia- besteht aus Honig, Wasser, Milch und Mehl, hergestellt. Heute nennt das Internet tausen- nischen Klosterbäckereien entstanden sein er muss längere Zeit lagern, um zu gären, und de Keksrezepte. soll. Im 16. Jahrhundert brachte sie die aus wird dann mit weiteren Zutaten verfeinert. Florenz stammende Königin Katharina von Husarenkrapferl & Klosterkipferl Medici (1519–1589) nach Frankreich. In Spekulatius & Pinten Wien heißen Makronen Mandelbusserl und Vanillekipferl zählen zu den wichtigsten Kokosmakronen Kokosbusserl. Alt ist auch das Gewerbe der Lebzelter und Weihnachtsbäckereien. Ihre Erfolgsgeschich- Wachszieher, das die beiden Bienenprodukte te begann nach der Erfindung des synthetisch Von der Kirchenlehrerin Theresa von Avila Honig und Wachs verarbeitet. Erstmals wird hergestellten Vanillin-Aromastoffes 1874. Die (1515–1582) stammen viele kluge Aussprü- es 1282 in Konstanz genannt. Die Nähe zur Kapselfrüchte der Gewürzvanille (Vanilla che, unter anderem: „Wenn Fasten, dann Kirche – wegen der Erzeugung von Kerzen planifolia) waren in Europa seit 1520 bekannt fasten – wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn.“ und Wachsvotiven – unterstützte die Bildung und zählten zu den teuersten und edelsten Anders ausgedrückt: Man soll die Feste fei- von starken Zünften, die zugleich religiöse Gewürze der Welt. Andere typische Speziali- ern, wie sie fallen – und die kulinarischen Bruderschaften waren. In Niederösterreich täten sind Florentiner – runde Plätzchen aus Freuden dabei nicht zu kurz kommen lassen. sind zwischen 1650 und 1850 in 69 Städten Mandelteig, der Honig, Zucker, Butter, Obers Gebäck wie Klosterkipferl, Nonnenkrapferl, und Märkten rund 600 Meister nachweisbar. und Aranzini enthält und deren Boden in Bischofsbrot oder Kardinalschnitte bestätigen Die Lebzelter verkauften ihre Waren in Wall- Kuvertüre getunkt ist. die Devise. Im Mittelalter, als Zucker in fahrtsorten, auf Märkten und Kirtagen und schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Weihnachtszeit / 10 Zwischen Himmel und Erde RITUALE DES ÜBERGANGS Neues ist aufregend, erzeugt Spannung, kann auch Unsicherheit und Angst hervorrufen. Zwischen Himmel und Erde beginnt es neu. Jedes Jahr, und das gleich zwei Mal. Das kirchliche Jahr hat mit dem ersten Adventsonntag, heuer am 1. Dezember, begonnen. Der bürgerliche Kalender startet mit dem 1. Jänner. Neues ist auf- regend, erzeugt Spannung, kann auch Unsicherheit und Angst hervorrufen. Das ist wohl auch der Grund, warum es so viele Rituale um den Übergang vom alten zum neuen Jahr gibt. Das neue Jahr wird von guten Wünschen und von guten Vorsätzen begleitet. Der vierblättrige Klee, Rauchfangkehrer und Schwein sollen für das notwendige Glück, für Erfolg und für die Lebzelter. Gesundheit sorgen. Mit Bleigießen wird versucht, einen Zipfel der Zukunftsdecke zu öffnen. hatten geschnitzte Model für die Feiertage parat. Die Holzformen Am Beginn des Kirchenjahres gibt es den schönen Brauch des dienten zur Verzierung des hineingepressten Teiges. Dadurch war eine Adventkranzes. Der Kranz mit den vier Kerzen soll in der oft hek- Herstellung gleich aussehenden Gebäcks in großen Stückzahlen mög- tischen Adventzeit daran erinnern, innezuhalten und das Geschehen lich. Geformt wurde damit Lebkuchen, Spekulatius (Teig aus doppelt zu Weihnachten in den Blick zu nehmen. Das ist auch die ursprüng- so viel Mehl wie Fett und wenig Ei, ohne Treibmittel), Springerle (Eier- liche Idee des Kranzes. Entstanden ist er vor über 170 Jahren. Der Zucker-Masse) und Marzipan. evangelische Theologe und Pädagoge Johann Hinrich Wichern hat ihn im Jahr 1839 in einem Haus für verwahrloste Kinder eingeführt. Die Aachener Printen sind eine spezielle Weiterentwicklung eines Leb- Um diesen Kindern aus ärmsten Verhältnissen im Advent die Zeit bis kuchengebäcks, das um das Jahr 1820 in Aachen ihren Anfang nahm. Weihnachten mit der Geburt des Gottessohnes nahe zu bringen, Der Begriff „Printen“ (Abdruck, vgl. engl. to print: drucken) verrät die entzündete man in diesem Haus der Diakonie jeden Abend eine Verwandtschaft zum Bilderbogen. Die Model wurden auch „hölzernes Kerze an einem großen Wagenrad. Aus dieser Idee entstand der uns Bilderbuch“ genannt. Mit ihrer Hilfe ließen sich Heiligenlegenden heute bekannte Adventkranz. ebenso wie die aktuelle Mode oder Sensationen darstellen. Für die Advent- und Weihnachtszeit gab es eine Reihe spezieller Motive: Niko- Der ursprüngliche Adventkranz hatte immer genau so viele Kerzen wie laus und Krampus, Jesus, Maria und Josef im Stall, Jesuskinder, der Advent Tage zählte. Im Jahr 2013 sind das 24 Kerzen, vier große Christusmonogramme, Anbetung der Hirten und der Könige … Aus weiße für die Adventsonntage, 20 kleine rote für die Wochentage im kleinen Figuren ließen sich ganze Lebkuchenkrippen zusammenstel- Advent. Mit seinen Lichtern ist der Adventkranz auch Symbol dafür, len. Lebkuchenhäuser sind bis heute beliebte Geschenke. / dass Menschen mit Zuversicht in das neue Jahr mit allen seinen uns unbekannten und unvorhersehbaren Ereignissen gehen können, weil Text: Helga Maria Wolf Gott schon da ist in unserer Welt. / Illustrationen: Magdalena Steiner Mag. Paul Weiland, Superintendent der Diözese Niederösterreich schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Haus der Regionen / 11 Kremser Kamingespräche SELBERMACHEN Wie viel Regeln und wie viel Entscheidungsfreiheit? Organisierte Schulsysteme oder alternative Lebensmodelle – bei den kommenden Kamingesprächen sind spannende Diskussionen zu erwarten. gezielten Förderung optimal entfalten kön- nen. Ist freie Entfaltungsmöglichkeit das Zauberwort der Pädagogik? Oder ist ein strikter Lehrplan zielführender? In welchem Verhältnis stehen alternative oder „selbstge- machte“ Bildungsmodelle zu jenen des staat- lich organisierten Schulsystems? Wie lassen Foto: Daniela Kloock sich standardisierte Bildungsziele mit der bestmöglichen Förderung individueller Fähigkeiten vereinbaren? / Text: Karin Graf Dr. Barbara Kolm und Mag. Dr. Stephan Schulmeister. HR Hermann Helm und Prof. Beatrix Konicek. Im Dezember ist Selbermachen unter dem beschäftigen sich Barbara Kolm (Präsidentin Fokus „Regeln schaffen“ Thema des Kremser des Friedrich A. v. Hayek Instituts) und der Kamingesprächs. Einerseits ist die politische Wirtschaftsforscher und Universitätslektor Landschaft Österreichs von latenter Passivität Stephan Schulmeister. KREMSER und sinkender Wahlbeteiligung geprägt, KAMINGESPRÄCHE andererseits engagieren sich Einzelne mehr Talente fördern ——————————————————— denn je – sei es im Rahmen zivilgesellschaft- Mi, 11. 12. 2013, 18.00 Uhr licher Initiativen oder in der Forderung nach Zum Staffelfinale setzen sich Hermann Helm Regeln schaffen mehr Bürgerbeteiligung. Viele Bürger wollen (Amtsführender Präsident des Landesschul- Dr. Barbara Kolm, sich nicht bevormunden lassen und wün- rates für Niederösterreich) und Beatrix Mag. Dr. Stephan Schulmeister schen sich, unabhängig von staatlichen Konicek (Vizerektorin für Fortbildung und Rechtsnormen, ihre eigenen Regeln. regionale Vernetzung der Kirchlichen Päda- Mi, 8. 1. 2014, 18.00 Uhr gogischen Hochschule Wien/Krems) mit Bil- Talente fördern Regeln schaffen dungsfragen auseinander und erörtern die HR Hermann Helm, Vor- und Nachteil von staatlich organisierten Prof. Beatrix Konicek Welche Möglichkeiten bieten sich bei der Schulsystemen im Vergleich zu alternativen Eintritt frei, Anmeldung erbeten! Schaffung individueller Regeln? Wo liegen oder „selbstgemachten“ Lebensmodellen. _ die Grenzen zivilgesellschaftlichen Engage- Haus der Regionen ments? Wie stellt sich der Ausgleich von Schon der Schriftsteller Theodor Fontane 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Gruppenegoismen und dem Allgemeinwohl meinte „Die Talente sind oft gar nicht so Tel. 02732 85015 gegenwärtig dar? In welchen Lebensbe- ungleich, im Fleiß und im Charakter liegen www.volkskultureuropa.org reichen sind Regulierungen notwendig? Und die Unterschiede.“ Demnach schlummern in in welchen Bereichen wäre mehr Entschei- jedem Menschen Begabungen und Talente, dungsfreiheit zielführend? Mit diesen Fragen die sich jedoch erst im Rahmen einer schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Weihnachten / 12 Hausmusik MITMACHEN! Beim Weihnachtslied in der Hausmusik ist das religiöse Element zugunsten dem stimmungsvollen gewichen. Wie auch immer die Motive sind – Hauptsache, es wird zu Hause gemeinsam gesungen und gespielt. Die stillste Zeit im Jahr lädt wie keine andere Das Phänomen Hausmusik ist facettenreich Hauß und Tisch Musica. Darin sehr schöne Zeit im Jahreskreis zur Hausmusik ein, zur und hat sich im Laufe der Jahrhunderte ver- Gesänge des H. Paschasij Reinicken, durch Musik im kleinen, familiären Kreis. Nicht ändert und entwickelt. Die Wurzeln gehen den Catechismum D. Mart. Lutheri, auff alle der passive Genuss von Musik steht dabei im bis ins 17. Jahrhundert zurück. Einer der Tag (…) zu singen“ sein, die 1605 in Witten- Vordergrund, sondern das aktive Musizie- ersten Belege für den Begriff „Hausmusik“ berg gedruckt wurde. Erstmals nachweisbar ren möglichst vieler im privaten Bereich. dürfte Bartholomäus Gesius’ „Christliche tritt der Begriff „Hausmusik“ in Titeln von schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Weihnachten / 13 Notensammlungen auf. Unzweifelhaft wird gung Anfang des 20. Jahrhunderts, die sich „Stille Nacht“, das heute bekannteste aller hier das christliche Haus als wesentlicher speziell der Volksmusikpflege annahm und Weihnachtslieder, eroberte von einer Dorf- Ort für das gemeinsame Musizieren defi- proklamierte, dass die „wahre Volksmusik kirche ausgehend sehr rasch die bürger- niert und der Schule und der Kirche als aus der Familie herauswachsen“ müsse und lichen Häuser des 19. Jahrhunderts. Die ebenbürtig erklärt. so die „tiefsten und heiligsten Werte der erste Veröffentlichung 1833 kennzeichnete Seele“ pflege. Im Gefolge dieser Strömung es noch als „Tyroler Lied“. Wilhelm Fink In der Familie geschah Verkündigung in vereinnahmte der Nationalsozialismus die rechnete es 1843 schon zum musikalischen Form des geistlichen Musizierens, das zeit- Hausmusik als seinen genuinen Auftrag. Hausschatz der Deutschen. Über das häus- weilig auch von Hausandachten begleitet Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dafür liche Musizieren hinaus erlangte das Lied wurde. Was das Repertoire an Stücken für plädiert, die Hausmusik von ideologischem einen unerreichten Bekanntheitsgrad, da es diese Art von Hausmusik angeht, war darauf Ballast zu befreien und sie wieder als Stück die Herzen zu rühren vermochte und oben- zu achten, dass die Gesänge „von einem bürgerlicher Kultur zu etablieren. Heute drein auch im Kirchenraum liturgisch ein- jeden Hauß vatter mit seinen Kindern“ schließlich ist häusliches Musizieren stark setzbar war. gesungen werden konnten. Einfachheit und von jenen qualitativen Maßstäben geprägt, leichte Singbarkeit der Stücke waren ebenso die auch für öffentliche Aufführungen gelten. Die Hausmusik des 19. Jahrhunderts hat den erforderlich wie die Eignung zu häuslicher Weihnachtsliederschatz erheblich vermehrt. Andachtsübung. Das Singen „über Tische“ Was nun das Weihnachtslied angeht, brachte Diese Lieder sind zu einem fixen Bestandteil wurde als Gegenbewegung zu den rauen speziell die Hausmusik des 19. Jahrhunderts unseres heutigen Repertoires an Weih- und ungehobelten Gesängen auf den Gassen einen neuen Schatz an Liedern hervor. Da nachtsliedern geworden, ohne dass sie die forciert. gibt es jene Lieder, die melodisch Anleihe an weihnachtlichen Volks- und Kirchenlieder Kompositionen der Barockzeit nehmen. So verdrängt hätten. Jedes Weihnachtslied ist Ein wesentliche Wandlung von der from- ist die Melodie des Liedes „Tochter Zion, geeignet, im Kreis der Familie auf das Weih- men Hausmusik, die seit dem Mittelalter freue dich“ Händels Oratorium „Josua“ ent- nachtsfest vorzubereiten sowie der Freude dem Vertreiben „melancolischer einsam- nommen. Johann Escheburg bzw. Friedrich Ausdruck zu verleihen und der stillen Zeit keit“ diente, hin zu jener Hausmusik, die Heinrich Ranke haben es mit neuem Text den eigenen Klang und die besondere Stim- Ausdruck idealistischer Familienidylle sein unterlegt. Letzterer übertrug auch den Text mung zu geben. / sollte, vollzog sich in der Biedermeierzeit von „Adeste fideles“ ins Deutsche und Text: Peter Gretzel der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wolf- unterlegte ihn mit einer Melodie aus dem Foto: Manfred Horvath gang Riehls Geleitbrief zu seiner „Hausmu- 18. Jahrhundert. Derartige Lieder wurden sik“ (1855) war Maßstab für die neue Funk- neu ein- oder auch mehrstimmig und für tion und Richtung der Hausmusik: Sie sollte Klavierbegleitung gesetzt. „schlicht und ehrlich, rein und züchtig“ werden und der „Verflachung der Kunst“ Vorfreude wecken entgegenwirken. Die Rückkehr zu einem einfachen, gedankenreichen, schlichten und Eine weitere Gruppe von Weihnachtsliedern strengen Stil sei nur durch das Musizieren kreist thematisch nicht mehr so sehr um das WEIHNACHTSLIEDERTELEFON im Haus erreichbar. Tatsächlich bewirkte Geheimnis der Menschwerdung Christi, ——————————————————— diese neue Praxis des häuslichen Musizie- sondern hauptsächlich um das Weihnachts- Weihnachtslieder-Hotline rens eine Verengung auf eine reine erbau- fest als Familienfest mit Bescherung der Suchen Sie bestimmte Lieder? Alte oder liche Innerlichkeit. Kinder und geschmücktem Weihnachts- neue? Klingt die Melodie noch im Ohr baum. Das religiös erbauliche Element ist und es fehlt Ihnen der Text? Haben Sie Geselliges Ereignis hier dem stimmungsvollen gewichen. Der noch Textpassagen im Kopf, aber keine Weihnachtsbaum wird in den Liedern „O Melodie mehr dazu? Das Team des NÖ Ort der Hausmusik war im 18. Jahrhundert Tannenbaum“ oder „Am Weihnachtsbaume Volksliedarchivs, Dr. Peter Gretzel und das adelige und bürgerliche Haus. Das die Lichter brennen“ als Weihnachtssymbol Mag. Daniela Fuchs, hilft Ihnen gern halböffentliche und auch gerade dem Dilet- thematisiert. Das Christuskind wird zum rasch und zuverlässig weiter. tanten zugängliche Musizieren wurde zu Gabenbringer in den Liedern „Kling Glöck- NÖ Volksliedarchiv einem beliebten geselligen Ereignis. Gerade chen, klingelingeling“, „Süßer die Glocken c/o NÖ Landesbibliothek hier konnte man den „erquickenden Atem nie klingen“ oder auch im Lied „Alle Jahre 3109 St. Pölten des Lebens“ erfahren, der der Musik inne- wieder“. Die Lieder „Morgen, Kinder, wird’s Landhausplatz 1 wohnt. Allerdings wurde die Kluft zwischen was geben“ und „Morgen kommt der Weih- archiv@volkskulturnoe.at professionellen Musikern und Musikliebha- nachtsmann“ sollen die kindliche Vorfreude Tel. 02742 9005-12878 bern immer größer. auf die Bescherung wecken. Eine zauber- hafte Winteridylle wollen die Lieder Für Sie geöffnet: Neu definiert wurde das Hausmusikreper- „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ oder Di–Do 9.00–15.00 Uhr toire durch die Leitbilder der Jugendbewe- „Leise rieselt der Schnee“ transportieren. oder nach telefonischer Vereinbarung schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Advent / 14 Advent im Brandlhof Mitmachen HANDWERK MEIN & MUSIK CHRISTKIND Advent als stressfreie Zone. Die Volkskultur Advent – Niederösterreich hat gehaltvolle Angebote. Wie ich mich auf das Christkind vorbereite Advent: Das ist die Zeit des War- tens. Die Zeit, in der sich vor allem die Kinder auf den Heiligen Abend und auf das Christkind freuen. Und die Zeit, in der in den Fami- lien und Gemeinden in Nieder- österreich zahlreiche Bräuche – alte, aber auch moderne – gepflegt werden. Deshalb laden wir alle Kinder und Jugendlichen in Nie- derösterreich ein, an der Aktion „Advent – Wie ich mich auf das Christkind vorbereite!“ mitzuma- chen und uns mitzuteilen, wie sie Der 800 Jahre alte Brandlhof ist durch seine Handwerksmärkte weithin sich in ihren Familien, in Schule und Kindergarten, in ihren Gemein- bekannt. Der Adventmarkt bietet Ihnen die Gelegenheit mit Kunst- den auf den Heiligen Abend und auf die Geburt Christi vorbereiten. handwerken in Kontakt zu treten. Am Samstag, den 7. Dezember wird Mit dieser Aktion wollen wir den Kindern ein bisschen den ursprüng- der Christbaum illuminiert – eine feierliche Geste, die zum Verweilen lichen Sinn und Zauber des Weihnachtsfests begreifbar machen. einlädt. / Der Advent soll als Zeit der besinnlichen Vorbereitung auf das Weih- nachtsfest erhalten bleiben. Und das Christkind ist für uns das Symbol für das Friedensfest Weihnachten. / ADVENT IM BRANDLHOF ——————————————————————————————— Sa, 7. 12., 14.00–18.00 Uhr, So, 8. 12. 2013, 10.00–18.00 Uhr AKTION CHRISTKIND Weihnachtsmarkt und Rahmenprogramm ——————————————————————————————— 3710 Radlbrunn, Brandlhof Schreibt uns, welche Bräuche ihr im Advent pflegt. Eintritt frei! Schickt uns eine Zeichnung von „eurem“ Christkind. Sa, 7. 12. 2013, ab 14.00 Uhr: Weisenblasen mit voixBrass, Lesung, NÖ Medienzentrum ARTSchmidatal, Illuminierung des Christbaums, Offenes Singen Rennbahnstraße 29/4/403, Stiege C, 3109 St. Pölten So, 8. 12. 2013, ab 10.00 Uhr: Weisenblasen mit den Pulkauer Wei- Fax 02742 9005 16530 senbläsern, Lesungen, ARTSchmidatal, Offenes Singen im Hof mit mitmachen@mein-christkind.at Dorli Draxler www.mein-christkind.at An beiden Tagen stimmungsvoller Weihnachtsmarkt mit traditio- Einsendeschluss ist der 9. Dezember 2013 nellem Handwerk. Alle Einsendungen werden im Internet auf Information: www.mein-christkind.at veröffentlicht. Brandlhof, Tel. 0664 8208595 Als kleines Dankeschön werden unter allen Einsendern ein Tablet www.volkskulturnoe.at und Einkaufsgutscheine der Firma SPAR verlost. schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Advent / 15 Advent im Haus der Regionen So schmeckt Niederösterreich AUF NACH ADVENT BETHLEHEM IM PALAIS Klein, aber fein: Adventmarkt am Ludwig-von- Ein stimmungsvoller Markt des Landes Niederöster- Köchel-Platz und in der Galerie der Regionen. reich für seine Landsleute und Freunde in Wien. Bereits zum sechsten Mal werden kulinarische Schmankerln und köstliche Raritäten aus unserem Foto: Helmut Lackinger Bundesland im Innenhof sowie in den Prunkräumen des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses präsentiert und die Besucher auf eine vorweihnachtliche Reise durch die Regionen Niederösterreichs Seien Sie Gast beim beschaulichen Adventmarkt am Ludwig-von- und ihrer Spezialitäten entführt. Köchel-Platz in Krems-Stein und tauchen Sie ein in eine zauberhafte Adventidylle. Genießen Sie die vorweihnachtliche Zeit in Ruhe, stö- Zum Schauen – Kunsthandwerk aus Niederösterreich, Krippenausstel- bern Sie im Angebot des Markts und lassen Sie sich von Volksmusiken- lung. Zum Schenken – Produkte aus Niederösterreich, geschmackvolle sembles und weihnachtlichen Liedern auf das bevorstehende Weih- Geschenkideen. Zum Zuhören – Chöre, Bläser und Musikgruppen aus nachtsfest einstimmen. Der Adventmarkt zeichnet sich durch seine Niederösterreich, besinnliche und heitere Gedanken für Groß und liebevolle Gestaltung und stimmungsvolle Atmosphäre aus. Die Aus- Klein. Zum Genießen – traditionelle Köstlichkeiten und geschmack- steller bieten sorgfältig hergestelltes Kunsthandwerk wie handbemalte volle Raritäten. Zinnfiguren, weihnachtliche Kerzen und Drechselkunst ebenso wie Produkte aus der Region und Glühwein und Punsch an. / Freitag: Mostviertler BlechMusikanten, Stubenmusik Rauchengern, Wienerwald Viergesang, Alpine Carolers, Chorgemeinschaft Kilb, Chor der Musikhauptschule Blindenmarkt; Lesungen: Annemarie Eppinger, Marlen-Christine Kühnel, Herbert Eigner begleitet von Eva ADVENT IM HAUS DER REGIONEN Wallisch an der Harfe. ——————————————————————————————— Sa, 14. 12., 14.00–19.00 Uhr, So, 15. 12. 2013, 10.30–18.00 Uhr Samstag: Krass Brass, WiazHausmusi, Ernsthofner Viergesang & Dop- ADVENT / Markt am Ludwig-von-Köchel-Platz pelquartett, Scheibbser3er, Chor der Pfarre Ybbsitz, TexSinger Dreier; Eintritt frei! Lesungen: ARTSchmidatal, „Buchabauer“ Erich Stöger, Günter Brauneis begleitet von den Mostviertler Zitherfreunden. / Fr, 13. 12. 2013, 19.30 Uhr ADVENT / Konzert „Auf nach Bethlehem!“ Konzertkarten: Kat. I: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00 Kat. II: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00 SO SCHMECKT NIEDERÖSTERREICH Tipp: Genießen Sie vor den Konzerten ab 17.30 Uhr ein dreigän- ADVENTMARKT ——————————————————————————————— giges Menü im Restaurant Blauenstein inkl. Konzerteintritt um insgesamt EUR 34,00. Fr, 29. 11., und Sa, 30. 11. 2013, 10.00–21.00 Uhr Information und Kartenbestellung Palais Niederösterreich Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 1010 Wien, Herrengasse 13 Tel. 02732 85015, ticket@volkskultureuropa.org Der Eintritt ist frei! www.volkskultureuropa.org www.soschmecktnoe.at schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Musikschule / 16 Hausmusik DAS FAMILIENLEBEN BEREICHERN Musikschule und Hausmusik – wie geht das zusammen? Ganz einfach, indem die Musikschulen Familienkonzerte veranstalten und Familien musikalisch zusammenführen. gemeint (siehe auch Seite 12). Typisch für dieses Zeitalter sind die Schubertiaden, die als Prototyp und historisches Vorbild der Hausmusik verstanden werden und die Ver- lagerung der Musik in den Privatbereich ver- körpern. Idyllische Beschreibungen von Hausmusik, Szenen aus dem 19. Jahrhundert – durch Massenmedien und Tonträger hat sich der Stellenwert der Hausmusik verän- dert. Das gemeinsame Musizieren wird den- noch fortgeführt, wenn auch in anderen For- men und Bedeutungen. Der Name Hausmusik findet sich heute viel- fach in Ensemblenamen, oft auch im Bereich der Volksmusik, wieder. Andererseits wird sie als Gegenpol zur Massenkultur gesehen und nützt diesen Status zur Hervorkehrung der Individualität. Zahlreiche Aktionen und Pro- jekte thematisieren Hausmusik – so setzt die Volkskultur Niederösterreich mit der Initiati- ve Hausmusik ein deutliches Zeichen. In der Steiermark wiederum liefert eine Konzert- agentur „Hausmusik auf Bestellung“, wobei Sieben Mitglieder hat die Familie Pilz – mindestens ein Instrument spielen sie alle. Foto: Pilz die Bewohner als Gastgeber fungieren und die Musik „mitgebracht“ wird. Ein ähnliches Format wählt ein Ensemble für zeitgenös- Wem es gelingt, der Hektik in der Vorweih- im häuslichen Bereich, im Kreis der Familie, sische Musik, PHACE, mit „rent a musician“. nachtszeit im Einkaufsrausch zwischen im Freundeskreis oder sozialen Gemein- Dabei können sich interessierte Zuhörer For- Arbeitsstress und Punschstand zu entkom- schaften und ist nicht an bestimmte Musik- mationen vom Solisten bis zur Triobesetzung men, der erlebt hin und wieder – alle Jahre richtungen gebunden. für ein Minikonzert ins eigene Wohnzimmer wieder – einen Moment der Ruhe und bestellen. Die Thüringer Bachwochen wiede- Besinnlichkeit. Adventkranzbinden, Kekse Obwohl die Praxis des Musizierens im Haus rum initiierten eine „Lange Nacht der Haus- backen, Musikmachen – mehr als sonst bereits seit dem Mittelalter nachweisbar ist, musik“ und luden Kinder, Erwachsene, besinnt man sich in der Weihnachtszeit auf findet der Begriff „Hausmusik“ heute häufig professionelle Musiker und Amateure ein, Traditionen wie diese. Das gemeinsame in einem anderen Kontext Erwähnung. zu Hause Werke von Bach zu spielen und ihre Musizieren und Singen ist in vielen Familien Spricht man von Hausmusik, so ist oft die Wohnungen dabei der Öffentlichkeit zu das ganze Jahr über fixer Bestandteil des All- bürgerliche Gattung, die in der Salonkultur öffnen. tags. „Hausmusik“ bezeichnet das Musizieren des Biedermeier ihren Höhepunkt erreichte, schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Musikschule / 17 Familie Haas bei der Probe für das Familienkonzert in der Musikschule. Foto: Regionalmusikschule Bisamberg/Leobendorf/Enzersfeld Die Familiengemeinschaft stärken Ein ,Auftrag‘ von außen motiviert alle Betei- Musiziert wird fast jeden Tag, vor dem Kon- ligten, gemeinsam einen schönen Beitrag zu zert noch intensiver. Wie das Musizieren und Hausmusik im traditionellen Sinn wird leisten. Die Aufführungen machen dann Proben abläuft? „Die siebenjährige Zoe ist nicht zuletzt aufgrund eines sehr aktiven nicht nur den Zuhörern Freude, sondern sie unsere Lehrerin – sie hat Oma geholfen. Alle Musikschulwesens in vielen Familien und stärken auch die Gemeinschaft innerhalb zusammen haben Papa motiviert. Und es hat Freundeskreisen praktiziert. Sieben Mitglie- der Familie“, ist man sich einig. funktioniert: Er möchte nun Klavier lernen“, der hat die Familie Pilz – mindestens ein erzählt Claudia Haas, die auch Musikschul- Instrument spielen sie alle. Von der jüngs- „Wenn Eltern nervöser sind lehrerin Gudrun Bergmann als wesentlichen ten, Susanne (4), die die musikalische als ihre Kinder" Faktor für den Erfolg sieht, denn das Konzert Früherziehung besucht, bis zu Samuel (18), ist zu einem Highlight des Jahres geworden der Fagott spielt, besuchen bzw. besuchten Die Musikschule Bisamberg/Leobendorf/ – „auch wenn die Eltern dabei nervöser sind alle fünf Kinder die Musikschule Tulln, wo Enzersfeld veranstaltet jährlich ein Familien- als ihre Kinder“. Für das zweite Konzert ver- sie sowohl Unterstützung bei der Auswahl konzert. Bei diesem Konzert spielen nicht nur suchte sich der Vater erfolgreich auf dem Vio- geeigneter Stücke als auch bei den Proben „fixe“ Familienmusiken, sondern es werden loncello. „Das gemeinsame Musizieren hat das finden. Beim gemeinsamen häuslichen für diesen Anlass auch Familien „musikalisch Familienleben enorm bereichert“, meint Clau- Musizieren ist Mutter Claudia das Binde- zusammengeführt“. Die Lehrer bearbeiten dia Haas – und ist gespannt, welches Instru- glied der Familie – sie begleitet beim Üben Stücke für ausgefallene Besetzungen, sodass ment ihr Mann als Nächstes lernen wird. / und initiiert Proben. auch Elternteile, die kein Instrument beherr- schen, mitwirken können. Ein Konzept, das Text: Katharina Heger Denn neben dem gemeinsamen Musizieren Familie Haas begeistert hat: Die beiden Töch- zu Hause hat die Familie Pilz auch Auftritte ter, Zoe und Lilly-Ann, lernen Geige an der in der Musikschule, bei Taufen, Gottesdiens- Musikschule, Mutter Claudia spielt Klavier. AKTION HAUSMUSIK ten oder Familienfeiern. „Auch wenn alle Für das Familienkonzert studierte Vater ——————————————————— Familienmitglieder in verschiedenen Be- Manfred, der kein Instrument spielt, über Dieser Ausgabe des Schaufenster Kultur. reichen musizieren, kann doch die Motivati- Wochen hinweg ein Stück am Klavier ein, die Region ist die Broschüre „Aktion Haus- on für das gemeinsame Musizieren in der Oma wirkte am Tamburin mit. „Das Mit- musik. Weihnachtslieder lieber selber Familie sehr unterschiedlich hoch sein. einander ist für alle Familienmitglieder ein singen“ beigelegt. Viel Spaß beim Singen Zusätzlich machen Geschwisterkonflikte das wunderbares Erlebnis. Und die Kinder sehen: und Musizieren! Proben manchmal schwierig. Als förderlich auch Erwachsene müssen üben“, schwärmt Das Heft kann auch bei der Volkskultur haben wir erlebt, wenn von außen Anfragen Claudia Haas. Niederösterreich bestellt werden: zum gemeinsamen Musizieren kommen. office@volkskulturnoe.at schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Waldviertel / 18 Familienmusik Trauner RUNDUM MUSIK Die Hausmusik bestimmt schon seit Langem das Leben der Familie Trauner. Manuela und Johann Trauner leben gemeinsam mit ihren elf Kindern in Altenburg am Rande des Horner Beckens. Familie Trauner: Musik ist Bestandteil des Alltags – jedes Kind spielt mehrere Instrumente. Foto: z. V. g. Als erstes begannen die Kinder mit der Ausprobieren in der Familie, die Musikschul- Rest“, indem sie mit dem Flötenkopf alleine Blockflöte, sie spielten von Anfang an im lehrer bieten den weiteren Instrumentalun- durch das Haus tröten. Kreise der Familie, wo auch Bekannte mit- terricht. Ab dem 3. Lernjahr „nehmen die musizierten. Die Kinder merkten so, dass die Kinder meistens ein zweites Instrument Vor drei Jahren hat die Familienmusik Trau- Flöte kein Kinderinstrument ist und von dazu“. Die abgespielten Blockflöten wandern ner ein Programm erarbeitet, welches aus- Erwachsenen genauso gespielt wird. Ein in die Hände der kleineren Geschwister. schließlich Adventmusik in verschiedensten Zusammenspielen passiert ab dem ersten Diese geben den Instrumenten dann „den Besetzungen und Gesänge enthält. Der schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
Waldviertel / 19 Advent, welcher für die Familie ein bedeu- an der Wolfgang-Amadeus-Mozart-Musik- tendes kulturelles und religiöses Anliegen ist, schule. Franz, der Zweitälteste, besucht die bietet ein unerschöpfliches Repertoire an Bundesfachschule für Flugtechnik in Langen- Musikliteratur. Das Adventprogramm wird lebarn und ist heuer für ein Jahr beurlaubt. Er mit einigen klassischen Stücken bereichert. konzentriert sich auf Violine und Oboe. Daneben kümmert sich sein Onkel Pater Lampenfieber unbekannt Arnold, der ein Jahr zur Erholung aus Afrika im Kreise der Familie Trauner verweilt, um Die Kinder konzertieren nicht, sondern sie die humanistischen Fächer Latein und Fran- spielen und musizieren einfach. Sehr wohl zösisch. Die Drittälteste ist Maria, sie spielt sind sie mit dem nötigen Ernst und großem Block- bzw. Querflöte, seit über drei Jahren Eifer dabei, aber Lampenfieber müsste man auch Cello und absolviert im Moment von zu ihnen erst beibringen, da sie ihre Auftritte Hause aus ihr letztes Pflichtschuljahr. nicht als Konzert betrachten. Bei Bewerben spielen die Kinder ohne Lehrer oder Eltern, Der einzige externe Unterricht, den die Kin- Mutter Manuela Trauner ... bei Auftritten spielen die Eltern jedoch mit. der bekommen, ist der Instrumentalunter- Hat die Familie anfangs nur instrumental richt über den Gemeindeverband der Musik- musiziert, so begann man vor einiger Zeit auf schule Horn. Die Zweigstellenleiterin von Anregung der Mutter zu singen. Sieben Kin- Altenburg, Sonja Walther, hat Tonsatz, Violi- der treten bereits als Vokalensemble auf und ne und Viola studiert und hilft, das Notenma- konnten heuer einen 1. Preis beim landeswei- terial an das Können der Kinder anzupassen. ten Volksmusikwettbewerb in Leobendorf Jedes Kind spielt mehrere Instrumente, daher erringen. Als Belohnung gab es dann eine ist auch professionelle Hilfe für die Besetzung Einladung zu der von der Volkskultur Nieder- gefragt. Mag. Andrea Straßberger ist eine österreich organisierten tanz&MUSIKwoche große Stütze der Familie. Bei Vorlage eines in Hollenstein/Ybbs. drei- bis vierstimmigen Satzes weiß sie sofort, welche Stimme mit welchen Instrumenten Die Übungseinheiten für das gemeinsame besetzt werden soll. Das betrifft auch die Musizieren sind auftrittsbezogen und werden Stückauswahl! Welches Stück in welcher intensiviert, wenn ein Bewerb ansteht. Alle Besetzung dann wirklich „aufgeht“, erfordert wohnen zu Hause, wo zu bestimmten Zeiten großes Fingerspitzengefühl. ... und alle elf Traunerkinder. Fotos: z. V. g. gemeinsam geprobt wird. Natürlich muss es mehrere Proberäume fürs gleichzeitige Üben Irgendwo spielt immer jemand geben. Das Klavier- und das Flügelzimmer löffel ist die Querflöte, die Nackenrolle zwi- reichen nicht aus, in genügender Entfernung Hausmusik bedeutet im Fall der Familie schen den Knien das Cello und eine große wird auch im Bügelzimmer oder im Abstell- Trauner gleichzeitig Familienmusik, weil Fruchtsalatdose die Trommel). So intonieren raum bei der Getreidemühle geübt. Viele viele Möglichkeiten der Besetzung auch für und simulieren die Kinder mehrstimmig das Kinder sind aber auch außerhalb der Familie klassische Musik vorhanden sind. Drei Mäd- angesagte Stück. musikalisch tätig wie zum Beispiel bei der chen spielen Klavier und begleiten ihre Blasmusik Pölla (fünf), beim Gesangs- und Geschwister auch schon bei Bewerben. Rund Neujahrskonzerte oder Beethovenkonzerte Musikverein Horn (sieben plus Mama) oder um die Uhr spielt irgendwer irgendwo im auf DVD, Buchbinder am Klavier die Phil- bei Prima la Musica. Einige Kinder werden Haus, manchmal müssen selbst die Eltern harmoniker leitend, das fesselt auch schon die laufend zu kleineren Ensembles eingeladen, nachsehen, wer da spielt, so sprunghaft sind Zwei- bis Siebenjährigen mehr als eine Stun- zu Aktivitäten der Musikschule oder ähn- oft die Fortschritte am Instrument. Die drei de. Illegales Selbsterlernen eines Instru- lichen Projekten. Durch das häufige Prakti- ältesten Kinder begannen heuer mit der mentes wird längst nicht mehr geahndet, auf zieren der Hausmusik werden die Fähigkei- theoretischen Ausbildung in der Oberstufe. die korrekte Instrumentenhaltung sind die ten am Instrument automatisch und vor Argusaugen der rechtmäßigen Instrumen- allem „im Spiel(en)“ gefestigt. Dieses Umfeld färbt auf die kleineren tenbesitzer gerichtet. Der Druck „der Basis“ Geschwister in der Weise ab, dass man sie bei ist so enorm, dass ein Streicherensemble mit Magdalena ist mit 17 ½ Jahren die Älteste und improvisierten Orchesterproben erwischt. einem Altersdurchschnitt von neun Jahren spielt Klavier, Violine, Gitarre und Hackbrett Dabei steht ein Kind am Wohnzimmertisch einen 2. Preis beim Volksmusikwettbewerb und steht im zweiten Lehrjahr als Verkäufe- und dirigiert summend eine allen bekannte errang. Wo wird das noch hinführen – und rin in einem Horner Handarbeitsgeschäft. In Melodie, die anderen spielen dazu ihre Phan- das Ganze nur deshalb, weil die Eltern nie den Mittagspausen kehrt sie nach Hause tasieinstrumente (zwei Flötenputzer kreuz- was dagegen unternommen haben! / zurück, um an gemeinsamen Proben teilneh- weise aneinander gerieben in der richtigen men zu können, oder nimmt Hornunterricht Stellung sind sie Violine und Viola, der Koch- Text: Andreas Teufl schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2013/Januar 2014
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