Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 01. September 2018 in Nienburg - HKG-Bartenstein

 
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Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 01. September 2018 in Nienburg - HKG-Bartenstein
Heimatblatt für den ehem. Kreis Bartenstein/Ostpr.
                                  mit den Städten

              Bartenstein     Domnau          Friedland    Schippenbeil

Jahrgang 69                        Juli 2018		            Sommerausgabe 2/2018

                                                                                 Fotos: Manfred Morwinsky

       Gut Liesken

Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen
   am 01. September 2018 in Nienburg.
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 01. September 2018 in Nienburg - HKG-Bartenstein
Aus dem Inhalt:                           Kreis Bartenstein

- Heimatkreistreffen am
  01.09.18 in Nienburg             S. 26          Heimatkreistreffen am
- Maireise 2018 nach                          Sonnabend, 01. September 2018
  Ostpreußen                    S. 27-29
                                                      in Nienburg
- Impressionen aus Friedland       S. 30

- Die Wiederentdeckung                     Nachdem wir im letzten
  des Ostens                    S. 31-32   Jahr zwei Kreistreffen
- Highlights der Ostpreußen-               (in Bartenstein/Württem-
  fahrt im Mai 2018                S. 33   berg und Nienburg) mit
- Eisen- und Stahlwarenhändler
                                           guter Beteiligung anbie-
  in Bartenstein/Ostpr.      S. 34-35      ten konnten, hoffen wir
                                           auch in diesem Jahr auf
- Kindheitserinnerungen auf
  einem Bauernhof in Ostpr.     S. 35-37   fröhliche Begegnungen
                                           mit fruchtbaren Gesprä-
- Karausche                        S. 37
                                           chen und interessanten
- Kartoffeldämpfer                 S. 38   Vorträgen.
- Schompel                         S. 38

- Die Schriftleitung bittet
                                           Geplanter Ablauf:
  um Mithilfe                      S. 38   09:30 Uhr:           Kranzniederlegung an den
- Fremd im eigenen Haus            S. 39                        Gedenksteinen der Berufsbildenden
                                                                Schulen (Berliner Ring).
- Deutsch-Russiches Haus           S. 39
                                           10:00 – 12:00 Uhr:   Heimatstube (Verdener Straße 24)
- Pressemitteilung des Ostpr.
                                                                geöffnet
  Landesmuseums Lüneburg           S. 40
                                           ab 10:00 Uhr:        Saalöffnung „Hotel zur Krone“,
- Holzwurm                         S. 40
                                                                Verdener Landstr. 245,
- Der Dahlkopp                     S. 40                        31582 Nienburg, Tel: 05021-64333
- Am Pfortenberg                   S. 40   ab 12:00 Uhr:        Mittagessen (Buffet)
- Sommerliches Königsberg       S. 41-42   ab 13:30 Uhr:        Berichte der Vorstandschaft
- Ursula Kluges 90. Geburtstag     S. 46   ab 14:00 Uhr:        Vortrag von Viktor Haupt:
- Mit einer Stimme gesprochen      S. 47                        „Ein Streifzug durch die Geschichte
                                                                der Stadt Schippenbeil mit familien-
- Verwendung der historischen
                                                                kundlichen Anmerkungen.“
  deutschen Städtenamen       S. 47-48
                                           ab 15:00 Uhr:        Kaffee- und Kuchenbuffet
- Hilfe für Ostpreußen
  eingestellt                      S. 48                        Grußworte der örtlichen
- Abschnitte                       S. 49                        Repräsentanten und Freunde

- Pater Marian, der Manager     S. 50-51
                                           ab 16:00 Uhr         Filmvorführung Manfred Eckert -
                                                                letzte Busreise nach Ostpreußen
- Gut Liesken                      S. 52
                                           anschließend Ausklang
Familiennachrichten             S. 43-45
                                           Die örtlichen Repräsentanten sind - wie immer - natürlich
Impressum                          S. 52
                                           herzlich eingeladen!

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Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 01. September 2018 in Nienburg - HKG-Bartenstein
Ostpreußen

 Maireise 2018 nach Ostpreußen

Ostpreußen ist immer wieder eine Reise wert!
Unter diesem Motto planten Karlheinz Hupfer und Manfred Eckert
die Reise vom 01. bis 11. Mai 2018.
Nach mehreren Aufrufen in UB hatten sich doch noch 27 Teilnehmer
angemeldet.
Erstmals unter den Heimatfreunden war Gerda Freude, die ihre
persönlichen Eindrücke in nachfolgendem Bericht schildert:

Ein Wiedersehen mit Ostpreußen nach 24 Jahren
Durch „Unser Bartenstein“ erfuhr ich, dass Herr Hupfer vom 1. - 11.5.
eine Reise nach Ostpreußen plante. Darauf haben mein Mann und
ich uns spontan entschieden, diese Reise mitzumachen, zumal es             Die geneigte Ebene bei Canthen.
die letzte sein kann, denn inzwischen bin ich 83 Jahre alt.
Noch einmal an meinen Geburtsort zurückzukehren, den ich im
Januar 1945 mit meiner Mutter und meinen Großeltern verlassen
habe. Mein Vater war 1943 an der Ostfront gefallen. Bis Oktober
1945 hausten wir in der Nähe von Lauenburg. Hier starben meine
Großeltern. Keiner weiß, wo genau sie begraben sind. All diese Ge-
danken gingen mir durch den Kopf, als wir ganz in der Nähe dieses
Ortes in Köslin unsere erste Übernachtung hatten.
In Bartenstein waren drei Übernachtungen geplant. Bei einem Stadt-
rundgang am nächsten Tag erklärte uns Manfred Eckert, was sich
hier alles verändert hat.
Bei unseren Ausflügen besuchten wir das schön restaurierte Schloss
in Heilsberg und den Oberländer Kanal. Hier wurde gerade ein
Ausflugsschiff auf Schienen hochgezogen. Das hatten wir noch nie
gesehen. Auch die Fahrt auf den Masurischen Seen bei herrlichem
Sonnenschein hat uns sehr gefallen.
Beeindruckend war auch der Besuch der Gedenkstätte in Maxkeim.
Hier hat im Jahr 2009 die Heimatkreisgemeinschaft zusammen mit             Der Marktplatz in Bartenstein im Mai 2018.
der Deutschen Minderheit einen Gedenkstein errichtet; eine würdige
Gedenkstätte für die mehr als 600 meist namenlosen Toten, die hier
starben, als das ehemalige Gutshaus als Krankenhaus genutzt wurde.
Bei einer Rundreise steuerten wir zum Abendessen in Zondern (Sa-
dry) nahe Sensburg das „Pensionat Christel“ an, eine schöne Anlage
mit einem Museum und einem Hotel. Es gab Königsberger Klopse.
Die Formalitäten beim Grenzübergang in den russischen Teil dau-
erten zwei Stunden. Als erstes besuchten wir Domnau, einen Ort in
bedauernswertem Zustand. Als ich den Ort 1994 das letzte Mal sah,
damals noch mit Herrn Schlifski, sah alles noch besser aus.
Auf dem Weg nach Königsberg fiel mir auf, dass auf der ganzen
Strecke von ca. 50 km nur ganz wenige Felder bestellt waren. Die
Natur hat sich die ehemaligen Ackerflächen zurückgeholt. Für Na-
turliebhaber schön, aber einem Bauern tränen die Augen, wie hier           In Heilsberg ziehen dunkle Wolken auf.
nach dem Zusammenbruch der Kolchosen mit fruchtbarem Ackerland
umgegangen wird.
In Königsberg wohnten wir vier Nächte im Hotel „Radisson Blu“,
einem schönen Hotel im Zentrum.
Wir erlebten zwei Stadtrundfahrten, den Besuch des Kant-Denkmals
mit Professor Gilmanov und weitere Führungen, ein Orgelkonzert im
Dom und den Auftritt einer Gesangsgruppe, und abends ging es ins
„Zötler“, ein bayerisches Lokal. Seit dem letzten Besuch 1994 hat
sich hier vieles zum Positiven verändert. Viele Straßen, Brücken und
Wohngebiete sind neu entstanden, weil jährlich ca. 40.000 Russen,
insbesondere aus Moskau, hierher umsiedeln. Um die Stadt für die
Fußballweltmeisterschaft vorzubereiten, steht sehr viel Geld aus
Moskau zur Verfügung.
Für meinen Mann und mich begann dann der Höhepunkt der Reise,
der Besuch meines Geburtsortes Korwlak, unmittelbar an der rus-            Ein Teil des Grundstücks der Pension „Christel“.
sisch-polnischen Grenze. Unser Taxifahrer sprach sehr gut Deutsch,
er hatte mit seinen Eltern in unserer Kreisstadt Parchim gewohnt.
Beim Rundgang im Dorf begegneten wir einer jungen Frau. Wie sich
herausstellte, war sie das zehnjährige Mädchen, das wir vor 24 Jahren
getroffen hatten, heute eine Frau mit drei Kindern. Ihre Familie lebt in
unserer Wohnung, auch eine Flüchtlingsfamilie aus Armenien. Man
bat uns ins Haus zu Kaffee und Kuchen. Unser Taxifahrer übersetzte
unsere Gespräche. Die Familie hält zwei Kühe und mehrere Kälber,
die sie verkaufen. Die Milch verarbeitet die Frau selber zu Butter und
Käse. Außerdem halten sie viel Kleinvieh, also reine Selbstversor-
gung. Es gab viele Fragen von beiden Seiten. Zum Abschluss gab
es noch ein gemeinsames Foto mit allen Familienmitgliedern. Ich war
überglücklich, noch einmal meinen Heimatort gesehen zu haben,
und wir waren überrascht von der Gastfreundlichkeit der Familie,
die verglichen mit uns doch in recht ärmlichen Verhältnissen lebt.
                                                                           Die evangelische Probsteikirche in Königsberg.

                                                                                                                              27
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 01. September 2018 in Nienburg - HKG-Bartenstein
Ostpreußen
Was noch außergewöhnlich war, hier in Korwlak waren die Felder
bestellt, von einem dänischen Landwirt.
Am nächsten Tag führte eine Rundfahrt über Pillau und Rauschen zur
Kurischen Nehrung. Beeindruckend war der Besuch des Soldaten-
friedhofs in Pillau, auf den 35.000 in Ostpreußen gefallene deutsche
Soldaten umgebettet wurden. Ihre Namen stehen auf Granitstelen.
Die Anlage wird von der deutschen Kriegsgräberfürsorge gepflegt.
Beim Rundgang über das Dünengelände, auf dem der Friedhof an-
gelegt ist, wird einem bewusst, wie wichtig der Frieden ist, und dass
sich so etwas nie wiederholen darf.
Am letzten Tag unserer Reise besuchten wir Trakehnen, das heute
nur ein Museum ist. Das Gestüt Georgenburg durften wir nur vom Ein-
gang aus bewundern, eine wunderschöne Hofanlage mit Vorführring
und Tribüne. Alle Gebäude in sehr gutem Zustand. Nach Auskunft
gehört sie einem reichen Russen. In Gumbinnen wurden wir im „Haus
Salzburg“ vom Priester empfangen, bekamen ein reichhaltiges Mit-          Der Königsberger Dom einmal aus anderer Perspektive.
tagessen und einen Einblick in die Arbeit dieser Einrichtung, die sich
über die Kinderbetreuung bis zur Altenpflege erstreckt. Gegenwärtig
erhalten 50 Kinder eine warme Mahlzeit, die 65 Rubel, ca. 1 €, kostet.
Die Einrichtung finanziert sich überwiegend aus Spenden. Hut ab
vor diesen Leistungen!
Bei den Fahrten durch den nördlichen Teil Ostpreußens haben wir
den Eindruck gewonnen, dass sich in den Städten gegenüber unserer
letzten Reise 1994 vieles zum Guten verändert hat, in den Dörfern
dagegen ist wenig passiert, und es ist eher schlechter geworden.
Auch bettelnde Kinder und Obdachlose sind uns in den Städten, die
wir besuchten, nicht aufgefallen, im Gegensatz zu 1994.
Am nächsten Tag verließen wir den russischen Teil Ostpreußens. Es
ging an Heiligenbeil vorbei, einem Ort, der mir ewig in Erinnerung
bleiben wird. Damals war die ganze Wiese voller Sachen, die von
den Pferdewagen entladen werden mussten, bevor es auf das Eis
des Frischen Haffes ging, das wir erst nach drei Tagen verlassen
sollten. Über Frauenburg und Elbing ging es nach Danzig. In beiden        Pillau, Ruhestätte für 35.000 Soldaten, hier wird man nachdenklich!
wunderschön restaurierten Städten hatten wir eine Stadtführung. Mit
Übernachtungen in Danzig und Stettin kehrten wir mit vielen neuen
Eindrücken und Erlebnissen heim.
Bedanken möchten wir uns bei den Organisatoren dieser Reise, ganz
besonders bei Herrn Hupfer.
                  Gerda Freude, Unter den Eichen 1, 19374 Domstihl

Ergänzende Reisebeschreibungen nun von den Organisatoren
Manfred Eckert (für den polnischen Teil) und Karlheinz Hupfer
(für den russischen Teil):
Reise nach Ostpreußen mit vielen Eindrücken.
Es war regnerisch und kühl, als wir am 1. Mai im Busbahnhof in Ham-
burg auf unseren Reisebus warten. Mit etwas Verspätung können
wir in den komfortablen Bus einsteigen und die Stimmung und das
Wetter hellen sich auf.
Die Oder mit ihren Nebenarmen überqueren wir am späten Nach-
mittag und hoffen, schon bald in Köslin, unserem ersten Ziel, an-         Die Kurische Nehrung.
zukommen. Aber die nächsten 100 Kilometer bestehen nur aus
Baustellen. Mit Macht wird die E28 zu einer vierspurigen Straße
ausgebaut. Endlich, im modernen Hotel Gromada in Köslin können
wir uns einrichten und an dem reichlichen Büfett bedienen. Für einen
Stadtrundgang ist es jetzt schon zu spät, die Baustellen haben uns
zu lange aufgehalten.
Auf der Weiterfahrt auf der E28 geht`s an Stolp vorbei in Richtung
Danzig. Aus der Ferne grüßen die Berghänge der Kaschubischen
Schweiz, sicherlich auch ein lohnendes Reiseziel. Hinter Danzig
beginnen wieder die Baustellen. Im Programm war vorgesehen,
über Allenstein zu fahren, aber angesichts der vielen Staus wären
wir dann erst nachts in Bartenstein angekommen.
Stattdessen leiten wir den Bus in der Nähe von Pr. Holland zum
Oberländischen Kanal um. In Katy, dem früheren Kanthen, wird uns
signalisiert, dass schon in Kürze ein Schiff erwartet wird. Das Warten
hat sich gelohnt, ein Passagierschiff wird auf dem ca. 450 m langen       In Insterburg die Burgruine.
und 20 m hohen Rollberg hochgezogen. Das Ganze passiert nun
schon seit 160 Jahren ausschließlich mit Wasserkraft. Insgesamt gibt
es auf dieser Strecke fünf dieser Anlagen und überwindet damit ca.
100 m Höhenunterschied. Ursprünglich zum Transport landwirtschaft-
licher Güter geplant, heute befördert man hier nur noch Touristen.
In Bartenstein ist die Innenstadt eine einzige Baustelle. Der Busfahrer
hatte große Mühe, eine Einfahrt zum Hotel „Bartis“ zu finden. Die
Räume in diesem alten Hotel am Markt sind modernisiert, der Service
und die Restauration lassen aber noch Wünsche offen.
Unser Spaziergang beginnt am Markt, dessen Grünanlagen und
Pflasterungen entfernt sind. Archäologen forschen offensichtlich
nach Grundmauern der alten Bebauung und des ersten Rathauses.
Bis zum Stadtbrand 1850 bestand der hintere Teil aus Fachwerkhäu-

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Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 01. September 2018 in Nienburg - HKG-Bartenstein
Ostpreußen
sern und Stallungen, die restlos niederbrannten. Das mittelalterliche
alte Rathaus stand mitten im vorderen Teil, es wurde wegen Baufällig-
keit bereits 1819 abgerissen und an anderer Stelle wiederaufgebaut.
Wegen der nun erkannten Brandgefahr unterblieb an dieser Stel-
le ein Wiederaufbau. So kam es in Bartenstein zum zweitgrößten
Marktplatz in Ostpreußen.
Wie er künftig aussehen wird, ist noch nicht zu erkennen. In der
Stadtkirche beginnt gerade ein Gottesdienst, denn der 3. Mai ist
in Polen ein Feiertag. An diesem Tag wurde 1791 die Verfassung
verabschiedet.
Der Weg entlang der Alle zum Herzteich ist immer noch reizvoll.
Vom Podest des ehemaligen Ehrenmals der gewohnte Blick auf
die Altstadt und die Anlagen, die in den Elisabethpark übergehen.
Über die Bahnbrücke führt der Weg wieder zurück in die Stadt. Die
zahlreichen Gleise lassen noch erkennen, welcher Betrieb hier einst     In Tilsit steht der Elch wieder auf seinem alten Platz.
herrschte. Bartenstein war ein Kreuzungspunkt zweier Bahnlinien und
hatte auch regen Güterverkehr und viele Viehtransporte. Über die
Rastenburger Straße, die sich zu einem Einkaufszentrum entwickelt
hat, kehren wir zum Hotel zurück.
Für den Nachmittag ist eine Fahrt in den Nachbarkreis Heilsberg
angesagt, er liegt bereits im Ermland. Ewa Pyszniak, die Vorsitzende
der Deutschen Minderheit in Bartenstein, hat alles arrangiert.
Wir bleiben im Ermland und fahren zum Kloster Springborn, dem
heutigen Stoczek. Eine Anlage aus dem 17. Jh. mit einer Rundkirche,
die von einem Kreuzgang umgeben ist. Mönche leben hier heute
nicht mehr. Einzelne Zimmer sind für Urlaubsgäste eingerichtet, im
Speiseraum ist gerade der Tisch für sie gedeckt. In kommunistischer
Zeit hatte man den Primas von Polen, Kardinal Wyszynski, für ein
Jahr in den oberen Räumen interniert.
In Gallingen ist für uns ein Tisch zum Abendessen reserviert. Etwas     In Elbing wurde viel wieder aufgebaut.
erschöpft, aber wohl gestimmt, lassen wir den Tag in dem rustikal
eingerichteten Restaurant ausklingen.
Die zweite Rundreise beginnt in Schippenbeil, wo uns Jadwiga
Piluk erwartet. In der Kirche ist noch vieles aus deutscher Zeit zu
entdecken. Das Taufbecken trägt eine deutsche Beschriftung. Eine
Mitreisende wurde hier getauft.
Eine kurze Stadtrundfahrt schließt sich an. Zwei Mitreisende hätten
noch gerne den Nachbarort Romsdorf besucht. Unserem Bus ist die
Zufahrt aber versperrt, die Straßen und Brücken sind für sein Gewicht
nicht zugelassen. Schade, wir stehen kurz davor.
Rastenburg durchqueren wir, die Strecke nach Lötzen führt nun
abwechslungsreich durch Waldgebiete und an Seen vorbei. Am
Hafen von Lötzen steigen wir aus. Nach einem kleinen Imbiss folgt
eine Bootsfahrt über den Löwentin-See in Richtung Nikolaiken. In
Schimonken, auf halber Strecke, nimmt uns der Bus wieder auf zur
Weiterfahrt nach Zondern. Dort befindet sich ein sehenswertes
Bauernmuseum, daneben ein typisches masurisches Bauerhaus mit           In Frauenburg am Gedenkstein für die ostpreußischen Flüchtlinge.
alter Möblierung und ein Garten dazu. Das ganze Anwesen ist privat
und gehört der Familie Dickti. Sie führen eine Pension mit 49 Betten
und bieten Essen im Restaurant an. Uns serviert man Königsberger
Klopse nach altem Rezept. Dazu den passenden Schnaps und reich-
lich Nachspeise. Die Chefin des Hauses, Christel, erzählt uns sehr
eindrucksvoll die Entwicklung ihres Betriebes, die in kleinen Stufen
begann. Ihre Schilderung würzt sie mit manch deftigem Witz, so dass
es auch viel zu lachen gibt.
Am Sonnabend, den 5. Mai fahren wir ins nördliche Ostpreußen,
nachdem wir auf der polnischen Seite im Kantor Euro in Rubel
gewechselt haben. Da wir uns in Domnau länger als geplant aufge-
halten hatten, konnten wir nicht mehr bis Friedland fahren, denn in
Königsberg erwartete uns Eugen Snegowski – unser Reiseführer für
die nächsten drei Tage – im „Radisson Blu“, dann ging es gleich zur
Stadtrundfahrt mit Prof. Gilmanov von der Kant-Universität, den wir
von unseren früheren Reisen schon kannten. Sein Vortrag wurde           Danzig.
natürlich von vielen Kant-Thesen angereichert: „Nur der Frieden
kann die Menschheit retten.“                                            dig und ausführlich über „Land und Leute“, wofür wir ausgesprochen
Am Sonntag besuchten wir die Redaktion des „Königsberger Ex-            dankbar waren.
press“ – vor 4 Jahren hatten wir trotz Anmeldung nur die Putzfrau       Die Rückfahrt am Mittwoch, 09. Mai (russ. Feiertag „Tag des Sieges“)
angetroffen! - , wo uns die Redakteurin Elena Lebedewa Herstellung      erfolgte bei wenig Verkehr über Heiligenbeil nach Frauenburg – dort
und weltweiten Vertrieb der Zeitschrift darstellte. Weitere Stationen   würdigten wir am Strand den Gedenkstein zur Erinnerung an die
waren das neue WM-Fußballstadion, ein Besuch der evgl. Propstei-        Flucht der ostpreußischen Zivilbevölkerung; dann ging es weiter
kirche mit anschl. Mittagessen, Dom mit Orgelkonzert und der Auftritt   nach Elbing und Danzig. Bei den für Anfang Mai nicht erwarteten
des Frauenchors „Legende vokalensemble“ im Königstor, wo wir            hohen Temperaturen mussten wir das Programm der Stadtführungen
mit „Ännchen von Tharau“ begrüßt und mit dem Ostpreußenlied             anpassen und erreichten am 10. Mai abends das „Radisson Blu“ in
verabschiedet wurden.                                                   Stettin, um diese Reise mit einem gemeinsamen Abendessen in
Über die Ausflüge am Montag und Dienstag hat Frau Freude (s. o.)        fröhlicher Runde zu beenden.
berichtet; zu ergänzen wäre noch der Abstecher zur Königin-Luise-       Dank gilt allen, die zum Gelingen dieser Reise beigetragen haben.
Brücke in Tilsit, wo auf der anderen Seite Litauen und die EU liegt;    Beim Kreistreffen in Nienburg am 01. Sept. wird Manfred Eckert in
dann das Geburtshaus des Malers Lovis Corinth in Tapiau und die         seinem Film diese Reiseerlebnisse noch einmal Revue passieren
Burgruine in Insterburg. Unser Begleiter Eugen informierte uns stän-    lassen!

                                                                                                                                           29
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 01. September 2018 in Nienburg - HKG-Bartenstein
Friedland
Liebe Friedlandfreunde,
wir wollen auf diesem Wege Wladimir
Goussev danken, indem er uns an sei-
nen Aufnahmen in Friedland, meist in
der Natur, teilhaben lässt..
Er ist auch unser „Wettermann“, denn
wenn wir eine Mail von ihm bekommen,
dann darf meist der Wetterbericht nicht
fehlen.
Derzeit ist es also auch sehr sommerlich
in Friedland, und die Bademöglichkeiten
im Mühlenteich sowie im Stausee wer-
den gern genutzt.

                                           Das Bild vom Kirchturm stammt aus dem Jahr 2011.

                                           Party am Markt mit der Fontäne - Leute sitzen dort gerne (wir mit Enkel auch).

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Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
                                            ten im Rotary Magazin hat Kornelia           und Memel, in der über Jahrhunderte
 Die Wiederentdeckung                       Kurowska als Vorsitzende der Stiftung        unterschiedliche Kulturen, Völker und
                                            „Borussia“ in Allenstein in ihrem Beitrag    Religionen aufeinandergetroffen wa-
 des Osten                                  beschrieben, wie die heutige polnische       ren, und dokumentierten diese mühsam
                                            Bevölkerung mit der Geschichte alter         und sorgfältig. So entstanden damals
                                            preußischer Provinzen umgeht:                die ersten Fotodokumentationen und
Titelthema im Rotary Magazin vom                                                         Publikationen zu den Besonderheiten
Februar 2018 ist „der lange Weg nach        Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das         der regionalen Architektur und Kultur-
Osten“. Mehrere Beiträge befassen           alte Ostpreußen dreigeteilt: Der südlichs-   landschaft: zu Landschlössern und
sich mit der historischen Legende über      te Teil davon wurde Polen zugewiesen         Gutshäusern, masurischen Dörfern,
Preußen als Hort autoritärer Traditionen    und heißt heute Ermland und Masuren.         evangelischen Kirchen, ermländischen
und einer verkannten großen Kulturland-     Die alte deutsche Bevölkerung wurde          Straßenkapellen, malerischen Alleen.
schaft. Antipreußische Ressentiments        nach 1945 durch Grenzverschiebungen,         In der Zeitschrift Borussia. Kultur. Ge-
gab es in Sachsen kaum weniger als          Flucht und Zwangsumsiedlungen fast           schichte. Literatur erschienen literari-
in Bayern oder Württemberg. So blie-        komplett ausgetauscht. In deutschen          sche Texte und historische Essays von
ben die Mauern in den Köpfen. Seinen        Häusern aus rotem Backstein ließen           Autoren aus Deutschland, dem Kalinin-
Beitrag überschreibt der Chefredakteur      sich Familien aus den polnischen Ost-        grader Gebiet und Litauen sowie von
des Rotary Magazins René Nehring – er       gebieten und Zentralpolen nieder. 1947       polnischen Wissenschaftlern. Die Zeit-
hat ostpreußische Wurzen – mit „Ostel-      kamen große Gruppen von Ukrainern,           schrift entwickelte sich nach und nach
bische Schlaglichter“, wobei dem Osten      die im Rahmen der Aktion Weichsel aus        zu einem überregionalen Forum, um
des alten Preußen immer wieder be-          dem Süden Polens zwangsumgesiedelt           Geschichte und Gegenwart der histo-
scheinigt wird, rückständig und reakti-     worden waren, hinzu.                         rischen deutsch-polnischen Grenzge-
onär zu sein. Aber das Gegenteil ist der    Die Vergangenheit der Region und             biete zu erörtern sowie literarische und
Fall! Während jahrzehntelang von allen      Geschichte(n) ihrer Bewohner wurden          kulturellen Phänomene darzustellen.
führenden Repräsentanten und Medien         in den Nachkriegsjahren tabuisiert, ver-
die Westbindung Nachkriegsdeutsch-          drängt und verschwiegen. Die offizielle      Historische Dokumentationen
lands als Grundlage des wirtschaftli-       Propaganda des polnischen Staates            Schnell hat sich die „Borussia“ weit
chen und politischen Erfolgs gepriesen      suchte die Urrechte Polens an diesen         über die Grenzen Olsztyns/Allensteins
wurde, integrierten sie die Bundesre-       Gebieten zu legitimieren. Diese wur-         einen Namen gemacht; nicht nur durch
publik in die außen-, sicherheits- und      den als sogenannte „Wiedergewonnene          die Zeitschrift (deren Herausgabe nach
wirtschaftspolitischen Strukturen von       Gebiete“ bezeichnet – die Spuren der         dem 60. Heft leider im Dezember 2017
NATO und EWG/EU. Der Historiker             deutschen Kultur wurden verwischt und        eingestellt wurde) sondern auch ihre
Heinrich August Winkler – stammt aus        nicht selten planmäßig zerstört.             verlegerische Tätigkeit. Im Verlag der
einer Königsberger Gelehrtenfamilie –                                                    „Borussia“ sind (nicht selten zum ers-
überschrieb seine Gesamtdarstellung         Entdeckung fremder Geschichte                ten Mal in polnischer Sprache) Bücher
der deutschen Geschichte mit „Der           Erst die Wendezeit in Polen 1989/1990        solch namhafter Autoren wie Max Toep-
lange Weg nach Westen“ oder in den          machte es möglich, sich mit der Ge-          pen („Geschichte Masurens“), Marion
80er Jahren warnt Hans-Ulrich Wehler        schichte der Gebiete zwischen Weichsel       Gräfin Döhnhoff („Namen, die keiner
in seinem Buch davor, dass Preußen          und Memel auseinanderzusetzen. Die           mehr nennt“), Siegfried Lenz („Heimat-
„wieder chic“ werde. Wer allerdings         demokratischen Veränderungen mo-             museum“, „So zärtlich war Suleyken“),
vorurteilsfrei auf das alte Preußen und     bilisierten auch eine Gruppe von pol-        Ernst Wiechert („Jahre und Zeiten“) er-
seine ostelbischen Provinzen blickt,        nischen Historikern, Kunsthistorikern,       schienen, um nur einige Beispiele von
wird feststellen müssen, dass für Ge-       Literaten und Lehrern, in Olsztyn/Allen-     mehreren Dutzend Titeln zu nennen. So
samtdeutschland ein einzigartiges Kul-      stein, die Kulturgemeinschaft „Borussia“     konnten für die Region wichtige histori-
turland verlorenging. Beispielhaft seien    zu gründen. Der Verein war eine der          sche und literarische Werke einem inte-
nur genannt: Nikolaus Kopernikus, der       ersten freien und unabhängigen Nicht-        ressierten Lesepublikum zur Verfügung
1543 in Frauenburg am Frischen Haff         regierungsorganisationen, die damals         gestellt werden.
unser heutiges Weltbild begründete;         in Ermland-Masuren ähnlich wie in an-        Die individuelle Erinnerung der Men-
Albrecht von Brandenburg-Ansbach,           deren Teilen Polens wie Pilze aus dem        schen, die sich in Gesprächen mit Zeit-
der 1544 die „Alma mater Albertina“ in      Boden geschossen sind.                       zeugen und ihren Berichten äußert, war
Königsberg gründete; Immanuel Kant,         Doch die „Borussia“ war von Anfang           für uns nicht minder wichtig als wissen-
der der deutschen Aufklärung 1784 den       an eine Initiative, die aus dem Rahmen       schaftliche Studien. Bei „Borussia“
Leitspruch „Habe den Mut, dich deines       fiel. Allein der Name der Organisation       erschienen zweisprachige Bände wie
eigenen Verstandes zu bedienen“ gab;        rief Verwunderung oder Unverständnis         „Vertreibung aus dem Osten. Deutsche
eine Vielzahl weiterer herausragender       hervor, noch mehr das Leitbild und die       und Polen erinnern sich“ (2001), „Nach-
Persönlichkeiten wären ohne wertende        Zielsetzung der Bürgerinitiative: Die        kriegsalltag in Ostpreußen. Erinnerun-
Reihenfolge zu nennen – z. B. Johann        „Borussia“ stieß eine intensive Ausei-       gen von Deutschen, Polen und Ukrai-
Jacoby, Eduard v. Simson, Hannah Ah-        nandersetzung mit dem multikulturel-         nern“. Sie enthielten autobiographische
rendt, Karl-Hermann Flach, Theodor          len, vor allem deutschen Kulturerbe          Berichte, gesammelt in speziellen Aus-
v. Schön, Frhr. v. u. zu Stein, Kanzler     der Region an und suchte dabei auch          schreibungen der Borussia und des
Hardenberg, Joseph v. Eichendorff,          den Kontakt mit alten und neuen Nach-        Zentrums KARTA. Es wäre allerdings
Caspar David Friedrich, Alfred Döblin,      barn. Die in den 50er, 60er und 70er         irreführend, die Borussia nur mit der Er-
Hans Fallada, Otto v. Bismarck, Paul v.     Jahren geborenen „Borussen“ nannten          kundung des reichhaltigen Kulturerbes
Hindenburg, Erich Ludendorff, Arthur        die Region „ihre Heimat“ – dieses Zu-        der Region zu assoziieren. Der Ansatz
Schopenhauer, Gerhard Hauptmann,            gehörigkeits- und Identifikationsgefühl      der Allensteiner Vereinigung, die schon
Günter Grass, August Borsig, Adolph v.      war in der Generation ihrer Eltern und       nach den ersten Jahren Mitglieder in
Menzel, Dietrich Bonhoeffer, Ferdinand      Großeltern noch lange nicht vorhanden.       Deutschland, Russland und Litauen
Lassalle, Paul Löbe, Karl Schiller, Hein-   Die „Borussen“ wollten für die Zukunft       gefunden hat, war von Anfang an viel
rich Albertz, Hans-Ulrich Klose, und vie-   der Region Verantwortung übernehmen.         anspruchsvoller.
le andere mehr. Wie kommt man also          Stolz und selbstbewusst betonten sie,        Professor Robert Traba, Mitbegründer
dazu, den historischen deutschen Osten      dass Ermland und Masuren eine euro-          und langjähriger Vorsitzender der Orga-
immer wieder als reaktionär zu diffa-       päische Region ist.                          nisation, formulierte Anfang der 1990er
mieren, obwohl diese Provinzen derart       Inspiriert von dem „Genius Loci“ und         Jahre das Postulat des „offenen Re-
viele progressive Köpfe und kulturelle      den Schicksalen der Menschen bega-           gionalismus“, das seitdem konsequent
Leistungen hervorgebracht haben?            ben wir uns auf die Suche nach Spuren        und kontinuierlich von den „Borussen“
                                            des materiellen und immateriellen Kul-       umgesetzt wird: Durch authentische Be-
Im Zusammenhang mit diesen Berich-          turerbes der Region zwischen Weichsel        ziehungen und Kontakte zwischen Men-

                                                                                                                              31
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 01. September 2018 in Nienburg - HKG-Bartenstein
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
schen aus verschiedenen Kulturkreisen       ven Austausches zwischen Menschen             suren sind gerade auf dem Weg dahin.
nehmen wir Bezug auf unsere eigenen         verschiedener Nationen und mit unter-
Erfahrungen und lernen die Verschie-        schiedlichen kulturellen und religiösen       Heimatliche Bekenntnisse
denheit anderer durch Wertschätzung         Hintergründen. Neben der Borussia sind        Auszüge aus dem „Borussia“-Manifest
zu verstehen.                               in der Region Ermland-Masuren inzwi-          von 1990
                                            schen unzählige kleine Vereine tätig,         Ermland und Masuren, Teile des alten
Gemeinsam Geschichte entdecken              die sich mit der Aufarbeitung der loka-       Ostpreußens, die heute unsere Heimat
Eine zentrale Rolle in der Tätigkeit die-   len Geschichte beschäftigen. Auch viele       sind, haben eine wechselhafte und ab-
ses Vereins und der Stiftung „Borussia“     Lehrer/-innen sehen darin eine Chance         wechslungsreiche Geschichte, die sich
(die 2006 zur Unterstützung der Kultur-     für die Schüler, Jugendarbeit mit histo-      schon allein in der Vielfalt seiner Namen
gemeinschaft gegründet wurde), spielen      rischem Lernen vor Ort zu verbinden.          widerspiegelt – es war einmal der Or-
interkulturelle Bildungsprogramme für       Gerade in den letzten 15 Jahren er-           densstaat, dann das Herzogtum Preu-
Erwachsene und Jugendliche sowie die        schienen zudem interessante Editi-            ßen und das Ermland, später Preußen
Vermittlung von Lokal- und Regionalge-      onen von Bilddokumentationen und              und Ostpreußen. Durch seine Vergan-
schichte an junge Menschen im Sinne         geschichtlichen Aufarbeitungen, die           genheit sehr stark mit der Geschichte
und im Geiste des offenen Regiona-          sich mit dem Kulturerbe Ostpreußens           des Deutschen Ordens und des preußi-
lismus.                                     befassen. Auch polnische Dichter und          schen Staates verbunden, war es immer
Auch wenn die Themen, die wir uns auf-      Autoren lassen sich von der Vergangen-        und ist bis heute ein Beispiel für eine
oktroyiert haben, nicht immer die ein-      heit der Region inspirieren und schöp-        Koexistenz mehrerer sich ethnisch und
fachsten waren und sind (das Schicksal      fen für ihre Werke aus der Geschichte.        kulturell voneinander unterscheidender
der einstigen Einwohner der Region,         Dieser Einsatz kleiner Vereine und lokal      Volksgruppen, nicht nur der deutschen
deutsch-polnische oder polnisch-litau-      tätiger Bürgerinitiativen ist nicht zuletzt   und polnischen, sondern auch der litau-
ische Beziehungen oder der Umgang           deshalb wichtig, weil die staatlichen         ischen, ukrainischen, weißrussischen
mit dem jüdischen Erbe), sind die Be-       Museen und sonstigen kulturellen Ein-         und russischen.
gegnungen und Diskussionen immer            richtungen sich dieser Herausforderung        „Borussia“ ist eine latinisierte Form ei-
bereichernde Erfahrungen für alle Be-       bisher nicht angenommen haben. Auch           nes der ursprünglichen Namen dieses
teiligten. Jedes Jahr organisieren wir      das wissenschaftliche und akademische         Landes. Im Laufe der Jahrhunderte
internationale Workcamps zu histori-        Umfeld hat sich bisher schwer damit           wurde dieser Landesname auf ver-
schen Themen (zum Beispiel 2018 die         getan. Nach wie vor gibt es viel zu we-       schiedene Art und Weise benutzt, oft
Restaurierung verfallener evangelischer     nige Forschungsprojekte zu regionalen         missbraucht. Der Name „Borussia“, den
Friedhöfe in der Johannisburger Heide       Themen an der hiesigen Universität zu         wir uns zugelegt haben, ist unsere trot-
und die Instandsetzung von Friedhofs-       Ermland und Masuren. So ist es trotz          zige Antwort auf die aus der Geschichte
anlagen aus dem I. Weltkrieg), aber         einiger Versuche bisher leider nicht ge-      herrührenden Klischees. Unsere Eltern
auch interkulturelle Theater-, Musik- und   lungen, ein gutes Geschichtsbuch zur          und Großeltern stammen überwiegend
Kunstworkshops. Der gesellschaftliche       regionalen Geschichte unserer Region          aus den ehemaligen polnischen Ostge-
Nutzen solcher Initiativen ist nicht zu     zu publizieren.                               bieten. Nach dem II. Weltkrieg haben
überschätzen.                                                                             sie sich hier niedergelassen. Wir, die
                                            Eine neue Regionalidentität?                  Generation der 50er, 60er, 70er Jahre
Ein Haus für die „Borussen“                 Ist es trotzdem gelungen, das histori-        sind schon fest mit diesem Land ver-
Die Verkörperung der Borussia-Ideen         sche Bewusstsein der heutigen Bewoh-          bunden, das seit 1945 Ermland und
und -Programme ist letztlich im Men-        ner der Region Ermland und Masuren            Masuren heißt.
delsohn-Haus eindrucksvoll zu Tage          zu verändern? Kann man von einer              Bis in die 80er Jahre wurde die Ge-
getreten: das ehemalige Bet Tahara, ein     regionalen Identität sprechen, die sich       schichte dieser multikulturellen und
jüdisches Aussegnungshaus, das Erich        aus der Geschichte definiert, 28–29           multinationalen Region oft verschwie-
Mendelsohn (1887–1953), der bekannte        Jahre seit der Wende, als der Prozess         gen. Erst seit 1989 kann ganz offen über
Architekt der Moderne, in seiner Hei-       ihrer Bildung angestoßen worden war?          vorher gemiedene Fragen gesprochen
matstadt Allenstein gebaut hatte, und       Im Jahre 2016 wagte die Borussia den          werden, auch über Einflüsse aller Kultu-
das nach dem Krieg stark umgebaut           Versuch, eine Antwort auf diese Frage         ren, die sich hier begegneten. Alle hier
wurde, verfiel seit dem Ende der 90er       zu finden, indem sie die Bürger dazu          vorgefundenen Kulturgüter betrachten
Jahre, nachdem der bisherige Nutzer,        aufforderte, in einer Online-Abstimmung       wir als gemeinsames Erbe, als Ele-
das Staatsarchiv, es verlassen hatte.       kulturelle Symbole und gemeinsame             mente einer historischen Landschaft,
Für uns, Mitglieder der Borussia und        Bezugspunkte einer regionalen Iden-           die uns – die heutigen Bewohner von
Einwohner Olsztyns/Allensteins, hatte       tität zu nennen, die in den regionalen        Ermland und von Masuren – bereichert.
dieser Ort aus vielerlei Gründen eine       Kanon aufgenommen werden sollten.             Wir streben danach, durch ein vollstän-
symbolische Bedeutung. Es ist das letz-     Die Teilnehmenden hatten die Möglich-         diges Kennenlernen der Vergangenheit
te erhaltene materielle Zeugnis der Jüdi-   keit, zwischen 240 aufgelisteten Vor-         unserer Region, ihrer politischen und
schen Gemeinde aus dem Allenstein der       schlägen in vier Kategorien zu wählen.        nationalen Beziehungen, ihrer kulturel-
Vorkriegszeit, ein Objekt von großem        Das Interesse an der Aktion war sehr          len, künstlerischen und materiellen Er-
kulturellen und historischen Wert. Sein     groß, hochinteressant waren auch die          rungenschaften kritisch und kreativ an
Schicksal spiegelt die Geschichte der       Ergebnisse.                                   einem neuen Wissen und Kulturgefühl,
deutschen Juden wider – einer Gemein-       Diese zeugen davon, dass Ermland und          einer neuen Lebenseinstellung der hier
schaft, die in den 1930er und 1940er        Masuren von den heutigen Bewohnern            lebenden Menschen zu bauen.
Jahre ihre Heimat verlassen musste          als ein vielschichtiges geschichtliches       Wir möchten ihnen bei ihrer Identitäts-
oder aus ihr vertrieben wurde.              und kulturelles Konstrukt wahrgenom-          suche helfen und dabei, ein neues Ich-
Über acht Jahre hat die Borussia ge-        men wird. Die Bewohner erkunden den           Gefühl zu entwickeln. (…) Die Aufnahme
braucht, um Spenden und Zuschüsse           Heimatraum, kennen ihn und identifizie-       eines Dialogs zwischen denjenigen, die
in Polen und Deutschland zu sammeln,        ren sich mit konkreten historischen Ob-       hier jetzt leben, und den früheren Be-
bis das Gebäude 2012 vollständig sa-        jekten, Persönlichkeiten und Elementen        wohnern von Ermland und Masuren,
niert werden konnte. Das Bet Tahara         der Kulturlandschaft. Robert Traba, der       sowie mit allen jetzt hier lebenden na-
– in seiner neuen Funktion „Mendel-         Initiator der Umfrage, betonte in einem       tionalen Minderheiten soll ebenfalls zu
sohn-Haus“ genannt, entworfen von           Kommentar zu den Ergebnissen, dass            diesem Ziel führen. Nicht nur durch Er-
einem deutsch-jüdischen Architekten         die Suche nach einem kulturellen Kanon        forschung und Vermittlung der jahrhun-
im vormals deutschen Allenstein – ist ein   notwendig sei, um ein Gleichgewicht           dertealten Kultur des Landes wollen wir
Symbol der multikulturellen und -kon-       zwischen den Leistungen und Traditi-          unsere Ziele erreichen, sondern auch
fessionellen Tradition und dient heute      onen der Vergangenheit sowie der Öff-         durch die Absage an alle Neonationa-
den Bewohnern der Stadt und Region          nung hin zur Gegenwart und Zukunft            lismen und Intoleranz.
als Ort der Begegnung und des kreati-       herzustellen. Wir in Ermland und Ma-

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Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 01. September 2018 in Nienburg - HKG-Bartenstein
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
                                                                         Königsberger Klopse, na, kannten wir ja, jeder erhielt die halbe Portion.
 Highlights der Ostpreußenfahrt                                          Doch dann wurden noch riesige Wurstteller serviert,

 vom 1. - 11. Mai 2018                                                   die verschiedensten Sorten waren darauf gut drapiert.
                                                                         Das war eine bayrische Brotzeit, doch das Brot war knapp,
                                                                         dazu aber Bier in großen Krügen, reichlich, alle wurden satt.
Eine neue Fahrt wurde angeboten ins ferne Ostpreußenland.
Diese hatte Karlheinz Hupfer aus Hamburg zusammen mit Manfred Eckert
                                                                         Draußen hörten wir riesigen Lärm, es gab Sperren und viel Militär.
geplant.
                                                                         Sie übten für die Parade, den Sieg zu feiern, aber der ist schon lange her.
Wir waren achtundzwanzig Leute im bequemen Reisebus.
Ein jeder dachte, nach Ostpreußen fahren, na klar, das ist ein „Muss“!
                                                                         In Königsberg, was war da nur alles zu betrachten!
                                                                         Unser Russlandbegleiter Eugen zeigte, worauf man musste achten.
So fuhren wir und fuhren, bis nach Ostpreußen ist es wirklich weit,
                                                                         Bei der Stadtrundfahrt erreichten wir auch den Dom der Stadt,
mit Unterbrechungen unterwegs, durch Einsamkeit...
                                                                         wiederaufgebaut, prachtvoll, ein Orgelkonzert fand dort statt.

Endlich, am 2. Tag, da staunten wir nicht schlecht.
                                                                         Die Dreifaltigkeitskirche, deren Aufgaben und Betätigungsfeld
Man fragte sich, kann das sein? Ist das wirklich echt?
                                                                         erstaunten uns alle, es war dort wie in einer anderen Welt!
Denn wir sahen ein Schiff, das schwamm bergan,
auf einem Schlitten befestigt kam es heran!
                                                                         Besonders aber gefielen die fünf hübschen Damen,
Einzigartig, genial! Denn nur mit Wasserkraft
                                                                         die mit ihrem glockenhellen Gesang ganz in Blau daherkamen.
überwindet das Schiff Höhen! - Was Wasser so schafft!
                                                                         Ihre Stimmen waren so lauter und rein, ein echter Hörgenuss!
                                                                         Alte Ostpreußenlieder sangen sie begeisternd aus voller Brust!
Am Abend kamen wir endlich in Bartenstein an,
für unseren Fahrer jetzt eine echte Herausforderung begann,
                                                                         Nach Pillau, die alte Hafenstadt, ging es jetzt weiter,
denn der Zugang zum Hotel war total versperrt.
                                                                         danach Palmnicken, des Bernsteins wegen, immer noch weiter,
Doch auf Schleichwegen, engen Gassen, hin und her verkehrt
                                                                         Rauschen, der bekannte Badeort, eine wunderbare Stelle,
fand er schließlich einen Platz – es war unglaublich!
                                                                         aber die Zeit war knapp, noch die Nehrung auf die Schnelle.
Alle klatschten im Bus, der Fahrer war echt tauglich!
                                                                         Hier bestiegen wir die große Düne am Kurischen Haff,
                                                                         die Aussicht von da oben überwältigend, da war man wirklich baff.
Von Bartenstein aus starteten wir zu unterschiedlichen Zielen.
                                                                         Die Ostsee auf der einen Seite, das Haff gegenüber im Osten!
Wir sahen Störche auf ihren Nestern, Dörfer, die verfielen,
                                                                         Toll! Sehr müde waren wir zwar, aber das wurde echt genossen.
Kloster und Kirchen, Schloss Heilsberg war zu sehen,
die Führung darin, die ließen wir uns nicht entgehen.
                                                                         Am nächsten Tag Tapiau, von hier stammte der Maler Corinth,
                                                                         sein Haus ist total verfallen, sehr erschüttert wir darüber sind.
Aber auf dem Fußweg dorthin überraschte uns ein Regen,
es goss in Strömen, so schlimm hatte man das lange nicht gesehen!
                                                                         Insterburg, Trakehnen, Tilsit, überall stiegen wir aus,
Bis auf die Haut durchnässt waren von uns einige,
                                                                         und am Abend waren wir, reich an Eindrücken, erschöpft wieder zu „Haus“.
und damit uns ja nicht eine Erkältung peinige,
spendierte Herr Hupfer voller Fürsorge eine Runde
                                                                         Von nun an ging´s heimwärts, Königsberg sagten wir „ade“,
vom Wodka – eine herrliche Medizin zu dieser Stunde!
                                                                         über die Grenze nach Polen auf der Chaussee
Der Wodka wärmte uns alle von innen auf,
                                                                         zunächst bis Frauenburg mit dem gewaltigen Dom,
und am nächsten Morgen waren alle munter und wieder gut drauf!
                                                                         hier forschte Kopernikus hoch droben auf dem Turm.

Von Lötzen aus stachen wir mit einem Ausflugsboot in See,
                                                                         In Elbing machten wir Halt, dann Danzig mit dem imposanten Markt.
riesengroße Weiten, am Ufer chice Hotels, Campingplätze etc...
                                                                         Hier genoss ein jeder den milden Abend auf seine Art.
                                                                         Von Danzig beeindruckt, machten wir noch die Stadtführung mit,
Danach in einem Ort, etwas abseits vom Weg,
                                                                         und danach steuerte der Bus Richtung Stettin mit schnellem Schritt.
erreichten wir ein Bauernmuseum mit Hotel, sehr ordentlich gepflegt.
Alte Gefäße, Möbel und Geräte waren ausgestellt.
                                                                         Am letzten Abend saßen wir zusammen bei Wein und gutem Essen
Sie zeigten anschaulich die mühsame Arbeit früher auf dem Feld.
                                                                         und ließen die große Fahrt Revue passieren, sie bleibt unvergessen!
Jeder von uns fand hier Hilfsmittel, die auch er benutzte ehedem.
                                                                         Was hatten wir alles gesehen! So weit waren wir weg!
Heute haben wir es leichter, aber Erinnerungen sind ja schön!
                                                                         Ostpreußen, das ist geografisch begründet, liegt eben nicht so ums Eck!

Wir bekamen noch ein typisch ostpreußisches Gericht serviert:
                                                                         Karlheinz Hupfer und Manfred Eckert, das war ein tolles Gespann!
Es waren Königsberger Klopse, mit viel Sauce und Kapern garniert.
                                                                         Sie planten die lange Reise, wie es besser kaum gehen kann.
Köstlich schmeckte es, alle hauten rein mit Genuss.
Dabei erzählte die Wirtin ihren Werdegang und zum Schluss
                                                                         Drum sagten wir „Dankeschön“ den beiden mit der Erkenntnis zum Schluss:
fielen ihr noch viele heikle Witze ein.
                                                                         Die Teilnahme an dieser Fahrt, das war wirklich ein unbedingtes „Muss“!
Hierbei durfte man wirklich nicht prüde sein!
Die Stimmung war gut, alle hatten ihren Spaß!
                                                                         Heide Ahlgrimm geb. Eckert
Wieder ein schöner und erlebnisreicher Tag war das!

                                                                         PS:
Ein paar Tage noch nach Königsberg, einst Hauptstadt der Region.
                                                                         Eine Kostprobe der witzbegabten Wirtin fällt mir gerade ein.
Professor Gilmanov von der Uni, der wartete schon.
                                                                         Diese reiche ich nach, gereimt zwar, das muss jetzt einfach so sein:
Sein Vortrag über die Vernunft, von Kant sehr geprägt,
mit schwungvoller Gestik er uns seine Ideen dargelegt.
                                                                         Eine Frau geht ins Krankenhaus, denn sie erwartet ein Kind.
Beeindruckend sein Appell, er will zur Einsicht mahnen,
                                                                         Der Arzt hilft ihr bei der Entbindung, es geht alles ganz geschwind.
damit sich alle besser verstehen als vormals unsere Ahnen!
                                                                         Doch dann stutzt er: „Ein Kind kommt da noch, sie sind ja zu zweit!“
                                                                         Verwundert sagt die Frau: „Oh, ist das vom Schwager denn auch schon so weit?“
Das Abendessen war vorbestellt im Bayern-Lokal.
Die dirndligen Damen, die servierten das Mahl.
                                                                                                                                Heide Ahlgrimm
Doch erstaunlich, nur ein Teller für zwei, eine kleine Ration

                                                                                                                                                     33
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 01. September 2018 in Nienburg - HKG-Bartenstein
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
                                            ber Fritz Maerkert, 4
 Eisen- und Stahlwaren-                     Schaufenster, Bauar-
 händler in Bartenstein/                    tikel und Baubeschlag,
                                            Baumaterial, Borsten-
 Ostpr.                                     waren, Eisen- und Me-
                                            tallkurzwaren, Elekt-
In der Mitglieder-Liste des Verbandes       ro-Artikel, Feld- und
Deutscher Eisenwarenhändler e.V. von        Gartengeräte, Glas-
1933 steht auf Seite 5 u.a. unter Barten-   und Porzellanwaren,
stein i. Ostpr. bei hier ausgeschriebenen   Grobeisen, Röhren
Abkürzungen hinter den Namen: Os-           usw., Haus- und Kü-
car Tichauer: Grobeisen/ Eisenwaren/        chengräte, Korbwaren
Haus- und Küchengeräte, Luxuswaren          und Kinderwagen, Oe-
/Öfen und Herde, Gußwaren/ Werkzeu-         fen und Herde, Sanitä-
ge, Werkzeugmaschinen/ Landwirt-            re Artikel, Sportartikel,
schaftliche Geräte und Maschinen/ Paul      Stahlwaren, Werkzeu-
Voullieme Nachf., Inh. Fritz Maerkert:      ge, Waffen und Muniti-
Grobeisen/ Eisenwaren/ Haus- und Kü-        on./ S. 377.
chengeräte, Luxuswaren / Öfen und
Herde, Gußwaren/ Werkzeuge, Werk-           Steinhoff, K., Barten-
zeugmaschinen/ Landwirtschaftliche          stein, Ostpreußen,
Geräte und Maschinen/ Sowohl Oscar          Königsberger Straße
Tichauer wie auch Fritz Maerkert boten      7, Postfach 11, Fern-
das gesamte Warensortiment an.              sprecher 425, Ge-
In dem Adreßbuch des Eisen- und Stahl-      gründet 15.7.1938,
waren- Handels, 4. Auflage 1942/43 fin-     Handelsgericht einge-
det sich auf Seite 160 u.a. folgender       tragen, Mitglied einer
Eintrag: Bartenstein/ Ostpreußen (E         Einkaufsgenossen-
8,7) Jaschinski/ Lehmann, K.-G., Herm.,     schaft, Inhaber Kurt
Markt 42-43/ Maerkert, Fritz, Markt 32 u.   Steinhoff, 2 Schau-
33/ Steinhoff, K., Königsberger Straße      fenster, Borstenwaren,
7/ Tichauer, Oskar, Markt 42-43.            Elektro-Artikel, Glas-
Unter den betreffenden Namen ist dort       und Porzellanwaren,
unter Benutzung von Abkürzungen, wel-       Haus- und Küchenge-
che hier ausgeschrieben werden, auf         räte, Korbwaren und
den entsprechenden Seiten aufgeführt:       Kinderwagen, Luxus-
Jaschinski, Bartenstein, Ostpreußen,        waren, Geschenkarti-
Fernsprecher 392. Oefen und Herde./         kel, Spielwaren, Stahl-
S. 264.                                     waren./ S. 596.
Lehmann, Herm., K.-G., Bartenstein,         Tichauer, Oskar, Bar-
Ostpreußen, Markt 42-43, Postschließ-       tenstein, Ostpreußen,
fach 1, Fernsprecher 414, Gegründet         Markt 42-43./ S. 622.
21.10.1938, Handelsgericht eingetra-        Als Hauptgeschäft
gen, Mitglied der Fachgruppe Eisen-         betrieben den Eisen-
waren, Porzellan, Elektro- und Haus-        und Stahlwaren- Han-
gerät, Mitglied des Vertragsverbandes       del die Kaufleute Fritz
der deutschen Eisenwarenhändler,            Maerkert und Os-
Mitglied einer Einkaufsgenossen-            kar Tichauer, später
schaft, Mitglied des Bundes der deut-       übernommen von der
schen Eisenhändler, Inhaber Hermann         Hermann Lehmann
Lehmann, 6 Schaufenster, Bauartikel         Kommanditgesell -
und Baubeschlag, Baumaterial, Bors-         schaft. Deshalb sind nur diese in den       plett umgebaut wurde. Vorher befanden
tenwaren, Eisen- und Metallkurzwaren,       Deutschen Reichs-Adreßbüchern für           sich im Erdgeschoss links der Eingang
Elektro-Artikel, Feld- und Gartengeräte,    Industrie, Gewerbe und Handel bei Bar-      und dann drei Fenster. Auch die Auf-
Glas- und Porzellanwaren, Grobeisen,        tenstein unter Eisen- und Stahlwaren-       schrift der An- und Verkaufs- Genossen-
Röhren usw., Haus- und Küchengräte,         handlung aufgeführt. Beide Geschäfte        schaft eGmbH Bartenstein, welche bis
Korbwaren und Kinderwagen, Korb-            hatten Kaufhauscharakter, da vielfälti-     zu dieser Zeit dort ihr Geschäft betrieb,
waren, Luxuswaren, Geschenkartikel,         ge Eisen- und Stahlwaren angeboten          ist verschwunden. Es handelte sich hier
Möbelbeschläge, Oefen und Herde, Sa-        wurden.                                     um den Umbau, welchen der Inhaber
nitäre Artikel, Sportartikel, Stahlwaren,   Interessant ist, dass beide Kaufleute ihr   des benachbarten Geschäfts im Haus
Werkzeuge, Waffen und Munition./ S.         Geschäft um das rechts benachbarte          Markt 33, Erich Klapper im Jahr 1937 an
351.                                        Gebäude erweitert haben. Über meinen        seinem Haus Markt 34 vorgenommen
Maerkert, Fritz, Bartenstein, Ostpreu-      Urgroßvater Fritz Maerkert wurde in UB      hatte, um dann sein Geschäft noch im
ßen, Markt 32 und 33, Postfach 44,          1/ 2018, S. 9-10 ein Beitrag veröffent-     gleichen Jahr dorthin zu verlegen. (sie-
Fernsprecher 512, Großhändler, Ge-          licht. Der hier abgebildete Bildauszug      he auch UB 2/ 1985 S. 8)
gründet 1.4.1857, Handelsgericht einge-     als Bild 1: stammt von einer Postkarte      Oskar Tichauer betrieb sein Geschäft,
tragen, Mitglied der Fachgruppe Eisen-      aus dem Jahr 1937. Der gleiche, erwei-      welches er von den F. Jaschinski Nach-
waren, Porzellan, Elektro- und Hausge-      terte Bildauszug in UB 3/ 2017 S. 65        fahren schon vor 1895 übernommen
rät, Mitglied des Vertragsverbandes der     wurde versehentlich mit 1940 datiert.       hatte, in dem Haus Markt 42. Etwa im
deutschen Eisenwarenhändler, Mitglied       Es ist jedoch ersichtlich, dass das Haus    Jahr 1924 erwarb er das Eckgebäude
einer Einkaufsgenossenschaft, Inha-         Markt 34 im Erdgeschoss bereits kom-        zur Rastenburger Straße, Markt 43.

34
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
Dort führte vorher Albert Kroll das Lot-   fanden sich Frauen aus der Nachbar-        Wagen wurde in der Scheune abgela-
teriegeschäft Paul Kögler, wo es auch      schaft zum Spinnen, Weben, aber auch       den, einer pendelte zum Feld, und einer
Galanteriewaren, Glaswaren, Kurz- und      zum Gänsefedernrupfen ein.                 wurde beladen. Der leere Leiterwagen
Spielwaren gab. Nach dem Erwerb des        Zur Aussteuer gehörten: Handtücher für     wurde ebenfalls von einem meiner
Nebenhauses ließ Oskar Tichauer die        Gesicht und Hände (grobe, feine und        Geschwister zum Feld gefahren. Zwei
Fassade beider Häuser neu gestalten        bunte) mit eingewebtem Monogramm,          Knechte, junge Männer, und zwei bis
und verputzen. Das Erdgeschoss wurde       Unterhemden, Unterhosen, Bettbezü-         drei Frauen vom Max Glang- bzw. Franz-
komplett umgebaut, so dass sich das        ge, Bettlaken, Kopfkissenbezüge und        Arndt-Insthaus haben nicht nur bei der
Geschäft mit dem Eingang zwischen          25 Mehl- und Getreidesäcke mit ein-        Getreideernte geholfen, sondern haben
den beiden großen Schaufenstern fast       gewebtem Namenszug „Albert Klein           unsere Mutter auch beim Waschen der
auf die gesamte Fläche erstreckte. Le-     Kl.-Schönau“.                              Wäsche unterstützt. Ihre Männer waren
diglich der Hauseingang mit dem Flur       Fräulein Mohr, Schneidermeisterin im       als Wald-, Straßen- und Gutsarbeiter
war rechts. Die Häuser hatten nun ein      Ort (wohnte im Insthaus vom Pfarrhof),     beschäftigt. Die Frauen arbeiteten oft
einheitliches Aussehen mit dem Namen       hat aus den vorhandenen Leinenballen       auf Stunden- oder Naturalbasis. Meis-
über den Schaufenstern und zwei ge-        noch für uns Jungen Leinenhemden,          tens haben sie zwei Schweine gefüttert
kreuzten Eisenhämmern in der Mitte         Unterhosen und auch andere Dinge ge-       und Hühner und andere Kleintiere ge-
vom 1. Stock. Im Haus Markt 42 führte      näht. Für mich auffällig war, dass meine   halten. Ein Schwein wurde geschlachtet
J. Skoluda im Hinterhof ein Geschäft       Mutter nie solche Leinenwäsche getra-      und eins verkauft.
für elektrische Licht- und Kraftanlagen.   gen hat. Ihre Unter- und Nachtwäsche       Wenn die hochtragenden Stuten im
Ende 1938 wurde Oskar Tichauer auf-        war immer mollig weich.                    Frühjahr zum Abfohlen anstanden, ist
grund seiner jüdischen Religion zum        Mein Großvater und Vater müssen auch       Vater nachts oft aufgestanden, um im
Verkauf der beiden Geschäftshäuser         im Umgang mit Holz Talente gehabt ha-      Notfall Hilfe leisten zu können. Auch
gezwungen. Bereits seit 1933 musste        ben. So existierten mehrere Holzmollen     nachts bei schweren Gewittern hat
er sein Geschäft mit massiven Ein-         (ausgehöhlte Baumstämme) aus Pap-          Vater die Stuten mit Fohlen beruhigen
schränkungen durch den nationalsozia-      pel- oder Lindenholz in verschiedenen      müssen.
listischen Staat ausüben. Dies führte zu   Größen.Es gab drei runde und drei läng-
                                                                                      Das Anspannen (Einfahren) von zwei-
einem erheblichen Geschäftsrückgang,       liche Mollen, die auch beim Schlachten
                                                                                      jährigen Pferden hat Vater immer mit
da er einen großen Teil seiner Zuliefe-    verwendet wurden. Eine runde benutzte
                                                                                      viel Umsicht vorgenommen. Schon als
rer, Kunden und Abnehmer verlor. Sein      Mutter für die Striezelbrot- und Weih-
                                                                                      Kinder zeigten wir Interesse, ob alles
Unternehmen wurde nun bis zur Vertrei-     nachtsbäckerei. Von den länglichen
                                                                                      glatt von statten ging. Die jungen Pferde
bung 1945 von der Hermann Lehmann          wurde die größte nur zum Brotbacken
                                                                                      mussten erst an Halfter, Zaum, Sielen
Kommanditgesellschaft weitergeführt.       verwendet. Zwei ovale kniehohe Holz-
                                                                                      und Leine gewöhnt werden. Meist wur-
An den Häusern wurde der Geschäfts-        bottiche benutzte Mutter zum Einsalzen
                                                                                      den sie als drittes Pferd am zweispänni-
name geändert und die beiden gekreuz-      von Fleisch (Pökeln). Zum Wäschewa-
                                                                                      gen Kastenwagen mit Hilfe einer dreier
ten Eisenhämmer verschwanden.              schen gab es auch noch verschiedene
                                                                                      Wacht (Bracke) angespannt.
                                           Holzwannen. Lastschlitten, Kutsch- und
                Kai-Uwe Schwokowski        Rodelschlitten waren auch Marke Ei-        Ich bin mit Vater und Mutter schon als
                     Meißner Straße 8      genbau.                                    kleines Kind gerne in die Stadt (Fried-
                    01558 Großenhain                                                  land) gefahren. Der Stadtwagen war
                                                                                      im Prinzip schon ein halber Kutschwa-
                                           Erlebnissen mit Pferden                    gen. Er hatte vorne einen gepolsterten
                                           Da der Ackerboden größtenteils aus         Sitz für drei Personen und hinten eine
 Erwin Klein, Meine Kind-                  Lehm und Ton bestand, spielte bei          Ladefläche. Er war farblich wie ein
                                           Kleins naturgemäß die Weidewirtschaft      Kutschwagen angestrichen und über
 heitserinnerungen auf                     eine besonders große Rolle. Die Pferde-    den Radachsen hinten und vorne mit
 einem Bauernhof in Ost-                   und Rinderzucht waren die Hauptein-        Blattfedern ausgestattet. Bei Einkäufen
 preußen                                   nahmen des Betriebes. Die Pferdezucht      in der Stadt gab es in Friedland drei
                                           war Vaters besonderer Stolz. Mit sechs     größere Ausspannungen. Sie waren Be-
                                           eingetragenen Zuchtstuten (Herdbuch =      standteile von Kolonialwarengeschäften
Ich, Erwin Paul Gustav Klein, wurde als    Kreuzung zwischen Kaltbluthengst und       mit Gaststättenbetrieb. Kleins kehrten
viertes von sechs Kindern 1932 in Kl.-     Warmblut) gab es im Durchschnitt drei      in der Ausspannung Kaminski ein. Hier
Schönau, Kreis Bartenstein, geboren.       bis vier Fohlen im Jahr. Nach Jahrgän-     wachte der Hofarbeiter über unser Ge-
Mein Vater Gustav Albert Klein ist 1884    gen geordnet wuchsen die Fohlen im         fährt. In der Gaststätte wurden die Män-
in Kl.-Schönau zur Welt gekommen.          Winter in großen Laufstallungen und        tel deponiert, die man beim Einkaufen
Mit 38 Jahren hat mein Vater 1922 die      im Sommer auf den nährstoffreichen         nicht brauchte. Natürlich hatte Vater
22-jährige Postangestellte Margarete       Weiden auf.                                immer Zeit für ein Bier oder Grog bzw.
Klein geb. Gergaut geheiratet.Als Al-      Es musste oft mit vier Pferden (zwei       einen Schnaps. Als Kinder bekamen
leinerbe eines Bauernhofes von 35 ha       hinten und zwei vorne) vom Sattel aus      wir dann immer Geld für Bonbons oder
als Eigentum, einschließlich Bauern-       gefahren werden (das linke hintere Pferd   Kuchen. Die Fahrten zum Bauernmarkt
wald und 10 ha Pachtland (Pfarrland        wurde hierzu gesattelt). Auch beim Pflü-   im Frühjahr waren für mich immer sehr
und Schulland), war mein Vater als         gen der Winterfurche von einer Tiefe       interessant. Butter, Eier, Sahne, weiße
Einzelkind auch mit weiblichen Kennt-      von 30-35 cm und bei der Getreideernte     und grüne Erbsen, Hühnerfutter, Kar-
nissen und Fertigkeiten einer Bauers-      wurde der Mähbinder von vier Pferden       toffeln und Absatzferkel waren unsere
frau ausgestattet worden. Als Kinder       gezogen. Der Erntewagen wurde bei          Produktpalette. Unser Verbleiben auf
haben wir in einem abgeteilten Teil auf    aufgeweichtem Boden mit sogenann-          dem Markt dauerte meist bis Mittag. Bei
dem Hausboden (die düstere Lucht) die      tem Vorspann gefahren. Ich habe mit        Fahrten zur Raiffeisengenossenschaft
noch funktionierenden zwei Webstühle       neun bis zwölf Jahren auf dem Feld         musste man die ganze Stadt durchque-
und die Gerätschaften zum Woll- und        den Leiterwagen von Hocke zu Hocke         ren. Solche Fahrten erfolgten mit dem
Flachsspinnen bestaunen können. Mein       vierspännig weiterfahren müssen. Im        Ackerwagen. Meist waren die Wagen
Vater hat seine Aussteuer selber herge-    Sommer wurde mit drei Leiterwagen          mit Getreide beladen, d. h., es wurde
stellt, d. h., an langen Winterabenden     die Getreideernte bewältigt, d. h., ein    nur Schritt zur Stadt gefahren. Das fand

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