SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt

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SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Senioren Zeitschrift
                                                               3 I 2021
Juli August September

             tierisch – städtisch

                        Seniorentelefon 212-370 70 www.senioren-zeitschrift-frankfurt.de
SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Sicherheit. Würde. Lebensfreude.

    Oasen der Ruhe mitten im
       städtischen Leben.

 Ein schönes Zuhause in dem Sie individuell wohnen und
       bestens versorgt den Lebensabend genießen.

Sonnenhof                          Sonnenhof
                                   Appartements
                                                                 Sonnenhof
                                                                 am Park
   Gruppe                          Seniorenwohnungen
                                   mit Service
                                                                 Senioren-
                                                                 und Pflegeheim

                                   Bremer Straße 2, 60323 Frankfurt am Main
   Senioren- und                   Telefon: 069/152030, Telefax: 069/152036 22
    Pflegeheime                    E-Mail: info@sonnenhof-am-Park.de

                       www.sonnenhof-gruppe.de
SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Gemeinsam in die Zukunft                                                  3| 2021 . Senioren Zeitschrift . Juli | August | September

                                                                                                                                        Inhalt
                   Abschied und Grußwort                                                    Aktuelles und Berichte
                   Daniela Birkenfeld 4                                                     Zwei Tattoos, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten 38
                                                                                            „Zeusch für Eusch“ 39
                   Vermischtes 6
                                                                                            Ein ungewöhnliches Fotoprojekt 40
                                                                                            Nicht nur einzelne Facetten sehen 42
                                                                                            Ein Zuhause für die „ambulant Gewerbetreibenden“ 44
                   tierisch – städtisch
                                                                                            Kurioses
                                                                                            Der Kran, der keiner ist 45
                                                                                            Porträt
                                                                                            Erica Ludolph hat in ihren 100 Jahren vielen Menschen
                                                                                            geholfen 46
Fotos (3): Oeser

                                                                                            Frankfurter Stiftung
                                                                                            Die Sondershausen von Gläsernthal’sche Stiftung hat Geld
                   Wie Hund und Katz 10                                                     zu vergeben 47
                   Draußen vor der Tür 14
                                                                                            Blick über den Tellerrand
                   Das Tier wird zum Beziehungspartner 16
                   „Wer einmal kommt, bleibt dabei“ 18                                      Ausstellung „Was ist Natur“ im Bad Homburger Museum
                   Vögel beobachten und Insekten zählen 20                                  Sinclair-Haus 48
                   Haustiere sollen nicht hungern 22
                                                                                            Früher und heute
                   Abschied vom treuen Begleiter 24
                   Ein Pferd geht spazieren 26                                              Wo Wäscherinnen und Bauersfrauen rasteten 50
                   Spannendes Museum für Alt und Jung 28                                    „Der alte Bürgerkapitän“ 52

                                                                                            Walter Kolb war Frankfurts
                                                                                            erster Oberbürgermeister nach dem Krieg 54
                                                                                            Ehrung für ehemaligen Bürgermeister Fellner 57
                                                                                            Gesundes Leben
                                                                                            Was lehrt uns Corona für die Zukunft der Pflege? 58
                                                                                            Hilfe bei Rückenschmerzen im Alter 60
                   Frankfurt – grüne Stadt 31
                                                                                            Verbraucher und Recht
                   30 Jahre Grün-Gürtel Frankfurt 33
                                                                                            Hausnotruf hilft – gerade auch in Pandemiezeiten 62
                   Das Sozialdezernat informiert
                                                                                            Kultur
                   Seniorenbeirat trifft sich digital 34
                   Was tun, wenn Pflege nötig wird 35                                       Für Sie gelesen 64
                                                                                            Was – wann – wo? 75
                                                                                            Leserecke 66

                                                                                            Ratgeber
                                                                                            Wichtige Telefonnummern 65
                                                                                            Abocoupon 67
                                                                                            Tipps und Termine ab 68
                                                                                            Finden Sie 7 Fehler 70
                   Aktionswochen Älterwerden 36                                             Essen auf Rädern / Seniorenrestaurants 70/71
                   Ausflugs- und Veranstaltungsangebote / Theater 37                        Rätsel, Impressum 74

                   Titelfoto: Ein Huhn als Haustier? In der Stadt ist alles möglich. Foto: Oeser

                   3|2021 Senioren Zeitschrift                                                                                                          3
SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Daniela Birkenfeld möchte mit Bürgern
im Gespräch bleiben
Nach 14 Jahren wird die Sozialdezernentin voraussichtlich im Spätsommer von der Stadtverordnetenversammlung
abgewählt. Die Senioren Zeitschrift sprach mit ihr über ihre Amtszeit.

Was haben Sie als Seniorendezer-             viele Studien und mehrbändige Al-             schen teilnehmen. Oder die Theater-
nentin für die Senioren in Frankfurt         tenberichte. Ich habe lieber in den           vorstellungen zur Weihnachtszeit,
bewirken können?                             neu geschaffenen "Foren Älterwer-             für die wir jedes Jahr rund 6.000 ver-
In Frankfurt am Main zu leben ist in         den" das direkte Gespräch mit den             günstigte Karten zur Verfügung stel-
jedem Alter attraktiv und so soll es         älteren Menschen gesucht. Es war              len. Ich denke aber auch an die Taxi-
auch bleiben. Wenn ältere Menschen           mir wichtig, aus erster Hand zu hö-           fahrten für Gehbehinderte – zum
hierher ziehen, höre ich oft, dass sie       ren, welche Bedürfnisse die Men-              Kino, zu einer Geburtstagseinladung
das, was Frankfurt Älteren bietet,           schen haben. In einer Stadt wie               oder zum Einkauf. Auch der Begleits-
aus ihrer Heimat nicht kennen. Als           Frankfurt mit so unterschiedlichen            ervice der Verkehrsbetriebe hilft bei
geborene Frankfurterin freue ich             Stadtteilen ist es wichtig, Initiativen       dem Wunsch, so lange wie möglich
mich noch immer, dass unsere frühe-          und Angebote bekannt zu machen                selbstständig in der vertrauten Um-
re Oberbürgermeisterin Petra Roth            und Menschen miteinander zu ver-              gebung zu leben. Wir haben Senio-
mir zu Beginn meiner Amtszeit mei-           netzen. Wir haben viele Angebote,             renrestaurants in den Pflegeeinrich-
nen Wunsch erfüllt hat, den älter            um die uns andere Städte beneiden:            tungen für ältere Menschen aus der
Werdenden in Frankfurt im Magis-             Etwa die Seniorenreisen und Ta-               Nachbarschaft geöffnet, die dort mit
trat eine Stimme zu geben. Als ich           gesfahrten mit Bus und Schiff, an de-         der „grünen Karte“ vergünstigt es-
vor 14 Jahren ins Amt kam, gab es            nen im Jahr ungefähr 3.000 Men-               sen können. Mit der Aktion „Main-

Die Sozialdezernentin bei der Ausgabe von Eiskugeln während eines Bunten Nachmittags im Rathaus für Senioren im Jahr 2019.

                                                                                                                                      Foto: Oeser

4                                                                                                       Senioren Zeitschrift 3|2021
SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes
                                                                                 Grußwort

Lieblingsteller“ verbessern wir die     Was wünschen Sie als weitere
Qualität und erhöhen die Angebote       Entwicklung für die Senioren in
in den Stadtteilen zur Mittagszeit.     Frankfurt?                               Liebe Frankfurterinnen und
Wir haben seniorenfreundliche Ge-       Frankfurt wird älter, wenn auch          Frankfurter,
schäfte ausgezeichnet, die barriere-    langsamer als andere Städte. Eine
frei sind oder einen Lieferdienst an-   große Herausforderung ist, dass 40       Mensch und Tier – das ist eine
bieten. Das Seniorenrathaus und seit    Prozent der über 65-Jährigen alleine     besondere Beziehung. Im Alter
zehn Jahren auch der dort angesie-      leben. Deshalb ist es wichtig, Verein-   können tierische Begleiter für
delte Pflegestützpunkt beraten in al-   samung vorzubeugen und wohnort-          Menschen immer wichtiger werden.
len Fragen rund ums Älterwerden:        nahe Aktivitäten und Treffpunkte zu      Doch was passiert, wenn Senioren
Umbaumaßnahmen in der Woh-              schaffen, die für jeden Geldbeutel       nicht mehr selbst für sich und ihre
nung, Mobilität, Betreutes Wohnen,      offenstehen. Wir brauchen auch ge-       vier- oder zweibeinigen Freunde
ambulante und stationäre Pflege, Pa-    meinschaftliche Wohnformen für           sorgen können? Die SZ berichtet,
tientenverfügung und vieles mehr.       alle, die das wollen. Im Alter, gar in   welche Möglichkeiten es gibt, für
                                        der Pflege, ist die Berücksichtigung     Tiere zu sorgen, wenn man selbst
Worauf sind Sie besonders stolz?        von Muttersprache, Herkunft, Religi-     nicht mehr dazu in der Lage ist,
Die Corona-Krise war für alle Genera-   on und sexueller Orientierung wich-      etwa beim Vögel-Zählen auf Auffor-
tionen hart. Die Menschen in der sta-   tig, damit ambulante und stationäre      derung des Naturschutzbundes oder
tionären Pflege haben besonders un-     Hilfen angenommen werden können.         als Pate für Tiere in Zoos.
ter den Besuchsbeschränkungen                                                    Sollten Sie selbst Rat und Hilfe
und dem Verzicht auf soziale Aktivi-    Was nehmen Sie aus Ihrer lang-           benötigen, finden Sie Ansprechpart-
täten gelitten. Schon zu Beginn der     jährigen Zeit als Seniorendezernentin    ner im Pflegestützpunkt im Rathaus
Pandemie habe ich mit der Vertei-       für sich persönlich in Ihren neuen       für Senioren. Dieser wurde vor zehn
lung von 575 Tablets dafür gesorgt,     Lebensabschnitt mit?                     Jahren in Frankfurt eingerichtet und
dass Menschen in Senioreneinrich-       Mir hat es immer Freude gemacht, mit     feiert in diesem Jahr sein Jubiläum.
tungen per Videotelefonat mit ihren     Bürgerinnen und Bürgern ins Ge-          Wir hoffen, dass wir auch die „Akti-
Kindern und Enkeln in Kontakt blei-     spräch zu kommen, Ihre Anliegen,         onswochen Älterwerden“ im Septem-
ben konnten. In diesem Jahr konnte      Ängste und Wünsche kennenzuler-          ber wieder wie gewohnt mit Ihnen
die Bundeswehr gewonnen werden,         nen. Daher werde mich weiter für mei-    feiern können, mit Präsenzveranstal-
um in den 46 Frankfurter Senioren-      ne Geburtsstadt ehrenamtlich enga-       tungen wie vor der Pandemie.
heimen mehrere Monate lang Besu-        gieren.                                  Zudem erscheint eine schöne
cher, Personal und Zulieferer zu tes-                                            Lesegeschichte darüber, wie ein
ten. Die Mitarbeiterinnen und Mitar-    Wohin wird Sie Ihr Weg weiter führen?    Pferd selbst in Frankfurt in Freiheit
beiter konnten sich wieder ihrer ei-    Es bleibt mir ein wichtiges Anliegen,    leben kann: indem sein Besitzer ihm
gentlichen Arbeit widmen, der Pflege    die Gesellschaft für die Bedürfnisse     vertraut. Es gibt in dieser Ausgabe
der Menschen. Als alle Bewohner         der älteren Generation zu sensibili-     auch etwas zum Lachen: Die SZ
und die meisten Mitarbeiter der Pfle-   sieren. Deshalb werde ich wieder an      stellt das Theaterstück „Der alte
geheime geimpft waren, habe ich         der Hessischen Hochschule für Poli-      Bürgerkapitän“ vor, eine Frankfurter
mich dafür eingesetzt, dass das sozi-   zei und Verwaltung als Professorin       Lokalposse, die vor 200 Jahren
ale Miteinander mit gemeinsamem         im Bereich Gesellschaft und Recht        Premiere hatte. Empfehlen möchte
Essen, Sommerfesten, Ausflügen          lehren. Ich freue mich schon jetzt auf   ich Ihnen auch den Artikel über
und anderen unterhaltsamen Aktivi-      den Kontakt mit den jungen Men-          Walter Kolb, den ersten Oberbürger-
täten wieder Fahrt aufgenommen          schen. Nach einer langen, ausgefüll-     meister Frankfurts nach dem Krieg.
hat. Einmalig in Deutschland ist si-    ten Zeit als hauptberufliche Politike-
                                                                                 Ihre
cherlich, dass die 30.000 zu Hause      rin mit sehr vielen Terminen freue
lebenden über 80-Jährigen zu beiden     ich mich aber auch, etwas mehr Zeit
Impfterminen kostenlose Taxifahr-       für meine Familie, Freunde sowie für
                                                                                 Prof. Dr. Daniela Birkenfeld
ten in Anspruch nehmen konnten.         Sport zu haben. 		                 dez
                                                                                 Stadträtin – Dezernentin für
                                                                                 Soziales, Senioren, Jugend und Recht
3|2021 Senioren Zeitschrift                                                                                      5
SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes

              Die Frankfurter Familienmesse ist auch dieses Jahr online!
              A    m 12. September öffnet die
                   Frankfurter Familienmesse zum
              zweiten Mal ihre Türen virtuell: Un-
              ter www.frankfurter-familienmesse.
              de präsentieren die Ausstellenden
              ihre spannenden und vielfältigen
              Angebote für Frankfurter Familien.
                 Bei dem digitalen Rundgang über
              die Familienmesse finden die Besu-
              cher neue Angebote und alles, was
              zum Familienleben gehört: Informa-
              tionen zu Betreuung, Bildung, Ge-
              sundheit, Alter und Pflege sowie
              Sport, Wohnen, Kultur und vieles

                                                                                                                                            Foto: Frankfurter Bündnis für Familien
              mehr.
                 Seit mittlerweile 16 Jahren veran-
              staltet das Frankfurter Bündnis für
              Familien die Familienmesse, auf der
              Frankfurter Bürger und Bürgerinnen
              viele Angebote rund um kleine und
              große Familienmitglieder kennenler-
              nen können (siehe Foto).           sti

              Online zusammen über Barrieren
              E   inen lebendigen Lern- und Erleb-
                  nisort haben der Sozialverband
              VdK Hessen-Thüringen, die Frank-
                                                       Beeinträchtigungen sowie entspre-
                                                       chende Lösungsvorschläge für ein
                                                       barrierefreies und selbstbestimm-
                                                                                               einen Überblick zur Geschichte der
                                                                                               Gehörlosen.
                                                                                                   Um das Angebot auch unter den
              furt University of Applied Sciences      tes Leben präsentiert. Auf rund 200     Auflagen der Pandemie zugänglich zu
              und die Frankfurter Stiftung für Ge-     Quadratmetern Ausstellungsflä-          machen, wurden inzwischen monat-
              hörlose und Schwerhörige in der Roth-    che, die barrierefrei zugänglich ist,   lich wechselnde Online-Führungen
              schildallee 16 mit der Ausstellung       können Ratsuchende, Interessierte       konzipiert. „Nahrungsaufnahme sicher
              „Hallo Freiheit! Zusammen über           und Fachpublikum Beispiele zur          gestalten“, lautete beispielsweise ein
              Barrieren“ geschaffen. In einer Mo-      Wohnraumanpassung, Hilfsmittel-         Thema im Frühjahr. Weitere Angebo-
              dellwohnung werden verschiedene          versorgung und zu technischen           te gibt es zu „Hausnotruf“, „Sicher-
              Lebensbereiche, deren jeweilige          Hilfsmitteln kennenlernen. Darü-        heit und Freiheit“ oder „Ein Bad für
              Anforderungen an Menschen mit            ber hinaus gibt die Ausstellung         alle Fälle“. Im November dreht sich
                                                                                               die Führung um das Thema „Kleine
                                                                                               Alltagshelfer für den Wunschzettel“.
                                                                                               Die Online-Führung findet statt,
                                                                                               wenn sich mindestens vier Personen
                                                                                               anmelden. Eine Obergrenze existiert
                                                                                               nicht. Es ist auch möglich, dass sich
                                                                                               eine Gruppe zusammenfindet und
                                                                                               sich gezielt über ein Thema informie-
                                                                                               ren lässt. „Wir machen fast alles mög-
                                                                                               lich“, so Katinka Götz von der Fach-
                                                                                               stelle für Barrierefreiheit im VdK. cle

                                                                                               Frankfurter Stiftung für Gehörlose und
                                                                                               Schwerhörige
Foto: Oeser

                                                                                               Rothschildallee 16a, 60389 Frankfurt a. M.
                                                                                               Internet: www.glsh-stiftung.de
                                                                                               Telefon: 069/ 94 59 30-0

              6                                                                                             Senioren Zeitschrift 3|2021
SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes                                    Anzeige

Seit zehn Jahren im                       fen, Gartenarbeiten, aber auch die
Stadtteil vernetzt                        Begleitung zum Arzt oder Spazieren-

D    as Hilfenetz Nordend/Ostend/
     Innenstadt feiert in diesem Jahr
zehnjähriges Jubiläum. Es bietet
                                          gehen. Interessierte Helferinnen oder
                                          Kundinnen und Kunden können sich
                                          telefonisch unter 069 / 29 82 11 93 oder
haushaltsnahe Dienstleistungen für        per Mail an ursula.hoffmann@cari-
Menschen mit Krankheit und Behin-         tas-frankfurt.de wenden.             wdl
derung sowie alte Menschen. Damit
schafft es auch wohnortnahe Be-
schäftigungsmöglichkeiten und för-        Mit „Ideologien“ setzt sich
dert Begegnungen im Stadtteil. Insge-
samt sind elf Hilfenetze in nahezu        die Kunst auseinander
allen Frankfurter Stadtteilen aktiv. In
ihnen arbeiten katholische und evan-
gelische Kirchengemeinden unter der
                                          D    ie internationale Fotografie-
                                               Triennale RAY wird in ihrer vier-
                                          ten Ausgabe bis 12. September zum
                                                                                     furt/Rhein-Main. Zudem finden sich
                                                                                     dort alle aktuellen Informationen
                                                                                     über geplante Veranstaltungen und
Trägerschaft des Caritasverbandes         Thema „Ideologien“ das kritische           ab August dann das gesamte RAY
Frankfurt zusammen. Von Kirchenge-        Potenzial von Kunst, insbesondere          Festival-Programm für den großen
meinden werden vor Ort Kontakt- und       der künstlerischen Fotografie und          Abschluss im September.
Vermittlungsstellen betrieben. Diese      verwandter Medien, nutzen, um das             Außerdem gibt es dort auch den
vermitteln aktuell über 600 Helferin-     Wirken von Ideologien offenzulegen.        „RAY 2021 Ideologien“-Filmtrailer,
nen aus der direkten Nachbarschaft        Seit Ende März gibt es auf der Inter-      in dem alle RAY Kuratorinnen das
bzw. dem Stadtteil. Zu den Leistungen     net-Seite www.ray2021.de einen             Triennale-Thema erläutern und
gehören vor allem Hilfen für die Haus-    Überblick über alle Ausstellungsorte       Einblicke auf die RAY Künstlerin-
halts- und Alltagsführung. Dazu zäh-      und -inhalte im Zusammenhang der           nen in den fünf Hauptausstellun-
len unter anderem Putzen, Einkau-         RAY 2021 Fotografieprojekte Frank-         gen geben.			                   sti

                                                                                                                  Anzeige

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                  morgen bin.
SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes

15. Frankfurter
Ehrenamtsmesse
A    m 25. September findet die
     15. Frankfurter Ehrenamtsmesse
von 10 bis 16 Uhr in den Römerhal-
len statt (siehe Foto). Es präsentie-
ren sich lokale Vereine, Organisatio-

                                                                                                                                     Foto: Frankfurter Ehrenamtsmesse
nen und Initiativen, die noch ehren-
amtliche Unterstützung suchen.
   Unter dem diesjährigen Motto
„Gemeinsam für Frankfurt – Engage-
ment schafft Zusammenhalt!“ stellen
sich innovative Organisationen so-
wie kleinere und größere Vereine mit
spannenden Projekten unter ande-
rem aus den Bereichen Integration,
Inklusion, Demokratieförderung,         ments. In diesem Jahr bietet die             gagement zu finden. Es haben bis zu
Generationenhilfe, Rettungswesen/       Ehrenamtsmesse den Besucherin-               40 gemeinnützig tätige Organisatio-
Feuerwehr und Gesundheit vor.           nen und Besuchern unter dem                  nen und Institutionen die Möglich-
   Die Frankfurter Ehrenamtsmesse       Schwerpunktthema „Gemeinsam                  keit, ihre aktuellen Projekte vorzu-
wurde 2007 erstmals veranstaltet –      für Frankfurt – Engagement schafft           stellen, für die sie weitere ehrenamt-
als Frankfurter Beitrag zur Woche       Zusammenhalt!“ viele Möglichkei-             liche Unterstützung suchen.
des Bürgerschaftlichen Engage-          ten, das passende Projekt für ein En-        Der Eintritt ist frei. 		          wdl

Queen Elizabeth II           Eine Hörbiografie erzählt ihr Leben                                       Elizabeth II, 8 CDs
                                                                                                       (ca. 540 Minuten
                                                                                                       Spieldauer), geschrieben

A    m 21. April feierte „die Queen“
     ihren 95. Geburtstag. Alleine.
Nachdem sie 73 Jahre lang von ih-
                                        Philip, begleitet wurde. Ein Hörbuch
                                        möchte diese Frau, die ihr Leben
                                        souverän, pflichtbewusst und mit
                                                                                                       von Elke Bader, gelesen
                                                                                                       von Gert Heidenreich,
                                                                                                       mit 32-seitigem illustrier-
                                                                                                       ten Booklet ist erschie-
rem Ehemann, dem kurz vor seinem        königlichem Ganz meistert, vorstel-          nen im Griot Hörbuch Verlag in der Reihe
100. Geburtstag verstorbenen Prinz      len.				                          sti        „Menschen, Mythen, Macht“, 32,90 Euro

Vom Klostergarten zum                   die Veränderungen der heimischen             Babbeln für die Seele
Regionalpark                            Tier- und Pflanzenwelt, naturnahe
                                        Gartengestaltung sowie nutzungs-             D    as Frankfurter Gesundheitsamt
                                                                                          hat eine Datenbank für Telefon-

              2021         legt
                           „Garten-
              Rhein-Main“ den Fo-
                                        und klimagerechte Entwicklungen
                                        von Parks und Landschaftsgärten.
                                        Das neue Programmheft bündelt
                                                                                     freundschaften eingerichtet. Wer
                                                                                     gerne wieder einmal „einfach so“
                                                                                     mit jemandem babbeln möchte,
              kus auf „Grün im          über 650 Gartenveranstaltungen in            kann sich unter der unten angege-
              Wandel“. Anlass ist       der Rhein-Main-Region, die zu Be-            benen Anschrift anmelden. Das Ge-
              der globale Klima-        gegnungen von Groß und Klein ein-            sundheitsamt „matcht“ dann die/
              wandel mit seinen         laden. Erhältlich ist es in allen dann       den passenden Partner.
              Folgen und Heraus-        wieder geöffneten Bürgerbüros, Tou-             Die Anmeldungen werden über-
               forderungen wie dem      rist-Infos, in verschiedenen Kultur-         prüft. Für das erste Telefonat gibt es
               Verlust von Biodiver-    einrichtungen und in der Geschäfts-          Starthilfe vom Gesundheitsamt.
               sität oder Wasser-       stelle in der Poststraße 16 am Frankf-       Und, sollte sich ein Babbel-Pärchen
               mangel. Mit Informa-     urter Hauptbahnhof.                          irgendwann nichts mehr zu erzäh-
               tionen, Ideen, sinnli-                                                len haben, werden unter Umständen
chen Erlebnissen und Veranstaltun-                                                   weitere Kontakte vermittelt.
                                        Herausgeber:
gen vor Ort beteiligt sich die
                                        Kultur-Region Frankfurt-Rhein-Main gGmbH,
Broschüre für „Garten-Rhein-Main“       Poststraße 16, 60329 Frankfurt am Main       Jessica Sell, Telefon 069 / 212-33630,
bis Dezember an aktuellen Diskussi-     Telefon: 069/2577-1700,                      E-Mail: jessicaalina.sell@stadt-frankfurt.de
onen. Im Mittelpunkt stehen dabei       E-Mail: info@krfrm.de		                cle                                             cle

8                                                                                                  Senioren Zeitschrift 3|2021
SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes

Auch Haustiere sollten versichert sein                                                Ratgeber für
                                                                                      pflegende Angehörige
F   ür Menschen ist eine Kranken-
    versicherung nahezu selbstver-
ständlich. Sie übernimmt auch die
                                          Hund oder eine Katze mit 200 bis 300
                                          Euro Tierarztkosten jährlich zu rech-
                                          nen. Wenn infolge eines Unfalls oder
                                                                                      neu aufgelegt
Kosten für teure Operationen, ohne
dass die Patienten dadurch extra be-
lastet werden. Wenn dagegen Tiere
                                          einer schweren Erkrankung Operati-
                                          onen hinzukämen, komme leicht ein
                                          Vielfaches zusammen.
                                                                                      D    ie Bundesarbeitsgemeinschaft
                                                                                           der Seniorenorganisationen
                                                                                      (Bagso) hat ihren Ratgeber für pfle-
wie Hunde, Katzen oder Pferde ope-           Aber auch ganz ohne OP-Rech-             gende Angehörige aktualisiert und
riert werden müssen, sehen sich ihre      nungen können Haustiere das Fami-           legt ihn als Druckversion und als
Besitzer plötzlich mit hohen Rech-        lienbudget schwer belasten, etwa            Hörbuch vor. Der Ratgeber zeigt Mög-
nungen für die Behandlung konfron-        wenn das Haustier Schäden bei an-           lichkeiten der Entlastung auf, gibt
tiert. Die Barmenia Versicherung          deren verursache. Von daher sei eine        eine Übersicht über konkrete Unter-
empfiehlt daher Haustierbesitzern,        Tierhalter-Haftpflichtversicherung          stützungsangebote und ermutigt
auch für ihre Lieblinge eine Versiche-    sinnvoll, die für bestimmte Hunde in        dazu, rechtzeitig Hilfen von außen in
rung abzuschließen. Im Durch-             einigen Bundesländern sogar vorge-          Anspruch zu nehmen. Ein eigenes
schnitt sei ohnehin etwa für einen        schrieben ist.			                 wdl       Kapitel ist hilfreichen Angeboten in
                                                                                      Zeiten von Corona gewidmet.
Aufgetragen – Stoff meines Lebens
D   as Bürgerinstitut lädt Menschen
    mit und ohne Demenz zu einem
kreativen Kurs ein. Dabei sollen die
                                          schick oder tragen Sie am liebsten
                                          die alte, geflickte Lieblingsstrickja-
                                          cke? Welche Farben und Stoffe lieben
„Stoffe des Lebens“ der Teilnehmen-       Sie, welche so gar nicht?
den unter die Lupe genommen wer-             Der kostenlose Kurs wird ge-
den. Dadurch sollen Erinnerungen          meinsam vom Bürgerinstitut und
geweckt und zum biografischen Er-         der Künstlerin Katrin Skok im Som-
zählen eingeladen werden. Kleidung        mer und Herbst veranstaltet und
und Mode sind ein facettenreiches         vom Fonds Soziokultur unterstützt.
Thema: bunt, schillernd, extrava-         Zur Teilnahme eingeladen sind Men-
gant und skandalös, aber auch zu          schen mit und ohne Demenz, Damen
kurz, zu lang, zu dick, zu dünn oder      und Herren, die Freude am Aus-
einfach nur kratzig. Das Thema gibt       tausch, Spaß am gemeinsamen Erle-
Gelegenheit herauszufinden, welche        ben und jede Menge Neugier mitbrin-
Rolle die Mode im Leben der Teilneh-      gen; die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
menden gespielt hat. So wird gefragt:
Mussten Sie die Kleider Ihrer älteren
                                          Ann-Katrin Adams, Leiterin Demenzbereich,
Geschwister auftragen? Wurde Lip-
                                          Oberlindau 20, 60323 Frankfurt am Main,
penstift erst nach Verlassen der elter-   www.buergerinstitut.de
lichen Wohnung aufgetragen? Und           E-Mail: adams@buergerinstitut.de,
wie ist es heute: Machen Sie sich gern    Telefon: 069 / 97 20 17-41                      Die Broschüre „Entlastung für die
                                                                                      Seele – Ratgeber für pflegende Ange-
Reparaturführer des Entsorgungsservice                                                hörige“ wurde in Zusammenarbeit
                                                                                      mit der Deutschen Psychotherapeu-

D    ie FES Frankfurter Entsorgungs-
     und Service GmbH stellt auf ih-
rer Internetseite seit Kurzem einen
                                          Haushalt bis Freizeit, von Einrich-
                                          tung über Elektronik bis Werkzeug,
                                          die Teilleistungen von Reparatur und
                                                                                      ten Vereinigung erstellt. Die Neuaus-
                                                                                      gabe wurde vom Bundesministeri-
                                                                                      um für Familie, Senioren, Frauen
Reparaturführer bereit. Ähnlich dem       Ersatzteilbestellung über Verleih bis       und Jugend gefördert. Der Ratgeber
Gelbe-Seiten-Prinzip können sich die      Secondhand-Verkauf. Die Nutzung             kann kostenlos über die Website der
Nutzerinnen und Nutzer anhand von         des Reparaturführers ist kostenlos.         Bagso bestellt oder dort als barriere-
Produktkategorien, gewünschten            Auch die Aufnahme der Reparatur-            freies PDF-Dokument heruntergela-
Leistungen und einer offenen Schlag-      betriebe ins Verzeichnis kostet nichts,     den werden (www.bagso.de). Das
wortsuche zu einem von aktuell 79         der Eintrag kann auf der Webseite           barrierefreie Hörbuch im Daisy-For-
Partnerbetrieben und Unternehmen          selbst vorgenommen werden.         wdl      mat kann in der Bagso-Geschäfts-
aus der Rhein-Main-Region führen                                                      stelle per E-Mail bestellt werden:
lassen. Die Kategorien reichen von        reparaturfuehrer.fes-frankfurt.de           bestellungen@bagso.de              wdl

3|2021 Senioren Zeitschrift                                                                                               9
SeniorenZeitschrift 3 I 2021 - tierisch - städtisch - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Foto: Oeser

              tierisch – städtisch

              Wie Hund und Katz
              Tiere sind zwar nicht die besseren Menschen,
              machen aber welche aus uns
              Tiere haben sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte nicht wirklich verändert, aber unser Bild vom Tier ist dabei,
              sich komplett zu wandeln. Tiere sollen nicht mehr wie Gegenstände behandelt, sondern zunehmend als
              Mitgeschöpfe wahrgenommen werden. Das zeigt sich in unserem Umgang mit den klassischen Haustieren Hund und
              Katze, aber auch in Fragen des Fleischkonsums. Tiere können denken und fühlen, sagen Verhaltensforscher.
              Das macht sie so wertvoll als Partner für den Menschen und den richtigen Umgang mit ihnen schwierig.

              W
                         enn Thomas Mann Bau-           ten so herrlich schwelgen kann in
                         schan heranpfeift und mit      einsamen Spaziergängen, Kontem-
                         ihm ausgedehnte Spazier-       plation und Freude an der Natur.
              gänge im damals noch wilden               Auch zu Corona-Zeiten finden die
              Münchner Forst unternimmt, ist            Menschen an dieser Idylle Gefallen.
              ganz klar, wer Herr und wer Hund          Noch nie haben sich so viele Deut-
              ist. Die gleichnamige Erzählung, die      sche Haustiere angeschafft wie gera-
              den Untertitel „Ein Idyll“ trägt, zeigt   de jetzt. In beinahe jedem zweiten
              auf, dass 1918 bei der Entstehung des     Haushalt lebt ein Tier. Knapp 35 Mil-
              Buches Mensch und Tier, vor allem         lionen Hunde, Katzen, Meerschwein-

                                                                                                                                            Fotos (3): Oeser
              aber Herr und Hund, ein ganz und          chen, Kaninchen, Hamster und Zier-
              gar hierarchisches Verhältnis zuein-      vögel sind das mittlerweile, etwa
              ander haben. Oben und unten ist           eine Million mehr als vor Corona.
                                                                                                 Komm, spiel mit mir!
              klar definiert. Der Hühnerhund Bau-       Rund 5,5 Milliarden Euro setzt die
              schan, der so gerne tollt und auf die     Heimtierbranche jährlich um, weil
              Jagd geht, hat zuallererst zu gehor-      die Bereitschaft für die Ernährung       viel Geld für Züchtungen auszuge-
              chen und bezieht auch immer mal           und Bespaßung der Tiere viel Geld        ben. Deutschlands beliebtestes
              wieder Prügel, wenn er nicht tut, was     auszugeben, groß ist.                    Haustier ist die Katze: 15,7 Millionen
              der Schriftsteller will. Dennoch lesen       Die Tiere werden wie Familien-        gibt es, bei den Hunden sind es 10,7
              sich ganze Passagen wie eine Ode an       mitglieder behandelt, viele erhalten     Millionen.
              den Hund, den treuen Kameraden,           Biofutter und stylische Klamotten,
              auf den man sich verlassen kann,          gerade so als wären sie Teenager, die    Von der Sache zum Mitgeschöpf
              fast besser als auf den Menschen.         kurz vorm Discobesuch stehen. Und        Dabei findet zunehmend eine Ver-
                  Der Hund als der bessere Mensch,      weil die Tierheime zunehmend leerer      menschlichung statt. Das Tier wird
              mit dem man vor allem in Krisenzei-       werden, steigt sogar die Bereitschaft,   von der reinen Sache zum Mitge-

                                     tierisch – städtisch

              10                                                                                              Senioren Zeitschrift 2|2021
tierisch – städtisch

Katzen lieben es gemütlich.

schöpf. Hunde sind nicht mehr wie       umgibt. Tiere sind heute liebe Ge-      übers Parkett toben muss. „Der Kon-
bei Thomas Mann weggesperrt in ei-      fährten und Spielkameraden, ja oft-     takt zu Tieren“, davon ist die Verhal-
nen Zwinger, in dem sie auch im         mals sogar Lebenspartner. Sie wer-      tensforscherin Carola Otterstedt über-
Winter im Freien ausharren müssen.      den verhätschelt und mit überzoge-      zeugt, „ist ein Grundbedürfnis des
Nein, Apollo, Einstein oder Jay-Jay –   nen Futtergaben und Streichelein-       Menschen“ (siehe Interview Seite 16).
wie sie alle heißen – liegen brav bei   heiten verwöhnt. Häufig setzt sich      Doch mangele es häufig am achtsa-
Herrchen oder Frauchen im warmen        auch die Erkenntnis durch, ein einzi-   men und respektvollen Umgang mit-
Bett oder haben ihre eigenen kusche-    ges Tier im Haus genüge nicht. Und      einander. Auch Tiere wollen ihren
ligen Schlafplätze und die Wärme        so werden zwei, drei Hunde ange-        Bedürfnissen entsprechend behan-
von Zentralheizungen, die sie wohlig    schafft, damit Bello nicht alleine      delt werden, nicht wie Menschen,

2|2021 Senioren Zeitschrift                                                                                        11
tierisch – städtisch
Fotos (5): Oeser

                   „Ich wollt ich wär ein Huhn …“                                    „Zeigt her eure Füßchen …“

                   wenngleich sie ähnliche Emotionen         oder Wertungen und so versteht man        leihen dem Alltag Struktur und sor-
                   haben. Verhaltensforscher haben           sich ohne Vorbehalt. Hunde gelten         gen nicht nur beim Gassigehen für
                   festgestellt, dass Tiere denken und       als einfühlsam und anpassungsfä-          soziale Kontakte. „Das ist positiv für
                   fühlen. „Ich nehme an, dass ein           hig. Und Studien zeigen, dass ein         das endokrine System, das die Stim-
                   Schimpanse die gleichen Arten von         Streicheln über ein weiches Hunde-        mung steuert“, sagt Carola Otterstedt.
                   Gefühlen hat wie ich, weil er ein mir     oder Katzenfell das „Kuschelhor-              Nicht nur in Corona-Zeiten ist die-
                   sehr ähnliches Tier mit einem ähnli-      mon“ Oxytocin reichlich auszuschüt-       se produktive Wechselbeziehung
                   chen Gehirn ist“, sagt der niederlän-     ten vermag, ein Hormon, das Stress        zwischen Mensch und Tier wertvoll.
                   dische Verhaltensforscher Frans de        entgegenwirkt und Stimmung sowie          Ältere Menschen profitieren vom Le-
                   Waal, der viel über das Seelenleben       Bindungsfähigkeit des Menschen            ben mit Haustieren schon immer be-
                   der Tiere geforscht und publiziert hat.   deutlich verbessert.                      sonders. Auch wenn einige sie zu ver-
                      Affen gelten dabei als ausgespro-         Tiere locken dabei selbst „schwie-     wöhnten Schoßtieren machen, was
                   chen ähnliche Zeitgenossen wie Men-       rige“ Menschen aus der Reserve, ein-      wenig sinnvoll, aber oft nicht zu ver-
                   schen. Sie zeigen Zuneigung und Em-       fach durch Blicke und Gesten. Zudem       meiden ist, darf ihre Bedeutung für
                   pathie. „Sie sind empfänglich für die     kritisieren sie nicht und vermitteln      das Alltagsleben nicht unterschätzt
                   emotionale Verfassung eines ande-         Geborgenheit und Vertrauen. Sie sind      werden. Bei Krankheit oder seeli-
                   ren“, so de Waal. Das gelte allerdings    einfühlsam und gesellen sich zu           schen Krisen hat das Tier sogar hei-
                   mit Einschränkungen auch für ande-        ihren Haltern, wenn die sich nicht        lende Wirkung, das haben Studien
                   re Tiere. Zum Glück. Denn Primaten        wohlfühlen. So vertreiben sie oftmals     von Verhaltensforschern gezeigt. Denn
                   sind als Haustiere nun mal nicht ge-      Einsamkeit und Depression. Sie ver-       vor allem Hunde unterstützen den
                   eignet, Hunde oder Katzen dagegen
                   schon, auch wenn deren Denken und         Urlaub oder Wache auf dem Balkon?
                   Fühlen anderen Gesetzmäßigkeiten
                   folgt als das der Menschen.

                   Emotionen bei Mensch und Tier
                   Dennoch haben vor allem Hunde
                   ähnliche soziale Strukturen und Be-
                   dürfnisse. Das macht sie zu so zuver-
                   lässigen Kameraden. Sie mögen ge-
                   meinsame Aktivitäten mit Herrchen
                   oder Frauchen. Mimik und Körper-
                   sprache lassen sich schon bald bei
                   ihnen lesen ohne Doppelbödigkeit

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„Oh, là, là ! Wo will sie hin?“                         Schön, mal wieder einen Mümmelmann im Garten beobachten zu können.

Menschen emotional in belastenden         haus müssen oder sich nicht mehr         bern, das keiner für möglich hielt,
und krisenhaften Lebenssituationen.       täglich um das Wohl ihrer Schützlin-     oder hyperaktive Demente zur abso-
    Die enge Verbindung zum Haus-         ge kümmern können. Konzepte, die         luten Ruhe und Besinnlichkeit brin-
tier wird für Senioren allerdings mit     es erlauben, ein Tier zu halten, weil    gen, weiß Regina Falkus aus eigener
zunehmendem Alter problematisch.          Hunde- oder Katzensitter sich darum      Erfahrung. Über neue Konzepte
Die große Intimität, die sich über die    kümmern, werden zwar gefordert,          nachzudenken, wie die Wechselbe-
Jahre einstellt – ein Hund wird im        aber in der Realität kaum umgesetzt.     ziehung zwischen Mensch und Tier
Durchschnitt zwölf bis 16 Jahre alt,      Zu aufwendig, zu teuer, heißt es, oft-   stärker gefördert werden kann, hal-
eine Katze bis zu 20 Jahre –, führt da-   mals ohne sich Gedanken darüber zu       ten daher viele Experten vor allem
zu, dass sich kein älterer Mensch von     machen, wie es vielleicht doch mög-      für die Zeit nach Corona für wichtig.
seinem Hund trennen will, nur weil        lich wäre.                               Derzeit fürchten nicht wenige noch
er nicht mehr gut spazieren gehen             Viele Heimleiter und Heimleite-      Ansteckung und Übertragung durch
kann oder die Leine nicht mehr fest       rinnen wissen jedoch mittlerweile        das Haus- oder Therapietier, auch
im Griff hat. Katzen sind bei geringer    um die große Bedeutung der Wech-         wenn dies nicht nachweisbar ist.
werdender Mobilität keine so großen       selbeziehung zwischen Mensch und         Doch in Zukunft, da sind sich viele
Problemfälle, weil sie sich ohnehin       Tier, sei es zum eigenen der Bewoh-      einig, muss die hohe therapeutische
frei und individuell bewegen wollen.      ner oder zum Stationshund, der von       Wirkung jedweder Art von Tierhal-
Doch auch sie brauchen Fürsorge           einem Mitarbeiter täglich mitge-         tung in Alten- und Pflegeeinrichtun-
und Pflege, was anstrengend sein          bracht wird. Vor allem demente Seni-     gen im Vordergrund stehen.
kann, je älter der Mensch wird.           oren reagieren auf diese Hunde oder                            Roswitha Wesp
                                          auch Katzen erstaunlich intensiv.
Therapie mit Bello oder Mieze             Aber auch regelmäßig eingesetzte
Ganz schwierig wird es, wenn Senio-       Therapiebegleithunde gelten als klei-
ren ins Alten- oder Pflegeheim zie-       ne Wundermittel gegen das Verges-        Zum Weiterlesen:
hen. Was tun mit dem Haustier? Eine       sen. „Je nach Biografie erinnern sich    Jäger und Gejagte – Ein Heft über Mensch
generelle Erlaubnis, Tiere mitzuneh-      die dementen Heimbewohner an ihre        und Tier, Kulturaustausch, Heft 2/2021,
                                          Vergangenheit und holen vieles wie-      Zeitschrift für internationale Perspektiven,
men, gibt es ebenso wenig wie ein
                                                                                   7 Euro, www.ifa.de
allgemeines Verbot. Jede Einrichtung      der hervor“, sagt Regina Falkus, die
                                          mit ihren Hunden tiergestützte The-      Mensch und Tier – Geschichte einer
entscheidet darüber individuell, ob
                                                                                   heiklen Beziehung, ZDF-Nachtstudio (Hg.),
es möglich ist, Tiere zu halten. Wenn     rapie in Alten- und Pflegeheimen be-     Suhrkamp-Taschenbuch 3301, Frankfurt
die Erlaubnis erteilt wird, müssen        treibt. Diese Form der therapeuti-       2002, 10 Euro.
Patenschaftsverträge vorgelegt wer-       schen Arbeit kann Menschen ins so-       Thomas Mann: Herr und Hund – ein Idyll,
den, so dass geklärt ist, wo das Tier     ziale Leben zurückholen, ein Lä-         Fischer Taschenbuch 85, Frankfurt, 1991,
bleibt, wenn die Halter ins Kranken-      cheln bei Bettlägerigen hervorzau-       9,80 Euro.

3|2021 Senioren Zeitschrift                                                                                                 13
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FotoS (3): privat

                    Die Tiertherapeutin Regina Falkus und ihre beiden „Eisbrecher“ Ronja (links) und Aponi   Die Bewohnerin freut sich total, wenn sie
                    sind zu Corona-Zeiten arbeitslos.                                                        Aponi wieder einmal streicheln darf.

                    Draußen vor der Tür
                                                                                                             Aufmerksamkeit.“ Das Gedächtnis
                                                                                                             werde trainiert durch eigene Erzäh-
                                                                                                             lungen. Bei Menschen jeden Alters,
                    Tierhaltung in Alten- und Pflegeheimen                                                   so Regina Falkus‘ Erfahrung, stei-
                                                                                                             gern die Hunde zudem die Motivati-
                    ist in Corona-Zeiten fast unmöglich geworden                                             on und Bereitschaft etwas Neues zu
                                                                                                             lernen.
                    Tiergestützte Therapie, die besonders für an Demenz erkrankte
                    Seniorinnen und Senioren wichtig ist, findet derzeit kaum noch statt.                    „Hunde motivieren zum Leben“
                    Und wer ein Haustier mit ins Altenheim bringen will, muss sich aktiv                     „Hunde akzeptieren jeden Men-
                    darum kümmern können.                                                                    schen, egal wie er aussieht oder wel-
                    Konzepte für Hunde- oder Katzensitter sind selten zu finden. Dabei sind                  che Behinderung er hat“, erklärt die
                    Tiere im Zusammenleben mit älteren Menschen enorm heilsam.                               Therapeutin den Erfolg der Wechsel-
                                                                                                             beziehung zwischen Mensch und
                                                                                                             Tier. Hunde haben demnach keine

               R
                           egina Falkus‘ Hunde Ronja               den Tieren eingeübt, Spiele mit ih-       Erwartungshaltung und stellen kei-
                           und Aponi sind im Corona-               nen gemacht. Ein Programm, das in         ne Anforderungen. Sie bewerten
                           Jahr 2020 arbeitslos gewor-             der Corona-Zeit vielen Menschen in        nicht und nehmen die Menschen wie
                    den. Weil angenommen wird, dass                den Einrichtungen sehr fehle.             sie sind. „Hunde sind kein Wunder-
                    Hunde Covid-19 übertragen könnten,                Als „Eisbrecher“ seien die Hunde       mittel“, sagt Regina Falkus. Aber sie
                    dürfen Therapiebegleithunde wäh-               unbezahlbar. „Sie vermitteln den          geben ihrer Meinung nach Menschen
                    rend der Pandemie kein Alten- oder             ersten Kontakt einander fremder           jeden Alters das, was heutzutage
                    Pflegeheim mehr betreten. Es sei               Personen, ermöglichen Menschen,           nicht mehr selbstverständlich sei:
                    zwar nicht nachgewiesen, dass dies             sich zu öffnen und aus sich heraus-       Nähe, Sicherheit, Geborgenheit. Sie
                    der Fall sein könnte, sagt Regina Fal-         zugehen“, sagt Regina Falkus. Und         reagieren sensibel auf Stimmungen
                    kus. Doch sie ist optimistisch, bald           sie bauen anfängliches Misstrauen         und Gefühle, hören zu und „motivie-
                    wieder in Einrichtungen tätig zu               und Unsicherheiten ab. Damit seien        ren zum Leben“.
                    sein, ist ihre therapeutische Arbeit           sie sozialer Katalysator, weil sie für       Das weiß auch Ingrid Schütze. Die
                    vor allem auch mit an Demenz er-               Gesprächsstoff sorgen und Möglich-        83-jährige Bewohnerin des Hen-
                    krankten Senioren und Seniorinnen              keiten für unkomplizierte Kommuni-        ry-und-Emma-Budge-Hauses           in
                    doch von großer Relevanz, wie sie              kation schaffen. Gleichzeitig sieht       Frankfurt-Seckbach spricht von ih-
                    sagt. „Die Bewohner warten oft schon           die Tiertherapeutin ihre Hunde auch       rem 15 Jahre alten Bobby wie von ei-
                    stundenlang, wenn sie wissen, dass             als kognitiven Katalysator. „Sie re-      nem wichtigen Lebenspartner. Viele
                    die Hunde kommen.“ Dann werden                 gen zu geistiger Aktivität an, erhö-      gemeinsame Rituale verbinden die
                    Leckerlis besorgt, Kunststücke mit             hen die Reaktionsbereitschaft und         rüstige Rentnerin und den fitten

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tierisch – städtisch

                                                           durch leises Fiepen beendet. „Wir        eigenständig um ein Tier kümmern.
                                                           sind gut aufeinander eingespielt“,       Und dies sei Voraussetzung für die
                                                           sagt Ingrid Schütze. Bobby bellt         Erlaubnis, Hund, Katze oder Wellen-
                                                           nicht, beißt nicht und versteht sich     sittich mitzubringen. Auch Christine
                                                           auch mit seinen Etagen-Mitbewoh-         Krause von der Markus-Diakonie
                                                           nern – zwei weiteren Hunden, die         weiß: „Wenn ein Mensch sich ent-
                                                           mit ihren Herrchen und Frauchen          scheidet, in eine Pflegeeinrichtung
                                                           hier residieren dürfen.                  zu gehen, kann er sich in der Regel
                                                               „Wenn die Mobilität es zulässt,      schon nicht mehr um sich selber
                                                           begrüßen wir es sehr, wenn Bewoh-        kümmern und erst recht nicht um ein
                                                           ner Tiere halten“, sagt Gila Öhlein,     Tier.“
                                                           Sozialdienst-Leiterin im Budge-Haus.         Christine Krause bedauert dies
                                                           Vor allem Hunde oder Katzen bewir-       genauso wie die Tatsache, dass auch
                                                           ken ihrer Erfahrung nach „so viel Po-    die tiergestützte Therapie kaum noch
                                                           sitives im Alter.“ Davon sind zwar       Chancen in den Alten- und Pflegehei-
                                                           auch andere Leiter und Leiterinnen       men hat. „Corona hat das ausge-
                                                           von Alten- und Pflegeeinrichtungen       bremst, da wir nicht wissen, ob die
              Gleich zwei Besucher am Krankenbett: Cora
              und Aponi von Regina Falkus.                 überzeugt, doch vieles steht der Tier-   Tiere Virus-Überträger sind“, sagt
                                                           haltung im Alltag entgegen. „Die         sie. „Uns ist nichts eingefallen, wie
                                                           Menschen gehen heute immer später        man das derzeit regeln kann.“ Damit
              Mischlingshund. Dreimal täglich un-          ins Heim“, sagt Susanne Boger, Di-       steht sie nicht alleine. Kaum ein Al-
              ternehmen sie ausgedehnte Spazier-           rektorin der Villa Kursana in Frank-     ten- oder Pflegeheim hat Therapeu-
              gänge rund um den Lohrberg. Sie              furt. Von den 99 Bewohnern hat in        ten mit ihren gelehrigen Hunden, die
              kocht für ihn gesund, absolviert den         Corona-Zeiten keiner ein Haustier        noch dazu von außen ins Heim kom-
              Mittagsschlaf, den Bobby pünktlich           mitgebracht. Wer selbst schon pflege-    men, mehr hineingelassen. „Die Be-
              auf die Minute nach einer Stunde             bedürftig sei, könne sich kaum noch      wohner sind die Leidtragenden“, sagt

              Zusammen haben sie gute Laune: Ingrid Schütze und ihr 15 Jahre alter Bobby.
Foto: Oeser

              3|2021 Senioren Zeitschrift                                                                                              15
tierisch – städtisch

                                                                                                                                                              Foto: Agaplesion Markus Diakonie
                              Christian Bösel vom Haus Taunus-           Gesche Oppermann, Leiterin des
                              blick in Frankfurt-Sachsenhausen,       Altenzentrums Santa Teresa, wollte
                              wo es ebenfalls keine tiergestützte     ebenfalls auf den Stationshund set-
                              Therapie mehr gibt. „Drei Thera-        zen, um den Bewohnern den Tier-
                              piehunde hatten wir vor Corona,         kontakt nicht ganz vorenthalten zu
                              jetzt darf keiner mehr rein“, be-       müssen. „Doch Haushund Curt ist in
                              dauert auch Liane Junker, Hauslei-      Elternzeit gegangen“, sagt Gesche
                              terin im Pflegeheim Bockenheim,         Oppermann. Die Besitzerin hat ein
                              das Aus.                                Baby bekommen, daher musste eine
                                 Ein Kompromiss ist der Stations-     Lösung gefunden werden. „Curt hat
                              hund oder die Stationskatze. Mitar-     ein solches Loch gerissen und wurde
                              beiter bringen ihre eigenen Tiere zur   von den Bewohnern so sehr vermisst,
                              Arbeit mit und machen den Bewoh-        dass wir eine Mitarbeiterin baten, ih-
                              nern damit in der Regel eine Riesen-    ren Hund Robby mitzubringen.“ Der
                              freude. So gibt es im Schwanthaler      große, ruhige Mischling löste einen
                              Carrée die französische Bulldogge       Hype im Heim aus, erinnert sich Ge-
                              einer Mitarbeiterin, „die ganz oft      sche Oppermann amüsiert. Leider
                              Türöffnerin ist für die Erinnerungs-    musste Robbys Frauchen nach einer
                              arbeit“, sagt Christine Krause. Auch    Operation in die Reha – und wieder
                              im Martha-Keller-Haus sorgt ein klei-   fehlte allen der tierische Kontakt.       Im Schwanthaler Carree freuen sich die
                                                                                                                Bewohner auf „Haribo“. Der französische
                              ner Hund im Wohnbereich für Spaß        Aber der wird sich hoffentlich bald       Bullterrier hilft seinem Frauchen gerne bei
                              und Ablenkung.                          wieder finden.        Roswitha Wesp       der Arbeit.

                              Das Tier wird zum Beziehungspartner
                              Carola Otterstedt vom Bündnis Mensch & Tier hält viel vom Einsatz von
                              Hund, Katze, Ziege oder Huhn im Seniorenheim

                                                                      G
                                                                              erade in Corona-Zeiten ma-        tensforschung ermöglicht uns im-
Foto: Bündnis Mensch & Tier

                                                                              chen Tiere den Alltag normal.     mer mehr Wissen über das Leben,
                                                                              „Während unsere Welt nicht        die Sprache und das soziale Verhal-
                                                                      mehr ist, wie sie mal war, ist die Welt   ten von Tieren. Wir erkennen, wel-
                                                                      der Tiere gleichgeblieben“, sagt Caro-    che Bedürfnisse Tiere haben und
                                                                      la Otterstedt, Vorstand der Stiftung      wie wir mit ihnen kommunizieren
                                                                      Bündnis Mensch & Tier, die im Jahr        können. Das hat unsere Beziehung
                                                                      2009 ins Leben gerufen wurde. Die         zu den Tieren stark verändert. Men-
                                                                      Arbeit der Stiftung basiert auf der       schen entdecken, dass Tiere eine
                                                                      Überzeugung, „dass gesellschaftli-        Würde haben und begegnen ihnen
                                                                      ches Engagement besonders wir-            mit Respekt: Das Tier ist nicht mehr
                                                                      kungsvoll in einem respektvollen          Objekt, es wird zum Beziehungs-
                                                                      Miteinander aller Lebewesen und in        partner.
                                                                      der Bewahrung der Natur ist“. Durch
                                                                      den Einsatz für die Bedürfnisse von       Wie sinnvoll ist es, Tiere ins direkte
                                                                      Mensch und Tier möchte die Stiftung       Umfeld von Alten- und Pflegeheimen
                                                                      Wegbereiter für den ganzheitlichen        einzubinden?
                                                                      Tierschutz sein. Die Senioren Zeit-       Menschen teilen sich mit Tieren und
                              Carola Otterstedt plädiert für den
                              respektvollen Umgang mit Tieren und     schrift fragt nach.                       Pflanzen einen gemeinsamen Le-
                              freut sich über jeden Tierliebhaber.                                              bensraum. Es wäre schade, wenn wir
                                                                      Sind sich Mensch und Tier in der          die Natur und die Tiere aus dem Um-
                                                                      jüngsten Zeit nähergekommen?              feld unseres Lebens ausschließen.
                                                                      Wir sehen seit den 1970er Jahren          Artgemäße Tierhaltung vorausge-
                                                                      eine interessante Entwicklung in der      setzt, sind viele Tierarten gut in Seni-
                                                                      Mensch-Tier-Beziehung. Die Verhal-        oreneinrichtungen integrierbar.

                              16                                                                                              Senioren Zeitschrift 3|2021
tierisch – städtisch

Gibt es denn mittlerweile weniger       Tiere haben einen hohen Aufforde-        Beispiel mit Kaninchen und Meer-
Vorbehalte für die Haustierhaltung      rungscharakter in der Interaktion        schweinchen, Hund oder Hühnern
in Alten- und Pflegeeinrichtungen?      und Kommunikation. Dies kann die         setzen wieder andere Förderschwer-
Das Robert Koch-Institut hat bereits    Begleitung von Senioren – unabhän-       punkte. Der tiergestützte Einsatz ak-
2003 aufgezeigt, dass die Haltung       gig von physischen und mentalen          tiviert, regt an, bietet Gelegenheit für
von Tieren in Einrichtungen kein        Einschränkungen – unterstützen           soziale Interaktion und Biografiear-
Problem ist. Es steht Einrichtungen     helfen.                                  beit. Die Ähnlichkeit zwischen dem
gut, wenn sie Mitarbeiter unterstüt-                                             Verhalten von Menschen und ande-
zen, sich als Fachkraft für Tier-       Hunde scheinen am ehesten fürs Al-       ren sozial lebenden Tieren bietet Ver-
gestützte Intervention ausbilden zu     ten- und Pflegeheim geeignet. Stimmt     trautheit. Die Andersartigkeit der
lassen und Tiere tiergerecht in die     das?                                     Tiere schafft anregende Akzente in
Arbeit mit Senioren integrieren.        Die Effekte der Tiergestützten Inter-    unserem Alltag.
                                        vention sind nicht abhängig von der           Die Fragen stellte Roswitha Wesp
Was macht Tiergestützte Therapie im     Tierart, vielmehr von der Professio-
Seniorenbereich so wertvoll?            nalität des Anbieters und der Persön-
Wir haben inzwischen ein breites        lichkeit des Tieres. Voraussetzung ist
Feld, wo wir Tiere in der Seniorenar-   die artgemäße Tierhaltung und der        Carola Otterstedt hat Verhaltensfor-
beit einsetzen können: Tiergestützte    tiergerechte sowie methodisch pro-       schung studiert und ist promovierte
Therapie, Pädagogik und Sozialar-       fessionelle Einsatz des Tieres. Eine     Kulturwissenschaftlerin. Sie leitet die Stif-
beit. Der Einsatz von Tieren ist dort   Katze, die im Haus frei herumläuft,      tung Bündnis Mensch & Tier und hat viele
sinnvoll, wo wir gezielt mit Tieren     kann wunderbare Akzente im Alltag        Bücher zum Thema geschrieben.
                                                                                 In der Schriftenreihe zur Mensch-Tier-
fördern können: zum Beispiel die        der Einrichtung setzen. Eine Ziegen-
                                                                                 Beziehung hat sie auch eine Vielzahl von
Förderung der physischen, mentalen      gruppe fördert Alltagsstruktur und       Booklets veröffentlicht, die gerade für
und psychischen Fitness und die         bietet Gesprächsanlässe. Und ambu-       Tierliebhaber interessant sind: Mehr dazu
Vermeidung von sozialer Isolation.      lante tiergestützte Angebote zum         unter www.buendnis-mensch-und-tier.de

                                                                                                                      Anzeige

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tierisch – städtisch

                                                  „Wer einmal kommt, bleibt dabei“
                                                  Ehrenamt und Patenschaft in Tierheim, Zoo und Gnadenhof

Viele Kleintiere, viel Pflegebedarf im Tierheim   Sportlich unterwegs im Tierheim Nied
Frankfurt vom Tierschutzverein Frankfurt

M
          onique Elsässer arbeitet als            Vermittlung laufe weiterhin, und             sich ein Tier ausleihen können! Da
          Flugbegleiterin, hat aber               zwar sehr gut. Alles streng nach Ter-        könntest du durchs Telefon krab-
          zwischen den Flügen Zeit,               min, die Leute stünden auf „unsere           beln ...“ Ein striktes Pandemie-Kon-
die sie gern mit Tieren verbringt. Vor            reinrassigen Mischungen“. Erst nach          zept schützt die Mitarbeiter und die
Jahren meldete sich die Unterlieder-              Corona haben Interessenten wieder            über 500 Tiere: „Eine Quarantäne
bacherin im Tierheim Sulzbach: „Ich               eine Chance auf Mitarbeit: „Trotz            wäre das Schlimmste, was uns pas-
war damals mit Abstand die jüngste                Knochenarbeit haben wir die Erfah-           sieren kann.“ Ehrenamtliche Helfer
Hundeausführerin.“ Ihre Kollegen                  rung gemacht: Wer einmal kommt,              gehen mit einzelnen Hunden spa-
waren Rentnerinnen, die entweder                  bleibt dabei.“                               zieren, aber neue Interessenten müs-
kein Tier in der Wohnung halten                      Simone Faust, stellvertretende            sen sich bis nach Corona gedulden.
konnten oder deren eigener Hund                   Heimleiterin des Tierschutzvereins           Auch hier werden Tiere unter stren-
verstorben war und die sich keinen                Frankfurt in Fechenheim, macht in            gen Auflagen weiter vermittelt, Kin-
neuen mehr anschaffen wollten. Sie                Corona-Zeiten die absonderlichsten           der haben keinen Zutritt. Wer sich
profitierten auch vom Zusatznutzen:               Erfahrungen: „Leute fragen, ob sie           „kontaktlos“ engagieren will, für
Bewegung an der frischen Luft, sie
waren für eine Weile nicht allein,                Ein Gibbon nimmt im Opelzoo ein Sonnenbad.
konnten ein paar Worte mit Gleichge-
sinnten wechseln.
   Heute pflegt Monique eine Stute
mit Reitbeteiligung auf einem Hof in
Vockenhausen. Auch dorthin kom-
men täglich Seniorinnen, die sich
um die Pferde kümmern. Die Arbeit
gibt ihren Tagen Struktur, die Routi-
ne Sicherheit.
   In der Tierherberge Egelsbach ist
Corinna Michaelis Erste Vorsitzende,
mit drei Festangestellten, einem Aus-
zubildenden und einem Hausmeister
versorgt sie 40 Hunde. „Vor Corona
hatten wir unsere regelmäßigen Gas-
                                                                                                                                        Fotos (6): Oeser

sigänger, die gekämmt, gepflegt, ver-
sorgt haben. Jetzt ist unser Heim für
Außenstehende geschlossen.“ Die

18                                                                                                        Senioren Zeitschrift 3|2021
tierisch – städtisch

                                           jahre auf der Keller-Ranch in Weiter-
                                           stadt. Inhaber Karlheinz Keller freut
                                           sich über viele neue Paten, die sich in
                                           der Corona-Zeit bei ihm gemeldet ha-
                                           ben. „Aber einige sind auch abge-
                                           sprungen, hatten schlicht kein Geld
                                           mehr.“ Fünf Euro kostet die günstigs-
                                           te Patenschaft pro Monat, Geschenk-
                                           patenschaften gibt es ab 50 Euro.
                                           „Zurzeit geht es nur um rein finanzi-
                                           elle Unterstützung, ins Gehege
                                           kommt keiner rein.“ Es sei denn, man
                                           heißt Toni und ist schon seit über
                                           zehn Jahren dabei. Der 70-Jährige, in
                                           Italien geboren, steht jeden Morgen
                                           auf der Matte und bringt Futter aus.
                                           Die Ziegen lieben ihn.
                                               Zweimal pro Woche kommt Sigrun
                                           Abdel Salam, um Futter zu holen, die
Auch versehrte Tiere brauchen Zuwendung,   Belegschaft coronagerecht aufzutei-        Uhu in der Alten Fasanerie in Klein-Auheim
wie diese Katze im Wiesbadener Tierheim.
                                           len und die Pflanzen zu pflegen. Die
den hat Simone Faust einen Tipp:           67-Jährige, eine ehemalige Lehrerin,       aufgehoben, es werde viel gelacht
„Geldspenden für Futter können wir         ist seit drei Jahren eine weitere Stütze   und diskutiert. Am wichtigsten: „Je-
immer brauchen.“                           im Team, von dem sie liebevoll             der wird genommen, wie er ist, mit
    Die Liste der Tiere, für die der       „graue Eminenz“ genannt wird. Die          all seinen Macken.“
Frankfurter Zoo Paten sucht, reicht        Ranch ist ein fester Bestandteil ihres         Auf dem Gnadenhof leben auch
vom Aal bis zur Zwergziege. Aller-         Lebens: „Ehrenamt ist kein Vergnü-         etliche Papageien. Ihre Besitzer sind
dings ist der direkte Kontakt auch         gen. Ich bin Mädchen für alles und         gestorben. „Viele alte Leute beden-
außerhalb von Corona-Zeiten nicht          suche mir die Arbeit nicht aus. Sie        ken nicht, dass ein Papagei sehr alt
möglich. Nur den Zwergziegen kön-          sucht mich aus.“ Jeder im Team kön-        wird und sie lange überleben kann“,
nen Tierfreunde im Streichelzoo nä-        ne sich auf jeden verlassen: „Es geht      sagt Karlheinz Keller. 180 Euro kostet
her kommen. Die Paten erhalten Ur-         um Tier- und Menschenwohl.“ In der         ihn die Aufnahme eines Papageis.
kunden, ihre Namen werden auf der          familiären Atmosphäre fühlt sie sich       Inzwischen haben mehrere Senioren
Zoo-Webseite und der Patentafel ge-                                                   die Keller-Ranch als Erben eingetra-
nannt, sie erhalten Einladungen zum        Simone Faust im Tierheim Frankfurt         gen.
jährlichen Tierpatentag. Eine Paten-                                                      Monique Elsässer hat beobachtet:
schaft kostet zwischen 25 und 100                                                     „Die Arbeit mit Tieren hilft vielen äl-
Euro im Jahr. Die Gelder fließen in                                                   teren Menschen, mental gesund
Futtermittel, die Ausstattung der Ge-                                                 durch diese schwierige Zeit zu kom-
hege, die medizinische Versorgung                                                     men.“		         Angelika Brecht-Levy
der Tiere und ihre Beschäftigung.
    Im Kronberger Opel-Zoo legen Pa-
ten 400 Euro im Jahr für ein Waldren-                                                 Tierherberge Egelsbach: 061 03 / 493 36,
tier hin, 200 Euro für einen Nasenbä-                                                 www.tierherberge-egelsbach.de
ren. Der Tierpark unterscheidet zwi-                                                  Tierschutzverein Frankfurt: 069 /42 30 05,
schen Premium-Patenschaften für                                                       www.tsv-Frankfurt.de
individuelle Tiere und unterstützen-                                                  Zoo Frankfurt: www.zoo-frankfurt.de/
den Patenschaften für eine Tierart                                                    helfen/tierpatenschaften/
(ab 150 Euro). Der Wildpark Alte Fa-                                                  Opel-Zoo: www.opel-zoo.de
sanerie in Hanau-Klein-Auheim legt                                                    Wildpark in Hanau-Klein-Auheim:
sogar noch eine Jahreskarte oben-                                                     www.foerderverein-alte-fasanerie.de/
drauf.                                                                                tierpatenschaft/
    Kamele, Kängurus, Stachel-                                                        Keller-Ranch in Weiterstadt:
schweine und Affen, 350 Tiere insge-                                                  06150 / 504 93 43, www.kellers-ranch.com
samt, verbringen ihre letzten Lebens-                                                                                        abl

3|2021 Senioren Zeitschrift                                                                                                   19
tierisch – städtisch

Vögel beobachten und Insekten zählen
Ehrenamtliche erfüllen im Tierschutz wichtige Aufgaben

E
       s zwitschert laut und ver-

                                                                                                                                       Fotos (3): Oeser
       nehmlich. „Das ist eine zilpen-
       de Rohrammer“, raunt Tobias
Erik Reiners. Der Biologe ist der Vor-
sitzende der Hessischen Gesellschaft
für Ornithologie und Naturschutz
(HGON). Sonst arbeitet er als wissen-
schaftlicher Mitarbeiter bei der Sen-
ckenberg Gesellschaft für Natur-
schutz. Doch an diesem Vormittag ist
er ehrenamtlich im Schilf am Schier-
steiner Hafen in Wiesbaden im Ein-
satz, um Brut- und Rastvögel zu er-
fassen. Solche Zählungen, Kartie-
rungen und andere Formen des
Monitorings sind für den Natur- und
Artenschutz essenziell, um die Le-
bensräume von Tierpopulationen zu
retten und zu erhalten.

Rausgehen, beobachten, zählen                 Ein Star im Kirschbaum. Wenn der Früchte trägt, kommt der Vogel gerne wieder.
Bei der HGON sind es zu 99 Prozent
ehrenamtlich Engagierte, die diese            sere Arbeit vor allem aus. Bei uns           Feldhamster, Vogelzug und -beob-
Aufgaben erfüllen, berichtet Reiners.         gibt es das ganze Jahr über zahlrei-         achtung, die Betreuung von Fleder-
Es seien überwiegend Menschen, die            che Mitmachaktionen“, ermuntert              mäusen und Bibern oder die Beglei-
beruflich nicht mehr eingespannt              Reiners Vogel- und Tierfreunde, sich         tung des Fischotters, das Tier des
sind und für sich eine sinnvolle und          der HGON anzuschließen und das               Jahres 2021, der seine ehemaligen
erfüllende Tätigkeit suchen. „Raus-           zeitlich und örtliche passende Pro-          Lebensräume in den Flüssen und
gehen, mitmachen, beobachten, zäh-            jekt für sich zu finden. Die Auswahl         Auen Hessens zurückerobert. Zu-
len und beschreiben: Das macht un-            ist vielfältig: seien es der Schutz der      gleich ist die ornithologische Gesell-
                                                                                           schaft ein Fachverband, der es sei-
Bei einem „Vogeltag“ von Kindertagesstätten auf dem Alten Flugplatz im Juli vor einigen    nen Mitgliedern ermöglicht, den ei-
Jahren beobachten Kinder Vögel.                                                            genen Horizont zu erweitern, sich
                                                                                           mit anderen auszutauschen und Na-
                                                                                           tur in einer Gemeinschaft zu erleben.
                                                                                              Aber nicht nur bei der HGON sind
                                                                                           die freiwilligen Helfer unverzichtbar
                                                                                           für den Naturschutz und die Arten-
                                                                                           vielfalt. Bei der Senckenberg Gesell-
                                                                                           schaft für Naturforschung sind die
                                                                                           „Bürgerwissenschaften“ (Citizen
                                                                                           Sciences) schon lange fest und breit
                                                                                           implementiert, betont Dr. Julia Kroh-
                                                                                           mer, stellvertretende Leiterin Stab
                                                                                           Wissenschaftskoordination. Dabei
                                                                                           sind die Anforderungen an die Eh-
                                                                                           renamtlichen sehr breit gefasst: von
                                                                                           einem niedrigschwelligen Profil für
                                                                                           Laien bis hin zu pensionierten Leh-
                                                                                           rern oder Wissenschaftlern, die auch
                                                                                           im Ruhestand weiterhin gefordert

20                                                                                                       Senioren Zeitschrift 3|2021
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