Mitteilungen - designaustria

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Mitteilungen - designaustria
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                                                                      Design und Demokratie – ein Dissens | Ene meine, muh – und raus bist du! |
                                                      Corona-Umfrage | Plakatwettbewerb: Separated. United. Strong. | Joseph Binder Award 2020:
                                                              Mit dem Herzen gestalten | Schnittstelle Design – Positionen der Designforschung |
                                                              Ein Leben für Kunst und Kino: Gertie Fröhlich (1930–2020) | Studioporträt: CIN CIN |
                                                                              designaustria-Generalversammlung | Romulus-Candea-Preis 2021 |
                                                                   Ideen verändern – Zehn Jahre Klasse für Ideen | VIENNA DESIGN WEEK 2020 |
                                                                                         IIID Awards: Information, gestaltet für die Gesellschaft    1.2.3.4   2020
Franziska Fruhstorfer: »Separated. United. Strong.«
Mitteilungen - designaustria
02                                                                     MITTEILUNGEN   03.2020

                             INHALT

                                                                      31   MEMBERS@WORK
                                                                           31	Frisch gestrichen!
                                                                           31	Illustrierter Nonsens

  04               DESIGN &                                                32	Ode an einen Mythos
                                                                           32	Faszination der Miniatur
                   DEMOKRATIE                                              32	Zaunkönig
                                                                           33	Ein Stuhl wie ein Buchstabe
                   04	Andreas Koop: Design und
                                                                           33	Organische Formensprache
                       Demokratie – ein Dissens
                   08	Victoria Sarapina: Ene meine,

                                                                      34   DESIGNAUSTRIA-
                       muh – und raus bist du!
                   09	»Schwarzdenker«
                   10	Kein Glanz in der Hütte der                         STUDIOPORTRÄT
                       Kulturhauptstadt 2024
                                                                           34	CIN CIN

     11            COVID-19
                   11	 Umfrage zu den Folgen der
                       Corona-Pandemie: Runde drei                    36   DESIGNAUSTRIA
                                                                           ACTIVITIES
                   13	Corona-Hilfsfonds: Was ist neu?
                                                                           36	Online-Vorstandswahl &­
                   14	»Was bleibt für Industriedesign
                                                                               ­designaustria-Generalversammlung
                        relevant, nach COVID-19?«
                                                                           36	  Romulus-Candea-Preis 2021
                   16	Separated. United. Strong.
                                                                           36 illustria-Booklet neu
                                                                           37	 illustria auf der BUCH WIEN 2020

     18            JOSEPH BINDER                                           37 |design|er|leben| #21: Arthur Zelger

                   AWARD 2020
                   18	Mit dem Herzen gestalten
                   21	JBA20: Ausstellung und Katalog
                   22	JBA20: Shortlist
                                                                      38   AUSSTELLUNGEN &
                                                                           VERANSTALTUNGEN
                                                                           38	Ideen verändern –
                                                                               Zehn Jahre Klasse für Ideen

     24            DESIGNFORSCHUNG                                         39	VIENNA DESIGN WEEK 2020
                                                                           40	#DENKWEITER: Fortbildungspro-
                   24	Schnittstelle Design –                                  gramm September–Dezember 2020
                         Positionen der ­Designforschung                   41	Ladies, Wine & Design – Vienna
                   26	PIVOT 2020: Decolonising Design by                 42	MAK: 100 beste Plakate 19 –
                        ­Creating a Space for Pluriversality                   Deutschland Österreich Schweiz
                                                                           42	Bakelit. Die Sammlung Georg Kargl

  28               NACHRUFE
                   28	Grafikdesign im Wandel:
                       Ernst Storch (1924–2020)                       43   BÜCHER
                                                                           43	Kreative Identitäten
                   29	Milton Glaser (1929–2020)                           43	Think Outside the Frame
                   30	Ein Leben für Kunst und Kino:                       43	Designing Sustainable Cities
                       Gertie Fröhlich (1930–2020)

                                                                      44   ERFOLGE
                                                                           44	IIID Awards: Information,
                                                                               gestaltet für die Gesellschaft

                                                                      47
 DESIGNAUSTRIA-MITTEILUNGEN & DESIGNAUSTRIA-
 WEBSITE FÜR DESIGNAUSTRIA-MITGLIEDER                                      MATERIAL & BEDARF
 Wir freuen uns über Informationen zu euren Aktivitäten, Projekten,
                                                                           47	MAY+SPIES GMBH
 Veranstaltungen und Erfolgen, über Themenvorschläge und
 Beiträge in Wort und Bild!
 		             redaktion@designaustria.at                                    IMPRESSUM
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Mitteilungen - designaustria
MITTEILUNGEN        03.2020            03
                                                                                                                                       Editorial

                              EDITORIAL
              COVID-19 die Zweiten [»designaustria-Mitteilungen«] – so schnell
              werden wir die Pandemie nicht los, natürlich nicht. Wieder gibt es
              dazu einen eigenen Abschnitt, u. a. mit den Ergebnissen der dritten
              Umfragerunde unter Kreativen zu den Auswirkungen – Ergebnisse,
              die ganz leise in eine positive Richtung weisen. Hoffen wir, dass
              die nächsten Wochen und Monaten den zaghaften Aufwind
              bestätigen werden. Ein Plakatwettbewerb von Studierenden der
              FH JOANNEUM macht trotz des ernsten Themas gute Laune:
              Originelle Ideen und bunte Farben lassen keinen Pessimismus
              aufkommen.

              In dieser Ausgabe gibt es aber auch jede Menge andere Inhalte:
              Gedanken zu »Design & Demokratie« – wo sie sich treffen, woran
              es zuweilen hapert, wenn die öffentliche Hand Aufträge vergibt,
              wenn Kreative diese Aufträge annehmen. Wir berichten über die
              Jury des Joseph Binder Award 2020, der trotz COVID-19 einen
              Teilnahme­rekord einfuhr und zum ersten Mal in seiner Geschichte
              ­ausschließlich online bewertet wurde. Was das engagierte und                  Liebe Kolleginnen und Kollegen,
               überaus g ­ ewissenhafte Panel von Jurorinnen und Juroren, das dem
               Verfahren letztlich aber höchste Seriosität attestierte, natürlich            Nicht nur Viren mutieren — auch wir können
               bedauerte. Die Ausstellung der 60 nominierten Projekte startet im             unser kulturelles Verhalten sprunghaft
               November im designforum Wien. Wir halten die Daumen, dass die                 ändern. Man könnte auch sagen, entwerfen
               Pandemie dem weiteren Veranstaltungsprogramm des Herbstes                     oder gestalten. Manche Umstände machen
               keinen Strich durch die Rechnung machen wird: In den Startlöchern             das deutlich. Immer noch gibt es ein vorherr-
               stehen u. a. die VIENNA DESIGN WEEK mit designaustria als                     schendes Thema: COVID-19. Wir hoffen, ihr
               Programmpartner und einer Ausstellung von Studierenden der                    seid gesund und habt euch den Veränderungen
               »Angewandten« im designforum Wien; ein von designaustria                      anpassen können. Wir hoffen, dass ihr Wege
               ­kuratiertes abwechslungsreiches Fortbildungsprogramm; die                    gefunden habt, eure Situation zu designen. In
                BUCH WIEN 20; interessante Ausstellungen im MAK etc. etc.                    vielen Gesprächen scheinen sich Perspektiven
                Bitte immer online überprüfen, ob alles stattfindet wie geplant!             und Stimmungen deutlich verbessert zu haben.
                                                                                             Wo alte Geschäftsfelder wegbrechen, gibt
              Beilagen zu dieser Ausgabe sind ein aktualisiertes Verzeichnis der             es neue. Alte Muster werden hinterfragt und
              Mitglieder von illustria, der IllustratorInnengemeinschaft von                 machen Platz für Reflexion und frische Ideen –
              ­designaustria, und die Ausschreibung zum Romulus-Candea-                      belastbare Zahlen gibt es leider keine dazu,
               Preis 2021, der ein bisher unveröffentlichtes Bilderbuch prämiert             denn die Teilnahme an Befragungen ist rück-
               und der Umsetzung zuführt.                                                    läufig. Wir schreiben das der sinkenden
                                                                                             Dringlichkeit und allgemein der Verbesserung
              Stay safe and keep your spirits up!                                            der akuten Situation zu.

              ___ Die Redaktion                                                              In vielen Bereichen dreht sich die Erde weiter,
                                                                                             als ob nichts gewesen wäre. Viele Bereiche
                                                                                             sind von menschlicher Zusammenarbeit weit-
                                                                                             gehend unabhängig. Wie sich die Welt verändert
                                                                                             haben wird, welche Verwerfungen es noch zu
                                                                                             ­bewältigen gegeben haben wird, bleibt also
                                                                                              abzuwarten. Wir jedenfalls sind immer Teil
                                                                                              dieser Veränderungen und wollen mitmachen
                                                                                              und mitbestimmen. Apropos: Die Funktions­
                                                                                              periode des aktuellen Vorstands geht dieses
                                                                                              Jahr zu Ende. ALLE Mitglieder sind aufge-
                                                                                              rufen – nicht nur zu wählen, sondern sich für
                                                                                              den Vorstand zur Verfügung zu stellen. Wir
                                                                                              wünschen uns maximale Diversität. Inter-
                                                                                              sektionalität ist facettenreich und kennt
                                                                                              viele Kategorien. Deshalb sind besonders jene
                                                                                              aufgefordert, deren Bereiche derzeit nicht
                                                                                              repräsentiert sind.
                                        1                                              2
                                                                                             Thomas Grundnigg für den designaustria-Vorstand
1 B ianca Gschlecht: »Tangled Times«       Siehe dazu den Beitrag zum Plakatwettbe-
2 Maximilian Bauer: »Videochat«             werb »Separated. United. Strong.« auf S. 16.
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04                                                                                 MITTEILUNGEN       03.2020

,   Design & Demokratie

                DESIGN UND DEMOKRATIE –
                EIN DISSENS
    Design und Demokratie sind zwei Begriffe, zwei Themen, Bereiche, Welten, die sich eigentlich gut
    vertragen müssten, meint man. Beide leben irgendwie von Freiheit, ein wenig freilich auch von
    Regeln, bekommen ihren Sinn durch Interaktion, quasi durch »Gebrauch«. Es braucht einen wachen
    Geist im Denken, in der Antizipation, dem Codieren und Chiffrieren des (visuell) zu Kommunizie-
    renden, Charme und Chuzpe – und die entsprechende Qualität in der Umsetzung. Nur irgendwie
    scheint das hier nicht so recht zu funktionieren. Eher im Gegenteil. Ganz im Gegenteil! Allein ein
    kurzer Blick auf die Signets von Städten, Ortschaften, Regionen und Tourismusverbänden reicht aus,
    und der Beweis ist erbracht. Nochmals: Eigentlich müsste Gestaltung, müsste Design doch dort
    erblühen, wo die Freiheit (und ergo Demokratie) am größten ist. Was läuft da also schief?

                             von Andreas Koop                                      seit Urzeiten weiß, welche Schäden sie über kurz
                                                                                   und lang anrichten. So wie man in der Demokratie
                           Wenn alle Macht vom Volke ausgeht und man gar           beobachten kann, dass die Durchsetzung von
                           noch an den Spruch denkt, ein Volk hat immer            Einzelinteressen der sozialen Gerechtigkeit, der
                           die Regierung, die es verdient, so müsste das Volk      Umwelt und der Gesellschaft substanziell schaden,
                           offenbar weit und breit recht dumm, mindestens          so ähnlich ist es in semantischer Hinsicht, wenn
                           aber nicht allzu schlau sein. Sieht man sich im         Design in öffentliche Gremien, Ausschüsse, Verwal-
                           eigenen Lande und darüber hinaus ein wenig um           tungen und (kommunal)politische Entscheidungs-
                           und betrachtet das, was alles läuft oder nicht läuft,   strukturen gerät. Dass dort nach Lust und Laune das
                           übersteigen die Fragen schnell potenzielle Antworten.   ihr oder ihm (oder der Gattin zu Hause) persönlich
                           Vermutlich ist das Volk (in Deutschland meidet man      am besten Gefallende ausgewählt und darüber abge-
                           das historisch belastete Wort und verwendet dafür       stimmt wird, ist vermutlich nicht mit demokratischen
                           lieber die eher nach einer technokratischen DDR-        Entscheidungsprozessen gemeint. Dabei ist ja eh
                           Sprache klingenden Begriffe Gemeinschaft oder           alles Geschmacksache! Fallen solche Worte, wünscht
                           Gemeinwesen) aber gar nicht so dumm. Und auch           man sich eine Umschulung – zu etwas Handfestem,
                           die Tatsache, dass es die Regierung selbst wählt,       Richtung Bäcker oder Landschaftsbauer. Nur, wie
                           macht es nicht gänzlich verantwortlich dafür,           kommt man zu einer Entscheidung über ästhetische
                           was alles danebengeht. Denn zum einen ist das           Fragen, wenn es – Gott sei Dank! – keine diktato-
                           Ankreuzen von Namen und/oder Parteien auf einer         rischen Positionen gibt? Kann man über Gestaltung
                           Liste alle vier oder fünf Jahre noch nicht unbedingt    abstimmen? Ist das Design mit den meisten Stimmen
                           Inbegriff, Kern und Wesen von Demokratie, zum           das bessere? Nein, vermutlich eher selten. Über
                           anderen hakt es nicht selten schon in der zur Ver-      solche Themen entscheiden hier ja zumeist auch
                           fügung stehenden »Auswahl«. Das Wählen ist              »Fachfremde«. Und selbst wenn Kompromisse die
                           vermutlich nicht für wenige eine Art Suche nach         Allzweckwaffe der Demokratie sein mögen, geht das
                           dem kleinsten Übel. Und dies absurderweise,             in anderen Bereichen leichter: Wenn wir das dort so
                           obwohl doch jede/r zumindest drei, vier, fünf           machen, dann nehmen wir hier halt etwas zurück,
                           Menschen kennt, denen er/sie eine führende poli-        so hat jeder sich einmal durchsetzen können und ist
                           tische Position sofort zutrauen würde und sich gut      zufrieden – vielleicht wurde damit ja sogar wirklich
                           vorstellen kann, dass Entscheidungen dann mit mehr      die beste Lösung erreicht. Schwierig wird es, wenn
                           Verstand, Gerechtigkeit, Weitblick und Empathie         man in Designfragen dann in der Verhandlungsfüh-
                           getroffen werden. Komisch, wie das alles empirisch      rung auf diese Weise Schrift und Farbe aushandelt.
                           auf breiter Front widerlegt wird!
                                                                                   Bräuchte es nicht in der (vor allem »großen«) Politik
                           Ähnlich widerspricht auch Philosoph Slavoj Žižek        mitunter einschneidende, zuerst einmal vielleicht
                           immer ­vehement der Aussage, dass es einfach (nur)      auch wenig geliebte Maßnahmen, damit wirkliche
                           an jedem Einzelnen/jeder Einzelnen läge, wie sich       Veränderungen beginnen können? Beispielsweise
                           die soziale, ökologische etc. Situation im Lande und    in Fragen der Mobilität und Bildung, der Steuern,
                           auf der Welt darbietet. Man kann eben nicht alles       der Förderung verschiedener Branchen etc. Wer tut,
                           dem Individuum aufbürden, davon ist er überzeugt,       was (wirklich) zu tun ist, der wird erst einmal viel
                           sondern muss dies erst recht dem Staat, der die         Geschrei und Widerstand ernten. Womöglich gar
                           Rahmenbedingungen (für alle Individuen zusammen)        Drohungen und Dramen. Und genau so wird auch
                           schafft, zur Aufgabe machen. Um damit nicht jene        ein wirklich revolutionäres Design kaum gleich
                           Mechanismen einzuzementieren, von denen man             einmal und für alle »gefällig« sein. Dass so etwas
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MITTEILUNGEN   03.2020   05
                                             Design & Demokratie

                          1 O
                             tl Aicher: Plakate Olympischen
                              Spiele M
                                     ­ ünchen 1972, Basketball,
                              Bogenschießen, Gewichtheben,
                              Radfahren
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06                                                                                    MITTEILUNGEN       03.2020
 Design & Demokratie

                                                                                                                                             2

                                                                                      Heute jedenfalls erscheint es kaum denkbar, dass
                                                                                      etwas Ähnliches wieder bzw. noch möglich wäre
                                                                                      wie beim guten alten Otl 1972. Das Signet der
                                                                                      Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006
                                                                                      war der lebende, der schlagende Beweis für diese
                                                                                      These. Marketing und Infantilität ersetzen Substanz,
                                                                                      ­Auseinandersetzung und Qualität. Das wiederum
                                                                                       spricht nicht zwingend gegen eine Branche. Ganz
                                                                                       im Gegenteil – es spricht nicht unbedingt für die
                                                                                       Auftraggeber oder korrekter: für die Wege der
                                                                                       Auftragserteilung. Denn wo (vermutlich nicht nur)
                                                                                       Design und Demokratie so richtig kollidieren, ist
                                                                                       das Vergaberecht – mit Kollateralschäden aller –
                                                                                       finanzieller, nervlicher und sonstiger – Art. Kaum
                                                                                       vorstellbar, dass es Dinge gibt, die im Ergebnis
                                                                                       weiter von der Absicht abweichen als die öffentliche
 3                                                                                     Auftragsvergabe nach DIN. Es gibt Flughäfen,
                                                                                       auf denen auch ohne Virenbefall keine Flugzeuge
                                                                                       abheben, aber immerhin die Kosten. Der Gedanke
                                                                                       ist ja an sich richtig, dass nicht jede/r Museums­
                              möglich war wie das Design der Olympischen               direktor/in, Minister/in, Universitätsangestellte
 2 O tl Aicher: Logo für     Spiele 1972 in München ist bis heute ein Mysterium,      etc. nach Gutsherrnart »frei Schnauze« Aufträge
     die Olympischen Spiele   ein Wunder. Nicht wegen seiner Qualität, sondern         vergeben kann. An den Bruder, Schwager, jemanden,
     München 1972             trotzdem! Entwickelt wurde es zwischen 1967 und          bei dem er/sie Spielschulden hat, Winterreifen da-
 3 O tl Aicher: Fahnen,      1972, in einer Zeit also, wo es gesellschaftlich und     für bekommt etc. Nur geht man interessanterweise
     Olympischen Spiele       politisch höchst turbulent zuging. Wo die Verdrän-       offenbar immer davon aus, dass dies der Fall ist. Und
     München 1972             gung der Vergangenheit kritisiert wurde, die ver-        auf die Schnauze bekommen es dann andere. Wenn
                              krusteten Strukturen in Familien mit manchen Dramen      also für jedes läppische Signet, eine Wanderausstel-
                              aufbrachen… Braucht es offenbar diese Turbulenz,         lung oder Website, ein Plakat und eine Broschüre
                              die Volatilität (nicht die an der Börse, sondern im      jedes Mal drei, vier, fünf Designbüros in Vorleistung
                              Leben), die Dynamik, die Energie, damit ein heraus-      gehen. Und am Ende der Preis (mit)entscheidet. Wie
                              ragendes Design entstehen kann? Sicher nicht nur,        viel Energie da in den Sand gesetzt wird, sehenden
                              und klar, es hat zu allen Zeiten gute Gestaltung         Auges – das man vielen Jurys nicht wirklich unter-
                              und hervorragende Gestalterinnen und Gestalter          stellen kann. Wer da alles Konzepte entwickelt,
                              gegeben, keine Frage. Aber was bleibt davon?            Visualisierungen anfertigt, durch die Gegend fährt
                              Derzeit werden die Halbwertszeiten der »Trends«         zu Gesprächen und Präsentationen! Und das in aller
                              von Dekaden auf Monate heruntergerechnet. Dabei         Regel bei eher symbolischer Bezahlung, die man
                              wäre doch jetzt gerade eine wenigstens potenziell       nicht selten auch noch erkämpfen muss. Doch
                              bewegte Zeit! Der Planet überhitzt, die Gesellschaft    selbst, wenn das alles unvergütet bleibt, findet sich
                              in unseren Breiten überaltert, der Süden wird uns       auf wundersame Weise immer eine Handvoll Büros,
                              (in mehrerlei Hinsicht) überrollen – aber aus Gründen   die trotzdem mitspielen. Da bewundert man die
                              der Ansteckungsgefahr (Corona!) wird freitags nicht     nichts auf sich, ihre Zunft, ihre Kolleginnen und
                              mehr demonstriert. Eigentlich geht es ums Ganze.        Kollegen kommen lassende Ärzteschaft!
                              Müsste da nicht existenzielles, berührendes, über-
                              wältigendes Design gewünscht, gesucht, geschaffen       Jetzt könnte man sagen, bei den Architekten ist das
                              werden? Und eben beauftragt, womit es wieder zum        ja auch so üblich. Stimmt, aber unter völlig anderen
                              Ausgangspunkt zurückgeht.                               Prämissen. Da gibt es ein festes Berufsbild, das es
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MITTEILUNGEN        03.2020                07
                                                                                                                               Design & Demokratie

nicht jedem Kunstlehrer ermöglicht, da auch noch
mitzumachen, eine feste, verbindliche Honorarord-
nung etc. Dann kommt der Aspekt der Vorleistungen
(und ihrer mehr oder minder vorgesehenen Vergü-
tung) hinzu, die nicht selten in keinerlei Relation zum
Auftragsvolumen stehen. Als Designer/Designerin
arbeitet man für 1.000 Euro gut und gerne 50 Stunden
an einem Konzept, um dann bestenfalls einen Auftrag
über vielleicht 20.000 Euro zu bekommen. Architek-
turbüros arbeiten bei ihren Wettbewerben vielleicht
500 Stunden an einem Entwurf – dem dann aber ein
Honorar von mehreren Millionen Euro gegenüber-
steht. Es ist also ein wenig so, als würde man ins
Casino gehen und immer nur seinen Einsatz zurück-
bekommen. Freilich sind »Hardcore-Ausschrei-
bungen« auch nicht wirklich besser, wo es im Grunde
fast nur noch um den Preis geht. Wofür man sich bei                                                                                  4
den verschiedensten Vergabeportalen anmelden                  Garantie für alles. Tatsächlich braucht Demokratie
muss und aberwitzige Mengen von Selbstauskünften,             den Mut aller, genauso wie das Design. Auseinan-
Erklärungen und Bestätigungen auszufüllen hat.               dersetzung, Beteiligung, Diskurs, ebenso aber
Ach Otl, wie hast du vor über 30 Jahren so schön             ­gleichermaßen möglichst viel Wissen und Bildung –
geschrieben: Ein Grafiker/eine Grafikerin ist frei,           auch ästhetische. Leider führt sich Demokratie nicht
­er­/­sie ist das, was er/sie kann – ja, prima, nur müsste    nur im Kontext Design oft selbst ad absurdum – wo
 das halt auch jemand sehen, erkennen und vertreten           sie das Schlimmste verhindern will und damit das
 können. Bemerkenswerterweise haben aber auch                 Beste unmöglich macht. So ähnlich wie in Deutsch-
 schon kleinere Firmen (größere sind ja ohnehin der           land mit der geliebten Autoindustrie – man schützt
 Meinung, es sei eine Ehre, für sie arbeiten zu dürfen)       und unterstützt sie, wo es nur geht, um sie dann
 die Unsitte des »Vortanzen-Lassens« übernommen               wirklich retten zu müssen, weil sich während des
 und nutzen gerne die breite und bunte Auswahl an             selbstverliebten Tiefschlafs im Biotop die Rahmen-
 Gestaltungsbüros. Berufsverbände haben diese                 bedingungen irreversibel und nicht zum Vorteil
 Entwicklungen bisher kaum verändern oder korri-              verändert haben. Wenn man diese Beträge wiederum
 gieren können. Andere Lobbys klopfen öfter und               in Bezug setzt zu dem, was beim Ausschreiben der
 lauter und haben wohl auch schlagendere Forde-               kleinsten Kleinigkeiten »gespart« wird, weiß man
 rungen. Design und Demokratie bzw. Kapitalismus              nicht, ob man lachen oder weinen soll. Was ohnehin
 sind ja eigentlich eine wunderbare Verbindung oder           nur so halbwegs funktioniert, weil man die Zeit der
 gar Bedingung: dort, wo es mehr Angebot als Nach-            unverrückbar festangestellten, unkündbaren
 frage gibt, wo sich die Produkte immer mehr anglei-          ­Beamtinnen und Beamten nicht in Euro bemisst und
 chen, wo der Grad an Innovation im Grunde überall             gegenüberstellt. Oder den Aufwand, immer wieder
 auf das Marginale abflacht. Dass sich auf 25 Jahre            anderen Personen, Firmen und Büros das Wesen,                4 F IFA-World-Cup-Logo
 gesehen (soweit reicht die eigene Erfahrung) dabei            die Haltung, die Werte, Prioritäten und Einstellungen           WM 2006 in
 die Honorare konstant verschlechtert haben, ist kein          des Museums, Amtes, der Schule oder Uni zu                      Deutschland
 wirklicher Zufall. Trotzdem wächst die Zahl an Agen-          erklären. Aber gut, die Geister, die man rief, ziehen
 turen und Büros. Faszinierend – es spricht für den            halt irgendwann bei einem ein.
 Beruf, der offenbar (und tatsächlich) so viel Reiz hat,
 dass man ihn dennoch ausüben und leben will.                Was man in Summe aber sagen, nein, laut schreien
                                                             möchte, ist der altbekannte Satz von Willy Brandt
Apropos politische Systeme: Ob die DDR an ihrem              auf dem Jahre 1969 (!): »Mehr Demokratie wagen«.
Design zugrunde gegangen ist, wie ein bemerkens-             Tragisch, dass man es Jahr für Jahr und immer wieder
werter Artikel in einer Ausgabe der »Lettre« argu-           auf Plakate schreiben könnte. Den Mut zu fordern,
mentiert hat, lautet der Rückschluss nicht u­ nbedingt:      die Demokratie dort zu schützen, wo es wirklich
Wo die Demokratie fehlt, gibt es auch kein gutes             notwendig ist. Und das ist ganz woanders, als es
Design. Man müsste da eher sagen: Wo es an allem             heute beinahe demonstrativ »gelebt« wird: bei Daten,
fehlt, von der geistigen bis zur faktischen Freiheit,        Klima, Natur, Toleranz, Vielfalt, Freiheit…
den ökonomischen Möglichkeiten etc., hat es Design
schwer. Und wer sich in einem de facto totalitären
Staat zwischen besserem Design und mehr Freiheit
für Ersteres entscheiden würde, der hat vermutlich
nicht alle Latten am Zaun. Zumal diese Freiheit sich         ÜBER DEN AUTOR:
ohnehin auch recht bald in einer besseren ­Gestaltung        Andreas Koop, Diplomdesigner und Master of Advanced Studies, führt seit 1995 ein
(in welcher Dimension auch immer) niederschlagen             ­international ausgezeichnetes Designbüro im Allgäu. In seiner Arbeit stehen vor allem
und darstellen würde. Diktatur ist keine Lösung!              nachhaltige und intelligent-ökologische Ansätze im Fokus. Ein weiteres Interesse gilt der
                                                              Designforschung. Fester Bestandteil seines Schaffens sind die publizistische Arbeit sowie
Nur, klar ist auch, Demokratie alleine ist ebenfalls          die Veranstaltung des multidisziplinären Symposiums Stadt. Land. Schluss.
nicht viel wert. Kein Wert an sich und auch keine            www.designgruppe-koop.de www.koop-andreas.de
Mitteilungen - designaustria
08                                                                             MITTEILUNGEN      03.2020
 Design & Demokratie

             ENE, MENE, MUH –                                                                              9 » Schwarzdenker«-Beitrag:
                                                                                                             »Utopie der Kunst«

             UND RAUS BIST DU!
                        von Victoria Sarapina

                       Demokratie soll transparent sein und will kommuni-      Irgendwann ist Schluss. Ernüchterung macht sich
                       ziert werden, und so vergibt die öffentliche Hand       breit, nach jahrelangem Ausfüllen und Mitmachen.
                       (Wo ist eigentlich der öffentliche Kopf?) ständig       Mancher Kollege/manche Kollegin handelt radikal
                       Designaufträge. Doch die Vergabepraxis ist mehr         und nimmt nur teil, wenn er explizit und persönlich
                       als enttäuschend. Den Bewerber/die Bewerberin           zur Angebotsabgabe eingeladen wird. Alles andere
                       erwartet Berge von Papier, praxisferne und oft          sei verlorene Mühe! Einem Kollegen platzte der
                       widersprüchliche Anforderungen. Alles in allem ist      Kragen, als er zu einer Angebotsabgabe in Form
                       es haarsträubend und skandalös. Der Einkauf von         eines Pitches eingeladen wurde. Die ausschreibende
                       Kreativität findet zwischen der Bestellung von Büro-    Staatsbibliothek hatte sich bemüht, genauere
                       artikeln und der Müllentsorgung statt. Wenn man         Angaben zu den verlangten Leistungen zu machen,
                       jung und unerfahren ist, freut man sich über jede       doch die MitarbeiterInnen hatten keine Ahnung von
                       Anfrage. Und wenn eine von der öffentlichen Hand        der Umsetzung derartiger Druckprojekte. Am Ende
                       kommt, umso mehr. Da macht es auch nichts, dass         erschien die geforderte Leistung fast absurd: Man
                       die Anfrage in einem Dokument von über 80 Seiten        wollte ein Angebot für Druck und Gestaltung, mit
                       formuliert ist und das Ausfüllen einen halben Tag in    der Option, sich später aus den gestalteten Seiten
                       Anspruch nimmt. Man ist gewillt, mitzumachen. Man       einzelne auszusuchen und nur diese zu vergüten.
                       kämpft sich durch versicherungstechnische Anfor-        Dem Designer wurde bei Nichtgefallen eine » groß-
                       derungen, überfliegt Fragen nach behinderten            zügige « Aufwandsentschädigung von 500 Euro in
                       MitarbeiterInnen und Menschen mit Migrationshin-        Aussicht gestellt.
                       tergrund. Es wird viel abgefragt und viel abverlangt.
                       Eine Menge Formalien, wenig Inhaltliches. Keine         Die Angebotsabgabe und wie wir als DesignerInnen
                       Fragen zu Eignung und Qualifikation. Die Kalkulation    damit umgehen, ist eine Seite der Medaille. Die
                       wird zu einer Nebensächlichkeit. Doch man nimmt         andere ist die Entstehung solcher Anfragen. Haben
                       das Prozedere gelassen und bleibt optimistisch.         Sie sich schon einmal gefragt, wer diese formuliert
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MITTEILUNGEN       03.2020              09
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»SCHWARZDENKER«
Das neue Nicht-Design-Magazin, eher eine Zeit-Streit-Schrift,
kritisch, analytisch und kämpferisch. Relevant und aktuell. Es wirft
einen bitterbösen, selbst­ironischen Blick auf die Lage der Kreativ-
branche und den Zeitgeist. Es richtet sich an DesignerInnen, an
alle, die es werden wollen, und deren Eltern, die das gern verhin-
dern würden. 130 Seiten, 25 Beiträge, gedruckt auf Munken Pure
und Wibalin NSB Fühlkarton, veredelt mit schwarzem Farbschnitt.
Kosten bei B ­ estellungen aus Österreich inkl. Versand: 15 Euro.
Auch erhältlich als limitierte Auflage inkl. Kotztüte zum Preis von
22 Euro. Zu bestellen über www.schwarzdenker.com

und bearbeitet? In meiner Nähe steht ein fünf-            schon erlebt, dass sogenannte DesignerInnen einen
stöckiger Verwaltungsbau, eingereiht zwischen             Auftrag an einem Tag erledigten, für den ausgebil-
Wohnhäusern, mitten in Neuhausen, einem Viertel           dete Profis sich eine Woche Zeit nehmen würden.
zum Wohlfühlen. In dem grauen Haus mit dem                Gewillt, jeden Kundenwunsch zu erfüllen, verdienen
Charme der 1980er-Jahre befindet sich die Vergabe-        vermeintliche GrafikerInnen ihr Geld ohne jegliche
stelle der Stadt München. Tagtäglich sitzen zig           Qualifikation, was in unserem Beruf wunderbar
Beamte über Ausschreibungen der Stadt. Zig Beamte         möglich ist. Mit geklauten Schriften, geknackten
mal zig Stunden. Es wird formuliert, korrigiert,          Programmen, ohne Wissen über Mikrotypografie
genehmigt. Es werden Agenturen ausgewählt und             oder Farblehre. Der unwissende Kunde ist geblendet.
angeschrieben. Die Angebote werden entgegen­              Weil es »schnell und zuverlässig« ist und der Preis
genommen und ausgewertet, und die Kontakte                stimmt. Solche AnbieterInnen werden immer ihre
werden an die zuständige Abteilung oder Behörde           AbnehmerInnen finden. Und unter dem Deckmantel
weitergeleitet. SachbearbeiterInnen und Referen­          des Spardiktats ist der gröbste Unfug gerechtfertigt.
tInnen beschäftigen sich mit den Angeboten und            Sie werden mir nun erwidern: Es gibt doch viele
feilschen bei manchen Aufträgen um 50 Euro. Es            QuereinsteigerInnen – talentiert und erfolgreich.
geht nicht um Expertise und Qualität. Es geht um          Da könne sich manche/r Studierte eine Scheibe
das » wirtschaftlichste « Angebot. So sieht es in der     abschneiden! Ich halte dagegen: Einige schon, aber
ganzen öffentlichen Verwaltung aus – überall, wo          nicht alle. Früher glaubte ich naiv: Qualität über-
es darum geht, über die Steuergelder zu wachen.           zeugt. Wie ein eifriger Jesuit predigte ich den Erfolg
So weit, so gut.                                          der guten Form. Der Jesuit in mir landete irgend-
                                                          wann in den Wäldern des Amazonas, geplagt von
Als mich eine große Forschungseinrichtung für             wiederkehrenden Malariaschüben, musste resigniert
grafische Leistungen über einen Zeitraum von zwei         feststellen, dass die Einheimischen nicht zwischen
Jahren anfragte, kannte ich das Spiel bereits. In den     meinem Gott und ihren vielen Götzen unterscheiden
60-seitigen Unterlagen wollte man von mir lediglich       können oder wollen. Ü  ­ brigens, den Behörden kann
meinen Stundenlohn wissen. Was schreibt man mit           man keine Täuschung vorwerfen. Sie kommunizieren
20 Jahren Berufserfahrung? Wenn man seriös Miete,         ganz offen. Für den Zuschlag ist ausschlaggebend:
Technik, Software, Lizenzen einkalkuliert? Ich setzte     70 Prozent Preis, 30 Prozent Qualität. Man weiß also,
eine zweistellige Zahl in eine extra dafür angelegte      worauf man sich einlässt.
Tabelle. Ein paar Wochen später erkundigte ich
mich nach dem Stand der Dinge. Die Reaktion war
Empörung: Da fragen Sie noch?! Sie waren viel zu
teuer! Wer sind die anderen, die nicht zu teuer sind?
Die, die genau richtig liegen? Und wo ist »genau          ÜBER DIE AUTORIN
richtig«?                                                 Victoria Sarapina ist Grafikdesignerin mit russischen Wurzeln,
                                                          Inhaberin der Manufaktur für Grafikdesign und Herausgeberin des
Als DesignerIn hat man grafische Konkurrenz –             Magazins »Schwarzdenker«. Sie hat in Wiesbaden studiert und lebt
überall. DesignerIn ist keine geschützte Berufsbe-        und arbeitet in München.
zeichnung. Design kann jeder anbieten. Ich habe           www.manufaktur-grafikdesign.de
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 Design & Demokratie

             KEIN GLANZ IN DER HÜTTE DER
             KULTURHAUPTSTADT 2024

                       Im Mai ließ das Salzkammergut mit Bad Ischl          Eigentlich sollte auf der Hand liegen, dass die
                       an der Spitze unter dem Motto »Kultur ist das        Gestaltung einer komplexen Markenidentität
                       neue Salz« die Wettbewerbsausschreibung zur          und eines Corporate Designs für ein Prestige-
                       ­Gestaltung einer Wort-Bild-Marke für »Salz-         projekt wie das der Kulturhauptstadt Europas
                        kammergut 2024 – Kulturhauptstadt Europas«          eine Aufgabe ist, die umfassende kommunikati-
                        vom Stapel. Im Rahmen eines offenen Wettbe-         onswissenschaftliche, mediale, technische und
                        werbs war eine komplexe Aufgabe zu bewälti-         ästhetische Ansprüche zu erfüllen hat und die
                        gen. Schon allein die Grundanforderung der          deshalb nur in kompetente und kundige Hände
                        Kompatibilität der neuen Marke mit den beste-       gehört. Um derartige Kompetenzen zu erlan-
                        henden Auftritten von Salzkammergut und             gen, braucht es eine lang jährige Ausbildung und
                        Ausseerland (die Beispiele sprechen für sich)       viele Jahre Berufserfahrung. Das Honorar für
                        ­sowie der Integrationstauglichkeit mit den         derartige Leistungen beträgt international
                         Identitäten von Tourismus­partnern waren           üblicherweise ein Vielfaches von dem, was hier
                         höchst anspruchsvolle Herausforderungen.           angeboten wird. Kein Wort, ob eine kundige
                         Auch sonst sollte die Marke vieles ­leisten: Sie   Fachjury die einge­r eichten Entwürfe bewerten
                         hatte für ­unterschiedliche Kommunikations-        würde. Wenn schon die Ausschreibung zum
                       formate sowie On- und Offline-­Kampagnen zu          Wettbewerb in keiner Weise europäischen bzw.
                       taugen und dabei in ihrem U  ­ mfeld einen »mög-     internationalen Standards entspricht, wie soll
                       lichst hohen Grad an individueller Identität«        es dann die daraus hervorgegangene Wort-
                       aufzuweisen – und sich dabei in ihrem fragwür-       Bild-Marke mit allem, was dazugehört?
                       digen visuellen Umfeld auf ­einer internationalen
                       Bühne zu behaupten. ­Umfassende Vorleistungen        Lange Rede, kurzer Sinn: designaustria hat
                       waren gefragt: Die Einreichung musse unter-          brieflich Protest eingelegt und dringend darauf
                       schiedliche Logovarianten, Grundlagen für            hingewiesen, dass die Qualität der Ergebnisse
                       ein Corporate Design inklusive Farben und            stark von den Bedingungen abhängt, unter
                       Schriften, zahlreiche Anwendungsbeispiele in         ­denen diese Ergebnisse zustandekommen.
                       Form diverser Drucksorten, Geschäftsaus-              Um professionelle und erfahrene Gestalte-
                       stattung und Online-Auftritt umfassen. Jede/r         rInnen zu gewinnen, die einer solchen Aufgabe
                       TeilnehmerIn »durfte« zwei Entwürfe vorlegen,         auch gewachsen sind, wäre es dringend nötig
                       der/die glückliche GewinnerIn sich über 15.000        gewesen, eine entsprechende Ausgangsbasis
                       Euro freuen (und für alle Gestaltungsleistungen       zu schaffen. Wir haben unsere Expertise und
                       uneingeschränkte Nutzungsrechte für eine              Hilfestellung angeboten, bis jetzt aber keine
                       etwaige künftige Weiterverwendung gleich              Antwort ­erhalten. Bleibt wohl gespannt abzu-
                       drauflegen). Die nächstgereihten vier Teilneh-        warten, wie sich die Kulturhauptstadt Europas
                       merInnen sollten ein Abschlagshonorar von             2024 präsentieren wird.
                       satten 750 Euro erhalten.                            www.salzkammergut-2024.at
MITTEILUNGEN        03.2020             11
                                                                                                                         ,      COVID-19

               DESIGNAUSTRIA-UMFRAGE
               ZU DEN FOLGEN DER CORONA-
               PANDEMIE: RUNDE DREI
Von 23. Juni bis 15. Juli 2020 befragte designaustria Österreichs Designschaffende zum dritten Mal
zu den Auswirkungen von COVID-19 auf Arbeitssituation und wirtschaftlichen Erfolg. Die in
mehr­wöchigen Zeitabständen anonym durchgeführte Befragung soll sicherstellen, dass aktuelle
Gegebenheiten und sich abzeichnende Entwicklungen sichtbar gemacht werden. Es ist geplant, die
Ergebnisse und etwaige sich daraus ab­leitende F
                                               ­ orderungen an politische EntscheidungsträgerInnen
heranzutragen. Wir fassen hier die Ergebnisse aus Runde drei zusammen und stellen, soweit die
Fragen es zulassen, Vergleiche zu Runde eins vom April 2020 und zu Runde zwei vom Mai 2020 an
(Prozent­angaben gerundet. Zu den Detailergebnissen von Runde eins siehe Ausgabe 2.2020).

                                                          An der dritten Befra-      stellten keine oder kaum Auswirkungen fest (20 %
                                                          gungsrunde beteiligten     gegenüber 25 % bzw. 26 % im Mai und April); verein-
                                                          sich nur noch 59 Design-   zelt wurde auch eine Verbesserung der Auftragslage
                                                          schaffende – exakt halb    gegenüber vor COVID-19 vermerkt (5 % gegenüber
                                                          so viele wie in Runde      3 % bzw. 2 % im Mai und April). Durchschnittlich
                                                          zwei (118) und um          rechneten die Teilnehmenden wie schon in den
                                                          ganze 56 % weniger als     ersten beiden Befragungsrunden mit finanziellen
                                                          in Runde eins (134).       Einbußen von 37 % gegenüber dem Vorjahr (mit
                                                          Dies mag auf eine          Angaben zwischen 0 und 80 %). Dabei waren finanzi-
                                                          geringere Relevanz der     elle Auswirkungen zum Zeitpunkt der dritten
                                                          Ergebnisse schließen       ­Umfragerunde für deutlich weniger Teilnehmende
                                                          lassen – oder aber eine     spürbar als zum Zeitpunkt der zweiten Umfage im
                                                          optimistische Deutung       Mai (36 % gegenüber 46 %); nur mehr ein Viertel
                                                          zulassen: Das Thema         rechnete im Juni/Juli mit Auswirkungen das ganze
                                                          scheint nicht mehr die      Jahr 2020 über (gegenüber einem Drittel im Mai);
                                                          große Brisanz zu haben      längerfristige Auswirkungen erwarteten nur mehr
                                                          wie noch vor einigen        29 % (gegenüber 42 % im Mai); mit keinen negativen
                          Wochen. Auch allgemein weisen die erhobenen                 Auswirkungen rechneten allerdings nur knapp 7 %
9 M ichael Zutz:         Zahlen bei aller gebotenen Vorsicht auf eine (im            (gegenüber noch 12 % im Mai). Diese Zahlen lassen
  »Little Covid 19« für   Vergleich zum Mai) insgesamt positive Entwicklung,          den Schluss zu, dass nun eine realistischere Ein-
  ­Illustrators Against   zumindest, was den Bereich Grafikdesign betrifft,           schätzung sowohl der kurz- als auch der länger-
  COVID-19                in dem die überwiegende Mehrzahl der Teilneh-               fristigen Entwicklung möglich scheint – einerseits
                          menden (71 %) tätig ist, gefolgt von Produktdesign          mehr Verschiebungen und Absagen bei einer deut-
                          (8,5 %), Illustration (8,5 %), Webdesign (5 %) und          licheren Sichtbarkeit wirtschaftlicher Einbußen;
                          anderen Disziplinen (7 %). Ähnlich wie in den letzten       andererseits leicht positive Entwicklungen wie
                          beiden Runden wirkten fast ausschließlich Selbst-           geringere aktuell zu vermerkende Einbußen sowie
                          ständige (93 %) mit; der Rest entfiel auf Angestellte       weniger große Befürchtungen hinsichtlich einer
                          (3,5 %) und Personen, die sowohl selbstständig als          längerfristigen Verschlechterung der Situation.
                          auch angestellt sind (3,5 %). Von den Selbstständigen       Dabei bleibt die Einschätzung der Verluste gegen-
                          arbeiten 69,5 % alleine/als EPUs; 27 % im Verbund           über 2019 jedoch konstant, was für eine relativ
                          von bis zu 5 MitarbeiterInnen/KollegInnen; der Rest         zuverlässige Prognose spricht.
                          in größeren Betrieben. Im Gegensatz zu Runde
                          zwei beteiligten sich im Juni/Juli wieder etwas mehr       Unter den angestellten Designschaffenden waren
                          Männer als Frauen (54 % gegenüber 46 %).                   mit Juni/Juli weniger zur Kurzarbeit angemeldet
                                                                                     (knapp 11 %) als noch Anfang Mai (16 %) bzw. Anfang
                          Zu den Auswirkungen von Corona meldeten 78 %               April (23 %), und zwar im Ausmaß von durchschnitt-
                          eine Verschiebung (Mai: 64 %, April: 71 %) sowie           lich 23 % (April: 36 %), woraus hervorgeht, dass Kurz-
                          58 % Absagen von Aufträgen (Mai: 55 %, April: 51 %);       arbeit weiter rückläufig ist.
                          knapp 36 % gaben an, in dieser Situation keinerlei
                          Möglichkeiten zur Neuakquise zu haben (in den              Zur zweiten Runde im Mai wurde abgefragt, inwie-
                          Vorrunden lag diese Zahl noch über 40 %). Weniger          weit Mietreduktion beantragt wurde: Nur 2 von 12
                          Designschaffende als in den letzten beiden Runden          ansuchenden Personen hatten eine solche erhalten.
12                                                                               MITTEILUNGEN      03.2020
 COVID-19

 Inwiefern wirkt sich die Corona-Pandemie auf deine Aufträge aus?
 (Mehrfachnennungen möglich)

                        Im Rahmen von Runde drei fragten wir nach, inwie-        bedeutet, als die Befragung ergeben hat, dass in
                        weit die mögliche Stundung von Einkommensteuer           Phase 2 nur 5 von 36 Anträgen positiv behandelt
                        und Sozialversicherung beansprucht wurde: 5 %            wurden. Hier scheinen die Nachbesserungen
                        haben um Steuerstundung angesucht, 7 % um                tatsächlich gegriffen zu haben. Beim Überbrü-
                        ­Stundung der Sozialversicherungsbeiträge, 14 %          ckungsfonds der Verwertungsgesellschaft Bildrecht
                         um beides.                                              wurden 6 von 7 Anträgen bewilligt, was weiterhin
                                                                                 auf eine zuverlässige Hilfestellung hinweist. Keine
                        Von 57 Teilnehmenden hatten zum Zeitpunkt der            einzige an der dritten Befragungsrunde teilneh-
                        dritten Befragungsrunde bereits 46 % Unterstützung       mende Person hat beim Unterstützungsfonds des
                        beantragt (Mai: 41 %, April: 25 %); bei knappen 18 %     KSVF um Zuschüsse angesucht (im Mai waren es
                        war die Antragstellung noch in Planung (Mai: 23 %,       noch 4 Anträge, von denen 3 positiv beschieden
                        April: 29 %). Wie schon im Mai betrachteten sich         wurden). Je 2 Personen haben beim Familienhärte-
                        auch im Juni/Juli 26 % als nicht anspruchsberechtigt     fonds des Bundesministeriums für Arbeit, Familie
                        (April: 43 %). Daraus geht hervor, dass sich der Kreis   und Jugend oder bei regionalen Fördertöpfen Unter-
                        der AntragstellerInnen – vermutlich auch aufgrund        stützung bzw. einen Fixkostenzuschuss beantragt;
                        der Anpassung bzw. Erweiterung von Unterstüt-            diese Anträge wurden zu 50% bewilligt (jeweils
                        zungsmöglichkeiten – noch einmal vergrößert hat.         im Fall einer Person). Ein Antrag um Überbrückungs­
                        Als Gründe für eine nicht vorhandene Anspruchsbe-        finanzierung der aws wurde gestellt und bewilligt.
                        rechtigung wurden Unterrichtstätigkeit bzw. Mehr-        An Unterstützungs­geldern wurden pro Antragstel-
                        fachversicherung, zu hohes Einkommen bzw. kein           lerIn durchschnittlich 2.272 Euro ausbezahlt
                        ausreichender Rückgang der Einnahmen, Unterneh-          (zwischen 0 und 12.000 Euro; Mai: 1.235 Euro).
                        mensgröße, nicht ausreichend lange zurückliegende
                        Unternehmensgründung sowie Verzerrung der                Im Anschluss an den Fragebogen hatten die Teilneh-
                        Einkommenssituation durch zeitversetzte Zahlungs-        menden Gelegenheit, die Frage, wie designaustria in
                        eingänge genannt. Hier gilt es zu prüfen, ob in dem      der jetzigen Situation am besten unterstützen kann,
                        einen oder anderen Fall aufgrund diverser Nach-          individuell zu beantworten. 14 Personen nahmen
                        besserungen bei/Erweiterungen von Zuschüssen             diese Möglichkeit in Anspruch. Wie schon im Mai
                        nicht doch eine Anspruchsberechtigung besteht            waren vermehrt die klassischen Aufgaben einer
                        (siehe dazu die Zusammenfassung auf S. 13). 11 %         Berufs- und Interessenvertretung gefragt: Viele
                        mochten sich mit dem Thema Unterstützung über-           wünschen sich Information und Beratung, Aus-
                        haupt nicht auseinandersetzen (Mai: 14 %, April: 5 %).   tausch, intensive PR-Arbeit und eine Bewusstseins-
                                                                                 schärfung für professionelles Design (Stichwort:
                        Die meisten an der dritten Umfragerunde Teilneh-         Qualitätssiegel) und seinen Wert in Gesellschaft
                        menden, nämlich je 22 Personen (bzw. 69 %), haben        und Wirtschaft. Auch Wünsche nach einer aktiven
                        um Unterstützung in Phase 1 und Phase 2 des              Schnittstelle zwischen Kreativbranche und Unter-
                        ­Härtefall-Fonds der österreichischen Bundesregie-       nehmerschaft, nach leistbaren (Online-)Weiter-
                         rung angesucht; 20 bzw. 16 Personen haben die           bildungsformaten sowie nach einer redaktionell
                         beantragte Unterstützung auch erhalten, was eine        betreuten Website, auf der u. a. die Möglichkeit der
                         Verbesserung gegenüber der Situation im Mai             Eigenwerbung besteht, wurden mehrfach geäußert.
MITTEILUNGEN   03.2020             13
                                                                                                                              COVID-19

                                                                    CORONA-HILFSFONDS: WAS IST NEU? ERWEITE-
                                                                    RUNGEN DER COVID-19-ENTSCHÄDIGUNGEN

                                                                    ___ H ÄRTEFALL-FONDS, PHASE 2 NEU (WKO)
                                                                    Jede/r Anspruchsberechtigte soll über einen Zeitraum von bis zu
                                                                    sechs Monaten zumindest 1.000 Euro/Monat ausbezahlt bekommen,
                                                                    zusammengesetzt aus dem schon bisher geltenden Mindestpau-
                                                                    schale von 500 Euro plus einem „Comeback-Bonus“ von weiteren
                                                                    500 Euro. Die neue Höchstsumme der Gesamtförderung beträgt
                                                                    15.000 Euro. Die Anzahl der förderbaren Monate wurde von drei auf
                                                                    sechs ausgeweitet – frei wählbar innerhalb eines Vergleichszeitraums
                                                                    von neun Monaten (16.03. bis 15.12.2020). Die Antragstellung ist
                                                                    bis 31.01.2021 möglich.
                                                                         Der Kreis der Anspruchsberechtigten wird neuerlich erweitert.
                                                                    Anspruchsberechtigt bleiben EPUs (neue Selbstständige), Kunst-
                                                                    schaffende, Kleinstunternehmen und freie DienstnehmerInnen.
                                                                    Dazugekommen sind zeitweise Beschäftigte und mehrfach gering-
                                                                    fügig beschäftigte Angestellte, sofern sie monatlich insgesamt über
                                                                    der Geringfügigkeitsgrenze liegen.
                                                                    www.wko.at/service/haertefall-fonds-phase-2.html

Zudem wurde das Eintreten für eine soziale Absiche-                 ___ ÜBERBRÜCKUNGSFINANZIERUNG FÜR
rung von freischaffenden Kreativen angeregt.                             SELBSTSTÄNDIGE KUNSTSCHAFFENDE (SVS)
                                                                    Für Designschaffende, die als eigenschöpferisch-kreative Gestalte-
Wie schon beim letzten Mal wünschten sich einige                    rInnen ohne Gewerbeschein firmieren, eröffnet sich bis Ende
Teilnehmende eine Reduktion bzw. Stundung des                       des Jahres die Möglichkeit, über die Sozialversicherungsanstalt
designaustria-Mitgliedsbeitrags für das Jahr 2020.                  der Selbständigen (SVS) um Überbrückungshilfe anzusuchen. Es
Gerne kommen wir diesem verständlichen Wunsch                       stehen 90 Millionen Euro zur Verfügung. Anträge sind unbürokra-
dort nach, wo es Zahlungsprobleme gibt, und bitten                  tisch bis längstens 31.12.2020 an die SVS möglich. Die Beihilfe
Betroffene, sich mit uns unter service@designaustria.at             beträgt bis zu 6.000 Euro in Form einer Einmalzahlung. Leistungen
in Verbindung zu setzen. Wir bitten noch einmal um                  aus dem Härtefall-Fonds der WKO werden a­ ngerechnet, die
Verständnis, dass wir den Mitgliedsbeitrag in diesem                Soforthilfe (Phase 1) des KünstlerInnensozialversicherungsfonds
Jahr nicht generell erlassen können – unser Fortbe-                 (KSVF) nicht. Es muss eine wirtschaftliche Notlage in Folge von
stand als Interessenvertretung hängt von dessen                     COVID-19 oder eine Gefährdung der Weiterführung der künstle-
Bezahlung ab.                                                       rischen Tätigkeit vorliegen.
                                                                          Antragsberechtigt sind Personen, die Kunst und Kultur
Als Berufsverband arbeiten wir ständig an der Ver-                  schaffen, ausüben, vermitteln oder lehren. Ein Zuschuss aus dem
besserung unserer Serviceleistungen und an der                      KünstlerInnen-Sozialversicherungsfonds (KSVF) ist keine Voraus-
Sichtbarmachung von Design in Wirtschaft und                        setzung; man kann sich im Zuge der Beantragung auch nachträg-
Öffentlichkeit sowie bei Behörden. Wir bitten unsere                lich als Kunstschaffende/r deklarieren. Es muss grundsätzlich
Mitglieder, das bereits vorhandene Angebot aktiv zu                 zum 13.03.2020 eine Pflichtversicherung oder das Opting-in (nur
nützen: Auf unserer Website (eine neue ist in Arbeit)               Kranken­versicherung) bei der SVS vorliegen bzw. bis spätestens
gibt es die Möglichkeit, sein Portfolio online zu                   13.06.2020 angemeldet worden sein. Auch Personen, die 2018
stellen und es mit der eigenen Website zu verlinken.                und/oder 2019 pflichtversichert und zum Stichtag 13.03.2020
Webredaktion und »designaustria-Mitteilungen«                       künstlerisch tätig waren, sind anspruchsberechtigt. Der gleich-
berichten gerne über aktuelle Projekte, Aktivitäten                 zeitige Bezug von Arbeitslosengeld schließt die Anspruchsberech-
und Erfolge von Mitgliedern und stellen Studios vor.                tigung aus, ein gleichzeitiger Pensionsbezug ist möglich.
Wir bieten laufend ein Fortbildungsprogramm an,                     svs.at, bmkoes.gv.at/Kunst-und-Kultur/Neuigkeiten/
dessen Veranstaltungen von Mitgliedern zu vergün-                   Ueberbrueckungsfinanzierung.html
stigten Tarifen oder sogar kostenlos besucht werden
können. Informationen zur Berufsausübung von                        ___ COVID-19-FONDS, PHASE 2 (KSVF)
Designschaffenden allgemein und zu Maßnahmen                        Mit 10.07.2020 fiel der Startschuss für Phase 2 des COVID-19­- ­Fonds
und Hilfestellungen im Zusammenhang mit COVID-19                    im ­KünstlerInnensozialversicherungsfonds (KSVF) – für Künstle-
werden laufend online und per Newsletter verlaut-                   rInnen und KulturvermittlerInnen, die weder beim Härtefall-Fonds
bart. Wir bedanken uns für die Teilnahme an der                     der WKO noch beim Über­brückungsfonds der SVS die Anspruchs-
Umfrage und das Lob, das uns einige ausgesprochen                   kriterien erfüllen. Eine Beihilfe bis maximal 3.000 Euro ist möglich,
haben. Es ist uns wertvolle Motivation!                             bereits erhaltene Soforthilfe aus dem COVID-19-Fonds (KSVF)
www.designaustria.at                                                wird angerechnet. Die Antragsmöglichkeit für Soforthilfe aus dem
                                                                    COVID-19-Fonds (KSVF) ist beendet.
                                                                    www.ksvf.at/covid-19.html
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 COVID-19

            »WAS BLEIBT FÜR INDUSTRIEDESIGN
            RELEVANT, NACH COVID-19?«…
                von Rudolf Greger                                      erleben eine Korrektur. Das ist für manche von uns
                                                                       ein Schock. Da ist man verwundert, dass »statt der
               … fragte ein Freund kürzlich in die Runde. »Das         Kreativen, die die Welt gestalten wollten, plötzlich
               kann doch nicht sein, dass die Kreativen als erstes     andere Berufe wichtig sind.«
               gefressen werden?« Doch, sage ich, Industriedesign
               war immer schon ein Add-on, in vielen Fällen, es        DESIGN BLEIBT NOTWENDIG
               ist (auch) eine Funktion für mehr Konsum. Diese         Wer allerdings immer schon mit dem konsuman-
               Verwerfungen im Design werden nun sichtbar. Jähr-       regenden Aspekt des Designberufs haderte, der
               lich eine neue Variante eines Gegenstands auf den       findet sich schnell zurecht. Denn natürlich braucht
               Markt zu bringen, nur damit es etwas Neues gibt,        es auch in Zukunft Design, und das mehr denn je,
               ohne sonstigen erkennbaren Mehrwert, war schon          betone ich hier. Design im Allgemeinen, Industrie-
               immer bedenklich. Aber der Mensch leidet an             design im Speziellen, ist bloß zurückgeworfen auf
               »Neophilie«, der Lust am Neuen, erklärt uns der         seinen Ursprung. Die Dinge müssen funktionieren
               Anthropologe. Viele KollegInnen griffen diese Gier      und sollen »nicht hässlich« sein. Design soll das
               nach Neuem auf und gestalteten Einzigartiges und        Leben der Menschen verbessern. Verbessert ist es
               Begehrlichkeiten. DesignerInnen, die dem Credo          dann, wenn technische Funktion klar erkennbar ist,
               folgten, wonach die Wirtschaft jährlich wachsen         wenn man weiß, wofür ein Gerät gebraucht wird
               muss, die dabei auch vergaßen, dass sie zu einer        und wie man es nutzt. Wir knüpfen (endlich) wieder
               privilegierten Minderheit gehören, die sich »Schönes«   wenn nicht gar bei Victor Papanek, dann zumindest
               leisten kann, weil die Grundversorgung gegeben ist,     bei Donald Norman und seinen Prinzipien an. Wir
               die meinten, dass ein Wasserglas aus Musselinglas       schaffen keine Begehrlichkeiten und feuern damit
               läppische 44 Euro kosten muss, und die 1-Euro-          den Konsum an, sondern wir verbessern das Leben,
               Gläser von Ikea verschmähten, die erleben nun ein       indem die Dinge nützlich und praktisch sind – und
               böses Erwachen.                                         bei dieser Gelegenheit gerne auch »schön« – ich
                                                                       nenne es »nicht hässlich«.
               BEDEUTUNGEN WERDEN KORRIGIERT
               Berufe, die sozial niedrig bewertet wurden,             DESIGNERINNEN AN DER
               bekommen nun wieder ihren wahren Stellenwert            ­SCHLÜSSELSTELLE
               zugewiesen. Plötzlich ist der/die GeneraldirektorIn,    DesignerInnen können Einfluss auf Industrie und
               der/die BankerIn, der/die DesignerIn (!) nicht mehr     die Gesellschaft ausüben, können Veränderungen
               der Star der Gesellschaft, sondern jene Personen,       einleiten. Sie müssten bloß die Mechanismen der
               die die Nahversorgung aufrecht erhalten, die Leute      Wirtschaft verstehen und keinen Luftschlössern
               im Supermarkt, ZustellerInnen, LKW-FahrerInnen,         nachhängen. Der Mensch handelt als Einzelner
               Menschen, die die Infrastruktur am Leben erhalten,      immer zu seinem Vorteil. Das muss nicht zwangs-
               die Wasserversorgung, Strom und Internet. Nicht         läufig zum Nachteil der anderen sein. Der Designer/
               dass es die Führungskräfte in diesen Wirtschafts-       die Designerin kann Kraft seiner/ihrer Denkweise
               zweigen nicht braucht, aber ihre Bedeutung ist          Strategien entwickeln, bei denen der Vorteil für den
               wieder auf ein normales Maß geschrumpft – wir           Einzelnen auch ein Vorteil für die Gesellschaft ist.
MITTEILUNGEN        03.2020             15
                                                                                                                                   COVID-19

Das ist der Schlüssel zur Lösung und auch der            DESIGN LÖST PROBLEME
Grund, warum designen der Schlüsselfaktor für wirt-      Design ist ein Katalysator für Problemlösung.
schaftlichen Erfolg ist. Wir müssen aufklären, infor-    Die Herangehensweise beim Lösen von Problemen,
mieren, erlebbar machen, dass ökologisch vorteil-        beim Gestalten von Gegenständen, Prozessen und
hafte Produkte Sinn machen. Nicht mit erhobenem          Erlebnissen (Dienstleistungen) ist bekannt unter dem
Zeigefinger, sondern mit besseren, freudvolleren         Begriff Design Thinking. Dieser Fähigkeit soll man
Erlebnissen. Der Mensch soll sich nicht für die          sich in Zeiten von COVID-19 bedienen, und sie wird
Entbehrung entscheiden (was er dauerhaft auch            auch danach relevant bleiben. Der Mensch soll sich
nicht tun wird), sondern für die Freude, für den         an Dingen erfreuen, die auch schön sind. Doch mit
Überfluss. Aber nicht auf Kosten der Umwelt,             bewusster Wertschätzung und Achtung dessen, was
sondern zu ihrem Vorteil. Cradle-to-Cradle, Circular     uns gegeben wurde.
Economy, Circular Design etc. sind die Schlagwörter,
die es mit Leben zu erfüllen gilt. Design kann
aufklären, ohne Dinge zu erzwingen. Der Mensch
soll endlich (wieder) eigenverantwortlich agieren,
sich selbstständig für das Bessere entscheiden, weil
er es erkennt. Dass er es erkennt, das ist eine
Aufgabe des Designs und der »Kreativen«, dadurch
erlangen sie wieder einen relevanten Stellenwert.

DESIGN FÜR DIE WIRKLICHE WELT – IST
DAS SCIENCE FICTION?
DesignerInnen können Motorräder und Smart-
phones entwerfen, von denen die KonsumentInnen
immer das neueste Modell begehren, sie können
aber auch kluge Lehrsysteme und Inkubatoren für
Afrika gestalten. Letzteres ist relevant und wird es
auch nach COVID-19 bleiben. Trinkgläser, die nur in
besonders aufwendiger Handarbeit hergestellt
                                                         Illustrationen: Rudolf Greger
werden können, sind wohl verzichtbarer Luxus.
Überhaupt stellt sich die Frage nach dem Mehrwert
von Handarbeit, wenn Maschinen den Menschen
von der Knechtschaft der Industrie befreien können.      ÜBER DEN AUTOR:
Welchen Wert hat es, wenn Menschen vor dem               Rudolf Greger möchte, dass ManagerInnen Design Thinking richtig verstehen. Mit seiner
Hochofen ausharren müssen, wenn das auch ein             30-jährigen Erfahrung als Designer und Designunternehmer ist er Träger und A­ nwender
Roboter erledigen kann? Wie heißt es in »Star Trek«?     dieser Denkweise. Er schreibt Bücher, hält Vorträge und coacht ManagerInnen und
»Wir arbeiten, um uns selbst und die Gesellschaft zu     ­UnternehmerInnen. Jüngst erschienen ist Band 4 der Serie »6 Sätze über Design –
verbessern.« Das soll unser Bestreben sein. Die           Satz 3: Designen verbessert das Leben der Menschen« (als Taschenbuch, ISBN 979-
»Kreativen« können dabei mithelfen. Aber immer            8662800908, und Kindle-Ausgabe). Und in Zeiten von Corona gibt es Design Thinking
nur, indem sie die passenden Anreizsysteme                jede zweite Woche via Zoom, in den Online-Abendgesprächen. In dieser Seminarreihe
entwerfen, nicht, indem sie (vermeintlich) »richtiges«    treffen sich Interessierte zum gemeinsamen Lernen und Gedankenaustausch.
Verhalten erzwingen. Wir wollen aufklären, den            ­Anmeldung im Design-Thinking-Tank.
Menschen aus seiner Unmündigkeit herausführen.           www.rudolfgreger.at dtt.at/dta
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 COVID-19

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            SEPARATED. UNITED. STRONG.
               In Zeiten von Isolation, Social Distancing, Shutdown   aufmunternden animierten Arbeit »Social distancing
               und Maskenpflicht haben sich ein paar Leute vom        will not last forever – Stay patient«. Witzige Anspie-
               Institut für Design & Kommunikation an der FH          lungen und eine Comics entlehnte Bildsprache
               JOANNEUM in Graz ein paar Gedanken gemacht,            setzte Maximilian Bauer in seiner Arbeit »Videochat«
               wie man den kreativen Spirit der Studierenden auf-     ein, mit der er auf Platz 2 landete (siehe Abb. S. 3).
               recht erhalten und sie auch sonst bei Laune halten     Unerschütterlicher Optimismus und Humor
               könnte. Die Idee zu diesem Online-Plakatwettbe-        bescherten dem Team Andrea Pfleger & Rosalie
               werb, der unter dem Motto »On and in quarantine«       Siegl und ihrer schlagkräftigen Arbeit »Some curves
               stand, wurde in einer kleinen Wohnung, getrennt        are not meant to be flattened« Platz 3. Von apokalyp-
               von FreundInnen, KollegInnenen und StudentInnen,       tischen Filmszenarien ließen sich Martina Nette &
               weitab vom gewohnten Lebensalltag, von Cafés,          Kristina Sammer zu ihrer Arbeit »Kill it with soap«
               Ausstellungseröffnungen und gesellschaftlichen         auf Platz 4 inspirieren. Die Plakate zeigen vielfältige
               Ereignissen, geboren: Neue Situationen brauchen        Interpretationen zu Themen wie Abstand-Halten,
               neue Lösungen. Über die Jury, besetzt mit Instituts-   Solidarität, Zusammenhalt, Verbundenheit, Gemein-
               leiter Karl Stocker, Studiengangsleiter Daniel Fabry   schaft, Isoliertheit, Stärke, Liebe u. v. m. Viele
               und CIS-Chef Eberhard Schrempf sowie den               Arbeiten bestechen durch Witz und verbreiten
               Lehrenden Anika Kronberger, Sigrid Bürstmayr, Illya    ­Optimismus, andere zeugen von der Bürde der
               Pavlov und Tomislav Bobinec, ergoss sich ein wahres     Einsamkeit, manche berühren durch starke Emotio-
               studentisches Ideenfeuerwerk, aus dem die besten        nalität. Wir zeigen hier eine Auswahl – alle Plakate
               Entwürfe ausgewählt und deren GewinnerInnen am          gibt es, zum Teil mit Kommentaren der Gestalte-
               19. Mai 2020 umständehalber via ZOOM verkündet          rInnen, online zu sehen:
               wurden. Platz 1 belegte Sarah Frühwirt mit der         www.separated-together.net

                                                                                                                   4
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