Integrieren - Wissen durch Praxis stärkt - an der Frankfurt University of Applied Sciences
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Inhalt Seite 4 Integration und Vielfalt: ein Thema – viele Facetten Positionen Prof. Karen Ehlers / Prof. Dr. Caroline Günther Seite 9 Inklusion beginnt im Kopf Prof. Dr. Matthias Wagner Seite 13 High Integrity Systems und Information Technology Prof. Dr. Swen Schneider Seite 17 Integration gehört zur DNA des Fachbereichs Prof. Dr. Gero Lipsmeier / Prof. Dr. Heino Stöver Seite 21 Sucht und Leben Praxis und Projekte Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell Seite 26 Diversität als Regelfall Gesellschaftliche Verantwortung Seite 29 Integration ist Teilhabe Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich Seite 38 Die Hochschule und die Stadt Lebenslanges Lernen Seite 41 Bildung als wirkungsvolles Element der Integration Prof. Dr. Ulrich Schrader Seite 50 Der Praxis-Kreislauf Innovativer Entwicklungspartner Seite 53 Die Welt als Forschungsfeld Internationales Seite 65 Die Hochschule als Integrationskatalysator Dr. Bert Albers Seite 74 Modern, leicht und transparent Perspektiven Prof. Dr.-Ing. Carolina Tranchita Rativa Seite 79 Identität ist der Schlüssel zur Integration Förderer und Partner Seite 85 Austausch belebt Förderer und Partner Seite 86 Fördern: Unterstützer gesucht! Potenziale Impressum Seite 90 Chronik Herausgeber: Der Präsident der Frankfurt University of Applied Sciences Redaktion: Dr. Ralf Breyer • Für inhaltliche Korrektheit und Vollständigkeit der Anlagen übernimmt die Redaktion keine Gewähr Gestaltung: Frank Muckenheim, Frankfurt Lektorat: Ingrid Walther, Frankfurt Bildnachweis: Titel: Titel: © panthermedia.net | shawn_hempel, S. 4: © Frankfurt UAS | Benedikt Bieber, Seite 96 Dissertationen S. 6-7: © Frankfurt UAS | Friederike Manning, S. 8: © mottto | stock.adobe.com, S. 10-11: © rendermax | stock.adobe.com, S. 12: © Oliver Boehmer | stock.adobe.com, S. 14-15: © franz12 | stock. adobe.com, S. 16: © PHOTOMORPHIC | stock.adobe.com, S. 18-19: © Jag_cz | stock.adobe.com, S. 20: © lassedesignen | stock.adobe.com, S. 22-23: © Leonid | stock.adobe.com, S. 24-25: © Frank- Seite 97 Preise furt UAS | Kevin Rupp, S. 26-27: © Frankfurt UAS | Ralf Braum, S. 28: © fizkes | stock.adobe.com, S. 30-31: © Rudy Balasko | Shutterstock.com, S. 32: © Frankfurt UAS | Benedikt Bieber, S. 33: © Frankfurt UAS | Jean Heemskerk, S. 35: © lassedesignen | stock.adobe.com, S. 39: © Frankfurt UAS | Benedikt Bieber, S. 40: © Frankfurt UAS | Michael Peterek, S. 42-43: © design56 | stock.adobe. Seite 100 Studiengänge com, S. 46-47: © Frankfurt UAS | Michael Peterek, S. 48-49: © Frankfurt UAS | Kevin Rupp, © Frankfurt UAS | Nathalie Färber, S. 51: © Frankfurt UAS | Kevin Rupp, S. 52: © PHOTOMORPHIC | stock. adobe.com, S. 54-55: © franz12 | stock.adobe.com, S. 56-57: © Frankfurt UAS | Bern Aikierler; Esin Güler, S. 58: © Frankfurt UAS | Nicolaj Kahnt; Franziska Ulbrich, S. 60-61: © pict rider | stock.ado- Seite 102 Forschungszentren be.com, S. 62: © Frankfurt UAS | Inge Worgitzki, S. 64: © Friedberg | stock.adobe.com, S. 66-67: © Frank Muckenheim, S. 68-69: © Galyna Andrushko | stock.adobe.com, S. 70-71: © Frankfurt UAS | Plümmer, S. 72-73: © zinkevych | stock.adobe.com, diverse Motive auf S. 74: © Frankfurt UAS | Benedikt Bieber, S. 76-77: © Frankfurt UAS | Ralf Braum, S. 78: © ricardoferrando | stock.adobe.com, S. 80-81: © Michail Petrov | stock.adobe.com, S. 82-83: © RAWKU5 | stock.adobe.com, S. 84: © antonschutski | stock.adobe.com, S. 86: © Frankfurt UAS | Kevin Rupp, S. 86-87: © Marek | stock.ad- obe.com, S. 88-89: © Frankfurt UAS | Ralf Braum, S. 90-95: © Frankfurt UAS | Marcus Seiboth, Jean Heemskerk, Frankfurt UAS, © Frankfurt UAS, Personenfotos: Quelle privat bzw. © Frankfurt UAS Jahrbuch der Frankfurt University of Applied Sciences | Ausgabe 3 Druck: printmedia solutions GmbH, Mannheim Auflage: 1.900 • 3/2019 Wissen durch Praxis stärkt
DAS JAHR 2018 Integration und Vielfalt: Prof. Dr. Ulrich Schrader, Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell, ein Thema – viele Facetten Dr. Bert Albers, Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, von links C reating diversity – shaping diversity ist auf unserem Campus Alltag: Die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) ist der Ort in Frankfurt, wo jeden Gewiss: Globalisierung und Migration sind wichtige Treiber, um sich intensiv mit Integration auseinanderzusetzen. Au- ßer Frage steht, dass die Lösung dieser zentralen Aufgabe und Handeln sinnstiftend integrieren? Ein wahrhaft weites Feld, dessen Bedeutung erst schemenhaft sichtbar wird. Üb- rigens nicht nur individuell, sondern auch gesellschaftlich. Tag tausendfach spannende Ideen und kontroverse Meinun- ganz wesentlich unsere Zukunft und damit die dieser Stadt gen verhandelt werden und Menschen mit unterschiedlichs- tem kulturellen Background miteinander interagieren. und dieses Landes bestimmen wird. Integration und Diver- sität müssen zusammengedacht werden, damit Diversität A ls akademische Bildungseinrichtung leisten wir hier mit zukunftsweisenden Weiterbildungsangeboten einen Beitrag. Unser Ziel dabei ist es, Offerten zu machen und ihre Kraft entfalten kann. W ie könnte es anders sein bei einer Hochschule mit Studierenden, die aus mehr als 100 Ländern der ganzen Welt kommen? Wie könnte es anders sein bei einer E s geht dabei ganz generell um (Wissens-)Teilhabe, um Entwicklungsmöglichkeiten durch Wissen – um Beiträge zu leisten, dass sich Menschen aller Altersstufen und Qualifikationsgrade in dynamisch sich ändernden Arbeitsumfeldern behaupten können. Hochschule, die deutschlandweit einen der höchsten An- Chancen durch Bildung für alle motivierten Menschen, die teile von Studierenden aus Familien mit Zuwanderungsge- schichte hat, die als Erste ihrer Familie einen akademischen zu uns kommen, weil wir ihnen anwendungsorientierte, anschlussfähige Studien- und Weiterbildungsangebote bie- D as Thema Integrieren ist außerordentlich vielschichtig. Wir laden Sie ein, in dieser dritten Ausgabe unseres Jahrbuchs Gesichter der Integration und Gestalterinnen und Abschluss anstreben? ten. Angesichts des Fachkräftemangels sind neue Konzepte Gestalter des Umgangs mit Vielfalt kennenzulernen und sich gefragt, Menschen Qualifizierungschancen zu eröffnen D ie superdiverse Metropolregion FrankfurtRheinMain war und ist seit jeher ein „Hotspot“ von Globalisierung und Integration in Deutschland. Hier herrscht Vielfalt und und Zugangswege zu einer akademischen Ausbildung zu bahnen. Auch die vielen Menschen einer rapide altern- von der Bandbreite an Projekten und Facetten faszinieren zu lassen. W den Gesellschaft müssen so lange wie möglich in ihrem ir wünschen eine anregende Lektüre und freuen uns wird – ebenso wie an der Frankfurt UAS – als Wert und gewohnten Lebensumfeld integriert bleiben, wenn die auf Ihr Feedback und Ihre Reaktionen! Bereicherung betrachtet. Gesellschaft angesichts immens angestiegener Pflegeauf- U nsere Beteiligung am Audit „Vielfalt gestalten“ des wendungen nicht kollabieren soll. N H Stifterverbands hat in diesem Kontext eine starke erzlichst eue Modelle der Integration von Leben und Arbeit müs- strategische Komponente. Wir wollen unsere Stärken gezielt sen entwickelt, erprobt und umgesetzt werden: für Mitar- ausbauen und versprechen uns Unterstützung bei der beitende, für Studierende. Hier treibt uns die Digitalisierung Entwicklung bzw. dem Ausbau von Strukturen, Angeboten, Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, mit permanentem Veränderungs- und Anpassungsdruck. Instrumenten und Maßnahmen, um die hochdiversen Stu- Präsident dierendengruppen jeweils angemessen in den Hochschulall- tag einzubeziehen und zum Studienerfolg zu führen. D ie Digitalisierung fordert uns, Lehrinhalte und (Aus-) Bildungsziele kritisch zu hinterfragen. Wie können wir kontinuierlich neue Inhalte so in die Lehre integrieren, dass G elingende Integration wird wesentlich die Zukunft unserer demokratischen und ebenso vielfältigen wie multikulturellen Gesellschaft bestimmen. Als einer der unsere Studierenden so gut wie möglich davon profitieren? Wie stellen wir sicher, dass wir Inhalte technisch und me- Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell, Vizepräsidentin für Studium und Lehre thodisch adäquat vermitteln? Sind Lehrende und Studieren- zentralen Integrationsmotoren in der Region sehen wir uns de bereit für andere, neue Wege des Lernens und des Wis- hier in einer besonderen Verantwortung, unseren Beitrag senserwerbs? Ja, es stellt sich die grundsätzliche Frage, ob zu leisten. Dabei gilt es auch den aktuellen populistischen Prof. Dr. Ulrich Schrader, und wie wir angesichts einer Zukunft, die unvorhersehbarer Tendenzen energisch entgegenzutreten, deren Zulauf durch Vizepräsident für Forschung, Weiterbildung und Transfer denn je zu sein scheint, Wissen angemessen vermitteln. eine klar integrationsskeptische Haltung grundiert wird – Stichwort: Migration. E s geht aber auch und nicht zuletzt um uns selbst: Wie wollen wir – jede/-r für sich – die Flut an Reizen, Infor- I ntegration und Integrieren gehen jedoch weit über den vieldiskutierten Themenkomplex Migration hinaus. mationen und Einflüssen selektieren und in unser Denken Dr. Bert Albers, Kanzler 4 5
Dekanin Prof. Karen Ehlers | Prof. Dr. Caroline Günther FACHBEREICH 1 ARCHITEKTUR • BAUINGENIEURWESEN • GEOMATIK Inklusion beginnt im Kopf … Von der Bedeutung interdisziplinärer Studiengänge „Inklusion beginnt im Kopf“, das Die Filmsequenzen sind das Ergebnis eines Projektes, das eine Gruppe von Studierenden des Studiengangs BaSys unter der Leitung von Prof. ist die Überschrift von fünf Film- Dr. Caroline Günther seit 2016 bearbeitet hat – in intensiver Zusammen- sequenzen, die im Master-Studien- arbeit mit den Kooperationspartnern Maren Müller-Erichsen, der Beauf- tragten der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderun- gang Barrierefreie Systeme (BaSys) gen, und dem Inklusionsbeauftragten des Flughafenbetreibers Fraport entstanden sind. Spielende Kinder AG, Reinhard Wagner: Das Resultat ist eine im Wortsinne „sichtbare“ Auseinandersetzung der Studierenden mit dem immer wichtiger werden- mit und ohne Behinderung stellen den Thema „Barrierefreies Reisen“. darin ihre Traumberufe vor: eine Das Ziel des Projekts war es, die Architektur-Studierenden mit der Bedeu- Rennfahrerin, ein Zirkusdirektor, tung von Inklusion und barrierefreiem Planen vertraut zu machen. Der Frankfurter Flughafen als die deutsche Mobilitätsdrehscheibe mit seiner ein Polizist, eine Flugbegleiterin heterogenen baulichen Substanz bot sich als Ort für entsprechende Unter- und ein Kapitän möchten Betrachter suchungen an. Die Studierenden analysierten, ob und in welcher Weise der Flughafen für alle Menschen zugänglich und nutzbar ist, welche Konzepte für Inklusion sensibilisieren und dazu umgesetzt werden und wie barrierefreies Reisen ermöglicht werden auf die Bedeutung individueller kann. Mit diesem studentischen Projekt vertiefte sich eine bereits bestehen- de Kooperation mit der Beauftragten der Hessischen Landesregierung für Sichtweisen in der Gesellschaft auf- Menschen mit Behinderungen. merksam machen. Die Premiere der Die Idee, Filmclips zu drehen, um sie an den Gepäckbändern zu zeigen, Clips fand Anfang November 2018 wurde spontan bei einem Vor-Ort-Termin gemeinsam mit Fraport entwickelt, denn die Fraport AG und viele ihrer Mitarbeitenden sind täglich mit der am Frankfurter Flughafen statt, hier Thematik konfrontiert. Seit 2008 wird die gültige EU-Verordnung zur Durch- wurden sie in den darauffolgenden führung von Hilfeleistungen für Flugreisende mit einer Mobilitätseinschrän- kung und allein reisende Kinder durch eine eigene Servicegesellschaft, die sechs Wochen präsentiert. FraCare Betreuungsservices, umgesetzt. In den Clips wurde auf das Thema Inklusion auf ungewöhnliche Weise aufmerksam gemacht und die Wartezeit der Reisenden genutzt, um sie hierfür zu sensibilisieren. Nun würde man ein Filmprojekt nicht unbedingt mit einem Master-Studien- gang Architektur in Verbindung bringen. Doch gerade ein solches Projekt und das gewählte Medium zeigen die besonderen Möglichkeiten dieses Stu- diengangs auf: Denn dieses interdisziplinäre Projekt entwickelte sich direkt aus der Studienarbeit und wurde dann von den Architekturstudierenden und Kommilitonen aus den anderen Fachdisziplinären fortgeführt. Gemeinsam dachten sie über ihre Fachgrenzen hinaus und nahmen eine andere, neue Perspektive ein. Sie setzten sich mit vielschichtigen, gesellschaftsrelevanten Fragestellungen der Thematik „Barrierefreiheit“ auseinander und konnten sich dabei zusätzlich auf Erfahrungen von „Experten in eigener Sache“ stüt- zen. Zu diesen Experten, die offen Einblicke in die spezifischen Schwierig- 8 9
keiten des Reisens für Menschen mit einer Behinderung gaben, empfundene Herangehensweise bereichert aber auch andere zählen Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung, Blinde, Studiengänge: So werden Module, die BaSys als Wahlfach Seheingeschränkte, Kleinwüchsige, Gehörlose und Menschen anbietet, von Studierenden aus dem „klassischen“ Master-Stu- mit einer Höreinschränkung. diengang Architektur belegt. Dadurch werden diese nicht nur für die Bedeutung einer inklusiven Architektur sensibilisiert, Der Studiengang BaSys wurde im Jahre 2005 durch die sondern auch der Master-Studiengang Barrierefreie Systeme beteiligten Fachbereiche entwickelt und verfolgt ein außerge- wird gestärkt und gefördert. Quer Denken und Handeln lässt zu wöhnliches Studienkonzept, das in seiner Art und Ausrichtung neuen Erkenntnissen und Lösungen gelangen. einzigartig in Deutschland ist. Der Studiengang wird geprägt durch das interdisziplinäre Lernen und Arbeiten im Zusam- Der demografische Wandel hin zu einer zunehmend alternden menschluss von drei fachspezifischen Studienschwerpunkten: Gesellschaft bei gleichzeitigem Pflege„notstand“ eröffnet den Planen und Bauen am Fachbereich Architektur • Bauingeni- Absolventinnen und Absolventen weitreichende und zukunftsre- eurwesen • Geomatik, Intelligente Systeme am Fachbereich levante Arbeitsfelder. Dazu gehören beispielsweise Tätigkeiten Informatik und Ingenieurwissenschaften und Case Manage- als Experte für barrierefreies Planen im Architekturbüro, in der ment am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. Hierbei Stadtplanung, in fachspezifischen Abteilungen, Einrichtungen liegt der Fokus immer auf der Gestaltung einer inklusiven und oder Behörden, in Forschungsprojekten oder als Spezialistin für barrierefreien Welt. Die Absolventinnen und Absolventen sind den barrierefreien Nahverkehr. Die Kontakte zu unseren Alumni in der Lage, Lösungen für relevante gesellschaftliche Heraus- belegen die vielfältigen und interessanten Berufsmöglichkeiten forderungen unter Einbeziehung sozialer, technischer und und sind gleichzeitig Motivation für die aktuell Studierenden. räumlicher Aspekte zu erarbeiten. Gerade weil sie im Studium den Blick über enge Fachgrenzen So beschäftigen sich die Studierenden in dem zweijährigen hinaus trainieren, können die Absolventinnen und Absolventen Studiengang (Barrierefrei) Planen und Bauen als einem der in besonderer Weise auch komplexe Zusammenhänge erken- Schwerpunkte mit der Lösung räumlicher Aufgaben unter Be- nen und einordnen und damit wichtige Beiträge zu zukunfts- rücksichtigung von Anforderungen an Innenräume wie an die weisenden gesamtgesellschaftlichen Konzepten leisten. äußere Gestaltung. Dabei setzen sie sich theoretisch und prak- tisch mit Fragen der Zugänglichkeit, Orientierung, Sicherheit und Nutzbarkeit auseinander und erarbeiten architektonische Prof. Karen Ehlers und städtebauliche Lösungen, die mit großer Selbstverständ- Dekanin Professur für Entwerfen, Gebäudekunde und CAD lichkeit nicht stigmatisierend sind und alle Menschen gleicher- Fachbereich 1: maßen teilhaben lassen. Orientierung geben auch Beispiele Architektur • Bauingenieurwesen • Geomatik europäischer Nachbarn wie Österreich, die Niederlande oder Tel.: +49 69 1533-2314 ehlers@fb1.fra-uas.de die skandinavischen Länder. Wie das Projekt der Filmsequen- zen am Flughafen zeigt, kann man sich Aspekten des Themas nicht nur planerisch, sondern auch filmisch nähern. Prof. Dr. Caroline Günther Professur für Barrierefreies Planen und Bauen Grundsätzliche Voraussetzung für die Zulassung zum Studium Fachbereich 1: ist ein Bachelorabschluss in einem der Schwerpunktcluster; Architektur • Bauingenieurwesen • Geomatik geprägt wird das Studium jedoch durch den kontinuierlichen Tel.: +49 69 1533-2765 Austausch und die interdisziplinäre Arbeitsweise. Der andere caroline.guenther@fb1.fra-uas.de Blick, die neue Perspektive, die vielleicht als ungewöhnlich 10 11
Prodekan Prof. Dr. Matthias Wagner FACHBEREICH 2 INFORMATIK UND INGENIEURWISSENSCHAFTEN High Integrity Systems und Information Technology Fremdsprachige Studienangebote und ihre Integrationskraft Es liegt auf der Hand: Studiengänge, Der Master-Studiengang Information Technology vermittelt die Ent- wicklung informationstechnischer Systeme mit den Schwerpunkten die in einer fremden Sprache, in der Informations-, Kommunikations- und Automatisierungstechnologie. Regel Englisch, angeboten werden, Der Master-Studiengang High Integrity Systems (Informatik) befähigt die Absolvent/-innen, sich fundiert mit sicherheits- und unternehmens- sind grundsätzlich attraktiv für kritischen Systemen auseinanderzusetzen. Beide Studiengänge sind im Studierende aus dem Ausland. Für Zukunftsfeld Digitalisierung der Gesellschaft und Arbeitswelt des Fach- bereichs angesiedelt, in dem sich Studierende und Lehrende interdis- eine Hochschule wie die Frankfurt ziplinär mit Aspekten wie Internet der Dinge (IoT), Big Data, Künstliche UAS, die besonderen Wert auf ihre Intelligenz oder Industrie 4.0 befassen, die zentrale Bestandteile des Curriculums sind. internationale Orientierung legt, Deutsche Abschlüsse in den Ingenieurwissenschaften und verwandten sind derartige Studiengänge von Gebieten genießen weltweit nach wie vor einen hervorragenden Ruf. besonderer Bedeutung, weil sie auf- Daher ziehen beide Studiengänge Studierende aus dem außereuropäi- schen Ausland an und entfalten damit quasi automatisch eine integrie- grund ihrer Inhalte und Ausrichtung rende Wirkung: Es gilt, die Studierenden mit zum Teil sehr unterschiedli- den Ruf der Hochschule im Ausland chen kulturellen Hintergründen und durchaus auch diversen Vorkenntnis- sen so einzubinden, dass adäquate Lernfortschritte gewährleistet sind. nachhaltig prägen und erhebliche Das stellt besonders hohe Anforderungen an die Lehrenden, die jeder/ Anziehungskraft entfalten können. jedem einzelnen Studierenden ganz individuell Aufmerksamkeit schen- ken müssen. Einerseits. Andererseits birgt die Tatsache, ein Studium im Der Fachbereich Informatik und Ausland in einer „vertrauten“ Sprache mit Kommilitonen zu absolvieren, die ebenfalls nicht in der Landessprache kommunizieren, ein gewisses Ingenieurwissenschaften bietet zwei Risiko, in einer „Blase“ oder vertrauten „communities“ mit Landsleuten internationale Studiengänge an, zu leben und nicht genug Kontakt zum Gastland zu bekommen. die sich an graduierte Studierende Dem wird durch die Studienorganisation entgegengesteuert: Lehrveran- staltungen des Studiengangs High Integrity Systems werden auch in den richten und zum Master of Science Master-Studiengängen Allgemeine Informatik und BaSys – Intelligente (M.Sc.) bzw. zum Master of Enginee- Systeme angeboten. Mit Gewinn für deutsche wie ausländische Studie- rende: Erstere profitieren von einem international geprägten Studien- ring (M.Eng.) als Abschluss führen. umfeld, Letztere kommen zwanglos in Kontakt mit deutschen Studie- renden. Innovative Prüfungsformen und die Projektarbeit im Stil der internationalen High-Tech-Industrie sorgen für Teamerfahrungen und schaffen Möglichkeiten, gegenseitige Wertschätzung zu entwickeln. Die erfolgreiche Arbeit in den Anwendungsgebieten der beiden Studiengänge erfordert über die fachlichen Fähigkeiten hinaus besondere Kompetenzen und Arbeitstechniken, die sich in den Prüfungsformen widerspiegeln: Kleine, internationale Projektgruppen mit selbstdefinierter Teamstruk- tur erarbeiten die Lösungen im Rahmen eines Projektauftrags. Hierbei 12 13
kommen alle modernen, digitalen Medien und Techniken, Ein Teil der Absolvent/-innen kehrt aus diesem Grund in Hidden Champions, aber auch große, international tätige Vereinzelt ist es auch gelungen, Flüchtlinge zu integrieren wie z.B. Telekonferenzen, zum Einsatz. Regelmäßige, nach ihre Heimatländer zurück und leistet damit zugleich einen Konzerne, welche in zunehmendem Maße Kompetenzen und sie auf eine bessere Zukunft vorzubereiten. Der sehr anerkannten Software- und System-Engineering-Prozess- Beitrag, diese auf die Anforderungen der Zukunft vorzube- in den Bereichen Elektronik, Netzwerktechnologie, Mobile internationale Charakter der beiden Master-Studiengänge modellen gestaffelte Feedbackrunden machen den Projekt- reiten. Einzelnen Ländern gelingt es, traditionelle Entwick- Systeme, Internet of Things, Data Mining, intelligente Sen- bietet dabei Möglichkeiten, auf eine innovative Tätigkeit hin stand für mitarbeitende und projektleitende studentische lungen zum Beispiel im Bereich der Telekommunikation zu sor-Technologien und maschinelles Lernen oder Künstliche auszubilden, die in Deutschland dringend benötigt wird. Mitglieder transparent. Die Gesamtlösung des Projekts wird überspringen. Intelligenz nachfragen. Im Zuge der seit wenigen Jahren Integration findet auf ganz unterschiedlichen Ebenen statt: damit interaktiv und evolutionär bis zum jeweiligen Semes- aufgrund der High-Tech-Strategie der deutschen Bundes- Andere Absolvent/-innen streben eine berufliche Zukunft Studiengänge wie High Integrity Systems und Information terende mit harter Deadline fertiggestellt. Der Projektab- regierung ausgerufenen Industrie-4.0-Revolution suchen in Deutschland an – die High-Tech-Industrie benötigt Technology, die attraktive Inhalte bieten und sich durch ihre schluss erfolgt bei vielen Modulen in der Form einer kleinen auch die klassischen, erfolgreichen Maschinenbaubetriebe kompetente, „hungrige“ und engagierte gut ausgebilde- Organisation fokussiert an bestimmte Studierendenziel- Konferenz, mit industrie- oder wissenschaftskonformen die umfassende Integration der industriellen Produktion te Mitarbeitende. In diesem Fall allerdings empfiehlt es gruppen richten, können in hohem Maße eine integrative Präsentationen und Reports in der Form wissenschaftlicher mit den aus der Informatik stammenden Technologien der sich, frühzeitig die umfangreichen Unterstützungs- und Wirkung entfalten, die auf einem besseren gegenseitigen Publikationen nach Standards internationaler Ingenieurver- Digitalisierung. Daher bietet sogar diese Branche aus- Förderangebote der Frankfurt UAS zu nutzen, etwa die Kennenlernen und aufeinander Einlassen beruht. Das mögen bände, wie z.B. IEEE oder ACM. Im Sinne der zukünftigen gezeichnete Zukunftsperspektiven für Absolvent/-innen Deutschkurse des Fachsprachenzentrums. Ziele der Absol- kleine Schritte sein – aber wichtige! Denn jede große Reise Karriere nach dem angestrebten Masterabschluss werden beider Master-Studiengänge. vent/-innen sind kleine, flexible Start-ups, mittelständische beginnt mit dem ersten Schritt! die Fähigkeiten von Projektmitarbeitenden und Managern trainiert. So sind die Studierenden zum Beispiel auch in die fachlichen Beurteilung der Arbeitsergebnisse eingebunden. Prof. Dr. Matthias Wagner Dabei wird selbstverständlich auf die kulturellen Eigenheiten Prodekan Professur für Softwareengineering, High-Integrity der Herkunftsländer geachtet. Wie viele erfolgreiche Alumni Systems, Measuring Technology and Sensors berichten, entspricht diese praktische Projektarbeit genau Fachbereich 2: der Arbeitsweise in der globalisierten High-Tech-Industrie. Informatik und Ingenieurwissenschaften Tel.: +49 69 1533-2537 Ein weiteres prägendes Kennzeichen insbesondere des Infor- mfwagner@fb2.fra-uas.de matikstudiengangs High Integrity Systems ist ein vergleichs- weise hoher Frauenanteil unter den Studierenden, der über dem Bundesdurchschnitt liegt (Gender Reports Winterse- mester 2015/2016 und Wintersemester 2017/2018). Zwei Gründe sind nach Aussage von Studierenden dafür aus- schlaggebend: Generell werden neue, digitale Technologien in den Entwicklungsländern wesentlich positiver beurteilt, als in der Bundesrepublik Deutschland. Sie gelten als Fortschrittsmotor für den Schritt in das 21. Jahrhundert. In vielen Herkunftsländern der Studierenden sind die vermittel- ten Kenntnisse in der MINT-Hochtechnologie sehr geschätzt und mehr oder weniger ein Garant für eine erfolgreiche berufliche Karriere, insbesondere für Frauen! So ist schon in weiterführenden Schulen und im Bachelorstudium in den Entwicklungsländern ein größeres Interesse von Frauen an Themen der Elektrotechnik und der Informatik feststellbar. 14 15
DEKAN Prof. Dr. Swen Schneider FACHBEREICH 3 WIRTSCHAFT UND RECHT Integration gehört zur DNA des Fachbereichs Zusammenführen, Einbeziehen und Austauschen Die komplexe Organisation eines Integration ist aber nicht nur eine Aufgabe, sie ist eine Bereicherung. Ganz egal, ob es sich um technische, soziale, menschliche, kulturelle, Fachbereichs erfordert eine Vielzahl gesellschaftliche, geschlechts- oder bildungsspezifische Interaktionen an unterschiedlichen integrativen handelt – oder einen Mix daraus. Und es ist klar: Wer Bereicherung im positiven Sinne empfinden kann, setzt eine persönliche Offenheit für und integrierenden Qualitäten. In Herausforderungen frei. diesem Sinne bestimmt „Integration“ Natürlich und selbstverständlich soll ein Beispiel aus dem alltäglichen Le- seit jeher das strategische und opera- ben konkretisieren: Viele Menschen nutzen bereits ganz selbstverständlich automatische Rollläden, sei es, weil sie als Ausstattung vorgesehen waren, tive Geschäft am Fachbereich Wirt- sei es, weil sie im Zuge von Modernisierung ertüchtigt wurden. Für sie ist es schaft und Recht. Sie ist eine ebenso ganz natürlich, sie nicht mehr an Gurten hochziehen zu müssen. Möglicher- weise steuern sie sogar das Auf und Ab ihrer Rollläden bereits vom Handy natürliche und selbstverständliche aus und überprüfen via Webkamera das Wetter zu Hause, während sie sich Aufgabe wie beispielswiese das beispielsweise im Urlaub im Ausland befinden. So wird ganz natürlich und mit großem Selbstverständnis tagtäglich Technik in die Haushalte integ- Einwerben von Drittmitteln für For- riert. Und warum? Weil es den Menschen das Leben angenehmer macht schungsprojekte oder die Erstellung und sie Technik als bereichernd empfinden. von Stundenplänen für die Lehre, Wer Integration als Bereicherung empfindet, die – streng genommen – auch ist offen für Herausforderungen Ganz ähnlich verhält es sich auch im Studium: Verhaltensmuster, die als eine integrierende Aufgabe ist. selbstverständlich wahrgenommen werden, werden verinnerlicht. Wie sollten unsere Studierenden nach Abschluss ihres Studiums im inter- nationalen Berufsmarkt erfolgreich bestehen, wenn sie nicht bereits im Studium mit dem Thema Integration vertraut gemacht worden wären. Lehrende und Forschende können nur dann herausragende Leistungen er- bringen, wenn sie in funktionierende Netzwerke innerhalb und außerhalb der Hochschule eingebunden, integriert sind. Die Mitarbeitenden des Fachbereichs Neuheiten sind neugierig und aufgeschlossen: Das schafft eine kreative und positive Atmosphäre, in der jede Herausforderung willkommen ist, weil ihre Lösung uns – und andere – bereichert. Ein Fachbereich ist ein „Mikrokosmos“ unserer multikulturellen Gesellschaft, der aufgrund seiner Ausrichtung den kulturellen, wirtschafts- und rechtswis- senschaftlichen sowie politischen Austausch sucht und Impulse gibt. Wir pflegen gern und intensiv den Kontakt mit Unternehmen aus Hessen, Deutschland und der Welt – und gewährleisten damit eine enge Vernet- zung von Lehre, Forschung, Praxis und Transfer. Austausch ist für uns selbstverständlich – aber auch eine Notwendigkeit: Denn wir senden 16 17
jedes Jahr 500 Studierende für ein Praxissemester in Unter- Bereichen Mobilität/Logistik, Hochschuldidaktik/Gesell- In diesem Kontext spielt das Thema Lebenslanges Lernen/ abgestimmte Programme, die den Absolvent/-innen hervor- nehmen; tragfähige Verbindungen mit über 1500 Unter- schaftlicher Wandel, Unternehmenssteuerung, Finance und Weiterbildung eine zentrale Rolle. Unsere qualifizierten An- ragende Beschäftigungsperspektiven eröffnen. nehmen in der Region bilden hierfür eine gute Grundlage. Accounting, Genderforschung/Leadership und Management, gebote sind für Partner aus der Wirtschaft besonders attrak- Kooperationen mit rund 180 Hochschulen weltweit fördern Besonders wertvoll ist der Austausch mit den Mitgliedern Diversity und demografischer Wandel, Entrepreneurship und tiv: Weiterqualifizierung und Wissenserwerb sind ausdrück- nicht nur den Austausch Studierender, Lehrender oder For- unseres Praxisrates, dem Vorstände und Geschäftsführer Innovationsdynamik, Vertragsgestaltung und Konfliktbeile- lich berufsbegleitend möglich. Wie beispielsweise die MBAs schender, sondern auch den Dialog über Methoden und angehören. Hinweise zu wirtschaftlichen Entwicklungen gung, Corporate Governance und Aufsichtsrecht, Gesund- Entrepreneurship und Business Development sowie Tourism Trends in Lehre, Forschung und Hochschulpolitik. So werden und Tendenzen aus der Praxis nutzen wir, um in Lehre und heitsrecht und Gesundheitsmanagement, Wirtschaftsinfor- and Aviation Management. Hier kann das Studium flexibel z.B. im Rahmen der International Week Professoren aus Forschung entsprechend zu reagieren. matik und Public Management. abends oder am Wochenende (Kompaktkurse) neben einer unserem internationalen Kooperationsnetzwerk bei uns Berufstätigkeit absolviert werden. Eine andere Option ist Mit der Ausrichtung von und der Beteiligung an Symposien, Lebendige Lehre fördert Integration das Online-Studium, das immer mehr an Bedeutung gewinnt, in die Lehre mit eingebunden, um den Studierenden auch insbesondere in unseren Forschungsschwerpunkten Logistik kulturelle Unterschiede in der Didaktik erlebbar zu machen. Unsere Dozentinnen und Dozenten verfügen über soziale weil es ein räumlich und zeitlich unabhängiges Studium und und Mobilität, Management und Leadership sowie Complian- und interaktive Fähigkeiten, um lebendiges Wissen und damit die Integration in berufliche Verpflichtungen erlaubt. Integration ist das, was man daraus macht. Für den Fach- ce und Konfliktlösungen, suchen wir dezidiert den Dialog mit anwendbare Kenntnisse vermitteln zu können. Sie erfüllen bereich Wirtschaft und Recht ist das Thema eine natürliche Wirtschaft und Öffentlichkeit. Und wir bringen uns selbst- Ein Angebot dualer Studiengänge impliziert die Zusammen- alle Voraussetzungen, unseren Studierenden die persönli- Selbstverständlichkeit. verständlich auch in konkrete Projekte ein, zum Beispiel mit arbeit mit Unternehmen, Organisationen oder Institutionen. chen, sozialen und methodischen Kompetenzen an die Hand dem Tech Quartier. Hier führen IT-Start-ups in Zusammenar- Luftverkehr – mit über 20 Partnern wie FraPort, Lufthansa, zu geben, die sie für Studium, Beruf und die Wahrnehmung beit mit Studierenden über eine Datenintegrationsplattform Deutsche Flugsicherung –, Tourismus mit Partnern wie Prof. Dr. Swen Schneider ihrer Verantwortung in der heutigen Gesellschaft benötigen. Dekan Big-Data-Projekte durch. DER oder Thomas Cook und Public Administration in Professur für Informationsmanagementsysteme Wir legen Wert darauf, dass sie aus der Praxis kommen, und Kooperation mit Städten und Kommunen wie Frankfurt, und Business Administration Das Spektrum unserer Forschungsthemen ist breit; in sieben ihre oft langjährigen Beziehungen mit Unternehmen pflegen; Hanau oder Kronberg sowie und Steuerlehre in Zusammen- Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht Forschungseinrichtungen beschäftigen sich Forschende dazu nutzen wir ganz unterschiedliche Formate wie gemein- arbeit mit der Steuerberaterkammer Hessen, KPMG und Tel.: +49 69 1533-3885 interdisziplinär mit aktuellen Fragestellungen aus den swen.schneider@fb3.fra-uas.de same Projekte, Vorträge oder Seminare. PWC sind maßgeschneiderte, auf die Bedarfe der Partner 18 19
DEKAN Prof. Dr. Gero Lipsmeier | Prof. Dr. Heino Stöver FACHBEREICH 4 SOZIALE ARBEIT UND GESUNDHEIT Sucht und Leben Substanzgebrauchsstörungen enttabuisieren Substanzgebrauchsstörungen und Als zentrales Feld der Analyse kultureller und sozio-ökonomischer Einflussfaktoren des Gesundheitsverhaltens und der Gesundheitskom- Suchtverhalten weisen etwa 10 Mio. petenzen wird im Institut für Suchtforschung (ISFF) am Fachbereich 4: Menschen in Deutschland auf. Die ge- Soziale Arbeit und Gesundheit das Drogenkonsumverhalten im Lebens- lauf untersucht, um passgenau für verschiedene Altersstufen Anspra- sundheitlichen, sozialen, rechtlichen chen, Beratungs-, Unterstützungs- und Therapieansätze zu entwickeln, und finanziellen Folgeschäden und die darüber hinaus auch den Einfluss von Querschnittskategorien wie Gender, Alter oder sozio-ökonomischer Status berücksichtigen. Denn Belastungen sind zum Teil erheblich. das (Un-)Gesundheits- oder Drogenkonsumverhalten ist dabei in sich Nicht nur für die Betroffenen selbst, kohortenspezifisch – nach Altersgruppen, aber auch sozial, geschlechts- spezifisch, ethnisch oder regional geprägt. Unter dem Begriff der Ge- sondern für die Gesellschaft insge- sundheitskompetenz (Health Literacy) können diese unterschiedlichen samt. Das kann man beklagen, man Konstellationen erfasst und zur Analyse demografischer und sozialer Prozesse für das Gesundheitsverhalten nutzbar gemacht werden. wird es dadurch aber nicht ändern. Dass diese Forschungsaktivitäten gerade hier in Frankfurt durchgeführt „Sucht“verhalten zu entwickeln werden, ist kein Zufall: Hier ballen sich die Probleme um den Konsum ist eine menschliche Eigenschaft, psychotroper Substanzen, hier gibt es sowohl im legalen als auch im illegalen Drogenbereich zahlreiche kritische Punkte, aber auch viele die es sehr lange gibt und die es auch innovative Angebote der Suchtkrankenhilfe. in Zukunft geben wird. Da Verbote Der sogenannte „Frankfurter Weg“ stellt eine konzeptionelle Neuorien- – auch das zeigt die Erfahrung – tierung in der Drogenpolitik dar: Dieser Ansatz sieht eine Kooperation zwischen Polizei und Drogenhilfe vor, um auf diese Weise die öffentli- kaum Wirkung entfalten, ist ein che Gesundheit und Sicherheit zu stärken. Dabei geht es um Alkohol, pragmatischer Weg des Umgangs Tabak und Medikamente, aber (und vor allem) auch um Substanzen wie Cannabis, Heroin, Crack. Frankfurt ist mit diesem Konzept wegweisend mit derartigen Störungen, Hilfs- und für die gesamte Bundesrepublik: Keine Bürgerin, kein Bürger soll in Ab- Substitutionsangebote zu machen, hängigkeit und Ausgrenzung zurückgelassen werden, sondern bekommt Unterstützungsangebote und Hilfestellungen mit zum Teil außerordent- um die (gesundheitlichen) Schäden lich innovativen Angeboten wie Räumen, in denen Drogenkonsum (kon- von Missbrauch zu minimieren. trolliert) erfolgen kann, der (kontrollierten) Vergabe von Heroin oder von Substitutionspräparaten. Die Hilfen zielen darauf, die physische Gesundheit und das psychische Befinden zu stärken. Denn Ausgrenzung und Diskriminierung spielen beim Thema Suchterkrankungen eine sehr große Rolle. Allerdings löst das weder die Probleme, noch hilft es den Betroffenen individuell weiter. Die Hilfe zur Selbsthilfe ist nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit, die den Betroffenen ein Stück Menschen- würde zurückgibt; die Beiträge zur Integration der Menschen in die Gesellschaft sind eine nicht hoch genug einzuschätzende Leistung. Das Institut für Suchtforschung (ISFF) hat sich in den 20 Jahren seines 20 21
Bestehens einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Nicht nur als suchttherapeutische Arbeit mit der Klientel ermöglichen. Sie Partner der Goethe-Universität („Centre for Drug Research“) können sich auf unterschiedliche Bedürfnisse von Klient/-in- und der Stadt Frankfurt, sondern landes- und deutschlandweit. nen und Patient/-innen einstellen und eine professionelle Aber auch als Partner der EU-Kommission, die das Institut tragfähige und belastbare therapeutische Beziehung aufbauen. immer wieder mit Beratungsaufgaben zu relevanten Themen Sie erfassen und beurteilen die Krankheitssymptome und die der Suchtprävention/-behandlung/-beratung im europäischen durch Suchterkrankung entstandenen sozialen, gesundheit- und außereuropäischen Ausland betraut. lichen, wirtschaftlichen und beruflichen Fragestellungen der Klientel entsprechend verhaltenstherapeutischen oder den aus Es lag daher nahe, dieses umfangreiche Erfahrungspotenzial in der Psychoanalyse entwickelten Verfahren. Daraus leiten sie einen Studiengang zu gießen, um das angesammelte Wissen eigenständig geeignete diagnostische Verfahren ab und legen weiterzugeben. Die Einführung des Studiengangs „Suchtthera- zielführende Rehabilitationsziele im Dialog mit der Klientin/ pie und Sozialmanagement in der Suchthilfe“ im Jahr 2015 war dem Klienten fest, die nach Durchführung der vereinbarten der konsequente Schritt. Maßnahmen auch evaluiert werden. Der Studiengang qualifiziert und professionalisiert Menschen/ Studierende der Sozialen Arbeit im Handlungsfeld Suchthilfe auf eine einzigartige Weise. Der hohe Anwendungsbezug, der unter anderem durch die Einbindung in Forschungs- und Beratungsprojekte gewährleistet ist, wird mit einer sehr intensiven theoretischen, quasi „universitären“ Ausbil- dung verbunden. Die Verantwortung, die die Absolvent/-innen im Umgang mit ihrer Klientel übernehmen ist – wie grund- sätzlich, wenn es um die Arbeit mit Menschen geht – sehr hoch und erfordert ein besonderes Maß an Empathie und nüchterner Distanz zugleich. Die Frankfurt UAS und der Fachbereich wiederum betrachten es als Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, einen solchen Studiengang anzubieten. Gerade weil es auch Stimmen gibt, die einen helfenden und unterstützenden Ansatz mit substanzgebrauchsgestörten Menschen für Luxus halten. Das Gegenteil ist der Fall! Daher ist der Studiengang ein wichtiges Element der Po- sitionierung der Hochschule, die Vielfalt als Bereicherung Die Absolventinnen und Absolventen qualifizieren sich als betrachtet. Und das schließt für uns ausdrücklich diejenigen Gruppen- und Einzeltherapeut/-in, um in der medizinischen ein, die sehr leicht dem Risiko der Ausgrenzung unterliegen. Rehabilitation Abhängigkeitskranker eigenverantwortlich tätig Wir verfolgen hier konsequent einen integrativen Ansatz. zu werden. Zudem befähigt die Ausbildung dazu, die Leitung von Projektteams bis hin zu ganzen Einrichtungen qualifiziert und kompetent wahrzunehmen. Überdies werden wissen- Prof. Dr. Gero Lipsmeier Dekan schaftliche Kompetenzen vertieft und die Absolvent/-innen zur Professur für Methoden eigenständigen Entwicklung, Durchführung und Ergebnisprä- der empirischen Sozialforschung sentation von Forschungsvorhaben qualifiziert. Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit Tel.: +49 69 1533-2806 Die Absolvent/-innen bringen ein vertieftes Verständnis von lipsmeier@fb4.fra-uas.de Theorien, Modellen und Methoden der Sucht-/Sozialtherapie mit. Die erworbenen Kenntnisse über die Entstehung, Aufrecht- erhaltung und Behandlung von Sucht- und Begleiterkrankun- Prof. Dr. Heino Stöver Professur für Sozialwissenschaftliche gen versetzt sie in die Lage, Abhängigkeitsentwicklungen ihrer Suchtforschung Klientel zu analysieren. Sie verfügen über umfassende Kennt- Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit nisse zu Aspekten evidenzbasierter Suchtkrankenbehandlung, Tel.: +49 69 1533-2823 die auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und prakti- hstoever@fb4.fra-uas.de scher Erfahrungen eine eigenständige und verantwortungsvolle 22 23
Positionen und Projekte 24 25
Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell Vizepräsidentin für Studium und Lehre Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell ist seit Diversität als Regelfall 2013 Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Frankfurt UAS. Als Elektrotechnikerin ist sie außerdem Vorsitzende für den Verein Deutscher Ingenieure Landesverband Hessen (ab 2018) und Bundesvorsitzende Zur Integration von Vielfalt in Lehre und Studienorganisation des VDI-Netzwerks Frauen im Inge- nieurberuf. Tel.: +49 69 1533-2404 vizepraesidentin@fra-uas.de I n den vergangenen drei Dekaden hat sich der Einstieg in ein Hochschulstudium sehr verändert. Schon vor 30 Jahren war die Studierendenschaft per se heterogen. erkennbaren Überforderung vorgebeugt werden. Eine Gratwanderung, die hohe Ansprüche an die (Weiter-) Entwicklung von Curricula und die Lehrenden stellt. geht darum, inter- und transdisziplinär ein Projekt zu bearbeiten. Der Blick über den Tellerrand des eigenen Faches und der eigenen Erfahrungen, aber auch der Allerdings waren die Wege an die Hochschule klarer „Zwang“ zur Teambildung wird von den Teilnehmenden vorgezeichnet; der Klassiker war die Aufnahme eines Studiums nach dem Abitur. Heute sind sehr bewusst viel E s erfordert Offenheit, sich auf Vielfalt einzulassen, und die Fähigkeit, flexibel zu reagieren. Aber auch Empathie und Einfühlungsvermögen ebenso wie die mit einigem Abstand – in der Regel dann, wenn sie ihre berufliche Karriere nach dem Studium gestartet haben –, mehr Wege zur Hochschule gangbar und das Abitur ist als ausgesprochen hilfreich beurteilt. Wie so oft ist man Bereitschaft zu erkennen, wer unter- oder überfordert darunter nur einer von vielen. Aber auch die Studieren- hinterher klüger! Denn: Die Welt ist komplex und – allem ist. Und schließlich, wer welche Qualitäten hat, um sie den selbst sind nicht nur aufgrund ihrer Bildungswege Anschein nach – wird sie noch komplexer. Es ist gut, möglicherweise sogar für Lehrveranstaltungen nutzbar und -biografien, sondern auch aufgrund ihrer Herkunft sich frühzeitig im Studium darauf einzustellen. zu machen. noch heterogener – Ausdruck unserer freiheitlichen multikulturellen Gesellschaft. I n diesem Setting ist Unterstützung wichtig: Angebote D ie große Herausforderung für die Lehrenden ist: Wie finden sie bei all der Vielfalt heraus, wer welche D unterbreiten, aber auch die Bereitschaft einfordern, er politische Wille, den Bildungsgrad in der Gesell- Qualitäten und Stärken hat, und wie gelingt es, gute sie anzunehmen. Das gilt für Lehrende wie Studierende. schaft zu erhöhen und so vielen Menschen wie mög- (Lern-)Teams zu bilden? Es geht dabei um Potenzialer- J lich eine akademische Bildung zu eröffnen, forciert die ede und jeder Lehrende, die oder der an die Hoch- kennung und -entfaltung, es geht um Motivation. Aber Vielfalt. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften schule kommt, absolviert eine hochschuldidaktische es geht auch darum, zu intervenieren, wenn der einge- (HAW) sind seit jeher besonders attraktiv für diejenigen, Woche, in der unter anderem Vielfalt ein wichtiges schlagene Weg erkennbar in eine Sackgasse führt. die ein praxis- und anwendungsorientiertes Studium J Thema ist, aber auch die diversen Lern-Rezeptionstypen ede Studentin und jeden Studenten auf diese Weise suchen. Daher ist an der Frankfurt UAS – wie an anderen (Hören, Sehen, Lesen, Fühlen). Für Studierende halten zu betrachten und zu beurteilen ist fraglos aufwändig. HAWs – der Anteil an Studierenden, die als Erste in ihrer wir ganz unterschiedliche Formate bereit: Peer Groups Aber dieser Anspruch ist aller Anstrengungen wert. Familie studieren, sehr hoch. Hier punkten die HAWs mit Mentoring, Lernbegleitung oder auch fachspezifi- Denn wenn dies gelingt, dann hat Diversität alle ihre mit besseren Betreuungsrelationen und einem – wenn sche Unterstützung wie den Mathe Help Desk. Dabei Vorzüge ausgespielt! Dann ist es gelungen, individuelle man so will – „niedrigschwelligeren“ Einstieg in eine geht es nicht notwendigerweise um den Ausgleich von Bildungsbiografien auf ein höheres Niveau zu heben, akademische Karriere. Defiziten – aufgrund der unterschiedlichen Bildungs- das jeder erfolgreichen Absolventin und jedem erfolgrei- D herkünfte sind schlicht unterschiedliche Wissensstände aher tragen wir aber auch eine besondere Verant- chen Absolventen die besten Chancen eröffnet, ihr bzw. vorhanden, die auch mit unterschiedlichem Zeitabstand wortung, die wir sehr ernst nehmen. Unser erklärter sein (berufliches) Leben zu gestalten! vor Studienbeginn erworben wurden. Anspruch als Hochschule ist es, jeder und jedem moti- N vierten Studierenden Chancen durch Bildung zu ermögli- ach Möglichkeit setzen wir dabei Studierende höhe- chen. Bei den sehr unterschiedlichen Voraussetzungen rer Semester als Tutorinnen und Tutoren sowie Men- – Vorbildung, Herkunft, Alter – stellt das Mitarbeitende torinnen und Mentoren ein – eine Win-win-Situation: in den zentralen Services und Lehrende seit geraumer Die Teilnehmenden können ihre Fragen auf „Augenhöhe“ Zeit vor ganz neue Herausforderungen. stellen – die Tutorinnen und Tutoren, Mentorinnen und O Mentoren profitieren von einer Vertiefung ihres Wissens berste Priorität hat selbstverständlich die Sicherung und ihrer Erfahrungen mit Vielfalt und trainieren ihre des Studienerfolgs für möglichst jede Studentin und Soft Skills. Einen ähnlichen Erkenntnisgewinn – hier jeden Studenten. Dabei kann es nicht zielführend sein, allerdings auch für die Lehrenden – streben wir mit dem die Studienanforderungen nach „unten“ zu korrigieren, Interdisziplinären Studium Generale an. Dieses Modul um dieses Ziel zu erreichen. Andererseits soll einer ist für alle Bachelor-Studierenden verpflichtend. Es 26 27
GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG Integration ist Teilhabe Eine komplexe Institution wie eine Die gesellschaftliche Anforderung, dem Individuum mit seiner gesam- ten Persönlichkeit in allen Situationen gerecht zu werden und nieman- Hochschule versammelt Menschen, den zurückzulassen, erfordert ein breites Angebot an fordernden und die aus unterschiedlichsten Motiven unterstützenden Maßnahmen. Für Studierende ebenso wie für Mitarbei- tende – durchaus eine Herausforderung für eine Institution. und Interessenlagen hier studieren Mitarbeitende stellen hohe Erwartung an eine möglichst unabhängige oder arbeiten wollen. So steht für Gestaltung ihres Arbeitsalltags und motivationsfördernde Rahmenbe- die Eltern häufig ein Studium als dingungen. Hier spielt Sport eine immer wichtigere Rolle. Übrigens auch im Interesse des Arbeitgebers: Motivierte und gesündere Arbeit- Synonym und Garant für gesellschaft- nehmer/-innen fallen seltener durch Erkrankungen aus. Auch im Studi- lichen Aufstieg oder eine bessere um ist die Option, kostengünstig Sport treiben und dabei Mitstudieren- de kennenlernen zu können, ein besonderes Plus, das die Attraktivität berufliche Zukunft. Gerade auf des Studienstandorts Frankfurt UAS steigert. „Erstakademiker/-innen“, also Letztlich geht es aber darum, der Vielfalt auf ganz unterschiedlichen solchen Studierenden, die als Erste Ebenen gerecht zu werden. Und darum, jede und jeden Interessierte/-n zu ermöglichen, ihre/seine individuellen Potenziale so gut wie möglich in ihrer Familie ein Studium absolvie- zu heben. Dabei setzt diese Hochschule schon vor Aufnahme eines ren, lastet häufig ein hoher Erwar- Studiums an, und begleitet die Studierenden auch nach erfolgreichem Studienabschluss. tungsdruck, oder umgekehrt fehlt es Der Vielfalt Raum zu geben: Damit leistet diese Hochschule einen wich- in ihrem Umfeld an Unterstützung tigen Beitrag zur Gestaltung einer Gesellschaft der Zukunft. Hier kann und am Verständnis, wozu sie stu- und darf die Herkunft keine Rolle spielen – weder ethnisch noch vom sozialen Status her, sondern es zählt dass, was ein Mensch mitbringt dieren und was das lebenspraktisch und in die Gesellschaft einbringen kann und will. Das mag utopisch bedeutet. klingen. Aber diese Gesellschaft ist angesichts globaler politischer Verunsicherung auf der einen Seite und der wirtschaftlich geprägten Verunsicherung durch die Digitalisierung auf der anderen Seite gut beraten, innere Stärke und Geschlossenheit zurückzugewinnen. Daran arbeitet diese Hochschule. Chancen bilden – Bildungschancen Erstakademiker/-innen ermuntern – Potenziale heben „Wen hätte ich ansprechen können? Niemanden! Weil ich die Erste in der Familie bin.“ „Es ist gut, dass ich an dem Programm teilgenommen habe, weil mir geholfen wurde.“ Stimmen von Teilnehmenden 2017/18 aus: Theiß, Laura (2017): „NichtakademikerIn, Arbeiterkind oder ErstakademikerIn? – Eine Frage des Seins und Werdens“ (Masterarbeit). Frankfurt am Main: Frankfurt UAS. 28 29
Vielfalt und Integration sind zwei Schlagworte, die in Vielfalt ist normal oder: gesellschaftlicher Verantwortung münden. Leitgedanke des Hochschulprogramms „Chancen bilden – Fit fürs Studium“ ist es, Diversität bereits früh zu fördern, um sich dem Ideal der Chancengleichheit anzunähern. Erfolgreich wurden in den vergangenen acht Jahren zahlreiche Schüler/-innen Wir sind alle anders unserer acht Partnerschulen von Mentor/-innen und Mitar- beiter/-innen unserer Hochschule bestärkt, begleitet und unterstützt. Das Projekt „Chancen bilden“ will Raum für die Entdeckung eigener Potenziale und Talente schaffen und Mut machen, eigene, neue Wege zu gehen. Umwege sind dabei keine Hindernisse, sondern eine wichtige Erfahrungsquelle. Diese besondere Förderungs- und Unterstützungsleistung setzt in Frankfurt ist eine Stadt der Superdiversi- Die Frankfurt UAS mit ihrer heterogenen Studieren- Ändern wir Strukturen, nicht Menschen denschaft spiegelt die städtische Diversität wider. Ihre der Phase der Entscheidungsfindung vor dem schulischen tät: Menschen aller Kontinente, jeglicher Mit der Teilnahme am Diversity Audit des Stifterverbandes4) Bildungsangebote sind ein Beitrag dazu, dass Individuen Abschluss an, um potenzielle Erstakademiker/-innen zu strebt die Hochschule die systematische Ausrichtung der einem Studium zu ermuntern und ihnen den Einstieg zu sozialer Gruppierungen, Kulturen und Wel- Widersprüche erkennen und aushalten können und die Gesamtstruktur von der Personalentwicklung bis zur baulichen nötigen Kompetenzen erwerben, um die Regeln des gesell- erleichtern. tanschauungen leben hier und gestalten und IT-Infrastruktur hin zu größtmöglicher Barrierefreiheit, schaftlichen Miteinanders produktiv auszuhandeln und Internationalität und interkultureller Wachheit aller Hoch- Der Weg, gleiche Bildungschancen zu ermöglichen, ist ein die Entwicklung der Stadt. Vermeintlich zeitgemäß weiterzuentwickeln. schulgruppen an. Ziel ist, es den Studierenden noch leichter komplexer Prozess. Vor allem deshalb, weil die angesproche- zu machen, auf dem Campus soziale Wurzeln zu schlagen, ne Zielgruppe durchaus heterogen ist und per se Ungleich- identifizierbaren Gruppen Hinzugezoge- Gut (aus-)gebildet können Menschen sich beruflich und ge- sellschaftlich einbringen und tun dies auch selbstverständ- um erfolgreich zu studieren. Für diesen Prozess profitiert die heit generierende Kategorien wie Geschlecht, Alter und/ ner, die sich von alteingesessenen Frank- lich, wie vergleichende internationale Studien2) zeigen. Zu- Frankfurt UAS vom Austausch im Verbund mit anderen Hoch- oder Ethnie mitgedacht werden müssen. Im Rahmen des schulen, die ähnliche Bestrebungen vorantreiben. Hochschulprogramms findet Integration auf zahlreichen furtern unterscheiden, ist bei näherem vor steht jedoch die Hürde des Zugangs zur guten Bildung: Fehlende Chancengleichheit3) verhindert gute Noten für Ebenen statt und wird dort gebündelt: Hinsehen ein urbanes Bild vielfältiger fleißige und talentierte Kinder und behindert deren Zugang Wenn Viele Diversity-Angebote aktiv nutzen, | Studierende unserer Hochschule; meist selbst Erstaka- Identitäten und Zugehörigkeiten entge- zu weiterführender (hoch-)schulischer und beruflicher Bil- nutzt dies allen demiker/-innen; begleiten und unterstützen potenzielle dung: Noch immer sind Kinder von Eltern ohne Hochschul- Die Weiterentwicklung integrierender und diversitätssensibler genzusetzen: Die griechische Restaurant- bildung unterdurchschnittlich an Hochschulen eingeschrie- Angebote muss aus zwei Richtungen kommen: Studierende, Erstakademiker/-innen, wodurch Hemmschwellen abge- baut werden betreiberin hat über Adorno promoviert, ben. Den ungleich verteilten Bildungschancen setzt die Mitarbeitende und Lehrende zeigen Defizite und Optimierungs- Frankfurt UAS schon seit langem erfolgreich verschiedenste optionen auf. Dazu braucht es Mut und Vertrauen. Die Hoch- | Studierende unserer Hochschule reflektieren während vermietet eine Wohnung an eine studen- Angebote entgegen. Zahlreiche Absolvent/-innen, die nach schule bietet Strukturen an, die Mut und Vertrauen stärken und des Mentorings ihre eigenen Bildungsbiografien, wodurch tische WG und ist Eintracht-Fan, der aus Haupt- oder Realschulabschlüssen auf zweitem und drittem zur Klärung beitragen. Qualitätssicherung im Studium, eine sich neue Perspektiven eröffnen. Die Mentor/-innen wer- Bildungsweg an diese Hochschule kamen, konnten mit hier diversitätssensible Studienberatung, Bildungskooperationen den durch Vermittlung von Beratungsmethoden auf ihre Asien geflüchtete Korangelehrte war in erworbenen Studienabschlüssen bis in höchste Chefetagen mit Kitas, Grund- und weiterführenden Schulen, Familien- Tätigkeit vorbereitet. seiner Heimat Fernsehmoderator und führender Unternehmen aufsteigen. Das Promotionsrecht in freundlichkeit der Hochschule, Awareness-Angebote des AStA, | Lehrer/-innen und Hochschulangehörige tauschen sich eigenen Promotionszentren öffnet Türen in eine wissen- zahlreiche Orientierungsangebote zur Studieneingangsphase, ist schwul, der Frankfurter Bub ist den schaftliche Laufbahn. das Buddy-Programm des International Office für internationa- kontinuierlich aus und reflektieren Erkenntnisse. Damit machen sie die Thematik in Schule und Hochschule Großteil des Jahres als Lufthansa-Kapitän Eine Hochschule, die sich integrativ und diversitätssensi- le Studierende, die Antidiskriminierungsberatung sind nur ein kleiner Ausschnitt. Nur wenn alle Hochschulmitglieder diese sichtbar. in der ganzen Welt unterwegs. Im Integra- bel aufstellt, strebt nicht den Verzicht auf Qualität in den Strukturen aktiv nutzen, erhalten sie die bestmögliche Unter- Lern- und Prüfungsanforderungen an, sondern vielmehr Ziel ist es, zum Studium zu ermuntern. Aber auch, dass tions- und Diversitätskonzept1) der Stadt den Abbau überflüssiger und ungerechter struktureller stützung in ihrer Studien- und Arbeitssituation. Und nur dann Vielfalt im Klassenzimmer und im Hörsaal gelebt werden bekommt die Hochschule Anhaltspunkte, wo Bedarfe bestehen kann. Frankfurt ist der Gedanke der Teilhabe Zugangs- und Entwicklungsbarrieren, vor denen Menschen und wie sie zu befriedigen wären. mit Potenzial und Motivation vielfach stehen. Das sind Infos: https://www.frankfurt-university.de/de/studium/ verankert: Statt Anpassungsleistungen von Menschen mit psychischen oder körperlichen Einschrän- Wer bei einem Konflikt mit Verdacht auf einen diskriminieren- studium-kennenlernen/chancen-bilden/ einer angeblichen Minderheit zu fordern, kungen oder solche mit geringem Einkommen. Menschen den Hintergrund resigniert den Mund hält, vergibt die Chance mit Familienpflichten und manche Gruppen zugewanderter auf Klärung oder Veränderung. Es geht um die Bestärkung Aber auch auf ganz anderen Ebenen nimmt die Hoch- verschiebt sich der Fokus darauf, die Res- Menschen. Und verschärft diejenigen, auf die mehrere aller Hochschulmitglieder in dem Glauben: „Du kannst einen schule ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr: Die sourcen der vielfältigen Gruppen als Berei- dieser Merkmale zutreffen. Doch Menschen, die sich durch Unterschied machen!“ Wer dies beim Studium positiv auf dem Hochschule als Ausbildungs„betrieb“ ist sicher nicht der Bildung ihre Chancen zur gesellschaftlichen Teilhabe Campus erfährt, kann daran im Beruf und bei gesellschaftli- naheliegendste Gedanke, wenn man an eine akademi- cherung zu begreifen, und auf Vernetzung, erschließen, können dazu beitragen, gesellschaftlicher chem Engagement anknüpfen. Auch auf dieser Ebene versteht sche Institution denkt. Kommunikation und Austausch. Spaltung entgegenzuwirken. sich die Frankfurt UAS als Bildungsinstitution. 1) h ttp://www.mmg.mpg.de/de/forschung/alle-projekte/diversitaet-und-integration-in-frankfurt/, http://www.mmg.mpg.de/fileadmin/user_upload/documents/Integrationskonzept.pdf 30 2) TIES-Studie, „Generation Mix“ 3) OECD-Studie, siehe FR vom 24.10.2018 4) https://www.stifterverband.org/diversity-audit 31
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