Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz

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Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz
Real Estate
News
Ausgabe Winter | 2018

Aktuelle Informationen aus dem
Immobilienbereich
Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz
Inhalt
                                     Editorial                                                     3

                             1       Interview mit Arno Kneubühler                                 4

                             2       Workplace of the Future                                       9

                             3       Marktintelligenz in der Bewertung                             12

                             4       Das optimale Zinsniveau                                       16

                             5       Steuerliche Abzugsfähigkeit der Vorfälligkeitsentschädigung   20

                             6       Asset-Swaps — Diversifikation und Renditeoptimierung
                                     im Tiefzinsumfeld                                             23

                             7       Ersatzbeschaffung von betriebsnotwendigem Anlagevermögen      26

                                     Publikationen                                                 29

                                     Veranstaltungen                                               30

                                     Kontakte                                                      31

2   | Real Estate News Ausgabe Winter — 2018
Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz
Editorial
Wie sieht der Workplace of the Future aus? Neue Technologien, die Globalisierung und der demografische
Wandel sind Treiber einer modernen Arbeitsplatzgestaltung. Die Ansprüche neuer Mitarbeitergenerationen
wie beispielsweise Work-Life-Balance und Flexibilität veranlassen viele Unternehmen, neue Arbeitskonzepte
zu entwickeln, welche diesen Anforderungen gerecht werden. Der Artikel von Elke Gall und Martin Lüthi
beschäftigt sich mit diesem Wandel in der Bürolandschaft und zeigt auf, was es bei der Einführung neuer
Arbeitsplatzkonzepte zu beachten gilt.

Im Beitrag Marktintelligenz in der Bewertung gehen Sebastian Zollinger und Manuel Lehner von Fahrländer
Partner Raumentwicklung (FPRE) auf die zentrale Bedeutung der Festlegung des risikogerechten Diskontierungs-
satzes bei der Bewertung von Renditeliegenschaften mittels Discounted-Cashflow-Methode (DCF) ein und
weisen auf mögliche regionale Korrekturpotenziale hin.

Mit der zukünftigen Entwicklung der Leitzinssätze, welche sich seit Jahren auf einem historischen Tief befinden,
und deren Einfluss auf den Schweizer Immobilienmarkt beschäftigen sich Andrea Fuhrer und Casper Studer
in ihrem Beitrag zum optimalen Zinsniveau.

Auf das aktuelle Thema der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Vorfälligkeitsentschädigung für Zwecke
der Grundstückgewinn- und der Einkommenssteuer bei vorzeitiger Auflösung einer Hypothek gehen
Hanspeter Saner, Martin Kistler und Michel Greter in ihrem gemeinsamen Artikel ein. Sie erläutern unter
anderem die Bundesgerichtsentscheide vom 3. April 2017 und zeigen, in welchen Fällen eine Vorfälligkeits-
entschädigung bei Liegenschaften abzugsfähig ist.

Dominic Iseli und Casper Studer gehen in ihrem Beitrag vertieft auf die Transaktionsform der Asset-Swaps
ein, welche im derzeitigen Marktumfeld eine interessante Möglichkeit zur Diversifikation und Renditeopti-
mierung darstellt, ohne dabei den Liquiditätsgrad der Parteien zu tangieren.

Anhand des Bundesgerichtsentscheides vom 8. Dezember 2016 befassen sich Stefan Laganà und Thomas
Cabane mit der Fragestellung, wann eine steuerneutrale Ersatzbeschaffung von betriebsnotwendigem
Anlagevermögen gemäss aktueller Rechtsprechung Anwendung findet.

Mit der aktuellen Ausgabe der «Real Estate News EY Schweiz» möchten wir unseren Lesern und Leserinnen
einerseits Informationen zu traditionellen Themen der Immobilienbranche bieten und andererseits Einblick
in die sich rasant entwickelnde Welt der Technik und Digitalisierung gewähren.

Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche und interessante Lektüre.

Daniel Zaugg                                                  Claudio Rudolf
Sektor Leiter Real Estate & Construction                      Head Real Estate

                                                                        Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |   3
Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz
1 Interview
                                               mit Arno Kneubühler

                         «Wir wollen immer günstigste Mieten
                         anbieten können.»
                         Der Real Estate Asset Manager Procimmo SA fokussiert mit seinen
                         Immobilienfonds auf Industrie- und Gewerbeflächen ausserhalb
                         der grossen Zentren. CEO Arno Kneubühler erklärt im Interview,
                         wie sich in der Peripherie hohe Renditen erzielen lassen. Und wie
                         die Tiefpreisstrategie von Procimmo die Start-up-Szene der
                         Schweiz belebt.

                         Procimmo investiert mit Vorliebe in Liegenschaf-         Architektur- und unsere Vermarktungsabteilung
                         ten ausserhalb der Zentren. Was macht diese              eng zusammen, so können wir auf die individuellen
                         B- und C-Lagen attraktiv?                                Bedürfnisse der Nutzer eingehen.
                         Arno Kneubühler: In der Schweiz wird der Raum
                         von St. Gallen bis Genf intensiv wirtschaftlich          Macht Procimmo auch Sale-and-lease-back-
                         genutzt. Besonders viele Aktivitäten finden in der       Transaktionen?
                         Nähe von Autobahnen statt, ausserhalb der Zent-          AK: Ja, diese Transkationen sind aufgrund von
                         ren. Dort investieren wir. Attraktiv sind diese Lagen,   Asset-light-Strategien weiterhin verbreitet. Im Zuge
                         weil es für Produktion und Gewerbeaktivitäten in         der Frankenaufwertung mussten sich auch viele
                         der Stadt keinen Platz mehr hat oder verfügbare          kleinere Unternehmen zu diesem Schritt entschlies-
                         Flächen zu teuer sind. Ein Betrieb am Paradeplatz        sen. Mit dem Verkauf ihrer Immobilien konnten sie
                         kann für seine Logistik schlecht einen 40-Tonner         sich finanzielle Mittel beschaffen, die sie benötigten,
                         einsetzen, abgesehen davon, dass er die Miete an         um sich neu auszurichten oder sich auf die Kernkom-
                         dieser Lage nicht erwirtschaften kann. Hier bieten       petenzen zu konzentrieren.
                         periphere, nahe der Autobahn gelegene Flächen
                         grosse Vorteile.                                         Worauf achten Sie bei diesen Verträgen?
                                                                                  AK: Das Unternehmen muss solvent sein, und wir
                         Welche Bedingungen muss ein Objekt erfüllen,             schliessen langfristige Verträge ab. Laufzeiten von
                         damit Procimmo sich dafür interessiert?                  15 Jahren sind keine Ausnahme.
                         AK: Es muss über viel Land und wenig Gebäude
                         verfügen. Wir suchen unternutzte Objekte, die wir        Und wie gehen Sie bei leeren Liegenschaften
                         entwickeln können. Damit tragen wir letztlich zur        vor, etwa wenn ein Unternehmen die Immobilie
                         Verdichtung bei, was den Zielen der Raumplanung          verkauft, weil es den Betrieb aufgibt?
                         entspricht.                                              AK: Solche Objekte kaufen wir zu anderen Preisen,
                                                                                  da sind grosse Abschläge nötig. Angesichts des damit
                         Wie geht Procimmo dabei vor?                             verbundenen Aufwands ist dies gerechtfertigt.
                         AK: Ein Drittel unserer Liegenschaften generiert
                         genügend Ertrag, ohne dass wir investieren müssen.
                         Bei einem Drittel sind die Leerstände hoch, und ein
                         Drittel entwickeln wir neu. Dabei arbeiten unsere

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Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz
Wie gross ist die Konkurrenz um die Standorte,             Welche Rolle spielen Banken bei der Mittelbe-
                     die für Procimmo interessant sind?                         schaffung?
                     AK: Die Konkurrenz ist gewachsen. Spezialisierte           AK: Wir dürfen nur maximal 33 Prozent der Immo-
                     Gesellschaften, wie wir es sind, treten zwar selten        bilien im jeweiligen Fonds mit Hypotheken finanzieren,
                     auf. Es sind jedoch viele Einzelinvestoren aktiv.          die übrigen Mittel sind Eigenkapital. Andere Finanzin-
                     Und auch Gewerbetreibende und KMU bieten mit,              strumente setzen wir nicht ein, weder Swaps noch
                     die einen neuen Standort suchen und diesen selbst          irgendwelche Konstrukte. Das unterscheidet uns von
                     entwickeln wollen.                                         Immobilien-Aktiengesellschaften.

                     Procimmo kauft häufig Leerstände ein. Derzeit              Sie haben kürzlich in einem Interview gesagt,
                     nehmen die nicht vermieteten Flächen zu. Heisst            mit Ihrer Strategie sei das Risiko, aber auch die
                     das, dass Sie jetzt mit Angeboten überschwemmt             Rendite höher. Was heisst das genau?
                     werden?                                                    AK: Der Fonds Procimmo 2 [mit Industrie- und
                     AK: Wir haben in der Tat sehr viele Angebote auf           Gewerbeflächen ausserhalb der Zentren in der
                     dem Tisch, aber gleichzeitig kaufen wir sehr wenig.        Deutschschweiz] weist eine Bruttorendite von
                     In diesem Jahr haben wir schweizweit schon über            rund 7,1 Prozent aus. Wir sehen ein Potenzial von
                     400 Dossiers geprüft, doch nur ein paar wenige Im-         8 Prozent, angesichts der Leerstände von derzeit
                     mobilien gekauft. Auch wenn ein Objekt Leerstände          12 Prozent. Damit liegen wir deutlich über der
                     aufweist, werden hohe Preise verlangt. Da sind uns         Rendite von Wohnvehikeln. Auf der anderen Seite
                     jedoch Grenzen gesetzt. Für unser Geschäft brauchen        ist das Risiko etwas höher.
                     wir in solchen Fällen eine hohe Anfangsrendite, weil
                     wir viel Zeit und Geld in ein Objekt investieren müssen.   Wie gross sind die Risiken?
                                                                                AK: Procimmo hat einen Grundsatz: Wir wollen
                     Seit Jahren steht der Immobilienmarkt unter                immer sehr günstige Mieten anbieten können. Bei
                     dem Einfluss rekordtiefer Zinsen. Welche                   Industrie- und Gewerbeimmobilien verfolgen wir
                     Gefahren sehen Sie für Procimmo bei einem                  gewissermassen eine Discount-Strategie. Damit
                     Zinsanstieg?                                               begrenzen wir die Risiken, denn wir können dem
                     AK: Falls es zu einem abrupten Anstieg der Zinsen          Gewerbe bezahlbaren Raum anbieten. Wir sind vom
                     kommt, dann dürften die Bewertungen der Immo-              wirtschaftlichen Potenzial der KMU in der Schweiz
                     bilien stark unter Druck geraten. Diese plötzlichen        überzeugt. Dank den günstigen Mieten verhelfen
                     Veränderungen sind immer problematisch. Erfolgt            wir den Unternehmen zu tiefen Fixkosten. Dadurch
                     der Anstieg hingegen kontinuierlich, kann dies für         sind sie besser in der Lage, auch wirtschaftlich
                     uns durchaus positiv sein. Zwar sinken auch in diesem      anspruchsvolle Zeiten zu überstehen, und wir federn
                     Fall die Bewertungen, doch gleichzeitig steigen unsere     unser Risiko im Fall eines Wirtschaftsabschwungs ab.
                     Renditen. Wir gehen zudem davon aus, dass die
                     Zinsen nur dann angehoben werden, wenn es der              Um mit tiefen Mieten hohe Renditen zu erzielen,
                     Wirtschaft gut geht. Und geht es den rund 500 000          braucht es ein straffes Kostenmanagement. Was
                     KMU und Mikrounternehmen in der Schweiz gut,               tut Procimmo dafür?
                     stimmt auch die Nachfrage nach unseren Industrie-          AK: Damit wir schnell sind und die Kosten im Griff
                     und Gewerbeflächen. Bei Inflation lassen sich ferner       haben, machen wir die entscheidenden Aufgaben
                     die Mieten anpassen.                                       intern, sei es in der Entwicklung, der Architektur
                                                                                oder der Vermarktung. Entscheidend ist zudem,
                                                                                dass wir Objekte nicht zu teuer einkaufen und dass
                                                                                wir effizient sind.

Streetbox in Aigle

                                                                                              Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |   5
Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz
Welche Rolle spielt die Digitalisierung, um die        Sind auch Privatanleger willkommen?
                         Kosten zu kontrollieren?                               AK: Anteile von Fonds, die an der Börse kotiert
                         AK: Unser Asset Management ist teilweise digital,      sind, können alle erwerben, also vor allem auch
                         die Abläufe in der Bewirtschaftung sind automa-        private Investoren. An unseren nichtkotierten Fonds
                         tisiert. Aber die Digitalisierung alleine ist nicht    können sich nur Anleger beteiligen, die als qualifi-
                         der entscheidende Punkt. Tiefe Kosten erreichen        zierte Investoren anerkannt sind.
                         wir, weil wir beim Ausbau nur so viel in ein Objekt
                         stecken, wie es unsere Kunden wünschen. Ein            Sie haben die hohe Dividende von Streetbox
                         Malergeschäft braucht ein dichtes Gebäude, aber        erwähnt. Dieser Fonds verkauft und vermietet
                         neue Fenster sind nur selten nötig.                    modulare Industriehallen. Wie erfolgreich
                                                                                entwickelt sich der Fonds?
                         Für welche Anleger sind Procimmo-Fonds                 AK: Innert sechs Jahren hat sich der Wert
                         interessant?                                           vervierfacht.
                         AK: Wir legen den Fokus auf die Dividende und
                         bieten den Anlegern eine möglichst attraktive          Wie ist Procimmo auf diese Geschäftsidee
                         Ausschüttung. Beim Fonds Procimmo 1 schütten           gekommen?
                         wir zum Beispiel 5.30 Franken aus, bei einem           AK: Von Anfang an haben wir uns darauf konzent-
                         Nettoinventarwert von 134.85 Franken. Beim Fonds       riert, bestehende Liegenschaften zu verdichten und
                         Streetbox beträgt die Dividende 14 Franken. Und        zusätzlichen Gewerberaum zu schaffen. Angesichts
                         das sind immer Nettobeträge, denn der jeweilige        des grossen Interesses für kleinere Flächen kam die
                         Fonds übernimmt die Steuern.                           Idee auf, diese neu auf der grünen Wiese zu bauen.

                         Welche Anleger investieren in Fonds von                Kleiner ist besser?
                         Procimmo?                                              AK: In diesem Fall schon. Bei Streetbox verfügt
                         AK: Anleger wollen oft für jede Geschäftsidee einen    eine Box über 110 Quadratmeter, verteilt auf ein
                         eigenen Fonds. Diversifikation spielt eine grosse      Erd- und ein Obergeschoss. Der Quadratmeter pro
                         Rolle, das ist für uns von Vorteil. Weil wir uns auf   Jahr kostet 110 Franken, pro Monat beträgt die
                         Nischen konzentrieren, können wir Produkte mit         Miete für eine Box rund 1000 Franken. Diese tiefen
                         einem spezifischen Profil anbieten. Damit sprechen     Fixkosten sind für viele KMU zentral. Nur ein kleiner
                         wir in erster Linie institutionelle Anleger an. Bei    Teil der Boxen wird als Lager genutzt, die meisten
                         unseren Industrie- und Gewerbefonds beträgt ihr        machen mehr daraus, das heisst, sie arbeiten darin.
Solaranlage in Onnens    Anteil rund 80 Prozent.                                Wir haben zum Beispiel eine Bierbrauerei, ein

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Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz
Freizeitzentrum für Kinder, einen Importeur von
sizilianischen Food-Spezialitäten und einen Gitar-
renbauer. Oft sind es Start-ups, die expandieren.
Zwei Drittel mieten die Box, ein Drittel kauft sie.

Streetbox besteht aus standardisierten Modulen.
Wie wichtig ist es, dass sich der Bauprozess
industrialisieren lässt?
AK: Bei Immobilien handelt es sich in der Regel um
Prototypen, was mit grossem Aufwand verbunden
ist. Um Kosten zu sparen, legen wir deshalb bei
Streetbox grossen Wert auf die Standardisierung.

Wie läuft der Bau der Boxen ab?
AK: Wir setzen überall die gleichen Boxen ein. Die      Arno Kneubühler
Module werden vorfabriziert, so sparen wir beim         Arno Kneubühler, Jahrgang 1979, ist
Transport und beim Montieren auf der Baustelle          seit Ende 2015 CEO der Procimmo
einen beträchtlichen Teil des Aufwands. Tore und        SA und leitet auch die Niederlassung
andere Bauteile beschaffen wir mit Rahmenver-           in Zürich. Der studierte Betriebs-
trägen, da erzielen wir dank den grossen Mengen         ökonom ist seit 2013 Mitglied der
Einsparungen. Beim Errichten des Fundaments             Geschäftsleitung und Partner des
arbeiten wir praktisch überall mit dem gleichen         Unternehmens.
Bauunternehmen zusammen.
                                                        Procimmo SA
Stellt Streetbox keine Konkurrenz zu anderen            Procimmo SA, eine von der Eidge-
Procimmo-Fonds dar, die über Gewerbeliegen-             nössischen Finanzmarktaufsicht
schaften verfügen?                                      zugelassene Vermögensverwal-
AK: Nein, die Flächen bei Streetbox sind kleiner.       terin kollektiver Immobilienanlagen,
Es kommt hingegen vor, dass jemand mit seiner           verwaltet per Ende 2017 einen
Geschäftsidee in der Streetbox beginnt und später,      Immobilienbestand im Wert von
wenn das Unternehmen mehr Platz benötigt,               rund 2,4 Milliarden Franken, der auf
in eine Liegenschaft wechselt, die wir in einem         sechs Anlagefonds verteilt ist. Das
anderen Fonds halten.                                   2007 gegründete Unternehmen ist
                                                        auf die Entwicklung und Verwaltung
Streetbox ist schnell gewachsen und bietet heute        von Immobilienfonds spezialisiert.
an rund 25 Standorten rund 1000 Boxen an. Wie           Zudem entwickelt es Renovations-
erklären Sie sich den Erfolg?                           und Bauprojekte und bietet diese
AK: Noch in den 1990er Jahren befanden sich             zu preisgünstigen Mieten an. Ein
viele Handwerksbetriebe im Zentrum grösserer            Schwerpunkt der Aktivitäten liegt auf
Ortschaften. Seither ist der Kostendruck gestiegen      Industrie- und Gewerbeimmobilien
und die Anforderungen an die Produktivität sind         ausserhalb der grossen Städte und
gewachsen. Das zeigt sich gerade bei der Logistik:      in der Nähe von Autobahnen.
Material muss sich effizient ein- und ausladen          Procimmo SA beschäftigt an ihrem
lassen. In den meisten Zentrumslagen ist das aber       Hauptsitz in Mont-sur-Lausanne
nicht mehr möglich. Zudem sind hier die Mieten          und in der Niederlassung Zürich
gestiegen. Diese Veränderungen verlangen nach           rund 40 Personen.
neuen Angeboten, wie sie Streetbox bietet. Mit
kleinen, günstigen und flexiblen Flächen und der
Nähe zur Autobahn haben wir den Nerv der Zeit
getroffen.

Ist das Potenzial ausgeschöpft?
AK: Nein. In der Westschweiz, wo wir mit Streetbox
angefangen haben, kommen laufend weitere Stand-
orte hinzu. Gleichzeitig gehen wir mit diesem Konzept
nun in die Deutschschweiz. Das erste Objekt steht
in Niederbuchsiten im Kanton Solothurn, wo die Ver-
mietung begonnen hat. An vier, fünf weiteren Orten
sind wir in der Entwicklungsphase.

                                                        Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |   7
Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz
Wie einfach lässt sich das Konzept von
                         Streetbox auf die Deutschschweiz übertragen?
                         AK: In der Deutschschweiz müssen wir dieses Ge-
                         schäft noch bekannter machen. In der Westschweiz
                         ist es bereits sehr populär. Hier werden wir sogar
                         von Gemeinden angefragt, ein Objekt zu realisieren.
                         Das zeigt, dass das Interesse an zusätzlichem
                         Gewerberaum gross ist. Der entscheidende Punkt
                         für uns ist stets das Grundstück: Wir bauen nur
                         zweistöckig, das setzt uns beim Ankauf beim Land-
                         preis Grenzen. Zudem ist die Form der Parzelle
                         wichtig, denn wir müssen möglichst viele Boxen        Daniel Zaugg MRICS
                         darauf platzieren können. Solche Flächen auf der
                         grünen Wiese in der Deutschschweiz zu finden,         Partner
                         ist etwas schwieriger.                                Sektor Leiter Real Estate &
                                                                               Construction
                         Procimmo hat in der Westschweiz begonnen und
                         ist seit 2014 auch in der Deutschschweiz aktiv.       Ernst & Young AG
                         Wie erleben Sie Mentalitätsunterschiede?              Zürich
                         AK: In beiden Sprachregionen bestehen zuweilen        daniel.zaugg@ch.ey.com
                         Vorurteile, die so nicht stimmen. Zum Beispiel
                         ist das persönliche Engagement hier wie dort sehr
                         hoch. Vielleicht sind in der Romandie die zwischen-
                         menschlichen Beziehungen etwas wichtiger, während
                         in der Deutschschweiz die Aufmerksamkeit stärker
                         auf Prozesse als auf Inhalte und Ziele gelegt wird.
                         Aber die Unterschiede werden meiner Meinung
                         nach überschätzt. Es wäre erstrebenswert, wenn
                         möglichst viele sich bemühen würden, beide
                         Landessprachen zu erlernen. Das würde auch
                         das gegenseitige Verständnis fördern.

                                                                               Claudio Rudolf FRICS

                         Das Interview führte Thomas Schenk,                   Partner
                         freier Journalist und Autor.                          Head Real Estate
                                                                               Transaction Advisory Services
                                                                               Real Estate

                                                                               Ernst & Young AG
                                                                               Zürich
                                                                               claudio.rudolf@ch.ey.com

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Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz
2 Workplace of
  the Future
Viele Unternehmen arbeiten derzeit an einer Strategie oder an der
Umsetzung eines neuen Arbeitsplatzkonzeptes für ihre Mitarbeiter.
Neue Technologien, die Globalisierung sowie der demografische
Wandel sind die aktuellen Treiber der modernen Arbeitsplatzge-
staltung. Die Steigerung der Mitarbeiterproduktivität, Verbesserung
der Kundennähe, Kosteneinsparungen durch eine Mietflächenreduk-
tion oder die Errichtung energiesparender Bauten können dabei
unternehmensspezifische Zielsetzungen sein. Arbeitgeber sind
heute mehr denn je gefordert, den Arbeitsplatz der Zukunft mitzu-
gestalten, um mit den sich wandelnden Anforderungen vor allem
der neuen Generationen mithalten zu können.

                           Wandel der Bürolandschaft
                           Der Wandel im Arbeitsmarkt geht mit den sich ändernden Strukturen in der Büroland-
                           schaft einher. Der Anspruch auf eine ausreichende Work-Life-Balance der Mitarbeiter
                           und die damit verbundene Flexibilität fordern viele Firmen heraus, Arbeitskonzepte zu
                           entwickeln, welche diesen Anforderungen gerecht werden. Immer mehr Unternehmen
                           nutzen alternative Arbeitsplatzstrategien und ermöglichen somit ihren Angestellten,
                           auch ausserhalb des Büros, im Homeoffice oder von unterwegs zu arbeiten. Im
                           Gegensatz hierzu stehen die Arbeitsplatzkonzepte der Vergangenheit. Diese waren
                           stark geprägt durch den Unternehmenszweck und die interne Mitarbeiterhierarchie.
                           Personalisierte Arbeitsplätze waren und sind auch heute noch in vielen Unternehmen
                           Standard. Dies bedeutet neben festen Innenraumstrukturen die Abgrenzung der
                           einzelnen Abteilungen voneinander. Vorteile des Open Space, wie interdisziplinäre
                           Zusammenarbeit, Kommunikation und kurze Entscheidungswege, sind dadurch
                           zum Grossteil ausgeschlossen. Hierbei ist zu beachten, dass das Mitte der achtziger
                           Jahre entwickelte Open-Space-Konzept nicht gleichzusetzen ist mit den heutigen
                           Open-Space-Strukturen. Neben dem offenen Arbeiten werden heute weitere
                           Arbeitsmöglichkeiten wie zum Beispiel Projekträume, Konzentrationsbereiche
                           oder Besprechungsräume angeboten, um den Büroalltag so produktiv wie möglich
                           zu gestalten.

                                                                         Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |   9
Real Estate News Ausgabe Winter | 2018 Aktuelle Informationen aus dem Immobilienbereich - Schweiz
Generationenwechsel
                          In der gegenwärtigen Arbeitswelt treffen viele Generationen mit unterschiedlichen
                          Ansprüchen aufeinander. Neben der Babyboomer-Generation (geboren zwischen
                          1950 und 1965) gibt es die Generation X (geboren zwischen 1965 und 1980), die
                          Generation Y (geboren zwischen 1980 und 1995), auch Millennials genannt, und
                          die Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2005).

                          Jede dieser Generationen wurde durch unterschiedliche Einflüsse geprägt und hat
                          folglich auch abweichende Ansprüche an ihre Arbeitsumgebung. Neben attraktiven
                          Karrieremöglichkeiten wird für die jüngeren Generationen beispielsweise eine
                          nachhaltige und erfüllende Aufgabe immer wichtiger.

                          Darüber hinaus sind die Generationen X und Y noch stark davon geprägt, den Job
                          mit dem Privatleben zu verbinden; dazu gehört die andauernde Erreichbarkeit via
                          Smartphone. Die Generation Z bevorzugt im Gegensatz dazu eine klare Trennung
                          zwischen Arbeits- und Privatleben. An diesem Beispiel ist erkennbar, wie die
                          verschiedenen Generationen die Gestaltung des Arbeitsalltags prägen.

                          Eine der wichtigsten Änderungen zwischen den verschiedenen Generationen hat
                          im Bereich der IT stattgefunden. Die tägliche Vernetzung steht im Gegensatz
                          zur Kommunikation vor zwanzig Jahren und ist heute kaum mehr wegzudenken.

                          Die Unterschiede der einzelnen Generationen und deren Arbeitsweise und Anfor-
                          derungen lassen erkennen, dass es nicht ein einzig richtiges Arbeitskonzept für
                          alle Unternehmen gibt – «one size does not fit all».

                          Der Arbeitsplatz der Zukunft
                          Die Implementierung einer neuen Bürostruktur kann sowohl in bereits bezogenen
                          Gebäuden als auch in Neubauten erfolgen. Ist der Entscheid für eine Neugestaltung
                          gefallen, ist es wichtig, die Unternehmensziele mit den baulichen und technischen
                          Anforderungen abzugleichen.

                          Im zweiten Schritt sollte der benötigte Flächenbedarf vorausschauend im Hinblick
                          auf die künftige Belegungsstruktur berechnet werden. Der Grundriss und bestehende
                          Vorgaben der haustechnischen Ausstattung liefern dann die Parameter für mögliche
                          Belegungskonzepte. Die Herausforderung für Firmen und Planer liegt darin, beste-
                          hende oder künftige Business-Prozesse in einem dafür ausgelegten Konzept optimal

                          Einflussfaktoren der Arbeitsplatzkonzeption

                                                Real Estate                       IT

                                                              Arbeitsplatz-
                                                               konzeption

                                                              HR/Business

                                                     Unternehmensstrategischer und
                                                         finanzwirtschaftlicher
                                                                Rahmen

10   | Real Estate News Ausgabe Winter — 2018
darzustellen. Folgende Fragen sollten an dieser Stelle thematisiert werden: Wie
arbeiten die verschiedenen Abteilungen zusammen? Wie viele fixe Arbeitsplätze
werden benötigt und wie viel Raum ist für Kommunikation und Konzentrationsarbeit
vorgesehen?

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der neuen Bürostruktur ist die passende IT-Aus-
stattung. Neben der zur Verfügung gestellten Hardware (Laptop, Smartphone, Tablet)
sind eine optimale Kommunikationssoftware und der uneingeschränkte Zugriff auf
relevante Daten für einen reibungslosen Tagesablauf notwendig. Die IT ist für die
Flexibilität der Mitarbeiter und somit für das umzusetzende Arbeitsplatzkonzept von
grosser Bedeutung.
                                                                                      Elke Gregoria Gall
Ausblick
Vor allem das Thema Digitalisierung und die damit einhergehenden Möglichkeiten        Manager
werden den Wandel weg vom klassischen Arbeitsplatz weiter vorantreiben. Beschäf-      Transaction Advisory Services
tigte werden an verschiedenen Orten innerhalb wie auch ausserhalb des Unterneh-       Real Estate
mens arbeiten und die Möglichkeit der nicht standortbezogenen Vernetzung immer
mehr in Anspruch nehmen.                                                              Ernst & Young AG
                                                                                      Zürich
Für Unternehmen gilt es, die passende Infrastruktur, neue Freiheiten bei der Wahl
                                                                                      elke.gall@ch.ey.com
der Endgeräte und kollaborative Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Infolge mobiler
Arbeitsmodelle wird es voraussichtlich zu einer weiteren Verringerung der festen
Arbeitsplätze kommen. Dennoch gilt es für Unternehmen den Arbeitsplatz als
umfassenden Wertschöpfungsfaktor zu nutzen, um das Wohlbefinden und somit
das Leistungsverhalten der Mitarbeitenden generationenübergreifend positiv zu
beeinflussen. Bei der Gestaltung von Büroimmobilien dürfen nicht nur die Funktiona-
lität oder die Ökonomie im Vordergrund stehen, Komfort am Arbeitsplatz spielt
eine ebenso wichtige Rolle. Neben einem passenden Nutzungskonzept sollten daher
auch die haustechnischen Punkte nicht vernachlässigt werden.

                                                                                      Martin Lüthi

                                                                                      Consultant
                                                                                      Transaction Advisory Services
                                                                                      Real Estate

                                                                                      Ernst Young AG
                                                                                      Zürich
                                                                                      martin.luethi@ch.ey.com

                                                                                      Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |   11
3 Markt-
                           intelligenz
                                                          in der Bewertung

                          Aufgrund der historisch tiefen Zinsen und der dadurch verursachten
                          Renditedifferenz zu anderen Kapitalanlagen ist die relative Attrak-
                          tivität von Immobilienanlagen nach wie vor hoch. Insofern ist davon
                          auszugehen, dass die Nachfrage nach Renditeliegenschaften
                          bestehen bleibt und weiterhin preistreibend wirkt. Weil Anleger,
                          unter akutem Anlagedruck stehend und auf der Suche nach Rendite,
                          bereit sind, immer höhere Preise zu bezahlen, sinken die damit zu
                          erzielenden Renditen seit Jahren. So ist beispielsweise die mittlere
                          Bruttorendite für MFH (Neubau) von rund 6,3 Prozent im Jahr
                          2000 auf 3,8 Prozent im Jahr 2017 gesunken (vgl. Abbildung 1).

                          Abbildung 1: Aktuelle Bruttorenditen MFH (Neubau)

                          7.50%

                          7.00%

                          6.50%

                          6.00%

                          5.50%

                          5.00%

                          4.50%

                          4.00%

                          3.50%

                          3.00%
                                    2000

                                           2001

                                                  2002

                                                         2003

                                                                2004

                                                                       2005

                                                                              2006

                                                                                      2007

                                                                                             2008

                                                                                                    2009

                                                                                                           2010

                                                                                                                  2011

                                                                                                                         2012

                                                                                                                                2013

                                                                                                                                       2014

                                                                                                                                              2015

                                                                                                                                                     2016

                                                                                                                                                            2017

                                                                                     Mittlere Rendite

                          Quelle: Immobilienumfrage HEV Schweiz

12   | Real Estate News Ausgabe Winter — 2018
Abbildung 2: Räumliche Veränderungen im Anlagefokus

Heute
                                                                                                           Globaler Anlagefokus

                                                              Nationaler Anlagefokus

                             Lokaler Anlagefokus

  Peripherie            Peripheriezentrum               Kleinzentrum               Mittelzentrum                       Grosszentrum

                         Globaler Anlagefokus
Morgen

                         Nationaler Anlagefokus

     Lokaler
     Anlagefokus

  Peripherie            Peripheriezentrum                 Kleinzentrum               Mittelzentrum                     Grosszentrum

Quelle: Fahrländer Partner

                                                   Investoren sind zunehmend gezwungen, für ein bisschen mehr Rendite höhere
                                                   Risiken einzugehen. In Divergenz zur räumlichen Nachfrage weiten Investoren dabei
                                                   ihren Anlagefokus zusehends auf periphere, ländliche und weniger gut erschlossene
                                                   Lagen aus (vgl. Abbildung 2). Die hohe Bautätigkeit hat an diesen Lagen bereits zu
                                                   einer Erhöhung der Leerstände geführt. In der Folge ist mit zunehmenden Vermark-
                                                   tungsschwierigkeiten zu rechnen, was Druck auf die Mieten auslöst und insgesamt
                                                   zu erhöhten Projektrisiken führen kann.

                                                   Bereits in den vergangenen Jahren war die Gesamtperformance von Immobilien jedoch
                                                   nur zu einem kleinen Teil von der Cashflow-Entwicklung beeinflusst. Wie die Indizes
                                                   von Fahrländer Partner (FPRE) zeigen, sind die Erträge von MFH seit dem Jahr 2000
                                                   qualitätsbereinigt im landesweiten Mittel um rund einen Drittel angestiegen. Bei Büro-
                                                   und Verkaufsflächen, 7 Prozent beziehungsweise 15 Prozent, sind die Entwicklungen
                                                   ebenfalls positiv, aber weit weniger dynamisch ausgefallen. Demgegenüber sind
                                                   die Marktwerte mit 115 Prozent bei den MFH beziehungsweise 55 Prozent (Büro) und
                                                   65 Prozent (Verkauf) deutlich stärker gestiegen. Insgesamt sind rund drei Viertel
                                                   der Wertsteigerungen zwischen dem Jahr 2000 und 2016 mit den gesunkenen
                                                   «Verzinsungserwartungen» der Investoren zu begründen und nur rund ein Viertel
                                                   mit den steigenden Mieten.

                                                                                                     Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |   13
Gemäss Beobachtungen von FPRE ist in den ersten drei Quartalen 2017 die Zahlungs-
                          bereitschaft für MFH im Schweizer Mittel nochmals markant gestiegen beziehungsweise
                          sind die Renditen bei Transaktionen mit –30 bis –40 Basisindexpunkten (BIP) weiter
                          gesunken. An den besten Geschäftslagen konnten die Renditen für Büroliegenschaften
                          auf konstantem Niveau gehalten werden, während sich an mittleren Lagen ein Anstieg
                          der Renditen für Büronutzungen um 30 BIP abzeichnete (Preisrückgang). Ähnlich haben
                          sich die Renditen für Verkaufsnutzungen entwickelt (beste Lagen: konstant; mittlere
                          Lagen: +10 Indexpunkte). Der Anlagedruck im Tiefzinsumfeld zwingt Investoren
                          zunehmend auch zum Kauf von unkonventionellen Immobilienanlagen, wodurch auch
                          die Renditen von Gewerbeliegenschaften an vorteilhaften Lagen seit Anfang Jahr um
                          40 BIP gefallen sind (durchschnittliche Gewerbelagen werden zu ähnlichen Renditen
                          gehandelt wie 2016).

                          Befragungen von Experten sowie aktuelle Marktdaten lassen zudem erwarten, dass
                          sich der zuletzt leicht negative Ertragstrend in allen Segmenten fortsetzen wird.
                          Die aufgrund des Anlagenotstandes gestiegene Zahlungsbereitschaft von Investoren
                          und die somit steigenden buchhalterischen Wertänderungsrenditen dürften diese
                          Einbussen mindestens im Wohnbereich vorläufig überkompensieren und somit zu
                          einem anhaltend wachsenden Gap zwischen der Entwicklung der Marktwerte und der
                          Mieten führen. Die Rückkehr der 10-jährigen Schweizer Staatsanleihe in den positiven
                          Zinsbereich Anfang 2017 ist jedoch ein Indikator dafür, dass der Zinszyklus am
                          unteren Ende angekommen ist und in nächster Zukunft eher mit einem konstanten
                          oder einem leicht steigenden Zinsniveau zu rechnen ist, was zu einer Entspannung
                          am Immobilienmarkt führen kann.

                          Abbildung 3: Diskontierungszinssätze (schematisch) nach Lagequalitäten (2000 — 2018)

                                                                             00
                                                                          20

                                                                            10
                                                                          20

                                                                            13               15
                                                                                     20
                                                                          20
                                                                                                    18
                                                                                                  20

                                    D           C          B          A-Lage             B             C   D

                          Quelle: Fahrländer Partner, Immobilien Almanach Schweiz 2017

14   | Real Estate News Ausgabe Winter — 2018
Diskontierungszinssätze als zentrales Element
Bei der Bewertung von Renditeliegenschaften mittels Discounted-Cashflow-Methode
(DCF) kommt der Festlegung des risikogerechten Diskontierungszinssatzes eine
zentrale Bedeutung zu. Da sich die verwendeten Diskontierungszinssätze am jeweils
gegenwärtigen Markt orientieren, sind sie seit 2000 deutlich gesunken. Zusätzlich ha-
ben sich die Unterschiede zwischen Top-, B- und C-Lagen im Wohnbereich zusehends
abgeschwächt (vgl. Abbildung 3).

Als Folge der teils (zu) geringen Risikoaufschläge resultieren jedoch erhebliche
regionale Korrekturpotenziale. Insbesondere an B- und C-Lagen dürfte ein Anstieg
der Verzinsungserwartungen mit entsprechenden Bewertungskorrekturen verbunden
sein. Dies gilt speziell für die künftige Entwicklung des Transaktionsmarktes. Obschon   Sebastian Zollinger
dasselbe zwar auch für die Liegenschaften im Bestand gilt, existiert dort ein gewisser
bewertungstechnischer Puffer. Eine Analyse von Geschäftsberichten institutioneller       Senior Manager
Anleger hat gezeigt, dass die Differenz zwischen effektivem Marktpreis und Buchwert      Head Real Estate Valuation
zudem bei lange gehaltenen Liegenschaften grösser ist als bei solchen mit kurzer         Transaction and Advisory Services
Haltedauer. In vielen Portfolios besteht somit eine Art «stiller Reserven», womit
bei einer Trendumkehr auf dem Transaktionsmarkt erste negative Auswirkungen              Ernst & Young AG
kurzfristig abgedämpft werden können.                                                    Zürich
                                                                                         sebastian.zollinger@ch.ey.com
In der langen Frist hingegen sind deutliche regionale Unterschiede hinsichtlich des
Gesamteffektes bei einer Trendumkehr zu erwarten. Die Nachfrage nach Nutzflächen
und Wohnungen wird sich regional stark unterschiedlich entwickeln. Entsprechend
sind sowohl die Renditeerwartungen, aber auch die Risiken — insbesondere im Lichte
unterschiedlicher Langfristszenarien — regional stark zu differenzieren.

Bei den Erwartungen über die langfristige Entwicklung der regionalen Renditen
spielen demnach sowohl die generellen Verzinsungserwartungen als auch die
Entwicklung — und szenarische Konsistenz — der Nachfrage- und Ertragserwartungen
eine zentrale Rolle, die je nach Portfolioallokation mehr oder weniger gute Ergebnisse
zeigen werden. Hier liegen Optimierungsmöglichkeiten und damit Chancen.

Zusammenarbeit mit FPRE
                                                                                         Manuel Lehner
Ernst & Young (EY) arbeitet eng mit Fahrländer Partner (FPRE) zusammen und nutzt
sowohl deren Marktdaten als auch deren Diskontsatzmodell als Basis für die
                                                                                         Partner
Bestimmung einer marktgerechten Verzinsung von Liegenschaften in der Schweiz.
                                                                                         Fahrländer Partner
Umfangreiche Datenbestände ermöglichen FPRE eine realitätsnahe Modellierung
                                                                                         Raumentwicklung (FPRE)
des Diskontierungszinssatzes nach Standort und Nutzung. Basierend auf einer
                                                                                         Zürich
jährlichen Berechnung werden quartalsweise Nachführungen vorgenommen, um
                                                                                         ml@fpre.ch
eine fortlaufende Anpassung an die sich stets verändernden Marktbedingungen
sicherzustellen. Räumlich unterschiedlichen Rendite-Risiko-Profilen soll damit
möglichst adäquat Rechnung getragen werden.

                                                                                         Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |   15
4 Das optimale
  Zinsniveau
                                                         Seit Ausbruch der globalen Finanzmarktkrise im Sommer 2007 gehören sowohl
                                                         die Nullzinspolitik als auch massive Wertpapierkäufe der Nationalbanken zur (neuen)
                                                         Norm. Dank den enormen Liquiditätsspritzen konnte der komplette Zusammenbruch
                                                         der weltweiten Finanzmärkte verhindert werden. Doch auf diesem rekordtiefen,
                                                         ultraexpansiven Niveau verharren die Zinsen nun schon rund zehn Jahre und die
                                                         führenden Notenbankvorsitzenden sind sich einig, dass die Ära der Nullzinspolitik
                                                         überfällig ist und die Zinsen wieder steigen müssen. Als Zeichen der Trendwende hat
                                                         Janet Yellen, die Präsidentin des Federal Reserve (FED), im Juni den Leitzins der USA
                                                         auf 1,25 Prozent angehoben. Auch Mario Draghi will als Präsident der Europäischen
                                                         Zentralbank (EZB) weg von einer äusserst expansiven Geldpolitik und hat angekündigt,
                                                         die Wertpapierkäufe zu halbieren. Eine Zinserhöhung für die EZB betrachtet Draghi
                                                          aktuell aber noch als zu früh. Dasselbe Bild zeigt sich bei der Zinspolitik der Schwei-
                                                         zerischen Nationalbank (SNB), welche noch bei den Strafzinsen von rund –0,75
                                                         Prozent verharrt, trotz Abschwächung des Schweizer Frankens zum Euro.

                          Grafik 1: Entwicklung Leitzinssätze (LIBOR overnight rates)

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                           5.00

                           4.00

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                           2.00

                           1.00

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                          —1.00
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                                       07

                                            08

                                                  08

                                                         09

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                                                                              10

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                                                                                                          12

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                                                                                                                               14

                                                                                                                                      14

                                                                                                                                             15

                                                                                                                                                    15

                                                                                                                                                           16

                                                                                                                                                                  16

                                                                                                                                                                         17

                                                                                                                                                                                17
                             20

                                    20

                                           20

                                                  20

                                                         20

                                                                20

                                                                       20

                                                                              20

                                                                                     20

                                                                                            20

                                                                                                   20

                                                                                                          20

                                                                                                                 20

                                                                                                                        20

                                                                                                                               20

                                                                                                                                      20

                                                                                                                                             20

                                                                                                                                                    20

                                                                                                                                                           20

                                                                                                                                                                  20

                                                                                                                                                                         20

                                                                                                                                                                                20
                           1.

                                  1.

                                         1.

                                                1.

                                                       1.

                                                              1.

                                                                     1.

                                                                            1.

                                                                                   1.

                                                                                          1.

                                                                                                 1.

                                                                                                        1.

                                                                                                               1.

                                                                                                                      1.

                                                                                                                             1.

                                                                                                                                    1.

                                                                                                                                           1.

                                                                                                                                                  1.

                                                                                                                                                         1.

                                                                                                                                                                1.

                                                                                                                                                                       1.

                                                                                                                                                                              1.
                          1.

                                  7.

                                       1.

                                            7.

                                                   1.

                                                          7.

                                                                 1.

                                                                        7.

                                                                               1.

                                                                                      7.

                                                                                             1.

                                                                                                    7.

                                                                                                           1.

                                                                                                                  7.

                                                                                                                         1.

                                                                                                                                7.

                                                                                                                                       1.

                                                                                                                                              7.

                                                                                                                                                     1.

                                                                                                                                                            7.

                                                                                                                                                                   1.

                                                                                                                                                                          7.

                                                                             USA            UK             EURO               JPY            CHF

                          Quelle: BOJ, EZB, FED, BoE, SNB

                                                         Die Nationalbanken steuern den Geldmarkt durch die Bestimmung des Leitzinssatzes
                                                         massgeblich; das Niveau des Leitzinssatzes gilt als Signal, an dem sich die übrigen
                                                         Zinssätze ausrichten. Weltweit werden Anlageinstrumente und deren Preise grundle-
                                                         gend durch die Höhe und Veränderung der Leitzinssätze beeinflusst. In den vergangenen
                                                         zehn Jahren stieg das BIP nicht im gleichen Masse, wie die Notenbanken die Vermö-
                                                         gensbestände auf den globalen Finanzmärkten erhöhten. Die dabei überschüssige
                                                         Liquidität verzerrt die Vermögenspreise.

16   | Real Estate News Ausgabe Winter — 2018
Im Zusammenhang mit den Leitzinsen sprechen die Wissenschaftler vom natürlichen
                         beziehungsweise optimalen Zinssatz (r*). Dieser Gleichgewichtszinssatz ist der um
                         die Inflation bereinigte, reale und kurzfristige Zinssatz, welcher sich bei einer voll
                         ausgelasteten Volkswirtschaft einstellt. Die zwei Wissenschaftler Thomas Laubach und
                         John C. Williams forschen aktuell am Gleichgewichtszinssatz und prophezeien, dass
                         der natürliche Zinssatz auf tiefem Niveau verharren wird und Nullzinsären zukünftig
                         länger und öfter eintreten werden. Sie sehen den sinkenden natürlichen Zins als
                         internationales Phänomen mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die Geldpolitik
                         (Laubach, Thomas, und Williams, John C. Williams. 2015. «Measuring the Natural
                         Rate of Interest Redux». Federal Reserve Bank of San Francisco Working Paper
                         2015 — 16). Interessant sind ihre Erklärungen für den veränderten, natürlichen
                         Zinssatz:

                               • Verschiebung in der Demografie (durch die erhöhte Lebenserwartung wird
                                 einerseits der Anreiz der Menschen gesteigert, Geld fürs Alter auf die Seite zu
                                 legen. Andererseits steigt durch das niedrige Bevölkerungswachstum in Europa
                                 und Amerika der Anteil an Pensionären, welche den Konsum anheizen. Der
                                 dabei sinkende Konsum dämpft den natürlichen Zinssatz, wohingegen der
                                 steigende Konsum durch Pensionäre dem Effekt entgegenwirken kann.)

                               • Verlangsamung Produktivitätswachstum und sinkendes Potenzialwachstum
                                 BIP (trotz expansiver Geldpolitik wird zu wenig investiert, die Nachfrage lahmt,
                                 Kapazitäten sind unterausgelastet und Geld wird gehortet. Das aktuelle
                                 BIP-Wachstum wird weder den Erwartungen noch der expansiven Geldpolitik
                                 gerecht.)

                         Die Grafik der Federal Reserve Bank of San Francisco veranschaulicht die Entwicklung
                         der natürlichen Zinssätze seit 1987 und wiederspiegelt die aktuell sehr grosse
                         Prognoseunsicherheit für deren zukünftige Entwicklung. Dabei stellt die gelbe Linie
                         den Medianwert der Schätzung des natürlichen Zinssatzes dar, die dunkelgraue
                         beziehungsweise hellgraue Färbung jeweils die Schätzungsintervalle von 70 Prozent
                         beziehungsweise 90 Prozent.

Grafik 2: Entwicklung und Prognose des natürlichen Zinssatzes

10.0

 8.0

 6.0
                                                                                                                        90%
 4.0

                                                                                                                        70%
 2.0

 0.0

—2.0

—4.0

—6.0
    1987     1990       1993      1996      1999       2002      2005       2008       2011      2014       2017        2020

Bemerkung: Der optimale Zinssatz kann nicht gemessen werden, Schätzungen weisen daher signifikante Veränderungen
über die Zeit aus; Quelle: Federal Reserve Bank of San Francisco, «Why so slow? A gradual return for interest rates»;
Vasco Cúrdia; Oktober 2015

                                                                                Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |   17
Daher rührt die aktuell vorliegende kontroverse Sichtweise der Wissenschaftler, welche
                                                   keinen eindeutigen Nachweis dafür sehen, dass die natürlichen Zinsen in mittlerer
                                                   Frist zum herkömmlichen Niveau zurückklettern werden, und der Nationalbankchefs,
                                                   welche Zinserhöhungen ankündigen.

                                                   Aus geldpolitischer Sicht waren die negativen Leitzinsen sowie die Intervention
                                                   der SNB auf dem Geldmarkt unverzichtbare Mittel. Nur so konnte dem enormen
                                                   Aufwertungsdruck des Schweizer Frankens, angesichts der niedrigen Zinssätze auf
                                                   den globalen Märkten gekoppelt mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage, entge-
                                                   gengewirkt werden («Negative interes rates: necessary from a monetary policy
                                                   perspective – but with risks for the banks», November 2016, Fritz Zurbrügg, SNB).
                                                   Auf dem Schweizer Immobilien- und Hypothekarmarkt verschärft sich hingegen die
                                                   Situation aufgrund der tiefen Leitzinsen zusehends und der Markt mit stetig steigenden
                                                   Immobilienpreisen gilt seit längerem als exzessiv. Die in Grafik 3 abgebildete entgegen-
                                                   gesetzte Entwicklung der Immobilienpreise und deren Renditen sowie der Spread
                                                   zwischen den Nettorenditen auf Immobilien und Bundesobligationen verdeutlicht die
                                                   Attraktivität des Immobilienmarktes für Anleger.

                          Grafik 3: Preis-Rendite-Entwicklung im Schweizer Immobilienmarkt

                          5.0%     4.60%          4.50%           4.40%
                                                                                    4.10%                                                                140
                                                                                                      3.90%             3.90%
                          4.0%                                                                                                              3.60%

                          3.0%
                                        2.23%                                                                                                            125
                                                         1.90%
                          2.0%     1.76%
                                                                          1.41%
                                                                                    1.08% 1.04%             1.19%
                          1.0%                    0.69%                                                                      0.69%
                                                                   0.52%                              0.37%                                      0.49%   110
                                                                                                                       -0.08%               -0.21%
                          0.0%

                         —1.0%                                                                                                                           95
                                 2010           2011             2012              2013            2014              2015              2016

                                                    Immobilienpreise (indexiert)                  Ø Kassenobligation (8-jährige Laufzeit)

                                                    Ø Nettorendite (MFH)                          Bundesobligation (10-jährige Laufzeit)

                          Quelle: CapitalIQ, FPRE, SNB

                                                   Die Leitzinsen wirken sich auch auf das Niveau der Hypothekarzinssätze und auf die
                                                   Werte von Liegenschaften (Yield Compression) aus. Parallel zu den Leitzinssätzen
                                                   zeigt sich das Bild auf dem Schweizer Hypothekarmarkt. Die variablen und festver-
                                                   zinslichen Hypothekarsätze sind seit 2009 ebenfalls auf rekordtiefem Niveau stecken
                                                   geblieben. Gleichzeitig drängen neue Direktanbieter von Hypotheken, wie Versicherer
                                                   und Pensionskassen, auf den Markt und erhöhen den Druck auf Rendite und Zinsmargen
                                                   zusätzlich. Für Immobilieninvestoren bietet dies ein besonders attraktives Marktumfeld
                                                   für deren Verschuldung. Zusätzlich weiten Hypothekaranbieter ihre Kreditvolumen
                                                   aus und es entstehen Anreize, die Erschwinglichkeit von Immobilien zu Gunsten eines
                                                   höheren Kreditvolumens verzerrt zu beurteilen. Die Hypothekarzinssätze liegen derzeit
                                                   rund 300 Basispunkte unter dem Niveau von 2008 (vgl. Grafik 4). Die Differenz
                                                   zwischen dem Mittelwert einer 10-jährigen festverzinslichen Hypothek und einer
                                                   variablen Verzinsung (3-jährige Laufzeit basierend auf 3-Monats-LIBOR) beläuft sich
                                                   aktuell auf 60 Basispunkte (Verzinsung: 1,63 Prozent beziehungsweise 1,03 Prozent).

18   | Real Estate News Ausgabe Winter — 2018
Grafik 4: Entwicklung Hypothekarzinssätze Schweiz

                  5.0

                  4.0
Verzinsung in %

                  3.0

                  2.0

                  1.0
                        1

                              7

                                       1

                                             7

                                                      1

                                                            7

                                                                     1

                                                                           7

                                                                                    1

                                                                                          7

                                                                                                   1

                                                                                                         7

                                                                                                                  1

                                                                                                                        7

                                                                                                                                 1

                                                                                                                                       7

                                                                                                                                                1

                                                                                                                                                      7

                                                                                                                                                               1
                   —0

                             —0

                                   —0

                                            —0

                                                  —0

                                                           —0

                                                                 —0

                                                                          —0

                                                                                —0

                                                                                         —0

                                                                                               —0

                                                                                                        —0

                                                                                                              —0

                                                                                                                       —0

                                                                                                                             —0

                                                                                                                                      —0

                                                                                                                                            —0

                                                                                                                                                     —0

                                                                                                                                                           —0
                  08

                         08

                                  09

                                        09

                                                 10

                                                       10

                                                                11

                                                                      11

                                                                               12

                                                                                     12

                                                                                              13

                                                                                                    13

                                                                                                             14

                                                                                                                   14

                                                                                                                            15

                                                                                                                                  15

                                                                                                                                           16

                                                                                                                                                 16

                                                                                                                                                          17
           20

                        20

                              20

                                       20

                                             20

                                                      20

                                                            20

                                                                     20

                                                                           20

                                                                                    20

                                                                                          20

                                                                                                   20

                                                                                                         20

                                                                                                                  20

                                                                                                                        20

                                                                                                                                 20

                                                                                                                                       20

                                                                                                                                                20

                                                                                                                                                      20
                                             Ø Hypothek variable Verzinsung (LIBOR)

   Bemerkung: Die 0,25-/0,5-/0,75-Quantile für alle Verzinsungen sind gepunktet abgetragen; Quelle: SNB

                                             Die Höhe des Leitzinses steht im Verhältnis zum natürlichen Zins. Eine restriktive
                                             beziehungsweise expansive Situation entsteht, wenn der Leitzins im Verhältnis zum
                                             natürlichen Zins zu hoch beziehungsweise zu tief angesetzt wird. Die anstehenden
                                             Leitzinsentscheide werden massgeblich bestimmen, ob wir am Höhepunkt im Immo-
                                             bilienmarkt angekommen sind und die Trendwende erfolgen wird oder aber ob die
                                             Überhitzung weiter ansteigt. Eine eintretende Trendwende wird mit unterschiedlich
                                             hohem Tempo den kompletten Immobilienmarkt betreffen und sich relativ schnell
                                             bremsend auf den Finanzierungs- und Hypothekarmarkt auswirken. Verzögert
                                             treten die Korrektur der Bewertungen durch den erhöhten Kapitalisierungssatz und
                                             schlussendlich auch der Effekt auf die erzielten Transaktionspreise aller Liegenschafts-
                                             kategorien ein. Unabhängig davon darf beim langfristigen Finanzierungshorizont
                                             einer Immobilie nicht davon ausgegangen werden, dass die attraktiven finanziellen
                                             Bedingungen auf dem aktuellen Niveau verharren werden.

                        Dr. Casper Studer MRICS                                                                   Andrea Simone Fuhrer

                        Senior Manager                                                                            Senior Consultant
                        Transaction Advisory Services                                                             Transaction Advisory Services
                        Real Estate                                                                               Real Estate

                        Ernst & Young AG                                                                          Ernst & Young AG
                        Zürich                                                                                    Zürich
                        casper.studer@ch.ey.com                                                                   andrea-simone.fuhrer@ch.ey.com

                                                                                                              Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |             19
5 Steuerliche
  Abzugsfähigkeit
                         der Vorfälligkeitsentschädigung

                          Steuerliche Abzugsfähigkeit der Vorfälligkeitsentschädigung
                          für Zwecke der Grundstückgewinn- und der Einkommenssteuer bei
                          vorzeitiger Auflösung einer Hypothek anhand der vom Bundesge-
                          richt am 3. April 2017 publizierten Urteile (BGE 2C_1165/2014 und
                          2C_1148/2015)

                                                Wird beim Verkauf eines Grundstücks eine Vorfälligkeitsentschädigung auf
                                                der gekündigten Hypothek fällig, stellt sich die Frage, ob diese bei der Einkom-
                                                menssteuer oder der Grundstückgewinnsteuer abzugsfähig ist. In seinen am
                                                3. April 2017 publizierten Urteilen (2C_1165/2014 und 2C_1148/2015) hatte
                                                das Bundesgericht die Gelegenheit, sich zur steuerlichen Behandlung solcher
                                                Vorfälligkeitsentschädigungen zu äussern.

                                                Im ersten Fall aus dem Kanton Zürich (vgl. BGE 2C_1148/2015) ging es um Erben
                                                einer Geschäftsliegenschaft in Zürich, welche diese für rund MCHF 62 an eine
                                                Versicherungsgesellschaft veräusserten. Da der Verkauf der Geschäftsliegenschaft
                                                an die Versicherungsgesellschaft ohne hypothekarische Belastung erfolgen sollte,
                                                wurden die auf dem Grundstück lastenden Hypotheken gegen eine Vorfälligkeitsent-
                                                schädigung von rund MCHF 2,5 abgelöst. Die Witwe machte die Vorfälligkeitsent-
                                                schädigung bei der Einkommenssteuer geltend, was im Umfang von rund MCHF 0,5
                                                gewährt wurde. Die Differenz von rund MCHF 2,0 wollten die Erben bei der Grund-
                                                stückgewinnsteuer als Anlagekosten gewinnmindernd zum Abzug bringen. Die
                                                Steuerbehörden und das Verwaltungsgericht des Kantons Zürich liessen diesen
                                                Abzug nicht zu.

20   | Real Estate News Ausgabe Winter — 2018
Der Sachverhalt kann vereinfacht wie folgt dargestellt werden

                                                  Bezahlung
                                                  Vorfälligkeitsentschädigung

                                                                                       Hanspeter Saner

          Verkauf der                                                                  Partner
          Geschäftsliegenschaft                                                        Real Estate Tax Services

                                                                                       Ernst & Young AG
Basierend auf den neu aufgestellten Thesen (vgl. nachfolgende Tabelle) liess das       Bern
Bundesgericht die Vorfälligkeitsentschädigung bei der Grundstückgewinnsteuer als       hanspeter.saner@ch.ey.com
Anlagekosten zum Abzug zu. Dabei führte es aus, dass die bezahlte Vorfälligkeitsent-
schädigung bei der Grundstückgewinnsteuer als Anlagekosten zum Abzug zugelassen
werde, wenn die Auflösung der Hypothek in einem untrennbaren Zusammenhang mit
dem Verkauf der Liegenschaft stehe.

2. Neuenburger Entscheid
Im zweiten Fall aus dem Kanton Neuenburg (vgl. BGE 2C_1165/2014) ging es um
ein Ehepaar, welches im Kanton Waadt eine Eigentumswohnung besass, die mit zwei
Hypotheken belastet war. Im Jahr 2012 veräusserte das Ehepaar diese Eigentums-
wohnung an einen Dritten. Im Hinblick auf den Verkauf der Wohnung kündigte das
Ehepaar die zwei auf der Wohnung lastenden Hypotheken und bezahlte für die
Auflösung beider Hypotheken eine Vorfälligkeitsentschädigung von rund TCHF 44.
                                                                                       Martin Kistler
Die Eigentümer machten die bezahlte Vorfälligkeitsentschädigung daraufhin bei
der Einkommenssteuer als abzugsfähigen Schuldzins geltend. Die Steuerbehörden
                                                                                       Manager
und das Kantonsgericht des Kantons Neuenburg liessen diesen Abzug nicht zu.
                                                                                       Real Estate Tax Services

Der Sachverhalt kann vereinfacht wie folgt dargestellt werden                          Ernst & Young AG
                                                                                       Bern
                                                                                       martin.kistler@ch.ey.com

                                             Bezahlung
                                             Vorfälligkeitsentschädigung

     Verkauf der Eigentums-
     wohnung an einen Dritten
                                                                                       Michel Greter

                                                                                       Senior Consultant
In seinem Urteil entschied das Bundesgericht, dass der Abzug bei der Einkommens-       Real Estate Tax Services
steuer von den Vorinstanzen zu Recht verweigert worden sei. Die Vorfälligkeits-
entschädigung könne bei der Einkommenssteuer nur als Schuldzins vom steuerbaren        Ernst & Young AG
Einkommen abgezogen werden, wenn die aufgelöste Hypothek durch eine andere             Bern
Hypothek bei der gleichen Bank ersetzt würde. In seinem Urteil hat das Bundesgericht   michel.greter@ch.ey.com
jedoch nicht beurteilt, ob die Vorfälligkeitsentschädigung bei der Grundstückgewinn-
steuer hätte geltend gemacht werden können.

                                                                                       Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |   21
3. Auslegeordnung zur Abzugsfähigkeit der Vorfälligkeitsentschädigung
                                                  Die Praxis der Kantone betreffend die Abzugsfähigkeit der Vorfälligkeitsentschä-
                                                  digungen war bisher unterschiedlich. Im Rahmen dieser beiden Urteile hat das
                                                  Bundesgericht eine Auslegeordnung vorgenommen. Der nachfolgenden Tabelle kann
                                                  entnommen werden, in welchem Fall eine Vorfälligkeitsentschädigung bei Liegen-
                                                  schaften im Privat- und Geschäftsvermögen als abzugsfähig gilt:

                        Anfallen einer                                    Einkommens-/Gewinnsteuer        Grundstückgewinnsteuer
                        Vorfälligkeitsentschädigung (VfE)                 (direkte Bundessteuer sowie
                                                                          Kantons- und Gemeindesteuern)

                       infolge Kündigung der Hypothek und Ersetzen        VfE als Schuldzins vom
                       derselben durch eine neue Hypothek beim            steuerbaren Einkommen           VfE nicht absetzbar
                       gleichen Kreditgläubiger                           absetzbar

                       infolge Kündigung der Hypothek und neuer
LS im                                                                     VfE nicht absetzbar             VfE nicht absetzbar
                       Finanzierung durch einen anderen Kreditgläubiger
Privatvermögen
                                                                                                          VfE als Anlagekosten
                       infolge Kündigung der Hypothek im Hinblick
                                                                                                          vom steuerbaren
                       auf die Veräusserung der Liegenschaft ohne         VfE nicht absetzbar
                                                                                                          Grundstückgewinn
                       eine Erneuerung des Darlehensverhältnisses
                                                                                                          absetzbar

                                                                          VfE als geschäftsmässig
LS im                  wobei sich die verkaufte Liegenschaft im           begründeter Aufwand
                                                                                                          VfE nicht absetzbar
Geschäftsvermögen      Geschäftsvermögen des Verkäufers befand            vom steuerbaren Gewinn
                                                                          absetzbar

                                                  4. Würdigung
                                                  Diese Urteile des Bundesgerichts sind im Hinblick auf die Rechtssicherheit zwar
                                                  zu begrüssen. Es ist davon auszugehen, dass die Kantone ihre Praxis entsprechend
                                                  anpassen (müssen). In gewissen Fällen schränken sie allerdings die (bisherige)
                                                  Abzugsfähigkeit von Vorfälligkeitsentschädigungen ein. So können solche im Falle
                                                  einer Veräusserung der Liegenschaft zwar als Anlagekosten bei der Grundstück-
                                                  gewinnsteuer in Abzug gebracht werden; auf Stufe der direkten Bundessteuer bleibt
                                                  indessen in diesen Fällen eine steuerliche Berücksichtigung verwehrt. Daneben
                                                  ist es aus unserer Sicht stossend, dass eine im Rahmen einer Umfinanzierung zu
                                                  leistende Vorfälligkeitsentschädigung steuerlich nur absetzbar ist, sofern diese beim
                                                  gleichen Kreditgeber erfolgt.

                                                  Anscheinend qualifiziert auch die Steuerverwaltung des Kantons Bern die neue Praxis
                                                  des Bundesgerichts als kritisch. So führt diese auf ihrer Online-Plattform (TaxInfo;
                                                  zuletzt besucht am 17. November 2017) aus, dass die Vorfälligkeitsentschädigung im
                                                  Kanton Bern — entgegen den Erwägungen des Bundesgerichts — wie bisher bei der
                                                  Einkommenssteuer in Abzug gebracht werden kann, wenn die Auflösung der Hypothek
                                                  nicht in einem untrennbaren Zusammenhang mit dem Verkauf der Liegenschaft steht.
                                                  Die Steuerverwaltung des Kantons Bern differiert somit zu Recht nicht, ob die neue
                                                  Hypothek beim gleichen oder bei einem anderen Kreditgläubiger abgeschlossen wird.

                                                  In jedem Fall empfiehlt es sich, bei einer vorzeitigen Auflösung einer Hypothek die
                                                  Steuerfolgen detailliert zu analysieren und die von den kantonalen Steuerverwaltungen
                                                  angewandte Praxis zu überprüfen.

22   | Real Estate News Ausgabe Winter — 2018
6 Asset-Swaps
             Diversifikation und
             Renditeoptimierung im
             Tiefzinsumfeld

Selten war im Schweizer Immobilienmarkt so viel Geld vorhanden,
das angelegt werden muss, wie heute. Konfrontiert mit seit Jahren
sinkenden Zinsen und anhaltendem Anlagenotstand sind institu-
tionelle Anleger auf der Suche nach Möglichkeiten, ihr Kapital in
Liegenschaften mit nachhaltigem Cashflow zu investieren, und stossen
dabei aufgrund des angebotsseitigen Engpasses zunehmend in neue
Risikokategorien und Märkte vor. Auch alternative Transaktionsformen
wie Asset-Swaps gewinnen im heutigen Marktumfeld immer mehr an
Bedeutung, da sie den Liquiditätsgrad der Parteien nicht tangieren
und einen optimalen Diversifikationseffekt im Portfolio bewirken können.

              Obwohl es keine allgemeingültige Definition für den Begriff «Asset-Swap» gibt, wird
              darunter im immobilienspezifischen Kontext eine kombinierte Kauf- und Verkaufstrans-
              aktion verstanden, bei welcher zwei oder mehrere Objekte «getauscht» werden. Bei
              einem Asset-Swap findet also keine Kaufpreiszahlung statt, vielmehr wird ein physisches
              Asset als Gegenleistung übernommen und — je nach Situation — für Preisdiskrepanzen
              zwischen den getauschten Liegenschaften eine Ausgleichszahlung geleistet. Im deut-
              schen Sprachgebrauch wird daher oft auch der Begriff «Tauschgeschäft» verwendet.
              Abzugrenzen ist der Begriff «Swap» im Sinne eines derivativen Finanzinstrumentes,
              welches vorwiegend zwischen Kreditinstituten zwecks Austauschs zukünftiger
              Zahlungsströme abgeschlossen wird.

              In den letzten Jahren war eine relativ starke Zunahme an Asset-Swap-Transaktionen
              zu verzeichnen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage am Schweizer Immobilien-
              markt bildet einer der Hauptvorteile dieser Transaktionsart die Möglichkeit, ein neues
              Asset zu erwerben, ohne den Liquiditätsgrad der involvierten Parteien zu beeinflussen.
              Asset-Swaps sind also vor allem für Investoren mit einer «Hold-Strategie» interessant
              und bieten eine optimale Gelegenheit, die Profitabilität auch in einem Umfeld
              von tiefen Zinsen und hohen Marktpreisen zu steigern. Asset-Swaps sind weiter ein
              einzigartiges Instrument zur Diversifikation des bestehenden Portfolios. So kann
              beispielsweise ein Objekt veräussert werden, welches der derzeitigen Anlagestrategie
              nicht entspricht, und im Gegenzug eine Liegenschaft erworben werden, welche das

                                                                                    Real Estate News Ausgabe Winter — 2018 |   23
Illustrative Darstellung einer Asset-Swap-Transaktion

                                         Unternehmen A                                                                                                   Unternehmen B

                                                                                                     Kaufvertrag

                                         Immobilienportfolio                                                                                              Immobilienportfolio

                                                 Property D    Property E
                                                                                                                                                           Property A      Property E

                                                                                                                                           Nutzungsart
                           Nutzungsart

                                                            Property C                                                                                            Property D

                                                                                                                                                                         Property B
                                                            Property A
                                                                                                                                                           Property C
                                               Property B

                                         Geografisches Kriterium                                                                                         Geografisches Kriterium
                                                                                                     Kaufvertrag

                                                                         bestehende Portfolio aufgrund geografischer Kriterien, der Nutzungsart, des Alters
                                                                         oder der Bausubstanz noch passender ergänzt. Asset-Swaps werden in den meisten
                                                                         Fällen im Rahmen einer systematischen Diversifikationsstrategie eingesetzt, um
                                                                         Marktchancen zu erhöhen oder Risiken abzubauen. Schliesslich können Asset-Swaps
                                                                         auch einen Zugang zu Anlageobjekten bieten, welche auf dem freien Markt nicht
                                                                         verfügbar wären.

                          Vorteile und Herausforderungen einer Asset-Swap-Transaktion im Überblick

                           Vorteile                                                                        Herausforderungen

                           Portfoliooptimierung für beide Parteien                                         Höhere Komplexität des Prozesses

                           Diversifikation ohne Tangierung des Liquiditätsgrades                           Objekt-Match und Bestimmung der Ausgleichszahlung

                           Hohe Exklusivität und Diskretion während des Prozesses                          Limitierte oder keine Vergleichbarkeit der Angebote

                           Partnerschaftlicher Ansatz                                                      Mögliche steuerliche Aspekte

                                                                         Unsere Erfahrung in der Begleitung von Asset-Swap-Transaktionen zeigt, dass
                                                                         diese grundsätzlich mit einer höheren Komplexität einhergehen als herkömmliche
                                                                         Transaktionsformen und anhand eines strukturierten Prozesses präzise geplant und
                                                                         durchgeführt werden müssen. Wie in der nachfolgenden Grafik ersichtlich ist, folgt
                                                                         ein Asset-Swap prinzipiell einem iterativen Prozess, bei welchem die integrierte
                                                                         Koordination aller Projektbeteiligten einen elementaren Grundbestandteil bildet.

                                                                             1. In einem ersten Schritt gilt es, im Rahmen einer Analyse- und Konzeptionsphase
                                                                                das zu tauschende Objekt zu eruieren und dessen Stärken und Schwächen
                                                                                abzuleiten, indem eine detaillierte Markt- und Liegenschaftsanalyse erstellt
                                                                                wird. Je besser die Eigenschaften der eigenen Liegenschaft bekannt sind,
                                                                                desto präziser können auch die Anforderungen an das erwünschte Tausch-
                                                                                objekt definiert werden.

                                                                             2. Anschliessend folgt eine Go-to-market-Phase, bei der mit allfälliger Unterstützung
                                                                                eines externen Beraters potenzielle Tauschpartner und -objekte identifiziert
                                                                                werden können, deren Profil auf das angebotene Investment passt.

24   | Real Estate News Ausgabe Winter — 2018
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