C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg September-Oktober 9-10/2019
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hung bei den Kolleg_innen an- kommen. In der GEW-Geschäfts- stelle sind dann wieder neue Beamtenbesoldungstabellen zu bekommen. Auch hier fallen die hlz-Notiz Dinge nicht vom Himmel, son- dern sind Resultat der Streiks der Tarifbeschäftigten und der har- ten Verhandlungen der Gewerk- schaften mit den Arbeitgebern. Außerdem hat sich in Ham- burg ein neues Bündnis „Mehr Zukunft in der Schule” gegrün- det. Die Beteiligten sind sich darüber einig, dass sich zu viele schulpolitische Entscheidungen Es tut sich eine Menge in endlich an, an der Gesetzesvorla- vor allem dadurch auszeichnen, Hamburg! Der Entwurf für den ge zu arbeiten? Die betroffenen dass sie ohne die Beteiligung der Schulentwicklungsplan (SEPL) Kolleg_innen wollen zu Recht Betroffenen beziehungsweise der allgemeinbildenden Schulen endlich wissen, was los ist! ausdrücklich in „Hinterzimmer- wird nun doch länger diskutiert, Ein weiterer Erfolg der Ge- gesprächen“ zustande kommen. als Behörde und Senat das vor- werkschaften ist die Abschaffung Das Neue und Besondere an gesehen hatten. Die Deputati- der Kostendämpfungspauschale diesem Bündnis ist nicht zuletzt onssitzung der BSB fällt vor den bei der Beihilfe zum 1.1.2020. die Zusammensetzung: Vereini- Herbstferien aus. Der SEPL kann Aber auch hier ist die Sache noch gung der Leitungen der Hambur- also erst auf der nächsten Sitzung nicht ganz in trockenen Tüchern. ger Gymnasien und Studiense- nach den Herbstferien beraten Am 17.9.2019 wurde die Vorla- minare, Verband Hamburger werden und auch der Schulaus- ge im Landespersonalausschuss Schulleitungen, Vereinigung der schuss der Bürgerschaft hatte diskutiert und voraussichtlich im Schulleiter/innen der Hambur- zu einer zusätzlichen öffentli- Oktober in der Bürgerschaft be- ger Stadtteilschulen in der GGG, chen Anhörung am 18.9.2019 raten. Ein paar Wermutstropfen Vereinigung der Schulleiterinnen eingeladen. Die Stellungnahme hat allerdings auch diese Vorla- und Schulleiter an beruflichen der Hamburger GEW zum SEPL ge: die Beihilfefähigkeit von Heil- Schulen in Hamburg e.V., Eltern- kann unter https://www.gew- praktikerleistungen wird stark kammer Hamburg, Lehrerkam- hamburg.de/sites/default/files/ eingeschränkt und auch bei den mer Hamburg, SchülerInnen- download/aktuelle-meldungen/ Sehhilfen soll gespart werden. kammer Hamburg und die GEW stellungnahme_gew_zum_ sepl1.pdf abgerufen werden. Der im Zusammenhang mit Anja Bensinger-Stolze, Fredrik Dehnerdt, dem sogenannten Schulfrieden Sven Quiring vereinbarte Vertrag zwischen SPD, GRÜNEN, CDU und FDP enthält unter anderem eine offi- Es geht voran zielle Ankündigung einer besse- ren Entlohnung der Grund- und Hier wollte man jegliche finan- Hamburg. Gemeinsam wird die Stadtteilschullehrkräfte nach zielle Unterstützung streichen; Entstehung bisheriger Entwürfe A13Z. Das begrüßen wir, das ist dies konnten der DGB und die und Entscheidungen zu zentra- unser Erfolg! (siehe in dieser Gewerkschaften des öffentlichen len Bildungsfragen kritisiert: die Ausgabe S. 8) Wir kritisieren, Dienstes abwenden. besten Lösungen für die Ham- dass die gerechte Bezahlung in Als Folge der Tarifrunde 2019 burger Kinder und Jugendlichen kleinen Trippelschritten erst bis war am 17. September in der und für ihre Schulen können nur zum 1.8.2023 erfolgen soll und Bürgerschaft die Verabschiedung gemeinsam und vor Ort gefun- dass immer noch nichts Konkre- des Gesetzes zur Anpassung der den werden! „Mehr Zukunft in teres auf dem Tisch liegt. Bei an- Besoldung und Versorgung der der Schule!“ D.h. für alle Betei- deren Themen kann es der BSB Hamburger Beamt_innen ge- ligten: mehr Dialog, mehr Ver- nicht schnell genug gehen und plant. Mit den Oktoberbezügen antwortung und mehr Zeit für hier wird es auf die lange Bank sollte dann rückwirkend zum die beste Bildung in Hamburg! geschoben. Wann fängt die BSB 1.1.2019 die Besoldungserhö- (Mehr dazu auf S. 18f) hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019 3
GEW Foto: hlz JA13 Kein saurer Drops, aber zäh verpackt ———— 8 ————————————————————— 21 Offene Liste In einem Boot — —————————————————— 23 Gloria Boateng Africa on my mind — Gesellschaftliche Rolle – eine Replik ———— 28 Gymnasien Unbequeme Wahrheiten ——————————————— 30 White privilege Geschafft… Seite 8 Was sich ändert ————————————————————— 32 Beihilfe …aber ein Gefühl, als habe man Geburtstag, an dem einem mitgeteilt wird, dass das Geschenk erst Wolfgang Kirstein ——————————————————— 58 in vier Jahren kommt. Trotzdem: Der Kampf hat Nachruf sich gelohnt! Was deckt er ab? ———————————————————— 60 Schüler_innenwatch Seite 24 Rechtsschutz Während die Welt sich noch über Methoden der allüberall stattfindenden Überwachung im Internet ‚Vorwärts‘ gilt immer noch ———————————— 62 echauffiert, plant unser Senator für die Kolleg_in- Ruheständler_innen nen an Schulen ein weiteres Kontrollsystem. KiJu Seite 20 Nach gut kommt besser. Insofern lässt die Na- Bildungspolitik mensschöpfung der Familienministerin in Hinblick 9 auf das nur ‚Gute Kita-Gesetz‘ auf Besseres hoffen. Schulfrieden 1 Kuhhandel ————————————————————————— Bündnis Seite 18 Gemeinsam stark ———————————————————— 18 Das Maß ist voll! Nachdem der Senator sich jah- Weckruf relang verweigert hat, mit den mit Bildung in die- ser Stadt Betrauten sich auszutauschen, setzen sich ——————————————————— 20 diese nun gemeinsam zur Wehr. In einer Erklärung Kita fordern sie u.a. die Einrichtung eines Bildungsrates, Gut ist steigerbar — um damit einen permanenten Austausch der Mei- Taschenspielertricks —————————————————— 22 nungen zu garantieren. VHS Killing me softly ———————————————————— 24 Schüler_innenwatch Das Sichere ist nicht sicher ———————————— 26 Schulfrieden 2 Schule neu denken/ Interview —————————— 36 Migration Inklusion Ein zweifach Betroffener nimmt Stellung ————————————————————— 42 4 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019
Schwerpunkt Schulentwicklungsplan (SEPL) ———————— 11 Magazin Einladung Kongress zum Antifaschismus auf Kampnagel —————————————————————— 34 ————————————— 48 Klima Wer ist verantwortlich? —— Störungsstelle Seite 11 100 Jahre alternativ —————————————————— 50 Waldorfschulen Aufgrund der knappen Zeitvorgabe für eine Stel- lungnahme zum SEPL konnte man denken, dass der Senator auch an keiner Diskussion interessiert ist. Skandal Da spielen wir nicht mit. Wir hoffen, dass unsere 52 Die neue Verfilmung der Stellungnahme zu einer den Schulfrieden störenden ‚Deutschstunde‘ ————————————————————— Debatte beiträgt. Ulrich Bauche —————————————————————— 56 Hommage Postmigrantisch... Seite 36 – was das für die Schulen und den Unterricht wie Ein Buch von Betroffenen ————————————— 59 Migrant_innen für die Schullandschaft insgesamt bedeutet, erklärt die Erziehungswissenschaftlerin Mechtild Gomolla in einem Interview. Schule im Neoliberalismus ———————————— 61 Tagung 100 Jahre Waldorfschulen Seite 50 Anlass für eine kritische Würdigung der pädago- gischen Konzepte sowie für die Feststellung, dass die Kinder auch hier eine exklusive Auswahl dar- Rubriken stellen, was die Segregation vorantreibt. hlz-Notiz —————————————————————————————————— 3 Kongress Seite 34 Der Widerstand gegen rechts formiert sich. Auf Leser_innenbriefe / Nachrichten —————————————————————————————————— 6 einer zweitägigen Konferenz auf Kampnagel am 25. und 26. Oktober kommen viele Akteur_innen zu Wort und stellen ihre Konzepte vor. Und abends —————————————————————————————————— 55 gb@-Seminare wird getanzt! —————————————————————————————————— 57 Impressum —————————————————————————————————— 63 Rätsel —————————————————————————————————— 64 Aus dem Arbeitsprozess... —————————————————————————————————— 65 GEW-Termine © Berliner Botschaft hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019 5
Leser_innenbriefe an: hlz@gew-hamburg.de Leser_innenbriefe/Nachrichten c (wir belassen ggf. alte Schreibung) Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor Statistischer Desweiteren fällt das Wort durchaus im Unterricht ver- "Standespolitik"! wendbar!) Sie legen gesell- Zeigefinger Auch in dem nachfolgenden schaftliche Widersprüche offen hlz 5-6/19, S.25-28 Artikel wird ein Bild der Gym- und desavouieren somit Soests nasien gezeichnet, dem ich nicht uralte Kamelle über die Sinnhaf- Wenn Abiturient_innen eine zustimme!!! tigkeit des „2-Säulen-Modells“. einjährige Auszeit nehmen, um Stellt euch vor: die Lehrerin- Klar ist für ihn: Die Natur hat sich persönlich weiter zu entwi- nen und Lehrer an den Gymna- es nun einmal so eingerichtet, ckeln, redet niemand von einer sien sind nicht nur spezialisierte dass sich die Kinder die richtige Warteschleife. Fachlehrer/innen, wir können Fahrkarte in die wunderbare Wenn 16jährige mit mittel- auch Pädagogik, Binnendiffe- Welt der Klassengesellschaft mäßigem ersten Schulabschluss renzierung.... und noch einiges – wo für die Mehrheit ruinöse nicht sofort und übergangslos mehr (seit der Kreidezeit ist Arbeit für wenig Geld ange- eine Ausbildung antreten, dann einige Zeit vergangen!!). Ich sagt ist – in der Grundschule kommt der erhobene statistische frage mich also ernsthaft, ob die ‘verdienen‘. Die „hässlich[e]“ Zeigefinger. Dass ausgerech- Kolleginnen und Kollegen aus Schieflage dieses zweigliedri- net Kay Beiderwieden diesen den Gymnasien in der GEW gut gen Schulsystems mit seiner schwingt, wundert uns sehr. Ist "aufgehoben" sind. Selektion der 10-Jährigen läuft die unmittelbare Eingliederung Viele Grüße auf pure Rechtfertigung hinaus in den Arbeitsprozess, sprich ULRIKE BAUMEISTER (Johanneum) – hier vorstellig gemacht mit der Verwertbarkeit, für unsere SuS Metapher vom Einstieg in den wichtiger als eine sinnvoll organisierte Ausbildungsvorbe- „Alfabet“ einen oder anderen „Bus“. Kein Wort darüber, dass die Schule es reitung? hlz 7-8/19, S. 6 ist, die Lebenschancen vergibt! Beiderwieden – lassen Sie Die verletzte Ehre Die Selbstverständlichkeit, dass die Statistiken ruhen! Wenn Sie eines gehobenen Standes. hlz · Rothenbaumchaussee 15 · 20148 Hamburg hlz@gew-hamburg.de · Tel. 4 50 46 58 der Ausschluss von Bildung die der Übergang unserer SuS ins Gehorsam ist ein großes Wort. einen Kinder trifft – die „nach 4 Berufsleben wirklich interes- Meistens heißt es noch: Sofort. Schuljahren wissen“, „sie haben siert, dann kommen Sie in die Gern haben’s die Herrn. den einen Bus verdient und nicht Berufs- und Stadtteilschulen. Der Knecht hat’s nicht so gern. den anderen“ –, ist schlicht Machen Sie sich ein Bild von überheblich, hat wohl etwas mit der komplexen Arbeit in der Reicher Mann und armer Mann der Bildung zukünftige Eliten Ausbildungsvorbereitung. Sie Standen da und sahn sich an. zu tun. sind herzlichst eingeladen. Und der Arme sagte bleich: Die staatlich gewollte Selek- M. MÜLLER-RAVENS / R. KOCH Wär ich nicht arm, wärst du tion, die der Artikel „Fenster BS04 nicht reich. öffnen“ von J. Geffers (hlz 5-6/2019, S. 18/19) unter die Das Gymnasium Zwei Knaben stiegen auf die Lupe nahm, begrüßt der Leser- Leiter brief als kindgemäß. Hier soll als Faktum Der obere war etwas gescheiter. das Kindeswohl im Mittelpunkt hlz 5-6/19, S. 13 ff und 7-8/19, Der untere war etwas dumm. stehen? Wenn Eltern ihren Kin- S. 16f Auf einmal fiel die Leiter um. dern stundenlang bei den Schul- Nach der Ablehnung des aufgaben helfen müssen, wenn Antrags an den Gewerkschafts- „Die Widersprüche sind die Grundschulstress zu Angst, tag bin ich überhaupt nicht Hoffnungen“ (Bertolt Brecht) Kopfschmerzen, Renitenz etc. mehr sicher, ob ich in der GEW führt, sind das wohl eher Indi- bleiben sollte. In der in der hlz Die Strophen aus Brechts zien für eine Schule, die dem abgedruckten Stellungsnahme Kindergedicht „Alfabet“ seien Lernen hinderlich ist. Abwegig, heißt es: "Die Gymnasien haben dem Verfasser des Leserbriefs da von „Schicksal“ zu sprechen, objektiv die Funktion, das Bil- „hässlich“ zwecks „aufklä- wie der werte Gymnasialkol- dungsprivileg der herrschenden rerischen Anspruch[s]“ ins lege, der das „Innenleben“ Klasse abzusichern." Gedächtnis gerufen. (Übrigens der Kinder genau zu kennen 6 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019
Änderung würden höhere Einkommen am genug da ist für notwendige öffentliche Leis- stärksten profitieren. Singles würden noch mit tungen. Sonst drohen bald neue Kürzungen. V.i.S.d.P.: VER.DI BUNDESVORSTAND – RESSORT 1 – FRANK BSIRSKE – PAULA-THIEDE-UFER 10 – 10179 BERLIN scheint. Statt der Frage nach- Grundgesetz noch den Normen verrechnet zugehen, woher die „anderen der EU noch dem Allgemeinen Wegen steigender Schüler_in- Ausdrucksformen“ von Kindern Gleichbehandlungsgesetz: Das nenzahlen werden laut einer Stu- aus Arbeiterfamilien oder dem ist die Botschaft eines Rechts- die der Bertelsmann Stiftung bis abgehängten Prekariat stammen, gutachtens im Auftrag der Se- 2025 voraussichtlich mindestens fällt ein Pauschalurteil, das natsverwaltung für Bildung. 26.300 Grundschullehrer_innen wohl eher von einem gemeinen, Kern des Gutachtens ist die zusätzlich benötigt. Das wären „hässliche[n] Rassismus“ zeugt. Feststellung, dass aus einer an rund 10.000 Lehramtsabsol- Diese „Verhältnisse“ sind Berliner Schulen „verbreiteten vent_innen mehr, als bislang schulpolitischen Entscheidungen islamischen Religionskultur“ von der Kultusministerkonfe- geschuldet. Dass Gymnasialleh- Konflikte entstünden, etwa um renz (KMK) geschätzt, erklärte rer_innen sich darüber echauf- Bekleidungsgebote, die das un- die Bertelsmann Stiftung bei der fieren, wenn der Kollege Geffers gehinderte Lernen bedrohten Vorstellung der Studie. Die GEW die Schulpolitik (und nicht die oder einschränkten, den Schul- forderte daraufhin mehr Studien- spezielle Lehrerschaft!) kriti- frieden störten und die nega- plätze und eine Qualifizierung siert, womit er zudem nur einen tive Religionsfreiheit anderer von Quereinsteiger_innen. Gewerkschaftsbeschluss („Eine Schüler_innen verletzten. 25 Schule für Alle“) wiedergibt, ist bis 30 Prozent muslimischer wohl eher dem Standesdünkel Schüler_innen seien in der is- achtenswert geschuldet. Klar dürfte natürlich lamischen Religionskultur „tief Das deutsche Bildungssystem sein, dass ein solches Ein- verhaftet“, so der Gutachter. Für bekommt im internationalen Ver- heitsschulprojekt „bestimmten diese sei zentral nicht nur die gleich gute Noten in den Berei- Voraussetzungen“ folgen muss; Vorstellung einer Unterordnung chen frühkindliche Bildung und da wäre allerdings nicht nur das der Frau unter den Mann sowie höhere Abschlüsse. Nachholbe- Schul-, sondern auch das durch- die Beachtung von Bekleidungs- darf gibt es dagegen im Bereich gesetzte Gesellschaftsprinzip zu vorschriften, sondern auch, dass Grundschulfinanzierung und bei hinterfragen. man als Muslim verpflichtet ist, der Geschlechtergerechtigkeit. F. BERNHARDT, IM RUHESTAND die Einhaltung dieser Vorschrif- Das geht aus einem jährlichen ten bei anderen Muslimen durch- Ländervergleich der Organi- zusetzen. Letztere Vorschrift un- sation für wirtschaftliche Zu- rechtens terscheide den Islam von allen sammenarbeit und Entwicklung Das Berliner Neutralitätsge- anderen Religionen. (OECD) hervor. setz widerspricht weder dem hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019 7
JA13 Es hat sich gelohnt Die bessere Bezahlung für Grund- und Mittelstufenlehrkräfte ist ein Erfolg, der ohne unseren Druck nicht zustande gekommen wäre, aber der Kampf ist noch nicht zu Ende Lange, lange haben wir darauf An allem Schönen sind häu- 2021/2022. Eine Gleichstellung gewartet! Schon länger konnte fig auch ein paar Haken und wäre dann erst zum 1.8.2023 man hinter den Kulissen verneh- Ösen. Das ist hier leider auch erreicht. Dies wäre zwar eine men, dass es nun bald kommen der Fall. Im Moment ist dies nur schnellere Umsetzung als sie in soll! Jetzt soll es tatsächlich so eine Absichtserklärung der Bür- Schleswig-Holstein (bis 2025) weit sein! A13Z für die Grund- gerschaftsfraktionen von SPD, beschlossen wurde, aber in Bre- und Mittelstufenlehrkräfte! Das GRÜNE, CDU und FDP, die hin- men wird der Prozess der besse- ist ein Erfolg! Es ist ein Erfolg ter verschlossenen Türen über ren Besoldung in zwei Schritten insbesondere der GEW, die seit den sogenannten „Schulfrieden“ bis 2021 durchgeführt. 2015 auf den verschiedenen po- verhandelt haben. Weitere fünf Wichtig ist: Bisher handelt es litischen Ebenen Druck gemacht Jahre wollen sie keine Verände- sich nur um eine Absichtserklä- hat. Es ist ein Erfolg insbeson- rungen an der Schulstruktur vor- rung der Fraktionen. Für eine dere der Kolleg_innen, die sich nehmen und dafür soll es einige reale Änderung muss Hamburg an unseren Aktionen beteiligt Veränderungen geben und mit- ein neues Besoldungsgesetz ent- haben und ein Erfolg derjenigen, telfristig sollen die Grund- und werfen und verabschieden. Viele die Widerspruch gegen ihre un- Mittelstufenlehrkräfte auch nach Feinheiten müssen dabei be- gerechte Besoldung nach A12 A13 besoldet bzw. nach E13 dacht werden. Hier beginnt also eingelegt haben und mit unse- bezahlt werden. Dies soll aller- erst die eigentliche Arbeit. Und rem Rechtsschutz das rechtliche dings in drei Stufen geschehen, dann muss das Ganze auch noch Verfahren betreiben. beginnend ab dem Schuljahr für die Tarifbeschäftigten umge- Fotos: hlz Mit dem Schuljahr 2021/22 wird begonnen, die gleiche Besoldung einzuführen und der Prozess soll – so die Absicht (!) – mit Beginn des Schuljahres 2023 abgeschlossen sein. Wir kommen wieder, sobald sich andeuten sollte, dass dies nicht der Fall ist! 8 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019
setzt werden. Ein gutes Gesetz bitten wir um Verständnis, dass zukünftig auch mit A13 wie die braucht also notwendigerweise wir zum aktuellen Zeitpunkt anderen Lehrkräfte gleich und einen angemessenen zeitlichen noch keine Auskünfte über die gerecht besoldet werden.“ (Anja Vorlauf. konkrete Ausgestaltung der An- Bensinger-Stolze, Vorsitzende hebung der Besoldung machen der Gewerkschaft Erziehung und Folgendermaßen wird die können. Dazu liegen derzeit kei- Wissenschaft GEW Hamburg). GEW nun vorgehen: nerlei Informationen vor. Und weiter: „Die CDU hatte Wir versuchen, auf den Ge- Noch einmal zurück zu den die schlechtere Bezahlung nach setzgebungsprozess und damit „Schulfrieden-Gespräche“. Be- A12 und damit auch geringere auf die Bürgerschaftsparteien sonders ärgerlich ist es, dass Wertschätzung für die Grund- größtmöglichen Einfluss zu neh- sich die CDU die Verbesserung und Mittelstufenlehrkräfte als men, damit die gerechte Bezah- der Bezahlung der Grund- und Regierungspartei eingeführt! lung möglichst schnell und nicht Mittelstufenkräfte auf die Fah- Der Kampf um die gleiche Be- in kleinen Trippelschritten um- nen schreiben will. Dazu haben zahlung wird seit Jahren von gesetzt wird. wir für die Presse formuliert: der GEW geführt. Wir begrüßen Wir prüfen, wie die Tarifbe- „Die ‚Schulfrieden-Gespräche‘ natürlich die jetzt getroffene schäftigten gleichberechtigt mit von SPD, Grünen, CDU und Vereinbarung über die gleiche einbezogen werden können. FDP sind abgeschlossen. Dabei Besoldung aller Lehrkräfte nach Rund um den Gesetzgebungs- wird vor allem der CDU der A13 Z. Sie müsste aus unse- prozess werden wir die Betroffe- Verzicht auf die Forderung nach rer Sicht allerdings früher und nen zu einem Termin einladen, Rückkehr zu G9 an Gymnasien schneller umgesetzt werden, um gemeinsam zu erörtern, wie im Wahlkampf abgekauft. Be- sonst werden ältere Lehrkräfte wir mit den Rechtsverfahren sonders die CDU schmückt sich weiter benachteiligt.“ weiter machen. in den Gesprächen geschichts- ANJA BENSINGER-STOLZE Für Fragen kann man sich vergessen mit fremden Federn, Vorsitzende immer gern an die GEW Ge- wenn sie fordert, Grund- und schäftsstelle wenden. Allerdings Mittelstufenlehrkräfte sollten SCHULFRIEDEN 1 Kuhhandel Um die CDU davon abzubringen, mit der Forderung nach Wiedereinführung des G9 am Gymnasium Wahlkampf zu machen, musste die rot-grüne Regierung Zugeständnisse machen War das nun schlau, was die er ein Schild mit der Aufschrift diese Forderung verzichtet ha- Rathausparteien außer Der Lin- 76 Prozent den Abgeordneten ben. ken da ausbaldowert haben? entgegen). Getragen war das Zu erklären ist dies zum einen Waren das eigentliche echte Zu- Ganze nicht zuletzt von dem durch das Geschick des Spitzen- geständnisse, die die rot-grünen Wahlerfolg der CDU in Schles- kandidaten für die im Februar Koalitionäre vor allem der CDU wig-Holstein, die ihren Sieg – so anstehende Bürgerschaftswahl, gemacht haben? Eigentlich die Meinung vieler politischer Marcus Weinberg, ein ehema- möchte doch der überwiegende Kommentator_innen – dieser liger Lehrerkollege von einer Teil der CDU-Wähler_innen- Forderung verdankte. Und die Förderschule in einem sozialen schaft die Rückkehr zu G9 am Hamburger CDU steht unter Brennpunkt und damit ausge- Gymnasium. Das hatte doch der Druck. Mit 15,9 Prozent der machter Kenner der ganzen Fraktionsvorsitzende André Tre- Wähler_innenstimmen bei der Gemengelage. Darüber hinaus poll noch mit viel Verve in der letzten Bürgerschaftswahl steht genießt er als Person hohes An- Bürgerschaft wenige Wochen vor sie mit dem Rücken zur Wand. sehen, nicht zuletzt, weil er in der den hinter verschlossenen Türen Hinzu kommt, dass ihr die AfD jetzigen Legislaturperiode als stattfindenden Verhandlungen im Nacken sitzt. Insofern wun- Bundestagsabgeordneter wohl hierzu öffentlichkeitswirksam dert es schon, dass – abgesichert nach Meinung vieler seiner Par- demonstriert (man erinnere sich: durch eine Art Mitgliederbe- teikolleg_innen einen guten Job In einer Bürgerschaftsrede hielt schluss – die Konservativen auf gemacht hat. Letztlich angetrie- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019 9
ben wurde die Debatte allerdings hat. Hat man also da – und dies sen, okay, gar Doppelbesetzung von dem ehemaligen Staatsrat gilt für alle an diesem Deal betei- hier und da, wenn die Raumsitu- Reinhard Behrens unter der von ligten Parteien – die Rechnung ation dazu zwingt, Unterrichts- Beust/Schill/Lange-Regierung, ohne den Wirt gemacht? ausfall soll vermieden werden, aus der Angst heraus, das Gym- Vor allem, wenn man sich die indem man Klassen- und Pro- nasium könnte dann durch einen Verhandlungsergebnisse konkret jektreisen mehr bündelt, Ver- weiteren Zulauf seinen Charak- ansieht, passt da eins nicht aufs waltungs- statt pädagogisches ter als Elite-Bildungseinrichtung andere. Zum Beispiel soll die Personal für administrative Auf- weiter einbüßen. Spiegelbildlich Zahl der Fächer, die verpflich- gaben, der FDP-Dauerbrenner wäre dann die Stadtteilschule tend ins Abitur eingebracht wer- „Sitzenbleiben“ ist wieder mög- noch mehr dem ausgesetzt, was den müssen, erhöht (!) werden lich, wenn Fordern und Fördern man wenig menschenfreundlich (40 statt bisher 32 bis 36). „Habt nichts gebracht hat und schließ- als „Restschule“ ansehen müsse. ihr sie nicht mehr alle“, fragt lich sollen kompetenzorientier- Dass damit der Trepoll-Flügel man sich, wenn man andererseits te Bildungspläne zunächst in düpiert wurde, nahm man hin, von Bulimie-Lernen hört. Mathematik, Deutsch und Eng- da andernfalls das vermeintlich In Bezug auf die Frage, wie lisch um Kerncurricula ergänzt stabile Gebäude der zwei Säu- zukünftig mit der inneren Dif- werden, um ein besseres Grund- len ernsthaft gefährdet gewesen ferenzierung umzugehen ist, hat wissen zu erreichen. Summa wäre, so die nicht unberechtigte dann wohl doch pädagogische summarum alles Veränderungen, Befürchtung. Vernunft vor populistischer die keinem etwas Besonderes Insofern ist die Zustimmung Anbiederung gesiegt. Jede/r, abverlangen. Was auffällt: eine zum so genannten Schulfrieden die oder der sich intensiver mit klare Aussage zur einheitlichen eine höchst strategische Ange- dieser Frage beschäftigt, weiß, Lehrer_innenausbildung fehlt! legenheit, um das gegliederte dass eine Aufkündigung dieser War dies eine zu heiße Kartoffel? Schulsystem insgesamt erhalten Option das Aus eines jeden re- Ach ja, fast hätte ich es verges- zu können. Es lässt allerdings formpädagogischen Ansatzes sen: In diesem Paket steckt auch Zweifel aufkommen, ob dies bedeutet hätte und darüber hin- die Absichtserklärung, Grund- erfolgreich sein wird. Zum ei- aus die Umsetzung der Inklusion und Mittelstufenlehrer_innen ab nen, weil die bildungsbewuss- in ihrem Kern getroffen worden 2023 die gleiche Besoldungs- ten Eltern auf Dauer nicht mehr wäre. So dürfen die Schulen wei- bzw. Gehaltsstufe zuzubilligen, mitspielen könnten, weil sie es terhin qua Schulkonferenzbe- wie sie alle übrigen Lehrkräfte satt haben oder einfach müde schluss selbst entscheiden, wie in der Eingangsstufe erhalten sind, den täglichen Druck, der sie damit umgehen. (s. unser Titelthema). Das hat auf vielen ihrer Kinder lastet, Alle anderen Vereinbarungen, natürlich im Gegensatz zu den auszuhalten und zum anderen, wenn man sie ins Verhältnis setzt eben als Marginalien charakte- weil sie sehen, dass es in vielen zu den grundsätzlich zu bewäl- risierten Ergebnissen tatsächlich Bundesländern – selbst sozial- tigenden Problemen, sind eher grundlegendere Bedeutung. Und demokratisch regierten – längst marginal zu nennen. Ein_e Schü- das ist unser Erfolg! Hätten wir eine Rückkehr zu G9 gegeben ler_in weniger in den 5./6. Klas- nicht diese nachhaltige Kampag- ne geführt, wäre dies kein Thema gewesen. Dass man sich dabei bei den beteiligten Entschei- dungsträgern von der GEW ins- besondere bis zu den im Febru- ar nächsten Jahres anstehenden Bürgerschaftswahlen Wohlwol- len erhofft, ist verständlich. Wir sollten uns aber nicht einlullen lassen, denn zunächst handelt es sich um eine Absichtserklärung. Dies bedeutet, dass wir weiter- hin Druck machen müssen, da- mit wir am Ende keine Überra- schung erleben, die vielleicht mit den geschichtsträchtigen Worten eingeleitet werden könnte: „Nie- mand hat die Absicht…! Wir lärmen weiter, wenn aus Absicht keine Taten werden! JOACHIM GEFFERS 10 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019
SCHULENTWICKLUNGSPLAN (SEPL) Warum dieser Zeitdruck? Stellungnahme der GEW Hamburg zum Referentenentwurf „Schulentwicklungsplan für die staatlichen Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien in Hamburg“ an die BSB Die GEW begrüßt zwar, dass bekräftigt und als Moment zur Campus-Stadtteilschule eine be- sich die BSB langfristig mit der Konzentration auf die Verbesse- queme Lösung, um die steigende Entwicklung der Hamburger rung des Unterrichts herausge- Zahl der Schulformwechsel nach Schulen befasst, hat aber zum hoben. Der „Schulfrieden“ bzw. Klasse 6 möglichst geräuschlos vorliegenden Entwurf eine Rei- die Neuausrichtung der Hambur- zu bewältigen. he von Kritikpunkten und kriti- ger Schulpolitik auf ein Zwei- Sie ist auch eine billige Lö- schen Fragen. säulenmodell wird als Grund da- sung, weil für zwei Schulfor- für genannt, dass Hamburg sich men unter einem Dach nur eine • Beteiligungsverfahren kontinuierlich in den nationalen Schulleitung zuständig ist. Die Aufforderung der BSB an und internationalen Schulleis- Verbunden mit der gewoll- die Schulgemeinschaften und die tungsuntersuchungen verbessert ten Konzeptlosigkeit drohen die Kammern und Bezirke Stellung- habe. Dafür gibt es aus unserer Campusschulen zu einem Ar- nahmen abzugeben und somit Sicht keinen Beleg. chitektur gewordenen Verzicht ein Beteiligungsverfahren ein- Der Schulentwicklungs- auf aktive Bildungspolitik zu zuleiten, ist erfreulich. Dass dies plan sieht die Einführung von werden. Beteiligungsverfahren unter ho- Campus-Stadtteilschulen vor. Anstatt eine neue Schulform hen Zeitdruck gestellt wird – der Ein konkretes Konzept für die- von oben zu verordnen, sollten SEPL soll noch vor den Herbst- se Schulform wird leider nicht Platz und Möglichkeiten für ge- ferien in der Deputation und im vorgegeben, sondern soll den wachsene, vor Ort entwickelte Schulausschuss beraten werden Entwicklungen vor Ort über- Modelle von Schulen geschaf- – ist der Sachlage unangemessen lassen werden. Beim ersten fen werden. Z.B. Stadtteilschu- und macht eine wirkliche konst- oberflächlichen Blick auf die len als Langform! Wir fordern ruktive und dialogisch orientier- einzelne Schule hat diese Schul- Schulentwicklung im Dialog mit te Beteiligung unmöglich. form möglicherweise etwas für Lehrkräften, Eltern und Schü- Völlig unverständlich ist es, sich. Dafür müsste aber eine ler_innen ein. Nicht nur organi- dass die Regionalen Bildungs- gemeinsame Orientierungsstufe satorische (wie im vorliegenden konferenzen dabei übergangen in den Klassen 5 und 6 sowie Entwurf), sondern vor allem werden. Obwohl die Struktur des mehr Durchlässigkeit in allen pädagogische Überlegungen SEPL dem vorigen SEPL 2010 Jahrgängen (Möglichkeiten von müssen die Triebfeder einer gu- – 2017 entspricht und auch nach gemeinsamem Fachunterricht ten Schulentwicklungsplanung den Regionalen Bildungskonfe- etc.) gegeben sein, was von der werden. renzen geschnitten ist, bleiben BSB offensichtlich nicht gewollt Es verwundert, dass sowohl sie unbeteiligt. Dies ist als pro- ist. Gänzlich kritisch sehen wir die bestehenden ReBBZ‘en blematisch zu beurteilen, weil die Campusschulen, wenn wir und speziellen Sonderschulen sie den Überblick und auch die sie nicht im luftleeren Raum, überhaupt nicht erwähnt und Auswirkungen eines Ausbaus sondern als Teil der konkreten perspektivisch in den SEPL bzw. von Neugründungen aus Schullandschaft und der Stadt- eingebunden werden. Es gibt ihrem Stadtteil heraus beurteilen entwicklung insgesamt betrach- keine Informationen im SEPL können. Schulentwicklung darf ten: zu den sonderpädagogischen nicht übers Knie gebrochen wer- Die bisherigen Stadtteilschu- Einrichtungen in Hamburg. Dies den und muss mit den Expert_in- len werden weiteren Konkur- erstaunt umso mehr, als im Rah- nen vor Ort entwickelt werden! renz- und Wettbewerbssituati- men von “Schwerpunktschu- onen ausgesetzt und in vielen len stärken“ und Verbreiterung • Schulstruktur Fällen sicherlich Schüler_innen, sonderpädagogischer Expertise Unter der Überschrift „Ver- gerade mit Abiturempfehlung, Sonderschulen verstärkt mit lässliche Strukturen für guten verlieren. Grundschulen und Stadtteilschu- Unterricht“ wird der „Schul- Auf jeden Fall ist die von len zusammenarbeiten sollen frieden“ von 2010 noch einmal der BSB von oben verordnete und seit dem 1.8.2018 auch kon- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019 11
kret Personal an die allgemeinen gig, STS und Gym in Kl. 5: bis sonal, obwohl im Rahmen des Schulen abstellen. achtzügig. Diese Möglichkeiten ganztägigen Unterrichts dies Der SEPL sieht an allen gibt es jetzt schon. Es ist aber da- eine Grundvoraussetzung für die Grundschulen Vorschulklassen von auszugehen, dass sie – nun Arbeit der Kolleg_innen bildet. vor. Die Vorschulen sollen sinn- im Zuge der steigenden Schüler_ In diesem Zusammenhang wird vollerweise gestärkt werden und innenzahlen – immer häufiger es immer dringender, dass die die BSB hat vor, neue Bildungs- ausgeschöpft werden. Inwiefern BSB die Verantwortung für den pläne für die Vorschulklassen Grundschulen mit mehr als fünf Arbeits- und Gesundheitsschutz zu entwickeln. Die GEW for- oder Stadtteilschulen mit mehr nicht nur auf die Schulleitungen dert schon seit langem, dass die als sechs Zügen sinnvoll sind, ist als direkte Vorgesetzte abwälzt, Vorschulklassenleitungen besser fraglich. In dem Entwurf werden sondern auch selbst tätig wird. bezahlt werden müssen und end- größere Zügigkeiten – also mehr Die Durchführung von Gefähr- lich mit der Zwangsteilzeit für Parallelklassen – positiv bewer- dungsbeurteilungen – sowohl für diese Kolleg_innen Schluss sein tet, weil es dadurch eine größere physische als auch für psychi- muss. „Angebotsvielfalt“ für SuS gäbe. sche Belastungen – an Schulen Der gesamte SEPL befasst Dies ist aus unserer Sicht ein tritt auf der Stelle. Seit Jahren sich an keiner Stelle mit inklu- vorgeschobenes Argument, um wird ein Fragebogen benutzt, siver Schule. Sie kommt einfach möglichst viele Schüler_innen in der rein auf Verhaltenspräventi- nicht vor. Dabei ist dies eine der möglichst wenigen Schulen un- on setzt, statt die Verhältnisse in größten pädagogischen Heraus- terzubringen. Eine Nachverdich- den Blick zu nehmen. Die Maß- forderungen der letzten 10 Jahre tung und Vergrößerung kann nur nahmen, die nach einer Gefähr- im Bildungsbereich und noch mit den Schulen gemeinsam ent- dungsbeurteilung zur Verbesse- längst nicht zufriedenstellend wickelt werden. Es wäre fatal, rung der Situation durchgeführt umgesetzt. wenn die entwickelten Schul- werden sollen, beschränken sich konzepte aufgrund von immer ebenfalls eher auf Verhaltensprä- • Zügigkeit und Größe größeren Schulkomplexen nicht vention, statt tatsächlich an den Für die Schulen werden Min- mehr umgesetzt werden können. Verhältnissen etwas zu verän- dest- und Maximalgrößen emp- Die Atmosphäre ist von Anony- dern. Die BSB hat es bisher ver- fohlen. GS: zwei- bis siebenzü- mität gekennzeichnet. Nachver- säumt, eine Evaluation in diesem dichtete, immer größer Bereich durchzuführen und zu werdende Schulkomplexe prüfen, welche Belastungen sich haben auch Auswirkungen nicht nur auf die einzelne Schule auf die inklusive Schule. mit ihrem Kollegium beziehen, Viele Kinder und Jugend- sondern welche Belastungen für liche mit sonderpädagogi- viele Kolleg_innen signifikant schem Förderbedarf haben sind. Die BSB muss hier han- es leichter in kleineren, deln! klaren und überschauba- ren Systemen. Das Mus- • Schulbau terflächenprogramm muss Im Schulbau muss grundsätz- – auch vor diesem Hin- lich umgedacht werden. Die tergrund – überarbeitet Schulgemeinschaften (Pädagog_ werden. innen, Eltern, Schüler_innen) müssen als gleichberechtigte • Arbeitsbedingungen Partner_innen in die baulichen Die Arbeitsbedingun- Planungsprozesse einbezogen gen in solchen Riesen- werden. Moderne Pädagogik, gebilden verbessern sich ökologische Erfordernisse, Ar- nicht. Die Wege verlän- beitsplätze für Pädagog_innen gern sich; erst recht, wenn und die Gesundheit von Päda- die Schule auf mehrere gog_innen und Schüler_innen Standorte verteilt ist. Die müssen zur Leitschnur von direkte Kommunikation Schulbau werden. Dafür muss innerhalb des Kollegiums das Musterflächenprogramm wird erschwert. Schon überarbeitet sowie ein geeigne- jetzt gibt es nicht ausrei- ter Maßnahmenkatalog erstellt chend Arbeitsplätze für werden. das pädagogische Per- 12 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019
SEPL Alles unter einem Dach? Ein Pro und Kontra zur Campusschule D ie Hamburgische Bürger- schaft hat 2007 die Ein- führung des 2-Säulen-Modells Aus zwei Lehrerzimmern ent- stand ein gemeinsames und aus zwei Schulleitungen entstand schule mit besonderer Ausrich- tung auf den Weg bringen. Man entschied sich für den zweiten für weiterführende Schulen be- ebenfalls eine gemeinsame. Weg, übrigens mit tatkräftiger schlossen. Es gab Gymnasiallehrkräf- Unterstützung der Schulbehör- 2010 ist der Volksentscheid te, die sich weigerten, in eine de und der damaligen Senatorin zur Einführung der Primarschu- Hauptschulklasse zu gehen. Christa Goetsch. le, der vorsah, dass die Auftei- Intensive Diskussionen in den Die Schule wurde Stadtteil- lung der Schüler und Schülerin- Lehrerkonferenzen führten zu schule und benannte sich um in nen nicht nach Klasse 4, sondern einem inklusiven pädagogischen Gyula-Trebitsch-Schule mit ei- erst nach Klasse 6 stattfinden nem gymnasialen Angebot, der sollte, gescheitert. entsprechenden Stundentafel Zu der Zeit war ich Lehrerin und dem Abitur nach acht Jahren in Tonndorf und dort hatte seit Pro und einem Stadtteilschulangebot 2006 in mühsamer Arbeit die Zu- mit der entsprechenden Stunden- sammenlegung der Haupt- und Campusschule tafel und dem Abitur nach neun Realschule Sonnenweg und des Jahren. Genau das gleiche Stadt- Gymnasiums Tonndorf stattge- als Chance teilschulkonzept gibt es in der funden. Ausgangspunkt war die Heinrich-Hertz-Schule, die eine Ankündigung der Schulbehörde, völlig andere Genese hat. Sie beide Schulen wegen Schüler- entstand aus einer kooperativen mangels zu schließen. Verständnis, aber einige Leh- Gesamtschule. So entstand die „Kooperative rer und Lehrerinnen verließen In beiden Schulen werden Schule Tonndorf“, die sich aus- die Schule, um weiterhin aus- die Schülerinnen und Schüler drücklich nicht als Gesamtschu- schließlich an einem Gymnasi- der Klassen 5 und 6 nach dem le verstand. Als Erstes wurde der um zu unterrichten. Stadtteilschul-Rahmenplan un- 2,50 m hohe Zaun, der die Schu- Der Volksentscheid 2010 war terrichtet. Erst nach Klasse 6 len trennte, weggerissen. Täglich ein Schock und hatte zwei Op- wird, wie durch das Schulgesetz kamen die „Gymmis“ und die tionen für die Schule: entweder vorgegeben, über die Zeugnis- „Hauptis“ sich ein Stückchen den Zaun wieder aufbauen und konferenz in den Stadtteilschul- näher bis die Berührungsängste eine Stadtteilschule Sonnenweg und Gymnasialzweig aufgeteilt. abgebaut waren. Bei den Lehr- sowie ein Gymnasium Tonndorf Darüber hinaus werden die Ju- kräften dauerte es etwas länger. einrichten oder eine Stadtteil- gendlichen aus Klasse 10 des hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019 13
Foto: SPD Sicherstellung einer getrennten Hälfte der Schüler und Schüle- Schulleitung für beide Schulfor- rinnen die Stadtteilschulen und men, die Zuordnung der einzel- die andere Hälfte die Gymnasien nen Lehrkräfte zu der jeweiligen besuchen. Schulform und getrennte Beob- Ich teile eher die Kritik aus achtungsstufen für die Klassen dem Bildungsbericht 2016: „Auf 5 und 6 oder eine gemeinsame zwei Säulen ins Jahr 2020“. Eingangsstufe, eventuell nach Darin heißt es: „Fest steht: dem Modell der früheren Orien- Das Wachstum der zweiten Säu- tierungsstufe. le geht mehrheitlich aufs Konto Was die grundsätzliche Kritik von Jugendlichen aus Nichtaka- an den Campus-Stadtteilschulen demiker-Haushalten, während Den größten Einschnitt in die betrifft, so unterscheidet DIE besser gestellte Kinder zumeist Persönlichkeitsentwicklung stellt LINKE sich nicht allzu sehr von aufs Gymnasium wechseln.“ für Schülerinnen und Schüler ein der CDU. Die schulpolitische Und weiter: so befänden sich Ju- Schulformwechsel dar. Der entfällt nun mal bei der Campusschule. Sprecherin behauptet, dass die gendliche mit „hohem sozioöko- (Dora Heyenn) Schulbehörde klammheimlich mischen Status überwiegend im durch die Hintertür eine neue Gymnasialbildungsgang.“ Wo- Gymnasialzweigs und Klasse 11 Schulform ins Gespräch bringen bei „überwiegend“ durchschnitt- des Stadtteilschulzweigs in eine würde, die in allererster Linie lich 69 Prozent bedeutet. gemeinsame Oberstufe zusam- eine Konkurrenz für die beste- Meine Meinung: das Zwei- mengeführt. henden Stadtteilschulen sei. Säulen-Modell verstärkt die Durch die Organisation bei- DIE LINKE stand 2010 an der soziale Spaltung in der Stadt, der Bildungsgänge unter einem Seite derjenigen, die die Primar- wenn, ja wenn man nichts dage- Dach wurde und wird das Zwei- schule einführen wollten. Ziel gen tut. säulen-Modell in Hamburg nicht war es, längeres gemeinsames Anfragen von Bürgerschafts- angetastet. Im Text des Schul- Lernen, zumindest bis Klasse abgeordneten haben gezeigt, strukturfriedens ist eben nicht 6 zu erreichen. Wie kann man dass die Anzahl der Schüler festgeschrieben, dass Stadtteil- denn dagegen sein, wenn in den und Schülerinnen, die in der 5. schulen nur G 9 anbieten dürfen. beiden zitierten Schulen alle Klasse einer Stadtteilschule mit Schulsenator Ties Rabe hat dafür Kinder, die angemeldet werden, einer Gymnasialempfehlung den Begriff „Campus-Stadtteil- in 5 und 6 nicht sortiert werden, ankommt, im Durchschnitt bei schulen“ geprägt und im Entwurf sondern gemeinsam unterrichtet 2 Prozent liegt, einige darunter, für den Schulentwicklungsplan werden? Wie kann man denn ge- einige bei 5 Prozent und die bei- 10 neue Schulen vorgeschlagen. gen die Campus-Stadtteilschulen den Campus-Schulen liegen bei Damit kann flexibel auf den sein, wenn ab Klasse 10 Gym- 15 Prozent. Aus Untersuchungen Bedarf reagiert werden und je nasium und Vorsemester der geht hervor, dass die Grund- nach Anmeldungen mehr Stadt- Stadtteilschule eine gemeinsame schulempfehlung auch stark an teilschul- oder mehr Gymnasial- Oberstufe bilden? den Sozialstatus der Eltern ge- zweige angeboten werden. Die Gyula-Trebitsch-Schule koppelt ist. Insofern mildern die In Hamburg gibt es 58 Stadt- zieht nicht Schüler und Schü- Heinrich-Hertz- und die Gyula- teilschulen und 61 Gymnasien. lerinnen von anderen Schulen Trebitsch-Schule die soziale Bis 2030 müssen 39 neue Schu- ab, sie arbeitet gerade auch in Spaltung in ihrem Stadtteil er- len gebaut werden. Davon sol- der Oberstufe mit vielen Nach- heblich ab. Auch ein Grund, wei- len 10 Campus-Stadtteilschulen barschulen zusammen. Um ein tere Campus-Stadtteilschulen sein. möglichst vielfältiges Kursange- einzurichten. Die Kritik an der Campus- bot realisieren zu können, koope- Die GGG kritisiert: „Bei den Stadtteilschule kommt von zwei riert sie eng mit dem Gymnasi- sogenannten Campusschulen Seiten: von rechts und von links. um Rahlstedt, dem Gymnasium handelt es sich bisher noch nicht Das ist schon bemerkenswert. Meiendorf, dem Gymnasium um inklusive Bildungszentren, So hat die CDU einen Antrag Oldenfelde und der Otto-Hahn- sondern um Abbildungen des (21/18056) in die Bürgerschaft Stadtteilschule. gegliederten Schulwesens unter mit dem Titel „Campusschule Von der LINKEN wird auch einem Dach.“ darf keine Einheitsschule durch ins Feld geführt, die Stadtteil- Das ist richtig. Richtig ist aber die Hintertür werden“ einge- schule sei die Schule für alle. auch, dass wir ein gegliedertes bracht. Darin fordert sie u.a. Betrachtet man alle Jahr- Schulwesen haben und das ist die Ausgestaltung der äußeren gangsstufen, so kann man doch sowohl von der Politik als auch wie inneren Organisation, die nur feststellen, dass die eine von den Hamburgerinnen und 14 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019
Hamburgern – leider – so ge- Anmeldungen) und die Gyula- ohne besonderen Antrag zu er- wollt. Auch wenn der Volksent- Trebitsch-Schule (236 Anmel- möglichen. scheid 2010 zur Primarschule dungen) sind. Es liegt auf der Hand, dass in anders ausgegangen wäre, hätten Den größten Einschnitt in Campus-Stadtteilschulen nicht wir zwei verschiedene weiter- die Persönlichkeitsentwicklung die Schule, sondern lediglich führende Schulen, auf die die stellt für Schülerinnen und Schü- die Klasse gewechselt werden Kinder und Jugendlichen sepa- ler ein Schulformwechsel dar. muss. Lehrkräfte und Mitschü- riert werden. Auf Knopfdruck Und der entfällt nun mal bei der ler_innen sind bereits bekannt. gibt es bestimmt keine „inklusi- Campusschule. Und wie mir die Schulleitungen ven Bildungszentren“, auch kei- Laut Schulgesetz entscheidet von Heinrich-Hertz und Gyula- ne Schule für alle. die Zeugniskonferenz am Ende Trebitsch berichteten, führt die Der am meisten umstrittene von Klasse 6, wer am Gymnasi- gemeinsame Beschulung in 5/6 Punkt im Volksentscheid 2010 um bleiben und wer die Schule dazu, dass die Prognose für G8- war der Elternwille. Als Ergebnis verlassen und in eine Stadtteil- oder G9-Abi viel sicherer ist können Eltern ihre Kinder unab- schule gehen muss. Das stellt und es gibt an diesen Schulen ab hängig von der Grundschulemp- für viele Jugendliche eine De- Klasse 7 so gut wie keine „Ab- fehlung an eine Stadtteilschule mütigung dar. Eigentlich soll schulungen“ mehr. oder ein Gymnasium anmelden. das nach Klasse 7 nicht mehr Alles in allem – ich bin pro Sieht man sich die Anmeldezah- geschehen, in der Realität findet Campus-Stadtteilschulen! len zum Schuljahr 2019/2020 an, es aber in jeder Jahrgangsstufe DORA HEYENN so kann man feststellen, dass die darüber noch statt und für die SPD-Abgeordnete der am höchsten angewählten Stadt- Klasse 10 ist das Schulgesetz Hamburgischen Bürgerschaft teilschulen für die 5. Klassen (trotz Schulfrieden) extra geän- die Heinrich-Hertz-Schule (265 dert worden, um einen Wechsel BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/18056 21. Wahlperiode 14.08.19 Antrag der Abgeordneten Birgit Stöver, Richard Seelmaecker, Dietrich Wersich, Stephan Gamm, Joachim Lenders (CDU) Betr.: Campusschule darf keine Einheitsschule durch die Hintertür werden Nachdem der jetzige Schulentwicklungsplan (SEPL) bereits 2017 ausgelaufen ist, liegt nun endlich ein Referentenentwurf für einen neuen „SEPL“ vor. In diesem Zusam- menhang tauchte in der entsprechenden Pressekonferenz am 7. Mai 2019 erstmals offiziell der Begriff der „Campusschule“ auf. Seitdem wird darüber philosophiert, ob es zukünftig eine weitere Schulform in Hamburg geben wird. Laut Senat sollen etwa zehn Campusschulen neu gegründet werden. Da stellt sich schon die Frage einer Definition und nach einem einheitlichen Konzept: Soll als Campusschule zukünftig eine weiterführende Schule bezeichnet werden, die Züge eines Gymnasiums und einer Stadtteilschule unter einem Dach unter einer Leitung beziehungsweise an einem Standort mit zwei getrennten Leitungen vereint? Die CDU fordert bzw. fragt u.a. – so im Weiteren der Antrag: ob „(...) die Sicherstellung einer getrennten Ermöglicht die Campusschule Chancen für zum Beispiel ein breites pädagogisches Schulleitung für beide Schulformen sowie die Zuordnung der einzelnen Lehrkräfte zu der jeweiligen Schulform Angebot oder eine Verbesserung für Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern an mit der gesamten Durchlässigkeit? Stundenzahl oder Wird ein gemeinsames Kollegium“ ein mit der Campuslösung gewährleistet ist und obmit Konzept realisiert, es dem eine „getrennte bedarfs- Beobachtungsstufegerecht für die Klassen 5 undauf und flexibel 6 oder eine gemeinsame die Nachfrage Eingangsstufe, reagiert aller Bildungsgänge eventuellund nacheindem Modell der Schulan- früheren Orientierungsstufe“ , geben soll? gebot geschaffen wird, das die Bildungsgänge beider Schulformen, Stadtteilschule und Gymnasium, gewährleistet? hlz – Zeitschrift der GEW VieleHamburg Fragen9-10/2019 die offenbleiben und auf die der rot-grüne Senat anscheinend keine 15 Antwort hat. In der Antwort auf die Drs. 21/17343 verweist er lediglich darauf, dass „die konkrete Ausgestaltung des Angebotes und die Organisation der Campusschulen im Rahmen des jeweiligen schulischen Gründungsprozesses entsprechend des regio-
urger Vereinigung der Schulleiter/innen GEW Hamburg SchülerInnenkammer Hamburg Eltern n der Hamburger Stadtteilschulen www.gew-hamburg.de www.skh.de www. in der GGG D erzeit wird in Hamburg eine heftige Debatte über die im Referentenentwurf des gen nach hinten verschiebt und die Potentiale der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt Im SEPL heißt es zur Be- gründung der Einführung dieser neuen Schulform u.a.: „Dank Schulentwicklungsplans (SEPL) rückt? Eine Schule, die nicht der Organisation der beiden vorgestellte „Campus-Stadtteil- beschämt, sondern ermutigt? Bildungsgänge in einer Schule schule“ geführt. Die GGG geht Wäre das aber nicht genau eine können sie besser auf Schwan- davon aus, dass mit den bislang „Schule für alle“, die einmal als kungen bei der Schulformwahl erkennbaren Strukturen für die- Zielperspektive in den Genen reagieren.“ (SEPL, Referenten- ses Modell das bisherige Zwei- sozialdemokratischer Schulpo- Entwurf S. 6). Säulenmodell um eine weitere litik verankert schien? Und ist Wurde bisher das Problem Säule ergänzt wird. das nicht genau die Zielperspek- der frühen Zuweisungen und der tive, die den Stadtteilschulen als Abschulungen der Schülerinnen Campus-Stadtteilschule – Maßstab ihrer Arbeit dient? und Schüler im Zweisäulen- was soll das sein? Zweifel kommen bei nüchter- modell zumindest (auch) noch Werfen wir zunächst einen ner Betrachtung schnell auf. In als pädagogisches Problem der Blick darauf, was nach den bis- seiner Newsletter-Rubrik „Fragt Gymnasien und konzeptionelles herigen Verlautbarungen der den Rabe!“ (Newsletter der BSB Manko des Zweisäulenmodells Schulbehörde mit dieser „Cam- vom 23.8.19) erklärt der Sena- diskutiert, so wird daraus nun pus-Stadtteilschule“ überhaupt tor, dass die Besonderheit der ein technisch-organisatorisches gemeint ist. bisherigen kooperativen Stadt- Problem des Ausgleichs der In der Antwort des Se- „Schwankungen bei der Schul- nats auf eine kleine Anfra- formwahl“. ge der LINKEN heißt es: „Die konkrete Ausgestaltung Die Zweisäulen-Schule im des Angebotes und auch der Kontra Zweisäulen-Modell? Organisation der Campus- Wir wissen, dass im Zweisäu- Stadtteilschule ist im Rahmen Back to the lensystem jährlich knapp 1000 der weiteren pädagogischen Konzeptentwicklung unter Lei- future Schülerinnen und Schüler das Gymnasium Richtung Stadtteil- tung der Gründungsschulleitung schule verlassen müssen, mit zu klären. Hierbei kann sich weitreichenden, häufig negati- die Campus-Stadtteilschule an ven Folgen für die Lernbiografie der Organisation der Heinrich- teilschulen (also Heinrich-Hertz jede_r Einzelnen. Dieses große Hertz-Schule und der Gyula und Gyula Trebitsch) darin und seit Jahren existierende Pro- Trebitsch Schule orientieren, sie läge, dass sie einen gymnasialen blem wird im SEPL nicht ange- kann sich aber auch eine ande- Zweig hätten, der in acht Jahren fasst. Im Gegenteil, die Schul- re Organisationsform wählen, direkt zum Abitur führe, „beinah formwechslerquote wird sogar wenn sie mit den einschlägigen so ähnlich wie am Gymnasium“, entsprechend den wachsenden schulrechtlichen Vorgaben über- so der Schulsenator wörtlich. Schülerzahlen im SEPL auch einstimmt.“ (Drs. 21/17332) Also ein bisschen mehr Gym- noch hochgerechnet! Es ist ein Diese Antwort lässt alle Fra- nasium? Offenbar ist ihm der Skandal, dass sich die bildungs- gen offen und bietet viele Mög- Widerspruch durchaus bewusst, politisch Verantwortlichen of- lichkeiten der Interpretation. denn er betont in dem kurzen fenbar damit abfinden. Ist vielleicht intendiert, dass Video immerhin sechsmal, dass In der Vergangenheit war die unter einer Gründungsschullei- es sich trotzdem um eine „klas- hohe Fluktuation ein starker An- tung und im Prozess der Kon- sische Stadtteilschule“ handele. lass zu Diskussionen über die zeptentwicklung mit allen Be- Eine solche Schule mit ei- Begrenztheit des Zweisäulenmo- teiligten eine Schule entsteht, nem separaten Gymnasialzug dells. Mit einer additiven Cam- die offen ist für die individuellen ist aber mitnichten eine „klassi- pus-Stadtteilschule ließe sich ge- Entwicklungen der Schülerinnen sche Stadtteilschule“. Es wäre nau dieser Spannungsbogen nun und Schüler? Eine Schule, die ein „Zweisäulenmodell“ unter „smarter“ auflösen: Alles unter frühe Schulformentscheidun- einem Dach. einem Dach, aber dennoch ge- 16 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 9-10/2019
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