Thema: Hunde in der Schule - des VBE Rheinland-Pfalz
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Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017 Zeitschrift des Verbandes Bildung und Erziehung Rheinland-Pfalz 12.06.2017 / 67. Jahrgang Mehr Gerechtigkeit wa(a)gen. Damit Lehrer nicht sitzen bleiben. Thema: Hunde in der Schule n Essay: Der Populismus, die Aufklärung und die neue Rechte n Personalratswahlen 2017: Ergebnisse ildung B mit Biss!
– Inhalt – Leitartikel 3 Magazin 4 Essay 6 Aktuell 9 Personalratswahlen 2017 Thema Berichte 10 12 20 Wir si n d ge w ä h lt u n d en ga gi er en u n s! Personalratswahlen 2017 Junger VBE 23 Buchtipp 24 Seniorinnen & Senioren 25 Personalräte & Co 26 Recht 27 Infos & Technik 29 Wir gratulieren 31 Termine 33 VBE Bund 35 Medien 36 Aus den Kreisverbänden 37 Zum Schluss ... 38 Impressum 12. Juni 2017, 67. Jahrgang Herausgeber Verband Bildung und Erziehung (VBE), Landesverband Rheinland-Pfalz Adam-Karrillon-Str. 62, 55118 Mainz Telefon: 0 61 31-61 64 22, Telefax: 61 64 25 info@vbe-rp.de Redaktion dieser Ausgabe: Hjalmar Brandt (verantwortlich) br h.brandt@vbe-rp.de Dr. Markus Bachen mb (Veranstaltungen/Regionales) m.bachen@vbe-rp.de Frank Handstein fh (Reportage/Recht) f.handstein@vbe-rp.de Dominik Hoffmann dh (Recht) d.hoffmann@vbe-rp.de Marlies Kulpe mkl (Bildungspolitik/Rubriken) m.kulpe@vbe-rp.de Lars Lamowski lal (Primarstufe) l.lamowski@vbe-rp.de n g Klaus Schmidt kfs l d u (Reportage/Berufspolitik/Zum Schluss) B i k.schmidt@vbe-rp.de s ! Verlag: B i s VBE Bildungs-Service GmbH i t Adam-Karrillon-Str. 62 m 55118 Mainz Fotos/Grafik: Jan Roeder: 2 (23), 4, 5(2), 6, 7, 8, 11, 20, 23, 24, Hier die Auflösung des Rätsels aus Heft 05/2017 26, 28, 35 Typoly: 9, 40 PCS Hundespass: 18 (4), 19, Anne Roewer: 22(2) D I E J U G E N D W A E R E E I N E N O C H Konrad Ochsenreither: 25(2) Hjalmar Brandt: Titel, 3, 12, 13, 14, 15, 16, 17, S C H O E N E R E Z E I T , W E N N S I E E T W A S 21(4), 27 Wikipedia: 33 Immanuel Giel/Wikipedia: 34 S P A E T E R I M L E B E N K A E M E Die RpS erscheint zehnmal im Jahr. Hier die Auflösung des Rätsels aus Heft 05/2017: Für VBE-Mitglieder ist der Bezugspreis durch den 1 2 3 4 5 6 7 8 Mitgliedsbeitrag abgegolten. Nichtmitglieder D A C H 9 Q U I T O 10 E N G L I S C H bestellen beim Verlag zum Preis von 4,80 Euro P J U G E N D vierteljährlich einschließlich Vermittlungsgebühren. 11 12 13 14 W E L T A L L L A M B O S S E Redaktionsschluss R I P A E 15 N I P E 16 T B E 17 E L 18 A C E K M U S I D I E J UG E N D WA E R E 03.07.2017 für Heft 08/2017 19 A T H 20 E N Z 21 P L 22 O C T E Den Inhalt namentlich gezeichneter Artikel E I N E N O C H S C HO E N E R E 23 24 25 26 I H S C O P H H T O N verantworten deren Verfasser. 27 28 29 P F E R D N I E P R O S P E K T Nachdruck ist nur mit Zustimmung der Redaktion 30 31 A G Z S E W E K I und Quellenangabe zulässig. Für unverlangt Z E I T, WE N N S I E 32 33 34 eingesandte Manuskripte besteht keine Gewähr. T W E E D 35 36 T 37 U 38 N U D E L E I N S T I E R E L F T Gesamtherstellung, Anzeigenverwaltung 39 R 40 A N Z 41 E N 42 K I M M E 43 E 44 G L I Wilke Mediengruppe GmbH Oberallener Weg 1, 59069 Hamm 49 N W 45 A 46 S E 50 51 47 G 48 U R T 52 53 S E TWA S S P A E T E R I M P A R T I E L L T E E R R I M E-Mail: info@wilke-mediengruppe.de M G F 54 E T L E U ISSN: 1869 3717 61 55 N 56 I X 57 B 58 E 62 63 59 U S W 64 60 N I E R E L E B E N K A E ME K E N A I R E T O K M 65 66 S U R B A N R E E K Z E M Die nächste RpS erscheint am 10. August 2017. 67 68 M E E R Y S Z I R K E L L 2 Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017
– Leitartikel – Lehrerbildung in Rheinland-Pfalz – einfach Spitze? Ohne Zweifel hat Bildungsministerin Stefanie Hubig ein „´reinorganisiert“. Die Orientierung an schweres Erbe übernommen. Genau ein Jahr hatte die Mi- fiskalischen Zielvorstellungen erweist nisterin Zeit, Zeichen zu setzen und die Bildungspolitik des sich aber in der Bildungspolitik regel- Landes auf Kurs zu bringen. In sehr harten Verhandlungen mäßig als Rohrkrepierer. Damit muss mit dem VBE bewies sie Standfestigkeit und trug mit dazu Schluss sein. In der Zukunft darf es kei- bei, Besoldungsgerechtigkeit bei den Grund- und Haupt- ne kleinen (mit A12) und großen (mit schullehrkräften an Realschulen plus und Integrierten Ge- A13) Master mehr geben. Master ist samtschulen in die Tat umzusetzen. Auch wenn sich ihr Master! Haus lange Zeit sehr schwer tat, den unmissverständlichen Auftrag des Bundesverwaltungsgerichtes zu realisieren. Wenn die Landesregierung der Bil- Mit dem Verfassungstag ist den ersten 6oo betroffenen dungspolitik den notwendigen Stellen- Kolleginnen und Kollegen Gerechtigkeit widerfahren. wert zumessen will, muss sie in der Leh- Gerhard Bold rerbildung dringend umsteuern. Allen Mit neuer Motivation erfüllen diese Lehrerinnen und Lehrer künftigen Lehrerinnen und Lehrern muss ein gleich langes ihren Bildungsauftrag. Die Prüfungen haben sie aus- Studium ermöglicht werden. Das ist die Voraussetzung für nahmslos als hoch kompetent und verlässlich bestätigt. das vierte Einstiegsamt! Nur so lassen sich vielleicht wie- Darüber freut sich der VBE. Genau das hatte er vorausge- der junge Menschen für das erfüllende, aber auch schwie- sagt und unermüdlich den Verzicht einer Prüfung gefor- rige Grundschullehramt gewinnen. dert. Aber auch die Lehrerinnen und Lehrer, die seit Jahr und Tag Mit dieser Beseitigung eines von der Regierung geschaffe- zuverlässig und mit hoher Kompetenz ihren Bildungsauf- nen rechtswidrigen Zustandes wurde eine neue Ära in der trag in der Grundschule erfüllen, dürfen nicht abgehängt rheinland-pfälzischen Bildungspolitik eingeläutet. Für alle werden. Für sie muss ein Mittel geschaffen werden, das Lehrerinnen und Lehrer muss Gerechtigkeit geschaffen ihrem unermüdlichen Engagement gerecht wird. Hier muss werden. Denn alle Lehrer sind Lehrer. Ihr Bildungsauftrag die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers einsetzen. Nur so ist nicht gleichartig, aber gleichwertig. lässt sich Gerechtigkeit herstellen. An ihren Taten wird man die Landesregierung messen. Worte allein waren Deshalb muss die Lehrerbildung in Rheinland-Pfalz auf noch nie ausreichend – jetzt nicht und auch in der Zukunft den Prüfstand gestellt werden. Ohne Wenn und Aber! nicht. Die Plenumsdiskussion auf dem gut besuchten pädagogi- Ohne Mehrausgaben im Bildungsbereich lässt sich das schen Fachkongress des VBE an der Universität Koblenz aber nicht realisieren. Deshalb freut sich der VBE, dass Bil- führte der sehr interessierten Ministerin Hubig deutlich vor dungsministerin Stefanie Hubig den VBE in seinen langjäh- Augen, wie problembeladen die Personal- und Arbeitssitu- rigen Forderungen nach Beseitigung des Kooperationsver- ation an den Grundschulen des gesamten Landes ist. Un- botes zwischen Bund und Ländern unterstützt. Der Bun- missverständlich zeigte sich, dass an den Grundschulen destagswahlkampf erscheint für eine erneute Initiative landesweit ein Personalmangel besteht, der sich noch wei- eine gute Gelegenheit zu bieten. ter verschärfen wird. Ursache dafür ist zweifelsfrei die ab- nehmende Attraktivität des Grundschullehramtes in Rhein- Das kann aber nur der Anfang sein. Eine wegweisende Bil- land-Pfalz. Ständige Abwanderungen in Bundesländer mit dungspolitik muss folgen, die nicht nur mehr soziale Ge- besseren Rahmenbedingungen spiegeln die traurige Rea- rechtigkeit für die Schülerinnen und Schüler will, sondern lität. Die rein fiskalisch motivierte Reform der Lehrerausbil- auch für die Kolleginnen und Kollegen. In allen Schularten, dung für das Grundschullehramt trägt einen wesentlichen auf allen Schulstufen. Unser Credo ist: Lehrer sind Lehrer. Anteil an der mangelnden Attraktivität. Ein zweisemestri- ges Masterstudium ist gemessen am pädagogischen Auf- Rheinland-Pfalz ist sicher nicht das größte und mächtigste trag der Grundschule völlig unzureichend! Bundesland in Deutschland. Aber schulpolitisch hat Rhein- land-Pfalz etwas zu bieten. In Fragen sozialer Gerechtigkeit Jetzt rächt sich, dass die Reform der Lehrerbildung in könnte es sogar Spitze werden. Wie propagiert die Landes- Rheinland-Pfalz von der Laufbahnverordnung her gedacht regierung? Wir machen ’s einfach … Der VBE unterstützt wurde und nicht von der pädagogischen Aufgabenstel- dabei. Mit Biss. lung. Die vordringliche Motivation war – so drängt es sich auf – ausschließlich pekuniär. Die Lehrerbildungsreform Gerhard Bold wurde quasi in die überkommene Besoldungsstruktur VBE-Landesvorsitzender Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017 3
– Magazin – Aktionsrat Bildung: Schulen müssen digitaler werden Die Schulen in Deutschland müssen nach Ansicht des lich bessere Kompetenzen im Bereich Mathematik und Aktionsrats Bildung digitaler werden. Das forderte das Naturwissenschaften hätten. Deswegen müsse der Ein- Gremium in seinem im Mai in München vorgestellten Gut- satz digitaler Lehrmittel bundesweit verstärkt werden. achten. Der Aktions- rat besteht aus drei- Im Unterricht müssten Internetphänomene stärker be- zehn Bildungswis- handelt werden, betonen die Forscher. Schüler sollten senschaftlern unter demnach lernen, aus „der potenziell unendlichen Infor- der Leitung des Prä- mationsflut der digital vernetzten Welt sinnvolles und ver- sidenten der Univer- wertbares Wissen herauszufiltern“. IT-Kenntnisse sollten sität Hamburg, Die- außerdem fächerübergreifend an den Hochschulen unter- ter Lenzen. richtet werden. Die Wissenschaftler Insgesamt stehe das Schulsystem „vor epochalen Verän- weisen darauf hin, derungen“, sagte Dieter Lenzen. Deswegen fordern die dass schon Grund- Forscher in zahlreichen weiteren Gebieten bildungspoliti- schüler, die einmal sche Maßnahmen, etwa in Bezug auf Migration oder regi- pro Woche am Com- onalen Wandel. puter arbeiten, deut- dpa Digital ist Zukunft Ideenwettbewerb „Schule von morgen“ Wie soll die Schule von morgen aussehen? Kinder und nahen Unterricht und einen späteren Schulbeginn am Jugendliche aus ganz Deutschland können bis Ende Janu- Morgen. ar 2018 ihre Wünsche, Ideen, Vorschläge und Forderun- gen dazu einbringen. Bundespräsident Frank-Walter Bei der Auftaktkonferenz erarbeiten internationale Bil- Steinmeier gab am 5. Mai das Startsignal für den Ideen- dungsexperten, Lehrer, Künstler, Eltern und Schüler wettbewerb. Veranstalter sind das Berliner Haus der Kul- Grundlagen für das Projekt. Die Gewinner des Ideenwett- turen der Welt und die „Zeit“-Verlagsgruppe. bewerbs sollen im Juni 2018 von Steinmeier im Schloss Bellevue ausgezeichnet werden. Zum Auftakt empfing Schirmherr Steinmeier Schüler aus mehreren zweisprachigen Berliner Schulen und Vertreter Internet: der Initiative „Jugend hackt“. Wie die Veranstalter mitteil- n Details zum Projekt http://dpaq.de/c2zgf ten, hatten die Kids für die Auftaktkonferenz von „Schools n Details und Teilnahmebedingungen zum Ideenwettbe- of Tomorrow“ bereits erste Anliegen formuliert – etwa werb http://dpaq.de/RKLSb mehr digitale Medien, weniger Diskriminierung, lebens- dpa Bilanz: Flüchtlinge in Deutschland heute Andrea Nahles scheut große Worte. Die SPD-Arbeitsmi- titut der Bundesagentur für Arbeit 2017 erwartet. Die nisterin spricht am 9. Mai 2017 in Berlin über Flüchtlinge. Gründe für den deutlichen Rückgang sind die Schließung Hunderte Mitarbeiter von Jobcentern hören ihr zu. Das der Balkanroute und das EU-Türkei-Abkommen im März sind die Profis, die die Zugewanderten in Arbeit bringen 2016. Laut einer Analyse des IAB-Forschers Herbert Brü- sollen. 500 000 Flüchtlinge beziehen derzeit bereits cker ist Krieg mit 71 Prozent das Hauptmotiv für Flucht, Hartz-Leistungen und werden von Jobcentern betreut – gefolgt von Verfolgung mit 45 Prozent, Armut und eine Riesenaufgabe. „Es ist eine Zwischenetappe“, sagt Zwangsrekrutierung (je 38 Prozent), Diskriminierung (37 Nahles vorsichtig. Wie ist der Stand der Flüchtlingsinte- Prozent) und schlechter Wirtschaftslage (33 Prozent). gration auf dem Arbeitsmarkt? Ein Überblick: Wie entwickeln sich die Deutschkennt- Um wie viele Flüchtlinge geht es? nisse der Flüchtlinge? 890 000 Zuzüge von Migranten gab es laut Institut für Ar- Vor ihrer Ankunft in Deutschland konnten 95 Prozent laut IAB beitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 2015, im Jahr des nicht oder schlecht Deutsch. Nach zwei Jahren oder mehr ist Höhepunkts der Flüchtlingskrise. 2016 waren es 280 000. das nur noch bei jedem Dritten der Fall, genauso viele kön- 150 000 bis 200 000 Zuzüge werden laut Forschungsins- nen die Sprache gut oder sehr gut, 36 Prozent mittel. 4 Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017
– Magazin – Sind Flüchtlinge gebildeter als ihre Wie schätzt BA-Chef Scheele die weitere Landsleute daheim? Entwicklung ein? Im Durchschnitt ja. So haben laut IAB 60 Prozent der Eine exakte Prognose gibt er zunächst nicht gern ab. Menschen in Syrien keinen Schulabschluss oder nur die Dann sagt er: „Ja, 2020 haben wir die Hälfte derjenigen, – allerdings im Vergleich zu Deutschland längere – Grund- die gekommen sind, in Arbeit.“ Für die vielen, die keine schule. Von den syrischen Flüchtlingen in Deutschland reguläre Ausbildung ma- haben nur 32 Prozent lediglich Grundschule, 45 Prozent chen oder bekommen, blie- einen Sekundarabschluss (Syrien: 32 Prozent) und 23 ei- ben aber meist nur Hilfs- nen Hochschulabschluss (Syrien: 9 Prozent). Für den Irak jobs. „Langsam, aber si- gelten ähnliche Unterschiede. Trotzdem, so IAB-Experte cher wird es dazu kommen, Brücker, bestehe ein erhebliches Bildungsgefälle zur dass die Flüchtlingsunter- deutschen Bevölkerung. künfte verschwinden.“ Vor- aussetzung für diese eini- Wie kommen Flüchtlinge zu Jobs in germaßen positiven Ent- Deutschland? wicklungen sei aber, dass Zwei von fünf durch Angehörige oder Freunde, 32 Prozent die Flüchtlingszahlen nicht durch Arbeitsagentur oder Jobcenter, jeder Zehnte durch wieder steigen. Anzeigen oder das Internet, 17 Prozent auf anderem Weg. Wie hoch ist der Anteil der Flüchtlinge, die eine Arbeit ha- Was sagt man in ben? Jeder dritte, der 2013 gekommen ist, hatte im ver- den Kommunen? gangenen Jahr einen Job. Bei denen, die 2015 kamen, sind Als Chance bezeichnet der es nur 10 Prozent. Auffällig: Zwar 11 Prozent der Männer, Präsident des Deutschen aber nur 3 Prozent der Frauen waren nach einem Jahr be- Landkreistages, Reinhard reits in Arbeit. Brutto verdienen sie im Schnitt 900 Euro, Sager, die Flüchtlinge. „Sie bei den Vollzeitstellen waren es im Schnitt 1200 Euro. müssen ja nur mal, wenn Sie essen gehen, hinter die Wollen Jobcenter-Mitarbeiter neue große Küchentür gucken, wer da Programme für Flüchtlinge? arbeitet.“ Etwa im Gastgewerbe oder im Handwerk tun Integration stärkt alle Nein – das wird beim „Tag der Jobcenter“ in Berlin deut- sich die Betriebe oft schwer, Personal zu finden. Dass lich. Sie setzen lieber auf geringe Hürden, genug Mittel dann Zugewanderte, die ohnehin erst mal Geld verdienen und Angebote für Deutsch- und Integrationskurse und wollten, diese Jobs machen, sei legitim, meint Sager. das normale Vermittlungsgeschäft. Stunden nach Beginn der Veranstaltung brandet der erste spontane Applaus Internet: auf, als BA-Chef Detlef Scheele sagt: „Ich glaube nicht n IAB Zuwanderungsmonitor http://dpaq.de/JHpd6 mehr an große Programme in der Flüchtlingsintegration n Jobmarktintegration Flüchtlinge http://dpaq.de/EIw1F – das wird ein Puzzlespiel sein.“ Aus seiner Sicht ein Pro- blem unter vielen: der oft schwache öffentliche Nahver- dpa/Basil Wegener (Berlin) kehr auf dem Land, der Wege von der Wohnung zu einem Kurs oder einem Job oft schwer macht. Stiftung Lesen spendiert Zeitschriften für 300 000 Schüler Die Stiftung Lesen mit Sitz in Mainz spendiert deutsch- jungen Menschen geweckt landweit etwa 300 000 Schülern einen Monat lang kosten- werden, die über die Schul- lose Zeitschriftenpakete. Ziel des bundesweiten Projekts lektüre hinaus wenig Erfah- „Zeitschriften in die Schulen“ ist es nach Angaben der Stif- rung mit Texten und Ge- tung vom 3. Mai, Kinder und Jugendliche der Klassenstufen schichten gesammelt hätten. 5 bis 12 zum Lesen zu motivieren. Außerdem sei der Lese- Zudem wirkten Zeitschriften stoff geeignet, Schülern die Bedeutung der Pressefreiheit nachhaltig dem „Leseknick“ nahezubringen. Das bundesweite Leseförderprojekt läuft in der Pubertät entgegen, mittlerweile zum 14. Mal. betonte die „Stiftung Le- sen“. Die kostenlosen Tageszeitungen oder auch Wissensmaga- zine, die in 12 000 Klassen in weiterführenden und berufli- Internet: chen Schulen verteilt werden, eigneten sich besonders gut n Stiftung Lesen http:// dazu, die Lesemotivation zu erhöhen. Mit kurzen Beiträgen dpaq.de/Qoita und bildorientierter Gestaltung könne Neugierde auch bei dpa Lesen und gelesen werden Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017 5
– Essay – Populismus, die Aufklärung und die neue Rechte Von Jürgen Oelkers Weil sich der allgemeine Wille nicht direkt artikulieren kann, sind „Führer“ nötig, die behaupten, den Willen un- mittelbar erfasst zu haben und ausdrücken zu können. Die Liste der Populisten in diesem Sinne reicht von Maxi- milien de Robespierre bis Donald Trump. Die Aufklärung des 18. Jahrhunderts hatte zur Vorausset- zung die Erfahrung des Dreißigjährigen Krieges, der Zen- traleuropa verwüstet hat. Dieser Krieg war im Kern ein Re- ligionskrieg, der zur Folge hatte, dass Toleranz zwischen den Religionen zu einem zentralen philosophischen und literarischen Thema wurde. Das prägende Beispiel war John Lockes „Brief über die Toleranz“ (1689), in dem aller- dings Toleranz gegenüber Ungläubigen abgelehnt wird. Die Kerntexte der Aufklärung sind nur zu einem geringe- ren Teil materialistisch und atheistisch. Aber Werte wie Toleranz, Freiheit oder Gleichheit sind universell gedacht worden, ohne ein Glaubensfundament zu benötigen. Nicht zufällig entstanden in der Aufklärung die Grundla- gen der Demokratie und der Verbesserung der menschli- Wenn Politiker „populistisch“ sagen, dann meinen sie chen Gesellschaft sowie das Prinzip der politischen Öf- unzulässige Verallgemeinerungen, die sie oft selbst be- fentlichkeit. nutzen, aber dem politischen Gegner anlasten können. Das gehört zum rhetorischen Geschäft und ist mit einem Toleranz, Freiheit oder Gleichheit sind Vergleich leicht zu durchschauen. Etwas anderes ist es, universell gedacht worden wenn Politiker sich als die „Stimme des Volkes“ präsen- tieren oder gar noch als die einzig authentische Stimme. Bei der Religionskritik ging es im Wesentlichen um die Zurückweisung der empirischen Behauptungen des Die antike Sentenz „vox populi vox Dei“ ist eher als War- christlichen Glaubens, die naturwissenschaftlich wider- nung vor der öffentlichen Meinung zu verstehen, die allzu legt werden sollten. Die Welt als Schöpfung Gottes fun- schnell schwankend und wankelmütig sein kann. Eine diert den Glauben, aber erfasst weder Evolution noch Ge- politische Meinung kann niemals das Ganze des Volkes schichte. repräsentieren, wie immer die Anhänger davon überzeugt sein mögen. Daran reiben sich die fundamentalistischen Versionen des Glaubens bis heute, wie sich nicht nur am konserva- Aus diesem Grunde sind repräsentative Demokratien ent- tiven Islam zeigen lässt. Evangelikale Gruppen in den Ver- wickelt worden, die davon ausgehen, dass die relevanten einigten Staaten sind genauso fundamentalistisch in der politischen Gruppen einer Gesellschaft durch Wahlen Sit- Zurückweisung naturwissenschaftlicher Argumente, so- ze im Parlament erlangen können und dabei Mehrheiten weit sie den Glauben betreffen. erstreiten müssen. Genau dieses Prinzip der Repräsenta- tivität ist heute umstritten, weil damit nicht direkt der Wil- Für die Entwicklung des Bildungssystems grundlegend le des Volkes ausgedrückt werden kann. war die allmähliche Trennung von Staat und Kirche. Es ist heute größtenteils vergessen, mit welchen bildungspoliti- Das Prinzip der Repräsentativität ist heute schen Kämpfen diese Trennung verbunden war. Im Kultur- umstritten kampf des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurde eine weit- gehend säkularisierte Schule durchgesetzt, die zuvor von- Dieser Wunsch nach Authentizität des Volkswillens geht seiten der christlichen Kirchen massiv bekämpft wurde. auf Rousseau zurück, der im „Contrat Social“ die Idee ent- wickelt hat, dass Politik nur dann glaubwürdig ist, wenn Der zentrale Kampfbegriff dabei war „Schulzwang“. Die- sie die „volonté générale“ zum Ausdruck bringen kann. ser Begriff wird in der heutigen Schulkritik wiederverwen- det, fast immer ohne auf die Geschichte näher einzuge- 6 Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017
– Essay – hen. Wenn Freiheit der Schulwahl gefordert wird, dann plan ist dabei grundlegend, aber in der Türkei hat einfach stehen dahinter häufig kirchliche Gruppierungen, die un- die Regierung entschieden, die Evolutionstheorie aus ter Beibehalt staatlicher Finanzierung eigene Schulen für dem Lehrplan zu streichen. ihre Mitglieder unterhalten wollen. Wenn Autokraten als politische „Führer“ auftreten, so hat Rekonfessionalisierung des das unmittelbar auch Folgen für die Lehrerrolle und so für Bildungswesens die Liberalisierung im schulischen Umgang. Der Front Na- tional fordert daher die Rückkehr des Schulmeisters und Damit wird im Prinzip die öffentliche Schule als Ort ge- die Nationalisierung des Curriculums. meinsamer Lernerfahrungen aller Kinder infrage gestellt zugunsten einer Rekonfessionalisierung des Bildungswe- Das Verhältnis von Demokratie und Erziehung soll damit sens. Außerhalb Deutschlands sind diese Tendenzen be- nicht nur getestet, sondern aufgesprengt werden. Dafür reits weit fortgeschritten. sorgt aber auch die Isolierung ganzer Bevölkerungsgrup- pen von Bildung und sozialem Aufstieg. Auch die weiße Selbst im ehemals kommunistischen Russland sind Unterschicht kann für eine Revolution von rechts votie- Schulfächer neu etabliert worden, die Unterricht im Sinne ren, wie die Wahl von Donald Trump gezeigt hat. der orthodoxen Kirche anbieten. In der inzwischen auto- kratischen Türkei sind seit Längerem Bestrebungen zur Ich glaube nicht, dass wir es nur mit Entwicklungen im Erneuerung des Islamunterrichts zu beobachten, nach- Ausland zu tun haben. Gerade Vorstellungen über Erzie- dem die strikte Trennung von Staat und Kirche aufgeho- hung sind leicht in eine autokratische Richtung zu lenken, ben worden ist. Im katholischen Polen ist der konfessio- die scheinbar mit Erleichterung und mehr Effizienz ver- nelle Religionsunterricht massiv erneuert worden und das bunden ist, weil mühselige Prozesse des Aushandelns strikt konfessionelle Verständnis von Erziehung ist immer vermieden werden. Hier wird sich zeigen müssen, wie ge- noch mehrheitsfähig. festigt zivilgesellschaftliche Formen der demokratischen Erziehung inzwischen geworden sind. Die gefährlichste Entwicklung für das Fortbestehen einer liberalen Schule kann an der Bildungspolitik der neuen Wenn Demokratie lediglich als Staatsform verstanden amerikanischen Administration abgelesen werden. Präsi- wird, stellen sich unweigerlich Probleme, wie weit sich dent Trump hat mit Betsy DeVos eine Bildungsministerin Politik vom Alltagsleben entfernen kann, ohne dass der berufen, die strikt evangelikale Vorstellungen von Erzie- Glaube an die Demokratie in Mitleidenschaft gezogen hung vertritt. Hinter DeVos stehen finanzstarke Stiftun- wird. Ein Gutteil der populistischen Kritik am Parlamen- gen, die seit Jahren systematisch die Rekonfessionalisie- tarismus erklärt sich mit intransparenten Verfahren und rung des Bildungswesens betreiben und dafür erhebliche der Rhetorik von Politikern in medialen Umwelten. Mittel aufwenden. Paradoxerweise wird damit ein starker Wert der Aufklä- rung verbunden, nämlich Freiheit, die aber nicht wie in der amerikanischen Verfassung institutionell verstanden wird, sondern die individuelle Freiheit der Wahl meint. Im Blick auf die Schulwahl verbinden sich Konzepte der neo- liberalen Ökonomie mit Schulkritik und alternativen Vor- stellungen von Unterricht. Das Mittel sind Bildungsgutscheine für Eltern, die sich mit staatlichen Mitteln für religiöse Schulen entscheiden kön- nen. Der amerikanische Supreme Court deckt diese Ent- wicklung, obwohl die amerikanische Verfassung eigent- lich die Trennung von Kirche und Schulen vorschreibt. Nationalisierung des Geschichtsunterrichts Zu den bedrohlichen Tendenzen gehören auch die Natio- nalisierung des Geschichtsunterrichts, die Zurücknahme der Koedukation und der Kampf gegen den Biologieunter- richt, soweit dieser auf der Evolutionstheorie basiert. Der Konflikt zwischen Elternwillen und dem staatlichen Lehr- Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017 7
– Essay – nerationenschwelle hinweg qualitativ anspruchsvolle Bil- dung für alle Kinder und Jugendlichen der Gesellschaft vermittelt werden kann. Unsere Schulen sollten sich dezidiert als Schulen der De- mokratie verstehen und so auch als Erfahrungsorte für demokratische Lebensformen. Das Selbstverständnis der Lehrpersonen ist häufig vom Fach geprägt oder von päd- agogischen Aufgaben in der Erziehung der Kinder, wäh- rend es auch darauf ankommen muss, demokratische Werte des Zusammenlebens zu vermitteln und unter Be- weis zu stellen. Demokratie ist eine fragile Lebensform, aber auch eine, die sich gegen Zumutungen wehren kann und sich dabei immer wieder neu erfinden muss. Herausforderungen für die Demokratie können nicht nur positiv sein, die Frage ist einfach, wo die Toleranzgrenzen gezogen werden müs- sen. Die Selbstabschaffung der Demokratie hat Deutsch- Daraus kann aber nicht der Schluss gezogen werden, land einmal erlebt, aber man kann davon ausgehen, dass dass Parlamente überflüssig sind und das Prinzip der po- ebendiese Lektion die Demokratie im Kern stabil macht. litischen Repräsentation abgewirtschaftet hat. Ergänzend zur parlamentarischen Demokratie wäre es notwendig, Die Werte der Aufklärung waren noch nie unumstritten direkte Formen der Demokratie zu entwickeln, die bereits und es kann sein, dass gerade die neuen Medien im Na- heute auf Länderebene mit Entscheidungsvorlagen ver- men der Meinungsfreiheit diese Werte bedrohen. Doch bunden sind. In Deutschland sind diese Formen umstrit- das ist kein Schicksal, sondern nur eine Lagebeurteilung, ten, aber sie erlauben Formen des politischen Engage- aus der hervorgehen muss, wie man die Probleme ange- ments über die Parlamentswahlen hinaus. hen und in öffentlicher Diskussion auch lösen kann. Das Schlimmste, was der Demokratie geschehen kann, ist Allerdings sollte man vorsichtig sein, einfach die Schweiz Verzagtheit. als Beispiel für direkte Demokratie zu nehmen und so zu tun, als könne man dieses Beispiel unmittelbar übertra- Prof. Dr. em. Jürgen Oelkers gen. Direkte Demokratie ist an kulturelle Formen und Universität Zürich Spielregeln der Auseinandersetzung gebunden, die je- oelkers@ife.uzh.ch weils entwickelt werden müssen. Außerdem sind be- stimmte Bedingungen zu erfüllen wie etwa der Umgang Literaturhinweis mit Minderheiten bei Abstimmungen. Ulrich Binder / Jürgen Oelkers (Hrsg.): Der neue Strukturwan- Liberale Demokratie ist an Allgemeinbil- del von Öffentlichkeit. Reflexio- dung und öffentliche Schulen gebunden nen in pädagogischer Perspekti- ve. Weinheim/Basel: Beltz Ju- Die liberale Demokratie, auch das ist eine Einsicht der venta 2017 (im Druck) Aufklärung, ist gebunden an Allgemeinbildung und so an öffentliche Schulen, die gewährleisten, dass über die Ge- VBE-Websites: So gelingt der Zugang zum geschützten Mitgliederbereich D i e V B E - We b s i t e s w w w. v b e - r p. d e , w w w. g e re c h t i g k e i t - f u e r- l e h re r. d e u n d www.recht-fuer-lehrer.de verfügen über die allgemein zugänglichen Informationen hinaus über einen geschützten Mitgliederbereich. Dieser Mitgliederbereich ist nur VBE-Mitgliedern vorbehalten. Entweder wird dieser Mitgliederbereich bei geschützten Texten und Angeboten aktiviert und durch ein entsprechendes Fenster angezeigt, oder es ist ein Log-in erforderlich. Mitgliedsnummer Für den Mitgliederzugang ist der Eintrag der VBE-Mitgliedsnummer und der Postleitzahl des Wohnortes erforderlich. Die VBE-Mitgliedsnummer ist auf dem Adressaufdruck auf der Rückseite der RpS (also dieser Zeitung) ersichtlich. Die VBE-Mitgliedsnummer ist in der Zahlenkolonne oberhalb der Adresse die mitt- lere Zahl zwischen den Rauten. Die VBE-Mitgliedsnummer kann auch persönlich bei der VBE-Landesgeschäftsstelle telefonisch erfragt werden. RED 8 Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017
– Aktuell – Mehr Besoldungsgerechtigkeit wird Realität! Erste 600 Umwidmungen nach WP II endlich erfolgt Gratulation an 600 ehemalige Grund- und Hauptschul- ausgeschlossen und künftige „Passivphasler“ gar nicht n lehrkräfte an Realschulen plus und Integrierten Gesamt- erst zugelassen. Dieses Aussitzen der Landesregierung schulen: Am 18. Mai 2017, zugleich 70. Verfassungstag wird der VBE nicht akzeptieren und weiter mit BISS für des Landes Rheinland-Pfalz, erhielten sie endlich, was ih- die Interessen der Kolleginnen und Kollegen streiten – A 1 3! jetzt nen viel zu lange verwehrt wurde: die Wertschätzung in politisch und notfalls auch juristisch! Form einer amtsangemessenen Besoldung nach dem Motto „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“. dh Erstmals ist es in einem schulpolitischen Kraftakt gelun- gen, die infolge der Schulstrukturreform seit 2008 beste- hende Besoldungsungerechtigkeit zwischen den Lehr- kräften zu beseitigen. Dieser rechtswidrige Zustand war von der Landesregierung geschaffen und 2014 vom Bun- desverwaltungsgericht kassiert worden. Der VBE hat gro- ßen Einsatz bewiesen, unzählige Informationsveranstal- tungen organisiert, Öffentlichkeitsarbeit betrieben, poli- tische Gespräche geführt und ist stolz darauf, zu diesem Stück Schulgeschichte einen Löwenanteil beigetragen zu haben. Eines haben die bisherigen Wechselprüfungen eindeutig bewiesen: Die Kolleginnen und Kollegen sind pädago- gisch auf hohem qualitativem Niveau unterwegs und ha- ben die Prüfungen mit großem Ehrgeiz und akribisch vor- bereitet und durchgeführt. Dafür gebührt ihnen großer Respekt. Niemand nahm die Prüfung auf die leichte Schulter und es entwickelten sich in vielen Schulen neue pädagogische Impulse durch den kollegialen Austausch. Der VBE bedauert noch immer, dass dieses Konstrukt der FAQ Wechselprüfung als bürokratisches Monster überhaupt geschaffen wurde, denn die Leipziger Richter haben ein solches Verfahren zu keinem Zeitpunkt gefordert. Sie ha- ben es aber eben auch nicht ausgeschlossen, sodass die Wie lautet meine neue Amtsbezeichnung? Landesregierung auf diesem Weg die zusätzliche Be- und Viele Kolleginnen und Kollegen reagierten verwundert über ihre Ernen- Überlastung der Kolleginnen und Kollegen an den Schu- nungsurkunde, denn entgegen der Erwartung werden die betroffenen len, der beteiligten Personalvertretungen, des Landesprü- Lehrkräfte nicht „Realschullehrer/-in“ genannt, was aufgrund der nicht fungsamtes und nicht zuletzt der Studienseminare billi- mehr existenten Realschule auch korrekt ist. Im Rahmen der Schulstruk- gend in Kauf nahm. Fürsorgepflicht sieht für uns anders turreform wurde festgelegt, dass die Absolventinnen und Absolventen aus. der entsprechenden Lehramtsausbildung zum Einsatz an Realschulen plus künftig „Lehrer/Lehrerin mit der Befähigung für das Lehramt an Re- Gleichwohl ist der 18. Mai 2017 ein Tag der Freude. Ge- alschulen plus“ heißen. So steht es in der Anlage der Landesbesoldungs- meinsam mit den Kolleginnen und Kollegen hat der VBE in ordnung. Dies greift selbstverständlich auch für die erfolgreiche Able- den vergangenen Jahren politisch und juristisch gerun- gung der Wechselprüfung II. Das Amt „Realschullehrer“ wird nicht mehr gen. Nun empfinden wir alle eine gewisse Erleichterung verliehen und schleichend aus dem System verschwinden. über diesen Einstieg in mehr soziale Gerechtigkeit unter den Lehrerinnen und Lehrern. Ab wann gibt es denn die höhere Vergütung? Die Ernennung im Monat Mai hat zur Folge, dass bereits ab dem 1. Mai Die Freude täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass es 2017 die Besoldung/Vergütung aus dem höheren Amt gezahlt werden noch viele offene Fragen gibt. Noch immer wird nicht nur muss. Die entsprechende Nachberechnung wird wohl im Monat Juni, spä- Fachlehrerinnen und Fachlehrern die Zulassung zur Prü- testens im Monat Juli 2017 erfolgen. Prüfen Sie bitte entsprechend Ihre fung verwehrt, sondern die Kolleginnen und Kollegen mit Bezügemitteilungen und wenden Sie sich im Zweifelsfall zur Beratung an absolvierter Wechselprüfung in der Passivphase wurden den VBE. Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017 9
i n t o l l e s EPersonalratswahlenE E r r g g e e b b n n i i s s s s in tolles EPersonalratswahlen 2017 2017 Die Kandidatinnen und Kandidaten des VBE Die Kandidatinnen setzen sich durch und Kandidaten des VBE setzen sich durch Die Personalratswahlen 2017 haben für den VBE Rheinland-Pfalz ein hervorragendes Ergebnis erbracht. In allen Stu- fenvertretungen der unterschiedlichen Die Personalratswahlen 2017 haben fürSchularten konnten die VBE-Kandidatinnen den VBE Rheinland-Pfalz ein hervorragendesund VBE-Kandidaten Ergebnis erbracht. Inzum TeilStu- allen er- hebliche Zuwächse fenvertretungen dererzielen, und an denSchularten unterschiedlichen Grundschulen wurde konnten inVBE-Kandidatinnen die diesem Jahr die Mehrheit erzielt. und VBE-Kandidaten zum Teil er- hebliche Zuwächse erzielen, und an den Grundschulen wurde in diesem Jahr die Mehrheit erzielt. Im Folgenden werden die Ergebnisse in einer Übersicht kurz zusammengefasst. Im Folgenden werden die Ergebnisse in einer Übersicht kurz zusammengefasst. 1. Grundschule 1. Grundschule Erstmals seit ca. 35 Jahren konnte der VBE Rheinland-Pfalz mit seinen Kandidatinnen und Kandidaten für die Stufen- vertretungen die35 Erstmals seit ca. Personalratswahlen 2017Rheinland-Pfalz Jahren konnte der VBE im Bereich dermit Grundschulen mit Abstand seinen Kandidatinnen undüberzeugend gewinnen. Kandidaten für Im die Stufen- Bereich des Bezirkspersonalrats vertretungen gilt das2017 die Personalratswahlen für alle Schulaufsichtsbezirke. im Bereich der GrundschulenZuletzt mit konnte Abstandder VBE Anfang der überzeugend 80er-Jahre gewinnen. Im die Personalratswahlen Bereich im Bereich des Bezirkspersonalrats giltGHS/HPR gewinnen. das für alle Schulaufsichtsbezirke. Zuletzt konnte der VBE Anfang der 80er-Jahre die Personalratswahlen im Bereich GHS/HPR gewinnen. BEZIRKSPERSONALRAT HAUPTPERSONALRAT gültige Stimmen BEZIRKSPERSONALRAT VBE GEW gültige Stimmen HAUPTPERSONALRAT VBE GEW Rheinhessen-Pfalz 4167 gültige Stimmen 2110 VBE 2057 GEW 4177 Stimmen gültige 1970 VBE 2207 GEW Koblenz 2892 Rheinhessen-Pfalz 4167 1737 2110 1155 2057 2889 4177 1651 1970 1208 2207 Trier Koblenz 1602 2892 926 1737 676 1155 1608 2889 915 1651 693 1208 Land Trier 8661 1602 4773 926 3888 676 8674 1608 4566 915 4108 693 Land 8661 55,11 % 3888 4773 44,89 % 8674 52,64 % 4108 4566 47,36 % 55,11 % 44,89 % 52,64 % 47,36 % VBE-Mitglieder im BPR Grundschule: VBE-Mitglieder im HPR Grundschule: n Sabine Magesim BPR Grundschule: VBE-Mitglieder n Marlies Kulpeim HPR Grundschule: VBE-Mitglieder n Damaris Lange n Sabine Mages n Lars n MarliesLamowski Kulpe n Christoph n Stegemann Damaris Lange n Oliver n Pick Lars Lamowski n Iris n Segrodnik Christoph Stegemann n Christian n Oliver PickEberle n Gabriele n Schneider Iris Segrodnik n Valerie n Schumann Christian Eberle n Jürgen Kötting n Gabriele Schneider n Ulrike Melzer n Valerie Schumann n Nachrückerin: n Jürgen Kötting Tanja Franz n Nachrücker: n Ulrike MelzerAndré Wünstel n Nachrückerin: Tanja Franz n Nachrücker: André Wünstel 2. Realschule plus 2. Realschule Dieplus Personalratswahlen im Bereich der Realschulen plus waren in diesem Jahr besonders spannend, und dies aus zwei Gründen. Zum einen hatim Die Personalratswahlen dieBereich Zahl der derKolleginnen RealschulenundplusKollegen waren inan den Schulen diesem gegenüber Jahr besonders 2013 abgenommen; spannend, dies und dies aus zwei hat zur Folge, dass die Stufenvertretungen um zwei Plätze reduziert wurden, von 11 auf 9. Zum anderen Gründen. Zum einen hat die Zahl der Kolleginnen und Kollegen an den Schulen gegenüber 2013 abgenommen; dies hat der VBE in den vergangenen hat zur Folge, dassJahren mehr als jeder andere die Stufenvertretungen gewerkschaftliche um zwei Mitbewerber Plätze reduziert um wurden, von 11die aufGleichstellung 9. Zum anderenderhat Kollegen der VBEmit in dem Lehramt GHSJahren den vergangenen gekämpft mehr– als undjeder auchandere letztlich Erfolg gehabt. Mitbewerber um die Gleichstellung der Kollegen mit gewerkschaftliche dem Lehramt GHS gekämpft – und auch letztlich Erfolg gehabt. Das Wahlergebnis zeigt, dass sich der VBE nicht nur behaupten konnte, er konnte sogar zulegen, auch wenn er nach wie Das vor zwei Sitze gewonnen Wahlergebnis zeigt, dasshat sich– der bei um VBEzwei nichtSitze reduziertenkonnte, nur behaupten Stufenvertretungen. er konnte sogar zulegen, auch wenn er nach wie vor zwei Sitze gewonnen hat – bei um zwei Sitze reduzierten Stufenvertretungen. BEZIRKSPERSONALRAT HAUPTPERSONALRAT BEZIRKSPERSONALRAT VRB / HAUPTPERSONALRAT VRB / gültige Stimmen VBE GEW gültige Stimmen VBE GEW DPhV VRB / DPhV VRB / gültige Stimmen VBE GEW gültige Stimmen VBE GEW Rheinhessen-Pfalz 2667 660 703 DPhV 1304 2676 644 833 DPhV 1199 Koblenz Rheinhessen-Pfalz 2456 2667 669 660 913 703 874 1304 2443 2676 693 644 944 833 806 1199 Trier Koblenz 1321 2456 406 669 493 913 422 874 1311 2443 412 693 502 944 397 806 Land Trier 6444 1321 1735 406 2109 493 2600 422 6430 1311 1749 412 2279 502 2402 397 Land 6444 26,92 % 2109 1735 32,73 % 40,35 % 2600 6430 27,20 % 1749 35,44 % 2279 37,36 2402 % 26,92 % 32,73 % 40,35 % 27,20 % 35,44 % 37,36 % VBE-Mitglieder im BPR Realschule plus: VBE-Mitglieder im HPR Realschule plus: n Barbara Michim BPR Realschule plus: VBE-Mitglieder n Johannes Müller VBE-Mitglieder im HPR Realschule plus: n Thomas n Barbara Mell Mich n Frank n Handstein Johannes Müller n Nachrückerin: n Thomas Mell Katja Stein n Nachrücker: n Stephan Schilling Frank Handstein n Nachrückerin: Katja Stein n Nachrücker: Stephan Schilling 10 Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017 10 Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017
3. Integrierte Gesamtschule Auch an den Integrierten Gesamtschulen konnte der VBE mit seinen Kandidatinnen und Kandidaten sein Wahlergebnis gegenüber 2013 verbessern. Allerdings hatte diese Steigerung noch keinen Einfluss auf die Sitzverteilung. BEZIRKSPERSONALRAT HAUPTPERSONALRAT VRB / VRB / gültige Stimmen VBE GEW gültige Stimmen VBE GEW DPhV DPhV 2963 540 998 1425 2965 452 973 1540 18,22 % 33,68 % 48,09 % 15,22 % 32,77 % 51,87 % VBE-Mitglieder im BPR Integrierte Gesamtschule: VBE-Mitglieder im HPR Integrierte Gesamtschule: n Ralf Poth n Wolfgang Schenk n Nachrücker: Valentin Fischer n Nachrückerin: Christine Herbst 4. Förderschule An den Förderschulen konnte der Stimmenanteil der VBE-Kandidatinnen und Kandidaten gegenüber 2013 deutlich gesteigert werden. Der VBE hat dadurch in beiden Stufenvertretungen je einen Sitz hinzugewonnen. BEZIRKSPERSONALRAT HAUPTPERSONALRAT gültige Stimmen VBE GEW gültige Stimmen VBE GEW 3356 1050 2306 3358 1017 2341 31,29 % 68,71 % 30,29 % 69,71 % VBE-Mitglieder im BPR Förderschule: VBE-Mitglieder im HPR Förderschule: n Michael Venz n Alexander Stepp n Karin Mey n Tammo Scherr n Andreas Franz n Marc Melzer n Nachrücker: Christoph Guckenbiehl n Nachrückerin: Sabine Fortenbacher Wir danken allen Kolleginnen und Kollegen für die großartige Unterstützung. Die Kolleginnen und Kollegen, die der VBE in die Personalräte und Stufenvertretungen entsendet, werden sich des großen Vertrauens, das das gute Wahler- gebnis ausdrückt, würdig erweisen. Natürlich mit Biss. Redaktionsschluss für diesen Beitrag: 30. Mai 2017. Alle Angaben nach besten Informationen, aber ohne Gewähr. RED für die Unterstütz Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017 ung
– Thema – Tiere spielen in der Schule eine immer größere pädagogi- Förderschule mit den Förderschwerpunkten G und M, hat sche Rolle. Sie werden eingesetzt, weil der Umgang mit ein Schulhundprogramm entwickelt. Zwei Kolleginnen ha- ihnen soziales Lernen fördert, das Einüben von Regeln ben es mit viel Engagement und mit der Unterstützung unterstützt, Reaktionen unmittelbar erfahrbar macht, des gesamten Kollegiums, der Schulleitung und des Ängste abbaut, Empathiefähigkeit fördert – oder einfach Schulträgers aufgebaut. In dem nachfolgenden Beitrag den Zugang zur Natur erleichtert. Es gibt solche Projekte berichten Patricia Luger und Sabine Winkler davon, wie u. a. mit Pferden, mit (zahmen) Vögeln – vor allem aber alles entstand, was sie als Pädagoginnen – vor allem mit Hunden, die hierfür eine entsprechende Ausbildung aber, was die Schülerinnen und Schüler davon haben. durchlaufen haben. Die Erfahrungen sind weitgehend po- RED sitiv. Auch die Peter-Caesar-Schule in Idar-Oberstein, eine Hunde in der Schule: DARIO, AMIE und LOUIS – die etwas anderen Lehrer Seit nunmehr fast vier Jahren arbeiten Amie und Dario Die Mensch-Tier-Beziehung: erfolgreich an der Peter-Caesar-Schule als Schulhunde. Wie lässt sich das erklären? Doch bevor es so weit war, mussten einige Hürden ge- nommen werden. Wie werden z. B. aus einfachen Hunde- Die erste und wichtigste Bindung eines Menschen ist die besitzern gut ausgebildete Teams? Welche Voraussetzun- eines Neugeborenen zu seiner Bezugsperson (Eltern). gen müssen erfüllt sein? Der Weg von der Idee über ein Nach Bowlby ist es ein angeborenes Bedürfnis nach Nähe entsprechendes Konzept, die einjährige Ausbildung bis und Körperkontakt. Forschungen in der Tierwelt haben hin zum heutigen Hunde-Schulalltag und zu den erstaun- gezeigt, dass Bindung nicht durch reine Nahrungsgabe lichen Erlebnissen mit unseren Schülern und Schülerin- aufgebaut wird, entscheidend ist der Körperkontakt. nen waren alle Mühe wert. Unsere „etwas anderen Leh- Menschen ist es möglich, eine ähnliche Bindung zu Tieren rer“ sind eine absolute Bereicherung und aus dem Schul- aufzubauen wie zu anderen Menschen auch. alltag der Peter-Caesar-Schule in Idar-Oberstein nicht mehr wegzudenken. 12 Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017
– Thema – Die Idee eines Schulhundes gibt es bereits seit den weislich nicht nur die Motorik (Studie von Gee, Harris und 1990er-Jahren und stammt aus der Schweiz. In den letz- Johnson (USA), 2007), es lassen sich durch den Einsatz ten Jahren ist eine deutliche Zunahme im deutschsprachi- eines Schulhundes ebenso auf psychischer, kognitiver, gen Raum zu verzeichnen (Andrea Beetz: „Hunde im physischer und sozialer Ebene im Bereich schulischer und Schulalltag“). lebenspraktischer Kompetenzen positive Wirkungen er- zielen. Es gibt überzeugende wissenschaftlich gesammelte Daten und Erfahrungen (empirische Evidenz), die bestätigen, dass Hunde in der Schule machen Lust auf Lernen, da sie die ein enger Kontakt mit Tieren die Gesundheit und Lebensqua- Stimmung des Menschen positiv beeinflussen. Sie gehen lität von Menschen fördert (European Cooperation in the ohne Vorurteil aufgrund äußerer Erscheinung auf jeden Field of Scientific and Technical Research der EU, 2007, S. 5). Menschen zu und nehmen ihn so an, wie er ist. Tierge- stützte Pädagogik bedeutet eine Un- Der Hund wird schon lange vom Men- terstützung der pädagogischen Arbeit schen für unterschiedliche Zwecke durch Tiere. eingesetzt (Hütehund, Polizeihund, Lawinensuchhund u. v. a). Insbeson- Tiere sind die besten Wer Kinder beobachtet, begreift dere in den letzten Jahren gibt es ei- nen enormen Zugewinn des Einsatzes Freunde. Sie stellen schnell, dass die meisten frei, unbe- schwert und unvoreingenommen auf in der sozialen Arbeit. Leider sind je- doch bislang keine einheitlichen Be- keine Fragen und Tiere zugehen. Der Zugang ist oftmals ganz spontan und mit hoher Motivati- stimmungen bezüglich der Ausbil- dung von Hund und Pädagoge/Thera- kritisieren nicht. on unterlegt. Tiere erleichtern insbe- sondere die Kontaktaufnahme und peut etabliert. Eine gemeinsame Mark Twain motivieren Kinder in ihrer Aktivität. Sie Ausbildung als „Team“ ist generell helfen, Kommunikation zu stärken, wichtig und sollte auch aus unseren Empathie zu entwickeln, und regen eigenen Erfahrungen als Grundvoraussetzung geltend nachweislich die soziale und emotionale Intelligenz an sein. ESAAT (Euopean Society for Animal Assisted Thera- (Prof. Dr. Erhard Olbrich: „Tiere und die Entwicklung der py): „Ein Therapiebegleittier-Team“ (TTT) kommt zum Ein- kindlichen Kompetenz“, Berlin 2004). satz bei pädagogischen, psychologischen, rehabilitativen und sozialintegrativen Angeboten“. Kinder begreifen durch die Anwesenheit eines Schulhun- des, welche Bedürfnisse ein Tier mit sich bringt, und ler- Mittlerweile gibt es sehr viele Einsatzfelder hundunter- nen so, Verantwortung zu übernehmen (Wasserschüssel stützter Projekte und Interventionen. Hier einige Bespie- füllen, Decke bereitlegen etc.). Beim Abbauen von Ängs- le: Schulhund, Hund in der Frühförderung, Besuchshund ten gegenüber Hunden und Tieren im Allgemeinen kön- in stationären Einrichtungen, Therapiehunde in der am- nen die Kinder durch eine schrittweise und behutsame bulanten Psychatrie und Psychotherapie, hundunterstütz- Annäherung positive Erfahrungen sammeln. Das moti- te Interventionen bei Autismus, Hund in der Physiothera- viert die Kinder enorm, schafft Vertrauen und stärkt ihr pie z. B. bei Schlaganfallpatienten, hundunterstützte Lo- Selbstbewusstsein. gopädie oder als Servicehunde wie Assistenz- oder Signalhund und nicht zu vergessen unsere Notfallhelfer auf vier Pfoten, die Hunde der Rettungsstaffeln oder auch der Lawinensuchhund. Die Schüler-Schulhund-Beziehung: Was macht er, was macht es mit den Kindern? Der Schulhund begleitet seinen Pädagogen zum Schulun- terricht. Die Zielgruppen sind hierbei Schüler und Schüle- rinnen mit und ohne Verhaltensauffälligkeiten und/oder Beeinträchtigungen. Wie einige Studien beweisen, fördert die Anwesenheit ei- nes Hundes die Konzentration (Studie von Gee, Christ & Caar (USA), 2010), senkt aggressives Verhalten und wirkt sich positiv auf soziale Integration aus (Studie von Hergo- vich, Monshi, Semmler und Zieglmayer (Österreich) 2002). Die Anwesenheit eines Schulhundes fördert nach- Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017 13
– Thema – Über das Projekt Schulhund wurde nach dem ersten Jahr nochmals von der Gesamtkonferenz abgestimmt. Es war uns wichtig, dass alle Kollegen mit dem Fortführen des Projektes einverstanden waren, da sie auf die Mithilfe der Kollegen angewiesen sind. Seitdem sind sie ein fester Bestandteil der Peter-Cae- sar-Schule geworden und aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken. Unterstützung erhalten Amie und Dario seit ca. einem Jahr durch Louis. Der zweijährige Golden- Retriever-Rüde wird noch in diesem Jahr die Prüfung zum Therapiebegleithund absolvieren. Durch den regelmäßi- gen Einsatz der Schulhunde lernen die Schüler den richti- gen Umgang mit dem Hund und übernehmen so auch Ver- antwortung für ein Lebewesen. Neben dem theoretischen Sachwissen wie Umgang mit dem Hund, Mimik und Ges- tik eines Hundes, Hunderegeln erlernen sie in praktischen Übungsstunden Grundkommandos, Tricks, Spiele und Eine Schule ist auf den Hund gekommen kleine sportliche Einheiten mit dem Hund. Nachfolgend Durch den Besuch der didacta (der größten Fachmesse werden die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten der für Bildungswirtschaft in Europa, einer Fach- und Buch- Schulhunde beschrieben. messe) im Jahr 2012 sind Frau Sabine Winkler und Frau Patricia Luger auf das Buch von Andrea Beetz „Hunde im Lehrer auf vier Pfoten: Die Hundestunde Schulalltag“ aufmerksam geworden. Einmal pro Woche findet eine gemeinsame klassenüber- greifende Hundestunde statt. Sie wurde im ersten Jahr Dies war der Zeitpunkt, an dem die Idee entstand, Schul- entwickelt und eingeführt. Aufgrund der tollen Ergebnis- hunde an der Peter-Caesar-Schule einzuführen. Nach se und Erfolge mit dieser Unterrichtseinheit wurde sie Rücksprache mit der Schulleitung und viel Werbung und nachträglich auch in das Schulhundekonzept der Pe- Aufklärungsarbeit im Kollegium wurden Kontakte zu fach- ter-Caesar-Schule aufgenommen. lich versierten Personen geknüpft, die sich bereits mit dem Thema Schul- und Therapiehund beschäftigen. Hier stand der Erfahrungsaustausch im Vordergrund. Nach- dem die Abstimmung im Gesamtkollegium über das Pro- jekt „Schulhund“ fast einstimmig verlief, musste nur noch der Schulträger sowie die ADD informiert werden. Mit dem Einverständnis ihrerseits konnte im Herbst 2013 das Projekt starten. Der Mischlingsrüde Dario (damals 9 Monate alt) und die Golden-Retriever-Hündin Amie (damals 3 Jahre alt) wur- den zu diesem Zeitpunkt langsam in die Schule einge- wöhnt. Zunächst fuhren Frau Winkler und Frau Luger ein- bis zweimal die Woche nach Schulschluss mit den Hun- den in die Schule, um sie dort an die Gerüche und die Räumlichkeiten zu gewöhnen. Nach und nach begleiteten Die Schüler haben so die Möglichkeit, die Hunde in Inter- die beiden die Pädagoginnen einmal die Woche für zwei aktion miteinander zu erleben, Unterschiede und Ge- bis drei Schulstunden. Amie und Dario waren anwesend meinsamkeiten der Hunde festzustellen, Vorlieben und und hatten keine weiteren Aufgaben. Parallel zur Einge- Abneigungen der einzelnen Tiere zu erkennen und zu er- wöhnung begann die Ausbildung zu den Therapiebegleit- leben. In der gemeinsamen Hundestunde sind immer hundeteams. Die Ausbildung dauerte ein Jahr. Während zwei der drei Schulhunde anwesend. Frau Winkler ent- dieser Zeit lernten die vier praktische Übungen im Um- scheidet, ob sie Amie oder Louis mitbringt. gang mit Kindern und Senioren und besuchten umfang- reiche theoretische Seminare zu verschiedenen Krank- Obwohl die Hunde zwar alle die gleiche Ausbildung ge- heits- und Behinderungsbildern. Nach erfolgreich bestan- nossen haben, unterscheiden sich die drei jedoch durch dener Prüfung im Jahr 2014 konnte der regelmäßige Rasse, Charakter und Größe. Dies erweist sich als Vorteil, Einsatz der Schulhunde an der Peter-Caesar-Schule be- da so die Hunde nach ihren Vorlieben und Stärken einge- ginnen. setzt werden können sowie nach dem jeweiligen Bedarf 14 Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017
– Thema – des einzelnen Schülers. Variantenreiche und spektakulä- re Tricks, intensives Kuscheln, actionreiches Spiel oder Parcours im Freien und genaues und konzentriertes Ar- beiten können so angeboten werden. Aus jeder Klasse dürfen mittwochs in der dritten Stunde 1 bis 2 Schüler in die Turnhalle kommen. Sabine Winkler und Patricia Luger kennen die Schüler mittlerweile sehr gut und können abschätzen, welche Fähigkeiten und Fer- tigkeiten die Schüler in Bezug auf die Schulhunde schon kennen bzw. welche noch gefördert werden können. In dieser Stunde müssen beide Pädagogen recht flexibel und offen in ihren Planungen sein. Ritualisiert laufen Ein- stieg und Abschluss der gemeinsamen Hundestunde ab. Die Schüler sitzen zum Einstieg im Kreis und die Hunde begrüßen jeden einzelnen. Sie holen sich ihre Leckerlis und ihre Streicheleinheiten ab und können somit die Ge- rüche der Kinder aufnehmen. Für Kinder mit Sprachent- wicklungsstörungen steht ein Kommunikationshilfsmittel, Nicht immer, besonders nicht nach den kalten Winterta- Sabine Winkler mit wie z. B. ein „Big Point“, zur Verfügung. Ein „Big Point“ gen, findet die gemeinsame Hundestunde in der Turnhal- Amie und Louis kann zu jeder Zeit individuell besprochen werden und wird le statt. Dann gehen alle gemeinsam mit den Hunden spa- durch einen großflächigen Tastendruck vom Kind, von den zieren. Während des Spaziergangs dürfen die Schüler die Pädagoginnen oder vom Hund selbst ausgelöst (Wieder- Hunde an der Leine führen. Dabei sind die Hunde mit zwei gabe). Schüler, die noch ängstlich sind, dürfen sich das Leinen doppelt gesichert. Die Führleine hält das Kind, die Ritual erhöht von einem Stuhl oder aus der Ferne anse- Sicherung übernimmt der Hundeführer. Hierbei hat sich hen. gezeigt, dass gerade die „Angstkinder“ den Mut aufzei- gen, die Leine zu halten. An dem angrenzenden Feld-/ Im Laufe der Zeit hat sich gezeigt, dass auch diese ängst- Waldweg dürfen die Hunde von einem Kind abgeleint wer- lichen Schüler es schaffen, in den Kreis zu kommen und den. Die Kinder haben dann die Möglichkeit, während des die Hunde mit einem Hilfsmittel, z. B. einer Fliegen- Spazierganges mit ihnen zu spielen, oder aber man ge- klatsche, oder sogar aus der Hand zu füttern. Nach dem nießt den gemeinsamen Spaziergang mit den Hunden Einstieg verläuft die Unterrichtsstunde je nach Schüler- und die Natur. Auch hier müssen sich die Kinder an Re- zahl und Schülergruppe unterschiedlich. Auch hier wird geln halten. Wer die Leine hält, muss sich auf den Hund immer abgewogen, die Hunde arbeiten gemeinsam an ei- konzentrieren, ihn schnüffeln lassen und ihm ausreichend ner Übungssequenz im abwechselnden Modus, wie z. B. Zeit geben, sein „Geschäft“ zu verrichten. Die Schüler an einer Kommandokette, einem kleinen Agilityparcours müssen auch hier fragen, ob sie den Hund füttern oder oder verschiedenen Spielen, oder die Schülergruppe wird streicheln dürfen (Hunderegel). Am Ende des Spaziergan- getrennt und die Schüler dürfen z. B. mit den Hunden ku- ges waschen wir uns natürlich alle unsere Hände, bevor scheln und sie streicheln. Es ist je nach Schülergruppe die Schüler wieder in ihre Klassen entlassen werden. und den individuellen Hunden und deren Stimmungslage wichtig, darauf zu achten, dass weder Schüler noch Hun- de überfordert werden. Auch für die Hunde sind Rituale, die Sicherheiten bieten, wichtig. Dario, Amie und Louis dürfen sich jederzeit auf ihren Ruheplatz zurückziehen, wenn sie es möchten. Dann gilt die Regel: Die Hunde sind tabu und werden nicht mehr gerufen oder gelockt (Hunderegel). Der Ab- schluss der gemeinsamen Hundestunde findet meist im Kreis statt. Die Schüler dürfen sich von den Hunden ver- abschieden und sie mit der Schnüffeldecke (Intelligenz- spielzeug) oder anderen kleinen Spielen belohnen. Die Schüler gehen Hände waschen (Hunderegel) und werden dann in ihre Klassen entlassen. Die Hunde haben dann ebenfalls Pause und werden entweder nach Hause ge- bracht oder bekommen die Möglichkeit, sich zurückzuzie- hen. Rheinland-pfälzische Schule 06–07/2017 15
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