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Inhalt 01_2022 Nr. 108 „Es wird immer schwerer, gute Mitarbeiter:innen zu finden. Die Unternehmen werfen deshalb alles in den Ring, was Bewerber:innen anlocken könnte – früher war es der Tischkicker, heute ist es eben der Sinn.” Aus zug aus ei nem S PI EGEL - I nt er v i ew mi t I n g o H a mm, P ro fe sso r fü r W i rtsch a ftsp sy ch o l o g i e a n de r Hoc hs c hul e Dar m s t a d t, ü b e r D i n g e , d i e i m Jo b z u fri e d e n ma ch e n . vdw intern Analysen Vorwort 02 Compliance 38 Zwischenahner Gespräch 03 Real Estate Arena 42 20 Jahre vdw magazin 04 Spiri.Bo 44 Kolumne: Bauminister Lies 10 Digitale Transformation 48 KfW-Förderstopp 11 Digitale Gebäudeakte 52 Wohnungsmarktbericht 12 Digital und Nachhaltigkeit 56 Einfach gut! 16 Betriebskosten aktuell 60 Wohnstätte Stade 18 Termine 68 Im Gespräch: Manfred Sydow 22 Impressum 68 adira.de 24 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung Gesundheitsmanagement 28 der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Rechtsberatung 29 Klimaneutral gedruckt mit ClimatePartner | 53326-2201-1011 Namen und Nachrichten 30 Papier: Circle Offset Premium White – FSC zertifiziert. Erfüllt die Vorgaben von EU Eco-Label und dem Blauen Engel. Zur Person 36 Farbe: RESISTA COFREE – mineralöl- und kobaltfrei. Erfüllt die Vorgaben von EU Eco-Label, Nordic Swan und dem Blauen Engel. „smart!“ war früher in erster Linie James Bond. Intelligent, gewitzt, raffiniert und elegant. Wer wollte nicht so sein. Ein derartig positiv besetztes Attribut kam den Apologeten der Digi talisierung gerade recht. Seit dem „Smart“Phone gibt es kein Halten mehr. Smart Home, Smart Meter, smarter Strom, smartes Leben, smarte Lösungen etc. „Smart“ macht sogar einen kühlen Algorithmus sympathisch. Die Digitalisierung in ihren vielen Facetten ist Schwerpunkt in diesem magazin. Das Titelbild, das mit Unterstützung der KSG Hannover zustande kam, zeigt den neuen „Wohnfinder“ des Unternehmens. Sehr smart!
2 Vorwort Dr. Susanne Schmitt Verbandsdirektorin B ei den Wohnungsgenossen und Mieter nicht allein mit den damit ver deckung. Und bei den Gesprächen mit schaften und -gesellschaften in bundenen hohen Kosten zu belasten. Die Bundestagsabgeordneten wird ebenfalls unserem Verband stehen stets sozialorientierte Wohnungswirtschaft, die deutlich, dass bezahlbares und klimage die Mieterinnen und Mieter im vor einer Baumaßnahme immer die Miete rechtes Wohnen ein Stück Daseinsvor Fokus ihrer Geschäftstätigkeit. Deswegen danach im Blick hat, hat die KfW-Mittel sorge ist, das der Staat unterstützen muss. verfolgen sie seit Jahren das Ziel, soziales für Sanierung und Neubau somit gerne Die gesamte Thematik ist zudem kom und klimagerechtes Wohnen unter einen beantragt. plexer als es auf den ersten Blick erscheint. Hut zu bekommen. Jede Investition wird Mehr als 5 500 Wohnungen wären Lassen Sie mich an dieser Stelle nur einen dahingehend ausgerichtet, bei Neubau nach einer Ad-hoc-Umfrage des vdw, weiteren Teilaspekt hervorheben: die Situ oder Sanierung zum einen die hohen an der 52 Mitgliedsunternehmen teilge ation neu gegründeter Wohnungsgenos Klimaschutzvorgaben zu erfüllen und an nommen haben, von dem am 24. Januar senschaften, die es auch in unserem Ver dererseits trotz der hohen Kosten künfti verkündeten Stopp betroffen gewesen. bandsgebiet gibt. Es ist breiter Konsens gen Bewohnern eine bezahlbare Miete Wäre die Förderung tatsächlich komplett und wird nicht zuletzt auch in der Partei anzubieten. Öffentliche Förderung hilft weggefallen, hätten unsere Unternehmen von Minister Dr. Habeck mit Verve vor dabei nicht nur – sie ist in vielen Fällen einen Großteil dieser Wohnungen erst viel getragen, dass neue (aber auch alteinge unerlässlich. später oder überhaupt nicht mehr realisie sessene) Genossenschaften entscheidend Diejenigen Mieterinnen und Mieter, ren können. Die sogenannte Kehrtwende zum sozialen Ausgleich am Wohnungs die dringend auf eine bezahlbare Woh – ein Euphemismus sondergleichen – am markt beitragen können. Schöne Worte, nung angewiesen sind, dürften nach dem 1. Februar, nur einen Tag nach dem Ablauf aber davon haben die Genossenschaften Entscheidungschaos der Bundesregie der ursprünglichen Frist, macht die Sache noch keine einzige Wohnung gebaut. rung zur KfW-Förderung keinen Zweifel kaum besser. Denn zahlreiche Unterneh Was sie angesichts der steigenden Bau mehr haben: Ihre Belange sind der Ber men wollten die letzte Januarwoche noch kosten brauchen, ist keine Sozialromantik liner Regierung im Grunde egal. Sie sind nutzen, um ihre Anträge zu stellen. Nach sondern Geld. Gerade für diese Projekte die eigentlich Leidtragenden des Hin und Ablauf des 31. Januar war ihnen diese war die KfW-Förderung prädestiniert. Wer Her, das am 24. Januar mit dem radika Möglichkeit genommen. Wir wissen von aus der Bundesregierung fragt jetzt nach len Förderstopp durch Wirtschaftsminister 16 Unternehmen, die für den Neubau von bei ecovillage in Hannover, bei der Woh Dr. Robert Habeck seinen Anfang nahm 720 und die Sanierung weiterer 330 Woh nungsgenossenschaft Lüneburg oder dem und durch die nicht einmal halbherzige nungen rund 230 Millionen investieren Bauverein Papenburg, wie es denn ohne Kehrtwende eine Woche später unrühm und knapp 30 Millionen Euro KfW-Mittel die fest eingeplanten Darlehen und Zu lich fortgesetzt wurde. Tausende von pri beantragen wollten. Angesichts der künf schüsse aus Berlin steht um die geplanten vaten Haushalten wünschen sich nichts tig drastischen Reduzierung der Förder Baumaßnahmen? Und wer der dortigen sehnlicher als eine zeitgemäße, gut ge sätze ist die Realisierung dieser Projekte Entscheidungsträger erklärt den Mitglie pflegte Wohnung zu erschwinglichen jetzt mehr als fraglich. dern, dass das vorerst wohl nichts wird mit Preisen. Dieser Wunsch wird nun in vielen Der vdw und seine Mitglieder werden ihrem Wohntraum in einer der Genossen Fällen wie eine Seifenblase zerplatzen. in den nächsten Wochen und Monaten schaften? Das Angebot der Bundesförderung alles daran setzen, die Politik von der Not für effiziente Gebäude (BEG), das über wendigkeit zielgerichteter Fördermaß Viele Fragen, wenig Antworten. Düstere die KfW abgewickelt wird, war ein wichti nahmen zu überzeugen. Zwischen allen Zeiten am sozialen Wohnungsmarkt. ger und kluger Baustein bei den gemein Bauministern der Länder herrschte noch samen Bemühungen, mehr preiswerten im November Einigkeit darüber, dass eine und gleichzeitig klimafreundlichen Wohn Fortführung der KfW 55-Förderung wich raum zu schaffen. Diese neue Förder tig für den sozialen Wohnungsbau sei und kulisse sollte dazu dienen, die ehrgeizigen bis 2024 dauern sollte. Bei den Landes Klimaziele der Politik im Gebäudesektor regierungen in Hannover und Bremen Ihre zu erreichen und Wohnungswirtschaft erfahren wir demgemäß große Rücken Dr. Susanne Schmitt
3 39. Zwischenahner Gespräch mit vielen Höhepunkten Es wird auch mal wieder Zeit Bad Zwischenahn. Ende März 2019 hat zum vorerst letzten Mal ein Zwischenahner Gespräch stattgefunden. In den beiden Folgejahren machte jeweils die Corona-Pandemie dem vdw und seinen vielen Gästen einen Strich durch die Rechnung. Doch jetzt soll es endlich mal wieder klappen. Am 21. / 22. April findet das 39. Zwischenahner Gespräch statt. Die Tagung steht unter dem Motto „Klimawandel! Gesellschaftswandel?“. Viele Referenten sind das erste Mal dabei, aber es werden sicherlich auch zahl reiche Stammgäste den Weg ins Seehotel Fährhaus finden. Erstmals auf der Gästeliste stehen unter anderem die Bremer Bausenatorin Dr. Maike Schaefer, der ehemalige Bundesaußen minister Sigmar Gabriel, der Präsident des Deutschen Verbands für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, Michael Groschek, der Chef der Deutschen Energie-Agentur (dena), Andreas Kuhlmann, der erfolgreiche Winzer und Unternehmer vom Kaiserstuhl, Fritz Keller, und Matthias Rottmann aus dem deutsch-niederländischen Architekturbüro „De Zwarte Hond“. Auch unsere Moderatorin Christina von Saß ist erstmals beim Zwi schenahner Gespräch mit von der Partie. Das gilt natürlich nicht für den GdW-Präsidenten Axel Gedaschko, der selbstverständ lich dabei ist und vielleicht über raue Zeiten in Berlin berichtet. h
4 20 Jahre vdw magazin I m Februar 2002 ist das erste vdw magazin erschienen. Vor 20 Jahren. Die Titelbilder der bisher 107 Ausgaben finden Sie auf den nächsten Seiten. Vielleicht ist die eine oder andere Erinnerung damit verbunden. Mit dem magazin hat der vdw damals auf eine ganz neue Art der Verbands- kommunikation gesetzt: kontinuierlich, informativ, abwechslungsreich. Das magazin hat sich im Laufe der Jahre nie modernen Entwicklungen wider- setzt. Sukzessive wurde es weiterentwickelt und zählt heute zu den wichti- gen Fachzeitschriften, die über die Wohnungswirtschaft berichten. Zahlreiche Experten haben über die Jahre mit ihren Beiträgen zum Erfolg des magazins beigetragen. Aber ebenso wichtig sind die Nachrichten aus den Wohnungsunternehmen, die gerade auch den vielen Leserinnen und Lesern außerhalb der Branche – etwa in Ministerien, Kommunalverwaltun- gen und politischen Vertretungen – die Arbeit der sozialorientierten Woh- nungswirtschaft näherbringen. Das magazin hat einige wichtige Wegpunkte hinter sich gelassen. So erscheint es seit 2005 in Kooperation mit dem Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen; die Auflage liegt mittlerweile bei rund 2 800 Ex- emplaren. In den ersten sieben Jahren gab es jährlich sechs Ausgaben, seit 2009 gibt es das magazin im Februar, April, Juni, September und November. Wir danken Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, für das stetige In- teresse und die vielen zustimmenden, aber auch kritischen Stimmen zum magazin. Bleiben Sie uns auch in Zukunft gewogen.
vdwmagazin vdwmagazin 2_2018 3_2018 magazin SUCH! LABORVER IE ENT! BIS ANED EXPERIM M R Z - SCH NZE! Fachtagung Digitalisierung 28. Februar in Hamburg GRE >>> Mehr ab Seite 8 auftakt mit Minister Olaf Lies Gast beim vdw Zukunft? Zukunft! 37. Zwischenahner Gespräch Wie digital sind wir? Verbände legen Studie vor Fürs Gemeinwohl Mehr Bauland entwickeln 1 2018 Gewonnen vdwmagazin vdwmagazin vdwmagazin vdwmagazin vdwmagazin 4_2018 5_2018 1_2019 2_2019 3_2019 Innovation Ausgezeichnet! Was bleibt? Agil Natürlich vdwmagazin vdwmagazin vdwmagazin vdwmagazin vdwmagazin 4_2019 5_2019 1_2020 2_2020 3_2020 01.2020 Rückblick auf den Jahresauftakt und den Neujahrsempfang, Ausblick auf die bevorstehende Fachtagung Digitalisierung – das werden zwei Themenblöcke im ersten Heft des neuen Jahres sein. Darüber hinaus setzen wir die Serie zu den Unternehmenstrends fort und den Beitrag zur Wohnungsmarktbeobach- tung in Niedersachsen. Außerdem werden sich natürlich Klimaschutz und Nachhaltigkeit als vdw-Jahres- themen im magazin wiederfinden. vdw VNW Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. Niedersachsen Bremen e.V. Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein Postfach 61 20 Tangstedter Landstraße 83 Mobil Zukunft Gemeinsam #WirBleibenZuhause Auf geht‘s, 2020! 30061 Hannover 22415 Hamburg vdw Magazin 5/ 2019 Tel.: 0511 12 65 - 01 Tel.: 040 520 11- 0 Fax: 0511 12 65 - 111 Fax: 040 520 11- 201 E-Mail: info@vdw-online.de E-Mail: info@vnw.de Internet: www.vdw-wohnen.de Internet: www.vnw.de www.vdw-magazin.de
vdwmagazin 1_2022 vdwmagazin 5_2021 smart! Wie geht’s? vdwmagazin vdwmagazin vdwmagazin 4_2021 3_2021 2_2021 Bauen! Strahlkraft Viel zu tun vdwmagazin vdwmagazin vdwmagazin 1_2021 4_2020 5_2020 Lichtblick Heiter bis wolkig Es wird Zeit!
10 Kolumne Aus dem Niedersächsischen Bauministerium „Es darf keine Förderlücke entstehen“ OLAF LIES Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz KOLUMNE D ie Berliner Ampel-Koalition ist noch keine 100 Tage alt, Unser Blick muss jetzt nach vorne gehen, und da haben wir aber hatte schon ihr erstes großes baupolitisches Aufreger als Land gemeinsam mit der Bundesregierung dasselbe Ziel: Die thema: Die Einstellung der KfW-Förderung für energie Übergangslösung kann nur ein Zwischenschritt sein hin zu der effizientes Bauen. Zugegeben: Die Geschwindigkeit, mit der der neu aufgestellten Förderung. Diese muss schnell auf den Weg ge Stopp bekannt gegeben wurde, hat uns in Niedersachsen eben bracht werden. Denn wir müssen beide Ziele im Blick behalten: falls überrascht. Zwar war lange vorher klar, dass die Förderung den Klimaschutz und die ambitionierten Ziele für mehr bezahlbaren schon auf Grund des begrenzten finanziellen Rahmens zeitnah aus Wohnraum. Wichtig ist, dass jetzt keine größere Förderlücke ent laufen muss. Allerdings hatten wir uns als Bauministerinnen und steht, denn Sie, die Unternehmen der Wohnungswirtschaft, brau Bauminister der Länder noch im Winter letzten Jahres dafür aus chen Planungssicherheit. Zurückhaltung bei Planung und Bau in gesprochen, dass die angekündigte Neuaufstellung der Förderung Erwartung einer neuen Förderung wären Gift für die Erreichung zumindest nach einer ausreichenden Übergangsfrist erfolgen sollte unserer Klimaziele. Denn gerade bei der energetischen Gebäude – auch, um der Bau- und Wohnungswirtschaft hier Planungssicher sanierung können wir es uns nicht leisten, mehr Zeit zu verlieren. heit zu geben. Eines will ich aber an dieser Stelle auch sagen: Die bisherige Ausgestaltung der Förderung setzte energetisch klare Fehlanreize, und auch die Gefahr der viel beschriebenen Mitnahmeeffekte war nicht von der Hand zu weisen. Gleichzeitig begrüße ich ausdrücklich die nun beschlossene Ihr Übergangsregelung, denn sie ist ein gutes Signal an die große Zahl der verunsicherten Antragsteller und der richtige Weg, ver Olaf Lies lorenes Vertrauen wiederaufzubauen. Laut ersten Einschätzungen Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen Ihres Verbandes hätte sich eine ersatzlose Streichung auf ein Inves und Klimaschutz titionsvolumen allein in Niedersachsen und Bremen von über einer Milliarde Euro ausgewirkt, das hätte den Bau bzw. die Sanierung von etwa 5 600 Wohnungen betroffen. Mein Dank geht daher zu nächst einmal an die zuständigen Ministerinnen und Minister Ge ywitz, Habeck und Lindner. Denn die zügig mobilisierte, stattliche Summe von 7,2 Milliarden Euro ist ein sehr starkes Zeichen für den Klimaschutz im Bausektor.
Anzeige 11 Stopp der KfW-Förderung – eine Chronologie 1. JANUAR 2021 Start der Bundes höheren Energiestufe 40 von der KfW ge ten von Mitgliedsunternehmen, die durch förderung für effiziente Gebäude (BEG). fördert werden. Die Wohnungswirtschaft den Förderstopp konkrete Bauvorhaben in Für einzelne Sanierungsmaßnahmen, wie kritisiert diese Entscheidung scharf. GdW- Gefahr sehen. Unter anderem werden die z.B. die Dämmung der Gebäudehülle oder Präsident Axel Gedaschko: „Wenn die Ziele GSG Oldenburg, die GeWobau Vechta, die Erneuerung der Heizungsanlage, ste des Sondierungspapieres mit 400 000 Neu die Wohnungsgenossenschaft Lüneburg, hen attraktive Fördersätze zur Verfügung. bauwohnungen jährlich, davon 100 000 die Wohnungsbau Grönegau in Melle, Im ersten Halbjahr 2021 werden bereits Sozialwohnungen, erreicht werden sollen, die NEULAND in Wolfsburg und die Woh über 150 000 Förderanträge gestellt – wird das maßgeblich in der Effizienzklasse nungsbaugesellschaft für den Landkreis Fördervolumen: 2,7 Milliarden Euro. KfW 55 erfolgen müssen. Die Einstellung Cloppenburg erwähnt. der Förderung zum 1. Februar 2022 wird 1. JULI 2021 Vollständige Umsetzung hier als Baubremse wirken.“ 29. JANUAR 2022 Der „SPIEGEL“ titelt der BEG, die bisher bestehende Förder in dem Zusammenhang: „Versprochen – programme von KfW und BAFA ablöst 24. JANUAR 2022 Bundeswirtschafts gebrochen!“ bzw. zusammenfasst. Vielfach ist von minister Habeck kündigt den sofortigen Vereinfachung und Neustrukturierung Stopp der BEG-Programme an. Die Töpfe 1. FEBRUAR 2022 Kehrtwende in die Rede. Jetzt stehen auch umfassende sind leer, es gibt keine Zusagen mehr. Und Berlin. Nun sollen doch alle bis zum Förder Förderangebote für den Neubau und die neue Anträge werden von der KfW gar stopp am 24. Januar gestellten Anträge Komplettsanierung von Wohn- und Nicht nicht mehr bearbeitet. Die KfW-Förderung nach den alten Kriterien bearbeitet werden. wohngebäuden zu Effizienzhäusern bzw. umfasst Kredite und Zuschüsse für den Allerdings bleibt die Woche vom 24. bis 31. Effizienzgebäuden sowie – in Ergänzung Bau oder Kauf eines neuen Effizienzhauses Januar ausgespart, in der nach der Entschei zur Zuschussvariante der BAFA – eine ebenso wie für die energetische Sanierung dung vom 4. November eigentlich noch Kreditvariante für Einzelmaßnahmen zur zum Effizienzhaus. Die Wohnungswirt Anträge in der Effizienzklasse KfW 55 mög Verfügung. schaft ist fassungslos. Verbandsdirektorin lich sein sollten. Der vdw Niedersachsen Dr. Susanne Schmitt sagt: „Eine katastro Bremen hat in einer Ad-hoc-Umfrage bei 22. SEPTEMBER 2021 Der damalige phale Entscheidung für das Erreichen der seinen Mitgliedern nach den Auswirkun Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Klimaschutzziele und im Hinblick auf be gen der Habeck-Entscheidung vom 24. kündigt in einer Pressemitteilung an: „Wir reits laufende Anträge und geplante Vor Januar gefragt. 52 Unternehmen haben stellen für 2021 insgesamt 11,5 Milliarden haben unserer Mitgliedsunternehmen.“ geantwortet, dass sie insgesamt knapp Euro für die energetische Gebäude GdW-Präsident Gedaschko spricht von 120 Millionen Euro bei der KfW beantragt sanierung zur Verfügung. Allein bis Mitte einer „Vollbremsung beim Klimaschutz im hatten; betroffen sind rund 2 960 Neubau September wurden 10,6 Milliarden Euro Gebäudebereich“. wohnungen und 2 600 geplante Sanierun Fördergeldern bewilligt. Wir rechnen im gen. Gesamtjahr 2021 mit Bewilligungen von 25./ 27. JANUAR 2022 Gegenüber dem über 15 Milliarden Euro, vielleicht mit bis Norddeutschen Rundfunk und dem Fern 2. FEBRUAR 2022 Nach der Kehrt zu 18 Milliarden Euro…5,8 Milliarden Euro sehsender SAT 1 spricht Verbandsdirektorin wende startet der vdw eine zweite Unter wurden vom Haushaltsausschuss bereits am Dr. Schmitt von einem großen Vertrauens nehmensbefragung. Außerdem schreibt 24. Juni 2021 bereitgestellt, um einen kon verlust der sozialorientierten Wohnungs Verbandsdirektorin Dr. Schmitt an die tinuierlichen Programmverlauf sicherzu wirtschaft in die Politik. Ohne Förderung Bundestagsabgeordneten aus Niedersach stellen. Weitere 5,7 Milliarden Euro sollen sei ein sozialverträglicher Klimaschutz sen und Bremen und an die Landesregie noch im Jahr 2021 im Rahmen dieser Maß beim Wohnen nicht zu erreichen. Am Ende rungen. Auch die vdw-Mitglieder werden nahme verfügbar gemacht werden. Die würden es die Mieter ausbaden. Andreas aktiv und wenden sich an ihre örtlichen Förderanträge können im Rahmen der er Wahl, Vorstand der hannoverschen Woh Abgeordneten. folgreichen Bundesförderung für energie nungsgenossenschaft OSTLAND, verweist effiziente Gebäude (BEG) gestellt werden.“ darauf, dass ohne Fördergeld das geplante 8. FEBRUAR 2022 16 Wohnungsunter energetische Sanierungsprogramm „Stadt- nehmen melden dem vdw, dass sie in der 4. NOVEMBER 2021 Die damalige Dach-Fluss“ der Genossenschaft nicht wie letzten Januarwoche ihre Anträge bei der Bundesregierung beschließt, den Förder geplant realisiert werden könne. KfW stellen wollten. Das Antragsvolumen standard für ein Effizienzhaus (EH) der Stufe hätte bei 29,7 Millionen Euro gelegen. Das 55 Ende Januar 2022 auslaufen zu lassen. 28. JANUAR 2022 Verschiedene Tages Geld wäre für 721 Neubauwohnungen Künftig sollten nur noch Häuser mit der zeitungen im vdw-Verbandsbereich berich und 330 Sanierungen verwendet worden.
12 Wohnungsmarktbericht Heute und in Zukunft Wohnen gestalten VON LEA-MELISSA VEHLING NBANK Der niedersächsische Wohnungsmarkt befindet sich im Wandel. Während in einigen Gemeinden Wohnungsmangel herrscht, haben andere mit Leerständen zu kämpfen. Wie Kommunen sich auf die Entwicklungen bis 2040 vorbereiten können, analysiert der neue Wohnungsmarktbericht der NBank.
13 LEA-MELISSA VEHLING Steigende Mieten und weniger geförderter Wohnraum A ttraktive Großstädte und ihr Umland wachsen, schlecht angebundene ländliche Gebiete schrumpfen: Dieser Be Besonders Haushaltsstarter, also Menschen im Alter von 18 bis 30, völkerungstrend trifft auch Niedersachsen. Das zeigt der zieht es in die Ballungsräume. Diese jungen, meist Ein- bis Zwei- neue Wohnungsmarktbericht der NBank deutlich. Während gro Personenhaushalte steigern den Bedarf an kleinem und günstigem ße Arbeitsmarktzentren wie die Regionen um Hannover, Hamburg Wohnraum und üben zusätzlichen Druck auf den Wohnungs und Wolfsburg und einige Regionen im Westen Niedersachsens markt aus. Und obwohl in ländlicheren Regionen eigentlich genug wirtschaftlich prosperieren, haben Küstenregionen und der (Süd-) Wohnraum vorhanden sein sollte, stehen Gemeinden auch hier Osten des Landes mit knapperen Ressourcen zu kämpfen. vor Herausforderungen. Sie müssen bedarfsspezifischen Wohn raum zur Verfügung stellen, z.B. altersgerechte Wohnungen. „Bevölkerungswachstum beschränkt sich nicht nur auf Städte, Vor allem für Menschen, die mit geringerem Einkommen sondern findet auch im Umfeld der großen Städte und eine Wohnung suchen, stellt die Zahlung der Miete zunehmend sogar in Teilen des ländlichen Raums statt. Im Umfeld der eine Hürde dar. Die Angebotsmieten sind in Niedersachsen im großen Städte haben sich die Kaufpreise stark nach oben Jahr 2020 um mehr als fünf Prozent gestiegen und haben einen entwickelt.“ Lena Abstiens, RegioKontext Medianwert von 7,72 Euro pro Quadratmeter erreicht. Noch 2015 wurden zwei Drittel aller Wohnungen für einen Quadratmeter Das wirkt sich auch auf die Wohnungsmärkte in niedersäch preis von unter sieben Euro angeboten. Heute trifft das nur noch sischen Kommunen aus. Denn wirtschaftliche Prosperität und auf jede dritte Wohnung zu (Abbildung 1 und 2). Wohnen sind eng miteinander verbunden. Attraktive Arbeits märkte und ein gutes Lohnniveau locken Menschen in die Region. Bevölkerungswachstum befruchtet wiederum die wirtschaftliche Entwicklung. Öffentliche und private Investitionen, die den wirt schaftlichen Erfolg der betroffenen Gemeinden weiter fördern, werden angeregt. Kommunen, die solche Pull-Faktoren nicht direkt oder in erreichbarer Nähe bieten können, bilden oft den Gegen satz dazu. Niedersachsen zeichnet so ein sehr heterogenes Bild des Wohnungsbedarfs. Während es in vielen größeren Städten zu wenig Wohnraum für immer mehr Wohnungssuchende gibt, müssen andere Gemeinden mit Leerständen umgehen. „Die niedersächsischen Wohnungsmärkte entwickeln sich zu nehmend unterschiedlich. Damit steht das Thema Wohnen zu Recht im Fokus von Politik, Wirtschaft und Medien.“ Fabian Böttcher, CIMA Institut für Regionalwirtschaft Abbildung 1: Verteilung Angebotsmieten nach Preisklassen Verteilung der Angebotsmieten nach Preisklassen von Neubau- und Bestandswohnungen in Niedersachsen 2015 bis 2020 (Anteil der Preisklasse in Prozent Datenbasis: F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH f
14 Wohnungsmarktbericht Wohnraummangel und Leerstände In einigen Fällen verstärkt die kommunale Baulandausweisung das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zusätz lich. Denn insgesamt schaffen Kommunen für verdichtetes Woh nen noch immer zu wenig neue Flächen. So werden die Flächen nicht optimal genutzt. Niedersächsische Kommunen haben in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt 1 700 Hektar Wohnbauland ausgewiesen. Davon sind 324 Hektar für Mehrfamilienhäuser vor gesehen. Diese kommunalen Planungen sind mit Blick auf den zu künftigen Bedarf kritisch zu hinterfragen bzw. anzupassen. Wenn die Hälfte aller neuen Wohnungen weiterhin im Eigenheimbereich entstehen, besteht die Gefahr, dass ältere Ein- und Zweifamilien häuser im Jahr 2040 etwa drei Viertel aller prognostizierten über schüssigen Wohnungen ausmachen. Die Planung von zukünftigem Wohnraum bleibt herausfor dernd. Während Niedersachsen bis 2040 zusätzliche 220 000 Wohnungen benötigt, um die Nachfrage in Ballungsräumen zu befriedigen, gibt es einen rechnerischen Wohnungsüberschuss Abbildung 2: Angebotsmieten (Median) von rund 166 000 Wohnungen in Gemeinden mit sinkenden Datenbasis: F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH Haushaltszahlen. Wachsende und schrumpfende Kommunen drif Kartenbasis: Auszug aus den Geodaten des Landesamts für Geoinformation und ten immer weiter auseinander. Auf der einen Seite gibt es zu we Landesvermessung Niedersachsen, 2020 (verändert) nig Wohnraum, auf der anderen rein rechnerisch zu viel davon. Und dann gibt es Städte und Gemeinden, die zunächst noch Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Zahl der geförderten wachsen, auf längere Sicht jedoch voraussichtlich Haushalte verlie Wohnungen mit Mietpreis- und Belegungsbindungen sinkt. Zwar ren. Das bedeutet, dass einige niedersächsische Gemeinden trotz steigen die Förderzahlen wieder: Im Jahr 2020 wurden 1 600 Woh teilweise recht großer Wohnungsneubaubedarfe vor dem Risiko nungen neu gefördert. Doch gleichzeitig liefen für 8 700 Wohnun stehen, sich mit allzu üppigen Planungen für Baumaßnahmen gen die Bindungen aus. (Abbildung 3). langfristig Wohnungsüberschüsse einzuhandeln. Denn obwohl die Einwohnerzahl Niedersachsens in den nächsten Jahren auf grund von Zuwanderung steigen wird, muss sich das Land lang fristig auf einen Bevölkerungsrückgang einstellen. Längst sterben mehr Niedersachsen als geboren werden. Dieser Sterbeüberschuss steigt, und spätestens im Jahr 2025 wird die Nettozuwanderung das natürliche Defizit nicht mehr kompensieren können. Bis 2040 wird die Bevölkerungszahl Niedersachsens um rund vier Prozent sinken (Abbildung 4). Abbildung 3: Neubaubedarfe und Überhänge Abbildung 4: Bestand gebundener Mietwohnungen Datenbasis: NBank-Wohnungsprognose Datenbasis: NBank Hinweis: Es kommt zu rundungs- und zuordnungsbedingten Abweichungen.
15 „Trotz rückläufiger Einwohner- und Haushaltszahlen wird es „Wohnungspolitik ist immer auch Klimaschutzpolitik! immer bauliche Anpassungen des Wohnungsbestandes geben: Klimaschutz und -folgen dürfen beim Wohnen, Bauen und Umbauen Keinesfalls muss dies ein Ende des Wohnungsbaus bedeuten.“ nicht vernachlässigt werden“ Lena Abstiens, RegioKontext Fabian Böttcher, CIMA Institut für Regionalwirtschaft Zukunftsfähiger Wohnungsmarkt möglich? Handlungsempfehlungen für Niedersachsens Kommunen Für Kommunen jeden Typs werden außerdem gezielte Handlungs empfehlungen zum Thema Klimaschutz genannt, die eine klima Damit sich Kommunen und die Wohnungswirtschaft gut auf die freundliche Wohnraumplanung ermöglichen sollen. anstehenden Herausforderungen vorbereiten können, gliedert der Wohnungsmarktbericht alle 406 niedersächsischen Kommu „Der Wohnungsmarktbericht liefert wichtige Fakten und Prog nen nach vier Entwicklungstypen der Privathaushalte. Je nach Typ, nosen. Diese müssen aber immer in den jeweiligen Kontext vor Ort dazu gehören Wachstum, Stabilität, Trendwechsel und Konsolidie eingebunden werden.“ Fabian Böttcher, CIMA Institut für Regionalwirt- rung, können sich Gemeinden bei ihrer Planung an verschiedenen schaft Handlungsempfehlungen orientieren. Bei allen notwendigen Weiterentwicklungen und Anpassun „Der aktuelle Wohnungsmarktbericht fokussiert die Handlungs gen des Wohnungsangebots spielen vor allem der Erhalt und ggf. empfehlungen – im Vergleich zum letzten Bericht – noch stärker die Ausweitung bezahlbaren Wohnraums eine zentrale Rolle: So auf die Entwicklungsperspektive und die Verortung der Kommune sollten Kommunen Förderprogramme nutzen, mit deren Unter im Land. Gleichzeitig sind dabei auch immer das Wissen um die stützung sie eine vorausschauende Wohnraumplanung umsetzen lokale Situation und Zahlen elementar für die kommunale Planung.“ können. Mit diesen Programmen unterstützt die Wohnraumför Lena Abstiens, RegioKontext derung des Landes etwa den altersgerechten Umbau im Bestand. Je nach Entwicklungstyp bieten sich verschiedene Programme an. Kommunen des Typs „Wachstum der Haushaltszahlen“ wird Zusätzlich bietet der Wohnungsmarktbericht Einblicke in Erfolgs etwa geraten, barrierereduzierende Modernisierungen zu för geschichten von Menschen und Institutionen, die sich den Heraus dern und auslaufende Preisbindungen auf dem Wohnungsmarkt forderungen der Zukunft bereits angenommen haben und zeigt durch neue Bindungen zu kompensieren. Für Kommunen des Typs so: Mit kreativen Konzepten und Strategien ist ein zukunftsfähiger „Stabilität der Haushaltszahlen“ ist es sinnvoll, beim Wohnungs Wohnungsmarkt möglich. h angebot die zunehmende Zahl kleiner Haushalte zu beachten und Synergien durch interkommunale Kooperation zu schaffen. Der Typ „Trendwechsel der Haushaltszahlen“ soll laut Hand lungsempfehlungen vor allem den Generationswechsel in Eigen heimen forcieren und Diversifizierung durch Bestandanpassungen ermöglichen. Für den Typen „Konsolidierung der Haushaltszahlen“ ist es besonders ratsam, Bestandsanpassungen zu fördern und so weit möglich einen Fokus auf die Städtebauförderung zu legen (Abbildung 5). Abbildung 5: Kurz- und langfristige Haushaltszahlen-Entwicklung Datenbasis: NBank-Wohnungsbedarfsprognose 2019 bis 2040 Kartenbasis: Auszug aus den Geodaten des Landesamts für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen, 2020
16 Modellprojekt Einfach gut! aus Niedersachsen Ein Modellprojekt VON DR. UTE MAASBERG ARCHITEKTENKAMMER NIEDERSACHSEN Mit dem Modellprojekt „Einfach gut!“ erarbeiten Akteure wie die Architektenkammer Niedersachsen gemeinsam mit dem vdw Nieder- sachsen Bremen und mit Unterstützung durch die NBank konkrete Lösungen, um das Planen und Bauen zukünftig nachhaltiger, aber auch einfacher und damit kostengünstiger zu machen. Noch aber werden Bauherren und passende Grundstücke gesucht. D ie Frage, wie sich angesichts von hohen Bodenpreisen sich mit dieser neuen Strategie Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu und Baukosten überhaupt noch bezahlbarer Wohnraum einem Ganzen fügen? realisieren lässt, umtreibt Wohnungswirtschaft und Archi Suffizienz, sie umschreibt Begriffe wie Mäßigung, Bescheiden tektenschaft nicht erst seit heute. In den Zwanzigerjahren des heit oder Genügsamkeit und damit auch die Frage nach dem opti vergangenen Jahrhunderts entwickelte Architekt Otto Haesler in malen oder dem richtigen Maß und der Balance zwischen Quali Celle gegen die Wohnungsnot radikale Lösungen mit neuen Kons tät und Nachhaltigkeit. „Wir müssen unsere bisherigen Strategien truktionsweisen, Baustoffen und Organisationen der Wohnräume, im Wohnungsbau neu denken“, meint Architekt Sven Martens, um Kosten zu senken. Sein auf das Ökonomische reduzierter An Vorstandsmitglied der Architektenkammer Niedersachsen, und satz brachte ihm damals viel Kritik ein. Heute ist die Lage wieder hat zusammen mit dem vdw und der NBank das Projekt „Einfach ähnlich: Es wird dringend Wohnraum gebraucht, aber die Kosten gut!“ auf den Weg gebracht. Einfach gut! ist der Versuch, den müssen runter. Doch welche Möglichkeiten der Reduzierung sind Wohnungsbau einfacher zu denken, Kosten zu senken und den bislang noch nicht durchdacht und angewendet worden? Kann noch nachhaltig und qualitativ zu bauen. Das Niedersächsische Suffizienz zu einem zentralen Baustein für Vereinfachung und Kos Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz unter tenreduzierung im Wohnungsbau werden? Wenn ja, wie lassen stützt das Projekt von Kammer und vdw. Bauminister Olaf Lies hat die Schirmherrschaft übernommen.
17 SVEN MARTENS Martens ist Architekt und Geschäftsführer der gruppeomp Architektengesellschaft. Seit 2018 gehört er zum Vorstand der Architektenkammer Niedersachsen. Doch wie und wo lassen sich Kosten senken? Architekt Sven Vor diesem Projekthintergrund werden innovationsbereite Martens sieht die Kostentreiber vor allem in der Summe der Rah Wohnungsunternehmen gesucht, die sich am Projekt „Einfach menbedingungen und bauordnungsrechtlichen und technischen gut!“ sowie Grundstücke, die für den einfachen, kostengünsti Anforderungen. Sie werden nicht weniger. Das System wächst gen und nachhaltigen Wohnungsbau zur Verfügung stehen: auf beständig und es ergeben sich immer mehr Zielkonflikte und Wi dem Land, in der Klein- oder Mittelstadt, im Gürtel einer Groß dersprüche, die dem einfachen Bauen im Wege stehen: Anforde stadt. Die Gebäudetypologie ist nicht vorgegeben, denn sowohl rungen an Standsicherheit, Wärme-, Feuchte-, Brand- und Schall im Geschosswohnungsbau wie beim Reihenhaustypus – gereiht schutz, Hygiene und Gesundheit wie auch die Nutzeransprüche. oder gestapelt – kann gezeigt werden, wie sich Kosten minimieren Das führt zum Teil zu sich widersprechenden Normen und Geset lassen, ohne an der Qualität der Architektur und des Wohnens zu zen. Oft sind die am Bau Beteiligten überfordert: Planer, Hand sparen. h werker, Bauherren und Nutzer. Architekt Sven Martens will gerne neue Möglichkeiten entwi ckeln, um Gesetze und Vorschriften im Sinne der Nachhaltigkeit neu zu denken. „Zukunftsfähige Architektur muss mit weniger Material und Fläche auskommen und wieder einfacher werden – sowohl baukonstruktiv wie auch in der technischen Ausstattung.“ „Erkenntnisse, Studien und ,Leuchtturmprojekte‘ zum ein fachen und nachhaltigen Bauen gibt es genügend – wir müssen ins ‚Machen‘ kommen“, so Sven Martens. „Das niedersächsische Bündnis für bezahlbares Woh- nen und das 2016 von der Bundesregierung beschlossene Bündnis für bezahlbares Wohnen mit der Baukostensen- kungskommission haben gute Vorschläge erarbeitet, aber sie reichen einfach nicht aus. Immer deutlicher kristallisiert sich heraus, dass wir aus den Einzelbetrachtungen heraus- kommen müssen und uns stärker dem Zusammenhang von Auflagen, Gesetzen und Normen im Wohnungsbau widmen sollten. Dabei geht es nicht primär um Neugestaltung oder Abschaffung, sondern es geht um das Interpretieren und Ausloten von Auslegungen, Ermessensspielräumen und ein Überdenken aktuell angewendeter Wohnungsbaunormen, die z. B. für Grundrisstypologien und Gebäude-DNA not- wendig sind. Wir haben jetzt die einmalige Chance, dass sich in der Herausforderung von Klimaschutz und Nach haltigkeit bestehende Regelwerke in ihrer Auslegung über- prüfen lassen.“
18 Vorzeigeprojekt Vorzeigeprojekt in Stade Wohnstätte kooperiert mit Bethel im Norden Die Wohnstätte Stade und Bethel im Norden, der niedersächsische Unternehmensbereich der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, haben im vorigen Jahr ein Bauprojekt der besonderen Art abgeschlos- sen. Wie ist es dazu gekommen? Welche Hürden mussten überwunden werden? Und wie geht es in Stade weiter? Dazu hat das magazin mit Dr. Christian Pape, Vorstand der Genossenschaft, und Claus Freye aus der Geschäftsführung von Bethel im Norden gesprochen.
19 magazin: Herr Dr. Pape, was ist an der Horststraße entstanden? DR. CHRISTIAN PAPE Dr. Christian Pape: Zunächst einmal ein CLAUS FREYE größeres Mehrfamilienhaus mit 31 Klein wohnungen und einer Gewerbeeinheit. Errichtet wurde das Haus auf einer ehe magazin: Herr Freye, eine Kooperation magazin: Sie gehören zu den von maligen Friedhofsverwaltung, die wir vor mit einer Wohnungsgenossenschaft – Bodelschwinghschen Stiftungen Be- einigen Jahren vom Kirchenkreis gekauft wie hat sich das für Bethel im Norden thel, die in acht Bundesländern aktiv haben. Die Lage ist innenstadtnah und ergeben? sind. Wie ist die Reaktion bei Ihren sehr zentral inmitten des Kopenkamp, Kolleginnen und Kollegen? Gibt es unserem größten Quartier. Auch wenn Claus Freye: Unsere Absicht war, aus vielleicht sogar schon Nachahmer, die wir bereits an anderen Stellen mit diako einem stationären Wohnheim, das wir in ebenfalls die Zusammenarbeit mit der nischen Akteuren oder Trägern der Wohl Wischhafen betrieben haben, ein ambu sozialorientierten Wohnungswirt- fahrt kooperieren, so ist dieses Koopera lant unterstütztes Wohnangebot zu ent schaft suchen? tionsprojekt mit Bethel für die Wohnstätte wickeln, in dem die von uns unterstützten eine deutliche Steigerung im Anspruchs Menschen sehr gute Teilhabebedingungen Freye: Dieses Modell gibt es tatsächlich profil. vorfinden. Die Stadt Stade bot aus unserer schon seit über 25 Jahren in den verschie Sicht dafür alle notwendigen sozialräum denen Regionen, in denen wir oder auch lichen Voraussetzungen. andere Unternehmens- bzw. Stiftungs Wir wollten dieses Vorhaben aber bereiche Bethels tätig sind. Wir werden auch in Kooperation mit einem fachlich auch in Zukunft verstärkt ambulante An kompetenten Partner in der Region um gebote für Menschen schaffen, die wir setzen, dem sowohl die wirtschaftliche begleiten und unterstützen. Ich bin davon als auch die gesellschaftliche bzw. so überzeugt, dass unsere gelungene Zusam ziale Verantwortung wichtig sind. Diese menarbeit mit der sozialorientierten Woh gemeinsame Basis haben wir in der Zu nungswirtschaft in Stade ein positives Vor sammenarbeit mit der Wohnstätte Stade bild für weitere Kooperationen sein kann. vorgefunden. Da wir seit vielen Jahren vor Ort mit Angeboten der Eingliederungs- magazin: Noch einmal zurück zum und Jugendhilfe tätig sind, gab es schon Projekt in Stade. Das war sicherlich im Vorfeld dieses Neubauprojektes Kon mit erheblichen Vorarbeiten verbun- takte zwischen der Wohnstätte und uns. den. Können Sie uns die Planungs Daraus hat sich dann eine stabile Partner geschichte kurz skizzieren? schaft auf Augenhöhe entwickelt. Dr. Pape: Wir haben 2014 mit den Ge magazin: Was hat sich für die Miete- sprächen begonnen, 2019 war Baube rinnen und Mieter verändert? ginn. Der Bezug erfolgte zum 1. April des vergangenen Jahres. Die Zeitschiene Freye: Zum einen konnten sie ein moder zeigt, dass der Start nicht einfach war. Das nes Wohngebäude in zentraler Lage be passende Grundstück musste gefunden ziehen, in dem die Wohnungen auch be werden, der Raumbedarf war zu definie zahlbar sind. Dazu liegen der Miet- (über ren, ein Entwurf zu finden, Baukosten zu die Wohnstätte) und der Betreuungsver kalkulieren – und zu refinanzieren. Gera trag (über Bethel im Norden) jetzt in zwei de letzteres war nicht einfach, weil das Händen. So können beide Partner ihre je Grundstück aufgrund von starkem Ge weiligen Stärken einbringen. Die sich dar fälle sowie einiger Altlasten zu Mehrauf aus ergebenen Synergieeffekte sind schon wendungen geführt hat. Gleichzeitig war jetzt ein voller Erfolg, sodass wir wirklich unser Wunsch, das Haus auch auf eine sagen können, die langen Gesprächs- und mögliche Drittvermietung hin auszurich Planungszeiten haben sich am Ende wirk ten. Schließlich musste die Immobilie ein lich gelohnt. schließlich der üblicherweise damit einher gehenden Fragen noch gebaut werden. f
20 Vorzeigeprojekt renden Sozialraum und können mit mehr oder weniger Unterstützung die Freizeit angebote oder auch die Einrichtungen der Stadt, die Einkaufsmöglichkeiten sowie den ÖPNV nutzen. magazin: Die Wohnungswirtschaft ächzt seit Langem unter stark stei- genden Baukosten, zahllosen Vorga- ben, fehlenden Kapazitäten im Bau- handwerk, und hin und wieder fehlen auch Baumaterialien. Wie gehen Sie in Stade mit diesen Problemen um – immerhin fährt die Wohnstätte ein umfangreiches Bau- und Sanierungs- programm? Dr. Pape: Wir setzen traditionell auf eine Lokalisierung unserer Wertschöpfungs prozesse. Glücklicherweise verfügen wir vor Ort über einen stabilen Stamm an Firmen und Planern, mit denen wir ver trauensvoll zusammenarbeiten. Auch sind anerkannt. Zum Zeitpunkt der Gespräche wir zum Teil im direkten Gespräch mit magazin: Geben Sie uns bitte einen beinhaltete dies einen Aufschlag von 20 den Baustoffhändlern, wodurch wir be Einblick in Ihre Kostenkalkulation. Prozent auf die KdU-Sätze für Ein-Perso stimmte Entwicklungen auf dem Mate nen-Haushalte. Anders als bei klassischen rialsektor in unsere Planungen einbinden Dr. Pape: Die Investitionskosten ein Förderprogrammen wirkt dieses Vorgehen können. Unsere Partner schätzen unsere schließlich Grundstück liegen bei etwa daher nicht mietsenkend, sondern erhö Verlässlichkeit. Wir bauen unabhängig 5,8 Millionen Euro, was etwa 4 400 Euro hend. Aufgrund der allgemeinen Preis von Konjunkturzyklen – und damit auch pro Quadratmeter entspricht. Hier spie entwicklung haben die KdU-Sätze unsere in rezessiven Phasen. Dies verschafft uns geln sich die grundstücksbedingten Mehr Ansätze in der Horststraße mittlerweile bei der Sicherung knapper Handwerks aufwendungen ebenso wider wie die übrigens eingeholt. kapazitäten gelegentlich einen gewissen aufwendige Installation. Gleichzeitig be Vorsprung gegenüber anderen Auftrag inhaltet der Kostenansatz auch die unter magazin: Wie wichtig ist Ihnen der gebern. dem Gebäude eingebrachten Stellplätze, Quartiersbezug des Neubaus? Immer- Klar ist aber auch, dass wir uns stei die wir nicht als eigenständigen Kosten hin gilt der Kopenkamp als Herzstück genden Preisen nicht entziehen können. träger führen. Aufgrund der besonderen der Genossenschaft? Gleichzeitig ist die Bautätigkeit nicht dis Betriebskonzeption berechnen wir für die ponibel. Vielleicht gilt dies im bestimmten Stellplätze auch keine Miete. Dr. Pape: Das Quartier ist immer ein wich Umfang noch für den Neubau, aber die Insgesamt haben wir mit diesem Bau Kos tiger Aspekt unseres Handelns. Gerade Aufgaben in Sanierung, Modernisierung tendimensionen erreicht, die wir bislang Menschen mit Beeinträchtigungen leiden und Instandsetzung sind umzusetzen. nicht kannten. Die Kostenmiete für die in der Regel am mangelnden Zugang zu Was hier nicht über niedrige Zinsen oder Wohnungen liegt bei etwa 13 Euro pro Partizipation und Teilhabe, auch am Woh Förderprogramme kompensiert werden Quadratmeter nettokalt, was aber auch nungsmarkt und vor allem in zentralen kann, führt zu Mietanpassungen – oder auf die geringe Wohnfläche je Einheit Lagen. Mit diesem Projekt leisten wir zur langfristigen Destabilisierung unserer zurückzuführen ist. Zum Vergleich: Wir einen Beitrag, Menschen, die es nicht Wirtschaftlichkeit. haben zeitgleich ein Mehrfamilienhaus leicht haben, ein Zuhause zu verschaffen. mit zwölf Einheiten für 3 000 Euro pro magazin: Wir hatten es schon ange- Quadratmeter gebaut – ebenfalls inklusive magazin: Inklusion im Stadtteil – ist deutet: Der Kopenkamp ist für die Grundstück und im selben Quartier. das auch ein Aspekt dieses Neubaus? Genossenschaft von besonderer Be- Da es sich bei der Horststraße um ein am deutung. Wie ist die Wohnstätte zu- bulantes Haus handelt, liegt die Kosten Freye: Im Rahmen dieses Inklusionsge letzt vorgegangen, und was ist noch trägerschaft für die Miete beim Landkreis. dankens und des Bundesteilhabegesetzes geplant? Glücklicherweise ist es uns bzw. vor allem haben wir uns gemeinsam mit der Wohn Bethel gelungen, die Verwaltung von die stätte ganz bewusst für ein attraktives Dr. Pape: Wichtig ist uns vor allem Viel sem Konzept zu überzeugen. Die Mie Grundstück inmitten des Wohnviertels falt. Seit 2018 haben wir rund 100 Woh ten werden im Rahmen der „Kosten der Kopenkamp entschieden. Hier erleben die nungen im Quartier errichtet und verfügen Unterkunft“ (KdU) durch das Jobcenter Mieterinnen und Mieter einen funktionie dort jetzt über rund 900 Wohnungen. Dies
21 wird durch ein ganzes Bündel an Services Dr. Pape: Stade will wachsen. Die Stadt magazin: Abschließend, Herr Freye, ergänzt: Wir betreiben eine Servicewohn kalkuliert bis 2040 mit 53 000 Einwoh auch an Sie die Frage: Welche Baupro- anlage mit 35 Wohnungen, zwei Nah nern, was 3 000 mehr sind als heute. jekte plant Bethel im Norden derzeit? wärmenetze auf der Basis von Blockheiz Gleichzeitig soll dieses Wachstum aber Wird es auch in Zukunft Kooperatio- kraftwerken und Holzhackschnitzeln, zwei mit einem Mehr an Qualität einhergehen. nen mit Wohnungsgenossenschaften Wohnprojekte und eine Mobilitätsstation Kitas, Grünflächen und Spielplätze stehen oder kommunalen Wohnungsgesell- mit Lastenrädern und Car-Sharing. Gleich ebenso auf der Agenda wie Verkehr, Mo schaften geben? zeitig kooperieren wir eng mit Nachbar bilität und Klima. Klima meint dabei nicht schaftsinitiativen. Was die bauliche Dichte nur die Einsparung von CO2, sondern auch Freye: Der Bedarf an bezahlbarem Wohn angeht, ist das Quartier – ausgenommen das Klimafolgenmanagement – also die raum ist für die große Mehrzahl der Men einiger Lücken wie auch gewisser Poten Berücksichtigung von vermehrten Stark schen, die wir unterstützen und die in der ziale in den Dächern – sicherlich an ihre regenereignissen von Luftzirkulation usw. Regel mit einem geringen Einkommen Grenzen gelangt. In den nächsten Jahren Stadt und Wohnstätte sind traditio auskommen müssen, sehr hoch. Von gilt es, vor allem die Qualität zu sichern nell sehr eng miteinander verbunden. Wir daher sind wir auch immer auf der Su und auszubauen. Bestandsmodernisie stehen für rund 20 Prozent der Mietwoh che nach Partnern, beispielsweise Woh rung, Investitionen in Heiztechnik, Außen nungen in der Stadt. Wir wollen und wer nungsbaugenossenschaften, diese Art anlagen, Solarisierung, Mobilität – und vor den uns aktiv in Stade 2040 einbringen, des ambulant unterstützten Wohnens allem Nachbarschaft. sowohl im Hinblick auf die Schaffung von ermöglichen. Die durchweg positiven Er Wohnraum wie auch in der Quartiersent fahrungen, die wir gerade mit der Wohn magazin: Blicken wir noch weiter vo- wicklung. Dabei werden wir den Schwer stätte gemacht haben, wollen wir deshalb raus: „Stade 2040“ ist der Titel des punkt unserer Aktivitäten noch mehr auf auch gerne weiter nutzen. Konkrete An integrierten Stadtentwicklungskon- unsere Klimaaktivitäten legen. fragen können Interessierte gerne an uns zeptes. Was erwartet man? Und wel- oder die Wohnstätte richten. che Rolle spielt die Wohnstätte in den Überlegungen der Kommune? magazin: Wir danken Ihnen sehr für dieses Gespräch. h Anzeige Mit unseren digitalen Lösungen erfüllen Sie alle Pflichten der neuen Heizkostenverordnung. Erfahren Sie mehr unter: hkvo.kalo.de Folgen Sie uns auf Sprechen Sie mit uns persönlich! T 040 23775 - 0 KALORIMETA GmbH · info@kalo.de · www.kalo.de DES VDIV DEUTSCHLAND
22 Interview Interview mit dem ehemaligen GEWOBA-Vorstand Manfred Sydow „Auf die Branche kommt eine Kostenwelle zu“ Wechsel im Vorstand beim größten vdw-Mitgliedsunternehmen: Nachfolgerin von Manfred Sydow ist Anja Passlack. Sydow hatte fast 19 Jahre lang die Geschicke der GEWOBA in Bremen mitbestimmt. Außerdem engagierte er sich in zahlreichen Gremien und Arbeitsgrup- pen beim GdW, beim vdw, im EBZ und als Delegierter bei Housing Europe, Brüssel. Das magazin hat zum Abschied mit Manfred Sydow gesprochen. magazin: Herr Sydow, zunächst bitte Wohnungswirtschaft. Der ehemalige GdW Eine große Herausforderung für unsere ein kleiner Rückblick auf Ihren beruf- Präsident Jürgen Steinert hat das wie folgt Branche, auch, weil es keine klaren, ver lichen Werdegang. beschrieben: „Die Wohnungswirtschaft lässlichen Rahmenbedingungen gibt. verkörpert zwei Seiten ein und derselben Manfred Sydow: Nach dem Studium Medaille. Sie ist Sozial- und Wirtschafts magazin: 19 Jahre GEWOBA. Was lag der Wirtschaftswissenschaften in Bochum gut.“ Ihnen als Vorstandsmitglied bei der war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter am Phase zwei war mitgeprägt durch den GEWOBA immer besonders am Her- Volkswirtschaftlichen Lehrstuhl von Pro Verkauf von Wohnungsunternehmen, die zen? fessor Seitz. 1990 begann meine Zeit in Privatisierungswelle vor gut 15 Jahren. der Wohnungswirtschaft als Assistent der Hier standen die Wohnungsunternehmen Sydow: Die ersten Jahre beschäftigten wir Geschäftsführung bei der LEG Wohnen in vor der Rechtfertigung, warum es sich uns stark mit dem Leerstandsabbau von Düsseldorf. Zwischen 1993 und 2003 war für die oft kommunalen Eigentümer wirt 3,8 Prozent auf heute 0,7 Prozent – also ich dann Geschäftsführer der Halleschen schaftlich lohnt, Wohnungsunternehmen Vollvermietung; den Rückbau von 1 800 Wohnungsgesellschaft und seit 2003 Mit nicht zu verkaufen. Das war der Start des Wohnungen, vornehmlich in Bremer glied des Vorstands der GEWOBA . Dane CSR-Geschäftsmodells. Also nicht nur der haven und die umfangreichen Moderni ben habe ich mich beim vdw und beim Jahresüberschuss zählt, sondern auch die sierungen im Bestand. Nicht zu vergessen GdW sowie in den betriebswirtschaftli sozialen und ökologischen Aufwendun der Stadtumbau in Osterholz-Tenever, das chen Fachausschüssen eingebracht. gen, die ich tätige und die das heutige erste ExWoSt-Projekt in der alten Bundes Jahresergebnis belasten, weil sie erst in republik. Auch die Quartiersentwicklung magazin: Wie hat sich die Wohnungs- Zukunft „Junge hecken“. Diese wertstei und -revitalisierung in Bremen-Lüssum gesellschaft in diesen 31 Jahren ver- gernden Aufwendungen müssen also ins und Bremerhaven-Leherheide gehörten ändert? Heute „eingepreist“ werden. Kurzum: zu meinen Herzensangelegenheiten. Nicht Nachhaltigkeit rechnet sich schon jetzt. zuletzt die Wiederaufnahme der Neubau Sydow: Aus meiner Sicht kann man die Phase drei würde ich als die ökologi aktivitäten. Wichtig für mich ist das Ge sen Zeitraum in drei sich durchaus über sche Herausforderung bezeichnen, um im schäftsmodell der Optimierung, also der lappende Phasen einteilen: Phase eins gleichen Bild zu bleiben. Es ist nun die drei permanente Ausgleich von Ökonomie, markierte den Wegfall der Wohnungsge dimensionale Münze: Zum Ökonomischen Ökologie und Sozialem. Allerdings gilt meinnützigkeit zum 1. Januar 1990. Das und Sozialen gesellt sich das Ökologische. auch hier die altdeutsche Weisheit: „Ohne war der Einstieg in die unternehmerische Moos nichts los“.
23 „...es ist der Harry Potter der Wohnungswirt MANFRED SYDOW schaft.“ magazin: Gab es auch Rückschläge haben. In Westdeutschland war man zu zung, CO2-Abgabe, TKG, die mögliche während Ihrer Zeit in Bremen? diesem Zeitpunkt noch nicht so weit. Die Nicht-Umlagefähigkeit der Grundsteuer, Investitionsstrategie erfolgte hier mehr die veränderte Förderkulisse der KfW und, Sydow: Natürlich gab es auch Rückschlä Bottom-up ohne das Regulativ Top-down. und, und…. Auf die Wohnungswirtschaft ge. Die haben die Gesellschaft und auch Kleine Anmerkung: Das Buch ist mit zwei kommt eine Kostenwelle zu, die die Ba ich gut verkraftet. Schwamm drüber. Auflagen gut 5 000 mal verkauft, (augen sis unseres Geschäftsmodells erschüttert, zwinkernd) ...es ist der Harry Potter der weil unsere Ertragspotenziale beschränkt magazin: Die GEWOBA war und ist Wohnungswirtschaft. werden. auch immer ein politisches Instru- ment. Wie läuft das Zusammenspiel in magazin: Wie beurteilen Sie den Ein- magazin: Ärgern Sie sich eigent- Bremen? stieg neuer „Player“ – die ja eigentlich lich über die Politik, die die Vermie- gar nicht mehr so neu sind – auf dem ter in den Schwitzkasten zu nehmen Sydow: Sehr gut! Die GEWOBA ist Ak Wohnungsmarkt? War vorher alles scheint? tiengesellschaft und gehört zu gut 75 Pro besser? zent der freien Hansestadt. 25 Prozent tei Sydow: Ja. len sich Sparkasse Bremen und Weser-Elbe Sydow: Anfangs waren die Private Equity- Sparkasse. Das sind die wichtigen recht Gesellschaften nur auf kurzfristige Ge magazin: Welche Erwartungen haben lichen und wirtschaftlichen Rahmenbedin winnmaximierung aus. Mieten anheben, Sie in dem Zusammenhang an GdW gungen. Eine hervorragende Basis für eine Investitionen zurückfahren und Ausschüt und vdw? gute Corporate Governance. Zwei Eigen tungen auch über Fremdkapitalaufnahme tümer mit sich ergänzenden Kernkompe erhöhen. Später – auch durch öffentlichen Sydow: Für mich haben der Regionalver tenzen und die rechtliche Verpflichtung Druck – mussten sie ihr Geschäftsmodell band vdw und der Bundesverband GdW durch die Gesellschaftsform, Ökonomie ändern und haben sich unserem angenä zwei wichtige Aufgabenfelder. Zum einen walten zu lassen. hert. Die Zukunft wird zeigen, ob die Gro die Interessenvertretung im Land, bei den ßen, zum Teil börsennotierten „Player“, Kommunen und im Bund. Zum anderen magazin: Blicken wir ein wenig über nicht nur ob ihrer Größe Skaleneffekte unterstützen sie durch ihre Kompetenz die den Bremer Tellerrand hinaus. Das ha- realisieren wollen, sondern auch vor Ort Wohnungsgesellschaften und Genossen ben Sie in Ihren vielen Funktionen oh- ein verlässlicher Partner für die Mieter schaften in fachlichen Fragen. Wir können nehin immer getan. Sie haben unter und Stadtgesellschaft werden. Vorher war auf dieses Engagement der Verbände stolz anderem früh ein Buch geschrieben nicht alles besser, aber anders. Tempora sein – denn in welcher Branche hat man zum strategischen Portfoliomanage- mutantur, nos et mutamur in illis – Die schon so einen „durchlässigen“ kompe ment in der Wohnungswirtschaft. Wa- Zeiten ändern sich, wie auch wir uns ver tenten, fachlichen Austausch in den Ver rum? War die Branche zum damaligen ändern. bänden wie zu den Gesellschaften? Zeitpunkt „undermanaged“? magazin: Die Wohnungswirtschaft magazin: Was macht jetzt der Rentner Sydow: Das dreidimensionale Portfolio steht wieder einmal vor großen He- Manfred Sydow? modell haben wir noch zu meiner Zeit rausforderungen. Können die kom- in Halle mit unserem Führungsteam ent munalen Gesellschaften und die Ge- Sydow: Er wird sich verstärkt der Kunst wickelt. Das Altschuldenhilfegesetz sah nossenschaften diesen Ansprüchen widmen und nun ohne Zeitdruck zur Jagd vor, den Bestand in zwei Kategorien zu gerecht werden? gehen. Zuerst muss ich mich allerdings segmentieren. Kern- und Desinvestitions noch an meine neue Rolle zu Hause ge bestand mit verschiedenen Differenzie Sydow: Natürlich können sie das. Aber wöhnen, daran, nicht mehr Vorstand zu rungsmerkmalen für eine ganzheitliche unsere ökonomische Basis wird zuneh sein. Investitionsstrategie. Das Buch von Kook mend geschwächt und erlaubt dadurch und mir war letztlich nur die Niederschrift nicht mehr einen ausgeglichenen Optimie magazin: Wir danken Ihnen für das dessen, was wir gemeinsam erarbeitet rungspfad zu beschreiten. Mietenbegren Gespräch und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute. h
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