Fühle deine Stadt. Wiesbaden - WEGE ZUR BESSERWIRTSCHAFT LOCKDOWN MIT KIDS BREXIT KOMMUNALWAHL PERSPEK TIVE POSITIV SAATGUT FÜR ALLE - sensor ...
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Fühle deine Stadt. Wiesbaden. März 2021 Nr.90 W E G E Z U R B E S S E RW I R TS C H A F T LOCKDOWN MIT KIDS B R E X I T KOMMUNALWAHL P E R S P E K T I V E P O S I T I V SAATGUT FÜR ALLE
KONZEPTION: SILVIA DROBNY, CONSTANZE KELLER, WENCKE MATTHAI, MARTIN SCHUPP / FOTO: LYONEL STIEF sensor 03/21 3 DAS NEUE PROJEKT VON FÜR GARDEROBE KEINE HAFTUNG Editorial / Inhalt S P I E L „Ich glaube, der Wind of Change W W W. O N L I N E - K R I M I - S P I E L . D E Editorial einfach weg„wollen“. Das Virus Impressum macht, was es will. Ob wir wollen weht durch die Stadt“, meinte ich neulich euphorisch zu meiner Frau, O N L I N E oder nicht. Ebenso wahr ist: Mit VRM GmbH & Co KG Die Welt steht Kopf, Corona lässt/ließe sich längst dif- als ich von einem (digitalen) Tref- Handelsregister: Amtsgericht Mainz HR A 535 ferenzierter umgehen. Das können fen zu schon wieder einem aufre- phG: VRM Verwaltungs-GmbH liebe sensor-Leser:innen. Seit ei- und sollten „wir“ von „der Politik“ genden Projekt kam, das ich vor- Handelsregister: Amtsgericht Mainz HR B 325 erst noch für mich behalten muss. Geschäftsführer: nem Jahr nun schon. Am Freitag, für das nun beginnende zweite Was wir an aufregenden Projekten Dr. Jörn W. Röper, Joachim Liebler dem 13., im März 2020 trat Co- Pandemie-Jahr erwarten. Erich-Dombrowski-Straße 2, 55127 Mainz rona, SARS-CoV-2, Covid-19, trat nicht für uns behalten müssen, da- (zugleich ladungsfähige Anschrift der V.i.S.d.P.) „die Pandemie“ in unser aller Le- Zu meinem persönlichen Pande- von lesen Sie in diesem sensor. Nun Wirtschaftliche Beteiligung i. S. § 9 Absatz 4 ben. Spätestens an jenem Tag, als mie-Rezept gehört es, Corona zwar weiß ich auch zu gut, dass aufre- LMG Rheinland-Pfalz: der erste „Lockdown“ verkündet die nötige, aber keine ausschließ- gende Projekte in dieser Stadt gerne VRM Holding GmbH & Co. KG, Mainz (94%) wieder zerredet werden oder schon und Dr. Hans-Peter Bach, Darmstadt (6%). wurde – in Wiesbaden auf Pres- liche Aufmerksamkeit zu widmen. sekonferenzen vormittags im Rat- wieder im Keim erstickt werden, Objektleitung Es gibt doch weiterhin noch so viel bevor sie zum Gesprächsstoff wer- (Redaktions- & Anzeigenleitung) haus, nachmittags in der Staats- anderes, dem wir uns widmen soll- Dirk Fellinghauer (Inhaltlich verantwortlich) kanzlei –, war es für uns alle vorbei den. Aber im Moment, so kommt es ten. So halten wir es auch mit dem Langgasse 21 – 65183 Wiesbaden mit dem Leben, wie wir es bis- sensor, der – wegen Corona, wa- mir vor, weht der Wind der Verän- Tel: 0611/355 5268 Fax: 0611/355 5243 her kannten, lebten, liebten und derung vielleicht doch stark genug, www.sensor-wiesbaden.de rum sonst – nun einen Monat spä- dass mehr drin ist als laue Lüftchen. hallo@sensor-wiesbaden.de in dem wir uns – vielleicht sogar ter in „sein“ neues Jahr (durch)star- ein wenig zu bequem und zu ge- Layout/Satz Thorsten Ullrich, www.175lpi.de tet. Danke für die Geduld! wiss – eingerichtet hatten. Seit- Wie die Segel künftig gesetzt wer- Titelbild Sarai Parda her ist nichts mehr, wie es war. Ein sensor, der zum Umdenken den in Wiesbaden, haben auch Sie Mitarbeiter dieser Ausgabe Vieles ist passiert und geschehen. und neu Denken und – warum in der Hand. Bei der Kommunal- Text Anja Baumgart-Pietsch, Julia Bröder, Jana wahl am 14. März. Jede Stimme Erken-Becker, Hendrik Jung, Annika Posth, Viel Schlimmes und Schreckli- nur gezwungenermaßen, warum Dorothea Rector, Patrick Siegfried, Falk Sinß, ches. Aber auch einiges Schönes nicht aus eigenem Antrieb? – zum zählt. Ihre Stimme zählt! Selma Unglaube und Spannendes. Dinge auf den Kopf stellen anregt. Foto/Illustration Marco Bereth, Marc „King Mit fantastischen Geschichten vol- „Zusammen“ ist eines der schöne- Low“ Hegemann, Arne Landwehr, Kai Pelka, Jeder von uns hat sein ganz per- ler Beispiele, wie wir – nicht allein ren Worte, die im Pandemie-Jahr 1 Annika Posth, Christof Rickert, Boris Royko, sönliches erstes – es wird nicht das eine Renaissance erlebt haben. In- Samira Schulz, Veranstalter- und Hersteller wegen Corona, aber vielleicht be- dem wir auf Abstand zueinander fotos, Repro / ISDN Team letzte gewesen sein – Pandemie- feuert durch Corona – Dinge fortan Jahr erlebt. Wir haben aber auch gehen mussten, sind wir zusam- Lektorat Hildegard Tischer anders, im besten Fall besser, ma- alle zusammen unser erstes Pan- chen können. Die Zeit ist reif für, mengerückt. Im persönlichen Um- Termine termine@sensor-wiesbaden.de oder demie-Jahr erlebt. Mit Höhen, Tie- feld. Und – zumindest der Teil, der wiesbaden-lokales@vrm.de zum Beispiel, eine Besserwirtschaft. fen, Sorgen, Hoffnungen, Erwar- Wir spüren das verstärkt in unserer sich nicht von Spaltern anstecken Redaktions- und Anzeigenschluss: oder vereinnahmen ließ – als Ge- 15. des Vormonats tungen, Enttäuschungen, Geduld/ Stadt. Aber auch für Besserkultur, Ungeduld, Verständnis/Unver- Besserverkehr, Besserwohnen, Bes- sellschaft. Bleiben wir dabei!? Verteilung VRM Logistik GmbH LIVE ständnis. Pünktlich zum Jahres- serleben erscheinen mir die Um- kostenlose Auslage in Wiesbaden | Innenstadt E tag hat „die“ Politik erkannt, dass Dirk Fellinghauer, stände und Signale, die Worte und und Vororten an über 1.000 Auslageplätzen | CHTIG „wir“ die Schnauze voll haben von sensor-Windmaschine Gesamtauflage 41.000 Exemplare Taten, günstiger und vielverspre- VERDÄ GE Corona. Ist doch wahr! Wahr ist (20.500 Mainz / 20.500 Wiesbaden) BEFR A chender denn je. Am Ende gar für JAG D aber auch: Corona lässt sich nicht ein Besser-Wiesbaden? Druck ECHER VRM Druck GmbH & Co. KG V ERBR Alexander-Fleming-Ring 2 K TIVE 65428 Rüsselsheim INTER A Social Media www.facebook.com/sensor.wi www.twitter.com/sensorWI www.instagram.com/sensor_wiesbaden Wir danken unseren Förderabonnenten Andrea Baermann, Ulla Bai, Silvia Bergmann, Sven Biernath, Peter Blähser, Beate Bödeker- Kenke, Michael Brandt, Gloria-Brigitte Brinkmann, Dennis Centner, renna deluxe, Sabine Drotleff, Patrick Ebeling, Richard ((( 12 (((15 (((30 Eisenblätter, Fauth & Gundlach GmbH, David RETTET DIE WEINKÖNIGIN! Geisberger, Daniel Groß, Barbara Haase, Sascha Hillingshäuser, Talley Hoban, Bernd Hofmann, Torsten Hornung, Kerstin Hennig, Andreas & Mirjam Kempers-Handke, Alexander-Kim Hardt, Inhalt Susanne Jensen, Kerstin Kiel, Dr. Julia Kleinhenz, Peter Kabelitz, Kai Klose, Sabine 6 ))) Umdenken und neu denken: 16 ))) Kreuzweise zur Kommunal- 26 ))) Wiesbaden well prepared: Klug, Kochwerkstatt Wiesbaden, Meike Körner, Karsten Krämer, Sabine Krug, Frauke Lenz, Wege zur Besserwirtschaft wahl: Wer tritt an? Wer will Brexit-Folgen in der Stadt Helmut Müller, Jessica Odenwald, Alrun Piur, 10 ))) Was ist los? Gesprächsstoff was? 30 ))) So wohnt Wiesbaden: Sven Moritz, Michaela Reuthe, Helga Schuler, und Gerede 18 ))) Dirk Scharhag, Ute Schmidt, Bettina Schreiber, Perlen der Monate Geschichte einer Markus Stein, Kerstin Stephan, Ulrike Stimpel, 12 ))) Perspektive Positiv: 20 ))) Plan A, B, C … für Events Gentrifizierung Thomas Storz, SPD-Rathausfraktion, Optimistische Vorhaben für und Festivals 33 ))) Engagement des Monats: Ticketschmiede GmbH, Jens Uhlherr, Angela Vockel, Erika Wagner, Katrin Walsdorfer, Wiesbaden 22 ))) Der große Test: Mit Kindern Saatgut-Initiative Adriano Werner, Mihaela Zaremba. 15 ))) Wiesbadener in der Welt: durch die Pandemie 34 ))) Kleinanzeigen und www.sensor-wiesbaden.de/abo Einfach traumhaft in Portugal das Orts-Rätsel
4 sensor 03/21 @ sensor 03/21 5 Sag bloß! Was ist los? Schicken Sie Kolumne Ihre Neuigkeiten an hallo@sensor-wiesbaden.de Sag bloß! Falk Fatal Büroetage in Kreatives BarCamp Kita startet ist ratlos denkmalgeschütztem Das erste landesweite BarCamp für die Kultur- und Kreativwirtschaft – Die EVIM-Kita Emser Straße Zwischen Washington und Wies- Ensemble am 30. März ab 14 Uhr virtuell live aus und in Kooperation mit dem nimmt im Ap- ril ihren Be- baden mögen rund 6.500 Kilome- ter liegen, doch was am 6. Januar heimatha- trieb auf und in der US-amerikanischen Haupt- fen – soll bietet Platz für stadt geschehen ist, betrifft auch die Bran- insgesamt 72 Kinder. Es sind der- uns. Denn die Menschen, die das che wieder zeit noch Anmeldungen möglich, Kapitol gestürmt haben, finden wir verstärkt Interessenten können sich über das auch hier. Es sind die „besorgten ins Ge- elektronische System WIKITA vor- Bürger“, die am 30. August 2020 spräch brin- merken lassen. mit der Flagge des Deutschen Kai- gen. BarCamps sind ein Branchen- serreichs in der Hand die Treppe des mehr überzeugt werden wollen. Es treff, bei dem die Agenda den Luups liebt jetzt erst recht Reichstags gestürmt haben, um die sind die Menschen, für die der Ver- Teilnehmer:innen gehört: Welche LUUPS ist wieder da! „Liebe deine „Merkel-Diktatur“ zu stürzen. Es schwörungsglaube zur Religion ge- Themen brennen? Welche gu- Stadt – jetzt erst recht“, sagen die sind die „Querdenker“, die in den worden ist. ten (oder schlechten) Erfahrungen Macher, auch für 2021 erscheint Reisinger-Anlagen gegen die Ty- Großzügige Bürofläche auf dem Gelände der ehemaligen wurden im Umgang mit der Pan- der mit Gutscheinbuch kombinierte rannei der Infektionsschutzmaß- Ich weiß nicht, wie wir diese Städtischen Kliniken, Schwalbacher Straße 76 demie gemacht? Wie können sich Szeneguide für 15 Städte inklusive nahmen gewettert haben. Es sind Glaubenskrieger*innen wieder in Kreative auf die Zukunft vorberei- Wiesbaden. die Leute, die glauben, die politi- die Wirklichkeit zurückholen. Ich zu vermieten ab 1. Mai ten? In „Sessions“ werden Erfah- „LUUPS will sche Elite ernähre sich von Kinder- habe keine Ahnung, wie wir diese 320 qm im Dachgeschoss + 35 qm Dachterrasse rungen und Wissen offen mitei- helfen, in die blut und Donald Trump wäre der Er- Flut an Lügen, Hetze und Terror- modern eingerichtete Küche und WCs nander geteilt. Anmeldung unter schönsten löser, der die Menschheit von die- fantasien stoppen, und gleichzei- klimatisierter Serverraum www.kreativwirtschaft-hessen.de Lieblingsorte zurückzukehren und sem Bösen befreit. tig die Menschen widerstandsfähi- sternförmige Netzwerkverkabelung (Glasfaser) und Alarmanlage neue Ecken zu entdecken. sensor ger dagegen machen können. Ich 1879 von Martin Gropius erbaut, 2018 kernsaniert Jüdisches Leben-App verlost 2 LUUPS Wiesbaden-Exem- Es sind die Menschen, die glauben, weiß nur, wenn wir damit nicht sehr „Spuren jüdischen Lebens“ lassen plare: Mail bis 15. März an losi@ den SARS-CoV-2-Virus gäbe es gar bald beginnen, wird der Sturm auf Kontakt: Yamina Hartmann, Tel. 0611 18099-59 sich per neuer App in Wiesbaden sensor-wiesbaden.de. nicht, oder der Virus wäre nicht ge- das Kapitol nicht der traurige End- erkunden. Die Shoah veränderte fährlicher als eine Grippe. Es sind punkt von vier Jahren Trump gewe- das Wiesbadener Stadtbild und Schreib-Kontakte die Menschen, die ihr Schicksal mit sen sein, sondern der Beginn von et- die Stadt- Gedanken aufs Papier bringen und Alina Böhmer & dem von Sophie Scholl gleichsetzen. was noch viel Schlimmeren. gesellschaft. Der Rund- an einen unbekannten Menschen richten. Das ist die „Soul lala“- Monica Braun Es sind die Menschen, die sich ei- nen Judenstern anheften, weil eine Mehr Falk Fatal: gang soll, Idee. Wer Lust hat, mitzumachen, Maskenpflicht für sie dasselbe ist https://fatalerror.biz so Jüdische schickt seine Anschrift an judith. (25/24 Jahre), Die Fickfackerei wie der Holocaust. Es sind die Men- Gemeinde- heinrichs@werkgemeinschaft- Was macht ihr hier? schen, die glauben, bei der Corona- Geschäfts- wiesbaden.de. Dann gibt es Post Wir zeigen im Rahmen unserer Kommunikations- Schutzimpfung würden uns Chips führer Steve Landau, „eher das Le- mit Briefpapier, Schreibanregung, design-Bachelorarbeit und der laufenden „Walk- implantiert, damit man uns besser ben als das Leiden betonen“, und Überraschung, Instruktionen. Spä- show“ unsere filmische Installation zum Thema steuern kann. Es sind die Menschen, Rekordstadt Was im Jahr 1921 führt an Orte jüdischen Lebens vor ter wird die Anschrift des unbe- die glauben, Bill Gates und George Intuition. Wir haben uns gefragt, was Intuition Wiesbaden begann, wirkt bis und nach der Shoah. http://action- kannten Menschen gelost, an den überhaupt ist und wie man sie von anderen Ge- Soros beziehungsweise die Volksre- Vorlage von Ludwig Hohlwein (Quelle: Stadtmuseum am Markt/LH Wiesbaden) heute: „Bildung bound.de/bound/geschichte-juedi- der handge- fühlen unterscheiden kann. Wir würden hier gerne publik China hätten die Pandemie Wiesbaden ist absolute Spitze für alle“ war und sche-gemeinde-wiesbaden schriebene noch ein paar Live-Performances machen. Die Ter- veranlasst. Es sind die Menschen, – in Sachen Müll. 226 Kilo ist unser Auftrag. Brief wei- mine verkünden wir auf unserem Instagram-Kanal die wissenschaftliche Erkenntnis für Hausmüll wurden hier 2017 Neuer meinRad-Tarif tergeschickt @diefickfackerei. eine Meinung halten. Es sind die pro Kopf entsorgt – rund 33 Ab dem 4. März gibt es einen wird. Eine Wie habt ihr euch vorbereitet? Menschen, die für sich Meinungs- Prozent mehr als der hessen- Wir unterstützen neuen flexibleren Tarif für „mein- ähnliche Zu Recherchezwecken haben wir im Wald Selbst- freiheit reklamieren, aber andere weite Durchschnitt von 150 Sie seit 100 experimente durchgeführt und uns dabei gefilmt: Rad“, das gemeinsame Vermietsys- Idee hatten Meinungen zum Schweigen brin- oder der deutschlandweite von Jahren dabei, blind und gehörlos zum Beispiel. Wir wollten uns tem von ESWE Verkehr und Main- auch zwei Wiesbadener Ehepaare. gen wollen. Es sind die Menschen, 158 Kilogramm. Nach Anga- sich beruflich zer Mobilität. Der neue „Standard Für ihr Projekt „Herzenspost“ ließen so von den Reizen und der Reizüberflutung abkap- die an den großen Austausch glau- ben der Entsorgungsbetriebe Interview & Foto: Annika Posth, Illustration: Marc “King Low” Hegemann weiterzubilden, seln und verstehen, welche Gefühle bei den Expe- ELW produzieren die Flex“-Tarif kostet in der Einfüh- sie einige tausend Postkarten her- ben und zur Waffe greifen, um in rimenten verursacht werden. neue Sprachen rungsphase stellen. Diese sollen nun mit einem Kassel, Hanau, München oder Halle Wiesbadener*innen nicht nur zu lernen, Kunst zwischen Gruß, Bild, Zeichnung oder Gedicht Wie seid ihr an den Raum – das langjährige „CD den Blutdurst ihres antisemitischen mehr Restmüll als alle Depot“ am Elsässer Platz – gekommen, und was anderen, sondern haben in und Kultur besser dem 4. März versehen an all die Menschen ge- und rassistischen Wahns zu stillen. geschieht hier nach eurer Installation? allen Sparten – Hausmüll, zu verstehen, und dem schickt werden, die in dieser schwe- Es sind die Menschen, die den Be- Das war ein langer Weg. Selbst das Kulturamt Wertstoffe, Biomüll – die Politik im Alltag zu 31. August ren Zeit allein in Alters- und Pfle- zug zur Wirklichkeit verloren ha- konnte uns nicht wirklich helfen. Über einen Nach- Wegwerf-Nase vorn. Erklä- 5 Euro pro geheimen sind. Es gibt auch Karten barn sind wir dann an den Raum gekommen und ben – die den Tatsachen nicht mehr diskutieren und rungsansätze gibt es einige 30 Tage. Der ohne Adressen, die „frei“ an Senio- waren direkt schockverliebt. Kommiliton*innen ins Auge blicken wollen, die sich etwas für Ihre Ge- – der Wohlstand der erste Takt ren aus dem Bekannten- und Freun- und Freund*innen haben Interesse, den Raum an- komplett in einer Socia-Media-Welt sundheit zu tun. Bewohner*innen kann ebenso von 60 Minuten ist kostenfrei. Je- deskreis oder Nachbarn verschickt schließend zu nutzen. Wenn wir die Macht hätten, aus Lügen und Verschwörungsmy- Immer aktuell ein Grund sein wie die 75.000 der weitere Takt von 30 Minuten werden können. Die kostenlosen würden wir ihn gerne an junge Menschen weiter- then verloren haben und sich im- „Job-Einpendler“. Fest steht, und nah am kostet 1,50 Euro. Ab dem 1. Sep- Karten können nach Absprache un- geben, die hier auch etwas Kreatives herausholen. mer weiter radikalisieren. Es sind die (Das ausführliche Gespräch ab 1. März auf www. dass die korrekte Mülltrennung Leben. tember wird´s dann teurer. www. ter 0611 / 37 57 75 oder unter info@ Menschen, die von Fakten und der sensor-wiesbaden.de) sehr zu wünschen übrig lässt. meinrad-wiesbaden.de torsten.com abgeholt werden. Kraft des besseren Arguments nicht
sensor 03/21 7 Umdenken Neue Wege zur Besserwirtschaft Die Pandemie offenbart in vielen Bereichen: So geht es nicht weiter. Auch in der Wirtschaft stehen die Zeichen auf Umdenken. Neue Ideen in Theorie und Praxis. Auch Kunst kann nachhaltig gedacht werden. Christian Rother treibt neue Ideen und Ansätze mit voller Unter- Julia Bröder, Fotos Kai Pelka stützung seiner Mutter Christine Rother-Ullrich voran. Am Kühlregal hat der Kunde die Qual der Wahl: Bio-Milch und Milch aus konventioneller Landwirtschaft? Glasflasche oder Tetra-Pak? Aus der Region oder von weiter weg? Unter welchen Bedingungen das jeweilige Produkt entstanden ist, ist dabei meist nur schwer zu durchschauen. „Du bist hier der Chef“ möchte dies ändern. Inspiriert von einer Initiative aus Frankreich, hat ein Verein aus Eltville um Gründer Nicolas Barthelmé eine Milch auf den Markt gebracht, bei der die Verbraucher selbst über die Kriterien entschieden haben: in Bio-Qualität, von Kühen, die über- ((( Neues Denken wächst und gedeiht nach wie wiegend Frischgras und regional hergestelltes Futter erhalten und min- destens vier Monate im Jahr auf der Weide stehen, in nachhaltiger Ver- vor und immer weiter vernetzt und gedacht packung und zu einem Preis, der eine faire Vergütung der Landwirte er- rund um den heimathafen. Gründer Dominik möglicht. Grundlage für diese Parameter ist eine Online-Umfrage. 9.300 Hofmann (links) kann dabei auch auf Daniel Menschen haben sich beteiligt. Die unverbindliche Preisempfehlung für Nowack (Mitte) und Christian Janisch zählen. ))) den Handel liegt unter den genannten Bedingungen bei 1,45 Euro – seit Sommer 2020 haben fünf Supermarktketten die Verbraucher-Milch im Sortiment. Demnächst wird es auch Verbraucher-Eier und mittelfristig ((( Wer früh anders denkt, muss später nicht so viel umdenken. H-Milch sowie Kartoffeln geben. „Green Leibniz“ heißt die erste Schülergenossenschaft Hessens, „Du bist hier der Chef“ ist Teil einer Bewegung hin zu einer „besseren Wer Nachhaltigkeit sagt, muss auch B sagen die sich der Unterstützung von R&V-Innovationsmanager Ökonomie“, deren Akteure das aktuelle System hinterfragen und nach Lö- In Wiesbaden gibt es einige Unternehmen, die neue Gedanken umset- André Dörfler (rechts) sicher sein kann. ))) sungen suchen. „Wir müssen weg von Ausbeutung und Verschwendung, zen. Die Kaffeeröstereien Dylan & Harper und Maldaner Coffee Roasters hin zu Transparenz, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung“, sagt Bar- etwa legen beide großen Wert auf Transparenz, soziale Verantwortung thelmé. Themen wie Social Entrepreneurship und Gemeinwohlökonomie und Nachhaltigkeit, sowohl in der Herstellung als auch im Vertrieb. Erst gewinnen in diesem Zusammenhang an Relevanz. Neue Ideen wie die zu Beginn dieses Jahres hat das Team von Maldaner seine Prozesse an- Forderung nach einer Rechtsform für Verantwortungseigentum kommen gepasst und bündelt Online-Bestellungen jetzt wöchentlich. „Wir wissen, auf, aber auch altbewährte Strukturen wie die Genossenschaft werden neu in Zeiten von Amazon Prime und Same Day Delivery ist das ein ganz entdeckt – betrieben und angetrieben auch in und aus Wiesbaden heraus. schön krasser Schritt“, heißt es im Newsletter „Aber, wer Nachhaltigkeit sagt, muss auch B sagen!“ Sprich: Eine bessere Ökonomie braucht vor Unternehmertum als Lösung für gesellschaftliche Probleme allem auch Verbraucher, die bereit sind, umzudenken, ihre Komfortzone „In den letzten drei Jahren hat das Interesse an einer nachhaltigeren und ein Stück weit zu verlassen – und den Paketboten für den Kaffee eben nicht rein profitorientierten Art zu wirtschaften eine extreme Beschleu- nur einmal in der Woche in die Stadt fahren zu lassen. „So vergrünern nigung erfahren“, sagt Daniel Nowack, der als Managing Director von wir unsere Letzte Meile, unsere Produktionsprozesse werden voll ausge- „Yunus Social Business“ sowohl Menschen in Entwicklungsländern hilft, lastet und Ressourcen effektiv genutzt“, so die Argumente bei Maldaner. entsprechende Unternehmen aufzubauen, als auch internationale Kon- zerne beispielsweise bei Joint Ventures mit kleineren Social Businesses Kreislaufökonomie als Antwort auf Verschwendung berät. „Wir wollen zeigen, dass Unternehmertum eine Lösung für ge- Aber auch in anderen – teils weniger naheliegenden – Branchen gibt es sellschaftliche Probleme sein kann und dass man den Wert von Unter- Wiesbadener, die ihre Firmen als Social Business führen – weg von Wachs- nehmen über die Finanzen hinaus messen sollte.“ An seinem Arbeitsort, tum und Gewinnmaximierung als alleinige Ziele, hin zu einem nachhal- dem heimathafen, engagiert er sich in einem 2018 gestarteten Accelera- tigen, sinnstiftenden, ökologischen oder gemeinwohlorientierten Mehr- tor-Programm, das Gründern mit einer „positiven, gesellschaftlichen Vi- wert. Die Förderung von Kunst, Künstlern und Sammlern ist das Thema sion“ eine kostenlose Infrastruktur sowie Netzwerk- und Beratungsmög- von Galerist Christian Rother. Denn: „Die Kunst ist in einer Gesellschaft lichkeiten zur Verfügung stellt. Für eine Wirtschaft, die dem Menschen essenziell, sie unterscheidet uns als Menschen von der Maschine, was in dient und nicht anders herum – wie heimathafen-Gründer Dominik Hof- einer Welt der fortschreitenden Digitalisierung und Automatisierung eine mann es formuliert. Mit Christian Janisch hat er einen Kollegen vor Ort, immer größere Bedeutung erhält.“ Zudem könne Kunst, die gesammelt wird der sich gezielt um das Thema kümmert. Die Kooperation mit dem Ver- und im Wert potenziell steigt, eine alternative finanzielle Sicherheit bie- ein SEND – Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland – schafft da- ten. Rothers Ziel: Einen transparenten wirtschaftlichen Kreislauf für das bei den Link auch zur bundesweiten Szene. Kulturelement Bildende Kunst schaffen, zu dem jeder Zugang hat. 2018 Foto: privat
8 sensor 03/21 sensor 03/21 9 Umdenken Umdenken Foto: privat schaffte es die Kunst-Miet-Plattform Smart Collectors als Spin-off der ser Gewinn macht, wird die Rendite gekappt. 5 Prozent sind genug, sagt Galerie Rother ins Halbfinale des Hessischen Gründerpreises – Kategorie Schmidt-Sköries. Ein Teil vom Plus geht an die Mitarbeitenden und die „Gesellschaftliche Wirkung“. Speziell jungen noch unbekannten Künst- Bauern, ein anderer an gemeinnützige Organisationen. Etwa ein Drittel lern widmet sich Rother in seinem gerade neu eröffneten incubARTor. fließt zurück ins Unternehmen, „sodass wir unsere Entscheidungsfreiheit wahren und unabhängig von den großen Banken agieren können.“ Ne- Konsumkritik in Mode ben der herkömmlichen Bilanz möchte BioKaiser in diesem Jahr erstmals Die Theorie der Kreislaufökonomie setzt auch Svenja Bickert-Appleby mit eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen und damit genau aufzeigen, wo das Un- Die Social-Business- ihrem Fashion-Label Solostücke um. „Ich bin überzeugt davon, dass man Ideen von Friedens- ternehmen bei den Indikatoren „Menschenwürde“, „Solidarität und Ge- zu Beginn eines Kleidungsstücks auch dessen Ende mitdenken muss“, sagt nobelpreisträger rechtigkeit“, „Ökologische Nachhaltigkeit“ sowie „Transparenz und Mit- die strategische Designerin. Die Pullover von Solostücke bestehen aus up- Muhammad Yunus bestimmung“ steht. „Wenn man Gutes tut, kann das auch ein wirtschaft- gecycletem Bio-Baumwollstoff und Reststoffen aus Produktionen ande- werden von Wiesba- licher Erfolgsfaktor sein“, ist Schmidt-Sköries überzeugt. den aus vielfältig in rer nachhaltiger Label. Hergestellt werden sie in Deutschland, der Kauf- die Welt getragen. preis liegt zwischen 89 und 119 Euro, wobei es das Ziel der Macherin ist, Christian Jaeger Gemeinwohl-Ökonomie – Kooperation statt Konkurrenz dass ihre Teile möglichst lange getragen werden. Per eingenähtem QR steuert hier das inter- Die Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung als Initiative für ein alternatives Code kann man jeden Pulli zum Reparieren oder in einen Second Hand- national agierende Wirtschaftsmodell, das auf Kooperation statt Konkurrenz basiert, kommt Pool zurückgeben. Mit diesem Ansatz verkauft Bickert-Appleby nicht nur Start-up „Yunus ursprünglich aus Österreich und organisiert sich weltweit in Regionalgrup- Environement Hub Mode – sie übt auch Konsumkritik. „Gerade in der Modebranche herrscht pen. In Wiesbaden und Mainz formierte sich eine solche Gruppe Anfang noch immer eine viel zu große Intransparenz. Produzenten werden aus- vergangenen Jahres. Mitinitiator Jason Papadopoulus erklärt den Ansatz: gebeutet, die Umwelt durch die Herstellung verschmutzt.“ Obwohl oder „Die Gemeinwohl-Ökonomie lebt von Partizipation. Sie ist eine demo- gerade weil der Markt von Giganten dominiert ist, sei es so wichtig, dass kratische Bewegung, die Veränderung will. Auf wirtschaftlicher Ebene, kleine Unternehmen hier Impulse setzen und zeigen, wie es auch anders aber auch in Politik und Zivilgesellschaft.“ Eine wichtige Rolle spielen geht, findet die Gründerin. dabei Menschenrechte und demokratische Verfassungswerte, aber auch die Grenzen unserer Umwelt. Kurz: Noch viel mehr Wachstum geben un- All-inclusive-Blumenkästen, die den Kunden direkt auf sere Ressourcen nicht her. Befürworter der Gemeinwohl-Ökonomie sind den Balkon geliefert werden. Darum kümmern sich die und Hans Reitz – zwei der wohl prominentesten Akteure der Social-Busi- davon überzeugt, dass Geld an sich keinen Wert für die Menschen hat Leibnizschüler Thomas Aretz und Isabelle Josimov mit ihrer Genossenschaft. ness-Bewegung. Yunus als Friedensnobelpreisträger, Gründer der sozial – und Gewinn darum kein Kriterium für erfolgreiches Wirtschaften ist. wirtschaftenden Grameen Bank und Pioneer für Mikrokredite. Reitz als sein kreativer Berater und Unternehmer, der mit seiner Agentur Circ, dem ehemaligen Café Lalaland und dem Perfect Day die Idee des Social Busi- ness schon früh in Wiesbaden umsetzte und vorantrieb. Geduld gefragt Genossenschaften – alte Strukturen neu entdeckt „Die Schwierigkeit im Umgang mit gesellschaftlichen oder umweltbe- Neben neueren Initiativen gibt es eine etablierte Struktur, die unter dem „Zu Beginn eines Kleidungsstücks zogenen Problemen ist, dass jeder die Lösung am liebsten sofort hätte“, Aspekt eines sinnvolleren Wirtschaftens gerade zunehmend wiederent- muss man schon sagt Jaeger. Dabei bräuchten auch Social Businesses Zeit, bis sie sicht- deckt wird: die Genossenschaft. „In einer von Individualisierung und Ego- dessen Ende mit- bare Erfolge zeigen können. Aufklärung ist der Politikwissenschaftlerin ismus geprägten Zeit, erleben wir jetzt einen Trend hin zu mehr Gemein- denken“, ist Svenja und Ökonomin wichtig. Gerade die Corona-Krise habe für Umweltthemen schaft und einer Wir-Kultur“, sagt André Dörfler. Als Innovationsmana- Bickert-Appleby ein stärkeres Bewusstsein geschaffen. Öffentlichkeit und Politik seien of- ger treibt er bei der genossenschaftlichen R+V Versicherung, die ihren überzeugt. Und setzt diese Theorie mit fener für Erkenntnisse und Meinungen aus der Wissenschaft, das sei ein Sitz in Wiesbaden hat, die Vision eines wachsenden genossenschaftlichen ihrem Modelabel in Schritt in die richtige Richtung. Ökosystems voran. Von heute 7.700 möchte er bis 2030 auf 30.000 Ge- die Praxis um. Jetzt ist also die Zeit, Ökonomie umzudenken. Weitere neue Ideen rücken nossenschaften kommen. Warum? „Weil Genossenschaften als Modell für in den Fokus. Wie die einer Rechtsform für Unternehmen in Verantwor- nachhaltiges Wirtschaften Lösungen für gesellschaftliche Probleme und tungseigentum. Diese sieht vor, dass die Eigentümer eines Unternehmens Herausforderungen liefern, damit zur regionalen Wertschöpfung beitra- zwar stimmberechtigt sind, jedoch keinen Zugriff auf die Gewinne und gen und durch demokratische Zusammenarbeit ihrer Mitglieder leben.“ das Vermögen haben. Der Unternehmenszweck soll stärker in den Mit- 2020 wurde mit dem MakerCamp Genossenschaften die Initiative für alle telpunkt rücken. Gewinne werden nicht mehr als Dividenden an die An- Interessierten gestartet. teilseigner ausgezahlt, sondern werden reinvestiert oder gemeinnützig gespendet. „Es tut der sozialen Marktwirtschaft gut, wenn Unternehmen Möglich ist in diesem Netzwerk vieles. So hat sich am Leibniz-Gymna- Der Sozialinnovator die Möglichkeit haben, nicht als anonymes Spekulationsgut gehandelt zu sium die erste Schülergenossenschaft Hessens gegründet. Ab einem An- Unterstützung beim Aufbau von Solostücke erhielt Bickert-Appleby als werden, sondern eigenständig und bei den Menschen bleiben, die mit ih- teilspreis von 5 Euro kann man sich an dem Geschäftsmodell von „Green Teilnehmerin des Sozialinnovators. Das Programm des Landes Hessen ren Werten verbunden sind“, erklärt Gregor Ernst von der Stiftung Ver- Leibniz“ beteiligen, einem All-Inklusive-Blumenkasten, der den Kunden richtet sich an Sozialunternehmer und beinhaltet Beratungen zu The- antwortungseigentum, die von über 30 deutschen Unternehmen ins Le- direkt auf den Balkon geliefert wird. Mit genossenschaftlichem Wohnen men wie Recht und Marketing, kostenlose Co-Working-Spaces und die ben gerufen wurde. Mehr als 600 Unternehmerinnen und Unternehmer beschäftigt sich derzeit die Gruppe „KlarA stadt.land.gut.“. Ihre Vision: Möglichkeit, sich mit anderen Social Entrepreneuren zu vernetzen. Nach haben die Forderung nach einer entsprechenden Rechtsform bislang un- das Hofgut Klarenthal zu einem Wohn- sowie sozialen wie kulturellen erfolgreichem Start im letzten Jahr soll der Sozialinnovator in 2021 mit terschrieben, die, wie Ernst sagt, Menschen den Zugang zu Unternehmer- Begegnungsort gleichermaßen zu machen. Die Pläne stehen noch am An- gleichem Budget (228.000 Euro) fortgesetzt werden. Mehr als 100 (poten- tum erleichtere – unabhängig von Familienzugehörigkeit oder Kaufkraft. fang, auch was die verschiedenen Nutzungsideen und die wirtschaftli- zielle) Gründer haben das Programm gestartet, bereits beendet oder eine che Tragfähigkeit angeht. Der große gemeinsame Nenner ist die Einsicht, Erstberatung wahrgenommen. „Gutes tun“ als wirtschaftlicher Erfolgsfaktor dass man nicht weitermachen könne wie bisher – also individualistisch Darunter auch Christina Jaeger, die von Wiesbaden aus das international Volker Schmidt-Sköries unterstützt diese Idee. „Wenn man mit Geld mehr und auf den eigenen Profit hinarbeitend. Stattdessen will man „einen Ort agierende Start-up „Yunus Environment Hub“ steuert und Unternehmer Geld verdienen kann als mit menschlicher Arbeitskraft und Intelligenz, schaffen, an dem all das Wissen, wie wir gemeinwohlorientiert, nachbar- bei Projekten in Bereichen wie Abfallentsorgung und Recycling, Biodiver- dann ist die Balance zwischen Finanzwelt und Realwirtschaft aus der schaftlich und klimaneutral leben und arbeiten können, angewandt wird.“ sität, nachhaltige Landwirtschaft, erneuerbare Energien, sauberes Wasser Balance geraten“, sagt der Mehrheitseigentümer der Biobäckerei Kaiser Das Hofgut Klarenthal zu einem Wohnort und gleichzeitig und Dekarbonisierung unterstützt. Hervor gegangen ist „Yunus Environ- aus Mainz-Kastel. Er sieht eine ethische, soziale und ökologisch nach- sozialem und kulturellem Begegnungsort zu machen, das To be continued … Alternativen zu einem System, das mehr und mehr an ment Hub“ aus dem Grameen Creative Lab von Prof. Muhammad Yunus haltige Unternehmensführung als notwendigen Weg an. Wenn BioKai- ist die Vision der „KlarA stadt.land.gut“-Initiatoren seine Grenzen stößt, lohnen sich weiter zu denken.
10 sensor 03/21 sensor 03/21 11 Stadtgeschehen Für alle mit dem Auge QUALITÄT Was ist los? fürs Besondere. GENIESSEN. ist das Thema Doppel-Chefsache: OB Gert-Uwe Mende und Umwelt- dezernent Uwe Kowol gaben dort den Startschuss für die neu aufge- Hans-Martin Kessler – CDU-Stadtverord- legte Kampagne „Frischer Wind für neter und Dezernent für Stadtentwick- Gesprächsstoff und Gerede Wiesbaden“. Zum Abschluss soll es lung und Bau in Wiesbaden – ist mit nur 55 Jahren verstorben. am 19. September sogar einen au- tofreien Sonntag in Wiesbaden ge- Trauer um Baudezernent ben. www.wiesbaden.de/klima Traurige Nachricht aus dem Wies- badener Rathaus. Hans-Martin Wiesbaden neu bewegen – auch Martin Laifer INVISIO Geschäftsführer Kessler ist am 27. Januar überra- mit Aartalbahn? Gebürtiger Schwarzwälder aus Nordrach schend verstorben. Der Bau- und Der Verein „Bürger Pro CityBahn Stadtentwicklungsdezernent wurde Wiesbaden e.V.“ hat sich im Rah- nur 55 Jahre alt. Der gelernte men der Mitgliederversammlung Bankkaufmann hat als selbststän- umbenannt. Der neue Name „Wies- diger Mediaplaner sowie für di- baden neu bewegen e.V.“ soll die verse Werbe- und Kommunika Ausrichtung auf einen ganzheitli- FLIESEN VON REICHWEIN – tionsagenturen gearbeitet. Von chen Ansatz zur Lösung der Ver- zu gut, um nur 1989 bis 2017 war er CDU-Stadt- kehrsprobleme Wiesbadens unter- Unsere Lösungen sind verordneter, seit Dezember 2017 streichen. Wito Harmuth wurde wie wir: einzigartig. darauf zu laufen. Dezernent für Stadtentwicklung zum neuen Vorsitzenden gewählt. Das macht uns zu Deiner und Bau. Er hinterlässt seine Ehe- Nr. 1 bei Kontaktlinsen. frau, mit der er seit 23 Jahren ver- Derweil nimmt die Diskussion um heiratet war, zwei erwachsene Kin- eine Reaktivierung der Aartalbahn Werde ein Teil von uns – Im Moment nur noch verwunschene Idylle, in Zukunft wieder be- als Kunde oder Mitarbeiter*In. der. OB Gert-Uwe Mende und Bür- fahrene Bahnstrecke? Die Diskussion um eine Wiederbelebung der Fahrt auf. Nach dem Aus für die germeister Dr. Oliver Franz zeigten Aartalbahn nimmt Fahrt auf. Foto: Marco Bereth / blog.mahrko.de CityBahn beim Bürgerentscheid www.invisio-contactlinsen.de sich – wie auch viele Weggefährten gibt es für die Aartalbahn zwischen info@invisio-contactlinsen.de im virtuellen Kondolenzbuch auf neuen Hype-App Clubhouse. Be- ner Kulturszene im Lili willkom- Wiesbaden und Bad Schwalbach www.wiesbaden.de/trauer-kessler kräftigt wurden die Absichten bei men zu heißen. Das ist eine große eine neue Situation mit deutlich – erschüttert und würdigten den einer virtuellen Podiumsdiskussion Bereicherung für das Angebot und veränderten Rahmenbedingungen. Verstorbenen im Namen des ge- des Investoren-Netzwerks IN-WI, die Atmosphäre in unserem Haus“, Deswegen haben sich mit Vertre- samten Magistrats. Kessler habe das seit langem für einen stärke- so Centermanager Robert Klemm. tern aus Verkehrsministerium, RMV, auch in aufgeregten Zeiten stets ren Support des Vorhabens trom- Die Räume sollen grundsätzlich al- Rheingau-Taunus-Kreis und Lan- den richtigen, sachlichen Ton ge- melt. Die Eröffnung als, so Dominik len interessierten Gruppen und In- deshauptstadt Wiesbaden die wich- troffen. Er sei bei Kolleg*innen so- Hofmann, „Teilchenbeschleuniger stitutionen in Wiesbaden offenste- tigsten hessischen Akteure zusam- wie bei städtischen Partnern und für diese wunderbare Stadt“, pei- hen. Die Abstimmung übernimmt mengefunden, um gemeinsam über Politikern geschätzt gewesen. „In len die Macher für 2022 an. das Kulturamt. das weitere Vorgehen bezüglich ei- unzähligen Debatten und wegwei- ner möglichen Reaktivierung der senden Entscheidungsprozessen Lili-Kultur Neue Klimaschutz-Währung: Strecke zu beraten. Verkehrsdezer- Ist Egoismus hat er als angesehener Fachmann Shoppingräume zu Kulturorten: Radkilometer nent Andras Kowol begrüßt es, ei- maßgeblich zur Entwicklung der Die Stadt mietet leerstehende La- „Einen Espresso, bitte“ – „Macht nerseits ein Begutachtungsverfah- Stadt beigetragen.“ denräume im Lili am Hauptbahn- 15 km“ oder „Ein Stück Kuchen“ – ren zu starten und andererseits die hof für eine kulturelle Zwischen- „30 Kilometer, bitte“ können künf- Vernetzung mit weiteren Angebo- ein Muss? Millionenspritze für Altes Gericht? nutzung an – 500 Quadratmeter tig Dialoge in Wiesbadener Cafés ten in Wiesbaden und dem Um- In seltener Einmütigkeit sind die für Veranstaltungen, 200 Quadrat- und Geschäften sein. Oder ein Ein- land stets mit zu betrachten. Das Kooperationspartner SPD, CDU, meter für Proben und Backstage. tritt ins Museum? Gibt´s für 60 Ki- Jahr 2021 soll genutzt werden, um Grüne nebst oppositioneller FDP Darauf haben sich Kulturdezernat lometer. 1 Euro für 10 gefahrene vertiefende Fachgutachten zu be- und Linken fest entschlossen, und Centermanagement verstän- – und per DB Rat+-App erfasste - auftragen und die veränderte Si- Entdecken Sie die Versicherung dem heimathafen mit einer kräf- digt. Den Weg zu diesem Ziel hatte Fahrradkilometer ist die ungefähre tuation neu zu bewerten. Dabei ist mit der genossenschaftlichen Idee. tigen (und im Vergleich zu sons- der Kulturbeirat geebnet. „Wir Wechselkurs-Hausnummer bei der es Kowol – nach den Erfahrungen tigen städtischen Ausgaben doch freuen uns darauf, die Wiesbade- neuen Wiesbadener Klimaschutz- mit dem auch kommunikations- bescheidenen) Finanzspritze – die Währung. Wiesbadener können ab mäßig missglückten Projekt City- nicht-allein.de Rede ist von 1,2 Millionen Euro In- sofort ihre geradelten Kilometer Bahn – ein besonderes Anliegen, vestitionszuschuss – den entschei- gegen Belohnungen eintauschen, „ab Frühjahr 2021 einen transpa- denden Kick zu geben, um endlich bei einer Reihe von Partnern (wei- renten Beteiligungsprozess auf den das Zukunfts- und Leuchtturmpro- tere sind willkommen) aus Gastro- Weg zu bringen“. jekt Altes Gericht unter Dach und nomie und Einzelhandel oder kul- Fach zu bringen. Entsprechende turellen Einrichtungen. „Der Kli- Hintergründe, Details, Updates zu Anträge sollen noch in die letz- mawandel wird in den Städten diesen Themen auf www.sensor- ten Sitzungen vor der Kommunal- entschieden.“ Mit dieser Erkennt- wiesbaden.de Wo bisher geshoppt wurde, soll künftig wahl eingebracht werden. Auslö- Kultur genossen werden. Die Stadt nis will die Stadt ihre Bürger:innen ser der Initiative war interessan- mietete leerstehende Ladenräume im dazu motivieren, aktiv zum Schutz terweise eine Diskussion auf der „Lili“-Einkaufscenter am Bahnhof an. des Klimas beizutragen. Im Rathaus Dirk Fellinghauer
12 sensor 03/21 sensor 03/21 13 Weitermachen Weitermachen Perspektive positiv Zusammenkünfte, Geselligkeit, Genuss und Ver- Sowohl als Zwischendomizil für die erwartete In abgefahrenen Räumen mit 500-jäh- Kreativität im Quadrat. Weil riger Historie wird die Zukunft des sie die Stille in ihrem Loftwerk netzung –, fand einfach nicht mehr statt. „Die Bauzeit in der Oberen Webergasse als auch als Wiesbadener Nachtlebens gedacht – nicht mehr ausgehalten hat, Stille nahm immer mehr zu“, und ging selbst „Corona-gerechteres“ Ausweichdomizil konnte und, von Christian Liffers und Michael hat Anja Roethele ein einzigar- der sonst vor Energie und ansteckender guter das kuenstlerhaus43 nun – mit Zuschuss der Müller, nun auch endlich gemacht. tiges Kunstprojekt gestartet. Laune sprudelnden unverbesserlichen Optimis- Stadt – Räume im ehemaligen Palast-Hotel am Die Zeit wird kommen, da dürfen wir tin an die Substanz: „Keine Events mehr. Stille Kranzplatz anmieten. Die früheren Räume der auf 230 Quadratmetern. Anfang dieses Jahres Wiesbadener Berufsfachschule für Kosmetik ste- wieder was. Optimisten und Macher war es so still wie noch nie.“ Also doch aufge- hen seit langem leer, zuletzt wurden sie im Fe- planen genau jetzt für diese Zeit. ben? Gedanken gab es. Aber: „Nach allem, was bruar 2020 von den Kommunikationsdesignern ich in den letzten vier Jahren erreicht hatte? der Hochschule RheinMain genutzt, aber nur für Nein!“ Ihre Gedanken kreisten um Fragen wie: ein paar Tage. Bei der Werkschau der Abschluss- Nachtleben und Wiesbaden, das ist so eine Sa- Hier fließt nicht nur, jetzt schon, das Was- „Wie kann ich die nächsten Monate überste- arbeiten staunten die Besucher*innen auch über che. Noch treffender könnte man fast sagen: ser auf der 3x3-Meter-Glaswand am Eingang hen?“ „Wie kann ich das Loftwerk halten?“ den Ort: „Was ist denn das für eine abgefahrene Das ist – und das nicht erst seit und durch herunter, hier sprudeln auch Ideen – im gro- „Was kann ich?“ Ihre Antwort auf diese Frage: Location? Kann man die nicht sonst auch nut- Corona – so keine Sache. Wir durften exklu- ßen Ganzen und im kleinsten Detail. Es wird „Kreativ sein!“ Und so entwickelte Roethele „Das zen?“, lauteten Standard-Reaktionen des Publi- siv in einen Ort hinabsteigen, aus dem heraus im zweigeteilten Raum (plus VIP-Raum da- Kunstprojekt! ZUSAMMEN für das LOFTWERK“. kums. Kann man nun. Die Vorbereitungen lau- das Wiesbadener Nachtleben wieder empor- zwischen beziehungsweise darüber) beson- Und sie denkt nicht klein, sondern groß. fen, sobald die pandemische Lage es zulässt, öff- steigen könnte. Ein Ort, der schon im – nach dere Formen, Materialien und Effekte geben, 1044 MDF-Quadrate von jeweils 15 x 15 cm, nen sich die Türen für Theater, Lesungen, Musik, mehreren Anläufen nun weit fortgeschritte- eine bepflanzte Wand hinterm riesigen Kupfer- handsigniert und nummeriert, fügen sich zu ei- Kleinkunst. Applaus! nen – Baustellenzustand ein großes „Wow“ Glas-Tresen, Kunst, Installationen und Pro- nem Gesamt-Kunstwerk von 8,70 m Breite und Dirk Fellinghauer auslöst. Ein Wow? Mehrere! Wow, wohin man jektionen und eine Soundanlage erster Güte. 2,70 m Höhe zusammen. Die komplette Fläche Fotos Arne Landwehr schaut. Badhaus-Betreiber Christian Liffers, wird mit echtem Blattgold vergoldet. „Die gol- der hier – in Anlehnung an das Jahr der ers- „Tanzt. Tanzt. …“ – sobald es nur geht denen 20iger …“ – noch ist es nicht zu spät. Da- ten Erwähnung – das „Badhaus 1520“ eröff- „Ab dem Tag, an dem man in Wiesbaden wie- nach wird die gesamte Fläche in die 1044 Qua- nen will, und Michael Müller, der mit seinem der tanzen darf, haben wir offen“, nennt Lif- drate zerlegt, und vor jedes Quadrat kommt mit Büro Stilbruch United Designers das Design- fers den naturgemäß derzeit unkonkreten, aber einem Abstand von 1,5 cm eine Plexiglasplatte, konzept entwickelte, genießen die Blicke, das doch bestimmten Zeitpunkt. Er hofft auf den von Hand beschrieben mit Gedanken und Asso- Staunen, das Begeistertsein derer, denen sie Mai. Und verrät, dass an der Wand – neben ziationen zum Corona-Jahr. „So wie das große diesen Ort vorab zeigen. einem riesigen Porträt der iranischen Influen- ost-Ortsversteher Theo Baumstark und Sherry & kleine Stärkungen wie Bratwurst oder Suppen. Ganze nur zu erkennen ist, wenn alle Einzelteile cerin Maedeh Hojabri, die als 17-Jährige ver- Port-Gastronom Boris Royko. Und machen das! Bierbänke aufgestellt, vielleicht Feuerschalen, zusammengefügt sind, so kommt es bei dieser Der historische Ort riecht nach Zukunft. haftet wurde, nur weil sie Tanzvideos veröf- Und Linda Zimmermann vom Heaven macht zwei Mobiltoiletten, fertig ist der Neroberg- Krise auch auf jeden Einzelnen an, um diese zu- Nach Leben. Nach Nachtleben! fentlichte – der Neon-Schriftzug stehen wird: auch noch mit. Das grüne Licht vom Ortsbei- Weingarten. Angesteuert werden kann er zu sammen zu bestehen“, beschreibt Roethele ihre Ein Ort, der schon im Rohzustand eine Magie „Tanzt. Tanzt. Sonst sind wir verloren.“ Ein Zi- rat ist da. Fehlen nur noch die behördlichen Fuß, mit dem Fahrrad, mit der Nerobergbahn Idee. Sie investiert dafür nicht nur viel Mühe und Aura hat. Wahrscheinlich, weil er eine be- tat von Pina Bausch. Eine Notwendigkeit der Genehmigungen und entsprechende Corona- oder mit dem Auto – „das soll ja kein Besäuf- und Zeit, sondern auch viel Geld. Die Rechnung sondere Geschichte hat (die auch erzählt wer- Zeit – Hedonismus 2021 ff.: Natürlich wird von Lockerungen – und „schon“ kann es losgehen. nis werden“, stellt der Initiator klar. Und um 22 sollte aufgehen. Die ersten Quadrate sind schon den soll und die etwa Backsteinwände, Bruch- Anfang an der Infektionsschutz mitgedacht. Die Location ist der Hammer, direkt unter der Uhr ist Schluss. verkauft, bevor sie entstanden sind. steinfundamente, sechzehn 180 Jahre alte Ei- Und mitbezahlt. Allein 150.000 Euro wurden Löwenmauer mit Wahnsinnsblick über Wiesba- sensäulen oder die in der Bombennacht um in eine State-of-the-Art-Lüftungsanlage in- den, der „Weingarten“ lässt sich ohne großen Aus der Stille in die Kreativität Eine neue Bühne im Palast-Hotel 2:32 Uhr stehengebliebene Uhr vermitteln). Si- vestiert. Gut, dass man mit dem Hamburger Aufwand realisieren. Auch Corona-Auflagen „Höhen und sehr viele Tiefen haben mich – wie Über doppelt gute Nachrichten und Aussich- cher, weil er nach Zukunft riecht. Nach der Zu- Corny Littmann („Schmidt Theater“, „Schmidts sind zu meistern, etwa mit einem Pfandglas für uns wohl alle – das letzte Jahr stark herausge- ten darf sich das kuenstlerhaus 43 freuen. Das kunft, nach der wir uns sehnen – nach Zusam- Tivoli“, St.-Pauli-Präsident a. D.) einen starken jeden Gast beim Betreten des eingezäunten Ge- fordert“, sagt Anja Roethele ohne Umschweife: langjährige Domizil in der Oberen Webergasse menkommen, Feiern, Trinken, Tanzen, Aus- Investor an Bord hat. Und mit Herbert Butz ländes. Das Ganze soll sehr einfach und „nicht „Aber irgendwie konnte ich immer wieder auf- soll ausgebaut werden und den Betreibern – schweifen. Nach Leben. Nach Nachtleben! In als Hauseigentümer einen Bauherrn, der alles schickimicki“ gehalten sein, betont Baumstark. stehen. Neue Ideen entwickeln. Neue Kunden- Susanne Müller und Wolfgang Vielsack – eine all dem haben beide Macher reichlich Erfah- mitträgt. Apropos Frischluft … Den Ausschankwagen stellen die Staatswein- kreise erreichen. Online. Ohne Kontakt.“ In ihrer langfristige Perspektive eröffnen. Und ein so be- rung – und das nicht nur in der manchmal güter, denen das Gelände gehört. Es gibt aus- Goldschmiede konnte sie dank ihres treuen Kun- sonderer wie verlassener Ort darf Zwischen- und Nach langem Leerstand öffnet sich das ehema- doch arg kleinen Wiesbadener Welt, sondern Weingarten im Neroberg schließlich Nerobergwein (also kein Bier – „das denkreises weiterhin Unikatschmuckstücke fer- Ausweichspielstätte für die Bühne – und län- lige Palast-Hotel nun für Kultur. Das kuenstler- in der ganzen Welt. Auch das merkt man dem Ein Weingarten mitten in den Weinbergen oben ist doch auch der Grund, warum es auf dem tigen. Doch das, was ihr Loftwerk inmitten der gerfristig vielleicht dann auch für andere Kul- haus43-Team bereitet vorfreudig alles vor, um an, was hier entsteht. auf dem Neroberg, das wär´s! Dachten sich Süd- Weinfest nie Trouble gibt“, so Baumstark) und Fußgängerzone ausmachte – Events, Tastings, turschaffende – werden. loszuspielen, sobald die Lage es zulässt. Foto: privat Kommen und gehen? Galerie & Fachplaner für Bilderrahmen Gemälde und Rahmen Restauratoren Geht auf e: Termi4n 721 0 0611 3Faulbrunnenstr. 11 Fantastische Aussichten. Auf diesem Areal www.sensor-wiesbaden.de 65183 Wiesbaden info@kunst-schaefer.de soll ein neuer Weingarten entstehen.
14 sensor 03/21 sensor 03/21 15 Neue Heimat Wiesbadener*innen der Welt (2): São Luís, Portugal Einfach traumhaft Elin und Ben Kamm haben Wiesbaden gegen einen abgelegenen Ort getauscht. Auf dem Land erfüllen sie sich einen Lebenstraum und ihren Gästen Urlaubsträume. Seit neuestem zu dritt. Elin knöpft den Mantel zu und zieht die Mütze Steckbrief über ihre Ohren. Zuhause hat es um diese Jah- reszeit oft noch an die 15 Grad, an die winterli- Name, Alter, Beruf: chen Temperaturen in Wiesbaden muss sich die Ben und Elin Kamm, 38/37 Jahre, Wahlportugiesin erst wieder gewöhnen. Seit sie Produktdesigner und Erzieherin und ihr Mann Ben vor fünf Jahren in das kleine Bisherige Wohnorte: Dörfchen São Luís, etwa 15 Kilometer von der Wiesbaden Atlantikküste entfernt, gezogen sind, kommen Lieblingsplatz in Wiesbaden: sie jeden Winter in die Heimat zurück. Dies- Schlachthof und Rabengrund mal bleiben sie länger als sonst, denn im De- Was hat Neuseeland, was Wiesbaden zember kam ihr erstes Kind zur Welt. Dass es nicht hat: in Wiesbaden geboren werden sollte, hatte we- ((( Aus dem winterlichen Wiesbaden, wo Elin saubere Luft, Strand, Wasserspender niger nostalgische Gründe als pragmatische – in der Stadt und Ben Kamm sich an ihrem Lieblingsort von São Luís ist das nächste Krankenhaus fast Was hat São Luís, was Wiesbaden Schlachthof fotografieren ließen, sind die eine Stunde entfernt. nicht hat: Auswanderer längst wieder ins warme Portugal 300 Tage Sonne, Nähe zum Atlantik, Mehr einheimische Gäste „dank“ Corona entschwunden. Mit ihren beiden Hunden – und genügsame Menschen Mit dem Umzug nach Portugal haben sich Ben mit ihrer in Wiesbaden geborenen Tochter. ))) und Elin einen Traum erfüllt, den viele träumen, Was hat Wiesbaden, das São Luís nicht aber nur wenige wahr machen: Sie leben in ei- hat: nem alten Bauernhaus mitten auf dem Land. Sie Musikkultur, gerade genug Städtisches, Lieber auf Hühner schauen, und auf manch bewirtschaften ein riesiges, teils verwildertes ein Verkehrsproblem andere Tiere, als immer nur auf den Bildschirm. Grundstück, bauen Obst und Gemüse an, hal- ten Hühner und Schafe. 2016 haben die beiden das Gebäude samt Gästehaus komplett saniert. im letzten Moment, da die beiden zuständigen dörfliche Bevölkerungsstruktur ließen ihm und Für rund 150 Euro pro Nacht kann man es mie- Anwälte doch noch nachjustieren wollten. Aber seiner Frau gar keine andere Wahl, als immer ten. „Bisher kam ein Großteil unserer Gäste aus für Ben und Elin stand fest: Hier wollen wir leben. besser Portugiesisch zu lernen. „Die genügsame Deutschland“, berichtet Ben. Im Corona-Jahr und gastfreundliche Mentalität der Menschen war das anders, aufgrund internationaler Rei- Niemand war überrascht vom Entschluss hier hat uns extrem geholfen, anzukommen“, sebeschränkungen buchten viele Einheimische. War es nicht schwer, Familie und Freunde hinter sagt Elin. Als Fremde oder gar Eindringlinge „Für uns war das eine schöne Erfahrung, denn sich zu lassen? „Niemand war überrascht über seien sie nie behandelt worden – im Gegenteil. so kamen wir noch intensiver mit den Menschen unseren Schritt“, lacht Elin. „Außerdem haben hier in Kontakt“, sagt Elin. wir unsere Zelte nicht von einem Tag auf den Beim Schaf schlachten half Dorfbewohner José anderen abgebrochen und auch noch viel Kon- Mit José zum Beispiel, einem älteren Mann aus takt in die Heimat. Eigentlich ist die Hälfte des dem Dorf, haben sich die beiden angefreundet. Jahres immer jemand zu Besuch.“ Er unterstützt sie bei landwirtschaftlichen Din- Elin hatte in Wiesbaden als Erzieherin gearbei- gen – mit seiner Hilfe hat Ben sein erstes Schaf tet, nach ihrem Zusatzstudium der Sozialen Ar- geschlachtet. beit stand für sie beruflich ohnehin eine Verän- Ben und Elin sind sich einig: „São Luís ist un- derung an. Ben ist Produktdesigner und konnte ser Zuhause – Wiesbaden bleibt unsere Hei- für seinen Wiesbadener Arbeitgeber bis zuletzt mat“. Und wissen nun auch: „Wenn man aus auf reduzierter Stelle und remote arbeiten. Zum der Ferne hierher zurückkommt, schätzt man Jahresende hat er gekündigt – wenn die geplan- vieles, das vorher selbstverständlich war.“ Auf ten Holzbungalows auf dem Grundstück bezugs- Wiesbaden bezogen: Die geographische Lage fertig sind, werden Ben und Elin allein von der zwischen Wäldern und Rhein, die schönen Alt- Drei Anläufe zum Grundstückskauf Vermietung leben können. bauten, die vielen Freunde auf einem Haufen Als sie und Ben nach Portugal kamen, konnten und die Musikkultur. „Die ist hier viel breiter als sie kein Portugiesisch. Sie kannten das Land nur Entschleunigt in der Natur viele glauben“, betont Ben, der mit seiner Band aus Urlauben – ihr Grundstück hatten sie, nach- Die beiden Wiesbadener, die seit 19 Jahren ein The Blind Circus früher im Schlachthof geprobt dem sie den Entschluss gefasst hatten, auszuwan- Paar sind, mögen die Entschleunigung und die hatte. „Wenn man auf dem Land wohnt und auf dern, online gefunden. „Es waren in der Anzeige Nähe zur Natur. „Mir war schon immer klar, dass Wiesbaden schaut“, fasst er zusammen, „dann kaum Bilder, aber die Beschreibung hat uns so ich bei der Arbeit nicht mein Leben lang auf ei- sieht man, dass Wiesbaden nicht zu viel Stadt überzeugt, dass wir hingefahren sind und vor Ort nen Bildschirm schauen möchte“, meint Ben. Er ist, aber auch nicht zu wenig. noch einmal positiv überrascht waren“, erinnert fühlt sich selbstbestimmt und ist zufrieden, wenn sich Ben. Dreimal sollten sie danach noch anrei- er abends sieht, was er mit seinen eigenen Hän- Julia Bröder sen, jedes Mal platzte die Vertragsunterzeichnung den geschafft hat. Die ländliche Gegend und die Fotos Samira Schulz (linke Seite), privat
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