MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München

Die Seite wird erstellt Lenny-Stefan Hahn
 
WEITER LESEN
MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München
N R. 4 • 2 0 1 0

        MünchnerUni Magazin
        ZEITSCHRIFT DER LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT MÜNCHEN

                                                            LASKY CENTER
                                                            FOR TRANS-
                                                            ATLANTIC STUDIES
GESUNDHEITSFÖRDERUNG AN DER LMU                             NACHLASS
                                                            EINES NETZ-
FIT FÜR DIE UNI                                             WERKERS
MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München
Gesellschaft von Freunden und Förderern der Universität München e.V.

         Kennen Sie schon die Münchener Universitätsgesellschaft?
         1922 gegründet, sind wir nicht nur eine der ältesten Fördergesellschaften
         Deutschlands, sondern auch eine der größten.

         Schnelle und wirkungsvolle Förderung von Forschung und Lehre an der
         Ludwig-Maximilians-Universität – das ist unser Engagement.

         Helfen Sie mit! Werden Sie Mitglied oder helfen Sie mit einer Spende. Jeder
         Euro kommt voll und ganz der Forschung und Ausbildung an der Universität
         zugute. Der Mitgliedsbeitrag ist steuerlich genauso absetzbar wie jede Spende.
         Ein höherer Betrag als der Mindestbeitrag ist uns natürlich sehr willkommen.

         Als Mitglied erhalten Sie:
         •   unser Jubiläumsbuch „85 Jahre Münchener Universitätsgesellschaft“
         •   einen Bildband über die Geschichte der LMU München
         •   die Forschungszeitschrift EINSICHTEN
         •   den Jahresbericht unserer Gesellschaft
         •   die Möglichkeit zur Teilnahme an Veranstaltungen der LMU und der
             Universitätsgesellschaft

         Münchener Universitätsgesellschaft e.V.
         Königinstr. 107, 80802 München
         Tel.: (089) 38 91-55 66 • Fax: (089) 38 91- 45 66
         E-Mail: info@unigesellschaft.de • www.unigesellschaft.de

1. Ich spende einen einmaligen Betrag von € ........................................................

2. Ich möchte Mitglied werden mit einem Jahresbeitrag von € ............................
     Mindestbeiträge:
     • Einzelpersonen € 40,-
     • Studenten € 20,-
     • Juristische Personen, Firmen und Personenvereinigungen € 100,-

Name: .........................................................................................................................................................

Vorname: ....................................................................................................................................................

Straße: ........................................................................................................................................................

PLZ/Ort: .....................................................................................................................................................

E-Mail: ........................................................................................................................................................

Datum: ................................................. Unterschrift: ..............................................................................

         Ich interessiere mich für das Seniorenstudium an der LMU. Bitte senden Sie mir künftig
         das Vorlesungsverzeichnis und die Einschreibeunterlagen zum Seniorenstudium zu.

Münchener Universitätsgesellschaft e.V. • Königinstr. 107 • 80802 München

Bankverbindung:             HypoVereinsbank München                      (BLZ 700 202 70)               Kto. 580 400 26 36
                            Postbank München                             (BLZ 700 100 80)               Kto. 416 00 808
MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,

                                                                   Editorial
wir freuen uns, Ihnen diesmal eine richtig farbenfrohe MUM
präsentieren zu können!
Titelthema ist die bunte Vielfalt an Möglichkeiten, die die LMU
bietet, damit sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem
nicht-wissenschaftlichen und wissenschaftlichen Bereich sowie
                                                                     1
Studierende am Arbeitsplatz fit und gesund halten können. Wir

                                                                   N R. 4 • 2 0 1 0
stellen Angebote und Ansprechpartner vor; Experten geben
wichtige Tipps und Anregungen.

Sportlich und farbstark geht es auch weiter: unter anderem mit
dem bunten Dackel Waldi, der nicht nur der Olympiade 1972
in München als Maskottchen diente, sondern gleichsam jetzt
auch als Glücksbringer einer von Studierenden mitkonzipierten
historischen Ausstellung fungiert, die diese sowohl heiteren als
auch tragischen Wettspiele thematisiert.

In einem zarten MINT-Grün stellt MUM das Engagement von
Abiturientinnen und Abiturienten vor, die das Angebot eines
Vorpraktikums am Department für Chemie und Biochemie nut-
zen, um schon vor Studienbeginn zu prüfen, ob ihnen ein Studi-
um der Chemie überhaupt liegt. Das Angebot mit Unterstützung
der bayerischen Wirtschaft soll helfen, die Abbrecherzahlen in
den Bereichen Mathematik, Ingenieur- und Naturwissenschaf-
ten und Technik (MINT) zu senken.

Ganz in Grün präsentieren sich unsere Mittagstipps: Vegeta-
risch und vegan ist angesagt; auf der Karte stehen diesmal:
„Café Ignaz“, „Mutter Erde“ und „Dean & David“.

Was bunte Computerspiele mit der „Lebenswelt Klassenzim-
mer“ zu tun haben, zeigen wir anhand einer Kooperation der
LMU mit der Hochschule München, und außerdem verraten
wir, wie es gelingt, Antikörper der Alpaka mit einem von Qual-
len produzierten, fluoreszierenden Farbstoff zu fusionieren und
damit erfolgreiche Patente zu realisieren. Wir wünschen Ihnen
viel Freude beim Lesen!

                                           Ihre MUM-Redaktion
MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München
Zur Sache
                     Die LMU braucht
                     die Studienbeiträge
zur sache

                                                         Seit dem Jahr 2007 werden in Bayern Studienbei-       von Kompetenzen, die über die üblichen Curricula
                                                         träge erhoben. In diesem Frühjahr und Sommer ha-      hinausgehen und vor allem in Tutorien und Un-
                                                         ben alle bayerischen Universitäten und Hochschu-      terricht in kleineren Gruppen vermittelt werden.
                                                         len die Beiträge einer eingehenden Überprüfung        Mit Studienbeiträgen kann das Lehrangebot deut-
                                                         unterzogen: Wie werden sie verwendet, welche          lich ausgeweitet werden – ein Beispiel sind etwa
                                                         Optimierungsmöglichkeiten bei der Verwendung          die Zusatzkurse in meinem Fach, der Informatik.
                                                         gibt es und ist eine Senkung möglich und zweck-       Auch spezielle und aufgrund der Anschaffung von
  2                                                      mäßig? Das Bayerische Hochschulgesetz sieht ei-       Unterrichtsmaterialien und -geräten sehr kostenin-
                                                         nen Spielraum von mindestens 300 und maximal          tensive Lehreinrichtungen, wie etwa das Zentrum
N R. 4 • 2 0 1 0

                                                         500 Euro pro Semester vor. Einige Universitäten       für Unterricht und Studium (ZeUS) der Fakultät
                                                         haben diesen Spielraum schließlich genutzt und        für Medizin oder ein Sonografielabor in der Tier-
                                                         sich für eine Senkung ihrer Beiträge entschieden.     medizin, sind Angebote, die mit reduzierten Stu-
                                                                                                               dienbeiträgen nicht realisiert werden könnten. Sie
                                                         An der LMU wurde vom Senat eine Kommission            verbessern aber zweifellos die Qualität der Lehre
                                                         zur Evaluierung der Beiträge eingesetzt, die ihre     und führen zu schnelleren Studienabschlüssen.
                                                         Verwendung überprüfen und eine Empfehlung
                                                         über die künftige Höhe aussprechen sollte. Diese      Natürlich soll, wie gesagt, auch nicht einfach alles
                                                         Kommission, die auch weiter bestehen wird, hat        so weiterlaufen wie bisher. Es gibt viele Verbesse-
                                                         im Vorfeld intensiv die Mittelvergabe sowohl auf      rungsansätze. So hat der Senat auf Vorschlag der
                                                         zentraler Ebene als auch innerhalb der Fakultäten     Kommission eine Reihe von Empfehlungen aus-
                                                         begutachtet und umfassende Gespräche mit den          gesprochen, die im kommenden Jahr umgesetzt
                                                         Vertretern der jeweiligen Vergabekommission ge-       werden sollen und von denen ich hier nur eine
                                                         führt. Wichtigstes Ergebnis dieser Untersuchun-       besonders herausgreifen möchte: Bisher erhalten
                                                         gen war, dass es großen Optimierungsbedarf gibt;      zehn Prozent der besten Studierenden ihre Beiträ-
                   1 Professor Martin Wirsing ist seit   dass nichtsdestoweniger eine Beibehaltung von         ge erst nach Abschluss ihres Studiums zurück. In
                   Oktober Vizepräsident für den         500 Euro unabdingbar für eine Verbesserung der        Zukunft soll die Erstattung bei den Bachelor- und
                   Bereich Studium der LMU. Er er-       Lehre ist. Als Vorsitzender der Evaluierungskom-      Masterstudiengängen bereits semesterweise er-
                   läutert, warum eine Beibehaltung      mission und seit Anfang Oktober neu im Amt als        folgen, um so einen direkten Anreiz für exzellente
                   der Studienbeiträge an der LMU        Vizepräsident der LMU, verantwortlich für den Be-     Leistungen zu geben.
                   in Höhe von 500 Euro unabding-        reich Studium, möchte ich noch einmal die Trag-
                   bar ist.                              weite und Bedeutung dieser Entscheidung für die       Die Entscheidung, die Studienbeiträge beizubehal-
                                                         LMU hervorheben.                                      ten, ist uns nicht leicht gefallen, denn gerade im
                                                                                                               teuren München trifft viele Studierende diese zu-
                                                         Viele Lehrangebote dank                               sätzliche finanzielle Belastung besonders hart. Aber
                                                         Studienbeiträgen                                      andererseits zeigen die jüngsten internationalen
                                                         Tatsache ist, dass die Unterfinanzierung der Uni-     Rankings erneut deutlich: Die LMU ist die renom-
                                                         versitäten den Bereich der Lehre auch in Zukunft      mierteste deutsche Universität – und dieses nicht
                                                         hart treffen wird. Eine substanzielle Verbesserung    zuletzt wegen der hohen Qualität der Lehre. Des-
                                                         der Studienbedingungen, wie sie an der LMU            wegen möchte ich die Studierenden der LMU dazu
                                                         seit der Einführung der Studienbeiträge klar zu       ermuntern, die Beiträge vor allem auch als eine gute
                                                         verzeichnen ist, würde durch eine Senkung der         und wichtige Investition in die Zukunft zu sehen.
                                                         Beiträge ausgebremst; sie würde zudem zu neu-
                                                         en Unsicherheiten insbesondere im Bereich der
                                                         Personalplanung führen: Die LMU könnte poten-
                                                         ziellen Lehrbeauftragten oder Tutoren nur sehr
                                                         kurzfristige Verträge anbieten, die natürlich nicht
                                                         sehr attraktiv für junge Wissenschaftlerinnen und
                                                         Wissenschaftler sind. Ihr Know-how wird bei der                              Prof. Dr. Martin Wirsing
                                                         Verbesserung der Lehrsituation aber dringend                                        Vizepräsident der
                                                         benötigt – schließlich lebt moderne Lehre auch               Ludwig-Maximilians-Universität München
MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München
f

    x
    6
                                                                                        MUM NR. 4 · 2010
                                             ■ news
                                             4	meldungen

                                             ■ titel
                                             6    Fit für die Uni
                                             	Gesundheitsförderung an der LMU

                                             ■ essay
                                             10   Von der Zukunft der Arbeitsmedizin
                                             	Der Betriebsarzt als Gesundheitsmanager und
                                                  Präventionsexperte

                                             ■ profile
        Fit für die Uni
                                             12	Nachlass eines Netzwerkers

                                                                                                           i n h a lt
        Gesundheitsförderung an der LMU
                                                  Lasky center for transatlantic studies

                                             14	Lebenswelt im Klassenzimmer
                                                  Kooperation von LMU und Hochschule München                 3
                                                  in den Erziehungswissenschaften

                                                                                                           N R. 4 • 2 0 1 0
                                             16   „Ein knalliger Verriss ist nicht mein ziel“
                                                  Serie: Verwaltungskünstler, Teil 4

                                        14   18   Was du heute kannst besorgen...
                                                  Programm „wege zu mehr mint-absolventen“
                                                  an der LMU

                                             20 	vegetarische Vielfalt im univiertel
                                                  Serie: „Zu Tisch“, Teil 2
            Kooperation zwischen
    LMU und Hochschule München
                Lebenswelt im                22	Heiterkeit und Tragik eines Sommers
               klassenzimmer
                                                  Ausstellung zu Olympia `72 in MÜnchen
                                        18
                                             24   Moleküle als Marker
                                                  Serie: patente und lizenzen, teil 4

                                             ■ Alumni
          Programm „Wege zu mehr
                                             26	Zivilcourage geht Alle an
    Mint-Absolventen“ an der LMU                  Dominik Brunner
               Was du heute
           kannst besorgen...
                                             ■ menschen
                                        20   28   neuberufen
                                             33	preise & ehrungen
                                             37   Verstorben

                                             ■ service
                                             38   tipps & termine
             Serie „Zu Tisch“, Teil 2
        Vegetarische Vielfalt                ■ impressum
               im Univiertel
MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München
News
                                                Drei neue Vizepräsidenten an der LMU                    versität München. 1985 wechselte er an die Uni-
                                                Zum 1. Oktober haben drei neue Vizepräsidenten          versität Passau. 1992 wurde er auf den Lehrstuhl
                                                an der LMU ihr Amt angetreten: Professor Beate          für Programmierung und Softwaretechnik an der
                                                Kellner (Fakultät für Sprach- und Literaturwissen-      LMU berufen. Seit 2007 ist Wirsing Stellvertre-
                                                schaften), Professor Ulrich Pohl (Medizinische          tender Vorsitzender des Senats der LMU und
                                                Fakultät) sowie Professor Martin Wirsing (Fakultät      Mitglied im Hochschulrat. Im Präsidium betreut
                                                für Mathematik, Informatik und Statistik) wurden        Professor Wirsing den Bereich Studium.  ■ juz
                                                auf Vorschlag des Präsidenten vom Hochschulrat
news

                                                in die Hochschulleitung bestellt. Die Amtszeit der      LMU schneidet in nationalen und
                                                neu gewählten Vizepräsidenten endet am 31. März         internationalen Rankings sehr gut ab
                                                2012. Die beiden amtierenden Vizepräsidenten            Im diesjährigen Times Higher Education World
                                                Dr. Sigmund Stintzing und Dr. Christoph Mülke           University Ranking nimmt die LMU auf Platz 61
  4                                             sind wie bisher zuständig für die Berufungen bzw.       erneut eine Spitzenposition unter den deutschen
                   1 Prof. Dr. Beate Kellner    für die Wirtschafts- und Personalverwaltung.            Universitäten ein. Nur drei deutsche Universitäten
N R. 4 • 2 0 1 0

                                                                                                        konnten sich unter den hundert weltweit besten
                                                Professor Kellner, geboren 1963, studierte Ger-         behaupten: Neben der LMU waren dies die Uni-
                                                manistik, Lateinische Philologie sowie Katho-           versität Göttingen auf Platz 43 und die Universität
                                                lische Theologie an der Universität Regensburg          Heidelberg auf Platz 83. Im Vergleich zum Vorjahr
                                                und an der LMU. 1992 wurde sie zum Thema                hat sich die LMU zudem um 37 Plätze verbessert.
                                                „Mythen in Jacob Grimms Deutscher Mytholo-              In den zugehörigen fächerspezifischen Rankings
                                                gie“ promoviert. 2001 habilitierte sie sich an          erreichte die LMU in den Life Sciences Platz 49
                                                der Technischen Universität (TU) Dresden. Es            und kam damit als einzige deutsche Universität
                                                folgten die wissenschaftlichen Stationen Göttin-        unter die Top 50, ebenso wie in den Physical Sci-
                                                gen, Dresden und Zürich, bevor sie an der LMU           ences, wo sie abermals als beste deutsche Univer-
                                                den Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik            sität sogar Platz 18 erreichte. Untersucht wurden
                                                übernahm. Im Präsidium ist sie für den Bereich          neben den Life- und den Physical Sciences die
                                                Forschung zuständig.                                    Felder „Engineering and Technology“, „Clinical,
                                                                                                        Pre-clinical and Health”, „Social Sciences” und
                   1 Prof. Dr. Ulrich Pohl      Professor Pohl, geboren 1950, studierte Medizin         „Arts and Humanities”.
                                                an der LMU. Nach Abschluss seines Studiums war
                                                er in Dortmund, Erlangen und Freiburg tätig. Dort       Insgesamt hält die LMU in den drei aktuellen Welt-
                                                habilitierte er sich 1987 für Physiologie. Es folgten   ranglisten einen konstant führenden Platz. So po-
                                                Stationen in Lübeck und Mainz. 1998 wechselte           sitioniert das kürzlich erschienene Academic Ran-
                                                er dann an die LMU auf den Lehrstuhl für Vege-          king of World Universities (ARWU) der Jiao Tong
                                                tative Physiologie am Physiologischen Institut.         University in Shanghai die LMU als beste deutsche
                                                Seit 2006 ist er außerdem Leiter des Instituts für      Universität auf Platz 52. Die aktuelle Weltrangliste
                                                Chirurgische Forschung und des Walter-Brendel-          des britischen Personaldienstleisters QS listet die
                                                Zentrums am Klinikum der Universität München.           LMU auf Rang 66.
                                                In der Hochschulleitung betreut er den Bereich
                                                Internationales.                                        Auch im europaweiten Excellence-Ranking des
                                                                                                        Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) schnei-
                                                Prof. Dr. Martin Wirsing, 1948 in Bayreuth ge-          det die LMU wiederholt sehr gut ab. Nachdem
                                                boren, studierte Mathematik an der LMU und in           sie bereits im vergangenen Jahr mit den Fächern
                   1 Prof. Dr. Martin Wirsing   Paris. 1976 folgte die Promotion an der LMU über        Volkswirtschaftslehre, Psychologie und Politik-
                                                ein Thema der mathematischen Logik. 1984 ha-            wissenschaft die „Excellence-Gruppe“ erreichte,
                                                bilitierte er sich in Informatik an der Fakultät für    konnte sie auch in diesem Jahr mit allen unter-
                                                Mathematik und Informatik der Technischen Uni-          suchten Fächern (Biologie, Chemie, Physik und
                                                                                                        Mathematik) punkten. Sie ist damit die einzige
                                                                                                        deutsche Universität, die in allen Bereichen die
                                                                                                        „Excellence-Gruppe“ erreichte.          ■ kat/juz
MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München
News
                                                                                                                                        Auslandsbesuche von Präsident Huber
                                                                                                                                        Im Oktober hat LMU-Präsident Professor Bernd Huber auf verschie-
                                                                                                                                        denen internationalen Konferenzen zu Entwicklungen und Zukunfts-
DIE LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT MÜNCHEN

                                                                                                                                        fragen im Hochschulbereich gesprochen.
                                                                                                                                        Auf der Reise zum Science and Technology in Society-Forum (STS),
                                                                                                                                        das vom 3. bis zum 5. Oktober in Japan stattfand, sprach er über die
                                                                                                                                        Rolle der Universitäten im 21. Jahrhundert. Hierbei fokussierte er vor
                                                                                                                                        allem auf die Ziele und Aufgaben von Universitäten, die Bedeutung

                                                                                                                                                                                                                 News
                                                                                                                                        der strategischen Planung sowie zukünftige Finanzierungsmöglich-
                                                                                                                                        keiten. Das STS-Forum ist eine jährlich stattfindende Konferenz mit
                                                                                                                                        hochkarätiger Besetzung aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik,
                                                 DIE LUDWIG-MAXIMILIANS-
                                                                                                        7 Der historische Bildband      die sich zum Ziel gesetzt hat, ein globales Netzwerk für den offenen
                                                 UNIVERSITÄT MÜNCHEN
                                                        I N G E S C H I C H T E U N D G E G E N WA RT   liegt jetzt in seiner dritten   Austausch über Entwicklungen im Bereich Wissenschaft und For-              5
                                                                                                        Auflage vor.                    schung zu schaffen.

                                                                                                                                                                                                                 N R. 4 • 2 0 1 0
                                                                                                                                        Am 14. und 15. Oktober nahm Präsident Huber in Brüssel an der
                                             Der historische Bildband der LMU ist wieder da!                                            „Belgian Presidency Conference on Excellence in Universities and
                                             Nach einer vollständigen Überarbeitung und Erweiterung liegt die                           other Research Organisations“ teil. Hier sprach er in seiner Rolle als
                                             3. Auflage des historischen Bildbandes ab 23. November vor. Der                            Universitätspräsident und als Chairman der „League of European
                                             Band zeichnet anhand von zahlreichen Abbildungen, Dokumenten                               Research Universities“ (LERU) zu „Sustainable research funding:
                                             und Porträts eindrucksvoll den Werdegang der LMU von einer spät-                           towards common principles“. Inhalt seiner Rede war unter anderem
                                             mittelalterlichen Bildungseinrichtung zu einer international renom-                        der Vorschlag, gemeinsame Regeln bei der Vergabe von Drittmitteln
                                             mierten Spitzenuniversität des 21. Jahrhunderts nach. An seiner                            durch europäische Geldgeber einzuführen. Der Präsident betonte
                                             Entstehung haben Historikerinnen und Historiker mitgewirkt, die                            in diesem Zusammenhang, dass bei der Vergabe der Mittel Quali-
                                             allesamt ausgewiesene Kenner der LMU-Geschichte sind. Der Band                             tätskriterien für Exzellenz, Nachhaltigkeit und Transparenz an erster
                                             gibt einen reich bebilderten Überblick von ihrer Gründung bis zur                          Stelle stehen müssen.
                                             Gegenwart. Er wird in Kürze auch in einer englischsprachigen Ver-
                                             sion vorliegen.                                                                            Vom 21. bis 23. Oktober war Professor Huber bei der Jahresversamm-
                                             Beziehbar ist der Bildband über den LMU-Shop in der Leopoldstraße                          lung der European University Association im italienischen Palermo.
                                             13, virtuell unter www.lmu-shop.de oder im Buchhandel.         ■ cg                       Huber hielt eine Rede über die Diversifizierung der Universitäts-
                                                                                                                                        landschaft. Er befasste sich dabei unter anderem mit den Fragen,
                                             Die LMU begrüßt neue Auszubildende                                                         warum ein großes Interesse an der Differenzierung des Hochschul-
                                             Bereits zum zweiten Mal fand am 8. September an der LMU ein                                wesens besteht, welche Faktoren die Exzellenz einer Universität aus-
                                             Einführungstag für die neuen Auszubildenden statt. Auf dem Pro-                            machen und wie die Wechselbeziehung zwischen Differenzierung
                                             gramm standen unter anderem eine Schnitzeljagd im Hauptgebäude                             und Exzellenz aussehen kann.                                   ■ cg
                                             der LMU mit Fragen zur Universität und anschließender Prämierung
                                             der Besten sowie mehrere Workshops am Nachmittag, die sich vor
                                             allem mit dem neuen Lebensabschnitt Ausbildung befassten. Das
                                             hierbei Erarbeitete wurde anschließend in Form von Plakaten und
                                             Präsentationen vorgestellt. Insgesamt lassen sich in den nächsten
                                             Jahren 34 junge Menschen an der LMU etwa zu Chemielaboranten,
                                             Bürokaufleuten, Elektronikern oder Tierpflegern ausbilden. Organi-
                                             siert wurde der Einführungstag unter anderem vom Referat II.2 und
                                             der Jugend- und Ausbildungsvertretung der LMU.               ■ cg
MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München
GESUNDHEITSFÖRDERUNG AN DER LMU
THEMA

                    FIT FÜR DIE UNI
  6
N R. 4 • 2 0 1 0

                   Businessyoga, Bürogymnastik, Lauftraining: Die LMU macht                 wöhnung. Die Kurse kosten, bei acht Terminen, zwischen 100 und 120
                   viele Angebote, mit denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre          Euro; in der Regel erstattet einen Großteil die Krankenkasse.
                   Fitness in Schwung bringen können. Check-up-Untersuchungen
                   beim Betriebsarzt und beispielsweise Fitness-Kurse sollen Be-            VIELFÄLTIGE UNTERSTÜTZUNG
                   schwerden entgegenwirken. Denn auch der Alltag in Universitäts-          Gestaltet wird das Kursprogramm vom Betriebsärztlichen Dienst
                   büros, Laboren und Werkstätten kann der Gesundheit zusetzen.             (BÄD). Seine Räume in der Goethestraße 31 wirken wie die Praxis
                                                                                            eines niedergelassenen Arztes: Topfpflanzen im Wartezimmer, bunte
                   An diesem Morgen ist Hörsaal F007 eine Oase der Ruhe. Hinter den         Zeitschriften auf einem Tischchen, die Dame bei der Anmeldung sagt:
                   Fenstern zur Ludwigstraße mag der Berufsverkehr rauschen, im Flur        „Der Doktor kommt gleich!“ Dr. Winfried Kapfhammer ist als Betriebs-
                   sich eine Gruppe Studierender begrüßen – doch hier drinnen herrscht      arzt der LMU seit 15 Jahren mit der Gesundheit von mehreren Tausend
                   sanfte Stille. Acht Yoga-Schülerinnen liegen auf Schaumstoffmatten       Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universität betraut. „Beschäf-
                   und lassen die Stimme von Marietta Alcala-Toca auf sich wirken: „Mit     tigte können mich bei Beschwerden aufsuchen, bei denen sie einen Zu-
                   einem tiefen Atemzug lasse ich jeden Anflug von Spannung einfach         sammenhang mit ihrer Tätigkeit sehen“, erklärt der Mediziner. „Zum
                   los“, sagt sie langsam und leise, „ich lasse meine Schultern sinken,     Beispiel bei Rückenschmerzen, die auf einen Bildschirmarbeitsplatz
                   alle Muskeln werden ganz locker.“                                        zurückgeführt werden.“ Oder bei Problemen, bei denen Laborbeschäf-
                                                                                            tigte einen Zusammenhang mit bestimmten Chemikalien vermuten.
                   Anspannung, Stress, aber auch Rückenbeschwerden – der LMU-
                   Gesundheitskurs „Hatha Yoga 40+“ soll gegen vielerlei Beschwer-          Neben dem Personal – von Verwaltung über Werkstatt bis Wissen-
                   den helfen, die der universitäre Arbeitsalltag in Büros und Laboren      schaft – betreut der Betriebsarzt seit einigen Jahren auch Studie-
                   mit sich bringen kann. Marietta Alcala-Toca, die den Kurs bereits        rende der Medizin. „Schließlich unterliegen sie, etwa beim Kontakt
                   im dritten Semester hält, ist Mitarbeiterin des Departments für Ger-     mit den Patienten, genauso einer Infektionsgefahr wie ausgebildete
                   manistik – und ärztlich geprüfte Yogalehrerin. Statt auf akrobatisch     Mediziner.“ Im Gegensatz zu niedergelassenen Ärzten darf Dr. Kapf-
                   anmutende Bewegungsabläufe wie den „Sonnengruß“ setzt die Yo-            hammer als Betriebsarzt nicht krankschreiben und keine Kassenre-
                   galehrerin eher auf gründliches Üben des einfacheren „Vierfüßler-        zepte ausstellen.
                   stands“ oder der „Katze“. „Viele Teilnehmerinnen“, erklärt Marietta      Das Spektrum der Beschwerden sei auch an der Universität breit
                   Alcala-Toca, „wollen mit dem Yoga Entspannen lernen, andere den          gefächert; an vorderster Stelle stünden Wirbelsäulenprobleme, Ge-
                   Rücken stärken.“                                                         lenkbeschwerden und Unterarmbeschwerden, wie etwa eine Seh-
                   Geist und Körper von LMU-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor           nenscheidenentzündung vom Arbeiten mit Maus und Tastatur. „Es
                   Krankheiten zu wappnen – das ist das Ziel der Gesundheitskurse an der    gibt aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mich wegen
                                                       LMU. Sie reichen von Workshops       Problemen im psychischen Bereich aufsuchen, wegen eines Burn-
                                                       für innere Ruhe und Gelassenheit     out-Syndroms oder Depressionen zum Beispiel.“ In der Beratungs-
                                                       über Rückentrainings bis hin zu      stelle des BÄD unterstützen die Psychologin und Psychotherapeutin
                                                       einem Programm zur Raucherent-       Dr. Kathrin Thrum und die Sozialpädagogin Ilse Gutmann bei berufli-
                                                                                            chen Schwierigkeiten – etwa Konflikten am Arbeitsplatz –, aber auch
                                                                                            in persönlichen Krisen.
                                                       7 Dr. Winfried Kapfhammer ist seit
                                                       15 Jahren als Betriebsarzt an der    Um Beschwerden vorzubeugen, bietet die LMU ihren Beschäftigten
                                                       LMU tätig: „Beschäftigte können      ein vielfältiges Gesundheitsprogramm. Als Schaukasten dieses An-
                                                       mich bei Beschwerden aufsuchen,      gebots dient der jährliche „Aktionstag Gesundheit“ im Herbst; dabei
                                                       bei denen sie einen Zusammen-        können sich Besucher etwa in Sachen Ernährung, Stressbewältigung
                                                       hang mit ihrer Tätigkeit sehen.“     oder Rauchentwöhnung beraten lassen.
MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München
THEMA
                                                                                                                                                     7

                                                                                                                                                   N R. 4 • 2 0 1 0
Beim jüngsten Aktionstag im September wurde im Mosaiksaal des
Physiologikums das neue Angebot der „Aktiven Pause“ vorgestellt –
Kurse, die direkt am Arbeitsplatz stattfinden. Mitarbeiterinnen und          SPORTKURSE FÜR STUDIERENDE
Mitarbeiter erlernen dabei Übungen, die sich auch auf kleinem Raum           Speedminton, Höhlenkurse, Unihockey oder Thairobics: Studie-
und mit bürokompatiblen Sportgeräten bewerkstelligen lassen, von             rende finden sportlichen Ausgleich zum Unialltag im umfangrei-
„Pilates für den Rücken“ über Flexibar-Übungen bis hin zu Progres-           chen Angebot des Zentralen Hochschulsports (ZHS) München. Es
siver Muskelentspannung. Bei „Businessyoga“ zum Beispiel wird                gibt unzählige Angebote aus den Bereichen Fitness, Ballsport und
der Bürostuhl als Übungsgerät genutzt – etwa zum Festhalten beim             Spiele, Berg- und Klettersport, Kampfsport, Tanz, Trendsport, Tur-
„Rückenstrecker“. Mit dem neuen Angebot soll auch dem Problem                nen und Leichtathletik, Wassersport sowie Wintersport.
der Raumnot begegnet werden (siehe Kasten).                                  www.zhs-muenchen.de.
Zudem konnten Besucher beim letzten Aktionstag den eigenen Ge-
sundheitszustand – etwa mit Stress-, Lungenfunktions- oder Sehtests
– prüfen lassen. Wer nicht dabei war, kann das nachholen: Ab diesem         Im nächsten Jahr werden Ausschuss und BÄD zum ersten Mal auch
Wintersemester bietet der Betriebsarzt eine regelmäßige Check-up-           die Teilnahme am Münchener Firmenlauf im Juni koordinieren. Im
Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems für alle Mitarbeiterinnen           Vorfeld soll es einen ärztlich begleiteten, etwa sechswöchigen Kurs
und Mitarbeiter an.                                                         für Laufanfänger geben. Teilnehmer können sich dann direkt beim
                                                                            Betriebsärztlichen Dienst anmelden – und beim Lauf schließlich nicht
RECHTZEITIGE PRÄVENTION                                                     mehr als Einzelkämpfer auftreten, sondern als Team der LMU.
Bei seinen Bemühungen um die Gesundheit der Angestellten hat der
BÄD im vergangenen Jahr gewichtige Unterstützung erhalten: Ein              In Hörsaal F007 weckt der feine Ton einer Klangschale die Teilneh-
„Lenkungsausschuss Gesundheit“ (LAG) hat sich des Themas „Ge-               merinnen des Hatha-Yoga-Kurses aus einer abschließenden Ruhe-
sundheit am Arbeitsplatz“ angenommen – und schon einiges bewirkt.           phase. „Man fühlt sich wie neugeboren hinterher“, sagt eine Teil-
Neben Dr. Kapfhammer beraten sich dabei Vertreter verschiedenster           nehmerin, „ruhiger, größer, beweglicher.“ Und gewappnet für den
Bereiche der LMU – vom Büro der Frauenbeauftragten über den Per-            Arbeitstag an der Universität.                               ■ ajb
sonalrat bis zum Referat für Arbeitssicherheit. Leiter des LAG war
bis vor Kurzem der ehemalige Vizepräsident Professor Reinhard Putz
(siehe Interview Seite 9); sein Nachfolger im LAG ist der neue Vizeprä-
sident Professor Ulrich Pohl. Der Mediziner hat seit 1998 den Lehr-
stuhl für Vegetative Physiologie am Physiologischen Institut inne.
Koordiniert werden alle Tätigkeiten des LAG vom Dezernat Personal,
dessen Leiterin Dr. Doris Aumüller dem Ausschuss ebenfalls ange-
hört. „Die Gesundheitsvorsorge ist uns im Rahmen der Personalbe-
treuung sehr wichtig“, erklärt sie. „Denn natürlich ist die Gesundheit
unserer Beschäftigten ein wesentlicher Faktor für ihre Zufriedenheit
am Arbeitsplatz – und damit für den Erfolg ihrer Arbeit. Rechtzeitige
Prävention kann auch dazu beitragen, langwierige Wiedereingliede-
rungsprozesse zu reduzieren.“

                                  Gute Beratung gehört zu den Leistungen
                                 des Betriebsärztlichen Dienst der LMU. 3
MünchnerUni Magazin Magazin - LMU München
THEMA

  8
N R. 4 • 2 0 1 0

                                                                                          GESUNDHEITSKURSE DES BÄD
                                                                                          Der Betriebsärztliche Dienst (BÄD) der LMU, Goethestraße 31,
                                                                                          80336 München, hat montags bis donnerstags von 7.30 Uhr bis
                                                                                          12.15 Uhr und von 12.45 Uhr bis 16 Uhr geöffnet, freitags von 7.30
                                                                                          Uhr bis 13 Uhr.

                                                                                          Weitere Informationen zu seinen Angeboten – etwa zu Gesund-
                                                                                          heitskursen, ergonomischem Arbeitsplatz, Schutzimpfungen oder
                                                                                          Beratungsstellen – gibt es unter www.lmu.de/betriebsarzt. Neben
                                                                                          dem bisherigen Kursangebot, wie Hatha-Yoga, Quigong oder
                                                                                          Rauchentwöhnung, gibt es künftig die „Aktive Pause“ – Kurse di-
                                                                                          rekt am Arbeitsplatz
                                                                                          (www.lmu.de/betriebsarzt/gesundheitskurse).

                                                                                          „AKTIVE PAUSE“
                                                                                          • Rücken- und Nackenschule mit Theraband: Stretching und
                                                                                            Entspannung; Stärkung der Rumpf- und Stützmuskulatur.
                   TIPPS ZUM BILDSCHIRMARBEITSPLATZ
                   • Stuhl so einstellen, dass Ober- und Unterschenkel einen Win-         • Pilates für den Rücken: Wirbelsäulengymnastik mit Pilates-
                     kel von mindestens 90 Grad bilden, wenn die Füße auf dem               Elementen im Sitzen und Stehen auf kleinstem Raum zur
                     Boden stehen!                                                          Stabilisierung der Körpermitte.

                   • Der ideale Abstand zwischen Augen und Bildschirm ist abhän-          • Rücken- und Nacken-Kurzübungen: Effektive Übungen am
                     gig von der Bildschirmgröße – bei einem 15-Zoll-Bildschirm             PC-Arbeitsplatz – ein Miniprogramm für Zwischendurch.
                     etwa 50 Zentimeter.
                                                                                          • Bürogymnastik – rundum fit: Aufbrechen von Beschwerden, die
                   • Liegt die Tastatur etwas von der Tischkante entfernt, kann man die     sich aus sitzender Tätigkeit ergeben, u.a. Wirbelsäulengymnastik.
                     Handballen zwischendurch auf dem Tisch ablegen – und so
                     Verspannungen der Schulter- und Nackenmuskeln vermeiden.             • Business Yoga: Übungen für Sitzberufe. Körperübungen zur
                                                                                            Dehnung und Stärkung der Rücken- und Nackenmuskulatur;
                   • Die Buchstaben sollten, bei einem Bildschirmabstand von 50             Entspannungs- und Atemübungen zum Stressabbau.
                     Zentimetern, etwas größer als 3 Millimeter sein. Möglichst dunk-
                     le Schrift auf hellem Untergrund verwenden!                          • Autogenes Training: Methode der Selbstentspannung durch
                                                                                            Konzentration auf autosuggestive Formeln.
                   • Bei der Arbeit am Computerbildschirm nicht in Richtung Fens-
                     ter blicken! Andererseits darf sich im Bildschirm auch keine         • Progressive Muskelentspannung: Basiert auf dem Wechsel von
                     Lichtquelle spiegeln.                                                  Anspannung und Entspannung bestimmter Muskelgruppen.
INTERVIEW MIT
 PROFESSOR REINHARD PUTZ

 „ICH EMPFEHLE EINEN

                                                                                                                                                   THEMA
 UNBEQUEMEN STUHL“
                                                                                                                                                     9

                                                                                                                                                   N R. 4 • 2 0 1 0
Bis zu seinem Abschied von der Universität Ende September war             MUM: Welches sind für Sie die wichtigsten Erfahrungen aus
LMU-Vizepräsident Professor Reinhard Putz auch Leiter des Len-            dem LAG?
kungsausschusses Gesundheit. Neben der Lehre an der Fakultät              Reinhard Putz: Wichtig ist mir, dass bei vielen Beschäftigten der Ein-
für Medizin hatte er sich in der Forschung der funktionellen Ana-         druck entstanden ist: Meine Gesundheit ist der Universität und der
tomie sowie der Biomechanik des Skelettsystems gewidmet.                  Verwaltung wirklich etwas wert. Im LAG ist ein Forum entstanden,
                                                                          das die in Bezug auf die Gesundheit der Beschäftigten wichtigsten
MUM: Herr Professor Putz, welche Teile des Skelettsystems re-             Akteure aus Verwaltung und Fakultäten mit dem Betriebsärztlichen
agieren denn auf den Büroalltag besonders empfindlich?                    Dienst ins Gespräch gebracht hat.
Reinhard Putz: Wir alle verbringen zu viel Zeit statisch in unseren
Bürosesseln. Dadurch werden alle Gelenke in Mitleidenschaft ge-           MUM: Im Beruf haben Sie sich jahrzehntelang mit der Gesund-
zogen, besonders aber die Bandscheiben. Wenn diese zu lange in            erhaltung des Menschen befasst. Was tun Sie für Ihre eigene
einer extremen, zum Beispiel gebückten Stellung der Wirbelsäule           Fitness?
verbleiben, wird Flüssigkeit ausgequetscht, was zu einer Belastung        Reinhard Putz: Ich benutze – ausgenommen sind Hochhäuser –
der Randzonen führt. Ähnlich ist es bei den Gelenken, wo es zu star-      praktisch keine Aufzüge. Auch im Verwaltungsgebäude der LMU bin
ken Spannungen der Bänder kommt. Das mögen insbesondere die               ich stets meine vier Stockwerke hinauf- und hinuntergegangen – und
Bandansätze nicht – und genau dort wird der Schmerz ausgelöst.            das dreimal am Tag. Auch diese eigentlich kleine Anstrengung hatte
                                                                          einen unglaublich positiven Effekt auf mein Herz-Kreislauf-System.
MUM: Wie kann man vorbeugen?                                              Manchmal gehe ich auch ein wenig joggen.
Reinhard Putz: Einerseits durch Bewegung. Man sollte alle halbe
Stunde aufstehen, sich durchstrecken oder ein paar Schritte tun.          MUM: Im Oktober hat Ihr Ruhestand begonnen. Wird Ihre Fitness
Der andere Aspekt ist die Sitzgelegenheit. Meine persönliche Emp-         profitieren?
fehlung wäre ein etwas unbequemer Sitz – ein harter Drehstuhl             Reinhard Putz: Auf jeden Fall. Unter anderem habe ich vor, wieder
etwa, ein Ball oder einer dieser Kniehocker –, der einen zwingt, die      mehr in die Berge zu gehen – zu kleineren und größeren Bergtouren.
Körperhaltung ständig zu ändern. Ein bequemer Bürostuhl dagegen                                                                ■ Interview: ajb
kann langfristig ein ungünstiges statisches Sitzen befördern. Au-
ßerdem sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt
wichtig, nicht zuletzt, um sich darüber klar zu werden: Was von
meinen gesundheitlichen Problemen hat mit dem Arbeitsplatz zu
tun – und was nicht?

MUM: In den letzten Jahren leiteten Sie den noch jungen Len-
kungsausschuss Gesundheit. Was sind seine Aufgaben?
Reinhard Putz: Der LAG koordiniert und versucht, alle gesundheitsre-
levanten Gesichtspunkte unserer Universitätsangehörigen im Auge zu
behalten. Er initiiert Kursangebote und regt attraktive Programme an.
Die Aufgabe des LAG ist es unter anderem, gesundheitliche Problem-
felder für das Personal zu identifizieren: Ist der Arbeitsplatz ergono-
misch ausgestattet? Wie wird mit Stress im Büro umgegangen? Was
können wir an vorbeugenden Maßnahmen auf den Weg bringen?
E S S AY
                    DER BETRIEBSARZT ALS GESUNDHEITSMANAGER
                    UND PRÄVENTIONSEXPERTE
E S SAY

                    VON DER ZUKUNFT DER ARBEITSMEDIZIN
10
N R. 4 • 2 0 1 0

                                                      Sind die Mitarbeiter fit, geht es auch den Insti-     tion – und oftmals auch innerhalb der gleichen
                                                      tutionen gut: Mit dem Wandel in der Arbeitswelt       Organisation zu einem Wettbewerb der Stand-
                                                      werden Betriebsärzte zu Gesundheitsmanagern.          orte, Fakultäten, Abteilungen oder Institute.
                                                                                                            Dies setzt die Mitarbeiter unter zunehmenden
                                                      Die Arbeitswelt in Deutschland und Europa hat         Zeit- und Leistungsdruck und kann sich auf die
                                                      sich grundlegend gewandelt – und damit auch die       allgemeine Arbeitsgesundheit niederschlagen.
                                                      Anforderungen an die Arbeitsmedizin: Durch die        „Arbeiten, bis der Arzt kommt“ – Folge einer
                                                      Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft nimmt     immer schneller getakteten, immer schwe-
                                                      hoch qualifizierte Kopfarbeit immer weiter zu, kör-   rer berechenbaren globalisierten Arbeitswelt.
                                                      perlich schwere Arbeit verzeichnet dagegen einen      Vielerorts wird das soziale Klima beeinträchtigt
                                                      Rückgang. Somit verändern sich auch die Aufgaben      und gesundheitsschädigendes Arbeits- und So-
                                                      und das Selbstverständnis der Betriebsärzte. Die      zialverhalten wie Workaholismus und Mobbing
                                                      traditionelle Aufgabe des Gesundheitsschutzes und     sowie arbeitsbedingte Erkrankungen wie Burn-
                   1 Dr. med. Alfons Sommer ist       der Unfallverhütung tritt weiter in den Hintergrund   out-Syndrome werden gefördert. Neben körper-
                   Arbeitsmediziner und Internist     und die Erhaltung der Leistungsfähigkeit der oft-     lichen Belastungen sind daher vermehrt berufs-
                   sowie stellvertretender Landes-    mals hoch qualifizierten Mitarbeiterschaft wie in     bedingte psychomentale und psychosomatische
                   vorsitzender Bayern Süd des Ver-   einer Universität wird zur vorrangigen Aufgabe der    Beschwerden die Folge. Mit einer Spritze oder
                   bands Deutscher Betriebs-          Betriebsärzte. Arbeitsmediziner von heute sind mit    einem Atemschutz ist es da nicht mehr getan.
                   und Werksärzte                     ganz anderen Symptomen als früher konfrontiert.       Der Arbeitsmediziner ist heute auch als Arzt
                                                      Die Entwicklung individueller Vorsorgemaßnah-         für die Seele gefordert, der psychische Fehlbe-
                                                      men, abgestimmt auf spezielle Arbeitssituationen      lastungen ermittelt und dazu kompetent berät.
                                                      und -anforderungen an den Mitarbeiter, gehört         Hier sind besondere Kenntnisse und Einfüh-
                                                      zunehmend zum klassischen Aufgabengebiet des          lungsvermögen gefragt. Ein Zusammenspiel
                                                      Betriebsarztes. Von der Konzeption der Arbeits-       zwischen den Betriebsärzten auf der einen Seite
                                                      platzbedingungen bis zur Durchführung und stän-       und den Psychotherapeuten auf der anderen ist
                                                      digen Betreuung – immer ist der Betriebsarzt als      daher unabdingbar. Nur so können psychische
                                                      Präventionsexperte gefragt. So wird er zur zen-       Erkrankungen umfassend und früh erkannt so-
                                                      tralen Anlaufstelle für ein betriebliches Gesund-     wie erfolgreich behandelt werden.
                                                      heitsmanagement, das die planvolle Stärkung von
                                                      Wohlbefinden, Motivation und Leistungsfähigkeit       ARBEITSMEDIZIN VOR DEM
                                                      der Mitarbeiter zum Ziel hat.                         HINTERGRUND DER DEMOGRAFISCHEN
                                                                                                            ENTWICKLUNG
                                                      GESUNDHEIT IN EINER                                   Mit der dramatischen Alterung der Gesellschaft
                                                      GLOBALISIERTEN ARBEITSWELT                            zeichnet sich ein weiteres zentrales Thema für
                                                      Gesundheit wird heute mehr denn je als Grundlage      die Arbeitsmedizin der Zukunft ab: Wie können
                                                      hoher Wettbewerbsfähigkeit verstanden. Dabei sind     ältere Mitarbeiter möglichst gesund im Arbeits-
                                                      ein intaktes soziales Klima sowie physisch und psy-   prozess gehalten werden? Durch die Verlän-
                                                      chisch gesunde Arbeitnehmer die Voraussetzung         gerung der Lebensarbeitszeit nimmt die Zahl
                                                      für Kreativität und Produktivität und damit auch      der älteren Arbeitnehmer rasant zu; im Jahre
                                                      für den unternehmerischen Erfolg. Die Globalisie-     2020 wird jede dritte Arbeitskraft 50 Jahre und
                                                      rung führt zu einer verschärften Konkurrenzsitua-     älter sein. Wie müssen Arbeitsplätze aussehen,
E S SAY
                                                                                                                                                 11

                                                                                                                                               N R. 4 • 2 0 1 0
die auch für ältere Menschen geeignet sind? Ein effektives,
professionelles Gesundheitsmanagement hilft, Mitarbeiter bis
67 Jahre in ihrem Aufgabenbereich fit zu halten. Betriebsärz-
te bieten hier wertvolle Unterstützung und analysieren mit
betriebsärztlichem Know-how die richtigen Bedingungen
und Faktoren, die die Gesundheit sowohl schützen als auch
fördern, und erarbeiten in der jeweiligen Organisation eine          hochinteressante ärztliche Alternative mit echten Zukunftschancen:
sachgerechte Lösung.                                                 die des (selbstständigen) qualifizierten Betriebsarztes im vielfältigen
                                                                     Umfeld der Arbeitswelt. Was viele, gerade junge Ärzte, nicht wissen:
DER ARBEITSMEDIZINER ALS                                             Dahinter verbirgt sich ein faszinierender Teil der Medizin und ein
PRÄVENTIONSSPEZIALIST                                                spannender Beruf, der immer neue Herausforderungen birgt. Denn
Für vorbeugenden Gesundheitsschutz braucht es einen                  während im Bereich der Medizin die Rationierungsschraube ange-
langen Atem: Prävention darf nicht erst dann einsetzen,              zogen wird, steigt künftig der Bedarf an Betriebsärzten. Der Ar-
wenn bereits eine Erkrankung droht. Spätestens wenn die              beitsmedizin mangelt es seit Langem an Nachwuchskräften. Immer
Gefahr einer Leistungsbeeinträchtigung besteht, muss                 häufiger können arbeitsmedizinische Stellen nicht besetzt werden.
gehandelt werden. Vorgesetzte und Arbeitsmediziner sind des-         Deshalb ist das Gewinnen des arbeitsmedizinischen Nachwuchses
halb klug beraten, wenn sie alle Formen der Prävention intel-        ein wichtiges Anliegen.
ligent miteinander verknüpfen: Die Primärprävention zielt auf
ein gesundheitsbewusstes Verhalten und das Verhindern von            Viele Personalverantwortliche haben inzwischen erkannt, dass Maß-
Krankheiten ab. Dazu zählt vor allem auch die Gesundheitsför-        nahmen in Prävention und Gesundheitsförderung Erfolgsfaktoren für
derung bzw. Ursachenprävention, also die Gestaltung von Arbeit       „gesunde Mitarbeiter“ und damit für „gesunde Unternehmen“ sind.
und Umgebung, von technischen Maßnahmen wie Schutzmit-               Mit dem Wandel der Arbeitswelt gehen auch ein Paradigmenwechsel
teln sowie organisatorischen und personellen Maßnahmen.              im Gesundheitsschutz sowie Veränderungen der rechtlichen Rahmen-
Unter Sekundärprävention versteht man die Früherkennung              bedingungen, um eine betriebsärztliche Tätigkeit auszuüben, einher:
gesundheitlicher Risiken durch Vorsorgeuntersuchungen. Die           An die Stelle starrer Regelungen tritt ein Mehr an unternehmerischer
Tertiärprävention schließlich hat die Wiedereingliederung nach       Freiheit bei der Nutzung betriebsärztlicher Angebote. Der Arbeits-
einer Krankheit oder einem Unfall zum Gegenstand. Mögliche           mediziner der Zukunft ist also nicht nur Arzt, sondern auch Gesund-
Aktionen sind ein regelmäßiger medizinischer „Checkup“ aller         heitsmanager, der Einzelkämpfer wie Freelancer und Mitarbeiter in
Betriebsmitarbeiter, eine jährliche Schutzimpfung – beispiels-       den Organisationen in allen Fragen des vorbeugenden Gesundheits-
weise gegen Grippe, Bewegungs- und Ernährungsberatung, Ak-           schutzes berät. Um Zukunftsfähigkeit zu erreichen, verlassen sich
tionen zur Krebsvorsorge oder auch Seh- und Hörtests. Wenn           Betriebsärzte nicht mehr nur auf gesetzliche Regelungen, sondern
Betriebsärzte ein Gesundheitsmanagement in den Organisatio-          haben vielmehr ein neues Selbstverständnis verinnerlicht und gestal-
nen, z.B der Universität einführen, ist es wichtig, dieses auch in   ten die weiteren Entwicklungen aktiv mit. Dazu ist es erforderlich,
den Köpfen der Führungskräfte zu verankern, die ihre Mitarbei-       den Berufsstand gegenüber der Direktion, den Mitarbeiterinnen und
ter zu gesundheitsschonendem Verhalten motivieren sollten.           Mitarbeitern, aber auch der allgemeinen Öffentlichkeit zu profilie-
                                                                     ren – also die Wahrnehmung dahingehend zu schärfen, dass der Be-
PERSPEKTIVE ZUKUNFT: NACHWUCHSFÖRDERUNG                              triebsarzt der Gesundheitsberater im Universitätsbetrieb ist, der die
Viele junge Ärzte sehen sich nach ihrem Studium und den ersten       Leistungs- und Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter erhält. Denn
Jahren Berufserfahrung vor der Wahl, entweder als Mediziner          jeder gesunde und motivierte Mitarbeiter ist ein Erfolgsfaktor für eine
im Krankenhaus oder als Kassenarzt tätig zu sein. Dabei haben        erfolgreiche Institution. Betriebsärzte leisten somit einen wesentli-
nur wenige die Arbeitsmedizin im Blick – und verkennen so eine       chen Beitrag zum modernen Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz.
profile

                    Lasky center for Transatlantic studies
                    Nachlass eines Netzwerkers
12
 N R. 4 • 2 0 1 0

                                  „Der Amerikaner mit der Pfeife“ – so war der          ist ein Glücksfall“, so Christof Mauch, Professor für
                                  Journalist Melvin J. Lasky unter den deutschen        Nordamerikanische Kultur-, Sozial-, und Politikge-
                                  Fernsehzuschauern des „Internationalen                schichte. Mauch ist Direktor des „Lasky Center for
                                  Frühschoppens“ bekannt. Kein anderer US-              Transatlantic Studies“, ein durch LMUexcellent
                                  amerikanischer Publizist war in Westeuropa            gefördertes Projekt, in dessen Mittelpunkt Laskys
                                  im Kalten Krieg so präsent und so gut mit den         Bibliothek und seine Korrespondenz stehen. Durch
                                  Geistesgrößen der Zeit vernetzt wie er. Ein Teil      eine Schenkung der Witwe Helga Hegewisch-Las-
                                  seines Nachlasses wird im „Lasky Center for           ky hat die LMU den Teilnachlass nach Stationen
                                  Transatlantic Studies“ der LMU wissenschaft-          in New York, Berlin, London und Seebeck (Bran-
                                  lich aufgearbeitet.                                   denburg) nach München holen können, wo die et-
                                                                                        wa 10.000 Bücher, Tausende Briefe, Notizen und
                                  Eine Originalzeichnung mit persönlicher Wid-          Zeichnungen in den Räumen des Amerika-Hauses
                                  mung von Chagall, eine handgeschriebene Weih-         nun eine Bleibe gefunden haben und den For-
                                  nachtskarte von Charlie Chaplin und Partyfotos        schern zur Verfügung stehen. „Der größte Schatz
                                  mit Willy Brandt – geht man durch die Ausstel-        seines Nachlasses dürfte seine umfangreiche Kor-
                                  lung „Cold war politics. Lasky: New York – Berlin     respondenz sein“, so Mauch. „Sie offenbart die
                                  – London“ im oberen Foyer des Amerika-Hauses,         Verbindungen eines Mannes, der als kultureller
                                  so begegnet man vielen bekannten Namen. Doch          ‚Networker’ des Kalten Krieges par excellence
                                  die hier exemplarisch ausgewählten Kontakte sind      gelten kann.“ Circa 3.500 Briefe und Postkarten
                                  nur ein Bruchteil des regen Schriftverkehrs, den      sind erhalten geblieben und zeigen Lasky als eben
                                              der amerikanische Publizist Melvin J.     diesen begnadeten Netzwerker: Er stand mit allen
                                               Lasky mit Schriftstellern, Künstlern     Größen der westlichen Kulturwelt in Verbindung –
                                                und Intellektuellen über mehrere        von Hannah Arendt bis George Orwell, von Ignazio
                                                 Jahrzehnte pflegte und der nun         Silone und Raymond Aron bis Heinrich Böll, von
                                                  Wissenschaftlern der LMU einen        Thomas Mann bis T.S. Eliot.
                                                  Einblick in die kulturelle Welt des
                                                  Kalten Krieges bietet.                Vom Trotzkisten zum
                                                  Als Herausgeber der von der US-       Antikommunisten
                                                     Regierung finanzierten west-       1920 als Sohn jüdisch-polnischer Einwanderer in
                                                             deutschen Zeitschrift      New York geboren, war schon Laskys Kindheit von
                                                              „Der Monat“ (ab 1948)     regelmäßiger Zeitungslektüre und intensiven fami-
                                                              und als Chefredakteur     liären Diskussionen zur politischen Lage in Europa
                                                             des wichtigsten Kul-       geprägt. Sein Studium am renommierten und unter
                                                          turmagazins des Kalten        den Söhnen jüdischer Einwanderer beliebten New
                                                        Krieges „Encounter“ (ab         York City College trug zu seiner intellektuellen Ent-
                                                       1958) in London war Lasky        wicklung bei und machte ihn früh zum Trotzkisten,
                                                       eine zentrale Persönlichkeit     später entwickelte er sich aber zum Antikommu-
                                                       der westeuropäischen gei-        nisten und Kulturkrieger. Diese intellektuelle
                                                       stigen Elite. „Dass Melvin       Entwicklung nachzuverfolgen, dabei helfen seine
                                                       Lasky nicht nur Publizist,       persönliche Bibliothek und die Briefe sowie zahl-
                                                       sondern auch Sammler war,        reiche kommentierte Zeitungsartikel, Reiseführer
7   Melvin J. Lasky (rechts) auf
                                                                                                            dem Podium mit Günter Grass und
                                                                                                            Wolfgang Thierse in der Akademie
                                                                                                            der Künste in Berlin, Januar 1992.

                                                                                                                                                 profile
                                                                                                                                                   13

                                                                                                                                                 N R. 4 • 2 0 1 0
und Notizzettel, die von den Mitarbeitern des Lasky Centers bereits
katalogisiert und online verfügbar gemacht wurden. Dadurch ist ein
erster Eindruck von der „geistigen Weltkarte“ Laskys entstanden, die
in einem nächsten Schritt in seine Biografie einfließen soll.
„Zwar steht in der wissenschaftlichen Arbeit mit diesen Quellen die
Person Lasky im Mittelpunkt, aber darüber hinaus geht es auch um
die Erforschung der kulturellen Seiten des Kalten Krieges“, so Char-
lotte Lerg, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lasky Center. „Der       wohl schwierigste Zeit seiner beruflichen Laufbahn war“, erklärt Dr.
Kalte Krieg hatte immer auch eine kulturelle Komponente, bei der        Maren Roth, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lasky Center, die
es darum ging, für die kulturellen und ideellen Werte des jeweiligen    auch mit Laskys Biografie betraut ist. Zahlreiche Autoren und Leser
Systems zu werben.“                                                     des Encounter fühlten sich betrogen und warfen der Redaktion vor,
1943 wurde Lasky eingezogen und zwei Jahre später als Armeehis-         sie habe ihre Unabhängigkeit kompromittiert und sich zum Zweck
toriker nach Europa geschickt. Angesichts der angespannten politi-      amerikanischer Propaganda instrumentalisieren lassen. „Ab wann
schen Lage zwischen den USA und der Sowjetunion wurde 1948 eine         Lasky wie viel gewusst hat, konnte aber noch nicht abschließend
Stelle in der Kulturabteilung der amerikanischen Militärregierung       geklärt werden“, so Roth. Dies ist eine der vielen offenen Fragen zum
für ihn geschaffen, wo er den Auftrag bekam, gemeinsam mit dem          Phänomen Lasky, die die Arbeit mit den Originalquellen, die bisher
Journalisten Hellmut Jaesrich ein Kulturmagazin zu planen, das die      nicht wissenschaftlich betrachtet wurden, beantworten soll.
intellektuelle Elite Deutschlands ansprechen sollte. Mit dem „Mo-       Unbestritten ist jedoch die Tatsache, dass Melvin J. Lasky mit sei-
nat“, der im Oktober 1948 erstmals erschien, erfüllte Lasky sich den    ner journalistischen Arbeit, seinen breit gefächerten intellektuellen
Traum von einem eigenen Magazin, das strikt politisch und antikom-      Interessen und seiner Leidenschaft fürs Vernetzen nachhaltig im
munistisch ausgerichtet war und für das er unter vielen anderen Max     Gedächtnis von Freunden, Kollegen und Zeitgenossen verankert
Frisch, Arthur Koestler, Raymond Aron, Peter de Mendelssohn, Hilde      ist. Professor Ulrike Ackermann, Politikwissenschaftlerin und Pu-
Spiel und Hermann Kesten als Autoren gewinnen konnte. Zehn Jahre        blizistin, resümiert bei der Eröffnung der Ausstellung: „Lasky war
später wechselte er als Chefredakteur nach London zur Schwester-        politisch unkorrekt, mutig voranschreitend und konnte über Themen
zeitschrift „Encounter“.                                                feurig streiten.“ Professor Michael Naumann, Herausgeber der ZEIT
                                                                        und enger Kollege Laskys, ergänzt: „Mel war nicht Berufsjournalist.
„Mel war Mel“                                                           Mel war Mel.“                                                   ■ juz
Ein Bruch in Laskys Biographie ist seine Verstrickung in eine Affäre,
bei der 1967 amerikanische Zeitungen aufdeckten, dass der Encoun-
ter von der CIA finanziert worden war. „Interviews und Gespräche mit    Weitere Informationen unter:
Laskys Familie und Freunde haben deutlich gemacht, dass dieses die      www.laskycenter.amerikanistik.lmu.de
3 Die Lebenswelt der Kinder hat
                                                                                                            Einfluss auf das Lernen. In einer
                                                                                                            Kooperation zwischen LMU und
                                                                                                            Hochschule München sollen Sozi-
                                                                                                            alarbeiter und Lehrer gegenseitig
                                                                                                            von ihrem Know-how profitieren.

                    Kooperation zwischen LMU und Hochschule
                    München in den Erziehungswissenschaften
                    Lebenswelt
profile

                    im Klassenzimmer
14
 N R. 4 • 2 0 1 0

                                 Erste Liebe, Computerspiele, Knatsch mit den           Huber, „die ­gute Zusammenarbeit zwischen den
                                 Eltern: Nicht immer spielt die Schule die Haupt-       beiden Hochschulen intensivieren und ausbauen.“
                                 rolle im Leben eines Schülers. Für Lehrer ist es       HM-Präsident Professor Michael Kortstock gehe es
                                 wichtig, diese Lebenswelt zu kennen, denn nicht        „nicht darum, die Hochschule München zu einer
                                 selten hat sie Einfluss auf das Lernen. In einer       Universität“ umzugestalten. „Wir haben unser Pro­
                                 Kooperation sollen Lehramtsstudierende der             fil, unseren ­angewandten Bezug, und auf den sind
                                 LMU nun von angehenden Sozialarbeiterinnen             wir stolz. Aber es gibt viele Bereiche, in denen man
                                 und -arbeitern der Hochschule München (HM)             sehr, sehr gut zusammenarbeiten und voneinander
                                 profitieren – und umgekehrt.                           ­profitieren kann.“
                                                                                         Profitieren sollen beide Parteien: Lehrerinnen und
                                           Wie blutrünstig ist World of Warcraft?        Lehrer, die immer mehr mit den sozialen Proble­
                                           Was Computerspiele angeht, sind Schüler       men ihrer Schüler konfrontiert werden, erhalten
                                           ihren Eltern und Lehrern oft weit voraus      Anregungen von Studierenden des Bachelor-
                                            – und laienhafte Nachfragen geraten eher     Studiengangs „Soziale Arbeit“ der HM, in dem
                                              peinlich als erhellend. Die Hochschule     Themen wie Drogenmissbrauch, Medien- und In­
                                              München (HM) sucht solche Wissens­         ternetabhängigkeit oder Gewalt fester Bestandteil
                                             lücken zu überbrücken: Mit einem „Mo­       der Ausbildung sind. Für angehende Sozialarbei­
                                          bilen Computerspiellabor“ rücken Studie­       terinnen und Sozialarbeiter an der HM dagegen
                                         rende bei Schulen an, um Eltern und Lehrer      können pädagogische Innovationen der LMU von
                                      über die fremden Welten zu informieren. Zu         Nutzen sein.
                                 ihrer ­Ausrüstung gehört auch ein Rucksack voll
                                 einschlägiger Computerspiele. Mütter, Väter und        Verschiedene Rollenverständnisse
                                 Lehrkräfte können sich dabei selbst an World of        Zudem setzten Professor Joachim Kahlert, Dekan
                                 Warcraft versuchen oder aber Videos ansehen, auf       der Fakultät für Psychologie und Pädagogik sowie
                                 denen computerspielversierte Schüler ihr Wissen        Direktor des Münchner Zentrums für Lehrer­
                                 großzügig teilen.                                      bildung (MZL), und der Prodekan der Fakultät für
                                                                                        angewandte Sozialwissenschaften der HM, Profes­
                                 Beide Seiten Profitieren                               sor Andreas de Bruin, ihre Unterschriften unter
                                 Von den Erfahrungen der HM-Studierenden sollen         den Kooperationsvertrag. Kahlert erwartet von der
                                 künftig auch Lehramtsstudierende der LMU               Kooperation unter anderem eine fruchtbare Zu­
                                  ­profitieren – und einen besseren Einblick in die     sammenführung von Sozialarbeit und -pädagogik
                                     ­Lebenswelt ihrer Schüler erhalten. Nachdem        mit der Lehrerbildung. Allzu oft klafften die Rollen­
                                       der Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und        verständnisse von Sozialarbeitern und Lehrern an
                                        -didaktik der Universität bereits seit 2007     den Schulen auseinander: „Die Sozialarbeiter se­
                                         eng mit der ­Fakultät für angewandte Sozial­   hen sich als an der Lebenswelt orientierte Unter­
                                          wissenschaften der HM kooperiert, unter­      stützer der Jugendlichen, die Lehrer fühlen sich
                                          zeichneten die Präsidenten von LMU und        eher der Wissensvermittlung gegenüber Schülern
                                          HM, Professor Bernd ­Huber und Professor      verpflichtet. Aber ein Kind hängt seine individuelle
                                          Michael Kortstock, nun im Juni eine Ver­      Lebenswelt ja nicht am Garderobenhaken ab,
                                         einbarung, die die Zusammenarbeit ver­         ­sondern bringt sie mit ins Klassenzimmer.“ Das
                                       stetigt. „Wir wollen“, so Professor Bernd         müssten die Lehrer wahrnehmen – gerade vor dem
Sie können auch lesen