MartinsEch Pfarrbrief Weihnachten / Winter 2022 - Krippengeschichten Pro und Contra Regenbogenfahne - Seelsorgebereich St. Martin Rheinbach

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MartinsEch Pfarrbrief Weihnachten / Winter 2022 - Krippengeschichten Pro und Contra Regenbogenfahne - Seelsorgebereich St. Martin Rheinbach
MartinsEch
       Pfarrbrief · Weihnachten / Winter 2022

        ✸ Krippengeschichten ✸
  ✸ Pro und Contra Regenbogenfahne ✸
     ✸ Neueröffnung der Bücherei ✸
MartinsEch Pfarrbrief Weihnachten / Winter 2022 - Krippengeschichten Pro und Contra Regenbogenfahne - Seelsorgebereich St. Martin Rheinbach
Inhalt
                                   Grußwort des Pfarrers                                           3
                                   Margarete Hardenberg zum 100. Geburtstag –                      4
                                   Schöpferin der Weihnachtskrippe
                                   Die Krippe aus Ruanda                                           6
                                   Krippentouren einst und jetzt                                   7
                                   Debatte über die Regenbogenfahne                                8
                                   Einführung von Kaplan Stephan Wirgowski –                      21
                                   und Beauftragung von Simon Beranek als Pastoralreferent
                                   Interview mit Kaplan Stephan Wirgowski                         22
                                   Aus dem Ökumenischen Arbeitskreis                              25
                                   Wichtige Termine im Advent 2022 in St. Martin Rheinbach        26
                                   Kirchenmusik in St. Martin für ALLE?!                          27
                                   Die Sternsingeraktion 2023                                     31
                                   Die Bücherei erstrahlt in neuem Glanz + Buchtipps              32
                                   Mehr als eine Notlösung – Gottesdienste an der Waldkapelle     36
                                   Denkmalwert von St. Mariä Himmelfahrt in Merzbach anerkannt    38
                                   Zum aktuellen Stand nach den Flutschäden in der Pfarrei        42
                                   Kartoffelfest in Neukirchen                                    45
                                   Kirmes in Neukirchen                                           46
                                   Mach et joot, Carlos – Du bleibst in unseren Herzen            46
                                   Simon Beranek feierlich zum Pastoralreferenten beauftragt      48
                                   Dankesworte vom Pastoralreferenten an die Pfarrgemeinde        49
                                   Feierliche Wiedereröffnung des Untergeschosses                 50
                                   der Öffentlichen Bücherei St. Martin
                                   Kirche ohne Bänke – Ein Kirchenjahr zum Ausprobieren           52
                                   40-jähriges Dienstjubiläum von Claudia Löwer-Lenau             55
                                   KjG-Ferienfreizeit 2022 in Süsel                               55
                                   Stand der KjG auf der Rheinbacher Herbstkirmes                 57
                                   Kleiderstube der Pfarrcaritas St. Martin                       58
                                   Friedensgebete für die Ukraine und andere Kriege in der Welt   59
                                   Stellenanzeige: Erzieher/in – Fachkraft                        60
                                   Firmvorbereitung 2022/2023                                     61
                                   Sommerlager 2022 der Kallenturm Pfadis                         62
                                   Veranstaltungen der kfd                                        63
                                   Aktuell in Kiruhura                                            65
                                   Unsere Partnerschaft mit einer Gemeinde in Ruanda              66
© Foto: Alain Audet, Pixabay

                                   Kirche träumen                                                 67
                                   Pinnwand                                                       68
                                   Weihnachtsgottesdienste 2022                                   72
                                   Silvester-/Neujahrsgottesdienste 2022/2023                     74
                                   Impressum                                                      75
                                   Krippensonntag                                                 76

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MartinsEch Pfarrbrief Weihnachten / Winter 2022 - Krippengeschichten Pro und Contra Regenbogenfahne - Seelsorgebereich St. Martin Rheinbach
Grußwort des Pfarrers

Liebe Schwestern und Brüder,
liebe Leserinnen und Leser,

diese Zeilen entstehen in einer schwie-
rigen Zeit. Ein großer Teil unseres Pas-
toralteams (mich eingeschlossen) ist an
Corona erkrankt und muss wenigstens
die eigenen vier Wände hüten. Wir steu-               Pfarrer
                                            Bernhard Dobelke
ern auf einen weiteren Winter und ein
Weihnachtsfest unter Corona-Bedin-             © Foto: Privat

gungen zu. Obwohl viele geglaubt und
gehofft haben, dass dieses Jahr wieder
„normal“ sein könnte – so wie früher –      aber immer noch niemand sagen. Diese
steht z.B. die Planung der Weihnachts-      offenen Fragen und ungelösten Proble-
gottesdienste unter dem Vorbehalt der       me belasten viele Menschen in unserer
Pandemie-Entwicklung.                       Pfarrei und unseren Gemeinden. Aber
    Trotz aller Bemühungen und Gebete       wenigstens versuchen wir immer noch,
um den Frieden herrscht immer noch          miteinander darüber zu sprechen.
Krieg in Europa. Auch wenn die Bom-             Unser Pfarrgemeinderat hat in diesem
ben nicht in unserer unmittelbaren Nähe     Herbst zu Aussprachen über wichtige
fallen, spüren wir doch die Folgen und      Fragen eingeladen, und insgesamt ha-
Einschränkungen. Unser Lebensunter-         ben auch erfreulich viele Menschen sich
halt ist für alle teurer geworden. Auch     daran beteiligt. Auch dieser Pfarrbrief
aus Rücksicht und Solidarität prüft der     versteht sich als eine Fortsetzung man-
Kirchenvorstand, welche Empfehlungen        cher Diskussionen, indem einzelne Men-
des erzbischöflichen Generalvikariats       schen aus der Pfarrei, oder Gruppen aus
bei uns zur Anwendung kommen. Ohne          unseren Gemeinden ihre Gedanken dazu
diese Ergebnisse schon bis ins Detail zu    anderen mitteilen. Nur wenn wir vonei-
kennen ist sicher: es wird nicht alles so   nander wissen, können wir aufeinander
einfach und gemütlich wie sonst.            reagieren und einander akzeptieren.
    Nicht zuletzt sind die vielen Fragen        Liebe Schwestern und Brüder, liebe
zur Zukunft unserer Kirche, unseres         Leserinnen und Leser, die Zeiten sind
Bistums und unserer Pfarrei immer noch      schwierig. Aber es bleibt für mich auf
ungelöst. Es gibt zwar den Vorschlag,       jeden Fall ein Grund zur Hoffnung. Das
dass Rheinbach und Swisttal sich einan-     ist die Botschaft des kommenden Weih-
der annähern sollen. Wie das geht und       nachtsfestes: Gott wird Mensch. Wir
was damit im Detail gemeint ist, kann       Menschen mit unseren kleinen und gro-

                                                                                       3
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ßen Sorgen sind Gott nicht egal. Er teilt    für uns alle. Im Namen aller im Pas-
    unser Leben mit uns. Er macht sich klein    toralteam wünsche ich Ihnen, allen die
    für uns, damit wir mit ihm groß wer-        zu ­Ihnen gehören und die Ihnen wich-
    den können. Vergessen wir über alle be-     tig sind, eine gnadenreiche Adventszeit,
    rechtigten Sorgen und Ängste, über alle     ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein
    Fragen und Nöte diese gute Nachricht        ­g utes und gesundes Jahr 2023.
    nicht. Feiern wir auch in diesem Jahr
    Weihnachten, denn es ist die Hoffnung                   Ihr Pfarrer Bernhard Dobelke

    Margarete Hardenberg zum
    100. Geburtstag
    Künstlerin und Schöpferin der Weihnachtskrippe
    von Sankt Martin

    K      rippen gehören zu jedem Weih-
           nachtsfest dazu, ob zu Hause als
    kleinere oder in den Kirchen als große
                                                Kernstadt mit ihren Fachwerkgebäuden.
                                                Neben den handgefertigten Figuren der
                                                Heiligen Familie, Hirten und Drei Kö-
    Weihnachtskrippen. Einen ganz beson-        nige zeigt sie auch die Ärmsten, die zur
    deren Platz unter der großen Vielzahl       Krippe kommen.
    nimmt die Krippe in St. Martin in der          Den Auftrag, eine neue Krippe zu
    Rheinbacher Kernstadt ein. Die Schöp-       schaffen, erhielt Margarete Hardenberg
    ferin der handgefertigten Figuren ist       im August 1993 vom damaligen Pfarrer,
    Margarete Hardenberg. Ende August           Pallottiner-Pater Rüdiger Kiefer, und den
    konnte sie ihren 100. Geburtstag feiern.    Gremien der Gemeinde. Mindestens 70
    Wir gratulieren Margarete Hardenberg        Zentimeter groß sollten die Figuren sein.
    von Herzen und wünschen ihr Gottes          Die Figuren wurden alle aus Holzmehl
    Segen.                                      geschaffen, weil es sich gut modellieren
       Ihre Weihnachtskrippe bereitet uns       und ausbessern lässt. Gut eine Woche
    seit fast drei Jahrzehnten in jedem Jahr    brauchte sie im Schnitt für eine der be-
    aufs Neue große Freude. Auch in den         weglichen Figuren mit den oft sehr fili-
    kommenden Jahrzehnten werden die Be-        granen Details und dem komplizierten
    sucherinnen und Besucher jeden Alters       Innenleben. Das besteht unter anderem
    diese künstlerische Krippe bewundern,       aus einem ganz speziellen holzhaltigen
    die sich durch ein Alleinstellungsmerk-     Modelliermehl, Leim, Holz, Watte und
    mal auszeichnet: Kulisse für die Weih-      Stoff sowie aus einem Kupferdrahtge-
    nachtsgeschichte ist die Rheinbacher        stell mit Schrauben, das dafür sorgt,

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Margarete Hardenberg vor den von ihr gefertigten Krippenfiguren

dass die Figuren immer wieder in ande-            berg. So entstanden ein indianisches
ren Posen stehen, sitzen oder auch knien          Ehepaar mit Kind aus Amerika, zwei
können.                                           Straßenkinder aus Brasilien, aus Afrika
   Dank mancher Nachtarbeit und der               eine Mutter mit zwei Kindern, die sich
Unterstützung von Helferinnen und                 aus dem Bürgerkrieg in Ruanda gerettet
Helfern konnte sie kurz vor dem Weih-             hatten, und eine Großmutter mit einem
nachtsfest die ersten elf Figuren fertig-         verwundeten Jungen aus dem Bosnien-
stellen: Maria, Josef, das Jesuskind, der         Krieg. Aus Asien kam noch eine Inde-
Verkündigungsengel, vier Hirten und               rin mit Kind dazu und aus Südost-Asien
die drei Könige aus dem Morgenland.               eine Reisarbeiterin mit Sohn. Doch der
   Dabei allein beließ sie es aber nicht:         Blick ging nicht nur ins Ausland, son-
Auch die Ärmsten dieser Welt, vor al-             dern auch in die Gesellschaft vor Ort.
lem Kinder, erhielten ihren Platz in              So entstanden ein obdachloser Bettler
dieser Krippe. „Von Beginn an hatte               und zwei arbeits- und obdachlose Ju-
ich die Idee, die Ärmsten aus aller Welt          gendliche. Der Bettler sitzt auf der Stra-
rund um das Jesuskind zu versammeln.              ße, vor ihm liegt seine Mütze. Und es
Denn der Engel von Bethlehem ist ja               gibt immer ein paar Besucher, die so-
auch nicht den Reichen in den Palästen            gar einige Cent-Münzen in die Mütze
erschienen, sondern den Ärmsten auf               werfen. Und eines Tages war die Mütze
den Feldern“, so Margarete Harden-                weg. Margarete Hardenberg schuf eine

                                                                                               5
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neue und „verankerte“ sie mit einem            Wichtige Elemente sind der Stall und
    Nagel im Krippenboden.                      die Hintergrundbilder. Bis 2001 war das
       Eine ganz besondere Figur kommt          eine wüstenartige Landschaft nach Vor-
    seit 1997 dazu: Vinzenz Pallotti kommt      bildern aus dem Heiligen Land. Dann
    immer zu seinem Gedenk- und Todes-          kam der Wunsch nach einer rheinischen
    tag am 22. Januar an die Krippe. Ein        Fachwerk-Kulisse mit einem Blick in die
    Wunsch von Pater Leo Wiszniewsky. So        Felder der Voreifel.
    wird am 22. Januar auch das rund 40            Aufgebaut wird die Krippe in jedem
    Jahre lange Wirken der Pallottiner in der   Jahr zum Adventsbeginn von einem
    Leitung der Pfarrei gewürdigt.              Kreis der „Rheinbacher Krippen­bauer“.
       Neben den Menschen gehören natür-        Als „lebendige Krippe“ wird sie in den
    lich auch ganz viele Tiere zur Krippe:      dann folgenden Wochen mehrmals auf-
    Schafe, Ochs und Esel und seit 2000 ein     und umgebaut.
    Dromedar, die größte aller Figuren, und                                Text und Foto:
    seit 2012 ein Hirtenhund.                                       Gerda Saxler-Schmidt

    Die Krippe aus Ruanda
                                                           Die hölzernen Figuren sind in
                                                        ruandischer Art von einem dorti-
                                                        gen Künstler geschnitzt.
                                                           Bei genauem Hinsehen kann
                                                        man an der knienden ­Maria das
                                                        traditionelle breite Haarband er-
                                                        kennen, das die Frauen besonders
                                                        bei festlichen Gelegenheiten anle-
                                                        gen. Josef steht mit seinem langen
                                                        Stab daneben.
                                                           Die Hirten tragen eine typi-
                                                        sche, oben spitz zulaufende und

    S    eit einigen Jahren wird in der Weih-
         nachtszeit im Kiruhura – Fenster
    in der Rheinbacher Pfarrkirche eine
                                                schützende Kopfbedeckung aus großen
                                                Blättern.
                                                   So ist unsere Partnerpfarrei während
    kleine ruandische Krippe aufgestellt,       der Weihnachtszeit ein wenig mehr sicht-
    ein privates Mitbringsel von einem un-      bar in unserer Kirche.
    serer Besuche in unserer Partnerpfarrei
    Kiruhura.                                                Text und Foto: Maria Kabira

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Krippentouren einst und jetzt

D     ie erste Weihnachtskrippe, an die
      ich mich erinnere, war die meiner
Eltern. Sie ähnelte einem der Viehunter-
stände, wie sie auf vielen Weiden zu fin-
den sind. Ein Hirte, einige Schafe, Maria
und Josef sowie ein Jesuskind in einer
Krippe bildeten das biblische Ensemble.
Das Besondere waren die verwendeten
Maßstäbe: Denn die Figuren waren im
Maßstab 1:20 modelliert – bis auf das
Kind in der Krippe. Hier war mit 1:10
ein doppelt so großer Maßstab gewählt,
so dass Jesus deutlich hervorstach. Ob es
sich dabei um den Versuch handelte, sei-
ne Bedeutung zu visualisieren?
   Wir wohnten damals in Köln. So kam
es, dass mein Vater mit einem meiner         Corona macht auch vor der Krippe nicht Halt
Freunde und mir eine Krippentour durch
die Kölner Innenstadt machte. Ich muss       den Krippen faszinieren zu lassen. Seit-
zehn Jahre alt gewesen sein. Leider weiß     dem ist die jährliche Krippentour durch
ich nicht mehr, welche der vielen Krip-      Köln ein Muss, auch wenn wir seit 22
pen wir uns anschauten. Im Gedächtnis        Jahren in Rheinbach wohnen. Mit einem
geblieben ist mir unser Mittagessen. Wir     gewissen Sendungsbewusstsein locke ich
kehrten beim Früh in der Nähe vom Dom        Freunde, Nachbarn und eine Erstkom-
ein. Mein Vater dachte wohl, dass an ei-     muniongruppe, uns zu begleiten.
nem kalten Wintertag eine heiße Suppe           Auch wenn es im Kern um immer die-
das Richtige für uns wäre. Jedenfalls be-    selbe Geschichte geht, inszenieren die
kam ich eine ungarische Ochsenschwanz-       Krippenbauer die Situation sehr unter-
suppe – mit einer so extremen Schärfe,       schiedlich. Dafür hier nur einige Beispie-
dass ich bis heute nie wieder einen Löffel   le: kölsches Milieu in St. Maria in Lys-
in eine solche Suppe getaucht habe.          kirchen, Plüschtiere in St. Maria in der
   Nichtsdestotrotz war mein Interesse       Kupfergasse, Bezug zum Kreuzesstod
an Weihnachtskrippen geweckt. Kaum           in St. Kolumba, Konzentration auf das
passte unsere Tochter in einen Fahrrad-      Wesentliche in Groß St. Martin, Adolph
kindersitz, radelten meine Frau und ich      Kolping als Krippenfigur in der Minori-
mit ihr in der Weihnachtszeit von unse-      tenkirche, eine kölsche Brauereikrippe
rer Kölner Wohnung aus zu den Kirchen        mit einem „lateinischen“ Scherzspruch
der Innen- und Südstadt, um uns von          in St. Andreas (mehr sei hier nicht ver-

                                                                                           7
MartinsEch Pfarrbrief Weihnachten / Winter 2022 - Krippengeschichten Pro und Contra Regenbogenfahne - Seelsorgebereich St. Martin Rheinbach
raten), ein riesiges orientalisches Pano-     bekommen. Nehmen Sie sich Zeit und
    rama im Dom usw.                              schauen Sie sich lieber eine Krippe we-
        Manchmal prägen besondere Anläs-          niger an; die können Sie ja beim nächs-
    se das Erscheinungsbild. So fand sich         ten Mal ansteuern. Beachten Sie auch die
    zu Weihnachten 2015/2016 hier und             Architektur und Ausschmückung der
    da das Thema Flüchtlinge wieder. Seit         Kirchen, etwa die der nach schwersten
    2020 beeinflusst Corona das Gesche-           Kriegszerstörungen wieder aufgebau-
    hen. Ich bin sicher, der Ukrainekrieg und     ten romanischen Kirchen, die barocke
    seine Folgen werden demnächst thema-          Pracht von St. Mariä Himmelfahrt oder
    tisiert.                                      die „schwarze Madonna“ in St. Maria in
        Für diejenigen, die dieser Artikel neu-   der Kupfergasse. Runden Sie Ihre Tour
    gierig gemacht hat, gibt es hier noch         kulinarisch nicht mit Ochsenschwanz-
    einige Tipps: Um Gottesdienste nicht          suppe, sondern in einem der vielen ge-
    zu stören, empfiehlt sich der Besuch an       mütlichen Kölner Traditionscafés ab.
    Werktagen vor- bis -nachmittags. Gehen
    Sie kurz nach dem Dreikönigsfest, damit                       Text: Dr. Bernhard Hohn;
    Sie auch dessen Namensgeber zu sehen                                Foto: Gabriele Hohn

    Debatte über die Regenbogenfahne

    Liebe Leserinnen und Leser,                   in Rheinbach, wollen ein Zeichen setzen
                                                  für eine tolerante, offene Kirche, in der
    schon lange nicht mehr hat ein Thema          Menschen unterschiedliche sexuelle Orien-
    für so viele Diskussionen in unserer          tierungen haben und alle willkommen sind.
    Pfarrei gesorgt wie die Regenbogenfah-        Das Symbol des Regenbogens steht seit je-
    ne vor der Kirche.                            her für Vielfalt und Frieden. Die Regen-
       Daher – und weil uns viele Zuschrif-       bogenfahne, die in den nächsten Wochen
    ten dazu erreicht haben – wollen wir          vor der Pfarrkirche in Rheinbach hängen
    dieser Debatte auch breiten Raum ge-          wird, soll auch ein sichtbares Zeichen für
    ben in diesem MartinsEcho! (Wer sich          den Frieden in der Ukraine sein.“
    nicht dafür interessiert, kann natürlich          Schon einige Tage später war die Re-
    auch direkt auf Seite 21 weiterlesen.)        genbogenfahne nach einer mehrheitli-
       Zur Erinnerung: Die kfd hatte im           chen Entscheidung des Pastoralteams
    Frühjahr die Fahne vor der Kirche ge-         wieder abgehängt worden. Der Grund:
    hisst und dazu unter anderem erklärt:         einige Gemeindemitglieder, die in der
       „Wir, das Leitungsteam der Katholi-        Regenbogenfahne ein politisches State-
    schen Frauengemeinschaft kfd St. Martin       ment sehen, hatten sich beschwert.

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Hissen der Regenbogenfahne vor St. Martin 			                   © Foto: Saxler-Schmidt

Kurz zum historischen Hintergrund:          kehrter Reihenfolge, also mit den Rottö-
   In der Bibel und auch in nicht-christ-   nen oben und den Blautönen unten.
lichen Kulturen steht der Regenbogen als       Auf den folgenden Seiten finden
Zeichen für die Verbindung zwischen den     Sie eine kurze Zusammenfassung der
Menschen und Gott und für den Frieden.      Pfarrversammlung zum Thema Regen-
Auf der klassischen Regenbogenfahne als     bogenfahne am 29. September. Danach
Friedenssymbol finden sich die gleichen     folgen einige Zuschriften, die wir aus
sieben Farben, wie man sie im Regenbo-      Ihren Kreisen erhalten haben:
gen in der Natur erkennen kann. Sie gilt
aber zunehmend auch als Zeichen für         Pfarrversammlung zur
Toleranz und Akzeptanz der Vielfalt von     Regenbogenfahne
Lebensformen – wozu auch ein Leben als
homosexueller Mensch oder als Angehö-       Mehr als 90 Gemeindemitglieder waren
riger einer anderen sexuellen Minder-       am 29. September der Einladung von
heit gehört. Seit den 1970er Jahren hat     Pfarrgemeinderat und Pastoralteam zur
sich dafür eine Regenbogenfahne mit nur     Aussprache über die Regenbogenfahne
sechs Farben etabliert – und das in umge-   gefolgt. Moderiert wurde das Gespräch

                                                                                         9
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in der Pfarrkirche St. Martin durch Ge-         Rainer Perschel erklärte, er habe die
     meindereferentin Ulla Stollenwerk von        Aktion anfangs sehr begrüßt. Aber
     der Abteilung Pastorale Begleitung im        dann habe er sich schwer getan damit,
     Generalvikariat.                             dass es eine Aktion „alleine der kfd“
        Nach der Aussprache kündigte Pfarrer      war. Sinnvoller wäre es aus seiner Sicht
     Bernhard Dobelke an, dass die Gremi-         gewesen, wenn die Aktion vorher in der
     en Pfarrgemeinderat, Pastoralteam und        Gemeinde abgestimmt worden wäre:
     Kirchenvorstand im nächsten Schritt          „Ich vermisse die Kommunikation und
     Überlegungen anstellen werden, welche        die Vernetzung in der Gemeinde“.
     Schlüsse aus der Versammlung zu zie-            Ein Familienvater, der nach eigener
     hen seien. Dazu zähle auch, wie andere       Aussage eine „neutrale Position“ ein-
     Zeichen und Symbole gefunden werden          nimmt, fragte: „Grenzt die Aktion nicht
     könnten. Es gelte, Ideen zu entwickeln,      ein wenig an Bigotterie?“ Denn die of-
     wie wir immer mehr „eine einladende          fizielle Lehrmeinung der katholischen
     Gemeinde werden“ könnten.                    Kirche sei immer noch eine andere. Im
                                                  Katechismus stehe weiter, dass ein ho-
     Hier in Kurzfassung einige Stimmen           mosexueller Mensch enthaltsam leben
     vom Abend:                                   müsse. Er stellte die Frage, „ob sich Kir-
                                                  che nicht insgesamt erst viel stärker än-
         Birgit Keil, Mit-Initiatorin der kfd-    dern muss, bevor sie eine solche Fahne
      Aktion Regenbogenfahne, wies auf den        aufhängt“?
      Bezug zur überregionalen Aktion „Out­          Ulla Isaza von der kfd: „Kirche än-
      InChurch“ hin, in der sich 125 Mitar-       dert sich, wenn wir uns von unten än-
      beitende der Kirche als queer (Das engli-   dern. Alle sind bei uns willkommen.
      sche Wort „queer“ ist ein Sammelbegriff     Nur das ist es, was die Fahne vor unse-
      für sexuelle Minderheiten, unter denen      rer ­Kirche ausdrücken soll.“
      Homosexuelle die größte Gruppe sind.)          Ein weiteres kfd-Mitglied erinnerte
      „wie Gott uns schuf“ geoutet und sich       an das Reformprojekt Synodaler Weg,
      für „eine Kirche ohne Angst“ eingesetzt     bei dem eine Abstimmung über die
      haben. Die kfd habe mit der Regenbo-        Forderung nach einer neuen Sexual-
      genfahne ein Zeichen setzen wollen,         moral der katholischen Kirche an einer
      dass alle Menschen sich so willkommen       Sperrminorität konservativer Bischöfe
      fühlen sollen, wie sie sind.                gescheitert war. Sie wies auf den Vor-
         Tobias Weber verlas eine abge-           sitzenden der Bischofskonferenz, Bi-
     stimmte Erklärung der Pfadfinder der         schof Georg Bätzing, hin, der gesagt
     DPSG, die mit einer großen Gruppe            habe, dass die Mehrheit der deutschen
     ­Jugendlicher vertreten waren: „Wir un-      Bischöfe und der Laien Reformen wolle,
      terstützen die Regenbogenfahne, weil        während nur eine Minderheit dagegen
      wir als Pfadfinder für das Miteinander      sei. Der „alte Naturbegriff“ sei auch vom
      von Menschen aller Couleur sind.“ (Ge-      wissenschaftlichen Standpunkt nicht
      samte Erklärung siehe unten).               mehr zu halten. Kirche müsse „mit den

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Menschen gehen. Wenn wir auf ein           Abhängen der Fahne als ganz schlimme
Schreiben aus Rom warten, warten wir       Sache empfunden, nur weil sich einige
ewig.“ Außerdem sei beim Synodalen         dagegen gewandt haben. Dies fügt un-
Weg ein Text verabschiedet worden –        serer Kirche schweren Schaden zu.“
auch mit der Zustimmung von rund 80           Tobias Weber, DPSG: „Ich als hete-
Prozent der Bischöfe – der einen ande-     rosexueller Mann habe noch nie Dis-
ren Umgang mit sexuellen Minderhei-        kriminierung von queeren Menschen
ten fordere und deren Akzeptanz.           erfahren.“ Durchaus aber gebe es Dis-
   Maria Hofer: „Ich habe die Regen-       kriminierung von queeren durch hete-
bogenfahne als Zeichen der Offenheit       rosexuelle Menschen.
von Kirche empfunden und als Hoff-            Frau von Loë findet es bedenklich,
nungszeichen, dass Dinge sich ändern.      wenn Pubertierende, ohne über die gra-
Ich war sehr enttäuscht, dass die Fahne    vierenden gesundheitlichen Folgen in-
abgehängt wurde als Reaktion auf ein-      formiert zu sein, sich einer Geschlechts-
zelne Kritiker.“                           umwandlung unterziehen. In anderen
   Karin Ganser-Hillgruber vom Pfarr-      Ländern laufen gegen solche Kliniken
gemeinderat sprach sich gegen die Re-      bereits Sammelklagen. Jesus ist für alle
genbogenfahne aus. Sie stehe für eine      Menschen gestorben. Deshalb verdient
kämpferisch-ideologische     Bewegung,     jeder Mensch unsere Achtung. Symbol
nicht als Symbol von Offenheit und Lie-    dafür ist das Kreuz und sicher nicht die
be von Gott zu den Menschen. Sie ste-      LGBTQ-Regenbogenfahne, deren Ideo-
he vielmehr für Ausgrenzung, denn die      logie nicht tolerant ist.
Farben der Regenbogenfahne stünden            Anna Maria Hofer, KjG: „Jesus ist für
für bestimmte sexuelle Identitäten. Es     alle gestorben. Das Problem ist: Kirche
gebe sogar noch weitere Überarbeitun-      lebt das nicht. Nicht-Heterosexuelle
gen, damit noch mehr Orientierungen        fühlen sich nicht gesehen in der Kir-
hinzukommen könnten. Nicht vertre-         che.“ Sie wies auf den Katechismus hin,
ten sei vor allem die große Mehrheit der   in dem immer noch stehe, dass homo-
Heterosexuellen. Für diese würden nur      sexuelle Menschen enthaltsam leben
die Farben schwarz-grau-weiß verwen-       müssten: „Die Regenbogenfahne muss
det. Das sei verletzend, weil es sugge-    vor der Kirche hängen, um zu zeigen,
riere, dass „das bunte Leben“ nur in der   dass auch queere Menschen willkom-
nicht-heterosexuellen Welt stattfinde.     men sind.“
Sie lud ein, gemeinsam ein Symbol zu          Max Gehmeyr, Messdiener, Organist
entwickeln, das christliche Werte wider­   und Pfarrgemeinderat: „Selbst wenn die
spiegele.                                  Kirche das offiziell anders sieht, sollten
   Mark Grüner verwies auf die Bibel-      wir als Gemeinde ein Zeichen setzen und
stelle in Genesis, wo Gott gegenüber       mit der Regenbogenfahne zum Ausdruck
Noah den Regenbogen als Zeichen des        bringen: alle Menschen sind bei uns will-
Bundes zwischen ihm und allen Wesen        kommen. Dass dadurch andere ausge-
auf der Erde bezeichne: „Ich habe das      schlossen würden, das ist Quatsch.“

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Karin Ganser-Hillgruber: „Ich habe      Einladung, dass wir offen sind für alle.
     Anrufe von Menschen bekommen, die          Im Sinne von katholisch gleich allum-
     sagen, dass sie aufgrund der Fahne nicht   fassend.“
     mehr in die Kirche gehen können. Diese        Pastoralreferent Simon Beranek
     Menschen stehen auf der Grundlage der      sieht einen Unterschied zwischen Tole-
     Auffassung der Amtskirche und fühlen       ranz und Akzeptanz, für ihn kommt es
     sich jetzt ihrerseits ausgegrenzt durch    auf Akzeptanz an: „Für mich ist die Re-
     die Regenbogenfahne. Die Fahne steht       genbogenfahne ein Symbol dafür, dass
     für eine bestimmte Ideologie, die nicht    die queeren Menschen nicht nur tole-
     immer friedlich ist. Ich sehe die Gefahr   riert, sondern akzeptiert werden.“
     der Spaltung in der Gemeinde selbst           Andreas Respondek: „Ich bin froh,
     und in der deutschen Kirche, die sich      dass die Regenbogenfahne dazu geführt
     aus der Weltkirche herauslöst.“            hat, dass wir in der Gemeinde mitein-
        Ein Mann aus Schweinheim: „Pro-         ander sprechen. Wir haben seit etwa 10
     blem ist: wir alle wollen queere Men-      Jahren eine Zerrissenheit in der Gemein-
     schen aufnehmen, wissen aber, dass die     de und harte Zeiten durchlebt. Jetzt gilt
     Regenbogenfahne ein Symbol für eine        es, Brücken über Risse zu b­ auen.“
     Ideologie ist, deren Werte ich als Ka-        Simon Kempf, KjG, gab ein State-
     tholik nicht mittragen kann, denn sie      ment für die KjG-Leitung ab (siehe un-
     steht zum Beispiel auch für Abtreibun-     ten).
     gen. Die Fahne bringt mehr Spaltung.“         Lorenz Dierschke sagte, es gelte mehr
        Kristian Limbach, Kirchenvorstand:      Ideen zu entwickeln als nur die Fahne
     „Ich sehe die Regenbogenfahne als          aufzuhängen (Näheres siehe unten).
     Einladung. Ob 6 oder 7 Farben, das ist
     nachrangig. Ich sehe die Fahne nicht als                 Bericht und Kurzfassungen:
     Zeichen für eine Ideologie, sondern als                       Gerda Saxler-Schmidt

     Zuschriften an das Martinsecho:

     Maria Kabira:
     Die Regenbogenfahne, die für einige        und sogar tätlich angegriffen werden,
     Zeit vor unserer Kirche hing, wurde        wie zurzeit oft aus den Nachrichten zu
     wieder abgehängt. Schade. Die Regen-       erfahren ist. Und das nur, weil sie in ih-
     bogenfahne steht für Toleranz und Ak-      rer sexuellen Identität anders sind oder
     zeptanz der Vielfalt der menschlichen      sich anders fühlen als die Mehrheit der
     Lebensformen.                              Bevölkerung.
       Dieses Symbol drückt die Solidarität        So etwas sucht sich niemand aus oder
     aus mit allen den Menschen, die immer      entscheidet sich dafür. Schon längst ist
     noch schief angesehen, diskriminiert       wissenschaftlich erwiesen, dass es in

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der Tat Menschen gibt, die mit solchen       sich selbst bei einem Zöllner ein, der
Anlagen geboren werden.                      zur damaligen Zeit zu den schlimmsten
   Auch unsere Kirche macht diesen           Sündern zählte. Mehr noch, er beruft ihn
Menschen das Leben schwer. In der Ak-        sogar in seinen engen Freundeskreis. Er
tion „Out in Church“ vor einigen Mona-       weigert sich auch, die Ehebrecherin zu
ten machten kirchliche Mitarbeiter auf       verurteilen, die von selbstgerechten Ge-
ihr ganz persönliches Leiden aufmerk-        setzestreuen vor ihn gezerrt wird. Auch
sam, weil sie sich endlich nicht mehr        mit der Frau am Jakobsbrunnen redet er,
verstecken wollen. Mit großem Mut            zu der er als anständiger Jude eigentlich
riskierten sie damit auch, ihren Arbeits-    den Kontakt meiden sollte.
platz zu verlieren, eventuell auch noch         In diesem Sinne sollten also auch wir
mehr.                                        allen Menschen vorurteilsfrei entge-
   Ist das wirklich nötig in einer Kirche,   gentreten, ganz abgesehen davon, dass
die sich auf Jesus beruft? Jesus, der sich   das auch ohne kirchlichen Hintergrund
ausnahmslos und ohne Vorurteile allen        geboten ist.
Menschen zuwendet.                              Sicher gibt es auch schlimme und in-
   Aus den Evangelien erfahren wir, wie      akzeptable Auswüchse im Zeichen die-
er sich einer Prostituierten zuwendet,       ser Fahne. Die gibt und gab es aber auch
sich sogar von ihr die Füße waschen lässt,   in unserer Kirche im Zeichen des Kreu-
und seinen sich als besserer Mensch füh-     zes. Gerade in der aktuellen Situation
lenden Gastgeber zurechtweist. Er lädt       wird und wurde so manches schlimme

Aussprache zur Regenbogenfahne 			                                © Foto: Saxler-Schmidt

                                                                                           13
Verbrechen mit manchmal unheilbaren             Hiermit sollte sich die Gemeinde
     Folgen für die Betroffenen sichtbar, be-    nicht gemein machen, indem sie die-
     sonders auch zum Thema Sexualmoral          se Fahne aufhängt, sondern bewusst
     und Machtmissbrauch.                        ein eigenes christliches Zeichen suchen
        Gerade jetzt, wo diskriminierendes       und finden, das die christlichen Werte
     Verhalten, unter anderem auch im Na-        der Achtung, Wertschätzung und des
     men der Kirche, zur Sprache gebracht        Schutzes aller Menschen und des res-
     wird, finde ich es wichtig, als Gemein-     pektvollen Miteinanders in der Gemein-
     de ein Zeichen der Solidarität zu setzen    schaft der Kirche als Ausdruck der Liebe
     mit der betroffenen Minderheit, entwe-      Gottes zu den Menschen sichtbar macht.
     der mit dieser speziellen Regenbogen-       Dies kann der im Alten Testament über-
     fahne oder auch auf andere Art.             lieferte gekrümmte Regenbogen mit sei-
        Die Farben der Regenbogenfahne           nen sieben Farben sein, der sinnbildlich
     haben alle eine positive Bedeutung, wie     für den Bund Gottes mit den Menschen
     im Internet zu lesen ist:                   als Liebesbündnis steht.
        Rot steht für das Leben, Orange für          Die Kirche steht allen Menschen
     Heilung, Gelb symbolisiert die Sonne,       für die Feier der Gottesdienste, Eucha-
     Grün die Natur, Blau steht für Harmo-       ristie und der Seelsorge offen. Hierfür
     nie, Violett für Spiritualität.             kommt es nicht auf die sexuelle Identi-
                                                 tät oder Orientierung an. Im Gegenteil
     Karin Ganser-Hillgruber:                    sind diese Merkmale für die kirchliche
     Die Gemeinde braucht Einigung, um           Gemeinschaft der Gläubigen zunächst
     schwierige Zeiten gemeinsam zu be-          ohne Bedeutung: „Ihr seid alle durch
     stehen. Dafür ist ein kirchenfernes Zei-    den Glauben Söhne Gottes in Christus
     chen, das die Gemeinde in Anhänger          Jesus. […] Es gibt nicht mehr Juden und
     und Kritiker spaltet, nicht geeignet.       Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht
        Die sogenannte Regenbogenfahne           Mann und Frau“ (Galater-Brief 3,28).
     mit den sechs waagerechten Farbstreifen         Davon zu unterscheiden ist die
     rot – orange – gelb – grün – indigoblau –   Frage der moralischen Würdigung
     violett, welche am Fahnenmast vor der       menschlichen Verhaltens. Dabei sind
     Kirche aufgezogen war, ist das Symbol       alle Menschen aufgerufen, sich zu prü-
     der LGBTQ-Bewegung. Sie fordert nicht       fen und ihr Verhalten am Maßstab der
     nur Offenheit und Toleranz, sondern         kirchlichen Ordnung auszurichten.
     Akzeptanz für die nicht binären, nicht      Gerade im Hinblick auf die katholi-
     heterosexuellen Identitäten und steht       sche Morallehre werden derzeit ins-
     für eine Ideologie, welche von der Be-      besondere in Deutschland erbitterte
     wegung teilweise in aggressiv-kämpferi-     Diskussionen geführt. Dabei sollten
     scher Weise und mit Mitteln durchsetzt,     wir hier in Deutschland als Katholi-
     die nicht dem christlichen Menschenbild     ken nicht vergessen, dass wir in einer
     und dem Gebot der Gottes- und Nächs-        weltumspannenden Gemeinschaft ste-
     tenliebe entsprechen.                       hen, von denen wir nur ein sehr klei-

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ner, aber lauter und streitlustiger Teil      nicht heterosexuellen oder geschiede-
sind, der sich nicht anmaßen sollte,          nen Paare. Oder dass zwar die Kirche
den vielen anderen Katholiken auf der         bei Priestern alles Mögliche hinnimmt
Welt Vorgaben zu machen oder sich als         oder versteckt, aber der „falsche“ Le-
Lehrmeister aufzuspielen. Die Lösung          bensentwurf von Laien ein Kündi-
von Streitfragen in der Kirche kann           gungsgrund sein kann. Hier ist die Kir-
nur eine weltweit einheitliche sein;          che weit entfernt davon, die Menschen
deutsche Sonderwege führen in die             so zu akzeptieren, wie Gott sie geschaf-
Irre.                                         fen und gewollt hat.
   Eine Gemeinde braucht einigende               Ich habe mich gefreut, als auf Initi-
Zeichen zur Versöhnung. Lassen Sie uns        ative der kfd, also getragen von einer
gemeinsam nach einem Kompromiss               großen Gruppierung unserer Gemein-
suchen, der das gemeinsame Anliegen           de, an unserer Pfarrkirche die Regen-
der Inklusion ausdrückt, ohne Gemein-         bogenfahne aufgehängt wurde. Sie war
demitglieder in Glaubens- und Gewis-          für mich ein mutiges Zeichen, dass wir
senskrisen zu stürzen!                        als Gemeinde, als Kirche vor Ort, offen
                                              sein wollen für alle Menschen, egal wie
Maria Hofer:                                  sie leben und lieben. Sie war ein hoff-
Eine Regenbogenfahne vor unserer              nungsvolles Zeichen für eine aufbre-
Kirche? Natürlich! Eine Regenbogen-           chende und alle Menschen wertschät-
fahne vor der Kirche – sollte das nicht       zende Kirche, für eine Kirche, die – Jesu
eigentlich ein Zeichen sein, das selbst-      Botschaft von der Liebe zum Nächsten
verständlich das Denken unserer Kirche        entsprechend – näher am Leben, an den
ausdrückt?                                    Bedürfnissen und dem Denken der Men-
   Der Regenbogen als Symbol des Bun-         schen ist als die sich an alte Macht und
des zwischen Gott und den Menschen,           autoritäres Denken klammernde und nur
gerne genutzt als Bild bei der Erstkom-       mit sich selbst beschäftigte Bischofskir-
munion, die Buntheit der Regenbogen-          che – gerade im Erzbistum Köln.
farben als Bild für die Vielfalt der Schöp-      Die Fahne war ein Symbol, dass es
fung und die Vielfalt der Menschen, die       doch noch Hoffnung gibt auf eine of-
Gott geschaffen hat. In diesem breiten        fene und veränderungsbereite Kirche –
Farbspektrum findet doch jeder und            zumindest auf regionaler Ebene.
jede irgendwo den individuell passenden          Leider hat dieser Mut offenbar der
Platz. Und jedes kleinste Farbpartikel-       Kritik weniger Einzelner nicht stand-
chen wird gebraucht, um einen bunten          gehalten: die Fahne wurde nach Be-
Regenbogen zu erschaffen.                     schwerden Einzelner wieder abgehängt.
   Leider erfahren viele Christ*innen,        Bleibt also doch die ausgrenzende und
dass die Kirche sie und ihre Lebensent-       wertende Kirche stärker als eine Kirche,
würfe nicht akzeptiert, dass die Kirche       die der Nächstenliebe entsprechend alle
zwar Pferde, Autos und Feuerwehrge-           Menschen in ihrer von Gott gegebenen
bäude zu segnen erlaubt, aber keine           (unterschiedlichen) Art in gleicher Wei-

                                                                                          15
se liebt und anerkennt? Ich möchte das      Erwachsenen unserer Pfarrgemeinde,
     nicht glauben.                              komme ich immer wieder in Gewis-
        Ich wünsche mir eine mutige, offene      senskonflikte – gerade da, wo es gilt die
     Kirche, die darauf vertraut, dass ihre      Werte und den Glauben unserer Kirche
     Botschaft von Liebe und Frieden unter-      zu verteidigen. Ich stehe zu meiner Kir-
     einander kein krampfhaftes Festklam-        che, in der ich aufgewachsen und an der
     mern am „So-war-es-schon-immer“             ich gewachsen bin. Verstehen sie mich
     nötig hat. Und wo, wenn nicht vor Ort,      da nicht falsch.
     kann ein „Den-Menschen-auf-Augen-              An dieser Stelle möchte ich meinen
     höhe-Begegnen“ anfangen?                    Konflikt aber erläutern: Ich führe viele
                                                 Gespräche mit Jugendlichen und jungen
     Simon Beranek                               Erwachsenen, die sich mir gegenüber
     Seit einigen Monaten führen wir nun in      outen. Die mich in persönlichen Gesprä-
     unserer Pfarrgemeinde eine sehr ange-       chen fragen, wie die Kirche ihre Lebens-
     heizte, lebendige Debatte zum Thema         weise und Orientierung bewertet und
     „Regenbogenfahne“. Ein sehr wichti-         sieht. Was soll ich diesen jungen Men-
     ger, längst überfälliger und gelungener     schen sagen? Soll ich ihnen sagen, was
     Schritt auf dem Weg dieser Debatte          im Katechismus unserer Kirche steht?
     war die Pfarrversammlung am 29. Sep-        Soll ich ihnen sagen, dass ihre sexuelle
     tember. Die Beteiligung von über 90         Orientierung „in sich nicht in Ordnung
     Menschen hat gezeigt, wie brisant, aber     ist“ (Katechismus Nr. 2357)? Soll ich sie
     eben auch wichtig dieses Thema für          zur Keuschheit aufrufen (Katechismus
     viele in unserer Pfarrgemeinde ist.         Nr. 2359)? Oder soll ich ihnen sagen,
        Ein tolles und bemerkenswertes Zei-      wie es die Instruktion Persona huma-
     chen an diesem Abend war für mich,          na der Glaubenskongregation von 1975
     dass wir viele Jugendliche und junge        formuliert, dass Homosexualität (heu-
     Erwachsene in unserer Pfarrkirche ver-      te um weitere sexuelle Orientierungen
     sammelt sahen. Jugendliche und junge        zu ergänzen) ein Missbrauch der Ge-
     Erwachsene, die aktiv an unserer – an       schlechtskraft ist, die objektiv ungeord-
     ihrer – Kirche mitgestalten möchten.        net und durch s­exuelle Enthaltsamkeit
     Die – trotz aller Negativschlagzeilen       zu vermeiden sei?
     und Skandale – in die Kirche kamen, um         Liebe Pfarreimitglieder – das kann ich
     sich aktiv an der Gestaltung der Pfarrge-   nicht und das werde ich nicht. Ich möch-
     meinde zu beteiligen. Für mich als Seel-    te als Seelsorger nicht mit einem erho-
     sorger wunderschön zu sehen.                benen Zeigefinder über Menschen und
        Ich möchte nun die Debatte oder die      deren Lebensweisen urteilen. Ich möchte
     Pfarrversammlung nicht weiter bewer-        alle so annehmen, tolerieren und vor al-
     ten, sondern einmal ganz persönlich –       lem akzeptieren, wie sie sind. Was ich an
     als Mitarbeitender im Pastoralen Dienst     dieser Stelle noch einmal betonen möch-
     – ein paar Gedanken äußern. Als Seel-       te: Wir sprechen in unserer Kirche oft
     sorger für die Jugendlichen und jungen      von Toleranz – das ist gut und wichtig.

16
Allerdings ist Toleranz ohne Akzeptanz      die LGBTQ-Bewegung (Lesben, Schwu-
– so meine persönliche Meinung – nichts     le, Bisexuelle, Transgender, Queer) die-
wert. Wenn ich einen Menschen tole-         ses Logos bemächtigt und will die Zwei-
riere, dann bin ich damit einverstanden,    geschlechtlichkeit des Menschen (Mann
dass er existiert. Wenn ich ihn akzeptie-   und Frau) in ein soziales Geschlecht
re, dann sehe ich ihn als Mitmenschen,      (Gender) umdefinieren, wonach jeder
den ich annehme, den ich akzeptiere, wie    sein Geschlecht selbst wählen bezie-
er ist, und urteile nicht über ihn.         hungsweise ändern kann. Mit dieser
    Genau aus diesen Gründen ist mir        Agenda soll nun unsere Gesellschaft und
dieses Thema so wichtig. Wir dürfen         sollen insbesondere Kinder und Jugend-
davon ausgehen, wenn wir auf die Hei-       liche zwangsbeglückt werden. Mit allen
lige Schrift Bezug nehmen, dass alle        Konsequenzen.
Menschen Ebenbild Gottes sind. Alle             Ein kurzes Googeln wirft viele kriti-
Menschen. Gott hat uns so geschaffen,       sche Fragen auf – zum Beispiel:
wie wir sind. Für mich ist es daher ein         Welche Nebenwirkungen und Spät-
wichtiges und mutmachendes Zeichen,         folgen haben Geschlechtsumwandlun-
wenn wir eine Regenbogenfahne zei-          gen bei Jugendlichen? Was ist mit Mög-
gen. Nicht irgendeinen Regenbogen –         lichkeiten der Rückgängigmachung?
diesen Regenbogen.                              Nebenbei: Was machen die Unmen-
                                            gen von Hormonen, die da verabreicht
Marie Thérèse von Loë                       werden und dann im Grundwasser lan-
(Schweinheim):                              den, mit der Umwelt?
Die Regenbogenfahne gibt vor, für Tole-         Wer verdient wie viel Geld im Zu-
ranz, Vielfalt und gegen Hass und Aus-      sammenhang mit Geschlechtsumwand-
grenzung zu stehen. Inzwischen hat sich     lungen etc.?

                                                                                        17
Warum wird die Tavistock Gender          mich freuen, wenn es inhaltlich wieder
     Klinik in London geschlossen? Warum          mehr um das Evangelium gehen würde.
     die Sammelklage gegen diese Klinik?          Denn ich sehe die Aufgabe der Kirche
     In der Kritik heißt es zum Beispiel, in      NUR in der Verkündigung des Evange-
     der Klinik habe man viel zu schnell          liums und nicht in politischen Positio-
     und leichtfertig Operationen zur Ge-         nierungen. Ich würde dafür plädieren,
     schlechtsumwandlung gemacht.                 die ­Regenbogenfahne nicht mehr zu
         Warum ist die LGBTQ-Lobby so            ­hissen.
     wenig tolerant? Ich denke zum Beispiel
     an die Biologin Marie-Luise Vollbrecht,     Lorenz Dierschke:
     der (zunächst) ein Vortrag verweigert       Flagge zeigen: Ich war beim Pfarrkon-
     wurde an der Berliner Uni, weil sie über    vent in der Sankt-Martin-Kirche am
     die biologische Zwei-Geschlechtlich-        29. September.
     keit des Menschen reden wollte. …              Mit so vielen Anwesenden hatte ich
         Wer immer sich namens der katho-        nicht gerechnet. Insbesondere Frauen-
     lischen Kirche der Regenbogenfahne          gemeinschaft kfd und Katholische jun-
     bedient, sollte über all diese Fragen gut   ge Gemeinde KjG waren zahlreich ver-
     nachdenken. Inzwischen zeichnet sich        treten.
     weltweit langsam ein gewisses Um-              Überraschenderweise waren die
     denken ab. Es ist zu erwarten, dass das     Stimmen für die Abnahme der Re-
     Pendel irgendwann zurückschlagen und        genbogenfahne, die den Anlass für die
     mit aller Wucht jene Menschen tref-         abendliche Diskussion lieferte, deutlich
     fen wird, die auf die Gender-Ideologie      in der Minderzahl.
     hereingefallen sind. Dann wird es Zeit         Als die Argumente vorgetragen wa-
     sein, dass wir Christen uns schützend       ren, blieb die Frage offen, was nun in der
     vor diese Menschen stellen. Aber bes-       Sache weiter geschehen werde. Pfarrer
     ser nicht mehr unter dem Zeichen des        Dobelke verwies auf die Zuständigkeit
     Regenbogens, sondern unter dem des          der Gremien Pastoralteam, Pfarrge-
     Kreuzes.                                    meinderat und Kirchenvorstand.
                                                    Leider blieb mir völlig unklar, welche
     Assunta Hohenberg, geb. von Loë             Positionen dort vertreten werden. Nie-
     (Schweinheim):                              mand gab bei seinem Statement die Zu-
     Meiner Meinung nach sollte die Kirche       gehörigkeit zu Pfarrgemeinderat oder
     keine politischen Symbole verwenden.        Kirchenvorstand zu erkennen.
     Die Regenbogenfahne ist das Zeichen            Auf meine Anfragen im Vorfeld hatte
     der LGBT-Community, welche absur-           mir der Kirchenvorstand seine Nicht-
     de politische Vorstellungen hat (z. B.      zuständigkeit erklärt. Von Pastoralteam
     das neue Selbstbestimmungsgesetz).          und Pfarrgemeinderat kam gar keine
     Mir ist auch nicht wirklich klar, war-      Antwort.
     um es in der Pfarrei einen Diskurs über        Mein Resümee: Es ist (endlich) ge-
     die Regenbogenfahne gibt. Ich würde         lungen, zu einem zentralen Thema un-

18
seres Glaubens – nämlich „Wie gehe ich      wegen zu verurteilender Missbrauchs-
mit meinem/meiner Nächsten um, der/         skandale, aber auch wegen der stei-
die anders ist als ich?“ – in ein offenes   genden Fokussierung auf einen immer
Gespräch zu kommen.                         kleiner werdenden Kern. Hier schlägt
    Dass sich die gewählten Gremien und     das Abhängen der Fahne weiter in die
das Pastoralteam dabei bedeckt halten,      gleiche Kerbe. Da es wenige einzel-
ist ein Armutszeugnis.                      ne Beschwerden gab, wurde die Fahne
    Wenn es bei Worten bleibt, nicht aber   abgehängt. Die große Menge an Leu-
Nächstenliebe auch praktisch in unse-       ten (viele auch aus unserem Kreis), die
rer Gemeinde durch Offenheit, Toleranz      schon lange nicht mehr in die Kirche
und Akzeptanz anderen, die mir fremd        kommen, scheinen uns hier komplett
erscheinen, gegenüber gelebt wird, dann     übersehen zu werden.
hilft uns auch ein Stück Stoff nicht auf       Natürlich: wir kommen nicht alle
den Weg der Christusnachfolge.              wieder in die Kirche, sobald eine Fahne
                                            hängt – insbesondere, wenn die Fahne
Leitungsrunde der KjG:                      von Teilen des Pastoralteams nur ge-
Aktuelle Schätzungen gehen davon            duldet, aber nicht wirklich unterstützt
aus, dass sich gut sieben Prozent der       wird – aber ein solches Zeichen wäre ein
Deutschen (vermutlich auch weltweit,        erster Schritt, um aufeinander zuzuge-
wenn es überall akzeptiert wäre) zur        hen. Auf eine Gruppe, die vermutlich
LGBTIQ+ Community zählen. Das ist           weit größer ist als die der Beschwerde-
erst einmal nur eine Zahl, aber aus un-     führenden gegen die Fahne.
seren Bekanntenkreisen und auch bei            Als letztes möchten wir noch er-
uns in der KjG zählen sich mehrere Per-     wähnen, dass es uns nicht einzig und
sonen dazu.                                 allein um die Fahne geht. Diese ist nur
   Und entgegen der Meinung eini-           ein Symbol. Wie oben geschrieben,
ger Kritiker*innen handelt es sich          reicht das Aufhängen der Fahne nicht,
hier um liebe, nette Menschen – um          um alle Probleme zu lösen. Darüber hi-
Freund*innen. Sie unterscheiden sich        naus freuen wir uns auch über andere
außer in ihrer sexuellen Orientierung/      offene Symbole und öffentliche Ges-
Identität nicht von heterosexuellen/bi-     ten der Toleranz und Offenheit. Dies
nären Personen. Diese Leute fühlen sich     sind Aktionen und Taten, die auch und
jedoch von der Kirche durchweg ausge-       insbesondere auf Pfarreiebene gesche-
stoßen und vernachlässigt. Hier hätten      hen können, gesehen werden und vie-
wir uns sehr gefreut, wenn zumindest in     len Leuten zeigen können, dass sie ge-
Rheinbach das Zeichen der Solidarität       schätzt werden.
hängen geblieben wäre. Es wäre zumin-
dest ein Schritt in die richtige Richtung   Deutsche Pfadfinderschaft
gewesen.                                    St. Georg (DPSG):
   Die Kirche verliert aktuell deutsch-     In der Ordnung der DPSG steht zum
landweit Mitglieder, hauptsächlich          Thema: „Sie [die Pfadfinder*innen]

                                                                                       19
sind tolerant und offen gegenüber an-       als Geschwister.“ Daher unterstützen
     deren Kulturen, Nationen und Religi-        wir als DPSG Rheinbach das Aufhängen
     onen, Menschen jeden Geschlechts,           der Regenbogenflagge vor der katholi-
     mit und ohne Behinderung und unter-         schen Kirche in Rheinbach. Wir ver-
     schiedlicher sexueller Orientierungen.      stehen sie als ein Zeichen der Offenheit
     Menschen mit anderen Lebensentwür-          gegenüber allen Geschlechteridentifi-
     fen erfahren sie als Bereicherung für die   kationen und Lebensentwürfen. Dieses
     eigene Lebensgestaltung.“                   Zeichen vor einer katholischen Kir-
        Das erste der Pfadfinder*innen­    ge­   che zu zeigen, sehen wir als Willkom-
     setze der DPSG lautet: „Als Pfadfinder*     mensgruß an all jene Menschen, die
     in begegne ich allen Menschen mit Re-       sich bisher nicht willkommen gefühlt
     spekt und habe alle Pfadfinder*innen        haben.

              Wichtiger Hinweis zu Themen und Terminen
              in diesem Martinsecho

              Liebe Leserinnen und Leser,

              von den ungewöhnlichen Zeiten und Umständen ist auch die
              Produktion dieses Pfarrbriefs wieder betroffen.

              Vieles bleibt aufgrund der weiter aktuellen Corona-Lage unge-
              wiss, so dass wir Ihnen nicht garantieren können, dass die im
              MartinsEcho genannten Termine weiterhin aktuell sind.

              Andere Themen wie die exakten Planungen zu Weihnachten
              konnten noch nicht abgeschlossen werden bis zum Redaktions-
              schluss.

              Stand der Dinge ist Mitte Oktober – bis zum Verteilen des Hefts
              zu Beginn des Advents kann also noch einiges passieren.

              Bitte sehen Sie uns daher mögliche Fehler nach und informieren
              Sie sich gerade bei den Terminen sicherheitshalber aktuell – z. B.
               in den Pfarrnachrichten, den Schaukästen oder auf der Home-
              page: www.katholische-kirche-rheinbach.de .

20
Einführung von Kaplan
Stephan Wirgowski …
und Feier der Beauftragung von Simon Beranek als
Pastoralreferent

A       m 4. September gab es gleich
        doppelt Grund zum Feiern: Zum
einen wurde die Beauftragung von Si-
mon Beranek als Pastoralreferent (siehe
Interview) in der Gemeinde nachgefeiert
– zum anderen feierte Stephan Wirgow-
ski seine erste Sonntagsmesse als neuer
­Kaplan in unserer Pfarrei.
    Simon bedankte sich vor allem für
 die Begleitung bisher durch die Zeit
 seiner Ausbildung. Er freue sich, dass
 er weiter hierbleiben darf – „auch wenn
 niemand weiß, wie lange“. Zugleich
 betonte er, wie schön es sei, dass „so
 viele gekommen sind – auch aus den
 Dörfern – und dass wir damit zeigen,
 dass wir eins sind und zusammenge-
                                              Kaplan Thibault Milongo, Pastoralreferent
 hören“.
                                              Simon Beranek, Kaplan Stephan Wirgowski,
    Kaplan Stephan Wirgowski stellte sich     Pfarrer Bernhard Dobelke (v.l.n.r.)
 am Ende des Gottesdienstes kurz vor.
 Dabei erwähnte er auch, dass jemand,            Nach der Messe gab es noch Gele-
 der mit 42 Jahren seine zweite Stelle als    genheit, bei Würstchen und Getränken
 Kaplan antritt, ja auch ein nicht-kirchli-   auf dem Kirchplatz zu gratulieren und
 ches „Vorleben“ hatte. Er war zunächst als   erste Gespräche mit dem neuen Kaplan
 Kaufmann im Groß- und Einzelhandel           zu führen.
 tätig. Dabei wäre er beinahe schon ein-         Mehr zu ihm erfahren Sie jederzeit
 mal in Rheinbach gelandet – beim Obst        im persönlichen Gespräch und auch im
 und Gemüse im Handelshof. Außerdem           ebenfalls hier abgedruckten Interview
 erzählte er, dass er eine besondere Be-      mit ihm.
 ziehung zur Feuerwehr habe. Dort hatte          Wir wünschen Kaplan Wirgowski
 er gearbeitet anstelle des Wehrdienstes.     einen guten Start und eine tolle Zeit
                                              ­
 Jetzt wolle er vor allem erst einmal die     hier in Rheinbach!
 Menschen hier kennenlernen und mit ih-
 nen zusammen den Glauben leben.                            Text und Foto: Gottfried Bohl

                                                                                            21
„Als Priester Gott und den
  Menschen dienen – ich kann mir
  nichts Schöneres vorstellen“
     Interview mit Kaplan Stephan Wirgowski

     Martinsecho (ME): Kaplan Wirgowski,        Groß- und Außenhandel – und das auch
     als Sie sich hier in der Gemeinde vor-     durchgezogen.
     gestellt haben, haben Sie gesagt: Wenn        ME: Weil es das Richtige war?
     man mit 42 seine zweite Kaplansstelle         KSW: Damals sicher. Die Arbeit hat
     antritt, gab es auch ein Vorleben. Was     mir viel Spaß gemacht. Mit jeder Menge
     sollte man über dieses Vorleben wissen?    Abwechslung und immer mit Menschen
        Kaplan Stephan Wirgowski (KSW):         zu tun. Ich wäre ja damals fast sogar in
     Oh je, wo soll ich anfangen? Ich bin in    Rheinbach gelandet, im Handelshof, als
     Haan aufgewachsen, auf einem kleinen       Abteilungsleiter Obst und Gemüse. Spä-
     Bauernhof; mit meiner Schwester, mei-      ter war ich dann in der Personalabteilung
     nen Eltern und Großeltern. Dann bin ich    in Köln beschäftigt, dort war ich Sachbe-
     nach der Realschule auf die dreijährige    arbeiter und für zwei Filialen zuständig.
     Höhere Handelsschule gegangen mit             ME: Aber immer noch kein Priester
     dem Schwerpunkt Wirtschaft und Ver-        oder auf dem Weg dahin …
     waltung. Nach zwei Jahren bin ich dann        KSW: Das ist auch eine etwas län-
     aber mit dem Fachabitur abgegangen.        gere Geschichte … Vielleicht muss ich
     Ich hatte einfach die Schule satt und      damit anfangen, dass ich immer schon
     wollte in den Beruf kommen. Am liebs-      gerne zur Kirche gegangen bin, beson-
     ten mit den Händen arbeiten. Das war al-   ders gerne mit meinem Opa. Als Kind
     les sehr spontan, kurz vor den Sommer-     habe ich auch schon mal überlegt, ob ich
     ferien. Und dann habe ich meine Lehre      vielleicht in einen Orden eintrete oder
     als KfZ-Mechaniker angefangen, heute       Priester werde. Aber mein Opa und auch
     sagt man Mechatroniker.                    meine Eltern haben immer gesagt, das
        ME: Und das können Sie heute noch?      müsse ich mir sehr gut überlegen. Und
        KSW: Na ja. Ein bisschen Schwei-        ich denke, es war gut, auf sie zu hören.
     ßen und Ölwechsel krieg ich wohl noch      Denn es ist eine Entscheidung, die ein
     hin. Aber ich habe auch schon nach ei-     Leben lang halten soll.
     nem halben Jahr gemerkt: das ist nicht        ME: Aber wie kam es dann doch noch
     wirklich das Richtige für mich. Auch       zum Priester?
     wenn ich weiter gerne mit den Händen          KSW: Da spielte ein Unfall mit: Eine
     arbeite und Riesen-Respekt habe vor        Frau war bei Glatteis gestürzt, und ich
     allen Handwerkern. Ich habe dann eine      wollte helfen. Dabei bin ich dann aber
     neue Lehre angefangen als Kaufmann im      selbst schwer gestürzt. Im Krankenhaus

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Kaplan Wirgowski bei der Predigt		                                         © Foto: Bohl

und danach in der Reha hatte ich viel      gen, so dass ich dann mit 37 tatsächlich
Zeit zum Nachdenken. Ich hatte auch        Priester war.
gute Gespräche mit Klinikseelsorgern          ME: Priester sein heute ist aber vom
und Ordensleuten. Nach dieser Zeit habe    Image her nicht unbedingt der Beruf,
ich den Entschluss gefasst, meiner Beru-   vor dem alle den Hut ziehen und vor Be-
fung nachzugehen. Aber so einfach war      wunderung jubeln …
das nicht.                                    KSW: Leider ja, und leider gab es ja
   ME: Inwiefern?                          auch Priester, die dieses Image verur-
   KSW: Ich musste erst mein Abi nach-     sacht haben. Doch wenn man sich vom
machen, dann noch die alten Sprachen       Image allein leiten lässt, ist es sicher der
lernen und ein komplettes Studium der      falsche Beruf. Zum Glück kenne ich viele
Theologie in Bonn und Eichstätt absol-     Priester, die einen richtig tollen Job ma-
vieren. Aber ich wusste genau, dass ich    chen, die richtige Vorbilder sind. Abge-
das wirklich machen wollte, und hab das    sehen davon will ich ja nicht irgendeinem
daher auch in der Regelzeit durchgezo-     Image hinterher hecheln, sondern will als

                                                                                          23
Priester Gott und den Menschen dienen           ME: Wie sind denn Ihre ersten Ein-
     und kann mir eigentlich nichts Schöne-       drücke von Rheinbach?
     res vorstellen. Zum Glück habe ich in           KSW: Sehr gut. Ich kann feststellen,
     meinem bisherigen Priesterleben gute         dass ich überall und von allen bisher
     Erfahrungen gemacht und auch positi-         sehr offen und freundlich empfangen
     ve Rückmeldungen bekommen in dieser          wurde. Und ich hoffe, es geht so weiter.
     Hinsicht. Viel besser als befürchtet.        Natürlich hoffe ich auch, dass ich meine
        ME: Wie meinen Sie das?                   Aufgaben hier so ausfüllen kann, dass es
        KSW: Ich hatte immer gedacht, die         zum Wohl der Menschen in der Gemein-
     Menschen sind heutzutage sehr reser-         de beiträgt.
     viert und distanziert gegenüber einem           ME: Zum Schluss noch eine ganz
     Priester. Aber ich erlebe es ganz anders.    andere Frage: Was machen Sie in Ihrer
     Die meisten sind sehr offen. Und es gibt     Freizeit?
     auch weiter einige Eltern, die es ihren         KSW: Wenn ich länger frei habe, vor
     Kindern ermöglichen, Messdiener zu           allem im Urlaub, verreise ich gerne und
     werden, in der KjG oder bei den Pfad-        wandere gerne.
     findern tätig zu sein. Das ist für mich         ME: Wo am liebsten?
     ein Zeichen dafür, dass es immer noch           KSW: Da bin ich flexibel. Gerne in
     Vertrauen gibt. Und ich will alles dafür     den Bergen, aber auch am Meer. Und
     tun, dass das Vertrauen wächst. Ich finde    mein absolutes Traumziel ist Schottland,
     es sehr traurig zu sehen, wie viele Men-     wo mich zum einen die unglaubliche
     schen sich derzeit von der Kirche ab-        Landschaft fasziniert und zum anderen
     wenden. Auch Menschen, die lange sehr        die Menschen. Die ganze keltische Kul-
     engagiert und überzeugt dabei waren.         tur finde ich total reizvoll – und ganz be-
     Das beschäftigt mich persönlich sehr.        sonders die Musik.
        ME: Hier in Rheinbach gibt es ja auch        ME: Zum Anhören? Oder spielen sie
     viele aktuelle Debatten – etwa über die      selbst?
     Regenbogenfahne, über eine Kirche               KSW: Ich spiele Dudelsack. Privat
     ohne Bänke oder über die Zukunft der         und auch in einer Band.
     Pfarrei und über Zusammenlegungen               ME: Das ist aber eher ungewöhnlich …
     mit Nachbargemeinden. Wie ist da je-            KSW: Hab ich auch gemerkt. Ich hat-
     weils Ihre Position?                         te das mal gehört und fand es toll – das
        KSW: Oh je. Da halte ich es so, wie ich   muss so ungefähr im Jahr 2000 gewesen
     es mal bei der Feuerwehr gelernt habe:       sein – und hab mir dann ein Instrument
     Wenn Du neu bist, schau Dir erst mal al-     gekauft. Ich dachte, ich übe ein biss-
     les in Ruhe an und versuche nicht gleich,    chen und dann kann ich das. Na ja, sehr
     als Schweinchen Schlau den Leuten die        schnell habe ich dann gelernt, dass man
     Welt zu erklären. Nicht, dass ich keine      eigentlich ganz langsam anfängt mit ei-
     Meinungen hätte, aber noch bin ich ganz      ner Übungspfeife. Ich habe dann halt die
     neu hier in Rheinbach und muss mir das       Ochsentour gemacht und nicht locker-
     alles erst einmal in Ruhe ansehen.           gelassen, bis ich es konnte. Und muss

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auch heute regelmäßig üben, was aber         bach – gerne auch mit der ganzen Band!
nicht immer so einfach ist, denn so ein      Und wünschen Ihnen weiter eine tolle
Dudelsack ist schon sehr, sehr laut.         Zeit in unserer Gemeinde.
   ME: Dann freuen wir uns schon sehr
auf ihren ersten Auftritt hier in Rhein-                     Interview: Gottfried Bohl

Aus dem Ökumenischen
Arbeitskreis

Ö       kumene auf dem Weg – unter die-
        sem Leitgedanken haben wir in
diesem Jahr etwas Neues ausprobiert, ei-
                                             tesdienst, in diesem Jahr unterstützt
                                             vom Posaunenchor der Evangelischen
                                             Gemeinde. Das Thema „Salz der Erde,
nen Ökumenischen Abendspaziergang:           Licht der Welt – Du machst den Unter-
Am 7. Mai 2022 versammelten sich             schied“ wollte uns an unsere Verantwor-
ungefähr 30 Menschen am Glasmuse-            tung in dieser Welt, gleichzeitig auch
um, um passend zum Frühling Gottes           an Gottes Ermunterung und Zusage für
Schöpfung mit Herz und allen Sinnen          unser Wirken erinnern. „Belebe uns und
zu erfahren. Psalmen, Lieder und weite-      lass uns zu Deinem belebenden Salz wer-
re Impulse an fünf Stationen regten uns      den“, so lautete unser Fürbittruf.
zum Nachdenken und Mitfeiern an. Und            Im ökumenischen Arbeitskreis tref-
der kleine Regenguss am Ende verstärk-       fen sich Menschen unserer drei christli-
te als „Mairegen“ hoffentlich den Segen      chen Gemeinden, denen der Austausch
dieses Weges für alle!                       und die Zusammenarbeit hier in Rhein-
    Wir mussten unsere traditionelle         bach am Herzen liegen. Ungefähr vier-
­Bibelwoche coronabedingt vom Anfang         mal im Jahr kommen wir zusammen; zu
 des Jahres in den Juni verschieben. Ob es   einzelnen Projekten bilden sich dann zu-
 daran lag oder am Thema (Buch Daniel),      sätzlich kleinere Vorbereitungsgruppen.
 leider waren die einzelnen Abende nicht
 sehr gut besucht. Dabei hat sich die Aus-      Wer Lust hat mitzuwirken, meldet
 einandersetzung mit den sehr gut durch      sich bitte bei:
 unsere Seelsorger erläuterten spannen-         Jens Kummerfeldt (jens.kummerfeldt
 den Texten für alle Teilnehmer auf jeden    @ekir.de) oder R­ enate R
                                                                     ­ espondek (Tele-
 Fall gelohnt.                               fon: 02226 6500) oder Reinhard Werle
    Am 28. August feierten wir als Gäste     (E-Mail: reinhard-werle@t-­online.de).
 des Evangelischen Kindergartens unse-
 ren diesjährigen Ökumenischen Got-                                 Renate Respondek

                                                                                         25
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