PUBLIC - Die Räuber-Trilogie Spielzeit 20_21 ab September theater für niedersachsen
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www.stadtmagazin-public.de
H 26 313 | 38. Jahrgang
06.20
Kostenlos
Die Räuber-Trilogie
Spielzeit 20_21 ab September
theater für niedersachsen
Sappi Alfeld bildet aus! Unsere Azubis sind Hauptdarsteller. Sie gestalten die Zukunft von Sappi – als Querdenker, Anpacker, Impulsgeber und Macher. Sappi Alfeld sucht Auszubildende, die rund um das Papiermachen Lust auf eine vielfältige Mischung haben. Die besteht aus moderner Technik, handwerklichen Herausforderungen und reichlich Teamgeist. 08/15 kennen wir nicht. Unser Nachwuchs erwirbt jede Menge Know-how und bringt eigene Ideen ein. Er tritt auf Fachmes- sen auf, baut coole Messestände, gewinnt dafür Preise und lebt seine Träume. Den Zusammenhalt der Auszubildenden fördern wir mit Aktionen, Action und Ausflügen, die Spaß machen und verbinden. Bei Sappi in Alfeld entstehen hochwertige Spezialpapiere und Kartonagen für die Verpackungs- und Lebensmittelindustrie. Mehr als 300 Jahre Papiermachertradition sind nicht staubig, sondern stark. Als größter Arbeitgeber der Leinebergland-Re- gion beschäftigen wir knapp 800 Mitarbeiter, deren Expertenwissen überzeugt. Sappi hilft auch dir dabei, deine Potenziale zu erkennen und ein Profi zu werden. Bist du bereit? Zum 01. August 2021 suchen wir Dich an unserem Standort in Alfeld für folgende Ausbildungsberufe: • Papiertechnologe/-in • Papiertechnologe/-in Berufskollegiat (Erwerb der Fachhochschulreife) • Industriemechaniker/-in für Instandhaltung • Elektroniker/-in für Betriebstechnik Wir bieten Dir: Interessante Tätigkeitsfelder, Teamwork, modernste Technologien, neueste EDV und viel Abwechslung erwarten unsere Auszubildenden. Und nach dem Abschluss gibt es gute Chancen, bei uns einzusteigen und weiterzukommen. Neugierig geworden? Dann warte nicht mehr lange! Bewirb Dich noch heute mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen über www.sappi.com/de/careers Noch Fragen? Anruf genügt! Tel.: + 49 (0) 5181 – 77 0
EDITORIAL
D
as wichtigste beim Ausflippen ist das Aufwärmen. Wer einfach losflippt, ohne die müden Mus-
keln hier und da ein wenig getätschelt zu haben, dem zwickt’s schnell in den Waden. Das ist vor
allem dann wichtig, wenn man lange nicht mehr richtig geflippt ist. Vielleicht ist das eine der
fiesesten Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie: Wer gerne ungestüm ist und Lust am To-
ben hat, kann das zurzeit höchstens im Alleingang praktizieren. Sologeflippe sozusagen. Nach
zweieinhalb Monaten Shutdown sind die Glieder steif, das Gemüt maximal heiter bis wolkig und die Vor-
stellung, dass man vor ein paar Monaten noch im Moshpit gehopst oder im Club geknutscht hat – einfach
irre. Jetzt, wo allmählich die Beschränkungen vorsichtig gelockert werden, sollte man trotzdem besonnen
bleiben. Lassen wir uns vom Wunsch nach trauter Kuscheligkeit und hemmungsloser Frühsommerlaune
allzu sehr mitreißen, wird die nächste Welle umso heftiger. Und bei all der Verbundenheit zu Revolte und
Revolution: Wer ständig auf „die da oben“ schimpft, dem entgleitet nach und nach der Bodenhalt. Ein Virus
ist weder gut noch böse, weder verschont es die Reichen, noch hat es die Armen im Fadenkreuz. Ein Virus
ist unsichtbar, ungreifbar. Weil es keinerlei Angriffsfläche besitzt, macht es besonders Angst. Das Virus ist
auf keiner Mission. Es ist sinnlos. Es macht nicht krank, weil jemand es dazu angestiftet oder program-
miert hat. Es tötet nicht, weil es das will oder eine Aufgabe es dazu zwingt. Es tötet, weil es ein Virus ist.
Manche Viren tun so etwas eben. Das muss man akzeptieren, auch wenn es schwer fällt. Dass Bill Gates,
der 5G-Ausbau oder der Nikolaus Schuld an den hunderttausend Toten sind, wäre – so viel muss man sich
eingestehen – schlicht zu einfach, um wahr zu sein.
Ihr haltet hier das dritte Heft in den Händen, das während der Krise entstanden ist. Obwohl wir so langsam in den Groove geraten und die Arbeit aus dem Homeoffice
immer geschmeidiger läuft, wollen wir uns gar nicht zu sehr an diesen Zustand gewöhnen. Das PUBLIC-Herz fühlt sich ohne das blubbernde und pulsierende Leben
in den Kneipen, Bars und Konzerträumen ein bisschen blutleer an. Auch im Juni haben wir auf einen Veranstaltungskalender verzichtet. Doch die Veranstalter und
Kulturmacher gehen mit neuen, spannenden Formaten wieder ans Werk. Über die erste digitale Ausgabe des Prosanova-Festivals (Seite 4) geht es im Heft ebenso wie
um die Drive-In-Events auf dem Schützenplatz (Seite 20 und 21), „PopUp“-Konzerte (Seite 12) oder KUFA TV, das neue Online-Fernsehformat der Kulturfabrik
Löseke (Seite 25). Und es duftet nach Hoffnung! Hildesheimer Musikerinnen und Musiker haben verraten, welche Songs ihnen persönlich ein Gefühl von Zuversicht
bescheren (auf Seite 26 und 27). Was könnte derzeit wichtiger sein?
Wärmt Euch gut auf, auf baldiges Ausflippen!
Daniel Rothert, PUBLIC-Herausgeber
Kilian Schwartz, PUBLIC-Redaktionsleiter
04 13 19 24
GLÄTTE UND REIBUNG KETTENBRIEF SOUND & VISION MULTIPLES EGO
Prosanova 2020 wird digital MIT ABENTEUERLUST Neue Musik, Filme, Bücher 40. Todestag von Ian Curtis
„Majas Abenteuer“ von Lena Elfers und Spiele in der Kritik
05 25
NETZBILDUNG 14 20 FERNSEHFABRIK
Neues Online-Bildungsangebot der EVI HILIGHTS KULTUR VOR DER KUFA TV gibt Unterhaltung
sorgenfrei.BAR, HOFbutik VIRENSCHUTZSCHEIBE ein neues Format
06 Drive In Events
KULTURKÄMPFER 15 26
Helmut Aßmann ABSEITS VOM HÖRSAAL 21 SONGS VOLL ZUVERSICHT
Angebote für Studierende ROSEN UND RÜBEN Hildesheimer Hoffnungslieder
07 Werde und vergehe
NIEDRIGE MATHEMATIK 16 28
Neue Intendanz und Spielzeitstart im TfN HOMEOFFICE 22 AUFWÄRMPHASE
STATT BUSFAHRT HIER & JETZT On- und Offline-Veranstaltungen im Juni
08 Personennahverkehr in Hildesheim Distance Learning an der VHS
AUSBILDUNG IN ZEITEN 30
DER PANDEMIE HIER & JETZT KULTURGUT SPASS. MIT TIEREN
Ausbildung und Corona Thav vs. Corona MIT HUBRAUM 12 Kilo purer Hass
Kino und Konzerte auf dem
11 18 Schützenplatz in Hannover AUSGEH-ADRESSEN,
EL KURDI SPRICHT DEUTSCH HÖRSAAL IMPRESSUM
Die Quarantäne-Touren Onlineangebot „Jugend in Hildesheim“ 23
UNENDLICHE
12 LESEN IM FLUSS SPIELVERLÄNGERUNG
BALUSTRADENBALLADEN „Der Staubwedel muss mit“ Pete Townshend wird 75
„PopUp“-Konzerte der gbg von Christoph Schwyzer
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HILDESHEIM
PROSANOVA 2020 WIRD DIGITAL UND LOTET NEUE WEGE AUS
Glätte und Reibung
Alles bleibt anders: Das diesjährige Prosanova-Festival zieht ins Netz und lädt zum digitalen Diskurs
ein. PUBLIC-Redaktionsleiter Kilian Schwartz hat sich mit dem künstlerischen Leitungsteam getroffen.
B
is zur Buchmesse in Leipzig dabei nicht nur als Surrogat für das ge-
hatten die Herausgeberinnen wohnte vis-à-vis-Erlebnis stehen, son-
der Literaturzeitschrift Bella dern selbst neue Wege und Möglichkei-
Triste noch gehofft, der Co- ten ausloten, Literatur zu inszenieren.
rona-Ausbruch würde einiger- 40 junge Gegenwartsautorinnen und
maßen glimpflich verlaufen und die Maß- -autoren sind eingeladen. Geplant sind
nahmen zur Eindämmung im Juni bereits Lesungen, Tutorials, Workshops (unter
vorbei sein. Dann nämlich sollte in Hil- anderem ein Buchbindeworkshop) Pod-
desheim die inzwischen 20. Auflage des casts und Höranleitungen, ein Festival-
Prosanova-Festivals stattfinden, dessen Kit, das vorab bestellt werden kann, soll
Organisation und Durchführung traditio- für die nötige Festivalstimmung zuhause
nell in den Händen des Bella-Teams liegt: sorgen. Die Organisatorinnen machen
Vier Tage Live-Literatur abseits des Was- sich die digitale Infrastruktur zu Nut-
serglases, verdichtet, diskursiv, körperlich ze und laden zu Online-Challenges ein,
und eng umschlungen. Texte zum Anfas- gewähren etwa im „Reibungstagebuch“
sen, zum Berühren, zum berührt werden. auf Instagram einen Einblick hinter die
Dann kam der Lockdown und mit ihm Kulissen und sprechen im Podcast über
die bundesweite Absage aller Großveran- aktuelle Positionen der Gegenwartslite-
staltungen. Und die große Unsicherheit: ratur. Das diesjährige Oberthema „Glätte
Was wird aus Prosanova? Eineinhalb Jah- Noch analog, bald digital: das künstlerische Leitungsteam (von links) und Reibung“ sickert dabei als diskursive
re Vorbereitungszeit für die Katz? Carla Hegnon, Judith Rinklebe, Elske Beckmann und Mirjam Wittig. DNA in Formate und Inhalte: Wie be-
Laut Simoné Lechner, Teil des sechsköp- Nicht auf dem Bild sind Simoné Lechner und Selma Matter kömmlich und geschmeidig sollte Lektü-
figen künstlerischen Leitungsteams, habe re sein? Wie wird Reibung erzeugt? Und
es vor allem zwei Gründe gegeben, warum welche gesellschaftliche Rolle kommt der
man sich gegen eine Absage entschieden habe: „Die Künstlerinnen und Künstler Literatur zu, wenn Lektüre aufreibt oder gar agitiert?
erleben derzeit einen Totalausfall, ihr Einkommen, das sie normalerweise mit Der Wechsel in den digitalen Raum, er bringt auch weitere positive Aspekte mit
Lesungen und Veranstaltungen einfahren, fällt komplett weg. Das wollten wir sich. Barrieren fallen weg, Zugänglichkeiten werden erleichtert, keine hohen Ma-
vermeiden.“ Hinzu komme, dass bei einer Verschiebung vermutlich weder die terialkosten, nirgends leere Plastikbecher oder Zigarettenstummel.
gemieteten Räumlichkeiten – ursprünglich sollte das Festival im ehemaligen BIZ Prosanova hat die Plattform gewechselt – das Festivalfeeling bleibt hoffentlich
Foto: Kilian Schwartz
am Langen Garten stattfinden –, noch die Künstlerinnen und Künstler zu einem das Gleiche.
späteren Zeitpunkt noch verfügbar seien, so Lechner. Der Zeitraum vom 11. bis
14. Juni bleibt bestehen. Doch wie das Herz des Festivals – die Begegnungen, Das Prosanova-Festival findet vom 11. bis 14. Juni in digitaler Form auf der
Diskurse und Experimente – mit Blut versorgen, wenn die analoge Version nicht Webseite www.prosanova.net statt. Für einige der Angebote und Workshops
zu verwirklichen ist? steht nur ein begrenztes Kontingent zur Verfügung, der Vorverkauf für die Ti-
Die Lösung: Das Festival wird digital. Die Online-Variante von Prosanova soll ckets startet am 25. Mai, am 20. Mai steht das Programm online.
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HILDESHEIM
NEUES ONLINE-BILDUNGSANGEBOT DER EVI
Netzbildung
sorgenfrei
.BAR
Jetztauch to Go
Da die umweltpädagogischen Schulprojekte
derzeit nicht stattfinden können, bietet die
EVI verschiedene Energie-Lernbausteine im
Internet an. PUBLIC stellt das Angebot vor.
Wie funktioniert eigentlich die Energiewende? Die EVI klärt auf �e
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way�
awaytoenj
oy!
S
eit zehn Jahren bietet die EVI Energieversorgung umweltpä-
dagogische Schulprojekte an. Über 12.000 Schülerinnen und
Schüler konnte das Unternehmen damit bereits erreichen.
Auch dieses Jahr hätten sich die Klassenstufen drei und vier in
der Grundschule sowie fünf der Mittelstufe mit Trinkwasser
und Energie (Grundschule) sowie
E-Mobilität (Mittelstufe) befassen
dürfen. Wegen der aktuellen Coro-
na-Lage ist das derzeit nicht mög-
lich. Als Ersatz bietet der Energie-
versorger diverse Lernbausteine für
den Sachunterricht im Internet an.
„Damit möchte die EVI den Schü-
lerinnen und Schülern in der Stadt
Mehr Leben
und dem Landkreis Hildesheim
den Zeitraum bis zum Start der
Schulprojekte etwas verkürzen und
zugleich einen kleinen, aber nach-
ist einfach.
haltigen und wertvollen Beitrag für
den Unterricht zu Hause leisten“,
heißt es in einer entsprechenden
Pressemeldung der EVI. Mustafa Sancar, kaufmännischer
„Wir möchten jede Grundschü- Geschäftsführer der EVI
lerin und jeden Grundschüler für hback*iede in
3 % CasKup
einen verantwortungsvollen Umgang mit unserem Trinkwasser sensi- ferschm
bilisieren, erklären, woher unser Strom kommt und etwas zum Thema im Gasthof iro-Kunde
n
für Mehr.G
E-Mobilität vermitteln“, erklärt Mustafa Sancar, kaufmännischer Ge- Hildesheim
schäftsführer der EVI. „Wir wollen auch in dieser Zeit ein starker Part-
ner der Schulen bleiben“, betont der zweifache Vater.
Dieser Tage müssen viele Familien Homeoffice und Homeschooling un- Geld-zurück-Vorteile
ter einen Hut bringen. „Wir wissen, auch aus eigener Erfahrung, dass das beim Einkaufen vor Ort
Lernen zu Hause derzeit gute Nerven, Kreativität und geeignetes Mate- mit Mehr.Giro – mein
rial erfordert“, meint EVI-Pressesprecherin Katrin Groß. „Folglich sehen Sparkassen-Girokonto
wir auch unser Online-Angebot als sinnvolle und einfach zu bedienende
mit Vorteilswelt.
Ergänzung des Unterrichts. Die Rückmeldungen der Schulen auf unsere
Schulprojekte sind seit Jahren sehr positiv.“
* auf alle Umsätze bis 500 Euro
Auf der Internetseite der EVI, unter der Rubrik „EVI Kids“, finden
sich unterschiedliches Filmmaterial sowie Experimentier- und Bastel-
anleitungen, die auch in den Schulunterricht integriert werden können.
Alternativ lassen sich die EVI-Kids-Erklärfilme auch direkt über den
YouTube-Kanal der EVI abspielen. Die Inhalte auf der Plattform wer-
den fortlaufend aktualisiert.
Fotos: EVI
sparkasse-hgp.de/mehrgiro
Die Internetadresse lautet www.kids.evi-hildesheim.de.
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HILDESHEIM
Kulturkämpfer
W
ährend seiner Zeit in Bonn hat Helmut Aßmann Kar-
DIE
neval „drei Jahre lang ausgehalten“, dann wollte er we-
nigstens einmal dabei sein. Das Erlebte hat ihn so be-
geistert, dass er es bei seinem Umzug nach Hildesheim
SHORTS mitbrachte. Die Karnevalsgottesdienste waren bis zum
Ende seiner Amtszeit als Superintendent und Pastor an St. Andreas ein
SIND
wahrer Publikumsmagnet. Auch Verkleidung und Büttenrede gehörten
dazu. „Alles im Leben hat auch eine komische Seite“, findet Aßmann.
„Wenn jemand irgendwas wirklich bierernst nimmt, dann wird es un-
DA! gemütlich.“
Die erste Berufsentscheidung Aßmanns fiel auf die Physik, genauer die
Meteorologie. Ihm lag „die Philosophie der Wissenschaft“. Aber: „Die
Fragen, die mich interessierten, wurden
dort nicht beant- wortet.“ Also begann
er ein Theologie- studium, leistete sein
Vikariat, übernahm die erste Pfarrstelle
und arbeitete dann eine Zeitlang als Mili-
tärpfarrer, unter an- derem in Bonn. Als die
Zeit sich dort dem Ende näherte, wäre er
gerne in den Süden Deutschlands gegan-
gen. Also Baden- Württemberg oder
Bayern. Das war damals jedoch nicht
möglich und so landete er schließlich
wieder in der Lan- Helmut Aßmann deskirche Hannover
als Superintendent in Hildesheim. Um-
ziehen möchte er heute nicht mehr, aber wenn er die Zeit zurückdrehen
könnte, würde er sich stärker um Baden-Württemberg bemühen. „Ich
finde nach wie vor, dass jenseits des Limes ein anderes kulturelles Niveau
herrscht. Aber gutes menschliches Leben gibt es überall.“ Er hat sich mit
Hildesheim • Almsstr 35 • www.eierund.de seiner Familie längst eingelebt in Hildesheim und bedauert seine Wahl
nicht. „Im Gegenteil, unsere Lebensqualität ist hier sehr, sehr hoch.“
Aßmann ist Hildesheimer geworden und hat hier viele Freundschaften
geknüpft. Durch eben diese kam er dann auch zum Freundeskreis der
Kulturregion Hildesheim. Obwohl er inzwischen als Leiter der theolo-
gischen Aus-, Fort- und Weiterbildung in Hannover arbeitet, hält er an
Hildesheim fest. Nachdem das St. Michaelis-Jubiläum und das Stadt-
und Bistums-Jubiläum in 2010 und 2015 so erfolgreich waren, glaubt
Aßmann, dass auch die Bewerbung zur Kulturhauptstadt einen positiven
Impuls für Hildesheim setzen kann. „Die Bewerbung schafft die Mög-
lichkeit, die großen und kleinen Player der Stadt zusammenzubringen,
aus Auftrieb für ein stolzes und freundliches Stadtbewusstsein.“ Er hofft,
Foto: Privat
dass zukünftig mehr Hildesheimer stolz darauf sind, hier zu leben.
von Radio Tonkuhle-FSJlerin
Paula Thelen
KUFA-SOLI-AKTION
FESTIVAL OHNE TERMIN
Ein Festival ohne Termin – wo gibt's denn sowas? Die krisengebeutelte
Kulturfabrik Löseke hat eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen,
mit der Fans, Freunde und Partygänger dem soziokulturellen Zentrum
unter die Arme greifen können und gleichzeitig dabei helfen, ein fei-
nes – bislang noch terminloses – Festival auf die Beine zu stellen. Die
Ideen-Geber und Organisatoren Aaron Pohl und Carlos Frank streben
dabei den Schulterschluss zwischen Kufa, Künstlern und Gastronomie
an: Unter www.startnext.com/kulturbleibt kann man einen Spendenbe-
trag frei wählen oder einen Spendenbetrag mit Dankeschön auswählen.
Mit dem ersten Fundingziel in Höhe von 3.300 Euro kann die kleinere
Variante des Festival realisiert werden. Dann geht es um 18 Uhr los, es
spielen drei Bands, dazu gibt es ein bis zwei Vorträge und zum Schluss
zwei Partys. Wird das zweite Fundingziel in Höhe von 6.600 Euro
erreicht, wird's fett! Ab 14 Uhr kann man Vorträge und Workshops
besuchen, es spielt eine Band für Kinder, auf der Terrasse kann man
entspannen und Kleinkunst genießen. Danach sind vier Bands zu hören
und zum Abschluss tanzen alle auf drei Partys. Die Aktion läuft bis zum
15. Juni. Infos unter kufa.info/festival-ohne-termin.
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HILDESHEIM
NEUE INTENDANZ AM TFN UND SPIELZEITSTART IM SEPTEMBER
Niedrige Mathematik
Ein Stoff, drei Menschen, vier Stücke – Oliver Graf beginnt seine Intendanz am TfN mit Ausrufezeichen.
Kompliziert soll das Programm aber nicht sein. PUBLIC-Autor Björn Stöckemann folgt dem roten Faden.
M
usical-Company, Musiktheater und Schauspielensemble bleiben phin Marguerite Donlon sowie Ausstatterin Belén Montoliú und einer Ausgabe
meist unter sich. Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen von Friedrich Schillers „Die Räuber“ in einen Raum gesperrt und erst wieder
ist am TfN schon wegen der Landesbühne schwierig. Denn das rausgelassen, als ein Bühnenbild stand. Gut, Freiheitsberaubung war nicht not-
Programm des TfN muss in einer Mehrzweckhalle auf dem Dorf wendig, aber „viel Kommunikation“, wie Graf verrät. „Wir hatten ja keine Erfah-
genauso funktionieren wie im Großen Haus. Dass Schauspiele- rungswerte.“ Trotzdem stehen am Ende drei Inszenierungen, eine Ästhetik und
rinnen und Schauspieler singen – wie in „Mutter Courage“ – oder der Opern- drei Zugriffe. „Wir waren unglaublich überrascht, wie gut das funktioniert hat“,
Chor Musical-Choreographien aufs Parkett bringt – wie „Im weißen Rößl“ – sagt Graf. „Die Räuber“ eröffnet die erste Spielzeit der neuen Leitung am TfN.
blieb bisher die Ausnahme. Jetzt kommt Oliver Graf. „Ich bin ein riesen Fan Zuerst als Opernrarität „I Briganti“, unter musikalischer Leitung von General-
vom spartenübergreifendem Arbeiten“, gesteht der designierte Intendant des TfN musikdirektor Florian Ziemen, inszeniert von Manuel Schmitt. „Verdi mit seiner
und sein Grinsen ist dabei durchs Telefon zu hören. Ab kommender Spielzeit Version „I masnadieri“ hätte zwar auf der Hand gelegen, wenn wir das Stück im
leitet Graf das TfN. Er will den Tanz ans Haus holen, Inszenierungen in die Musiktheater verorten wollten“, gibt Graf zu, „aber die völlig zu Unrecht verges-
Stadt tragen und das Angebot grundsätzlich inklusiver, integrativer, kurz nie- sene Rarität „I Briganti“ von Mercadante ist um einiges spannender.“ Verdi steht
derschwelliger machen. Ab sofort sollen die Leu- mit „La Traviata“ sowieso noch auf dem regulären
te wieder vom Theater für Niedersachsen anstatt Spielplan. Einen Tag nach „I Briganti“ bringt Ayla
vom TfN sprechen, fremdsprachiges Publikum Yeginer, ab dieser Spielzeit mit Dramaturgin Cor-
soll in allen Sparten unter anderem in Englisch, nelia Pook auch Schauspielleitung, ihre Interpreta-
Türkisch, Arabisch und Russisch mitlesen können tion auf die Bühne. Eine Woche später schließlich
und eine Inklusionsagentin nimmt nach der Som- bringt das Donlon Dance Collective „Die Räuber“
merpause ihre Arbeit auf, um Barrieren abzubau- als Tanztheater zur Uraufführung. Das Bühnenbild
en. Die Betonung will Graf auf das für im T für ist jedes Mal identisch, Kostüme, Licht, Requisiten
Niedersachsen legen und gleichzeitig die Berüh- und Musik ändern sich. Dass „Die Räuber“ die ers-
rungsängste mit den Genres abbauen. Am Thea- te Trilogie an sich gerissen haben, freut Graf. Denn
ter für Niedersachsen hilft die Schauspielsparte zum einen schmückt den Portikus, also den Giebel
nicht ausschließlich Deutsch-Leistungskursen zur des Theaters, ein Schiller-Zitat. Zum anderen, und
allgemeinen Hochschulreife, trällert die Musical- das dürfte viel sprechender für die anbrechende
Company nicht ausschließlich für die Pop-Fans Ära Graf sein, sei „Die Räuber“ ein zeitgemäßer
und das Opern-Ensemble nicht ausschließlich für Stoff. „Es geht um Familie, Macht und Gleich-
die Menschen mit Frack und Monokel. „Wir sind Zwei Neue, drei Sparten, vier Köpfe: Oliver Graf berechtigung“, fasst Graf nur einige der Themen
ein Theater für Niedersachsen“, erklärt Graf und (links), Ayla Yeginer (vorne), Cornleia Pook und zusammen. „Zeitgemäß ohne modernisiert werden
betont dabei das „ein“. Verdeutlichen soll diesen Florian Ziemen zu müssen“, findet Graf „Die Räuber“ und so wirkt
Anspruch die Trilogie, welche ab der kommenden das komplette Programm. Im Musiktheater steht
Saison quasi das Herz des Programms bildet. Ein „Die Fledermaus“ von Strauss neben der Filmad-
Stoff soll je Spielzeit in mindestens drei Sparten auftauchen. Dadurch umgeht aption „Gegen die Wand“, im Musical Marlene Dietrich neben Green Day, im
Graf das Problem, das Bühnenpersonal nicht vermischen zu können. Musical- Schauspiel „Moby Dick“ von Melville neben „Adolf – Der Bonker“ von Moers
Company und Schauspielensemble gemeinsam auf die Bühne zu stellen funk- und im Jungen Theater die Feldmaus „Frederick“ und „Die Schneekönigin“ neben
tioniert, wie gesagt, wegen der Landesbühne nicht. Zu hoch wäre der Aufwand, Briefen von Franz Kafka und Gedanken über den Krieg. „Wir sind ein Theater für
zu sehr wäre der Spielplan eingeschränkt. Wenn zwei Sparten an eine Inszenie- Niedersachsen“, betont Graf und diesmal sowohl das „ein“ als auch das „für“. Das
rung gebunden sind, fallen, vereinfacht gesagt, zwei Termine weg, an denen das soll sich auch darüber bemerkbar machen, dass das „Theater zum Mitmachen“ auf
Foto: TfN/Moras
TfN auswärtig spielen könnte. Deswegen verlegt Graf die Zusammenarbeit vom dem Programm steht. Darunter: „Die Räuber“ als partizipative Rap-Oper. Quasi
Rampenlicht hinter die Kulissen. Drei Regisseurinnen oder Regisseure bear- eine Trilogie mit vier Teilen zum Einstand.
beiten ein Stück mit einer Ausstatterin. Heißt: Graf hat vor einiger Zeit seine
Hausregisseurin Ayla Yeginer mit Opernregisseur Manuel Schmitt, Choreogra- Infos und Programm: www.tfn-online.de und www.mein-theater.live.
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HILDESHEIM
AUSBILDUNG UND CORONA
Ausbildung in
Zeiten der Pandemie
Die Corona-Krise betrifft alle Bereiche des täglichen Lebens – auch den Ausbildungsbetrieb. PUBLIC-Bildungs-
expertin Laura Pöschel informiert über die Herausforderungen für Arbeitgeber und Auszubildende.
D
er Start des Monats Juni ist für Gene- und lobt auch die Schülerinnen und Schüler für das
rationen von Schülerinnen und Schülern Einhalten der Hygieneregeln. Er ist zuversichtlich,
seit jeher mit einem Wort verbunden: dass bis zu den Sommerferien alle Jahrgangsstufen
Sommerferien. Endlich hat das stunden- in den Unterricht vor Ort zurückkehren können.
lange Pauken ein Ende, endlich rücken Damit enden für viele Familien anstrengende Wo-
die Wochen des Ausschlafens in greifbare Nähe. chen, in denen Lerninhalte zu Hause in Eigenregie
Und für die Abschlussklassen ist mit den langen Fe- durchgearbeitet werden mussten. Insbesondere für
rien auch der Abschied von einem Lebensabschnitt die Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr
verbunden, die Schulzeit geht vorbei und Ausbil- ihren Schulabschluss machen möchten, dürfte diese
dung oder Studium erscheinen am Horizont. Zeit nervenaufreibend gewesen sein. Lange stand
nicht fest, in welcher Form die Abiturprüfungen
Doch in diesem Jahr ist alles etwas anders als ge- stattfinden würden, die einzelnen Bundesländer
wohnt. Wegen der Corona-Pandemie waren die brachten unterschiedliche Vorschläge ein. Nieder-
Foto: Shutterstock
Schulen seit Ende März geschlossen, nach den Kreativ Herausforderungen meistern ist wichtiger sachsen legte sich schließlich darauf fest, die Abitur-
denn je
Osterferien wurde der Betrieb schrittweise wie- prüfungen um drei Wochen nach hinten zu schieben,
der aufgenommen. Niedersachsens Kultusminister auch die Prüfungen zum Abschluss des Sekundarbe-
Grant Hendrik Tonne zeigt sich zufrieden mit den berufsbildenden Schulen für die in diesen Tagen so reichs I wurden auf Ende Mai verlegt. Wer von den
Vorbereitungen, die die allgemeinbildenden und oft angeführte „neue Normalität“ getroffen haben Absolventinnen und Absolventen in den nächsten
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8 PUBLIC
HILDESHEIM
Wochen dann endlich das eigene Abschlusszeugnis
in der Hand hält, dürfte nach dieser Aufregung wohl
doppelt froh und stolz sein.
Und dennoch wird sich bald die Frage stellen: Was
kommt nun? Schließlich ist noch nicht klar, wie sich
die Corona-Pandemie im weiteren Verlauf des Jah-
res entwickeln wird. Wer beispielsweise ein Studium
aufnehmen möchte, kann jetzt noch nicht sicher
sein, im Herbst auch wirklich wieder im Hörsaal
lernen zu dürfen. Auch das duale Ausbildungssys-
tem ist von der Corona-Situation betroffen. In den
Monaten, in denen das Virus Deutschland förmlich
überrollte, finden üblicherweise Bildungsmessen
statt, auf denen erste Kontakte zwischen potenziel-
len Auszubildenden und Betrieben hergestellt wer-
den. Auch Bewerbungsgespräche werden in dieser
Zeit üblicherweise geführt, die im besten Fall dann
in einen Ausbildungsvertrag münden. In einigen
Branchen war dieser Prozess zwar bereits vor der
Corona-Krise abgeschlossen, teilweise musste aber
auch kurzfristig umdisponiert werden. So wurden
Gespräche mitunter per Videokonferenz durchge-
führt oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Erste berufliche Orientierungen sind natürlich auch Die Wahl des richtigen Berufes erfordert eine gute Beratung. Erste Orientierungshilfe gibt es im Netz
online möglich, beispielsweise über die Lehrstel-
lenbörse der Handwerkskammer (HWK) oder der sprecher der HWK Hildesheim-Südniedersachsen. rangig geht es in den meisten Betrieben derzeit um
Industrie- und Handelskammer (IHK). Ohnehin Wegen der Ungewissheit, wie sich die Pandemie die Sicherung der Existenz und den Erhalt der vor-
setzen HWK und IHK, ebenso wie zahlreiche Ar- weiter entwickeln wird, seien Arbeitgeber mitunter handenen Arbeitsplätze mithilfe von Kurzarbeiter-
beitgeber, bereits seit einiger Zeit darauf, Interessen- allerdings noch recht verhalten, was die Zusage für geld und weiteren Staatshilfen“, so Othmer weiter.
ten und Unternehmen über Webauftritte und die einen möglichen Ausbildungsplatz angehe, erklärt In den meisten Fällen würden die bereits gemeldeten
sozialen Medien miteinander in Kontakt zu bringen. Stefan Othmer, Pressesprecher der Bundesagentur offenen Stellen bei der BA aufrechterhalten, um ge-
„In Planung sind derzeit auch Online-Messen sowie für Arbeit (BA). „Wir gehen davon aus, dass die Ar- gebenenfalls schnell reagieren zu können.
ein Online-Programm für die Ausbildungsmatcher, beitgeber derzeit abwarten und ihre Entscheidung, Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie sind
die jungen Menschen bei der Suche nach dem pas- ob sie in diesem Jahr Auszubildende einstellen oder zudem längst nicht alle Branchen im selben Maße
senden Beruf helfen“, erklärt Stefan Pietsch, Presse- nicht, weiter in Richtung Sommer verschieben. Vor- betroffen. In Berichterstattungen über die ökonomi-
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PUBLIC 9
HILDESHEIM
schen Folgen der Viruskrise wird häufig darauf hingewiesen, wie stark
„die Wirtschaft“ unter der aktuellen Situation leide, Allgemeinplätze wie
diese sind aber selbstverständlich mit Vorsicht zu genießen. Schließlich
lassen sich die verschiedenen Wirtschaftsbereiche nicht alle über einen
Kamm scheren. Zwar verzeichneten die Einzelhandelsunternehmen nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes im März 2020 im Vergleich
zum Vorjahresmonat einen preisbereinigten (realen) Umsatzrückgang
von 2,8 Prozent, es lassen sich aber große Unterschiede zwischen den
einzelnen Branchen feststellen. So fielen die Umsätze im Einzelhandel
mit Nicht-Lebensmitteln im März dieses Jahres real um 10,1 Prozent im
Vergleich zum März 2019, im Einzelhandel mit Lebensmitteln, Geträn-
ken und Tabakwaren stiegen die Umsätze im selben Vergleichszeitraum
aber real um 8,9 Prozent. Othmer weist darauf hin, dass derzeit auch die
Gastronomie, das Veranstaltungs- und Eventmanagement, die Touris-
musbranche und der Dienstleistungssektor von den Auswirkungen der
Pandemie betroffen seien. Auch viele Gewerke hätten unter der aktuellen
Situation zu leiden, ergänzt Stefan Pietsch. Er empfiehlt Betrieben, die
Ausbildungsleistungen
trotz der schwierigen
Lage nicht herunter-
zufahren, gerade auch
im Hinblick auf die
zukünftige Fachkräf-
tesicherung. Hilfreich
sei hier ein klares Si-
gnal der Politik an die
Ausbildungsbetriebe.
Schulabgängerinnen
und Schulabgänger
sollten in Anbetracht
der außergewöhnli-
chen Situation eben-
falls nicht den Kopf
in den Sand stecken:
Othmer rät ihnen, Be-
AZ Kühn_Azubi_92_105_FIN_ZW.indd 1 20.02.19 07:44
werbungen trotzdem
zu versenden und tele-
fonische Beratungsan-
gebote in Anspruch zu
nehmen. Diese werden
bei der BA und der
HWK unabhängig von
der aktuellen Situation
weiterhin angeboten.
#zukunftklarmachen Betriebe sollten ihre Ausbildungs-
Zudem sei es möglich, leistungen trotz schwieriger Lage nicht
digitale Medien kreativ herunterfahren
Ausbildung oder Studium? zu nutzen, und bei-
Wir sind auch jetzt für Dich da und unterstützen spielsweise ein Bewer-
bungsvideo zu drehen. „Generell ist es lohnenswert, Eigeninitiative zu
Dich bei Deinen Plänen für die Zukunft.
zeigen“, fasst Othmer seine Empfehlungen zusammen.
Hast Du Fragen? Dann ruf doch mal an! Und was ist mit all den jungen Menschen, die sich in Corona-Zeiten
bereits in einer Ausbildung befunden haben? Othmer und Pietsch er-
Hotline: 05121 969 567 klären, dass die berufsbildenden Schulen in unterschiedlichster Weise
Di. 10.00-12.30 Uhr und Do. 14.00-17.00 Uhr auf digitale Medien umgestellt hätten, seitens der Handwerkskammer
wurde außerdem eine Online-Lehrplattform konzipiert, um die Lehr-
gangsteilnehmenden bei der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung
Deine Berufsberatung zu unterstützen. Da diese einen hohen Praxisanteil aufweise, komme un-
ter Beachtung der geltenden Hygieneauflagen für die Auszubildenden
auch das praktische Lernen nicht zu kurz, so Pietsch. Auch Meisterkurse
würden unter Berücksichtigung der geltenden Vorgaben in einem Mix
aus Präsenzlernen und Online-Inhalten angeboten. Vor allem in kleinen
Betrieben bestehe zudem ein enger persönlicher Kontakt zwischen dem
Auszubildenden und allen Mitarbeitern über virtuelle Kommunikations-
kanäle. Durch die Pandemie verschobene Prüfungen würden nach Mög-
lichkeit innerhalb des Ausbildungszeitraums nachgeholt. „Alle Akteure
haben in den vergangenen Wochen mit Hochdruck daran gearbeitet,
Lösungen zu finden, mit denen alle Beteiligten gut leben können“, be-
tont Pietsch.
Die Corona-Pandemie hat also Auswirkungen sowohl auf die Ausbil-
dungsbetriebe als auch auf die Auszubildenden. Doch wenn beide Seiten
offen für alternative Lern- und Kontaktmöglichkeiten sind und kreativ
mit der Situation umgehen, lassen sich auch diese Herausforderungen
meistern.
Informationen zu den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie
für Auszubildende und Betriebe gibt es unter anderem auf der Websi-
te der HWK (www.hwk-hildesheim.de) und bei der BA (www.arbeits-
agentur.de).
10 PUBLICEL KURDI
Die Quarantäne-
Touren von Hartmut El Kurdi
S
eit Beginn der Corona-Krise mache ich los, in irgendeine Richtung, ich lasse mich treiben und weniger zufällig am Gedenkstein für die von Fritz
regelmäßige Fahrrad-Touren. Und das aus schaue was passiert: Just go with the flow! Wichtig Haarmann ermordeten jungen Männer, am Geburts-
verschiedenen Gründen. Erstens drohe ich ist bei solchen Expeditionen auch die Ausrüstung. Ich haus Hannah Arendts und vor öden Nazi-Stein-
durch das Zuhause Rumhängen extrem habe immer eine Wasserflasche dabei, Studentenfut- Löwen, die zu meiner Überraschung Hitlers Darling
aufzumopsen, mein Körper verlangt also ter, einen Apfel, mein Schweizer Offiziersmesser, und Arno Breker himself an den Maschsee modelliert hat.
vehement nach körperlicher Betätigung, zweitens – ein bisschen Spaß muss sein – manchmal trage ich Die Breker-Löwen erinnern übrigens verdächtig an
versuche ich, nicht durchzudrehen und drittens isses einen Tropenhelm, den mein Freund Tim als Jugend- die Großkatze auf dem Braunschweiger Burgplatz.
so: Ich wohne zwar seit elf Jahren in der niedersäch- licher im Kostümfundus des Thalia Theaters in Ham- Sehr amüsiert hat mich ein Schild mit der Aufschrift
sischen Landeshauptstadt Hannover und habe mich, burg hat mitgehen lassen. Dort – auf der Bühne des „Hannoverscher Yacht Club“. Ebenfalls am Maschee.
glaube ich, gut eingewöhnt, assimiliert und integriert Thalias, nicht im Fundus – schmückte der Helm den Da musste ich doch sehr lachen. Die ehemalige Ad-
– wie man es von einem braven Migranten erwartet, Kopf des Großschauspielers Ulrich Pleitgen. In einer resse von Veronica Ferres’ Toyboy Carsten Masch-
egal ob er aus Jordanien, Hessen, Hildesheim oder Peer-Gynt-Inszenierung von Jürgen Flimm. Die In- meyer fuhr ich zugegebenermaßen gezielt an, musste
Braunschweig kommt –, dennoch sind mir weite Teile szenierung habe ich nicht gesehen, aber ich weiß, dass jedoch feststellen, dass Maschi nicht nur weggezogen
der Stadt immer noch so fremd wie die russische Tun- Pleitgen der Helmträger war, weil im Theater immer ist – das wusste ich schon aus den bunten Blättern:
dra, Baden-Württemberg oder die Liebe der Deut- kleine Namensschildchen in die Kostüme genäht zu Vroni nach München – und das Anwesen verkauft
schen zum Spargel, dem einzigen Gemüse, dem es oder geklebt werden. Das Pleitgen-Schild wurde aber hat, sondern dass der neue Besitzer das Haus einfach
im gekochten Zustand gelingt, gleichzeitig matschig leider entfernt als mein Helm mal im Staatstheater hat abreißen lassen. Schade. Ich hätte die geschmack-
und faserig zu sein. Anderes, heikles Thema, ich weiß. Braunschweig zur Reparatur war. Ich habe diesen lose Protz-Villa so gerne „in echt“ gesehen, nicht zu-
Bitte schickt mir keine Rezepte, die beschreiben, wie Helm übrigens schon in vier verschiedenen Theater- letzt, weil die Lokalzeitung mal schrieb, sie sehe aus,
man Spargel so zubereitet, dass er nicht matschig stücken getragen. Einmal auch in einer schrägen Nes- „als ob ein Versicherungsvertreter zu Geld gekommen
und faserig wird. Ich glaube Euch, dass das theore- troy-Inszenierung in meinem ersten Projektsemester ist und es nun mal allen zeigen will“. Ich dachte: Was
tisch möglich ist. Theoretisch. Meine Expeditionen an der Uni Hildesheim. Jetzt eben auf dem Fahrrad heißt hier „als ob“? Lustig ist, dass der Maschmeyer-
stehen übrigens in der Tradition der Forschungsrei- in Hannover. Noch vor wenigen Wochen wär ich mit Klotz im „Hanebuthwinkel“ stand, einem Sträßchen,
sen von Charles Darwin, Alexander von Humboldt dieser Kopfbedeckung auf der Straße sofort aufgefal- das überraschenderweise nicht nach dem Hannover-
und Fridtjof Nansen. Als Forschungsreisender ist es len, nun aber, da die Menschen die exzentrischsten schen Hells-Angels-Chef benannt ist, sondern nach
wichtig, den Forschungsobjekten unvoreingenommen Gesichtsmasken tragen, scheint sich niemand mehr einem im 17. Jahrhundert in Hannover tätigen und
zu begegnen und immer bereit zu sein, Neues in die für originelle Kopfbedeckungen zu interessieren. schließlich durch Rädern hingerichteten Räuber: Jas-
Beobachtungs-Liste aufzunehmen. Deswegen hab Wenn man so ziellos herumvagabundiert, sieht man per Hanebuth. Aber „passt scho“ – wie man in Ma-
ich erst gar keine Liste. Meist fahre ich einfach blind viel: Ich stand auf meinen Touren bereits mehr oder schmeyers neuer Heimat sagt ...
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„POPUP“-KONZERTE
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Schuljahr
–
2020/2021
lä tz e Auch die Band Sidekick bespielt eines der „PopUp“-Konzerte
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Kleine Schule – Große Chance ngesichts der aktuellen Situation möchte die Gemein-
nützige Baugesellschaft zu Hildesheim AG (gbg) einen
Einjährige Berufsfachschule – Wirtschaft proaktiven Beitrag leisten und auch in der Corona-Krise
Schwerpunkt: Einzelhandel Kultur erlebbar machen. Im Laufe eines normalen Jahres
Voraussetzung: Hauptschulabschluss bittet die gbg anlässlich diverser Veranstaltungen, Richt-
Ziel: Versetzung in Klasse 2 und Realschulabschluss oder Erw. Sek I und Stadtteilfeste regelmäßig verschiedenste Künstler aus Hildesheim
auf die Bühne. Da diese Veranstaltungen vorerst nicht umsetzbar sind,
Einjährige Berufsfachschule – Wirtschaft hat sich die gbg etwas einfallen lassen: Noch bis zum 21. Juni wird das
Schwerpunkt: Büromanagement; NEU: E-Commerce (Onlinehandel) Wohnungsunternehmen die eigenen Mieter sowie deren Anrainer mit
Voraussetzung: Realschulabschluss
„PopUp“-Konzerten unterhalten – selbstredend mit Künstlern aus Hil-
Ziel: Erw. Sek I/Anerkennung des 1. Ausbildungsjahres
desheim. Geplant sind die vorangekündigten Mini-Konzerte an sechs
Fachoberschule – Wirtschaft, Kl. 11 Abenden in sieben Wohnquartieren, vor den Balkonen der Mieter. Ge-
Voraussetzung: Realschulabschluss spielt werden jeweils drei Songs, minimal elektrisch verstärkt, bei ausrei-
Ziel: Versetzung in Klasse 12 und Fachhochschulreife chendem Abstand.
Den Auftakt hat die Band Taylor bereits in Ochtersum absolviert, wei-
Fachoberschule – Wirtschaft, Kl. 12 terhin stehen die Sängerin Lina Brockhoff und die Band Sidekick (Foto)
Voraussetzung: Realschulabschluss, kaufm. Ausbildung bereits auf dem Programm. Die zum jeweiligen Auftrittsort benachbar-
Ziel: Fachhochschulreife ten Wohnungen erhalten vorab eine kleine Balkoneinladung und ein
Fachoberschule – Gestaltung, Kl. 11 Tütchen Popcorn, sodass sie optimal vorbereitet sind. Wer nicht teilneh-
Voraussetzung: Realschulabschluss men mag, kann sich der beigefügten Ohrstöpsel bedienen. Alle anderen
Ziel: Versetzungen in Klasse 12 und Fachhochschulreife dürfen sich dann am Konzerttag über 15 Minuten feinste Musik zum
Abend freuen. Direkt im Anschluss sind das gbg-Team und die Musiker
Fachoberschule – Gestaltung, Kl. 12 wieder weg, noch bevor sich eine Menschentraube bilden kann. Für die
Voraussetzung: Realschulabschluss, gestalt. Ausbildung Nachhaltigkeit dieser besonderen Aktion sorgt ein Video des jeweiligen
Ziel: Fachhochschulreife Konzertes, das über die Facebook-Seite der gbg abrufbar ist. Kurz gesagt:
Anmeldezeiten: Die gbg serviert ihren Mietern zu Hause richtige Bands mit echter Live-
Montag bis Donnerstag von 8.00 bis 15.30 Uhr Musik, kostenlos und mit Abstandsregelung.
Freitag von 8.00 bis 13.00 Uhr
Foto: Dorit Schulze
Die „PopUp“-Konzerte finden abends zwischen 17.30 und 18.30 statt
Buhmann-Schule Hildesheim und sind in den Stadteilen Drispenstedt, Innenstadt (Andreasviertel),
Hindenburgplatz 1 · 31134 Hildesheim · Tel. 0 51 21 / 3 30 73 Marienburger Höhe, Moritzberg, Nordstadt, Ochtersum und Ost-
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heim.de.
12 PUBLICHILDESHEIM
„MAJAS ABENTEUER“ VON LENA ELFERS
Kettenbrief mit Abenteuerlust
Lena Elfers hat für MDR Kultur einen Kurzfilm gedreht. Ideengeber waren Kinder, die sich gegenseitig
eine Geschichte weitererzählen – und damit dem Corona-Koller ein Schnippchen schlagen. PUBLIC-
Redaktionsleiter Kilian Schwartz sprach mit der Regisseurin und gebürtigen Hildesheimerin.
L
aaangweilig. Wer in den vergangenen Wo- Zeit vertreiben müssen. „Ich war sofort angefixt von
chen den krisenbedingten Zwangsurlaub der Idee!“, erinnert sich Elfers. Man merkt dem Er-
auf Balkonien verbringen musste, der weiß gebnis an, dass die Kinder jede Menge Spaß bei der
es am besten: Die heimischen vier Wände Sache hatten – und sich nicht unbedingt an narra-
bieten auf Dauer nur bedingten Unterhal- tiven Konventionen festgebissen haben. Es ist ein
tungswert. Wenn selbst Smartphone und Netflix Kurzfilm mit Charme, Witz und der richtigen Do-
nicht länger verzücken, ist Gefahr bereits im Ver- sis an Ausgeflipptheit. Bedenkt man die Umstände,
zug: die Decke überm Kopf beginnt zu bröseln. Ein unter denen der Film entstanden ist, dann darf man
Glück, dass gerade Kinder eine natürliche Geheim- sich guten Gewissens fragen: Ist das Ergebnis trotz
waffe gegen jedwede Art von Lager-Koller in petto der Krise so toll geworden – oder gerade deswegen?
haben – die Fantasie. Für Elfers steht das nächste Großprojekt bereits
Mit ihr denkt sich Linus aus Leipzig aus, wie in den Startlöchern: Für ihre
„Majas Abenteuer“ wohl beginnen könnte („mit ei- erste Langdokumentation be-
nem Rascheln im Kleiderschrank“). Am Ende sei- gleitet sie ein Jahr lang sechs
ner kleinen Videobotschaft bittet er die achtjährige Julius erzählt seine Geschichte kinderlose Frauen über 30, die
Lara aus Unterwellenborn, seine Geschichte weiter- vom gesellschaftlichen Druck
zuspinnen und sie daraufhin via Internet mit dem berichten, Kinder auf die Welt
gleichen Auftrag an vier weitere Kinder zu schicken. Fernsehproduktion studiert hat und seit vier Jahren bringen zu müssen. „Das tra-
Als die inzelnen Teile allmählich zu einem spannen- freiberuflich für verschiedene Produktionen tätig ist. ditionelle Mutterbild ist stark
Fotos: Tom Dachs/TP2-Talentpool (1), privat (1)
den Abenteuer herangewachsen sind, treffen sich Anschließend hat eine Illustratorin die Geschichte in den Köpfen der Menschen Filmemacherin
die sechs Grundschülerinnen und Grundschüler im bebildert, ein Animationskünstler diese weiterent- verankert. Ich gehe der Frage Lena Elfers
Videochat und können es kaum abwarten, wie wickelt und ein Sounddesigner das Gemeinschafts- nach, was die gesellschaftli-
„Majas Abenteuer“ ausgeht. werk zum Schluss akustisch zum Leben erweckt. chen Ansprüche mit diesen Frauen machen“, erzählt
Die Idee zu „Majas Abenteuer“ stammt von der Hil- Der fertige Film ist nun Bestandteil des „Corona die Regisseurin. Zurzeit ist das Projekt noch in der
desheimer Regisseurin Lena Elfers: Mit einer Art Creative“-Filmfestivals bei MDR Kultur und kann Konzeptionsphase, Elfers hofft auf baldige Zusagen
digitalem Kettenbrief bat sie die Kinder, sich Szenen im Internet kostenlos angeschaut werden. der Fördergeldgeber. Drehstart soll im Spätsommer
auszudenken und diese mit ihren eigenen Smart- Der Aufruf zum Filmfestival kam für Elfers wie oder Herbst sein, ein Verleih ist bereits an Bord.
phones zu produzieren. Außer einem kleinen Leit- gerufen: Zum einen hatte – wie bei den meisten Über Langeweile kann sich Elfers nicht beklagen.
faden, welche Einstellungsgrößen und Schnittbilder Selbstständigen – die Corona-Krise von hier auf
benötigt werden, hatten die Kinder bei ihren Ideen jetzt für einen Auftragsstopp gesorgt; zum anderen „Majas Abenteuer“ kann unter www.mdr.de/kul-
freies Kommando. „Das war auch ein Risiko. Aber es habe sie aus ihrem Umfeld erfahren, wie Kinder in tur/corona-creative-mayas-abenteuer100.html
hat ja sehr gut geklappt!“, sagt Elfers, die in Leipzig der Krise zuhause ihren Alltag bestreiten und ihre angeschaut werden.
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ie Menschen bleiben PERSONENNAHVERKEHR IN DER KRISE der zur Arbeit oder zu Schule fahren
zu Hause. Zum Arbei- und innerhalb der Busse dann dieser
Homeoffice
ten im Homeoffice, zum Abstand nicht mehr eingehalten wer-
Videochat mit den Ver- den könnte. Denn für jedes Busunter-
wandten und zum Tan- nehmen in Deutschland gilt: Es gibt
zen. Der SVHI sowohl als auch der nur eine begrenzte Anzahl an Bussen
RVHI haben die Auswirkungen von
einem Tag auf den anderen erheblich
zu spüren bekommen: Die Anzahl der
Fahrgäste hat sich seit März so stark
statt Busfahrt und Fahrern, daher ist die Abstands-
wahrung nur in dem Maße möglich,
wie es die Betreibergesellschaften rea-
lisieren könnten. Am Anfang der Kri-
reduziert, dass eine auf die Situation se bestand eine allgemeine Verunsi-
abgestimmte Anpassung der Fahrplä- cherung der Kunden: Viele Menschen
ne und der Taktung umgesetzt wurde. Die Auswirkungen von Corona bekommt auch der sind von sich aus zu Hause geblieben,
„Ziemlich tagesgenau haben wir den das normale Leben wurde ausgesetzt,
gesamten Regionalverkehr am 16. öffentliche Personennahverkehr zu spüren. so blieben Fahrgäste auch einfach
März auf den Ferienfahrplan umge- weg. Während des Shutdowns waren
stellt. Dass keine Schule mehr statt- PUBLIC-Autor Tobi Schulz sprach mit das rund 70 bis 90 Prozent der Öffi-
fand, machte den regulären Betrieb Nutzer, die sonst mit dem Bus fahren
für Schüler komplett zunichte“, er- SVHI-Pressesprecherin Melanie Titz. würden. „Für uns bedeutet das kon-
zählt Pressesprecherin Melanie Titz. kret, dass die Fahrgastzahlen schon
Der RVHI „lebt“ hauptsächlich von extrem eingebrochen sind. Das große
der Schülerbeförderung, die sowohl Chaos blieb jedoch aus, da der Bedarf
morgens als auch mittags per Dop- überhaupt nicht da war“, erzählt Titz
pelfahrten in sämtliche Richtungen weiter. Da durch die Schließung von
bis dato täglich gewährleistet wurde. Restaurants, Kneipen und Bars das
Diese Fahren fielen erst einmal voll- gesamte Hildesheimer Nachtleben
ständig aus. Aber auch innerhalb der zum Erliegen kam, fuhr der Nachtbus
Stadt wurde die Taktung der Busse am Wochenende nicht mehr.
schrittweise reduziert, ab dem 18. Niemand weiß, wie es im öffentlichen
März fuhren die Linien 1 und 5 nur Nahverkehr allgemein weitergeht, die
noch alle 20 statt alle 10 Minuten. Leistungserbringung sei jedoch nicht
Titz sieht das dennoch sehr positiv: gefährdet. „Wir haben alle keine Glas-
„Das unterscheidet Hildesheim noch kugel. Und niemand kann wirklich
von den anderen Städten. Hildesheim vorhersagen, wie die Fahrgäste nach
hat prinzipiell eine sehr ausgebaute der Krise wieder den ÖPNV nutzen
Infrastruktur. Städte in dieser Grö- werden. Wir vermuten jedoch, dass
ße haben selten im Busverkehr eine sich die Mobilität nachhaltig verän-
10-Minuten-Taktung.“ Es folgten am dern wird. Momentan wissen wir alle
23. März die Linie 4, die ab dato auch ja nicht mal, wie es nach den Som-
nur noch alle 20 Minuten zwischen merferien mit dem Schulunterricht
Itzum und Bavenstedt pendelte. Am weitergeht“, erläutert Titz. „Langfris-
28. März erfolgte dann die letzte Co- tig werden die Fahrgastzahlen wahr-
rona-bedingte Reduzierung: Die Li- scheinlich nicht mehr so schnell auf
nien 1 bis 6 fuhren unter der Woche das Niveau kommen, auf dem sie ein-
nach dem Samstagsfahrplan, also jede mal waren.“ Was die meisten Kunden
30 Minuten – das Abendliniennetz aber gemein haben: das Bewusstsein,
galt samstags dann bereits schon ab SVHI-Pressesprecherin Melanie Titz zeigt die neu eingebauten Schutzwände sich zu schützen. Der gesellschaft-
16 Uhr. „Wir mussten für uns erst liche Druck sei so enorm, dass die
einmal eine passende Umsetzung Nutzung des Mund-Nasen-Schutzes
finden, um auf diese Krise angemessen zu reagieren. ein Abo hat, sucht gerade meist nach einem ande- angenommen werde. Die Busfahrer machen zudem
Zwar achtet der SVHI als eigenwirtschaftliches Un- ren Weg, als es zu kündigen. Darüber sind wir sehr regelmäßig Durchsagen, in Bussen und an Haltstel-
ternehmen auch auf die Finanzen, aber wir haben dankbar“, so Titz. Bei Problemen war der Aboser- len hängen Poster zur Aufklärung. Aber die Fahrer
auf der anderen Seite als Beförderungsunternehmen vice immer gesprächsbereit und viele Abonnenten können natürlich nicht auf jeden einzelnen Gast
ja auch einen gesellschaftlichen Auftrag. Dem füh- nutzten einfach eine Abo-Pause. Aktuell kämen die achten, jeder sei selbstverantwortlich. Geschützt
len wir uns verpflichtet, damit auch in solch einer ersten Kündigungen rein, darunter auch Unterneh- werden Fahrer vor allem durch die neu eingebauten
Krisenzeit der öffentliche Verkehr aufrechterhalten menskunden. Zwar gibt es von der Bundesregierung Spuckschutzwände und die Möglichkeit, bei Bedarf
werden kann“, erzählt Titz von ihren Empfindungen einen Rettungsschirm für Unternehmen im ÖPNV, Handschuhe zu tragen, sodass die Fahrgäste ab dem
Foto: SVHI/Alexander Baum
der letzten Monate. Denn es gibt noch immer genug aber die Zahnräder der Finanzbehörden laufen halt 18. Mai auch wieder vorne einsteigen dürfen.
Hildesheimer, die weder ein Auto noch ein Fahrrad nicht so schnell, wie eine derartige Krise sich entwi- Langsam erhöhen die Busse derzeit wieder ihre Tak-
haben. Auch ältere Einwohner nutzten gerne die ckelt. Im Zuge der eigenen Gesundheit kann man tung: Zusatzwagen für den Schülerverkehr fahren
Möglichkeit, mit dem Bus zum Arzt oder in die jedoch sicher sein: Jeder kann beruhigt in den Bus schon seit dem 27. April wieder, sodass der Regio-
Stadt zu fahren. Was positiv stimmt, ist die Reakti- einsteigen, ein entspanntes Fahren ist mit Abstand nalverkehr seitdem seinen regulären Normalbetrieb
on der Abo-Kunden: die Kündigungen waren nicht und mit Maske möglich. Sicherlich wird es aber zu- aufgenommen hat. Innerhalb der Stadt fahren die
so zahlreich wie es die Krise vermuten ließ. „Wer künftig kompliziert, wenn immer mehr Leute wie- Busse seit dem 18. Mai in normaler Taktung.
hier & jetzt THAV AGAINST CORONA
Mächtig getroffen hat die Corona-Krise auch das Thav in der Güntherstraße, seit über 40 Jahren Kultstätte der Hildesheimer Kulturszene. Um der
krisengebeutelten Kultkneipe finanziell unter die Arme zu greifen, haben Stammgäste und Unterstützer nun die Möglichkeit, eine kleine Spende
zu geben. Über die Spendenplattform www.betterplace.me (Stichwort „Thav against Corona“) kann man seinen Beitrag leisten, damit die Türen
im Thav (hoffentlich) bald wieder für Konzerte, Partys oder Kicker-Abende öffnen. Infos über weitere Soli-Aktionen und mehr gibt es unter www.
facebook.com/thav-hildesheim.
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