Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin

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Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin
Starthilfe
   für Pfarrgemeinderäte
   im Erzbistum Berlin

Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
im Erzbistum Berlin                1
Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin
Inhalt

                                                                                                                Grundlegungen

                                                                                              Grundlegungen
                                                                                                                • Bilder von Kirche und Gemeinde .......................................................................................... 6
                                                                                                                • Auftrag - Abschied - Aufbruch - Kategorien von Gemeindearbeit ........................................... 9
                                                                                                                • Aufgaben christlicher Gemeinden oder Kirche in der Welt: Wozu dient die Kirche? ................ 12
                                                                                                                • Was ist ein Pfarrgemeinderat? ............................................................................................ 13
                                                                                                                • Beraten und Beschließen - Aufgaben und Kompetenzen des PGR ......................................... 14
                                                                                                                • Gott umarmt uns mit der Wirklichkeit .................................................................................. 15

                                                                                              Lebensraum
                                                                                                                Lebensraum gestalten
                                                                                                                • Mit Weitsicht und Gelassenheit - Der Blick fürs Ganze .......................................................... 16

                                                                                              gestalten
                                                                                                                • Den Lebensraum im Blick - Entlastung durch Vernetzung ....................................................... 19
                                                                                                                • Lebensraum Land gestalten - Damit die Kirche in der Region bleibt ............................................ 21
                                                                                                                • Land in Sicht? Merkmale einer zukunftsfähigen ländlichen Kirchengemeinde ......................... 22

                                                                                                                Spirituelle Vertiefung
                                                                                                                • Gott in unserer Mitte - Die Schätze in unserer Bundeslade ..................................................... 23

                                                                                              Vertiefung
                                                                                              Spirituelle
                                                                                                                • Frischer Wind in die Kirche! Die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils ....................... 24
                                                                                                                • „Löscht den Geist nicht aus! ... Prüft alles, und behaltet das Gute!“ .................................... 25
                                                                                                                • Bibel-Teilen: Spiritueller Impuls und mehr ............................................................................... 26
                                                                                                                • Wir bringen Saatgut in die Erde .......................................................................................... 28

             Dank                                                                                               Ausgewählte Handlungsfelder
             Grundlage dieser Arbeitshilfe ist die „Starthilfe für Pfarrgemeinderäte in der                     • „Die starken Orte“ - Wertschätzender Blick auf unsere Pfarreien                          ........................................... 29
                                                                                              Handlungsfelder

             Diözese Würzburg“, 2010. Wir danken den Herausgebern, dem Institut für                             • Kinder- und Jugendarbeit            ................................................................................................   30
             Theologisch-Pastorale Fortbildung der Diözese Würzburg und dem Diözesanrat
                                                                                                                • Caritas lebt zuerst in der Gemeinde                    ...........................................................................     32
                                                                                              Ausgewählte

             der Katholiken im Bistum Würzburg, für die freundliche Überlassung zur
             redaktionellen Überarbeitung. Namentlich gilt unser Dank der verantwortlichen                      • Der Pfarrgemeinderat als öffentliches Gremium                           ..........................................................     33
             Leiterin der Würzburger Redaktionsgruppe, Frau Dr. Christine Schrappe.                             • Weltkirchliche Initiativen in der Gemeinde                    ....................................................................     35
                                                                                                                • Verantwortung für Gottes Schöpfung                       ........................................................................      36
                                                                                                                • Ökumene - eine durchlaufende Perspektive unserer Arbeit                                  ........................................      38
                                                                                                                • Die Kirche, das Dorfkino ...                  ....................................................................................     40

    Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                            Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
2   im Erzbistum Berlin                                                                                         im Erzbistum Berlin                                                                                                                           3
Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin
Vorwort

                            Aus der Praxis für die Praxis                                                                                                               Liebe ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen
                                                                                                                                                                        und Mitarbeiter in den Gemeinden,
                            • „Unser Gemeinde-Kleiderschrank“                    ..........................................................................   41
                                                                                                                                                                        die neuen Pfarrgemeinderäte sind gewählt worden und haben sich konstituiert. Allen
                            • Erst die Ziele, dann die Maßnahmen - Maßnahmen- & Zeitplan für Projekte                                    .................... 42        Gewählten gratulieren wir herzlich zu Ihrer Wahl. Ihnen und allen geborenen sowie
Aus der Praxis

                            • Gut geplant ist halb gewonnen - Leitfaden „Vorbereitung und Leitung von Sitzungen“ ........ 44                                            berufenen Mitgliedern der Pfarrgemeinderäte wünschen wir Gottes Segen und gutes
                                                                                                                                                                        Gelingen bei Ihrer verantwortungsvollen Aufgabe.
                            • Planungshilfe zur Vorbereitung von PGR-Sitzungen ......................................................... 46
                                                                                                                                                                        Wir möchten Sie dabei nicht alleine lassen. Als Zeichen hierfür soll diese Starthilfe die-
                            • Muster „Einladung zur PGR-Sitzung“ ............................................................................. 47
                                                                                                                                                                        nen. Wir hoffen, sie wird ihrem Namen gerecht und bietet Ihnen hilfreiche Tipps und
                            • Muster „Sitzungsprotokoll“ ........................................................................................... 48                 anregende Beispiele. Sie finden theologische Grundlagen, rechtliche Hinweise und
                            • „Bei der Sache bleiben“ - Themenbezogene Arbeit in Sachausschüssen                                                                        spirituelle Vertiefungen. Nicht alle Fragen kann eine Arbeitshilfe beantworten. Im letz-
                              und durch Sachbeauftragte ....................................................................................... 49                      ten Kapitel „Unterstützung“ finden Sie mögliche Ansprechpartner für Ihre weiterführen-
                                                                                                                                                                        den Fragen.
                            • Kleine Regeln - große Wirkung oder: So kann Kommunikation gelingen                                       ..................... 50
                                                                                                                                                                        Diese Starthilfe möchte Sie ermutigen und motivieren. Sie versteht sich nicht als Pro-
                            • Auf der Suche nach Talenten - Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - Talentkarte . 51                                          gramm, das abgearbeitet werden muss. Sie sind die Expertinnen und Experten vor
                                                                                                                                                                        Ort. Sie selber wissen am besten, welche Aufgaben dringlich sind, wovon Sie sich ge-
                                                                                                                                                                        trost verabschieden können, welche neuen Ziele einen neuen Aufbruch lohnen.
                            Vielfältige Unterstützung
Hiilfe

                                                                                                                                                                        Manche Wege, die Sie in den nächsten Jahren gehen werden, werden auch be-
                            • Gemeindeberatung und Gemeindeentwicklung                               ......................................................   53        schwerlich sein. Die Kirche in unserem Erzbistum, in Berlin, Brandenburg und Vor-
                                                                                                                                                                        pommern, ist eine Kirche in der Diaspora. Wir sind ein kleine Herde, aber mit einer
                            • Wenn Sie weitere Fragen haben                   ............................................................................... 54
                                                                                                                                                                        großen Verheißung. Die Bibel mit ihren überlieferten Erfahrungen bestärkt uns: Men-
                                                                                                                                                                        schen erfahren Gott an den Übergängen, an den Orten, wo Zukunft noch ungewiss
                                                                                                                                                                        ist. Dieser Zumutung stellen wir uns als Christen ganz bewusst: Zeugnis zu geben für
                            • Impressum ................................................................................................................... 56          den Grund unserer Hoffnung, Jesus Christus.

                                                                                                                                                                        Gottes Segen für die vor Ihnen liegenden Wege

                                                                                                                                                                        Dr. Rainer Maria Woelki                       Wolfgang Klose
                                                                                                                                                                        Erzbischof                                    Vorsitzender Diözesanrat

                                                                                                                                                                                                                                     Vorwort

                     Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                                                              Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
                 4   im Erzbistum Berlin                                                                                                                           im Erzbistum Berlin                                                                               5
Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin
Grundlegungen                Lebensraum       Spiritualität   Handlungsfelder       Praxis    Unterstützung      Grundlegungen               Lebensraum     Spiritualität   Handlungsfelder    Praxis    Unterstützung

    Bilder
     ilder von
           von Kirche
               Kirche und
                      und Gemeinde
                          Gemeinde                                                                                   Unsere Bilder von Kirche I
    B
    Das Profil von Kirche schärft             Visionen zugleich. Es geht um       Synagogengemeinde - Presby-
    sich in Bildern, die Orientierung         die Deutung der Gegenwart           terkollegium, römische Haus-
    geben, aber nicht festlegen,              von Kirche wie auch um die Be-      ordnung - paternalistische Hier-
    die traditionell sein können und          schreibung eines erwünschten        archie). Diese Vielfalt ermutigt
    gleichzeitig weiter geschrieben           Zielzustandes. Jesus führt durch    uns, auch heute eigene Vorstel-
    werden müssen und die immer               seine Vision vom „Reich Got-        lungen von Kirche zu entwerfen
    sehr viel mit den historischen            tes“ die Nachfolgebewegung          und christliche Nachfolge zeit-
    und gesellschaftlichen Verhält-           zusammen. Paulus prägt charis-      gemäß zu gestalten.
    nissen zu tun haben, in denen             matische Gemeindevorstellun-        Wir dürfen an den reichen
    Kirche gerade stattfindet.                gen (Leib Christi), die johannei-   Erfahrungen der Väter und
                                              schen Gemeinden betonen die         Mütter aus der kirchlichen Tra-     Kirche im Dorf
    Kirchenbilder haben großen
                                              Christusunmittelbarkeit des Ein-    dition teilhaben, die sich dem
    Einfluss auf das Kommunika-
                                              zelnen (Weinstock und Rebe),        Grundauftrag von Kirche in je-
    tions- und Leitungsverhalten.                                                                                     Kirche als Mittelpunkt
                                              die Pastoralbriefe wollen mit
    Kirchenbilder prägen unsere                                                   weils neuen Situationen gestellt    Pfarrhaus als Anlaufstation             Gemeinde als Herde
                                              ihren auf Sicherheit ausgelegten    haben. Im Vertrauen auf die
    Liturgie und Katechese.                                                                                           Jeder kennt jeden, man
                                              Kirchenbildern (Haus und Hier-      Führung Gottes haben sie sehr
    Am Umgangsstil, an Predigt-                                                                                       kümmert sich umeinander                 Pfarrei als „Pferch“
                                              archie) Zuversicht in Umbruchs-     unterschiedliche Formen der
    inhalten und an Pfarrbrief-                                                                                       Überschaubare Strukturen                Klare Weisungsbefugnis          Gemeinde als
                                              zeiten vermitteln.                  Nachfolge gelebt. Kirche als
    Artikeln wird deutlich, welche                                                                                    Heimat und Enge/                        Schutz und Fürsorge
                                              Bereits innerhalb des Neuen         lernende Organisation ist durch     Beobachtung
                                                                                                                                                                                              feste Burg
    Kirchenbilder vorherrschen und                                                                                                                            Alte, junge, schwache und
                                              Testamentes ist uns eine Viel-      die neutestamentlichen Über-        Sichtbarkeit und Erreichbarkeit         starke Tiere gemeinsam
    gepflegt werden. Der Leitungs-
                                              falt möglicher Gemeindebilder       lieferungen eingeladen, aus Er-     von Kirche - Verortung                  unterwegs                       „Ein Haus voll Glorie schauet“
    stil, das Beschwerdemanage-
                                              überliefert. Verschiedene ge-       folgen und Scheitern zu lernen                                              Richtungsvorgabe/               Stolz, dazu zu gehören
    ment und die Art Feste zu feiern
                                              sellschaftliche Sozialformen        und Kirche und Gemeinde in                                                  Marschrichtung                  Klare Identität nach außen
    geben Aufschluss über dahinter-
                                              der Antike werden aufgegriffen      jeder Generation neu zu um-                                                 Geborgenheit und Uniformität    Kirche weithin sichtbar,
    stehende Bilder von Kirche.
                                              und neu gestaltet (griechischer     schreiben und auszuformen.                                                  Guter Hirte                     Präsenz
    Kirchenimaginationen sind                 Verein - Demokratie, jüdische                                                                                                                   Konzentrische Anordnung um
                                                                                                                                                              Passivität der Schafe
    Zustandsbeschreibungen und                                                                                                                                                                die Kirche
                                                                                                                                                                                              Selbstbewusstsein und Profil
                                                                                                                                                                                              Weltfremdheit und Fassaden-
    Arbeit mit den aktuellen Kirchenbildern                                                                                                                                                   pflege

    (Einstieg für PGR-Sitzung, Klausurtag, ...)

    Nehmen Sie nachfolgende Kirchenbilder als Anregung und überlegen Sie in kleinen Gruppen:                          Gemeinde als
                                                                                                                      Gemeinschaft                            Traditionelle
    1.       Mit welchem Kirchenbild bin ich groß geworden? Was hat mich geprägt?
                                                                                                                                                              Gemeindevisionen mit
    2.       Was habe ich daran geschätzt? Was hat mich belastet?                                                     Verlässlichkeit                         ihrer Kraft und ihrer
    3.       Welche verschiedenen Vorstellungen von Kirche finden wir in unserer Pfarrei/Pfarreien-                   Tragen und getragen werden
             gemeinschaft? Wann merkt man dies?                                                                       Zusammenhalt/                           Begrenzung
                                                                                                                      Belastbarkeit
    4.       Welches neue Kirchenbild (welcher Aspekt davon) spricht mich an? Was bedeutet
             dies für die Pastoral?                                                                                   Lebendige Gruppen/
                                                                                                                      Initiativen
    5.       Umschreiben Sie Ihre Kirchenvision für die kommenden Jahre.                                              Verbindliche Kreise -
             Vielleicht haben Sie andere Bilder!                                                                      dauerhaft
                                                                                                                      Hoher Anspruch an den
                                                                                                                      Einzelnen
                                                                                                                      Eingebunden sein

    Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                                 Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
6   im Erzbistum Berlin                                                                                              im Erzbistum Berlin                                                                                       7
Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin
Grundlegungen               Lebensraum      Spiritualität       Handlungsfelder             Praxis   Unterstützung

    Unsere Bilder von Kirche II
                                                                                                                    n der Gemeindearbeit
                                                                                                           Kategorie
                                                                                                                Auftrag, Abschied, Aufbruch? - Prioritäten setzen

                                                                                                                          Aufbruch
                                                                                                                          intensiv |innovativ

    Pfarrei als Anlaufstelle           Gemeinde als                      Gemeinde als leben-                              Abschied
    Punktuelle Kontakte/Neugier        Verweisstation                    diges Marktgeschehen                             reduziert |aufgebbar
    Kraft tanken für Lebensweg/        Ortskundigkeit: Wer ist für was   Angebot und Nachfrage
    Proviant erneuern                  zuständig?                        wechseln
    Wandern und Pilgern als
                                                                                                                          Auftrag
                                       Öffentlichkeitsarbeit: Weg-       Schlendern und Fragen erlaubt
    Daseinsform                        weiser müssen lesbar sein         Marktkundiges Personal:                          wesentlich |unverzichtbar
    Einfache Bewirtung/                Wissen um die Vielfalt der        kennt Marktschreier und ent-
    “Nachtlager“                       Anbieter und Angebote             larvt Scharlatane                                                                       Quelle: Den Aufbruch gestalten -
    Gastfreundschaft/                  Großzügigkeit und Weitblick       Auskunftsfähigkeit: Wofür                                                               Arbeitshilfe der Diözese Freiburg
    Kultur des Willkommens             Institutionelle Kompetenz:        stehst du?
    Kasualienfromme: Kirche ab
    und zu - ohne Anspruch der
                                       Wo erhalte ich von wem Hilfe?     Diakonie: Not der „Markt-
                                                                         verlierer“ im Blick behalten
                                                                                                                     Auftrag
                                       Koordinieren/Informieren
    alltäglichen Teilnahme                                               Attraktive Angebote,                        Zur Kategorie „Auftrag“ zählen Aufgaben, die unaufgebbar fortgeführt werden müssen,
                                       „Über den eigenen Tellerrand
    „Einsamkeit der Berge“ und                                           „Schnuppern erlaubt“
    „Saisonbetrieb“ ertragen
                                       schauen“                                                                      weil sie zum Wesen unserer Gemeinschaft als Kirche gehören.
                                                                                                                     „Es wird auch in Zukunft eine gewisse Grundversorgung geben, und dies flächen-
                                                                                                                     deckend. Wir werden uns bemühen, den Menschen die Möglichkeit zu geben, in er-
                                                                                                                     reichbarer Nähe sonntags die Eucharistie zu feiern. Wir werden das Sakrament der
                                                                                                                     Taufe spenden, wenn dies von den Eltern oder den Bewerbern gewünscht wird. Wir
                                                                         Neue                                        werden Kinder und Jugendliche zum Empfang der Sakramente der Eucharistie, der
                                                                                                                     Firmung und der Versöhnung führen. Mit Paaren, die eine kirchliche Trauung wünschen,
                                                                         Gemeinde-                                   werden wir ihre Hochzeit feiern. Auch den Dienst des Begräbnisses werden wir selbstver-
                                                                         bilder                                      ständlich wahrnehmen. Grundversorgung heißt jedoch: in einem normalen, nicht über-
                                                                                                                     triebenen Maß.“ (Erzbischof Dr. Robert Zollitsch: Aufbruch im Umbruch, Freiburger Texte Nr. 51, 27)
                                                                                                                     Die Verantwortlichen in Seelsorgeeinheiten, Einrichtungen und Verbänden müssen
    Gemeinde als                       Lebensraum als Netz-                                                          jeweils für sich definieren, welche Aufgaben für sie zum „Auftrag“ gehören.
    Brücke(ngeländer)                  werk
    Lebenswendenpastoral               Virtuelle Gemeinschaften statt
    Katechesen als Gestaltung          „Pfarrfamilie“ (Handy, Chat...)                                               Methodische Hilfen
    biographischer Wendepunkte         Wahl- statt Qualverwandt-
    Hilfe an den „Bruchstellen“        schaften                                                                      • Studieren Sie gemeinsam grundlegende                  Sonntagsevangelium) und tauschen
    Sakramente als „Wegzehrung“        Beziehungsnetze ohne lokale                                                     Texte des II. Vaticanums (z.B. regelmäßig             sich aus, welchen Auftrag jede/r
    und Übergangsgestaltung            Begrenzung und Zuordnung                                                        für ein Jahr einen kleinen Abschnitt als Ein-         Einzelne heraushört.
    Abschied von lebenslanger          Freiwillige Bindung auf Zeit                                                    stieg in eine PGR-Sitzung).
    Bindung
                                                                                                                                                                     •       Betrachten Sie die Lebensgeschichte
                                       Suche nach gemeinsamen
    Hilfe zur Selbsthilfe              Interessen, Zielen, Visionen                                                  • Lesen Sie als PGR, als Sachausschuss oder             Ihres Kirchenpatrons und formulie-
    Materielle und spirituelle         Netzwerkkommunikation:                                                          Gruppe in der Bibel (z.B. das kommende                ren Sie daraus Aufträge für heute.
    „Überbrückungshilfe“               Vernetzen, Kontaktarbeit
                                       Unüberschaubarkeit und Eigen-
                                       dynamik akzeptieren

    Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                     Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
8   im Erzbistum Berlin                                                                                  im Erzbistum Berlin                                                                                                  9
Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin
Grundlegungen               Lebensraum   Spiritualität     Handlungsfelder          Praxis   Unterstützung

                                                                                                                                                                                     Quelle: pixelio

                                                                                                                                                                                         Biblischer Impuls

                                                                                                                                                                                         Alles hat seine Stunde.
                                                                                                                                                                                         Für jedes Geschehen unter
                                                                                                                                                                                         dem Himmel gibt es eine
                                                                                                                                                                                         bestimmte Zeit: eine Zeit
                                                                                                    Quelle: Pixelio                                                                      zum Gebären und eine Zeit
                            Quelle: Pfarrbriefservice                                                                                                                                    zum Sterben, eine Zeit zum
                                                                                                                                                                                         Pflanzen und eine Zeit zum
                                                                                                                                                                                         Abernten der Pflanzen, …
             Abschied                                                                                                                                                                    eine Zeit zum Niederreißen

             Zur Kategorie „Abschied“ sind jene Aufgaben zuzuordnen, die künftig nicht mehr
                                                                                                                          Aufbruch                                                       und eine Zeit zum Bauen,
                                                                                                                                                                                         eine Zeit zum Behalten und
             in der bisher gewohnten Weise wahrgenommen werden können oder müssen                                         Zur Kategorie „Aufbruch“ gehören die                           eine Zeit zum Wegwerfen ...
             oder gar ganz wegfallen.                                                                                     Aufgaben, die als Schwerpunkte inten-                          Buch Kohelet 3, 2.3.6
             Die Kategorie „Abschied“ meint nicht einen Kahlhieb wie nach einem Orkan. Sie                                siviert oder neu angegangen werden.
             ermutigt vielmehr, sich von Aufgaben auch zu trennen, die bisher wahrgenommen                                Die Weiterentwicklung der Diöze-
             wurden, um den „Auftrag“ und erst recht den „Aufbruch“ qualitativ gut bewälti-                               se und aller ihrer Einrichtungen auf
             gen zu können.                                                                                               den verschiedenen Ebenen macht es                Methodische Hilfen
                                                                                                                          notwendig, dass ein angemessener
                                                                                                                          Teil der jeweils zur Verfügung stehen-           • Wo ist in den letzten Jahren ein Bedarf
             Methodische Hilfen                                                                                           den Ressourcen für Aufgaben aus der                bei uns gestiegen?
             Es muss gut überlegt werden, wovon und           • Immobilien sind finanziell nicht                          Kategorie „Aufbruch“ verwandt wird.              • Wofür lassen sich Menschen anspre-
             warum Abschied genommen wird.                      mehr zu halten.                                           Bei der Kategorie „Aufbruch“ geht es               chen? Wofür ist Motivation da?
                                                                                                                          also nicht darum, noch mehr zu leis-             • Welche Angebote werden angenommen,
             Gründe für ein bewusstes Beenden können          • Ein bestimmtes Angebot gibt                               ten, sondern in erster Linie, Aufgaben
             sein:                                              es bereits in der Nachbarpfarrei,                                                                            weil es Spaß macht oder Interesse da ist?
                                                                                                                          aus dem „Auftrag“ der Kirche profilier-
                                                                im Pastoralen Raum oder im                                                                                 • Für welche Schwerpunkte haben wir die
             • Ein Projekt ist - wie ursprünglich verein-                                                                 ter zu gestalten.
                                                                Dekanat.                                                                                                     entsprechenden Ressourcen (Menschen,
               bart - zu einem Ende gekommen.
                                                              Abschied muss nicht nur weh tun,                                                                               Räume, Finanzen usw.)?
             • Es ist gar kein Ziel für eine Aktivität mehr
                                                              sondern kann befreien und entlas-                                                                            • Was können wir besonders gut?
               erkennbar.
                                                              ten. Abschied kann von Druck ent-                                                                            • Wo ist in den letzten Jahren etwas bei uns
             • Kräfte und Mittel sind für bestimmte           lasten und frei machen für Neues,                                                                              gewachsen, was es vorher nicht gab?
               Angebote nicht mehr verfügbar.                 für den Aufbruch zu neuen Ufern.
                                                                                                                                                                           • Wo haben wir bereits Schwerpunkte
             • Es finden sich keine Interessierten, ein-      Abschied nehmen kann jedoch
                                                                                                                                                                             gesetzt, die wir fortführen oder gar inten-
               zelne Bräuche weiterhin zu pflegen.            nicht bedeuten, ungeliebte, aber
                                                                                                                                                                             sivieren möchten?
             • Bestimmte liturgische Formen oder Aktivi-      wichtige Aufgaben abzuschütteln.
                                                                                                                                                                           • Was ist notwendig? Wo müssen wir
               täten werden nicht mehr angenommen.
                                                                                                                                                                             aktiv werden, weil Andere leiden?

     Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                                 Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
10   im Erzbistum Berlin                                                                                              im Erzbistum Berlin                                                                                          11
Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin
Grundlegungen               Lebensraum   Spiritualität    Handlungsfelder       Praxis   Unterstützung      Grundlegungen               Lebensraum   Spiritualität     Handlungsfelder       Praxis   Unterstützung

         aben christlicher Gemeinden                                                                                                          ?
     Aufg                                                                                                         Was ist ein Pfarrgemeinderat
          oder Kirche in der Welt: Wozu dient die Kirche?
                                                                                                                  Nach dem II. Vatikanischen Konzil entschied
     (1) Die Kirche ist nicht für sich     mulierte Johannes Paul II. pro-     als ein einzelner Pfarrgemein-     die Würzburger Synode (1970-1975), dass
     selbst da. Dies ist vielleicht eine   grammatisch in seiner ersten        derat jemals auf seine Tages-      es in jeder Pfarrei einen Pfarrgemeinderat ge-
     der wichtigsten Einsichten des        Enzyklika „Redemptor hominis“.      ordnung setzen kann. Wichtig       ben soll:
     Zweiten Vatikanischen Kon-            Auch der Weg des Pfarrgemein-       ist, dass wir als Kirche diese
     zils. Die Kirche ist kein Selbst-     derates ist der Mensch, sind die    Perspektive offen halten: Was      „Da die Laien zu ihrem Teil die Sendung des
     zweck. Ihre tiefste Bestimmung        vielen Menschen, die bei uns        die Menschen in unserer Zeit       ganzen Gottesvolkes in der Kirche und in der
     liegt nicht darin, dass möglichst     und mit uns leben.                  bewegt, das bewegt auch uns        Welt mittragen, bedarf es institutionalisier-
     viele Menschen                                                            – das fordert auch uns her-        ter Formen der Mitverantwortung, in denen
     die Gottesdienste                                                         aus, unseren Beitrag zu leisten,   Amtsträger und Laien vertrauensvoll zusam-
     besuchen. Die Kir-                                                        damit unsere Welt in kleinen       menarbeiten und die Möglichkeit zu gemein-
     che steht vielmehr                                                        Schritten verändert werden kann    samer Willensbildung und Entscheidungsfin-
     im Dienst des                                                             und dem Reich Gottes ähn-          dung gegeben ist.“
     Reiches Gottes,                                                           licher wird. Eine enge Zusam-      Der PGR ist also ein wichtiges Instrument, mit           sondern Wege ermöglichen, auf denen die
     wie es von Jesus                                                          menarbeit des PGR mit ent-         dem die Laien ihre Verantwortung für die ge-             Christinnen und Christen ihrer Pfarrei am bes-
     verkündet worden                                                          sprechenden Einrichtungen und      samte Kirche zum Ausdruck bringen und umset-             ten ihrer Berufung vor Gott und vor der Welt
     ist, also neuer, ge-                                                      Verbänden vor Ort und in der       zen. Bereits in diesem Synodentext wird deutlich,        gerecht werden können. Dazu wird er von der
     rechter, auf Gott                                                         Region ist darum sehr wichtig.     dass der PGR eine zweifache Aufgabenbe-                  Gemeinde gewählt.
     bezogener Le-                                                             (5) In der Theologie werden        schreibung besitzt:                                      Der PGR soll auch die Stimme derjenigen ver-
     bensverhältnisse.                                                         immer wieder vier Stichworte       • Leitung: „Entscheidungsfindung“ und „Mitver-           treten, die sonst in der Gemeinde nicht gehört
     (2) Auch der ein-                                                         genannt, die als Grundvollzü-        antwortung“                                            werden, ja sogar die Stimme derjenigen, die
     zelne Pfarrge-                                                            ge der Kirche gelten. Sie eignen                                                            nicht zur so genannten Kerngemeinde gehö-
                                                                                                                  • Beratung: „vertrauensvolle Zusammenarbeit“             ren. Auch diese Menschen sollen mitreden,
     meinderat lebt                                                            sich auch dazu, herauszufinden,      und „Willensbildung“
     aus dieser großen                                                         welcher Bereich in unserer Pfar-                                                            mitglauben und mithandeln dürfen.
     Perspektive: Wir                                                          rei noch wenig entwickelt ist.     Der PGR soll den Kurs der Pfarrei steuern und
     beraten und ko-                                                                                              die Interessen der Menschen, die in ihr leben,           In der PGR-Satzung wird unterschieden:
     ordinieren hier nicht nur für die     (3) Welche Herausforderungen                                           bündeln und orientieren. Die Mitglieder des
                                                                               Diakonie: Wir sehen die Nöte                                                                (§ 3) Als Pastoralrat hat der Pfarrgemeinde-
     treuen Gottesdienstbesucher, für      unserer Welt das im Einzelfall                                         PGR sollen deshalb auch nicht nur die Interes-
                                                                               der Menschen bei uns und                                                                    rat den Pfarrer zu beraten und zu unterstüt-
     die Kerngemeinde, und auch            sind, wird selbstverständlich von   weltweit und versuchen sie zu      sen der einzelnen Gruppen in der Pfarrei vertre-
                                                                                                                                                                           zen. Dies gilt besonders in den Bereichen, in de-
     nicht alleine für die Gesamtheit      Ort zu Ort verschieden sein.        lindern.                           ten, sondern auch gemeinsam mit dem Pfarrer
                                                                                                                                                                           nen der Pfarrer als der vom Erzbischof entsandte
     der Katholiken. Es geht uns um        Alte und kranke Menschen,                                              und den anderen Hauptamtlichen in der Pfarrei
                                                                               Zeugnis und Verkündigung:                                                                   Seelsorger und Leiter der Gemeinde besondere
     das Wohl aller Menschen, die          Jugendliche und Kinder sowie        Wir bemühen uns, den Glau-         überlegen, in welche Richtung und mit welchen
                                                                                                                                                                           Verantwortung trägt:
     in unserer Pfarrei zusammenle-        Menschen in der sog. Dritten        ben in unserer Welt verständ-      Mitteln das Leben in der Pfarrei weiterentwickelt
                                                                               lich zu machen, christliche        werden kann.                                             • für die Einheit der Gemeinde sowie die Einheit
     ben, ja, wir stehen in Verantwor-     Welt stehen schon länger im
                                                                               Überzeugungen zu repräsen-                                                                    mit dem Erzbischof und damit mit der Weltkir-
     tung vor der Weltkirche, vor der      Blick unserer Pfarrgemeinderäte     tieren und mit unseren Mit-        Daher gehören alle Fragen, die die Pfarrei be-
                                                                                                                                                                             che;
     weltumspannenden Mensch-              und unserer Caritaseinrich-         menschen in Dialog zu treten.      treffen, auf die Tagesordnung des Pfarrgemein-
     heit. Diese große Verantwortung       tungen. Darüber hinaus können                                          derates. Der PGR beschließt grundsätzlich mit            • für die rechte Verkündigung der Heilsbotschaft;
                                                                               Liturgie: Wir feiern unsere        einfacher Mehrheit (§ 12,1 PGR-Satzung). Aber
     lässt sich natürlich nicht immer      sich vor Ort konkrete andere                                                                                                    • für die Feier der Liturgie und der Sakramente;
                                                                               Gemeinschaft und Gott, der
     im Detail verwirklichen, aber es      Herausforderungen zeigen: An-       uns zusammenruft und in un-        anders als in einem Parlament gilt für den Pfarr-        • für die Bemühungen um die Einheit der Chris-
     ist wichtig, diese Perspektive zu     dere Religionen, Arbeitslosigkeit   serer Mitte ist - mit Freude und   gemeinderat auch das Konsensprinzip (§ 12,2                ten und die Zusammenarbeit mit den christ-
     erkennen, die über den eige-          und Armut, Rechtsradikalismus       Lebendigkeit.                      PGR-Satzung). Es wird nicht einfach nur nach               lichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften.
     nen Kirchturm hinausweist und         und Gewalt.                         Gemeinschaft: Wenn wir uns         Mehrheiten gesucht, abgestimmt und der Fall
     uns auf die Fragen und Pro-                                                                                  ist erledigt. Der Pfarrgemeinderat soll beraten          (§ 4) Als Organ des Laienapostolats hat der
                                           (4) Solche Herausforderungen        der Not der Menschen anneh-
     bleme, aber auch die Freuden                                              men, unseren Glauben in Wort       und koordinieren, also - nach Möglichkeit -              Pfarrgemeinderat, unbeschadet der Eigenstän-
                                           gibt es viele. In unserer komple-                                                                                               digkeit der Gruppen und Verbände in der Ge-
     und Hoffnungen der Menschen                                               und Tat bekennen und Gott in       sich einig werden und die beste Lösung für alle
                                           xen Gesellschaft gibt es wesent-    unserer Mitte feiern, entsteht                                                              meinde, in eigener Verantwortung tätig zu
     unserer Zeit hinweist. „Der Weg       lich mehr Herausforderungen                                            suchen. Der Pfarrgemeinderat soll keine Ge-
     der Kirche ist der Mensch“, for-                                          christliche Gemeinschaft.          setze erlassen, an die sich alle halten müssen,          werden und zu beschließen.

     Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                             Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
12   im Erzbistum Berlin                                                                                          im Erzbistum Berlin                                                                                          13
Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin
Grundlegungen               Lebensraum   Spiritualität        Handlungsfelder     Praxis    Unterstützung

                                                                                                                                                                       Die Weisheit der Fischer
     Beraten und Beschließen
              Aufgaben und Kompetenzen des PGR
     Der Pfarrgemeinderat ist als ein Gremium der              Der PGR ist beratend an den Entscheidungen in
     Mitverantwortung der ganzen Pfarrgemeinde bei             der Pastoral zu beteiligen bei z. B.:
     wichtigen Fragen der Pastoral und des Lebens              •   Gottesdienstordnung
     der Pfarrgemeinde in die Entscheidungsfindung
     einzubeziehen. Einerseits berät er in der Funktion        •   Wortgottesfeiern in Einrichtungen
     des Pastoralrates (vgl. Kirchenrecht CIC § 536)           •   Feier der Sakramente
     den Pfarrer, andererseits koordiniert und fördert         •   Zusammenarbeit in der Ökumene
     er das Laienapostolat (vgl. Vatikanum II, Dekret          •   Veränderung pastoraler Strukturen
     Laienapostolat). Als besondere Aufgabe wird den
     Laien das Zeugnis für Christus und die Verkündi-          • ….
     gung der befreienden Botschaft vom Reich Got-                                                                        In einer brasilianischen Basisgemeinde von Fischern stellte jemand
                                                               Der PGR beschließt z. B. bei:                              die Frage: „Warum suchte Jesus einen Fischer wie Petrus aus, um ihm
     tes in der Welt, dem Staat, der Gesellschaft, der
     Familie und im Beruf zugewiesen.                          • Zusammenarbeit und Vernetzung im sozialen                die Leitung der Kirche anzuvertrauen?“ Die Antwort: „Wer sich zu
                                                                 Nahraum                                                  Land bewegt, baut eine Straße und asphaltiert sie. Dann wird er
     Bei allen pastoralen Fragen kommt es dem zwei-                                                                       immer wieder diesen Weg benutzen. Ein Fischer aber sucht die Fische
                                                               • Kontakt zu kommunalen Stellen
     ten Vatikanischen Konzil auf das enge Zusam-                                                                         dort, wo sie sind. Deshalb sucht er jeden Tag einen neuen Weg. Ihm
     menwirken von Laien und Klerikern an, wenn es             • Formen der Beteiligung an gesellschaftlichen
                                                                 Projekten (Kiezfeste, Kulturwochen…)                     kommt es darauf an, die Fische ausfindig zu machen. Es kann ja sein,
     bei aller Verschiedenheit der Dienste die Einheit                                                                    dass der Weg von gestern nicht zu den Fischen von heute führt.“
     der Sendung betont. Die Teilnahme aller an der            • Einrichtung sozialer Projekte in der Pfarrge-
     Heilssendung der Kirche in der Welt führt in eine           meinde
     Mitverantwortung aller Getauften und Gefirmten            • Pressearbeit
     für Kirche und Gesellschaft.                              • Einrichtung von Kreisen, Gruppen und Verbän-
                                                                 den in der Pfarrgemeinde
                                                                                                                   Gott umarmt uns
     In der konkreten Arbeit ist nicht immer klar, ob
     der PGR als Organ des Laienapostolates be-
     schließend oder als Pastoralrat beratend mitwirkt.
                                                               • Rosenkranzandachten, Kreuzwegandachten, …          mit der Wirklichkeit                                     Pater Alfred Delp

                                                               • Gesellschaftspolitische Positionen der Pfarrge-
     In der PGR-Satzung im Erzbistum Berlin gibt es              meinde                                            Die Weisheit der Fischer kann uns zum Nach-           • Wir führen Traditionen fort – „weil das schon
     nur eine allgemeine Unterscheidung, einige Bei-
                                                               • …                                                 denken anregen:                                         immer so war“ – und übersehen, dass sich am
     spiele lassen sich aus der Satzung ableiten:
                                                                                                                   • Wir planen Angebote für die uns vertrauten            Ort oder in erreichbarer Nähe neue Feiern und
                Zuständigkeiten von Pfarrgemeinderat (PGR) und Kirchenvorstand (KV)                                  Milieus und Zielgruppen, in denen wir uns             Rituale entwickeln.
                                                                                                                     auskennen, aber diejenigen, die wir eigent-         • Wir ahnen, dass manches Angebot so nicht
                                                                                                                     lich auch erreichen wollen, leben anders, ha-         mehr anspricht, wissen aber keine Alternativen
                                                                                                                     ben vielleicht andere Bedürfnisse und Wün-            dazu.
                                                                                                                     sche an die Kirche.                                 • Wir hoffen, dass das Bewährte „irgendwie“ wei-
                                                                                                                   • Wir initiieren mit einem großen Aufwand               tergeht und sich durchsetzt.
                                                                                                                     neue pastorale Angebote, ohne die Men-              • Wir übergehen Talente von Menschen, weil sie
                                                                                                                     schen im Vorfeld zu fragen, wonach sie sich           angeblich nicht in unser Schema passen.
                                                                                                                     sehnen.
                                                                                                                                                                         • Wir planen Gemeinschaftsveranstaltungen und
                                                                                                                   • Wir suchen die Jugendlichen in die Gemein-            übersehen, dass sich die Sozialformen geän-
                                                                                                                     de zu integrieren und verkennen, dass deren           dert haben (Netzwerke, Handykontakte, virtu-
                                                                                                                     Lebensrhythmus gerade an Wochenenden                  elle Räume, Selbsthilfegruppen, Initiativen und
                                                                                                                     ein ganz anderer ist.                                 Projekte).

                                                                                                                   Die Liste ließe sich weiter fortsetzen. Vielleicht gibt es auch spezielle Deutungen dieser Geschichte auf
                                                                                                                   Ihre jeweilige Situation hin?

     Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                              Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
14   im Erzbistum Berlin                                                                                           im Erzbistum Berlin                                                                                         15
Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin
Grundlegungen            Lebensraum      Spiritualität   Handlungsfelder          Praxis   Unterstützung

                                  t:
     Mit Weitsicht und Gelassenhei                                                                                2. Handlungsoptionen für eine sensible Pastoral
               Der Blick auf die ganze Pfarrgemeinde                                                                Versöhnen durch Verstehen
                                                                                                                    Mehr als gegenseitige Anklage oder Charakterzuschreibungen hilft das Verständnis für
     Jede einzelne Pfarrei besteht in sich aus vielen Untergruppen und Einrichtungen. Die Pfarreien                 die jeweils andere Perspektive.
     untereinander haben eine Geschichte von Beziehungen. Jahrelange Freundschaften, gewach-
     sene Kooperationen oder tief verwurzelte Vorurteile prägen das System Pfarrei und den pastora-                 Beteiligen statt Vorgeben
     len Raum. Dazu kommt, dass sich alle Pfarreien auch in einem mehr oder weniger dichten Netz                    „Systeme“ sind nicht hierarchisch steuerbar und lenkbar. Gefragt ist systemsensibles Aus-
     verschiedener nichtkirchlicher Vereine und Organisationen bewegen, die zum Teil mit anderen                    balancieren der Interessen. Betroffene wollen informiert und einbezogen sein.
     Interessen ähnliche Zielgruppen ansprechen. Dieser Sozialraum ist ein komplexes System aus                     Netzwerkarbeit statt Abgrenzung
     Kontakten, Verbindungen und nicht sofort durchschaubaren Wechselwirkungen. Erfahrungen aus                     Wo gibt es bereits stabile Kontakte in unserer Gemeinde, in unserem pastoralen Raum,
     der Vergangenheit mit dem Nachbarort, persönliche Beziehungen zwischen Vereinsvorsitzenden,                    die zu pflegen sind? Wo sind „Löcher“ im Netz, wenig Anbindung und Kontakt? Wo sind
     Verwandtschaften oder auch feste Bilder voneinander spielen unsichtbar eine Rolle.                             Menschen oder Gruppen ausgegrenzt?
     Wie bei einem Mobile reagieren die einzel-
     nen Teile sensibel, wenn an einer Stelle etwas
     herausgenommen wird, Neues dazugefügt
     wird oder Schwerpunkte verlagert werden.
     Sicher kennen Sie aus Ihrem Nahraum Bei-
     spiele für solche Wechselwirkungen, wenn
     z.B. auf Änderungen, personelle Wechsel
     oder Abschaffung von Angeboten kritisch rea-
     giert wird, undurchschaubare Koalitionen sich
     bilden, scheinbar nicht erklärbare Konflikte
     auftauchen ...
     Was tun angesichts dieser Vielfalt?

     Der Pfarrgemeinderat im Dienst an der Einheit

     1. Wahrnehmung schärfen
     Nehmen Sie doch mal verschiedene
     Perspektiven ein:
     „Luftbildperspektive” einnehmen statt
     nur Nahaufnahmen zu machen.
     Menschen sind oft „Stellvertreter” für ein
     System, eine Gruppe, einen Verein.
                                                                                                                    Zeichnen und analysieren Sie Ihr eigenes Gemeindenetzwerk
     „Systembrille” statt nur „Personbrille”
                                                                                                                    • Mit wem pflegen Sie gute Kontakte? Wer kann bei uns mit wem gut?
     Blick auf die Traditionen und Wechsel-                                                                         • Wo existieren Konflikte – nicht nur zwischen Einzelpersonen, sondern Systemen?
     wirkungen statt nur auf die Aktion oder
     die Meinung Einzelner.                                                                                         • Welche Traditionen prägen die einzelnen Pfarreien?
                                                                                                                    • Wo gibt es Ängste und Tabus, die zu beachten sind? Wo stehen unsere typischen
     „Vogelperspektive” statt nur „Fußgängerperspektive“ einnehmen
                                                                                                                      „Fettnäpfe“?
     Blick auf den Lebensraum: so bunt und vielfältig ist unser Ort, unser Stadtteil.                               • …

     Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                            Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
16   im Erzbistum Berlin                                                                                         im Erzbistum Berlin                                                                            17
Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin - für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin
Grundlegungen           Lebensraum     Spiritualität     Handlungsfelder   Praxis   Unterstützung

                                                                                                                      L ebensraum im B lick
     3. Konkretes Handeln                                                                                         Den
     Wertschätzung:                                           Sozialkompetenz:
                                                                                                                   Entlastung durch Vernetzung
     Es gibt viel Gutes auch außerhalb der Kirche. Wir        Kontakte zu Vereinen und Gruppen halten, Be-
     sind bereit, diese Vielfalt anzuerkennen.                ziehung stiften, Kontakt „auf der Straße” halten,   Arbeitsteilige und vernetzte Zusammenarbeit
     (Wertschätzender Spaziergang durch unseren               sich besuchen und gegenseitig einladen.
                                                                                                                  Als Diözese sind wir eine Gemeinschaft im Glauben, bestehend aus vielen Formen wie Pfarreien,
     Ort/unseren Stadtteil; erkunden, welche Initia-          (Empfänge nutzen, gegenseitige Einladung aus-       Orden, Verbänden, geistlichen Gemeinschaften. Alle bilden ein Netzwerk von Glaubenden, beste-
     tiven, Selbsthilfegruppen, Angebote es gibt)             sprechen und annehmen, Protokolle austau-
                                                              schen, informieren, Wertschätzung als Pfarrge-      hend aus vielen unterschiedlichen Knotenpunkten, die sich miteinander abstimmen und aufeinander
     Ökumenische Sensibilität:                                meinderat zeigen)                                   verweisen sollten.
     Gemeinsame Traditionen pflegen und ausbauen.                                                                 Um den Gedanken vom Netzwerk zu verstehen, ist es hilfreich, eine eigene „Landkarte“ anzufertigen,
                                                              Verlässlichkeit und Transparenz:
     (Traditionen des Anderen erfragen, Verletzlich-          Dazu stehen wir. Darauf dürfen sich andere ver-     die die Vielfalt der Einrichtungen und der Angebote im Lebensraum aufzeigt. Bewusst sollte man bei
     keiten beachten, Empfindlichkeiten erkennen, wo          lassen. Hier findet man „Kirche” vor Ort.           einer „Lebensraumanalyse“ auch andere christliche und außerkirchliche Anbieter einbeziehen.
     können wir geschwisterlich zusammenarbeiten,                                                                 Lebensraum ist das territoriale Lebensumfeld mit seiner Infrastruktur und all seinen Angeboten.
     wo ist noch keine Zusammenarbeit sinnvoll?)              (Erreichbarkeit der Hauptamtlichen, Anschriften,
                                                              Anrufbeantworter, Klärung der Zuständigkeiten       Besorgen Sie sich eine Karte Ihrer Region und etwas darüber hinaus und kopieren Sie diese mehrfach.
     Neugier auf Menschen:                                    des PGR nach außen, Gesichter mit Fotos auch        Beschriften Sie die kopierten Landkarten mit bunten Stiften als „thematische Landkarten“: Tragen Sie
     Warum tut ihr das? Was freut euch in eurer Ar-           nach der PGR-Wahl, durchlaufende Vorstellung        zu den jeweiligen Ortschaften/Straßen folgende Angaben mit verschiedenen Farben ein. Diese Karten
     beit? Wo liegen Probleme?                                jeweils einzelner Ausschüsse oder Ansprechper-
                                                              sonen im Pfarrbrief)                                lassen sich am besten in kleinen Gruppen/Sachausschüssen erstellen.
     (Pfarrbriefserie mit Interviews von Menschen
     am Ort, die ein besonderes Engagement oder               Zeugnis geben:
     Hobby haben, Einladung von VertreterInnen
     aus Vereinen, Schulen, Verbänden, Politik in
                                                              Wofür stehen wir? Was ist unsere Botschaft und
                                                              unser Angebot in einer säkularen Gesellschaft?      A „Sehen“
     die PGR-Sitzungen)                                       Wofür steht Kirche?
                                                                                                                  1. Pastoral-geistliche Landkarte
     Selbstbewusstsein:                                       (Politisches Engagement, Solidarität, öffentliche
     Das ist unser Profil als Pfarrei. Das ist unsere Stär-   Stellungnahme, Gestaltung der Homepage, was         Kirchen, Klöster, geistliche Gemeinschaften, Kinder-
     ke: z.B. Nachbarschaftshilfe, Trost, Jugendarbeit,       ist unser Auftrag)                                  kirche, Bibelkreise, Jugendgottesdienste, Besinnungs-
     Sinnstiftung, Liturgie, helfende Rituale, Musik, Se-                                                         tage, Exerzitien im Alltag, spezielle liturgische Ange-
                                                              Milieusensibilität:
     niorenarbeit ...                                                                                             bote, Wallfahrten ...
                                                              Welche Milieus finden ihre Heimat in anderen
     (Öffentlichkeitsarbeit, regelmäßiger Bericht über        Gruppen in und außerhalb von Kirche?
     Pfarrgemeinderatsarbeit auch nach der Wahl,                                                                  2. Diakonische Landkarte
     Schaukasten oder Pfarrbrief: das sind unsere The-        (Als PGR oder Sachausschuss Informations-
     men, dafür setzen wir uns ein, Bericht über gelun-       besuche in Beratungsstellen/Vereinen/Einrich-       Sozialstation, Krankenhaus, Altenheim, Behinderten-
     gene Beispiele)                                          tungen machen, Vorsitzende von Vereinen in den      einrichtung, ehrenamtlicher Besuchsdienst, Hospiz,
                                                              PGR einladen, sich kundig machen über kirch-        Selbsthilfegruppen, Suppenküche, Beratungsstellen
     Brücken bauen:                                           liche Angebote für verschiedene Milieus auf Di-     (Schuldnerberatung, Ehe- und Lebensberatung ...)
                                                              özesanebene: von „Jazzmesse“ bis lateinischem
     „Pontifex” sein, Vermittlung, Versöhnung                 Hochamt)
     (Missverständnisse ausräumen, Klärungen her-                                                                 3. Familienlandkarte
     beiführen, Vorurteile zwischen Pfarreien abbauen         Institutionelle Kompetenz:                          Kindergärten, Sakramentenvorbereitung, Bildungsan-
     helfen durch Orte der Begegnung, regelmäßige             Wissen um diözesane Unterstützungsangebote -        gebote (Führungen, Kinderuni ...), Kultur (Musikschu-
     Kontaktgespräche von PGR-VertreterInnen mit              Kurzeinführung für neue PGR
     Vereinen, Gruppen)                                                                                           len ...), Freizeitangebote, pfarreiliche Familiengrup-
                                                              (Sich kundig machen über soziale Angebote im        pen, verbandliche Familienarbeit ...
     Unternehmerisch handeln:                                 Lebensraum: Welche Hilfsangebote für Kinder,
     Wo wollen wir initiativ werden, andere anstecken,        Familien, Senioren gibt es? Wissen um Ehe-,         4. Jugendlandkarte
     mit „ins Boot holen”? Proaktiv statt reaktiv agieren.    Schuldner- oder Erziehungsberatungsstellen.
                                                              Welche Seminare gibt es für Jugendliche, Frau-      Schulen (religiöse Angebote wie Tage der Orientie-
     (Wir können nicht mehr alles allein, aber wir ha-        en, Familien, Brautpaare? Welche Zuschüsse          rung, Jugendverbände, MinistrantInnen, Kindergrup-
     ben Ideen und Verbündete, z.B. Laib und See-             sind für wen möglich? Woher könnten wir Refe-       pen, Sport, Musik, Begegnungsstätten, Jugendtreffs ...
     le, Ferienangebot für Kinder in Kooperation mit          rentInnen bekommen? Was kostet ein Tagungs-
     Schulen, Religiöse Kinderwochen mit der evange-          haus oder welche Fachstelle berät uns in Fragen
     lischen Nachbargemeinde, ...)                            von Katechese oder Jugendarbeit?)                   5. Seniorenlandkarte, Kinderlandkarte ...
                                                              Unterstützungsangebote finden Sie ab Seite 53.

     Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                             Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
18   im Erzbistum Berlin                                                                                          im Erzbistum Berlin                                                                                    19
Grundlegungen            Lebensraum   Spiritualität    Handlungsfelder      Praxis   Unterstützung     Grundlegungen            Lebensraum    Spiritualität      Handlungsfelder       Praxis     Un-

                                                                                                                ensraum Land gestalten
     Zusatzauftrag                                                                                           Leb
     „Sehen“                                                                                                      Damit die Kirche in der Region bleibt
                                                                                                             Leben auf dem Land heute - die ländlichen
     Wer ist auf Diözesanebene für diese Hand-                                                               Regionen haben sich verändert
     lungsfelder zuständig? (Dezernat Seelsorge
                                                                                                             Strukturwandel: Das Gesicht der ländlichen Re-
     im Erzbischöflichen Ordinariat, Verbände ...)
                                                                                                             gionen hat sich stark gewandelt. Läden, Arztpra-
     Wer ist auf Dekanatsebene verantwortlich?                                                               xen, Schulen, Bauernhöfe, Handwerksbetriebe
     (z.B. DekanatsjugendseelsorgerIn, Caritas-                                                              und Gasthöfe sind oft verschwunden. Junge
     referentIn, DekanatsschulseelsorgerIn)                                                                  Menschen ziehen für Ausbildung und Studium
     Wer ist verantwortlich in der Pfarrgemeinde                                                             weg und kommen in den meisten Fällen nicht
     (Person, Verband oder Ausschuss)?                                                                       wieder.

     Wer ist im Caritasverband die zuständige An-                                                            Mobilität: Die Menschen sind immer mehr unter-
     sprechperson? (z.B. Sozialstation, Migrations-                                                          wegs, suchen aber dennoch zu Hause nach ei-
     dienst)                                                                                                 ner neuen Form von Heimat und Gemeinschaft.

                                                                                                                                                                                                                           © Rocco Thiede
                                                                                                             Manche sind fast nie im Ort, für andere ist es
     Wer sind Ansprechpersonen in der Kommune                                                                immer schwieriger, aus der Region herauszukom-
     (Jugendamt, Sozialreferat ...)                                                                          men, weil der Öffentliche Nahverkehr zu wün-
                                                                                                             schen übrig lässt.

     B „Urteilen“
                                                                                                             Moderne Vielfalt: Die Menschen auf dem Land            unseres Erzbistums. Andererseits sind viele An-
                                                                                                             werden immer unterschiedlicher. Lebensstil, Frei-      forderungen und Aufgaben neu auf Gemeinden
                                                                                                             zeitverhalten, Interessen sind völlig verschieden.     zugekommen. Doch gleichzeitig bietet dieser
     Was sagen uns diese Landkarten? (Über-/           Was machen nur wir als Kirche?                        Das Zusammenleben wird schwieriger, kann aber          Wandel neue Chancen für die Kirche in der Re-
     Unterangebot, Fülle und Defizite ...?)            Wofür stehen wir?                                     auch interessanter werden.                             gion. Wenn Kirche vor Ort ansprechbar, präsent
     Welche Rolle hat die Einzelpfarrei im Lebens-                                                           Kirche im ländlichen Raum: In den größten Tei-         und positiv erlebbar ist, kann sie dazu beitragen,
     raum? Was ist unser Profil?                                                                             len von Brandenburg und Vorpommern sind die            dass Menschen in einer Region einander begeg-
                                                                                                             vorhandenen pfarrlichen Strukturen von räum-           nen und Gemeinschaft erfahren. Sie kann dazu
                                                                                                             licher Weite geprägt. Aktivitäten, wie der Besuch      beitragen, einen neuen Umgang mit der Unter-

     C „Handeln“                                                                                             des Gottesdienstes, werden nicht selten durch die      schiedlichkeit und Vielfalt der Lebensstile in einer
                                                                                                             geografische Distanz beeinflusst. Kontakte zu be-      Region zu finden. Sie kann aufmerksam sein für
                                                                                                             nachbarten Pfarreien werden schwieriger, da sie        die einzelnen Menschen, kann fragen, wie es ih-
     Was können andere besser? Wo sollten wir           Welche konkreten Kooperationen mit der Pfarrei       selten direkt erlebbar sind. Hinzu kommt eine zu-      nen geht, wer in Not ist und Hilfe braucht.
     uns entlasten durch Verweis aufeinander statt      bieten sich in den kommenden Jahren an?              nehmende Überalterung der Gemeinden. Neben
     Verdoppelung und Konkurrenz?                       Wo lässt sich die ökumenische Zusammenarbeit zur     den dörflich geprägten Teilen übernehmen regi-         Begleitung und Unterstützung
     Wo wollen wir uns näher informieren? Was           gegenseitigen Entlastung verstärken?                 onale Zentren (Frankfurt, Stralsund, Greifswald,       Dezernat Seelsorge, Gemeindeentwicklung:
     wissen wir selbst nicht genau?                     Wo können wir als Pfarrei Initiative ergreifen zur   Potsdam und Brandenburg a.d. Havel) wichtige           Peter Kloss, Christopher Maaß
     Wen können wir zu uns in den Pfarrgemeinde-        Vernetzung, z.B. zu „Rundem Tisch“ einladen, Fach-   Funktionen für das Umland (z.B. Universitäts- und      Niederwallstr. 8-9, 10117 Berlin
     rat oder den Sachausschuss einladen, um den        austausch anregen, Terminabsprachen regeln?          Fachhochschulstandort).                                Tel: 030. 326 84-542/ -522
     Blick zu weiten?                                   Welche Initiative können wir als Kooperationspro-    Damit die Kirche in der Region bleibt -                peter.kloss@erzbistumberlin.de
                                                                                                             Bedeutung der kirchlichen Gemeinde auf                 christopher.maass@erzbistumberlin.de
     Wen wollen wir besuchen, welche Einrichtung        jekt einbringen und andere dazu einladen? (Ferien-   dem Land
     näher kennenlernen?                                angebot, Familientag, soziale Projekte, Erwachse-                                                           Jugendarbeit auf dem Land:
                                                                                                             Die Kirche zieht sich wie viele andere Institutio-
     Wo könnte Arbeitsteilung und Entlastung ein-       nenbildungsreihe ...)                                                                                       Katholische Landjugendbewegung (KLJB)
                                                                                                             nen immer mehr aus dem Land zurück. Einerseits
     treten, weil wir voneinander wissen und auf-                                                                                                                   im Erzbistum Berlin
                                                                                                             ist es keine leichte Situation, als Kirche in der
     einander verweisen können?                                                                                                                                     Waldemarstr. 8a, 10999 Berlin
                                                                                                             Diaspora zu (über)leben, wenn christliches Leben
                                                                                                                                                                    Tel: 030. 756 903 41
                                                                                                             überhaupt nur noch einer Minderheit bekannt ist.
                                                                                                             Hinzu kommt die negative demografische Ent-            info@kljb-berlin.de
                                                                                                             wicklung in den meisten ländlichen Regionen            www.kljb-berlin.de

     Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                        Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
20   im Erzbistum Berlin                                                                                     im Erzbistum Berlin                                                                                                            21
Grundlegung         Lebensraum                                       Spirituelle Vertiefung

                                                   Land in Sicht?
                                                       Merkmale einer zukunftsfähigen
                                                                                                                                Gott in unserer Mitte
                                                       Kirchengemeinde im ländlichen Raum                                       Die Schätze in unserer
                                                                                                                                „Bundeslade“

                                                                          Diskussionsanregungen
                                                                                                                                Was halten wir hoch?
     © Rocco Thiede
                                                                                                                                Was ist uns heilig?
     1. Die VERNETZTE                   2. Die DIAKONISCHE        3. Die SPIRITUELLE         4. Die POLITISCH                   Kommen Sie miteinander über die folgenden
     Gemeinde nutzt die                 Gemeinde fördert          Gemeinde macht Gott        AKTIVE Gemeinde
     Chancen der Zusam-                 Mitmenschlichkeit,        im Ort erfahrbar. Sie      nimmt Verantwortung                Fragen ins Gespräch. Es kann gut tun, zunächst
     menarbeit und ist sich             Lebensqualität und        verbindet vor Ort          wahr für seine Bewoh-              Zeit für eine kurze Einzelbesinnung zu lassen.
     bewusst, dass sie nicht            Kontakte im Ort.          Glaube und Leben.          nerInnen und setzt                 Möglich wäre auch, symbolisch eine „Schatztru-        Alternative: Auf leeren Kärtchen kann
     alles selber anbieten                                                                   sich für eine positive             he“ in die Mitte zu stellen mit einzelnen Bibelver-   jede/r TeilnehmerIn selbst einen Bibelvers,
     und tun muss.                      Sie nimmt die Men-        Welche unterschied-        Regionalentwicklung
                                        schen mit ihren unter-    lichen Glaubensfragen      ein.                               sen, aus denen sich zu Beginn oder zum Schluss        eine Liedstrophe oder sein Leitmotto auf-
     Wo gibt es Möglich-                schiedlichen Bedürfnis-   und religiösen Bedürf-                                        jede/r einen Vers ziehen und mitnehmen darf.          schreiben.
     keiten der Zusammen-                                                                    Was braucht unsere
                                        sen wahr.                 nisse haben die Be-        Region, damit sie auch
     arbeit und Vernetzung?                                       wohnerInnen?
                                        Welche unterschied-                                  in Zukunft lebenswert              Impulsfragen
     Innerkirchlich (Kath.
     und andere christliche             lichen Menschen leben     Welche Orte und An-        bleibt?
                                                                                                                                • Was ist uns heilig? Was halten wir hoch in unserer Pfarrei?
     Nachbargemeinden,                  in unserer Umgebung?      lässe gibt es in unserer   Wie können wir zu
     Verbände, Bildungs-                Wie geht es ihnen?        Region, an denen Gott      einer gerechten und                • Welche Erinnerungen/Traditionen sind uns wichtig und wertvoll?
     häuser, Klöster, Ange-             Welche Bedürfnisse        spürbar wird, innerhalb    menschlichen Regio-
                                                                  und außerhalb der Kir-                                        • Was sind unsere Ressourcen, Kraftquellen? Von was lebt unsere Pfarrei?
     bote des Dekanates                 haben sie? Welche                                    nalentwicklung beitra-
     und der Diözese usw.)              Sehnsüchte haben sie?     che und ihrer Ange-        gen?                               • Was sind unsere „Kraftwörter“ (Bibelvers, Motto, Name der Pfarrei, Thema)?
     und außerkirchlich                                           bote?
     (Gruppen und Initia-               Welche Nöte plagen                                   Gibt es Menschen in                • Mit wem sind wir unterwegs? Mit wem teilen wir unsere Schätze?
                                        sie? Welche Hilfe ist     Welche Formen,             unserer Region, die
     tiven im Ort, Vereine,                                       Zeiten, Räume zum
     engagierte Einzelper-              möglich?                                             ungerecht behandelt
                                                                  Beten und Feiern                                              Theologischer Hintergrund der Bundeslade
     sonen usw.).                                                                            werden, die zu kurz
                                        Wie lassen sich Verbin-   braucht unsere                                                • Zeichen der Gegenwart Gottes.
                                                                                             kommen, deren An-
     Was müssen wir nicht               dungen und Kontakte       Region?                    waltschaft wir überneh-            • Ausdruck eigener Identität.
     selbst machen, können              zwischen den unter-
                                                                  Wie können wir dazu        men sollten?                       • Zieht vor dem Volk her durch die Wüste.
     es aber bei anderen                schiedlichen Menschen                                                                     (Num 10,33)
                                        fördern? Wer wünscht      beitragen, dass Glau-      Gibt es Gruppen und
     unterstützen?                                                be und Spiritualität vor                                      • Vor ihr teilt sich das Jordanwasser.
                                        sich mehr Kontakte?                                  Initiativen in der Regi-             (Jos 3,11-17)
     Wo liegen bisher unse-                                       Ort lebendig bleiben?      on, die sich für ähn-              • Sie wird um die Mauern Jerichos getragen.
     re Schwerpunkte? Was                                                                    liche Ziele einsetzen                (Jos 6,4-12)
     sind unsere besonde-                                                                    wie wir? Können wir                • Gerät in Gefahr - wird von Philistern geraubt.
     ren Stärken?                                                                            Kontakt mit ihnen auf-               (1 Sam 4,11)
     Welche Schwerpunkte                                                                     nehmen und kooperie-               • Wird auf Kriegszüge mitgenommen.
     soll unsere Gemeinde                                                                    ren?                                 (2 Sam 11,11)
     in Zukunft verwirklichen                                                                                                   • Steht später im Tempel, im Allerheiligsten.
                                                                                                                                  (1 Kön 8)
     (je nachdem, wie die
     konkrete Situation vor                                                                                                     • Nachexilisch fehlt die Lade. Gott ist in unserer Mitte.
     Ort aussieht und was                                                                                                       • Nun ist Christus Zeichen der Gegenwart Gottes. (Röm 3,25)
     in unserer Region be-
     sonders wichtig ist)?

     Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                                   Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
22   im Erzbistum Berlin                                                                                                im Erzbistum Berlin                                                                                         23
Spirituelle
     Vertiefung

     Frischer Wind in die Kirche!                                                                                    „Löscht den Geist nicht aus! Verachtet
     Die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils                                                                 prophetisches Reden nicht! Prüft alles,
     für uns heute                                                                                                   und behaltet das Gute!“
                                                                                                                     (1 Thess 5,19-20)

     Johannes XXIII. gab in seiner Eröffnungsansprache
                                                                                                                                                                              Gebet
                                                            Religionen:                                              Jedes Planen, Vorbereiten und Nachdenken steht
     am 11. Oktober 1962 dem Konzil wichtige Impul-         Die Religionen der Welt werden als wertvoll und          im Horizont der Verkündigung des Reiches Got-             Gott, Du hältst die alten
     se mit auf den Weg: Er forderte den Mut zu einem       wichtig geachtet. Die Kirche fordert für alle Religi-    tes, der Verkündigung der befreienden Botschaft           Bilder des Glaubens
     „Sprung nach vorn“. Dieser „Sprung“ sollte der         onen (nicht nur das Christentum) das Recht, sich in      Jesu Christi und im Dienst an benachteiligten
     Kirche helfen, in der Gegenwart seiner Zeit anzu-      Freiheit zu entfalten.                                                                                             in uns lebendig
                                                                                                                     Menschen. Vor diesem Horizont und im Vertrau-
     kommen.                                                                                                         en auf das Geschenk des Hl. Geistes können wir            und schenkst uns dazu
     Der Papst rief zum „aggiornamento“ auf, das heißt      Was bedeutet das Konzil für uns?                         gelassen an die Bewältigung der vielen Aufgaben           Gedanken und Erfahrungen,
     so viel wie die Aktualisierung, das „Update“ des                                                                gehen, ohne uns im Hamsterrad der Alltäglich-             damit wir sie neu füllen können.
                                                            Karl Rahner sagte in den Jahren nach dem Konzil:
     kirchlichen Lebens unter den Bedingungen der                                                                    keiten aufreiben zu lassen.
                                                            Das Konzil ist noch nicht zu Ende, es muss immer                                                                   Zu dir kommen wir Gott,
     Gegenwart. Dazu ist es notwendig, neue Mittel,         weiter gehen. Es ist „der Anfang eines Anfangs“.         Auch in der PGR-Arbeit ist es gut, sich diesen            Du Quelle ungeahnter
     neue Ausdrucksformen für den Glauben zu finden.        Deswegen fordert es auch heute noch heraus:              Grund, auf dem wir stehen, immer wieder be-
     Er ermunterte dazu, sich als Teil der Menschheit zu                                                                                                                       Möglichkeiten.
                                                                                                                     wusst zu machen und den geistlichen „roten Fa-
     verstehen, mit der wir in Dialog treten, um gemein-    Aggiornamento: Auch für uns heute gilt es, den                                                                     Wir brauchen deine Kraft.
                                                                                                                     den“ auch sichtbar werden zu lassen. Wenn der
     sam an der Lösung der Herausforderungen zu ar-         Glauben der Kirche in unserer Zeit und in unserer
                                                                                                                     Glaube, der uns verbindet, miteinander geteilt            Wir hoffen, dass dein Mut unsere
     beiten, die die ganze Menschheit betreffen.            Welt zu „aktualisieren“, nach neuen Ausdrucks-
                                                                                                                     wird, erfahren wir nicht nur eine Stärkung der            Zaghaftigkeit überwindet,
                                                            formen für den Glauben zu suchen.
                                                                                                                     Gemeinschaft, sondern weiten den Blick nach
     Die wichtigsten Ergebnisse                                                                                                                                                dass deine Phantasie unseren
                                                            Sprung nach vorn: Auch für uns gilt: Diese Aktu-         rechts und links und nach oben.
                                                            alisierung ist oft nicht in kleinen Schritten, sondern                                                             Träumen Flügel verleiht,
     Liturgie:                                                                                                       Dieses kann durch einen geistlichen Impuls am
     Alle Beteiligten feiern den Gottesdienst. Deswegen     nur durch einen Sprung zu erreichen.                                                                               damit wir spüren können,
                                                                                                                     Anfang oder Ende der Sitzung geschehen oder
     ist es wichtig, möglichst viele Menschen einzubezie-   Zeichen der Zeit: Auch wir müssen sorgfältig dar-        durch eine Bibelarbeit, die etwas mehr Zeit be-           was uns lebendig macht,
     hen. Der Gottesdienst steht im engen Zusammen-         auf achten, welche Herausforderungen, Anfragen,          nötigt (s. Bibel-Teilen). Hier sind alle aufgefordert,    und in deine Schöpfung
     hang mit dem Alltagsleben.                             „Zeichen“ unsere Zeit an uns richtet.                    als Getaufte und Gefirmte Zeugnis zu geben von            Leben tragen.
     Offenbarung:                                           Dialog: Welche Menschen in unserem Lebensraum            ihrem Glauben. Die Zeit dafür sollte eingeplant           Amen.
     Der Glaube der Kirche verändert sich im Laufe der      arbeiten mit uns zusammen an denselben Zielen?           sein; die Vorbereitung kann z. B. für jede Sitzung
     Zeiten. Es gibt eine „Hierarchie der Wahrheiten“       Mit wem können wir intensiver zusammenarbeiten?          abwechselnd ein PGR-Mitglied übernehmen.
     - nicht alles in der Kirche ist gleich wichtig. Alle                                                            Viele Formen des geistlichen Impulses sind
     sollen gern und selbstständig in der Bibel lesen.      Weitere Informationen:                                   denkbar:
     Kirche:                                                Alle Dokumente des 2. Vatikanischen Konzils:             • Ein Biblischer Text, zu dem gut sichtbar eine
     Die Kirche ist eine Gemeinschaft, in der alle die      www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_           Bibel in die Mitte gelegt wird.
     gleiche Würde haben. Die Hierarchie existiert zum      council/index_ge.htm
                                                                                                                     • Ein Gebet am Beginn oder Ende der Sitzung,
     Dienst am Volk Gottes. Es ist Aufgabe der ganzen                                                                  eventuell ein gemeinsames immer wiederkeh-
     Kirche, die Welt nach Gottes Willen zu gestalten.                                                                 rendes Gebet.
     Kirche und Welt:                                                                                                • Ein kurzer Text: Eine Geschichte, ein Gedicht,
     Die Kirche sucht im Dialog mit allen Menschen                                                                     ein meditativer Text.
     guten Willens nach den Lösungen für die Probleme
                                                                                                                     • Ein Lied.
     der Menschen. Der Mensch/die Menschheit steht
     im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Kirche.                                                                   • Eine Bildbetrachtung.
                                                                                                                     • …

     Starthilfe für Pfarrgemeinderäte                                                                                Starthilfe für Pfarrgemeinderäte
24   im Erzbistum Berlin                                                                                             im Erzbistum Berlin                                                                          25
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