Maßanzug für die Mobilität - Zeitgemäße Verkehrskonzepte und Digitalisierung stärken ländlicheRäume Seite6 - Das Magazin
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Schutzgebühr: 3,20 Euro Was uns bewegt. Wen wir bewegen. Ausgabe Mai 2018 Maßanzug für die Mobilität Zeitgemäße Verkehrskonzepte und Digitalisierung stärken ländliche Räume Seite 6 VDV-Jahrestagung: Branche Güterverkehr: Innovative Nextticket: VRR-App diskutiert Mobilität der Zukunft Wagen gehen auf die Strecke im Praxistest Seite 12 Seite 20 Seite 28
INHALT EDITORIAL Fördermittel müssen mit dem 20 Innovative Güterwagen: Das neue 18 E-Bus-Konferenz: „Wir müssen technologieoffen arbeiten.“ ÖPNV wachsen Rollmaterial absolviert erste Tests. Die Bedeutung des Öffentlichen Personenverkehrs Verkehr für den ländlichen Raum liegen, gibt es wächst – und das nicht erst, seitdem sich die Debat- bei diesem Thema Licht und Schatten. Einerseits te über die Luftreinhaltung in den Städten zugespitzt geht der Wiedereinstieg in die Förderung von hat und Dieselfahrverbote drohen. Dass mehr Busse Straßenbahnen in die richtige Richtung. Anderer und Bahnen ein elementarer Teil der Lösung sind, ist seits erwarten die Verkehrsunternehmen eine in der Politik weitgehend angekommen. Nun muss grundsätzliche Unterstützung durch die Landes die neue Bundesregierung ihren Koalitionsvertrag regierung, die den wachsenden Aufgaben im ganzen in die Tat umsetzen. Wenn sich im Juni die Ver- Land angemessen ist. Obwohl zwischenzeitlich die kehrsbranche zur VDV-Jahrestagung in Potsdam Fahrgastzahlen und mit ihnen die Ansprüche an die 12 VDV-Jahrestagung: Die Branche trifft, sind hochkarätige Politiker aus dem Bund Mobilität kontinuierlich gewachsen sind, blieben trifft sich in Potsdam. und aus Brandenburg dabei. Gemeinsam wollen die Fördermittel konstant – bei allgemein steigenden wir uns unter anderem der Frage widmen, wie der Preisen. Zusammen mit Berlin ist Brandenburg ge- 28 Check-in, Check-out: Der VRR ÖPNV und der Schienengüterverkehr ihren Beitrag genwärtig dabei, Lösungen für wachsende Pendler- erprobt das Nextticket. leisten können, die Verkehrswende in Deutschland ströme zu erarbeiten. Das betrifft auch den Ausbau zu schaffen. der Schieneninfrastruktur. Alle Beteiligten haben erkannt, dass Lebensqualität für die Menschen nur Das Wachstum in der Region Berlin/Brandenburg mit einem leistungsstarken ÖPNV erreichbar ist. stellt den ÖPNV vor große Aufgaben. Die Menschen Ich freue mich schon auf die VDV-Jahrestagung, auf erwarten auch von den Verkehrsunternehmen der wir dieses Thema und weitere spannende Fragen Lösungen, wie die Pendlerströme bewältigt werden diskutieren werden. können. Das funktioniert nicht ohne die ausrei- chende finanzielle Unterstützung aus den Haus- halten von Bund und Land. Gerade in Brandenburg, wo die Herausforderungen in der Modernisierung Herzlichst Ihr der städtischen Tramsysteme und im Öffentlichen Jürgen Fenske 14 Ausbau: „Breisgau-S-Bahn 2020“ geht in die Schlussphase. 3 E ditorial 10 Aktuell 18 Aktuell 27 Aus dem Verband Fördermittel müssen wachsen. Brandenburgs Verkehrsministerin E-Bus-Branche im Aufbruch Mobilitätsgestalterin gesucht VDV Das Magazin Kathrin Schneider im Interview als E-Paper unter: 4 V DV im Bild 20 Hintergrund 28 Hintergrund www.vdv-dasmagazin.de Autonom über den Campus 12 Aus dem Verband Innovative Güterwagen nehmen Klick und weg: VRR testet VDV-Jahrestagung diskutiert über Fahrt auf. elektronischen Tarif. 6 T itelstory Mobilität mit Zukunft. Auf dem Land zeitgemäß unterwegs 24 Grenzenlos 30 Abgefahren 14 Unterwegs im Netz Wo ÖPNV zum guten Ton gehört Jäger der versunkenen Lok Von Flügelzügen und Eidechsen 2 02 | 2018 02 | 2018 3
VDV IM BILD Autonom über das Campus-Gelände Gelb, leise und ohne Fahrer: Mitarbeiter, Besucher, Studenten und Patienten der Berliner Charité können eine ganz neue Form der Mobilität testen. Im Rahmen des 2017 vorgestellten Projekts „Stimulate“ fahren auf dem Campus Charité Mitte seit Ende März zwei elektromobile Kleinbusse im Fahrgastbetrieb. Anfang Mai sollten zudem zwei weitere Busse auf dem Campus Virchow-Klinikum hinzukommen. Die drei Projektpartner – die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die Charité – Universitäts- medizin Berlin sowie das Land Berlin – wollen so das autonome Fahren in der Hauptstadt vorantreiben. Die vier Minibusse sind täglich auf festgelegten Routen unterwegs. Die Länge der Rundkurse liegt zwischen 800 Metern und 1,5 Kilometern. Das Land Berlin wird gemeinsam mit der Charité die Akzeptanz sowie weitere praktische Aspekte des fah- rerlosen Betriebs untersuchen. Die BVG wiederum hofft auf wichtige Erkenntnisse über die Potenziale der Technologie, etwa als Ergänzung auf schwach ausgelasteten Strecken. „Für uns ist klar, dass wir die Mobilität der Zukunft in unserer Stadt mitge- stalten“, sagt dazu Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der BVG. Dazu haben die Berliner im April auch ein weiteres Projekt gestartet, dieses Mal mit der Deutschen Bahn. Zum ersten Mal soll hier autonomes Fahren mit einem On-Demand-Service verbunden werden. Getestet wird mit dem neuesten Kleinbus des Herstellers Easymile, der auf dem Berliner Euref-Campus derzeit noch nach Fahrplan unterwegs ist. 4 02 | 2018 02 | 2018 5
TITELSTORY Auf dem Land zeitgemäß unterwegs Wie sieht die Zukunft des Öffentlichen Verkehrs in ländlichen Räumen aus? Angesichts bewährter Konzepte und neuer digitaler Möglichkeiten kann hier ein großes Potenzial gehoben werden, um die Verkehrswende zu realisieren und die Regionen zu stärken. Dafür erarbeitet der VDV eine entsprechende Strategie mit Handlungsoptionen. S inkende Fahrgastzahlen führen zu weniger Ein- nahmen und höherem Zuschussbedarf. Am Ende steht ein reduziertes Angebot von Bussen und Bahnen. einrichtungen. Die andere Seite der Medaille sind jedoch Bevölke- rungsrückgänge in abgelegeneren Solch eine Abwärtsspirale drehte sich jahrelang in Regionen und der demografische manchen ländlichen Räumen. Auch die entgegen- Wandel mit einer Bevölkerung, die gesetzte Richtung ist möglich: Kundenorientierte immer älter wird. Mobilitätsangebote führen zu wachsender Nachfrage und zu Mehreinnahmen. Diesen Dreh will der VDV Das hat Folgen für Im ländlichen Raum ist künftig verstärkt dem ÖPNV in der Fläche geben. In die Mobilität. Ver- eine ÖPNV-Offensive zahlreichen Regionen gibt es ganz unterschiedliche, kehrsmittel Num- mit maßgeschneiderten erfolgreiche Bedienformen. „Der ländliche Raum in mer eins ist im Angeboten notwendig. Deutschland ist sehr vielfältig. Die Palette reicht von ländlichen Raum Regionen mit erfolgreichen Unternehmen und einer das Auto. Der Ingo Wortmann, VDV-Vizepräsident Vielzahl von Arbeitsplätzen bis zu Gebieten mit einer ÖPNV-Anteil am für den Bereich Bus hohen Attraktivität für Erholungssuchende“, sagt Modal Split liegt Ingo Wortmann, VDV-Vizepräsident für den Bereich bei lediglich fünf Prozent. Während sich die Ein- Bus. „Damit bleibt aber klar, dass der ländliche Raum wohnerzahlen in vielen Regionen stabilisieren oder nicht vom ÖPNV abgehängt werden darf, sondern wachsen, gehen sie in Gebieten jenseits der Haupt- eine Offensive mit auf die jeweilige Situation maß- verkehrsachsen zurück. Hier steht die Mobilitäts- geschneiderten Angeboten notwendig ist.“ sicherung der verbliebenen Einwohner im Fokus. In diesen Regionen ist das Mobilitätsangebot weitge- Angesichts der klimapolitischen Ziele der Bun- hend auf den Schülerverkehr und zu wenig auf die desregierung und der Digitalisierung stehen die Bedürfnisse aller Kundengruppen ausgerichtet. Die Verkehrsunternehmen in der Fläche vor neuen anhaltende Konzentration öffentlicher und priva- Möglichkeiten und Chancen. Zusätzlichen Rücken- ter Einrichtungen auf die Mittel- und Oberzentren wind gibt die Bevölkerungs- und Siedlungsent- führt zu weiteren Wegen. Immer mehr Menschen wicklung. Die ist regional genauso unterschiedlich, pendeln in die Zentren – die Folge sind steigende wie die einzelnen Kreise, Städte und Gemeinden Emissionen. vielschichtig sind. Dennoch lassen sich seit 2010 in fast allen Kreistypen stabile oder sogar stei- Mobilität als wichtiger Standortfaktor gende Einwohnerzahlen feststellen. Auch die Hier liegen die Chancen des ÖPNV und ein großes Randregionen von Kernstädten und verdich- Potenzial, CO2-Emissionen zu reduzieren. „Mit teten Kreisen gewinnen Einwohner. Gründe passgenauen Mobilitätsangeboten lassen sich auf dafür sind günstiger Wohnraum, die all- dem Land beachtliche Fahrgastzuwächse und ein gemein gute wirtschaftliche Entwicklung größerer ÖPNV-Marktanteil erzielen“, berichtet sowie eine leicht steigende Geburtenrate. Meinhard Zistel, beim VDV Leiter des Fachbereichs In ländlichen Regionen wachsen vor ÖPNV-Finanzierung, Demografie und ländliche allem Klein- und Mittelstädte mit Bil- Räume. „Der Maßstab muss ein modernes, integ- dungs-, Versorgungs- und Freizeit- riertes Mobilitätsangebot für alle Kundengrup- 6 02 | 2018 02 | 2018 7
TITELSTORY Plus Bus: Eine Marke in der Region Im Jahr 2014 starteten die ersten drei Plus-Bus- Linien „Hoher Fläming“ im Landkreis Potsdam- Mittelmark. Standard sind der einheitliche Stundentakt montags bis freitags an Schul- und Ferientagen, die gute Verknüpfung mit der Bahn bei einer Übergangszeit von höchstens 15 Minuten, Taktverkehr auch am Wochenende sowie hoch- wertig ausgestattete Busse mit bequemen Lehn- sitzen, kostenlosem WLAN und USB-Steckdosen. Schon im ersten Jahr nahmen im Schnitt zehn, in Differenzierte Bedienung im Kleinwalsertal: Auf der Plus Bus „Hoher Fläming“: Die auffällig gestalteten Fahrzeuge machen nur in eigener Sache Brandenburg a. d. H. und Lehnin sogar zwischen 25 Haupt- und den Nebenlinien verkehrt der Walserbus. Werbung. Innen bieten sie dem Fahrgast ein Plus an Komfort – etwa durch kostenloses WLAN. und 50 Prozent mehr Menschen den Plus Bus. Im zweiten Jahr des Praxisbetriebs fuhren 732.000 Kunden mit. Die Umsteigerzahl zum SPNV hat sich pen sein.“ Angesichts des demografischen Wandels, erweitert und kombiniert werden können. „Flexible verdoppelt: Auf den Strecken zu den Bahnhöfen sinkender Arbeitslosigkeit sowie fehlender Fachkräfte Bedienformen sind kein Allheilmittel zum Erreichen stiegen 37 Prozent mehr Fahrgäste zu. Das stärkt und Auszubildender sieht Meinhard Zistel in der Mo- höchster Wirtschaftlichkeit“, sagt Meinhard Zistel. auch den Schienennahverkehr. Ziel ist es, den Plus bilität einen wichtigen Standortfaktor, um ländliche Letztendlich gelte es, den Zuschussbedarf für den Auf- Bus im gesamten Bundesland zu einer stabilen Säu- Räume lebenswert und attraktiv zu halten (siehe auch gabenträger insgesamt im Blick zu behalten und den le des ÖPNV auszubauen und in allen Landkreisen Beiträge Seite 9). regional passenden Mix aus Linienverkehr und flexi- zu etablieren. Die Fahrzeuge betreibt heute die Der Schlüssel für die Zukunft des ÖPNV liegt in der blen Bedienformen zu finden. kreiseigene Regiobus Potsdam Mittelmark GmbH. „differenzierten Bedienung“. Dabei werden verschie- dene Mobilitätsangebote bestmöglich aufeinander abgestimmt (siehe Infografik). Die wesentlichen drei Bestandteile in ländlichen Räumen sind ein überge- RUFBUS ordnetes Hauptnetz von Bahnen und Bussen im Takt- verkehr als Rückgrat. Ergänzt wird es von lokalen Schon vor 40 Jahren verkehrten im Rahmen eines For- Linienverkehren, die von den Haltepunkten des schungsprojekts der „Rufbus“ in Friedrichshafen und Hauptnetzes aus eine Region erschließen. Den „Retax“ (R-Bus) in Wunstorf bei Hannover – zwei rech- „Maßanzug für die Mobilität vor Ort“, so Mein- nergestützte Systeme mit automatischer Tourenoptimie- hard Zistel, machen erst flexible Bedienformen rung. Der „Rufbus“ am Bodensee wurde eingestellt und das richtig passend – wie „Retax“-System aufgrund gestiegener Nachfrage in den Rufbusse, die mit al- regulären Linienverkehr überführt. Beide Modellvorha- Mit passgenauen Mobilitätsangeboten ternativen Mobilitäts ben konnten wertvolle Aufbauarbeit leisten und wichtige lassen sich auf dem Land beachtliche angeboten – etwa Erkenntnisse liefern: Flexible Bedienformen können nicht Fahrgastzuwächse und ein größerer Car- und Bikesharing allein aus Fahrgeldeinnahmen kostendeckend betrieben ÖPNV-Marktanteil erzielen. sowie Ridesharing – werden und sind für bestimmte Einsatzbereiche geeignet. Daher müssen sie regelmäßig auf Abrufungsgrad, Aus Meinhard Zistel, Fachbereichsleiter ÖPNV-Finanzie- rung, Demografie und ländliche Räume beim VDV lastung und Zuschussbedarf überprüft werden. Im Kleinbus am Hang Flexibel in der Fläche Die knapp 24.000 Einwohner zählende Gemeinde Alfter bei Bonn er- Ein Beispiel für eine flexible Bedienform in der Fläche ist der Multibus, Übergeordnetes streckt sich teils über dicht besiedelte Hanglagen. Bevor der Rhein-Sieg- der seit 2003 im Kreis Heinsberg verkehrt – ein rein bedarfsorientiertes Bahn-Bus-Hauptnetz Kreis dort Kleinbuslinien einführte, hatten ein Anruf-Sammeltaxi im Angebot. Spätestens eine Stunde vor Antritt der Fahrt muss der Kunde Schnitt zwei und eine Taxi-Bus-Linie etwa fünf Fahrgäste pro Tag. Der bei der Multibus-Zentrale seinen Fahrtwunsch anmelden. Eine Software von der Regionalverkehr Köln betriebene „Hangbus Alfter“ fährt auf zwei bündelt die verschiedenen Aufträge. Eingesetzt werden Kleinbusse der Lokaler Linienverkehr Linien montags bis freitags im 30-Minuten- und samstags im 60-Minu- Westverkehr GmbH und von Taxiunternehmen. Vorab festgelegt sind nur ten-Takt. Sonntags besteht zwischen zwei Ortsteilen weiterhin ein die Halte zum Einstieg. Die Routen und die Ausstieghalte ergeben sich aus Flexible Bedienungsformen Taxi-Bus-Angebot. Mit unter der Woche durchschnittlich 450 be- dem Bedarf der Kunden. Mit der Umstellung entstanden keine zusätz- ziehungsweise 590 Fahrgästen pro Tag waren die beiden regelmäßig lichen Kosten. Jahr für Jahr wurde das System schrittweise erweitert. Car-/Bikesharing fahrenden Kleinbuslinien nach nur einem halben Jahr im Vergleich 2017 nutzten etwa 133.000 Fahrgäste das Angebot. Derzeit arbeiten zum vorherigen Angebot überaus erfolgreich. Viele Fahrgäste fahren im Westverkehr und der Kreis Heinsberg als Aufgabenträger daran, den Kurzstreckenverkehr, wodurch sich Fahrgastspitzen entzerren und die Multibus in der nächsten Stufe zu einem 24/7-Angebot weiterzuentwi- Fahrzeuge im Linienverlauf gleichmäßig besetzt sind. ckeln – 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Quelle: VDV | Eigene Darstellung 8 02 | 2018 02 | 2018 9
AKTUELL AUS DEM VERBAND ZUR PERSON der Landtag beschlossen hat, sind ein ers- „i2030“ beginnen können. Die Länder VDV begrüßt den Kathrin Schneider ter wichtiger Schritt für die Erneuerung Berlin und Brandenburg werden dafür in der Fahrzeugflotte und schaffen auch diesem Jahr voraussichtlich insgesamt Beschluss der Planungssicherheit. Die Verkehrsunter- sechs Millionen Euro zur Verfügung Verkehrsminister Kathrin Schneider (Foto, hier bei einer nehmen sind damit in der Lage, Bestel- stellen. Damit finanzieren wir die um- Pressekonferenz) ist seit 2014 bran- lungen für Neufahrzeuge zu veranlassen. fangreichen Prüf- und Planungsprozesse denburgische Ministerin für Infra- Die Übernahme des Finanzierungsrisikos in den acht Korridoren. Projektgrup- struktur und Landesplanung. Ein Jahr durch die Europäische Investitionsbank pen werden die Varianten zum Ausbau zuvor wurde sie zur Staatssekretärin im Ministerium für Infrastruktur macht das Gesamtpaket noch sicherer. der Eisenbahninfrastruktur analysie- und Landwirtschaft ernannt. Mehr Es ist gut, dass sich die Städte Branden- ren. Erst die konkrete Planung sorgt für als 25 Jahre arbeitete die diplomierte burg, Cottbus und Klarheit bei den Agraringenieurin zunächst als Frankfurt dafür Die Fortsetzung der Förderpro- Kosten und der Referentin, später als Referatsleiterin zusammengetan gramme nach Ende des Entflech- Umsetzbarkeit. im Ministerium für Landwirtschaft, haben. Aber auch tungsgesetzes ist uns sehr wichtig. Das ist die Vor- Umweltschutz und Raumordnung in Strausberg und aussetzung, um Der VDV hat den Beschluss der Verkehrs- beziehungsweise Infrastruktur und Schöneiche/Rü- für die Inves- ministerkonferenz begrüßt, der sich für Kathrin Schneider Landwirtschaft. Lange Zeit ihrer dersdorf wird es titionen einen eine finanzielle Förderung der Städte und Laufbahn war Kathrin Schneider par- neue Fahrzeuge geben. Unser Ziel ist, die Zeitplan zu erstellen. Unser Ziel ist, die Kommunen ausspricht. So sollen Anreize teilos. 2015 trat sie in die SPD ein. Aufgabenträger auch weiterhin zu un- Kapazitäten auf unseren Schienen deut- geschaffen werden, die Luftqualität zu ver- terstützen. Ich erwarte aber auch einen lich zu verbessern, das wird einige Jahre bessern. „Für die notwendige Verkehrswen- deutlichen Beitrag der Städte und Ver- in Anspruch nehmen. Auf kurzfristige de ist ein schnell umsetzbares Gesamtkon- kehrsunternehmen für die Erneuerung Verbesserungen für die Pendlerinnen zept für nachhaltige Mobilität notwendig“, ihrer Straßenbahnen. und Pendler haben wir uns kürzlich mit sagte VDV-Präsident Jürgen Fenske. Dafür den Bahnunternehmen verständigt. Hier müssten die ÖPNV-Systeme umfangreich Wenn 2019 die Entflechtungsmittel werden in den kommenden Monaten auf erneuert und ausgebaut werden, weil ein zu- auslaufen, fallen ein Jahr später ins- einigen Strecken die Kapazitäten erhöht. sätzliches Fahrgastwachstum in Großstädten gesamt 54 Millionen Euro für die und Ballungsräumen aufgrund der erreichten kommunale Verkehrsinfrastruktur in Seit 2017 dürfen Lang-Lkw im Regel- Kapazitätsgrenzen kaum noch möglich sei. Brandenburg weg. Obwohl das Geld da betrieb über Brandenburgs Straßen Insofern sind die Finanzierungszusagen im ist, scheint das Thema für die Landes- rollen – mit verhaltener Resonanz Koalitionsvertrag aus VDV-Sicht wichtig, „Ich erwarte auch einen deutlichen Beitrag regierung nicht so dringend zu sein. Wie kommt das? Und wie könnten aus aus der Transportwirtschaft. Auf der Schiene könnte dagegen mehr Potenzial um den Öffentlichen Verkehr zu stärken. der Städte und Verkehrsunternehmen“ Ihrer Sicht die demnächst fehlenden gehoben werden. Wie will die Landes- 54 Millionen Euro aufgefangen werden? regierung den Schienengüterverkehr » Die Fortsetzung der Förderprogramme stärken? Bedarf wächst bei Kathrin Schneider zählt zu den Gästen der VDV-Jahrestagung in Potsdam. Die brandenburgische nach Ende des Entflechtungsgesetzes » Lang-Lkw stellen keine Konkurrenz der Erhaltung und Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung wird in ihrer verkehrspolitischen Rede die ist für uns sehr wichtig. Mit dem Nach- für den Schienengüterverkehr dar. Auf tragshaushalt für 2018 und dem Eck- Lang-Lkw werden in der Regel Güter Modernisierung Sichtweise ihrer Landesregierung darstellen. „VDV Das Magazin“ stellte vorab Fragen zu den wertebeschluss der Landesregierung transportiert, die zuvor mit den norma- 2017 wurden erstmals die gesamten Mittel drängenden politischen Themen, die die Verkehrsunternehmen im Land beschäftigen. zum Haushalt 2019/2020 wurde geklärt, len Lkw befördert worden sind. Aber ich abgerufen, mit denen der Bund die Erhaltung dass die Mittel aus dem Entflechtungs- gebe Ihnen Recht: Es sollten mehr Güter und Modernisierung von Infrastruktur bei gesetz ab dem Jahr 2019 mit Landesmit- mit der Bahn an ihre Ziele gebracht nichtbundeseigenen Eisenbahnen (NE-Bah- teln kompensiert werden. Die Gespräche werden. Der vom Bundesverkehrsmi- nen) fördert. Inklusive Ausgaberesten aus Die Fördersumme für den ÖPNV in Brandenburg aus haben wir die Zuweisungen aus dem ÖPNV-Gesetz zum neuen Haushaltsplan laufen, und ich nisterium vorgelegte Masterplan Güter- dem Vorjahr lag die Fördersumme aus dem ist seit mehr als zehn Jahren konstant, während die erhöht. In den Jahren 2017 bis 2022 gibt es 48 Millio- bin zuversichtlich, dass auch der Landtag verkehr muss jetzt umgesetzt werden. Bundeshaushalt bei 27,7 Millionen Euro. Der Region Berlin/Brandenburg wächst und die Anfor- nen Euro mehr. Damit unterstützen wir vor allem die als Haushaltsgesetzgeber das unterstüt- Die Senkung der Trassenpreise ist dabei VDV fragt die NE-Bahnen regelmäßig nach derungen an den Nahverkehr gestiegen sind – etwa kommunalen Aufgabenträger, die Straßenbahnen oder zen wird. ein entscheidender Punkt. Wir set- dem Erhaltungs-, Modernisierungs- und durch wachsende Fahrgastzahlen. Wie könnte eine O-Busse betreiben, bei der barrierefreien Modernisie- zen uns dafür ein, dass der kombinierte Ausbaubedarf bei ihrer Infrastruktur. Aktuell Lösung aussehen? rung ihres Fuhrparks. Im Oktober haben die Deutsche Bahn Verkehr gestärkt wird. Damit können haben 60 Unternehmen 365 Maßnahmen » Kathrin Schneider: Die Lösung ist: mehr Züge, bes- sowie Berlin und Brandenburg „i2030“ Synergien in der Mobilitätskette geho- zur Verbesserung ihres Schienennetzes ge- sere Vertaktung zwischen Bus und Bahn, bessere In- Mit den bis 2022 zur Verfügung stehenden – die Rahmenvereinbarung über das ben werden. Wir haben die Entwicklung meldet. Zwei Jahre zuvor waren es noch 250 frastruktur. Die finanzielle Unterstützung für den 48 Millionen Euro für die Förderung der Straßenbah- Entwicklungskonzept für die Infra- von Güterverkehrszentren gefördert und Projekte. „Der deutliche Zuwachs an Projek- ÖPNV ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Unser nen hat die Landesregierung den Anfang gemacht. struktur des Schienenverkehrs in bei- werden dies auch weiter tun. Wie ich ge- ten belegt auch, dass der Investitionsbedarf Investitionsprogramm umfasst 36 Millionen Euro. Die Verkehrsunternehmen benötigen jedoch länger- den Ländern – unterschrieben. Wie ist rade schon sagte, setzen wir uns sehr für in die NE-Infrastrukturen weiter wächst“, Dann kommt das Entwicklungskonzept „i2030“, das fristig Planungssicherheit. Wie beurteilen Sie die der Stand der Dinge, und wann rechnen den Ausbau der Schieneninfrastruktur so Dr. Martin Henke, VDV-Geschäftsführer wir mit Berlin und der Bahn auf den Weg gebracht Chance, dass diese Fördermittel verstetigt werden – Sie mit ersten Ergebnissen? ein. Das kommt aber nicht nur den Pend- Eisenbahnverkehr: „Wir müssen deshalb haben. Ab 2018 stehen dafür jährlich weitere zehn vielleicht sogar auf höherem Niveau? » Wir sind inzwischen so weit, dass die lern zugute, sondern auch dem Güterver- schnell mit dem Bund und den Ländern über Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. Darüber hin- » Die zusätzlichen Mittel für die Barrierefreiheit, die Planungen im Rahmen des Projektes kehr mit der Bahn. eine Verbesserung der Förderung sprechen.“ 10 02 | 2018 02 | 2018 11
AUS DEM VERBAND TRAMS GEHÖREN SEIT 111 JAHREN ZU POTSDAM In diesem Jahr feiert die ViP Verkehrsbetrieb vom Land gefördert. Direkte, vertaktete mawandels widmen, werden auch wieder Mobilität mit Zukunft Potsdam GmbH einen besonderen Geburtstag: Verkehre mit besonderer Qualitätsan- Talente im ÖPNV geehrt. Am 13. Juni besteht Seit 111 Jahren ist die Straßenbahn fester Be- mutung erschließen neue Fahrgast- die Möglichkeit, an drei Fachbesichtigungen standteil im Leben der Stadt. Heute befördern potenziale (siehe auch Beitrag Seite 9). teilzunehmen. Angesteuert werden der Pots- die Bahnen und Busse des Verkehrsunter- Im Berliner Umland schließlich wird es damer Kaiserbahnhof, der Bahntechnologie nehmens jährlich 33,7 Millionen Fahrgäste. nicht ohne den Ausbau der Verkehrsin- Campus Havelland (BTC) samt Olympischem Wie wirken sich die Klimaschutzziele und die neuen digitalen Möglichkeiten auf die Da die Bevölkerung der Landeshauptstadt frastruktur gehen, wozu sich das Land Dorf sowie das Kompetenzzentrum für die Verkehrsbranche aus? Chancen und Herausforderungen werden vom 11. bis 13. Juni kontinuierlich wächst, wurde im vergangenen Brandenburg zusammen mit dem Land Entwicklung von Straßen- und Stadtbahnen Jahr das Streckennetz auf 337 Kilometer aus- Berlin und der Deutschen Bahn inzwi- der Stadler Pankow GmbH. auf der VDV-Jahrestagung in Potsdam diskutiert. gebaut. Verlängert wurden auch acht Bahnen schen auch klar verpflichtet hat. vom Typ „Combino“ – um zwei Mittelteile Ausreichend Gelegenheit zum Austausch auf je 40 Meter. Zwölf Tatra-Trams wurden Abwechslungsreiches Programm und Feiern wird es auf dem sportlich-ele- Um Themen wie diese wird es am Ver ganten Treffabend in der Schinkelhalle sowie D instandgesetzt, und seit Januar verkehren 24 eutschlands Verkehrsunternehmen spüren Rü- werden. „Darauf blicken wir stolz zurück und richten Busse nach Euro-VI-Standard anstelle älte- anstaltungsort Dorint Hotel Sanssouci auf dem Festabend in der Metropolishalle des ckenwind. Das liegt an steigenden Fahrgastzahlen unseren Blick gleichzeitig in die Zukunft. Als fester rer Fahrzeuge. Als Nächstes gehen die Stadt Potsdam ab 11. Juni gehen. Die Verkehrs Filmparks Babelsberg geben. und positiven politischen Signalen aus der neuen Bun- Bestandteil des Potsdamer Lebens und Rückgrat un- Potsdam und die ViP die Themen Wachstum, politik steht am 12. Juni im Mittelpunkt, desregierung. Hinzu kommt ein wachsendes Bewusst- serer Verkehrsleistung leistet die Straßenbahn einen Digitalisierung, Automatisierung und De- dem Haupttag der Veranstaltung. Bevor sein in der Öffentlichkeit, dass Busse und Bahnen ihren großen Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Martin Grieß- carbonisierung an. Schon jetzt fahren alle sich drei parallele Foren den Themen Weitere Infos zur Jahrestagung Beitrag leisten können, die Luft- und Lebensqualität in ner: „Nun gilt es, auch im Busbereich die Zeichen der Straßenbahnen ausschließlich mit Ökostrom. ÖPNV/Mobility inside, Fachkräfte- gibt es unter: den Städten zu verbessern. Die Aufbruchsstimmung spie- Zeit zu erkennen.“ www.swp-potsdam.de/de/verkehr mangel und der Widerstandsfähigkeit www.vdv.de/jahrestagung.aspx gelt sich im Motto der diesjährigen VDV-Jahrestagung des Eisenbahnnetzes in Zeiten des Kli- wider: „Öffentlicher Verkehr: Mobilität mit Zukunft“. Unterschiedliche Anforderungen an ÖPNV In Brandenburg erarbeitet der ÖPNV Lösungen unter Auf Einladung des VDV und der ViP Ver- ganz unterschiedlichen Bedingungen. Einerseits wer- ANZEIGE kehrsbetrieb Potsdam GmbH treffen sich den Leistungen in schrumpfenden ländlichen Regionen namhafte Vertreter aus Wirtschaft, Politik mit hohem Schülerverkehrsanteil erbracht. Anderer- und den Verbandsunternehmen drei Tage seits „brummt es“ im Umland Berlins mit massiv stei- lang in der brandenburgischen Landes- genden Pendlerzahlen. Schließlich gilt es, die urbanen hauptstadt. Von Seiten der neuen Bun- Mobilitätsbedürfnisse in den kreisfreien Städten zu desregierung werden Andreas Scheuer, sichern. „Gerade dort sind in den vergangenen Jahren Minister für Verkehr und digitale In- große Probleme aufgelaufen, weil die Straßenbahn- frastruktur, sowie der Beauftragte für systeme nur mit klarer finanzieller Unterstützung des den Schienenverkehr, Staatssekretär Enak Landes gesichert und weiterentwickelt werden kön- Ferlemann, erwartet. Die Sichtweise der nen“, berichtet Oliver Glaser, der auch stellvertretender brandenburgischen Politik vertritt Kathrin Vorsitzender des VDV Ost ist. Eine Grundlage konnte Martin Grießner (l.) Schneider, Ministerin für Infrastruktur und Lan- nun im vergangenen Jahr geschaffen werden. Denn im und Oliver Glaser desplanung. Ebenfalls auf der Rednerliste steht der Landeshaushalt sind in den kommenden Jahren rund sind die Geschäfts- ehemalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. 40 Millionen Euro vorgesehen, um die Beschaffung von führer der ViP Straßenbahnfahrzeugen zu fördern. „Das ist ein erster Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH. VDV-Präsident Jürgen Fenske sowie die Geschäfts- wichtiger Schritt, dem weitere Schritte folgen müssen“, führer der ViP, Oliver Glaser und Martin Grießner, so Oliver Glaser, „denn für den Ersatz der überalterten freuen sich schon, die Branche willkommen zu hei- Flotte wird eine kontinuierliche Förderung bis 2030 ßen. In diesem Rahmen soll auch der 111. Geburtstag benötigt.“ Für den ländlichen Raum wird das Prinzip der elektrischen Straßenbahn in Potsdam gefeiert des „Plus Bus“ zunehmend adaptiert und jetzt auch 12 02 | 2018 02 | 2018 13
UNTERWEGS IM NETZ Projekt „Breisgau-S-Bahn 2020“: Von Flügelzügen und Eidechsen S-Bahn – das ist über Deutschland hinaus das Markenzeichen für attraktiven Schienennahverkehr in Ballungsräumen und Millionenstädten. Anders in Deutschlands Südwesten: Dort bringt das Projekt „Breisgau-S-Bahn 2020” die Qualitätsmerkmale Taktverkehr und Vernetzung von Bus und Bahn in ländliche Regionen. Es ist ein Jahrhundertprojekt, das gerade in die Schlussphase geht. D as Höllental beginnt im Schwarzwald in Him- melreich. Es ist die Station mit diesem Namen, von der aus sich die Höllentalbahn durch enge Es sind Vorbereitungen für eine leistungsfä- hige West-Ost-Achse der Bahn für Kaiserstuhl, Breisgau und Hochschwarzwald, ergänzend zur Schluchten hinaufzwängt nach Hinterzarten und Nord-Süd-Strecke im Rheintal. Ein weitge- Titisee im Hochschwarzwald. Derzeit allerdings hender Halbstunden-Takt zwischen Breisach fährt sie nicht: mehrmonatige Betriebseinstel- ganz im Westen und Donaueschingen und Vil- lung wegen Bauarbeiten. Der Bahnhof lingen-Schwenningen im Osten mit leistungs- 200 Himmelreich ist eine Großbaustelle, alles starken Elektrotriebzügen – dies bildet die Basis andere als idyllisch-himmlisch. Wo sonst für ein Gesamtkonzept des Öffentlichen Perso- Reisende ein- und aussteigen, klaffen vor nennahverkehrs, das die weiteren Bahnlinien im dem Bahnhofsgebäude im traditionellen Breisgau, die Busse in der Region und die Tram Baustil der Schwarzwald-Bauernhöfe me- in der Stadt Freiburg, die „Stadtbahn”, vernetzt. tertiefe Löcher. Ein überdachter Bahnsteig „Wir wollen”, sagt Uwe Schade, einer der Ge- METER steht verwaist im Lehm, der Gleise beraubt. schäftsführer des Projektträgers Zweckverband werden die Züge der Breisgau- Die Masten der Oberleitungen liegen ab- Regio-Nahverkehr Freiburg, „alles das, was eine S-Bahn lang sein, gebildet aus drei Einheiten. Unterwegs wer- seits als Schrott auf einem Lagerplatz. Auf S-Bahn auszeichnet, in die Region bringen.” Und den sie getrennt und fahren zu den verbliebenen Schienen aber herrscht das mit aller Konsequenz: „Letztlich wollen wir verschiedenen Zielbahnhöfen. emsiger Betrieb. Zwei Bagger sind auf den Bürgern ein derart gutes flächendeckendes ihnen unterwegs. Der eine beseitigt Erd- Angebot mit Bus und Zug bieten, dass sie erst gar reich für die geplante Verlängerung eines nicht auf die Idee kommen, sich ins Auto zu set- Bahnsteigs, der andere transportiert Betonteile für zen.” neue Bahnsteigkanten. Alternative zur vollen Straße Die Momentaufnahme aus dem Bahnhof Him- Die massenhafte Motorisierung war der erste melreich ist Teil eines Puzzles, das Breisgau-S- Ansatz für das Konzept bereits in den 90er-Jah- Bahn 2020 heißt. Dort, am Eingang des Höllentals, ren des vorigen Jahrhunderts, als der Begriff der wird der Kreuzungsbahnhof der eingleisigen Verkehrswende noch gar nicht erfunden war. Es Strecke so ausgebaut, dass sich hier künftig über zeigte sich damals schon, dass das immer wei- Ravenna-Viadukt: Das spektakuläre Bauwerk bildet das 200 Meter lange Triebzüge fahrplanmäßig be- ter wachsende Verkehrsaufkommen auf den Herzstück der Höllentalbahn. Statt lokbespannter gegnen können. Hier und anderswo auch. Zum Straßen kaum noch zu bewältigen war und nach Doppelstockzüge rollen hier künftig die langen S-Bahnen auf dem Weg zwischen Himmelreich und Hinterzarten. Beispiel in Kirchzarten und in Freiburg-Wiehre. Alternativen gesucht werden musste. „Das 14 02 | 2018 02 | 2018 15
UNTERWEGS IM NETZ Offenburg Offenburg Elzach Endingen am Kaiserstuhl Elztalbahn Emmendingen Kaiserstuhl-Bahnen Schwarzwaldbahn Gutach Waldkirch im Elztal geplant; im Münstertal wurde sie bereits vor Villingen-Schwenningen gut vier Jahren abgeschlossen. Ausgebaut wurde auch Denzlingen Gottenheim Villingen die Strecke Müllheim - Neuenburg, die Anschluss über den Rhein nach Mulhouse im Elsass herstellt. Hugstetten Baden- Breisach FR-Landwasser Freiburg i. Breisgau Württemberg Konstanz Das Konzept erfordert – wie in Himmelreich – erheb- FR-Klinikum liche Infrastruktur-Investitionen, insgesamt rund 380 Millionen Euro, an denen sich der Bund mit Mitteln der FR-Wiehre Kirchzarten Gemeindeverkehrsfinanzierung (GVFG) und das Land kräftig beteiligen. „Mit dem massiven Ausbau der Himmelreich n ei Donaueschingen Rh Schieneninfrastruktur erweitern wir die Reichweite Höllentalbahn (West) des Nahverkehrs im Raum Freiburg erheblich. Die Hüfingen-Mitte Höllentalbahn (Ost) Menschen in der gesamten Region können sich heute Titisee Neustadt Bad Krozingen schon auf einen modernen und noch attraktiveren Hinterzarten Döggingen Löffingen Im Bahnhof Himmelreich bleibt praktisch kein Stein auf dem anderen. Bahnsteige, Nahverkehr auf der Schiene freuen”, sagte Winfried Titisee Rötenbach Staufen Zugänge, Gleise und Oberleitungen werden von Grund auf saniert und modernisiert. Hermann, Verkehrsminister in Baden-Württemberg. Neben der Elektrifizierung, die auch eine vollstän- Drei-Seen-Bahn Münstertal war eigentlich eine Zeit, in der keiner mehr so richtig dige Erneuerung der 80 Jahre alten Oberleitungen und an die Zukunft des teuren Schienenverkehrs glaubte, Masten auf der Höllentalbahn umfasst, sind in erheb- Müllheim – Mulhouse Schluchsee sondern alle auf den Bus setzten. Nicht nur die Kai- lichem Umfang Gleisbauarbeiten notwendig, um die Müllheim Schluchsee Neuenburg serstuhl-Bahnen, sondern auch die Höllentalbahn Streckengeschwindigkeit zu erhöhen, Bahnübergänge Basel Seebrugg war zeitweise von der Stilllegung bedroht”, erinnert zu modernisieren und die Leit- und Sicherungstech- sich Schade. Doch in den beiden Landkreisen des nik auf den neuesten Stand zu bringen. Alle Stationen Breisgaus und in der Stadt Freiburg gab es schon seit – Bahnhöfe wie Haltepunkte – werden zudem barri- den 1970er-Jahren immer wieder gemeinsame Dis- erefrei ausgebaut. Derzeit sind umfangreiche Stre- kussionen über neue Verkehrskonzepte für die Region ckensperrungen notwendig, um die Baumaßnahmen – unter Einbeziehung der Schienennetze. So entstand zügig durchzuführen. Ein ausgeklügeltes Busangebot die Idee der Breisgau-S-Bahn, zunächst als Dieselnetz als Schienenersatzverkehr mit Express-Verbindungen ergänzend zur elektrisch betriebenen Höllental- und und lokalen Linien soll Fahrgäste und auch Urlauber bei Rheintalbahn, das neben der Verbindung Freiburg - Laune halten. Schwarzwald-Feriengäste können mit Dreifach-Züge Manche Baumaßnahme Breisach den Kaiserstuhl, aber auch das Münstertal ihrer Konus-Karte den gesamten ÖPNV in der Region Zum Fahrplanwechsel ist schon abgeschlos- und das Elztal bediente. Ein Erfolgsmodell: „An einen nutzen, müssen nun allerdings sehen, wie sie auf der im Dezember nächsten sen. Im Bahnhof Kirch- elektrischen Betrieb war damals gar nicht zu denken Straße zurechtkommen. Jahres sollen wesent- zarten wird zwar heftig – viel zu teuer. Doch die Fahrgastzuwächse lagen dann liche Teile des neuen gebaggert und gebaut, zwischen 200 und 400 Prozent. Das war deutlich mehr, Angebots in Betrieb doch zwischen den bei- als wir je geträumt hatten”, bilanziert Uwe Schade. sein. Gefahren wird den Gleisen ist ein Pro- auf der Achse zwi- jekt bereits vollendet. „Zug und Bus aus einem Guss” schen West und Ost mit Dort liegt ein flacher Bereits Anfang des 21. Jahrhunderts zeigte sich, dass drei- und vierteiligen Steinhaufen vor einem die Angebote trotz der Einführung eines Halbstun- Coradia-Triebzügen sandigen Flecken, einer den-Takts und weiterer Verdichtungen des Fahrplans von Alstom. Sie sollen Reichlich Schotter: Der Bahnhof Freiburg-Wiehre wird umgebaut, „Sandlinse”. Und dane- an die Kapazitätsgrenzen kamen. In enger Abstimmung je nach Verkehrslage in damit sich hier S-Bahnen im Gegenverkehr ausweichen können. ben ein bisschen Gehölz, mit dem Land Baden-Württemberg als Aufgabenträ- Dreifach-Traktion un- ein „Totholzhaufen”. ger des Schienenpersonennahverkehrs wurde vor zehn terwegs sein und „geflügelt” werden: So werden am Kai- Was auf den ersten Blick wie eine nicht weggeräumte Jahren das Konzept 2020 entwickelt –„Zug und Bus serstuhl im Bahnhof Gottenheim aus Richtung Breisach Baustellen-Hinterlassenschaft aussieht, ist tatsächlich aus einem Guss”. Schon bevor die Klimaschutz-De- und Endingen umsteigefreie Direktverbindungen mit Teil der Baumaßnahme: Hier wurde auf Geheiß der Na- batte begann, war klar, dass die Breisgau-S-Bahn nur Freiburg geschaffen, und im Hochschwarzwald werden turschützer Lebensraum für Eidechsen geschaffen, für im elektrischen Betrieb die steigenden Anforderun- Zugteile in Titisee sowohl nach Neustadt und Villin- die an anderer Stelle im Bahnhof kein Platz mehr war. gen erfüllen konnte. Derzeit läuft die Elektrifizierung gen als auch auf die Drei-Seen-Bahn zum Schluchsee von 130 Streckenkilometern, nicht nur rund um den geschickt. Den Betrieb der West-Ost-Route sicherte Kaiserstuhl, sondern auch auf der Quer-Schwarz- sich in der europaweiten Ausschreibung DB Regio, auf wald-Verbindung zwischen Neustadt und Donau- anderen Strecken der Breisgau-S-Bahn bleibt weiter Mehr Infos unter: eschingen. Elektrifizierung ist auch für die Bahnlinie die landeseigene SWEG, die Südwestdeutsche Ver- www.bsb2020.de kehrs-AG, im Geschäft. Ausgedient: Oberleitungsmasten und Fahrdraht - zum Teil 80 Jahre alt – werden abgebaut und komplett erneuert. 16 02 | 2018 02 | 2018 17
AKTUELL Wir wollen die verschiedenen Technologien nicht Energie aus den Erneuerbaren beziehen. Wir müssen da- gegeneinander ausspielen. rauf achten, dass der Strom nicht nur ‚aus der Steckdose‘ kommt, sondern CO2-frei ist.“ Martin Schmitz, VDV-Geschäftsführer Technik Umstellung beim Netzbetreiber anmelden Emissionsfreier ÖPNV mit grünem Strom: „Die“ Lösung für dieses Ziel gebe es noch nicht – dafür aber viele offene ner letzten Reden als Staatssekretär im Bundesverkehrs- Fragen. Das betonten die Referenten auf der Fachtagung ministerium. „Und nicht erst 2020 oder 2021.“ Bei der immer wieder. Wann eignet sich die Depot-, wann die Zwi- Umstellung auf E-Mobilität werde die Bundesregierung schenladung von Batteriebussen eher? Und was ist mit dem finanziell unterstützen: „In Zukunft wird es wesentlich Stromnetz? Dieses sei nämlich eines der größten Nadelöhre mehr Geld für den ÖPNV geben“, kündigte er an. Bomba überhaupt, warnte Markus Dietmannsberger, Gesamtpro- erinnerte zudem an die Alternativen zum reinen Batte- jektleiter Elektrobus bei der Hamburger Hochbahn. „Den rieantrieb: „Auch die Brennstoffzelle hat Zukunft. Sie ist erforderlichen Betriebshofumbau müssen Sie bereits vier reif für die Serienproduktion im mobilen und stationären bis fünf Jahre vorher beim Netzbetreiber anmelden.“ Sein Bereich.“ Dass grundsätzlich technologieoffen gearbeitet Erfahrungsbericht machte auch deutlich, dass sich längst werden müsse, forderte Thomas Kiel vom Deutschen Städ- nicht jeder Weg für jedes Verkehrsunternehmen eig- E-Bus-Branche in tetag: „Wir wissen schließlich nicht, welche Technologie net. Während Jens Conrad von der Regionalverkehr Köln sich in Zukunft durchsetzen wird.“ Martin Schmitz, Ge- GmbH von der Zuverlässigkeit und Reichweite des Brenn- schäftsführer Technik beim VDV, ist überzeugt, dass es stoffzellen-Busses schwärmte, stellt diese Technologie die Aufbruchsstimmung jedoch kein Entweder-oder geben wird. „Die Zukunft wird Hamburger Hochbahn vor Herausforderungen: „In der In- nicht einheitlich sein“, sagte er. „Und wir wollen die Tech- nenstadt können wir nicht die erforderlichen Sicherheits- nologien nicht gegeneinander ausspielen, sondern zeigen, abstände zu den Wasserstoff-Lagern einhalten“, beschrieb dass es auf die einzelnen Einsatzgebiete ankommt.“ Dietmannsberger. Guntram Pehlke, Präsidiumsmitglied im Verband kom- Doch egal, wo es hingeht: Letztlich habe der ÖPNV in Sa- munaler Unternehmen (VKU), wiederum betonte, dass chen Elektromobilität bereits eine enorme Entwicklung Elektromobilität nicht automatisch mit grüner Mobilität hinter und noch vor sich – so die einhellige Meinung. Und einhergehe. „Jeder E-Bus, den wir ab 2020 auf die Straße das sogar mithilfe der Autoindustrie: „Ich bin Volkswa- setzen, ist mit grauem Strom unterwegs. Wir fahren dafür gen unendlich dankbar“, scherzte Prof. Dr. Stephan Rolfes, Batterieantrieb oder Brennstoffzelle? Rein elektrisch oder in Kombination mit Euro-VI-Diesel-Bus- die Kraftwerke hoch, und damit gewinnen wir nichts“, so Vorstand der Stadtwerke Osnabrück. „Ohne VW wären wir der Vorstandsvorsitzende der Dortmunder Stadtwerke nicht da, wo wir heute stehen.“ sen? Wie genau die Zukunft eines elektromobilen ÖPNV aussehen wird, ist völlig offen. „Die“ Lösung DSW21. Die Emissionseinsparungen gegenüber dem gibt es nicht, darin waren sich die Teilnehmer der mittlerweile neunten Konferenz „Elektrobusse – Euro-VI-Diesel-Bus seien minimal. Eine Mahnung, die Markt der Zukunft!“ in Berlin einig. auch die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwar- Mehr Infos unter: zelühr-Sutter vom Bundesumweltministerium aussprach: www.ebuskonferenz.de „Wir dürfen nicht vergessen, dass das Thema Elektrifi- D er VDV als Organisator hat sich dabei kaum einen ak- tuelleren Rahmen für die Tagung wünschen können: Das Diesel-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts lag erst zuletzt anhand steigender Teilnehmerzahlen. Diese hatten einen Umzug nötig gemacht: 2018 fanden die Fachtagung und die angegliederte Elektrobus-Ausstellung Elekbu erst- zierung nur positiv für den Klimaschutz ist, wenn wir die wenige Tage zurück, ebenso die Ankündigung des BMU, mals im Berliner Estrel-Hotel statt, das mehr Platz für die über das Sofortprogramm „Saubere Luft“ eine Milliarde Euro rund 550 Branchenvertreter sowie die 47 Aussteller bot. zusätzlich für die Anschaffung von Elektrobussen sowie für Letztere präsentierten unter anderem technische Inno- die Umrüstung von Dieselbussen bereitzustellen. Und laut vationen aus dem Batterie- und Heizungsbereich. Größte Koalitionsvertrag wollen Union und SPD unter anderem Hingucker waren jedoch wie schon in den Vorjahren die die Mittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz ausgestellten Elektrobusse – dieses Mal neun an der Zahl. deutlich aufstocken. „Ich spüre so viel Rückenwind wie Ebenfalls zum ersten Mal bot ein „Boulevard der Ideen“ selten für unsere Branche“, sagte vor diesem Hintergrund in der Messehalle Ausstellern die Gelegenheit, ihre Pro- VDV-Präsident Jürgen Fenske in seiner Eröffnungsrede. duktneuheiten in parallel stattfindenden Kurzvorträgen Diesen gelte es zu nutzen – auch mit Blick auf die Elektri- vorzustellen. Eines der 24 teilnehmenden Unternehmen: fizierung des ÖPNV auf der Straße. Gleichwohl brach der die Daimler-Tochter Evobus, die kurz zuvor ihren ersten Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe eine E-Bus der Öffentlichkeit vorgestellt hatte. Lanze für die modernen Euro-VI-Dieselbusse, eine aus seiner Sicht „hoch beachtliche Technologie, die wir noch Damit ist Evobus neben Sileo erst der zweite deutsche Auf den Podien wurde auch über die brauchen“. Dennoch: „E-Busse werden die Zukunft sein.“ Hersteller von E-Bussen. Die Zurückhaltung deutscher Herausforderungen der Umstellung auf Fahrzeugbauer in diesem Segment stieß während der E-Busse diskutiert (v. l.): VDV-Präsident Jürgen Fenske, Axel Volkery (Europäische Dass es sich beim E-Bus-Markt tatsächlich um einen sehr Fachtagung immer wieder auf Kritik. „Wir brauchen diese Kommission), Staatssekretär Rainer Bomba dynamischen handelt, zeigte die Konferenz erneut – nicht Fahrzeuge jetzt“, forderte etwa Rainer Bomba in einer sei- und Guntram Pehlke (VKU) 18 02 | 2018 02 | 2018 19
HINTERGRUND „Güter-Erlkönig“ nimmt Fahrt auf Weniger Lärmemissionen, niedrigerer Energieverbrauch und 17 MILLIONEN Euro hat das Bundesminis terium für Verkehr und bessere Wirtschaftlichkeit: Diese Anforderungen sollen die digitale Infrastruktur dem Güterwagen der Zukunft erfüllen. Eine Reihe von Prototypen Forschungsprojekt „Innovativer Güterwagen“ wird derzeit in einem Zugverbund getestet. zur Verfügung gestellt. D er Güterverkehr auf der Schiene soll dauerhaft wettbewerbsfähiger werden – so steht es im Masterplan Schienengüterverkehr. Politik, Güter- tet die Ergebnisse aus. „Dabei gewinnen wir wertvolle Er- kenntnisse, wie praxistaug- bahnen und Hersteller stehen vor einer riesigen lich einzelne Fahrzeuge und Kraftanstrengung: Schließlich geht es um nicht ihre Ausstattung sind“, erläu- weniger als die grundlegende Modernisierung tert Dr. Holger Schmidt, Leiter des Schienengüterverkehrs. Vor allem gilt es, die technisches Management bei DB Akzeptanz in der Bevölkerung langfristig sicher- Cargo. „Davon geht ein wichtiger zustellen – am besten durch möglichst leise Züge. Impuls aus für alle, die am Güter- Denn bis 2030 soll der Marktanteil der Schiene am verkehr auf der Schiene beteiligt gesamten Güterverkehr in Deutschland deutlich sind.“ Denn etwas Vergleichbares steigen. gab es vor allem für die vorwiegend mittelständisch geprägten Zulie- Einer der ersten Schritte wurde jetzt gemacht: ferer und Hersteller vorher nicht. Seit Anfang März rollt ein sogenannter De- Zudem werden die Innovationen monstratorzug durch Deutschland. Was der von unabhängiger Seite neutral be- Automobilindustrie ihre „Erlkönige“ sind – Vor- wertet. Alles in allem können Güter- serienfahrzeuge im Testeinsatz –, gibt es damit wagen, die leiser sind und über eine jetzt auch auf der Schiene. Für das nicht ge- verbesserte Energieeffizienz niedri- schulte Auge ein ganz normaler Güterzug, für gere Betriebskosten verursachen, bald Experten dagegen ein Technologieträger. Er hilft, schneller auf die Schiene kommen. Daten und Erfahrungen darüber zu sammeln, „Über Innovationen wollen wir die wie der Schienengüterverkehr zukunftsfähiger Schiene zum Rückgrat intelligenter und gemacht werden kann. Im Rahmen eines For- nachhaltiger Logistiklösungen machen“, schungsauftrags stellt das Bundesministerium sagt Dr. Heiko Fischer, Vorstandsvorsit- für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zender der VTG. dafür 17 Millionen Euro zur Verfügung. „Inno- vativer Güterwagen“ heißt das Projekt. Es ist das Einige der im „Erlkönig“ eingereihten wahrscheinlich größte dieser Art seit einem Jahr- Wagen wurden erst im Oktober fertig. Der zehnt und läuft bunt gemischte Zugverbund besteht aus Über Innovationen wollen wir noch bis Ende zwölf Prototypen verschiedener Bauarten die Schiene zum Rückgrat 2018. Eine Ar- sowie aus herkömmlichen Referenzwagen, intelligenter und nachhaltiger b e i t s g e m e i n - die alle unterschiedlich beladen sind: voll, Logistiklösungen machen. schaft aus der halbvoll, leer. Mit einer Ausnahmegenehmi- Güterbahn DB gung des Eisenbahnbundesamtes fährt der Dr. Heiko Fischer, Cargo sowie Zug zunächst durch Deutschland, ab August Vorstandsvorsitzender VTG dem Waggon- soll es auch durch die Nachbarländer gehen. Bis vermieter und Ende des Jahres sollen mindestens 150.000 Ki- Schienenlogistiker VTG mit Unterstützung von lometer zusammenkommen. „Dann können wir Hochschulen erprobt die neuen Wagen und belastbare Aussagen zu Verschleiß und Wirt- Technologien verschiedener Hersteller und wer- schaftlichkeit machen“, sagt Holger Schmidt. 20 02 | 2018 02 | 2018 21
ANZEIGE HINTERGRUND InnoTrans 2018 18.– 21. SEPTEMBER • BERLIN Internationale Fachmesse für Verkehrstechnik Innovative Komponenten • Fahrzeuge • Systeme innotrans.de Der Autotransporter verfügt über eine flexibel anpassbare Auf dem Testgelände in Wegberg-Wildenrath wurden an einem VTG-Kessel- DB Cargo entwickelte den multifunktionalen sechsachsigen Flach- obere Ladefläche und unten über verstellbare Elemente. wagen die Lärmschürzen der TU Berlin und der RWTH Aachen erprobt. wagen für den Transport von Stahlprodukten und Containern. Für den Erprobungsverkehr wurden in Europa häufig ein- sowie leise Radsätze mit Schallabsorbern. Zusammen mit berichtet Holger Schmidt. Drei von vier Wagengattungen gesetzte Gattungen zusammengestellt (siehe Infografik), der Flüsterbremse reduzieren sie Laufgeräusche dort, wo unterschritten den aktuell gültigen Lärmgrenzwert für darunter ein sechsachsiger Flachwagen für den Trans- sie entstehen. Hinzu kommen wagentypische Eigenschaf- Neufahrzeuge um teilweise deutlich mehr als fünf Dezibel port von Stahlprodukten, ein vierachsiger Kesselwagen ten wie eine besonders gewichtssparende Bauweise sowie (A). Aufgrund der Leichtbauweise der Wagen muss die Lo- mit erhöhtem Fassungsvermögen, ein aus zwei Einheiten zwei Varianten automatischer Kupplungen. Untersucht komotive weniger arbeiten. Auch das senkt Betriebskosten bestehender Autotransporter sowie ein 80-Fuß-Inter- werden auch Möglichkeiten, den Einsatz der Fahrzeuge per und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Lkw. modalwagen zum Transport von Containern. Alle Wagen GPS wirtschaftlicher zu steuern und die Ladung mithilfe wurden neu konstruiert. Ausgelegt sind die Neuentwick- von Sensoren zu überwachen. Im Regelbetrieb können sol- Erste Bilanz wird auf der Innotrans vorgestellt lungen nicht nur für höhere Kapazitäten, sondern auch für che technischen Innovationen dazu beitragen, die Kosten je Während der Erprobung auf europäischen Schienen wer- größtmögliche Flexibilität im Alltag. So kann der Flach- Fahrzeug und damit die gesamten Produktionskosten im den diese Messungen fortgesetzt. Eine Zwischenbilanz wagen Container und nach einem kurzen Umbau auch Schienengüterverkehr zu senken. Erhöht wird gleichzeitig des gesamten Projekts soll im September zur Innotrans Stahlcoils transportieren. Das erspart Leerfahrten. Mit die Umweltverträglichkeit – neben der Wirtschaftlichkeit vorgestellt werden. Dann unterbrechen die innovativen dem Autotransporter können je nach Bedarf entweder fla- ebenfalls ein wichtiger Punkt im Masterplan. Güterwagen ihre Rundläufe, um für einige Tage auf dem che Sport- oder Kleinwagen oder hohe Geländewagen und Messegelände zu gastieren. Zum Jahresende erfolgt dann Kleintransporter auf die Schiene gehen. Bevor es auf die Strecke ging, haben die innovativen Gü- die komplette Auswertung des Projekts. terwagen im Eisenbahn-Prüfcenter Wegberg-Wilden- Innovationen senken die Produktionskosten rath bei Aachen bereits eine Reihe von Untersuchungen Zur technischen Ausstattung gehören innovative Kompo- durchlaufen. Im Auftrag des BMVI wurden beispielsweise Mehr Infos unter: nenten, die noch vor ihrem Marktdurchbruch stehen. Dazu die Lärmemissionen und Energieverbräuche der Fahrzeuge www.innovativer-gueterwagen.de zählen beispielsweise eine elektro-pneumatische Bremse gemessen. „Die neuen Konstruktionen zeigten in Verbin- – sie erlaubt es, den Zug energieeffizienter zu fahren –, dung mit den innovativen Komponenten erste gute Effekte“, sechsachsiger Flachwagen BraCoil Automatische Mittelpuffer- (DB Cargo) Kesselwagen Zacens Autotransportwagen kupplung am Bestandswagen 80’ -Container- (VTG) tragwagen Sggnss Laaeffrs 561 (DB Cargo) (VTG) Kontakt Messe Berlin GmbH Messedamm 22 · 14055 Berlin T +49 30 3038 2376 F +49 30 3038 2190 22 02 | 2018 innotrans@messe-berlin.de 02 | 2018 23
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