MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

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MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
BONEWS NR. 15 MÄRZ 2015 WWW.HOCHSCHULE-BOCHUM.DE

                            MIT SPASS
                           AN TECHNIK:
                          VON DER SCHULE
                         ZUR HOCHSCHULE
MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
02               BONEWS MÄRZ 2015            TITELTHEMA MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE

                                                                           Mit Spass an Technik: Von der Schule zur Hochschule
                                                                           Wie die Hochschule Bochum Schülerinnen und Schüler zu MINT-Berufen und zum Studieren motiviert

                                                                             D
                                                                                       ie Hochschule Bochum möchte nicht irgendwelche Studierende, sie möchte Überzeugungstäter:
                                                                                       Schülerinnen und Schüler, die eine möglichst klare Vorstellung von dem Fach haben, das sie stu-
                                                                                       dieren möchten und Ideen, wie ihr Berufsleben später einmal aussehen könnte. Noch vor weni-
                                                                                       gen Jahren interessierten sich die weiterführenden Schulen nur wenig für die Orientierungsbedar-
                                                                                       fe ihrer Schützlinge und auch Schülerinnen und Schüler selbst schoben diese zentral wichtigen
                                                                             Entscheidungen oft bis zum Abitur vor sich her – mit der Folge, dass der Weg zu den Universitäten und Fach-
                                                                             hochschulen für viele leicht in die falsche (Fach-)Richtung und damit in eine Karrieren-Sackgasse führte.
                                                                             +RFKVFKXOHQ6FKXOHQXQGDXFKGLH3ROLWLNKDEHQGLHVH'Hõ]LWHO¥QJVWLGHQWLõ]LHUWXQG]XGHPHLQZHLWHUHVHUNDQQW
                                                                             )½U1DWXUZLVVHQVFKDIWHQ7HFKQLNXQG0DWKHPDWLN 0,17)¥FKHU EUDXFKWHVPHKUEHUXöLFKHQ1DFKZXFKVXQGGD-
                                                 PORTRAIT: Volker Wiciok

                                                                             mit Interessenten, insbesondere auch Mädchen und Frauen. In Anbetracht ihres Fächerspektrums mit vier grund-
                                                                             ständigen Ingenieurfachbereichen und ihrer Architekturfakultät ist es darum der Hochschule Bochum in den letzten
                                                                             Jahren ein immer wichtigeres Anliegen geworden, Schülern und – vor allem Schülerinnen – Spass an Naturwissen-
                                                                             schaften und Technik zu vermitteln.

Liebe Leserin, lieber Leser der BONEWS,                                    Wer auf den Internetseiten der Hochschule unter „JungeBO“
                                                                           nachschaut, wird schnell fündig:
seit über 100 Jahren wird am 8. März ein „Frau-                            Natürlich präsentiert sich die Hochschule Bochum mit ihren
entag“ gefeiert. Seine Ursprünge hat er in der in-                         Informations- und Beratungsangeboten auf Studien- und Be-
ternationalen sozialistischen Frauenbewegung.                              rufsinfobörsen. Zahlreiche Messen wie „Einstieg Abi“, „voca-
Bis 1918 stand die Forderung nach dem freien,                              tium“ oder „Berufe live“ sind fester Bestandteil ihres Veranstal-
geheimen und gleichen Frauenwahlrecht im                                   tungskalenders. Für die schnelle Orientierung hält sie kleine
Vordergrund. In der DDR hatte der 8. März ei-                              Erklärfilme bereit, die etwa die Unterschiede zwischen Univer-
nen festen Platz im Kanon der Feiertage. Bei                               sität und Fachhochschule beschreiben, das Studiensystem mit
uns wurde seit den 60er Jahren versucht, den                               seinen Bachelor- und Masterstudiengängen skizzieren oder
Frauentag von seiner sozialistischen bzw. kom-                             verdeutlichen, wie ein Numeruis Clausus zustande kommt. Sol-
munistischen Vorgeschichte zu „befreien“...                                che und andere Informationen stehen auch bei Elternabenden,
Seit 1975 jedenfalls hat die Generalversamm-                               im Focus, die die Hochschule im UniverCity-Verbund oder auf
lung der UN den 8. März als Internationalen                                Wunsch auch für Elterngruppen anbietet.
Frauentag anerkannt. Weltweit wird er seither                              Und natürlich bietet sie eine Vielzahl weiterer Beratungsange-
von Regierungen, NGOs, Gewerkschaften und                                  bote, angefangen bei Schulbesuchen über Tage der offenen Tür
Frauengruppen begangen. Gleiche Bildungs-                                  (in Bochum: „Ziel Studium“) bis hin zur „SchnupperBO“ mit
chancen, Gewalt gegen Frauen, die Rolle von                                Laborbesichtigungen, Schnuppervorlesungen, Hochschulrund-
Frauen in politischen Entscheidungsprozes-                                 gang und Gesprächen mit der Studienberatung.                        Technik-Herausforderung am Girl‘s Day: Tüfteln bis der Roboter fährt wie er soll.
sen, gleiches Geld für gleichwertige Arbeit, Ver-                          Wichtig sind dabei vor allem all die Angebote, die Schülerinnen
einbarkeit von Beruf und Familie für Frauen                                und Schüler mit der Hochschule direkt oder indirekt in Kon-   Die nächste Begegnung könnte dann der jährliche Girl’s Day sein. Schülerinnen
und Männer – das alles sind Themen, die uns                                takt bringen und die zugleich Freude an MINT-Themen ver-      ab der 7. Klasse nutzen seit vielen Jahren die Mitmachangebote wie das Lö-
an der Hochschule ganz unmittelbar berühren.                               mitteln: Das fängt mit der Bochumer KinderUni für 3. und 4.   ten Blinkender Herzen, das Programmieren von Mindstorm-Robotern oder die
Tun wir genügend, um studieninteressierten                                                                                                               Schatzsuche mit GPS beim Geocaching.
Mädchen den Einstieg ins Studium zu erleich-                                                                                                             Ab der 7. Klasse bietet die Hochschule auch „TECLabs“ an,
tern und sie auch während ihres Studiums zu                                                                                                              also Schülerlabore, die im Schulunterricht vermittelte Themen
unterstützen? Haben Frauen bei uns den glei-                                                                                                             ergänzen und vertiefen können und an die Lehrpläne der ein-
chen Einfluss in den Gremien wie Männer?                                                                                                                 zelnen Schulfächer und Jahrgangsstufen sowie Schulformen
Wie groß sind bei uns genderbezogene Unter-                                                                                                              angepasst sind. Zahlreiche Themen aus den Fachgebieten Phy-
schiede in den Gehältern? Wie gut lassen sich                                                                                                            sik, Technik und Informatik stehen zu Auswahl und können
bei uns Familie und Beruf vereinbaren?                                                                                                                   zudem kombiniert oder an die Wünsche von Lehrerinnen und
Lernen besteht immer zu einen großen Teil aus                                                                                                            Lehrern angepasst werden. Da geht es nicht zuletzt auch um
Nachahmen. Wir benötigen auch deswegen                                                                                                                   Themenbereiche, die in der Öffentlichkeit und in den Medien
mehr Professorinnen und wissenschaftliche                                                                                                                eine Rolle spielen, etwa bei Neuen Energien wie Photovotaik,
Mitarbeiterinnen, die Studentinnen und dem                                                                                                               Erdwärmenutzung, Brennstoffzellentechnik und Windkraft.
wissenschaftlichen Nachwuchs als Vorbilder                                                                                                               Die Hochschule profitiert bei den TECLabs übrigens von ih-
dienen. Die gesetzlichen Quoten, die nun                                                                                                                 rer engen Zusammenarbeit mit den regionalen zdi-Netzwerken
gelten, werden hoffentlich den Einfluss von                                                                                                              und speziell den Standorten in Bochum (IST.Bochum) und
Frauen auf Entscheidungen erhöhen. Ich halte                                                                                                             Marl (MINT.REgio).
die Quoten für richtig, denn ohne sie glichen                                                                                                            Noch intensiver engagiert sich die Hochschule Bochum bei der
die Fortschritte in der Gleichberechtigung in                                                                                                            Studien- und Berufsorientierung von Schülerinnen. Neben dem
den letzten Jahrzehnten einer Schnecke.                                                                                                                  Orientierungstag „Ziel Ingenieurin“ bietet sie das vom Stifter-
Auch an unserer Hochschulen gibt es genderbe-                                                                                                            verband mit der „Hochschulperle“ ausgezeichnete Projekt „In-
zogene Unterschiede in den Gehältern, z.B. bei                             Ein beliebtes Mitmach-Angebot: Das Löten Blinkender Herzen.                   genieurin auf Probe“ an, das jungen Frauen innerhalb eines
den Zulagen in der W-Besoldung oder bei der                                                                                                              halben Jahres einen Einblick in alle Ingenieurfachbereiche
Vorweggewährung von Stufen. Frauen werden                                  Klassen an, die alle zwei Jahre 1.800 Schülerinnen und Schüler aus Bochum sowie in kooperierende Unternehmen durch ein freiwilliges Be-
auch bei uns an der Hochschule leider immer                                und Umgebung zu einer kindgerechten akademischen Show ins Audimax der triebspraktikum ermöglicht. In diesem Jahr soll es in die dritte
wieder Opfer von sexualisierter Gewalt.                                    Ruhr-Universität führt.                                                       Runde gehen …            www.hochschule-bochum.de/jungebo
Die gute Nachricht zum Schluss: Was die Mög-
lichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und
Familie angeht, gibt die Hochschule ein gutes
Beispiel. Wir sind aber, was die Gleichberechti-
gung angeht, noch nicht am Ziel. Die ehemalige
EU-Kommissarin Viviane Reding sagt: „Solan-
ge wir einen Frauentag feiern müssen, bedeu-
tet das, dass wir keine Gleichberechtigung ha-
ben.“ Oder, wie es Alice Schwarzer formuliert:
„Schaffen wir ihn ab, diesen gönnerhaften 8.
März! Und machen aus dem einen Frauentag
im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie
Männer.“
Man muss Alice Schwarzer nicht mögen. Aber
der Appell, das ganze Jahr für Chancengleich-
heit und Geschlechtergerechtigkeit zu arbei-
ten, gefällt mir.
Ich würde mich freuen, wenn ich Sie dabei an
meiner Seite wüsste, nicht nur am 8. März!
Ihre

  Christina Reinhardt
  Kanzlerin                                                                Die Teilnehmerinnen von 2014 des vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft ausgezeichneten Projekts „Ingenieurin auf Probe“.
MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
TITELTHEMA MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE                                                       BONEWS MÄRZ 2015         03
Zukunft durch Innovation:
MINT-Nachwuchs fördern!
TEXT UND FOTO: Sabine Neumann

V
         ielseitig, abwechslungsreich, interessant und immer
         wieder spannend – so sieht der Arbeitsalltag von Dr.rer.
         nat. Raphaela Meißner (32) aus. Was sie macht? „Ich bin
         Projektleiterin des zdi-Netzwerks Innovationszentrum
         Schule-Technik.Bochum.NRW (IST),“ sagt die promo-
vierte Physikerin, „ich fördere mit meinen Kollegen in Zusammen-
arbeit mit regionalen Bildungspartnern den MINT-Nachwuchs in
Nordrhein-Westfalen, der sich mit Mathematik, Informatik, Natur-
wissenschaft und Technik beschäftigt.“ Sie fügt erklärend hinzu:
„zdi steht für die Landesinitiative Zukunft durch Innovation.“ Ihr
$UEHLWVSODW] EHõQGHW VLFK LP 6FKXOJHE¥XGH GHV +HLQULFKYRQ
Kleist-Gymnasiums an der Heinrichstraße in Bochum.
Die Bochumer Hochschulen und Schulen, wie          tätig ist. Er machte mich auf

                                                                                  FOTO: ObjektivPress
das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium, spielen         die Projektkoordinationsstel-
dabei eine ganz wichtige Rolle: Das 2006 ge-       le dieser Institution aufmerk-
gründete Innovationszentrum vermittelt tech-       sam. Das Arbeitsgebiet hörte
nische Bildungsangebote, Technikunterricht,        sich für mich interessant und
ausleihbare Unterrichtsmodule (inklusive           spannend an, so dass ich nicht
Material für diverse Experimente), Lehrer-         lange überlegte und zusagte.“ $XFKEHLGHUJURŸHQ.LQGHU8QLGHU8QLYHU&LW\GLHDOOH]ZHL-DKUHVWDWWôQGHWLVWGDV,67%RLFKXPRUJDQLVDWRULVFKXQG
fortbildungen,            Schülerarbeitsge-
                          Schülerarbeitsge         Damals wie auch heute ist Dr. mit inhaltlichen Beiträgen beteiligt.
meinschaften                       und Ex-         Raphaela Meißner die direkte
kursionen.                                         Schnittstelle zwischen allen Bildungspartnern. nen“ KinderUni leistet das IST.Bochum.NRW Technik war direkt ansteckend. Das ist immer
                                                   Die engagierte Projektleiterin arbeitet eng mit als direkte Schnittstelle zwischen Grund- und wieder ein kleines Erfolgserlebnis für mich!“
                                                   dem Hochschulnetzwerk UniverCity Bochum Hochschulen einen wesentlichen Beitrag. Seit einigen Jahren gibt es das Bochumer In-
                                                   und verschiedenen regionalen Unternehmen Auch außerhalb solcher reinen Koordinie- genieurforum BO.Ing, das auch in diesem
                                                   zusammen. Ihre Gesprächspartner sind kun- rungstätigkeiten macht Dr. Meißner so ihre ei- Jahr wieder in der BlueBox Bochum stattfand.
                                                   terbunt gemischt: „Dazu zählen u.a. auch                                                           Zahlreiche Fakultäten verschiedener Hoch-
                                                   Kindergärten, Schulen, Bergbaumuseum,                                                              schulen betreuen hier Workshops, in denen
                                                   Planetarium und Sternwarte. Meistens spre-                 Netzwerk                                Oberstufen-Schüler/innen anhand praktischer
                                                   chen mich die Lehrer/innen direkt an, fragen
                                                   nach einem Bildungsangebot aus dem MINT-
                                                                                                              IST.Bochum                              Übungen ihre Fähigkeiten austesten können.
                                                                                                                                                      In Kleingruppen bearbeiten sie Aufgaben aus
                                                   Bereich. Ich vermittle ein entsprechendes Pro-
                                                   jekt, freue mich dann immer wieder, wenn ich         Nordrhein-Westfalen                           dem MINT-Bereich - passend zum vorgestell-
                                                                                                                                                      ten Studiengang. Ein Beiprogramm aus Vorträ-
                                                   bei einer Nachfrage helfen kann und ggf. auch                                                      gen, Laborführungen und Gesprächsrunden
                                                   noch neue Bildungspartner hinzukommen. genen Erfahrungen: „Ich habe mehrmals beim mit Studierenden rundet das umfangreiche
                                                   Ein gutes Netzwerk und eine genaue Projekt- zdi-Netzwerk Schüler/innen betreut und Kin- Programm ab.
                                                   planung sind für meine tägliche Arbeit sehr der sowie Jugendliche mit naturwissenschaft- In den vergangenen Herbstferien fand erst-
                                                   wichtig!“                                        lich-technischen Projekten vertraut gemacht;
                                                   Dr. Meißner hat dafür die „richtige Nase“ und die Begeisterung dieser Schüler/innen für die Fortsetzung auf Seite 4
                                                   ein feines Gespür: „Während die Unterneh-
                                                   men meist längerfristig im Voraus planen,
                                                     müssen bei den Schulen die Ferien und ggf.
                                                          auch kurzfristige Unterrichtsausfälle be-
                                                              rücksichtigt werden. Die Hochschu-
                                                                 len sind dagegen recht flexibel.
                                                                  Das erfordert jedes Mal eine ge-
                                                                  naue Koordination.“ Hilfreiche
                                                                   Unterstützung erhält sie durch
                                                                   die Mitarbeiter Thomas Bout-
                                                                   ter (Kfz-Meister) und Bartosch
                                                                    Pete (technische Assistenz).
                                                                    Ihr Arbeitsalltag ist ganz
                                                                     schön     abwechslungsreich:
                                                                      Im vergangenen Jahr wurde
                                                                       der Technikunterricht der
Arbeitet und engagiert sich im IST.Bochum: Dr. Raphaela Meißner.       Jahrgangsstufe 9 des Hein-
                                                                     rich-von-Kleist-Gymnasium
„Mit im Boot“ sitzen zahlreiche Partner aus durch den Einsatz von humanoiden Robotern
Politik, Verwaltung, Hochschulen, Wirtschaft mit Andrea Brenner aus dem Projekt „Gender
und natürlich Schulen. Getragen wird dieses Robotics“ von der Hochschule Bochum berei-
Netzwerk von der MINT-Stiftung Ruhr/Vest, chert. Koordiniert wurde dies durch Dr. Meiß-
die diverse Projekte in den Fächern Mathe- ner. Schüler/innen und Lehrer/innen waren
matik, Informatik, Naturwissenschaften und von diesem Projekt begeistert!
Technik fördert. Das zdi-Netzwerk IST.Bo- Ferner bietet das IST.Bochum.NRW die Mög-
chum.NRW war das Pilotprojekt der mittler- lichkeit, in unterschiedliche Themenbereiche,
weile 43 in NRW existierenden zdi-Netzwerke, wie z.B. moderne Stromerzeugung „Bochum
die im Rahmen der Landesinitiative „Zukunft unter Strom“ oder Grundlagen der Photovol-
durch Innovation“(zdi) NRW unter Federfüh- taik „Sonnenanbeter“, hineinzuschnuppern.
rung des Ministeriums für Innovation, Wissen- Maßgeschneiderte Unterrichtsangebote gibt
schaft, Forschung und Technologie gegründet es bei den Schülerlaboren („TECLabs“) der
wurden. Das Schul-Ministerium hat für die in- Hochschule Bochum, die auch über das zdi-
haltliche Beratung aller Netzwerke eigens mit Netzwerk gebucht werden können. Hier wer-
dem Bochumer Techniklehrer Klaus Trimborn den Fragen „Wie erfasst ein Roboter seine
- gleichzeitig auch Netzwerkmanager beim IST. Umwelt?“ oder „Wie entstehen Stadtpläne von
Bochum - eine Stelle zur Verfügung gestellt.       großen Städten?“ beantwortet. Lehrer/innen
Zielsetzung der zdi-Netzwerke war und ist den können dann den Unterricht durch anschau-
Nachwuchs in naturwissenschaftlichen und liche Experimente vertiefen. Betreut werden
technischen Fächern zu fördern, Interesse zu diese Kurse von Dozent/innen aus den Fach-
wecken und Begeisterung hervorzurufen. Jähr- bereichen Architektur, Bauingenieurwesen,
lich werden in Bochum etwa 6000 Kinder und Geodäsie, Elektrotechnik und Informatik so-
Jugendliche erreicht. Eine feine Sache also, die wie Mechatronik und Maschinenbau.
seit 8 Jahren bestens funktioniert!
Vor fünf Jahren kam Dr. Meißner dazu: Alle zwei Jahre findet die große KinderUni
„Durch Zufall lernte ich Norbert Dohms vom unter Mitwirkung der Hochschule Bochum
Vorstand der MINT-Stiftung kennen, der an im Audimax der Ruhr-Uni Bochum statt. Hier
der Hochschule Bochum als Dezernent für und ebenso bei den regelmäßig stattfindenden
Kommunikation, Innovation und Transfer Angeboten für einzelne Schulklassen der „klei-
MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
04               BONEWS MÄRZ 201
                              0115
                             2015               I T E LT H E MA MIT SPASS A
                                              TTITELTHEMA                 AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE

                                                                                      Dipl.-Ing. Ursula Thielemann:
                                                                                      Architektin mit spannenden Workshops für
                                                                                      Schüler, Schülerinnen und Studierende
                                                                                      TEXT: Sabine Neumann

                                                                                      E
                                                                                               ine Frau mit interessanten Aufgaben: Dipl.-Ingenieurin Ursula Thielemann M.A. (57)
                                                                                               aus Bochum ist nicht „nur“ Architektin, sondern sie kümmert sich schon seit einigen
                                                                                               Jahren um den schulischen und den studentischen Nachwuchs: „Ich möchte gerne
                                                                                               Architektur und Baukultur vermitteln“. Die Architektin hat damit eine Marktlücke
                                                                                               LQLKUHP%HUXIV]ZHLJHQWGHFNW6HLWHLQLJHQ0RQDWHQEHõQGHWVLFKLKU$UEHLWVSODW]
                                                                                      auch in der Hochschule Bochum. Hier ist sie in Raum C1-12 Ansprechpartnerin rund um das
                                                                                      Angebot der „Jungen BO“ und die Kontaktstelle zwischen Schule und Hochschule.

Ursula Thielemann möchte direkt die Schü-             schule.
lerInnen ansprechen:“ Damit diese frühzeitig          Mit den TECLabs, den Schü-
ihre schlummernden Fähigkeiten und Nei-               lerlaboren der Hochschule
gungen entdecken, und nicht später feststel-          Bochum, möchte sie schon
len, dass sie das falsche Studienfach gewählt         frühzeitig SchülerInnen für
haben. Denn in der Schule lernen die Kinder           technische Berufe begeistern
und Jugendlichen leider kaum etwas über Ar-           und gleichzeitig den Lehre-
chitektur“ sagt die gebürtige Bochumerin, „Ein        rInnen die Möglichkeit ge-
Gebäude besteht nicht nur aus vier Wänden             ben, den Unterricht durch
und einem Dach. Das „Mehr“ macht einfach              verschiedene spannende Ex-
die Architektur aus und ist sicherlich auch eine      perimente an der Hochschu-
Investition in die Zukunft. Dies möchte ich           le Bochum zu vertiefen. Die
sehr gerne vermitteln.“                               Schülerlabore gibt es zu un-
Und das macht Ursula Thielemann mit großer            terschiedlichen Themen und
Leidenschaft und großem Einsatz: „In mei-             auch speziell für die MINT-
ner 35jährigen Karriere in der Baubranche             Fächer (Mathematik, Infor-
habe ich gelernt, dass wir schon Kinder und           matik, Naturwissenschaft und
Jugendliche an dieses Thema heranführen               Technik).
müssen, um sie für die Baukunst und Kultur
zu begeistern, denn das sind die Entscheider          Ursula Thielemann könnte
von Morgen. Durch Zeichenkurse oder die ge-           man schon als eine „besonde-
meinsame Erforschung einer Stadt wird immer           re“ Architektin bezeichnen:
Interesse geweckt. Wir können Modelle bauen,          Sie unterstützt u.a .auch das
Baustellen und Architekturbüros besuchen,             zdi Netzwerk („Zukunft durch
experimentell arbeiten.“                              Innovation“) und hilft hier Nur aus Zeitungspapier-Rollen zusammengesetzt war die Kuppel, die Schülerinnen und Schüler bei Bochumer Inge-
Ursula Thielemann studierte von 1976 bis              mit, den MINT-Nachwuchs nieurforum BO.Ing am 14. Januar in der BlueBox gebaut haben.
1981 an der Gesamthochschule Wuppertal                zu fördern. „ Das mache ich
Architektur und Innenarchitektur. Danach              sehr gerne“, sagt sie, „ich finde es stets span- sie den interessierten SchülerInnen Anlei- ausgezeichnet worden. Ein Expertenteam
arbeitete sie als Innen-Architektin, in der           nend Schüler/innen und Studierenden den tung zum Bau geodätischer Kuppeln: Aus ein- beurteilte ihr Finanzkonzept, Marketing, Ri-
Denkmalpflege und als Online Marketing Ma-            Architekturberuf näher zu bringen“. Diese fachem Zeitungspapier in Kombination mit sikoanalyse, Fachlichkeit, die persönliche
nagerin. 2011 schnupperte sie noch einmal             Gelegenheit hatte sie auch beim Bochumer angeordneten Dreiecksformen entstanden so Überzeugungskraft und die Tragfähigkeit ihrer
Hochschulluft und absolvierte den Masterstu-          Ingenieurforum (BO.Ing.), das im Januar in tragfähige Gebilde. Diese Ar-
diengang „Architektur Media Management“               der Hochschule Bochum stattfand. Hier gab beit hatte auch einen direkten
                                                                                                       Bezug zu dem vorgestellten
                                                                                                       MINT-Studiengang. Zusätz-
                                                                                                       lich informierte Ursula Thi-
                                                                                                       elemann die SchülerInnen
                                                                                                       auch über die Ausbildungs-
                                                                                                       gänge und die dazu passenden
                                                                                                       Berufsfelder. Das kam sowohl
                                                                                                       bei den Jugendlichen als auch
                                                                                                       bei den LehrerInnen sehr gut
                                                                                                       an!

                                                                                                       So werden Lernerfahrungen
                                                                                                       des räumlichen Vorstellungs-
                                                                                                       vermögens gemacht.
                                                                                                       Die SchülerInnen erfahren Arbeitsatmosphäre bei BO.Ing: Aus Zeitungsseiten enstanden die
                                                                                                       ihre potenziellen Fähigkeiten Teile für die wie Fulleren-Moleküle aufgebaute Kuppel.
                                                                                                       des räumlichen Denkens und
                                                                                                       ihrer kognitiven Wahrnehmung. Diese werden Idee, die die Jury auch von ihrem Vorhaben
                                                                                                       konstruktiv umgesetzt.                           überzeugte: In freien Workshops möchte sie
                                                                                                       Auf etwas kann sie noch besonders stolz sein: Architektur und Kunst an SchülerInnen, Ju-
                                                                                                       Mit ihrem Unternehmen „AKM“-Architektur gendliche und Erwachsene vermitteln. Sie ist
                                                                                                       Kunst & Media Management“ ist Ursula Thi- damit eine von 250 Frauen in NRW, die bereits
                                                                                                       elemann vom Ministerium für Gesundheit, mit dem Unternehmerinnenbrief ausgezeich-
Beim Workshop „Planen und Bauen“ im Dezember entstanden Modelle architektonischer Visionen,            Emanzipation, Pflege und Alter des Landes net wurden. Herzlichen Glückwunsch an Ur-
die interessante Einblicke in Miniaturwelten ermöglichten.                                             NRW mit dem Unternehmerinnenbrief 2014 sula Thielemann.

an der Hochschule Bochum, der in NRW ein-
zigartig ist: „Das war mir ein Bedürfnis“ sagt
sie, „denn nach meiner Arbeit im Marketing
bis Mitte 2010, wollte ich einfach gerne mehr                                                          ke Bochum und Maschinenfabrik Eickhoff,            Schüler werden diese programmieren und hof-
Architekturvermittlung betreiben. Als Frei-           Fortsetzung von Seite 3                          Berufsorientierungstage für die Jahrgangs-         fen auf einen Gewinn. Im Juni geht es dann
beruflerin konnte ich mir durchaus vorstellen                                                          stufen 8 bis 10 verschiedener Schulformen.         mit einem anderen Roboterwettbewerb auf
nach Studienende Architektur und Baukultur            malig an der Hochschule Bochum der Kursus        Die Auszubildenden der beteiligten Firmen          regionaler Ebene weiter. Die Leitung zu allen
im Bildungsbereich an Kinder, Jugendliche             „Bauen und Wohnen“ unter Leitung von Dipl.-      arbeiten dann gemeinsam mit den Schüler/           Projekten liegt wieder in den Händen von Dr.
und Erwachsene zu vermitteln.“                        Ing. Ursula Thielemann M.A. statt. Angespro-     innen an verschiedenen Projekten. „Auch die        Raphaela Meißner. Sie macht diesen vielsei-
Und das klappte für sie bestens: Norbert              chen wurden Schüler/innen ab der 8. Klasse       Firmen profitieren von diesem Angebot,“ sagt       tigen, abwechslungsreichen, interessanten
Dohms, der an der Hochschule Bochum als               verschiedener Schulformen. „Die Teilnehmer/      die Projektleiterin, „denn so können sie gezielt   und immer wieder spannenden Job jetzt schon
Dezernent für Kommunikation, Innovation,              innen waren von dem Programm begeistert,“        den technischen Nachwuchs finden und auch          seit über fünf Jahren und ist dabei selber von
Transfer tätig ist, unterstützte sie als Interview-   so Dr. Meißner, „denn das Fach Architektur       ausbilden.“                                        sich überrascht: „Als Physikerin habe ich mich
partner bei ihrer Masterarbeit: „Architekten          wird in den Schulen gar nicht vermittelt. Eine                                                      nach meiner Promotion in der Entwicklung
in Grenzgängerberufen“. Er engagierte sie             Wiederholung ist auf jeden Fall geplant.“        Auch in 2015 geht es für das zdi-Netzwerk          und Forschung eines Unternehmens gesehen.
auch für eine Elternzeit-Vertretung im Bereich        Eine gute Resonanz finden auch immer wie-        spannend weiter: Im Mai findet die NAO-            Aber wahrscheinlich hätte mir diese Tätigkeit
„Übergang Schule / Hochschule“: „Ich fun-             der die „Praxistage technischer Berufe“. Hier    Challenge, ein deutschlandweit ausgeschrie-        nicht soviel Spaß und Freude bereitet wie
giere seit vergangenem Jahr als Hochschulmar-         organisiert das zdi-Netzwerk regelmäßig mit      bener Wettbewerb mit humanoiden Robotern,          meine Projektleitung im zdi-Netzwerk IST.Bo-
keting-Expertin im Übergang Schule / Hoch-            regionalen Unternehmen, wie z.B. Stadtwer-       an der Hochschule Bochum statt. Jeweils fünf       chum.NRW.“
MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
INTERNATIONAL                                                             BONEWS MÄRZ 2015        05
Sarah Cupial und Eileen Trache:
Eine Farm in Afrika
TEXT: Sabine Neumann

S
         arah Cupial (24) und Eileen Trache (24) sind            zurichten. Das bedeutete für
         zwei ganz „normale“ Architekturstuden-                  uns, verschiedene Kulturen,
         tinnen an der Hochschule Bochum und doch                die Gewohnheiten und den
         machten beide während ihres Studiums                    Tagesablaufes der Menschen
         etwas ganz Besonderes: „Wir erarbeiteten                zu berücksichtigen.“ Sarah
architektonische Entwürfe für die Neuerrichtung                  Cupial erklärt dazu: „Mit ei-
nachhaltiger Farmarbeiter-Häuser in Grootfontein in              ner gut bedachten Anordnung
Namibia“, sagt Sarah Cupial stolz. „Hier galt es zu-             der Gebäude sollte Sicherheit
nächst die Rahmenbedingungen und Nutzungen zu                    für Mensch und Tier erzielt
GHõQLHUHQÛ I½JW LKUH .ROOHJLQ XQG )UHXQGLQ (LOHHQ        werden.“
Trache ergänzend hinzu, „im Vordergrund stand da-                In ihrem Entwurf stand die
bei die Nachhaltigkeit, denn die Gebäude sollen so-              flexible Nutzung der Gebäu-
wohl im Sommer, als auch im Winter über gute Ei-                 de im Mittelpunkt, sodass ein    Hochschulteam in Afrika: Die Studentinnen Sarah Cupial (links) und Eileen Trache.
genschaften verfügen und sich ganz an den örtlichen              Haus sowohl von zwei Arbei-
Gegebenheiten anpassen.“                                         tern als auch von einer Fami-Klima geeignet sind und machten dann die               schieden, verbrachte noch einige Monate in
                                                                 lie bewohnt werden kann. Die-ersten Entwürfe. Wir standen im ständigen Di-          Namibia und erzählt: „Bis zum Beginn des
„Schuld“ an diesem „Aus-                                                                                     alog mit den Farmarbeitern.             Sommersemesters arbeitete ich auf der Farm
flug“ nach Namibia war „ihr“                                                                                 Abschließend haben wir eine             Krumhuk. Mir hat es dort sehr gut gefallen.
Professor Jörg Probst von der                                                                                kleine Präsentation vor der Be-         Ich habe in der Hauswirtschaft mitgeholfen,
Hochschule Bochum, der                                                                                       treibergemeinschaft gehalten,           mich aber parallel auch um unser Projekt ge-
während seiner Vorlesungen                                                                                   die bei allen Beteiligten sehr          kümmert. Hier gab es noch Probleme mit den
„Technische       Gebäudeaus-                                                                                gut ankam. Die Verständigung            Baukosten.“
rüstung“ über den Bau von                                                                                    „vor Ort“ klappte prima. Viele          Auch Eileen Trache hat nach ihrer Rückkehr
Photovoltaikanlagen in Afrika                                                                                konnten Deutsch; wir kamen              mittlerweile mit ihrer Bachelorarbeit begonnen
berichtete. Die beiden Freun-                                                                                aber auch mit Englisch gut              und möchte das „Namibia Projekt“ weiterhin
dinnen fanden dieses Vorha-                                                                                  weiter. Bei Afrikaans mussten           begleiten: „Ich wäre gerne bei der Umsetzung
ben spannend, interessant                                                                                    wir aber leider passen.“                dabei. Denn die Menschen, die dort leben,
und wurden nach gründlichen                                                                                  Während Eileen Trache noch              sind mir einfach sehr ans Herz gewachsen.“
Überlegungen gemeinsam ak-                                                                                   bis Mitte Februar auf der               Das Projekt in Afrika wird auch nach dem
tiv: „Wir fragten einfach nach,                                                                              Farm Krumhuk arbeitete,                 Besuch von den beiden Freundinnen Eileen
ob wir mitarbeiten dürften.“                                                                                 flog Sarah Cupial bereits im            Trache und Sarah Cupial weitergehen! „Es ist
Professor Probst freute sich                                                                                 Dezember wieder nach Hau-               geplant in einer bereits gefundenen Koope-
über das Interesse seiner zwei                                                                               se, denn sie wollte mit ihrer           ration mit der Polytechnischen Hochschule
Studentinnen: „Ich unterstüt-                                                                                 Bachelorarbeit beginnen. Ihr           in Windhoek (Fachbereich Architektur) die
ze gerne jede Art von eigener Wellblechhütten auf der Farm Eichenbach bei Grootfontein: Diese Hütten sollen Wunsch: „Es wäre mir ein                 Gebäude auf der Krumhuk Farm mit Studie-
Initiative. Die Projektverant- durch neue Häuser ersetzt werden.                                              großes Anliegen beim Bau der           renden aus Afrika und Europa gemeinsam zu
wortliche, Verena Bommes,                                                                                     Gebäude in Namibia vor Ort             errichten. Wir wollen so ein interdisziplinäres
bat mich um Unterstützung beim Aufbau der se Arbeiten mussten in verschiedene Phasen zu sein, um das eigene Projekt auch wachsen                     Projekt zum Thema „Nachhaltiges Bauen“ mit
Berufsschule auf dieser Farm. So kam es zur aufgegliedert werden; die einzelnen Gebäude zu sehen.“                                                   den Studierenden durchführen“, schildert Pro-
Zusammenarbeit, die jetzt schon in das vierte sind auch erweiterungsfähig.                    Eileen Trache konnte sich noch nicht von               fessor Probst dieses Vorhaben. Viel Erfolg auf
Jahr geht. Entstanden sind Photovoltaikanla- „Vorbild war und sind die Lebensumstände den warmen Temperaturen in Afrika verab-                       dieser Farm in Afrika!
gen zur Eigenbedarfsdeckung, eine Lehranlage aller Bewohner der Farm Krumhuk“, sagt Ei-
auf der Berufsschule und nicht zuletzt das Pro- leen Trache, „dieses Gelände umfasst 8000ha
jekt „Nachhaltige Farmarbeiterhäuser.“          Hochlandsavanne und liegt inmitten der Kho-
In Bochum wurden Eileen Trache und Sarah masregion. Auf dieser biologisch-dynamisch

Unterwegs in Namibia: Verena Bommes (vorne), in der Mitte Professor Probst und Eileen
Trache und hinten Sarah Cupial.

Cupial auf ihr Projekt vorbereitet („Professor   bewirtschafteten Farm leben ca. 80 Menschen
Probst gab uns ganz viele nützliche Informati-   in einer multikulturellen Gemeinschaft. Nach
onen mit auf den Weg“) und im Oktober 2014       Fertigstellung der Eichenbachfarm soll hier
ging es für sie dann auch gemeinsam los: „Wir    ein reger Produktaustausch stattfinden.“
haben auf der Farm Krumhuk, 30 km südlich        Gemeinsam wollte man in Eigenleistung mit
von Windhoek in Namibia und auch auf der         Farmarbeitern, Schülern, Studierenden und
„Eichenbach Farm“, etwa 200 km davon ent-        Experten ein energieautarkes Gebäude entwi-
fernt, gewohnt“, sagt Sarah Cupial „die Unter-   ckeln, welches den klimatischen Bedingungen
bringung war einfach, aber sauber.“              angepasst ist, Temperaturschwankungen auf-
Ihr Projekt war ihnen klar: An unterschied-      nimmt, sich selbst bestmöglich auch beheizt
lichen Orten sollen auf der „Eichenbach Farm“    und kühlt. Die entsprechenden Materialien
langfristig nachhaltige Mitarbeiterhäuser,       sollten günstig, leicht zu verarbeiten und ro-
Studentenunterkünfte und Gästezimmer ge-         bust sein.
baut werden, die dann als Vorlage für weitere    Die Bochumer Studentinnen sprachen viel mit
Wohnhäuser in dieser Region mit ähnlichen        den Farmarbeitern, um so ihre Erfahrungen
Bedingungen dienen. Dazu gehörte auch die        und auch ihre Wünsche mit in die Überle-
Umstrukturierung bzw. Erweiterung eines al-      gungen einzubringen. Die Hilfsbereitschaft
ten Farmhauses.                                  der Menschen war dabei sehr groß.
„Unsere Aufgabe bestand darin“, erinnert sich    „Die Farmhäuser haben wir zuerst vermes-
Eileen Trache, „den Entwurf dieser Gebäude       sen“, erklärt Eileen Trache, „somit hatten
nach den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit      wir eine gute Grundlage geschaffen. Wir in-
und insbesondere auch nach den Nutzern aus-      formierten uns über Baustoffe, die für dieses
MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
06              BONEWS MÄRZ 2015                                                      INTERNATIONAL

Ana Martinez:
Eine Frauenquote
gibt`s in Spanien nicht
TEXT: Eva-Kristina Rüther-Bretschneider | Campus Velbert/Heiligenhaus

I
    ch bin froh, dass mein Mann und ich in einer                 Der Mutterschutz nach der
    überschaubaren und kleinen Stadt leben“, sagt                Geburt dauert vier Monate.
    Ana Martinez. „Gerade für unsere Kinder (5 und               „Nur wenige Frauen haben
    2 Jahre) ist das gut.“ Wer jetzt gleich das klei-            die Möglichkeit, länger bei
    ne Heiligenhaus vor Augen hat, denkt falsch: Ana             dem Kind zu bleiben; fast alle
Martinez lebt in Düsseldorf und arbeitet am Campus               sind fünf Monate nach der Ge-
Velbert/Heiligenhaus als wissenschaftliche Mitar-                burt wieder im Beruf. Ein Jahr
beiterin.                                                        Elternzeit in Deutschland war
                                                                 für mich anfangs ungewohnt
Zugegeben, im Gegensatz zu Barcelona, wo         lange, aber am Ende sehr schön!“
sie aufgewachsen ist und Nachrichtentechnik      Entsprechend werden in Spanien aber auch die
studiert hat, ist Düsseldorf dann doch wieder    Öffnungszeiten in der Kindertagestätte bis 17
„überschaubar“. Ana Martinez hat sich schnell    Uhr angeboten, ab drei Jahren werden die Kin-
eingelebt.                                       der in einer Art Vorschule im Schulgebäude          Yuan Ziman am Tripod-Roboter im Labor für Informatik.
Wie in den meisten Fällen kam auch Ana Marti-    betreut. Mittags können die Jungen und Mäd-
nez der Liebe wegen nach Deutschland: „Mein
Mann und ich haben uns im Rahmen des Eras-                                                           Von China an die Hochschule Bochum
mus-Programms in Toulouse kennen gelernt.
Im Anschluss fand mein Mann eine Anstel-                                                             CDHAW-Studentin hat 1.200 Stunden Deutsch gelernt

                                                                                                     A
lung im Automotive-Bereich in Barcelona, was
mir ermöglichte, mein Studium in Barcelona                                                                     ls Studentin der Chinesisch-Deutschen Hochschule für Angewandte
zu beenden und erste Berufserfahrung zu                                                                        Wissenschaften CDHAW (Tongji-Universität, Shanghai) ist Yuan Ziman
sammeln. Im Rahmen einer neuen beruf-                                                                          für ein Jahr an der Hochschule Bochum. Nach drei Studienjahren Me-
lichen Herausforderung meines Mannes als                                                                       chatronik in Shanghai, in denen sie Fach-Lehrveranstaltungen in Chi-
Maschinenbauingenieur sind wir in Düssel-                                                                      nesisch und in Deutsch besucht hat, 1.200 Stunden Deutschunterricht
dorf „aufgeschlagen“. Wir hatten eigentlich                                                          hatte, den Test „Deutsch als Fremdsprache TestDaF“ erfolgreich bestanden hat,
geplant, nur zwei bis drei Jahre hier zu blei-                                                       kam sie mit zwei männlichen Kommilitonen im September 2014 am Hauptbahn-
ben.“ Nun leben sie seit 2007 hier, und nach                                                         hof Bochum an.
einer Tätigkeit im Frauenhofer-Institut in
Duisburg ist Ana Martinez bei Prof. Froch-                                                           Yuan Ziman wurde 1992 in der Stadt Jing-            Kommilitonen Norwegen und Schweden be-
te im Bereich Mathematik und Simulation                                                              zhou, Hubei Provinz, geboren. Sie ist das ein-      sucht.
sehr gerne beschäftigt. „Meine Tätigkeit ist                                                         zige Kind der Familie. Ihre Eltern sind Lehrer.     Nach dem Bochumer Studiensemester im WS
in keiner Weise langweilig, im Rahmen von                                                            Nach Kindergarten, Primarschule, Mittelschu-        2014/15 will sie im SS 2015 ihre Praxisphase
Experimenten und meiner Zusammen-                                                                    le und weiteren 3 Jahren Oberschule legte sie       und Bachelor-Arbeit bei dem Unternehmen
arbeit mit den Studenten kann ich                                                                    das chinesische Zentralabitur Gao Kao mit ei-       Delphi Deutschland GmbH, einem Automo-
mich stets weiterentwickeln. Ich                                                                     ner hohen Punktzahl ab. Durch das sehr gute         bilzulieferer in Wuppertal, absolvieren. Sie
muss immer eine Weise finden,                                                                        Abitur konnte sie direkt an der Tongji-Universi-    plant, anschließend in einem Masterstudium
wie man die Dinge einfach be-                                                                        tät, die hoch im Ranking steht und mindestens       Automatisierungstechnik oder Elektronik zu
greifbar machen kann. Das ist                                                                        650 Punkte verlangt, studieren. Ihre Wahl fiel      studieren. Weiterhin kann sie sich vorstellen,
die eigentliche Herausforde-                                                                         auf das Fach Mechatronik, da sie die Automati-      für 3-4 Jahre als Ingenieurin in Deutschland zu
rung.“                                                                                               sierung sehr interessiert, und auf die CDHAW,       arbeiten.
Nicht nur an die fehlende Sonne musste sich      chen abgeholt und wieder gebracht werden.           da damit auch ein Auslandsaufenthalt verbun-        Die Chinesisch-Deutsche Hochschule für An-
die Spanierin gewöhnen: „In Spanien ist es       Ähnlich wie in Deutschland ist das Gehalt der       den ist. Ihr Vater hat sie unterstützt, ein Inge-   gewandte Wissenschaften CDHAW an der
üblich, zur Mittagspause gemeinsam mit den       Frauen in Spanien normalerweise etwas nied-         nieurstudium in Deutschland zu machen, da           Tongji-Universität Shanghai wurde 2004 ge-
Kollegen in ein Restaurant zu gehen. Mini-       riger als bei den Männern, und auch Home            das „German Engineering“ weltweit als sehr          gründet. Das von der deutschen und der chi-
mum eine Stunde. Dabei verliert man Zeit,        Office kommt seltener vor. Kindergeld gibt es       gut bekannt ist.                                    nesischen Regierung unterstützte Projekt soll
doch die Mitarbeiter haben schneller Kontakt     nicht. Der Weg der Frau in die Chefetage ist                                                            das Ingenieurstudium nach dem deutschen
zueinander, es finden sich eher Gruppen, mit     eher schwierig, und eine Frauenquote gibt es        Nach den ersten drei Monaten in Bochum stell-       Fachhochschulmodell nach China bringen.
denen man auch privat etwas unternimmt.“         auch nicht.                                         te sie erste Unterschiede zwischen Bochum           Auf deutscher Seite sind 25 Hochschulen am
Gleichzeitig ist der Arbeitstag entsprechend                                                         und Shanghai fest. Z.B. dass es hier viel weni-     Projekt beteiligt.
länger; er endet meistens noch kurz in einer     Einen Unterschied hat Ana Martinez auch             ger Menschen gibt. Sie findet die Menschen          In China sind ca. 8.000 deutsche Unterneh-
Tapas-Bar, bevor es dann zum Feierabend nach     noch festgestellt: „Die Büros sind hier so schön    sehr nett, die Lebensgeschwindigkeit sei nicht      men tätig, diese brauchen Qualifikationen
Hause geht.                                      dekoriert, mit Fotos und Pflanzen – fast wie zu     so hoch und der Stress ist nicht ganz so groß wie   aus beiden Ländern ebenso wie die ca. 2.500
Kantinenessen gibt es also selten; das bieten    Hause“, lächelt sie. „Das gibt es in Spanien sel-   in Shanghai. An der Hochschule habe sie mehr        chinesischen Unternehmen, die es inzwischen
eher die großen Unternehmen an.                  ten.“ Bis jetzt hängt aber noch keine spanische     Kontakt zu den Professoren, die Studenten           in Deutschland gibt. Auch Bochumer Studie-
Durch die Sonne und das schöne Wetter spielt     Flagge in ihrem Büro im Campus Velbert/Hei-         seien sehr aktiv und selbstbewusster. Mit den       rende können ein Studienjahr in Shanghai
sich das Leben mehr draußen ab und die Leute     ligenhaus. „Ich bin wirklich sehr zufrieden“,       Tandem-Partnern habe sie schon gemeinsame           absolvieren und erhalten dann einen Doppel-
sind entsprechend anders gekleidet.              betont sie. „Nur eines sollten wir ruhig mal ein-   Aktivitäten wie Besuche der Weihnachtsmär-          Bachelor von beiden Hochschulen. Ansprech-
Ganz anders als in Deutschland ist aber in       führen: Mittags oder abends gemeinsam Tapas         kte in Bochum und Dortmund unternommen.             partner für die Hochschule Bochum sind die
Spanien die Betreuung der Kinder geregelt:       essen gehen!“                                       Während der Weihnachtsferien habe sie mit           Professoren Dudziak, Klingspor und Köhn.

Mission: Erfahrungen sammeln und weitergeben!
)DFKEHUHLFK:LUWVFKDIWGHU+RFKVFKXOH%RFKXPYHUJDEZLHGHU=HUWLôNDWHDQHQJDJLHUWH0HQWRULQQHQXQG0HQWRUHQ
TEXT: Rüdiger Kurtz

I
                                                 Bereits in der Orientierungswoche werden die        Die Mentorinnen und Mentoren erhalten im            Für Kristine Pris brachten die Mentorenausbil-
     ch wollte mich neben dem Stu-               Studienanfänger am Fachbereich Wirtschaft           Gegenzug für ihren Einsatz eine qualifizierte       dung sowie die Ausbildung im Coaching darü-
     dium für andere engagieren“, er-            in Kleingruppen eingeteilt, die jeweils von Stu-    Ausbildung im Coaching. „Die Zusatzqualifi-         ber hinaus auch ganz neue Erfahrungen. „Ne-
     zählt Kristine Pris: „Im Endeffekt          dierenden höherer Semester betreut werden.          kation wird spätestens in der Bewerbungsphase       ben all dem Fachwissen, das man sich in einem
     habe ich von meinem Einsatz dann            „Durch das Mentorenprogramm werden die              nach dem Studienabschluss ein großer Vorteil        Wirtschaftsstudium aneignet“, so die 24jährige
     VHOEHU VHKU SURõWLHUWÛ 6HOEVW-          Erstsemester schneller und besser integriert        für sie sein“, so Wirtschaftsdekanin Eva Waller     Studentin, „war es für mich spannend und auf-
bewusster sei sie geworden und sie               und können sich so von Anfang an auf ihr Stu-       bei der feierlichen Überreichung der Zertifi-       schlussreich, über eigene Empfindungen in un-
KDEH JHOHUQW .RQöLNWVLWXDWLRQHQ HU-          dium konzentrieren“, erläutert Wirtschaftspro-      kate an die 19 Studierenden, die die Mehrfach-      terschiedlichen Gruppensituation sowie über
folgreich zu bestehen, so die Bochu-             fessorin Martina Meyer-Schwickerath das zen-        belastung aus Mentoren- und Coachingaus-            die Wahrnehmung der eigenen Rolle innerhalb
mer Wirtschaftsstudentin. Projekt-               trale Ziel. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass       bildung, Studium sowie die Betreuung der            der Gruppe zu sprechen.“ Anfangs sei das un-
leiterin Martina Meyer-Schwickerath              sich viele von denen, die selbst von der Unter-     Studienanfänger drei Semester lang erfolg-          gewohnt gewesen und ihr, wie vielen anderen
freut sich über das positive Feedback.           stützung profitiert haben, später auch als Men-     reich unter einen Hut gebracht hatten. „Sie ha-     Teilnehmern auch, schwer gefallen. Aber mit
Das bereits 2007 von ihr initiierte Kon-         torinnen und Mentoren bewerben, um ihre             ben gelernt, Gruppen zu leiten, Konfliktsitua-      der Zahl der Workshops sei dann das Vertrau-
zept, bei der Unterstützung der Erst-            positiven Erfahrungen weiterzugeben. „Nach-         tionen zu meistern und haben sich für andere        en in der Gruppe schnell gewachsen. „Ich habe
semester auf den eigenen Nachwuchs               wuchssorgen haben wir trotz des hohen Zeit-         und für ein gemeinsames Ziel engagiert“, sagte      hier etwas für mein Leben gelernt“, lächelt Kri-
zu setzen, hat sich an der Hochschule            aufwandes und der enormen Belastung nicht“,         Professorin Eva Waller: „Das sind Qualitäten,       stine Pris: „Und ich bin dabei ein Stück weit
Bochum erfolgreich entwickelt.                   berichtet Projektkoordinatorin Silke Kujawski.      die Arbeitgeber zu schätzen wissen.“                gewachsen.“
MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
INTERNATIONAL                                                          BONEWS MÄRZ 2015        07
Das Tempus Projekt JIM2L –                                                                                                                      vor Augen: einen gemeinsamen Masterstudi-
                                                                                                                                                engang für Mechatronik mit Doppelabschluss,
über Landes-, Religions- und Gender-Grenzen hinweg                                                                                              in Europa und im Nahen Osten, für Christen
                                                                                                                                                und Moslems und alle anderen Religions-
                                                                                                                                                formen zugleich, gleichberechtigt für Frauen
ERFAHRUNGSBERICHT: Katrin Heymann                                                                                                               und Männern.

D
                                                                                                                                                Dabei habe ich es als große Bereicherung emp-
             ie Welt wächst zusammen (Stichwort: Globalisierung) und doch bestand darin, die Projektpartner im Hinblick funden, an solch einem internationalen Pro-
             scheint sich die Schere zwischen Arm und Reich (Stichwort: Vermö- auf die sogenannten ”work packages“ (klar de- jekt gestalterisch teilzunehmen, die verschie-
             gensverteilung) zu weiten, geht das Verständnis zwischen den Religi- finierte Teilaufgaben für jeden einzelnen Part- denen Kulturen kennenzulernen und Wege zu
             onen (Stichwort: Radikalisierung) verloren und eine grenzüberschrei- ner) zu unterstützen. Es galt, die Aufgaben zu finden, die Vielfältigkeit als Chance zu verste-
             tende Verständigung auf demokratische Grundprinzipien (Stichwörter: definieren, die inhaltliche und zeitliche Umset- hen. Ein Bildungsprojekt über viele Grenzen
Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern) ist bisher zung zu garantieren und gleichzeitig sicherzu- hinweg. Ein Projekt, das sehr unterschiedliche
auch nicht gelungen.                                                                             stellen, dass die Kostenbudgets im Einzelnen Kulturen verbindet. Und gleichzeitig ein Pro-
                                                                                                                                                                jekt, dass auch von der dy-
Bildung – Lehre und Forschung – ist ein ganz den        durch                                                                                                   namischen Entwicklung der
wichtiger Baustein, diese Differenzen zu die EU mitfi-                                                                                                          Weltereignisse      beeinflusst
überbrücken. Ein Beispiel dafür ist das Tem- nanziert.                                                                                                          wurde: zwischen der Planung
pus Projekt JIM2L. Das Ziel: Die Hochschu- An der Schu-                                                                                                         des Projektes in 2010 und der
le in Bochum, zusammen mit europäischen lung nahmen                                                                                                             tatsächlichen Umsetzung kam
Partner-Hochschulen in Gleiwitz, Polen und nicht nur die                                                                                                        der politische Wandel in Ägyp-
London, England, entwickeln gemeinsam mit Leiter          der                                                                                                   ten. Dieser Wandel ist nicht
Universitäten aus dem Nahen Osten einen Projektpart-                                                                                                            abgeschlossen, aber Projekte
Masterstudiengang in Mechatronik an Hoch- ner teil, son-                                                                                                        wie unter Tempus helfen hof-
schulen in Ägypten und Jordanien. Der Studi- dern insbe-                                                                                                        fentlich, sich auf gemeinsame
engang ist kompatibel mit dem europäischen sondere viele                                                                                                        Ziele zu verständigen und
ECTS-System Europas und dem CP-System junge Leute,                                                                                                              Wege zu finden, den Wandel
des Nahen Ostens. Damit haben die Absol- Juniorpro-                                                                                                             konstruktiv und offen zu ge-
venten die Möglichkeit einen Doppelabschluss fessoren, A s -                                                                                                    stalten und dabei Landesgren-
zu erlangen, den ihrer Heimatuniversität und sistenz- pro-                                                                                                      zen, kulturelle und religiöse
als zweiten, zum Beispiel, den der Hochschule fessoren und                                                                                                      Vielfältigkeit, und die Vorur-
Bochum. Diese Möglichkeit zum Doppelab- Doktoran-                                                                                                               teile gegenüber Minderheiten
schluss ist in beide Richtungen offen und kann den, die spä-                                                                                                    und das ‚andere’ Geschlecht
auch von Bochumer Studierenden genutzt wer- ter die Ma-                                                                                                         zu überwinden.
den. Gefördert wird das Ganze mit ca. 1 Mil- sterstu-                                                                                                           Solch ein Projekt ist auch für
lion Euro aus EU Mitteln. Begleitend gibt es denten        an                                                                                                   unsere Hochschule von großer
eine enge Zusammenarbeit mit der Deutschen ihren Univer-                                                                                                        Bedeutung. Es hilft der Hoch-
Gesellschaft für Mechatronik und E.ON.          sitäten unter-                                                                                                  schule, Drittmittel einzuwer-
Dieses EU Projekt wurde von Professor Rolf richten und                                                                                                          ben und das Kontaktnetz im
Biesenbach, Dekan des Fachbereichs Elektro- begleiten                                                                                                           In- und Ausland auszubauen.
technik und Informatik, in 2010 initiiert. Der würden.                                                                                                          Gleichzeitig bietet es einma-
Start erfolgte in 2011 und lief insgesamt über Es war ein                                                                                                       lige Chancen für Studierende,
3 Jahre.                                        buntes Völk-                                                                                                    Mitarbeiter, Lehrkräfte und
Es galt, an 3 Universitäten in Ägypten, in Kai- chen,     das Diese Teilnehmerinnen hatten ihren Spass beim Programmieren: Beim JIM2L-Treffen in Juni 2014 bot Professoren unvergessliche
ro, der Thenth of Ramadan City und in Zaga- zusammen-           die Hochschule einen kleinen Roboter-Workshop.                                                  und wertvolle Erfahrungen im
zig sowie zwei Universitäten in Amman und kam. Ganz                                                                                                             internationalen Kontext zu
Mushaqar, Jordanien den Masterstudiengang besonders sind die jungen Assistenzprofesso- und insgesamt eingehalten werden und auch sammeln. Der Erfolg dieses Projektes wurde
zu etablieren. Der Bachelor für Mechatronik rinnen aus Jordanien hervorzuheben. Im Fach den strengen Revisionsanforderungen der EU bestimmt durch das persönliche Engagement,
wurde schon im Rahmen eines Vorgängerpro- Mechatronik in Deutschland ein eher seltenes entsprechen. Last but not least ging es darum, die Begeisterungsfähigkeit, aber auch die To-
jektes eingeführt.                              Bild, waren hier junge Frauen, die engagiert, die Laborausstattung für die 5 Partneruniversi- leranz und Offenheit aller Teilnehmer. Der er-
Ich stieß zu dem Projektteam um Prof. Biesen- interessiert und ehrgeizig ein technisches Fach täten zentral einzukaufen, regelkonform in die folgreiche Abschluss des Projektes ist an sich
bach im September 2013, also knapp zwei Jah- studiert hatten, und nun ihren weiteren Berufs- Partnerländer zu verschiffen, zu verzollen, dort schon ein toller Erfolg, aber der persönliche
re nach Projektbeginn und lernte alle Projekt- weg verfolgten. Das war für viele eine positive zu installieren und erfolgreich in Betrieb zu Gewinn wird getragen durch die vielen Verstän-
partner bei einem Treffen an der Schlesischen Überraschung und stellte gleichzeitig andere nehmen. Dabei waren die unterschiedlichen digungen, das Kennenlernen untereinander,
Technischen Universität in Gleiwitz, Polen, vor eine große kulturelle Herausforderung, Vorstellungen von Zeit, Umgangsformen und die Öffnung gegenüber anderen Denkweisen
kennen. Dort hatte sich eine bunte Truppe denn für sie und ihr Umfeld war es sehr unge- Vorgehensweisen, hinweg über alle kulturellen und die Wertschätzung verschiedener Vorge-
aus verschiedenere Ländern, Kulturen, Religi- wohnt, dass die Gleichberechtigung schon so Grenzen und sprachlichen Barrieren, der span- hensweisen.
onen, Geschlecht und Altersstrukturen für eine weit fortgeschritten ist.                         nendste und gleichzeitig herausforderndste Wir brauchen viele Tempus Projekte unter-
Projekt-Tagung und -Schulung versammelt, die Diese Art von grenzüberschreitenden, inter- Teil der Projektarbeit. Klischees wurden be- schiedlicher Couleur, an vielen Fachbereichen.
das Erlernen mit Geräten für die entstehenden kulturellen Treffen wiederholten sich für uns dient und widerlegt. Gräben entstanden und Die Hochschule Bochum sollte sich auch wei-
Labore vorsahen. Diese Laboreinrichtungen alle in London, in Bochum und als Krönung wurden mit gemeinsamer Kraft wieder über- terhin mit ganzer Kraft grenzüberschreitend
waren Teil des Masterprogrammes und wur- zum Abschluss: in Ägypten. Meine Aufgabe wunden. Denn wir alle hatten das gleiche Ziel engagieren. Ich wäre sofort wieder mit dabei!

                                                                                                                                                    Auf Wohnungssuche?
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                                                                                                                                                    kc-castrop@leg-nrw.de
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MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
08              BONEWS MÄRZ 2015                                                    INTERNATIONAL

Reise-Mut
Exkursion des Fachbereichs Architektur führte im Wintersemester nach Argentinien
TEXT UND FOTOS: Harald Gatermann

I
      P)DFKEHUHLFK$UFKLWHNWXUJHK·UHQ([NXUVLRQHQ]XP3öLFKW-                   se konnte man Gebiete abseits
      programm. Und das aus gutem Grund: nur in 1:1 Situationen                   der gewöhnlichen Touristen-
      kann man die Wirkung von Architekturobjekten im realen Um-                  pfade entdecken und bekam
      feld studieren, beurteilen und diskutieren. Das unterscheidet               zudem stets fachlichen Back-
      Exkursionen von reinen Urlaubsreisen: Exkursionen werden                    ground zu Gebäuden und
seminaristisch und architekturtheoretisch vorbereitet, Exkur-                     Plätzen und Hinweise für loh-
sionen sind immer mit Vor-Ort-Führungen kompetenter Persön-                       nenswerte abendliche Ziele –
lichkeiten verbunden. Dabei spielt Entfernung keine Rolle. Wohl                   vor allem natürlich zu Tango-
aber, was das Organisatorische angeht: Bei Fernreisen ist die                     Bars und Steak-Restaurants
                                               Organisation ent-                  (Parillas).
                                               scheidend.                         Der Vor-Ort-Service wurde ge-
                                               Diesmal hat der Fach-              krönt durch die Vermittlung
                                               bereich die Verant-                eines besonderen Ortes im
                                               wortlichkeiten dafür               Szene-Viertel San Telmo: der
                                               fast komplett auf                  „Antigua Casa“. Unweit des
                                               die     Studierenden               Plaza Dorrego hat die Schwei-
                                               verlagert: nicht nur               zerin Brigit Fischer eines der
                                               die Flüge, auch die                typischen Chorizo-Hof-Häu-
                                               Unterkünfte       und              ser liebevoll restauriert und
                                               ggf. die Mietwa-                   eingerichtet. Sie bietet aus-
                                               gen wurden von                     erwählten Gästen (vor allem
Studierenden individuell organisiert. Dies fordert und för-                       Tango-Touristen) die Zimmer
dert die Kompetenz auf Seiten der Anwendung effektiver Re-                        ihres Hauses als Pension an.
cherchemethoden, aber auch den Mut, sich im Ausland et-                           Auf diese Weise konnten die
was zuzutrauen – eine Mischung aus Mut und Verwegenheit.                          Betreuer aus dem Fachbe-
Im Erfolgsfall (und es gab bisher nur Erfolgsfälle) stärkt                        reich hier übernachten. Die-
dies natürlich ungemein das Selbstvertrauen in das eige-                          ses Haus stellte zudem die
ne Planen – eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen.                            zentrale Anlaufstelle für die
Wir haben dies erfolgreich im Sommer 2013 in Bilbao getestet. Nun                 Studierenden dar, die sich
liegt Bilbao immer noch im Kulturbereich Europas – wenngleich wir                 in der Umgebung in Hotels,
vor Ort feststellen mussten, dass man mit Englisch weniger an-                    Hostels oder Apartments ein-
fangen konnte als in anderen Touristendestinationen. 2014 wurde                   gemietet hatten.                  Die Nationalbibliothek des argentinischen Star-Architekten Clorindo Testa.
das Experiment gewagt, eine Exkursion nach diesem Prinzip mit                     Diesen Ort nutzte auch der
dem Ziel Argentinien + Uruguay anzubieten. Im Juni (also „nur“ ein                Architekt Jens Wolter, um uns die Geschich- Faculda de Arquitectura berichtet wurde, doch ganze 10 Jahre
halbes Jahr vorher) wurden Flüge gebucht, im Juli dann erst die                   te und Gebäudetypologie von Buenos Aires – einschließlich einer verpflichtenden einjährigen, von den Stu-
Unterkunft. Das Erstaunliche: 26 Studierende ließen sich auf die-                 in einem einleitenden Vortrag darzustellen. dierenden organisierten Weltreise. Aus der Sicht der Abgeschie-
ses Experiment ein – davon „nur“ 4 männliche Studierende.                         Später hatten wir Gelegenheit, ihn zu seinem denheit der uruguayischen Hauptstadt sicher verständlicher als
                                                                                  Zweitjob an die Universität Palermo zu be- für verwöhnte Europäer, die so viele Inkunabeln der Architek-
Die Randbedingungen waren                                                         gleiten. Diese private Hochschule (mitten im turgeschichte vor der Haustür haben.
allerdings sehr komfortabel:                                                      jüdischen Stadtviertel Once)
wir hatten eine deutsch-spre-                                                     bietet mehrere Architektur-
chende Reiseleitung vor Ort!                                                      studiengänge parallel an: ei-
Die Schweizer Ethnologin                                                          nen Tages- und einen Abend-
und Geografin Negula Rigg                                                         kurs.
hat sich in Buenos Aires nie-                                                     Die weitere Organisation hat-
dergelassen und betreibt mit                                                      ten wir selbst in die Hand ge-
dem Deutschen Jens Wolter                                                         nommen: per Linienbus ging
(Architekt aus Hannover) eine                                                     es ins die 50 km entfernte Ver-
Firma namens „Raumfabrik“                                                         waltungshauptstadt La Plata
(für Neu- und Umbauten                                                            – eine am Raster entwickelte
sowie Vermarktung von Im-                                                         Planstadt par excellence. An
mobilien) und parallel eine                                                       der Bushaltestelle sah man
„Traumfabrik“ – in der Rei-                                                       Argeninier, von denen fast die
sende in Argentinien betreut                                                      Hälfte italienische Vorfahren
werden.                                                                           haben, in disziplinierter eng-
                                                                                  lischer Art aufgereiht warten
Regula Nigg und Jens Wolter                                                       („queuing up“). Auch so kann
haben uns fachkundig durch                                                        Argentinien sein.
Buenos Aires geführt – zu- „Posen“ vor der Villa Curutchet in La Plata.           In Architektenkreisen am Das Hafengebiet Puerto Madero mit der Calatrava-Fußgängerbrücke.
nächst per Bus, danach mit                                                        interessantesten in La Plata
Leih-Fahrrädern und schließlich 12 km zu Fuß. Einen besseren Einstieg in die      ist das von Le Corbusier entworfene Arzthaus
doch fremde argentinische Kultur kann man sich nicht vorstellen. Auf diese Wei-   Curuchet. Wir hatten eine Führung arrangiert,
                                                                                                   mussten aber zunächst war-
                                                                                                   ten, bis der Foto-Shooting-
                                                                                                   Termin mit einem asiatischen
                                                                                                   Model abgeschlossen war. Ge-
                                                                                                   legenheit für unsere Models,
                                                                                                   auch zu posen . . .
                                                                                                   Den Höhepunkt der Exkur-
                                                                                                   sion stellte zweifellos die
                                                                                                   Überquerung des Rio de la
                                                                                                   Plata mit dem Jet-Stream-
                                                                                                   Katamaran Buquebus dar. In
                                                                                                   vier Stunden war Montevideo
                                                                                                   erreicht. Auch hier zeigte sich
                                                                                                   die Varianz der Unterkünfte.
                                                                                                   Das Gros war im Hotel Ca-
                                                                                                   lifornia untergekommen, ei-
                                                                                                   nige aber auch in der Barrio
                                                                                                   Historico oder gar mondän
                                                                                                   in Strandnähe. Montevideo
                                                                                                   lockt Architekten mit den
                                                                                                   weltbekannten Ziegel-Bauten
                                                                                                   des Ingenieurs Eladio Dieste,
                                                                                                   aber auch mit einer durchaus
                                                                                                   qualitätvollen Architektur im
                                                                                                   gesamten Stadtgebiet. Das Mit einem „ganzen Kerl“ in der Architektur-Fakultät der Universität
                                                                                                   wundert nicht, beträgt die Re- von Montevideo. Die Einzelteile der Skulptur sind mit einem Laser
Fahrrad-Tour in Buenos Aires.                                                                      gelstudienzeit, wie uns in der ausgeschnitten worden.
MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES MIT SPASS AN TECHNIK: VON DER SCHULE ZUR HOCHSCHULE - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
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