VIER VIERTEL KULT - Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
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VIER VIERTEL KULT Vierteljahresschrift der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz SCHWERPUNKT: JAGD Hartwig Fischer: Natur des Menschen und Kultur der Jagd AKTIVITÄTEN & FÖRDERUNGEN Karoline Adsay: Verführung garantiert: Das neue Herzog Anton Ulrich-Museum STIFTUNGSVERMÖGEN VORGESTELLT Jagdpacht Hooptal ÜBER DEN TELLERRAND Ulrich Brömmling: Transport tonnenweise. Binnenschiffer Fredy Glamsch unterwegs WINTER 2016
INHALT 1 Editorial 2 Stiftungsblicke SCHWERPUNKT: Jagd 5 Hartwig Fischer: Natur des Menschen und Kultur der Jagd 9 Ulrike Sbresny und Bernd Wedemeyer: Historische Orte herzoglicher Jagd 13 Artur Frank: Jagd als wirtschaftlicher Faktor naturnaher Waldbewirtschaftung 16 Thomas Schröder: Unzweifelhaft vermeidbare Qualen. Jagd und Tierschutz – ein Widerspruch in sich? 19 Henning Brandes: Planmäßige Nutzung und Schutz von Wildbeständen 22 Serviceseiten AUS DER STIFTUNG 24 Der Stiftungsrat im Interview: Marit Vahjen Aktivitäten & Förderungen 26 Karoline Adsay: Verführung garantiert: Das neue Herzog Anton Ulrich-Museum 28 Bernd Busemann: Das Land Braunschweig lebt in Niedersachsen fort. Ein Festvortrag 30 Bastienne Solveig Gebhard und Svenja Paetzold-Belz: Angetrieben von der Kraft des Wassers (Walkenrieder Kreuzgangkonzerte) 32 Wolf Schmidt: Kulturelle Raumpioniere. Zukunft der Kultur in ländlichen Räumen 34 Burkhard Röker: Alleen – das Zeugnis einer vergessenen Nutzungsform 36 Anna Fagan, Martin von Hoyningen Huene und Wolfgang Krau: Mein Ausdruck (Inklusionstheater) 38 Manfred Sehrt: In 80 Jahren um die Welt. Eine Ausstellung ehrt Gerd Winner. 40 Stiftungsvermögen vorgestellt: Jagdpacht Hooptal ÜBER DEN TELLERRAND 42 Neuerscheinungen 44 Peter Wurm: „Irgendwas blubbert hier eigentlich immer“ (Bio-Riesling an der Mosel) 46 Ulrich Brömmling: Transport tonnenweise. Binnenschiffer Fredy Glamsch unterwegs 49 Termine 50 Wirtschaftsdaten: Vermögensaufstellung 52 Porträt: Ingrid Wahnschaff-Gruber 53 Impressum 6. Jahrgang | Nr. 23 | Winter 2016 ISSN 2192-600X
EDITORIAL Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Freunde der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, als das Beerensammeln nicht mehr ausreichte, um die und einem Film. Und natürlich haben wir den 21. November Familie zu ernähren, gingen unsere Vorfahren in der Alt- 2016 mit einer Gedenkstunde an jenen Tag 70 Jahre zuvor steinzeit auf die Jagd. Dies belegen unter anderem auch begangen, an dem der Braunschweigische Landtag zum die im Paläon in Schöningen präsentierten Speere. Und letzten Mal tagte. Das historische Datum war Schwerpunkt auch nach dem Übergang zum Ackerbau blieben Jagen des Herbstheftes von VIERVIERTELKULT. und Sammeln unsere Wesenszüge. Schnäppchenjäger und Einen Verweis auf den Schwerpunkt Jagd bringt dieses Flugmeilensammler sind heute nur zwei Ausgeburten eines Mal die Rubrik Stiftungsvermögen vorgestellt: Hier präsen- immer gleichen Musters. So widmet sich dieser Schwerpunkt tiert VIERVIERTELKULT die Jagdpacht Hooptal. In einem der alten Tradition der Jagd, allerdings vor allem der Jagd Interview lernen Sie Marit Vahjen kennen, unser neues in ihrer ursprünglichen Bedeutung, wie sie auch heute Mitglied des Stiftungsrates, und ein Porträt stellt Ingrid noch in Wald und Flur nicht nur im Braunschweiger Land Wahnschaff-Gruber vor, die im Amt für regionale Landes- gepflegt wird. VIERVIERTELKULT hatte sich im Sommer entwicklung Braunschweig für die Verwaltung einiger Kloster- 2014 bereits mit dem Schwerpunktthema Wald beschäftigt. und Stiftungsgüter der SBK zuständig ist. Ergänzend dazu behandelt nun diese Ausgabe den Aspekt Der Blick über den Tellerrand führt Sie diesmal an der Jagd. Lesen Sie selbst, wo sich die Jagd heute im die Mosel und mit dem Porträt eines Binnenschiffers ans Spannungsfeld zwischen Tradition, Tierschutz und Natur- ganze Wasserstraßennetz in Deutschland. Braunschweig schutz befindet. hat einen zwar kleinen, aber bedeutenden Binnenhafen. Vielseitig wie gewohnt sind die Berichte von unseren Wenn wir uns das Leben des Binnenschiffers Glamsch an- Aktivitäten und Förderungen: Sie lesen von der Wiederer- schauen, erinnern wir uns gleich an den Schwerpunkt öffnung des Herzog Anton Ulrich-Museums (HAUM), das Wasser des Sommerheftes – so hängt alles mit allem zu- nicht nur nach sieben Jahren wieder zugänglich ist, sondern sammen. Allen Autorinnen und Autoren dieses Winterheftes durch einen Erweiterungsbau mehr Platz für die Präsenta- sei herzlich gedankt! tion seiner Schätze hat. „Ein Fest der Kunst“ nannte Benedikt Erenz das HAUM in der ZEIT. Es zählt, hier ist Bescheiden- Ich wünsche Ihnen für die langen Abende des Winters heit nicht am Platz, zu den bedeutendsten und ältesten eine anregende Lektüre von VIERVIERTELKULT und für das Museen Europas. Doch noch viel mehr ist zu berichten: neue Jahr 2017 das Beste! Wie jedes Jahr fanden die Walkenrieder Kreuzgangkonzerte statt. Drei Tagungen befassten sich mit der Zukunft der Ihr Kultur in ländlichen Räumen. Eine alte Pappel- und Weiden- allee auf dem Stiftungsgut in Hakenstedt konnte dank der Unterstützung der SBK erhalten werden. Das Städtische Museum Braunschweig am Löwenwall ehrte den Künstler Dr. Gert Hoffmann Gerd Winner zu seinem 80. Geburtstag mit einer Ausstellung Präsident der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
Stiftungsblicke Die Universitätstage Helmstedt 2016 widmeten sich dem Jahrhundert der Parallelbiographien, hier ein Bild aus der Diskussion: Niedersachsens Justizministerin a. D. Elisabeth Heister-Neumann am Mikrofon – sie hatte einst als Stadt- direktorin von Helmstedt die Universitätstage initiiert –, im Hintergrund die Landtagspräsidentin von Sachsen- Anhalt, Gabriele Brakebusch, und der Landrat von Helm- stedt, Gerhard Radeck, beide erst wenige Tage im Amt (A). (A) Unter dem Titel Bleibe II lud die Magnikirche zu einem zweifachen Flüchtlingsprojekt, neben einer Fotoausstel- lung mit Fotografien von Uwe Brodmann gab es, von der SBK gefördert, ein Tanztheater von Gerda Raudonikis (B). Der Konventsgottesdienst in St. Marienberg in Helmstedt war in diesem Herbst gleichzeitig der Abschluss des Pro- jektes mahl anders (C). Alle Jahre wieder bietet der Klostermarkt Walkenried eine breite Palette an Lebensmitteln und Kunsthandwerk aus klösterlicher Fertigung (D). Die SBK saniert nicht nur, sie baut auch neu: Der siebeneckige Pavillon ist mit Lärchen- holzschindeln gedeckt und steht im Elm (E). Viele große Stars haben die Domkonzerte Königslutter schon gesehen, (B) in diesem Jahr war unter anderem der Trompeter Ludwig Güttler zu Gast (großes Bild). (D) (C) (E) 2 3
SCHWERPUNKT Natur des Menschen Jagd und Kultur der Jagd Ein kulturgeschichtlicher Überblick von Hartwig Fischer W urde die menschliche Kultur von der Jagd geprägt oder war es umgekehrt? War der Es gibt so viele Wege, sich dem Thema Jagd Jagdtrieb eine ursprüngliche Anlage des zu nähern, die meisten führen über dünnes Menschen, oder wurde die Jagd durch den Menschen Eis. Wie über die kulturellen Einflüsse der erfunden? Ist sie ein Ergebnis der menschlichen Evolu Jagd auf unser heutiges Leben berichten, tion, oder war sie lediglich eine Begleitung der mensch ohne sie zu verherrlichen? Wie Fuchsjagd, lichen Kulturentwicklung, zufällig vielleicht und darum Treibjagd, Kesseltreiben erwähnen, ohne letzten Endes auch verzichtbar? Oder machte sie das die Jagd zu verdammen? Eine unvergessene Menschsein überhaupt erst möglich? Fragen dieser Art Lösung hat Loriot gefunden: In winterlicher tauchen fast von selbst auf, wenn wir uns mit der Jagd Atmosphäre (passend zur Winterausgabe und der Kulturgeschichte der Menschheit befassen. von VVK) schildert er im Gedicht Advent Schnell stellen wir fest, dass beides nicht voneinander das Idyll eines Försterhauses. Doch in den zu trennen ist. Frieden des Eingangsverses Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken / Schnee- Was wir gemeinhin als Jagd bezeichnen, entwickelte sich flöcklein leis herniedersinken bricht bald durch den Übergang des Menschen vom Sammler von die Gegenwart in ihrer ganzen Grausam- Früchten zum Jäger von Großwild, da der Klimawandel am keit: Die Försterin hat ihren Mann erschos- Beginn der Eiszeit die Erschließung einer neuen Nahrungs- sen und bereitet ihn wie Wildbret zu: quelle erforderlich machte. In den nachfolgenden zwei Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen / Millionen Jahren erfolgte eine genetische, kulturelle und nach Waidmanns Sitte aufgebrochen. Im soziale Prägung der Menschen als Jäger, die erst mit dem weiteren Verlauf des Gedichtes wird auch Ende der Eiszeit vor 10.000 Jahren und der dadurch aus- Knecht Ruprecht eine Rolle spielen. gelösten neolithischen Revolution mit Ackerbau und Vieh- zucht endete. Ganz so brutal geht es in VIERVIERTEL- KULT nicht zu. Die Artikel stellen uns die Der Mensch wird zum Jäger kulturellen Traditionslinien der Jagd vor, Die Lebensweise als Jäger während zwei Millionen Jahren deren Spuren wir heute unter anderem in brachte einen entscheidenden Wandel in der Evolutions- ehemaligen Jagdschlössern finden, sie stellen geschichte des Menschen. Gegenüber dem individuellen Jagdarten vor und beleuchten das Span- Sammeln von Früchten erforderte die Jagd auf das Groß- nungsfeld zwischen Jagd, Naturschutz und wild der Eiszeit wie Mammut oder Waldelefant kollektive Tierschutz. Allen Autoren herzlichen Dank! Aktionen, die nur durch enge Zusammenarbeit und opera- tive Planung möglich waren. Diese neuen Anforderungen Für die Illustrierung hat Andreas Greiner- führten zu einem neuen kooperativen Sozialverhalten und Napp ein ganz besonderes Jagdverhältnis zur Entwicklung der Sprache und des abstrakten Denkens. beobachtet: Rouven Polep betreibt den Falken- Die mit dem Fleischverzehr verbundene vermehrte Auf- hof im Wisentgehege Springe. Er arbeitet mit nahme von Eiweiß bewirkte ein Anwachsen des Gehirns. Falken, Eulen, Käuzen und Adlern, Greifen- Die gesamte menschliche Lebensweise orientierte sich an arten, die hier schon lange nicht mehr Raub- den Erfordernissen der Jagd, die für die Entwicklung einer vögel heißen. So behutsam geht Rouven neuen Geisteswelt und für das soziale Miteinander prägend Polep mit den Greifen um, dass hier Natur wurden. Ebenso veränderte sie die Stellung des Menschen und Mensch im Einklang scheinen. In diesem in der Natur und sein Verhältnis zum Tier als Mitgeschöpf. Schwerpunkt offenbaren also die Bilder, Ein großartiges Zeugnis diese Entwicklung sind die Tier- was dem Text zu zeigen nur schwer gelingen malereien in den Höhlen von Südfrankreich (Lascaux) und kann: Jagd und Tierschutz müssen kein Nordspanien (Altamira), die als Ursprung der abendländi- Widerspruch sein. UB schen Kunst gesehen werden können. 4 djv@jagdverband.de 5
Die mit dem Fleischverzehr verbundene SCHWERPUNKT vermehrte Aufnahme von Eiweiß bewirkte ein Anwachsen des Gehirns. Da die Jagd Existenzgrundlage war, wurde das durch Jagdschlösser mit künstlerischer Ausstattung wie Moritz- sie gelieferte Material für alle Bereiche genutzt. Die Ver- burg bei Dresden oder Kranichstein bei Darmstadt gebaut wertung der erlegten Tiere brachte vieles hervor, was es bis wurden. Die besten Architekten wie Johann Conrad Schlaun, dahin nicht gab: Kleidung aus Fell, Werkzeuge, Schmuck Balthasar Neumann und Matthäus Daniel Pöppelmann und Gebrauchsgegenstände aus den Knochen. wurden dafür eingesetzt, berühmte Maler wie Rembrandt Die Besonderheit dieser Entwicklung liegt darin, dass van Rijn und die Malerfamilie Brueghel lieferten großfor- sich mit der Jagd ein Lebewesen durch die Entwicklung matige Jagdgemälde. Das Personal für die praktische Jagd einer Tätigkeit an eine veränderte Umwelt anpasste und erhielt eine handwerksmäßige Lehre, was in der heutigen nicht, wie bei anderen evolutionären Prozessen, eine körper- Jungjägerausbildung seine moderne Fortsetzung findet. liche Veränderung oder gar ein Verschwinden einsetzte. Mit dem Ende der Feudalzeit und der Entwicklung Bedeutsam auch, dass Tiere, etwa Hunde, zu Jagdhelfern einer bürgerlichen Lebenswelt im 19. Jahrhundert ergab wurden oder man sich deren Jagdeigenschaften später zu- sich erneut eine grundlegende Änderung des Jagdwesens. nutze machte wie in der Falknerei. Das Frankfurter Parlament schaffte 1848 das Jagdregal Ein weiteres Beispiel für die kulturhistorische Bedeu- mit seinen Privilegien ab und band das Jagdrecht an das tung der Jagd ist die Musik. Das jagdliche Geschehen Eigentum, wie es auch heute noch geregelt ist. Damit wurde wurde von Lauten begleitet. Aus den frühen Signalen, mit die Jagd stärker als vorher in die Gesellschaft integriert, denen sich Jäger über weite Distanzen verständigten, ent- was schließlich zu einem organisierten Zusammenschluss wickelten sich musikalische Themen, deren Einfluss auf der Jäger mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen die konzertante Musik wie etwa bei den Hornkonzerten Jagdschutzverbandes 1875 in Dresden und zu einer immer Joseph Haydns oder dem Freischütz von Carl Maria von detaillierteren Gesetzgebung auf der Grundlage der moder- Weber gut erkennbar ist. Zwei Millionen Jahre genetischer nen Natur- und Tierschutzethik führte. Prägung durch die Jagd haben die Evolutionsgeschichte Freilich ließ sich mit den Jägern und insbesondere des Menschen nicht nur beeinflusst, sondern seine Kultur- den Wilderern auch wunderbar romantisieren. Eine ganze entwicklung überhaupt erst möglich gemacht. 10.000 literarische Gattung und Malerei sowie in unserem Jahrhun- Jahre Landwirtschaft, die darauf bis heute folgten, haben dert Film und Fernsehen haben diesen Mythos des freien diese genetische Prägung nicht wesentlich verändert, son- und der Natur verbundenen Jägers als Projektionsfläche für dern lediglich zu einer kulturellen Anpassung geführt. die Sehnsüchte einer sich immer naturferner entwickelnden Gesellschaft stilisiert. Jagdgeschichte als Kulturgeschichte Mit dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht verlor die Jagd Gibt es noch Jagdkultur? ihre Bedeutung als Lebensgrundlage, wurde aber nicht Der Mensch heute: Er trägt die Jagd in sich. Zwei Millionen nur wegen des Wildbrets, sondern auch aus Freude am Jahre lassen sich nicht einfach abstreifen. Wir jagen, auch Jagen und der genetischen Veranlagung weiterbetrieben. wenn wir unser Tun nicht augenblicklich als solches erkennen: Zudem verteidigte sie die Lebensgrundlagen des Menschen. Karriere, das möglichst hohe Einkommen, Statussymbole, Zu Beginn des Mittelalters wurde die Jagd ein Privileg der ein perfekter Körper, das Sonderangebot im Supermarkt, Könige und Fürsten. An den Höfen entstand eine ritterlich der preiswerte Flug nach Übersee, Erfolg an der Börse, ein ausgerichtete Jagdkultur, die in der zeitgenössischen Litera- gutes Zeugnis, Lob und Anerkennung und vieles andere, tur, etwa im Tristan von Gottfried von Straßburg, im Parzival was unser Menschsein in allen Kulturen prägt. Bei allen von Wolfram von Eschenbach oder im Nibelungenlied aus- diesen Gelegenheiten sind wir Jägerinnen und Jäger. führlich dargestellt wurde. Kaiser Friedrich II. verfasste sein Doch hat die Jagd, dieses Millionen Jahre alte Hand berühmtes Falkenbuch. Kaiser Maximilian I. ließ seine Jagd werk des Menschen, heute noch kulturprägenden Einfluss erlebnisse in mehreren Büchern aufzeichnen. In dieser Zeit in Deutschland? Sicherlich nicht in dem Maße, wie wir es entstand die heute noch gebräuchliche Jägersprache. von früheren Zeiten her kennen, in denen der Jäger zum Am Anfang der Neuzeit verbreiteten sich die Jagd- selbstverständlichen Erscheinungsbild innerhalb einer formen der Parforcejagd und des Eingestellten Jagens. Es agrarisch geprägten Gesellschaft gehörte, was heute noch waren aufwändige Veranstaltungen, für die prachtvolle in vielen Ländern der Fall ist. Was wir heute in unseren 6
SCHWERPUNKT Historische Orte herzoglicher Jagd Die Jagdbauten der braunschweigischen Herzöge im Harz von Ulrike Sbresny und Bernd Wedemeyer Die bis 1918 vor allem den Fürsten vorbehaltene hohe höfische Jagd war ein Statussymbol. Einladungen zu Hofjagden waren fest im gesellschaftlichen Kalender des Adels verankert, festigten Beziehungen und demons trierten Macht. Die Wildbestände zählte man zu den Reichtümern eines Landes. Das Herzogtum Braunschweig bildete diesbezüglich keine Ausnahme und insbesondere der Harz bot sich als hervorragendes Jagdrevier an. Mehrere Gebäude sind heute steinerne Zeugen früherer herzöglicher Jagdbegeisterung. Bis ins 19. Jahrhundert galt der Harz als gefährlich und unwirtlich. Bären, Wölfe und Luchse wurden als Feinde der Menschen nicht nur im Rahmen von Hofjagden, sondern auch durch das höfische Forst- und Jagdwesen intensiv bejagt. Am 17. März 1818 wurde in einer von Braunschweig ausgehenden aufwendigen Jagd der damals letzte Luchs im Harz erlegt. Das Präparat des Tieres ist heute im Staat- lichen Naturhistorischen Museum Braunschweig zu sehen. Der letzte Wolf im Harz war 1798 im östlichen Brocken gebiet zur Strecke gebracht worden, und Bären gab es im Harz bereits vor dieser Zeit nicht mehr. Noch der letzte braunschweigische Herzog Ernst August nutzte Jagden im Harz als gesellschaftliche Ereig- nisse. Seine erste Hofjagd fand im November 1913 in Blankenburg statt und wurde intensiv von der Presse be- gleitet. Die Jagdgesellschaft erlegte bereits am ersten Tag 148 Stück Schwarzwild und der Herzog bewältigte ganz modern die Strecken von einem Abschussort zum nächsten mit dem Auto. Einer seiner Vorgänger, der Prinzregent von Braun- schweig, Albrecht von Preußen, lud ab 1890 in einem Ein Stück Kulturgeschichte: Berühmte Breitengraden als Kulturgutpflege betreiben, ist jedoch menschlicher Verhaltensweisen förderlich ist. Jagdkultur in Abstand von zwei Jahren regelmäßig Kaiser Wilhelm II. mit nicht statisch oder in die Vergangenheit gerichtet. Wie all ihrer Vielfalt kann eine Brücke sein für eine engere seinem Berliner Gefolge und befreundete Bundesfürsten zu Maler wie Rembrandt van Rijn und die alle gesellschaftlichen Entwicklungen unterliegt auch die Beziehung des Kulturwesens Mensch zur Natur. Sie kann als Kaiserjagden nach Blankenburg ein. Bestandteil waren er- Malerfamilie Brueghel lieferten großfor- Jagd einem Wandel. Die Ansprüche an sie haben sich massiv konkretes und glaubwürdiges Beispiel dienen für eine in die lesene Abendtafeln im Schloss und Hoftheatervorstellungen. matige Jagdgemälde. verändert und werden dies auch weiterhin tun. Zukunft gerichtete Diskussion der nachhaltigen Nutzung Die zwei Tage dauernden Jagden fanden unter großer An- Die Jägerinnen und Jäger haben es lange versäumt, natürlicher Ressourcen. teilnahme der Bevölkerung statt. das Kulturgut Jagd der Öffentlichkeit zu verdeutlichen und Zeugen dieser heute kaum mehr nachvollziehbaren zu zeigen, dass es mit seiner kooperativen Grundlage auch Hartwig Fischer ist Präsident des Deutschen Jagd Bedeutung der Jagd für das fürstliche Leben sind die noch für die Zukunft geeignet und für ein besseres Verständnis verbandes e. V. erhaltenen Jagdbauten der braunschweigischen Herzöge, 8 dr.bernd.wedemeyer@web.de 9
SCHWERPUNKT Die Schankerlaubnis für das Jagdhaus Auerhahn kam vom Herzog selbst. die Andreas Greiner-Napp für die Sonderausstellung Schatz Abbruch des Klosters Walkenried für Herzog August Wilhelm residierte jedoch vorrangig in Schloss Blankenburg, das gischen Herzog Ernst August. 1751 hatte Herzog Carl I. kammer Harz im Schlossmuseum Braunschweig fotografiert errichtete Jagdschloss zurück, das noch Herzog Wilhelm im ebenfalls durch das Aussterben der Blankenburger Grafen das westlich von Thale gelegene Jagdschloss Todtenrode hat. Diese historischen Schauplätze werden heute als 19. Jahrhundert häufig nutzte. Heute ist dort eine Pension an die Welfen gefallen war. Er ließ das Schloss 1717 bis erbauen lassen. Es wird heute als Gasthof und Pension Hotels und Gasthöfe oder kulturell genutzt und haben untergebracht. Für das an der Hochstraße von Goslar nach 1731 umbauen und prägte dessen bis ins 11. Jahrhundert genutzt und ist durch starke Umbauten aus neuerer Zeit damit weitere Stationen in ihrer teils wechselhaften Ge- Clausthal-Zellerfeld liegende Jagdhaus Auerhahn hatte reichende Geschichte nachhaltig. kaum mehr in seiner herkömmlichen Form erkennbar. Auch schichte erreicht. die vor wenigen Jahren aufgegebene Nutzung als Gasthof Bis 1918 blieb Blankenburg als Jagdschloss für die das 1872 durch Herzog Wilhelm als hölzernes Jagdhaus dagegen eine lange Tradition: Im Auftrag Herzog Rudolf Braunschweigischen Herzöge von großer Bedeutung und errichtete Jagdschloss Windenhütte, das unter Johann Städtisches Museum, Pension, Schänke Augusts war das Gebäude zwar vorrangig für seine Aufent- noch in den 1930er Jahren bis 1945 wurde es vom letzten Albrecht von Mecklenburg durch einen steinernen Neubau Das heute als Standort des Städtischen Museums Seesen halte zur Auerhahnjagd erbaut worden, gleichzeitig erteilte Braunschweigischen Herzogspaar als Wohnsitz genutzt. Die ergänzt wurde, gehört heute zu einem Komplex, der nach bekannte Jagdschloss war durch Herzog Carl I. 1757 an der er jedoch dem zuständigen Grenz- und Wildschützen die Sanierung und heutige kulturelle Nutzung ist dem Verein Abschluss aktueller Umbaumaßnahmen als Café, Restaurant Stelle eines von Herzog Anton Ulrich erworbenen „Sattel- Erlaubnis, einen Ausschank betreiben zu dürfen. Rettung Schloss Blankenburg e. V. und auch der Unter- und Hotel genutzt werden soll. hofes“ errichtet worden. Vom dort angelegten Wolfsgarten Das über dem Ort gelegene Jagdschloss Stiege beher- stützung durch die Stiftung Braunschweigischer Kulturbe- – einer Anlage, die es ermöglichte, Wölfe lebend zu fangen, bergt erst seit einigen Jahren ein Café. Es gehörte zum Be- sitz zu verdanken. Die Kunstwissenschaftlerin Ulrike Sbresny M. A. ist Leiterin um sie den Herzögen zum Abschuss vorführen zu können sitz der Blankenburger Grafen und fiel 1599 an die braun- Auch die kleinen Jagdbauten Todtenrode und Winden- des Schlossmuseums Braunschweig i. V., Dr. Bernd Wede –, der maßgeblich zum Ruhm des Jagdhauses beigetragen schweigischen Herzöge. Ludwig Rudolf ließ es Ende des hütte waren noch Ausgangspunkte für Jagden der nicht- meyer ist Kunsthistoriker. hatte, ist heute nichts mehr erkennbar. 17. Jahrhunderts umbauen und nutzte es als Jagdschloss. welfischen Regenten Albrecht von Preußen und Johann Auf kirchliche Ursprünge geht das 1730 aus dem Der für seine besonders üppigen Jagden bekannte Herzog Albrecht von Mecklenburg sowie den letzten Braunschwei- 10 11
SCHWERPUNKT Jagd als wirtschaftlicher Faktor naturnaher Waldbewirtschaftung von Artur Frank In Deutschland sind Jagd und Waldbewirtschaftung schon immer eng miteinander verbunden. Bei der aktu ellen Zinslage ist Wald ein lohnendes Investment und ein wichtiger Faktor bei der Nutzung nachhaltiger Roh stoffe einschließlich der zukünftigen Bioökonomie. Das Rotwild hat in Deutschland einen hohen Stellenwert bei Jägern und Bürgern, und es hat seinen Lebensraum fast ausschließlich in die Waldgebiete verlagert. Die Schädi gung des Waldvermögens durch Wild stellt aber ein Risiko dar, das sich durch ein angepasstes Jagdmanage ment verringern lässt. Die nachhaltigen Wildschäden wurden vielfach in der Vergangenheit unterschätzt, verneint, verdrängt, während man der kurzfristigen Erzielung von Einnahmen aus Jagd- verpachtung den Vorrang gab. Die Praxis der Bejagung sollte zukünftig so organisiert werden, dass sie sich ohne wirtschaftlich bedeutsame Schäden in ein forstwirtschaft- liches Management integrieren lässt. Schälschäden und Wildverbiss Schälschäden durch Rotwild entstehen vor allem bei Bäumen, die ein Alter zwischen 15 und 40 Jahren haben. Die wieder- holte Schäle an bereits geschädigten Bäumen ist wirtschaft- lich weniger schädlich als die Neuschäle. Im Jungwald liegen die Potenziale einer zukünftigen Waldbewirtschaftung. Eine Aufsummierung der jährlichen Schälschäden zeigt dem Forstbetrieb unter anderem, wie viele Bäume in den letzten zehn Jahren geschält wurden, was schnell mehr als die Hälfte aller Bäume sein kann. Schälschäden mindern lang- fristig die Rohholzverwertung und senken die Holzerträge. Den Waldbesitzern entstehen dann große Vermögensver- luste, die heute pro Schälprozent schnell über 100 Euro pro Jahr und Hektar liegen. Zu den Schälschäden addieren sich örtlich die Verbissschäden durch Rot- und Rehwild. Der Wildverbiss ist dann forstlich schädlich, wenn die Ver- jüngungsziele der naturnahen Waldwirtschaft nicht erreicht werden. Hinzu kommt der Einfluss auf die biologische Viel- falt durch Entmischung, wie gutachtliche Einschätzungen in vielen Waldgebieten belegen. Naturnahe Waldbewirt- schaftung will die Ziele möglichst durch biologische Auto- 12 artur.frank@hawk-hhg.de 13
Der Jagddruck darf nicht zu Störungen SCHWERPUNKT im Biorhythmus der Wildtiere führen. mation erreichen, das heißt, möglichst ohne aktive Eingriffe teilt werden, um Pachtreviere mit periodischer Jagderlaubnis in die natürlichen Prozesse der Waldentwicklung. von Regiejagden zu trennen. Die Haupteinstandsgebiete sollten in einer Gebietskulisse als Ruhezone zusammen Hobbyjagd versus Wildbestandsregulierung gefasst werden. Hier ist es dem Rotwild langfristig möglich, Will man den Wildbestand im Wald senken, um Schäden seinem Biorhythmus nachzugehen. Eine Bejagung findet zu vermeiden, ist der Abschuss als ein dominierender Faktor nur noch zwei- bis dreimal jährlich intervallmäßig und revier- zu erhöhen. Der Jagddruck darf aber nicht zu Störungen im übergreifend zur Wildbestandsregulierung statt. Das be- Biorhythmus der Wildtiere führen. Mit den Jägern werden deutet für die Jagdpraxis: möglichst keine oder aber nur in Regeln vereinbart, die sich in Pilotprojekten von Rotwild- Ausnahmefällen Störungen im Einstandsgebiet durch Jagd. gebieten als erfolgreiche Maßnahme bewährt haben: Rot- Die jagdlichen Einrichtungen sollten sich mehr auf die wild wird als Leitwildart akzeptiert, konsequente frühzeitige Zuggebiete beim Ein- und Auswechseln positionieren, um Gruppenansitze und Reduzierung der Einzeljagd in Ruhe- die Störungen zu reduzieren. Dabei hat sich gezeigt, dass zonen als Einstandsgebiete. Der notwendige Alttierab- die Störungen am Morgen, wenn die Tiere gesättigt in die schuss muss bereits im August beginnen. Der Anteil an Einstände ziehen, weniger stark sind. Abendliche Jagd auf Alttieren sollte etwa 35 % betragen. Das bedeutet, dass hungriges austretendes Wild verursacht mehr Störungen. Kälber möglichst gemeinsam mit dem Muttertier erlegt werden müssen, um einen überhöhten Ausgangsbestand Fazit und Ausblick zu reduzieren. In den deutschen Wäldern ist die seit 1974 durch Horst Die Ziele der Hobbyjagd lassen sich nicht immer mit Sterns Fernsehbeitrag von Rettet die Wälder allgemein den Zielen einer Wildbestandsreduzierung aus forstlicher bekanntgemachte Rotwildproblematik bis heute nicht Sicht in Einklang bringen. Weiterentwicklung heißt vielfach, befriedigend gelöst. Die Anpassung der Jagdpraxis im sich als Hobbyjäger von jagdlichen Gewohnheiten zu tren- Hinblick auf Effektivität und Störungsvermeidung zum nen: kein Kirren (Lockfüttern mit Getreide/Obst/Gemüse) Zwecke der Wildbestandsregulierung ist vielfach noch des Schwarzwildes auf Wildäsungswiesen für das Rotwild, nicht vollzogen. Die tatsächliche Umstellung von der kein Vorrang von Einzeljagd der Hobbyjagd auf den Brunft- überwiegenden Einzel- zur Gemeinschaftsjagd muss mehr hirsch im Herbst. Soll die Jagdpraxis in Richtung störungs- Akzeptanz finden. Der Erfolg der strategischen und räum- arme Intervall- und Gruppenjagd weiterentwickelt werden, lichen Trennung des Vorrangs von Jagd als Hobby oder muss das Jagdverhalten geändert werden. Schlüsselfaktor Wildbestandsregulierung durch Berufsjäger lässt sich immer ist die Anpassung des Habitats und der jagdlichen Aktivi- nur am Waldzustand ablesen. Die Zahl der Pirschbezirke täten an die biologischen Bedürfnisse des Rotwildes. Neben für Hobbyjäger muss von Forstbetrieb zu Forstbetrieb ent- dem Abschuss muss die Gestaltung der Lebensbedingungen schieden werden. Es ist wichtig, dass das Rotwild als Leit- bzw. die Störungsvermeidung in den Fokus von Maßnah- wildart akzeptiert wird. Zur Sicherung der nachhaltigen men rücken. Große Teile der Jägerschaft sehen Jagd als naturnahen Waldbewirtschaftung sollte auf jeden Fall auf Hobby an, für das sie auch über 35 Euro pro Hektar zahlen. nur kurzfristige Jagdeinnahmen verzichtet werden, die in Jagd als Hobby ist klar von der Jagd zur Wildbestands keinem Verhältnis zu den nicht direkt sichtbaren Minder- regulierung zu trennen. Der Versuch, beides auf derselben einnahmen aus der Forstwirtschaft stehen. Fläche zu verfolgen, ist in der Vergangenheit häufig fehl- geschlagen. Prof. Dr. Artur Frank ist Studiendekan für die Studiengänge Forstwirtschaft und Arboristik an der HAWK – Hochschule Örtliche und zeitliche Steuerung der Jagdausübung für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim – Mit einer örtlichen und zeitlichen Steuerung beider Jagd- Holzminden-Göttingen. formen kann man den unterschiedlichen Zielsetzungen besser gerecht werden. Eine räumliche Trennung zwischen privater Jagd (Jagderlaubnisscheine) und Wildbestands regulierung (gesteuerte Regiejagd) kann Interessenkonflikte begrenzen. Die Waldgebiete sollten in Jagdbezirke einge- 14 15
SCHWERPUNKT Unzweifelhaft vermeidbare Qualen Jagd und Tierschutz – ein Widerspruch in sich? von Thomas Schröder Von Seiten der Jägerschaft wird die Jagd gern als Beitrag zum Natur- und Artenschutz propagiert, bei der auch der Tierschutz ausreichend Berücksichtigung findet. Bei genauerer Betrachtung finden sich jedoch zahlreiche Problemfelder, die mit dem heutigen Tierschutzgedanken nicht vereinbar sind. Es bedarf daher dringend nicht nur umfassender gesetzlicher Änderungen, sondern auch eines Umdenkens innerhalb der Jägerschaft weg von alt hergebrachten Traditionen, damit die Jagd den modernen Anforderungen des Tier- und des Naturschutzes wenigs tens ein Stück weit gerecht wird. Seit 2002 hat der Tierschutz Verfassungsrang und muss auch bei der Jagd seine Berechtigung haben. Entsprechend wird sich der überwiegende Teil der Jägerinnen und Jäger in Deutschland auf die „allgemein anerkannten Grundsätze deutscher Waidgerechtigkeit“ berufen. Diese sollen sicher- stellen, dass dem „Wild“ vermeidbare Schmerzen erspart bleiben und gleichzeitig ein Maximum an Chancen gewährt wird. In der Praxis bedeutet dies allerdings, dass sich eine Vielzahl veralteter Traditionen und tierquälerischer Jagd- methoden erhalten hat, die sich mit eben jenem Verweis konträre Stellung der Waidgerechtigkeit gegenüber dem getroffen und schwer verletzt. Für die Tiere bedeutet dies werden muss. Dies ist nachhaltig und tierschutzkonform auf die „Beachtung deutscher Waidgerechtigkeit“ nach Tierschutz. schwerwiegende Leiden, die durch nichts zu rechtfertigen jedoch nur über flächendeckende Kastrationsaktionen Belieben rechtfertigen lassen. So ist der Schuss auf den Auch viele der noch immer üblichen Jagdmethoden sind. möglich, die fast ausschließlich von Tierschutzvereinen auf- Hasen in der Sasse (Kuhle) als nicht waidgerecht anzusehen, orientieren sich keinesfalls am Tierschutzgedanken. Tötungs- wendig durchgeführt und finanziert werden. obwohl er meist leichter anzubringen und für das Tier somit arten wie die Fallenjagd, die den Tieren unzweifelhaft ver- Haustierabschuss: tierschutzrelevantes Problem Jedes Jahr wird die unfassbar hohe Zahl von fünf mit weniger Leiden verbunden wäre, als wenn das Tier auf- meidbare Qualen bereiten können, werden als schützens- Ebenso ist nach wie vor der Abschuss von Haustieren ein Millionen Wildtieren durch die Jagd getötet. Derzeit unter- gescheucht wird und sich schnell bewegt. Gleiches gilt für werte Tradition romantisiert oder als notwendig für den tierschutzrelevantes Problem: Hunde, die ohne ihren Halter liegen im Bundesjagdgesetz etwa 100 Tierarten dem Jagd- den Schrotschuss auf eine auffliegende Gänseschar, der zwar Artenschutz dargestellt. Fest steht, dass die eigentlich gemäß oder außerhalb von dessen Einwirkungsbereich (wildernd) recht. Auch wenn nicht alle mit einer Jagdzeit versehen waidgerecht, aber mit einer hohen Verletzungsrate bei meh- Bundesjagdgesetz geforderte sofortige Tötung des Tieres mit angetroffen werden, dürfen getötet werden. Ein Abschuss sind, erschließt sich der Sinn, Arten wie das Blässhuhn, reren Tieren verbunden ist, so dass Gänse zwar entkommen keiner Falle garantiert werden kann. Denn die von großen von Hunden zum Schutz des Wildes ist jedoch nicht ziel- das Mauswiesel oder die Türkentaube zu bejagen, weder können, aber später an ihren Verletzungen jämmerlich Teilen der Jägerschaft ungeliebten Beutegreifer – wenig führend, da der Hauptverursacher dieser Situation der auf den ersten noch auf den zweiten Blick, handelt es sich eingehen. Als unwaidmännisch wird es angesehen, einen charmant als „Raubwild“ und „Raubzeug“ bezeichnet – Halter des Tieres ist und dieser eigentlich mit Sanktionen doch um Tierarten, die weder verwertet werden (können), nicht ordnungsgemäß oder unzureichend ausgebildeten unterscheiden sich natürlicherweise in ihrer äußeren Er- zu belegen wäre. Der Abschuss von Katzen ist bereits Schäden anrichten oder andere Arten gefährden – unab- Hund für die Nachsuche auf angeschossene Tiere einzu- scheinung und ihrem Verhalten. Doch sowohl Dachs, Wasch- dann erlaubt, wenn die Tiere wenige hundert Meter vom hängig davon, dass die aufgeführten Gründe aus Tierschutz- setzen. Dies ist sicherlich im Sinne des Tierschutzes – steht bär und Marderhund als auch Hauskatze oder Steinmarder nächsten bewohnten Gebäude angetroffen werden – eine sicht ohnehin nicht alle als Rechtfertigung ausreichen jedoch im Gegensatz zu den Methoden, mit denen die Jagd- können in eine Falle geraten, die beispielsweise für einen pauschale Tötungsfreigabe, die jährlich hunderttausend würden. hunde auf Kosten von Tieren ausgebildet werden. Dazu Fuchs aufgestellt wurde. Entsprechend werden Tiere, die Katzen das Leben kostet. Der oft angeführte negative Ein- Sämtliche Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen oder zählen etwa die Jagdhundeausbildung an der lebenden zu groß für die aufgestellte Falle sind, zu weit vorn erfasst, fluss von Katzen auf Kaninchen, Hasen oder anderes Nieder- im Rahmen des Jagdschutzes rechtlich getötet werden Ente oder an Füchsen in Kunstbauen („Schliefanlagen“). langsam erwürgt und erstickt. Tiere, die zu klein für die wild wird dabei völlig überschätzt. Unstrittig ist, dass der dürfen, sind schmerz- und leidensfähige Wirbeltiere. Die Diese Beispiele belegen anschaulich die Absurdität und die betreffende Falle sind, werden dagegen zu weit hinten Bestand freilebender bzw. „verwilderter“ Katzen verringert rechtlichen Voraussetzungen, die Jagdmethoden wie auch 16 bg@tierschutzbund.de 17
Jedes Jahr wird die unfassbar hohe Zahl SCHWERPUNKT Was spricht dagegen, dass sich ein Jäger von fünf Millionen Wildtieren durch die an seiner Jagdbeute erfreut? Jagd getötet. die Jagdzeiten müssen daher so ausgelegt sein, dass nicht Planmäßige Nutzung und Schutz mehr als unvermeidbare Schmerzen für das Tier entstehen – auch wenn freilebende Tiere als Mitgeschöpfe des Men- von Wildbeständen schen eigentlich um ihrer selbst Willen geachtet und ge- Jagdsysteme und Jagdarten schützt werden sollten. von Henning Brandes Novellierung der Jagdgesetzgebung notwendig Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre eine umfas- In Anbetracht der langen Geschichte der Jagd ist es sende Novellierung der Jagdgesetzgebung. Wenn die Jagd natürlich, dass heute noch Menschen auf Jagd gehen weiter durchgeführt werden soll, bedarf es zumindest einer und Wild erbeuten, um es zu essen. Nichts anderes ist zeitgemäßen Form derselben, die auf den neuesten wild- der engere Sinn der Jagd: ein Handwerk, eine Form der biologischen Erkenntnissen basiert und möglichst störungs- Nutzung der Natur. Und wenn man das als Jäger so tut, arm, effektiv, wildtiergerecht und insbesondere tierschutz- wie das Recht und die so genannte Waidgerechtigkeit konform ausgeübt wird. Die Regelungen zur Vermeidung es gebieten, nämlich indem man Wildbestände verant von Schmerzen und Leiden der bejagten Tiere sind zu ver- wortlich, professionell und nachhaltig bejagt und sich bessern und die Störungen der frei lebenden Tierwelt weiter für die Lebensräume des Wildes und damit für die Natur zu vermindern. Dazu gehört ein Verbot tierschutzwidriger aktiv einsetzt, um sie zu erhalten und zu pflegen, dann Jagdmethoden, die drastische Verkürzung der Jagdzeiten ist Jagd auch ein aktiver Beitrag zum Naturschutz. genauso wie eine Überarbeitung der Liste jagdbarer Tier- arten. Das Jagdrecht ist in Deutschland Bestandteil des verfas- Nicht zuletzt wäre die Verankerung des „vernünftigen sungsrechtlich geschützten Eigentums. Dabei hat sich hier Grundes“ zur Tötung von Tieren in Anlehnung an das Tier- das so genannte Reviersystem bewährt. Jäger übernehmen schutzgesetz notwendig. Als „vernünftig“ ist ein Grund an- in den ihnen anvertrauten Jagdbezirken Verantwortung zusehen, der triftig, einsichtig sowie von einem schutz für ihr Revier. Dabei sind Jagdrecht und Hegeverpflichtung würdigen Interesse getragen ist und unter den konkreten miteinander verbunden. Hege heißt aktiv etwas für die Umständen schwerer wiegt als das Interesse an der Unver- Natur und den Lebensraum des Wildes und aller Tier- und sehrtheit und am Wohlbefinden des Tieres. Somit wäre Pflanzenarten tun. Dabei zahlt sich Hege für den Jäger aus, zumindest aus Tierschutzsicht nur die Verwertung von Tieren denn Jagdreviere mit intakten Lebensräumen und guten als Nahrungsmittel anzuführen, wenngleich eine Notwendig- Wildbesätzen können nachhaltig bejagt werden. keit der Jagd auf freilebende Tiere aus Gründen der Im Unterschied zum Revierjagdsystem gibt es in vielen Ernährungssicherung heutzutage ausgeschlossen werden anderen Ländern wie den USA und Kanada das Lizenz- kann. jagdsystem. Dort hat der Staat das Jagdrecht, und man kann Doch selbst wenn diese Forderung keinen Eingang in Jagdlizenzen für ein bestimmtes Gebiet und bestimmte jagdrechtliche Vorgaben erhält, wäre der Leitgedanke eines Wildarten kaufen. Die Jagdzeiten sind meist kurz und der vernünftigen Grundes etwas, das sich jeder Jagdscheinin- Zugang zu Jagdlizenzen unterschiedlich. Beide Systeme haber zu Eigen machen kann. Wer die ethische Verantwor- haben sich über lange Zeit entwickelt und sind wegen der tung für die Mitgeschöpfe allerdings tatsächlich ernst unterschiedlichen Verhältnisse nicht ohne weiteres aus- nimmt, kann Jagd im Grunde jedoch nur dann rechtfertigen, tauschbar. wenn es sich bei den getöteten Tieren um kranke oder ver- Von den Jagdarten kommen heute dem Ansitz und letzte Tiere handelt, die nicht zu retten sind, um diese von unterschiedlichen Arten von Gemeinschaftsjagden die ihren Leiden zu erlösen. In gleicher Weise kann das Töten größte Bedeutung zu. Beim Ansitz wird das Wild meist von freilebenden Tieren gerechtfertigt sein, wenn es für den vom einzelnen Jäger in der Regel von festen Hochsitzen unmittelbaren Schutz des Menschen unvermeidbar ist. aus bejagt, die an aussichtsreichen Stellen, an denen sich Wild gern aufhält, vom Jagdausübungsberechtigten gebaut Thomas Schröder ist Präsident des Deutschen Tierschutz werden. Sie sollen landschaftsgerecht sein, das heißt aus bundes. Naturholz und unauffällig. Der Jäger sollte sie gut erreichen 18 mail@henningbrandes.de 19
können, ohne das Wild beim An- und Abgehen zu stören. Pflege des Brauchtums dient besonders die Beherrschung Unverzichtbar zur Abschusserfüllung sind zusätzliche Ge- des Jagdhorns. meinschaftsjagden, möglichst großräumig und revierüber- greifend. Dabei sitzen 30 bis 100 Jäger in einem bestimm- Gesundes Fleisch für 200 Mio Euro ten Gebiet gemeinsam über mehrere Stunden an; das Wild Ohne Jagd gäbe es kein Wildbret, gesundes Fleisch im Wert wird durch Treiber und Hunde während dieser Zeit beun- von rund 200 Millionen Euro, das in Deutschland alljährlich ruhigt und kommt dadurch den Jägern vor die Büchse. Da- aus heimischen Revieren auf den Markt gebracht wird. durch kann in recht kurzer Zeit beachtlich Strecke gemacht Hohe Wildbestände, vermehrt Wildkrankheiten, noch mehr werden. Wildunfälle, insbesondere im Straßenverkehr, die Übernut- zung der eigenen Lebensgrundlagen und Wildschäden in Deviseneinnahmen der Landwirtschaft und Wildverbiss im Wald sowie der Trophäenjagd und Jagdtourismus stehen häufig einseitig Rückgang und im Extremfall das Aussterben seltener Arten in der Kritik. Was spricht dagegen, dass sich ein Jäger an unter immer stärkerem Einfluss von Prädatoren wären die seiner Jagdbeute erfreut, von der neben dem Wildbret Folgen. auch die Trophäe, also beispielsweise das Geweih, eine Die natürliche Zuwanderung von heimischen Groß- schöne und bleibende Erinnerung an sein Jagderlebnis säugern wie dem Wolf ist neuerdings ein Thema. Aus Sicht ist? Ebenso bringt Jagdtourismus beispielsweise für arme der Jäger müssen dabei die Interessen der Landnutzer und afrikanische Länder wichtige Devisen in deren Kassen, die der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten angemessen sie für den Arten- und Naturschutz oder Entschädigungen berücksichtigt werden. Geändertes Freizeitverhalten und von Landbewirtschaftern für Wildschäden einsetzen. So neue Formen von Sport und Spiel in der Natur, zum Beispiel entsteht eine planmäßige Nutzung und dadurch letztlich Geocaching, müssen im Einklang mit der Natur erfolgen auch ein Schutz von Wildbeständen, die ja nachhaltig ge- und dürfen nicht zu Lasten des Wildes und seiner Lebens- nutzt werden sollen, um dauerhaft Einnahmen für Jagd räume gehen. Jäger setzen dabei auf gegenseitige Rück- lizenzen und gezielte Abschüsse zu erwirtschaften. Gleich- sichtnahme sowie Aufklärung und Information. Dies sollte wohl gibt es im In- und Ausland auch Fehlentwicklungen, Vorrang vor Verboten haben. Denn der Mensch gehört in wenn überhöhte Wildbestände, Jagdgatter und fragwürdige die Natur hinein. Er ist kein Fremdkörper, der die Natur nur Jagdmethoden zu Wildschäden und jagdlich nicht akzep- als heile Welt betrachtet, der nur von Nahrung aus Super- tablen Methoden führen. märkten und in einer zunehmend digitalen Welt lebt. Jagd Zur Jagdausübung selbst gehören sicherer Umgang ist nicht schädlich, sondern wirkt sich als nachhaltige Nut- mit Schusswaffen und Schießfertigkeit, Kenntnis der Wild- zung positiv auf die Wildbestände und die Natur aus. Jagd verwertung und -hygiene: sauber schießen, aufbrechen, und Naturschutz gehören zusammen und bilden keinen aus der Decke oder Schwarte schlagen, zerwirken und zu- Gegensatz! bereiten. Praktische Revierarbeiten verlangen handwerk liches Geschick. Ein eigenes Revier erfordert einen brauch- Hennig Brandes ist Vorsitzender der Jägerschaft Braun baren, das heißt speziell ausgebildeten Jagdhund. Zur schweig. 20 21
Schwerpunkt VIERVIERTELKULT erscheint viermal im Jahr und richtet Kulturkampfes. Ein Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen zehn Zeichnungen von Thomas Zander (= Ethik als Lebens- Peter Beard: The End of the Game. Taschen Verlag, Köln sich als Stiftungsperiodikum an Zielgruppen unterschied vermittelt einen ersten Überblick darüber, in welch unter- hilfe Band 2). LIT-Verlag, Münster 2005. 98 Seiten, 14,90 2015. 282 Seiten, 74,99 Euro. Serviceseiten licher Art. Die Schwerpunktthemen sind so facettenreich, schiedlicher Art Menschen und Tiere einander begegnen, Euro. Alexis Joachimides | Stephanie Milling | Ilse Müllner | dass alle Aspekte zu behandeln Umfang und Möglich in Geschichte, Recht, Biologie, Philosophie. Das Lexikon Yvonne Sophie Thöne (Hg.): Opfer Beute Hauptgericht. keiten einer Vierteljahresschrift sprengen würden. Die präsentiert selbstverständlich neben vielen anderen auch ❙ Im Wald Tiertötungen im interdisziplinären Diskurs. (= Human- Serviceseiten geben vertiefende Hinweise zu weiterfüh „Jagd“ und „Tierrecht“ als eigene Artikel. Mit dem Tierrecht Wie sehr wir Menschen uns nach der gesunden Natur Animal Studies). Transcript Verlag, Bielefeld 2016. 313 render Literatur und vertiefen Teilaspekte des Schwer selbst ist es eine heikle Sache (und schon die Wahl des sehnen, zeigt die Tatsache, dass Peter Wohllebens Bücher Seiten, 34,99 Euro. punktes, die mit keinem eigenen Beitrag vertreten sind. Wortes „Sache“ bringt den Autor dieser Serviceseiten auf Das geheime Leben der Bäume und Das Seelenleben der Auch hier ist die Auswahl subjektiv. Die Jagd ist immer vermintes Gebiet): Dass wir Tiere nicht länger als Sache Tiere die Sachbuch-Bestsellerlisten anführen. Zwei Bücher ❙ Die Menschen sind Jäger, aber auch Sammler nur eine Seite der alten Medaille vom Jagen und Sam begreifen wollen, wie es das Recht es bislang tut, lässt von Peter Wohlleben haben wir schon auf den Serviceseiten Bevor sich der Mensch der Jagd zuwandte, war er meln; die Serviceseiten schauen sich beide Seiten der sich nachvollziehen – aber welcher Argumentation wollen zum VVK-Schwerpunkt Wald vorgestellt, daher hier drei feine schon viele tausend Jahre lang Sammler. Und weder ist heute Medaille an. UB wir folgen? Die folgende Polemik zeigt, dass komplexen andere Titel, die ebenfalls die Lektüre lohnen. Torbjørn der Sammler ohne den Jäger zu verstehen (wo er sich auf die Zusammenhängen nicht mit einfachen Forderungen zu Ekelund verbringt zwölf Tage und Nächte im Wald, in jedem Jagd nach einem fehlenden Stück begibt) noch der Jäger begegnen ist. Es hilft nicht, nur auf genetische Verwandt- Monat eine. Dafür verlässt er die Arbeit mittags und ist am ohne den Sammler (wo er den Wasserbüffel nur aus dem schaft zu verweisen. Mensch und Schimpanse haben zu nächsten Morgen zurück. Nun hat der Autor den Vorteil, Grund schießt, um seine Big Five vollständig zu haben.) Fünf 98 Prozent die gleiche DNA, das stimmt. Aber Mensch dass er in Oslo lebt und ein Ausflug in den Wald, der bei aktuelle Titel decken die großen Themen des Sammeln ab: ❙ Kulturgeschichte der Jagd und Banane haben zu 50 Prozent die gleich DNA, ohne Oslo Nordmarka heißt, noch einfacher ist als für uns. Aber Sammeln als Kulturtechnik etwa und die Rolle von Samm- Wer der Jagd noch tiefer kulturgeschichtlich nachjagen dass wir der Banane die Hälfte der Grundrechte einräumen die Fluchten für das ganze Jahr lassen sich auch von lungen in der Gesellschaft anhand zerschlagener oder be- möchte als dies in unserem Einstiegsartikel möglich war, wollten. Lesenswert in diesem Zusammenhang sind die Braunschweig oder Wolfenbüttel aus planen. Und wem es schlagnahmter Sammlungen in Wien ab 1938. Wie sich trotz findet beinahe alles im Sammelband des Berner Historikers Titel von Bossert und Stucki. Bossert beschäftigt sich mit gelingt, in der Natur wieder Mensch zu sein, entdeckt digitaler Verfügbarkeit Sammlungen eine Deutungshoheit Carl Alexander Krethlow. Natürlich können die Beiträge Kulturfolgern und invasiven Arten. Stucki diskutiert den auch seine Freude an den kleinen Wundern der Natur, von erhalten können, zeigen Aufsätze über Sammlungsinstituti nicht alle Facetten der Jagd behandeln, und wer vom 19. rechtsethischen Paradigmenwechsel vom objektrechtlichen niemandem so schön geschildert wie in David Goulsons onen im 21. Jahrhundert. Dass Bibliotheken anfangs nichts Jahrhundert schreibt, schreibt eben nicht von der Jagdära zum subjektrechtlichen Tierschutz. Neben je einem Titel zu Büchern über Hummeln und Insekten. anderes waren als Büchersammlungen, erfahren wir beim unserer Vorfahren zwischen Beerensammeln und Acker- Tierschutzgesetz und Jagdgesetz seien vor allem Gottfried Torbjørn Ekelund: Im Wald. Kleine Fluchten für das ganze Blick in solche frühneuzeitlichen Büchersammlungen. Sam- bau. Immerhin ist der Jagd im 18. Jahrhundert ein Aufsatz Hütters Gedanken zu einer neuen Jagdethik empfohlen, Jahr. Malik Verlag, München 2016. 264 Seiten, 18 Euro. meln und Tauschen kommt nicht immer so harmlos daher gewidmet. Die meisten Bräuche und Traditionen der heu- auch wenn sie bereits vor elf Jahren erschienen sind. David Goulson: Und sie fliegt doch. Eine kurze Geschichte wie in der Philatelie: Die Bücherlager der Reichstauschstelle tigen Jagd lassen sich ohnehin auf das 19. Jahrhundert Arianna Ferrari | Klaus Petrus (Hg.) Lexikon der Mensch- der Hummel. Aus dem Englischen von Sabine Hübner. erhellen ein dunkles Kapitel des Jagens und Sammelns. zurückführen. Zwischen Niederwildjagd und Pirschjagd ist Tier-Beziehungen (= Human-Animal Studies). Transcript Carl Hanser Verlag, München 2014. 320 Seiten, 19,90 Euro. Denise Wilde: Dinge sammeln. Annäherungen an eine alles nur Denkbare erwähnt. Und für die Jäger des 19. Verlag, Bielefeld 2015. 475 Seiten, 29,99 Euro. David Goulson: Wenn der Nagekäfer zweimal klopft. Das Kulturtechnik (= Edition Kulturwissenschaft Band 62). Jahrhunderts war vieles denkbar. Leonie Bossert: Wildtierethik. Verpflichtungen gegenüber geheime Leben der Insekten. Aus dem Englischen von Transcript Verlag, Bielefeld 2015. 346 Seiten, 34,99 Euro. Carl Alexander Krethlow (Hg.): Hofjagd, Weidwerk, Wilde- wildlebenden Tieren (= Ethik in der Nachhaltigkeitsfor- Sabine Hübner. Carl Hanser Verlag, München 2016. 320 Eva Blimlinger | Heinz Schödl (Hg.): Die Praxis des Sam- rei. Kulturgeschichte der Jagd im 19. Jahrhundert. schung Band 2). Nomos Verlag, Baden-Baden 2015. 157 Seiten, 21,90 Euro. melns. Personen und Institutionen im Fokus der Provenienz- Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2015. 276 Seiten, Seiten, 29 Euro. forschung (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienz- 39,90 Euro. Saskia Stucki: Grundrechte für Tiere. Eine Kritik des gel- ❙ Die Großwildjagd forschung Band 5). Böhlau Verlag, Wien 2014. 417 Seiten, tenden Tierschutzrechts und rechtstheoretische Grundle- Ganz gleich, wie wir zur Jagd in Mitteleuropa stehen: 39 Euro. ❙ Jagdgeschichte gung von Tierrechten im Rahmen einer Neupositionie- Die Verherrlichung der Großwildjagd hat der Reputation Katharina Hoins | Felicitas von Mallinckrodt (Hg.): Macht. Einen aufschlussreichen Überblick über Rechtstraditionen rung des Tieres als Rechtssubjekt (= Fundamenta Juridica der hiesigen Jagd großen Schaden zugefügt. Der Fotograf Wissen. Teilhabe. Sammlungsinstitutionen im 21. Jahrhun- in der deutschen Jagdgeschichte im Zeitraum 1918 bis Band 69). Nomos Verlag, Baden-Baden 2016. 445 Seiten, Peter Beard hat zwei Jahrzehnte lang das Massensterben dert (= Dresdner Schriften zu Kultur und Wissen Band 1). 1976 bietet der gleichnamige Aufsatz von Hans-Werner 114 Euro. zehntausender Elefanten, Nashörner und Nilpferde in Afrika Transcript Verlag, Bielefeld 2015. 187 Seiten, 26,99 Euro. Frohn in einem Sammelband im Klartext-Verlag, der Philipp von Gall: Tierschutz als Agrarpolitik. Wie das dokumentiert und 1965 einen erschreckenden Bildband Berthold Heinecke | Reimar von Alvensleben (Hg.): Lesen, scheinbare Gewissheiten hinterfragt. deutsche Tierschutzgesetz der industriellen Tierhaltung vorgelegt. Auch 50 Jahre später ist Beards Anklage, ergänzt Sammeln, Bewahren. Die Bibliothek Joachims von Alvens- Hans-Werner Frohn | Hansjörg Küster | Elmar Scheuren den Weg bereitete (= Human-Animal Studies). Transcript um Texte und Bilder von Großwildjägern, Entdeckern und leben (1514–1588) und die Erforschung frühneuzeitlicher (Hg.): Jenseits der scheinbaren Gewissheiten (= Mensch – Verlag, Bielefeld 2016. 311 Seiten, 29,99 Euro. Missionaren, noch aktuell. Der Taschen-Verlag hat das Buch Büchersammlungen (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Kultur – Natur Band 2). Klartext Verlag, Essen 2016. 320 Thomas Dünchheim: Das Ökologische Jagdgesetz NRW neu aufgelegt. Interessant ist in diesem Zusammenhang Bibliographie Sonderband 119). Verlag Vittorio Klostermann, Seiten, 19,95 Euro. und dessen Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz (= Studien auch Stephanie Zehnles Beitrag Für Felle, Fleisch und Filme Frankfurt am Main 2016. 382 Seiten, 98 Euro. zum öffentlichen Recht und zur Verwaltungslehre Band 84). über die koloniale Jagd in Afrika und ihre Hierarchien des Cornelia Briel: Die Bücherlager der Reichstauschstelle ❙ Jagdethik Nomos Verlag, Baden-Baden 2015. 121 Seiten, 32 Euro. Tötens. Er ist in einem Sammelband über Tiertötungen zu (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie Sonder- Schaut man auf die jüngsten Neuerscheinungen zu Gottfried Hütter: Jagen: Verantworten – Entscheiden – höherem Zweck zu finden, etwa bei Opfergabe, Repräsen- band 117). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main Jagdethik und Tierethik, bekommt man den Eindruck eines Handeln. Gedanken zu einer neuen Jagdethik. Mit fünf- tationsjagd oder Kunstaktion. 2016. 360 Seiten, 94 Euro. 22 23
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