EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW

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EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW
EILDIENST
                                             7-8 /2017

Aus dem Inhalt:
   NRW-Landrätekonferenz in Berlin
   Schwerpunkt: Zwischenbilanz schulische Inklusion
   „Kreismusikschule“ – Ein sinnvolles Trägermodell für Musikschulen
     im ländlichen Raum
EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW
EILDIENST Heft 7-8/2017                                                                                     Auf ein Wort

                                           Die „Diesel-Affäre“ –
                                           eine Herausforderung auch für
                                           den kreisangehörigen Raum
                                            Seit einigen Wochen wird die Verkehrspolitik in Deutschland von der „Diesel-Affäre“
                                            geprägt. Hintergrund sind vor allem die in Großstädten nicht eingehaltenen Grenz­
                                            werte, allen voran für die Emission von Stickoxyden. Dies hat zu verwaltungsgericht­
                                            lichen Urteilen geführt, die, wenn sie rechtskräftig werden, umfassende Fahrverbote für
                                            Dieselfahrzeuge zur Folge hätten. Verstärkt wird die politische Dimension dieses Pro-
                                            blems vor allem dadurch, dass bei mehreren Autoherstellern erhebliche Abweichungen
                                            bei den tatsächlichen Emissionswerten im Vergleich zu den Emissionswerten aus den
                                            Prüfverfahren nachgewiesen worden sind.
                                            In der öffentlichen Diskussion sind die Dieselfahrverbote bislang in erster Linie als ein
                                            großstädtisches Thema wahrgenommen worden. So sind beim sogenannten Diesel-
                                            Gipfel Anfang August 2017 vorrangig auch großstädtische Handlungsinstrumentarien
                                            zur Lösung der Problematik besprochen worden. Dies ist aber nur ein Teilaspekt des
                                            Problems. Vielmehr betreffen die Dieselfahrverbote in ganz erheblichem Umfang auch
                                            die kreisangehörigen Räume rund um die betroffenen Städte und Ballungsräume.
                                            Die meisten Verkehrsströme in den Metropolen und Metropolregionen beziehen sich
unmittelbar auf das Umland – also den zumeist kreisangehörigen Raum rund um die Metropolen. Ein großer Anteil aller Verkehre
startet und endet im kreisangehörigen Raum und erreicht von dort die Großstädte und Ballungsräume. Hunderttausende leben
im Umland der Großstädte und Ballungsräume und pendeln täglich zu den dortigen Arbeitsplätzen. Ein Umstieg auf den öffent-
lichen Personennahverkehr ist oft aufgrund der mäßigen Erreichbarkeiten nicht effizient möglich. Darüber hinaus pendeln viele
Handwerker und Kleinunternehmer für ihre Tätigkeiten aus dem Ballungsraumumland in die Großstädte ein: In den Metropolen
tragen mittlerweile mehr als die Hälfte aller Handwerkerfahrzeuge Kennzeichen aus dem kreisangehörigen Raum. Dies deckt
sich im Wesentlichen mit entsprechenden Wirtschaftsstatistiken. Schließlich darf auch nicht vergessen werden, dass die meisten
Groß­städter heute aus dem Umland heraus versorgt werden, sei es in Bezug auf Lebensmittel oder weitere Waren des täglichen
Bedarfs. Die meisten Erzeuger und Hersteller sind gerade nicht in den Großstädten selbst ansässig, sondern im kreisangehörigen
Raum.
Sowohl der Arbeitsmarkt als auch die Versorgung des großstädtischen Raums sind auf eine verkehrliche Erreichbarkeit aus dem
kreisangehörigen Raum angewiesen: Insofern dürfte die Quote an Dieselfahrzeugen bei Pendlern bei rund 50 Prozent, bei Hand-
werkern und Kleinunternehmern bei rund 75 Prozent und bei der Versorgung mit Gütern bei über 90 Prozent liegen. Kurzfristi-
ge Fahrverbote hätte ganz erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen, sowohl für die Großstädte als auch für den umliegenden
kreisangehörigen Raum.
Was ist zu tun? Vorrangig sind die Emissionen effizient und nachhaltig zu senken – ohne eine ideologisierte Politikausrichtung.
Künftig müssen Schadstoffgrenzwerte konsequent eingehalten werden. Fahrzeughersteller, die dagegen verstoßen, sind ebenso
konsequent zu sanktionieren. Dies umfasst insbesondere auch eine andere Art der Kontrolle der Grenzwerte, zum Beispiel durch
Stichproben aus der laufenden Fahrzeugflotte heraus. Dazu gehört eine stärkere und unabhängigere Struktur des Kraftfahrzeug-
bundesamtes. Sinnvoll erscheint es zudem, Steuern und Abgaben noch stärker auf die tatsächlichen Fahrzeugemissionen auszu-
richten. Überdies sind alternative Antriebsmöglichkeiten zu fördern, insbesondere auch die Elektromobilität, die bislang einzige
Antriebsart ohne lokale Emissionen. Falsch wäre aber eine einseitige Fokussierung auf die Elektromobilität. So wichtig und richtig
die Forderung der Elektromobilität für bestimmte Anwendungen auch sein mag (rein innerstädtische Fahrten, Fahrten mit einem
hohen Stop-and-Go-Anteil), ist nicht abzuschätzen, ob die Elektromobilität wirklich die umfassend beste Lösung für die verkehr-
lichen und emissionsbezogenen Probleme in den Großstädten ist (Stichworte: Reichweite, CO2-Bilanz des verwendeten Stroms,
Entwicklung der Anschaffungskosten, Umweltbilanz der Batterien, Leistungsfähigkeit der örtlichen Stromnetze). Das Erreichen
der verkehrlichen und emissionsbezogenen Ziele sollte daher möglichst technologieoffen gestaltet werden. Eine überzogene
Fokussierung allein auf die Elektromobilität sollte alternative Wege für zukünftig saubere „klassische“ Verbrennungsmotoren, die
Weiterentwicklung der Brennstoffzellentechnologie, Gasantriebe, die Möglichkeit des zukünftigen Einsatzes synthetischer Kraft-
stoffe oder anderweitige Zukunftstechnologie nicht ausschließen. Hier steckt enormes Forschungs- und Entwicklungspotential für
den Technologiestandort Deutschland.
Auch die nun angedachten Förderungen für emissionsmindernde Maßnahmen in den betroffenen Großstädten können nicht ohne
eine Ausdehnung auf die Umlandkreise gedacht werden. Dies betrifft zum Beispiel die Ausweitung entsprechender Förderkulissen
für die Anschaffung von Elektrobussen oder Erdgasbussen auch auf die Aufgabenträger im Umland der betroffenen Ballungsräu-
me und die Förderung weiterer Maßnahmen zur verkehrlichen Intermodalität im Stadt-Umland-Verkehr. Nicht zuletzt steckt ein
Lösungsansatz in der Vermeidung von Verkehr – etwa durch die Ausweitung von Home-Office-Lösungen oder die Entflechtung
der Konzentration von Büro- und Dienstleistungsarbeitsplätzen aus den Kernen der Ballungsräume.
Nur durch ein innovatives Bündel von Maßnahmen wird saubere Luft für die Innenstädte bei einem gleichzeitigen Erhalt der Ver-
sorgungs- und Wirtschaftsstrukturen in Stadt und Umland zu erreichen sein.

                                                                                 Dr. Martin Klein
                                                                                 Hauptgeschäftsführer
                                                                                 des Landkreistages Nordrhein-Westfalen

                                                                                                                                 269
EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW
Inhalt                                                                                                           EILDIENST Heft 7-8/2017

EILDIENST                                                                                     7-8 /2017

                                                Auf ein Wort
                                                        Wort                                                                        269

                                                Thema Aktuell
 Kavalleriestraße 8
 40213 Düsseldorf                               Bewertung des NRW-Koalitionsvertrags von CDU und FDP
 Telefon 0211/ 300 491-0                        für die Landtagswahlperiode 2017-2022                                              274
 Telefax 02 11/ 300 491-660
 E-Mail: presse@lkt-nrw.de
 Internet: www.lkt-nrw.de
                                                Aus dem Landkreistag
 Impressum
 EILDIENST – Monatszeitschrift                  Vorstand des LKT NRW am 23. Juni 2017 in Berlin                                    274
 des Landkreistages
 Nordrhein-Westfalen
                                                NRW-Landrätekonferenz am 22./23. Juni 2017 in Berlin                               275
 Herausgeber:
 Hauptgeschäftsführer
 Dr. Martin Klein

 Redaktion:
                                                Schwerpunkt:
 Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn            Zwischenbilanz schulische Inklusion
 Beigeordneter Dr. Christian v. Kraack
 Hauptreferent Dr. Markus Faber
 Referentin Dr. Andrea Garrelmann
 Referentin Dorothée Heimann                    Nagelprobe des Inklusionsprozesses: schulische Förderung von
 Referent Thomas Krämer                         Schülerinnen und Schülern in besonderen Problemlagen im Kreis Kleve                280
 Referentin Kirsten Rüenbrink
 Hauptreferent Dr. Kai Zentara
                                                Der „Mettmanner Weg“ – JA zur Inklusion – aber auch zur Förderschule               282
 Quelle Titelbild:
 Kreismusikschule Hochsauerland-                Nachhilfe für das 9. Schulrechtsänderungsgesetz – Ansätze aus dem
 kreis, Raphael Sprenger                        kommunalen Blickwinkel der StädteRegion Aachen                                     285
 Redaktionsassistenz:
 Gaby Drommershausen                            Sonderpädagogische Förderung im Rheinisch-Bergischen Kreis:
 Astrid Hälker                                  Förderschullandschaft bewahrt, Fortschritte der Inklusion betrachtet               287
 Heike Schützmann

 Herstellung:
                                                Kreis Viersen konzipiert Förderschulen neu                                         289
 ALBERSDRUCK GMBH & CO KG
 Leichlinger Straße 11                          Neustrukturierung der Förderschullandschaft im Kreis Gütersloh                     291
 40591 Düsseldorf
                                                Schülerzahlen an Förderschulen: Prüfstein der schulischen Inklusion?!              292
 ISSN 1860-3319
                                                Gebündelter Rat in Sachen schulischer Inklusion –
                                                zwei Jahre Erfahrung im Beratungshaus Inklusion in Paderborn                       294

                                                Themen

                                                Die Kreise als „natürliche Mitte“ des Verfassungsstaats –
                                                Wegmarken der Entwicklung 1817-2017                                                297

                                                „Kreismusikschule“ – Ein sinnvolles Trägermodell für Musikschulen
                                                im ländlichen Raum                                                                 299
                Kreise in Nordrhein-Westfalen
                                                Kreis Coesfeld unterstützt neue Geschäftsmodelle durch 3D-Druck                    301

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EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW
EILDIENST Heft 7-8/2017                                                       Inhalt

EILDIENST                                                               7-8 /2017

Im Fokus

Kreis Warendorf verabschiedete Dr. Heinz Börger                         303

Medien-Spektrum: Aktuelle Pressemitteilungen

Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung NRW 2017 in Münster
Was braucht NRW jetzt – Wirtschaft und Wirtschaftsförderung 2017-2022   305

Landkreistag NRW alarmiert: Neuer Rekordstand
der Kommunalverschuldung                                                305

NRW-Landrätekonferenz in Berlin: Nachhaltige Finanzhilfen des Bundes
für Kommunen notwendig                                                  306

Landkreistag NRW fordert: Bundesmittel für Bildungsinfrastruktur
gezielt einsetzen                                                       306

Landesregierung muss geplante Einstellungen vorziehen                   306

Kurznachrichten

Arbeit und Soziales

Kommunale Jobcenter – Erfolgreich für Langzeitarbeitslose               307

22,3 Prozent der jungen Akademiker übernahmen 2015 zum Berufseinstieg
Führungsaufgaben                                                        307

Verdienste im öffentlichen Dienst in NRW um 6,2 Prozent niedriger
als in der Privatwirtschaft                                             308

Beschäftigtenzahl im öffentlichen Dienst in NRW Mitte 2016 um
1,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor                                    308

2016 gab es 20,8 Prozent mehr Anträge auf Anerkennung im Ausland
erworbener Berufsabschlüsse als 2015                                    308

Jede(r) Achte in NRW war 2014 von materiellen Entbehrungen
betroffen309

2016 bezogen 43,4 Prozent mehr Haushalte in NRW Wohngeld                309

20 Jahre Pflege- und Wohnberatung im Kreis Unna –
Kostenlos, neutral und unabhängig                                       309

Finanzen

NRW-Kommunen waren Ende 2016 mit 63,4 Milliarden Euro verschuldet       310

                                                                                  271
EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW
Inhalt                                                                   EILDIENST Heft 7-8/2017

EILDIENST                                            7-8 /2017

          Finanzen

          Grund- und Gewerbesteuerhebesätze aller Kommunen Deutschlands
          jetzt online für das Jahr 2016 verfügbar                                         311

          Gesundheit

          „Christoph 8“ bringt Hilfe aus der Luft                                          311

          Warn-App „NINA“ jetzt auch für den Märkischen Kreis freigeschaltet               312

          2015 starben in NRW vier Prozent weniger Menschen infolge von
          Lungen- und Bronchialkrebs als ein Jahr zuvor                                    312

          Kinder, Jugend und Familie

          Zahl der Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche in NRW
          waren 2016 um ein Drittel höher als 2015                                         312

          Zahl der Adoptionen in NRW im Jahr 2016 auf Vorjahresniveau                      313

          „Auf den Anfang kommt es an“ – Handreichung für den
          gelingenden Übergang im Ennepe-Ruhr-Kreis                                        313

          Inklusion

          „Tagespflege inklusiv“: Tagespflegepersonen im Rhein-Sieg-Kreis
          jetzt auch für Kinder mit Behinderungen ausgebildet                              314

          Integration

          Mehr als 10 Millionen Ausländer in Deutschland                                   314

          Ausländerzahl in Nordrhein-Westfalen auf Rekordhöhe gestiegen                    315

          23 Prozent weniger Empfänger von Asylbewerberleistungen                          315

          KOMM-AN-NRW im Märkischen Kreis – eine Zwischenbilanz                            316

          Kultur und Sport

          Der FreizeitGuide Euregio 2017 ist da                                            316

          Kreis Unna gibt Fotobuch heraus - „Einblicke – Ansichten – Überblicke“           317

          Schule und Weiterbildung

          Im Sommer 2016 wechselte mehr als jedes vierte Kind in NRW
          von der Grundschule zur Gesamtschule                                             317

          0,5 Prozent weniger Schülerinnen und Schüler an NRW-Berufskollegs                318

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EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW
EILDIENST Heft 7-8/2017                                                         Inhalt

EILDIENST                                                                 7-8 /2017

768.353 Studierende an NRW-Hochschulen im Wintersemester 2016/17          318

Zahl der Auszubildenden in Nordrhein-Westfalen war im Jahr 2016
so niedrig wie nie                                                        318

Bildungsprogramm „Rucksack Schule“ unterstützt Kinder mit
Zuwanderungsgeschichte jetzt auch im Kreis Wesel                          319

Schullandschaft im Überblick – Karte zeigt alle Standorte im Kreis Unna   319

Umwelt und Landwirtschaft

2016 wurden Obst- und Gemüseerzeugnisse im Wert von fast
zwei Milliarden Euro industriell hergestellt                              320

NRW-Betriebe erwirtschafteten 2015 rund 6,1 Milliarden Euro mit Waren,
Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz                            320

Klimaschutz geht online – Neue Internetpräsenz des Kreises Coesfeld       320

Wildnis im Rhein-Sieg-Kreis – natürlicher Artenschutz in Staatswäldern    321

Wirtschaft

NRW-Wirtschaftsleistung im Jahr 2015 in der Rheinschiene am höchsten      321

Persönliches

Landrat a.D. Wilhelm Krömer verstorben                                    321

Landrat a.D. Josef Linden verstorben                                      322

Langjährige Mitarbeiter im Kreis Coesfeld verabschiedet                   322

Schulamtsdirektor Volker Reichel in den Ruhestand verabschiedet           323

Hinweise auf Veröffentlichungen
             Veröffentlichungen                                            324

                                                                                    273
EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW
Thema aktuell / Aus dem Landkreistag                                                                            EILDIENST Heft 7-8/2017

      NRW-Koalitionsvertrag von CDU und FDP
      für die Landtagswahlperiode 2017-2022
 CDU und FDP haben am 16.06.2017 ihren Koalitionsvertrag für die Landtagswahlperiode von 2017-2022 unter dem Titel „NRW-
 Koalition“ vorgelegt.

D      er 124-seitige Koalitionsvertrag, der
       mittels einer Online-Mitgliederbefra-
gung bei der FDP und einem Beschluss
                                               Landrat Thomas Hendele, war Mitglied der
                                               Arbeitsgruppe „Kommunen“, die von Sei-
                                               ten der CDU vom bisherigen stellvertreten-
                                                                                             lich eine nachhaltige Entlastung der Kom-
                                                                                             munen gesichert werden,“ hob Hendele
                                                                                             hervor.
des CDU-Landesparteitags die Zustim-           den Fraktionsvorsitzenden und inzwischen      Der Bund müsse zudem die Kosten der
mung der jeweiligen Parteibasis gefunden       zum neuen Landtagspräsidenten gewähl-         Unterkunft von Flüchtlingen auch über
hat und am 26.06.2017 von den beiden           ten Abgeordneten André Kuper geleitet         das Jahr 2018 hinaus übernehmen, für die
Partei- und Fraktionsvorsitzenden Armin        worden war.                                   langfristige Integration dieser Menschen
Laschet und Christian Lindner unterzeich-      Im Rahmen der NRW-Landrätekonferenz           aufkommen sowie für die Kosten, die den
net wurde, gliedert sich in fünf Hauptab-      in Berlin haben die Vorstandsmitglieder des   Kommunen durch die Duldung von Men-
schnitte:                                      LKT NRW die Lage der Kommunen unter           schen entstehen. Die Landräte vertieften
I. Land des Aufstiegs durch Bildung            anderem mit Bundesfinanzminister Dr.          Integrations-, Duldungs- und Rückfüh-
II.	Land der Innovation und einer starken     Wolfgang Schäuble und Vorsitzenden der        rungsfragen mit Bundesinnenminister Dr.
     Wirtschaft                                CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Volker         Thomas de Maizière und Parlamentari-
III. Land der Sicherheit und Freiheit          Kauder, erörtert. Gesprächspartnerin für      schen Staatssekretär Dr. Günter Krings.
IV. Land der vielfältigen Regionen             die SPD war die Erste Parlamentarische        Mit Bundesumwelt- und -bauministerin
V.	Land des sozialen und gesellschaft­        Geschäftsführerin, Christine Lambrecht.       Dr. Barbara Hendricks diskutierten die
     lichen Zusammenhalts                      „Dennoch steigen die bundesrechtlich          Landräte Ideen für neue Städtebauförde-
Außerdem enthält der Koalitionsvertrag         veranlassten kommunalen Sozialkosten          rungsprogramme für bezahlbare Wohnun-
noch zwei kurze Hauptabschnitte zur            um rund vier Milliarden Euro jährlich an.     gen im kreisangehörigen Raum, die Klima­
Kooperation der Koalitionspartner und zur      Allein die Kosten der Eingliederungshil-      politik und Umweltforderungen an die
Aufteilung der Ressortbereiche auf die bei-    fe für behinderte Menschen erhöhen sich       Landwirtschaft.
den Koalitionspartner.                         um eine Milliarde Euro pro Jahr. Dies ist     Zudem tauschten sich die Landräte mit
Während der Koalitionsverhandlungen            trotz der Bundeshilfen nicht zu stemmen“,     SPD-Gesundheitsexperten Prof. Dr. Karl
hatte der LKT NRW die Gelegenheit, seine       unterstrich Hendele. Angesichts dieses        Lauterbach über gesundheits- und pflege-
Erwartungen und Forderungen an die neue        enormen Aufwuchses sei eine Dynamisie-        politische Maßnahmen und Perspektiven
Landesregierung auf der Basis seiner zen-      rung der Bundesbeteiligung an den kom-        aus.
tralen Forderungen (vgl. EILDIENST LKT         munalen Sozialkosten oder eine erhöhte
NRW Nr. 4/April 2017, S. 125 ff) einzu-        kommunale Steuerbeteiligung mit Dyna-                    EILDIENST LKT NRW
bringen. Der Präsident des LKT NRW,            misierung notwendig. „Nur so kann end-          Nr. 7-8/Juli-August 2017   10.11.04.1

      Vorstand des Landkreistages NRW
      am 23. Juni 2017 in Berlin

I n seiner jüngsten Sitzung, die im Rah-
  men der Landrätekonferenz in Berlin
abgehalten wurde, befasste sich der Vor-
                                               kommunalfreundlichen Inhalte. Insbeson-
                                               dere in den Bereichen Polizei, schulische
                                               Inklusion und bei der Kommunalfinan-
                                                                                             auf die bevorstehende Bundestagswahl
                                                                                             verabredeten die Vorstandsmitglieder,
                                                                                             über die Geschäftsstelle des Landkreistages
stand des LKT NRW intensiv mit dem in          zierung sei ein Großteil der Forderungen      NRW eine mögliche gemeinsame Positio-
Nordrhein-Westfalen von CDU und FDP            des Landkreistages NRW aufgenommen            nierung der kommunalen Spitzenverbände
ausgehandelten Koalitionsvertrag. Der          worden. Allerdings fehle eine Aussage,        in Nord­rhein-Westfalen zu kommunal rele-
Vorstand begrüßte das Ergebnis der Ver-        ob und in welchem Umfang das Land die         vanten Themen zu initiieren.
handlungen und zeigte sich erfreut über        Integrationspauschale des Bundes in Höhe
das zügige Zustandekommen des Koali-           von über 400 Millionen Euro jährlich an die            EILDIENST LKT NRW
tionsvertrags und seine an vielen Stellen      Kommunen weiterleiten werde. Mit Blick          Nr. 7-8/Juli-August 2017   00.10.10

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EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW
EILDIENST Heft 7-8/2017                                                                      Aus dem Landkreistag

      NRW-Landrätekonferenz am 22./23. Juni
      2017 in Berlin
 Die Landräte aus Nordrhein-Westfalen haben im Rahmen ihrer diesjährigen Konferenz am 22. und 23. Juni in Berlin erneut kom-
 munale Themen und Problemlagen mit hochrangigen Bundespolitikern erörtert. Zentrales Thema der Gespräche, die im Bundestag,
 im Bundesfinanzministerium und im Bundesrat stattfanden, waren einmal mehr die stetig wachsenden kommunalen Sozialkosten.
 Die Landräte diskutierten mit Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble (CDU), Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks
 (SPD) sowie dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder. Weitere Gesprächspartner waren die Erste Par-
 lamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Christine Lambrecht, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der
 SPD-Bundestagsfraktion, Prof. Dr. Karl Lauterbach, sowie der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Dr.
 Günter Krings (CDU). Darüber hinaus nutzte Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière (CDU) das Abendessen am ersten Kon-
 ferenztag für einen ausführlichen informellen Gedankenaustausch mit den Landräten.

Im Rahmen ihrer diesjährigen Konferenz trafen sich die NRW-Landräte unter anderem mit Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble.
                                                                                                                      Quelle: BMF

                                               Minister Dr. Schäuble stellte die politi-      ziert werde, sei mittels der tatsächlichen
                                               schen Positionen der Bundesregierung           Entwicklung bis 2018 zu evaluieren; sie
                                               zu den Themen Kosten der Unterkunft            könne derzeit nicht beantwortet werden,
                                               für Flüchtlinge, Evaluierung des Bundes-       jedoch seien zusätzliche Belastungen für
                                               teilhabegesetzes, Kosten der Integration       den Bund zu vermeiden. Die Strategie des
                                               und zur direkten Steuerbeteiligung der         Bundes sei es, im Hinblick auf die Flücht-
                                               Kreise dar. Er knüpfte dabei zunächst an       lingsproblematik auch im größeren euro-
                                               die Beschlussfassung im Deutschen Bun-         päischen Zusammenhang dafür zu sorgen,
                                               destag und Bundesrat am 1. und 2. Juni         dass die Situation sich in Afrika stabilisiere.
                                               2017 an, mit der die Reform der Bund-          Der Bund brauche zu diesem Zweck finan-
                                               Länder-Finanzbeziehungen        beschlossen    zielle Handlungsfähigkeit. Nicht zuletzt
                                               worden sei. Es sei bemerkenswert, dass         deswegen sei die Bundeskanzlerin bei der
                                               dieser Reformschritt nun zum Abschluss         Frage zurückhaltend.
                                               gelangt sei. Dies sei gerade im Hinblick auf   Auch mit Blick auf das Bundesteilhabe-
                                               die Herausforderungen durch den Flücht-        gesetz sei eine Evaluierung vonnöten. Es
Dr. Wolfang Schäuble zu                        lingszustrom wichtig, bei denen enorme         bedürfe eines vernünftigen Zusammenwir-
den Folgen des Flüchtlings-                    Anstrengungen sowohl von Kommunen              kens mit den Ländern. Dies sei in der näch-
zustroms für die öffent­lichen                 und Ländern als auch der Bund unter-           sten Legislaturperiode anzugehen.
                                               nommen worden seien; namentlich den            Die Chance für die Erschließung einer eige-
Haushalte und weiteren
                                               Kommunen sei für ihr großes Engagement         nen Steuerquelle für die Kreise schätzte der
finanzpolitische Themen                        zu danken. Die Bevölkerung habe oft-           Minister für derzeit nicht hoch ein. Die Idee
Bundesfinanzminister      Dr.    Wolfgang      mals kein Verständnis, wenn im föderalen       der Bestimmung eigener Hebesätze bei der
Schäuble leitete seine Ausführungen mit        System auf unterschiedliche Zuständigkei-      Einkommensteuer sei vor einigen Jahren
dem Hinweis ein, dass die Haushaltspla-        ten verwiesen werde; sie erwarte Lösun-        schon sehr weit vorangetrieben worden,
nung und die mittelfristige Finanzpla-         gen für Probleme. Daher gebe es häufig         dann letztlich aber am Städtetag geschei-
nung für den Bund in wenigen Tagen ins         den Ruf nach dem Bund. Wer hier nicht          tert.
Kabinett eingebracht würden, auch wenn         zügig handele, drohe die Politikverdros-       Der Deutsche Landkreistag habe dies
erst der am 24.09.2017 neu zu wählende         senheit zu verschärfen. Insofern sei die nun   zurecht als verpasste Gelegenheit bewer-
Deutsche Bundestag über den Bundes-            vorgenommene Reform der Bund-Länder-           tet. Absehbar seien die Aussichten für
haushalt 2018 entscheide. Die Finanzlage       Finanzbeziehungen auch über den Tag            einen solchen neuerlichen Vorstoß gering.
stelle sich aus Sicht des Bundesministers      hinaus wichtig.                                Diese Auffassung vertrat der Minister auch
auf allen Ebenen gut dar; jedenfalls besser,   Die Frage, wie die Kosten der Unterkunft       zu dem Ansatz, die Kreise an der Umsatz-
als vor vier Jahren gedacht.                   von Flüchtlingen ab dem Jahr 2019 finan-       steuer angemessen zu beteiligen, obwohl –

                                                                                                                                        275
EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW
Aus dem Landkreistag                                                                                                EILDIENST Heft 7-8/2017

jedenfalls nach aktueller Rechtslage – eine     von Bundesförderung kommen sollten.             hang verwies sie auch auf EU-Fördersyste-
zusätzliche Unterstützung der Kommunen          Hintergrund des Programmes sei die              me, die teilweise falsche Anreize setzten,
mittels einer stärkeren Beteiligung des Bun-    Intensität der öffentlichen Kritik an einem     indem diese besonders intensive Landwirt-
des bei den Kosten der Unterkunft wegen         zum Teil trostlosen Zustand der Schulen         schaft förderten. Eine wesentliche Her-
der grundgesetzlichen Beteiligungsgren-         in Deutschland. Der gegenseitige Verweis        ausforderung sei zudem der Klimaschutz.
zen ohne ein Umschlagen in Bundesauf-           auf die Verantwortlichkeit der Länder bzw.      Die Notwendigkeit, den Klimawandel zu
tragsverwaltung begrenzt ausfalle. Es solle     Kommunen führe zu zusätzlicher Politik-         begrenzen, sei nach wie vor nicht ernsthaft
aber grundsätzlich über die Aufteilung von      verdrossenheit, der man mit diesem Vor-         streitig. Die Bundesregierung habe hier mit
Aufgaben und Einnahmen im Bundesstaat           stoß entgegenwirken wolle.                      dem Klimaschutzplan 2050 bereits einen
diskutiert werden. Die Föderalismusreform       Zum Ende des Gesprächs nutzte der               wichtigen Beitrag geleistet. Die Ministerin
habe sich nicht so erfolgreich gestaltet wie    Minister die Gelegenheit, den Landräten         betonte besonders die Chancen, die dieser
erhofft. Man müsse die kommende Zeit            für ihre Arbeit Dank und Respekt auszu-         wichtige Transformationsprozess auch für
nutzen, das System insgesamt zu stabilisie-     sprechen und herauszustreichen, welche          die Wirtschaft habe.
ren. Indes stelle sich die Frage, wie hoch      Leistungen die Kreise und Landräte wäh-         Zur Städtebauförderung führte Ministerin
die Akzeptanz der Bevölkerung für Verän-        rend der Hochphase der Flüchtlingskrise         Hendricks aus, dass etwa die Hälfte der
derungen sei. Auf die Frage, ob der Bund        erbracht haben.                                 Städtebaufördermittel derzeit in den länd-
zusätzliche Entwicklungshilfe für Afrika                                                        lichen bzw. kleinstädtischen Raum fließe.
plane, führte der Bundesminister aus,                                                           Dies sei besonders wichtig, weil gerade
dass Nordafrika genauso geholfen werden                                                         dort den Ortskernen eine wichtige Rolle
müsse wie der Türkei. Den Schlepperban-                                                         zukomme, um die Lebensqualität vor Ort
den müsse die Geschäftsgrundlage entzo-                                                         zu erhalten. Zudem setze jeder investier-
gen werden.                                                                                     te Euro in der Städtebauförderung etwa
In diesem Zusammenhang sei auch eine                                                            das Siebenfache an Investitionen frei; die
konsequente Abschiebepolitik erforder-                                                          Bundesregierung habe die Mittel daher in
lich, um klare Signale zu setzen. Die Politik                                                   den letzten Jahren stetig aufgestockt. Ein
müsse insgesamt zeigen, dass sie entschei-                                                      aktueller Vorschlag sei ein „Familienbau-
dungsfähig sei. In diesem Zusammenhang                                                          geld“, das jungen Familien helfen solle,
sei auch wichtig, dass die Europäische                                                          Eigentum zu erwerben, die wegen fehlen-
Union stabil bleibe, denn Deutschland                                                           den Eigenkapitals keinen Kredit bekämen.
brauche Europa dringend. Hier müsse                                                             Dieses Baugeld solle als nicht rückzahlbarer
die Politik „klare Kante“ auch gegenüber                                                        Zuschuss ausgestaltet werden und insbe-
extremistischen Lagern zeigen.                                                                  sondere in solchen Gegenden Anwendung
Der Minister gab auch zu eher technisch         Dr. Barbara Hendricks zur                       finden, in denen Leerstand herrsche; so
anmutenden Fragestellungen Auskunft: So         Umwelt- und Wohnungsbau-                        könnten junge Familien unterstützt und
zeigte er sich aufgeschlossen für die Ein-      politik des Bundes                              zugleich Investitionen in Bestandsimmobi-
richtung einer Clearingstelle zur Bewälti-                                                      lien im ländlichen Raum angeregt werden.
gung der sich im Zusammenhang mit der           Die Bundesministerin für Umwelt, Natur-         Die Teilnehmer der Konferenz bestätig-
Umsetzung von § 2b UStG für die Kommu-          schutz, Bau und Reaktorsicherheit, Dr.          ten in der Diskussion mit der Ministerin
nen ergebenden Rechtsprobleme. Dabei            Barbara Hendricks, tauschte sich intensiv       die Bedeutung der Städtebauförderung;
könne diese eventuell nicht in die Lage         mit den NRW-Landräten über die Umwelt-          genauso wichtig sei jedoch auch eine gute
versetzt werden, verbindliche Auskünfte         und Wohnungsbaupolitik des Bundes aus.          Ausstattung der Dorferneuerung, um akut
im Sinne der Abgabenordnung zu geben.           Thematisiert wurden dabei die Perspek­          gefährdete ländliche Räume zu unterstüt-
Eine nähere Prüfung dieses Vorschlages          tiven für eine nachhaltige Landwirtschaft.      zen. Die Ministerin stimmte dieser Auf-
des Landkreistages NRW sagte der Mini-          Im Bereich der Landwirtschaft habe es           fassung ausdrücklich zu und betonte, die
ster zu, um zu zügigeren Ergebnissen als        einige Fehlentwicklungen in der Vergan-         Strukturentwicklung sei in ihrer Gesamt-
im Rahmen der Bund-Länder-Konferenzen           genheit gegeben, die zum Teil zu drama-         heit zu betrachten.
zu gelangen. Zu bedenken sei allerdings         tischen Umweltauswirkungen führten,             Zur Frage einer nachhaltigen Landwirt-
auch, dass die Gesetzgebung und der Voll-       daher dürfe auch das Umweltministerium          schaft wandten die NRW-Landräte ein,
zug im Mehrwertsteuerbereich stark durch        nicht untätig sein. Gerade in NRW gebe es       man dürfe nicht nur dem realitätsfernen
die Europäische Union geprägt seien. Die        starke Belastungssituationen. Die Ministe-      Bild eines idyllischen Landbauernhofs mit
Steuerpflichtigen hätten allgemein eine         rin verwies in diesem Zusammenhang auf          Hofladenromantik nachhängen; oftmals
Tendenz, nach Auswegen aus der Mehr-            eine aktuelle Meldung des Umweltbun-            handele es sich um jahrhundertealte Fami-
wertsteuerpflicht zu suchen.                    desamtes, dass das Grundwasser extrem           lienbetriebe, die vor allem wirtschaftlich
Schließlich informierte der Minister über       nitratbelastet sei und für die Sicherstellung   arbeiten müssten. Die Ministerin erläuterte
den aktuellen Stand der Beratungen über         einer gleichbleibend hohen Trinkwasser-         hierzu, dass der wesentliche Teil der Land-
die Ausgestaltung der Verwaltungsverein-        qualität die Preise für Trinkwasser mög-        wirte nicht mehr wirtschaftlich arbeiten
barung zur Umsetzung der Bundesförde-           licherweise erhöht werden müssten. Es           könne und auf Subventionen angewiesen
rung für die Bildungsinfrastruktur finanz-      sei daher beispielsweise notwendig, dass        sei; so stamme bei konventionellen Betrie-
schwacher Kommunen. Wenige Stunden              die Anzahl der gehaltenen Tiere in einem        ben bis zu 50 % des Einkommens aus För-
zuvor sei im Rahmen der Finanzminister-         sinnvollen Zusammenhang zur Größe der           dermitteln, bei Biobauern im Schnitt sogar
konferenz ein neuer Entwurf beraten wor-        bewirtschafteten Fläche stehe. Es bedür-        bis zu 70 %.
den, der vorsehe, dass die Definition der       fe einer Diskussion über eine soziale und       Nach ihrer Auffassung sollten daher diese
Finanzschwäche weitgehend den Ländern           ökologische Landwirtschaft, die auch das        Mittel für Leistungen gezahlt werden, die
überlassen bleibe, aber nicht mehr als 50 %     Tierwohl sowie örtliche Belastungssitua-        über das rein wirtschaftliche Arbeiten hin-
der Kommunen eines Landes in den Genuss         tionen akzeptiere. In diesem Zusammen-          aus erbracht würden. Auch so werde zum

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EILDIENST 7-8 /2017 - AUS DEM INHALT: LVDM NRW
EILDIENST Heft 7-8/2017                                                                     Aus dem Landkreistag

Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe      einmal zu überdenken und den derzeitigen       solle, einer Beschäftigung nachzugehen.
und damit auch der bäuerlichen Kultur-        Solidaritätszuschlag beispielsweise in einen   Aus seiner Sicht sei es schließlich auch so,
landschaft beigetragen.                       „Demografiesoli“ umzuwandeln, um so            dass die Geflüchteten nun in Arbeitsberei-
                                              die durch den demografischen Wandel            che hineinwachsen könnten, die von der
                                              aufkommenden Belastungen abzufangen,           bereits ansässigen Bevölkerung nicht mehr
                                              trat der Unionsfraktionsvorsitzende ent-       im hinreichenden Maß nachgefragt werde.
                                              gegen. Er gab zu bedenken, dass der Soli-      Flüchtlinge seien mitunter bezogen auf
                                              daritätszuschlag vom Bundesverfassungs-        bestimmte Beschäftigungsfelder flexibler
                                              gericht für einen ganz bestimmten Zweck        und offener.
                                              als verfassungsgemäß eingestuft wurde.         Zur Durchführung von Abschiebungen
                                              Da dieser Zweck jetzt nicht mehr da sei,       wiesen einige Konferenzteilnehmer darauf
                                              müsse die Abschaffung in Angriff genom-        hin, dass diese mitunter an der Akzeptanz
                                              men werden. Den Soli an einen neuen            der Herkunftsländer scheiterten. Sie for-
                                              Zweck, wie etwa den demografischen             derten daher die Bundesregierung auf, auf
                                              Wandel, zu koppeln, halte er für schwer        internationaler Ebene weitere Gespräche
                                              mit dem Grundgesetz vereinbar. Trotz der       zu führen, damit die Personen, die kein
                                              Tatsache, dass die aktuelle Bundesregie-       Bleiberecht haben, auch wieder von ihren
                                              rung die Kommunen auf vielfältige Weise        Herkunftsländern aufgenommen werden.
                                              von finanziellen Belastungen entlastet hat,    Nach Kauders Einschätzung solle man das
Volker Kauder zur Bilanz der                  beschrieben die Konferenzteilnehmer das        Thema Abschiebungen nicht zu sehr auf
Unionsfraktion im Hinblick                    nach wie vor bestehende Problem, dass          die Zahl der Abschiebungen beschränken.
auf kommunalrelevante                         die kostenaufwendigen Sozialausgaben           Maßgeblich sei vielmehr die Tatsache, dass
                                              der Kommunen in der Regel aus Bundes-          die Abschiebemöglichkeiten konsequent
Themen                                        gesetzen resultierten und der Bund Stan-       genutzt würden. Dies motiviere nach sei-
Einen angeregten Austausch führten die        dards beschließe, die die Kommunen dann        ner Einschätzung Flüchtlinge, die kein
Tagungsteilnehmer der NRW-Landräte-           umsetzen und deren finanziellen Auswir-        Bleiberecht haben, auch zu freiwilligen
konferenz auch mit dem Fraktionsvorsit-       kungen auffangen müssten. Die Kommu-           Ausreisen. Berücksichtige man die interna-
zenden der CDU-/CSU-Bundestagsfrak-           nen wünschten sich daher einen besseren        tionalen Beziehungen und Möglichkeiten
tion Volker Kauder, MdB. Eine Vielzahl        konnexitätsrechtlichen Schutz gegenüber        der Einflussnahme auf die Herkunftslän-
kommunalrelevanter Themen – neben             einzelnen Aufgabenübertragungen des            der, seien mit einigen dieser Länder bereits
finanzpolitischen Fragen auch solche der      Bundes, da die Konnexitätsregelungen der       intensive Gespräche geführt worden. Die
Asyl- und Flüchtlingspolitik, des Klima-      Länder („wer bestellt, bezahlt“) Schutzlüc-    Bundesregierung sei weiterhin bestrebt,
schutzes und des Baurechts – wurden erör-     ken zu Lasten der Kommunen aufwiesen.          bessere Bedingungen zu erreichen und so
tert. Den deutlich unterstrichenen Dank       Der Fraktionschef konnte die Argumenta-        die Akzeptanz zu fördern. Von den Teil-
der Konferenzteilnehmer hinsichtlich der      tion nachvollziehen, seines Erachtens stelle   nehmern wurde gefragt, ob man nach der
seitens der Großen Koalition bewirkten        sich die Frage eines Konnexitätsgrundsat-      Bundestagswahl damit rechnen könne,
Entlastungen für die Kommunen nahm            zes im Verhältnis zwischen dem Bund und        dass eine unionsgeführte Bundesregie-
der Fraktionschef gerne entgegen, konn-       den Kommunen aber rechtlich nicht.             rung ein vernünftiges Einwanderungsge-
te aber auch die bestehenden Sorgen           Auch zur Flüchtlingspolitik tauschten sich     setz schaffen werde, das beispielsweise
der Kreise um die Kosten der Integration      die Landräte mit Volker Kauder inten-          auch ermögliche, Grenzen zu schließen.
und die durch das Bundesteilhabegesetz        siv aus. Kritisch sahen sie die sogenannte     Angesichts der Vielzahl von Wirtschafts-
(BTHG) zu erwarteten Mehrbelastungen          3 plus 2-Regelung in § 60 a des Aufent-        flüchtlingen sei dies – so die Einschätzung
gut nachvollziehen. Da er selbst lange Zeit   haltsgesetzes. Diese Vorschrift ermöglicht     einiger Landräte – dringend geboten. Kau-
in einer Kreisverwaltung – u. a. zehn Jahre   es einem vollziehbar ausreisepflichtigen       der erwiderte, dass es in der Union sehr
als stellvertretender Landrat – tätig gewe-   Flüchtling, seinen Aufenthalt fortzusetzen,    unterschiedliche Auffassungen gäbe, so
sen sei, fiele ihm der Perspektivwechsel      wenn er in einem Ausbildungsverhältnis         dass ihm nicht möglich sei, eine eindeutige
nicht schwer. Ihm sei klar, dass in finanz-   steht. Systematisch sei diese Regelung         Antwort zu geben. Er selbst sei gegen die
politischer Hinsicht aus kommunaler Sicht     aus Sicht der Kommunen nicht nachvoll-         Schaffung eines Einwanderungsgesetzes
immer noch „Luft nach oben“ sei. Der          ziehbar. Kauder gab in seiner Erwiderung       und hob noch einmal die Tatsache hervor,
Bund habe in den letzten Jahren und auch      zu bedenken, dass die Regelung nicht zu        dass Deutschland als einziges Land einen
für die kommenden Jahre die kommunale         einem Statuswechsel führe, sondern ledig-      individuellen Asylanspruch habe. Dies sei
Ebene mit milliardenschweren Finanz- und      lich eine Duldung des Geflüchteten für die     in allen anderen Ländern, die ein Einwan-
Investitionshilfen gestärkt, insbesondere     Zeit der Ausbildung zur Folge habe. Die        derungsgesetz hätten, nicht der Fall.
mit der Übernahme der Grundsicherung          Regelung sei zu Beginn der Flüchtlings-        Zum Baurecht wurde aus dem Kreise der
im Alter und bei Erwerbsminderung sowie       krise eingeführt worden, als noch nicht        Teilnehmer auf den Koalitionsvertrag der
bei den Flüchtlings- und Integrationsko-      absehbar war, wie schnell das Bundesamt        neuen Landesregierung in Nordrhein-
sten. Zudem habe der Bund sich entschlos-     für Migration und Flüchtlinge arbeite. Jun-    Westfalen hingewiesen. Danach wolle
sen, die kommunale Investitionsförderung      gen Leuten sollte die Möglichkeit gegeben      NRW sich in einer BundesratsInitiative für
für Bildungsinfrastruktur erheblich aufzu­    werden, eine Ausbildung zu beginnen und        die Evaluierung der Energieeinsparverord-
stocken. Die CDU/CSU habe weiterhin           für diese Zeit auch bleiben zu dürfen. Zum     nung 2016 einsetzen. Hintergrund seien
angekündigt, den Solidaritätszuschlag ab      Zeitpunkt der Schaffung der Regelung sei       die auf Grund der Standards für energe-
2020 stufenweise abzuschmelzen, so dass       man davon ausgegangen, dass die Verfah-        tisches Bauen in die Höhe getriebenen
der Bund dann auch noch auf weitere Ein-      rensdauer ohnehin mindestens zwei Jahre        Baukosten. Volker Kauder nahm dies mit
nahmen verzichte. Der Anregung aus den        in Anspruch nehme und der Personenkreis        großem Interesse zur Kenntnis und erklär-
Reihen der Teilnehmer, diese Pläne noch       in dieser Zeit die Möglichkeit bekommen        te, man müsse nun abwarten, was diese

                                                                                                                                    277
Aus dem Landkreistag                                                                                              EILDIENST Heft 7-8/2017

BundesratsInitiative ergeben werde. Bei        modernisieren. So sei auch die Förderung       schen bereit sind, sich für andere Menschen
allen Vorstößen dürfe aber der Klimaschutz     von Kitas und Schulen eine Aufgabe, deren      einzusetzen. Ebenso sei anzunehmen, dass
nicht aus den Augen verloren werden.           Finanzausstattung noch deutlich unter den      diese Arbeit Geld und Ressourcen koste.
Welche Konsequenz aus der gesetzlich           Anforderungen liege. In Zukunft müsse          So bliebe es notwendig, seitens des Bundes
vorgesehenen Evaluation der finanziellen       darüber nachgedacht werden, die Höhe           dafür Sorge zu tragen, dass die Kommu-
Wirkung des Bundesteilhabegesetzes sei-        des BAföG so auszugestalten, dass mehr         nen eine entsprechende finanzielle Erstat-
tens der Bundesregierung gezogen würde,        junge Menschen die Möglichkeit erhielten,      tung erhielten. Die Aufgabe der Integra-
beantwortete der Fraktionsvorsitzende          in attraktiven Städten mit hohen Wohnko-       tion sei eine der größten und wichtigsten
nicht eindeutig. Klar sei, dass ein Bundes-    sten ein Studium aufnehmen zu können.          Herausforderungen. Mit der erstmaligen
gesetz finanziell auch entsprechend aus-       Auch diese Generation müsse die Chance         Verabschiedung eines Integrationsgesetzes
gestattet werden müsse. Nun sei es aber        erhalten, sich auf das Studium konzen-         nähere man sich der Bewältigung dieser
so gewesen, dass man sich im Gesetz­           trieren zu können ohne sich fortwährend        Herkulesaufgabe. So sei die Lösungssuche
gebungsverfahren auf eine Finanzierung         Sorgen über ihre wirtschaftliche Existenz      auf die Fragen des Familiennachzuges und
von Bund, Ländern und Kommunen zu je           machen zu müssen. Dies sei für die Fort-       der Schaffung von Wohnraum unmittel-
einem Drittel verständigt habe, der Bund       entwicklung der Wissensgesellschaft ein        bare Folge der zurückliegenden Ereignisse.
dieses bereits umgesetzt habe, die anderen     wesentliches Ziel der Bundesregierung.         Dabei sei ausdrücklich darauf hinzuweisen,
Finanzierungspartner jeweils aber noch in      Sie wies hierbei ausdrücklich auf die Neu-     dass die Bereitstellung bezahlbaren Wohn-
der Findungsphase einer Finanzierungs-         ordnung der Finanzbeziehungen zwischen         raums nicht nur für die Flüchtlinge, son-
regelung seien. Der Bund sei damit nicht       Bund, Ländern und Kommunen hin. Dem            dern auch für alle Bevölkerungsschichten
mehr am Zuge.                                  Bürger sei letztlich egal, wer für eine Auf-   des Landes von existentieller Bedeutung
                                               gabe zuständig ist, er erwartet eine ange-     sei. Mit der Mietpreisbremse sei hierzu
                                               messene Finanzausstattung für wesent­          ein erster Versuch gestartet worden, der
                                               liche Bereiche der öffentlichen Infrastruk-    aber nach den ersten Erfahrungen neu zu
                                               tur und damit auch und insbesondere im         bewerten und gegebenenfalls zu überar-
                                               Bildungsbereich. Daher sei die Koalition zu    beiten sei.
                                               dem Schluss gekommen, dass ein Aufbre-         Von zentraler Bedeutung für die sozialde-
                                               chen des sogenannten Kooperationsverbo-        mokratische Politik in der Bundesregierung
                                               tes erforderlich sei um die Länder bei der     sei die wirtschaftliche Situation der Men-
                                               Finanzausstattung der Schulen zu unter-        schen im Land. Dass mit Einführung des
                                               stützen.                                       Mindestlohnes hier ein Erfolg erzielt wor-
                                               Die hierfür bereitgestellten 3,5 Milliarden    den sei, müsse nach den dagegen über-
                                               Euro seien zudem ein hervorragendes            wundenen Widerständen deutlich genannt
                                               Konjunkturprogramm für kleine und mit-         werden. Frau Lambrecht rief dazu auf, die
                                               telständische Unternehmen vor Ort, denn        Bekämpfung des Missbrauchs bei der Zeit-
                                               wenn es an die Sanierung und Digitalisie-      arbeit in der kommenden Legislatur­periode
                                               rung der Schule gehe, seien diese Unter-       zu einem zentralen sozialpolitischen Thema
Christine Lambrecht zu den                     nehmen erste Ansprechpartner.                  zu machen.
wesentlichen Schwerpunkten                     Zu den aktuellen Fragen der Gesundheits-
der Arbeit der Regierungs-                     politik unterstrich Christine Lambrecht die
                                               Herausforderungen, die mit der alternden
koalition in der vergangenen                   Gesellschaft einhergehen. Es sei gelungen,
Legislaturperiode                              im Rahmen der Pflegereform Demenz als
Zum Auftakt der diesjährigen Landräte-         eine Erkrankung aufzunehmen, für die
konferenz schilderte Christine Lambrecht,      Hilfen zur Verfügung gestellt werden kön-
die als Erste Parlamentarische Geschäfts-      nen. Endlich gebe es für die Angehörigen
führerin der SPD-Bundestagsfraktion für        eine Möglichkeit, sich finanziell helfen zu
die Koordination des Alltagsgeschäfts und      lassen. Die enorme Betreuungsherausfor-
die Organisation der Fraktion zuständig ist,   derung, wenn jemand in der Familie an
in einem Abriss wesentliche Schwerpunkte       Demenz erkranke, sei oft nicht allein zu
der Arbeit der Regierungskoalition in der      schultern. In diesem Zusammenhang sei
vergangenen Legislaturperiode und setzte       auch die Pflegeberufereform, die noch in
so Impulse für die folgenden Diskussions-      dieser Legislaturperiode endgültig ver-
runden.                                        abschiedet werden solle, eine der Säulen
Besonderen Wert legte Frau Lambrecht           bei der Verbesserung der gesundheit-           Prof. Dr. Karl Lauterbach zur
darauf, dass es der Bundesregierung gelun-     lichen Versorgung der Bevölkerung. Es          „doppelten Völkerwande-
gen sei, im Bildungsbereich erhebliche Ver-    solle gewährleistest werden, dass ausrei-      rung“ und Gesundheitsfragen
besserungen für die Bürger zu erreichen.       chend qualifiziertes Personal für die häufig
Hierbei hob sie beispielsweise hervor, dass    immer länger pflegebedürftigen Menschen        Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-
der Bund nun vollständig die Finanzierung      bereitsteht.                                   Bundestagsfraktion, Prof. Dr. Karl Lau-
für die Kosten des BAföG übernehme.            Ausdrücklich dankte Frau Lambrecht den         terbach, widmete sich insbesondere drei
Dies bedeute unter dem Strich eine Entla-      ehrenamtlich Engagierten und den haupt-        Fragestellungen, die zukünftig auch für
stung der Länder in Höhe von 1,2 Milliar-      amtlichen Mitarbeitern der Kommunen            die Kreise große Herausforderungen
den Euro, in der Hoffnung, dass der damit      für die während der Flüchtlingskrise gelei-    bedeuteten:
freiwerdende Spielraum genutzt werde,          stete Arbeit. Denn genau dies sei es, was      ­– Wie verändert sich Deutschland in seiner
um die Bildungslandschaft insgesamt zu         Deutschland besonders mache, dass Men-            Struktur?

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EILDIENST Heft 7-8/2017                                                                      Aus dem Landkreistag

– 
­­   Was kommt konkret aufgrund der             die Integration im Blick zu behalten und
     demographischen Entwicklung auf uns        die Finanzierung sicherzustellen. Die Mit-
     zu?                                        tel müssten in den Kommunen ankommen
­­– Welche Herausforderungen durch Mor-        und dürften nicht zur Sanierung der Län-
     bidität entstehen insbesondere für die     derhaushalte verwendet werden.
     Kreise?                                    Zur Frage der Entwicklung der Morbidität
  In einem anregenden Vortrag sprach Lau-       und deren Auswirkungen auf die Kreise
  terbach über das Phänomen der „dop-           erläuterte Lauterbach, dass Bildung eine
  pelten Völkerwanderung“. Erkenntnisse         wichtige Rolle hinsichtlich demenzieller
  zeigten, dass es zurzeit zwei verschiede-     Erkrankungen spiele. Insbesondere die
  ne Wanderungsbewegungen gebe. Zum             Bildung in jungen Jahren (also zu Schul-
  einen die Wanderung in die großen Städte,     zeiten) führe zu einer kognitiven Reserve.
  in denen Menschen dann sowohl leben als       Eine Demenz trete dann oft erst später auf,
  auch arbeiten wollten. Zum anderen aber       schreite aber schneller fort.
  auch die sog. „Schwarmstadtwanderung“,        Der Vizefraktionschef machte deutlich,
  bei der Menschen in solche – oft mittel-      dass weiterhin große Fortschritte in der      Dr. Günter Krings zu aktu-
  große – Städte zögen, die insbesondere in     Behandlung von Herz-Kreislauferkrankun-       ellen Entwicklungen im
  kultureller Hinsicht viel zu bieten hätten.   gen zu erwarten seien. Wesentlich schlech-    Bereich der Flüchtlingspolitik
  Die Menschen zögen zum Leben in diese         ter sei es allerdings um die Vorbeugung
  Städte, während sich ihre Arbeitsstellen      von Demenz und Krebs bestellt. Die Kreise     Ausdrücklich bedankte sich Präsident Hen-
  vielfach außerhalb im ländlichen Raum         müssten sich Gedanken machen, wie sie         dele bei Parlamentarischem Staatssekretär
  befänden. In NRW sei das Phänomen der         auch ohne Schwarmstädte konkurrenz­           Dr. Günter Krings dafür, dass er auch in
  „Schwarmstadtwanderung“ aktuell noch          fähig bleiben könnten. Wichtig seien dabei    diesem Jahr für einen Austausch über aktu-
  nicht so stark ausgeprägt wie in anderen      insbesondere das kulturelle Angebot, das      elle Entwicklungen im Bereich der Flücht-
  Bundesländern. Insgesamt sei aber bemer-      schulische Bildungsangebot sowie die          lingspolitik zur Verfügung stehe. Zugleich
  kenswert, dass noch nie so viele Menschen     medizinische Versorgung.                      begrüßte Präsident Hendele in Begleitung
  dauerhaft umgezogen seien wie heute.          Neben der hausärztlichen Versorgung – die     des Staatssekretärs Ministerialdirigent Dr.
  Hinsichtlich der demographischen Entwick-     sich weiterhin verschlechtere, da es immer    Christian Klos, den Leiter des erst in jüng-
  lung erklärte Lauterbach, dass Deutschland    weniger Hausärzte und immer mehr Fach-        ster Zeit gebildeten Stabes Rückkehr im
  sich zurzeit noch in einer guten Situation    ärzte gebe, seien auch die Krankenhäuser      Bundesinnenministerium.
  befinde, da es aktuell noch wenige „Neu-      in den Blick zu nehmen. In ihrer Bedeutung    Dr. Günter Krings erinnerte in seinen ein-
  Rentner“ gebe und die Menschen aus der        nicht zu unterschätzen sei hier die Wahl-     leitenden Ausführungen daran, dass der
  sog. „Baby-Boomerzeit“ noch gesund und        möglichkeit der Patienten bei geplanten       weltweite Terror und immer neue Formen
  zurzeit auf dem Höhepunkt ihres Einkom-       Krankenhausaufenthalten, die ca. 50 Pro-      der Kriminalität den Menschen Sorgen
  mens seien. Es sei zu erwarten, dass die      zent aller Krankenhausaufenthalte aus-        bereiten würden. Diese Sorgen müssten
  Krankheitsquote dieser Menschen in ca. 10     machten.                                      ernst genommen werden. Er sei deshalb
  bis 15 Jahren – also bei bzw. nach deren      In der anschließenden Diskussion wurde        froh, dass die Große Koalition hierzu eine
  Renteneintritt – stark zunehmen werde.        unter anderem die Möglichkeit erörtert,       Reihe von Maßnahmen beschlossen habe.
  Dies sei der schärfste Umbruch in Europa.     hinsichtlich des Problems der hausärzt­       Dazu gehörten erweiterte rechtliche Mög-
  Nach Jahren mit hohen Geburtenraten           lichen Versorgung auch die kassenärzt­        lichkeiten für Strafverfolgungsbehörden
  seien die Geburtenzahlen ab 1968 ein-         lichen Vereinigungen stärker gemäß ihrem      genauso wie die Schaffung von rund
  gebrochen, so dass die Anzahl der Men-        Auftrag, nämlich die ärztliche Versorgung     10.000 neuen Stellen bei den Sicherheits-
  schen sich entsprechend verringere. Um        sicherzustellen, in die Verantwortung zu      behörden des Bundes bis 2020. Was die
  diese Entwicklung abzufangen bräuchte         nehmen. Hier müsse auf den Bundes-            Asyl- und Flüchtlingspolitik angehe, so sei
  Deutschland, so Lauterbach, rund eine         verband zugegangen werden, der für die        ihm bewusst, dass die vielen Asylbewerber
  halbe Million Zuwanderer. Ein Problem         Honorarordnungen verantwortlich sei aber      und Flüchtlinge, die in den Jahren 2015/16
  dabei sei jedoch die Qualifizierung der       von Fachärzten dominiert werde, so Lau-       nach Deutschland gekommen seien, trotz
  zuletzt Zugewanderten. Diese sei häu-         terbach. Um das Problem nachhaltig in den     deutlichen Rückganges der Flüchtlingszah-
  fig unzureichend, unzeitgemäß und die         Griff zu bekommen, müssten Honorare           len vor allem die Kommunen immer noch
  Berufsbilder so anders, dass die Menschen     umverteilt und die Honorare der Hausärzte     vor enorme Herausforderungen stellten.
  hier nicht ohne Weiteres in den Arbeits-      deutlich aufgestockt werden. Lauterbach       Daher sei es wichtig, dass Personen ohne
  markt zu integrieren seien. So bestehe        betonte, dass den Hausärzten eine Schlüs-     Anspruch auf Asyl, Deutschland wieder
  beispielsweise die syrische Bevölkerung zu    selfunktion im medizinischen Versorgungs-     verlassen würden. Geschehe das nicht frei-
  einem Drittel aus funktionalen Analphabe-     system zukomme, da insbesondere die           willig innerhalb der vorgegebenen Fristen,
  ten, die Bevölkerung in Afghanistan sogar     langfristige Präventionsarbeit durch nach-    müsse eine Abschiebung zwangsweise
  zu 70 Prozent.                                haltige gesundheitliche Begleitung geför-     durchgesetzt werden.
  Deshalb seien insbesondere die zugewan-       dert werde, während die (notwendigen          Das vor Kurzem verabschiedete Gesetz zur
  derten Kinder von großer Bedeutung und        und spezialqualifizierten) Fachärzte erst     besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht
  deren Ausbildung müsse verstärkt in den       spät zum Zuge kämen, wenn bereits ein         eröffne neue Möglichkeiten, die Rückkehr
  Fokus genommen werden.                        Krankheitszustand eingetreten sei. Zudem      von Ausreisepflichtigen durchzusetzen und
  Hinsichtlich der Integration der Flüchtlin-   müssten deutlich mehr Medizinstudenten        zu beschleunigen. Neben gesetzgeberi-
  ge bestärkte Lauterbach die Forderung         ausgebildet werden, um auch in Zukunft        schen Maßnahmen verbessere aber auch
  des LKT NRW nach einer Fortsetzung der        und in der deutlich alternden Gesellschaft    das neu gegründete gemeinsame Zentrum
  Unterstützung durch den Bund. Es sei Auf-     die medizinische Betreuung zu ermög­          zur Unterstützung der Rückkehr (ZUR) das
  gabe auch der neuen Bundesregierung,          lichen.                                       Rückkehrmanagement. Dessen Aufgaben

                                                                                                                                     279
Aus dem Landkreistag / Schwerpunkt                                                                                   EILDIENST Heft 7-8/2017

stellte Ministerialdirigent Dr. Klos kurz vor.   spektive geschaffen. Auf Nachfrage erläu-      perspektive zu setzen. Deshalb seien die
Das ZUR diene im Bund/Länder-Austausch           terte der Staatssekretär, dass sich zuletzt    aktivere Rolle des Bundes und insbeson-
der zügigen Lösung von Problemen bei             die Zusammenarbeit mit den Maghreb-            dere die Unterstützung von Ländern und
der Rückkehr und der fortlaufenden engen         Staaten und hier insbesondere Marokko          Kommunen zu begrüßen. Hierbei gehe es
Begleitung, Kontrolle und Umsetzung              verbessert habe. So sei es beispielsweise      neben der Unterstützung bei Abschiebun-
dieser Lösungen. Zudem erstelle das ZUR          gelungen, mehrere hundert Identifizierun-      gen vor allem um die Stärkung der frei-
Lagebilder und Analysen und berate die           gen vorzunehmen. Problematisch bleibe          willigen Rückkehr. Dazu bedürfe es einer
Ausländerbehörden bei der Beseitigung            allerdings die Rückführung mit Linienflü-      flächendeckenden staatlichen Rückkehr-
von Rückführungshemmnissen. Darüber              gen, so dass man sich mit Unterstützung        beratung. Bei rechtswidrigen Aufenthalten
hinaus verbessere das ZUR die Kooperati-         des ZUR darum bemühe, ausreisepflichtige       und falschen Angaben müssten aber auch
on mit ausländischen Botschaften der Her-        Personen zunehmend über Charterflüge           unter bestimmten Voraussetzungen straf-
kunftsländer. Nach seiner Wahrnehmung,           und Fähren in ihre Herkunftsländer zurück      rechtliche Sanktionen greifen.
so Dr. Günter Krings, trage das ZUR insge-       zu bringen.                                    Dem stimmte Dr. Günter Krings aus-
samt zu einer effektiveren Zusammen­arbeit       Aus den Reihen der Landräte wurde die          drücklich zu und erinnerte daran, dass
zwischen Bund und Ländern in Fragen der          Notwendigkeit betont, die Anerken-             der Bundesgesetzgeber bereits Maßnah-
freiwilligen Rückkehr und Abschiebung            nung sicherer Herkunftsstaaten voranzu-        men ergriffen habe, um beispielsweise ein
bei. Insoweit gehe es nicht darum, als Bund      treiben. Zugleich wurde bestätigt, dass        Untertauchen zu erschweren, indem sich
Zuständigkeiten an sich zu ziehen, sondern       Rückführung und Integration zwei Seiten        Ausreisepflichtige, die über ihre Identität
Länder und Kommunen bei der Wahr-                einer Medaille seien. Konsequent müsse         oder Staatsangehörigkeit getäuscht haben,
nehmung der ihnen obliegenden Aufga-             deshalb zwischen Flüchtlingen mit einer        künftig nur noch innerhalb des Bezirks der
ben gezielt zu unterstützen. Durch die           Bleibe- und Integrationsperspektive und        jeweiligen Ausländerbehörde aufhalten
Zusammenarbeit mit Ländern und Kom-              Menschen, bei denen auch unter Anwen-          dürften. Das Gesetz ermögliche außerdem
munen, die Verzahnung mit Maßnahmen              dung der entsprechenden grundgesetz-           die elektronische Überwachung des Auf-
anderer Bundesministerien sowie intensi-         lichen und völkerrechtlichen Vorgaben          enthaltsorts Ausreisepflichtiger. Und nicht
ve Verhandlungen mit den verschiedenen           keine Bleibeperspektive gewährt werden         zuletzt sei es mittlerweile einfacher mög-
Herkunftsländern gelinge es zunehmend,           könne, differenziert werden. Dies sei einer-   lich, vollziehbar Ausreisepflichtige, die eine
Personen ohne Bleibeperspektive zu einer         seits Voraussetzung, um die notwendigen        Gefahr für die innere Sicherheit darstellten,
Rückkehr zu veranlassen oder diese nöti-         Ressourcen für eine gelingende Integrati-      in Abschiebehaft zu nehmen.
genfalls durchzusetzen. Zugleich würde           on gewähren zu können und andererseits
dadurch die Akzeptanz für die Aufnahme           erforderlich, um keine Fehlanreize für wei-              EILDIENST LKT NRW
und Integration derjenigen mit Bleibeper-        tere Flüchtlinge ohne realistische Bleibe-        Nr. 7-8/Juli-August 2017   10.31.02

                             Nagelprobe des Inklusionsprozesses:
                             Schulische Förderung von Schüle-
                             rinnen und Schülern in besonderen
                             Problemlagen im Kreis Kleve
                             Von Landrat Wolfgang Spreen, Kreis Kleve

 Von der Herausforderung für Schulträger und Schulaufsichten in den Kreisen und kreisfreien Städten Nordrhein-Westfalens, intensiv­
 pädagogische Förderangebote für Schülerinnen und Schüler mit hohem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Förder-
 schwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung zu entwickeln.

D    ie Jahre nach dem neunten Schulrechts-
     änderungsgesetz vom 05.11.2013
waren geprägt von frappanten Change-
                                                 mit Bedarf an sonderpädagogischer Unter-
                                                 stützung. Ganz gleich ob sie eine inklusive
                                                 Beschulung an einer allgemeinen Schule für
                                                                                                wicklung hin zu einer inklusiven Schulland-
                                                                                                schaft ambitioniert verfolgt. Die gestalten-
                                                                                                den Akteure haben sowohl schulorgani-
Management-Prozessen in ganz Nord­               ihre Kinder wählen oder sich als Förderort     satorische als auch systemisch-konzeptio-
rhein-Westfalen mit dem Ziel einer inklusiv      für eine der sechs Förderschulen im Kreis      nelle Maßnahmen auf den Weg gebracht.
ausgerichteten Schullandschaft. Die gleich-      Kleve entscheiden, sollen die Rahmen­          Koordiniert und gesteuert durch die im
mäßige Verteilung der insgesamt begrenz-         bedingungen eine qualitativ hochwertige        Schulamt für den Kreis Kleve verorteten
ten sonderpädagogischen Ressource und            und vergleichbare Förderung ermöglichen.       schulfachlichen und verwaltungsfachlichen
die Gewährleistung einer angemessenen            Zwei Maßnahmen, die in diesem Zusam-           Aufsichten konnten konzeptionelle Mei-
sächlichen Ausstattung bei der Förderung         menhang speziell im Kreis Kleve entwickelt     lensteine für die inklusive Förderung an
von Schülerinnen und Schülern mit Bedarf         wurden, möchte ich hier vorstellen:            den Schulen des Kreises Kleve entwickelt
an sonderpädagogischer Unterstützung im                                                         und umgesetzt werden.
Kreis Kleve war stets die gemeinsame Auf-                                                       Der Kreis Kleve hat dabei – dem Leitge-
                                                 „U-turn“
gabe des Schulträgers Kreis Kleve und der                                                       danken des Rahmenkonzeptes zur Zukunft
schulfachlichen Aufsicht vor Ort. Dieses         Ausgangslage                                   der Förderschulen im Kreis Kleve (2013)
Anliegen gilt unabhängig vom durch die           Die Bildungsregion Kreis Kleve hat in den      folgend – als Schulträger eine verant-
Eltern gewünschten Förderort ihrer Kinder        vergangenen Jahren die geforderte Ent-         wortliche Schlüsselstellung in der regio-

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