MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
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MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES BONEWS NR. 15 MÄRZ 2015 WWW.HOCHSCHULE-BOCHUM.DE MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE
02 BONEWS MÄRZ 2015 TITELTHEMA MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE Mit Spass an Technik: Von der Schule zur Hochschule Wie die Hochschule Bochum Schülerinnen und Schüler zu MINT-Berufen und zum Studieren motiviert D ie Hochschule Bochum möchte nicht irgendwelche Studierende, sie möchte Überzeugungstäter: Schülerinnen und Schüler, die eine möglichst klare Vorstellung von dem Fach haben, das sie stu- dieren möchten und Ideen, wie ihr Berufsleben später einmal aussehen könnte. Noch vor weni- gen Jahren interessierten sich die weiterführenden Schulen nur wenig für die Orientierungsbedar- fe ihrer Schützlinge und auch Schülerinnen und Schüler selbst schoben diese zentral wichtigen Entscheidungen oft bis zum Abitur vor sich her – mit der Folge, dass der Weg zu den Universitäten und Fach- hochschulen für viele leicht in die falsche (Fach-)Richtung und damit in eine Karrieren-Sackgasse führte. +RFKVFKXOHQ6FKXOHQXQGDXFKGLH3ROLWLNKDEHQGLHVH'Hõ]LWHO¥QJVWLGHQWLõ]LHUWXQG]XGHPHLQZHLWHUHVHUNDQQW )½U1DWXUZLVVHQVFKDIWHQ7HFKQLNXQG0DWKHPDWLN 0,17)¥FKHU EUDXFKWHVPHKUEHUXöLFKHQ1DFKZXFKVXQGGD- PORTRAIT: Volker Wiciok mit Interessenten, insbesondere auch Mädchen und Frauen. In Anbetracht ihres Fächerspektrums mit vier grund- ständigen Ingenieurfachbereichen und ihrer Architekturfakultät ist es darum der Hochschule Bochum in den letzten Jahren ein immer wichtigeres Anliegen geworden, Schülern und – vor allem Schülerinnen – Spass an Naturwissen- schaften und Technik zu vermitteln. Liebe Leserin, lieber Leser der BONEWS, Wer auf den Internetseiten der Hochschule unter „JungeBO“ nachschaut, wird schnell fündig: seit über 100 Jahren wird am 8. März ein „Frau- Natürlich präsentiert sich die Hochschule Bochum mit ihren entag“ gefeiert. Seine Ursprünge hat er in der in- Informations- und Beratungsangeboten auf Studien- und Be- ternationalen sozialistischen Frauenbewegung. rufsinfobörsen. Zahlreiche Messen wie „Einstieg Abi“, „voca- Bis 1918 stand die Forderung nach dem freien, tium“ oder „Berufe live“ sind fester Bestandteil ihres Veranstal- geheimen und gleichen Frauenwahlrecht im tungskalenders. Für die schnelle Orientierung hält sie kleine Vordergrund. In der DDR hatte der 8. März ei- Erklärfilme bereit, die etwa die Unterschiede zwischen Univer- nen festen Platz im Kanon der Feiertage. Bei sität und Fachhochschule beschreiben, das Studiensystem mit uns wurde seit den 60er Jahren versucht, den seinen Bachelor- und Masterstudiengängen skizzieren oder Frauentag von seiner sozialistischen bzw. kom- verdeutlichen, wie ein Numeruis Clausus zustande kommt. Sol- munistischen Vorgeschichte zu „befreien“... che und andere Informationen stehen auch bei Elternabenden, Seit 1975 jedenfalls hat die Generalversamm- im Focus, die die Hochschule im UniverCity-Verbund oder auf lung der UN den 8. März als Internationalen Wunsch auch für Elterngruppen anbietet. Frauentag anerkannt. Weltweit wird er seither Und natürlich bietet sie eine Vielzahl weiterer Beratungsange- von Regierungen, NGOs, Gewerkschaften und bote, angefangen bei Schulbesuchen über Tage der offenen Tür Frauengruppen begangen. Gleiche Bildungs- (in Bochum: „Ziel Studium“) bis hin zur „SchnupperBO“ mit chancen, Gewalt gegen Frauen, die Rolle von Laborbesichtigungen, Schnuppervorlesungen, Hochschulrund- Frauen in politischen Entscheidungsprozes- gang und Gesprächen mit der Studienberatung. Technik-Herausforderung am Girl‘s Day: Tüfteln bis der Roboter fährt wie er soll. sen, gleiches Geld für gleichwertige Arbeit, Ver- Wichtig sind dabei vor allem all die Angebote, die Schülerinnen einbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Schüler mit der Hochschule direkt oder indirekt in Kon- Die nächste Begegnung könnte dann der jährliche Girl’s Day sein. Schülerinnen und Männer – das alles sind Themen, die uns takt bringen und die zugleich Freude an MINT-Themen ver- ab der 7. Klasse nutzen seit vielen Jahren die Mitmachangebote wie das Lö- an der Hochschule ganz unmittelbar berühren. mitteln: Das fängt mit der Bochumer KinderUni für 3. und 4. ten Blinkender Herzen, das Programmieren von Mindstorm-Robotern oder die Tun wir genügend, um studieninteressierten Schatzsuche mit GPS beim Geocaching. Mädchen den Einstieg ins Studium zu erleich- Ab der 7. Klasse bietet die Hochschule auch „TECLabs“ an, tern und sie auch während ihres Studiums zu also Schülerlabore, die im Schulunterricht vermittelte Themen unterstützen? Haben Frauen bei uns den glei- ergänzen und vertiefen können und an die Lehrpläne der ein- chen Einfluss in den Gremien wie Männer? zelnen Schulfächer und Jahrgangsstufen sowie Schulformen Wie groß sind bei uns genderbezogene Unter- angepasst sind. Zahlreiche Themen aus den Fachgebieten Phy- schiede in den Gehältern? Wie gut lassen sich sik, Technik und Informatik stehen zu Auswahl und können bei uns Familie und Beruf vereinbaren? zudem kombiniert oder an die Wünsche von Lehrerinnen und Lernen besteht immer zu einen großen Teil aus Lehrern angepasst werden. Da geht es nicht zuletzt auch um Nachahmen. Wir benötigen auch deswegen Themenbereiche, die in der Öffentlichkeit und in den Medien mehr Professorinnen und wissenschaftliche eine Rolle spielen, etwa bei Neuen Energien wie Photovotaik, Mitarbeiterinnen, die Studentinnen und dem Erdwärmenutzung, Brennstoffzellentechnik und Windkraft. wissenschaftlichen Nachwuchs als Vorbilder Die Hochschule profitiert bei den TECLabs übrigens von ih- dienen. Die gesetzlichen Quoten, die nun rer engen Zusammenarbeit mit den regionalen zdi-Netzwerken gelten, werden hoffentlich den Einfluss von und speziell den Standorten in Bochum (IST.Bochum) und Frauen auf Entscheidungen erhöhen. Ich halte Marl (MINT.REgio). die Quoten für richtig, denn ohne sie glichen Noch intensiver engagiert sich die Hochschule Bochum bei der die Fortschritte in der Gleichberechtigung in Studien- und Berufsorientierung von Schülerinnen. Neben dem den letzten Jahrzehnten einer Schnecke. Orientierungstag „Ziel Ingenieurin“ bietet sie das vom Stifter- Auch an unserer Hochschulen gibt es genderbe- verband mit der „Hochschulperle“ ausgezeichnete Projekt „In- zogene Unterschiede in den Gehältern, z.B. bei Ein beliebtes Mitmach-Angebot: Das Löten Blinkender Herzen. genieurin auf Probe“ an, das jungen Frauen innerhalb eines den Zulagen in der W-Besoldung oder bei der halben Jahres einen Einblick in alle Ingenieurfachbereiche Vorweggewährung von Stufen. Frauen werden Klassen an, die alle zwei Jahre 1.800 Schülerinnen und Schüler aus Bochum sowie in kooperierende Unternehmen durch ein freiwilliges Be- auch bei uns an der Hochschule leider immer und Umgebung zu einer kindgerechten akademischen Show ins Audimax der triebspraktikum ermöglicht. In diesem Jahr soll es in die dritte wieder Opfer von sexualisierter Gewalt. Ruhr-Universität führt. Runde gehen … www.hochschule-bochum.de/jungebo Die gute Nachricht zum Schluss: Was die Mög- lichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeht, gibt die Hochschule ein gutes Beispiel. Wir sind aber, was die Gleichberechti- gung angeht, noch nicht am Ziel. Die ehemalige EU-Kommissarin Viviane Reding sagt: „Solan- ge wir einen Frauentag feiern müssen, bedeu- tet das, dass wir keine Gleichberechtigung ha- ben.“ Oder, wie es Alice Schwarzer formuliert: „Schaffen wir ihn ab, diesen gönnerhaften 8. März! Und machen aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer.“ Man muss Alice Schwarzer nicht mögen. Aber der Appell, das ganze Jahr für Chancengleich- heit und Geschlechtergerechtigkeit zu arbei- ten, gefällt mir. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie dabei an meiner Seite wüsste, nicht nur am 8. März! Ihre Christina Reinhardt Kanzlerin Die Teilnehmerinnen von 2014 des vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft ausgezeichneten Projekts „Ingenieurin auf Probe“.
TITELTHEMA MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE BONEWS MÄRZ 2015 03 Zukunft durch Innovation: MINT-Nachwuchs fördern! TEXT UND FOTO: Sabine Neumann V ielseitig, abwechslungsreich, interessant und immer wieder spannend – so sieht der Arbeitsalltag von Dr.rer. nat. Raphaela Meißner (32) aus. Was sie macht? „Ich bin Projektleiterin des zdi-Netzwerks Innovationszentrum Schule-Technik.Bochum.NRW (IST),“ sagt die promo- vierte Physikerin, „ich fördere mit meinen Kollegen in Zusammen- arbeit mit regionalen Bildungspartnern den MINT-Nachwuchs in Nordrhein-Westfalen, der sich mit Mathematik, Informatik, Natur- wissenschaft und Technik beschäftigt.“ Sie fügt erklärend hinzu: „zdi steht für die Landesinitiative Zukunft durch Innovation.“ Ihr $UEHLWVSODW] EHõQGHW VLFK LP 6FKXOJHE¥XGH GHV +HLQULFKYRQ Kleist-Gymnasiums an der Heinrichstraße in Bochum. Die Bochumer Hochschulen und Schulen, wie tätig ist. Er machte mich auf FOTO: ObjektivPress das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium, spielen die Projektkoordinationsstel- dabei eine ganz wichtige Rolle: Das 2006 ge- le dieser Institution aufmerk- gründete Innovationszentrum vermittelt tech- sam. Das Arbeitsgebiet hörte nische Bildungsangebote, Technikunterricht, sich für mich interessant und ausleihbare Unterrichtsmodule (inklusive spannend an, so dass ich nicht Material für diverse Experimente), Lehrer- lange überlegte und zusagte.“ $XFKEHLGHUJURHQ.LQGHU8QLGHU8QLYHU&LW\GLHDOOH]ZHL-DKUHVWDWWôQGHWLVWGDV,67%RLFKXPRUJDQLVDWRULVFKXQG fortbildungen, Schülerarbeitsge- Schülerarbeitsge Damals wie auch heute ist Dr. mit inhaltlichen Beiträgen beteiligt. meinschaften und Ex- Raphaela Meißner die direkte kursionen. Schnittstelle zwischen allen Bildungspartnern. nen“ KinderUni leistet das IST.Bochum.NRW Technik war direkt ansteckend. Das ist immer Die engagierte Projektleiterin arbeitet eng mit als direkte Schnittstelle zwischen Grund- und wieder ein kleines Erfolgserlebnis für mich!“ dem Hochschulnetzwerk UniverCity Bochum Hochschulen einen wesentlichen Beitrag. Seit einigen Jahren gibt es das Bochumer In- und verschiedenen regionalen Unternehmen Auch außerhalb solcher reinen Koordinie- genieurforum BO.Ing, das auch in diesem zusammen. Ihre Gesprächspartner sind kun- rungstätigkeiten macht Dr. Meißner so ihre ei- Jahr wieder in der BlueBox Bochum stattfand. terbunt gemischt: „Dazu zählen u.a. auch Zahlreiche Fakultäten verschiedener Hoch- Kindergärten, Schulen, Bergbaumuseum, schulen betreuen hier Workshops, in denen Planetarium und Sternwarte. Meistens spre- Netzwerk Oberstufen-Schüler/innen anhand praktischer chen mich die Lehrer/innen direkt an, fragen nach einem Bildungsangebot aus dem MINT- IST.Bochum Übungen ihre Fähigkeiten austesten können. In Kleingruppen bearbeiten sie Aufgaben aus Bereich. Ich vermittle ein entsprechendes Pro- jekt, freue mich dann immer wieder, wenn ich Nordrhein-Westfalen dem MINT-Bereich - passend zum vorgestell- ten Studiengang. Ein Beiprogramm aus Vorträ- bei einer Nachfrage helfen kann und ggf. auch gen, Laborführungen und Gesprächsrunden noch neue Bildungspartner hinzukommen. genen Erfahrungen: „Ich habe mehrmals beim mit Studierenden rundet das umfangreiche Ein gutes Netzwerk und eine genaue Projekt- zdi-Netzwerk Schüler/innen betreut und Kin- Programm ab. planung sind für meine tägliche Arbeit sehr der sowie Jugendliche mit naturwissenschaft- In den vergangenen Herbstferien fand erst- wichtig!“ lich-technischen Projekten vertraut gemacht; Dr. Meißner hat dafür die „richtige Nase“ und die Begeisterung dieser Schüler/innen für die Fortsetzung auf Seite 4 ein feines Gespür: „Während die Unterneh- men meist längerfristig im Voraus planen, müssen bei den Schulen die Ferien und ggf. auch kurzfristige Unterrichtsausfälle be- rücksichtigt werden. Die Hochschu- len sind dagegen recht flexibel. Das erfordert jedes Mal eine ge- naue Koordination.“ Hilfreiche Unterstützung erhält sie durch die Mitarbeiter Thomas Bout- ter (Kfz-Meister) und Bartosch Pete (technische Assistenz). Ihr Arbeitsalltag ist ganz schön abwechslungsreich: Im vergangenen Jahr wurde der Technikunterricht der Arbeitet und engagiert sich im IST.Bochum: Dr. Raphaela Meißner. Jahrgangsstufe 9 des Hein- rich-von-Kleist-Gymnasium „Mit im Boot“ sitzen zahlreiche Partner aus durch den Einsatz von humanoiden Robotern Politik, Verwaltung, Hochschulen, Wirtschaft mit Andrea Brenner aus dem Projekt „Gender und natürlich Schulen. Getragen wird dieses Robotics“ von der Hochschule Bochum berei- Netzwerk von der MINT-Stiftung Ruhr/Vest, chert. Koordiniert wurde dies durch Dr. Meiß- die diverse Projekte in den Fächern Mathe- ner. Schüler/innen und Lehrer/innen waren matik, Informatik, Naturwissenschaften und von diesem Projekt begeistert! Technik fördert. Das zdi-Netzwerk IST.Bo- Ferner bietet das IST.Bochum.NRW die Mög- chum.NRW war das Pilotprojekt der mittler- lichkeit, in unterschiedliche Themenbereiche, weile 43 in NRW existierenden zdi-Netzwerke, wie z.B. moderne Stromerzeugung „Bochum die im Rahmen der Landesinitiative „Zukunft unter Strom“ oder Grundlagen der Photovol- durch Innovation“(zdi) NRW unter Federfüh- taik „Sonnenanbeter“, hineinzuschnuppern. rung des Ministeriums für Innovation, Wissen- Maßgeschneiderte Unterrichtsangebote gibt schaft, Forschung und Technologie gegründet es bei den Schülerlaboren („TECLabs“) der wurden. Das Schul-Ministerium hat für die in- Hochschule Bochum, die auch über das zdi- haltliche Beratung aller Netzwerke eigens mit Netzwerk gebucht werden können. Hier wer- dem Bochumer Techniklehrer Klaus Trimborn den Fragen „Wie erfasst ein Roboter seine - gleichzeitig auch Netzwerkmanager beim IST. Umwelt?“ oder „Wie entstehen Stadtpläne von Bochum - eine Stelle zur Verfügung gestellt. großen Städten?“ beantwortet. Lehrer/innen Zielsetzung der zdi-Netzwerke war und ist den können dann den Unterricht durch anschau- Nachwuchs in naturwissenschaftlichen und liche Experimente vertiefen. Betreut werden technischen Fächern zu fördern, Interesse zu diese Kurse von Dozent/innen aus den Fach- wecken und Begeisterung hervorzurufen. Jähr- bereichen Architektur, Bauingenieurwesen, lich werden in Bochum etwa 6000 Kinder und Geodäsie, Elektrotechnik und Informatik so- Jugendliche erreicht. Eine feine Sache also, die wie Mechatronik und Maschinenbau. seit 8 Jahren bestens funktioniert! Vor fünf Jahren kam Dr. Meißner dazu: Alle zwei Jahre findet die große KinderUni „Durch Zufall lernte ich Norbert Dohms vom unter Mitwirkung der Hochschule Bochum Vorstand der MINT-Stiftung kennen, der an im Audimax der Ruhr-Uni Bochum statt. Hier der Hochschule Bochum als Dezernent für und ebenso bei den regelmäßig stattfindenden Kommunikation, Innovation und Transfer Angeboten für einzelne Schulklassen der „klei-
04 BONEWS MÄRZ 201 0115 2015 I T E LT H E MA MIT SPASS A TTITELTHEMA AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE Dipl.-Ing. Ursula Thielemann: Architektin mit spannenden Workshops für Schüler, Schülerinnen und Studierende TEXT: Sabine Neumann E ine Frau mit interessanten Aufgaben: Dipl.-Ingenieurin Ursula Thielemann M.A. (57) aus Bochum ist nicht „nur“ Architektin, sondern sie kümmert sich schon seit einigen Jahren um den schulischen und den studentischen Nachwuchs: „Ich möchte gerne Architektur und Baukultur vermitteln“. Die Architektin hat damit eine Marktlücke LQLKUHP%HUXIV]ZHLJHQWGHFNW6HLWHLQLJHQ0RQDWHQEHõQGHWVLFKLKU$UEHLWVSODW] auch in der Hochschule Bochum. Hier ist sie in Raum C1-12 Ansprechpartnerin rund um das Angebot der „Jungen BO“ und die Kontaktstelle zwischen Schule und Hochschule. Ursula Thielemann möchte direkt die Schü- schule. lerInnen ansprechen:“ Damit diese frühzeitig Mit den TECLabs, den Schü- ihre schlummernden Fähigkeiten und Nei- lerlaboren der Hochschule gungen entdecken, und nicht später feststel- Bochum, möchte sie schon len, dass sie das falsche Studienfach gewählt frühzeitig SchülerInnen für haben. Denn in der Schule lernen die Kinder technische Berufe begeistern und Jugendlichen leider kaum etwas über Ar- und gleichzeitig den Lehre- chitektur“ sagt die gebürtige Bochumerin, „Ein rInnen die Möglichkeit ge- Gebäude besteht nicht nur aus vier Wänden ben, den Unterricht durch und einem Dach. Das „Mehr“ macht einfach verschiedene spannende Ex- die Architektur aus und ist sicherlich auch eine perimente an der Hochschu- Investition in die Zukunft. Dies möchte ich le Bochum zu vertiefen. Die sehr gerne vermitteln.“ Schülerlabore gibt es zu un- Und das macht Ursula Thielemann mit großer terschiedlichen Themen und Leidenschaft und großem Einsatz: „In mei- auch speziell für die MINT- ner 35jährigen Karriere in der Baubranche Fächer (Mathematik, Infor- habe ich gelernt, dass wir schon Kinder und matik, Naturwissenschaft und Jugendliche an dieses Thema heranführen Technik). müssen, um sie für die Baukunst und Kultur zu begeistern, denn das sind die Entscheider Ursula Thielemann könnte von Morgen. Durch Zeichenkurse oder die ge- man schon als eine „besonde- meinsame Erforschung einer Stadt wird immer re“ Architektin bezeichnen: Interesse geweckt. Wir können Modelle bauen, Sie unterstützt u.a .auch das Baustellen und Architekturbüros besuchen, zdi Netzwerk („Zukunft durch experimentell arbeiten.“ Innovation“) und hilft hier Nur aus Zeitungspapier-Rollen zusammengesetzt war die Kuppel, die Schülerinnen und Schüler bei Bochumer Inge- Ursula Thielemann studierte von 1976 bis mit, den MINT-Nachwuchs nieurforum BO.Ing am 14. Januar in der BlueBox gebaut haben. 1981 an der Gesamthochschule Wuppertal zu fördern. „ Das mache ich Architektur und Innenarchitektur. Danach sehr gerne“, sagt sie, „ich finde es stets span- sie den interessierten SchülerInnen Anlei- ausgezeichnet worden. Ein Expertenteam arbeitete sie als Innen-Architektin, in der nend Schüler/innen und Studierenden den tung zum Bau geodätischer Kuppeln: Aus ein- beurteilte ihr Finanzkonzept, Marketing, Ri- Denkmalpflege und als Online Marketing Ma- Architekturberuf näher zu bringen“. Diese fachem Zeitungspapier in Kombination mit sikoanalyse, Fachlichkeit, die persönliche nagerin. 2011 schnupperte sie noch einmal Gelegenheit hatte sie auch beim Bochumer angeordneten Dreiecksformen entstanden so Überzeugungskraft und die Tragfähigkeit ihrer Hochschulluft und absolvierte den Masterstu- Ingenieurforum (BO.Ing.), das im Januar in tragfähige Gebilde. Diese Ar- diengang „Architektur Media Management“ der Hochschule Bochum stattfand. Hier gab beit hatte auch einen direkten Bezug zu dem vorgestellten MINT-Studiengang. Zusätz- lich informierte Ursula Thi- elemann die SchülerInnen auch über die Ausbildungs- gänge und die dazu passenden Berufsfelder. Das kam sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den LehrerInnen sehr gut an! So werden Lernerfahrungen des räumlichen Vorstellungs- vermögens gemacht. Die SchülerInnen erfahren Arbeitsatmosphäre bei BO.Ing: Aus Zeitungsseiten enstanden die ihre potenziellen Fähigkeiten Teile für die wie Fulleren-Moleküle aufgebaute Kuppel. des räumlichen Denkens und ihrer kognitiven Wahrnehmung. Diese werden Idee, die die Jury auch von ihrem Vorhaben konstruktiv umgesetzt. überzeugte: In freien Workshops möchte sie Auf etwas kann sie noch besonders stolz sein: Architektur und Kunst an SchülerInnen, Ju- Mit ihrem Unternehmen „AKM“-Architektur gendliche und Erwachsene vermitteln. Sie ist Kunst & Media Management“ ist Ursula Thi- damit eine von 250 Frauen in NRW, die bereits elemann vom Ministerium für Gesundheit, mit dem Unternehmerinnenbrief ausgezeich- Beim Workshop „Planen und Bauen“ im Dezember entstanden Modelle architektonischer Visionen, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes net wurden. Herzlichen Glückwunsch an Ur- die interessante Einblicke in Miniaturwelten ermöglichten. NRW mit dem Unternehmerinnenbrief 2014 sula Thielemann. an der Hochschule Bochum, der in NRW ein- zigartig ist: „Das war mir ein Bedürfnis“ sagt sie, „denn nach meiner Arbeit im Marketing bis Mitte 2010, wollte ich einfach gerne mehr ke Bochum und Maschinenfabrik Eickhoff, Schüler werden diese programmieren und hof- Architekturvermittlung betreiben. Als Frei- Fortsetzung von Seite 3 Berufsorientierungstage für die Jahrgangs- fen auf einen Gewinn. Im Juni geht es dann beruflerin konnte ich mir durchaus vorstellen stufen 8 bis 10 verschiedener Schulformen. mit einem anderen Roboterwettbewerb auf nach Studienende Architektur und Baukultur malig an der Hochschule Bochum der Kursus Die Auszubildenden der beteiligten Firmen regionaler Ebene weiter. Die Leitung zu allen im Bildungsbereich an Kinder, Jugendliche „Bauen und Wohnen“ unter Leitung von Dipl.- arbeiten dann gemeinsam mit den Schüler/ Projekten liegt wieder in den Händen von Dr. und Erwachsene zu vermitteln.“ Ing. Ursula Thielemann M.A. statt. Angespro- innen an verschiedenen Projekten. „Auch die Raphaela Meißner. Sie macht diesen vielsei- Und das klappte für sie bestens: Norbert chen wurden Schüler/innen ab der 8. Klasse Firmen profitieren von diesem Angebot,“ sagt tigen, abwechslungsreichen, interessanten Dohms, der an der Hochschule Bochum als verschiedener Schulformen. „Die Teilnehmer/ die Projektleiterin, „denn so können sie gezielt und immer wieder spannenden Job jetzt schon Dezernent für Kommunikation, Innovation, innen waren von dem Programm begeistert,“ den technischen Nachwuchs finden und auch seit über fünf Jahren und ist dabei selber von Transfer tätig ist, unterstützte sie als Interview- so Dr. Meißner, „denn das Fach Architektur ausbilden.“ sich überrascht: „Als Physikerin habe ich mich partner bei ihrer Masterarbeit: „Architekten wird in den Schulen gar nicht vermittelt. Eine nach meiner Promotion in der Entwicklung in Grenzgängerberufen“. Er engagierte sie Wiederholung ist auf jeden Fall geplant.“ Auch in 2015 geht es für das zdi-Netzwerk und Forschung eines Unternehmens gesehen. auch für eine Elternzeit-Vertretung im Bereich Eine gute Resonanz finden auch immer wie- spannend weiter: Im Mai findet die NAO- Aber wahrscheinlich hätte mir diese Tätigkeit „Übergang Schule / Hochschule“: „Ich fun- der die „Praxistage technischer Berufe“. Hier Challenge, ein deutschlandweit ausgeschrie- nicht soviel Spaß und Freude bereitet wie giere seit vergangenem Jahr als Hochschulmar- organisiert das zdi-Netzwerk regelmäßig mit bener Wettbewerb mit humanoiden Robotern, meine Projektleitung im zdi-Netzwerk IST.Bo- keting-Expertin im Übergang Schule / Hoch- regionalen Unternehmen, wie z.B. Stadtwer- an der Hochschule Bochum statt. Jeweils fünf chum.NRW.“
INTERNATIONAL BONEWS MÄRZ 2015 05 Sarah Cupial und Eileen Trache: Eine Farm in Afrika TEXT: Sabine Neumann S arah Cupial (24) und Eileen Trache (24) sind zurichten. Das bedeutete für zwei ganz „normale“ Architekturstuden- uns, verschiedene Kulturen, tinnen an der Hochschule Bochum und doch die Gewohnheiten und den machten beide während ihres Studiums Tagesablaufes der Menschen etwas ganz Besonderes: „Wir erarbeiteten zu berücksichtigen.“ Sarah architektonische Entwürfe für die Neuerrichtung Cupial erklärt dazu: „Mit ei- nachhaltiger Farmarbeiter-Häuser in Grootfontein in ner gut bedachten Anordnung Namibia“, sagt Sarah Cupial stolz. „Hier galt es zu- der Gebäude sollte Sicherheit nächst die Rahmenbedingungen und Nutzungen zu für Mensch und Tier erzielt GHõQLHUHQÛ I½JW LKUH .ROOHJLQ XQG )UHXQGLQ (LOHHQ werden.“ Trache ergänzend hinzu, „im Vordergrund stand da- In ihrem Entwurf stand die bei die Nachhaltigkeit, denn die Gebäude sollen so- flexible Nutzung der Gebäu- wohl im Sommer, als auch im Winter über gute Ei- de im Mittelpunkt, sodass ein Hochschulteam in Afrika: Die Studentinnen Sarah Cupial (links) und Eileen Trache. genschaften verfügen und sich ganz an den örtlichen Haus sowohl von zwei Arbei- Gegebenheiten anpassen.“ tern als auch von einer Fami-Klima geeignet sind und machten dann die schieden, verbrachte noch einige Monate in lie bewohnt werden kann. Die-ersten Entwürfe. Wir standen im ständigen Di- Namibia und erzählt: „Bis zum Beginn des „Schuld“ an diesem „Aus- alog mit den Farmarbeitern. Sommersemesters arbeitete ich auf der Farm flug“ nach Namibia war „ihr“ Abschließend haben wir eine Krumhuk. Mir hat es dort sehr gut gefallen. Professor Jörg Probst von der kleine Präsentation vor der Be- Ich habe in der Hauswirtschaft mitgeholfen, Hochschule Bochum, der treibergemeinschaft gehalten, mich aber parallel auch um unser Projekt ge- während seiner Vorlesungen die bei allen Beteiligten sehr kümmert. Hier gab es noch Probleme mit den „Technische Gebäudeaus- gut ankam. Die Verständigung Baukosten.“ rüstung“ über den Bau von „vor Ort“ klappte prima. Viele Auch Eileen Trache hat nach ihrer Rückkehr Photovoltaikanlagen in Afrika konnten Deutsch; wir kamen mittlerweile mit ihrer Bachelorarbeit begonnen berichtete. Die beiden Freun- aber auch mit Englisch gut und möchte das „Namibia Projekt“ weiterhin dinnen fanden dieses Vorha- weiter. Bei Afrikaans mussten begleiten: „Ich wäre gerne bei der Umsetzung ben spannend, interessant wir aber leider passen.“ dabei. Denn die Menschen, die dort leben, und wurden nach gründlichen Während Eileen Trache noch sind mir einfach sehr ans Herz gewachsen.“ Überlegungen gemeinsam ak- bis Mitte Februar auf der Das Projekt in Afrika wird auch nach dem tiv: „Wir fragten einfach nach, Farm Krumhuk arbeitete, Besuch von den beiden Freundinnen Eileen ob wir mitarbeiten dürften.“ flog Sarah Cupial bereits im Trache und Sarah Cupial weitergehen! „Es ist Professor Probst freute sich Dezember wieder nach Hau- geplant in einer bereits gefundenen Koope- über das Interesse seiner zwei se, denn sie wollte mit ihrer ration mit der Polytechnischen Hochschule Studentinnen: „Ich unterstüt- Bachelorarbeit beginnen. Ihr in Windhoek (Fachbereich Architektur) die ze gerne jede Art von eigener Wellblechhütten auf der Farm Eichenbach bei Grootfontein: Diese Hütten sollen Wunsch: „Es wäre mir ein Gebäude auf der Krumhuk Farm mit Studie- Initiative. Die Projektverant- durch neue Häuser ersetzt werden. großes Anliegen beim Bau der renden aus Afrika und Europa gemeinsam zu wortliche, Verena Bommes, Gebäude in Namibia vor Ort errichten. Wir wollen so ein interdisziplinäres bat mich um Unterstützung beim Aufbau der se Arbeiten mussten in verschiedene Phasen zu sein, um das eigene Projekt auch wachsen Projekt zum Thema „Nachhaltiges Bauen“ mit Berufsschule auf dieser Farm. So kam es zur aufgegliedert werden; die einzelnen Gebäude zu sehen.“ den Studierenden durchführen“, schildert Pro- Zusammenarbeit, die jetzt schon in das vierte sind auch erweiterungsfähig. Eileen Trache konnte sich noch nicht von fessor Probst dieses Vorhaben. Viel Erfolg auf Jahr geht. Entstanden sind Photovoltaikanla- „Vorbild war und sind die Lebensumstände den warmen Temperaturen in Afrika verab- dieser Farm in Afrika! gen zur Eigenbedarfsdeckung, eine Lehranlage aller Bewohner der Farm Krumhuk“, sagt Ei- auf der Berufsschule und nicht zuletzt das Pro- leen Trache, „dieses Gelände umfasst 8000ha jekt „Nachhaltige Farmarbeiterhäuser.“ Hochlandsavanne und liegt inmitten der Kho- In Bochum wurden Eileen Trache und Sarah masregion. Auf dieser biologisch-dynamisch Unterwegs in Namibia: Verena Bommes (vorne), in der Mitte Professor Probst und Eileen Trache und hinten Sarah Cupial. Cupial auf ihr Projekt vorbereitet („Professor bewirtschafteten Farm leben ca. 80 Menschen Probst gab uns ganz viele nützliche Informati- in einer multikulturellen Gemeinschaft. Nach onen mit auf den Weg“) und im Oktober 2014 Fertigstellung der Eichenbachfarm soll hier ging es für sie dann auch gemeinsam los: „Wir ein reger Produktaustausch stattfinden.“ haben auf der Farm Krumhuk, 30 km südlich Gemeinsam wollte man in Eigenleistung mit von Windhoek in Namibia und auch auf der Farmarbeitern, Schülern, Studierenden und „Eichenbach Farm“, etwa 200 km davon ent- Experten ein energieautarkes Gebäude entwi- fernt, gewohnt“, sagt Sarah Cupial „die Unter- ckeln, welches den klimatischen Bedingungen bringung war einfach, aber sauber.“ angepasst ist, Temperaturschwankungen auf- Ihr Projekt war ihnen klar: An unterschied- nimmt, sich selbst bestmöglich auch beheizt lichen Orten sollen auf der „Eichenbach Farm“ und kühlt. Die entsprechenden Materialien langfristig nachhaltige Mitarbeiterhäuser, sollten günstig, leicht zu verarbeiten und ro- Studentenunterkünfte und Gästezimmer ge- bust sein. baut werden, die dann als Vorlage für weitere Die Bochumer Studentinnen sprachen viel mit Wohnhäuser in dieser Region mit ähnlichen den Farmarbeitern, um so ihre Erfahrungen Bedingungen dienen. Dazu gehörte auch die und auch ihre Wünsche mit in die Überle- Umstrukturierung bzw. Erweiterung eines al- gungen einzubringen. Die Hilfsbereitschaft ten Farmhauses. der Menschen war dabei sehr groß. „Unsere Aufgabe bestand darin“, erinnert sich „Die Farmhäuser haben wir zuerst vermes- Eileen Trache, „den Entwurf dieser Gebäude sen“, erklärt Eileen Trache, „somit hatten nach den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit wir eine gute Grundlage geschaffen. Wir in- und insbesondere auch nach den Nutzern aus- formierten uns über Baustoffe, die für dieses
06 BONEWS MÄRZ 2015 INTERNATIONAL Ana Martinez: Eine Frauenquote gibt`s in Spanien nicht TEXT: Eva-Kristina Rüther-Bretschneider | Campus Velbert/Heiligenhaus I ch bin froh, dass mein Mann und ich in einer Der Mutterschutz nach der überschaubaren und kleinen Stadt leben“, sagt Geburt dauert vier Monate. Ana Martinez. „Gerade für unsere Kinder (5 und „Nur wenige Frauen haben 2 Jahre) ist das gut.“ Wer jetzt gleich das klei- die Möglichkeit, länger bei ne Heiligenhaus vor Augen hat, denkt falsch: Ana dem Kind zu bleiben; fast alle Martinez lebt in Düsseldorf und arbeitet am Campus sind fünf Monate nach der Ge- Velbert/Heiligenhaus als wissenschaftliche Mitar- burt wieder im Beruf. Ein Jahr beiterin. Elternzeit in Deutschland war für mich anfangs ungewohnt Zugegeben, im Gegensatz zu Barcelona, wo lange, aber am Ende sehr schön!“ sie aufgewachsen ist und Nachrichtentechnik Entsprechend werden in Spanien aber auch die studiert hat, ist Düsseldorf dann doch wieder Öffnungszeiten in der Kindertagestätte bis 17 „überschaubar“. Ana Martinez hat sich schnell Uhr angeboten, ab drei Jahren werden die Kin- eingelebt. der in einer Art Vorschule im Schulgebäude Yuan Ziman am Tripod-Roboter im Labor für Informatik. Wie in den meisten Fällen kam auch Ana Marti- betreut. Mittags können die Jungen und Mäd- nez der Liebe wegen nach Deutschland: „Mein Mann und ich haben uns im Rahmen des Eras- Von China an die Hochschule Bochum mus-Programms in Toulouse kennen gelernt. Im Anschluss fand mein Mann eine Anstel- CDHAW-Studentin hat 1.200 Stunden Deutsch gelernt A lung im Automotive-Bereich in Barcelona, was mir ermöglichte, mein Studium in Barcelona ls Studentin der Chinesisch-Deutschen Hochschule für Angewandte zu beenden und erste Berufserfahrung zu Wissenschaften CDHAW (Tongji-Universität, Shanghai) ist Yuan Ziman sammeln. Im Rahmen einer neuen beruf- für ein Jahr an der Hochschule Bochum. Nach drei Studienjahren Me- lichen Herausforderung meines Mannes als chatronik in Shanghai, in denen sie Fach-Lehrveranstaltungen in Chi- Maschinenbauingenieur sind wir in Düssel- nesisch und in Deutsch besucht hat, 1.200 Stunden Deutschunterricht dorf „aufgeschlagen“. Wir hatten eigentlich hatte, den Test „Deutsch als Fremdsprache TestDaF“ erfolgreich bestanden hat, geplant, nur zwei bis drei Jahre hier zu blei- kam sie mit zwei männlichen Kommilitonen im September 2014 am Hauptbahn- ben.“ Nun leben sie seit 2007 hier, und nach hof Bochum an. einer Tätigkeit im Frauenhofer-Institut in Duisburg ist Ana Martinez bei Prof. Froch- Yuan Ziman wurde 1992 in der Stadt Jing- Kommilitonen Norwegen und Schweden be- te im Bereich Mathematik und Simulation zhou, Hubei Provinz, geboren. Sie ist das ein- sucht. sehr gerne beschäftigt. „Meine Tätigkeit ist zige Kind der Familie. Ihre Eltern sind Lehrer. Nach dem Bochumer Studiensemester im WS in keiner Weise langweilig, im Rahmen von Nach Kindergarten, Primarschule, Mittelschu- 2014/15 will sie im SS 2015 ihre Praxisphase Experimenten und meiner Zusammen- le und weiteren 3 Jahren Oberschule legte sie und Bachelor-Arbeit bei dem Unternehmen arbeit mit den Studenten kann ich das chinesische Zentralabitur Gao Kao mit ei- Delphi Deutschland GmbH, einem Automo- mich stets weiterentwickeln. Ich ner hohen Punktzahl ab. Durch das sehr gute bilzulieferer in Wuppertal, absolvieren. Sie muss immer eine Weise finden, Abitur konnte sie direkt an der Tongji-Universi- plant, anschließend in einem Masterstudium wie man die Dinge einfach be- tät, die hoch im Ranking steht und mindestens Automatisierungstechnik oder Elektronik zu greifbar machen kann. Das ist 650 Punkte verlangt, studieren. Ihre Wahl fiel studieren. Weiterhin kann sie sich vorstellen, die eigentliche Herausforde- auf das Fach Mechatronik, da sie die Automati- für 3-4 Jahre als Ingenieurin in Deutschland zu rung.“ sierung sehr interessiert, und auf die CDHAW, arbeiten. Nicht nur an die fehlende Sonne musste sich chen abgeholt und wieder gebracht werden. da damit auch ein Auslandsaufenthalt verbun- Die Chinesisch-Deutsche Hochschule für An- die Spanierin gewöhnen: „In Spanien ist es Ähnlich wie in Deutschland ist das Gehalt der den ist. Ihr Vater hat sie unterstützt, ein Inge- gewandte Wissenschaften CDHAW an der üblich, zur Mittagspause gemeinsam mit den Frauen in Spanien normalerweise etwas nied- nieurstudium in Deutschland zu machen, da Tongji-Universität Shanghai wurde 2004 ge- Kollegen in ein Restaurant zu gehen. Mini- riger als bei den Männern, und auch Home das „German Engineering“ weltweit als sehr gründet. Das von der deutschen und der chi- mum eine Stunde. Dabei verliert man Zeit, Office kommt seltener vor. Kindergeld gibt es gut bekannt ist. nesischen Regierung unterstützte Projekt soll doch die Mitarbeiter haben schneller Kontakt nicht. Der Weg der Frau in die Chefetage ist das Ingenieurstudium nach dem deutschen zueinander, es finden sich eher Gruppen, mit eher schwierig, und eine Frauenquote gibt es Nach den ersten drei Monaten in Bochum stell- Fachhochschulmodell nach China bringen. denen man auch privat etwas unternimmt.“ auch nicht. te sie erste Unterschiede zwischen Bochum Auf deutscher Seite sind 25 Hochschulen am Gleichzeitig ist der Arbeitstag entsprechend und Shanghai fest. Z.B. dass es hier viel weni- Projekt beteiligt. länger; er endet meistens noch kurz in einer Einen Unterschied hat Ana Martinez auch ger Menschen gibt. Sie findet die Menschen In China sind ca. 8.000 deutsche Unterneh- Tapas-Bar, bevor es dann zum Feierabend nach noch festgestellt: „Die Büros sind hier so schön sehr nett, die Lebensgeschwindigkeit sei nicht men tätig, diese brauchen Qualifikationen Hause geht. dekoriert, mit Fotos und Pflanzen – fast wie zu so hoch und der Stress ist nicht ganz so groß wie aus beiden Ländern ebenso wie die ca. 2.500 Kantinenessen gibt es also selten; das bieten Hause“, lächelt sie. „Das gibt es in Spanien sel- in Shanghai. An der Hochschule habe sie mehr chinesischen Unternehmen, die es inzwischen eher die großen Unternehmen an. ten.“ Bis jetzt hängt aber noch keine spanische Kontakt zu den Professoren, die Studenten in Deutschland gibt. Auch Bochumer Studie- Durch die Sonne und das schöne Wetter spielt Flagge in ihrem Büro im Campus Velbert/Hei- seien sehr aktiv und selbstbewusster. Mit den rende können ein Studienjahr in Shanghai sich das Leben mehr draußen ab und die Leute ligenhaus. „Ich bin wirklich sehr zufrieden“, Tandem-Partnern habe sie schon gemeinsame absolvieren und erhalten dann einen Doppel- sind entsprechend anders gekleidet. betont sie. „Nur eines sollten wir ruhig mal ein- Aktivitäten wie Besuche der Weihnachtsmär- Bachelor von beiden Hochschulen. Ansprech- Ganz anders als in Deutschland ist aber in führen: Mittags oder abends gemeinsam Tapas kte in Bochum und Dortmund unternommen. partner für die Hochschule Bochum sind die Spanien die Betreuung der Kinder geregelt: essen gehen!“ Während der Weihnachtsferien habe sie mit Professoren Dudziak, Klingspor und Köhn. Mission: Erfahrungen sammeln und weitergeben! )DFKEHUHLFK:LUWVFKDIWGHU+RFKVFKXOH%RFKXPYHUJDEZLHGHU=HUWLôNDWHDQHQJDJLHUWH0HQWRULQQHQXQG0HQWRUHQ TEXT: Rüdiger Kurtz I Bereits in der Orientierungswoche werden die Die Mentorinnen und Mentoren erhalten im Für Kristine Pris brachten die Mentorenausbil- ch wollte mich neben dem Stu- Studienanfänger am Fachbereich Wirtschaft Gegenzug für ihren Einsatz eine qualifizierte dung sowie die Ausbildung im Coaching darü- dium für andere engagieren“, er- in Kleingruppen eingeteilt, die jeweils von Stu- Ausbildung im Coaching. „Die Zusatzqualifi- ber hinaus auch ganz neue Erfahrungen. „Ne- zählt Kristine Pris: „Im Endeffekt dierenden höherer Semester betreut werden. kation wird spätestens in der Bewerbungsphase ben all dem Fachwissen, das man sich in einem habe ich von meinem Einsatz dann „Durch das Mentorenprogramm werden die nach dem Studienabschluss ein großer Vorteil Wirtschaftsstudium aneignet“, so die 24jährige VHOEHU VHKU SURõWLHUWÛ 6HOEVW- Erstsemester schneller und besser integriert für sie sein“, so Wirtschaftsdekanin Eva Waller Studentin, „war es für mich spannend und auf- bewusster sei sie geworden und sie und können sich so von Anfang an auf ihr Stu- bei der feierlichen Überreichung der Zertifi- schlussreich, über eigene Empfindungen in un- KDEH JHOHUQW .RQöLNWVLWXDWLRQHQ HU- dium konzentrieren“, erläutert Wirtschaftspro- kate an die 19 Studierenden, die die Mehrfach- terschiedlichen Gruppensituation sowie über folgreich zu bestehen, so die Bochu- fessorin Martina Meyer-Schwickerath das zen- belastung aus Mentoren- und Coachingaus- die Wahrnehmung der eigenen Rolle innerhalb mer Wirtschaftsstudentin. Projekt- trale Ziel. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass bildung, Studium sowie die Betreuung der der Gruppe zu sprechen.“ Anfangs sei das un- leiterin Martina Meyer-Schwickerath sich viele von denen, die selbst von der Unter- Studienanfänger drei Semester lang erfolg- gewohnt gewesen und ihr, wie vielen anderen freut sich über das positive Feedback. stützung profitiert haben, später auch als Men- reich unter einen Hut gebracht hatten. „Sie ha- Teilnehmern auch, schwer gefallen. Aber mit Das bereits 2007 von ihr initiierte Kon- torinnen und Mentoren bewerben, um ihre ben gelernt, Gruppen zu leiten, Konfliktsitua- der Zahl der Workshops sei dann das Vertrau- zept, bei der Unterstützung der Erst- positiven Erfahrungen weiterzugeben. „Nach- tionen zu meistern und haben sich für andere en in der Gruppe schnell gewachsen. „Ich habe semester auf den eigenen Nachwuchs wuchssorgen haben wir trotz des hohen Zeit- und für ein gemeinsames Ziel engagiert“, sagte hier etwas für mein Leben gelernt“, lächelt Kri- zu setzen, hat sich an der Hochschule aufwandes und der enormen Belastung nicht“, Professorin Eva Waller: „Das sind Qualitäten, stine Pris: „Und ich bin dabei ein Stück weit Bochum erfolgreich entwickelt. berichtet Projektkoordinatorin Silke Kujawski. die Arbeitgeber zu schätzen wissen.“ gewachsen.“
INTERNATIONAL BONEWS MÄRZ 2015 07 Das Tempus Projekt JIM2L – vor Augen: einen gemeinsamen Masterstudi- engang für Mechatronik mit Doppelabschluss, über Landes-, Religions- und Gender-Grenzen hinweg in Europa und im Nahen Osten, für Christen und Moslems und alle anderen Religions- formen zugleich, gleichberechtigt für Frauen ERFAHRUNGSBERICHT: Katrin Heymann und Männern. D Dabei habe ich es als große Bereicherung emp- ie Welt wächst zusammen (Stichwort: Globalisierung) und doch bestand darin, die Projektpartner im Hinblick funden, an solch einem internationalen Pro- scheint sich die Schere zwischen Arm und Reich (Stichwort: Vermö- auf die sogenannten ”work packages“ (klar de- jekt gestalterisch teilzunehmen, die verschie- gensverteilung) zu weiten, geht das Verständnis zwischen den Religi- finierte Teilaufgaben für jeden einzelnen Part- denen Kulturen kennenzulernen und Wege zu onen (Stichwort: Radikalisierung) verloren und eine grenzüberschrei- ner) zu unterstützen. Es galt, die Aufgaben zu finden, die Vielfältigkeit als Chance zu verste- tende Verständigung auf demokratische Grundprinzipien (Stichwörter: definieren, die inhaltliche und zeitliche Umset- hen. Ein Bildungsprojekt über viele Grenzen Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern) ist bisher zung zu garantieren und gleichzeitig sicherzu- hinweg. Ein Projekt, das sehr unterschiedliche auch nicht gelungen. stellen, dass die Kostenbudgets im Einzelnen Kulturen verbindet. Und gleichzeitig ein Pro- jekt, dass auch von der dy- Bildung – Lehre und Forschung – ist ein ganz den durch namischen Entwicklung der wichtiger Baustein, diese Differenzen zu die EU mitfi- Weltereignisse beeinflusst überbrücken. Ein Beispiel dafür ist das Tem- nanziert. wurde: zwischen der Planung pus Projekt JIM2L. Das Ziel: Die Hochschu- An der Schu- des Projektes in 2010 und der le in Bochum, zusammen mit europäischen lung nahmen tatsächlichen Umsetzung kam Partner-Hochschulen in Gleiwitz, Polen und nicht nur die der politische Wandel in Ägyp- London, England, entwickeln gemeinsam mit Leiter der ten. Dieser Wandel ist nicht Universitäten aus dem Nahen Osten einen Projektpart- abgeschlossen, aber Projekte Masterstudiengang in Mechatronik an Hoch- ner teil, son- wie unter Tempus helfen hof- schulen in Ägypten und Jordanien. Der Studi- dern insbe- fentlich, sich auf gemeinsame engang ist kompatibel mit dem europäischen sondere viele Ziele zu verständigen und ECTS-System Europas und dem CP-System junge Leute, Wege zu finden, den Wandel des Nahen Ostens. Damit haben die Absol- Juniorpro- konstruktiv und offen zu ge- venten die Möglichkeit einen Doppelabschluss fessoren, A s - stalten und dabei Landesgren- zu erlangen, den ihrer Heimatuniversität und sistenz- pro- zen, kulturelle und religiöse als zweiten, zum Beispiel, den der Hochschule fessoren und Vielfältigkeit, und die Vorur- Bochum. Diese Möglichkeit zum Doppelab- Doktoran- teile gegenüber Minderheiten schluss ist in beide Richtungen offen und kann den, die spä- und das ‚andere’ Geschlecht auch von Bochumer Studierenden genutzt wer- ter die Ma- zu überwinden. den. Gefördert wird das Ganze mit ca. 1 Mil- sterstu- Solch ein Projekt ist auch für lion Euro aus EU Mitteln. Begleitend gibt es denten an unsere Hochschule von großer eine enge Zusammenarbeit mit der Deutschen ihren Univer- Bedeutung. Es hilft der Hoch- Gesellschaft für Mechatronik und E.ON. sitäten unter- schule, Drittmittel einzuwer- Dieses EU Projekt wurde von Professor Rolf richten und ben und das Kontaktnetz im Biesenbach, Dekan des Fachbereichs Elektro- begleiten In- und Ausland auszubauen. technik und Informatik, in 2010 initiiert. Der würden. Gleichzeitig bietet es einma- Start erfolgte in 2011 und lief insgesamt über Es war ein lige Chancen für Studierende, 3 Jahre. buntes Völk- Mitarbeiter, Lehrkräfte und Es galt, an 3 Universitäten in Ägypten, in Kai- chen, das Diese Teilnehmerinnen hatten ihren Spass beim Programmieren: Beim JIM2L-Treffen in Juni 2014 bot Professoren unvergessliche ro, der Thenth of Ramadan City und in Zaga- zusammen- die Hochschule einen kleinen Roboter-Workshop. und wertvolle Erfahrungen im zig sowie zwei Universitäten in Amman und kam. Ganz internationalen Kontext zu Mushaqar, Jordanien den Masterstudiengang besonders sind die jungen Assistenzprofesso- und insgesamt eingehalten werden und auch sammeln. Der Erfolg dieses Projektes wurde zu etablieren. Der Bachelor für Mechatronik rinnen aus Jordanien hervorzuheben. Im Fach den strengen Revisionsanforderungen der EU bestimmt durch das persönliche Engagement, wurde schon im Rahmen eines Vorgängerpro- Mechatronik in Deutschland ein eher seltenes entsprechen. Last but not least ging es darum, die Begeisterungsfähigkeit, aber auch die To- jektes eingeführt. Bild, waren hier junge Frauen, die engagiert, die Laborausstattung für die 5 Partneruniversi- leranz und Offenheit aller Teilnehmer. Der er- Ich stieß zu dem Projektteam um Prof. Biesen- interessiert und ehrgeizig ein technisches Fach täten zentral einzukaufen, regelkonform in die folgreiche Abschluss des Projektes ist an sich bach im September 2013, also knapp zwei Jah- studiert hatten, und nun ihren weiteren Berufs- Partnerländer zu verschiffen, zu verzollen, dort schon ein toller Erfolg, aber der persönliche re nach Projektbeginn und lernte alle Projekt- weg verfolgten. Das war für viele eine positive zu installieren und erfolgreich in Betrieb zu Gewinn wird getragen durch die vielen Verstän- partner bei einem Treffen an der Schlesischen Überraschung und stellte gleichzeitig andere nehmen. Dabei waren die unterschiedlichen digungen, das Kennenlernen untereinander, Technischen Universität in Gleiwitz, Polen, vor eine große kulturelle Herausforderung, Vorstellungen von Zeit, Umgangsformen und die Öffnung gegenüber anderen Denkweisen kennen. Dort hatte sich eine bunte Truppe denn für sie und ihr Umfeld war es sehr unge- Vorgehensweisen, hinweg über alle kulturellen und die Wertschätzung verschiedener Vorge- aus verschiedenere Ländern, Kulturen, Religi- wohnt, dass die Gleichberechtigung schon so Grenzen und sprachlichen Barrieren, der span- hensweisen. onen, Geschlecht und Altersstrukturen für eine weit fortgeschritten ist. nendste und gleichzeitig herausforderndste Wir brauchen viele Tempus Projekte unter- Projekt-Tagung und -Schulung versammelt, die Diese Art von grenzüberschreitenden, inter- Teil der Projektarbeit. Klischees wurden be- schiedlicher Couleur, an vielen Fachbereichen. das Erlernen mit Geräten für die entstehenden kulturellen Treffen wiederholten sich für uns dient und widerlegt. Gräben entstanden und Die Hochschule Bochum sollte sich auch wei- Labore vorsahen. Diese Laboreinrichtungen alle in London, in Bochum und als Krönung wurden mit gemeinsamer Kraft wieder über- terhin mit ganzer Kraft grenzüberschreitend waren Teil des Masterprogrammes und wur- zum Abschluss: in Ägypten. Meine Aufgabe wunden. Denn wir alle hatten das gleiche Ziel engagieren. Ich wäre sofort wieder mit dabei! Auf Wohnungssuche? Kundencenter Castrop Die LEG – Dein Vermieter in Bochum, Castrop-Rauxel, Witten, Herne und Datteln Bahnhofstraße 12 44575 Castrop-Rauxel kc-castrop@leg-nrw.de Bei uns findet Ihr Euer neues Zuhause! Tel. 0 23 05/3 56 57-0 Bei uns findest Du als Student gemütliche Wohnungen, die Möglichkeiten für eine WG oder einfach ein schickes Zuhause in vielen Größen. Mit modernen Grundrissen, zentral und citynah, ruhig und naturnah, sofort bezugs- fertig oder zum handwerkeln zu einem attraktiven Preis. Wir beraten Dich gerne ganz persönlich und individuell. Ruf uns einfach an oder schreibe uns eine E-Mail! www.leg-nrw.de
08 BONEWS MÄRZ 2015 INTERNATIONAL Reise-Mut Exkursion des Fachbereichs Architektur führte im Wintersemester nach Argentinien TEXT UND FOTOS: Harald Gatermann I P)DFKEHUHLFK$UFKLWHNWXUJHK·UHQ([NXUVLRQHQ]XP3öLFKW- se konnte man Gebiete abseits programm. Und das aus gutem Grund: nur in 1:1 Situationen der gewöhnlichen Touristen- kann man die Wirkung von Architekturobjekten im realen Um- pfade entdecken und bekam feld studieren, beurteilen und diskutieren. Das unterscheidet zudem stets fachlichen Back- Exkursionen von reinen Urlaubsreisen: Exkursionen werden ground zu Gebäuden und seminaristisch und architekturtheoretisch vorbereitet, Exkur- Plätzen und Hinweise für loh- sionen sind immer mit Vor-Ort-Führungen kompetenter Persön- nenswerte abendliche Ziele – lichkeiten verbunden. Dabei spielt Entfernung keine Rolle. Wohl vor allem natürlich zu Tango- aber, was das Organisatorische angeht: Bei Fernreisen ist die Bars und Steak-Restaurants Organisation ent- (Parillas). scheidend. Der Vor-Ort-Service wurde ge- Diesmal hat der Fach- krönt durch die Vermittlung bereich die Verant- eines besonderen Ortes im wortlichkeiten dafür Szene-Viertel San Telmo: der fast komplett auf „Antigua Casa“. Unweit des die Studierenden Plaza Dorrego hat die Schwei- verlagert: nicht nur zerin Brigit Fischer eines der die Flüge, auch die typischen Chorizo-Hof-Häu- Unterkünfte und ser liebevoll restauriert und ggf. die Mietwa- eingerichtet. Sie bietet aus- gen wurden von erwählten Gästen (vor allem Studierenden individuell organisiert. Dies fordert und för- Tango-Touristen) die Zimmer dert die Kompetenz auf Seiten der Anwendung effektiver Re- ihres Hauses als Pension an. cherchemethoden, aber auch den Mut, sich im Ausland et- Auf diese Weise konnten die was zuzutrauen – eine Mischung aus Mut und Verwegenheit. Betreuer aus dem Fachbe- Im Erfolgsfall (und es gab bisher nur Erfolgsfälle) stärkt reich hier übernachten. Die- dies natürlich ungemein das Selbstvertrauen in das eige- ses Haus stellte zudem die ne Planen – eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen. zentrale Anlaufstelle für die Wir haben dies erfolgreich im Sommer 2013 in Bilbao getestet. Nun Studierenden dar, die sich liegt Bilbao immer noch im Kulturbereich Europas – wenngleich wir in der Umgebung in Hotels, vor Ort feststellen mussten, dass man mit Englisch weniger an- Hostels oder Apartments ein- fangen konnte als in anderen Touristendestinationen. 2014 wurde gemietet hatten. Die Nationalbibliothek des argentinischen Star-Architekten Clorindo Testa. das Experiment gewagt, eine Exkursion nach diesem Prinzip mit Diesen Ort nutzte auch der dem Ziel Argentinien + Uruguay anzubieten. Im Juni (also „nur“ ein Architekt Jens Wolter, um uns die Geschich- Faculda de Arquitectura berichtet wurde, doch ganze 10 Jahre halbes Jahr vorher) wurden Flüge gebucht, im Juli dann erst die te und Gebäudetypologie von Buenos Aires – einschließlich einer verpflichtenden einjährigen, von den Stu- Unterkunft. Das Erstaunliche: 26 Studierende ließen sich auf die- in einem einleitenden Vortrag darzustellen. dierenden organisierten Weltreise. Aus der Sicht der Abgeschie- ses Experiment ein – davon „nur“ 4 männliche Studierende. Später hatten wir Gelegenheit, ihn zu seinem denheit der uruguayischen Hauptstadt sicher verständlicher als Zweitjob an die Universität Palermo zu be- für verwöhnte Europäer, die so viele Inkunabeln der Architek- Die Randbedingungen waren gleiten. Diese private Hochschule (mitten im turgeschichte vor der Haustür haben. allerdings sehr komfortabel: jüdischen Stadtviertel Once) wir hatten eine deutsch-spre- bietet mehrere Architektur- chende Reiseleitung vor Ort! studiengänge parallel an: ei- Die Schweizer Ethnologin nen Tages- und einen Abend- und Geografin Negula Rigg kurs. hat sich in Buenos Aires nie- Die weitere Organisation hat- dergelassen und betreibt mit ten wir selbst in die Hand ge- dem Deutschen Jens Wolter nommen: per Linienbus ging (Architekt aus Hannover) eine es ins die 50 km entfernte Ver- Firma namens „Raumfabrik“ waltungshauptstadt La Plata (für Neu- und Umbauten – eine am Raster entwickelte sowie Vermarktung von Im- Planstadt par excellence. An mobilien) und parallel eine der Bushaltestelle sah man „Traumfabrik“ – in der Rei- Argeninier, von denen fast die sende in Argentinien betreut Hälfte italienische Vorfahren werden. haben, in disziplinierter eng- lischer Art aufgereiht warten Regula Nigg und Jens Wolter („queuing up“). Auch so kann haben uns fachkundig durch Argentinien sein. Buenos Aires geführt – zu- „Posen“ vor der Villa Curutchet in La Plata. In Architektenkreisen am Das Hafengebiet Puerto Madero mit der Calatrava-Fußgängerbrücke. nächst per Bus, danach mit interessantesten in La Plata Leih-Fahrrädern und schließlich 12 km zu Fuß. Einen besseren Einstieg in die ist das von Le Corbusier entworfene Arzthaus doch fremde argentinische Kultur kann man sich nicht vorstellen. Auf diese Wei- Curuchet. Wir hatten eine Führung arrangiert, mussten aber zunächst war- ten, bis der Foto-Shooting- Termin mit einem asiatischen Model abgeschlossen war. Ge- legenheit für unsere Models, auch zu posen . . . Den Höhepunkt der Exkur- sion stellte zweifellos die Überquerung des Rio de la Plata mit dem Jet-Stream- Katamaran Buquebus dar. In vier Stunden war Montevideo erreicht. Auch hier zeigte sich die Varianz der Unterkünfte. Das Gros war im Hotel Ca- lifornia untergekommen, ei- nige aber auch in der Barrio Historico oder gar mondän in Strandnähe. Montevideo lockt Architekten mit den weltbekannten Ziegel-Bauten des Ingenieurs Eladio Dieste, aber auch mit einer durchaus qualitätvollen Architektur im gesamten Stadtgebiet. Das Mit einem „ganzen Kerl“ in der Architektur-Fakultät der Universität wundert nicht, beträgt die Re- von Montevideo. Die Einzelteile der Skulptur sind mit einem Laser Fahrrad-Tour in Buenos Aires. gelstudienzeit, wie uns in der ausgeschnitten worden.
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