Rubicon - Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V.
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ausgabe 4. Quartal 2018 Zugleich Mitgliederzeitschrift der Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V. rubicon Das Magazin für Führungskultur im Mittelstand © Raban Daniel Fuhrmann SCHWERPUNKTTHEMEN FÜHREN IN DIGITALEN ZEITEN Exkursion zur allsafe GmbH & Co. KG MANAGEMENT-FAUSTREGEL FÜR VERÄNDERUNGSPROZESSE Die „V“-FORMEL VERTRAUEN ZAHLT SICH AUS Wer hätte das gedacht? FACHKRÄFTEMANGEL Empfehlungsmarketing kann helfen
ERFOLG HAT DREI BUCHSTABEN: TUN UNSERE MISSION Erfolg durch herausragende Führungskultur Die „Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V.“ fördert eine attraktive Führungskultur in mittelständischen Unternehmen. Eine Führungskultur in diesem Sinne basiert auf gemeinsamen Werten und stellt das Erreichen unternehmerischer Ziele sicher. Sie ermöglicht den Mitarbeitern dabei gleichzeitig ihre persönlichen Potenziale zu nutzen und zu entwickeln. Eine attraktive Führungskultur trägt auf diese Weise zum Unternehmenserfolg und zum Persönlichkeitswachstum aller bei. In Zeiten des demografischen Wandels wird die Qualität der Unternehmensführung erfolgskritisch. Werden auch Sie Mitglied in der „Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V.“ und profitieren Sie vom Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmern und Entscheidern. www.manufaktur-fuer-fuehrungskultur.de Impressum Herausgeber Mittelstand und alle enthaltenen Beiträge und Manufaktur für Führungskultur Bezug und Abonnement: Layoutkonzept: Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. im Mittelstand e.V. rubicon – Das Magazin für Führungskultur im acameo GbR Die Übernahme und Nutzung der Daten bedarf Brunnring 65 | 72108 Rottenburg | Deutschland Mittelstand ist die Mitgliederzeitschrift der Agentur für Kommunikation und Gestaltung der schriftlichen Zustimmung der Manufaktur Tel.: 07472 1674546 Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand E-Mail: mail@acameo.de für Führungskultur im Mittelstand e.V.. rubicon@manufaktur-fuer-fuehrungskultur.de e.V. Vereinsmitglieder erhalten die Zeitschrift Internet: www.acameo.de www.manufaktur-fuer-fuehrungskultur.de im Rahmen ihrer Mitgliedschaft ohne beson- Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen dere Bezugsgebühren. Im Verkauf kostet das Anzeigen: und Gewissen, sind jedoch unverbindlich und Vorstand Jahresabonnement 20,00 € inkl. (19%) MwSt. Michael Kohlhaas ohne Gewähr; eine Haftung wird – soweit Michael Kohlhaas (Vorsitzender) und kann bei der Redaktion bestellt werden: Tel. 07472 1674546 rechtlich möglich – ausgeschlossen. Verwen- Michael Kirsch (Stellv. Vorsitzender), rubicon@manufaktur-fuer-fuehrungskultur.de E-Mail: Michael.kohlhaas@manufaktur- dete Bezeichnungen, Markennamen und Abbil- Mirko Bahr, Sigrid Büttner, fuer-fuehrungskultur.de dungen unterliegen im Allgemeinen einem Dr. Jan-Arne Gewert, Gabriele Heinzelmann, Redaktion: Warenzeichen-, marken und/ oder patenrecht- Barbara Kothe, Dr. Ulrich Stadelmaier Barbara Kothe (bk) – Chefredakteurin Druck: lichem Schutz der jeweiligen Besitzer. Sigrid Büttner (sb) Buch- und Offsetdruckerei Häuser KG Sitz der Vereins: Michael Kohlhaas (mk) Venloer Straße 1271 | 50829 Köln Eine Wiedergabe entsprechender Begriffe oder Brunnring 65 | 72108 Rottenburg info@haeuserkg.de Abbildungen berechtigt auch ohne besondere Registergericht: E-Mail an die Redaktion: www.haeuserkg.de Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass Amtsgericht Stuttgart: VR 721653 rubicon@manufaktur-fuer-fuehrungskultur.de diese Begriffe oder Abbildungen von jeder- USt-Ident-Nr.: DE300698961 mann frei nutzbar sind. Inhaltlich Verantwortlicher i.S.d.P. und gemäß § Erscheinungsweise: Hinweis: 5 TMG: Michael Kohlhaas (Anschrift wie oben) Vierteljährlich; Heftpreis: 7,90 € rubicon – Das Magazin für Führungskultur im
EDITORIAL Liebe Leserinnen und liebe Leser, „…und mittags geh ich heim!“ – Wer von uns wünscht Die Basis des „neuen“ Denkens heißt: „Ich weiß einen sich das nicht? Detlev Lohmann, geschäftsführender Teil, jedoch nicht alles und ich habe Vertrauen in Gesellschafter der allsafe GmbH & Co. KG und meine Mitarbeitenden.“ Ulf Posé nimmt diesen erfolgreicher Buchautor, hat dieses Motto in seinem Gedanken auf und beschreibt, was passiert, wenn im Unternehmen sehr erfolgreich umgesetzt und gleich Arbeitskontext weniger kontrolliert wird, intensiver noch zum Thema „Neues Führen“ einen Bestseller Standards vereinbart werden und auch immer wieder geschrieben. Wer es ihm gleichtun möchte, sei zum auf sie hingewiesen wird. Schnuppern eingeladen. Michael Kohlhaas hat im Rahmen einer Exkursion dieses außergewöhnliche Um auch weiterhin an qualifizierte Fachkräfte Unternehmen besucht. Er lässt uns an seinen „heranzukommen“, beschreibt Arndt Lommerzheim Eindrücken teilhaben. den Weg des Empfehlungsmarketings. Mitarbeitende, die bei Ihnen gerne und erfolgreich arbeiten, ziehen Vielleicht befinden auch Sie sich bereits in aus ihrem Umfeld neue Mitarbeitende an. Welche Veränderungsprozessen und sind auf einem Weg Voraussetzungen dafür von der Unternehmensseite der Unternehmens-Transformation unterwegs. notwendig sind, erfahren Sie in seinem Artikel. Dann möchte ich Ihnen den Artikel von Andreas Geh ans Herz legen. Er fasst seine umfangreichen Sehen wir uns am 13. November 2018 beim Veränderungserfahrungen in einer praktischen Führungssymposium im Congress Center in Formel zusammen. Sie erhalten eine Management- Böblingen? Ich würde mich freuen Sie zu sehen und Faustregel für Veränderungsprozesse, anhand von Ihnen vielleicht die eine oder andere Anregung der Sie immer wieder überprüfen können, ob Sie zu „rubicon“ zu erhalten. die notwendigen Kriterien immer und überall angewendet haben. Das Ziel ist es, mehr „Energie“ Bitte sprechen Sie mich an! auf der Seite der Veränderung zu entwickeln als auf der Seite der Beharrungskräfte. Das Ver- Nun wünsche ich Ihnen einen Lese- und blüffende an seiner Formel ist, dass die Faktoren Erkenntnisgenuss. multipliziert werden und nicht – wie oft in der „alten“ Veränderungswelt – die Bestandteile addiert oder subtrahiert werden. Diese Herangehensweise spiegelt unsere komplexe Umwelt wider. Die Kriterien müssen GLEICHZEITIG angepackt werden, sukzessives Vorgehen gehört der Vergangenheit an. Barbara Kothe Chefredakteurin Unternehmensberaterin - Coach - Trainerin Netzwerk Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V. 089 167463 oder E-Mail: barbara.kothe@manufaktur-fuer-fuehrungskultur.de © Barbara Kothe
INHALTSVERZEICHNIS 3 LEADERSHIPNEWS Hinweise auf Studien und Artikel rund um das Thema Führung 4 FÜHREN IN DIGITALEN ZEITEN Exkursion zur allsafe GmbH & Co. KG 8 MANAGEMENT- FAUSTREGEL FÜR VERÄNDERUNGSPROZESSE Die „V“-FORMEL 11 VERTRAUEN ZAHLT SICH AUS Wer hätte das gedacht? 12 FACHKRÄFTEMANGEL Empfehlungsmarketing kann helfen
© Zerbor - Fotolia LEADERSHIPNEWS Hinweise auf Studien und Artikel rund um das Thema Führung Wie Unternehmen ihre Führungskräfte halten können Roboter? Vielen Bewerbern wäre das sogar ganz recht, Rund 15 Prozent der Chefs wechseln jährlich das schreibt die FAZ. Unternehmen. Für Firmen kann das teuer werden. Wie https://tinyurl.com/yavvvhe5 Unternehmen Chefwechsel verhindern können, zeigt das HANDELSBLATT. Was schlechtes Feedback auslöst https://tinyurl.com/y7c6mkpf Wer als Chef Kritik übt, sollte seine Worte sorgsam wählen. Denn eine Studie zeigt: Mitarbeiter fühlen Die unterschiedliche Führungskultur sich schnell herabgesetzt. Das HANDELSBLATT hat die von Männern und Frauen Details. Dass Frauen und Männer angeblich einen https://tinyurl.com/ydgvlqjd unterschiedlichen Führungsstil pflegen, wird gern erwähnt. Doch was ist dran an diesem Pauschalurteil? Mitzwanziger in der Krise? Das MANAGER-MAGAZIN sprach mit Wissenschaftlerin Vor kurzer Zeit rüttelten Krankenkassenzahlen auf: Marion Büttgen über die Unterschiede im Jeder vierte junge Mensch hat psychische Probleme. Führungsverhalten von Männern und Frauen. Neue Studienergebnisse eines Berufsportals bestätigen https://tinyurl.com/yb3zybgf nun häufige Lebenskrisen vor dem 30. Geburtstag. Die FAZ hat genauer hingeschaut. Wie motivierende Gesprächsführung funktioniert https://tinyurl.com/yd4chlzm Eine Methode, mit der Ärzte Drogensüchtigen helfen, macht nun auch in der Mitarbeiterführung Karriere: Industrie 4.0 und Unternehmenskultur Die motivierende Gesprächsführung verspricht, 0.4 passen nicht zusammen Topleistungen hervorzurufen – ohne Druck aufzubauen. Digitalisierungsprozesse in Unternehmen sind so Ein Interview auf IMPULSE.DE. vielfältig wie die Unternehmen selbst. Eines haben https://tinyurl.com/y8lxf5z8 die Vorreiter aber gemeinsam, haben die Buchautoren Sebastian Purps-Pardigol und Henrik Kehren Warum oft die Falschen zum Chef befördert werden festgestellt. Ein Interview in der WIRTSCHAFTSWOCHE. Das Peter-Prinzip lebt: Ökonomen gelingt mit https://tinyurl.com/ya2unmz2 Daten über Vertriebsleute der Nachweis, dass Unternehmen regelmäßig die Falschen befördern. Das HR setzt verstärkt auf Mitarbeiterbindung HANDELSBLATT (Premium) hat die ganze Geschichte. Die Mitarbeiterfluktuation in Deutschland wird - https://tinyurl.com/y6vbpqmz aufgrund der guten Arbeitsmarktlage - weiter steigen. HR reagiert darauf: Laut Hays HR-Report 2018 ist Lieber Roboter als HRler Mitarbeiterbindung die wichtigste Aufgabe in agilen Wie lange noch werden Menschen Bewerbungsmappen Organisationen. HAUFE.DE hat die Einzelheiten. durchlesen? Oder übernehmen das schon bald die https://tinyurl.com/ya3wjd3r 3
FÜHREN IN DIGITALEN ZEITEN EXKURSION ZUR ALLSAFE GMBH & CO. KG © pixabay © Raban Daniel Fuhrmann Hach, was ist mir heute wieder agil! Kennen Sie das wir halt "agil", was den Vorteil hat, dass niemand auch? Kein Wort ist im Geschäftsleben momentan weiß oder sagt, was genau damit gemeint ist. Höchste häufiger zu hören als dieses einstmals hübsche "agil". Zeit also, sich mal bei einem anerkannt erfolgreichen Nun hat jede Saison ihre Lieblingsfloskel, warum also Unternehmen umzuschauen. Wie halten sie es bei nicht mal "agil" oder "aedschail" wie die High Potentials allsafe GmbH mit der „Führung“ unter den aktuellen unter uns sagen. Gestern haben wir uns "disruptet", Bedingungen des technischen Fortschritts, den wir den Silicon-Valley-Staub noch im Haar, jetzt werden zusammengefasst „Digitalisierung“ nennen. 4
Im Rahmen des Zyklus „Schweiz 4.0 plus“ veranstaltete das Lilienberg Unternehmerforum am 28. Juni in Kooperation mit EthicsFirst und dem Weltethos- Institut der Universität Tübingen eine Besichtigung der allsafe GmbH & Co. KG in Engen, Baden- Württemberg. Der multinational tätige Hersteller für Ladungssicherungssysteme ist charakterisiert durch seine außergewöhnliche, zukunftsgerichtete Führungs- und Arbeitskultur. Als Mitglied im Vorstand des Freundeskreises des Weltethos-Instituts hatte der Autor das Vergnügen der aktiven Teilnahme an der Veranstaltung. Die Exkursionsteilnehmer konnten dabei eindrucksvolle ‚Innenansichten‘ des Unternehmens gewinnen, um sich der Antwort auf die Frage zu nähern: wie wird sich Führung in digitalen Zeiten verändern und welcher Führungsstil ist der angemessene? Gastgeber Detlef Lohmann (in Bildmitte, links Dr. Raban Daniel Fuhrmann, rechts Michael Kohlhaas) geschäftsführender Gesellschafter und Autor des erfolgreichen Managementbuchs „…und mittags geh ich heim: Die völlig andere Art, ein Unternehmen zum Erfolg zu führen“, eröffnete die Veranstaltung mit einem kurzen Überblick über den Betrieb und dessen Produktportfolio. „Festhalten ist unsere Kernkompetenz“, so Lohmann, der sich selbst als „Unternehmer aus Leidenschaft“ bezeichnet und die Firma vor fast 20 Jahren übernahm. Aus einem „kleinen unbekannten Unternehmen mit 40 Mitarbeitern“ ist Strategie und Führungsstil in der Zwischenzeit ein global tätiges mittelständiges Die Organisations- und Führungsstruktur Unternehmen mit fast 300 Mitarbeitern und einem stellt bei allsafe eine Besonderheit dar. Der Umsatz von über 62 Mio. Euro herangewachsen. Unternehmensorganisation zugrunde liege die Die Transportindustrie, Automotive sowie Luftfahrt Orientierung an den Werteflüssen im Unternehmen. seien die drei Hauptgeschäftsbereiche, erstere Allsafe unterscheidet zwischen den fünf mit einem Umsatzanteil von 55% am wichtigsten. gleichberechtigten Teilwertströmen: Die Produktpalette reiche von Systemen für • Kundenkontakt, Ladungssicherung, über Autositzschienen bis hin zu • Entscheidungen, Befestigungssystemen für Passagiersitze, Bordküchen • Ideenfluss, und Toiletten in Flugzeugen. Auftraggeber seien unter • Informationsfluss und der anderem Airbus und Mercedes-Benz. • physischen Produktion. 5
Laut Lohmann, der sich selbst als „extrem Autonome Produktion lean-geprägt“ bezeichnet und deshalb stark in Effektivitätskriterien denke, gebe es keine In der anschließenden Führung konnten sich Schnittstellen. wie es sie klassischerweise bei die Teilnehmer ein Bild von der Umsetzung Abteilungen gibt. Bei allsafe gebe es lediglich machen. Konsequenterweise leitete Lohmann die Kommunikationsknotenpunkte. Dies habe zur Folge, Unternehmensführung nicht selbst, sondern legte dass innerhalb der Bereiche ohne Unterbrechung an diese Verantwortung in die Hände von drei jungen einem Wertfluss gearbeitet werden könne. Kleine Führungskräften, die mit viel Kompetenz Teilnehmer selbstorganisierte, multinationale Teams könnten in drei Gruppen unter ihre Fittiche nahmen. einen Wertstrom völlig selbstständig bewerkstelligen. Ricarda Hötz, studierte Maschinenbauerin und Solche autarken, dezentralen Teams mit ca. zwölf mittlerweile seit zehn Jahren im Unternehmen, Mitarbeitern seien für die gesamte Produktion leitete unsere Besuchergruppe durch die zuständig. Das ginge vom Wareneingang über die verschiedenen Abteilungen. Auffällig waren dabei Lagerarbeit bis hin zur Vorbereitung und Produktion zunächst die an sehr vielen Stellen platzierten sowie Verpacken und Versand. großen Whiteboards mit ständig aktualisierten Informationen für die Mitarbeiter. In selten gesehener Um den Anforderungen des modernen, globalen Offenheit und Transparenz sind dort unter anderem Marktes gerecht zu werden, laufe die Produktion die tagesaktuellen Umsatzzahlen, betriebsinterne darüber hinaus extrem schnell, automatisiert und Anliegen sowie Auftragseingänge ausgehängt. Für „schon lange digitalisiert“ ab. Einige Sekunden nach jeden Prozess ist eine Compliance Matrix erstellt, Eingang der Bestellung beginne bereits der physische die die Kompetenzen der einzelnen Mitarbeiter im Prozess, die Fertigung finde üblicherweise innerhalb Team einstuft. Somit ist für jedermann visualisiert, von 24 Stunden statt. Wie bei Automobilen seien wer auf welchem Fachgebiet Expert*in ist und die Produkte dabei pro Stück konfiguriert und den welche speziellen Fähigkeiten die Mitarbeiter*innen kundenspezifischen Wünschen und Bedürfnissen beispielsweise gerade erst erlernen. angepasst. © Raban Daniel Fuhrmann 6
© Raban Daniel Fuhrmann An den Pinnwänden sind darüber hinaus noch sechs Jahren schließlich habe die Umstrukturierung ausstehende Projekte ausgehängt, für die sich samt „Entmachtung“ der Abteilungsleiter begonnen. jeder eintragen und zum Beispiel die Initiative als Dementsprechend seien nicht alle Mitarbeiter damit Projektleiter übernehmen kann. Frau Hötz bestätigte glücklich gewesen und manche seien es immer noch auf Nachfrage, dass die kleinen Teams weitestgehend nicht. Die zusätzliche Verantwortung, die für jeden autonom und selbstgesteuert seien: „Die Teams führen Betriebsangehörigen damit verbunden sei, könne sich selbst“. Neben frei eingeteilten Arbeitszeiten durchaus eine Bürde oder gar eine Belastung durch und selbstorganisierten Arbeitspatzzuweisungen, Überforderung darstellen. Deshalb räumt Lohmann was hier beinahe schon selbstverständlich erscheint, seinen Angestellten Spielraum ein: „Jeder darf, keiner werden sogar neue Bewerber von den Teams selbst muss» laute das Credo. Doch „wer nicht entscheiden ausgewählt, zur Probearbeit eingeladen und im will, der gibt Freiraum auf“. gegebenen Fall nach nur zwei Tagen mit einem Arbeitsvertrag ausgestattet. Aktuell findet bei allsafe eine Klarstellung der Führungsverantwortung: „Jeder darf, keiner muss.“ Führungsstrukturen statt, um noch mehr Transparenz bieten zu können. Darüber hinaus will man in Zukunft Die abschließende Diskussion zum Thema „allsafe: noch mehr automatisieren und die Produktion woher – wohin?“ leitete der Autor. Die Änderung zunehmend robotisieren. Man könne sich dem im Führungssystem sei mit der Digitalisierung Trend der Digitalisierung ohnehin „nur durch Suizid“ © pixabay einhergegangen, noch vor zehn Jahren seien die entziehen, so Lohmann. Bestimmte Bereiche seien Schränke voll mit Papier gewesen, so Lohmann. noch lange relativ schwierig durch Maschinen Damals sei auch die Organisationsstruktur noch zu besetzen, längerfristig lohne sich der Mensch klassisch hierarchisch organisiert gewesen. Vor fünf, allerdings am ehesten als „Interface“. Michael Kohlhaas Geschäftsführender Gesellschafter der 100PersEnt GmbH & Co. KG 07472/ 167 4546 E-Mail: m.kohlhaas@100persent.de Netzwerk Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V. 7
© Robert Kenschke fotolia Kläranlage als Titelbild für den Artikel: © alphabau MANAGEMENT-FAUSTREGEL FÜR VERÄNDERUNGSPROZESSE DIE „V“-FORMEL In einer Welt, die von massiven und ständigen Veränderungen geprägt ist, wird es zu einer der Die „V“-Formel wichtigsten Disziplinen für Management-Teams, nötige Menschen in Organisationen zeigen ein natürliches Veränderungsprozesse in der Organisation erfolgreich Resistenzverhalten bei Veränderungen, denn zu führen und ergebnisorientiert in die Umsetzung Veränderung bedeutet häufig, dass sie ihre Komfortzone zu bringen. Gleichzeitig stehen Top-Führungskräfte verlassen müssen, sich unsicher fühlen und neben heute vor der Herausforderung, dass sie oft im den üblichen Verantwortlichkeiten eine zusätzliche „Feuerlöschmodus“ agieren, sie von vielen Seiten mit Belastung für neue Themen empfinden. Von daher ist Themen bombardiert werden. Diese gilt es zu bewerten, es von entscheidender Bedeutung, als Führungsteam zu entscheiden und dabei das Große und Ganze im darauf zu achten, dass die Faktoren für die gewünschte Blick zu behalten, um die richtigen Entscheidungen zu Veränderung immer mehr „Kraft“ erzeugen als die treffen. „natürliche Resistenz“ bei den Beteiligten. Das ist unabhängig davon, ob es sich aus einer strategischen Ich werde immer wieder gefragt, was denn die Zielsetzung, wie zum Beispiel Digitalisierung, einer wesentlichen Faktoren für einen Veränderungsprozess Kulturveränderung oder einer Notsituation heraus zu sind und wie sie in kurzen Einheiten im täglichen verändern gilt. Die fünf „V“, die dabei eine Rolle spielen, Priorisierungskampf präsent gehalten werden können, wirken nach der Formel: um sicher zu stellen, dass sie im Unternehmen nicht stagnieren oder dem operativen Alltag ganz zum Opfer V1 * V2 * V3 * V4 * V5 > R fallen. So habe ich versucht, die Erfahrungen, die ich (Resistenz zur Veränderung) im Laufe der Jahre gemeinsam mit meinem Berater- Kollegen Robin Schuijt von DOOR International in Wenn sie sich als Management-Team bei jeder vielen Veränderungsprojekten gesammelt habe, in Sitzung fragen, wie diese fünf „V“ im laufenden einer einfachen Faustregel zusammenzufassen. Top- Prozess vorkommen und ihre Entscheidungen oder Manager erhalten damit ein kleines Hilfsmittel an die Aktionen darauf ausrichten, dass alle fünf ausreichend Hand, mit dem sie mehr Sicherheit bekommen, in ihrer berücksichtigt sind, werden sie Veränderungen begrenzten Zeit den Fokus auf die wichtigsten fünf erfolgreicher führen. Erfolgsfaktoren für laufende Change Projekte zu richten. 8
V1: Veränderungsgrund Achten Sie darauf, dass alle Beteiligten in der Organisation wirklich verstanden haben, warum eine Veränderung nötig ist. Sorgen Sie dafür, dass auch jeder versteht, was es für ihn persönlich bedeutet, wenn die Veränderung gelingt und wenn nicht. Das scheint banal zu klingen. Aber in den meisten Prozessen, die ich kennengelernt habe, war dieser Aspekt nicht ausreichend berücksichtigt. Es reicht eben nicht aus, wenn sich das Top-Management einig ist und von allen anderen erwartet wird, dass sie in einer Veränderung mitgehen, nur weil sie als Direktive ausgerufen wurde. Fragen Sie regelmäßig nach, wie in allen Ebenen der Organisation der Grund für die Veränderung wahrgenommen wird, wie die Beteiligten sich darin wiederfinden und was sie brauchen, um sich damit zu identifizieren. V2: Vision IT-Kontrollinstrument ist, Mehrarbeit verursacht Sorgen Sie dafür, dass jede Veränderung ganz eindeutig und ihren Einfluss durch die höhere Transparenz mit einem Bild verknüpft ist: Wie soll die Organisation schwächt. Zudem sorgen sich einige, dass sie in der Zukunft aussehen, was bedeutet Erfolg und überflüssig werden und andere, dass sie mit dem welchen tieferen Sinn verfolgen Sie damit? Die neuen System nicht klarkommen und mehr Fehler Vision gibt der Veränderung eine Richtung und nur machen. Das Reporting und das Vergütungssystem so können Sie bei den Beteiligten Energie freisetzen sind zudem nicht darauf ausgerichtet. Viele mittlere und diese ergebnisorientiert nutzen. Lassen Sie in Manager machen die Erfahrung, dass ihre Mehrarbeit der Organisation regelmäßig Plattformen zu, die den in der Einführungsphase nicht honoriert wird. Die Austausch über die Vision fördern und vergewissern Folge ist, dass sie den Prozess nicht aktiv unterstützen, Sie sich, dass jeder die Vision kennt, versteht und die kaum in ihre Teams hinein kommunizieren, warum Chance hat, sich damit zu identifizieren. das Projekt wichtig ist und mehrheitlich über die Dinge klagen, die nicht funktionieren. Die Sachbearbeiter könnten durch das System spürbar effektiver arbeiten, V3: Verbindung sind aber entkoppelt von der Zielsetzung und Absicht Einer der häufigsten Gründe, warum Change des Projektes. Das Projekt stagniert bzw. zieht sich Prozesse misslingen, ist die fehlende Einbindung des ewig in die Länge. mittleren Managements. Hier entscheidet sich, ob die Veränderung erfolgreich im Unternehmen verankert wird und nachhaltig wirken kann. Meist ist im Top- V4: Vorwärtsbewegung Management und an der Basis ein hohes Maß an Selbst wenn die Maßnahmen zur Veränderung gut Veränderungsbereitschaft vorhanden. Oben ist der Blick geplant und auf den Weg gebracht sind, erleben klar und strategisch, unten ist der Handlungsdruck wir immer wieder die Situation, dass im Laufe der hoch und die Konsequenzen meist direkt sichtbar Zeit die Beteiligten gar nicht wahrnehmen, dass es und spürbar. Dazwischen herrscht aber die höchste vorwärts geht. Menschen in unserem Kulturkreis sind Unsicherheit und es meist spielen auch „politische tendenziell problemorientiert unterwegs. Das heißt, Faktoren“ eine Rolle. ihre Wahrnehmung ist gerne selektiv und sensibler bei den Dingen, die noch nicht gelöst sind. Der Blick Ein Beispiel: In einem Digitalisierungsprojekt fällt leichter auf das, was Schwierigkeiten bereitet (Einführung ERP) haben die beteiligten Team- und und das Vorankommen behindert. Wenn Sie das Abteilungsleiter den Eindruck, dass das ERP ein nicht ausreichend mit in Ihre Strategie einbeziehen, 9
bekommt das Ganze eine Eigendynamik und wird zur „Self-fulfilling prophecy“. Wer kennt nicht Aussagen Achtung: Falle wie: „Es passiert ja doch nix“ oder „Ich sag ja, das Als Top-Management brauchen Sie nur diese fünf klappt nicht, diese Firma verändert sich nie“ etc. In „V“ in Veränderungsprozessen zu überprüfen und Coaching-Gesprächen stellen wir immer wieder fest, sicherzustellen, dass es Personen gibt, die dafür dass Wahrnehmungsverzerrungen bestehen und die Mitverantwortung übernehmen. Aber Achtung – die Beteiligten positive Veränderungen oder Fortschritte Formel hat einen kleinen, aber weitreichenden Haken. nicht sehen. Zu gerne unterhält man sich über die Die „V“ sind multiplikativ verknüpft. Sie merken sofort, Dinge, die nicht funktionieren. Umso wichtiger ist dass in einem solchen Konstrukt das Gesamtergebnis es, dass Sie darauf achten, Fortschritte proaktiv drastisch kleiner wird, wenn ein einziger der Faktoren und regelmäßig sichtbar zu machen. Schaffen Sie sehr klein (70%). Die Verbindung zur Basis bleibt aber in gewohnte oder festgefahrene Verhaltensweisen am mittleren Management hängen (z.B. in vier von fünf zurück zu rutschen, wenn Druck oder Aufmerksamkeit Abteilungen = 20%) und die Vorwärtsbewegung ist unter nachlassen. Aus unterschiedlicher Motivation dem Jahr kaum sichtbar, weil Informationsplattformen heraus gibt es auch Verweigerer im Prozess. Es fehlen (z.B. nur zu 10%). sind erfahrungsgemäß weit weniger Personen als 100% * 80% * 70% * 20% * 10% = 1,12%. befürchtet, aber es gibt sie. Wenn Sie hier nicht Das heißt: Sie erzielen nur knapp ein Hundertstel an klare Signale setzen und zulassen, dass Rückfälle Wirkung...!!! oder Verweigerungshaltungen toleriert werden, schaffen Sie Impulse, die vor allem von vorsichtigen und zögerlichen Beteiligten kontraproduktiv Fazit wahrgenommen werden. Der Change Prozess verliert Fragen Sie sie sich als Führungsteam bei jeder an Bedeutung und damit auch die Glaubwürdigkeit Maßnahme im Veränderungsprozess, ob diese fünf der Leitung. Man muss hier nicht gleich an Kündigung Faktoren, die fünf „V“, in ausreichender Ausprägung oder Ähnliches denken. Oft reicht es, solche vorhanden sind und ob es genug Menschen gibt, die Verhaltensweisen sichtbar zu machen und offen über alle Hierarchie-Ebenen hinweg Mitverantwortung über die Auswirkung auf die Organisation und die dafür übernehmen, dass sie im Alltag wirken und mit Beteiligten selbst zu sprechen. Auch die Anpassung dem Veränderungsprozess vernetzt sind. Lassen Sie von Bonifikationen, Karrierechancen und Anreizen sich dabei nicht nur von Ihrer eigenen Wahrnehmung im Hinblick auf das Maß der Veränderungsbeteiligung leiten, sondern fragen Sie die Beteiligten danach. Die hilft bei der Erhöhung der Verbindlichkeit. Die Welt um uns herum verändert sich immer rasanter. Umbesetzung oder gar Entlassung sind „Ultima Ratio“, Nur wer die beschriebenen Kriterien in seiner in Einzelfällen aber durchaus legitim und manchmal Organisation immer wieder hinterfragt und adaptiert, sogar dringend erforderlich. bleibt erfolgreich. Den Schlüssel dafür haben Sie in der Hand. Andreas Geh DOOR Deutschland GmbH CEO/ Managing Partner 0611 / 15759-35 E-Mail: a.geh@door-deutschland.de © Andreas Geh Netzwerk Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V. 10
DER WERTE-KOMPASS Kolumne von Ulf D. Posé Für den rubicon wirft er in dieser Kolumne regelmäßig einen kritischen Blick auf unser Führungshandeln in Wirtschaft und Beruf, hinterfragt die Werte, die uns dabei leiten, und stellt allgemein akzeptierte Wertvorstellungen auf den Prüfstand. Vertrauen Mitarbeiter bleiben, wo sie wohnen, ohne aufwändig anreisen zu müssen oder sich eine Wohnung in zahlt sich aus – München besorgen müssen. Die Mitarbeiter sind begeistert. Lesen Sie einmal die Kununu-Bewertungen – wer hätte das da können Altvordere nur staunen und hoffentlich lernen. gedacht? Und all den Kontrollfreaks sei in ihr Tagebuch geschrieben, was Forscher schon längst herausgefunden Die alten Arbeitszeitmodelle taugen nichts. Was haben: Kontrollen sind meistens wirkungslos und auch möchten Arbeitnehmer heute und was wirkt sich positiv demotivierend. auf die Arbeitsleistung aus? Eine aktuelle Untersuchung des Instituts der Wirtschaft Was aber hilft? Was ist sinnvoll? Interessanterweise ist zeigt deutlich auf: Mitarbeiter, die ihre Arbeitszeit das längst untersucht. Im Jahr 2008 konnte Professor flexibel gestalten möchten und weniger kontrolliert Nina Mazar mit einem interessanten Experiment werden, sind viel zufriedener und auch noch viel nachweisen, dass Menschen, die an moralisch-ethische produktiver als Mitarbeiter, die feste Arbeitszeiten Standards erinnert werden, sich anständiger verhalten, einhalten müssen und auch noch zum Beispiel durch als Menschen, die völlig ohne Kontrolle und Hinweise Stechuhr kontrolliert werden. Die Zahlen sind eindeutig: moralischer Natur arbeiten dürfen, oder ständig 70 Prozent der Arbeitnehmer sind zufrieden, wenn sie kontrollierte Menschen. ihre Arbeitszeit frei gestalten können, nur 45 Prozent der Arbeitnehmer sind zufrieden, wenn sie streng Genau diesen Effekt des Erinnerns an moralische kontrolliert werden und sich festen Arbeitszeiten beugen Werte hatten schon einige Jahre zuvor (2005) Gino müssen. Noch eine Zahl ist interessant: Kontrollen durch und Ariely untersucht. Sie ließen Studenten so viele den direkten Vorgesetzten erhöhen nur bei zwei Prozent Gebote aus der Bibel aufschreiben wie ihnen einfielen. der Arbeitnehmer das Arbeitstempo. Gleichzeitig steigt Dann kam ein Test. Witzigerweise schummelten selbst das Konfliktpotenzial bei 32 Prozent der Arbeitnehmer. Atheisten danach weniger. Und noch etwas haben Forscher herausgefunden: Wenn man die Beteiligten Chefs, die Angst haben, die Kontrolle zu verlieren, sollten bittet, einen Ethikkodex nicht nur zu lesen, sondern zu sich ein Beispiel nehmen an der MaibornWolff GmbH, unterschreiben, dass man sich daran halten wird, ist die stellvertretend für Unternehmen, die Eigeninteressen Rate der Aufrichtigkeit am höchsten. optimal mit Mitarbeiterinteressen verbinden. Und Was bedeutet das für Unternehmen? Wer will, dass was machen dieses Unternehmen so anders? Jegliche sich Mitarbeiter anständig benehmen und ordentlich Arbeitszeitmodelle sind erlaubt. Wer drei Monate arbeiten, erreicht dies nicht durch Kontrolle! Anständige arbeiten möchte und drei Monate Urlaub machen Mitarbeiter werden durch Kontrollen demotiviert, und will – kein Problem. Sabbatical – kein Problem. die, die betrügen wollen, finden nur andere Wege dafür. Homeoffice – kein Problem. Das aktuelle Projekt macht Es gilt mehr zu investieren in das Vertrauen in die dem Mitarbeiter keinen Spaß mehr – kein Problem, er Mitarbeiter, das bringt mehr als Kontrolle. bekommt ein anderes Projekt. Jeder Mitarbeiter hat ein vertraglich zugesichertes Recht, in Höhe seines Ulf D. Posé Bruttomonatsbezugs Aus- und Weiterbildung zu TRAINING betreiben. Institut für Führungslehre Past-Präsident des Ethikverbandes Der aktuelle Hammer ist, das Unternehmen hat seinen der Deutschen Wirtschaft e.V. © Ulf D. Posé Sitz in München. Dort sind Mieten teuer. Was macht MaibornWolff? Sie errichten Büros in Augsburg, also Telefon: 02166 / 57841 in der Umgebung. Oder in Berlin und Frankfurt. Die E-Mail: info@posetraining.de 11
FACHKRÄFTEMANGEL – EMPFEHLUNGSMARKETING KANN HELFEN Die Zahlen sprechen für sich: In einer Recruiting Wer ein aktives und professionelles Studie der Universitäten Bamberg und Nürnberg Empfehlungsmarketing betreibt, wartet nicht in aller bewerteten von 1000 befragten Unternehmen die Bescheidenheit darauf rein zufällig empfohlen zu Hälfte ihre vakanten Stellen als schwer und rund werden, er treibt vielmehr den Prozess systematisch 7 Prozent als nicht mehr besetzbar. Das Ergebnis voran. Dazu gehört auch das Suchen und Finden von zeigt das Dilemma, in dem die Unternehmen Menschen, die sie weiterempfehlen können und vor stecken: Auf der einen Seite benötigen sie auf allem auch wollen. Als Empfehlungsgeber stehen an Grund der guten Geschäftslage dringend mehr erster Stelle die eigenen Mitarbeitenden, danach folgen (Fach-)Mitarbeiter, auf der anderen Seite können Kunden, Lieferanten, Alumni, Verbände usw. viele vakante Stellen nur noch schwer oder nicht mehr besetzt werden. Hinzu kommt, dass gerade kleinere und mittlere Unternehmen im Kampf um die besten Fachkräfte gegen Großunternehmen mit einer hohen Markenbekanntheit und einem trendigen Personalmarketing immer öfter das Nachsehen haben. Die Auswirkungen des Personalengpasses können dabei gravierend sein und die Unternehmensziele und das Wachstum der betreffenden Unternehmen infrage stellen. Ein professionelles Employer Branding hilft Unternehmen, den Ressourcenengpass Abb.1: Empfehlungs-Recruiting, Prozess © Arndt Lommerzheim besser zu bewältigen. Hierzu zählt - als eine der wirkungsvollsten Maßnahmen - das Was sind die Grundlagen für ein erfolgreiches Empfehlungsmarketing. Empfehlungs-Recruiting? Bei der Umsetzung gilt: Empfohlen wird grundsätzlich Eine gute Empfehlung ist Gold nur, wer etwas tut. Jede Empfehlung beginnt mit wert und das sprichwörtlich! dem Geben. Grundlage hierfür ist eine positive Wer eine Entscheidung treffen muss, hört gerne Unternehmens- und Führungskultur und eine auf jemanden, dem er persönlich vertraut. Da kann Mitarbeiter- und Bewerberzufriedenheit. Eine das sachliche Argument noch so gut sein, die Empfehlung muss von Herzen kommen! Personalanzeige noch so ansprechend gestaltet sein: Eine zusätzliche Motivation sollte der Mitarbeitende eine begeistert ausgesprochene Empfehlung ist immer durch Anreizsysteme, wie Geld- oder Sachprämien überzeugender. für die erfolgreiche Vermittlung eines Bewerbers bekommen. Was früher einfach „Mundpropaganda“ genannt wurde, hört heute auf den treffenden Namen Die Mitarbeiterempfehlung kann dabei über Empfehlungsmarketing. Eigentlich nutzen verschiedene Möglichkeiten erfolgen: Unternehmen dieses Instrument im Vertrieb, um Produkte und Dienstleistungen „unter die Leute“ zu bringen. • Mitarbeitende können persönlich konkrete Personen für eine Stelle vorschlagen bzw. Laut einer Studie der Fachhochschule für Ökonomie empfehlen, die sie beruflich oder privat kennen. und Management (FOM) in Mannheim sind Diese Recruiting Methode ist sehr erfolgreich und Empfehlungen bei der Arbeitssuche der am häufigsten führt auch in den meisten Fällen zu einer direkten genannte Bewerbungsgrund auf offene Stellen. Sechs Bewerbung. von zehn Bewerbungen kommen demnach auf Grund von Empfehlungen zustande. Dennoch nutzen rund 46 • Mitarbeitende leiten an Freunde und Prozent aller Unternehmen diesen Recruiting Kanal Bekannte das Stellenangebot weiter, damit sich nicht oder nur sporadisch. diese auf die offenen Stellen bewerben können. 12
Interessant hierbei ist, dass heute rund die Hälfte Damit spiegeln Arbeitgeber-Bewertungsportale der Unternehmen die Offline-Netzwerke ihrer das Image eines Unternehmens wider und sind als Mitarbeiter in den Fokus stellen und die privaten neutrale Informations- und Meinungsportale (wenn Online-Netzwerkkanäle nur selten genutzt werden. auch zweifellos alle Kommentare subjektiv geprägt sind) für die Wahrnehmung eines Unternehmens in Was sind die Vorteile bzw. Nachteile für Unternehmen, der Öffentlichkeit und auch für ein erfolgsreiches wenn sie Mitarbeiter für das Empfehlungs-Recruiting Empfehlungsmarketing mitverantwortlich. professionell nutzen? Die stärksten Argumente für eine Fakt ist, dass die Digitalisierung Transparenz schafft Mitarbeiterempfehlung sind, dass sie im Vergleich zu und auch Missstände im Unternehmen schnell an die den klassischen Methoden wie Stellenanzeigen und Öffentlichkeit gelangen. Bei schlechten Bewertungen Headhunter-Einsatz ausgesprochen wirkungsvoll kann das zu deutlich weniger Bewerbungen führen. und dabei auch noch sehr kostengünstig Deswegen sollten Unternehmen die Bewertungen in sind. Hinzu kommt, dass Mitarbeiter, die über den Portalen stets im Auge behalten und monitoren. Mitarbeiterempfehlungen eingestellt worden sind, Auf negative Bewertungen und Kritik sollte besser zur Unternehmenskultur passen und auch konstruktiv und überlegt reagiert werden – loyaler sind. vorschnelle Handlungen verschlimmern die Situation eher. Außerdem lohnt es sich, dem Ursprung der Auf der anderen Seite fühlen sich rund 60 Prozent Kritik auf den Grund zu gehen: Wie viel Wahrheit der Mitarbeitenden, die eine Kandidatin bzw. steckt in der Kritik? Ist die Kritik berechtigt? Sollten einen Kandidaten empfohlen haben, für dessen Verbesserungen in Betracht gezogen werden? Leistung verantwortlich und haben Angst, das Zufriedene Mitarbeiter sind schließlich nicht nur für eine eventuell schlechte Leistung des oder der die öffentliche Wahrnehmung des Unternehmens „Neuen“ auf sie selbst zurückfällt. Auch möchten positiv, sondern auch für das interne Arbeitsklima. nicht alle Mitarbeitenden mit ihren Bekannten oder Freunden zusammenarbeiten und empfehlen Fazit: Die Unternehmens- und Arbeitswelten deswegen niemanden. Zudem sind Mitarbeiter, die sind im Umbruch. Der Sprung ins digitale einen jemanden empfohlen haben, der dann doch Zeitalter erfordert neue agile Arbeits- und nicht genommen wird, frustriert und stellen ihre Denkweisen mit mehr Flexibilität. Employer Empfehlungen häufig ein. Branding und Empfehlungsmarketing kann den Fachkräftemangel zwar nicht beseitigen, aber Empfehlungsmarketing – er kann helfen, die richtigen Fachkräfte für Ihr der erste Eindruck im Web zählt! Unternehmen zu bekommen. Vorausgesetzt, Ihr Die Bewertung von Unternehmen liegt im Trend. Unternehmen hat eine offene und authentische Auf Plattformen wie kununu.com, meinChef.de und Unternehmens- und Führungskultur mit einer hohen jobvoting.de finden Bewerber zahlreiche Informationen Mitarbeiterzufriedenheit. Wie bereits am Anfang zu den Unternehmen: Bei kununu zum Beispiel werden beschrieben: Empfehlungsmarketing beginnt mit dem 13 Kriterien anhand einer fünfstufigen Skala bewertet. Geben! Dazu gehören zum Beispiel "Arbeitsatmosphäre", "Kollegen", "Chefs" und "Freizeit". Ein Großteil dieser Kriterien entstammt einem Modell der "European Foundation for Quality Management". kununu hat dieses Modell um weitere Punkte ergänzt, etwa den "Umgang mit älteren Kollegen". Arndt Lommerzheim Diplom-Ökonom 76534 Baden-Baden Kontakt: +49 7223 2818086 E-Mail: Arndt.lommerz- heim@gmx.de Netzwerk Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e. V. Abb. 2 Arbeitgeberplattformen am Beispiel von kununu © Arndt Lommerzheim 13
Positionieren Sie Ihr Unternehmen als attraktive Arbeitgebermarke Das Standardwerk zum BMM-AWARD für ausgezeichnete Unternehmensführung Bestellen Sie direkt beim Autor per E-Mail an m.kohlhaas@100persent.de versandkostenfrei für nur 29,90€ oder online beim Verlag https://tinyurl.com/y8lkww3n Bewerben Sie sich in einer von drei Kategorien für den BMM AWARD 2019 für Bestes Management im Mittelstand. Alle Informationen finden Sie hier: https://www.manufaktur-fuer-fuehrungskultur.de/bmm-award.html Das 5. Führungssymposium für den Mittelstand findet am 13. November 2018 im Congress Center Böblingen statt. Unter https://www.manufaktur-fuer-fuehrungskultur.de/fuehrungssymposium.html können Sie sich online anmelden
Sie können auch lesen