Bibliotheken heute Heft 4 / 2007 - Die Themen

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Bibliotheken heute Heft 4 / 2007 - Die Themen
ISSN 1860-4188

bibliotheken heute
                                                             Heft 4 / 2007

Die Themen:
Schwerpunktthema „Demographische Entwicklung und Bibliotheken“
Zeitreise in eine Bibliothek des Jahres 2030
Kulturelles Erbe und neue Medien: Interview mit Ralf W. Wildermuth
Bibliotheken heute Heft 4 / 2007 - Die Themen
bibliotheken heute
Herausgegeben vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz

        Gefördert vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft,
        Jugend und Kultur, Mainz

Herausgeber und Redaktion:
Dr. Helmut Frühauf (Koblenz)
Angelika Hesse M.A. (Neustadt)
Elisabeth Kavala (Speyer)
Gudrun Kippe-Wengler M.A. † (Koblenz)
Sandra Mehmeti, MSc (Koblenz)
Jürgen Seefeldt (v.i.S.d.P.) (Koblenz)

Anschriften der Redaktionsmitglieder:

Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
Büchereistelle Koblenz
Bahnhofplatz 14, 56068 Koblenz
Tel.: (0261) 91500-301, Fax: (0261) 91500-302
E-Mail: mehmeti@lbz-rlp.de
E-Mail: seefeldt@lbz-rlp.de

Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
Büchereistelle Neustadt
Lindenstraße 7-11, 67433 Neustadt/Weinstr.
Tel.: (06321) 3915-0, Fax: (06321) 3915-39
E-Mail: hesse@lbz-rlp.de

Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
Rheinische Landesbibliothek
Bahnhofplatz 14, 56068 Koblenz
Tel.: (0261) 91500-101, Fax: (0261) 91500-900
E-Mail: direktion@lbz-rlp.de

Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
Pfälzische Landesbibliothek
Otto-Mayer-Straße 9, 67343 Speyer
Tel.: (06232) 9006-0, Fax: (06232) 9006-200
E-Mail: kavala@lbz-rlp.de

Homepage aller Einrichtungen des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz:
www.lbz-rlp.de

Druck: Druckerei Fuck, Rübenacher Str. 88, 56072 Koblenz, Tel.: (0261)92787-3,
Fax: (0261)92787-40, E-Mail: kontakt@f-druck.de, Homepage: www.f-druck.de

Titelbild: 55. Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland „Den Wandel gestalten.
Öffentliche Bibliotheken und Demographische Entwicklung“ vom 17.-19. September 2007 in
Neustadt/Weinstraße. Fotos: Klaus Dahm

Preis:
Jahresabo: (4 Hefte) 30,- Euro, Einzelheft: 7,50 Euro.
(Kostenpflichtig für Privatpersonen, kirchliche Bibliotheken und für Bibliotheken außerhalb von
Rheinland-Pfalz.)
Bibliotheken heute Heft 4 / 2007 - Die Themen
INHALTSVERZEICHNIS · bibliotheken heute, Jg. 3, Heft 4

Editorial:  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 162    8.	 Auszeichnungen und Würdigungen
                                                                                  Ein Freund alter Bücher geht: Ekkehard Langner
Aufsätze, Vorträge                                                                geht in den Ruhestand  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 185
     Demographischer Wandel: Bibliotheken und                                     Bundesverdienstkreuz für Stefan Gemmel .  . 187
     Fachstellen bieten Ideen und Konzepte                                    9.	 Aus dem Landesbibliothekszentrum
     Von Jürgen Seefeldt  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 163
                                                                               Neues aus dem LBZ  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 187
     Bibliotheken im demographischen Wandel –
                                                                                  „Bibliothekseinsichten“ in der Bibliotheca
     Zeitreise in eine Bibliothek des Jahres 2030
                                                                                  Bipontina  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 187
     Von Heinz Kolz und Dr. Anja Mielke  .  .  .  . 170
                                                                              Leseförderung und Veranstaltungen
Kleinere Beiträge
                                                                                   Bibliothekskampagne und
1.	 Statistik
                                                                                   Lesesommer 2008  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 191
 Das kommunale und kirchliche öffentliche
                                                                                   Literaturtage 2007 in Montabaur  .  .  .  .  .  . 193
    Büchereiwesen in Rheinland-Pfalz 2006  .  .  . 170
                                                                                   Ehrenamtstag 2007 in Mainz  .  .  .  .  .  .  .  . 194
2.	 Bibliothekspolitik
                                                                                   Krimifestival Tatort Eifel  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 195
 Kulturelles Erbe und neue Medien:
    Interview mit Ralf W. Wildermuth  .  .  .  .  .  . 170                         Bobenheim Roxheim:
                                                                                   Abenteuer Weltraumwissen  .  .  .  .  .  .  .  .  . 196
3.	 Bibliothekspraxis
                                                                                   Diez: Chagall und Hauptmann von Köpenick
 Ludwigshafen: Schmökern in angenehmer

                                                                                                                                                             INHALTSVERZEICHNIS
                                                                                   auf Schatzsuche  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 197
    Atmosphäre  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 172
                                                                                   Igel: Grenzüberschreitende Kulturarbeit  .  . 198
4.	 Neueröffnungen, Jubiläen
                                                                                   Jockgrim: Lesenacht mit Stefan Gemmel  .  . 199
 Gückingen: Der Lesefuchs ist erwacht –
    Neueröffnung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 173            Astrid Lindgren-Veranstaltungen in Betzdorf,
                                                                                   Lingenfeld und Ludwigshafen  .  .  .  .  .  .  .  . 200
    Hillesheim:
    Krimi-Bibliothek in der Eifel eröffnet  .  .  .  . 175                         Mainz:
                                                                                   Kunstprojekt in der Stadtbibliothek  .  .  .  .  . 202
    Kanzem: Neueröffnung einer kombinierten
    Bücherei und Vinothek  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 176                     Zweibrücken: Nils Nager-Aktion in der
                                                                                   Jugendbücherei .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 203
    Koblenz:
    15 Jahre Schüler-Bücherbus „Kowelies“  .  .  . 177
                                                                              Kurzinformationen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 205
    Neuhofen: Zweimal 50 Jahre  .  .  .  .  .  .  .  . 178
    Sippersfeld: Neue Räume für die Bücherei  . 179                           Broschürendienst  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 207
5.	 Tagungen, Fortbildung
                                                                              Literaturdienst
 Wochenendseminar 2007 der
    ehrenamtlichen Büchereileiter im                                               1. Rheinland-Pfalz in Büchern  .  .  .  .  .  .  .  . 209
    nördlichen Rheinland-Pfalz  .  .  .  .  .  .  .  .  . 180                      2. Literatur zum Buch- und
    Tagung der ehrenamtlichen Büchereileiter in                                       Bibliothekswesen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 210
    Rheinhessen-Pfalz  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 180
                                                                              Schwarzes Brett
    Tagung der hauptamtlichen Büchereileiter in
    Rheinland-Pfalz  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 181            Ausleihangebote der Büchereistellen  .  .  .                        212
    Dritter Deutscher Bibliotheksleitertag  .  .  . 182                            Fortbildungen des Landesbibliotheks-
                                                                                   zentrums  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   212
6.	 Aus den Verbänden
                                                                                   Termine und Veranstaltungen  .  .  .  .  .  .  .                    213
 Neues aus dem DBV  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 182
                                                                                   Tipps und Hinweise  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .           213
 Neues vom BIB  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 183
                                                                                   Gedenk- und Aktionstage  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .               214
7.	 Schule und Bibliothek
 Pirmasens: Leseecke in Ganztagsschule                                       Orts-, Personen- und Sachregister  .  .  . 215
    eingerichtet  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 184
    Prüm: „Reginothek“ im Regino-Gymnasium
    eröffnet .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 184

bibliotheken heute 3 (2007) 4                                                                                                                          161
Bibliotheken heute Heft 4 / 2007 - Die Themen
Editorial

  EDITORIAL
  Das Thema „Demographischer Wan-             gefordert, ihr Dienstleistungsprofil den    Verbänden“ für Sie gesammelt haben.
del“, das wir in diesem Heft schwer-          neuen Gegebenheiten anzupassen: Ge-         Erfreulich ist, dass sich die Rubrik „Neu-
punktmäßig behandeln, wird sicher die         fragt als Impulsgeber und Orte der Gene-    eröffnungen“ stets füllen lässt: Auch für
Bildungs- und Kulturpolitik der nächsten      rationenbegegnung können sie wichtige       2008 bahnt sich eine Reihe weiterer „Bi-
Jahrzehnte ausgiebig beschäftigen. Die        Beiträge zu mehr Lebensqualität leisten     bliotheksgeburten“ an, wozu nicht nur
„älter, bunter und weniger“ werdende          oder bei der Bildung und Lebenslanges       die inzwischen über 300 Leseecken in
Gesellschaft ist damit auch für die Bi-       Lernen auch als „Jungbrunnen im Alter“      den Ganztagsschulen gehören.
bliotheken zu einer echten Herausfor-         verstanden werden.
derung geworden. Wie auf dem Titel-                                                         Bereits ihre Schatten voraus werfen
blatt erkennbar, wollen wir einige der          Dass Rheinland-Pfalz Wert legt auf        die nächstjährigen „Bibliothekstage
Ergebnisse der bundesweiten Tagung            den Erhalt und die Pflege des kulturellen   Rheinland-Pfalz 2008“. Das Neue und
der Bibliotheksfachstellen, die vom 17.       Erbes, belegt nicht zuletzt die Gründung    Besondere ist, dass diese Bibliothekstage
bis 19.9.2007 in Neustadt a.d. Weinstra-      der „Generaldirektion Kulturelles Erbe“,    Bestandteil der erstmals bundesweit
ße stattfand, an dieser Stelle vorstellen.    die seit 2007 organisatorisch Museen        durchgeführten Imagekampagne des
Wer sich alle Vorträge mit allen Details      und Denkmalpflege vereint. Dank ihrer       Deutschen Bibliotheksverbandes unter
genauer anschauen will, dem sei der für       Handschriften und anderer historischer      dem Motto „Deutschland liest. Treff-
Ende 2007 angekündigte Tagungsband            Bestände verfügen auch viele Biblio-        punkt Bibliothek“ sein werden. Den Zeit-
empfohlen, der gesondert beim LBZ             theken über bemerkenswertes deutsches       raum 23. bis 31. Oktober 2008 sollten Sie
bestellt werden kann. Weitere Beiträge        und europäisches Kulturgut. In einem        im Terminkalender rot anstreichen und
zum demografischen Wandel in Bezug            Interview mit Ralf W. Wildermuth macht      für Veranstaltungen in und mit Ihren Bi-
zur Bibliotheksarbeit werden wir in den       der Direktor der Universitätsbibliothek     bliotheken reservieren.
folgenden Heften immer wieder beisteu-        Kaiserslautern und zugleich Vorsitzender
ern.                                          des Beirats für das wissenschaftliche Bi-     Ein frohes Weihnachtsfest und einen
                                              bliothekwesen im Mainzer Bildungs- und      guten Rutsch in ein erfolgreiches Neues
  Die von Heinz Kolz in Neustadt ange-        Kulturministerium deutlich, dass Bewah-     Jahr wünscht Ihnen Ihr Herausgeber-
stoßene Zeitreise in eine Bibliothek des      rung und Erhaltung gedruckter Schätze       Team
Jahres 2030 ist nicht nur als kreatives Ge-   durch Restaurierung und Digitalisierung
dankenspiel mit Spaßfaktor gedacht, die       eine politische Aufgabe des Landes sein
vorgestellten Visionen eröffnen durchaus      muss.
reale Einschätzungen über eine Zukunft,                                                                     Ihr Herausgeber-Team
die wir heute noch beeinflussen können.         Darüber hinaus gibt es wieder eine                             Dr. Helmut Frühauf
Auch wenn die klassische Alterspyrami-        Menge an kleinen und größeren Ereig-                                 Angelika Hesse
de, wie Kolz die Bevölkerungssituation        nissen in und um Bibliotheken, die wir                              Elisabeth Kavala
kolportiert hat, inzwischen „zum Döner        in den Rubriken „Neueröffnungen und                                 Sandra Mehmeti
mutiert ist“, so sind die Bibliotheken        Jubiläen“, „Tagungen“ oder „Aus den                        Jürgen Seefeldt (v.i.S.d.P.)

Redaktionsschluss für Heft 1/2008: 20. Januar 2008; für Heft 2/2008: 20. April 2008

162                                                                                                    bibliotheken heute 3 (2007) 4
Bibliotheken heute Heft 4 / 2007 - Die Themen
Aufsätze · Vorträge

  AUFSÄTZE · VORTRÄGE

Demographischer Wandel:
Bibliotheken und Fachstellen bieten Ideen und Konzepte
Staatliche Fachstellen und Bibliotheken tagten in Neustadt/Weinstraße
Von Jürgen Seefeldt

 Vom 17. bis 19. September 2007 fand in Neustadt/Weinstraße auf Einladung des Landesbibliothekszentrums Rheinland-
 Pfalz die 55. „Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland“ statt. Unter dem Thema „Den Wandel gestalten
 – Öffentliche Bibliotheken und demographische Entwicklung“ traf sich ein breites Publikum von mehr als 180 Teilneh-
 merinnen und Teilnehmer aus Lokal- und Landespolitik, Bibliotheken und Fachstellen. Der erste Tagungstag war für
 alle Fachleute aus Bibliotheken und Kommunen geöffnet. Die Teilnehmer erfuhren dabei Neues und Informatives über
 Trends und Initiativen, wie sich Bibliotheken den Anforderungen der Bevölkerungsentwicklung stellen und den Wandel
 aktiv mitgestalten sollten.

   In seiner Begrüßung freute sich       wegen ihrer hohen Nutzerzahlen un-           Lebenslangen Lernens zu tätigen.“ Mit
Günter Pflaum in seiner Funktion als     verzichtbare Einrichtungen geworden.         dem Programm „Zukunftschance Kin-

                                                                                                                                 AUFSÄTZE · VORTRÄGE
Vorsitzender der staatlichen Fachkon-    Demographischer Wandel sei keine Na-         der – Bildung von Anfang an“ und den
ferenz über das rege Interesse der Po-   turkatastrophe, der Gesellschaft und         verschiedenen Förderprojekten rund
litik und der Fachleute am Kongress.     Politik hilflos ausgeliefert seien. Kluge,   um Ganztagsschule und Kindergarten
Bildungs-Staatssekretärin Vera Reiß      nachhaltige Zukunftsentscheidungen           habe die Landesregierung in Rhein-
(Mainz) betonte in der Eröffnungsre-     mit vorausschauender Planung seien           land-Pfalz wichtige Weichen gestellt.
de den wachsenden Stellenwert der        jetzt zügig zu treffen. „Höhere Inve-        Zu den Vorzeigeprojekten gehören
Bibliotheken als Bildungspartner für     stitionen,“ so Reiß, „sind vor allem für     auch die Einrichtung der „Leseecken“
Kindergarten, Schule und Elternhaus.     die Qualifikation und Ausbildung der         in über 300 Ganztagsschulen, die als
Gerade bei der Sprach- und Leseförde-    Kinder, für die Förderung und Integra-       Keimzellen von Schulbibliotheken eine
rung und der Vermittlung von Informa-    tion von Migratenkindern und ihren           wichtige Funktion als Lern- und Lese-
tionskompetenz seien die Bibliotheken    Eltern sowie für die Unterstützung des       orte im schulischen Leben zu spielen
                                                                                      beginnen.

                                                                                        Auf welche Anforderungen Kommu-
                                                                                      nen und Staat und insbesondere die
                                                                                      Bibliotheken angesichts der älter wer-
                                                                                      den Gesellschaft reagieren müssten,
                                                                                      beschreib Heinz Kolz, Geschäftsführer
                                                                                      der staatlich unterstützten „Zukunft-
                                                                                      sinitiative Rheinland-Pfalz“ (ZIRP). Bi-
                                                                                      bliotheken als elementare Standorte
                                                                                      der Kultur- und Bildungsinfrastruktur
                                                                                      stehen seiner Meinung nach mit im
                                                                                      Zentrum der Bemühungen, mit guten
                                                                                      Konzepten den Wandel aktiv beglei-
                                                                                      ten zu können.

                                                                                        Birgit Dankert, Hamburg, stellte sich
                                                                                      der Frage, inwieweit Bibliotheken als
                                                                                      Problemlöser für die Kulturgesellschaft
                                                                                      der Zukunft gelten und Antworten fin-
                                                                                      den können, die der Gesellschaft einen
                                                                                      echten Mehrwert bringen. Ihre vielfäl-
                                                                                      tigen Gedankenanstöße gingen von
                                                                                      den bibliothekarischen Sozialutopien
                                                                                      der 1970er und 1980er Jahre aus, die
                                                                                      damals um das Thema „Chancengleich-
Austragungsort der Eröffnungsveranstaltung der 55. Fachkonferenz der staatli-         heit für alle in einer menschlichen
chen Bibliotheksfachstellen war der historische Saalbau in Neustadt a.d. Wein-        Stadt“ kreisten. Bibliotheken, die sich
straße.                                                   Foto: Jürgen Seefeldt       im Zuge des Wandels neu positionie-

bibliotheken heute 3 (2007) 4                                                                                            163
Aufsätze · Vorträge

ren, so ihr Credo, haben gute Chancen,     mit und für Senioren auf. Männer und        über die „Bibliothek als Lern- und In-
den digitalen Informationstransfer zu      Frauen der „Generation 50plus“ ha-          tegrationsort für Migranten“ die Teil-
einem ihrer kulturellen Angebote zu        ben sich zu einem festen Kreis zusam-       nehmer in die gelebte Realität zurück.
machen. Wer den aktuellen Leitantrag       mengeschlossen und praktizieren eine        Ihr Praxisbericht über die „Internatio-
der SPD unter dem Motto „Kultur ist        kreative, sich gegenseitig und mitei-       nale Bibliothek“ der Statteilbibliothek
unsere Zukunft“ richtig verstehe, wo-      nander immer wieder anregende Fort-         im Gallus-Viertel zeigte auf, dass Bibli-
nach eine „demokratische Zukunft“          bildungs- und Veranstaltungsarbeit.         otheken für ausländische Mitbürger
ohne „Erinnerungskultur“ nicht vor-        Neue, bisher nur schwer erreichbare         eine hohe Akzeptanz erreichen kön-
stellbar sei, der müsse auch erkennen,     Benutzergruppen wurden gewonnen.            nen. Angeregt durch einen Aufenthalt
dass Bibliotheken darin einen wich-        Mit EDV- und Internet-Schnupper-            in New York entwickelte Lotz ein inno-
tigen kulturelle Stützpfeiler darstellen   kursen, Freizeit- und Fortbildungsver-      vatives Serviceprogramm für erwach-
werden.                                    anstaltungen, Lesungen und Vorlese-         sene Migranten mit dem Schwerpunkt
                                           tagen innerhalb und außerhalb der           „Deutsch lernen“ und „Alphabetisie-
  Eine Veränderung des Bibliothek-         Bibliothek konnte die Bibliothek ihre       rung für Einwanderer in deutscher
sprofils forderte auch Richard Stang       Zielgruppenarbeit quantitativ und           Sprache“. Mit konsequenter Kundeno-
von der Stuttgarter Hochschule der         qualitativ verbessern, was sich auch        rientierung, kontinuierlicher Kontakt-
Medien. Seine Vision nach angloame-        der steigenden Nutzung bemerkbar            arbeit und Kooperation, interessanten
rikanischem Vorbild: Bibliotheken als      machte.                                     Buch- und Medienangeboten und
„Learning Center“. In Deutschland                                                      einem multikulturell zusammenge-
werde es darum gehen, eine neue Bil-         Henner Grube, Einkaufszentrale für        setztes Personal mit hoher sozialer und
dungsinfrastruktur zu etablieren, die      Bibliotheken Reutlingen, wagte mit          kommunikativer Kompetenz könne
durch Vernetzung von traditionellen        seiner Darstellung einer modernen Bi-       es gelingen, so Lotz, dass sich Biblio-
primären und sekundären Bildungs-          bliotheksausstattung einen Blick in die     theken als Lern- und Kommunikations-
und Kultureinrichtungen gekenn-            Zukunft. Was er für 2025 beschrieb,         orte für Migranten etablieren, gerade
zeichnet sei. Bibliotheken werden da-      war allerdings eher eine Bibliothek,        auch, weil sie einfacher als andere Bil-
bei eine zentrale Rolle als Wissens- und   wie sie normalerweise im Jahr 2007          dungseinrichtungen Schwellenängste
Informationsdienstleister, ebenso als      überall aussehen müsste, damit sie          abbauen können.
Lernort für unterschiedliche Zielgrup-     noch in zwanzig Jahren als modern
pen einnehmen. „Bildungsarbeit,“ so        und zeitgemäß gelten kann: Eine Bi-           Die „älter, bunter und weniger“ wer-
Stang, „dürfe nicht einzig auf die be-     bliothek heute und morgen sei nicht         dende Gesellschaft – so ein treffendes
rufliche Qualifizierung eingeengt wer-     primär ein Raum für Medien, sondern         Schlagwort des Bremer Sozialwissen-
den. Wichtig sei es, den Zugang zu Bil-    ein Raum für Menschen und gehöre so         schaftlers Meinhard Motzko – ist auch
dung für alle zu ermöglichen, mit dem      ausgestattet, dass sie eine gastliche At-   für die Bibliotheksarbeit zu einer ech-
ein Lebenslanges Lernen in Form eines      mosphäre, hohe Aufenthaltsqualität,         ten Herausforderung geworden. Der
selbstgesteuertes Lernens einherginge.     guten Einrichtungskomfort und eine          Demographische Wandel wird für
Bibliotheken böten dabei mit ihren         optimale Flexibilität der Räume erfül-      die nächsten Jahre ohne Zweifel ein
Räumen, Techniken und Medien eine          le. Sein Erfolgsmodell: Die „Hybrid-        Schwerpunktthema bleiben. Die Fach-
gute Chance zur Profilierung. Zusam-       Mediathek“ als lebendige Mischung           konferenz der staatlichen Bibliotheks-
men mit kompetenten Verbündeten            aus geselligem Marktplatz für Kom-          fachstellen hat mit ihrem gelungenen
sollten weitere strategische Partner-      munikation und Medienpräsentation           Fachkongress in Neustadt zahlreiche
schaften eingegangen werden, ohne          sowie weiteren Lernräumen und Ru-           Anstöße gegeben. Alle Beiträge wer-
die die Bildungsarbeit der Bibliothek      hezonen mit Buch- und Medienkabi-           den demnächst in einem Band veröf-
nicht adäquat erfüllt werden könne.        netten im Wechsel von Offenheit und         fentlicht werden, der über das LBZ, Bü-
                                           Verdichtung.                                chereistelle Neustadt, erhältlich ist.
  Gudrun Kulzer von der Stadtbiblio-
thek Straubing zeigte einige Beispiele      Birgit Lotz, Stadtbücherei Frankfurt
ihrer erfolgreichen Bibliotheksarbeit      am Main, brachte mit ihrem Vortrag

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Aufsätze · Vorträge

Bibliotheken im demographischen Wandel – Zeitreise in eine Bibliothek
des Jahres 2030
Von Heinz Kolz und Dr. Anja Mielke

 Der demographische Wandel wird ab etwa 2010 die Bevölkerung in Deutschland deutlich verändern. „Wir werden
 weniger, wir werden älter und wir werden bunter“, lautet die kurze Beschreibung der Bevölkerungsentwicklung, die
 erwartet wird. Wie können sich Bibliotheken auf diesen Wandel vorbereiten, war die zentrale Frage eines Vortrages
 sowie einer anschließenden kreativen Zeitreise ins Jahr 2030 mit den Teilnehmern der Bibliothekskonferenz.

  Der demographische Wandel wird          dung 2). So erhalten Familien bei der   Schuljahr Zuschüsse zu den Kosten,
ab etwa 2010 die Bevölkerung in           Geburt, bei der Einschulung und jedes   die Kinder „verursachen“. Weil sich
Deutschland deutlich verändern. „Wir
werden weniger, wir werden älter
und wir werden bunter“, lautet die
kurze Beschreibung der Bevölkerungs-
entwicklung, die erwartet wird. Wie
können sich Bibliotheken auf diesen
Wandel vorbereiten, war die zentrale
Frage eines Vortrages sowie einer an-
schließenden kreativen Zeitreise ins
Jahr 2030 mit den Teilnehmern der Bi-
bliothekskonferenz.

  Im Jahr 1900 hatte die Bevölkerung
quasi noch die Form einer Pyramide.
In deren Sockel gab es viele junge
Menschen, mit steigendem Lebensal-
ter wurde sie schlanker. 1950 haben
die beiden Weltkriege deutliche Ein-
schnitte in der Pyramide hinterlassen.
Der Pillenknick und veränderte Ein-
stellungen zur Familie haben ab 1965
einen Rückgang der Kinderzahl zur
Folge, der in einem schlanken Pyrami-
denfuß zum Ausdruck kommt. 2050           Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung 1900-2050
wird die Pyramide eine bauchige Form
annehmen mit wenigen Jungen und
vielen Älteren (Abbildung 1). Im eu-
ropäischen Vergleich hat Deutschland
eine der niedrigsten Geburtenraten
mit 1,34 Kindern pro Frau. In Irland
und Frankreich dagegen liegt Zahl
der Kinder pro Frau auf einem Niveau
von 1,89 und somit nahe an der für
die Bestandserhaltung notwendigen
Geburtenrate von 2,1. Nach Experten-
einschätzung ist in Irland die positive
Einstellung junger Paare zum Thema
Kinder trotz geringer staatlicher Un-
terstützung Ursache für die höhere Ge-
burtenzahl. Demgegenüber betreibt
Frankreich seit dem Zweiten Weltkrieg
eine gezielte Politik zur Erhöhung
der Fertilitätsrate. 1990 kam es zu ei-
ner Annäherung der französischen
und deutschen Geburtenzahlen. In
der Folge gelang es Frankreich, seine
Geburtenrate durch eine engagierte
Familienpolitik zu verbessern (Abbil-     Abbildung 2: Geburtenraten in Frankreich und Deutschland

bibliotheken heute 3 (2007) 4                                                                                   165
Aufsätze · Vorträge

die Einkommenssteuer nach der An-         umgekehrt werden, da künftig nur         riante dieser Untersuchung wurde
zahl der Familienmitglieder richtet,      eine deutlich geschrumpfte Anzahl an     in der öffentlichen Diskussion als die
sind Familien mit durchschnittlichem      Frauen als potenzielle Mütter zur Ver-   wahrscheinlichste Entwicklung aner-
Einkommen und zwei bis drei Kindern       fügung stehen.                           kannt (Abbildung 3). Sie geht von ei-
oft steuerfrei. Ein flächendeckendes                                               ner konstant niedrigen Geburtenrate
Angebot zur Kinderbetreuung macht                                                  von 1,4 aus. Die Lebenserwartung -
es für eine junge Mutter möglich, be-     Modellrechnung zur Bevölkerungs-         eine zweite, wichtige Größe der Bevöl-
reits wenige Wochen nach der Geburt       entwicklung in Rheinland-Pfalz           kerungsentwicklung - wird nach dieser
in den Beruf zurückzukehren. Darüber                                               Modellrechnung bis zum Jahr 2030 um
hinaus ist eine längere Babypause in        Das Statistische Landesamt hat         vier Jahre steigen. Bei der Zuwande-
Frankreich unüblich und der Begriff       im Jahr 2002 erstmals eine Modell-       rung, der dritten Variablen in der De-
der Rabenmutter völlig unbekannt.         rechung zum Bevölkerungswandel für       mographie, wird ein jährlicher Anstieg
Die für Deutschland skizzierte Entwick-   die Landkreise und Städte in Rhein-      von 5000 Menschen angenommen.
lung kann allenfalls über Jahrzehnte      land-Pfalz vorgelegt. Die mittlere Va-   Diese stammen derzeit vor allem aus
                                                                                   den benachbarten Ballungsräumen
                                                                                   und siedeln sich in deren ländlichen
                                                                                   Regionen im Umland an. Wie sich die
                                                                                   Zuwanderung aus anderen Ländern
                                                                                   nach Deutschland entwickeln wird,
                                                                                   ist derzeit nur schwer abzuschätzen.
                                                                                   Nach der mittleren Variante der Mo-
                                                                                   dellrechnung wird die Bevölkerung bis
                                                                                   2030 von 4 Millionen Menschen auf 3,7
                                                                                   Millionen Menschen zurückgehen und
                                                                                   damit einen Stand erreichen, den sie in
                                                                                   den 70er Jahren bereits hatte. Der Be-
                                                                                   völkerungsrückgang von 7,7 % wirkt
                                                                                   sich in den Regionen des Landes sehr
                                                                                   unterschiedlich aus (Abbildung 4). Die
                                                                                   Zusammensetzung der Altersgruppen
                                                                                   in der Bevölkerung wird sich bis zum
                                                                                   Jahr 2030 deutlich verändern (Abbil-
                                                                                   dung 5). Während sich der Anteil der
                                                                                   unter 20-Jährigen zwischen 1950 und
                                                                                   2030 nahezu halbiert, wird sich der
                                                                                   Anteil der über 60-Jährigen mehr als
                                                                                   verdoppeln. Jeder dritte Bürger wird
Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung in Rheinland-Pfalz 1950-2030                  im Jahr 2030 älter als 60 Jahre sein. Der
                                                                                   zunehmende Anteil der Senioren und
                                                                                   die explosionsartig steigende Zahl der
                                                                                   Hochbetagten wird die Gesundheits-
                                                                                   und Sozialsysteme, aber auch die loka-
                                                                                   len Versorgungsstrukturen vor große
                                                                                   Herausforderungen stellen.

                                                                                   Zukunftsradar 2030 – die Herausfor-
                                                                                   derungen der Zukunft heute angehen

                                                                                     Im Projekt „Zukunftsradar 2030“
                                                                                   entwickelt     die    Zukunftsinitiative
                                                                                   Rheinland-Pfalz (ZIRP) Szenarien für
                                                                                   das Jahr 2030 und leitet aus diesen
                                                                                   Visionen      Handlungsempfehlungen
                                                                                   für die Gegenwart ab. Dazu wird die
                                                                                   international anerkannte Foresight-
                                                                                   Methode genutzt, die sich vor allem
                                                                                   auf Experten-Workshops stützt, um
                                                                                   Erkenntnisse über die Zukunft zu er-
                                                                                   arbeiten. In einer Reihe von Sitzungen
                                                                                   wurden nacheinander vier zentrale
Abbildung 4: Bevölkerungsrückgänge in Rheinland-Pfalz nach Regionen                Themenfelder zum demographischen

166                                                                                             bibliotheken heute 3 (2007) 4
Aufsätze · Vorträge

Wandel als Herausforderung für die       Bibliotheken im Jahr 2030 –               mein Blick auf Reihen von besetzten
Kommunen, die Arbeitswelt, das Mit-      ein Bericht aus der Zukunft               Bildschirmen, zum Teil über einem
einander der Generationen und die                                                  Sessel montiert, sowie auf einladende
Marktchancen analysiert.                   Im Rahmen der Fachkonferenz der         Sofas und Leseecken. „Internet, Daten-
  Gemeinsam mit den Experten wur-        Bibliotheksfachstellen in Deutschland,    banken, E-Learning und Selbstbedie-
den Szenarien für das Jahr 2030 sowie    am 17. September 2007 in Neustadt,        nungsterminals bestimmen unseren
Handlungsvorschläge für die Gegen-       wurden die Ergebnisse der ZIRP vor-       Arbeitsalltag als Bibliotheksmitarbei-
wart entwickelt. Für die landeswei-      gestellt und diskutiert. Eine kreative    ter“, meint Frau Bucher. „Wir verste-
te Öffentlichkeitsarbeit wurden die      Zeitreise der Konferenzteilnehmer in      hen uns als Berater im Dschungel der
Arbeitsergebnisse zum jeweiligen         eine Bibliothek des Jahres 2030 brach-    gedruckten Bücher und elektronischen
Themenfeld in zehn kurzen Leitthe-       te eine Vielzahl von Ideen, wie sich      Informationen“, sagt sie lachend.
sen zusammengefasst. Rund 90 Ver-        die Zukunft der Büchereien darstellen     „Während früher die Verwaltung der
anstaltungen mit unterschiedlichem       könnte. Diese Visionen wurden von         Buchbestände unsere Hauptaufga-
Fokus dienten dazu, die Ansätze mit      der ZIRP ausgewertet und im Internet      be war, ist es heute die Beratung zur
unterschiedlichen Zielgruppen und        zum Nachlesen bereitgestellt (www.        Nutzung der Onlinebibliotheken. Dem
in verschiedenen Regionen zu dis-        zukunftsradar2030.de).                    Bibliotheksbesucher stehen nun die
kutieren. Ein Internetportal zum de-                                               wichtigsten Buchbestände weltweit
mographischen Wandel bietet allen          Das folgende Szenario greift die        online zur Verfügung“, meint sie. Eine
Interessierten die kompletten Arbeits-   Ideen auf und beschreibt den Besuch       Gruppe Asiaten geht vorbei. Auslän-
ergebnisse, eine umfangreiche Linkli-    in einer Bibliothek des Jahres 2030:      der, die sich in Deutschland ansiedeln,
ste zu Internetseiten, ein Verzeichnis                                             könnten ihr Heimweh nirgendwo bes-
mit vorbildlichen regionalen Projekten     „Wir bieten unseren Kunden mo-          ser verarbeiten als online in der Natio-
und weitere Hintergrundinformati-        dernste Bibliothekstechnik und Lese-      nalbibliothek ihres Herkunftslandes.
onen     (www.zukunftsradar2030.de).     wellness…“                                  Doch trotz aller Digitalisierung wer-
Publikationen, Presseberichte und          Wir schreiben das Jahr 2030 und ich     de das Buch von jedem weiterhin gerne
Ausstellungen tragen dazu bei, Ent-      betrete soeben die Stadtbibliothek.       in die Hand genommen. Den Flachbild-
scheidungsträger für die Gestaltung      „Das Buch lebt!“ steht auf einem Pla-     schirm für Kopfkissen oder Strandla-
der Aufgaben zu gewinnen und die         kat in der lichtdurchfluteten Eingangs-   ken gäbe es immer noch nicht. „Einen
Bevölkerung für das Thema zu inte-       halle. „Herzlich willkommen in un-        deutlichen Trend zum Buch stellen wir
ressieren. „Die Herausforderungen des    serer modernen Wohlfühlbibliothek“,       auch bei denjenigen fest, die beruflich
demographischen Wandels als Chance       begrüßt mich Bibliotheksdirektorin        zu viel Zeit am Bildschirm verbringen
zu begreifen, ist Voraussetzung für      Frau Bucher, eine blonde Dame um die      müssen“, sagt die Bibliotheksdirekto-
eine positive Zukunftsgestaltung“, so    fünfzig Jahre alt. „Wir bieten unseren    rin. Wir gehen vorbei an zahlreichen
der stellvertretende ZIRP-Vorsitzende,   Kunden modernste Bibliothekstechnik       gefüllten Bücherregalen sowie an
Ministerpräsident Kurt Beck, zur Ziel-   und Lesewellness“, sagt sie. Als wir      schmökernden und studierenden Le-
setzung der Projektarbeit.               den Medienraum betreten, schweift         sern verschiedensten Alters. „Apropos
                                                                                   Generationen-Mix und alternde Bevöl-
                                                                                   kerung: Wir möchten als Bibliotheken
                                                                                   Impulsgeber in einer alternden Gesell-
                                                                                   schaft sein“, meint Frau Bucher. Die
                                                                                   Anzahl der über sechzigjährigen Leser
                                                                                   sei bis zum Jahr 2030 stark gewachsen.
                                                                                   Unser Blick fällt auf meterlange Buch-
                                                                                   bestände mit der Aufschrift „Fit im Al-
                                                                                   ter“. „Wir haben die Benutzerführung
                                                                                   auf die Bedürfnisse älterer Menschen
                                                                                   und Brillenträger ausgerichtet. Die
                                                                                   Forderung nach einer Seniorenbiblio-
                                                                                   thek haben wir allerdings abgelehnt,
                                                                                   weil wir in einer Befragung herausge-
                                                                                   funden haben, dass unsere mobilen Äl-
                                                                                   teren die gleichen Themen interessie-
                                                                                   ren wie unsere jüngeren Kunden. Was
                                                                                   wir allerdings eingerichtet haben, ist
                                                                                   ein mobiler Service für alle diejenigen,
                                                                                   die nicht in der Lage sind uns aufzusu-
                                                                                   chen“, sagt Frau Bucher.

                                                                                     Die „Familienbibliothek“ und Treff-
                                                                                   punkt der Generationen
                                                                                     Ein kleines Mädchen mit Bilderbuch
Abbildung 5: Anteile der Altersgruppen 1950-2030                                   hüpft auf einem Bein vor einem Regal.

bibliotheken heute 3 (2007) 4                                                                                         167
Aufsätze · Vorträge

„Wie steht es eigentlich um Kinder- und   Eine Firma aus der Automobilindustrie        „Unterschiedlichste     Nutzergruppen
Familienfreundlichkeit?“, frage ich.      hat ihre komplette Fachbibliothek und        mit verschiedensten Anforderungen
„Die Stadt hat sich dazu entschieden,     deren Aktualisierung outgesourct. Die        besuchen Büchereien, wie Kinder, jun-
das Angebot der Bibliothek für jun-       Mitarbeiter haben auch während der           ge Eltern und Migranten.“ Insofern
ge Familien und Kinder auszubauen.        Arbeitszeit die Möglichkeit, sich ein        seien zum Beispiel Lese- und Sprach-
Sie wissen, dass die Kommunen heute       Fachbuch vom Kurierfahrer des Unter-         förderung sowie mehrsprachige Buch-
die jungen Familien als das wichtigste    nehmens an den Arbeitsplatz liefern          bestände selbstverständlich.
Zukunftskapital ansehen. Mit einem        zu lassen“, sagt Frau Bucher. Der Se-          Auf einem Plakat steht „Gleiche Bil-
größeren Betrag der Stadt könnten         minarteilnehmer pfeift anerkennend.          dungschancen für alle“. Frau Bucher
wir einen Lesebereich für Mütter mit      „Eine andere Firma der chemischen            deutet mit der Hand auf das Plakat.
Kindern einrichten“, antwortet Frau       Industrie finanziert uns den Zugang          Auf Initiative des Kulturstaatsministers
Bucher. Ein älterer Herr sagt im Vorü-    zur größten amerikanischen Fachbibli-        haben die Bundesländer im Jahr 2010
bergehen zu uns: „Lesen hält Geist und    othek für Chemie. Seitdem wir diesen         ein einheitliches Bibliotheksgesetz
Körper fit und ist deshalb ein Jung-      haben, gewinnen wir immer mehr Che-          eingeführt. „Büchereien sollen den
brunnen für uns Ältere.“ Frau Bucher      miestudenten und Wissenschaftler, die        freien und demokratischen Informa-
lächelt. „Ach, das war Herr Altinger“,    überregional unser Angebot nutzen.           tionszugang für Bürger aller sozialen
sagt sie. „Er ist gerade auf dem Weg      Gerade sind wir dabei, eine Koopera-         Schichten sicherstellen. Bibliotheken
zum Themengespräch für Jung und           tion mit allen Weiterbildungsträgern         wurden mit diesem Gesetz zur Pflicht-
Alt, einer unserer generationenüber-      der Region abzuschließen. Wir wer-           aufgabe für alle Gemeinden mit mehr
greifenden Angebote.“ Herr Altinger       den deren Budgets für Fachliteratur          als 3000 Einwohnern. In der Folge gab
winkt grüßend dem hüpfenden Mäd-          übernehmen und für die gewünschten           es ein groß angelegtes Programm, um
chen zu. „Als ein wichtiger Ort der Be-   Schriften sorgen“, sagt die Bibliotheks-     das Angebot der Bibliotheken zu ver-
gegnung möchten wir alle Altersstufen     direktorin.                                  mitteln“, sagt Frau Bucher. Ich hole
über das Buch beziehungsweise über                                                     meinen Bibliotheksbenutzerausweis
elektronische Medien miteinander ins        Bibliothekare als Informationsde-          aus der Tasche und frage: „Wie viele
Gespräch bringen.“ Die Bücherei sei       tektive                                      Bürger besitzen eigentlich einen Besu-
Treffpunkt, Anlaufstelle und Lernort        An einer Station für automatische          cherausweis?“ „Wir finden es toll, dass
der Generationen.                         Ausleihe und Mediensortierung ma-            heute nahezu hundert Prozent der
                                          chen wir Halt. Auf Rollbändern fahren        Bevölkerung einen hat und, dass die-
   Lernzentrum Bibliothek                 Bücher an uns vorbei. „Tja, teils hat        ser für alle Büchereien in Deutschland
   Wir gehen an einigen Seminarräu-       die Maschine nun den Mitarbeiter er-         gilt. Heute ist jeder Bundesbürger im
men vorbei. „Stichwort lebenslanges       setzt“, sage ich. „Jein, das Arbeitsprofil   Jahresdurchschnitt 27-mal in einer Bi-
Lernen: auch bieten wir ein breites An-   der Bibliothekare hat sich in den ver-       bliothek. Bei uns liegt der Wert mit 63
gebot für die berufliche und persön-      gangenen Jahren deutlich verändert“,         Besuchen deutlich darüber. Vielleicht
liche Weiterbildung, insbesondere für     meint Frau Bucher. Das Personal sei nun      kommt dies auch dadurch, dass unse-
Berufstätige“, sagt Frau Bucher. Um-      insbesondere in den Bereichen Medi-          re Cafeteria den mit Abstand besten
fangreich seien die Kooperationen mit     enberatung und soziale Bibliotheksar-        Kaffee der Stadt anbietet. Wenn man
anderen Fortbildungseinrichtungen,        beit tätig. „Könnten Sie mir bitte mal       beim Kaffeetrinken auch noch nach
Arbeitsämtern, Verbänden und Un-          helfen, ich komme mit der Benutzer-          einem Buch greift, bin ich zufrieden“,
ternehmen. Seminarteilnehmer unter-       Führung für die amerikanische Nati-          meint Frau Bucher.
schiedlichsten Alters treten aus einem    onalbibliothek nicht zurecht?“, fragt          Eine Grundschulklasse betritt den
Unterrichtsraum. „Tja, der Ruhestand      wie auf Bestellung eine Frau mittleren       Medienraum. „Wie steht es eigentlich
für Arbeitnehmer beginnt ja im Jahr       Alters einen Mitarbeiter.                    um die Zusammenarbeit mit Schulen?“,
2030 erst im Alter von Ende sechzig         „Bibliotheken stellen heute weniger        frage ich. „Wir kooperieren intensiv
Jahren oder sogar später“, sage ich.      Informationen selbst zur Verfügung,          mit Schulen und anderen Bildungs-
„Das bedeutet natürlich ebenfalls, dass   sondern tragen vor allem dazu bei, di-       und Kultureinrichtungen“, antwortet
junge bis ältere Arbeitnehmer stets ihr   ese aufzubereiten, auszuwählen und           Frau Bucher. „Unser Angebot ist eng
berufliches Fachwissen aktualisieren,     zu vermitteln“, sagt Frau Bucher. Das        verzahnt mit dem Unterrichtsplan der
ihre Medien- und Sozialkompetenz          Wichtigste sei weiterhin der Mensch,         Schulen. In allen Klassenstufen vermit-
ausbauen sowie an Weiterbildungen         der sehr gut ausgebildete hoch moti-         teln wir altersgerecht Medienkompe-
teilnehmen.“ Ein Seminarteilnehmer        vierte Bibliothekar mit dem Hang zum         tenz.“
von etwa vierzig Jahren sagt zu uns:      Informationsdetektiv.
„Jeder Berufstätige ist heute selbst                                                      Die digitale Weltbibliothek
verantwortlich für den Marktwert sei-       Bibliothek für alle                           Ein älterer, grauhaariger Mann, Herr
ner Arbeitskraft.“ Frau Bucher berich-      In der Leseecke hört man Flüstern          Weiß, murmelt am Onlinekatalog vor
tet uns von den erfolgreichen Koope-      in Deutsch, Englisch und Türkisch so-        sich hin: „O weh, das Buch, das ich
rationen mit Unternehmen, die in der      wie Kinderlachen. Ein älterer Mann           suche, gibt es nur in Köln, New York
Stadt ansässig sind. „Die Bestände an     in abgewetzter Kleidung setzt sich           und Oslo!“ Ich schaue von ihm zu Frau
Büchern und Hörbüchern zum Erwerb         in einen Sessel. „Wir verstehen uns          Bucher. „Kann man eigentlich heu-
von Fremdsprachen werden jährlich mit     als Bibliothek für alle Bürger - früher      te von einer digitalen Weltbibliothek
einem Sponsoringbeitrag eines export-     waren wir mehr eine Einrichtung für          sprechen?“, frage ich sie. „Ja, Büche-
orientierten Unternehmens finanziert.     Bildungsbürger“, sagt Frau Bucher.           reien arbeiten über nationale Gren-

168                                                                                                bibliotheken heute 3 (2007) 4
Aufsätze · Vorträge

zen hinweg zusammen, sind komplett         lächelnd. „Bibliotheken erfüllen die          vom Landesverband Hessen im Deutschen
miteinander vernetzt“, antwortet sie.      verschiedensten Funktionen, auch für          Bibliotheksverband e.V. Gießen 2005.
„Und was ist, wenn ich in Klein-Kle-       die Kommunen. Sie sind Informations-          Die Bibliothek der Zukunft. Fachkongress
ckersdorf ein Buch haben möchte, das       , Erlebnis- und Veranstaltungsorte für        für öffentliche Bibliotheken und Schulen
es nur in Hintertupfingen gibt?“, fragt    jede Altersgruppe und Nationalität“,          aus Anlass des 80-jährigen Jubiläums der
Herr Weiß. „Alle deutschen Fachstel-       meint sie. Dementsprechend werde              Staatlichen Büchereistelle Rheinhessen-
len bieten den gleichen Leistungskata-     großer Wert auf attraktive und multi-         Pfalz. 12. September 2001. Tagungsband.
log an“, antwortet Frau Bucher. „Die       funktionale Raumgestaltung gelegt.            Hrsg. von der Staatlichen Büchereistelle
Trennung zwischen wissenschaftlichen          Wir gehen in Richtung Ausgang.             Rheinhessen-Pfalz. Neustadt/Weinstraße
und öffentlichen Bibliotheken ist auch     „So, nun sind wir am Ende meiner Füh-         2002.
aufgelöst. Wir arbeiten konstruktiv zu-    rung angelangt“, meint Frau Bucher.           Bibliothek 2007. Strategiekonzept. Hrsg.
sammen, besitzen einheitliche Netze        „Zusammenfassend gesagt haben Bi-             von Bertelsmann Stiftung, Bundesvereini-
und einen elektronischen Büchereien-       bliotheken in den vergangenen zwei            gung Deutscher Bibliotheksverbände e.V.
verbund.“ Herr Weiß seufzt erleichtert.    Jahrzehnten deutliche Veränderungen           Von Gabriele Beger u.a. Gütersloh 2004.
„Das nenne ich Kundenservice“, sagt        erfahren“, sagt sie. Die Hauptgründe          Bibliothek 2007. Internationale Best-Prac-
er lächelnd. „Dem Nutzerwunsch nach        dafür lägen im demographischen Wan-           tice-Recherche. Hrsg. von Bertelsmann
ortsunabhängigem schnellen Infor-          del, technologischen Fortschritt, in der      Stiftung, Bundesvereinigung Deutscher
mationszugang wird entsprochen“,           Wissensgesellschaft sowie der Globali-        Bibliotheksverbände e.V. Gütersloh 2004.
meint die Bibliotheksdirektorin. Flä-      sierung. Sie blickt auf beratendes und
chendeckend könnten Büchereien als         recherchierendes Bibliothekspersonal.
virtuelle Einrichtung rund um die Uhr      „Dienstleistung wird bei uns groß ge-         Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP)
genutzt werden. Frau Bucher macht          schrieben. Das wird auch in den näch-
                                                                                           Die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz
eine kreisende Armbewegung. „Di-           sten Jahren eine permanente Heraus-           (ZIRP) ist eine Public Private Partnership
gitale Medien kann man über das In-        forderung für uns bleiben.“                   (PPP)-Einrichtung), die von der Landesre-
ternet abrufen, ein Bibliotheksbesuch                                                    gierung sowie mehr als 70 Unternehmen,
ist nicht mehr zwingend nötig“, sagt                                                     Institutionen und Persönlichkeiten aus
sie. „Toll sind auch ihre Info-Stationen                                                 Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kul-
mit Datenbanken, die sie überall in        Literatur                                     tur getragen wird. Hauptaufgabe der
der Stadt eingerichtet haben, zum Bei-                                                   ZIRP ist es, die Zukunftsentwicklung von
                                           Seefeldt, Jürgen / Syré, Ludger: Portale
spiel an Parkbänken, Bushaltestellen                                                     Rheinland-Pfalz durch Projektinitiativen
                                           zu Vergangenheit und Zukunft - Biblio-
und am Bahnhof“, werfe ich ein. Frau                                                     zu fördern und das Land im weltweiten
                                           theken in Deutschland. Mit einem Vor-
Bucher nickt. „Praktisch ist außerdem,                                                   Standortwettbewerb der Regionen zu
                                           wort von Barbara Lison. Hrsg. im Auftrag
dass heute jedes UMTS-Handy einen          von Bibliothek & Information Deutsch-         unterstützen (www.zirp.de).
Zugang zur Bibliothek am Ort oder          land e.V. (BID). 3., überarb. Aufl. Hildes-
                                           heim, Zürich, New York 2007.                     Die Autoren danken Herrn Dr. Stephan
der Region hat“, bemerkt sie. „Der
                                                                                         Fliedner, Direktor der Bibliotheken der
Ausweis-Chip liest das Interessenprofil    Hessischer Bibliothekstag 2005 Bad Hom-       Stadt Mainz, für seine fachlichen Hinwei-
des Nutzers und teilt ihm spezifische      burg. Zukunft der Bibliotheken - Biblio-      se und die kritische Durchsicht des Ma-
Informationen und Neuerscheinungen         thek der Zukunft. Tagungsband. Hrsg.          nuskripts.
mit.“
   An einem Computer mit Schild
„Books on demand“ sitzt Frau Lern-
berg, eine Studentin mit Brille. Die
Bibliotheksdirektorin und ich schauen
ihr über die Schulter. „Die eigene Her-
stellung eines gewünschten Produkts
ist hier kinderleicht“, sagt Frau Lern-
berg. „Sie müssen einfach Lesewunsch,
Redaktion, elektronische Herstellung
eingeben und schon ist das Endpro-
dukt fertig“, erklärt sie.

  Informationsdienstleistung in an-
genehmen Ambiente
  Wir folgen dem Duft von Kaffee und
Gebäck und erreichen das Café und die
Ruhezonen. „Alle Räume in Ihrem Haus
sind sehr ansprechend und einladend
gestaltet: schöne Farben, viel Glas,
geschmackvolle und bequeme Sitzge-
legenheiten ...“, bemerke ich. „Uns ist    Heinz Kolz ist Geschäftsführer der Zu-        Dr. Anja Mielke ist Projektmitarbeite-
der Wellness- und Lebensqualität-Ge-       kunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP)       rin der ZIRP.
danke sehr wichtig“, sagt Frau Bucher      Foto: privat                                  Foto: privat

bibliotheken heute 3 (2007) 4                                                                                                169
Kleinere Beiträge · Statistik

                      KLEINERE BEITRÄGE
                      1. Statistik

                    Gesamtstatistik Rheinland-Pfalz 2006 –
                    Kommunale und kirchliche Öffentliche Bibliotheken
                      Wie im vergangenen Jahr wird die          Deutschen Bibliotheksstatistik (www.       verschiedenen Formaten (HTML, Excel,
                    Gesamtstatistik aller kommunalen und        bibliotheksstatistik.de) im Bereich        csv) exportiert werden.
                    kirchlichen Öffentlichen Büchereien         „Variable Auswertungen“ zusammen-
                    an dieser Stelle nur zusammenfassend        stellen. Nach der Einstellung diverser
                                                                                                                             Thomas Oberholthaus
                    aufgeführt.                                 Filter (z.B. Bundesland, Bibliothekstyp,
                      Weitere Auswertungen lassen sich          Unterhaltsträger, …) können die Da-
                    individuell auf der Homepage der            ten für die weitere Bearbeitung in drei

                                          Bibliotheken           Bestand in        Entleihungen in         Ausgaben                Ausgaben
                                           (Standorte)         Medieneinheiten     Medieneinheiten         Erwerbung                gesamt

                    Kommunale                  376                3.900.282            9.339.063           2.484.169 €            21.291.413 €
                    Öffentliche              (44,5 %)              (74,1 %)             (83,5 %)             (78,3 %)               (94,2 %)
KLEINERE BEITRÄGE

                    Bibliotheken

                    Evangelische                69                 216.812              285.301              87.357 €              258.032 €
                    Öffentliche              (8,2 %)               (4,1 %)              (2,6 %)               (2,8 %)               (1,1 %)
                    Büchereien

                    Katholische                399                1.150.406            1.552.044            601.248 €             1.056.787 €
                    Öffentliche              (47,3 %)              (21,8 %)             (13,9 %)             (18,9 %)               (4,7 %)
                    Büchereien

                    Gesamt                     844                5.267.500            11.176.408          3.172.774 €            22.606.232 €
                    Rheinland-Pfalz          (100 %)               (100 %)              (100 %)              (100 %)                (100 %)

                    Berichtigung:
                    Korrektur zur Landesstatistik 2006 der wissenschaftlichen Bibliotheken in Rheinland-Pfalz
                      Die in Heft 3/2007 unserer Zeitschrift    rektur. Bitte ändern Sie auf Seite 121     die richtige Zahl 3.983 (laufende Zeit-
                    auf den Seiten 120 und 121 abge-            unter der vertikalen Nr. 6 bei der „PLB    schriften).
                    druckte WB-Statistik 2006 ist in einem      Speyer“ unter der horizontalen Nr. 141       Wir bitten den Fehler zu entschuldi-
                    Punkt fehlerhaft und bedarf der Kor-        (Zeitschriften) die falsche Zahl 800 in    gen.

                      2. Bibliothekspolitik

                    Kulturelles Erbe und neue Medien:
                    wissenschaftliche Bibliotheken in Rheinland-Pfalz
                    Ein Interview mit Ralf Werner Wildermuth

                     Ralf Werner Wildermuth ist Direktor der Universitätsbibliothek Kaiserslautern und Vorsitzender des Beirates für das wis-
                     senschaftliche Bibliothekswesen in Rheinland-Pfalz. Im nachfolgenden Interview geht es um die Schwerpunktthemen
                     und Probleme, die die wissenschaftlichen Bibliotheken im Land zur Zeit intensiv beschäftigen. Die Fragen stellte Barbara
                     Koelges.

                    170                                                                                                  bibliotheken heute 3 (2007) 4
Kleinere Beiträge · Bibliothekspolitik

  Herr Wildermuth, können Sie für        die Hintergründe und das Konzept er-          der modernen Wissensgesellschaft.
unsere Leser kurz die Funktion des       läutern?                                      Das LBZ will gleichsam als regionalbi-
Beirates für das Wissenschaftliche Bi-                                                 bliothekarische „Clearingstelle“ eine
bliothekswesen erläutern?                  Angeregt durch eine Ausstellung             Infrastruktur aufbauen, die den heu-
                                         im Landtag von Nordrhein-Westfalen,           tigen Anforderungen für eine tech-
  Der Beirat ist ein durch Verwal-       die auf bedeutende Erwerbungen der            nisch erfolgreiche und nachhaltige,
tungsvorschrift des zuständigen Mi-      wissenschaftlichen Bibliotheken des           internationale Standards einhaltende
nisteriums gesetzlich legitimiertes,     Landes und deren Leistung hinwies,            Digitalisierung nennenswerter Men-
mindestens zweimal jährlich tagendes     schlug die Direktorin der UB Trier, Frau      gen landeskundlicher Literatur durch
Gremium, zusammengesetzt aus den         Dr. Müller, vor anderthalb Jahren eine        kooperierende Einrichtungen gerecht
Leiterinnen und Leitern aller Uni-       Ausstellung ähnlicher Art vor. Der Bei-       wird. Das LBZ und die UB Trier werden
versitätsbibliotheken, der Bibliothek    rat griff diesen Vorschlag zur Selbst-        damit an den Start gehen. Interesse
der Deutschen Hochschule für Ver-        darstellung gerne auf. In ein bis zwei        haben außerdem bereits die Stadtbi-
waltungswissenschaften Speyer, dem       Vitrinen pro teilnehmender Bibliothek         bliotheken Mainz, Trier und Worms
Landesbibliothekszentrum, den Stadt-     und auf ergänzenden Stellflächen wer-         angemeldet.
bibliotheken Mainz, Trier und Worms,     den exemplarisch kulturelles Erbe und           Darüber hinaus ist – wiederum auf
der Bibliothek des Bischöflichen Prie-   aktuelle Leistungsschau verknüpft.            Anregung der UB Trier – angedacht,
sterseminars Trier, einiger Fachhoch-                                                  im Rahmen der Schwerpunktinitiative
schulbibliotheken im turnusmäßigen                                                     „Digitale Information“ der Deutschen
Wechsel und der vom Ministerium mit        Der Landtag hat beschlossen, für            Forschungsgemeinschaft       ein    Lan-
den Belangen für die bibliothekarische   den Erhalt des kulturellen Erbes in           desprojekt zur Digitalisierung der in
Ausbildung und Prüfung beauftragten      den Bibliotheken des Landes Mittel in         den nationalen Verzeichnissen nach-
Geschäftsstelle. Beauftragte des Mini-   Höhe von je 25.000 Euro für die Jahre         gewiesenen Drucke des 16. und 17.
steriums und ggf. weitere Gäste neh-     2007 und 2008 für konkrete Restau-            Jahrhunderts aus Verlagsorten im heu-
men an den Sitzungen teil.               rierungsvorhaben zur Verfügung zu             tigen Rheinland-Pfalz auf die Beine zu
  Der Beirat vertritt die fachlichen     stellen. Ist dies ein Schritt in die rich-    stellen. Damit wäre Rheinland-Pfalz
Belange der wissenschaftlichen Bibli-    tige Richtung?                                das erste aller Bundesländer, das „sei-
otheken – für das öffentliche Biblio-                                                  ne“ historische Buchproduktion quasi
thekswesen gibt es ein Pendant – und        Eine rhetorische Frage! Selbstver-         vollständig im Volltext digital über das
berät das Ministerium in Bibliotheks-    ständlich ist dies ein Schritt in die rich-   Internet präsentieren könnte.
angelegenheiten.                         tige Richtung. Die Anregung hierfür
                                         kam ja wiederum aus dem Beirat. In
                                         den Bibliotheken des Landesbiblio-              Elektronische Medien in Form von
  Welche Themen sind für die Wissen-     thekszentrums, den wissenschaftlichen         E-Books, Datenbanken etc. nehmen
schaftlichen Bibliotheken in Rhein-      Stadtbibliotheken, aber auch den kirch-       an Bedeutung mehr und mehr zu.
land-Pfalz und den Beirat im Moment      lichen wissenschaftlichen Bibliotheken        Wie gestalten die wissenschaftlichen
von besonderer Bedeutung?                lagern manche handschriftlichen und           Bibliotheken im Land bei ihrer Erwer-
                                         gedruckten Schätze, die nicht nur kul-        bungspolitik das Verhältnis zwischen
Stichwortartig aufgezählt, sind dies:    turelles Erbe rheinland-pfälzischer Re-       gedruckten und elektronischen Me-
• das Bewahren und das Erschließen       gionen, sondern damit auch deutsches          dien? Wo setzten sie ihre Schwer-
   des kulturellen Erbes in Rheinland-   bzw. europäisches Kulturgut sind. Be-         punkte? Wie sehen Sie hier die Ent-
   Pfalz,                                wahrung und Erhaltung dieser Schätze          wicklung in der Zukunft?
• eine Richtlinie zur Bestandsausson-    durch Restaurierung und ggf. Digita-
   derung überholter Literatur,          lisierung ist durchaus eine politische          Der zunehmenden Bedeutung der
• das Thema Informationskompetenz        Aufgabe.                                      elektronischen Medien entspricht der
   und Kooperation der Bibliotheken                                                    zunehmende Anteil an den Erwer-
   in diesem Feld,                                                                     bungsausgaben. Dabei ist über die
• die Kooperation mit dem Virtuellen       Ist in diesem Zusammenhang auch             Jahre eine Verlagerung des Schwer-
   Campus Rheinland-Pfalz zur Lizen-     das vom Landesbibliothekszentrum              punkts festzustellen. Standen anfangs
   zierung elektronischer Lehrmedien     geplante und koordinierte Projekt             hauptsächlich bibliographische Daten-
   für Fachhochschulen,                  zur Digitalisierung landeskundlicher          banken im Zentrum, so sind es heu-
• eine Ausstellung der wissenschaft-     Buchbestände rheinland-pfälzischer            te vor allem die elektronischen Zeit-
   lichen Bibliotheken im Landtag,       Bibliotheken zu sehen und können Sie          schriften, die meist im Rahmen von
• und in jeder Sitzung die Ausbildung    uns kurz die Planungen erläutern?             Konsortien zusammen von mehreren
   von Bibliotheksreferendarinnen und                                                  Bibliotheken oft über die Grenzen
   -referendaren.                          In der Tat. Zum einen ist die Digi-         einzelner Bundesländer hinweg er-
                                         talisierung, wie gesagt, ein Mittel           worben werden. Die Bibliotheken sind
                                         zur Bewahrung unseres kulturellen             hier sehr dankbar, dass das Ministeri-
   Herr Wildermuth, die wissenschaft-    Erbes. Zum anderen gewährleistet sie          um für Bildung, Wissenschaft, Jugend
lichen Bibliotheken im Land planen       die Bereitstellung des Erbes für alle         und Kultur aus zentralen Mitteln rund
eine Ausstellung im Landtag für das      interessierten Bürgerinnen und Bür-           73.000 Euro zur Lizenzierung der etwa
Jahr 2008. Würden Sie uns bitte kurz     ger und reicht damit in den Kontext           1.200 elektronischen Zeitschriften der

bibliotheken heute 3 (2007) 4                                                                                             171
Kleinere Beiträge · Bibliothekspolitik

Springer-Verlagsgruppe für alle wis-                                                  in diesem und im nächsten Jahr vor-
senschaftlichen Bibliotheken in Rhein-                                                gesehenen rund 170 neuen Stellen
land-Pfalz zur Verfügung stellt; freilich                                             im Hochschulbereich und die bis 2010
ist dies vergleichsweise wenig, wenn                                                  erwarteten zusätzlichen 5.800 Studi-
man mal schaut, was in benachbarten                                                   enanfänger auch in die Bibliotheken
Bundesländern zentral für Konsortien                                                  drängen und neben Service und
aufgebracht wird.                                                                     Arbeitsplätzen Bücher und lizenzierte
   Neben den elektronischen Zeit-                                                     elektronische Medien nachfragen
schriften werden die so genannten E-                                                  werden. Die Aufbruchstimmung im
Books immer mehr Gewicht erhalten,                                                    Bildungsbereich und in der Wirtschaft
seien es Nachschlagewerke oder auch                                                   darf einfach nicht an den rheinland-
Lehrbücher und Grundlagenliteratur                                                    pfälzischen Bibliotheken vorbei ge-
für das Studium. Die Laptop-Generati-                                                 hen.
on kann immer öfter mit Zugang über
WLAN schnell mal auf einschlägige Ka-                                                 Anmerkungen
pitel und Aufsätze zugreifen.                                                         1   Herr Wildermuth bezieht sich auf folgende
                                                                                          Studie:
                                                                                          Die Bundesländer im Standortwettbewerb
                                                                                          2005 / Norbert Berthold; Holger Fricke;
  Wenn Sie einen Blick über die Lan-                                                      Matthias Kullas. Gütersloh: Verl. Bertelsmann-
desgrenzen hinaus werfen: Wo steht                                                        Stiftung , 2005. - 236 S.: graph. Darst. - ISBN:
das Wissenschaftliche Bibliothekswe-                                                      3-89204-771-5.
sen in Rheinland-Pfalz im Vergleich         Ralf Werner Wildermuth                        Auf S. 163 steht: „Im Erfolgsindex für den
                                                                                          Zeitraum 2002–2004 konnte das Land seinen
zum Bundesdurchschnitt?                                                                   Punktwert um 0,37 auf 6,39 Punkte erhöhen
                                            Rheinland-Pfalz nämlich feststellt, ist       und verbesserte sich damit zum vierten Mal
  Wir haben gesehen, dass die Bibli-        bei einem sehr beachtlichen vorde-            in Folge. … Entsprechend verbesserte sich
                                                                                          das Land zwischen Westerwald und Pfalz im
otheken in Nischen wie kulturelles          ren Rang im Gesamterfolg unter allen          Erfolgsindex vom 7. auf den 5. Platz … Mit
Erbe sich nicht vor den Bibliotheken        Bundesländern ein Teilaspekt doch als         Rheinland-Pfalz gelingt es damit erstmals
anderer Bundesländer zu verstecken          „problematisch“ zu sehen, nämlich             einem Land, die bisherige Top fünf der Bun-
                                                                                          desländer (Hamburg, Bayern, Baden-Württ-
brauchen. Und zum Beispiel ist die UB       die vor 2005 weit unter Durchschnitt          emberg, Hessen und Bremen) aufzubrechen.“
Mainz beim Angebot elektronischer           liegenden Ausgaben für die Hochschu-          Auf S. 167 steht: „Problematisch sind in die-
Medien ganz vorne unter den bundes-         len.1 Die Hochschulbibliotheken haben         sem Zusammenhang insbesondere die Aus-
                                                                                          gaben für Hochschulen. Der Punktwert für
deutschen Bibliotheken eingereiht.          dies im vergleichsweise spärlichen Mit-       diesen Wirkungsfaktor (nur noch 4,63 Punkte)
  Aber was das „Alltagsgeschäft“ an-        telfluss und der sich damit immer wei-        sinkt im aktuellen Beobachtungszeitraum zum
belangt, wünscht man sich doch, dass        ter öffnenden Schere zwischen Erwer-          vierten Mal in Folge und liegt deutlich unter
                                                                                          dem Durchschnitt aller Länder (7,44 Punkte).
von den zusätzlichen Millionen Euro,        bungsmitteln und Kundenerwartung
                                                                                          Es besteht die Gefahr, dass notwendige Inve-
die aus dem seit 2005 laufenden Lan-        an eine qualitativ und quantitativ zu-        stitionen in Humankapital sowie Forschungs-
desprogramm „Wissen schafft Zu-             frieden stellende Medienausstattung           aktivitäten ausbleiben und der Aufwärtstrend
kunft“ und im Rahmen des neuen bun-         zu spüren bekommen.                           des Landes hierdurch bedroht sein könnte.“
                                                                                      2   Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissen-
desdeutschen „Hochschulpakts 2020“             Jedenfalls wäre eine Erhöhung und          schaft, Jugend und Kultur, äußerte sich zum
 an die Hochschulen fließen, substanti-     Verstetigung der an die Bibliotheken          Hochschulpakt 2020 in einer gemeinsamen
elle Summen auch für die Literatur- und     fließenden Finanzen nötig, um den             Pressekonferenz mit der Landeshochschul-
                                                                                          präsidentenkonferenz am 10. September (s.
Informationsversorgung bereitgestellt       Vorsprung der Bibliotheken in ande-           Staatszeitung / Rheinland-Pfalz: Staatsanzei-
werden. Wie eine Ländervergleichs-          ren Bundesländern aufzuholen – allzu-         ger für Rheinland-Pfalz. Nr. 34 / 58. Jahrgang,
studie der Bertelsmann-Stiftung für         mal die laut Ministerin Ahnen2 schon          Montag, 17. September 2007. - S. 1–2).

  3. Bibliothekspraxis

Schmökern in angenehmer Atmosphäre
Renovierung der Kinder- und Jugendbibliothek der Stadtbibliothek Ludwigshafen
  Während der Sommerferien 2007             gebot an Kinder- und Jugendbüchern        mieden werden. In zwei Tagen wurde
wurde die Kinder- und Jugendbiblio-         konnte in der Erwachsenenbibliothek       der gesamte Bestand wieder einge-
thek in Ludwigshafen renoviert. Den         entliehen werden. Durch eine tat-         räumt.
Bestand von rund 28.000 Medienein-          kräftige Umräumaktion engagierter           Die Bibliothek wirkt jetzt wesentlich
heiten hatten wir während dieser Zeit       Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am       freundlicher und heller, da alle Fenster
im benachbarten Theatersaal in Rega-        Wochenende konnte eine wiederholte        erneuert, eine neue Deckenbeleuch-
len zwischengelagert. Ein kleines An-       Verlängerung der Schließungszeit ver-     tung und helle Vorhänge angebracht

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