Wirtschaft02/2017 Das IHK-Magazin für München und Oberbayern - CETA Fintechs - IHK München
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Das IHK-Magazin für München und Oberbayern
www.ihk-muenchen.de
wirtschaft 02/2017
CETA
Neue Chancen für
Dienstleister
Fintechs
Strategiewechsel
bei Finanz-Startups
ISPO
Digitale Innovationen
für den SportEDITORIAL
Es ist Zeit für
Foto: Faces by Frank
deutliche Ansagen
Rund 220 Tage noch bis zum Stichtag: britische und sieben amerikanische, aber
Wenn Mitte September Deutschland sei- keine deutsche. Hier besteht nicht weniger
nen neuen Bundestag wählt, dann ist mehr Handlungsbedarf als bei der Gestaltung
als eine politische Bilanz fällig. Die Wahl einer neuen Arbeitswelt im Zuge der Digi-
2017 ist eine Entscheidungswahl für die talisierung.
längere Zukunft. Die mündigen Bürger aus Das gilt ebenso für Beispiel 2: Die Wert-
der Wirtschaft sind daher aufgefordert, schätzung für die traditionellen Ausbil-
Dr. Eberhard Sasse
nicht nur auf dem Stimmzettel ihre Vorlie- dungsberufe schwindet in unserem Land.
Präsident der
be zu bekunden. Sie müssen schon lange Die kommenden Generationen, die diesen
IHK für München und Oberbayern
vor dem Wahltag den politischen Parteien Staat tragen sollen, dürfen ihre Perspekti-
deutlich sagen, welche Rahmenbedingun- ven nicht allein in der akademischen Welt
gen sie brauchen, um nicht nur heute, son- finden. Wie ihre Arbeitgeber brauchen sie
dern auch in der nächsten Generation ihre mehr denn je das grundsätzliche Hand-
gesellschaftspolitische Aufgabe erfolg- werkszeug der praxisnahen Berufsausbil-
reich erfüllen zu können. dung.
Es genügt eben nicht, Exportweltmeister Wir müssen uns, Beispiel 3, auch dringend
zu sein und mit beträchtlichem Aufwand der Infrastruktur unseres Landes zuwen-
auf nachhaltige Energien umzurüsten. Ne- den. Wir wirtschaften hier in fast schon
ben den technischen Daten müssen auch blindem Vertrauen mit den letzten Resten
die vermeintlich weichen Faktoren stim- eines Vermögens aus der Zeit des Wieder-
men. Deutschland – anders als Kalifornien aufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg,
mit seinem Silicon Valley – ist auf dem brauchen aber offene Augen für eine neue
Weg, zu langweilig zu werden, um hoch- Substanz, die uns durch kommende Jahr-
qualifizierte Kräfte aus dem Ausland anzu- zehnte trägt.
locken. Dabei wissen wir alle, dass der ab- Schließlich ist es wichtig, uns für die deut-
sehbare Mangel an leistungsfähigen Ar- schen Familienunternehmen stark zu ma-
beitskräften die wirtschaftliche (und damit chen, Beispiel 4. Sie transportieren Schlüs-
auch gesellschaftlich-soziale) Kraft unse- selkompetenzen unseres Landes. Durch
res Landes massiv beschränken wird. Brüssels Initiativen aber verändert sich die
Mit einer ausgewogenen Asyl- und Einwan- Bankenlandschaft gerade so nachhaltig,
derungspolitik ließe sich die drohende Be- dass die Investitionsmodelle erodieren, auf
völkerungs- und Fachkräftelücke durch die der Mittelstand sich stützt.
Migration verhindern. Deutschland bringt Für all diese Faktoren lohnt es sich, die
– noch! – alle Voraussetzungen mit, um ein Stimme zu erheben, lange bevor wir unse-
Land der Möglichkeiten zu werden für alle, re Stimme bei der Wahl abgeben. Als IHK
die lernen, arbeiten und erfolgreich wer- werden wir hier entschlossen vorangehen.
den wollen.
Wo sind die Ansatzpunkte für eine zu-
kunftsfähige Wirtschaftspolitik?
Beispiel 1: Unter dem Ranking der zehn
weltbesten Universitäten finden sich drei
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017 3I N H A LT
38 ACTION UND DYNAMIK
Foto: ICAROS GmbH, Jan Frommel
Digitalisierung und körperlicher Einsatz
passen hervorragend zusammen. Das
beweisen junge Unternehmen auf der
Sportmesse ISPO in München.
12 SCHNELLER GROSS
Einigen Firmen gelingt es, über Jahre
hinweg Umsatz und Mitarbeiterzahl
deutlich zu steigern. Wie schaffen das
die Wachstumsstars?
NAMEN + NACHRICHTEN 33 Patentreport Oberbayern
Technologische Schwerpunkte und
6 Existenzrisiko
innovationsstarke Unternehmen
Notfallkoffer für den Ernstfall
34 Soziale Gründer
Social-Bee – die erste soziale
PERSONEN + PERSPEKTIVEN Zeitarbeitsfirma für Geflüchtete
10 Tischgespräch mit
Franz X. Meiller UNTERNEHMEN + MÄRKTE
Familienbetrieb und Kunst: Der 38 ISPO
Unternehmer ist vielseitig engagiert Newcomer und ihre Ideen auf
der Sportmesse in München
TITELTHEMA
Foto: Hoffmann Mineral GmbH
42 Kooperation statt Konflikt
12 Bayerns Best 50 Startups aus dem Finanzsektor arbeiten
Manche Unternehmen wachsen immer stärker mit Banken zusammen
besonders schnell – ihre Erfolgsfaktoren 46 Design Thinking
16 Finanzierung Methoden für den Innovationsprozess auf
Investoren beteiligen sich mit der Munich Creative Business Week
hohen Summen an jungen Firmen
20 FlixBus BETRIEB + PRAXIS
In drei Jahren vom Startup zum 48 Krisenfall
22 BODENSCHÄTZE HEBEN Marktführer Wenn etwas schiefläuft, müssen Firmen
professionell kommunizieren
Ob Kieselerde oder Felsgestein – langsame
STANDORTPOLITIK 50 Von Arzttermin bis Umzug
Genehmigungsverfahren und harsche
Regelungen erschweren die Förderung von Wann Arbeitnehmer Anspruch auf
22 Rohstoffe fördern
Rohstoffen in Oberbayern. Freistellung haben
Unternehmen fordern Erleichterungen
beim Abbau heimischer Vorkommen 52 Ehrbarer Kaufmann
Stakeholder-Analyse: Wer will was
26 Marktplatz Gute Geschäfte
von meinem Unternehmen?
Wo Firmen und gemeinnützige
Organisationen zusammenfinden 54 Chemikalien
REACH: aufwendige Zulassungsverfahren
28 CETA
Das Freihandelsabkommen bringt auch 56 Führen 4.0
für Dienstleister neue Chancen Die Digitalisierung krempelt auch die
Anforderungen an Führungskräfte um
30 Innovationen
Wie kann Brüssel Mittelständler 58 Der gelungene Auftritt
Verlagsbeilagenhinweise:
bei der Entwicklung unterstützen? Wie Messebeteiligung zum Erfolg wird
Aigner Immobilien GmbH (Vollbeilage)
4 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017SIE SUCHEN
EINEN VERMIETER,
50 ICH MUSS MAL KURZ WEG DER IHNEN HILFT,
SICH AUF IHR
Foto: Sasha_Suzi – Thinkstock
Das Kind hat plötzlich Fieber, oder
ein Umzug steht an. Regelmäßig
kommt es vor, dass Mitarbeiter frei KERNGESCHÄFT ZU
haben möchten – oft zu Recht.
KONZENTRIEREN?
ALLES EINE FRAGE
DES STANDORTS.
RUBRIKEN
3 Editorial
9 IHK Digital
61 Ehrungen
62 IHK Aktuell/Termine
64 Veröffentlichungen und Bekanntmachungen
– Nachwahl in der IHK-Vollversammlung
– Nachberufungen in IHK-Ausschüsse
– Berufung der Einigungsstelle für Wettbewerbs-
streitigkeiten für die Sitzungsperiode 2017 bis 2021
– Sachverständige
66 Seminare und Praxisstudiengänge der
IHK Akademie/Außenwirtschaftsseminare
67 Firmenindex
68 Marktteil
74 Vorschau/Impressum Erwarten Sie mehr von Ihrem Vermieter:
Einen Vermieter, der sich als engagierter Dienstleister
DA SCHAU HER vor Ort um Ihre Belange kümmert, weil er kundenorientiert,
klug und vorausschauend denkt und handelt. Unser
70 Graf Larifari
Standort bietet mehr Vernetzung unter den Mietern, für
Allroundtalent Graf Pocci machte sich über fast alles lustig
ein offenes, freundliches Miteinander und eine hohe
Arbeits- und Lebensqualität. Fairness und Dialog für eine
LITERATUR + KULTUR + FREIZEIT
langfristig erfolgreiche Partnerschaft. Weitere Infos und
72 Wirtschaftsliteratur provisionsfreie Vermietung unter +49 89 30909990
Workshop Unternehmensentwicklung
oder info@businesscampus.de
73 Kultur
Das Wave Quartet zaubert auf Marimbas
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Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017 5N A MEN & NACHRIC HTEN
Unternehmensnachfolge In einen Notfallkoffer gehören: Vollmach-
PERSONA LIA Existenzrisiko für Firmen ten, Vertretungsplan, Informationen zu
Biogen Deutschland Kunden- und Lieferantenstrukturen, eine
Steffen Wagner ist Die Zahl der Betriebe, die keinen Notfall- Dokumentenmappe mit Bankverbindun-
neuer Geschäftsführer koffer für eine ungeplante Übergabe ha- gen, Zugangsdaten sowie ein Testament.
Die Biogen GmbH ben, ist alarmierend hoch. Das zeigt der Die Dokumente sollten regelmäßig aktua-
Foto: Biogen
Deutschland in Isma- Report zur Unternehmensnachfolge des lisiert werden.
ning hat einen neuen Deutschen Industrie- und Handelskam-
Geschäftsführer. Seit mertags (DIHK). Danach hatten 72 Pro-
1. Dezember 2016 leitet zent der Unternehmer, die sich 2015 in Die IHK für München und Oberbayern
der Mediziner Steffen Sachen Nachfolge an ihre IHK wandten, unterstützt Unternehmen mit einem
Wagner das Deutsch- nicht die notwendigen Dokumente für Notfallhandbuch, um die nötigen
landgeschäft des US-amerikanischen Bio- eine Vertrauensperson griffbereit zusam- Vorkehrungen für den Ernstfall zu treffen:
technologiekonzerns. Der 39-Jährige tritt mengestellt, um im Ernstfall eine rei- Die Infos sind abrufbar unter:
die Nachfolge von Thomas Lackner an, der bungslose Übergabe der Geschäfte zu si- www.ihk-muenchen.de,
das Unternehmen aus persönlichen Grün- chern. Dabei bedeutet es ein hohes unter- Stichwort „Notfallkoffer“
den verlassen hat. nehmerisches Existenzrisiko, wenn bei-
www.biogen.de spielsweise bei Unfall oder Tod des Den DIHK-Report zur Unternehmens-
Inhabers und Entscheiders das Unterneh- nachfolge gibt es unter
men seinen Verpflichtungen nicht nach- www.dihk.de/nachfolgereport
kommen kann.
Hoffmann Group
Christoph Steiger neu im Vorstand Auf den Ernstfall nicht vorbereitet
Die Hoffmann Group,
Foto: Hoffmann Group
Anteil der Seniorunternehmer in der IHK-Nachfolgeberatung, die keinen Notfall-
München, hat Christoph koffer für eine ungeplante Übergabe zusammengestellt haben
Steiger zum Vorstands- 73 %
mitglied für Digital Busi- 72 % 72 %
ness und Chief Digital 71 % 71 %
Officer (CDO) ernannt. 70 %
In dieser neu geschaf-
fenen Position verantwortet der 48-Jährige
Foto: drogatnev – Thinkstock
seit 1. Januar 2017 die Digitalisierung der
Hoffmann Group.
www.hoffmann-group.com
2010 2011 2012 2013 2014 2015
Quelle: DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge
ifo Institut
Gabriel Felbermayr im
Wissenschaftlichen Beirat Wertemanagement
Der Leiter des ifo Zent- Besondere: Unternehmer sch-
„Lernwelt KMU“
Foto: ifo Institut
rums für Außenwirt- reiben hier für Unternehmen.
gibt Praxistipps Praxishilfen beschreiben die
schaft, Gabriel Felber-
mayr (40), ist neues ersten Schritte zu einer werte-
Mitglied im Wissen- Werteorientierte Unternehmens- orientierten Unternehmens-
schaftlichen Beirat führung ist das Thema der ersten führung.
beim Bundesministeri- Ausgabe aus der Reihe „Lernwelt
um für Wirtschaft und Energie. Er wurde KMU“ der IHK-Forschungsstelle Die Broschüre kann kostenfrei
von Bundesminister Sigmar Gabriel er- Bildung Bayern. Unter dem Mot- per E-Mail angefordert oder unter
nannt. Felbermayr ist seit 2011 Professor für to „WIR gewinnt: Gemeinsam Werte ler- www.ihk-forbild-bayern.de/
Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maxi- nen und leben“ zeigt die 15-seitige Bro- heruntergeladen werden.
milians-Universität in München. schüre an ganz konkreten Beispielen, wie Wollen auch Sie Ihre Aktivitäten im
www.cesifo-group.de es kleinen und mittleren Unternehmen Bildungsbereich mit anderen KMU teilen?
(KMU) gelungen ist, familiäre Werte fest Dann wenden Sie sich an Ulrike Brok,
zu verankern, zu lernen und zu leben. Das brok@ihk-forbild-bayern.de
6 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017N A ME N & N A C H R I C H T E N
Bergbahnen Jedes dritte Bergbahnunternehmen rechnet mit
Investitionsbereitschaft steigt steigenden Umsätzen – Karwendelbahn Mittenwald
Nach ersten Schneefällen Ende Oktober
und Anfang November 2016 sind die ober-
bayerischen Bergbahnunternehmen opti-
mistisch in die Wintersaison gestartet.
Foto: mauritius images/Peter Lehner
Gemäß den Auswertungen des IHK-Sai-
sonberichts rechnet jedes dritte Unter-
nehmen (36 Prozent) mit steigenden Um-
sätzen. Fast zwei Drittel (64 Prozent) wä-
ren aber auch mit gleich bleibenden Um-
sätzen zufrieden.
Der Optimismus wirkt sich positiv auf die
Investitionsbereitschaft aus: 28 Prozent
der Seilbahnbetreiber planen, ihre Inves- resniveau belässt, wollen 45 Prozent die Der Bericht ist abrufbar unter
titionen zu erhöhen und Anlagen zu mo- Fahrpreise in der Wintersaison erhöhen. www.ihk-muenchen.de, Stichwort
dernisieren. Das sind fast doppelt so viele Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat „Bergbahnen“. Er kann auch für eine
wie im Vergleichszeitraum des Vorjahrs sich die Personalsituation deutlich stabili- Auslage vor Ort bestellt werden.
(15 Prozent). 54 Prozent wollen an ihrem siert: Knapp zwei Drittel der Bahnen
bisherigen Investitionsvolumen festhal- planen, mehr Mitarbeiter einzustellen. Im ➜ IHK-ANSPRECHPARTNER
ten. Während die Mehrheit der Betreiber Winter 2015/2016 waren es nur acht Gerhard Wieland, Tel. 089 5116-1238
(55 Prozent) die Preise auf dem Vorjah- Prozent. gerhard.wieland@muenchen.ihk.de
Einigungsstelle bei der IHK sumspflicht, irreführende, belästigende Außergerichtliche Einigung –
Hilfe bei Abmahnung oder aggressive Werbung per E-Mail und einvernehmlich eine Lösung finden
Was im marktwirtschaftlichen Kampf um Telefon, Sonderverkäufe und Rabattaktio-
den Kunden noch fair ist und was nicht, ist nen.
Foto: FotolEdhar – Fotolia
oft eine Frage des Blickwinkels. Sieht man Wie läuft das Gütegespräch ab?
in der Werbung eines Mitbewerbers einen Antragsteller und Antragsgegner sitzen
Verstoß gegen das Gesetz gegen den un- mit dem Vorsitzenden der Einigungsstelle
lauteren Wettbewerb (UWG), kann man (Jurist) sowie den zwei ehrenamtlichen
ihn abmahnen lassen. Wenn es dann zum Beisitzern (Unternehmer) zusammen. Die
Streit über die Abmahnung kommt, stellen Beisitzer kommentieren die Angelegenheit
sich die Fragen: Wer hat Recht? Wer schafft aus kaufmännischer und wirtschaftlicher gungsstelle: Sie organisiert die Termine,
schnell und kostengünstig Klarheit? Sicht und geben Anregungen für einen Ei- versendet die Ladungen und stellt die Räu-
Eine Alternative zum oft langwierigen und nigungsvorschlag. Kommt ein Vergleich me für die Verhandlung. Sie nimmt keinen
teuren Gerichtsweg ist die Einigungsstelle zustande, ist er gleichwertig mit einem ge- inhaltlichen Einfluss auf das Einigungs
für Wettbewerbsstreitigkeiten. Sie bietet richtlichen Urteil. verfahren.
die Chance, den Konflikt gütlich beizule- Wie kommt mein Fall zur Einigungsstelle? Was kostet das Verfahren?
gen. Kommt es zu einer Einigung, wird der Die Einigungsstelle wird nur auf Antrag tä- Es fallen keine Gebühren an. Wurde der
Fall mit einem Vergleich abgeschlossen. tig. Anträge müssen schriftlich bei der Ge- Wettbewerbsverstoß tatsächlich began-
Gibt es keinen Kompromiss, steht weiter- schäftsstelle der Einigungsstelle einge- gen, muss der Abgemahnte die Kosten des
hin der Gerichtsweg offen. reicht werden. Antragstellers tragen.
Wer kann die Einigungsstelle anrufen? Welche Einigungsstelle ist für mich
Ausführliche Informationen gibt es unter
Unternehmen, die gegen einen Wettbe- zuständig?
www.einigungsstelle-bayern.de
werbsverstoß vorgehen möchten oder ab- Grundsätzlich ist das die Einigungsstelle
Die Einigungsstelle wurde neu berufen.
gemahnt wurden. an jenem Ort, an dem der Antragsgegner
Die Liste mit den berufenen Personen steht
Was kann vor der Einigungsstelle alles seine gewerbliche Niederlassung hat. Für
unter „Veröffentlichungen und Bekannt-
verhandelt werden? München und Oberbayern ist das die Eini-
machungen“ auf den Seiten 65 und 66.
Beispielsweise unberechtigte Abmahnun- gungsstelle für Wettbewerbsstreitigkeiten
gen, Verstöße im Internet gegen Wider- bei der IHK für München und Oberbayern. ➜ IHK-ANSPRECHPARTNER
rufsbelehrungen oder sonstige Informati- Welche Rolle hat die IHK? Svenja Hartmann, Tel. 089 5116-1480
onspflichten, Nichteinhaltung der Impres- Die IHK führt die Geschäftsstelle der Eini- svenja.hartmann@muenchen.ihk.de
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017 7N A MEN & NACHRICHTEN
Standort
KURZ & KNAPP Wirtschaftspower in Oberbayern
TÜV SÜD Die aktuellen Zahlen zum Wirtschaftsraum noch Azubis finden: IHK-Unternehmen
Neuer Innovationspreis München und Oberbayern belegen erneut schlossen 2015 in manchen Landkreisen
Anlässlich ihres 150-jährigen Jubiläums die wirtschaftliche Stärke der Region. Die bis zu 13,1 Prozent weniger Verträge ab als
schreibt die TÜV SÜD AG einen Innova- aktuelle Broschüre „Wirtschaftsraum im Jahr davor. Die 50-seitige Broschüre
tionspreis für kleine und mittelständische München – Oberbayern 2016/2017“, her- enthält vielfältige Daten und Fakten zum
Unternehmen (KMU) aus, die in Koopera- ausgegeben von der IHK für München und Standort Oberbayern sowie einem Ter-
tion mit der Wissenschaft besonders Oberbayern, der Mediengruppe Münch- minkalender unter anderem für Messen
zukunftsträchtige Produkte oder Dienst- ner Merkur und der tz, zeigt, dass insbe- und Ausstellungen. Die 50-seitige Bro-
leistungen entwickeln. Der Preis ist mit sondere die Kaufkraft 2016 Spitzenwerte schüre ist als abrufbar unter:
25 000 Euro dotiert und wird jährlich an erreichte. In Oberbayern liegt der Wert www.ihk-muenchen.de, Stichwort
Unternehmen in Bayern, Baden-Württem- 21,1 Prozent über dem Bundesdurch- „Wirtschaftsraum Oberbayern“
berg, Hessen und Sachsen vergeben – schnitt. In der Stadt und im Landkreis
erstmals im Juli 2017. München sowie in den Kreisen Fürsten- Die gedruckte Broschüre kann kostenlos
Bewerbung bis 24. Februar 2017 unter: feldbruck, Starnberg, Ebersberg und bestellt werden bei Rebecca Wippersteg
www.tuev-sued.de/KMU-Innopreis Miesbach sind es sogar bis zu 46,6 Prozent (rebecca.wippersteg@muenchen.ihk.de)
darüber. Die Daten verdeutlichen aber oder Anikó Alami (aniko.alami@muenchen.
auch, dass Firmen in Oberbayern kaum ihk.de).
Arbeitsmarkt
Mehr Beschäftigte in Bayern
Die Zahl der Erwerbstätigen im Freistaat
erreichte im 3. Quartal 2016 erstmals die
Kaufkraft in Oberbayern
Marke von 7,4 Millionen. Das waren Die Landkreise München (138,2 Prozent) und Starnberg (146,6 Prozent) sind Spitzenreiter.
1,1 Prozent mehr als im 3. Quartal 2015,
meldet das Bayerische Landesamt für
Statistik. Im bundesweiten Vergleich 94,2 % bis 100,0 %
nahm die Beschäftigung in Bayern Eichstätt 100,1 % bis 110,0 %
überdurchschnittlich zu. In Deutschland
stieg sie im selben Zeitraum nur um Ingolstadt 110,1 % bis 120,0 %
Neuburg-
0,9 Prozent. Schrobenhausen
120,1 % bis 146,6 %
www.statistik.bayern.de Pfaffenhofen
a. d. Ilm
Freising
Dachau Erding
Mühldorf Altötting
Fürsten- a. Inn
feldbruck MÜNCHEN
Landsberg Starnberg Lkr. Ebersberg
a. Lech München
Foto: COSMOKIDZ – Thinkstock
Traunstein
Rosenheim
Weilheim- Bad
Schongau Tölz- Lkr. Rosenheim
Wolfrats- Miesbach
hausen Berchtes-
gadener
Garmisch- Land
Partenkirchen
52 Prozent
O 10 20 30 40 50 Kilometer
Quelle: Michael Bauer Research GmbH
der bayerischen Dienstleister
sind mit ihrer Die Kaufkraft liefert Informationen über das verfügbare Einkommen der Verbraucher (Summe aller
Nettoeinkünfte, die in einem Jahr und einer Region der Bevölkerung zur Verfügung stehen).
Geschäftslage zufrieden. Der Kaufkraftindex bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt von 100,00.
Quelle: BIHK-Konjunkturbericht 2016
Quelle: Wirtschaftsraum München-Oberbayern 2016/2017; Michael Bauer Research GmbH
8 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017ALLES FÜR
IHK DIGITAL GRÜNDER
Erfolgreich durchstarten
Was Gründer wissen sollten – vom
Businessplan bis zur Kundenbindung
Was ist die richtige Rechtsform? Wie finanziere ich meine
Existenzgründung? Und was muss ich beachten, wenn ich
zum ersten Mal einen Mitarbeiter einstelle? Auf unserer
Zielgruppen-Einstiegsseite „Alles für Gründer“ finden Sie
nützliche Infos für Ihre Existenzgründung auf einen Blick.
www.ihk-muenchen.de/gruender
Open IHK Links des Monats
Unternehmerinnen gefragt! Industrie 4.0 – Selbstcheck für Unternehmen
Unsere neue Diskussionsplattform Open IHK ist online. ❱❱ www.ihk-muenchen.de/i40
In der Pilotkampagne sind Unternehmerinnen und
Gründerinnen gefragt: Was brennt ihnen unter den Nägeln? Businessplan erstellen
Die ersten Ergebnisse: Viele Teilnehmerinnen wünschen ❱❱ www.ihk-muenchen.de/businessplan
sich Onlineplattformen zum Austausch. Auch die Themen
Finanzierung, Mitarbeiterrekrutierung und Arbeiten 4.0 Checkliste: Website rechtssicher gestalten
tauchen immer wieder auf. ❱❱ www.ihk-muenchen.de/website
Bildungsfragen werden ebenfalls diskutiert: Wie führt
man junge Menschen rechtzeitig an unternehmerische Leitfaden zum Urheberrecht
Fragen heran? ❱❱ www.ihk-muenchen.de/urheberrecht-leitfaden
Diskutieren Sie mit!
Prüfer werden
www.ihk-muenchen.de/unternehmerinnen ❱❱ www.ihk-muenchen.de/pruefer
Aktuell online
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Integration
Leitfaden: Informationen für Unternehmen, die Flüchtlinge
fb.com/ihk.muenchen.oberbayern
einstellen wollen
@IHK_MUC
Lohnsteuer und Ladestationen
Seit 1. Januar wird das Aufladen von Elektrofahrzeugen
gefördert. Den IHK-Newsletter können Sie abonnieren
unter: www.ihk-muenchen.de/newsletter
Infrastruktur
Flughafen: Wie geht es weiter mit der dritten Startbahn? Das IHK-Magazin steht online unter:
www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin
www.ihk-muenchen.de
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017 9P E R S O NEN & PERSPEK TIV EN l TIS C HGE S P R Ä C H
Kunst und Kipper
Dem Münchner Unternehmer Franz X. Meiller gelingt es,
zwei Leidenschaften zu verbinden – im Familienbetrieb
und als Künstler. HARRIET AUSTEN
S
tolz präsentiert Franz X. Meiller zwei Generation, der für jeden „erst mal der per- Verkaufserlösen seiner Ausstellungen fi-
schmale Blechdosen in Gelb und sonifizierte Kipper“ ist, wie er sagt. Und nanziert er die Franz Meiller Stiftung zur
Schwarz, den Farben des gleichna- dennoch spielt das Familienunternehmen Förderung junger Künstler.
migen Familienunternehmens. „Energy nicht die alleinige Hauptrolle in seinem Be- Auch der Familienbetrieb profitiert von
zum Kippen“ und „Spritziges zum Kippen“ rufsleben. seiner kreativen Ader. So modernisierte
steht neben dem Logo des Nutzfahr- Nach einigen Jahren als Marketing- und Meiller die Marke so erfolgreich, dass das
zeugspezialisten darauf. Mit den Energie- Vertriebsleiter kamen ihm erste Zweifel: Unternehmen schon zum 12. Mal in Folge
drinks will der 55-Jährige eine junge Ziel- Ergibt das auf Dauer Sinn? Liegen nicht den Deutschen Markenpreis für Kippauf-
gruppe erreichen und Azubis gewinnen. meine künstlerischen Talente brach? Halte bauten gewann. Der umgängliche Mann
Denn die Konkurrenz vor Ort ist stark. ich das überhaupt durch? „Innere Not und trägt mit seinem vierköpfigen Team maß-
„Wir müssen uns anstrengen, immer zeit- Sehnsucht bewirkten den Umschwung“, geblich dazu bei, dass die Unternehmens-
gemäß, attraktiv und sympathisch zu blei- erzählt der Unternehmer, der sich doch kultur als innovativ und spannend wahrge-
ben“, sagt Meiller zu seinem Einfall für den auch als Künstler sieht. Nach einer Auszeit nommen wird. „Vor allem die jungen Leute
neuen Merchandisingartikel des Unter- habe er sich endlich zugestanden, worum spiegeln mir, wie cool es hier ist“, regist-
nehmens, das sogar einen eigenen Fan- er Jahre gerungen hatte: „Ich bin und brau- riert der Marketingchef zufrieden.
shop betreibt. Den Werbespot dazu hat er che beides und muss mich nicht für eine
selbst gedreht – mit Szenen in einer Bar Seite entscheiden.“ Er ist froh darüber, Er lässt Wohnungen für
und dem Slogan „Gib mir was zum Kip- dass die Familie keinen Druck aufbaute Firmenmitarbeiter bauen
pen“. Ein Aufruf mit doppelter Bedeutung, und ihn gewähren ließ. So konnte er zu Drei Tage pro Woche verbringt Meiller im
schließlich stellt die F.X.Meiller Fahrzeug- einer „perfekten Balance“ zwischen Unter- Büro und steht außerdem für repräsentati-
und Maschinenfabrik GmbH & Co. KG nehmertum und Künstlerdasein finden. ve Aufgaben bereit. Das operative Geschäft
den weltweit berühmten Meiller-Kipper Meiller ist heute Unternehmer, Marke- regeln zwei Geschäftsführer. Sein Cousin
her. Wenn Meiller den kreativen und den tingleiter, Produzent und Fotograf in einer und Mitgesellschafter Robert sowie sein
unternehmerischen Bereich zusammen- Person. Er gründete die Zuckerfilm GmbH Neffe Florian Meyer arbeiten ebenfalls in
führen kann, ist er in seinem Element. und machte sich in der Theater-, Reise- verantwortlichen Positionen im Unterneh-
„Das gibt spannende Synergieeffekte“, und Kunstfotografie einen Namen. Er pro- men. So gelingt es Meiller, Zeit zu finden,
sagt er und holt ein wenig aus. duziert Filme und Theaterstücke und um Fotoausstellungen durchzuführen,
Schon als Bub habe ihn das Theater faszi- spielt ab und an auch selbst mit. Mit den Kunstprojekte zu realisieren oder an neuen
niert, „eine Riesenpassion“, die ihn nicht
mehr loslassen sollte. Er spielte auf Laien-
bühnen und im Residenztheater, studierte
jedoch Betriebswirtschaftslehre, denn der
Vater sah in ihm seinen Nachfolger an der
Firmenspitze. Das 1850 gegründete Unter-
nehmen ist bei Kipplastern europäischer
Marktführer und setzt in diesem Jahr mit
1 660 Mitarbeitern etwa 229 Millionen
Euro um.
Meiller fühlt sich dem traditionsreichen
Familienunternehmen stark verbunden. Lebt seine kreative
„Das sind meine Wurzeln“, sagt er.
Foto: Marion Vogel
Ader im Marketing aus
„Schließlich habe ich ein Unternehmergen – Franz X. Meiller mit
und kann eine Firma mitführen“, betont IHK-Magazin-Autorin
der Gesellschafter und Erbe in der fünften Harriet Austen
10 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017T I S C H G E S P R Ä C H l P E R S O N E N & P E R S PE K T I V E N
Zur Person
Franz X. Meiller studierte Betriebswirtschaftslehre an der
Ludwig-Maximilians-Universität in München und trat danach
ins Familienunternehmen F.X.Meiller GmbH & Co. KG ein. Er
baute das Werk Tschechien mit auf, gründete in München
die Marketingabteilung und war als Vertriebsleiter tätig.
2004 beschloss er, sich in die zweite Reihe zurückzuziehen
und drei Tage pro Woche als Marketingleiter und Geschäfts-
führer der F.X.Meiller Gelände GmbH & Co. KG zu arbeiten.
Die restliche Zeit widmet er sich seiner Familie und seinen
künstlerisch-kreativen Passionen: der Fotografie sowie
eigenen Film- und Theaterproduktionen.
www.meiller.com
Filmproduktionen zu arbeiten. Weil er „mit
einer langfristigen Investition für die
nächsten Generationen vorsorgen und da-
bei aktiv mitgestalten will“, nimmt er sich
gemeinsam mit seinem Cousin als
Geschäftsführer der F.X.Meiller Gelände
GmbH & Co. KG voller Energie eines drit-
ten Standbeins an: des Immobilienge-
schäfts.
Auf dem Firmengelände in München-
Moosach erfolgte im September 2016 der
Spatenstich für die Meiller-Gärten, ein neu-
es Wohn- und Gewerbegebiet, das auf
einem nicht betriebsnotwendigen Areal
entsteht. Meiller schlägt einen für Privatin-
vestoren ungewöhnlichen Weg ein: Er baut
in großem Stil Mietwohnungen, die auf
Dauer im Bestand der Eigentümer bleiben
sollen. Mit dem ambitionierten 300-Millio-
nen-Euro-Bauprojekt stellt sich Meiller
auch seiner sozialen und kulturellen Ver-
antwortung. Ein Teil der Wohnungen ist
für Firmenmitarbeiter vorgesehen. Acht
Kindergruppen sowie kulturelle Angebote
sind geplant. „Das passt zu einem Famili-
enunternehmen, zieht aber auch Fachkräf-
te an“, ist Meillers Fazit.
Wie er es schaffe, alle Tätigkeiten unter
Foto: Marion Vogel
einen Hut zu bringen? „Ich habe ein groß-
artiges Team und bin gut organisiert“,
meint der Manager und lacht. ■
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017 11T I T E LTHEM A l WAC HSTUMS UN TERN EHM E N
Prächtig entwickelt
Manchen Unternehmen gelingt es, Umsatz und
Mitarbeiterzahl überdurchschnittlich stark zu steigern.
Was sind die Erfolgsfaktoren dieser Wachstumsstars?
MECHTHILDE GRUBER
U
nternehmen, die sich stabil und ger, zeigen sich vor allem vier zentrale Er-
stetig entwickeln, sind entschei- folgsfaktoren: eine nachhaltige Geschäfts-
dend für die Leistungskraft einer politik, solide Unternehmensfinanzierung,
Wirtschaft. Sie sind die Grundlage von verlässliche Personalpolitik und das Be-
Wohlstand und hohem Lebensstandard. wahren von Traditionen.
Das weiß auch das Bayerische Wirtschafts- Es ist nicht der kurze Hype, der zählt, son-
ministerium und zeichnet jedes Jahr beson- dern schnelles, aber nachhaltiges Wachs-
ders wachstumsstarke Unternehmen im tum: Die Auszeichnung Bayerns Best 50
Freistaat mit dem Titel Bayerns Best 50 geht daher an inhabergeführte mittelstän-
aus. Analysiert man die Strategien der Sie- dische Unternehmen, die ihren Umsatz
Dünger fürs Geschäft – wie
schaffen es manche
Mittelständler, besonders
stark zu wachsen?
12 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017WA C H S T U MS U N T E R N E H ME N l T I T E LT H E M A
und die Zahl ihrer Mitarbeiter über min- weiß Christian Nuber, Geschäftsführer des
destens fünf Jahre hinweg überdurch- Brauereianlagenbauers BrauKon (s. S. 14).
schnittlich steigern konnten. Wie das funk- Er setzt darauf, dass die Auszeichnung als
tioniert, weiß Peter Stadelmann, Chef des besonders wachstumsstarkes Unterneh-
Profiküchen-Spezialisten Rational. Sein men auch die Aufmerksamkeit von umwor-
Unternehmen gehörte 2016 zu den benen Fachkräften erregt.
Best 50. „Unser Ziel ist es, den größtmögli- Zu Bayerns Best 50 zu zählen wirkt nicht
chen Kundennutzen zu erreichen, und nur auf Bewerber, sondern auch auf poten-
nicht in erster Linie, den Gewinn oder den zielle Kunden. Die staatliche Auszeich-
Aktienkurs zu steigern“, erklärt der Fir- nung gilt als Qualitätsgarantie und ist da-
menchef (s. S. 15). mit ein hervorragendes Marketinginstru-
Wachstumsstars investieren oft einen ment. „Wir werden oft gefragt: Wo sind die
Großteil ihrer Gewinne wieder, um die wei- Hidden Champions im Mittelstand?“, sagt
tere Expansion zu finanzieren. Sie optimie- Claudia Schlebach, Abteilungsleiterin Un-
ren nachhaltig ihre Abläufe und Herstel- ternehmensförderung bei der IHK für
lungsprozesse und feilen an ihren Produk- München und Oberbayern. „Mit einer Be-
ten. Sie wissen, wo ihre Stärken liegen – werbung um diesen Preis können die Fir-
und wo sie ihr Geschäftsmodell flexibel men selbst die Initiative ergreifen, um für
weiterentwickeln müssen. So gelang es der alle sichtbar zu werden.“
Unternehmerin Karin Stäbler, das 1890 ge- 2016 nahmen 2 000 Unternehmen am Wett-
gründete Textilgeschäft ihrer Familie in bewerb Bayerns Best 50 teil. Eine neutrale
ein erfolgreiches E-Commerce-Unterneh- Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die zur
men umzuwandeln (s. S. 14). Die Firma Vertraulichkeit verpflichtet ist, traf eine
verkörpert immer noch die Leidenschaft Vorauswahl, prüfte die Bilanzen und führte
für schöne Wäsche und für den Handel – Gespräche in den Unternehmen. Die dar-
nur eben in der Onlinewelt. aus ermittelten Preisträger liefern einen
Die Unternehmen wissen, dass ihr Vor- guten Querschnitt durch den bayerischen
sprung nicht auf ewig garantiert ist, und Mittelstand. Sämtliche Unternehmensgrö-
reagieren flexibel auf Veränderungen wie ßen und Branchen sowie alle bayerischen
Digitalisierung und Globalisierung. Sie Regionen sind vertreten. Die stärkste
entwickeln neue Produkte oder erschlie- Gruppe, nämlich 21 der 50 Unternehmen,
ßen sich neue Geschäftsfelder. Rege For- kommt aus Oberbayern. Vier dieser ausge-
schung und Entwicklung erhöhen die zeichneten Hidden Champions erläutern
Chance auf rasches Wachstum, stellte das auf den folgenden Seiten ihre Erfolgs-
Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in strategie.
einer aktuellen Studie zu schnell expandie-
renden Firmen fest. ❱❱ Die diesjährige Ausschreibung von
Den Erfolg teilen die Unternehmen mit ih- Bayerns Best 50 startet im Februar.
ren Mitarbeitern. Ein wichtiger Punkt, Weitere Informationen unter:
denn wer zügig größer wird, sucht ständig https://www.stmwi.bayern.de/service/
zusätzliche Fachkräfte. So erstaunt es wettbewerbe/bayerns-best-50/
nicht, dass fast alle Wachstumsstars inten-
siv damit beschäftigt sind, qualifizierte Mit- ➜ IHK-ANSPRECHPARTNER
arbeiter zu finden. „Fachkräfte mit Spezial- Claudia Schlebach, Tel. 089 5116-1331
wissen, die gut ins Team passen, sind rar“, claudia.schlebach@muenchen.ihk.de
Foto: adam121 – Fotolia.com
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017 13T I T E LTHEM A l WACHS TUMSUN TER N EHME N
Für Bier mit Charakter
Natürlich war es ein Risiko, gegen die Großen der Branche Das Unternehmen liefert heute weltweit innovative Brauerei-
anzutreten. Brauereianlagenbauer gab es in Deutschland bereits anlagen, die speziell für die Anforderungen von mittelständischen
genug. Die Gründer von BrauKon aber nutzten vor 14 Jahren sehr Brauereien und Craft-Brewern konzipiert sind: wirtschaftlich,
entschlossen ihre eigenen Erfahrungen in dieser Branche: Mit dem energiesparend und individuell auf den Charakter des Biers
Start ihres Unternehmens 2003 reagierten sie auf den Trend aus abgestimmt, das der Kunde brauen will.
den USA zu mehr Regionalität und damit zu kleineren Brauhäusern. Am Produktionsstandort in Seeon werden die Anlagen ständig
„Anders als die großen Konzerne, die Masse produzieren, verbessert und neuen Kundenwünschen angepasst. 29 Braumeis-
brauchen die mittelständischen Brauereien Anlagen, mit denen sie ter und -ingenieure sind in den Bereichen Verkauf, Projektabwick-
flexibel sind. Sie wollen ihre verschiedenen Biersorten auch in lung, Technologie, Entwicklung und Service tätig. „Wir sprechen
kleinen Mengen in höchster Qualität brauen“, die gleiche Sprache wie unsere Kunden, wir hören ihnen zu und
sagt Christian Nuber (48), einer der beiden wissen deshalb, was gefragt ist“, sagt Geschäftsführer Nuber.
Geschäftsführer der BrauKon GmbH, die Zufriedene Kunden sind die beste Empfehlung.
entsprechende Lösungen anbietet. Das Unternehmen ist deshalb in den vergangenen sechs Jahren
sehr stark gewachsen, was auch Herausforderungen mit sich
Foto: BrauKon
„
bringt. Die Zahl der Mitarbeiter stieg schnell auf heute 80, neue
Wir sprechen die gleiche Organisationsstrukturen mussten aufgebaut werden. Auch in
einen Firmenneubau investierte BrauKon.
Sprache wie unsere Kunden,
Eine der größten Aufgaben sei es jedoch, neue Mitarbeiter zu
wir hören ihnen zu und finden, sagt Nuber: „Fachkräfte mit Spezialwissen, die gut ins
wissen deshalb, was gefragt Team passen, sind rar. Auch deshalb tun wir sehr viel für unsere
eigenen Azubis.“ Die Auszeichnung als Bayerns Best 50 wird von
ist.
“
Christian Nuber, Geschäftsführer
BrauKons Kunden in aller Welt registriert, sogar aus Südafrika
kamen Glückwünsche. „Der bayerische Mittelstand ist internatio-
der BrauKon GmbH nal anerkannt. Der Preis ist ein weiterer Baustein, neue Kunden zu
überzeugen“, sagt Geschäftsführer Nuber.
Trendsetter im E-Commerce
Was das Unternehmen am meisten prägt, hat sich über ein Jahr- sagt Karin Stäbler. Die Zufriedenheit der Kunden ist für sie eine
hundert nicht verändert: die Leidenschaft für schöne Wäsche und der wichtigen Voraussetzungen, um sich im E-Commerce selbst
den Handel. In allen anderen Bereichen aber war der Wandel gegenüber großen Wettbewerbern durchsetzen zu können.
radikal: Reich Online Services, dessen Wurzeln auf ein 1890 Aber die Branche erlaubt es nicht, sich auf Erfolgen auszuruhen.
gegründetes Textilgeschäft in Rosenheim zurückgehen, zählt heute „Im E-Commerce ist man laufend gezwungen nachzujustieren“, so
zu den führenden Wäscheanbietern im Internet. Karin Stäbler (57), Stäbler. Sie beobachtet den Markt und die Wettbewerber sehr
die 1986 den Familienbetrieb übernahm, hat den Schritt in die genau, analysiert neue Techniken und Strategien und wägt
digitale Welt mit großem Engagement erfolgreich gemanagt. Für sorgfältig ab, was für ihr Unternehmen notwendig, sinnvoll und
die vier Webshops onmyskin, calida-shop, craft-sports und machbar ist. Um die Abhängigkeit von Agenturen und Partnern zu
taubert-shop arbeiten mittlerweile knapp 80 Mitarbeiter – und das mindern, auf Entwicklungen schneller reagieren zu können und
Unternehmen wächst weiter. „Unsere Kosten zu sparen, wurde immer mehr Know-how im Unternehmen
Kunden schätzen das umfangreiche selbst aufgebaut. „Letztendlich sind es die kompetenten und
Sortiment, die schnelle Logistik, unsere engagierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die den Erfolg erst
Beratung und vor allem unseren möglich machen“, betont die Firmenchefin.
Foto: Reich Online Services GmbH
liebevollen und perfekten Service“, Gerade im ländlichen Raum sei es jedoch nicht einfach, erfahrene
Spezialisten für E-Commerce auf höchstem Niveau zu finden.
„ Im E-Commerce ist
Durch die Auszeichnung hofft Stäbler, potenzielle neue Mitarbei-
ter auf das Unternehmen aufmerksam zu machen.
man laufend gezwun- Neben der Weiterentwicklung aller Shops in Technik und
gen nachzujustieren.
Karin Stäbler, Geschäfts
“ Marketing steht 2017 die Internationalisierung des Handelsge-
schäfts auf der Agenda. Das Mitarbeiterteam jedenfalls freut sich
über den Preis ebenso wie sie selbst, sagt Firmenchefin Stäbler:
führerin der Reich Online „Der Preis ist auch eine Anerkennung ihrer Arbeit. Das macht
Services GmbH stolz und motiviert.“
14 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017WA C H S T U MS U N T E R N E H ME N l T I T E LT H E M A
Leidenschaft fürs Automobil
Einen solch rasanten Aufstieg hatte selbst das Gründerteam nicht Motivation der Mitarbeiter sind interessante Aufgaben wichtig,
erwartet: Die ASAP Holding GmbH startete 2010 in Gaimersheim aber auch ein Umfeld mit moderner Arbeitsausstattung sowie ein
bei Ingolstadt mit 80 Mitarbeitern. Gut sechs Jahre später ist der umfangreiches Bonusprogramm. „Beim Wettbewerb um die
Dienstleister für die Automobilbranche an neun Standorten Talente sorgen vor allem zufriedene Mitarbeiter für die gute
vertreten und beschäftigt rund 1100 Mitarbeiter. Reputation“, so die Erfahrung von Unternehmenschef Neisen.
Zwei Erfolgsfaktoren nennt Michael Neisen (53), Vorsitzender der Für den Wirtschaftspreis musste sich ASAP einer intensiven
Geschäftsführung der ASAP Gruppe, für das schnelle Wachstum: Prüfung unterziehen. Von den Kunden wird das sehr positiv
ein erfahrenes Management mit viel Kompetenz und breitem wahrgenommen, betont Neisen. Denn dass ein Unternehmen
Netzwerk in der Branche, dazu die richtigen Leistungsfelder. ASAP schnell wächst, sei das eine. Dass dabei aber Qualität und
unterstützt Hersteller und Zulieferer der Automobilindustrie mit Wirtschaftlichkeit nicht zu kurz kommen, sei eine hohe Kunst.
umfassenden Dienstleistungen rund um die Entwicklung. Mit einem „Wir sind zwar ein junges Unternehmen, aber
Fokus auf Zukunftstechnologien gehören Produkt- und Funktions- wir haben eine Menge zu bieten.“ Die
entwicklung in den Megatrends E-Mobilität, autonomes Fahren Auszeichnung bestätige die Verlässlichkeit
und Connectivity zu den wichtigsten Arbeitsfeldern. des Dienstleisters gerade gegenüber neuen
Die Auszeichnung Bayerns Best 50 sieht Geschäftsführer Neisen Kunden, so der Firmenchef.
vor allem als Anerkennung für die Beschäftig-
„
Foto: ASAP Holding GmbH/Andre Poehlmann.de
ten: „Nur durch die Kreativität und die Tatkraft
Nur durch die Kreativität und die
aller Mitarbeiter konnten wir uns in den
vergangenen Jahren derart gut entwickeln.“ Tatkraft aller Mitarbeiter konnten
Die Suche nach qualifiziertem Personal bleibt wir uns in den vergangenen Jahren
“
deshalb auch in Zukunft eine der wichtigsten
derart gut entwickeln.
Herausforderungen. Von Anfang an wurde
großer Wert auf die Unternehmenskultur gelegt. Michael Neisen, Vorsitzender der
„Das darf bei Wachstum, Größe und Dynamik Geschäftsführung der ASAP Gruppe
nicht verloren gehen“, sagt Neisen. Für die
Perfektion beim Kochen
Die Wünsche von Profiköchen realisieren: Die Rational AG, das Speisen und ihren Zubereitungsarten gibt es grundlegende
1973 von Siegfried Meister gegründete Familienunternehmen aus Unterschiede. Deshalb sei es wichtig, Auge und Ohr beim Kunden
Landsberg, ist mit dieser Geschäftsidee sehr weit gekommen. Sie zu haben, immer neue Trends zu beobachten. Für die Anpassung
ist weltweit Markt- und Technologieführer für thermische Speise- an die lokalen Anforderungen investiert Rational sehr viel in
zubereitung in Profiküchen. „Unser Ziel ist es, den größtmöglichen Forschung und Entwicklung. „Wir tun alles dafür, um unseren
Kundennutzen zu erreichen, und nicht in erster Linie, den Gewinn Innovationsvorsprung zu halten und immer die beste Technologie
oder den Aktienkurs zu steigern“, sagt Vorstandschef Peter anzubieten“, betont Vorstandschef Stadelmann.
Stadelmann (51). Ein weiterer Erfolgsfaktor sei die Konzentration
auf ein klar umrissenes Aufgabenfeld: Rational perfektioniert das
Kombi-Dampfgaren, eine Technologie, die das Kochen in der
Profiküche erleichtert. „Durch diese Spezialisierung werden wir „ Durch Spezialisierung
ständig besser und sind den Wettbewerbern immer voraus.“ Zur werden wir ständig
Basis des Erfolgs gehöre auch, dass Rational seine Mitarbeiter als
besser und sind den
„Unternehmer im Unternehmen“ führe: „Jeder Mitarbeiter muss
Foto: Rational AG/Stephan Sahm
verantwortlich denken, dem Kunden so helfen, wie dieser es nicht Wettbewerbern immer
erwartet hätte“, sagt Stadelmann.
Es sei eine der größten Aufgaben, diese gesuchten „Unternehmer
im Unternehmen“ weltweit zu finden, betont der Firmenchef: „Es
voraus.
“
Peter Stadelmann, Vorstands
kostet uns viel Zeit, Mitarbeiter zu entwickeln, sie an uns zu binden vorsitzender der Rational AG
und zu halten.“ Der Hersteller von Kombi-Dampfgeräten beschäf-
tigt heute 1700 Mitarbeiter, rund 900 davon in Deutschland. Das
Unternehmen ist in über 120 Ländern aktiv.
Künftig will sich Rational vor allem auf die nordamerikanischen
Märkte und auf China konzentrieren. Kochen ist überall anders, bei
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017 15T I T E LTHEM A l FIN AN ZIER UN G
Wachstum braucht Kapital
Startups in Bayern schließen Finanzierungsrunden mit zunehmend
hohen Summen ab. Das Geld stammt immer häufiger von Privatinvestoren
wie zum Beispiel Mittelständlern. MONIKA HOFMANN
D
amit hatten die beiden Brüder Mi- Wachstumspläne umsetzen können, ohne
chael (36) und Daniel Strohmayr sich in den nächsten Jahren um Investoren
(30), Gründer der Münchner sorgen zu müssen. „Das verschafft uns ge-
tacterion GmbH, nicht gerechnet: Bereits nug Freiraum, um die nötigen Investitio-
ihre erste Finanzierungsrunde verlief so nen zu stemmen“, freut sich Daniel Stroh-
erfolgreich, dass sie jetzt ihre ehrgeizigen mayr, der für die Finanzen zuständig ist.
Wollen ihre Technologien weiterent
wickeln und einen Vertrieb aufbauen –
Foto: tacterion
Daniel und Michael Strohmayr (v. l.),
Geschäftsführer der tacterion GmbH
16 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017FI N A N Z I E R U N G l T I T E LT H E M A
An dem 2015 aus dem Deutschen Zentrum veredelt und damit berührungsempfind-
für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffen- lich geworden. Zudem ist die Sensor-
hofen ausgegründeten Sensortechnologie- schicht flexibel und robust, so dass sie auf
Startup beteiligte sich ein Mittelständler. komplex geformten und verformbaren
Die Weidener Unger Unternehmensgrup- Oberflächen einsetzbar ist. „Inzwischen in-
pe investierte einen achtstelligen Betrag. tegrieren wir sensorskin auch in Produkte
Den Kontakt hatte das bayerische Unter- für Konsumenten“, berichtet der Jungun-
stützungs- und Finanzierungsnetzwerk ternehmer. So sei eine besonders intuitive
BayStartUP vermittelt. Bedienung von Geräten möglich. Weitere
tacterion entwickelt und vertreibt sen- Anwendungsfelder sieht er in der Industrie
sorskin, eine dehnbare, taktile Sensor- 4.0, der Robotik, der Medizintechnik sowie
schicht, die auf Druck und Interaktion re- in den Bereichen Automotive und Unter-
agiert. „Ursprünglich ging es darum, Robo- haltungselektronik.
ter mit Fingerspitzengefühl auszustatten“, Die Brüder wollen ihre Technologien jetzt
erklärt Daniel Strohmayr. Heute werden weiterentwickeln und einen kundenorien-
mit der patentgeschützten Schicht auch die tierten Vertrieb aufbauen, der sich auch
Oberflächen von Geräten und Maschinen auf Massenmärkte fokussiert. „Wir sind
„Ist das Schiff seetauglich?“
Kapitalgeber investieren vor allem in Marktpotenzial und
Team einer Firma, weiß THEVA-Chef Werner Prusseit. Er
schloss zwei große Finanzierungsrunden mit Erfolg ab.
Fast sieben Millionen Euro steckten die „Wer eine kapitalintensive Fertigung auf-
überwiegend bayerischen Kapitalgeber bauen will, braucht Kapital aus fremder
bei der jüngsten Finanzierungsrunde Hand“, betont Prusseit. Wie das funktio-
2016 in die THEVA Dünnschichttechnik niert, weiß der Geschäftsführer bestens.
Foto: THEVA
GmbH in Ismaning. „Damit bauen wir vor Er schloss bereits zwei Finanzierungsrun-
allem die Fertigung weiter aus und ge- den erfolgreich ab: Bei der ersten inves-
währleisten so kontrollierte und replizier- tierten 2012 die Target Partners GmbH
bare Prozesse“, sagt Geschäftsführer
Werner Prusseit (54). THEVA entwickel-
te ein patentiertes Verfahren, das in Kom-
und die Bayerische Beteiligungsgesell-
schaft mbH. Bei der zweiten überzeugte er
2016 zusätzlich die Investoren des Wachs-
„ Wer eine kapitalinten
sive Fertigung aufbauen
bination mit ebenfalls selbst konzipierten tumsfonds, den die Bayern Kapital organi-
modularen Anlagen einen Vorteil sichert: siert, und die eCapital AG. „Geschätzt wa- will, braucht Kapital aus
„So können wir dem Markt nicht nur aus-
reichend Material zur Verfügung stellen,
sondern dies auch zu wettbewerbsfähi-
ren wir in beiden Runden jeweils über ein
Jahr damit beschäftigt, mit Investoren zu
reden, zu pitchen und durch die Due Dili-
fremder Hand.
“
Werner Prusseit, Geschäftsführer der
gen Preisen.“ Prusseits Plan: Bundesweit gence zu gehen“, erinnert sich Prusseit. THEVA Dünnschichttechnik GmbH mit
soll THEVA das erste Unternehmen sein, Sein Rat an junge Unternehmen, die gera- der Bayerischen Wirtschaftsministerin
Ilse Aigner anlässlich des 20-jährigen
das Supraleiter in Serie herstellt. de in den Startlöchern stehen: „Geldgeber
Betriebsjubiläums
Das Unternehmen startete 1996 als Aus- investieren nicht nur in eine Technik oder
gründung der TU München und beschäf- Idee, sondern vor allem in das Marktpoten-
tigt heute 50 Mitarbeiter. Es entwickelt zial und das Team. Bevor man sich mit sei-
und produziert Hochtemperatur-Supra- nem Startup also auf hohe See begibt, soll-
leiter, die es ermöglichen, verlustfrei ex- te man sehr selbstkritisch fragen, ob das Firmenchef. „Wenn es aber gelingt, hat
trem große Mengen an Strom zu trans- Schiff seetauglich ist.“ Das Wichtigste da- man starke Rückendeckung und erfahre-
portieren. In diese Entwicklung inves- bei sei, die richtigen Partner zu finden. ne Leute an Bord, die einen weiter brin-
tierte das Unternehmen mehr als fünf- Schließlich begleiten sie einen die nächs- gen, als man nur mit Geld gekommen
zehn Jahre. ten Jahre. „Das ist nicht einfach“, sagt der wäre.“
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017 17T I T E LTHEM A l FIN AN ZIER UN G
stolz darauf, einen deutschen Investor
überzeugt zu haben, der entschlossen ist,
junge Technologiefirmen auf ein völlig
neues Level zu befördern – der perfekte
Partner für unsere ambitionierten Pläne“,
Foto: Andreas Emmert, Commerzbank
sagt Michael Strohmayr, der für den tech-
nischen Bereich im Unternehmen zustän-
dig ist. Das langfristige Unger-Engage-
Gewann Investoren
ment erlaubt es den Gründern, sich wieder
aus dem Silicon Valley –
ganz auf die Entwicklung zu konzentrie-
Tarek Quertani, Manager Business
Development bei ProGlove
ren. Daniel Strohmayr: „In Zeiten sich ra-
sant entwickelnder Märkte und hoher An-
sprüche an Tempo und Qualität ist das von
Erfindergeist ist international unschätzbarem Wert.“
Geldgeber aus den USA haben gerade bayerische Wer finanziert das
Wachstum?
Firmen immer stärker im Blick. Das zeigt das Beispiel tacterion ist nur ein prägnantes Beispiel
für die bayerische Startup-Szene mit ih-
des Münchner Unternehmens ProGlove. ren zahlreichen Hightech-Firmen. Damit
die Unternehmen ihr Potenzial ausschöp-
ProGlove wurde 2014 gegründet und ent- Silicon Valley: Intel Capital in Santa Cla- fen und wachsen können, brauchen sie
wickelt Wearables für die Industrie, also ra und Gettylab in Burlingame investie- ausreichend Kapital. Bei den Finanzie-
Computer, die Benutzer während der An- ren neben der Bayern Kapital in Lands- rungsrunden geht es um immer höhere
wendung am Körper tragen. Gerade star- hut insgesamt 2,2 Millionen Dollar ins Millionenbeträge. So schloss 2016 das
tete die Firma die Vermarktung ihres Unternehmen. „Das hat uns selbst posi- Münchner Digital-Fitness-Startup eGym
ersten Produkts: Der intelligente Arbeits- tiv überrascht, dass wir die Runde in GmbH eine Finanzierung mit 40 Millio-
handschuh Mark soll Produktions- und dieser Höhe abschließen konnten“, ge- nen Euro ab. Celonis SE, ebenfalls in
Logistikprozesse verbessern. steht Quertani. Mit dem Kapital will Pro- München, angelte sich 25 Millionen Euro.
„Mit dem neuen Handschuh wird das Ar- Glove die Produktion beschleunigen. Die THEVA Dünnschichttechnik GmbH
beiten schneller, sicherer und ergonomi- „Eine Hardware wie unseren Hand- in Ismaning warb sieben Millionen Euro
scher“, erklärt Tarek Quertani (28), bei schuh zur Serienreife zu entwickeln er- ein (siehe Kasten S. 17). „In unserem
ProGlove für das Business Development fordert besonders hohe Investitionen“, Netzwerk beobachten wir, dass sich die
zuständig. „Mark erkennt zum Beispiel so Quertani. Zudem will das Startup durchschnittlichen Finanzierungsvolumi-
unterschiedliche Bauteile bei der Pro- neue Märkte erobern, Prozesse um- na erhöhen“, stellt BayStartUP-Geschäfts-
duktion.“ Auch das Einlesen und Prüfen strukturieren und das bislang 30-köpfi- führer Carsten Rudolph fest. Pro Runde
der Teile lässt sich auf einen einfachen ge Team ergänzen. betrug das Volumen im vergangenen Jahr
Scan mit dem Handschuh reduzieren. Klar ist: Solche Finanzierungserfolge 1,26 Millionen Euro – gut 400 000 Euro
„Unsere enge Zusammenarbeit mit Kun- stellen sich nicht von selbst ein. Ein hal- mehr als 2015.
den wie Audi, Penny, John Deere und bes bis dreiviertel Jahr Vorbereitungszeit Mehr als 45 Prozent des von BayStartUP
Festo, zeigt das immense Effizienzpoten- müssen Gründer für eine Finanzierungs- vermittelten Volumens stammt mittlerwei-
zial: Mit dem Handschuh können Firmen runde mindestens einplanen, sagt Quer- le von privaten Investoren. Die restlichen
in einem Lager 2 000 Minuten pro Tag tani und verrät, was die Investoren bei 37,1 Millionen Euro verteilen sich auf ins-
sparen, und das ohne Integrationsauf- ProGlove überzeugte: „Wir bieten einen titutionelle und staatliche Geldgeber. Bei
wand“, betont Geschäftsführer und Mit- guten Mix aus Ingenieurskunst, Boden- sechs von zehn Finanzierungsrunden wa-
gründer Thomas Kirchner (30). ständigkeit und Erfindergeist – das wol- ren Business Angels, also erfahrene Un-
Für seine erste Finanzierungsrunde ge- len wir uns, auch wenn wir weiter wach- ternehmer, die neben Kapital auch Know-
wann ProGlove auch Partner aus dem sen, erhalten.“ how einbringen, oder Verwalter großer
18 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017privater Vermögen (Family Offices) betei- Unterstützung für High-Tech-Startups –
ligt. „Sie spielen damit in Bayern eine im- auch mit Blick auf künftige Verhandlun-
mer wichtigere Rolle“, betont Geschäfts- gen mit Investoren.
führer Rudolph. Was ihn besonders freut: Im internationalen Vergleich jedoch hat
„Das von Privatinvestoren investierte Ka- Deutschland Nachholbedarf, wenn es um
pital hat sich in unserem Netzwerk damit die Finanzierung von Wachstum geht. „Es
mehr als verdoppelt.“ mangelt hierzulande insbesondere noch
So wachsen auch die Summen, die einzel- immer an institutionellen Investoren, vor
ne Privatinvestoren bereitstellen. Sie rei- allem im mittleren Bereich der Finanzie-
chen von 50 000 Euro bis in den achtstelli- rungen von zwei bis zehn Millionen INVESTITION IN DIE ZUKUNFT
gen Bereich. „Oft tun sich die Privatinves- Euro“, kritisiert BayStartUP-Geschäfts-
toren mit den in Bayern stark vertretenen führer Rudolph. „Das Silicon Valley ist uns Firmenchef Klaus Koller bietet seinen
öffentlichen Investoren zusammen, etwa hier bestimmt 30 Jahre voraus“, mahnt er. Kunden mit maßgeschneiderten Leasing-
mit der Bayern Kapital oder mit dem High- Zwar verbessert sich auf regionaler Ebe- modellen die ideale Möglichkeit um
Tech Gründerfonds“, beobachtet Rudolph. ne die Infrastruktur mit Netzwerken, liquiditätsschonend zu investieren.
Mittelständler wiederum suchen ange- Kompetenzzentren und Fördertöpfen. Das Equipment bleibt technisch auf dem
neuesten Stand und sichert die Möglich-
sichts der anhaltend niedrigen Zinsen Doch vor allem bei den Rahmenbedingun-
keit moderner und schlanker Arbeitsab-
nach sinnvollen Anlagemöglichkeiten. gen auf Bundesebene sieht er großen läufe. Klaus Koller weiß wie wichtig diese
Aber wie finden Mittelständler und Start Nachholbedarf. Selbst wenn sich die För- für die langfristige Sicherung des unter-
ups zusammen? Oft leben sie noch in ge- derungen für Business Angels ab Januar nehmerischen Erfolges sind.
trennten Welten. Das will der open:space 2017 mit dem Bundesprogramm „Invest“
CLUB ändern, den die Main Incubator mit nochmals stark verbessern, müsste den- Leasing-Finanzierungen
der Commerzbank-Gruppe als regelmäßi- noch die Gesetzgebung investorenfreund- für mobile Wirtschaftsgüter
ge Veranstaltung in einigen Großstädten licher im Venture-Capital-Bereich werden.
ins Leben rief. Bei dem ersten Treffen in Rudolph: „Hier ist noch reichlich Poten PKW Transporter LKW
München stellten sich kürzlich Startups zial vorhanden.“ ■ Maschinen Ausrüstungen EDV
wie ThinXnet, ProGlove (s. Kasten links)
und Bilendo vor. Vor allem aber geht es bei ➜ IHK-ANSPRECHPARTNER
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Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2017 Ein persönliches Gespräch ist unser
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