MOBILITÄT - 05 | Juni 2021 - Transfer und Innovation ...

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MOBILITÄT - 05 | Juni 2021 - Transfer und Innovation ...
05 | Juni 2021

          SCHWERPUNK T
            MOBILITÄT
MOBILITÄT - 05 | Juni 2021 - Transfer und Innovation ...
MOBILITÄT - 05 | Juni 2021 - Transfer und Innovation ...
© Universität Passau

                                                                 Editorial
                       Liebe Leserinnen und Leser,

                       Mobilität bewegt uns alle, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. So gesehen ist es
                       natürlich kein Wunder, dass sich viele der TRIO-Partnerhochschulen auf vielfältige Wei-
                       se mit dem Thema Mobilität beschäftigen und in ganz unterschiedlichen Disziplinen
                       ganz unterschiedliche Aspekte beleuchten. Ein konkreter Anlass, diesem Thema einen
                       Schwerpunkt in unserem Transfermagazin TRIOLOG zu widmen, war der Europäische
                       Verkehrsministerrat, der im Oktober 2020 an der Universität Passau getagt hat. Pande-
                       miebedingt musste der Ministerrat zwar am Ende virtuell stattfinden, nichtsdestotrotz
                       konnten sich die niederbayerischen Partnerhochschulen in einem „Schaufenster der
                       Region“, einer analogen Ausstellung vor Ort, mit ihren Forschungs- und Kooperations-
                       projekten zum Thema präsentieren.

                            Diese Ausgabe zeigt, wie vielfältig Mobilität gedacht und erforscht werden muss: ob
                       auf der Straße, der Schiene, in der Luft, ob elektrisch oder mit Wasserstoff angetrieben,
                       ob real oder virtuell, ob technisch, gestalterisch oder juristisch. Überall tauchen offe-
                       ne Fragen und Probleme auf, die nach Antworten und Lösungen verlangen. Um diese
                       irgendwann anbieten zu können, werden auch an den TRIO-Partnerhochschulen neue
                       Ideen umgesetzt und neue Forschungsansätze verfolgt. So war es nicht schwer, dieses
                       Heft mit spannenden und interessanten Inhalten zu füllen, die einen Teil der Aktivitäten
                       darstellen, aber natürlich in keinster Weise Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Das
                       Themenspektrum ist dennoch weit: von Künstlicher Intelligenz bis zu modernster Sen-
                       sorik, von energieeffizienten Energiemöglichkeiten bis zu innovativen Antriebssystemen,
                       von Drohnen bis zu autonomen Shuttles. Mobilität – und alles, was dazu gehört, ist eine
                       der großen Herausforderungen der Zukunft. Die TRIO-Hochschulen wollen ihren Beitrag
                       dazu leisten, diese zu meistern.

                           Viel Spaß beim Lesen!

                       Ihr Prof. Dr. Tomas Sauer

                                                                                                                   3
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Inhalt                                         16   Schwerpunkt Mobilität

3
                                               16       uf dem Weg in ein multimobiles Zeitalter
                                                       A
                                                       Megatrend Mobilität – eine Einführung ins Thema

                                               20      L and in Bewegung
                                                        Wie Künstliche Intelligenz Mobilität verbessern kann

                                               24       ehen oder bleiben? Zurückkommen!
                                                       G
     Editorial
                                                       Wie junge Akademiker*innen entscheiden, wo sie leben wollen
3       Prof. Dr. Tomas Sauer
                                               26      F ortschritt auf Schienen
                                                        Die Eisenbahn als Zukunftsmodell? Ein Gespräch mit zwei

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                                                        Passauer Professoren

                                               30	
                                                  Der Mobilität der Zukunft verschrieben
                                                   Neues aus der Forschung am Technologie Campus Plattling

                                               36	
                                                  Vorwärts mit Wasserstoff
                                                  Erneuerbarer Energieträger für die Zukunft
     Meldungen                                 38       egweisend für E-Mobilität
                                                       W
6       aus den Hochschulen                            Forschung an leistungsfähigeren Akkus

                                               40	
                                                  Mobil im ländlichen Raum

12
                                                  Sensorentests und ein Shuttle für mehr Mobilität im
                                                  ländlichen Raum

                                               44       utonomes Fahren im Live-Test
                                                       A
                                                       In Regensburg ist der People Mover unterwegs

                                               46	
                                                  Über den Wolken zählen Vertrauen und Kontrolle
     Forschung in Bildern                         Wie das Potenzial (teil)autonomer Drohnen entwickelt
                                                  werden kann
12       wischen Faszination und Erkenntnis
        Z
        Forschung, festgehalten in             48      Mobiles Arbeiten in virtuellen Räumen
        eindrucksvollen Bildern                        Entwicklung einer interaktiven Kollaborationsplattform
                                                       für die Automobilindustrie

                                               50       obilität konkret
                                                       M

                                56
                                                       Projekte, Aktionen und Einschätzungen aus den
                                                       TRIO-Hochschulen zu Themen rund ums Mobilsein
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Inhalt

                                    61             64   Nahaufnahme

54
                                                   64	
                                                      Reallabore
                                                      Was steckt dahinter?

                                                   66
     Kluge Köpfe
54       rof. Dr. Ursula Regener
        P
        Vizepräsidentin der Universität
        Regensburg für Internationalisierung und
        Diversity
                                                        TRIO
                                                   66       ooperation hat viele Gesichter
                                                           K
55       r. Georg Schwab
        D
                                                           Transferstellen bringen Wissenschaft und Wirtschaft
        Geschäftsführer der AVL Software and
                                                           zusammen
        Functions GmbH
                                                   70       ie etwas andere Art der Partnervermittlung
                                                           D

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                                                           Start des TRIO-Transferportals

56	
     Standort Ostbayern
   In Highspeed die Welt vernetzen
   HiveMQ aus Landshut entwickelt Software
   für das Internet der Dinge

58	
   Koopieren lohnt sich
                                                   72
                                                   72
                                                        Science Fiction
                                                            ie Autonomation der Logistik
                                                           D
                                                           Prof. Dr. Sebastian Meißner wirft einen Blick in die Zukunft
   TRIO als Impulsgeber für

                                                   74
   Prozessoptimierungen

60
60
     Im Gespräch mit
         as geht? Was läuft? Was fährt?
        W
        Städtevertreter*innen über aktuelle
        Herausforderungen beim Thema Mobilität
                                                   74
                                                        Impressum
                                                           Impressum

                                                                                                                          5
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Wartehalle der Zukunft
                                             Unter diesem Titel sucht die Kienzler
                                             Stadtmobiliar GmbH neue, zukunfts-
                                             fähige Produktkonzepte, die ins-
                                             besondere den Anforderungen der          Fragen beschäftigen sich Studieren-
Exoskelette gestalten                        Nachhaltigkeit und den veränderten       de der TH Deggendorf bei diesem,

die Arbeitswelt der                          demographischen Bedingungen in
                                             der Zukunft gerecht werden.
                                                                                      als Ideenwettbewerb organisierten
                                                                                      Projekt, um Designkonzepte für die
Zukunft                                                                               Wartehalle der Zukunft zu erarbeiten.

                                                                                                                                Ideenskizzen. © Lukas Haslinger, Lorenz Büker, Jannik Brendel & Jessica Gross
                                             Auch technologische Entwicklungen
Schwere körperliche Belastungen gehö-        führen zu neuen Ideen und Ansätzen       „Unser Ziel ist es, ein möglichst brei-
ren in vielen Berufsfeldern zum Alltag und   in der Mobilität und der damit ver-      tes Spektrum an Konzepten und
sind vor allem in Bereichen wie Rehabili-    bundenen Infrastruktur. Doch wie         Ideen zu erhalten, die nicht unbe-
tation, Militär oder Sport ein großes The-   könnten neue Lösungen konkret aus-       dingt realisierbar sein müssen oder
ma. Exoskelette, mechanische Gerüste,        sehen? Welche neuen Anforderungen        gar unter wirtschaftlichen Aspekten
die am Körper des Menschen angebracht        werden in der Zukunft an Produkte        auch marktfähig sein sollten. Viel-
werden, können hier Abhilfe schaffen. Ak-    wie Bushaltestellen und Wartehallen      mehr geht es uns darum, zu verste-
tive Exoskelette unterstützen den Körper     gestellt? Welche Technologien wer-       hen, wie sich die Anforderungen und
bei Bewegungen und Kraftanstrengun-          den sich durchsetzen? Mit solchen        die Erwartungen an Stadtmöblierun-
gen proaktiv, um ihn zu entlasten und die                                             gen verändern könnten“, so der De-
Arbeitsbedingungen zu verbessern.                                                     signer Alexander Rybol, der zusam-
                                                                                      men mit Sebastian Hildbrand (CEO,
Das Forschungscluster Aktive Exoske-                                                  Kienzler Stadtmobiliar GmbH) und
lette – kurz ForCEs – wurde von den drei                                              Prof. Kostas Medugorac (Studien-
Technologie Campus Cham, Freyung                                                      gangsleiter Technisches Design THD)
und Hutthurm der Technischen Hoch-                                                    das Projekt ins Leben gerufen hat.
schule Deggendorf initiiert und arbeitet
mit einem interdisziplinären Team an
der Weiterentwicklung und Kombina-
tion neuer Antriebstechniken (Aktorik)
                                             Deggendorfer Online-Symposium
sowie der Integration neuer Leichtbau-       „Unternehmensführung 4.0“
prinzipien, z. B. durch Topologieoptimie-
rung. Zudem wird die Anwendbarkeit der       Wie sieht die neue Normalität mit        im Prozess der Digitalisierung und
Künstlichen Intelligenz untersucht, da-      ökonomischer, ökologischer, so-          Künstliche Intelligenz sowie span-
mit Trainingsmethoden verbessert und         zialer Nachhaltigkeit und Digitalisie-   nende Impulse zu Integrierten Ma-
Lernzeiten verringert werden können.         rung aus? Dieser Frage widmeten          nagementsystemen als agile und
Aktuell wird mit der Fakultät für Ange-      sich die rund 130 bundesweiten           nachhaltige Präventionsinstrumente
wandte Gesundheitswissenschaften ein         Teilnehmerinnen und Teilnehmer           im Unternehmen. Weiter ging es um
Prototyp eines aktiven Exoskeletts für       des Online-Symposiums „Unter-            Tax Compliance und die Steuerehr-
die unteren Extremitäten entworfen und       nehmensführung 4.0“, das unter der       lichkeit im digitalen Zeitalter sowie
im Anschluss getestet. Die Entwicklung       Schirmherrschaft von Wissenschafts-      die Automatisierung eines Tax-Com-
eines aktiven Exoskeletts für den Einsatz    minister Bernd Sibler stattfand. In 15   pliance-Managementsystems. Wie
in Handwerk und Industrie unter Einbin-      Kurzvorträgen gaben Spezialistinnen      gelebtes Risiko- & Compliance-Ma-
dung einer virtuellen Umgebung ist ge-       und Spezialisten aus der Wirtschaft      nagement im Gesundheitswesen
plant. Dabei steht neben der Reduktion       hilfreiche Tipps zur Sicherung von       funktioniert, erfuhren die Gäste in
der Arbeitslast wesentlich die Erhöhung      Existenz und Wettbewerbsfähigkeit.       weiteren Beiträgen.
der Arbeitssicherheit im Fokus. Die da-
für notwendigen Aspekte zur Steigerung       Schwerpunkte waren Praxisberichte        Im kommenden Jahr wird das Sym-
der Akzeptanz können im THD-eigenen          über Managerabsicherung, die Be-         posium am 01.04. stattfinden. Der
360°-Labor realitätsnah erprobt werden.      kämpfung von Unternehmenskri-            entsprechende Masterstudiengang
                                             minalität und Haftung bei Defiziten      startet wieder im September.
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                                                                                              KI in der
Energiewende im Fluss                                                                         Produktionslogistik
Vom Schwarzwald bis zum Schwar-         stoffen in den Ländern entlang der
zen Meer: Die Donau zählt zu den        Donau zu beschleunigen. Mit an Bord
ältesten europäischen Handels-          sind 14 Partnerinnen und Partner aus
routen und verbindet zehn Länder        ganz Europa, darunter auch die TH
miteinander. Diese Rolle kommt ihr      Deggendorf. Die Idee der Forschen-
auch im EU-Projekt DanuP-2-Gas zu.      den ist einmalig: Sie wollen Energie
Unter der Leitung von Prof. Dr. Rai-    aus Biomasse und erneuerbaren
mund Brotsack entwickelt das Team       Energiequellen – wie Sonnen- und
am Technologiezentrum Energie der       Windenergie – langfristig in Form
                                                                                              Am TZ PULS zeigt das Projektteam interessierten
Hochschule Landshut ein Konzept,        von erneuerbarem Erdgas speichern.
                                                                                              Unternehmen die praktische Umsetzung einer digi-
um die Abkehr von fossilen Brenn-       Die Folgen: Weniger CO2 in der Atmo-                  talen Infrastruktur auf. © Hochschule Landshut
                                        sphäre und eine geringere Abhängig-
                                        keit von fossilen Erdgasimporten.
                                        Das Projekt wird vom Europäischen                     Keine andere Technologie verändert der-
                                        Fonds für Regionale Entwicklung                       zeit unsere Gesellschaft und Arbeitswelt
                                        (EFRE) sowie von Instrument for Pre-                  so rapide wie die Künstliche Intelligenz.
                                        Accession Assistance (IPA) gefördert.                 Um auf dem Markt wirtschaftlich erfolg-
                                        Die gesamte Projektsumme liegt bei                    reich zu sein, braucht es nicht nur ein gu-
                                        über 2,5 Mio. Euro.                                   tes Produkt, sondern auch optimierte und
                                                                                              intelligente Produktionsabläufe. Unter
                                                                                              der Leitung von Prof. Dr. Sebastian Meiß-
                                        Das DanuP-2-Gas-Team des Technologie-                 ner beschäftigt sich ein Forschungsteam
                                        zentrums Energie (v. l.): Robert Hahn, Prof. Dr.      am Technologiezentrum für Produktions-
                                        Raimund Brotsack, Astrid Heindel, Dr. Reinhart
                                        Schwaiberger; weiteres Teammitglied (nicht im
                                                                                              und Logistiksysteme (TZ PULS) der Hoch-
                                        Bild): Dr. Tim Bieringer. © Dominik Wenzke / TZE      schule Landshut daher intensiv mit der
                                                                                              intelligenten Planung und Steuerung der
                                                                                              innerbetrieblichen Logistik. Im Projekt KI-

Bayerisch-österreichisches                                                                    ProLog entwickeln die Forschenden Kon-
                                                                                              zepte, Methoden und Algorithmen, wel-
Forschungszentrum                                                                             che die KI-basierte Produktionslogistik
                                                                                              optimieren. Sie sollen die Wettbewerbs-
In vier Jahren erfolgreicher Zu-        Dr. Nicola Hüsing und Prof. Dr. Otto                  fähigkeit und das Wachstum der Indus-
sammenarbeit entwickelten die           Huber einig. Hüsing ist Vizerektorin                  trie in der Region weiter stärken. „Unser
Hochschule Landshut und die Uni-        für Forschung und Nachhaltigkeit an                   Ziel ist es, Fehlerhäufigkeiten zu verrin-
versität Salzburg ein gemeinsames       der Universität Salzburg und über-                    gern, die Arbeitseffizienz zu steigern und
Forschungs- und Entwicklungszen-        nahm die Gesamtprojektleitung für                     Menschen bei Entscheidungen zu unter-
trum für die länderübergreifende        n2m, Huber ist Leiter des LLK und                     stützen“, so Meißner. Das Projekt läuft bis
Forschung und Lehre. Das damit ab-      betreute das Projekt federführend für                 Oktober 2024 und wird mit 600.000 Euro
geschlossene Projekt „n2m – nano        Landshut. Die Finanzierung erfolgte                   vom Bayerischen Staatsministerium für
to macro“ brachte die anwendungs-       im Rahmen des Förderprogramms                         Wissenschaft und Kunst gefördert.
orientierte Forschung des Landshu-      INTERREG Österreich-Bayern durch
ter Leichtbau-Kompetenzzentrums         die Europäische Union (Europäischer
(LLK) mit der naturwissenschaft-        Fonds für Regionale Entwicklung,
lichen Grundlagenforschung an der       EFRE). Die Gesamtsumme betrug
Universität Salzburg zusammen.          3,1 Mio. Euro.
„Eine solche Kooperation im Grenz-
gebiet Bayern-Österreich ist bisher
einzigartig und baut in den Regionen           Das Team des n2m-Projekts im Jahr 2019;
                                          erste Reihe: Prof. Dr. Nicola Hüsing (Universität
nachhaltig die Spitzenposition im Be-    Salzburg) und Prof. Dr. Otto Huber (Hochschule
reich Leichtbau aus“, sind sich Prof.                Landshut). © Hochschule Landshut
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            Stabilität des öffentlichen Stromnetzes sicherstellen
            Die OTH Regensburg leitet zusam-         ordnung ausschließlich mit fluktu-
            men mit der Max Bögl Wind AG ein         ierenden erneuerbaren Energien im
            neues Forschungsprojekt: „Netzstüt-      Inselnetzbetrieb selbst versorgen
            zung und Systemdienstleistungser-        kann. Ziel ist es jedoch nicht, dass
            bringung durch eine Industriezelle       sich Industriebetriebe grundsätz-
            mit Inselnetzfähigkeit und Erneuer-      lich im Alltag ohne das öffentliche
            baren Energien“, kurz INZELL. Es soll    Netz selbst versorgen, sondern nur
            einerseits der Inselnetzbetrieb einer    im Notfall sich weiterversorgen oder
            Industriezelle der Firmengruppe Max      Fertigungsprozesse im Falle eines
            Bögl im Falle von Versorgungsunter-      Versorgungsausfalls kontrolliert he-
            brechungen ermöglicht werden. An-        runterfahren können“ erklärt Prof.
            dererseits soll dazu beigetragen wer-    Dr.-Ing. Oliver Brückl von der OTH Re-
            den, die Stabilität des öffentlichen     gensburg.
            Stromnetzes kostengünstiger sicher-
            stellen zu können.                       Das Projekt hat eine Laufzeit von drei                               © Firmengruppe Max Bögl / Reinhard Mederer
                                                     Jahren und wird mit einem Gesamt-
            „Nach unserer Recherche dürfte es        volumen von 1,65 Mio. Euro durch das
            weltweit das erste Mal sein, dass sich   Bundesministerium für Wirtschaft                                          Handwerksbetrieb
            ein Industriebetrieb dieser Größen-      und Energie (BMWi) gefördert.
                                                                                                                               bietet Duales
                                                                                                                               Studium an
            Mehr Qualität beim Kunststoffschweißen                                                                             Die Lappersdorfer Farben Bauer
                                                                                                                               GmbH & Co. KG bietet ab dem Win-
            durch medizinische Technik                                                                                         tersemester 2021/22 die Ausbildung
                                                                                                                               in Kombination mit dem Dualen Stu-
            Ein Tomographieverfahren, das            eingesetzt werden kann, um die                                            dium Betriebswirtschaft an der OTH
            bei Augenoperationen verwendet           Qualität im Herstellungsprozess von                                       Regensburg an. Die Basis dafür ist
            wird, soll aus der Medizin auf indus-    kunststoffverschweißten Bauteilen,                                        ein Kooperationsvertrag. „Das Hand-
            trielle Prozesse übertragen werden.      beispielsweise für Elektronikgehäu-                                       werkliche“, so der Maler-, Lackierer-
            Ziel sind bessere Ergebnisse beim        se in Autos, zu verbessern. Die Er-                                       und Parkettlegemeister Hans Bauer,
            Kunststoffschweißen. Am Techno-          gebnisse aus dem Projekt GipoWeld                                         „lernt der Auszubildende am besten
            logie Campus Parsberg-Lupburg,           könnten für die Automobil-, Elekt-                                        im Betrieb.“ Die Qualifikation und die
            einem Gemeinschaftsstandort von          ronik- und Flugzeugindustrie von                                          Weiterbildung im Management sowie
            Ostbayerischer Technischer Hoch-         großem Nutzen sein. GipoWeld läuft                                        in theoretischen Fächern könnten je-
            schule Regensburg (OTH Regens-           bis zum Sommer 2023 und wird vom                                          doch kompakter und gleichzeitig fun-
            burg) und Technischer Hochschule         Bayerischen Staatsministerium für                                         dierter an der Hochschule erworben
            Deggendorf (THD), wird im Labor          Wirtschaft, Landesentwicklung und                                         werden, so der mehrfach qualifizierte
            Lasermaterialbearbeitung von Prof.       Energie (StMWi) mit einer Summe                                           Meister. Professor Claus Koss, Be-
            Dr. Stefan Hierl erforscht, wie die      von 515.000 Euro gefördert.                                               auftragter der Fakultät Betriebswirt-
            optische       Kohärenztomographie                                                                                 schaft, teilt diese Meinung und hat
                                                                                                                               ein Beispiel aus seinem Lehrgebiet
                                                                                                                               parat: Steuerrecht lasse sich an der
                                                                                      © Adelisa Dzafic / OTH Regensburg

                                                                                                                               Hochschule besser lernen, denn: „Die
                                                                                                                               für Handwerksbetriebe wichtige Bau-
                                                                                                                               abzugssteuer etwa lässt sich auf der
                                                                                                                               Baustelle nur schwierig vermitteln.“
                                                                                                                               Der Handwerksbetrieb wiederum, so
                                                                                                                               Bauer, könne von den neuen Ideen
                                                                                                                               der Auszubildenden profitieren.
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MOBILITÄT - 05 | Juni 2021 - Transfer und Innovation ...
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IT-Lösung aus Pas-
sau für die Energie-
wende von unten                            Elektromobilität innovativ gestalten
Mit dem „Clean Energy Package“             Elektrisch angetriebene Fahrzeuge        des Lehrstuhls für Marketing und

                                                                                                                                     © BMW Group
setzt die Europäische Union bei den        gewinnen zunehmend an Bedeu-             Innovation und Leiter des Passauer
Bürgerinnen und Bürgern an. Diese          tung, wenn es um die Mobilität von       Teilteams, erklärt: „Durch das direk-
sollen in kleinen, autarken Energie-       morgen geht. Die Mobilitätswende         te Kundenfeedback im Pilotbetrieb
gemeinschaften die benötigte Ener-         setzt allerdings auch voraus, dass       können Benutzerfreundlichkeit ge-
gie selbst aus erneuerbaren Quellen        Stromnetze auf Ladeprozesse aus-         steigert und eine erfolgreiche Imple-
erzeugen. Wie das gelingen kann,           gelegt sind und dabei erneuerbare        mentierung gefördert werden.“
testet das EU-Projekt „RENergetic –        Energien optimal genutzt werden
Community-empowered Sustainable            können. Im Förderprojekt „Bidirek-       Neben der Universität Passau sind
Multi-Vector Energy Islands“ an drei       tionales Lademanagement – BDL“           die BMW Group, die KOSTAL Industrie
verschiedenen europäischen Stand-          wird eine intelligente Ladetechno-       Elektrik GmbH, TenneT, die Bayern-
orten. Die IT-Lösung für alle Stand-       logie entwickelt, die Elektrofahrzeu-    werk Netz GmbH, die Forschungs-
orte wird federführend von Passau          gen ermöglicht, nicht nur Energie in     stelle für Energiewirtschaft e. V., die
koordiniert: Ein Team der Universität      die Hochvoltbatterie aufzunehmen,        Forschungsgesellschaft für Energie-
Passau um Prof. Dr. Ing. Hermann de        sondern diese auch in das öffentliche    wirtschaft mbH, das Karlsruher Ins-
Meer, Inhaber des Lehrstuhls für Infor-    oder heimische Stromnetz zurück-         titut für Technologie (KIT) sowie die
matik mit Schwerpunkt Rechnernet-          zuspeisen. Im Sommer 2021 geht           KEO GmbH beteiligt. Das auf drei
ze und Rechnerkommunikation, ist in        das Projekt in eine neue Phase. Eine     Jahre angelegte Forschungsprojekt
dem EU-Projekt für die Entwicklung         Testflotte soll die entwickelten Fahr-   steht unter der Trägerschaft des
passender IT-Systeme verantwort-           zeuge mit bidirektionaler, d. h. rück-   Deutschen Zentrums für Luft- und
lich. Die Passauer Forscher können         speisefähiger Ladetechnologie unter      Raumfahrt (DLR) und wird vom Bun-
dabei auf Erkenntnisse und Werkzeu-        Realbedingungen erproben. Ein Pro-       desministerium für Wirtschaft und
ge zurückgreifen, die sie in anderen       jektteam der Universität Passau ana-     Energie (BMWi) gefördert.
Projekten entwickelt haben, darunter       lysiert mittels verschiedener Mess-
etwa die Methode des Smart Char-           methoden die Kundenakzeptanz und
gings für E-Autos. „Ziel des Projekts      -zufriedenheit im Gesamtsystem (Zu-          Weitere Informationen
RENergetic ist es, die Effizienz und       sammenspiel von Elektrofahrzeugen,           zum Förderprojekt
Energieautarkie unter Einbindung           Ladeinfrastruktur und Stromnetzen).          finden Sie hier
der Kommunen zu verbessern und             Prof. Dr. Jan H. Schumann, Inhaber
die sozio-ökonomische Machbarkeit
solcher Energie-Inseln zu demonst-
rieren“, erklärt Prof. Dr.-Ing. de Meer.
                                               Preisgabe persönlicher Daten
                                               Sobald sich Nutzerinnen und          Handel landen. Diese Praktiken werden als
                                               Nutzer bewegen, hinterlassen         „Business Network Data Exchange“, kurz
                                               sie Daten. Der einzelne Daten-       BNDE, bezeichnet. Wie sich das auf die
                                               satz hat auf den ersten Blick        Entscheidung der Nutzerinnen und Nutzer
                                               einen geringen Wert – in der         auswirkt, ihre Daten preiszugeben, dazu for-
                                               Summe aber bilden sie einen          schen die Passauer Wirtschaftsprofessoren
                                               wertvollen Rohstoff. Unterneh-       Dr. Jan Schumann und Dr. Thomas Widjaja.
                                               men tauschen diese Daten zu          Ziel ist es besser zu verstehen, wie der Ent-
                                               Werbezwecken untereinander           scheidungsprozess genau abläuft, was ihn
                                               aus und können zudem neue            treibt und wie solche Geschäftsmodelle ge-
                                               Produkte und Dienstleistungen        staltet und kommuniziert werden müssen,
                                               entwickeln. Manche handeln           damit Konsumentinnen und Konsumenten
                                               auch damit. Der einzelne Kunde       bessere Entscheidungen treffen können
                                               oder die einzelne Kundin kann        und zudem Firmen helfen, ihre BNDE-Netz-
                                               nur schwer überblicken, wo sei-      werke so zu gestalten, dass sie bei der Kund-
                                               ne oder ihre Daten bei diesem        schaft auf Akzeptanz stoßen.

                                               © colourbox
MOBILITÄT - 05 | Juni 2021 - Transfer und Innovation ...
Meldungen

                                             KI Campus Ostbayern
                                             trifft die regionale Wirtschaft
                                             „Welche Chancen bietet Künst-           nehmerinnen und Unternehmer mit
                                             liche Intelligenz für Wissenschaft      Forschenden in acht offenen Dis-
                                             und Wirtschaft in Ostbayern?“ Mit       kussionsrunden zu verschiedenen
                                             dieser Frage beschäftigte sich der      Aspekten im Bereich KI aus. Ziel war
                                             KI Campus Ostbayern in der ersten       es, aktuelle Herausforderungen in
                                             virtuellen Veranstaltung für die ost-   der Wirtschaft und Verknüpfungen
                                             bayerische Wirtschaft am 2. März        zur Wissenschaft an den ostbaye-
                                             2021. Drei Impulsvorträge zeigten       rischen Hochschulen zu identifizie-
                                             zunächst neue Lösungen für den          ren. TRIO und das Netzwerk INDIGO
                                             praktischen Einsatz von KI in ost-      (Internet und Digitalisierung Ost-
                                             bayerischen Unternehmen anhand          bayern) planen für dieses Jahr wei-
                                             von Beispielen aus der Logistik,        tere Vernetzungstreffen zwischen
                                             Medizin und Prognoseerstellung.         Wissenschaft und Wirtschaft zum
© Julia Dragan / UR
                                             Anschließend tauschten sich Unter-      Thema KI.

Verwaltung 4.0
an der UR
Die Arbeitswelt hat sich im Kontext der
Digitalisierung stark verändert. Dies gilt
für Lehre und Studium ebenso wie für
alle wissenschaftsstützenden Bereiche.
Nicht zuletzt die Verwaltung benötigt gut
laufende digitale Prozesse, um möglichst
schnell und unabhängig von Ort und Zeit
reagieren zu können. Das gilt für Wissen-
schaftseinrichtungen wie Universitäten
und Hochschulen genauso wie für jedes
Unternehmen. Die Universität Regens-
burg entwickelt zu diesem Zweck eine         Zentrum Erinnerungskultur an der UR
„Verwaltung 4.0“: Bis 2025 wird ein Pro-
zessmanagement mit nachvollziehbaren         Die Universität Regensburg (UR) hat     experimenteller Weise, Felder und
und transparenten Prozessbeschreibun-        ein Zentrum Erinnerungskultur ge-       Methoden zeitgemäßer Erinnerungs-
gen etabliert. Daneben strebt die Uni-       gründet. Damit intensiviert die UR      arbeit zu erschließen und neu zu
versitätsverwaltung die Erhöhung des         ihre langjährige erfolgreiche Zu-       konzipieren, und nimmt damit auch
Angebots an zeit- und ortsunabhängigen       sammenarbeit mit der KZ-Gedenk-         Vermittlungsaufgaben im Bereich
Dienstleistungen für alle Angehörigen        stätte Flossenbürg, die 2018 durch      des Wissenstransfers wahr. Institu-
der Universität in allen Bereichen an. Das   die Unterzeichnung einer Koopera-       tionell kann das Zentrum an den in-
neue Prozessmanagement bietet neben          tionsvereinbarung institutionalisiert   terdisziplinären Master-Studiengang
Wissensbewahrung und Wissensdoku-            wurde. Das Zentrum versteht sich        „Public History und Kulturvermitt-
mentation viele Vorteile: Es verringert      als multidisziplinäre Forschungs-       lung“ anknüpfen. In das Direktorium
Durchlaufzeiten, vermeidet Verschwen-        und Diskursplattform zu Themen          des Zentrums hat das Präsidium der
dung, Wartezeit und Mehrfacharbeit,          der historischen Erinnerung und des     UR Professor Dr. Bernhard Löffler, In-
potenzielle Engpässe sind eher zu sehen.     Geschichtsgebrauchs im öffentli-        haber des Lehrstuhls für Bayerische
Ziel: mehr Transparenz, mehr Effizienz,      chen Raum. Es untersucht Formen,        Landesgeschichte, und Professor Dr.
gemeinsames Verständnis.                     Strategien, Instrumente und Akteu-      Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Ge-
                                             re öffentlicher Erinnerungskultur       denkstätte Flossenbürg und Hono-
                                             und Geschichtspolitik, versucht in      rarprofessor an der UR, bestellt.
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Meldungen

Mikrostudie:                                           Digitales InnovationsLabor DIL
Physician                                              in Neumarkt startet
Assistants                                             Im Februar 2021 ist das Digitale Inno-
helfen gegen                                           vationsLabor (DIL) der OTH Amberg-
                                                       Weiden in Neumarkt an den Start
Ärztemangel                                            gegangen. Prof. Dr. Andrea Klug, Prä-
                                                       sidentin der OTH Amberg-Weiden,
Die aktuellen Trends zeigen ein Prob-                  unterstrich bei der Eröffnung dessen
lem auf: Der Bedarf an ärztlichem Per-                 Rolle: „Unser nachhaltiges Bündnis
sonal steigt wegen des demographi-                     soll den Bildungs-, Wissenschafts-
schen Wandels, gleichzeitig aber sinkt                 und Wirtschaftsstandort Neumarkt
die Zahl der erwerbstätigen Ärztinnen                  weiter stärken. Mit dem Digitalen In-
und Ärzte, die zudem zunehmend in                      novationsLabor werden wir als Hoch-
Teilzeit arbeiten. Das macht sich ins-                 schule vor Ort in Neumarkt präsent       Prof. Ralph Hartleben, Wissenschaftlicher
besondere in Kliniken bemerkbar.                       sein, insbesondere mit Angeboten in      Leiter des Digitalen InnovationsLabors (rechts)
                                                                                                und Projektmitarbeiter Philipp Hermannsdörfer
Eine Mikrostudie hat untersucht, wie                   der Weiterbildung, der Studienvor-       bei der Eröffnung des DIL in Neumarkt.
der Mangel abgefedert und ausgegli-                    bereitung, der Nachhaltigkeit und        © Sonja Wiesel / OTH Amberg-Weiden
chen werden kann: durch Physician                      Ethik sowie in der Unterstützung von
Assistants (PAs). Dabei spielt es eine                 Gründungsideen.“ Ein weiterer wich-
wichtige Rolle, ob die PAs im Bereit-                  tiger Faktor seien die anerkannten       werden sollen. Das DIL zielt vor allem
schaftsdienst eingesetzt werden sol-                   Forschungsschwerpunkte der OTH           auf die Unterstützung der regionalen
len oder nicht. Laut Prof. Dr. Stefan                  Amberg-Weiden in den Zukunfts-           Unternehmen bei der Gestaltung
Sesselmann, Studiengangsleiter des                     feldern Digitalisierung, Künstliche      ihrer digitalen Transformation. Dabei
PA-Studiengangs der OTH Amberg-                        Intelligenz, Klima und Energie, die      richten sich die Angebote und Dienst-
Weiden und Mitautor der Studie, ist                    auch gewinnbringend mit der Stadt        leistungen an den Bedarfen der Wirt-
es möglich, optimale Skill-Mixes zu                    Neumarkt für die Region eingesetzt       schaft im Raum Neumarkt aus.
errechnen, so dass zwischen zwölf
und 39 % der planmäßigen Assistenz-
arztstellen mit PAs besetzt werden
können. Dank abteilungsbezogener                       Cloud Computing 2021
Analysen und maßgeschneiderter
Personalkonzepte können Kliniken                       Pandemiebedingt trafen sich die          Hamm geleiteten Forschungsprojekt
die Versorgung auch in Zukunft ge-                     führenden Security-Experten aus          5G4Healthcare, den Auftakt. Er zeigte
währleisten, so Sesselmann. Die Stu-                   der ganzen Welt nicht physisch in        auf, welche aktuellen Schwierigkei-
die wurde in der aktuellen Ausgabe                     Porto, der zweitgrößten Stadt Portu-     ten im Zusammenhang von Medical-
der Zeitschrift für Führung und Perso-                 gals, sondern virtuell zur jährlichen    IoT-Geräten und Apps mit Anbindung
nalmanagement in der Gesundheits-                      Cloud-Computing-Konferenz         der    an Cloud-Dienste in Bezug auf Infor-
wirtschaft (ZFPG) veröffentlicht.                      International Academy, Research,         mationssicherheit und Datenschutz
                                                       and Industry Association (IARIA).        bestehen. Prof. Dr. Andreas Aßmuth
                                                       Auch Vertreter*innen der OTH Am-         stellte in seinem Vortrag ein Konzept
                                 © OTH AMberg-Weiden

                                                       berg-Weiden nutzen die Gelegen-          zur Sicherung von Login-Informatio-
                                                       heit, um sich über neue Trends, he-      nen in Betrieben vor, welches einer-
                                                       rausfordernde Funktionen, Cloud          seits eine starke Authentifizierung
                                                       Computing, Grid-Netzwerke, Platt-        der einzelnen Mitarbeiterinnen und
                                                       formen, Dienste und Infrastruktu-        Mitarbeiter ermöglicht, gleichzeitig
                                                       ren auszutauschen. Im Rahmen             aber deren Privatsphäre gegen illega-
                                                       des Special Tracks „Cloud Cyber          le Arbeitsplatzüberwachung schützt.
                                                       Security and Privacy: Readiness for      Die Idee für das Konzept stammt von
                                                       the Next Decade“ machte Michael          Simon Liebl, wissenschaftlicher Mit-
                                                       Gleißner, Forschungsmaster-Student       arbeiter an der OTH Amberg-Weiden
                                                       und Mitarbeiter im von Prof. Dr. Cle-    und Doktorand an der Abertay Uni-
                                                       mens Bulitta und Prof. Dr. Steffen       versity in Dundee, Schottland.
                                                                                                                                                         11
Forschung in Bildern
BELASTUNGSTEST

         An der OTH Regensburg wird die Stabilität einer
         massiven Wärmedämmfassade (WDF) getestet:
         Durch Drücken einer Handpumpe wird das
         zuvor aufgemauerte WDF-Sturzsystem mit rund
         2 Tonnen belastet und fällt nach einem leisen
         Knacken laut krachend in sich zusammen. Das
         Kalottenlager, das im hohen Bogen wegfliegt,
         hatte bis zum Bruchmoment die Aufgabe gehabt,
         mögliche Verdrehungen im Versuchsaufbau
         auszugleichen. Tragfähigkeitsuntersuchungen wie
         diese, die in Zusammenarbeit mit der Deutschen
         Poroton GmbH durchgeführt werden, bilden einen
         wichtigen Teil der Arbeit im Labor Konstruktiver
         Ingenieurbau unter der Leitung von Professor
         Detleff Schermer und seinen Mitarbeitern.
                                                            © Florian Hammerich / OTH Regensburg
Forschung in Bildern

    Wirbelsturm im Miniaturformat – mit einer Tornadomaschine
    im Mathe-Museum der Universität Passau lassen sich
    Tornados simulieren. Wie entstehen sie? Wie reagieren
    sie auf Störungen? Unter welchen Bedingungen sind die
    trichterförmigen Tornados am stabilsten? Um das zu
    verstehen, können Besucherinnen und Besucher zum
    Beispiel mit einem Windstärke-Regler und verstellbaren
    Seitenwinden an der Maschine experimentieren und so der
    Mathematik spielerisch näher kommen.
    Das Mathe-Museum der Professur für Angewandte

                                                                               MATHEMATIK INTERAKTIV ERFORSCHEN
    Mathematik ist eines der sogenannten „MINT-Learning
    Centers“, die länderübergreifend zusammenarbeiten.
    Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern in der Grenzregion
    Oberösterreich-Salzburg-Niederbayern in mobilen,
    praxisnahen Workshops zu zeigen, wie sie MINT-
    Fähigkeiten (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften,
    Technik) anwenden können. So soll die Begeisterung für
    Naturwissenschaften geweckt und für ein entsprechendes
    Studium motiviert werden. Zudem beteiligt sich das Mathe-
    Museum an der Workshopreihe „MINTwoch“, die regelmäßig
    – derzeit virtuell – unter der Leitung der Salzburg Research
    Forschungsgesellschaft stattfindet ( Termine ).
    Die Initiative wird mit Mitteln aus dem
    „INTERREG-Programm Österreich – Bayern
    2014-2020“ der Europäischen Union gefördert
    und läuft bis Ende Juni 2022.

© Universität Passau                                                                           13
Forschung in Bildern

                          Das geschulte Auge kann die Andromeda-Galaxie als fernen Fleck ausmachen. Dank neuester Teleskope
                          wissen wir, dass dieser aus über einer Billion Sternen besteht. Auch im Nanokosmos erscheinen
                          Anhäufungen einzelner Lichtquellen, wie beispielsweise Moleküle, als helle Punkte. Diese Lichtquellen
                          auch räumlich aufzulösen, ist die Motivation der ultraschnellen Nanoskopie. Ein Forschungsteam an der
                          Universität Regensburg um den Physiker Dr. Jan Vogelsang hat nun eine neuartige Methode molekularer
                          Komplexe entwickelt, die auch in den Lebenswissenschaften (Wissenschaften, die sich mit Prozessen
                          oder Strukturen von Lebewesen beschäftigen, etwa Biologie, Medizin, Biomedizin, Pharmazie, Biochemie,
                          Chemie und vieles mehr) Anwendung finden wird. Vogelsang und sein Team platzierten einzelne
                          Moleküle eines Farbstoffs in wohldefinierten Abständen zueinander; dabei griffen sie auf die DNA als
                          Speichermedium der Biologie zurück, die sie so programmierten, dass sich die Moleküle durch Faltung wie
                          gewünscht anordnen. Mit Hilfe von Licht und Spiegeln schafften sie es, die exakte Anzahl der leuchtenden
                          Moleküle in der Origami-Struktur sichtbar werden zu lassen. So lassen sich einzelne Moleküle zählen.
ORIGAMI? DNA!

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Forschung in Bildern

    Selten gelingt die Symbiose aus Theorie und Praxis so
    harmonisch und gleichzeitig spannungsgeladen wie beim
    Running Snail Racing Team der OTH Amberg-Weiden. Die
    „Rennschnecken“ starten in der Formula Student, dem
    weltweit anspruchsvollsten und größten studentischen
    Konstruktionswettbewerb. Jedes Jahr wird dazu ein
    (voll-elektrisch angetriebener) Bolide vollständig neu
    entwickelt und gebaut. Mittlerweile gibt es „Motorsport
    Engineering“ auch als Bachelor-Studiengang. Neben der
    eigenständigen Entwicklung und Konstruktion schult
    der Studiengang auch kritisches Urteilsvermögen und
    ingenieursmäßiges Denken, das komplexe Probleme
    systematisch bewältigt. Daneben kann man die besondere
    Atmosphäre am Rande einer Rennstrecke hautnah
    miterleben. Angewandte Forschung voller Energie.

                                                                          SCHNELLE RENNSCHNECKEN

© Running Snail Racing Team / OTH Amberg-Weiden                                      15
Schwerpunkt Mobilität

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Schwerpunkt Mobilität

                      AUF DEM WEG IN
                    EIN MULTIMOBILES
                           ZEITALTER
Mobilität ist ein Megatrend.
Jede und jeder von uns
möchte und muss mobil
sein. Wer nicht mobil                              Aber was genau ist Mobilität?         Mobilität ist mehr als Verkehr
ist, bleibt stehen. Auch                      Woher kommt der Begriff und wie hat             Im Alltag wird Mobilität primär
das Zusammenspiel von                         er sich entwickelt? Womit beschäftigt      mit Fortbewegungsmitteln wie Bus,
Wirtschaft, Politik und                       sich die Mobilitätsforschung? Für wel-     Bahn, Automobil oder Fahrrad in Ver-
                                              che Akteure spielt das Thema eine          bindung gebracht. Mobilität bedeu-
Wissenschaft spielt dabei
                                              Rolle und was sind aktuelle Trends?        tet allerdings mehr als nur Verkehr.
eine wichtige Rolle. Warum?                                                              Während Mobilität ein menschliches
Das zeigt ein Überblick zum                   Begriff und Entwicklung                    Grundbedürfnis ist, das jedem indivi-
Schwerpunktthema dieser                             Mobilitas ist das lateinische Wort   duell und am besten grenzenlos zur
TRIOLOG-Ausgabe.                              für Beweglichkeit, im engeren Sinne        Verfügung stehen soll, muss Verkehr
                                              das Vermögen, sich räumlich und            ein Mittel für diesen Zweck sein. Kon-
                                              physisch zu bewegen. Lange Zeit wur-       kret wird der Personen- und Güter-
          Die Welt des 21. Jahrhunderts       de Mobilität mit dieser Bedeutung          verkehr dabei in Wegen (Verkehrsauf-
    verändert sich und mit ihr auch           eher eindimensional begriffen, teil-       kommen) sowie in Personen- oder
    unsere Lebensgewohnheiten und             weise war nur die adjektivische Form       Tonnenkilometer (Verkehrsleistung)
    Bedürfnisse. Nachhaltig leben, um-        mobil für beweglich im Deutschen           gemessen. Verkehr ist außerdem Teil
    weltschonend fortbewegen, effizient       vertreten. Diese bezog sich beispiels-     der realisierten Mobilität, also der tat-
    handeln und flexibel arbeiten – das       weise in Kriegsphasen auf besonders        sächlich vollzogenen Beweglichkeit,
    ist uns wichtig. Dabei möchten wir        agile Truppen. Erstmalig von diesem        um Mobilitätsbedürfnisse zu erfüllen.
    vor allem eins sein: mobil. Mobilität     Gedanken abstrahiert wurde der Be-         Sie grenzt sich ab von der potenziel-
    wird vom Zukunftsinstitut (Institut       griff in den 1950er Jahren, um ver-        len Mobilität. So können knappe fi-
    für Trend- und Zukunftsforschung)         änderte Bevölkerungszahlen in Folge        nanzielle Ressourcen beispielsweise
    als Megatrend bezeichnet. Es widmet       von Emigration und Binnenwande-            dazu führen, dass Möglichkeiten der
    dem Thema ein ganzes Dossier: „Was        rung zu beschreiben. Ab Mitte des 20.      Mobilität zwar vorhanden, aber nicht
    wir erleben, ist eine Evolution der Mo-   Jahrhunderts erhielt der Begriff ein       allen Bevölkerungsgruppen gleicher-
    bilität. Wir stehen am Beginn eines       breiteres Verständnis. So definiert        maßen zugänglich sind.
    neuen, multimobilen Zeitalters.“ Das      die Brockhaus Enzyklopädie Mobilität
    Phänomen sei andauernd, global, fa-       heute als „sozialwissenschaftliche[n]      Dimensionen der Mobilität
    cettenreich und allgegenwertig spür-      Begriff, der Eingang in den allgemei-            In der Wissenschaft wird der Be-
    bar – so werden Wohnen, Arbeiten,         nen Sprachgebrauch und in andere           griff Mobilität in Einzelaspekte geglie-
    Freizeit und Bildung von Mobilität        Fachsprachen (z. B. Verkehrswissen-        dert und interdisziplinär aus verschie-
    beeinflusst. Motor der Mobilität sind     schaft, Städteplanung, Psychologie,        denen Perspektiven beleuchtet. So
    Globalisierung, Klimawandel und Di-       Volkswirtschaftslehre, Touristik) ge-      erfolgt eine weitere Differenzierung
    gitalisierung.                            funden hat.“                               in räumliche und soziale ­Mobilität –

                                                                                                                                         17
Schwerpunkt Mobilität

           Bereiche, die sich ihrerseits wieder-
           um unterteilen lassen. Als räumliche                                                 Mobilität
           (oder territoriale) Mobilität wird die
           Bewegung von Personen und Gütern
                                                                  Soziale Mobilität                                Räumliche Mobilität
           im geographischen Raum beschrie-
           ben. Hierzu gehören einerseits die
           kurzfristige Alltagsmobilität, aber                                           Realisierte Mobilität
           auch längerfristig betrachtet Wohn-                                           Potenzielle Mobilität
           mobilität. Diese beiden Bereiche be-
           einflussen sich teilweise, wenn zum
           Beispiel der Wohnstandort so ge-                 Vertikal              Horizontal                 Kurzfristig       Längerfristig
                                                      Auf- / Abstieg entlang     Berufswechsel              Alltagsmobilität   Wohnmobilität
           wählt ist, dass eine gute Infrastruktur       von Schichten
           einen schnellen Arbeitsweg im Alltag
           bewirkt. Typische Untersuchungs-          Der Mobilitätsbegriff und seine verschiedenen Ebenen.
           gegenstände der Forschung sind            Quelle: eigene Darstellung (2010) nach Hammer / Scheiner 2006: 19

           hier Migrationsprozesse, Verkehrs-
           entwicklung sowie die Wahl von Ver-
           kehrsmitteln und deren soziale, öko-
           logische und ökonomische Kosten.

                Im soziologischen Kontext                 In dieser Ausgabe unseres Ma-                   und alternative Antriebssysteme
           meint Mobilität die Überwindung           gazins möchten wir uns in unserem                    wie etwa Wasserstoff, um neue For-
           sozialer Distanzen. Dabei geht es         Schwerpunkt vor allem mit der                        schungsergebnisse zu den Themen
           einerseits um Fragen des sozialen         räumlichen Mobilität in verschiede-                  Speicherkapazität und Schnell­
           Auf- und Abstiegs – im Vergleich zur      nen Aspekten befassen. Es geht um                    ladefähigkeit, um autonomes Fah-
           Elterngeneration oder innerhalb des       den Einsatz von Künstlicher Intel-                   ren und vieles mehr.
           eigenen Lebensverlaufs. Anderer-          ligenz zum Beispiel in der Logistik,
           seits meint soziale Mobilität auch        um Themen rund um E-Mobilität                                                   Kira Britten
           einen möglichen Berufswechsel
           innerhalb einer sozialen Schicht.
           In diesem Zusammenhang widmet
           sich die Mobilitätsforschung zum
           Beispiel den ungleichen Lebensver-
                                                            Smarter Verkehr
           hältnissen zwischen Ost- und West-
           deutschland oder dem Thema der                   Zunehmend verschwimmen die Grenzen zwischen Individualverkehr (Zu-
           Geschlechtergerechtigkeit.                       fußgehen, Fahrradfahren, Kraftfahrzeuge) und öffentlichem Verkehr (für
                                                            jeden zugängliche Verkehrsmittel auf Straße, Schiene und in der Luft), sagt
                 Zuletzt haben Digitalisierung              eine Studie des Zukunftsinstituts (Die Evolution der Mobilität, 2017).
           und Globalisierung eine weitere Di-              Multimodale Mobilitätskonzepte werden entwickelt, um den steigenden An-
           mension hervorgerufen: die infor-                forderungen der Gesellschaft zu begegnen. Immer stärker wird entlang von
           mationelle oder virtuelle Mobilität.             Mobilitätsketten gedacht, bei denen mehrere Verkehrsmittel für einen Weg
           Informationen sind in dem Sinne mo-              genutzt werden, um eine größtmögliche Effizienz zu erreichen. Insbeson-
           bil, als dass sie nahezu zeitgleich und          dere im öffentlichen Verkehr ergänzen verstärkt neue Mobilitätsformen wie
           ortsunabhängig an beliebige Perso-               Car- und Bikesharing die herkömmlichen Verkehrsmittel. Informations- und
           nen übermittelt und von ihnen emp-               Kommunikationstechnologien (IKT), wie zum Beispiel Apps, die Verkehrs-
           fangen werden können. In diesem                  optionen vergleichen und eine bestmögliche Kombination vorschlagen,
           Zusammenhang wird oft der engli-                 sollen dieses erweiterte Angebot smart optimieren. Das Schlagwort heißt
           sche Begriff der mobilities verwendet.           Smart Mobility.

18
Schwerpunkt Mobilität

Elektromobilität
und alternative Antriebssysteme
Kaum ein Thema ist derzeit so hoch im Kurs wie E-Mobili-        2030 sieben bis 10,5 Millionen solcher Fahrzeuge auf deut-
tät. Emissionsfreie Elektrofahrzeuge gelten als Schlüssel       schen Straßen unterwegs sind. Auch in Unternehmen spie-
nachhaltiger Mobilität und zeigen den Megatrend auf den         len die batteriebetriebenen E-Autos eine große Rolle, vor al-
Straßen. Denn im Unterschied zu den endlichen fossilen          lem die Automobilbranche investiert in konkrete Forschung
Kraftstoffen Benzin und Diesel gilt der regenerative Elektro-   dazu. Darüber hinaus wird in weiteren Bereichen geforscht,
antrieb als effizient, umweltfreundlich und sparsam. Politi-    etwa an langlebigeren Batterien oder an Wasserstoff-getrie-
sche Fördermaßnahmen wie die CO2-Bepreisung oder der            benen Fahrzeugen.
Ausbau der Ladeinfrastruktur sollen dazu führen, dass bis

Mobil auf dem Land                                                   Autonomes Fahren
Trends wie Smart Mobility zeigen, dass besonders                     Neben der E-Mobilität steht ein weiteres Thema im
die Digitalisierung Lösungen für den erhöhten Mobili-                Fokus: Das autonome Fahren, eine komplexe Tech-
tätsbedarf bietet, allerdings konzentrieren sich diese               nologie, die vollständig ohne Fahrzeugführerin oder
oft nur auf die Städte. Seit Jahren ist das Stadt-Land-              Fahrzeugführer auskommt. Bis sich diese Entwicklung
Gefälle groß, denn die Urbanisierung trifft ländliche                jedoch etablieren wird, dauert es laut Expertinnen
Gebiete in nahezu allen Lebensbereichen: Es fehlt an                 und Experten noch einige Jahre – ab 2040 heißt es
Arbeitsplätzen, Grundversorgung und medizinischer                    in einer Auftragsstudie des ADAC. Allerdings sind teil-
Versorgung, Bildungseinrichtungen und Freizeitange-                  autonome Systeme bereits recht verbreitet. Fahrzeu-
boten – aber auch an Alternativen zum Individualver-                 ge werden je nach Automatisierungsgrad fünf Levels
kehr. Hier setzen Initiativen wie das vom Land Bayern                zugeordnet, deren Grenzen teils fließend sind: assis-
geförderte Projekt „Digitale Dörfer“ an, die ländliche               tiertes Fahren, teilautomatisiertes Fahren, hochauto-
Regionen zukunftsfähig und mobil machen sollen.                      matisiertes Fahren, vollautomatisiertes Fahren und
                                                                     zuletzt autonomes Fahren. Stufe für Stufe verwandeln
                                                                     sich die Fahrenden in Passagiere, die immer weniger
                                                                     intervenieren müssen und die Fahrt flexibel mit an-
                                                                     deren Dingen, wie zum Beispiel Arbeiten, verbringen
Mobilität                                                            können. Eine der größten Herausforderungen ist die

in Unternehmen                                                       Wahrnehmung, die das Auto innerhalb kürzester Zeit
                                                                     verarbeiten und in eine konkrete Aktion umsetzen
                                                                     muss.
Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht: Flexibles
Arbeiten unabhängig von Ort und Zeit ist wichtig
und wird die zukünftige Arbeitswelt maßgeblich ver-
ändern. Viele große Unternehmen sehen starkes Po-
tenzial in der Krise, stellen auf Heimarbeitsplätze um
oder bauen neuartige Workspaces zum Beispiel ohne
festen Arbeitsplatz auf. Ein Recht auf Homeoffice be-
steht nach derzeitiger Gesetzeslage allerdings nicht,
so dass diese Entscheidung der Arbeitgeberin oder
dem Arbeitgeber überlassen bleibt.

                                                                                                                                    19
Schwerpunkt Mobilität

          LAND IN BEWEGUNG
           Es wird viel geforscht zu Fragen der
           Mobilität in großen Städten und ihrem
           Einzugsgebiet. Aber wie sieht es aus in
           den Regionen abseits der Metropolen? Mit                      Informationen zu Waren aus Seefrachtcontainern extra-
           dem Ziel, Mobilität im ländlichen Raum                        hieren lassen. Ziel ist es, mögliche Gefahren (zum Beispiel
                                                                         Schmuggelware) rechtzeitig zu erkennen und zu vermei-
           zu gestalten und mit Hilfe von Künstlicher
                                                                         den. „Logistikketten sind ein extrem komplexes System.
           Intelligenz zu verbessern, haben sich                         Jede Störung hat Verzögerung zu Folge und diese gilt es zu
           Hochschulen, Unternehmen und                                  vermeiden. Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, aus
           Institute zusammengetan und ein großes                        großen Datenmengen relevante Daten herauszufiltern. So
           Forschungsprojekt gestartet: KIMoNo.                          können Fehler in der Kette schneller erkannt werden“, er-
                                                                         klärt Projektleiter Sauer.

           Konkrete Ziele                                                     Im Cluster Data Science for Sustainable Mobility
                 KI-basierte typübergreifende Mobilitätsoptimierung      macht ein Forschungsteam um Prof. Dr. Michael Granitzer,
           in non-urbanen Regionen – so lautet der vollständige Titel,   Inhaber des Lehrstuhls für Data Science an der Univer-
           der sich hinter der Abkürzung KIMoNo versteckt. Der Name      sität Passau, Daten aus verschiedenen Quellen nutzbar,
           des Projektes mag sehr wissenschaftlich klingen, die Fra-     um Mobilität in all ihren Bereichen zu verbessern: „Daten
           gestellungen und Ziele hingegen sind äußerst konkret: Un-     und Datenanalyse sind essenziell, wenn es darum geht,
           fälle und Umwege vermeiden, die Anzahl von Leerfahrten        faktenbasierte Entscheidungen zu treffen und Mobili-
           verringern, Logistikketten optimieren, CO2-Emissionen         tät zu optimieren – sowohl ökologisch, ökonomisch als
           einsparen.                                                    auch individuell.“ Beispielsweise können mit Hilfe solcher
                                                                         Datenanalysen und des Einsatzes Künstlicher Intelligenz
                Um ein möglichst ganzheitliches Bild von Mobilität       bei der Auswertung punktgenaue Vorhersagen getroffen
           jenseits urbaner Zentren zeichnen zu können, beschränkt       werden, wann und wo Ware, zum Beispiel in Supermärk-
           sich das Projekt nicht auf eine einzelne Mobilitätsform,      ten, nachgeordert und geliefert werden muss. Leerfahrten
           sondern untersucht verschiedenste Typen von Mobilität         und damit auch der CO2-Ausstoß würden dadurch deutlich
           – ob Einzelperson auf dem Fahrrad, autonom fahrende           reduziert. Dr. Andreas Böhm, Geschäftsführer des eben-
           Autos, miteinander vernetzte LKW-Konvois oder ganze Lo-       falls am Projekt KIMoNo beteiligten Data-Product-Platt-
           gistikketten. Pilotregion ist der Landkreis Passau und der    form-Anbieters ONE LOGIC, rechnet vor: „Eine Analyse mit
           Bayerische Wald.                                              14.000 Handelspartnern zeigte, dass rund 50 Prozent der
                                                                         LKWs auf deutschen Straßen leer fahren. Mit dem Einsatz
           Daten als Herzstück                                           von Künstlicher Intelligenz und Data Science könnte diese
                 In den Teilprojekten „Digital Logistics“ und „Data      Zahl um bis zu 60 Prozent verringert werden, was zu 30 Pro-
           Science for Sustainable Mobility“ geht es vor allem um        zent weniger CO2-Ausstoß, 25 Prozent weniger Staus und
           Verbesserungen im Bereich Warentransport und Logis-           20 Prozent weniger Kosten führt.“
           tik. Ein Aspekt beschäftigt sich beispielsweise damit, wie
           man mittels Computertomographie schnell, effizient und        Vernetzter Verkehr
           automatisiert Informationen zum Inhalt von Warentrans-             Neben Lieferketten und Warentransporten stehen
           porten erhält. So untersucht das Team um den Passauer         im Projekt KIMoNo aber auch diejenigen im Fokus, die im
           Mathematikprofessor und Leiter des Instituts für Soft-        Auto, auf dem Fahrrad oder im LKW sitzen. Das Projekt will
           waresysteme in technischen Anwendungen der Informa-           sie mit neuen Erkenntnissen und neuer Technologie dabei
           tik (FORWISS) an der Universität Passau, Dr. Tomas Sauer,     unterstützen, ohne Hindernisse ans Ziel zu kommen. Ziel
           wie sich mit Hilfe von CT-Scans und Künstlicher Intelligenz   ist es, eine Online-Plattform zur branchenübergreifenden

20
Schwerpunkt Mobilität

                          Sammlung und Vernetzung von Mobilitätsdaten aufzu-            unterwegs? Wohin fahren oder fliegen sie? Die Nutzung
                          bauen, dank derer beispielsweise Straßenschäden schnel-       der Daten ermöglicht es, Unfälle zu vermeiden und einen
                          ler entdeckt, Staus umfahren oder andere Hindernisse er-      sicheren Fahrbetrieb zu gewährleisten“, sagt Prof. Dr. Wolf-
                          kannt werden können.                                          gang Dorner, Informatikprofessor an der THD und Wissen-
                                                                                        schaftlicher Leiter des Instituts für angewandte Informatik
                               Dabei taucht natürlich die Frage auf: Wie kann dabei     am Technologie Campus Freyung. Grundlage dafür sind
                          die Privatsphäre des Einzelnen geschützt werden? Genau        hochgenaue, intelligente Karten und Verkehrsinfrastruktu-
                          damit beschäftigt sich das Cluster „From Prototype to         ren, die mit den Fahrzeugen kommunizieren können.
                          Production“, an dem die Unternehmen msg sytems und
                          ONE LOGIC beteiligt sind. Dabei geht es um die Frage, in-     Konkreter Bedarf
                          wieweit Mobilitätsanwendungen und Informationen di-                Um zu erfahren, wie die Bevölkerung den Einsatz von
                          rekt an dem Endgerät, an dem sie ankommen, etwa einem         KI bei Fragen der Mobilität beurteilt, führte das am Projekt
                          Smartphone oder einem Navigationsgerät, verarbeitet           beteiligte Forschungsinstitut CENTOURIS der Universi-
                          werden können. Diese Verarbeitung der Daten „vor Ort“         tät Passau eine Befragung von Bürgerinnen und Bürgern
                          könnte vor allem das Problem des Datenschutzes – und          durch. Das Ergebnis: Die Akzeptanz, Künstliche Intelligenz
                          der damit verbundenen Akzeptanz in der Bevölkerung hin-       einzusetzen ist da, aber es gibt bestimmte Kriterien, die
                          sichtlich der Sammlung und Auswertung von Daten lösen.        erfüllt werden müssen, damit neue Technologien und Me-
                          Florian Völkl, IT-Consultant bei der msg systems AG, stellt   thoden auch angenommen werden. „Über die Hälfte der
                          klar: „Datenplattformen werden das Herz nachhaltiger          Befragten haben eine positive Haltung gegenüber dem
                          und vernetzter Mobilität sein. Das Wichtige dabei ist, dass   Einsatz von KI im Kontext von Mobilität, Neugierde ist das
                          den Menschen klar ist, dass wir die Mobilität beobachten      dominierende Gefühl. Aber viele äußern auch Bedenken
                          und nicht die Personen.“                                      oder fühlen sich nicht ausreichend informiert. Das heißt,
                                                                                        es muss noch viel geforscht werden und belastbare Ergeb-
                              Im Cluster Autonomous Mobility entwickeln For-            nisse geben – und die Bevölkerung muss besser informiert
                          schende der Universität Passau und der Technischen            werden“, fasst Geschäftsführer Dr. Stefan Mang die Ergeb-
                          Hochschule Deggendorf (THD) Konzepte, um verschie-            nisse der Umfrage zusammen.
                          dene Verkehrsmittel am Boden (z. B. autonom fahrende                                                          Nicola Jacobi
                          Autos) und in der Luft (z. B. Drohnen) zu vernetzen. „Nur
                          auf Basis solider Daten kann eine zuverlässige, sichere
                          Navigation gewährleistet werden – egal ob für ein Auto
                          oder eine Drohne. Dabei geht es auch um die Erfassung
                          der Umgebungsdynamik: Welche Fahrzeuge sind noch
© Studio Weichselbaumer

                                                                                                                                                            21
© Alle Bilder:
                                                                                    Studio Weichselbaumer

     Schaufenster der Region
     Erste Ergebnisse aus den einzelnen Forschungsbereichen wurden Ende
     vergangenen Jahres in Passau in einer Ausstellung, dem „Schaufenster der
     Region“, präsentiert. Im Rahmen des Clusters „High Tech For A Sustainable
     Mobility“ konnten dort auch nicht direkt an KIMoNo beteiligte Akteure ihre
     Forschungsarbeit vorstellen. So widmete sich zum Beispiel das Technologie-
     zentrum Energie (TZE) der Hochschule Landshut mit seinen drei Partnern
     (Graphit Kropfmühl, Micro-Epsilon und AKE Technologies) zwei miteinander
     eng verbundenen Themen: der Netzintegration von Elektro-Fahrzeugen
     durch den Einsatz bidirektionaler Ladetechnik und der Produktion langlebi-
     ger und zuverlässiger Batterien. Als bidirektionales Laden wird die Möglich-
     keit bezeichnet, die in einem Elektrofahrzeug gespeicherte Energie auch
     wieder ins Stromnetz beziehungsweise an einzelne Verbraucher abgeben
     zu können. Jedes parkende, elektrisch betriebene Fahrzeug lässt sich so als
     Stromspeicher für das Stromnetz nutzen.
     Die Ausstellung bot die Möglichkeit, aktuelle Forschung zum Thema Mobilität
     einem interessierten Publikum aus Bürgerinnen und Bürgern, Studierenden
     der beteiligten Hochschulen und darüber hinaus einem internationalen
     hochkarätigen Expertengremium zu präsentieren: dem Verkehrsministerrat
     der Europäischen Union. Die informelle Tagung mit abschließender Zeich-
     nung der Passauer Erklärung zeigte vielfältige inhaltliche Bezüge zwischen
     angewandter Forschung und übergeordneten politischen Ansätzen auf.

                   Förderhinweis
                   KIMoNo wird gefördert
                   aus Mitteln des Bundes-
                   ministeriums für Verkehr
                   und digitale Infrastruktur
                   (BMVI)

22
Schwerpunkt Mobilität

                                  Prof. Dr. Tomas Sauer
                                  Inhaber des Lehrstuhls für
                                  Mathematik mit Schwerpunkt
                                  Digitale Bildverarbeitung,
                                  Universität Passau.
                                  © Universität Passau

                                                               Prof. Dr. Michael Granitzer
                                                               Inhaber des Lehrstuhls für Data
                                                               Science, Universität Passau.
                                                               © Universität Passau

                                                                                                 Prof. Dr. Wolfgang Dorner
                                                                                                 Wissenschaftlicher Leiter
                                                                                                 des Instituts für angewandte
                                                                                                 Informatik – Technologie
                                                                                                 Campus Freyung, Technische
                                                                                                 Hochschule Deggendorf.
                                                                                                 © THD

                                                                                                 Dr. Stefan Mang
Florian Völkl                                                                                    Geschäftsführer CENTOURIS,
Abteilungsleiter Public Sector,                                                                  Universität Passau.
msg systems AG, Passau.                                                                          © Universität Passau
© msg systems AG

Dr. Andreas Böhm
Gründer und
Geschäftsführer,
ONE LOGIC GmbH
Passau.
© ONE LOGIC

                                                                                                                                    23
GEHEN ODER BLEIBEN?
ZURÜCKKOMMEN!
                                                               Remigrationsentscheidungen junger
                                                                   Hochqualifizierter in Ostbayern
München, Regensburg, Berlin –
oder vielleicht doch Eslarn,
Hahnbach und Pirk? Die Wahl des                    nordöstlichen Oberpfalz seit Gründung der OTH Amberg-
                                                   Weiden auf rund 6,5 Prozent mehr als verdoppelt hat, zeigt
zukünftigen Wohnortes bildet
                                                   vor allem der Vergleich mit München (ca. 25 Prozent) die
nach dem Abschluss des Studiums                    noch immer klaffende Lücke deutlich auf.
eine Schlüsselfrage im Leben
junger Akademiker*innen. In den                    Zurück aufs Land?
meisten Fällen verbindet sich damit                      Mit dieser Problematik hat sich 2019/2020 ein einjähri-
auch eine Entscheidung für die                     ges Lehrforschungsprojekt am Lehrstuhl für Vergleichende
                                                   Kulturwissenschaft der Universität Regensburg beschäf-
boomenden Großstädte und gegen
                                                   tigt. Rund 30 Studierende gingen der Frage nach, welche
die ländlichen Räume in Bayern.                    Faktoren für eine Rückkehr von Studienabsolvent*innen
Ein Lehrforschungsprojekt an der                   „aufs Land“ entscheidend sind. Auf der Grundlage quali-
Universität Regensburg nahm das                    tativer Methodik – mehrstündige narrative Interviews mit
                                                                                                                   Der Autor PD Dr. Manuel
Problem in den Blick.                              digital-gestützter Inhaltsanalyse – versuchten die Projekt-
                                                                                                                   Trummer arbeitet als
                                                   teilnehmer*innen hinter die Statistiken zu blicken. Ziel war    Akademischer Oberrat am
                                                   es, die Entscheidung für oder gegen eine (Re-)Migration in      Lehrstuhl für Vergleichen-
                                                   die Nordostoberpfalz aus der Eigensicht der 39 Befragten        de Kulturwissenschaft der
              Besonders die nordöstliche
                                                                                                                   Universität Regensburg. In
        Oberpfalz spürt die Folgen dieser Ab-      zu verstehen und so die Debatte um ländliche Abwande-           seiner 2019 erfolgten Habi-
        wanderung junger Hochqualifizier-          rung um ein differenziertes Bild zu bereichern. Bei den         litation sowie als Ko-Grün-
        ter – auch Braindrain genannt – seit       Befragten handelte es sich zur Hälfte um Absolvent*innen        der der Forschungskom-
                                                                                                                   mission „Kulturanalyse
        Jahrzehnten. Während die Großstäd-         verschiedener bayerischer Universitäten zwischen 22 und         des Ländlichen“ bilden die
        te so zunehmend an ihre Grenzen            29 Jahren mit Wurzeln in den Landkreisen Amberg-Sulz-           alltagskulturellen Trans-
        stoßen, weisen die Statistiken für die     bach, Neustadt a.d. Waldnaab, Tirschenreuth und Cham            formationen und medialen
                                                                                                                   Imaginationen der länd-
        ländlich geprägten Landkreise Tir-         sowie eine Vergleichsgruppe ohne ländliche Biographie.
                                                                                                                   lichen Regionen Europas
        schenreuth, Neustadt an der Wald-                                                                          seinen Forschungsschwer-
        naab und Amberg-Sulzbach bis 2039               Die Ergebnisse bestätigten teils den Forschungsstand       punkt.
        eine negative Bevölkerungsentwick-         europäischer Vergleichsstudien, brachten aber auch einige       © Vincent Schmucker

        lung von teils -7,5 Prozent und mehr       überraschende neue Erkenntnisse zu Tage. So zeigte sich,
        aus. Flankiert von einem steigenden        dass in der Wahrnehmung der Absolvent*innen „Land“
        Durchschnittsalter und Schrump-            nicht gleich „Land“ ist. Während die Frage nach einer Rück-
        fungstendenzen im infrastrukturel-         kehr „aufs Land“ vor allem kulturelle Vorstellungen länd-
        len (z. B. Leerstände, Mobilität älterer   licher Idylle, Ruhe und Natur aktivierte und meist positiv
        Menschen) und kulturellen Bereich          beantwortet wurde, zeigte die konkrete Frage nach einem
        (z. B. Wirtshaussterben, Vereinsnach-      Umzug in die nordöstliche Oberpfalz bei den Befragten
        wuchs), stellt die überdurchschnitt-       ohne Wurzeln in der Region Stereotype von Leerstand und
        liche Abwanderung junger Akade-            „Abgehängtsein“. Vor allem das Wissen über die Gegend
        miker*innen auch die regionale             bildet einen wichtigen Faktor. So war die Aufgeschlossen-
        Wirtschaft vor Probleme. Wenngleich        heit gegenüber einem Lebensmittelpunkt in der Region
        sich ihr Anteil in der Bevölkerung der     höher, je mehr persönliches Wissen vorhanden war – eine

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