Mitteilungsblatt der Freunde des Dom-Gymnasiums Freising e. V. Ausgabe 2019
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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser! Die Fotografie von Saskia Groneberg auf dem Titelblatt der diesjährigen Ausgabe des Dom-Spiegels zeichnet sich aus durch eine Auf- und Abwärtsbewegung, die auf den Betrachter eine reizvolle Wirkung ausübt. Links die Ablagefächer, die in Anbetracht ihrer Gitterstruktur Leichtigkeit und Durchlässigkeit verheißen. Dieser Eindruck wird jedoch sofort getrübt: Aktenberge! Lose Blätter, Broschüren, Kartenmaterial und Pappumschläge stapeln sich aufeinander und erwecken den Eindruck, dort bloß abgelegt worden zu sein, um irgendwann wieder weiter bearbeitet zu werden. Die Ablagefächer sind durch lange Haken miteinander verbunden. Der Bildausschnitt suggeriert eine nach oben hin fortgesetzte Aufhängung, die vor allem eines deutlich macht: „Uff, es gibt unend- lich viel zu tun!“ Da ergießt sich ein Blätterteppich von oben herab, frech das eine und andere Zweiglein aus dem Hauptstrom he- rausragend - und bahnt sich seinen Weg unbekümmert über das Papier – die Aktenberge ignorierend. Assoziatio- nen an einen Wasserfall werden geweckt. Wie erfrischend mutet dieser an angesichts überbordernder Bürokratie! Teils gegensätzliche Aspekte kennzeichnen auch den Erwerb moderner Fremdsprachen: unermüdliches Grammatik- und Vokabellernen, bisweilen mühevolles Erschließen fremdsprachlicher Texte, dann wieder le- bendige, alltags- und berufstaugliche Konversation, die einem das Tor öffnet zur Welt. Das eine ist nicht ohne das andere zu denken. Ein Sprichwort aus Tschechien lautet: „Mit jeder neu gelernten Sprache erwirbst du eine neue Seele.“ Welch - in diesem besonderen Wortsinn - beseelte Ausgabe Sie in den Händen halten, merken Sie beim Lesen der Beiträge. Längst spielen nicht nur die im Unterricht am Dom-Gymnasium erlernten modernen Fremdsprachen im Leben unserer Ehemaligen eine Rolle, sondern viele, viele andere auch. Ein herzliches Dankeschön gilt allen, die mit ihren Texten und Bildern zur Vielfalt dieser Ausgabe beigetragen haben. Ebenso danke ich Nanni Feller und Ulrike Sti- ckelbrocks für das Akquirieren von Werbekunden wie auch diesen selbst für ihre finanzielle Unterstützung! Ein besonderes Dankeschön gilt Margit Gleixner, Clara Gutmann, Peter Waltner und Amalia Gutmann für die Seelenruhe beim Konzipieren, Planen und Umsetzen des Dom-Spiegels. Die Zusammenarbeit ist jedes Jahr auf ’s Neue ein Vergnügen! Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, wünsche ich mit dem Dom-Spiegel 2019 viel Freude sowie einen „Wasserfall“ an erfrischenden Impressionen! Jahrgang 2019 ∙ Freisinger Dom-Spiegel . 3
Inhalt 06 Vereinsaktivitäten im Schuljahr 2018/19 14 12 Moderne Big Band Revival 2019 Fremdsprachen Vereins- und Schulleben Im Fokus: Moderne Fremdsprachen 03 Editorial 14 Englisch im Wandel der Zeit – In English, please! Stephanie Rebbe-Gnädinger Sabine Meisinger-Botz 16 Vive le français! 06 Vereinsaktivitäten im Schuljahr 2018/2019 Bärbel Hopf Wolfgang G. Illinger 18 Spanisch am „Dom“ Angela Einberger 08 Das Dom-Gymnasium im Schuljahr 2018/2019 20 Interview mit Dr. Hans Reiter Manfred Röder Peter Waltner 23 Die Liebe zur italienischen Sprache Ilsemarie Brandmair Dallera 11 Wir gratulieren der Absolvia 2019 Manfred Röder 25 Einblicke in die Tätigkeit als Übersetzerin und Dolmetscherin Teresa Wiesinger 12 Big Band Revival 2019 – 25 Jahre Big Band Clara Gutmann und Simon Müller 26 Im Transitbereich akademischer Internationalität Dr. Patrick Ressler 30 Von den modernen Fremdsprachen hin zu den Wirtschaftswissenschaften Katharina Klimm 4 . Freisinger Dom-Spiegel ∙ Jahrgang 2019
Inhalt 32 Schulleiternotizen 45 59 Klassentreffen Bücherecke 40 49 Werkstattgespräche Restaurantkritik Geschichte, Gesichter und Geschichten 32 Schulleiternotizen – Zweiter Teil 53 Nachruf für H.H. Geistlicher Rat und Pfarrer i.R. Hans Niedermayer Anton Mayer Wolfgang Schnetz 38 Ludwig Zehetner zum 80. Geburtstag Peter Waltner 54 Ein Leben für die Musik und die Familie – ein Nachruf für Gisela Malich 40 Werkstattgespräche – Faszination Fotografie – ein Agnes Malich, Margit Gleixner, Eva Ascherl und Michael Interview mit Saskia Groneberg Schwarz Stephanie Rebbe-Gnädinger 54 In memoriam Dr. Dr. h.c. Guido Sandler Klassentreffen Peter Waltner 45 Abiturjahrgänge 1954, 1959, 1979, 1989 56 In memoriam Anton Neukirch 49 Restaurantkritik Plantage Manfred Röder Clara Gutmann 56 Die Geschichte war sein fester Grund – Zum Tode von Requiescant in pace Professor Hubert Glaser Günther Lehrmann 51 Nachruf für Georg Haslberger Franziska Haslberger und Margit Gleixner Bücherecke 51 Ein Nachruf für den Priester und Kunsthistoriker H.H. 59 Marcus Junkelmann, Max Emanuel – Der „Blaue König“ (Hans Niedermayer); Florian Lehrmann, Freising 1918/19 Prälat Dr. Sigmund Benker – die Stadt in den Monaten nach Novemberrevolution und Günther Lehrmann Kriegsende (Hans Niedermayer); Michael Groißmeier, Noch ist die Hand mir lebenswarm (Peter Waltner) 53 Nachruf für Weihbischof Engelbert Siebler I mpressum Jahrgang 2019 ∙ Freisinger Dom-Spiegel . 5
Vereinsleben Vereinsaktivitäten im Schuljahr 2018/19 Bericht des Vorsitzenden 1. Vorsitzender Der Verein hatte zum Tag der Mitglie- Wolfgang G. Illinger derversammlung 382 Mitglieder. Der neu gewählte Vorstand hat sich im ver- Stellvertretender Vorsitzender gangenen Vereinsjahr zu zwei Sitzungen Hans Nerb getroffen, bei denen alle wesentlichen Ausgaben des Vereins sowie organisatori- Kassier sche Belange besprochen und abgestimmt Nanni Feller wurden. Schriftführer Durch Mitgliedsbeiträge und Spenden Tanja Mesmer verfügt der Verein über ein jährliches Budget von rund 7.000 Euro. Ein Teil Beisitzer davon wird für den Druck des Dom-Spie- Wolfgang G. Illinger, Abiturjahrgang Markus Franke gels verwendet – wobei die Werbean- 1991, ist seit 2002 Vorsitzender des Ver- Brigitte Knoepfller zeigen die Kosten mindern – und der eins der Freunde des Dom-Gymnasiums Andreas Mehltretter Rest satzungsgemäß für die Förderung Freising e.V.. Josef Sonner der Schule, ihrer Schüler und der von Irmi Stagl der Schule verfolgten Bildungsziele Als Vorsitzender darf ich die wesentli- Ulrike Stickelbrocks eingesetzt. Konkret fallen dabei klei- chen Ereignisse des zurückliegenden Ver- Josef Wetzl nere Ausgaben an, z.B. für die Ausbil- einsjahres zusammenfassen und ein paar dung von Verbindungsschülern, sowie Ausblicke in die nahe Zukunft wagen. Kassenprüfer größere Posten, wie die Veranstaltung Peter Kerschl „Schnittstellen“ zur Berufs- und Studi- Bei der Mitgliederversammlung am 28. Annette Neumair eninformation der Q11 sowie der Preis September 2018 wählten die 28 anwe- für ehrenamtliches Engagement. senden Dom-Freunde turnusgemäß den Mitglied kraft Amtes Vorstand des Vereins für die kommenden OStD Manfred Röder Gerade die beiden letzten Aktivitäten zwei Jahre. Dieser setzt sich wie folgt erfordern neben dem hohen finanzi- zusammen: ellen auch beträchtlichen organisa- Frühlingsball am 05.04.2019 6 . Freisinger Dom-Spiegel ∙ Jahrgang 2019
Vereinsleben torischen Einsatz des Vorstandes und Bereits mehrfach haben wir uns im Vor- Klassenkameraden Werbung für den von Vereinsmitgliedern. Ich bin sehr stand mit der Mitgliederzusammenset- Verein machen. Der Dom-Spiegel kann dankbar, dass mich meine Vorstands- zung und –entwicklung beschäftigt. dafür als gelungenes Aushängeschild des mitglieder jederzeit unterstützen, wenn Seit Jahren liegt die Zahl der Dom- Vereins eingesetzt werden – melden Sie ich sie zu Hilfe rufe. Nur so bleiben Freunde stabil bei rund 400. Mit den sich bitte, wenn Sie einige Exemplare diese wichtigen Engagements des Ver- Einnahmen des Vereins – ganz über- zum Verteilen benötigen! Der zweite eins trotz meiner räumlichen Distanz wiegend Mitgliedsbeiträge und Spen- Weg, bei schrumpfenden Mitglieder- zu Freising möglich. In diesem Jahr den – können wir die satzungsgemäßen zahlen schlagkräftig zu bleiben, führt durfte ich im Rahmen der Abiturfei- Aufgaben ohne Einschränkung erfüllen. über eine Erhöhung des Beitrags. Dieser erlichkeiten drei Absolventen den mit Noch nie mussten wir ein Ansuchen ist mit 15 Euro im Jahr moderat und jeweils 200 Euro dotierten Preis des der Schule um Unterstützung wegen außerdem seit vielen Jahren stabil – und Vereins verleihen: Paulina Gastl, Julia knapper Finanzen zurückweisen. Ein bleibt das auch bis auf Weiteres. Wir Klimm und Kilian Fetsch wurden für Blick auf die Altersverteilung unserer sind zuversichtlich, dass wir durch ge- ihren jahrelangen Einsatz bei verschie- Mitglieder zeigt jedoch deutlich: Das meinsame Anstrengung den Förderver- denen Gruppierungen an der Schule wird sich ändern. Mehr als ein Drittel ein als verlässlichen Partner der Schule (u.a. Schülermitverwaltung, Schulsa- unserer Mitglieder ist über 75 Jahre langfristig erhalten können – damit nitäter, Dom-Technik) geehrt. Bei der alt, nur 30 Mitglieder sind jünger als auch zukünftige Schülergenerationen Berufsinfo „Schnittstellen“ präsentier- 30 Jahre, im Durchschnitt treten jedes auf dem Freisinger Domberg auf die ten diesmal neun Referenten sowie Jahr drei Mitglieder dem Verein bei. Unterstützung durch die Dom-Freunde vier Studenten den Schülern der Q11 Wir werden in den nächsten Jahren zählen können. Ich danke Ihnen allen ihre Berufsfelder. Die Rückmeldungen gefordert sein, junge Mitglieder für den im Namen des Vorstandes für das ent- der Schüler zu dieser Veranstaltung Verein zu gewinnen. Unmittelbar nach gegengebrachte Vertrauen und Ihren sind ganz überwiegend positiv und dem Abschluss der Schule, bei runden Beitrag und bitte Sie, sich jederzeit mit besonders erfreulich ist, dass inzwi- Klassentreffen oder bei Gelegenheiten, Anregungen und Kritik an mich (0172 - schen ehemalige Teilnehmer selbst auf die es noch zu erschließen gilt. Diese 7737566) oder an ein anderes Mitglied der Referentenseite stehen und den Aufgabe trifft zuallererst den Vorstand. des Vorstandes zu wenden. nachfolgenden Schülergenerationen Aber auch jedes Mitglied kann uns un- ihre Erfahrungen weitergeben. terstützen und im Kreise ehemaliger Wolfgang G. Illinger Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen Verleihung des Preises für ehrenamtliches Engagement der Schulgemeinschaft im Freisinger Dom am 06.11.2018 Berufsinformationsveranstaltung „Schnittstellen“ Austausch zwischen Referenten und Schülern der Q11 Jahrgang 2019 ∙ Freisinger Dom-Spiegel . 7
Schulleben Das Dom-Gymnasium im Schuljahr 2018/2019 Bericht des Schulleiters zu tun, wie mit ironischem Unterton ein Spendenlauf, dessen Erlös – dem bisweilen zu hören ist, sondern ist Aus- Wunsch der Schülerinnen und Schüler druck des Respekts vor demokratisch entsprechend – Schulprojekten von legitimierten Regelungen und eines Unicef auf Madagaskar zugutekommt. verantwortungsvollen Umgangs mit In Organisation und Durchführung dem eigenen Anliegen, das den Blick wurde die SMV tatkräftig von einem wieder auf die eigentliche Thematik Team von Lehrkräften unterstützt und lenkt und verhindert, dass diese von am 17. Juli war es dann so weit: Bei anderen Diskussionen überlagert wird. bestem Laufwetter „erlief“ die Schulge- meinschaft im Stadion an der Savoyer Im schulischen Kontext sind wir aufge- Au einen Betrag von über 25.000 € – fordert, dem Thema gebührend Raum eine Summe, die nach Angaben von zu geben, etwa im Zusammenhang Unicef einen Rekord für Spendenläufe mit der Bildung für nachhaltige Ent- darstellt. wicklung (Umweltbildung, globales Lernen), die der neue LehrplanPLUS Das Schulleben des vergangenen Jah- Manfred Röder hat 1987 sein Abitur am als schulart- und fächerübergreifendes res hatte aber noch viele andere Hö- Dom-Gymnasium abgelegt. Seit 2009 ist Bildungs- und Erziehungsziel ausgibt, hepunkte zu bieten, von denen noch er Direktor der Schule. oder im Rahmen der Schulentwicklung. einige exemplarisch genannt seien: Mit Die Bereiche „Umwelt und Nachhal- vier Schüler- und zwei Lehrerstaffeln Wer in den Schülerinnen und Schü- tigkeit“ haben wir im vergangenen nahm das Dom-Gymnasium im Herbst lern des beginnenden 21. Jahrhunderts Schuljahr verstärkt in den Blick ge- am München-Marathon 2018 teil. Die eine unpolitische, an gesellschaftlichen nommen und beispielsweise bei der Vorbereitungen und die schulinterne Fragen uninteressierte und im engen Schulverpflegung im Hinblick auf Organisation – von der Erstellung von eigenen Horizont gefangene Gene- Mehrwegsysteme und Recyclebarkeit individuellen Trainingsplänen bis hin ration gesehen hatte, wurde in den einiges verändert. Bei der Neugestal- zur Gestaltung der Trikots – hatte ein letzten Monaten eines Besseren belehrt: tung des Philippshofs, der sich ein P-Seminar des Jahrgangs 2017-19 mit Mit Nachdruck und Beharrlichkeit P-Seminar des Oberstufenjahrgangs dem Leitfach Sport übernommen. weist die „Fridays for Future“- Bewe- 2018-20 mit dem Leitfach Biologie Im Sommer feierte die Big Band des gung auf die Gefahren und bedroh- widmet, wurde unter anderem auf eine Dom-Gymnasiums ihr 25-jähriges lichen Folgen des Klimawandels hin insektenfreundliche Flora geachtet. Bestehen. Zu diesem Anlass gab es und hat zweifellos entscheidend dazu Zudem haben die Seminarteilneh- ein großes „Revival“-Konzert, für das beigetragen, dieses Thema wieder merinnen und -teilnehmer ein großes ehemalige Bandmitglieder aus den ganz oben in der politischen Agenda Insektenhotel gebaut. Sein Pedant fin- letzten 25 Jahren an ihre alte Schule anzusiedeln. Gesellschaftliches und det die Bepflanzung des Philippshofs gekommen waren und gemeinsam mit politisches Engagement sind höchst in gewisser Weise in der Blühwiese, dem aktuellen Ensemble in der voll anerkennenswert und im Rahmen des die Frau Schilling, Fachbetreuerin für besetzten Aula groß aufspielten. grundsätzlich geltenden Neutralitäts- Biologie und Chemie, zusammen mit gebots auch an Schulen nach Kräften engagierten Helferinnen und Helfern Ganz besonders hervorzuheben ist die zu fördern. Bei Teilnahme an außer- aus den Jahrgangsstufen 10 und 11 auf Ausstellung „Wenn Steine sprechen schulischen Veranstaltungen während dem Grundstück zwischen Dom-Gym- könnten“, die von einem P-Seminar der Unterrichtszeit kommt es aber zu nasium und Kardinal-Döpfner-Haus Geschichte, ebenfalls aus dem Oberstu- einem im Grunde nicht aufzulösenden angelegt hat. Auch unsere SMV war fenjahrgang 2017-19, konzipiert und Konflikt mit der Schulpflicht, die in aktiv und hat etwa das traditionelle gestaltet wurde. Die Schülerinnen und der öffentlichen Diskussion über die Sommerfest der Schule unter das Motto Schüler erforschten hierfür die Bio- freitäglichen Klimademonstrationen „Umwelt und Nachhaltigkeit“ gestellt graphien von Freisinger Bürgerinnen oft erstaunlich kleingeredet worden und die Patenschaft für eine Blühwiese und Bürgern jüdischen Bekenntnisses ist. Sehr zu begrüßen war es daher, auf dem landwirtschaftlichen Grund und ihr Schicksal im Nationalsozialis- dass die Freisinger Ortsgruppe der unseres ehemaligen Schülers Josef mus. Den Anstoß zu diesem Seminar „Fridays for Future“-Initiative, in der Holzner übernommen. hatte unsere ehemalige Schülerin Julia sich auch Schülerinnen und Schüler Christof, jetzt Lehramtsstudentin für des Dom-Gymnasiums engagieren, ihre Auf eine Idee der SMV ging auch Geschichte an der Universität Regens- Aktionen seit Mai 2019 außerhalb der eine Veranstaltung zurück, die im burg, gegeben, die das Seminar dan- Unterrichtszeit durchführt. Dies hat in vergangenen Schuljahr erstmals am kenswerterweise auch intensiv begleitet meinen Augen nichts mit „Bravheit“ Dom-Gymnasium durchgeführt wurde: und im Dom-Spiegel 2018 hierüber 8 . Freisinger Dom-Spiegel ∙ Jahrgang 2019
Schulleben bereits einen Zwischenbericht gegeben Schüler für besondere schulübergrei- tragten auch im kommenden Schuljahr hat. Die eindrucksvolle Ausstellung fende Veranstaltungen und zahlreiche weiter etablieren können. wurde an drei Orten in Freising gezeigt. Wettbewerbserfolge. So nahm etwa Zu ihrer Eröffnung an der Schule am Moritz Schneider (9c) am „History Beeindruckend war auch die Leistung 27. Januar, dem Internationalen Tag Club“, einem Förderprogramm am unserer 60 Abiturientinnen und Ab- des Gedenkens an die Opfer des Ho- Historicum der LMU München teil, iturienten, die mit einem Gesamter- locaust, selbst kamen unter anderem und Lola Berg (Q11) wurde als eine gebnis von 2,21 trotz der landesweiten auch Charlotte Knobloch, Präsiden- von 18 Schülerinnen und Schülern aus Diskussionen über die Abiturprüfung tin der Israelitischen Kultusgemeinde Bayern für ein Seminar an der Interna- in Mathematik eines der besten Ergeb- München und Oberbayern und ehe- tionalen Holocaust-Gedenkstätte Yad nisse der Schule im G8 erzielt haben, malige Präsidentin des Zentralrats der Vashem in Israel ausgewählt. Mit Mar- das wiederum auch den bayerischen Juden in Deutschland, und Ludwig lene Berger (6c) stellte das Dom-Gym- Landesschnitt (2,29) übertrifft. Die Spaenle, Beauftragter der Bayerischen nasium im vergangenen Schuljahr die Ergebnisse der zentralen Jahrgangs- Staatsregierung für jüdisches Leben Landkreis-Siegerin beim bundesweiten stufentests, über die sonst an dieser und gegen Antisemitismus, für Erinne- Vorlesewettbewerb des Börsenvereins Stelle ebenfalls informiert wurde, lagen rungsarbeit und geschichtliches Erbe, des Deutschen Buchhandels. Weitere diesmal bei Abfassung dieser Zeilen an das Dom-Gymnasium. Erfolge konnte die Schule etwa im noch nicht vor, wir haben aber begrün- Bundeswettbewerb Fremdsprachen, dete Hoffnung auf ähnlich erfolgreiche Die Arbeit des Seminars wurde sowohl dem Landeswettbewerb Alte Sprachen, Ergebnisse wie in der Vergangenheit. im Bundeswettbewerb des Bundes- dem Übersetzungswettbewerb „Juvenes präsidenten mit einem Landespreis Translatores“ oder auch in der Mathe- Der personelle Umbruch im Kollegium, für Bayern als auch im Schülerlan- matik-Olympiade verzeichnen. Der der schon in den Vorjahren begonnen deswettbewerb „Erinnerungszeichen“ am Dom-Gymnasium eingerichtete hat, setzte sich auch im vergangenen ausgezeichnet. physikalisch-multidisziplinäre Bega- Schuljahr fort, es brachte für Frau bungsstützpunkt beschäftigte sich in Cislak, Frau Hopf, Herrn Letzel und Das hohe Engagement in Schüler- und seinem zweiten Jahr mit dem Thema Herrn Wetzl das Ende der aktiven Be- Lehrerschaft belegen nicht nur die ge- „Big Data“. Wir sind froh und dank- rufszeit mit. Bereits gegen Ende des ver- nannten Aktivitäten, freuen durften wir bar darüber, dass wir dieses besondere gangenen Schuljahres war Herr Pflügler uns auch wieder über die erfolgreiche schulübergreifende Angebot mit Un- in den Ruhestand versetzt worden, was Bewerbung einzelner Schülerinnen und terstützung unseres Ministerialbeauf- allerdings im letzten Dom-Spiegel nicht Führung durch die Ausstellung „Wenn Steine sprechen könnten“ in der Säulenhalle des Dom-Gymnasiums Jahrgang 2019 ∙ Freisinger Dom-Spiegel . 9
Schulleben mehr berücksichtigt werden konnte. planPLUS, der mittlerweile bis in Jahr- Ganztagsschule, die für das kommende Mit den genannten Kolleginnen und gangsstufe 6 hochgewachsen ist, sowie Schuljahr einen neuen Höchststand Kollegen verlassen das Dom-Gymna- die weitere Ausgestaltung des neuen erreicht haben. Die seit langem ins Auge sium äußerst versierte Fachleute der neunjährigen Gymnasiums. Zudem gefasste Möglichkeit der Verlagerung Fächer Deutsch, Englisch, Französisch, haben wir an unserem schulspezifischen in die alte Dombibliothek, die sich im Geographie, Geschichte, Mathematik, Medienkonzept weitergearbeitet und Zuge der Umgestaltung des Dombergs Physik, Sport sowie Wirtschaft und es zu einem vorläufigen Abschluss ge- durch die Erzdiözese München und Recht, aber auch leidenschaftliche Pä- bracht. Im kommenden Schuljahr nun Freising eröffnete, kann nun konkret dagoginnen und Pädagogen, die alle wollen wir uns an seine Umsetzung geplant werden, denn im Juli wurde der in ihrer eigenen Weise den Zugang machen und hoffen im Bereich der Aus- entsprechende langfristige Mietvertrag zu ihren Schülerinnen und Schülern stattung auch auf eine Förderung aus zwischen Landkreis und Erzdiözese suchten und fanden, sie hochengagiert dem Programm „Digitale Infrastruk- unterzeichnet. Der Umzug wird für beim Erwerb von Wissen und in ihrer tur an bayerischen Schulen“, dessen das vierte Quartal des Kalenderjahres Persönlichkeitsentwicklung unterstütz- Richtlinien im Juli 2019 veröffentlicht 2020 angestrebt. Wir sind sehr froh ten und ihnen Orientierung gaben. wurden. Über unsere grundsätzlichen darüber und danken allen, die uns in Darüber hinaus verliert die Schule Überlegungen zu den genannten drei den langjährigen Bemühungen um mit ihnen bewährte und profilierte Themenbereichen informierte bereits diese Lösung und in ihrer Umsetzung Funktionsinhaberinnen und -inhaber, der Dom-Spiegel 2018 ausführlich. begleitet haben und immer noch be- denn auch die Fachbetreuungen für gleiten. Hierzu gehört auch Herr Il- Französisch (Frau Hopf ) und Physik Größere Baumaßnahmen mussten im linger, der sich schon früh im Namen (Herr Pflügler), die Oberstufenkoor- vergangenen Schuljahr nicht durch- der Freunde des Dom-Gymnasiums für dination (Herr Letzel) und die Mittel- geführt werden, ein entscheidender dieses Projekt stark gemacht hat. Ihm, stufenbetreuung (Herr Wetzl) müssen Schritt wurde aber im Hinblick auf die dem Vorstand und allen Mitgliedern des zu Beginn des Schuljahres 2019/2020 Gewinnung neuer Räumlichkeiten für Vereins möchte ich herzlich danken für neu besetzt werden. unsere Offene Ganztagsschule getan. alle Unterstützung, die auch im vergan- Wie mehrfach an dieser Stelle berichtet, genen Schuljahr vieles erst ermöglicht Schwerpunkte in der Schulentwicklung besteht hier ein großer Veränderungsbe- hat, was unsere Schule reicher macht. waren auch im vergangenen Jahr die darf, nicht zuletzt vor dem Hintergrund weitere Implementierung des Lehr- der Anmeldezahlen für die Offene Manfred Röder Von links nach rechts: Teilnehmerinnen und Teilnehmer des P-Seminars, Julia Christof, Torsten Krauß, Josef Hauner, Charlotte Knobloch, Ludwig Spaenle, Benno Zierer, Manfred Röder 10 . Freisinger Dom-Spiegel ∙ Jahrgang 2019
Schulleben Wir gratulieren der Absolvia 2019 Am 28. Juni 2019, einem strahlenden Absolvia. Im anschließenden Festakt chen Überreichung der Abiturzeugnisse Sommertag, entließ das Dom-Gymna- wandten sich in Grußworten Bürger- ihren Höhepunkt. Verbunden waren sium in wunderbarer Atmosphäre seine meister Hans Hölzl von der Stadt Frei- damit zahlreiche Auszeichnungen für 60 erfolgreichen Abiturientinnen und sing, die Elternbeiratsvorsitzende Dr. ehrenamtliches Engagement und be- Abiturienten des Jahrgangs 2019 mit Marion Thuro und der Vorsitzende des sondere Leistungen, so wurden etwa allen guten Wünschen „in die Freiheit“. Freundeskreises Wolfgang Illinger an Bastian Eisenmann und Cornelius von Diese neue Freiheit hatte die Absolvia die Festversammlung, ehe sich Ober- Urff (beide 1,00) als Jahrgangsbeste bereits am Tag der Notenbekanntgabe stufenkoordinator Michael Schwarz mit einem Stipendium aus der schul- am 31. Mai mit dem Slogan auf ihren musikalisch von seinem Oberstufen- eigenen Dr. Heelschen Studienstiftung Abi-T-Shirts beschworen: „ABI´n loo- jahrgang verabschiedete und Billy Joels bedacht. Seinen gebührenden Abschluss king for freeDOM“. Eröffnet wurde „My Life“ mit einem eigenen Text zu fand dieser besondere Tag im festlichen der Festtag mit einem ökumenischen Gehör brachte. Für die Absolvia lie- Abiturball in der Aula, bei dem die Gottesdienst im Dom unter dem Leit- ßen Julia Klimm, Kilian Fetsch und Absolventinnen und Absolventen auch motiv des Weges mit Pfarrerin Christa Cornelius von Urff ihre Gymnasialzeit die Tradition einer eigenen Tanzeinlage Stegschuster, unter anderem Religions- humorvoll Revue passieren. Nach der fortführten und so ein letztes Mal ihre lehrerin am Dom-Gymnasium, und Abschiedsrede von Schulleiter Manfred ausgesprochene Vielseitigkeit unter Be- Kaplan Patrick Körbs vom Pfarrverband Röder, die noch einmal die Themen weis stellten. St. Korbinian. Vorbereitet hatte den „Freiheit“ und „Grenzen“ aufgriff, er- Gottesdienst eine Arbeitsgruppe der reichte die Veranstaltung mit der feierli- Manfred Röder Die Namen der Abiturientinnen und Abitu- Fetsch, Laura Fichter Sosa, Alicia Fla- tus Past, Gina Rösch, Annika Rüdiger, rienten in alphabetischer Reihenfolge: tau, Theresa Fütterer, Paulina Gastl, Lukas Schäfer, Pascal Sing, Sophia Sixt, Léa Gommeringer, Sabina Graßl, Julian Yule Sotzko, Franziska Steinacker, An- Anna Auerswald, Quirin Ball, Dominik Halcour, Felicitas Höfler, Sophia Huber, tonija Strinavić, Đorđe Suvajac, Justus Bauer, Lukas Bauer, Simon Baumgart- Kilian Kästner, Julia Klimm, Verena Kö- Töpfl, Sarah Troll, Cornelius von Urff, ner, Johannes Biber, Larissa Bodmer, niger, Hannes Kuhlmann, Lisa-Maria Arthur Wachtel, Lena Westermeier, Lisa Buchauer, Anna Buchmeier, Ni- Lamprechtinger, Kiara Lorenz, Laura Judith Wilms, Elisabeth Wimmer, Mar- colas Celuch, Rebecca Dirscherl, Anna Maitland, Markus Menden, Annika cus Wimmer, Melanie Winkler, Nina Dohnal, Bastian Eisenmann, Anto- Mittelmeyer, Jasmin Moser, Lorenz Ni- Wührmann, Clara Ziegltrum, Nicolas nia Emmerich, Vanessa Esterl, Kilian ckel, Maximilian Nistler, Lena Pape, Vi- Zischka Jahrgang 2019 ∙ Freisinger Dom-Spiegel . 11
Schulleben Big Band Revival 2019 – 25 Jahre Big Band „Ohne Musik wäre das Leben ein Irr- grundehrlicher Spaß aller Beteiligten „die entspannte Atmosphäre mit Mi- tum.“ (Friedrich Nietzsche) Die Wahr- vom Abiturjahrgang 1996 aufwärts bis chi“ (Michael, Abiturjahrgang 2018) heit dieser Aussage zeigte sich, als ein voraussichtlich 2025. und „die Gaudi zwischendurch“ (Vin- kleiner Junge im grünen Shirt nicht cent, Abiturjahrgang 2014). aufhören konnte, auf seinem Sitzplatz Bestand 1994 die Big Band aus sechs zu „Gimme some lovin“ zu jammen, als Bläsern und einer Rhythmusgruppe, Ein weiteres Highlight für alle Betei- ein Paar auf „Fields of Gold“ Rumba spielen heute 18 Musiker regelmäßig. ligten bot der Abend noch mit einer unter der goldenen Hand tanzte. Sie Am Konzertabend befanden sich 40 Uraufführung: „Im Grunde habe ich zeigte sich auch, als das Publikum, Bandmitglieder auf der Bühne. Alle mit zwei Freunden einen Nachmit- angeführt von den beiden Modera- Musizierenden verband die Freude am tag lang mit der App Garage Band toren oben am Geländer - „Martin gemeinsamen Spielen. Die ältere Riege herumgeblödelt“, erklärte Wolfgang Fuchs und Christoph Schneider an freute sich „über das Bandfeeling, mal Christandl (Abiturjahrgang 2011) die der Gymnastik“ (Michael Schwarz) - wieder Musik machen zu können und Entstehung seines groovigen Funk- geschlossen die YMCA-Choreographie Leute wiederzusehen“ (Moritz, Abi- stückes „Absofunnnkin’lutely“. Die durchführte, oder als die ganze Aula des turjahrgang 2011), die jüngeren Mit- Uraufführung durfte er selbst dirigie- Dom-Gymnasiums spontan „Smoke glieder genossen es, „mit Erfahrenen ren. Kein Wunder, dass für solch ein on der Water“ a capella anstimmte, zusammen zu spielen“ (Friedrich, 8. Gemeinschaftserlebnis Anreisen von bis bis Bass Drum, Schellen und E-Bass Klasse). Ganz selbstverständlich wur- zu 14 Stunden in Kauf genommen wur- einstiegen. den zwischendurch der E-Bass für den. Die Probentage und das Konzert die Jüngeren nachgestimmt, kurz ein waren die Mühen allemal wert – zur Die Basis für das gelungene Big Band paar Riffs gespielt, zurückgegeben und Freude des Publikums. Revival am 12. Juli 2019 unter der schon wurde das nächste Lied geprobt. Leitung von Michael Schwarz war Weitere Gründe mitzumachen, waren Clara Gutmann und Simon Müller Die Revival Big Band 2019 12 . Freisinger Dom-Spiegel ∙ Jahrgang 2019
Schulleben "Fields of Gold" Die Moderatoren Christoph Schneider (Absolvia 2018) und Martin Fuchs Michael Schwarz zu "Tequila" von Chuck Rio YMCA-Choreographie Jahrgang 2019 ∙ Freisinger Dom-Spiegel . 13
Moderne Fremdsprachen Englisch im Wandel der Zeit – In English, please! Themengebiete, die aus wissenschaftlichen sozialer Netzwerke, Computerspiele und und ethischen Gesichtspunkten heute Filme, hat sich auch der Stellenwert des aktueller denn je sind, wie etwa der Klima- Hör- und Hör-Seh-Verstehens im Unter- wandel, die Verschmutzung der Meere mit richt gewandelt, so dass heute kaum eine Plastik, genetische Manipulation oder ein Unterrichtsstunde ohne Hörtexte, Videos verantwortungsvolles Konsumverhalten, oder Filmausschnitte stattfindet. Und der werden intensiv behandelt. tägliche Umgang mit englischsprachigen Hörtexten macht sich bezahlt – die Schü- Neben jenen gesellschaftlichen Verän- lerinnen und Schüler verstehen bereits derungen bedingen jedoch auch neue sehr früh erstaunlich viel! Erkenntnisse aus der Pädagogik und Di- daktik einen steten Wandel im Fremd- Eine weitere entscheidende Verände- sprachenunterricht. Waren noch vor 25 rung ergab sich aus dem kompetenzori- Jahren, im ausgehenden 20. Jahrhundert, entierten Ansatz, der die Lebenswelt möglichst häufige „Drillübungen“ im der Heranwachsenden und damit die damals modernen Sprachlabor das vielver- situative Einbettung der Aufgabenfor- sprechende Novum im Englischunterricht mate in eben diese in den Mittelpunkt und beherrschte der Dreiklang von Diktat, stellt. Nicht mehr das erlernte Wissen Grammatik und Übersetzung die Schul- ist Ziel des erfolgreichen Unterrichtens, aufgaben, so zeichneten sich doch mit dem sondern die erworbenen Kompetenzen, Jahrtausendwechsel bereits grundlegende welche die Schülerinnen und Schüler Sabine Meisinger-Botz unterrichtet seit Veränderungen ab. Mit der Einführung in die Lage versetzen sollen, zukünftige dem Schuljahr 2001/2002 Englisch und des G8 und damit des neuen Lehrplans Herausforderungen zu bewältigen. So trat Geographie am Dom-Gymnasium. Die im Schuljahr 2004/2005 fanden diese beispielsweise die sogenannte Mediation Fachbetreuung in Englisch wurde ihr zum ihren Niederschlag: Mag die verkürzte als Aufgaben- und Prüfungsformat, d.h. Schuljahr 2015/2016 übertragen. Unterrichtszeit auch Vor- und Nachteile die adressatenbezogene Übertragung von mit sich gebracht haben, für den moder- Inhalten unter Beachtung der vorgegebe- „More than 300 million people in the world nen Fremdsprachenunterricht hieß die nen kommunikativen Absicht von einer speak English and the rest, it sometimes elementare Veränderung die Aufwertung Sprache in eine andere, an die Stelle einer seems, try so. It would be charitable to say des Mündlichen, welche den alltäglichen möglichst wortgetreuen Übersetzung bzw. that the results are sometimes mixed.” (Bill Anforderungen im Leben nach der Schule Version. Bryson) Rechnung trug. Praktisch hieß das ei- nerseits eine Verschiebung des Schwer- Und schon lange vor der politischen Der permanente Wandel, dem die moder- punkts im Unterricht von schriftlichen Offensive der Digitalisierung haben die nen Fremdsprachen unterliegen, zeigt sich auf mündliche Aufgaben- und Übungsfor- modernen Medien Einzug ins Klassen- im Unterricht als Folge der sich ändernden men und andererseits erstmals mündliche zimmer gehalten: Beamer und Doku- Ansprüche an Schule und Bildung. Die Schulaufgaben und in den ersten Jahren mentenkamera ersetzen in den meisten Gesellschaft, eine mögliche akademi- sogar mündliche Teilprüfungen auch im Fällen den Overhead-Projektor, sowohl sche Laufbahn oder das Berufsleben, die schriftlichen Abitur. im Unterricht als auch bei Referaten und Wirtschaft sowie – in besonderem Maße Präsentationen – kaum ein Schülervortrag, auf das Fach Englisch zutreffend – die Als gewinnbringende Neuerung haben der nicht durch eine PowerPoint-Präsenta- Globalisierung in ihren verschiedensten sich auch die Intensivierungsstunden er- tion gestützt wird. Und die Lektüre in der Facetten stellen junge Erwachsene, die wiesen, die zusätzlich zu den regulären Bibliothek ist – und das mag manch ein sich, mit dem Reifezeugnis in Händen, Unterrichtsstunden und ohne jegliche Lehrer mit einem lachenden und einem in das Abenteuer Leben aufmachen, vor Leistungsnachweise oder Hausaufgaben weinenden Auge wahrnehmen - zumeist diverse Herausforderungen. Im Zuge wichtige Übungseinheiten mit meist der Online-Recherche gewichen. Die der Globalisierung, die selbst als Unter- halben Klassenstärken darstellen. Diese aktuelle Einführung des LehrplanPlus richtsgegenstand thematisiert und kritisch ermöglichen eine intensive Betreuung in Kombination mit dem neuen neun- diskutiert wird, ist neben den traditionell und Differenzierung beim Üben erlernter jährigen Gymnasium stellt uns derzeit behandelten Kulturräumen des englisch- sprachlicher Fertigkeiten. vor neue Herausforderungen. sprachigen Raums, wie die Britischen Inseln und Nordamerika sowie Südafrika Entsprechend der Lebenswelt der Kinder Bemerkenswert ist der erzielte Lernfort- und Australien, zunehmend Indien als und Jugendlichen, denen Englisch quasi schritt, der unsere Schülerinnen und Schü- global bedeutsame Nation in den Fokus täglich über die Kanäle der modernen Me- ler bereits im Anfangsunterricht nach des Englischunterrichts gerückt. Aber auch dien begegnet, etwa im Bereich der Musik, kurzer Zeit befähigt, sich auf Englisch 14 . Freisinger Dom-Spiegel ∙ Jahrgang 2019
Moderne Fremdsprachen auszudrücken und einfache Gesprächs- der englischsprachigen Weltliteratur auf als vor Ort, im direkten Kontakt mit situationen zu bewältigen. Gleichsam als der Bühne des Dom-Gymnasiums leben- Muttersprachlern, umgeben von authen- Anerkennung ihrer Leistungen angesichts dig werden zu lassen. Zahlreiche Projekte tischen Sprechern und Originaltexten, der beachtlichen Progression, die Eng- hat sie bereits mit ihren Wahlkursen und setzten wir alles daran, einen Schüleraus- lisch als zweite Fremdsprache mit sich P-Seminaren verwirklicht und sehr zur tausch mit einer Partnerschule im eng- bringt, hat sich in den letzten Jahren am Freude des Publikums auf beeindruckende lischsprachigen Ausland zu etablieren. Dom-Gymnasium das Highlight Sto- Weise dargeboten. Mit Spannung und Bisher ist uns das jedoch – trotz aller rytelling am Ende der 6. Jahrgangsstufe Vorfreude erwartet die ganze Schulfamilie Bemühungen der gesamten Fachschaft etabliert. Gemäß dem Motto „Stories die kommenden Aufführungen! Englisch – nicht in einem wünschens- are our native language“ schafft es Susan werten Ausmaß oder im Sinne einer McCullough (American Storyteller) mit Darüber hinaus bietet sich für unsere konstanten Partnerschaft gelungen – was ihrem reichen Geschichtenschatz von Schülerinnen und Schüler der Oberstufe nicht zuletzt der großen Bedeutung traditionellen Volksmärchen bis hin zu auch die Möglichkeit, externe Darbie- von Englisch als internationale Ver- Gruselgeschichten unsere Schülerinnen tungen englischsprachiger Ensembles kehrssprache und damit als gesuchte und Schüler in ihren Bann zu ziehen. als kulturelle Inputs schätzen zu lernen. Zielsprache für Austauschprogramme Darüber hinaus fand im Zuge der Förde- Neben den bereits zur Tradition gewor- weltweit geschuldet ist.1 rung der Lesekompetenz im vergangenen denen Unterrichtsgängen zu „Christmas Schuljahr neben dem bereits klassischen Carol“ oder „Macbeth“ zählt die jährlich „For better or worse, English has become the Vorlesewettbewerb im Fach Deutsch nun am Dom-Gymnasium gastierende irische most global of languages, the lingua franca bereits im zweiten Jahr ein Lesewettbewerb Theatergruppe Wilde Shamrock mit ihren of business, science, education, politics and für die Unterstufe in Englisch statt, bei abwechslungsreichen, stets zeitgemäßen pop music“ (Bill Bryson). dem nach dem schulinternen Entscheid und nahe an der Lebenswelt der Schüle- der Sieger unsere Schule beim Wettbewerb rinnen und Schüler orientierten Stücken Sabine Meisinger-Botz der Region Oberbayern Ost vertritt. zu den kulturellen Höhepunkten des Eng- 1 lischunterrichts in Q11 und Q12. Sollte jemand aus der Leserschaft diesbe- „All the word’s a stage“ (W. Shakespeare) züglich persönliche Kontakte ins Ausland und Jahr für Jahr gelingt es Frau Baumer, Und da das Erlernen einer Fremdspra- haben, wären wir für etwaige Hinweise mit ihren Theatergruppen große Werke che wohl nirgends so effektiv erfolgt sehr dankbar! Karikatur: Verena Langowski (Absolvia 2012) Jahrgang 2019 ∙ Freisinger Dom-Spiegel . 15
Moderne Fremdsprachen Vive le français! und ein wahrer Segen. Anders als bei dass die französische Grammatik auch einer deutsch-französischen Übersetzung weiterhin von stupender Komplexität geht es hier nicht um eine wörtliche ist und dass die Möglichkeiten dif- Übertragung, sondern darum, die zent- ferenzierter Gesprächsführung vom ralen Inhalte eines deutschen Textes, auf Umfang der aktiv beherrschten Wort- eine bestimmte Kommunikationssitua- schatzkenntnisse abhängen. In den tion angepasst, sinngemäß in verkürzter drei verpflichtenden Lernjahren geis- Form auf Französisch wiederzugeben. tert die Vergangenheitsform des Passé Sinnvoll, betrachtet man die Anlässe, simple nur ohne weitere Vertiefung bei denen Französischkenntnisse im durch ein paar Lehrbuchtexte und auch späteren Leben gefragt sind. In schwa- die Beherrschung des Passivs gehört chen Spuren nur lebt hier die vertrackte nicht mehr zum Stoffplan, ganz zu Prüfungsform des Résumé aus früheren schweigen von Raffinessen des Kon- Abituraufgaben fort. Und das so vielen junktivgebrauchs älterer Zeiten. „Il verhasste Diktat? Mausetot! An dessen était une fois une petite fille de village, Stelle ist die Schulung des Hör- und des la plus jolie qu`on eût su voir…“ so setzt Hör-Seh-Verstehens getreten, in Form Charles Perraults französische „Rot- von Filmausschnitten und authentischen käppchen“-Version ein und erfordert Hördokumenten, deren Verständnis im heutzutage lehrerseits bei ansonsten Ankreuz- oder Ergänzungsverfahren zugänglicher Lektüre einen gramma- Bärbel Hopf unterrichtete von 1987 bis überprüft wird. tikalischen Exkurs zum Konjunktiv zum Ende des Schuljahres 2018/2019 Imperfekt (subjonctif de l`imparfait) Deutsch und Französisch am Dom-Gym- Die sogenannte Kompetenzorientie- und dessen Gebrauch im Relativsatz nasium. Von 1999 bis zu ihrem Eintritt rung des Unterrichts, bei der es nicht nach superlativischem Ausdruck, der in den Ruhestand hatte sie die Fachbe- mehr um stures Formen-Pauken und dann doch schülerseits abschrecken treuung Französisch inne. kontextloses Wörterabfragen geht, son- kann. Nicht zu vergessen, dass in dern um die Fähigkeit, in bestimmten Frankreich Erzählprosa, und sei es auch Mit der Einführung des G8 ging eine Lebenssituationen spontan zu agieren, nur ein billiger Kriminalroman, nun didaktische Neuorientierung in den ist eine vernünftige und pragmatische einmal im Passé Simple verfasst wird. modernen Fremdsprachen einher, die Neuausrichtung. Und zugegeben, mit Dem Lernenden wird heutzutage viel dem Fach Französisch viel frischen Wind dem systematischen Grammatikwissen an grammatikalischem Formenwis- gebracht hat. wurde früher im Fach Französisch gern sen und Systematik erspart, ihm wird übertrieben. Bis in die Neunzigerjahre auf der anderen Seite in komplexen Die Hinwendung zum Mündlichen des letzten Jahrhunderts fanden sich in Aufgabenstellungen aber auch so viel und zu praxisnahen Kommunikations- den schriftlichen Abiturprüfungen reine Wendigkeit, Geistesgegenwart und situationen bewahrt heutige Schülerin- Grammatikteile, in denen Schüler mit Kombinationsgabe abverlangt, dass nen und Schüler (hoffentlich) vor den diversen „pièges et astuces“ zum verflixten sich bei der in 34 Jahren Lehrtätigkeit ernüchternden Erfahrungen früherer Konjunktivgebrauch oder den verwirren- gestählten Verfasserin der Eindruck Leistungskursler, die zwar „Boule de suif“ den Angleichungsregeln des „participe einstellt, der zweite Schritt werde vor von Maupassant gelesen und Molières passé“ gepiesackt wurden. dem ersten getan: die virtuose Um- „Dom Juan“ interpretiert hatten, in einem setzung vor der gesicherten Formen- Pariser Restaurant aber nicht bestellen Andererseits haben Kompetenzorientie- und Wortschatzkenntnis. Ach ja, der und mit dem Zugschaffner nicht ver- rung, Zeitdruck und das breite Spektrum Wortschatz! Dem digital native verleibt handeln konnten. Mittlerweile gibt es an (im Abitur) erwarteten Fertigkeiten sich englischer Wortschatz sozusagen Mündliche Schulaufgaben, in denen zwei Schülern wie Lehrern im Fach Franzö- unbewusst und unterschwellig ein, bei Partner miteinander eine Viertelstunde sisch das Leben gewiss nicht leichter jedem Mausklick zu youtube oder Net- lang in der Fremdsprache über aktuelle gemacht. flix oder zu Fortnite und Co. Das Netz Streitthemen (etwa zu Flüchtlingspolitik ist prinzipiell auch voll von französisch- oder Diesel-Fahrverbot) diskutieren oder Die Grammatikbeihefte zum Lehrbuch sprachigen Seiten, Portalen, Filmen sich gegenseitig Cartoons oder sonstige sind heute von bestechender Schlank- und Reportagen, aber die Begegnung Abbildungen im Dialog erschließen, heit und ab dem dritten Lernjahr in der mit dem Französischen muss man erst ohne dass der Prüfer auch nur einmal 10. Klasse dürfen auch in Prüfungen suchen. Die (mediale) Allgegenwart der das Wort ergreift. Die sogenannte Me- zweisprachige Lexika verwendet wer- englischen Sprache mag die Illusion diation ist jetzt fester Bestandteil des den. Solche „Erleichterungen“ aber erwecken, fremde Sprachen ließen sich Unterrichts und der Prüfungslandschaft können nicht darüber hinwegtäuschen, alle mühelos erlernen. Irrtum. Für das 16 . Freisinger Dom-Spiegel ∙ Jahrgang 2019
Moderne Fremdsprachen Französische gilt – außer für Kinder W-Seminar-Arbeit, die an die Stelle der sagt der Franzose; der Kreis schließt sich. von native speakers - noch immer die alten Facharbeit im Leistungskurs tritt. Kurioserweise war eine der französischen alte Wahrheit, dass vor den Erfolg der Schülermütter des letzten Bollène-Aus- Fleiß gesetzt ist. Die am Dom-Gym- Französisch am Dom-Gymnasium, das tauschs seinerzeit unter den Orgon-Fran- nasium geltende Doppelstundenrege- hieß seit Staudingers Sturm-und-Drang- zosen und wollte unbedingt den Filius die lung erweist sich bei allen Vorteilen Zeit Schüleraustausch mit Frankreich Schönheiten Freisings auf ihren Spuren vor allem im ersten Lernjahr, zumal und an diesem Grundprinzip wurde all entdecken lassen. Der Schüleraustausch bei ungünstiger Stundenverteilung, die Jahre über festgehalten, wenn auch der Neuntklässler mit dem Collège Ju- als nicht unproblematisch, weil ja nur die Rahmenbedingungen heute andere les Verne in La-Croix-Saint-Ouen nahe zweimal Hausaufgaben erteilt werden sind als damals und die Austauschschulen Compiègne ist dank des unermüdlichen können und von einem täglichen „bain wechselten. Mit dem Lycée Lucie Aubrac Engagements der Organisatoren, OStR de langue“ nicht die Rede sein kann. im südfranzösischen Bollène hat sich in Baumgartner und OStRin Gronewold, Und zum Ende der 10. Klasse ist nicht jüngster Zeit eine Chance ergeben, geo- inzwischen zu einer verlässlichen Größe bei einer überwältigenden Anzahl von graphisch an die Anfänge unserer Schüler- geworden. Französischlernenden mit soliden austauschgeschichte anzuknüpfen, denn Kenntnissen zu rechnen. Vielleicht Bollène liegt nur knappe 40 Kilometer Bleibt abzuwarten, wie es dem Fach auch aus diesem Grund kam bisher weiter nördlich als das legendäre Collège Französisch im neuen G9 ergeht. Dahin nur einmal ein W-Seminar in Franzö- in Orgon, an dem alles begann und zu zwar – so viel philologische Nostalgie sei sisch zustande, zu hoch erscheinen die dem alten Unterlagen zufolge im Jahr mir gestattet! - die Zeiten der Version, sprachlichen Hürden bei einer qualifi- 1988 eine Gruppe von 46 Zehntkläss- der wortgenauen französisch-deutschen zierten Erarbeitung und Abfassung der lern unterwegs war. „La boucle se boucle“ Übersetzung, die besser als vieles ein Gefühl für den Rhythmus und die Logik der anderen Sprache vermittelt. Dahin desgleichen das intensive Studium der literarischen Meisterwerke, in denen erst sich die ganze Schönheit der Sprache entfaltet, und dahin der volle Überblick über die grammatikalischen Paradigmen. Trotzdem: Die Zeichen stehen nicht schlecht für unser Fach, obwohl mit der Wahlmöglichkeit von Spanisch in der 10. Klasse Französisch in der Oberstufe für die Spanischschüler in den Hintergrund tritt und Englisch in einer anglophonen Wissenschafts- und Geschäftswelt einer Mehrheit unabdingbar erscheint. Aber das Wahlverhalten der Schülerinnen und Schüler zeigt an, dass die Französischbegeis- terten nicht aussterben, dass das Interesse an unserem Nachbarland nicht erlischt und dass immer genug den steinigen Weg hin zum Französischabitur wählen, das nichts von dem traditionell hohen Anspruchsni- veau der Leistungskurs-Ära verloren hat, den siegreichen Kämpfern aber ein Leben wie Göttern in Frankreich gestatten kann. „Impossible n`est pas un mot français“ („Das Wort unmöglich existiert nicht im Französischen.“) Möge sich dieses Bonmot – gemeinhin Napoleon Bona- parte in den Mund gelegt – auch für den Französischunterricht der kommenden Jahrzehnte als wahr erweisen. Bärbel Hopf, StDin a.D. Vanessa Klein, 10C Jahrgang 2019 ∙ Freisinger Dom-Spiegel . 17
Moderne Fremdsprachen Spanisch am „Dom“ sind Videos, Filme und Hördokumente selbstverständlicher Bestandteil des Unterrichts. Da ist es nur konsequent, dass die gute alte Übersetzung nun wieder dort ist, wo sie ihren Ursprung hat und wo sie auch hingehört: bei den alten Sprachen. In den modernen Fremdsprachen ist an ihre Stelle die Mediation gerückt: Viel lebensnäher als die Übersetzung besteht sie in einer sinngemäßen, oftmals zusammenfas- senden Übertragung von Inhalten aus der oder in die Fremdsprache. Auch Grammatik ist kein Selbstzweck mehr: Im Idealfall ist jede Grammatikaufgabe in eine nachvollziehbare Situation ein- gebettet, in der man sich so oder so ähnlich im richtigen Leben wieder- finden könnte. Durch die Aufwertung der Münd- Angela Einberger (rechts auf dem Schuljahr 2002/2003 übertragen. lichkeit schließlich wurde der Fokus Foto) unterrichtet seit dem Schuljahr Bettina Störtkuhl (links auf dem wieder auf den eigentlichen Zweck 2001/2002 Englisch und Spanisch Foto) unterrichtet seit dem Schuljahr der Sprache gelenkt, nämlich auf das am Dom-Gymnasium. Die Fachbe- 2009/2010 Französisch und Spanisch Sprechen, nicht zuletzt durch insgesamt treuung in Spanisch wurde ihr zum am Dom-Gymnasium. zwei mündliche Schulaufgaben – die erste davon bereits im ersten Lern- Spanisch, das jüngste Kind in der Fa- Drei Jahre? Was lernt man in so kurzer jahr. Und – um alle skeptischen Fragen milie der Sprachen am Dom-Gymna- Zeit schon? Eine ganze Menge, wenn hier gleich vorwegzunehmen – ja, die sium und ein echtes Millennium-Kind, man dabei auf Latein als Basis sowie Schülerinnen und Schüler schaffen das, wurde heuer sozusagen volljährig. Ur- auf jede Menge Erfahrung im Erlernen die meisten von ihnen sogar ziemlich sprünglich als Schulversuch eingeführt, von Fremdsprachen im Allgemeinen gut! Ganz in diesem Sinne gibt es die erwies sich die Möglichkeit, Spanisch zurückgreifen kann. Am Ende der Möglichkeit (nicht die Verpflichtung!), als spät beginnende Fremdsprache in drei Jahre erreichen die Schülerinnen in Spanisch am Ende der drei Jahre der Oberstufe anstelle von Latein (oder und Schüler das Sprachniveau B1 des Lernzeit die Kolloquiumsprüfung ab- theoretisch auch von Englisch) zu be- gemeinsamen europäischen Referenz- zulegen, von der jedes Jahr Gebrauch legen, als ein derartiger Renner, dass rahmens. Zum Vergleich: B1 ist das gemacht wird, zum großen Teil mit sich das Fach inzwischen einen festen Sprachniveau, das für eine Einbür- beachtlichem Erfolg. Platz in der Stundentafel der Oberstufe gerung in Deutschland vorausgesetzt erobert hat. wird. Und tatsächlich gibt es immer Sozusagen als Ergänzung zum Spani- wieder Begegnungen mit ehemaligen schunterricht gibt es seit 2012 auch Als Geburtshelfer agierten im Schuljahr Schülerinnen und Schüler, die es, oft- die Möglichkeit, den Freisinger „Spa- 2000/2001 Herr Dr. Reiter und Frau mals Jahre nach dem Abitur, in ein nisch-Stammtisch“ außerhalb der Buhrke, die das Fach in den ersten Jah- spanischsprachiges Land verschlagen Schule zu besuchen, der sich einmal ren auch maßgeblich prägten. Damals hat, und die erfreut berichten, dass im Monat, jeweils am 2. Mittwoch noch ab der 11. Klasse, bietet die spät doch viel mehr als gedacht hängen um 20.00 Uhr, im Parkcafé trifft. Hier beginnende Fremdsprache bis heute geblieben sei. treffen sich Muttersprachler und Deut- Sprachbegeisterten wie Lateinmüden sche zu etwa gleichen Teilen und hier gleichermaßen die Möglichkeit, Latein Ebenso wie in den anderen modernen finden sich auch immer wieder ehema- abzuwählen und stattdessen drei Jahre Fremdsprachen hat der Unterricht in lige Schülerinnen und Schüler ein, von lang bis zum Abitur Spanisch zu lernen. Spanisch in diesen Jahren viel Verän- denen manche in der Zwischenzeit gar Im G8 in die 10. Klasse gerutscht, wird derung erlebt und ist zeitgemäßer ge- Spanisch studieren. der Beginn von Spanisch im neuen G9 worden. Weil neue Medien es möglich wieder in die 11. Klasse verlegt werden. machen, sich der Sprache nicht nur Angela Einberger über geschriebene Texte zu nähern, 18 . Freisinger Dom-Spiegel ∙ Jahrgang 2019
Moderne Fremdsprachen Helen Fischer, 9B Annika Luksch, 9C Jahrgang 2019 ∙ Freisinger Dom-Spiegel . 19
Moderne Fremdsprachen „Seine besondere Vorliebe galt den modernen Fremdsprachen“ Interview mit Dr. Hans Reiter Peter Waltner: Im Jahresbericht Interesse galt den Sprachen. Und da am habe mir Karteien angelegt, vieles habe des Dom-Gymnasiums für das Jahr Wilhelmsgymnasium auch noch weitere ich auf Zetteln festgehalten. 2001/2002 ist in dem Beitrag zum Fremdsprachen im Wahlunterricht er- Abschied von Dr. Hans Reiter zu lesen: lernt werden konnten, ließ ich mir diese 1958 hast Du das Abitur abgelegt. „Unser Kollege ist weder in eine Fa- Chance nicht entgehen. Dr. Braun war Wolltest Du jetzt Lehrer werden? milie hineingeboren worden, in der es ein ausgezeichneter Lehrer für Spanisch die Tradition forderte, dass der Nach- und Italienisch, Frau Wagner für Rus- Hand aufs Herz: nein. Ich begann nach wuchs den Lehrberuf als Berufung zu sisch. Ja, ich war schon ein bisschen ein dem Abitur 1958 in München an der verspüren hatte, noch nahm er quasi Exot, wenn ich in vier Fremdsprachen Ludwigs-Maximilians-Universität mit mit der Muttermilch schon mehrere den Wahlunterricht besuchte. Übrigens, einem Doppelstudium: Betriebswirt- Sprachen in sich auf.“ Wie war das, im Abiturzeugnis wurde mir bestätigt: schaft und Romanistik. Mir schwebte lieber Hans, mit Deinem Werdegang? „Seine besondere Vorliebe galt den mo- vor, in einem Unternehmen, einer Firma dernen Fremdsprachen.“ tätig zu werden und in dieser Tätig- Dr. Hans Reiter: Das Licht der Welt, keit meine Sprachkenntnisse zu nutzen. wie man so schön sagt, erblickte ich Moderne Fremdsprachen lernt man Nach vier Semestern aber machte ich 1938 in Landshut und besuchte dort ja am besten dadurch, dass man sich Schluss mit der Zweigleisigkeit und auch die Grundschule, wie damals meist im Land der native speaker aufhält. widmete mich ganz den Sprachen. Ro- üblich, fünf Jahre, um dann ans Ca- Kamst Du öfter in der Schulzeit ins manistik studierte ich von Anfang an in rossa-Gymnasium zu wechseln; zwei Ausland? der gesamten Bandbreite: Französisch, oder drei Klassenstufen über mir hatte Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und ich – später prominente – Schulkame- Nein, das war damals noch nicht so Rumänisch, sogar mit dem Rätoroma- raden, nämlich Hans Niedermayer und leicht möglich wie heutzutage, über nischen beschäftigte ich mich. Dabei Roman Herzog, aber damals waren das Schüleraustausch oder Ferienreisen bzw. hatte ich Glück: Ich hatte schon ein halt auch so Buben wie ich. 1949 zog - kurse. Ich war bei den Pfadfindern, Semester studiert, als ich zum Wehr- meine Familie nach München, dort trat aber die Ferienlager waren meist in dienst berufen wurde; und damals war es ich ins Wilhelmsgymnasium ein und Oberbayern; ja, und mit dem Radl, so möglich, in so einem Falle Rückstellung kam da in die 2. Klasse, nach heutiger mit Rucksack und Zelt, kam ich auch zu beantragen. Das tat ich auch und so Zählung in die 6. Klasse; Klassenlehrer mal nach Italien bzw. Frankreich. konnte ich das Studienjahr 1959/1960 war Dr. Karl Bayer (der später ja auch als Stipendiat an der Universität in Mad- am Dom-Gymnasium in Freising unter- Und wie war´s mit Fachbüchern, Le- rid studieren. Nach meiner Rückkehr richtete), ihn hatte ich in vier Fächern: xika etc.? nach Deutschland nahm ich dann wie- Latein, Deutsch, Erdkunde und Turnen. der mein Studium in München an der Gut ist mir in Erinnerung, dass ich in Nun, ich kaufte mir Lehrbücher, und Ludwigs-Maximilians-Universität auf. Latein, nach dem Wechsel von Landshut vor allem stellten mir die Lehrer Bücher, nach München, in der 1. Lateinschul- in der Regel Schulbücher, und Unter- Und welche Rolle nun spielte die Sla- aufgabe eine Eins schrieb und dass diese richtsmaterial zur Verfügung. Und ich wistik? meine Leistung Dr. Bayer besonders hervorhob; ja, das machte mich schon recht stolz. Es zeigte sich offensichtlich schon früh, dass Du sprachbegabt warst. Wie war das aber am rein humanistischen Wil- helmsgymnasium nun mit den moder- nen Fremdsprachen bei Dir? Du weißt ja, damals war die Sprachen- folge: Latein ab 5. Klasse (nach heutiger Zählung), Griechisch ab 8. Klasse, Eng- lisch oder Französisch ab 10. Klasse. Ich wählte Französisch; Englisch wurde als Wahlunterricht angeboten, und dieses Angebot nahm ich natürlich wahr. In den naturwissenschaftlichen Fächern war ich nicht schlecht, aber mein ganzes 20 . Freisinger Dom-Spiegel ∙ Jahrgang 2019
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