SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz

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SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
# 11 — NOVEMBER 2019 — 86. Jahrgang / Erscheint monatlich / CHF 7.– / www.svit.ch

 SC HW E IZ          IMMOBILIA

FOKUS
STÄNDERAT
MARTIN SCHMID

   04

IMMOBILIEN-
WIRTSCHAFT
«BUY TO LET»:
RENDITE MIT RISIKO

   20

                        ZEITENWENDE
BAU & HAUS
SCHUPPEN WIRD
SZENE-TREFF
                        IN DER
   40                   KLIMAPOLITIK?
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
EDITORIAL
VON—ANDREAS INGOLD

                                                      Software-Gesamtlösung
                                                      für das Immobilien-
GEMISCHTE BILANZ                                      management
DER VERGANGENEN
VIER JAHRE

   Mit der Herbstsession ist die 50. Legislatur der
eidgenössischen Räte zu Ende gegangen. Die Bi-
lanz der vergangenen vier Jahre fällt gemischt
aus. Nach objektiven Kriterien hat das Parlament
weniger zustande gebracht. Die Zahl der verab-
schiedeten Bundesgesetze und parlamentari-
schen Initiativen ging zurück – 133 wurden ange-
nommen, gegenüber 152 bzw. 156 in den beiden
Vorperioden. Das kann durchaus als gute Nach-
richt gewertet werden. Denn neue und revidierte
Gesetze bedeuten in der Regel mehr staatliche
Eingriffe und Regulierung. Eine andere Lesart ist,
dass in vielen Bereichen Stillstand herrscht.

  WIR WERDEN UNSER
  AUGENMERK VER-
  STÄRKT AUF DIE
  VERTEIDIGUNG
  RICHTEN MÜSSEN.

  ANDREAS INGOLD

   Wir erinnern uns an die Unkenrufe der Linken
nach den Wahlen 2015. Die rechnerische Domi-
nanz der bürgerlichen Parteien wurde als Bedro-
hung für den Sozialstaat und als Freipass für         • Verwaltung von Mietliegenschaften,
wirtschaftsfreundliche Kreise eingestuft. Und           Stockwerkeigentümergemeinschaften
wer sich gefreut hatte, dass nun bürgerliche An-
                                                        und Wohnbaugenossenschaften
liegen durchdringen könnten, hat falsche Vorstel-
lungen von den politischen Prozessen. Was die         • Prozessorientierte Programmassistenten
immobilienrelevanten Geschäfte betrifft, so fand      • Individuell gestaltbare Masken
die Diskussion häufiger in der «gegnerischen          • Elektronische Ablage sämtlicher Dokumente
Platzhälfte» statt. Die entscheidenden Abschlüs-      • Mobile Wohnungsübergabe inkl. Abnahme-
se blieben aber aus – oder lassen noch auf sich         protokoll auf iPad
warten.
   Mit den Wahlen 2019 haben sich die Kräfte-
verhältnisse verändert. Die Immobilienwirt-            www.abacus.ch
schaft und ihre Interessenvertreter im Parlament
werden ihr Augenmerk auf eine gut aufgestellte
Verteidigung richten müssen. Eine erste gegneri-
sche Offensive erfolgt bereits im Februar 2020.
Die Volksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnun-
gen» stellt die ohnehin stark eingeschränkte
Wirtschaftsfreiheit am Wohnungsmarkt auf eine
harte Probe. Wir werden mit allen Kräften das
Argument ins Spiel bringen müssen, dass ein flä-
chendeckender, mit Steuermitteln finanzierter
staatlicher Wohnungsbau keine Lösung für punk-
                                                                                                    Ecknauer+Schoch ASW

tuelle Unterversorgung sein kann.

  2
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
INHALT
IMMOBILIA —INHALT NR. 11 NOVEMBER 2019
                                                               FOKUS
                                                           04 «DAS IST KLIMASCHUTZ DURCH UMVERTEILUNG»
                                                               Mit Verboten und Geboten im revidierten CO2-Gesetz habe der Ständerat
                                                               dem Druck der Strasse nachgegeben, findet Ständerat Martin Schmid. ­
                                                               IMMOBILIENWIRTSCHAFT
                                                           14 STEIGENDER BEDARF NACH LADESTATIONEN
                                                               Die Installation von Ladestationen für Elektrofahrzeuge in gemeinschaftli-
                                                               chen Einstellhallen wird als «nützliche» bauliche Massnahme betrachtet.
                                                           16 FESTBRAUCH ODER STÖRENDES «BLING-BLING»?
                                                               Weihnachtsbeleuchtung wird als störend empfunden oder als festlicher

     10                                                        Brauch geschätzt. Dies führt in Stockwerkeigentümergemeinschaften oft zu
                                                               Diskussionen.
                                                           18 ERNEUERUNGEN BEIM STOCKWERKEIGENTUM
                      POLITIK                                  Über die Hälfte der Stockwerkeigentümer haben zu wenig Geld im Erneue-
 «GRÜNE WELLE» ROLLT                                           rungsfonds. Eine frühzeitige Finanzplanung kann verhindern, dass die Ge-
                                                               meinschaft in finanzielle Schwierigkeiten gerät.
  DURCHS PARLAMENT                                         20 EIGENINITIATIVE DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT
DIE PARLAMENTARIER MIT VERBINDUNG ZUR IMMO-                    Die Branche will das Heft in Sachen Immobilienmarktplätzen selbst in die
 BILIENWIRTSCHAFT WERDEN SICH IN DEN NÄCHS-                    Hand nehmen. Derzeit touren die Kooperationspartner Next Property und
    TEN VIER JAHREN INS ZEUG LEGEN MÜSSEN.                     Newhome auf einer Roadshow durchs Land.
                                                           22 ZUERST ABSTIMMEN, DANN SANIEREN
                                                               Stockwerkeigentum erfreut sich grosser Beliebtheit. Angesichts des
                                                               Alters vieler Liegenschaften müssen sich Eigentümer aber vermehrt
                                                               mit Gesamtsanierungen auseinandersetzen.
                                                           24 DER MONAT IN DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT

                                                               IMMOBILIENRECHT
                                                           30 MIETVERBOT FÜR AIRBNB
                                                               Das Bundesgericht hat bei einem Mehrfamilienhaus im Stockwerkeigentum
                                                               verboten, einzelne Wohnungen jeweils kurzzeitig über Airbnb zu vermieten.
                                                           32	 KOMMENTAR ZUM STOCKWERKEIGENTUM
                                                               Der Zürcher Kommentar zum Stockwerkeigentum ist in 2. Auflage erschie-
                                                               nen und umfasst die Rechtssprechung der letzten 55 Jahre.
                                               12          34	 SCHWEIN ODER HUHN – TIERE IN DER WOHNZONE
                                                               Jaulende Hunde oder grunzende Schweine – Grundstückseigentümer müs-
         IMMOBILIENWIRTSCHAFT                                  sen Einwirkungen ihrer Nachbarn in einem gewissen Umfang tolerieren.

       BUY TO LET:                                            BAU & HAUS

    RENDITE MIT RISIKO                                         EGWEISENDE ERNEUERUNG
                                                           36 W
                                                               Das Ingenieurunternehmen Basler & Hofmann hat ein Geschäftshaus in
 RUND JEDE FÜNFTE EIGENTUMSWOHNUNG GEHT
                                                               Kriens saniert und für 100 Mitarbeiter ein neues Zuhause geschaffen.
HEUTE AN PRIVATPERSONEN, DIE SIE ALS ANLAGE-
                                                               RATIS KÜHLEN KANN INS GELD GEHEN
                                                           42 G
 OBJEKT ERWERBEN UND AN DRITTE VERMIETEN.
                                                               Wann lohnt sich Free-Cooling in Gebäuden? Eine aktuelle Studie der ZHAW
DIE GEFAHREN DIESER ATTRAKTIV SCHEINENDEN
                                                               gibt Antworten, ein Merkblatt des BFE fasst die Erkenntnisse zusammen.
INVESTITIONSWEISE WERDEN DABEI HÄUFIG AUS-
                                                               LTE SUBSTANZ, HOHE ENERGIEEFFIZIENZ
                                                           45 A
                GEBLENDET.
                                                               Mit Fingerspitzengefühl wurde ein Riegelhaus umgebaut und energetisch
                                                               erneuert. Es erfüllt den Minergie-Standard bei hohem Wohnkomfort.
                                                           47 BESSERES WOHN­GEFÜHL DANK KOMFORTLÜFTUNG
                                                               Das Ehepaar Holzner liess ihr ­Haus nach Minergie-Standard modernisieren
                                                               und eine Komfortlüftung einbauen.
                                                               IMMOBILIENBERUF
                                                               ANDELN AUF KASACHISCHEN PFADEN
                                                           48 W
                                                              Der SVIT Schweiz lud zur Reise in die Hauptstadt Kasachstans, nach Nur-
                                                              Sultan, ein. Ein Bericht über Steppenland und Immobilienprojekte.
                                                               EMINARE UND TAGUNGEN
40
                                                           50 S
                                                           52 KURSE DER SVIT-MITGLIEDERORGANISATIONEN

                   BAU & HAUS                                  VERBAND
                                                               ERJÜNGT IN DIE ZUKUNFT
     GÜTERSCHUPPEN                                         56 V
                                                               Der SVIT Aargau verjüngt sein Präsidium durch die Wahl von David Zum-
     WIRD SZENE-TREFF                                          steg. Adrian Ackermann wird einstimmig zum Ehrenmitglied gekürt.
  EIN VERWAISTER GÜTERSCHUPPEN DER RHÄTI-                      AMMER REGELT GESCHÄFTSJAHR NEU
                                                           61 K
 SCHEN BAHN WIRD ZUM IN-LOKAL UND DEMONS-                     Die SVIT FM Kammer bereinigte ihre Statuten und regelt den Jahresab-
 TRIERT DAMIT, WIE BAULICHER BESTAND IDENTI-                  schluss neu.
    TÄTSSTIFTEND UMGENUTZT WERDEN KANN.                        LTER CHARME IN NEUEM GLANZ
                                                           62 A
   IM ZENTRUM – DER SPEKTAKULÄRE AUSBLICK                     Anlässlich des 8. SVIT-Days erklommen die Mitglieder den Solothurner
             AUF DIE AROSER BERGE.                            Hausberg und erkundeten das neu eröffnete Hotel Weissenstein.

STANDARDS: STELLENMARKT 54 / MARKTPLATZ & PRODUKTE-NEWS 66 / BEZUGSQUELLENREGISTER 74 / ADRESSEN & TERMINE 77 / ZUGUTERLETZT & IMPRESSUM 78
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
«DAS IST KLIMA-
SCHUTZ DURCH
VERBOTE UND
HÖHERE ABGABEN»

4            IMMOBILIA / November 2019
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
FOKUS INTERVIEW
                             KLIMAPOLITIK

                                      Ja zum Klimaschutz mit markt-
                                      wirtschaftlichen Elementen, aber
                                      nicht mit Verboten und Geboten
                                      wie im revidierten CO2-Gesetz
                                      vorgesehen – das ist die Auffas-
                                      sung von Ständerat Martin
                                      Schmid. Angesichts des ange-
                                      schlagenen Tempos ist die Ge-
                                      fahr gross, dass wir die Weichen
                                      in der Klima- und Energiepolitik
                                      falsch stellen und wichtige ande-
                                      re Politikziele ausser Acht lassen.
                                      INTERVIEW—IVO CATHOMEN* FOTOS—URS BIGLER

                            Was ging Ihnen am Abend des
                            Wahlsonntags durch den Kopf?
                              Persönlich war ich sehr zufrieden, die Wiederwahl
                              im ersten Wahlgang geschafft zu haben. In Bezug auf
                              das Gesamtergebnis hat mich das Ausmass der Ver-
                              änderung überrascht – nicht nur hinsichtlich der
                              Kräfteverschiebung zwischen den Lagern, sondern
                              auch innerhalb der Linken, von den Sozialdemokra-
                              ten zu den Grünen.
                            Welche Auswirkungen hat der Ausgang der
                            Wahlen auf die Klimapolitik des Bundes?
                              Eine strengere Klimapolitik ist bis weit hinein ins
                              bürgerliche Lager mehrheitsfähig geworden. Das
                              wird sich auf den Klimakurs des Bundes auswirken,
                              wie die Debatte zur Revision des CO2-Gesetzes
                              zeigt. Im Zentrum steht nicht so sehr die Frage nach
                              den Zielen, sondern jene nach den Instrumenten,
                              wie diese Ziele erreicht werden sollen.

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IMMOBILIA / November 2019                                                       5
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FOKUS INTERVIEW
      KLIMAPOLITIK

Hat der Ständerat – auch im Hinblick                                              Wäre das ein Ausgang, den Sie begrüssen
auf die Wahlen – dem Druck der Strasse                                            würden?
nachgegeben?                                                                        Sagen wir es so: Ich hätte mir ein anderes CO2-Ge-
  Der Ständerat sah sich in der Pflicht, nachdem                                    setz gewünscht. Aus meiner Sicht ist es keine Kata-
  Links und Rechts im Nationalrat einen Scherben-                                   strophe, eine missratene Vorlage nochmals an den
  haufen angerichtet haben. Insofern stimmt der                                     Absender zurückzuschicken. Es geht um ein lang-
  Eindruck. Der Ständerat setzt nun zu meinem                                       fristiges Ziel, und dabei darf die soziale und wirt-
  Leidwesen auf Verbote, Gebote und Steuern.            BIOGRAPHIE                  schaftliche Komponente nebst dem Klimaschutz
                                                        MARTIN
  Marktwirtschaftliche Konzepte bleiben weitest­        SCHMID
                                                                                    nicht auf der Strecke bleiben.
  gehend auf der Strecke.                               (*1969), FDP GR, Dr.
                                                                                  Im Gebäudesektor beschneidet der
Welche Instrumente hätten Sie bevorzugt?                iur. HSG, ist Rechtsan-   Bund mit der Revision den Spielraum der
  Ich möchte vorausschicken, dass ich der Überzeu-      walt und Partner der      Kantone. Die Reaktion fiel entsprechend
  gung bin, dass es einen verbesserten Klimaschutz      Kanzlei Kunz Schmid,      harsch aus. Haben Sie Verständnis für
                                                        Chur. Von 2003 bis
  braucht. Einerseits habe ich mich dafür stark ge-     2011 war er Mitglied      diese Haltung?
  macht, den Deckel auf den CO2-Abgaben aber nicht      der Bündner Regierung,      Ich hätte den Kantonen mehr Kompetenzen bei der
  zu hoch anzusetzen, nämlich beim international        bis 2007 als Vorsteher      Umsetzung im Gebäudesektor eingeräumt. Statt-
                                                        des Departements für
  anerkannten Satz von maximal 120 Franken pro          Justiz, Sicherheit und
                                                                                    dessen wird ihnen die Kompetenz im Gebäudebe-
  Tonne CO2 und nicht bei den jetzt beschlossenen       Gesundheit, danach als      reich nun praktisch entzogen. Der Ansatz der Kan-
  210 Franken. Anderseits bevorzugen wir als Partei     Vorsteher des Departe-      tone, die Themen Energie und Klima aufeinander
  die Förderung von Innovation, die wir als wichtigen   ments für Finanzen          abzustimmen, ist richtig. Sonst werden Ölheizun-
                                                        und Gemeinden. 2011
  Schlüssel für die Lösung des Klimaproblems be-        wurde Martin Schmid         gen durch Wärmepumpen ersetzt, ohne dass die Ge-
  trachten, und setzen auf Lenkungsabgaben statt        in den Ständerat ge-        bäudehülle saniert wird. Das kann aus übergeord-
  Umverteilung.                                         wählt und seither zwei-     neter Sicht nicht das Ziel sein. Bei den Kantonen
                                                        mal wiedergewählt. Er
Wie wird sich der Nationalrat in seiner neu-            ist unter anderem Mit-      entsteht der Eindruck, der Bund ordne nun alles
en Zusammensetzung zur Vorlage stellen?                 glied der Kommission        dem Klimaziel unter.
  Ich gehe davon aus, dass der Nationalrat die Vorla-   für Rechtsfragen und      Aber die Kantone haben auch nicht in
  ge weder weiter verschärft noch massgeblich ent-      der Kommission für        jeder Hinsicht erfüllt. Die Förderprogramme
                                                        Wirtschaft und Abga-
  schärfen wird. Die Signale aus der zuständigen        ben sowie Vizepräsi-      kommen nicht vom Fleck, die Mustervor-
  Kommission deuten darauf hin. Linke und Grüne         dent der Kommission       schriften werden halbherzig eingeführt.
  müssen sich bewusst sein, dass sie den Bogen mit      für Umwelt, Raumpla-      Müsste sich die Kritik der Kantone nicht
                                                        nung und Energie. Im
  Blick auf eine Volksabstimmung nicht überspan-        Weiteren präsidiert er    auch gegen sich selbst richten?
  nen dürfen. Sonst erleidet das Gesetz an der Urne     den Verband «Entwick-       Die Kantone können die Rechnung nicht ohne die
  Schiffbruch.                                          lung Schweiz».              Stimmbürger machen. Mit der Konkretisierung in

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den kantonalen Energiegesetzen wird der Bevölke-        In diesen Gebieten ist der Zielkonflikt offensicht-
                              rung bewusst, was die Umsetzung konkret für sie         lich. Wir wollen die ländlichen und peripheren Ge-
                              bedeutet. Darum ist der Kanton Solothurn mit dem        biete aus regionalpolitischen Überlegungen unter-
                              Energiegesetz durchgefallen. Die Kritik an den För-     stützen, legen ihnen aber mit dem CO2-Gesetz neue
                              derprogrammen und den «Mustervorschriften der           Steine in den Weg. Hier wohnen besonders viele
                              Kantone im Energiebereich» ist teilweise berech-        Wegpendler, die auf das Auto angewiesen sind. Sie
                              tigt. Die jetzigen Förderprogramme erzeugen Mit-        mit hohen CO2-Abgaben zu belasten, läuft der Re-
                              nahmeeffekte, es werden also Erneuerungen sub-          gionalpolitik zuwider.
                              ventioniert, die ohnehin unternommen worden           Ab 2023 wird der maximale CO2-Ausstoss
                              wären. Auch gibt es kaum wirtschaftliche Anreize      pro Quadratmeter Wohnfläche im Fall einer
                              für Ersatzneubauten. Die Mustervorschriften re-       Heizungssanierung begrenzt. Angesichts
                              geln wiederum technische Aspekte bis ins Detail       der Lebenszyklen im Immobilienbereich ist
                              und haben zum Beispiel früher Biogaslösungen          das ziemlich bald …
                              nicht akzeptiert. Das ist kein zielführender Weg.       Hier will der Ständerat das Ziel mit der Brechstan-
                            Kurze Fristen, hohe CO2-Abgaben und ein                   ge erreichen. Darum auch der Eingriff in die Hoheit
                            faktisches Verbot von Ölheizungen setzen                  der Kantone. Eigentlich müsste man reinen Wein
                            Gebäudeeigentümer unter Druck. Schlägt                    einschenken und ein absolutes Ölheizungsverbot
                            der Ständerat ein zu hohes Tempo an?                      erlassen und gleichzeitig offen sagen, dass die Kan-
                              Nicht nur Gebäudeeigentümer, sondern auch alle          tone entmachtet werden.
                              Mieter müssen sich die Frage stellen, was das neue    In der Diskussion über ein Klima- und
                              CO2-Gesetz finanziell für sie bedeutet. Die erfor-    Energielenkungssystem wurde eine Ablö-
MIT BLICK AUF
                              derlichen Erneuerungen bei sanierungsbedürfti-        sung der Förderpolitik durch eine reine
DIE MIETZINSE                 gen und damit vielfach günstigen Wohnungen wer-       Lenkungsabgabe in Aussicht gestellt.
WIRD DIESE                    den sich in höheren Mieten niederschlagen. Anders     Ist das jetzt vom Tisch?
VORLAGE NOCH                  geht das nicht.                                         Ja, mit dem jetzt eingeschlagenen Weg haben wir
VIEL ZU REDEN               Welchen Einfluss hat die aktuelle Leer-                   den Grundsatz der Lenkungsabgabe beerdigt. Der
GEBEN.                      standsproblematik und der hohe Anteil an                  Glaube an die Notwendigkeit von Regulierung
                            privatem Eigentum von Mietliegenschaften?                 überwiegt und wird sich mit der Stärkung des links-
                              Ohne Zweifel wird der Spielraum für energetische        grünen Flügels noch verstärken. Was jetzt vorge-
                              Erneuerungen durch Leerstände verringert. In            schlagen wird, hat wenig mit Lenkungsabgaben zu
                              städtischen Gebieten wird man eine sanierte Woh-        tun, es sind vielmehr verkappte Steuern, insbeson-
                              nung auch mit der zulässigen Umlage der Wertver-        dere dort, wo die Rückerstattung nur noch 51% be-
                              mehrung auf die Mietzinse wieder vermieten kön-         trägt. Eine Lenkungsabgabe würde vollumfänglich
                              nen. Im ländlichen Raum sieht es anders aus.            an die Bürgerinnen und Bürger zurückfliessen.
                              Private Vermieter dürften in der Tendenz einen en-    Mit den Abgaben auf Brenn- und Treibstof-
                              geren finanziellen Spielraum haben als institutio-    fen sowie Flugtickets will der Bund Redukti-
                              nelle Investoren, was Private angesichts des vorge-   onsmassnahmen fördern. Was ist – abgese-
                              schlagenen Zeitplans in Bedrängnis bringen könnte.    hen von der Höhe – dagegen einzuwenden?
                            Sie haben auch den Einfluss auf periphere                 Es ist so, dass die Hälfte der Ticketabgaben und ein
                            Regionen angesprochen. Stösst das CO2-                    Drittel der CO2-Abgaben auf Brennstoffen nicht an
                            Gesetz dort auf besonderen Widerstand?                    die Bevölkerung, sondern in Subventionstöpfe

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SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
FOKUS INTERVIEW
     KLIMAPOLITIK

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                                                                                                                     FINANZIELLE
                                                                                                                     BELASTUNG SETZT
                                                                                                                     DER ZUSTIMMUNG
                                                                                                                     IN EINER VOLKS-
                                                                                                                     ABSTIMMUNG
                                                                                                                     GRENZEN.

  fliessen. Das ist grundsätzlich in Frage zu stellen.     ten Nullenergie-Mehrfamilienhäuser entstehen.
  Denn damit entscheidet der Staat bis ins Detail über     Das wäre sinnvoller als eine Sanierung des Beste-
  die Technologiefrage und nicht der Markt bzw. der        henden. Denn damit ist die Entwicklung wieder
  Eigentümer. Der Staat sollte sich darauf beschrän-       über Jahrzehnte zementiert.
  ken, die Ziele festzulegen und die Umsetzung den       2017 haben wir über die Energiestrategie
  Bürgerinnen und Bürgern überlassen.                    abgestimmt. Passen das Energiegesetz und
Wie könnte die FDP ihre Ablehnung                        das revidierte CO2-Gesetz nun überhaupt
des CO2-Gesetzes in einer                                zusammen?
Volksabstimmung angesichts ihres                           Im komplexen Themenkreis Energie, Klima, Mo-
neuen Klimakurses vertreten?                               bilität und Raumplanung widmen wir uns sequen-
  Das wäre sogar einfacher als für mehr Verbote und        ziell einem Thema nach dem andern, ohne eine ge-
  Steuern einzustehen. Ich bin mit dem eingeschla-         samtheitliche Strategie zu entwickeln. Das ist
  genen Weg einverstanden und nehme den Klima-             teilweise unserem politischen System geschuldet.
  schutz ernst, habe aber erhebliche Zweifel an den        Ich stelle mir aber schon die Frage, woher im Win-
  Massnahmen in ihrer Art und ihrem Umfang.                ter die elektrische Energie für alle Anwendungen
Mit einem Scheitern an der Urne würde sich                 kommen soll, die wir von der fossilen Energie weg
die Revision um Jahre verzögern.                           verlagern wollen. Ich habe Verständnis, dass das
  Dieses Risikos muss sich Links-Grün bewusst sein.        Parlament eine solche Gesamtschau nicht vor-
  Aber die Klimadiskussion ist in der Mitte unserer        nehmen kann. Aber in den zuständigen Departe-
  Gesellschaft angekommen und führt dazu, dass             menten wäre die Expertise vorhanden. Ich sehe
  Konsumenten ihr Verhalten schon heute überden-           darum vor allem den Bundesrat in der Pflicht.
  ken und Investoren den Klimaschutz stärker ge-         Genügt die Energiestrategie 2050 diesem
  wichten. Heute wird kein Bauprojekt mehr reali-        Anspruch nicht?
  siert, das nicht hohen energetischen Anforderungen       Die Energiestrategie 2050 ist eine Atomausstiegs-
  genügt.                                                  strategie. Die Klimaproblematik wird überhaupt
Sie haben von fehlenden Anreizen                           nicht thematisiert. Macht es Sinn, in Zukunft den
für Ersatzneubauten gesprochen.                            Strom zu importieren und von wo und aus welchen
Was wäre zu tun?                                           Produktionsanlagen kommt dieser Importstrom?
  Mit der ersten Etappe der Revision des Raumpla-        Alles in allem fällt Ihre Bilanz zur Vorlage
  nungsgesetzes haben wir den Auftrag zur Verdich-       also ernüchternd aus.
  tung im besiedelten Gebiet erhalten. Das würde           Wenn das Parlament das Reduktionsziel mit dieser
  aber bedingen, dass für den Eigentümer attraktive        Vehemenz und in diesem Tempo umsetzen will,
  Voraussetzungen geschaffen würden, ein Gebäude           kommt es um Verbote und Gebote nicht herum. Als           *IVO CATHOMEN
  abzureissen, statt zu sanieren und so mehr und           liberaler Politiker hätte ich mich lieber auf Ziel vor-
                                                                                                                     Dr. oec. HSG, ist
  energetisch besseren Wohnraum zu schaffen. Wo            gaben beschränkt und den Weg dorthin den Bürge-           Herausgeber der
  heute in der Stadt ein Einfamilienhaus steht, soll-      rinnen und Bürgern überlassen.                           Zeitschrift Immobilia.

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                                                                                                                                                                                              AB

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KONDITIONEN PROFITIEREN!                                                                                                                                                            LEASING

Empf. Brutto-Verkaufspreis, inkl. MwSt., Land Cruiser 2,8 D-4D Profi, 3-Türer, 130 kW / 177 PS, CHF 36’700.–, abzüglich Flottenrabatt von CHF 3’672.– = CHF 33’028.–, Ø Verbr. 7,4 l / 100 km, CO₂ 195 g / km. Leasingrate
CHF 259.– / Mt., Eff. Jahreszins 2,9 %, Anzahlung 25 % des Brutto-Verkaufspreises. Hilux 2,4 D-4D Invincible Double Cab, 125 kW / 170 PS, CHF 45’900.–, abzüglich Flottenrabatt von CHF 4’590.– = CHF 41’310.–,
Ø Verbr. 8,3 l / 100 km, CO₂ 220 g / km. Leasingrate CHF 329.– / Mt., Eff. Jahreszins 2,9 %, Anzahlung 25 % des Brutto-Verkaufspreises. Proace Van Luna L1, 2,0 D-4D, 110 kW / 150 PS, CHF 35’702.–, abzüglich Flottenrabatt
von CHF 7’497.– = CHF 28’205.–, Ø Verbr. 5,3 l / 100 km. Leasingrate CHF 199.– / Mt., Eff. Jahreszins 2,9 %, Anzahlung 26,9 % des Brutto-Verkaufspreises. Die Flottenkonditionen sind gültig für berechtigte Firmenkunden
in der Schweiz und im FL und nicht kumulierbar mit weiteren Cash-Prämien. Für weitere Auskünfte fragen Sie Ihren Toyota Partner. Leasingkonditionen: Eff. Jahreszins 2,9 %, Vollkaskoversicherung obligatorisch,
Laufzeit 36 Monate und 10’000 km / Jahr. Eine Leasingvergabe wird nicht gewährt, falls sie zur Überschuldung führt. Die Leasingkonditionen sind gültig für Vertragsabschlüsse mit Inverkehrssetzung vom
1. Oktober 2019 bis 31. Dezember 2019 oder bis auf Widerruf. Abbildungen enthalten aufpreispflichtige Optionen.
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
IMMOBILIENPOLITIK
   WAHLEN 2019

                                                                                       Die Parlamentarier mit Verbindung zur
«GRÜNE WELLE»                                                                          Immobilienwirtschaft werden sich in
                                                                                       den nächsten vier Jahren ins Zeug
ROLLT DURCHS                                                                           legen müssen. Es sieht nach Verteidi-
PARLAMENT                                                                              gung des Status-quo aus.
                                                                                       TEXT—IVO CATHOMEN*

                                                      ERFREULICHE NEUZUGÄNGE                       ­ rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des
                                                                                                   A
 ERGEBNIS DER VERTRETERINNEN                          Je nach Ausgang des zweiten Wahlgangs        Immobiliensektors, Eigentümer, Investo-
 UND VERTRETER DER
 IMMOBILIENWIRTSCHAFT                              für den Ständerat werden in der bevorste-       ren, SVIT-Mitglieder usw. – zu mobilisie-
                                                   henden Legislatur zwischen 30 und 33 Par-       ren. Die Mobilisierung war für die bürger-
Bildlegende
 Aargau                                            lamentarierinnen und Parlamentarier mit         lichen Parteien diesmal eine besondere
(BILD: NAME).
      Thierry Burkart, FDP, NR  / SR*             einer Verbindung zur Immobilienwirt-            Herausforderung, da die klassischen bür-
      Hansjörg Knecht, SVP, NR  / SR*             schaft im National- oder Ständerat sitzen.      gerlichen Themen wie Arbeits- und Wirt-
      Matthias Jauslin, FDP, NR                   Das sind weniger als erhofft, aber mehr als     schaftsplatz, EU, Zuwanderung, Steuern
      Jean-Pierre Gallati, SVP, NR +               befürchtet. Der Rückgang der Stimmenan-         und Finanzen nicht zogen. Dieser Umstand
      (Maja Riniker, FDP, NR +)                    teile und die entsprechenden Sitzverluste       dürfte vor allem für die Sitzverluste der
 Basellandschaft                                   von SVP, FDP, BDP und CVP treffen auch          SVP hauptverantwortlich sein, bei BDP
      Daniela Schneeberger, FDP, NR  / SR*        einige engagierte Interessenvertreter des       und FDP kommen Wechselwähler hin zur
 Freiburg                                          Sektors: So fallen die Bisherigen Peter         GLP hinzu.
      Christine Bulliard-Marbach, CVP, NR 
                                                   Schilliger (FDP, LU, und Mitglied des Poli-
 Genf
                                                                                                   MIETRECHT BLEIBT AUF DER
      Christian Lüscher, FDP, NR 
                                                                                                   AGENDA
      Hugues Hiltpold, FDP, SR*
      Vincent Maître, CVP, NR +
                                                                                                      Was die Immobilienwirtschaft in den
 Graubünden                                                                                        kommenden vier Jahren erwarten dürfte,
      Martin Schmid, FDP, SR                                                                      deutete die weit links politisierende Partei-
 Luzern                                                                                            präsidentin der Grünen, Regula Rytz, am
      Damian Müller, FDP, SR                                                                      Wahlsonntag gegenüber den Medien bereits
      Albert Vitali, FDP, NR                                                                      an: So soll die Aushöhlung des Mietrechts
 Neuenburg                                                                                         während der letzten Legislatur wieder kor-
      Philippe Bauer, FDP, SR +                                                                    rigiert werden. Worauf sie sich konkret be-
 Nidwalden                                                                                         zog, führte sie nicht aus. Während der letz-
      Hans Wicki, FDP, SR                                                                         ten vier Jahre beschloss das Parlament
      Peter Keller, SVP, NR 
                                                                                                   keine einzige entsprechende Gesetzesrevi-
 Obwalden
                                                                                                   sion, schon gar keine Liberalisierung. Mit
      Erich Ettlin, CVP, SR 
 Schwyz
                                                                                                   verschiedenen Vorstössen versuchten die
      Pirmin Schwander, SVP, NR  / SR*
                                                                                                   Bürgerlichen, die einseitige Rechtspre-
                                                   Bis zu 64 Neugewählte werden hier in der Win-   chung des obersten Gerichts zu korrigieren
 Tessin
                                                   tersession Platz nehmen (BILD: PARLAMENT.CH).   – insgesamt mit bescheidenem Erfolg. Nun
      Alex Farinelli, FDP, NR +
      Giovanni Merlini, FDP, SR*                                                                   sieht es eher nach Verteidigung aus. Man
      Rocco Cattaneo, FDP, NR                     tischen Beirats des SVIT Schweiz), Hans-        wähnt sich im endlosen Grabenkrieg.
      Fabio Regazzi, CVP, NR                      Ulrich Bigler (FDP, ZH), Sebastian Frehner         Im neu zusammengesetzten Nationalrat
 Thurgau                                           (SVP, BS), Roberta Pantani (Lega, TI) und       werden die wiedererstarkten Grünen nebst
      Brigitte Häberli, CVP, SR                   Laurent Wehrli (FDP, VD) aus den Rängen.        ihrer linken Politik in Steuer-, Finanz- und
 Waadt                                                Aufgrund des Wahlerfolgs schicken die        Sozialfragen vor allem dem CO2-Gesetz ih-
      Olivier Feller, FDP, NR                     Grünen und Grünliberalen besonders viele        ren Stempel aufdrücken wollen. Hier ist es
      Olivier Français, FDP, NR + / SR*
                                                   Neugewählte nach Bern. Es gibt aber auch in     an den Kantonen, sich die Autonomie im
      Isabelle Moret, FDP, NR 
                                                   den Bundesratsparteien Neuzugänge mit Be-       Energiebereich möglichst zu erhalten.
      Jacqueline de Quattro, FDP, NR +
      (Laurent Wehrli, FDP, NR )
                                                   zug zur Immobilienwirtschaft: Jean-Pierre       Grenzwerte und Fristen im Gebäudebe-
 Wallis                                            Gallati (SVP, AG), Vincent Maître (CVP, GE),    reich dürften aber eher verschärft werden.
      Philippe Nantermod, FDP, NR                 Alex Farinelli (FDP, TI), Jacqueline de Quat-      Ob die «progressiven Kräfte» mit ihrer
      Beat Rieder, CVP, SR*                        tro (FDP, VD), Sidney Kamerzin (CVP, VS)        «Links-Mitte-Dominanz» im Parlament
      Sidney Kamerzin, CVP, NR +                   und Andri Silberschmidt (FDP, ZH). Unter        tatsächlich so viel bewegen, wie SP-Präsi-
 Zürich                                            den Mietervertretern muss Mieterverbands-       dent Christian Levrat – notabene mit seiner
      Regine Sauter, FDP, NR                      präsident Carlo Sommaruga (SP, GE) für den      Partei ebenfalls ein Verlierer der Wahlen –
      Gregor Rutz, SVP, NR                        angestrebten Ständeratssitz in den              in Aussicht stellte, wird sich weisen.
      Andri Silberschmidt, FDP, NR +               zweiten Wahlgang, ebenso Vizepräsidentin
 Zug                                               Marina Carobbio (SP, TI). Ihr Nationalrats-
      Heinz Tännler, SVP, SR*                      mandat wurde bestätigt.
      Gerhard Pfister, CVP, NR 
                                                      Der SVIT unterstützte insgesamt 86
                                                   Kandidatinnen und Kandidaten mit einer
  bestätigt, + neu, * 2. Wahlgang, in Klammern:
 mögliche Nachrückende
                                                   intensiven Social-Media- und Online-                          *IVO CATHOMEN
                                                   Kampagne. Ziel war es, die Wählerinnen                        Dr. oec. HSG, ist Herausgeber der
                                                   und Wähler aus den eigenen Reihen –                           Zeitschrift Immobilia.

   10                                                                                                                           IMMOBILIA / November 2019
KURZMELDUNGEN

                                    CO2-GESETZ IN
                                    DER GROSSEN
                                    KAMMER
SCHWEIZ                                Die Umweltkommission des
                                    Nationalrats ist Ende Oktober
REVISION                            auf die vom Ständerat in der
ERBRECHT AUF                        Herbstsession verabschiedete
DER ZIELGERADEN                     Vorlage zur Revision des CO2-
   Die Kommission für Rechts-       Gesetzes eingetreten und hat
fragen des Nationalrats hat         diese ein erstes Mal beraten.
Mitte Oktober die Revision des      Die Kommission folgt dabei in
Erbrechts beraten und ist dem       den wesentlichen Zügen den
Ständerat gefolgt. Die Verfü-       Entscheiden des Ständerats.
gungsfreiheit der Erblasserin       Mit einigen Abweichungen be-
oder des Erblassers soll ver-       stätigt sie zentrale Entscheide
grössert werden, indem der          bei den Reduktionszielen und
Pflichtteil für die Nachkom-        der Kompensation im Ver-
men verkleinert, der Pflichtteil    kehrsbereich.
für die Eltern ganz gestrichen
und mit der Einführung eines        JA ZUM SCHUTZ
Unterstützungsanspruchs fak-        VOR STRASSEN­
tische Lebenspartnerschaften        LÄRM
berücksichtigt werden können.          Die Kommission für Ver-
Wie der Ständerat hat sich
auch die Kommission dafür
                                    kehr und Fernmeldewesen des
                                    Nationalrats (KVF-N) will die                                               OB BIM-
ausgesprochen, den vom Bun-
desrat vorgeschlagenen Unter-
                                    Bevölkerung unverändert vor
                                    Strassenlärm schützen. Aus                                                  MANAGER
stützungsanspruch des fakti-
schen Lebenspartners aus dem
Entwurf zu streichen.
                                    diesem Grund soll der Bund die
                                    Kantone und Gemeinden wei-
                                    terhin finanziell unterstützen.
                                                                                                                ODER
REVISION DES
                                    Die KVF-N schliesst sich des-
                                    halb Bundesrat und Ständerat
                                                                                                                BAU-
RECHTS ZUM
STOCKWERK­
                                    an und beantragt ihrem Rat ei-
                                    ne entsprechende Motion zur
                                                                                                                MEISTER:
EIGENTUM                            Annahme.                                                                    Erfahren Sie alles zur
      Die Rechtskommission des
Nationalrats beantragt ihrem        WARTEZEITEN FÜR                                                             Digitalisierung im
Rat die Annahme der Motion          EINMALVERGÜ­                                                                Swissbau Innovation Lab
«55 Jahre Stockwerkeigentum.        TUNG VERKÜRZEN                                                              an der führenden Fach-
Zeit für ein Update». Diese be-        Im laufenden Jahr können
                                                                                                                messe der Bau- und
auftragt den Bundesrat, die ge-     nach Angabe des Bundes insge-
setzlichen Bestimmungen zum         samt rund 15 700 Anlagen zur                                                Immobilienwirtschaft.
Stockwerkeigentum so anzu-          Stromproduktion aus erneuer-
passen, dass den Empfehlun-         baren Energien neu gefördert
gen aus dem Bericht zum             werden. Mit den 2020 verfüg-
­Postulat «Fünfzig Jahre Stock-     baren Mitteln werden nun die
 werkeigentum. Zeit für eine        Wartelisten für die Einmalver-
 Gesamtschau» von Andrea            gütungen für kleine Photovol-       Main Partner Swissbau Innovation Lab:

 ­Caroni, FDP AR, Rechnung          taikanlagen auf unter ein Jahr
  ­getragen wird. Mit dieser An-    verkürzt. Anfang 2019 befan-
   passung sollen Lücken ge-        den sich 15 500 Anlagen auf der
   schlossen und Anwendungs-        Warteliste. Bis Ende des Jah-
   probleme gelöst werden.          res werden 115 Mio. CHF an
   Namentlich soll eine klare Re-   rund 13 500 Anlagenbetreiber        Themenpartner:
   gelung der Begründung des        ausbezahlt. Bis Ende 2020 wird
   Stockwerkeigentums vor Fer-      die Einmalvergütung voraus-
   tigstellung des Gebäudes und     sichtlich für alle Anlagenbe-
   der besonderen Nutzungsrech-     treiber ausbezahlt, die ihr voll-
   te an gemeinschaftlichen Tei-    ständiges Gesuch bis zum
                                                                        Medienpartner:
   len eingeführt werden.           31. Januar 2020 einreichen.

IMMOBILIA / November 2019
IMMOBILIENWIRTSCHAFT
   STOCKWERKEIGENTUM

                                                                                                Rund jede fünfte Eigentumswohnung

«BUY TO LET»:
                                                                                                geht heute an Privatpersonen, die sie
                                                                                                als Anlageobjekt erwerben und an
                                                                                                Dritte vermieten. Die Gefahren dieser
RENDITE MIT RISIKO                                                                              attraktiv scheinenden Investitionswei-
                                                                                                se werden dabei häufig ausgeblendet.
                                                                                                TEXT—DANIEL BARBEN*

 NEUE AKTEURE AUF DEM
MARKT                                                                                               Die Migros Bank schätzt, dass heute
   Früher kaufte man sich eine Eigentums-                                                           zwischen 15 und 20% der STWE-Neubau-
                                                                                                    wohnungen an Käufer gehen, die gar nie
wohnung und zog selbst ein. In einzelnen                                                            selbst einziehen wollen.
Fällen erfolgte der Kauf im Hinblick auf                                                            BILD: 123RF.COM
den Lebensabend. Bis es soweit war, wurde
die Wohnung vermietet. Alles in allem: e­ ine
überschaubare Situation für Vermarkter
und Bewirtschafter von Stockwerkeigen-
tum (STWE). Doch diese Zeiten sind vor-
bei: Das aktuelle Niedrigzinsumfeld und
der Mangel an Alternativen haben neue Ak-
teure auf den Immobilienmarkt gebracht.
Die Migros Bank schätzt, dass heute zwi-
schen 15 und 20% der STWE-Neubauwoh-
nungen an Käufer gehen, die gar nie selbst
einziehen wollen. Ihr Ziel ist ein anderes:
Sie investieren, um ihr Geld gewinnbrin-
gend anzulegen.
   Buy-to-let nennt sich dieses Modell, das
landesweit im Trend ist. Und es scheint tat-
sächlich attraktiv: Bei einem Kaufpreis von
1 Mio. CHF und realistischen Mieteinnah-
men von 30 000 CHF pro Jahr errechnet
sich eine Bruttorendite von 3% – wesent-
lich mehr als mit anderen Anlagekatego-
rien ausser Aktien, die aber ein grösseres
Schwankungsrisiko mit sich bringen. Als
Zuckerguss kommt die erwartete Wert-
steigerung hinzu. Und so erstaunt es nicht,
dass sich immer mehr Privatpersonen als
Mini-Immobilieninvestoren versuchen.
Gleichzeitig werden sie zum Feierabend-               gehen ebenso vergessen wie Reparaturen,                   Hinzu kommt, dass solche Privatinves-
vermieter, in den allermeisten Fällen ohne            Einlagen in den Erneuerungsfonds, Gebäu-               toren auch ein Marktrisiko eingehen. Sie
entsprechende Fachkenntnisse.                         deversicherung und die Verwaltungskosten               bringen ihre preislich meistens im oberen
                                                      für das STWE. Je nach Ausformulierung                  Segment liegende Neubauwohnung heute
RENDITEN WERDEN SCHÖNGE-                              der Nebenkosten im Mietvertrag kann dem                auf einen Mietmarkt mit einer Leerstands-
RECHNET                                               Mieter allenfalls nur ein Teil der Neben-              ziffer von 1,66. Die Vorstellungen bezüglich
   Wie der Alltag zeigt, malen sich viele­der         kosten überwälzt werden – der Rest bleibt              des zu erzielenden Mietpreises sind deshalb
Buy-to-let-Investoren im Kaufzeitpunkt                am Eigentümer hängen. Überrascht war                   oft überzogen – insbesondere für Wohnun-
ihre Rendite viel zu rosig aus und berück-            auch jener Privatinvestor, der aufgrund der            gen, die nicht an Toplagen sind. Nach einem
sichtigen oft nur ihre Kapitalkosten und              Mietzinseinnahmen plötzlich in eine höhe-              Leerstand kann es zudem Monate dauern,
vielleicht noch die Transak­tionskosten. In-          re Steuer­progression geriet und seine Ziel-           bis wieder ein Mieter gefunden ist. Ent-
standstellungskosten nach Mieter­wechseln             rendite verhagelt sah.                                 scheidet man sich vor diesem Hintergrund
                                                                                                             für eine Wohnung an attraktiver Lage, ist
                                                                                                             der Kaufpreis heute so hoch, dass nur schon
 SPEZIALFALL AIRBNB                                                                                          die Bruttorendite kümmerlich ausfällt. Vie-
 Höhere Renditen als die langfristige Vermietung einer als Investition erworbenen Wohnung verspricht
                                                                                                             le der neuen Privatinvestoren kaufen sich
 die Vermietung über digitale Plattformen für Kurzzeitaufenthalte. Paradebeispiel dafür ist Airbnb. Doch     zudem nur eine einzige Wohnung und han-
 wer diesen Weg wählt, geht verschiedene Risiken ein. Da ständig wechselnde Wohnungsnutzer und               deln sich ein Klumpenrisiko ein.
 hotelähnliche Zustände Unruhe in eine STWE-Gemeinschaft bringen, schliessen heute viele STWE-Re-
 glemente in Neubauten Kurzzeitvermietungen aus. Juristisch noch nicht gefestigt ist der Umgang mit          VERMARKTER UND BEWIRTSCHAF-
 nachträglichen Nutzungsbeschränkungen in bereits bestehenden Reglementen. Womit «Buy to let»-In-
                                                                                                             TER SIND EBENFALLS BETROFFEN
 vestoren jedoch auf jeden Fall rechnen müssen, sind regulatorische Einschränkungen durch die Be­
 hörden. Einzelne Schweizer Städte sind bereits aktiv geworden. Der enorme zeitliche Aufwand für             Doch was gehen diese Probleme und Risi-
 ­Reinigung, Waschen, Gästebetreuung und Administration relativiert die Attraktivität des Kurzzeitver-       ken der privaten Investoren die Vermarkter
  mietungsmodells weiter.                                                                                    und Bewirtschafter von STWE an? Die Ant-
                                                                                                             wort lautet: sehr viel. Seriöse Vermarkter

  12                                                                                                                                   IMMOBILIA / November 2019
6

                                                Tauchen mit ihren Mietern Probleme auf,
                                                sind sie für den STWE-Bewirtschafter und
können kaum Interesse daran haben, insta-       die anderen Eigentümer der Ansprechpart-
bile und von Anfang an problembehaftete         ner – und nicht etwa der Mieter.
STWE-Gemeinschaften zusammenzustel-                 Ein klassisches Beispiel für das Kon-
len. Dies ist jedoch der Fall, wenn Privatin-   fliktpotenzial der neuen Konstellation mit               Die anhaltende Niedrigzinssituation
vestoren rasch wiederverkaufen oder zur         Buy-to-let-Investoren und ihren Mietern               lässt vermuten, dass das Buy-to-let-Modell
Renditesicherung auf kurzfristige Vermie-       ist die Kommunikation innerhalb einer                 noch länger attraktiv bleibt. Vermarkter
tungsmodelle wie Airbnb setzen (siehe Box).     STWE-Gemeinschaft. Der Informations-                  und Bewirtschafter tun gut daran, sich auf
    Noch stärker betroffen als Vermarkter       fluss geht vom Bewirtschafter zu den                  diese Situation einzustellen und sowohl in
sind STWE-Bewirtschafter, weil für die          ­Eigentümern – zum Beispiel, wenn es um               der Beratung von Kaufinteressenten als
Mietparteien in einer STWE-Gemeinschaft          die anstehende Garagenreinigung geht, für            auch im Bewirtschaftungsalltag neue Lö-
auch das Mietrecht gilt. Dieses kann ihnen       die alle Fahrzeuge aus der Garage gefahren           sungsansätze zu entwickeln.
unter Umständen mehr Rechte zusprechen,          werden müssen. Vergisst der Privatinves-
als sie die anderen Stockwerkeigentümer          tor, dies an seine Mieter weiterzuleiten,
haben. Hinzu kommt das nicht zu unter-           kann das Reinigungsunternehmen seinen                              *DANIEL BARBEN
schätzende Konfliktpotenzial zwischen            Job nicht oder nur unter erschwerten Um-                           Der Autor ist Stv. CEO der
­Eigentümern und Mietern im selben Gebäu-        ständen ausführen – allseitiger Ärger und                          Immobiliendienstleisterin CSL
 de. Was viele Kleininvestoren vergessen:        Mehrkosten inklusive.                                              Immobilien AG in Zürich.

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                                                            Urs Rüdlinger, Geschäftsführer eXtenso IT-Services AG

                                                                                                        eXtenso IT-Services AG
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IMMOBILIENWIRTSCHAFT

10
   EIGENTÜMERGEMEINSCHAFT
                                                                                   Die Installation von Ladestationen für

STEIGENDER
                                                                                   Elektrofahrzeuge in gemeinschaftli-
                                                                                   chen Einstellhallen wird als «nützliche»
                                                                                   bauliche Massnahme betrachtet. Da-
BEDARF NACH                                                                        bei sollte die Gemeinschaft einen weit-
                                                                                   blickenden Ansatz verfolgen und ein

LADESTATIONEN                                                                      Ladesystem errichten, das einen
                                                                                   wachsenden Bedarf abdecken kann.
                                                                                   TEXT—NOÉMI BIRO & MICHEL DE ROCHE*

  TECHNISCHE
VORAUSSETZUNGEN
   In der Schweiz ist Elektromobilität ge-
fragter als je zuvor. Gleichzeitig steigt das
Bedürfnis nach geeigneten Lademöglichkei-
ten. Obwohl das Angebot an öffentlichen La-
destationen stetig wächst, sind Benützer von
E-Fahrzeugen langfristig darauf angewie-
sen, zuhause eine eigene Ladestation zu ha-        E-Fahrzeuge –
                                                   Handlungs-
ben. Steht das Fahrzeug dort in einer gemein-      wege im
schaftlichen Einstellhalle, wie das bei den        Stockwerk-
meisten Stockwerkeigentümern der Fall ist,         eigentum.
stellen sich schnell komplexe Rechtsfragen.        BILD: 123RF.COM
   Für das dauerhafte Laden eines Elek­
trofahrzeuges ist eine gewöhnliche Haus-
haltssteckdose ungeeignet. Soll in einer
kleinen Gemeinschaft mit nur wenigen
Fahrzeugen keine eigenständige Ladestati-
on errichtet werden, ist zumindest eine sog.
CEE-Industriesteckdose notwendig. Meis-
tens müssen solche in Einstellhallen erst
noch von einem Elektroinstallateur einge-
baut werden. Zudem lässt sich die Überlas-
tung des Stromkreises mit einem rudimen-
tären Lastmanagementsystem verhindern,
das die verfügbare Ladeleistung gleichmäs-
sig verteilt. Trotz der damit verbundenen
Kosten ist aber nur eine sehr beschränkte
Ladeleistung verfügbar, d. h. die Ladezeit
ist relativ lange und der Hausanschluss
derweil – gerade bei zeitgleicher Ladung        die vom Basismodell zu sehr ausgeklügel-        nämlich damit zu rechnen, dass immer mehr
von mehreren Fahrzeugen – stark belastet.       ten Infrastrukturen reicht. Deren Installa-     Stockwerkeigentümer eine Ladestation in
                                                tion und Benutzung ist mit ebenso variie-       Anspruch nehmen werden.
NEUE LADEINFRASTRUKTUR                          renden Einrichtungs- und Betriebskosten
   Bedarf es einer schnelleren Lademög-         verbunden. Dabei sind auch hierzulande in-      RECHTSLAGE BEI
lichkeit, oder handelt es sich ohnehin um       novative Ladesysteme erhältlich, die mit ei-    GEMEINSCHAFTLICHEN
eine grössere Stockwerkeigentümerge-            ner externen Grundinstallation funktionie-      EINSTELLHALLEN
meinschaft, ist die Installation einer ei-      ren. Solche Systeme erlauben die zeitgleiche       Tiefgaragen bilden meist eigenständige
genständigen Ladestation mit erhöhter           Ladung von bis zu 30 Autos, ohne dass die be-   Stockwerkeinheiten, die im Miteigentum
Stromleistung unabdingbar. Der erwähnte         stehenden Hausanschlüsse ausgebaut wer-         der jeweiligen Stockwerkeigentümer ste-
Überlastungsschutz sowie weitere Siche-         den müssen. Je grösser die Stockwerkeigen-      hen. Den Stockwerkeigentümern (bzw. den
rungsmassnahmen sind darin integriert.          tumsgemeinschaft, desto eher ist jedenfalls     Stockwerkanteilen) werden im Reglement
Die Stromabrechnung zwischen den Benut-         ein System zu wählen, welches möglichst         lediglich Sondernutzungsrechte an den ein-
zern erfolgt mittels einer integrierten Soft-   viele Abstellplätze mit Strom versorgen und     zelnen Parkplätzen zugeteilt; die Einstell-
ware. Mit dieser kann auch der Zugang zur       die zeitgleiche Ladung von mehreren Fahr-       halle – und damit auch die elektrische Infra-
Ladestation auf einen einzelnen oder meh-       zeugen sichern kann. Zudem soll es ein Sys-     struktur – bleibt stets ein gemeinschaftlicher
rere Stockwerkeigentümer beschränkt wer-        tem sein, das sich später – bei Bedarf – mit    Teil. Sofern reglementarisch nicht anders
den. Es besteht inzwischen eine erhebliche      relativ geringem Aufwand ausweiten lässt.       geregelt, bedürfen bauliche Massnahmen
Bandbreite an verfügbaren Ladesystemen,         Angesichts der derzeitigen Entwicklung ist      daran – sei es für die Installation einer In-
                                                                                                dustriesteckdose oder für den Ausbau ei-
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                                                                                                stimmung der Miteigentümergemeinschaft
                                                                                                (MEG). Wird diese nicht eingeholt und das

                www.visualisierung.ch                                                           benötigte Ladesystem eigenständig instal-
                                                                                                liert, kann die Gemeinschaft deren sofortige
                                                                                                Beseitigung auf Kosten des entsprechenden
                                                                                                Eigentümers verlangen.

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Anschlüsse von weiteren Parkfeldern zu
                                              ermöglichen. Der Ausbau der elektrotech-        POSITION DER FACHKAMMER
                                              nischen Gebäudeinfrastruktur bzw. das           STOCKWERKEIGENTUM SVIT
                                              Einrichten einer ausbaufähigen Grundins-        Die Fachkammer Stockwerkeigentum vertritt
                                              tallation sind gegenüber einer beantragten      klar die Auffassung, dass der Einbau von E-La-
                                                                                              destationen in Autoeinstellhallen eine nützliche
                                              Einzelerschliessung zumindest langfristig
                                                                                              bauliche Massnahme darstellt, welche gemäss
                                              vorteilhafter (es sei denn, es werde nur ei-    Art. 647d ZGB mit dem qualifzierten Mehr nach
                                              ne Übergangslösung mit Blick auf eine oh-       Köpfen und Wertquote beschlossen werden
                                              nehin anstehende Sanierung gesucht).            muss.

                                              UMSETZUNGSVARIANTEN
                                                 Je nach Beschluss der MEG sind bei          und können die installierte Ladestation
                                              der Umsetzung verschiedene Vorgehens-          entweder mieten oder kaufen. Unabhän-
                                              weisen denkbar: Ist der antragsstellende       gig von der gewählten Variante bleibt je-
                                              Miteigentümer bereit, die Kosten für ein       denfalls klar, dass der Stromverbrauch der
                                              Ladesystem (und nicht nur für einen Ein-       Ladestation(en) auf die jeweiligen Strom-
                                              zelanschluss) zu übernehmen, kann ihn          bezüger zu verteilen ist.
                                              die Gemeinschaft zu dessen Installation
                                              ermächtigen. Gleichzeitig können sich die      SCHLUSSWORT
                                              übrigen Miteigentümer das Recht einräu-            Bei der Beschlussfassung über die Er-
                                              men lassen, das System – unter anteiliger      richtung eines Ladesystems muss klar
                                              Übernahme der Anschaffungs- bzw. Er-           sein, wer, was, wieweit installiert und wer
                                              schliessungskosten – später zu benützen,       für den Unterhalt verantwortlich ist. Heut-
                                              um auch ihr eigenes Parkfeld zu erschlies-     zutage gibt es diverse Anbieter, die es auch
                                              sen. Alternativ dazu und mit Blick auf die     Liegenschaftsverwaltungen ermöglichen,
                                              zu erwartende Entwicklung kann die MEG         eine Ladeinfrastruktur mit nur minima-
                                              beschliessen, dass sie die für ein funkti-     lem Aufwand zu betreiben. Alternativ da-
                                              onierendes Ladesystem erforderlichen           zu kann das Einrichten und der Betrieb der
                                              Massnahmen selbst trifft. Hierbei kann         Ladeinfrastruktur ausgelagert werden. Auf
                                              sie zunächst eine Grundinfrastruktur er-       lange Sicht werden Miteigentümer ihre In-
BESCHLUSSFASSUNG                              stellen und den antragstellenden (oder         frastruktur wohl nicht nur aus Solidarität
   Der Einbau einer Ladestation für E-        später interessierten) Miteigentümer be-       zur Gemeinschaft für die Bedürfnisse der
Fahrzeuge muss anlässlich einer Ver-          rechtigen, den Endausbau der Ladestati-        Elektromobilität anpassen müssen. Viel-
sammlung der MEG beantragt werden.            on zu seinem Parkplatz auf eigene Kosten       mehr ist in diesem Bereich vermehrt mit
Sinnvollerweise sind hierzu vorab die         vorzunehmen. Möglich ist auch, dass die        privat- und öffentlich-rechtlichen Aufla-
elektrotechnische Infrastruktur der Gara-     MEG jeweils den Endausbau zum Park-            gen zu rechnen. So müssen neu erstellte
ge sowie mögliche Auswirkungen auf die-       feld bei Bedarf selbst vornimmt und diese      Autoeinstellhallen in Frankreich seit dem
se abzuklären. Obwohl diesbezüglich Ge-       Zusatzkosten dann auf den damit begüns-        1. Januar 2017 zwingend mit Ladestationen
richtsentscheide noch ausstehen, darf         tigten Miteigentümer überwälzt. Gleiches       ausgerüstet werden.
man davon ausgehen, dass die Installati-      gilt für die Unterhalts- und Betriebskosten:
on einer Ladestation zwar keine notwen-       Entweder sie werden gesamthaft als Ge-
dige, aber immerhin eine nützliche bau-       meinschaftskosten getragen (und teilwei-
liche Massnahme darstellt, die – andere       se auf den Endverbraucher überwälzt) oder
reglementarische Bestimmungen vorbe-          die Gemeinschaft übernimmt diese nur für
halten – gemäss Art. 647d ZGB das qualifi-    den Grundausbau und der jeweilige Strom-
zierte Mehr nach Köpfen und Wertquoten        bezüger dann direkt für den Endausbau.
                                                                                                            *DR. NOÉMI BIRO
erfordert. Aufgrund der vielfältigen tech-    Schliesslich gibt es die Möglichkeit, eine
                                                                                                            Die Autorin ist Advokatin bei
nischen Möglichkeiten ist mit diesem Be-      externe Partnerschaft einzugehen. Diver-                      Moser de Roche & Partner AG
schluss, gleichzeitig die Art des Ladesys-    se private wie auch öffentliche Unterneh-                     in Basel und betreut unter anderem
tems sowie die Verantwortung für dessen       mungen bieten in diesem Zusammenhang                          Immobilienkunden.
Errichtung und Betrieb möglichst detail-      Allround-Pakete an: Die Grundinstallati-
liert zu regeln. Auch wenn nur eine Einzel-   on sowie die benötigten Einzelanschlüs-                       *MICHEL DE ROCHE
falllösung mit gewöhnlichem Anschluss         se werden dabei kostenlos eingerichtet.                       Der Autor ist Advokat bei Moser de
an der Hausverteilungsanlage beantragt        Die einzelnen Stockwerkeigentümer be-                         Roche & Partner AG in Basel und
                                                                                                            betreut vornehmlich Immobilien-
wird, tut eine MEG gut daran, die Einrich-    zahlen dem Partner sodann einen einma-                        kunden. Er ist zudem Präsident der
tung eines ganzheitlichen, sog. smarten       ligen Anschlusspreis sowie die – allen-                       Fachkammer Stockwerkeigentum
Lade­systems zu prüfen, um später auch        falls pauschal erhöhten – Betriebskosten                      des SVIT.

IMMOBILIA / November 2019                                                                                                                  15
IMMOBILIENWIRTSCHAFT
  STOCKWERKEIGENTUM

                                                                                 Weihnachtsbeleuchtung wird als
FESTBRAUCH                                                                       störend empfunden oder als festlicher
                                                                                 Brauch geschätzt. Dies führt in Stock-

ODER STÖRENDES                                                                   werkeigentümergemeinschaften oft
                                                                                 zu Diskussionen. Doch wie hat sich der

«BLING-BLING»?
                                                                                 Verwalter in diesem Spannungsfeld zu
                                                                                 verhalten? TEXT—STEFANIE HAUSMANN*

  EINLEITUNG
   Alljährlich schmücken diverse Stockwerkeigentü-
mer etwa die gemeinschaftliche Aussenfassade eines
Gebäudes und die zu ausschliesslichem Sondernut-
zungsrechten ausgewiesenen Gärten mit Weihnachts-
beleuchtungen (u. a. beleuchtete Sterne und Lichter-
girlanden). Es scheint, als ob die Ideen grenzenlos sind
und sich kreative Stockwerkeigentümer ein gegenseiti-
ges Wettrüsten liefern.
   Die rechtlichen Grundlagen zum Stockwerkeigen-
tumsrecht lassen auch im Umgang mit festlicher Um-
gebungsgestaltung einen erheblichen Handlungsspiel-
raum zu. Um das Zusammenleben in der Gemeinschaft
gerade in der Advents- und Weihnachtszeit friedlich zu
gestalten, dürften aber ohnehin pragmatische Lösungs-
ansätze als das sture Einhalten gesetzlicher Vorgaben
zielführend sein. Der Verwalter wird automatisch zum
Berater, Mediator und Schlichter. Die psychologische
und soziale Dimension seiner Tätigkeit nimmt in sol-
chen Belangen zu. Doch wie kann er derartige Tätigkei-
ten, welche über seine klassischen Aufgaben als Ver-
walter hinausgehen, überhaupt erfolgreich bestreiten?

RECHTLICHE EINORDNUNG VON WEIH-
NACHTSBELEUCHTUNG
   Der einzelne Stockwerkeigentümer ist grundsätz-
lich in der Verwaltung, Benutzung und der baulichen
                                                           Der Verwalter wird
Ausgestaltung seiner eigenen Räume frei, wobei er          automatisch zum
                                                                                 ROLLE DES VERWALTERS
etwa gemeinschaftliche Teile weder beschädigen             Berater, Mediator        Die rechtliche Beziehung zwischen dem Verwal-
noch in ihrer Funktion und äusseren Erscheinung            und Schlichter. Die   ter und der Stockwerkeigentümergemeinschaft ge-
beeinträchtigen darf (Art. 712a Abs. 2 ZGB).               psychologische und    staltet sich als Dienstleistungsvertrag, wobei sich in
   Weihnachtsbeleuchtungen bezwecken die Gestal-           soziale Dimension     der Praxis v. a. der Auftrag sehr gut für die Vertrags­
                                                           seiner Tätigkeit
tung eines Gebäudes. Damit beeinträchtigen sie auto-       nimmt in solchen      beziehung eignet. Dabei legt bereits das Gesetz die
matisch das äussere Erscheinungsbild einer Liegen-         Belangen zu.          Aufgaben des Verwalters in den Grundzügen fest
schaft und stellen – je nach Art und Umfang – eine         BILD: 123RF.COM       (Art. 712s und Art. 712t ZGB). Er ist namentlich für
vorübergehende Änderung oder eine bauliche Mass-                                 die Einberufung und Leitung der Stockwerkeigentü-
nahme an gemeinschaftlichen Bauteilen dar. Oder                                  merversammlung und für die Umsetzung/Kontrol-
anders: Die Stockwerkeigentümerversammlung hat                                   le der gefassten Beschlüsse sowie die Einhaltung des
grundsätzlich darüber Beschluss zu fassen.                                       Reglements und der Gesetze verantwortlich.
   Weiter sind auch die Bestimmungen des öffentli-                                  Beschlüsse werden somit einzig von der Stock-
chen Baurechts und des privat-/nachbarschaftsrechtli-                            werkeigentümerversammlung gefasst. Dem Verwal-
chen Immissionsschutzes (Art. 684 ZGB) zu beachten.                              ter kommt eine rein beratende Funktion zu. Diese be-
Das Bundesgericht hat bis anhin einzig die Weihnachts-     GIBT DER VER-         ratende Funktion setzt aber zwingend eine gewisse
beleuchtung unter dem Aspekt der Umweltgesetz­             WALTER EINE           Unabhängigkeit/Neutralität des Verwalters voraus.
gebung beurteilt. Gemäss Bundesgericht handelt es          WOHLÜBER-             Verliert der Verwalter seine Unabhängigkeit, kann er
sich dabei um Immissionen, die nicht als unerwünsch-       LEGTE EMP-            nämlich seine Kontrollfunktion nicht wahrnehmen
                                                           FEHLUNG AB,
te Nebenwirkung einer bestimmten Tätigkeit auftreten                             (Art. 712s Abs. 3 ZGB) und sich gegenüber den Stock-
                                                           KANN ER SEI-
(bspw. Geruchsimmissionen zufolge Grillieren mit ei-       NER FUNKTION
                                                                                 werkeigentümern nicht neutral verhalten. Gleichzei-
nem Holzkohlegrill), sondern zur Weihnachtstraditi-        DENNOCH               tig sollte der Verwalter loyal sein, andernfalls er das
on gehören. Solche Immissionen als unnötig oder gar        VOLLUMFÄNG-           Vertrauen der Stockwerkeigentümer nicht wahren
als unzulässig zu qualifizieren, würde implizieren, dass   LICH GERECHT          kann. Gewünscht wäre eine beratende Funktion –
die entsprechende Tätigkeit/Tradition generell als un-     WERDEN.               das ist ein weiter Begriff. Darf und sollte der Verwal-
nötig betrachtet wird. Unter Berücksichtigung des öf-                            ter nun den Stockwerkeigentümern anlässlich einer
fentlichen und privaten Interesses ist sie daher nicht                           Stockwerkeigentümerversammlung am Beispiel der
gänzlich zu verbieten, sondern mit einschränkenden                               Weihnachtsbeleuchtung über den zu fassenden Be-
Massnahmen (bspw. durch Einschränkung der Be-                                    schluss eine Empfehlung abgeben, oder tut er gut da-
triebszeiten) zu versehen (vgl. BGE 140 II 33, E. 6.2).                          ran, wenn er sich zurückhaltend verhält?

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HANDLUNGSEMPFEHLUNG
    Der Verwalter sollte darauf achten, dass er die                  Am Beispiel der Weihnachtsbeleuchtung kann
Stockwerkeigentümer in ihrer Willensbildung und                   er den Stockwerkeigentümern etwa mittels eines
in ihrem zu fällenden Beschluss nicht beeinflusst.                Vergleichs aufzeigen, dass die Weihnachtsbeleuch-
Tut er dies, geht der Stockwerkeigentümerversamm-                 tung für viele Personen gleichermassen zur Traditi-
lung die Vorbereitung der Beschlüsse als offizielles              on gehört wie Feuerwerkskörper zum 1. August und
Diskussions- und Verhandlungsforum und somit der                  zum Silvester und dass an deren Erhaltung ein ge-
in­stitutionalisierte Austausch zwischen den Stock-               wisses öffentliches Interesse besteht und ein gänzli-
werkeigentümern verloren. Gleichzeitig verunmög-                  ches Verbot nicht zielführend ist. Damit werden die
licht er den einzelnen Stockwerkeigentümern die                   befürwortenden Stockwerkeigentümer in ihrer An-
individuelle Willensbildung im Hinblick auf den zu                sicht bestärkt. Gleichzeitig kann er empfehlen, die
fassenden Beschluss. Im Weiteren – und das ist für                Verwendung von Weihnachtsbeleuchtung an zeitli-
seine weitere Verwaltungstätigkeit entscheidend –                 che und/oder räumliche Einschränkungen zu binden
schwindet dadurch seine Neutralität und Loyalität                 und diese auf gewisse Zeiten und Orte zu konzentrie-
gegenüber den einzelnen Stockwerkeigentümern als                  ren (bspw. Zulässigkeit von Beleuchtungen ab dem
seinem Auftraggeber. Es ist aber auch nicht zielfüh-              1. Advent bis am 26. Dezember jedes Kalenderjahres
rend, wenn der Verwalter gerade bei solch von Tra-                und nur ab dem Eindunkeln bis um 22 Uhr [Nacht­
dition geprägten Themen schweigt und sich gänzlich                ruhe] sowie im Wohnbereich). So wahrt er seine Neu-
der Diskussion unter den Stockwerkeigentümern                     tralität und Loyalität auch gegenüber Stockwerk­
entzieht. Dadurch gibt er automatisch die Versamm-                eigentümern mit einer ablehnenden Haltung.
lungsleitung an dominante Stockwerkeigentümer ab                     Gibt der Verwalter somit eine wohlüberleg-
und zurückhaltende Mitglieder der Gemeinschaft ge-                te Empfehlung ab, kann er seiner Funktion den-
hen in der Meinungsbildung (vollständig) unter.                   noch vollumfänglich gerecht werden: Er liefert den
    Um diesen Aspekten gerecht zu werden, kann nach               Stockwerk­eigentümern eine Diskussions- und Ver-
vorliegender Ansicht der Verwalter trotz seiner rein              handlungsbasis und eröffnet einen institutionali-
beratenden Funktion eine Empfehlung über den zu fas-              sierten Austausch, ohne dabei die individuelle Wil-
senden Beschluss abgeben. Dabei hängt aber der Erfolg             lensbildung der einzelnen Stockwerkeigentümer zu
und die konkrete Wirkung dieser Empfehlung auf die                verunmöglichen und/oder die Versammlungsleitung
einzelnen Stockwerkeigentümer stark von seinem dip-               an Dritte abzugeben.                                                    *STEFANIE
lomatischen Geschick ab. Das sollte sich der Verwalter                                                                                     HAUSMANN
im Voraus unbedingt bewusst sein und ihn zur Vorsicht                                                                                      Die Autorin ist Juris-
ermahnen. Wählt er seine Wortwahl aber gezielt, kann              LITERATURVERZEICHNIS
                                                                                                                                           tin, Immobilienbewirt-
er allen Stockwerkeigentümern das Gefühl vermitteln,              – WERMELINGER AMÉDÉO, DAS STOCKWERKEIGENTUM, SVIT KOMMENTARE,
                                                                                                                                           schafterin mit eidg. FA
                                                                                                                                           und Vorstandsmitglied
verstanden zu werden, ohne dabei ihre jeweiligen An-                 2. AUFL., ZÜRICH/BASEL/GENF 2014
                                                                  – GROGNUZ PETRA/MARDER KAROLA, IN: WERMELINGER AMÉDÉO, WEITERBILDUNG     der Fachkammer
sichten und Entscheidungen zu teilen oder sie in ihrer               RECHT, LUZERNER TAG DES STOCKWERKEIGENTUMS 2016, 22. NOVEMBER 2016,   Stockwerkeigentum
Entscheidungsfindung zu manipulieren.
                                                                     BERN 2016
                                                                                                                                           beim SVIT.

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