Wir vom DRK - DRK Cuxhaven/Hadeln

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Wir vom DRK - DRK Cuxhaven/Hadeln
Magazin der DRK-Kreisverbände
                     Land Hadeln und Cuxhaven
                                                                              $XV/LHEH]XP0HQVFKHQ

                     wir vom DRK
128 /November 2020

                     www.drk-cuxhaven-hadeln.de

                                                         Jugendhilfestationen:
                                                         Wege aus der
                                                         Krise finden

                        „Hilfe für Charlott“         Corona
                        25 Jahre danach...           DRK geht digitale Wege
Wir vom DRK - DRK Cuxhaven/Hadeln
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wir vom
DRK
                                                 „Corona hat Strukturen der
                                                 Jugendhilfe stark herausgefordert“
                                                     Liebe Leserinnen und Leser,

                                                     oft werden wir gefragt: „Was macht Ihr in
                                                     der Jugendhilfe? Da habe ich keine ge-
Hilfe in Corona-Zeit                                 naue Vorstellung.“
                                                     In dieser „Wir vom DRK“-Ausgabe sind
Dank der Kreisverbände             4
                                                     aus allen Bereichen Artikel zusammenge-
Jugendhilfestationen                                 stellt, die einen Großteil unserer flexiblen
                                                     und umfassenden Aufgaben und Angebo-
Unterstützung für Familien 5-10/39-41                te beschreiben. Es gibt drei DRK-Jugendhilfestationen (Cuxha-
                                                     ven-Ritzebüttel, Hemmoor und Otterndorf), die Tagesgruppe Ca-
„Hilfe für Charlott“                                 denberge und die Familienschule in Hemmoor. Die Arbeit ist sehr
Aktion startete vor 25 Jahren   11-14                abwechslungsreich, da jedes Familiensystem sich unterschiedlich
                                                     darstellt. Bedürfnisse der Hilfesuchenden erfordern oft individuel-
Corona                                               le Lösungsansätze. Corona hat die gut funktionierenden Struktu-
App und Schnelltests            15-17                ren der Jugendhilfe stark herausgefordert. Unter Einhaltung der
                                                     zu beachtenden Hygienevorschriften haben wir für die Kinder, Ju-
Sportliche Rotkreuzler                               gendlichen und Familien Ideen entwickelt, um unsere Hilfsange-
                                                     bote durchzuführen. Ebenso im Hinblick auf die hohen Infektions-
„HomeRun“ absolviert            18/19
                                                     zahlen hoffen wir, unsere Arbeit zum Wohle der Familien umfas-
Kindertagesstätten                                   send fortführen zu können.
Neubau in Lamstedt              20-24                Passen Sie gut auf sich auf. Und: Bleiben Sie gesund!
Ortsvereine                                                                 Silke Thamm (stellvertretende Leiterin der
Verlosung statt Feier           25-29                                                 Jugendhilfestation Otterndorf)
Blutspende
                                        Impressum:
Viele Mehrfachspender           29-32
Sozialstationen                         Die Verlagsbeilage „Wir vom DRK“ erscheint am 25. November 2020 im
                                        „Hadler Kurier“ und im „Cuxhaven Kurier“.
Gratulation zum Jubiläum          29
                                        Herausgeber: DRK-Kreisverband Land Hadeln (Am Großen Specken 14,
Bereitschaft                            21762 Otterndorf, Telefon: 04751/99090) und DRK-Kreisverband Cuxhaven
12-Stunden-Dienst                 33    (Meyerstraße 49, 27472 Cuxhaven, Telefon: 04721/42240).

Tagespflege                             Verantwortlich für den Inhalt: Hartmut Ahlf, Volker Kamps.

„Wofür sind wir dankbar?“         34    „Wir vom DRK“ erscheint sechs Mal jährlich in einer Auflage von 49 690 Exemplaren.

Seniorenheime                           Leitung Vermarktung: Lars Duderstadt , Ulrike von Holten (stellv.).
Personelle Veränderungen        35-38
                                        Druck: Druckzentrum Nordsee der Nordsee-Zeitung GmbH, Am Grollhamm 4,
„Erste Hilfe“                           27574 Bremerhaven 4
Ausbilder stellen sich vor      41-42   Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 4. Januar 2021
                                        DRK-Berichte aus den Vereinen und Einrichtungen an die Redaktion können auch an die folgende
Rezeptserie                             neue E-Mail-Adresse geschickt werden: wirvomdrk@drk-cuxhaven-hadeln.de.
Deftig und lecker...              44
                                                                  (Hinweis: Das Editorialfoto von Silke Thamm stammt von Nina Germer)
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4 | CORONA                                                                                                    WIR VOM DRK

                    „Vielen Dank für Ihre Hilfe“
       Präsidenten und Geschäftsführer der DRK-Kreisverbände Cuxhaven und Land Hadeln
        blicken auf die Folgen der Corona-Krise und wünschen sich: „Bleiben Sie gesund“
   „Das Virus ist da, wir werden             durch insbesondere die so wichtige Se-       engagieren. Nur ein Beispiel sind die
    damit umgehen müssen. Es                 niorenbetreuung blockiert? Wer hätte         Blutspenderinnen und Blutspender, die
   muss eine Balance geschaffen              geahnt, dass Kindertagesstätten ge-          dafür gesorgt haben, dass sie – unter un-
  werden zwischen Einschränkun-              schlossen werden müssen und eine (indi-      gewöhnlichen Umständen – zu den Ter-
  gen und Einschnitten einerseits            rekte) Kontaktaufnahme nur virtuell          minen, nicht zu Hause bleiben und be-
      und einem Alltag, der                  stattfinden kann? Wer hätte damit ge-        wusst ihren Beitrag geleistet haben, um
       weitergehen muss.“                    rechnet, dass das DRK in Cuxhaven und        Menschenleben zu retten. Das ist keine
                                             Land Hadeln seine über 1200 hauptamt-        Selbstverständlichkeit, sondern verdient
Dieses Zitat stammt von Bundesgesund-        lichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter      Respekt.
heitsminister Jens Spahn. Und er sagte       monatelang und regelmäßig testete und        Am Wochenende steht der 1. Advent be-
dies nicht erst vor ein paar Tagen, son-     testet, um zu garantieren, dass niemand      vor. Eine Zeit, um normalerweise Weih-
dern bereits am 11. März auf einer Pres-     – ob Pflegekräfte, Rettungsdienst oder       nachtsmärkte zu besuchen, unbeschwert
sekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela       Kita-Kräfte – das Corona-Virus in sich       zu feiern oder auch innezuhalten. Eine
Merkel. Und er sollte Recht behalten.        trägt und verbreiten könnte?                 Zeit, in der auch in unserer großen DRK-
Leider. Denn: Auch jetzt (Ende Novem-        Nein, diese Pandemie hat ganze Arbeit        Familie eigentlich Weihnachtsfeiern in
ber) bestimmt das Corona-Virus immer         geleistet – leider. Sie sorgt für Verunsi-   den Orten stattfinden sollten. Doch all
noch unseren Alltag – und das mehr           cherung bei der haupt- und ehrenamtli-       das hat Corona aus dem Terminkalender
denn je.                                     chen Ausführung der DRK-Arbeit, für so-      gestrichen. Auch unsere hauptamtlichen
Die Pandemie macht natürlich auch um         ziale Distanz und auch für Sorge um das      Kräfte arbeiten unter einem enormen
unsere ehren- und hauptamtliche Arbeit       persönliche Schicksal und das der Fami-      Druck in diesen Adventstagen.
im Deutschen Roten Kreuz keinen Bo-          lie. Das Corona-Virus ist klein – aber ein   Wir möchten allen Menschen, die diese
gen, sondern greift mit voller Wucht in      Infektionsriese....                          Zeilen lesen, alles Gute und vor allen
bislang alltägliche Abläufe ein und be-      Wir als Präsidenten und Geschäftsführer      Dingen Gesundheit für die nächsten Wo-
stimmt das Geschehen. Wer hätte vor ei-      der DRK-Kreisverbände Cuxhaven und           chen und Monate wünschen! Niemand
nem Jahr schon gedacht, dass dieses Vi-      Land Hadeln möchten uns vor diesem           weiß, was noch auf uns zukommt. Daher
rus dazu führt, dass zum Beispiel im Pfle-   Hintergrund bei allen Menschen bedan-        unser gemeinsamer Wunsch: Bleiben Sie
gebereich Verwandten der Zugang zu           ken, die das DRK bei der haupt- und eh-      gesund und auch optimistisch!
Seniorenheimen verwehrt werden muss,         renamtlichen Arbeit auch in dieser           Wir wünschen Ihnen jetzt eine schöne
um Menschenleben nicht zu gefährden?         schwierigen Zeit unterstützt haben. Das      Adventszeit, vor allem Wohlergehen und
Wer hätte geglaubt, dass ein Virus die       gilt für alle haupt- und ehrenamtlich Tä-    alles Gute für 2021. Und wir sind sicher:
ehrenamtliche Arbeit in DRK-Ortsverei-       tigen, aber auch für die vielen Menschen,    Corona wird unsere Gesellschaft nicht in
nen nahezu komplett lahmlegt und da-         die sich für das DRK auf andere Weise        die Knie zwingen...

       WERNER OTTEN                Dr. JÜRGEN HASELBERGER                  VOLKER KAMPS                      HARTMUT AHLF
 (Präsident des DRK-Kreisver-      (Präsident des DRK-Kreisver-      Geschäftsführer des DRK-Kreis-    (Geschäftsführer des DRK-Kreis-
     bandes Land Hadeln)                bandes Cuxhaven)                 verbandes Cuxhaven)              verbandes Land Hadeln)
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WIR VOM DRK                                                                                         JUGENDHILFESTATIONEN | 5

Am runden Tisch: Auf Augenhöhe sollten möglichst die Gespräche zwischen Eltern und ihren Kindern verlaufen, wenn es Konflikte gibt, die häufig
durch die Experten der Jugendhilfestationen als neutrale Vermittler gelöst werden können. Aber auch für ganz individuelle Probleme junger Menschen
in ihrem sozialen Umfeld sind die Jugendhilfestationen der richtige Ansprechpartner in unruhigen Zeiten.

Jugendhilfestationen:
Ankerplatz in stürmischer See
Wenn Perspektiven fehlen oder Konflikte zu eskalieren drohen: Experten in drei
DRK-Einrichtungen stehen Kindern, Jugendlichen und Familien mit Rat und Tat zur Seite
CUXHAVEN / LAND HADELN. Den Be-                  Die Teams in den Jugendhilfestationen             Je länger die Probleme anhalten, desto
griff „Jugendhilfestation“ hat wahr-             setzen sich aus DRK-Beschäftigten sowie           verfahrener wird oft die Lage. Nicht sel-
scheinlich jeder schon einmal gehört.            Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des             ten treten in der Folge noch weitere
Aber was verbirgt sich dahinter? Welche          Allgemeinen Sozialen Dienstes (Jugend-            Schwierigkeiten wie beispielsweise Kon-
Aufgaben werden dort und in welcher              amt Landkreis Cuxhaven) zusammen.                 flikte in der Schule, Probleme in finan-
Form von Mitarbeiterinnen und Mitar-             Jedes Team trifft sich regelmäßig zu ge-          ziellen Angelegenheiten und Perspektiv-
beitern der Teams wahrgenommen?                  meinsamen Besprechungen, um Hilfesu-              losigkeit auf.
„Wir vom DRK“ wirft einen Blick hinter           chenden zeitnah eine individuelle und             In solchen Zeiten können der Familie un-
die Kulissen.                                    für sie passende Unterstützung anbieten           terschiedliche Unterstützungsangebote
An drei Standorten im Landkreis Cuxha-           zu können.                                        der Jugendhilfe helfen, die heimische Si-
ven betreibt das DRK Cuxhaven / Hadeln           Probleme in einer Familie sind sehr viel-         tuation zu verbessern. So bietet zum Bei-
in Kooperation mit dem Landkreis je eine         fältig und haben verschiedene Ursachen.           spiel die „Sozialpädagogische Familien-
Jugendhilfestation. Dazu gehören Cux-            Trennung oder Scheidung können ein                hilfe“ Unterstützung, die sich am gesam-
haven-Ritzebüttel, Otterndorf und Hem-           Auslöser sein, aber auch Differenzen bei          ten Familiensystem orientiert und darauf
moor. In Cadenberge und in der ehema-            der Kindererziehung oder ein plötzlicher          angelegt ist, zur Stabilisierung der Fami-
ligen Hemmoorer Förderschule gibt es             Arbeitsplatzverlust belasten eine Familie         lie beizutragen und ihr dadurch wieder
zudem ergänzende Angebote.                       meistens stark.                                                         (Fortsetzung auf Seite 6)
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WIR VOM DRK                                                                                           JUGENDHILFESTATIONEN | 6

(Fortsetzung von Seite 5)
eine selbstständige Lebensweise zu er-
möglichen. Dabei steht das Team der Fa-
milie mit einem offenen Ohr zur Seite
und sucht mit ihr gemeinsam nach Lö-
sungsansätzen zur Bewältigung der
Schwierigkeiten.
Viele Kooperationen
Zur Familienhilfe gehört beispielsweise
auch die Begleitung von Behörden- und
Ämtergängen, Beratung in Erziehungs-
fragen, Konfliktberatung und Hilfe bei
der Freizeitgestaltung. Manchmal muss
die Hilfeleistung auch durch andere Stel-
                                          Die DRK-Jugendhilfestation Otterndorf: Dort sind (hintere Reihe, v.l.) Ulrike Goldstein, Karin
len ergänzende Unterstützung finden. In Cordes, Andrea Bohn, Frauke Meyer, Anke Meißner sowie (vordere Reihe, v.l.) Silke Thamm und
diesen Fällen knüpft man gemeinsam Antje Fritsche im Einsatz. Es fehlen: Cindy Appelt und Lena Starbati. (Foto: Nina Germer)
mit den Eltern die notwendigen Kontak-
te – wie beispielsweise zur Erziehungs-
beratungsstelle, zur Paarberatung oder
Schwangerenkonfliktberatung und di-
versen Ärzten und Therapeuten.                                                                                        DRK-Jugendhilfe-
„Erziehungsbeistandschaft“                                                                                                          staion Hemmoor:
                                                                                                                                    Dazu gehören (v.l.)
Bei der „Erziehungsbeistandschaft“ han-                                                                                           Susanne Figge, Wolf-
delt es sich um ein weiteres Hilfsange-                                                                                            gang Meyer, Jessica
bot. Hier liegt der Fokus auf dem Kind                                                                                             Richter, Jürgen Hoff-
                                                                                                                                 mann, Angela Haber-
oder Jugendlichen. Kinder und Jugendli-
                                                                                                                                     mann (kniend, Ein-
che, die Probleme mit Familienangehöri-                                                                                          richtungsleiterin). Auf
gen und / oder ihrem weiteren sozialen                                                                                            dem Bild fehlen Julia
Umfeld haben, nicht integriert sind oder                                                                                            Kern, Manuel Schu-
möglicherweise unter Mobbing leiden,                                                                                               bert und Tanja Förs-
können sich vertrauensvoll an die Mitar-                                                                                                             ter.
                                                                                                                               (Archivfoto:
beiterinnen und Mitarbeiter der Jugend-                                                                                      Nina Germer)
hilfestationen wenden.
Das Kind oder der Jugendliche wird von
dem Erziehungsbeistand wahr- und
ernstgenommen sowie in seiner Ent-
wicklung unterstützt. Er hilft ihm, Orien-
tierung zu finden und seine Persönlich-
keit zu entwickeln.
Dabei wird das soziale und familiäre Um-
feld berücksichtigt und in die Umsetzung
mit einbezogen. Auch bei schulischen
Problemen steht der Helfer dem Kind
oder Jugendlichen bei und hilft, Konflikte
mit Lehrern beizulegen und Unterstüt-
zungsangebote bei Lernproblemen zu
suchen. Ebenso wie bei der Sozialpäda-
gogischen Familienhilfe kann auch diese
Maßnahme von anderen Stellen bei Be-
darf begleitet werden.
Ab dem 18. Lebensjahr gilt ein junger
Mensch als volljährig. Volljährig bedeu- Das Team der DRK-Jugendhilfestation Ritzebüttel in Cuxhaven (v.l.): Celina Hentschel, Ka-
tet aber nicht immer in jeder Hinsicht, thrin Jakobeit, Britta Herzig, Wolfgang Schneider, Cindy Appelt und Andreas Riedel (Einrichtungs-
                      (Fortsetzung auf Seite 7)   leiter). Es fehlen: Marianne Hencke und Tanja Förster. (Foto: Nagel-Weinert)
Wir vom DRK - DRK Cuxhaven/Hadeln
WIR VOM DRK                                                                              JUGENDHILFESTATIONEN | 7

(Fortsetzung von Seite 6)
erwachsen zu sein. Oft stehen die jungen
Menschen vor Herausforderungen, die
sie nicht meistern können. Dies betrifft                                                                      Auch die Tages-
gerade jene, die dann nicht mehr zu Hau-                                                                      gruppe Cadenber-
se wohnen wollen oder können.                                                                                 ge engagiert sich für
Wenn sie Unterstützung brauchen, kann                                                                         Kinder und Jugendli-
ihnen eine Hilfe für junge Volljährige zur                                                                    che: Mit dabei sind
                                                                                                              (hintere Reihe, v.l.)
Seite stehen, die bis zur Vollendung des
                                                                                                              Kornelia Siep, Shireen
21. Lebensjahres eingesetzt werden                                                                            El-Armouchi, Birgit
kann. Gemeinsam kann eine berufliche                                                                          Jürgens, Sarah Liss so-
Perspektive erarbeitet, ein Ausbildungs-                                                                      wie (vordere Reihe):
platz gesucht oder auch der Kontakt zum                                                                       Kim Söhl (absolviert
Jobcenter unterstützt werden.                                                                                 ein FSJ) und Vanessa
                                                                                                              Lemke.
Kostenlose Hilfe                                                                                              (Archivfoto:
                                                                                                              Nagel-Weinert)
Natürlich steht der Helfer oder die Helfe-
rin dem jungen Menschen auch in vielen
anderen Belangen (zum Beispiel Geld-
einteilung, Familie und Beziehung) mit
Rat zur Seite. Alle Hilfen werden von den
Hilfesuchenden beantragt und durch das       Jugendhilfestationen auch zusätzliche       gliedert an die Jugendhilfestationen Ot-
Jugendamt bewilligt. Sie sind für die Hil-   Hilfen und Angebote zur Verfügung. Al-      terndorf und Hemmoor sind auch die Ta-
fesuchenden nicht kostenpflichtig. Die       lerdings sind diese aktuell durch die Co-   gesgruppe Cadenberge und die Famili-
Hilfsmaßnahmen werden von den DRK-           rona-Pandemie leider sehr einge-            enschule Hemmoor (siehe Seite 10).
Jugendhilfeteams durchgeführt.               schränkt.                                   In der Tagesgruppe finden bis zu zwölf
                                             Zu den Angeboten und Hilfen zählen bei-     Mädchen und Jungen im Alter von sechs
Beratungsgespräche                           spielsweise „Café Kinderwagen“, „Still-     bis zwölf Jahren Platz. Die Förderung ei-
Neben diesen Hilfen bietet das DRK zu-       café“-Mädchengruppe,          „Hauswirt-    nes angemessenen Sozialverhaltens und
dem Beratungsgespräche an, die keiner        schaftstraining“, „KidsTime“ (ein Pro-      die Gestaltung von Freizeitaktivitäten
Beantragung bedürfen und in der Regel        jekt mit Eltern, die unter einer psy-       sind hier genauso wichtig wie die Unter-
sehr zeitnah stattfinden können. Dabei       chischen Erkrankung leiden und ihren        stützung in Schulangelegenheiten und
handelt es sich um die „Niederschwelli-      Kindern), „Frühe Hilfen“ (Unterstützung     auch Elternarbeit. In der Familienschule
ge Beratung“. Die bis zu fünf Beratungs-     der Kleinsten), Babybegrüßung durch         werden bis zu acht Kinder von zwei För-
gespräche können telefonisch stattfin-       „Willkommen im Cuxland“, ein „Klas-         derschullehrerinnen und drei Pädagogin-
den oder es werden persönliche Treffen       senklimaprojekt“ (Schulprojekt) und der     nen und Pädagogen des Deutschen Ro-
vereinbart. Zudem stellt das DRK in allen    „Treffpunkt Erziehungsklatsch“. Ange-       ten Kreuzes begleitet.
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8 | JUGENDHILFESTATIONEN                                                                                       WIR VOM DRK

„Mittlerweile sind Angst und
Panikattacken verschwunden“
Interview mit Paul: Wie ein junger Mann sich durch professionelle Hilfe
der Jugendhilfestation aus der Krise befreite / Einsamkeit ist Lebensfreude und Tatendrang
gewichen / Zahlreiche Gespräche und intensive Begleitung brachten die Wende
LAND HADELN / CUXHAVEN. Viele Ju-              hatten wir gemeinsame Familiengesprä-       recht ständig kritisiert. Mama musste
gendliche haben durch die Jugendhilfe-         che, also meine Eltern mit mir. Daraus      dann rausgehen und erst einmal rauchen
stationen neue Perspektiven für ihr Le-        wurde dann mit der Zeit die Erziehungs-     und ich hab mich dann bei dir richtig
ben gewonnen. Dazu zählt auch Paul. Er         beistandschaft, auch weil meine Mama        „ausgekotzt“.
ist bereit, „seine Geschichte“ zu erzäh-       nie Zeit hatte.                             Es hat eine ganze Zeit gedauert, aber
len. Interviewt wurde er von seiner „Hel-      Dann haben wir halt beschlossen, alles      mittlerweile verstehe ich mich mit mei-
ferin“ Jessica Richter und er gewährt ei-      Schritt für Schritt zu machen und lang-     ner Mutter besser. Mein Vater war von
nen Einblick in die Gründe, die ihn (und       sam anzufangen. Erst haben wir geübt,       Anfang an nicht das große Problem.
seine Familie) zur Jugendhilfestation ge-      dass ich mal mit zum Einkaufen gehe,        Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem
führt haben.                                   was gut geklappt hat. Mit dir gemein-       ein Kumpel mich gefragt hat, ob ich mit
Paul ist jetzt 19 Jahre alt und hat über die   sam bin ich zum Bahnhof gegangen und        ins Jugendzentrum kommen möchte.
Jugendhilfestation zunächst an einer Fa-       wir haben geschaut, wie mein Körper         Tatsächlich habe ich „Ja, klar“ gesagt.
milienhilfe teilgenommen, die zur Erzie-       reagiert, wenn ein Zug kommt. Das war       Erst hatte ich so ein komisches Gefühl im
hungsbeistandschaft und später zur Hilfe       nicht einfach für mich, die Panik war an-   Bauch und dann lief es doch recht gut.
für junge Volljährige umgewandelt wur-         fangs groß.                                 Und dann kam das halt so: Endlich bin
de.                                            Nach einer Weile wurde es besser.           ich wieder nach draußen gegangen, hab
                                               Schließlich ist es mir mit deiner Unter-    was mit Freunden gemacht, hatte kaum
Warum hast du Hilfe gesucht?                   stützung gelungen, mit dem Zug von          noch Panikattacken. Mittlerweile sind
Mit 17 Jahren bin zur Jugendhilfestation       Hemmoor in die Wingst zu fahren. Wir        meine Ängste und Panikattacken ganz
gekommen, weil meine Mama nicht                waren auch im Spiel- und Sportpark. An      verschwunden. Ich habe sogar den Ju-
mehr weiter wusste.                            der Sommeraktion vom DRK mit allen          gendleiterschein gemacht – mit viel Spaß
Nach meiner Entlassung aus der Kinder-         Familien habe ich auch teilgenommen.        dabei.
und Jugendpsychiatrie Ganderkesee hat-         Meine Panikattacken hatte ich da gut im
te ich viele Probleme. Ständig bekam ich       Griff. Zwischendurch gab es immer wie-      Was war besonders hilfreich?
Panikattacken, ich hatte Angst vor so          der Gespräche mit dir, meinen Eltern und    So gesehen alles halt. Ich hatte ja vorher
vielen Menschen, ich hatte halt auch           mir, weil es häufig Stress zwischen uns     diese Panikattacken und habe mich nicht
Angst davor, Zug oder Bus zu fahren, in        gab.                                        getraut, rauszugehen, habe nur zu Hause
die Stadt zu gehen, mich mit Freunden zu       Ein Krisengespräch hatten wir in der Ju-    gesessen. Dann hast du ja auch vorge-
treffen.                                       gendhilfestation mit dem Jugendamt          schlagen, ob wir nicht mal eine kleine
Fast alles hat mir Angst gemacht. Weil         und meinen Eltern. Ich weiß auch noch       Runde spazieren gehen wollen oder ob
ich mir nicht helfen lassen wollte, hat        genau, wo wer gesessen hat. Es war          ich nicht mal eine Unternehmung mit
meine Mama dann beschlossen: „Dann             ziemlich heftig und ich fühlte mich von     meiner Familie mitmachen möchte. Ich
suchen wir Rat bei der Jugendhilfe.“ Erst      meinen Eltern unverstanden und zu Un-                           (Fortsetzung auf Seite 9)

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(Fortsetzung von Seite 8)
bin auch von zu Hause in die Jugendhil-
festation gefahren, um dort mit dir den
Termin zu machen. Das hat mir auch
schon geholfen, weil ich dadurch geübt
habe, rauszugehen – ich war nicht nur zu
Hause.

Hilft dir jetzt immer noch etwas aus dem
Hilfezeitraum?
Ja, als ich einmal wieder am Bahnhof
war, habe ich plötzlich wieder das Ge-
fühl gehabt, ich krieg eine Panikattacke.
Dann habe ich halt durch die Nase einge-
atmet, durch den Mund wieder aus und
hab mir in meinem Kopf gedacht: „Du
hast das vorher in der Hilfe auch hinbe-
kommen und das schaffst du jetzt auch
wieder.“ Ich hab mich wirklich an den
Bahnsteig gestellt und gewartet, bis der
Zug kommt. Dann kam der Zug, alle sind
ausgestiegen, dann ist er weggefahren
und ich dachte so: „Was war früher so
schlimm daran?“ Manchmal denke ich,
früher hab ich mich echt doof angestellt,
aber das war halt meine Panik. Jetzt bin
ich oft derjenige, der andere anschreibt
und sie auffordert, was zu unternehmen.
Letztens hab ich einen Kumpel geschrie-
ben: „Komm jetzt raus, Jugendtreff.“ Er
sagte dann: „Nee.“ Meine Reaktion:
„Du kommst jetzt raus.“ Und er so:
„Okay, gib mir fünf Minuten.“ (lacht...)

Wie geht es dir jetzt?
Läuft alles gut zurzeit. Nach den Maß-
nahmen in der Jugendhilfe verstehen
Mama und ich uns deutlich besser, es ist
entspannter und wir diskutieren nicht
mehr so oft. Ich wohne jetzt bei Papa.
Was mir noch schwer fällt, ist die Tren-
nung von Mama und Papa. Doof ist, dass
ich meine Schwester nicht mehr so oft
sehe, nur jedes zweite Wochenende.
Durch meine Mutter arbeite ich als Reini-
gungskraft in der Schule. Es gefällt mir
auch. Irgendwann möchte ich natürlich
etwas anderes machen, aber übergangs-       es voll der große Unterschied. Ich hab so-
                                                                                 Die Hilfe hätte gerne noch länger dauern
weise ist das erst einmal okay; nicht,      gar Spaß am Kochen. Ich überlege, viel-
                                                                                 können, dann hätte ich noch viel mehr
dass ich ein Jahr nur wieder zu Hause       leicht sogar Koch zu werden. Seit rund
                                                                                 miterleben können. Diese Familienaus-
rumsitze. Ich bin auch seit fast einem      zwei Monaten spiele ich auch wieder  flüge mit dem DRK in die Wingst oder an
Monat ehrenamtlicher Mitarbeiter im Ju-     Fußball. Vor zwei Jahren wäre das un-den See in Bremervörde, die Zusammen-
gendzentrum Hemmoor.                        denkbar gewesen.                     arbeit mit deinem Kollegen oder auch die
Wenn ich so überlege, wie es mir Mitte                                           Pflege der Kaninchen: Mir hat alles gefal-
2018 ging und wie es mir jetzt geht, ist    Was hättest du dir anders gewünscht? len, es hat gut gepasst.
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10 | JUGENDHILFESTATIONEN                                                                                   WIR VOM DRK

Fünf „spannende und lehrreiche“
Jahre in der Familienschule
Kooperationsprojekt hat sich etabliert / DRK, Landesschulbehörde und Landkreis in einem Boot /
Bereits 40 Familien betreut / Besondere Herausforderung insbesondere für Eltern
HEMMOOR. In diesem Monat feierte die        Im November 2015 startete die Familien-      le-Team besteht aus drei pädagogischen
Familienschule in Hemmoor ihr fünfjähri-    schule als Pilotprojekt in den Räumlich-     Kräften und zwei Lehrkräften, wobei Me-
ges Bestehen: „Fünf spannende und           keiten der Tagesgruppe in Cadenberge.        lanie Gemmer und Vanessa Lemke schon
lehrreiche Jahre. Aber es sind insbeson-    Die Familienschule durfte nach einer         von Beginn an dabei sind. Aufgrund des
dere Jahre, in denen die Familienschule     Übergangszeit dann in einen ausgebau-        mittlerweile höheren Bedarfs der Famili-
zeigen konnte, dass das Konzept funk-       ten Container der Förderschule in Hem-       enschule freut sich das Team, seit Schul-
tioniert“, so das Team.                     moor ziehen. Der Umzug verlief beson-        jahresbeginn die großzügigen Räumlich-
Die Familienschule ist ein besonderes       ders reibungslos, da die Mitarbeiter tat-    keiten der ehemaligen Hemmoorer För-
Kooperationsprojekt der Landesschulbe-      kräftig von den Familien unterstützt wur-    derschule nutzen zu können.
hörde, des Landkreises Cuxhaven und         den – ganz nach dem Motto „Viele Hän-
der DRK-Jugendhilfestationen.               de, schnelles Ende“.
Unter dem Oberbegriff „Familienschule“
versteht man die Zusammenarbeit mit
                                            Rückblickend hat sich das Projekt immer
                                            mehr verfestigt und etabliert, sodass es      i    Die DRK-Jugendhilfestationen in
                                                                                               Otterndorf, Hemmoor und Ritze-
                                                                                          büttel erreicht man folgendermaßen:
unterschiedlichsten Familien und Syste-     seit 2018 kein Pilotprojekt mehr, son-
men. Dort haben Familien die Möglich-       dern ein fester Bestandteil im schuli-        Jugendhilfestation Cuxhaven-Rit-
keit, mit Unterstützung der Pädagogen       schen Kontext ist. Markus Föhl vom            zebüttel:
und Lehrkräften, sich auszutauschen,        Landkreis Cuxhaven ermöglichte darauf-        Lappestraße 12, 27472 Cuxhaven, Te-
neue Erfahrungen zu sammeln, Lösungs-       hin der Familienschule die Anschaffung        lefon: 0 47 21 / 579 50, Telefax:
strategien zu entwickeln und diese in si-   einer „Cardio Wall“. Dieses Hightechge-       0 4721 / 579 58 51;        garantierte
cheren Kleingruppen trainieren und ver-     rät stammt ursprünglich aus England           Sprechzeiten: montags von 9 bis 11
festigen zu können.                         und wird vor allem im Profisport einge-       Uhr, dienstags von 9 bis 10 Uhr sowie
                                            setzt: „Wir nutzen dieses, um besonders       14 bis 16 Uhr, mittwochs von 9 bis 10
    „Bewusstsein stärken“                   die Koordination, Konzentration und           Uhr, donnerstags von 9 bis 10 Uhr und
                                            Ausdauer der Kinder zu fördern.“              14 bis 16 Uhr sowie freitags von 9 bis
Wichtig hierbei ist, dass nicht die Päda-   Im Laufe der Zeit hat sich die Entwick-       11 Uhr.
gogen die Experten für die Kinder sind,     lung der Schülerzahlen und der Anfragen
                                                                                          Jugendhilfestation Otterndorf:
sondern die Eltern selbst. Dieses Be-       so positiv entwickelt, dass die Familien-
wusstsein soll wieder entdeckt und ge-      schule bis heute mit etwa 40 Familien         Goethestraße 11, 21762 Otterndorf,
stärkt werden.                              zusammenarbeitete. Das Familienschu-          Telefon: 0 47 5 / 99 09-880, Telefax:
                                                                                          0 47 51 / 99 09-108;       garantierte
                                                                                          Sprechzeiten: montags bis donners-
                                                                                          tags von 9 bis 12 Uhr und dienstags
                                                                                          von 14 bis 16 Uhr. Sprechzeiten ab
                                                                                          1. Februar 2021: montags bis mitt-
                                                                 Das Team der Fami-       wochs von 9 bis 12 Uhr, dienstags von
                                                                 lienschule Hem-          14 bis 16 Uhr, freitags: von 9 bis 11
                                                                 moor: Nicole Schui,      Uhr.
                                                                 Michael Skau, Sindy
                                                                 Gabrikowski, Melanie     Jugendhilfestation Hemmoor:
                                                                 Gemmer und Vanessa       Oestinger Weg 19, 21745 Hemmoor,
                                                                 Lemke (es fehlt Antje
                                                                 Fritsche).
                                                                                          Telefon: 0 47 71 / 58 09 30, Telefax:
                                                                 (Archivfoto:             0 47 71 / 580 93-20;      garantierte
                                                                 Nagel-Weinert)           Sprechzeiten: montags von 14 bis 16
                                                                                          Uhr, dienstags von 9 bis 12 Uhr, don-
                                                                                          nerstags von 14 bis 16 Uhr, freitags
                                                                                          von 9 bis 12 Uhr.
WIR VOM DRK                                                                       RÜCKBLICK: „HILFE FÜR CHARLOTT“ | 11

Charlott geht es heute gut: Sie ist Mutter eines dreijährigen Kindes, arbeitet in einem Kindergarten und versteht sich gut mit ihrer Mutter Gaby. „Eine
solche Erfahrung schweißt zusammen“, sagt die Mutter über den langen gemeinsamen Krankenhaus-Aufenthalt in Hamburg. Zum Glück benötigte
Charlott nach einer Chemo- und Bestrahlungstherapie keine Stammzellspende, um die schwere Krebserkrankung zu überstehen. (Foto: Schröder / CNV)

Charlotts Schicksal bewegte
die Menschen im Cuxland
Als kleines Mädchen kämpfte sie vor 25 Jahren gegen den Krebs – und ist heute gesund / DRK
und Niederelbe-Zeitung organisierten Suche nach Stammzellspender / 2500 Typisierungen

LAMSTEDT. Wie geht es eigentlich                   Aus dem kleinen Mädchen von damals                 handlungszimmer in der Klinik aufgehal-
Charlott? Das Schicksal eines vierjähri-           ist eine junge Frau geworden, die inzwi-           ten. Was da Tag für Tag in Lamstedt und
gen Mädchens, das an einer sehr selte-             schen selbst Mutter eines dreijährigen             vielen anderen Gemeinden passiert ist,
nen Form der Leukämie erkrankt war                 Jungen ist. Er ist gesund. Und Charlott ist        konnte ich damals nur ahnen.“ Und das
und dessen Leben vielleicht nur über eine          es auch – dank einer intensiven medizi-            war eine ganze Menge ...
Stammzellspende hätte gerettet werden              nischen Behandlung an der Klinik in                Rückblende in den Herbst 1995: Am
können, bewegte das Cuxland vor 25                 Hamburg-Eppendorf.                                 Donnerstag, 12. Oktober, bildeten sich
Jahren. Um die Chancen zu erhöhen, ei-             An die Aktion, in deren Mittelpunkt sie            vor dem Kindergarten in Lamstedt lange
nen Spender oder eine Spenderin für die            vor 25 Jahren stand und die die Themen             Schlangen mit geduldig wartenden Men-
kleine Lamstedterin zu finden, starteten           Typisierung und Stammzellspende über-              schen. Es war der erste von mehreren an-
das Hadler DRK und die Niederelbe-Zei-             haupt erst einer breiteren Öffentlichkeit          gesetzten Terminen, bei denen man sich
tung 1995 die Aktion „Hilfe für Char-              bekannt machte und Menschen mobili-                durch die Abgabe einer Blutprobe als po-
lott“. Am Ende dieser ersten von weite-            sierte, kann sie sich kaum erinnern. An-           tenzieller Stammzellspender oder -spen-
ren Aktionen gab es rund 2500 Freiwilli-           ders ihre Mutter Gaby, wenn auch nur               derin typisieren lassen konnte. Es war für
ge, die sich typisieren ließen. Und viele          durch Gespräche und Zeitungsberichte:              das DRK und auch die Niederelbe-Zei-
stellten sich immer wieder die Frage: Wie          „Wir haben uns schließlich fast einein-            tung ein Sprung ins kalte Wasser, eine
geht es Charlott heute eigentlich?                 halb Jahre in erster Linie in einem Be-                                  (Fortsetzung auf Seite 12)
12 | RÜCKBLICK: „HILFE FÜR CHARLOTT“                                                                                    WIR VOM DRK

(Fortsetzung von Seite 11)
solche Aktion zu organisieren. Zwar hat-
te es schon Initiativen gegeben, bei de-
nen sich mehrere Menschen typisieren                                                                                      Vor 25 Jahren: die
ließen. Aber die Aktion „Hilfe für Char-                                                                                  kleine Charlott aus
lott“ rief ein Echo hervor, mit dem nie-                                                                                  Lamstedt in den Ar-
                                                                                                                          men ihrer Mutter. Fast
mand im Vorfeld rechnen konnte. Beim                                                                                      eineinhalb Jahre hiel-
ersten Termin waren die Organisatoren                                                                                     ten sie sich in einem
nach vorsichtigen Schätzungen von ma-                                                                                     Behandlungszimmer
ximal 400 Tests ausgegangen.                                                                                              der Uni-Klinik Eppen-
Doch nach der ersten Veröffentlichung in                                                                                  dorf auf. In Hamburg
                                                                                                                          kümmerten sich Ex-
der Niederelbe-Zeitung war schnell klar:
                                                                                                                          perten darum, das Le-
Das Interesse der Bevölkerung würde                                                                                       ben der Vierjährigen
wesentlich größer sein. 650 Menschen                                                                                      zu retten.
wurden bei dem Premierentermin typi-
siert. Weitere 200 mussten auf einen
späteren Termin vertröstet werden, da
kein Material mehr zur Verfügung stand.
Zuvor war bereits einigen Feuerwehren              summe durch Spenden zumindest zum                typisieren lassen. Selbst in Hamburg
und Vereinen abgesagt worden, die ihr              Teil aufgefangen werden würde. Und die           setzte man auf die Unterstützung aus
Kommen ebenfalls angekündigt hatten.               Bevölkerung sowie Firmen ließen die Ini-         dem Hadler Raum, denn dort wurde un-
Sie alle nutzten die Möglichkeit, sich bei         tiatoren nicht im Stich und organisierten        ter anderem durch die Lamstedterin
einem weiteren der sieben angesetzten              ihrerseits Spendenläufe, Basare, Fußball-        Anke Brüning die Aktion „Der Himmel
Termine – von Hechthausen über die                 turniere und Musikveranstaltungen, um            soll warten“ maßgeblich organisiert.
Wingst bis nach Altenwalde – testen zu             Geld für die Finanzierung dieser damals          Ohne die „Hilfe für Charlott“ wäre all
lassen, um die Chancen zu erhöhen, dass            einzigartigen Aktion zu sammeln. Insge-          das nicht möglich gewesen.
Krebskranke, die auf eine Stammzell-               samt kamen rund 245 000 Mark zusam-              Charlotts Mutter hatte im November vor
spende angewiesen sind, eine Überle-               men.                                             25 Jahren in einem offenen Brief an die
benschance erhalten.                               Das DRK organisierte in den folgenden            Bevölkerung von einer „großartigen Hil-
                                                   Jahren noch mehrere Typisierungstermi-           fe“ angesichts der breiten Anteilnahme
    Weitere Aktionen folgten                       ne, die von der Niederelbe-Zeitung und           an dem Schicksal ihrer Tochter gespro-
                                                   auch den Cuxhavener Nachrichten be-              chen. Das unterstreicht sie auch heute
Am Ende waren es rund 2500 Freiwillige,            gleitet wurden. Ob „Bürger helfen Krebs-         noch: 25 Jahre später und in dem Be-
die an der Aktion „Hilfe für Charlott“             kranken“, „Jugend hilft“ oder „Hilfe für         wusstsein, dass ihr Kind damals die
teilnahmen. Jede Typisierung kostete da-           Michael“: Immer wieder war auf die Bür-          Krebserkrankung überstanden hat, heu-
mals 100 Mark, die das DRK in der Hoff-            gerinnen und Bürger Verlass, die sich bis        te gesund ist und mit beiden Beinen im
nung vorfinanzierte, dass die Gesamt-              zu diesem Zeitpunkt noch nicht hatten            Leben steht ... (es / CNV)

Der erste Termin: In Lamstedt wurden 650           Die Jungen und Mädchen des DRK-Kinder-           Eine Blutentnahme reicht, um den folgenden
Freiwillige getestet. Mehr ging nicht: Das Mate-   gartens Lamstedt malten vor 25 Jahren als Auf-   Typisierungsprozess mit „Feinrasterung“ in
rial reichte angesichts des großen Ansturms        munterung ein großes Bild für die krebskranke    Gang zu setzen. 2500 Menschen kamen zu den
nicht aus.                                         Charlott.                                        Terminen. (Fotos: CNV-Archiv)
WIR VOM DRK                                                           RÜCKBLICK: „HILFE FÜR CHARLOTT“ | 13

Hartmut Ahlf: „Wir sind überall
auf Mitmacher gestoßen“
Hadelns DRK-Geschäftsführer blickt auf Beginn der Typisierungen zurück / Organisation war
Sprung ins kalte Wasser / „Hilfe für Charlott“ war Auftakt für viele weitere Aktionen
LAND HADELN. Vier graue Aktenordner         Schnell mit im Boot war als Medienpart-       Geschäftsführer im Rückblick ein. „Wir
liegen vor Hartmut Ahlf in seinem Ot-       ner die Niederelbe-Zeitung mit ihrem Re-      hatten erst ein Spendenaufkommen von
terndorfer Büro. Ein bisschen habe er in    dakteur Egbert Schröder. Schließlich          5000 Mark und mit der ersten Typisie-
ihnen geblättert – „und dann kam            musste für Typisierungsaktionen Geld          rungsrunde waren schon 65 000 Mark
schnell die Erinnerung an diese außerge-    gesammelt werden. Viel Geld. 100 Mark         ausgegeben – das war unfassbar viel
wöhnliche Aktion, die für uns absolutes     rechnete man damals pro Typisierung           Geld und es waren weitere Termine be-
Neuland bedeutete“. Und es seien gute       und Aufnahme in die potenzielle Spen-         reits avisiert.“
Erinnerungen, betont der Hadler DRK-        derkartei: „Egbert Schröder hat gesagt:       Der DRK-Kreisvorstand ermunterte den
Geschäftsführer über die „Hilfe für Char-   Fangt erst einmal an zu typisieren. Wir       Geschäftsführer aber, die bereits veröf-
lott“. Ahlf: „Die ganze Gegend hat sich     helfen euch, dass möglichst viele Men-        fentlichten Termine trotz des (noch über-
da richtig reingehängt. Überall sind wir    schen Geld spenden.“                          sichtlichen) Spendenaufkommens durch-
auf Mitmacher gestoßen.“                    Die erste ´Typisierungsaktion erfolgte im     zuziehen; auch alle Ortsvereine stellten
Alles begann mit dem Anruf der damali-      Kindergarten Lamstedt. Ein Dutzend            dem Kreisverband dafür Mittel zur Verfü-
gen DRK-Ortsvereinsvorsitzenden aus         Arzthelferinnen und Rettungsdienstmit-        gung: „Und dann sind Egbert Schröder
Mittelstenahe, die ihm geschildert habe,    arbeiter halfen bei der Blutabnahme mit.      und ich auf Tour gegangen, um Spenden
dass ein Mädchen aus der Börde an Leu-      Von der Resonanz aus der Bevölkerung          zu sammeln. Wir waren fast jeden Abend
kämie erkrankt sei und man mit Typisie-     ist Hartmut Ahlf auch 25 Jahre danach         unterwegs.“
rungen begonnen habe, aber noch mehr        immer noch überrascht: „Das entwickel-        Jede Spende für die „Hilfe für Charlott“
Menschen dazu bewegen müsse. „Das           te sich mit einer ungeheuren Dynamik.         wurde dankend angenommen - ob vom
habe ich dann erst einmal so zur Kennt-     Die Leute standen in Lamstedt Schlange;       Skatklub, Unternehmen oder Einzelper-
nis genommen und dann unseren Not-          am ersten Tag nahmen wir 650 Typisie-         sonen. Und auch Konzerte dienten der
arzt Dr. Klaus-Gerrit Gerdts angerufen,     rungen vor. Es waren 800 Leute da, aber       Spendenakquise. So kamen zum Beispiel
der sich wiederum bei einem ihm be-         wir mussten den Rest nach Hause schi-         12 000 Mark beim Spielmannszug-Kon-
kannten Arzt informiert hat, der uns er-    cken, weil wir einfach kein Testmaterial      zert in der Stadthalle Otterndorf zusam-
klären konnte, was das alles bedeutet -     mehr hatten, obwohl wir kurzerhand            men und ein volles Haus gab es auch in
und dann haben wir angefangen zu            noch Restmaterial aus Apotheken in der        der Bördehalle beim Benefiz-Klassik-
überlegen, was wir tun können“, erin-       Region besorgt hatten.“                       Konzert des Städtischen Orchesters Bre-
nert sich der Geschäftsführer noch gut an   „Meine hochgradige Überraschung wich          merhaven, obwohl der Vorverkauf nur
die Vorbereitungen.                         dem Gefühl der Panik“, räumt der DRK-         sehr schleppend lief.

                                                                                                     „Einfach toll“
                                                                                          Nach nur etwas mehr als einem Monat
                                                                 Hadelns       DRK-Ge-
                                                                 schäftsführer Hart-      musste Hartmut Ahlf am 15. Dezember
                                                                 mut Ahlf ließ sich bei   1995 die erste Rechnung für die Typisie-
                                                                 einer der DRK-Aktio-     rungen in Höhe von 136 800 Mark be-
                                                                 nen auch selbst typi-    gleichen – und konnte dies durch etliche
                                                                 sieren. Der „Hilfe für   große und kleine Spenden leisten. Be-
                                                                 Charlott“ folgten wei-
                                                                 tere Typisierungsak-
                                                                                          sonders rührend: Auch viele Kinder spen-
                                                                 tionen (unter ande-      dierten für die Aktion ihr Taschengeld.
                                                                 rem auch in Cuxha-       1368 Auszüge sind im Kontoordner ab-
                                                                 ven).                    geheftet. „So viele Menschen haben bei
                                                                    (Archivfoto: CNV)     dieser Aktion Herz gezeigt – ob sie nun
                                                                                          zur Typisierung kamen oder Geld spen-
                                                                                          deten. Einfach toll.“ (wip / CNV)
14 | RÜCKBLICK: „HILFE FÜR CHARLOTT“                                                                           WIR VOM DRK

Mit Rat und Tat dabei
„Motor“ vieler Aktionen:
Anke Brüning aus Lamstedt
hat Typisierungstermine mit
Tausenden Teilnehmern orga-
nisiert                                                                                                          Anke Brüning aus
                                                                                                                 Lamstedt mit Zei-
LAMSTEDT. „Da liefen mir doch einige                                                                             tungsausschnitten
Schauer noch mal über den Rücken, als                                                                            über viele von ihr or-
ich jetzt an ‘Hilfe für Charlott“ erinnert                                                                       ganisierte     Typisie-
wurde“, sagt die Lamstedterin Anke Brü-                                                                          rungsaktionen. Die
ning, die nach dieser Aktion vor 25 Jah-                                                                         Niederelbe-Zeitung
                                                                                                                 begleitete sie und ih-
ren wenig später der Motor für eine ganz
                                                                                                                 ren Sohn damals zu
große Bewegung werden sollte.                                                                                    einem Kontrolltermin
„Bei Charlott war ich eine von vielen Hel-                                                                       in der Universitätskli-
fern, da hatte ich mit der eigentlichen Or-                                                                      nik in Eppendorf.
ganisation nicht viel zu tun. Charlott war                                                                       (Foto: Lütt / CNV)
schließlich eine Freundin unserer mittle-
ren Tochter Rieke.“ Außerdem war Anke
Brünings Mutter in Lamstedt DRK-Orts-
vereinsvorsitzende und das Rote Kreuz
hatte schließlich mit der Niederelbe-Zei-
tung den ersten Typisierungstermin mit
mehr als 650 Spendern organisiert, er-        Mittlerweile ging es Brünings Sohn gut,   how war auch woanders gefragt. So
klärte die Helferin ihre Bereitschaft.        sodass sie an andere denken konnte:       folgte unter anderem 1998 die Aktion
Auch wenn Charlott am Ende doch keine         „Ich hatte dann die Kräfte und die Res-   „Der Himmel soll warten“ (ein Zitat von
Stammzellspende benötigte, obwohl es          sourcen.“                                 Charlott) in Hamburg mit 1400 Teilneh-
erst lange danach aussah, als ob das der                                                mern. Ähnlich viele Menschen kamen
einzige Weg zur Heilung sei, war diese            Engagement in Hamburg                 nach Bad Bederkesa, mehr als dreimal so
Aktion der Beginn eines jahrelangen                                                     viel waren es später in Stade (rund
Werbens für die gute Sache. „Es ist im-       Der Hadler DRK-Geschäftsführer Hart- 4800). Weitere Termine mit vierstelligen
mer besser, keinen Spender zu brauchen,       mut Ahlf habe den Kontakt aufgebaut Zahlen gab es auch in Cuxhaven oder in
als keinen zu haben“, bringt es Anke          zum Knochenmarkspender-Register in Osterholz-Scharmbeck.
Brüning auf den Punkt.                        Dessau. „Damals hatte das Register
                                              noch keine 10 000 Spender. Durch uns         Heute hilft sie Flüchtlingen
     Eigener Sohn erkrankt                    sind die Zahlen deutlich größer gewor-
                                              den“, erklärt Brüning, die bei dem Ver- „Das war natürlich auch nur möglich,
Doch erst die Erkrankung ihres eigenen        band dann Mitglied im Vorstand und weil mein Mann, meine Eltern und auch
Sohnes Felix, acht Monate nach „Hilfe         später im Aufsichtsrat der gGmbH wur- mein Arbeitgeber mich so unterstützt ha-
für Charlott“, und der damit verbundene       de. Etwa 167 000 Menschen sind nun in ben“, so Brüning, die sich dann aber
lange Leidensweg brachten die Lamsted-        diesem Register aufgeführt. „2000 tat- nach fast 20-jähriger ehrenamtlicher Ar-
terin dazu, sich auf weitere Projekte zu      sächliche Stammzellspender gibt es bis- beit für das Knochenmarkspender-Regis-
stürzen.                                      her. Und jedes Schicksal hat mich be- ter und die Selbsthilfegruppe für Eltern
Entstanden war die Idee in der Selbsthil-     rührt.“                                   krebskranker Kinder erst einmal eine
fegruppe für Eltern krebskranker Kinder,      Nach den rund 2500 Typisierungen an Verschnaufpause gönnen musste.
die 1997 in Lamstedt gegründet wurde.         mehreren Terminen im Rahmen von Ganz ohne Engagement kann sie aber
Die Mitglieder kamen aus dem gesamten         „Hilfe für Charlott“ folgten diverse Auf- auch nicht. Seit fünf Jahren ist sie jetzt in
Landkreis Cuxhaven und aus dem Kreis          rufe an unterschiedlichen Orten, häufig der Flüchtlingshilfe in ihrem Heimatort
Stade: „Wir hatten damals recht viele         in Zusammenarbeit mit dem Hadler DRK. aktiv: „Auch diese Menschen geben ei-
Leukämieerkrankte in unserer Gruppe.“         Aber das mittlerweile erworbene Know- nem viel zurück.“(flü / CNV)
WIR VOM DRK                                                                                                CORONA | 15

Corona-Schnelltests sollen
zügig für Klarheit sorgen
Corona: DRK möchte Infektionsrisiko minimieren und bei Bedarf umgehend reagieren
CUXHAVEN / LAND HADELN. Beim               geber sofort reagiert. So wurde zum vor-   dern, aber auch an Senioren und Kran-
DRK Cuxhaven / Hadeln kommen neuer-        sorglichen Schutz eine größere Zahl an     ken. Unter den rund 1200 Beschäftigten
dings Corona-Soforttests zum Einsatz –     Kita-Mitarbeiterinnen getestet.            des DRK sind allein 500 in der Pflege tä-
insbesondere zum Schutz der Pflegeein-     Die Soforttests, deren Ergebnisse nach     tig.
richtungen und der Kindertagesstätten.     15 Minuten vorliegen, werden im großen     Zum DRK Cuxhaven / Hadeln gehören
Bisher seien an Mitarbeiterinnen und       Saal in der DRK-Geschäftsstelle in Ot-     neben den Sozialstationen die Alten-
Mitarbeitern regelmäßig PCR-Tests vor-     terndorf vorgenommen, wo es genügend       und Pflegeheime Am Schlossgarten in
genommen worden, nun aber habe man         Platz gibt und auch Einbahnstraßen-Re-     Cuxhaven, Haus am Süderwall in Ottern-
sich entschlossen, Soforttests vorzuneh-   geln eingehalten werden können.            dorf sowie Haus Am Dobrock in Caden-
men, so DRK-Geschäftsführer Hartmut        „Wir versuchen das auch den Eltern zu      berge. Hinzu kommen die Tagespflege-
Ahlf.                                      kommunizieren, um durch klare Verhält-     einrichtungen in Cuxhaven, Cadenberge
Nachdem bekannt geworden war, dass         nisse zu vermeiden, dass Fantasievor-      und Hemmoor.
Eltern von Krippenkindern aus Ottern-      stellungen in die Welt gesetzt werden“,    Diese Menschen in den Einrichtungen so
dorf und des Kindergartens Neuenkir-       sagt der Geschäftsführer.                  gut es geht zu schützen und eine Infekti-
chen positiv auf Sars-Covid-19 getestet    Viele DRK-Beschäftigte sind ganz dicht     on zu vermeiden, ist eines der wichtigs-
worden waren, hat das DRK als Arbeit-      dran an anderen Menschen – an Kin-         ten Ziele des Trägers. (wip / CNV)
16 | CORONA                                                                                                WIR VOM DRK

                                                                                                             Die Mitarbeiteri-
                                                                                                             nen im Empfangsbe-
                                                                                                             reich des vom DRK be-
                                                                                                             triebenen „Altenheim
                                                                                                             am Schlossgarten“ in
                                                                                                             Cuxhaven sind froh
                                                                                                             über die moderne
                                                                                                             Technik zur Erfassung
                                                                                                             der Besucher. Sie er-
                                                                                                             leichtert ihnen die Er-
                                                                                                             fassung der Besucher
                                                                                                             und ihrer Präsenzzei-
                                                                                                             ten erheblich und
                                                                                                             spart nicht nur Zeit,
                                                                                                             sondern auch viel Pa-
                                                                                                             pier.
                                                                                                                (Foto: Kramp / CNV)

Zettelwirtschaft durch moderne
Computertechnik ersetzt
Digitale Nachverfolgung von Kontaktdaten in Corona-Zeiten: DRK-Altenheim in Cuxhaven ist
Referenzkunde für Nordholzer IT-Unternehmen / Einsatz auch in DRK-Kindertagesstätten?
CUXHAVEN / LAND HADELN. Aufwen-             sem DRK-Alten- und Pflegeheim nach          gen sei es dann zu einer weiteren Ausge-
dige Zettelwirtschaft zwecks Nachverfol-    kurzer Pionier- und Weiterentwicklungs-     staltung der Plattform gekommen, be-
gung von Kontakten war gestern. Neues-      phase in den Regelbetrieb aufgenom-         schreibt Sebastian Roux, sodass der Be-
te Computertechnik erleichtert im vom       men – und besitzt Vorbildfunktion für die   sucherverkehr im Pflegeheim deutlich
DRK betriebenen „Altenheim am               anderen beiden Altenheime des DRK in        vereinfacht werde, aber dennoch einem
Schlossgarten“ in Cuxhaven den Alltag       Cuxhaven und Land Hadeln und sogar          hohen Infektionsschutz Rechnung trage,
in Coronazeiten erheblich.                  für weitere Einrichtungen.                  der angesichts der Risikogruppe älterer
„Wir sparen bei der Dokumentation jede                                                  und kranker Menschen von Bedeutung
Menge Zeit, Aufwand und auch Papier“,         Gastro-App als Grundlage                  sei. „Wir nennen die von uns entwickelte
sind die Verwaltungskräfte Jacqueline                                                   Technik Covid-Tracker, denn sie macht
Hollwegs und Christine Bolzen von der       Genutzt wird eine App, die der IT-Unter-    eine saubere Rückverfolgung der Kon-
Anwendung einer für ihr Haus maßge-         nehmer Sebastian Roux aus Nordholz im       takte möglich und kann im Infektionsfall
schneiderten App begeistert. Die An-        Frühsommer in erster Linie für die Gas-     die Gesundheitsämter mit Informationen
wendung dort könnte auch Vorbildcha-        tronomie entwickelt hat, um die Doku-       versorgen, die nach Anforderungen des
rakter für die Kindertagesstätten im Cux-   mentationspflicht von Kontaktdaten ein-     Robert-Koch-Instituts ausgestaltet wur-
havener und Hadler Bereich haben.           zuhalten. Daten wie Name oder An-           den.“
                                            kunftszeit werden erfasst und gespei-
   Kurze Entwicklungsphase                  chert im Einklang mit den Datenschutz-     Datenschutz ist garantiert
                                            verordnungen.
Mit der Nutzung der vom IT-Unterneh-        Aufgrund dieser Gastro-App kam das Alles sei datenschutzkonform, befinde
mer Sebastian Roux aus Nordholz entwi-      DRK auf den IT-Unternehmer zu und bat sich auf eigenen Servern in Deutschland
ckelten Plattform sind die Cuxhavener       um einen Testbetrieb im Alten- und Pfle- und werde nach jeweils vier Wochen ge-
Pioniere. Das Programm wurde in die-        geheim. Nach sehr guten Rückmeldun-                       (Fortsetzung auf Seite 17)
WIR VOM DRK                                                                                                    CORONA | 17

(Fortsetzung von Seite 16)
löscht, erläutert der Unternehmer Sebas-
tian Roux.
Die Nutzer im Alten- und Pflegeheim
„Am Schlossgarten“ sind sehr zufrieden
mit dem für sie nach eigenen Wünschen
maßgefertigten Ergebnis. Ohne Kontrol-
le kommt zum Schutz der Bewohnerin-
nen und Bewohner sowie der Beschäftig-
ten ohnehin keiner ins Altenheim. Die
Haustür muss von innen geöffnet wer-
den.

        Kurze Suche per PC
Völlig papierlos geht es allerdings dann
auch trotz Covid-Tracker nicht. Bei ihrem
Erstbesuch in der Einrichtung müssen
Besucherinnen und Besucher noch Zettel
mit ihren Kontaktdaten ausfüllen.
Gleichwohl nutzen die Mitarbeiterinnen
im Eingangsbereich diesen persönlichen
Erstkontakt auch zur Einweisung in die
Hygienevorschriften des Hauses wie Tra-
gen eines Mund-Nasenschutzes oder
Händedesinfektion.
Die Kontaktdaten werden in die App ein-
gepflegt. Bei jedem weiteren Besuch
braucht man nur im Computer nach dem
Namen zu suchen und abzuspeichern,
wer besucht wird und wie lange. „Vor-
her musste bei jedem Besuch ein Zettel
aufgefüllt werden. Bei 80 bis 100 Besu-
cherinnen und Besuchern pro Tag war
das ein Riesenaufwand“, schildern die
DRK-Mitarbeiterinnen und ergänzen:
„Die Angehörigen wissen das zu schät-
zen – gerade die, die öfter kommen, die
winken uns dann oft nur noch zu.“

    „Einfach zu handhaben“
Die Datenfelder sind so angelegt, dass
Mitarbeiter-, Besucher- und Bewohner-
listen aufgeführt sind. So werden jeweili-
ge Kontakte in dem Zeitfenster nachvoll-
ziehbar. „Jetzt haben wir die Besuchszei-    sei einfach zu handhaben und diene            Eigentlich ist Bernward Kaltegärtner
ten auf dem PC und nach einer gewissen       schließlich dem Schutz. Im Fall einer fest-   DRK-Ehrenamtskoordinator, hat aber in
Frist löscht es sich ganz automatisch“,      gestellten Corona-Infektion könnten           Sachen „App“ den sprichwörtlichen Hut
beschreibt Pflegedienstleiterin Meike        dem Gesundheitsamt die Nachweise er-          auf, weil über ihn die Kontakte zu dem
Kroonder das Prozedere.                      bracht werden, um die Kontaktpersonen         Unternehmer liefen. Seine Meinung ist
Sie kann diese technische Errungen-          nachzuverfolgen: „Im Infektionsfall kön-      eindeutig: „Wir sind damit sehr zufrie-
schaft auch anderen Pflegeweinrichtun-       nen wir dem Kreisgesundheitsamt ent-          den und dienen gern als Referenzkun-
gen nur wärmstens weiterempfehlen; sie       sprechende Excel-Listen liefern.“             de.“ (wip / CNV)
18 | DRK BEIM „HOMERUN“                                                                                           WIR VOM DRK

Viele Rotkreuzler nutzten die
Küstenmarathon-Alternative
Corona sorgte für Absage des traditionellen Küstenmarathons in Otterndorf /
Hobbyläufer und -läuferinnen nutzten die Chance einer individuellen Teilnahme am
„HomeRun“ / Treffen wurde vielfach auch zum Gemeinschaftserlebnis
OTTERNDORF. In jedem Jahr findet der           Jahr alles anders, aber auch vieles mög-        Dabei hatte jeder Teilnehmer und jede
„Küstenmarathon“ in Otterndorf statt,          lich!“ Unter diesem Motto meldeten sich         Teilnehmerin eigene persönliche Ziele,
bei dem in sportlicher Weise auf die Kin-      die Erzieherinnen Carina Albers und Sas-        die mit verschiedenen Einstiegs- und
derrechte hingewiesen wird. Coronabe-          kia Merkl mit neun weiteren Kolleginnen         Ausstiegspunkten geplant wurden.
dingt musste die Veranstaltung abge-           und Kollegen in der Kategorie „Wan-             Um 5 Uhr morgens trafen sich zum Bei-
sagt werden. Jedoch es gab eine Alterna-       dern“ an. Während Marc Püstow mit sei-          spiel Bettina Röder, Nadine Treichel,
tive: den „HomeRun“. Dabei gingen              ner Hündin Amy eine selbst gewählte             Christina Maus, Valeska Friedrichs und
Hunderte Hobbysportler auf die Strecke         Strecke von Cadenberge über die Wingst          Saskia Merkl bei Carina Albers vor der
– nicht im Pulk, sondern jeder für sich.       und Oberndorf lief (insgesamt 15,2 Kilo-        Tür, um gemeinsam in Richtung „Dicke
Mitten drin: viele Rotkreuzlerinnen und        meter), versuchte sich das restliche Team       Berta“ in den Sonnenaufgang zu wan-
Rotkreuzler.                                   an einer 50 Kilometer langen Strecke in         dern. In Groden stieß Jennifer Sprichardt
Dazu gehörten auch Laufbegeisterte der         und um Cuxhaven, die im Vorfeld von             zu der Gruppe und gemeinsam ging es
DRK-Kindertagesstätte Süderwisch in            Saskia Merkl und Carina Albers ausgear-         über Altenbruch durch den Hafen zur
Cuxhaven: „Corona macht in diesem              beitet worden war.                              Grimmershörnbucht.

                                                                                                     Versorgung gesichert
                                                                                               Bei der Kugelbake waren nach vier Stun-
                                                                                               den bereits 20 Kilometer und gleichzeitig
                                                                                               der erste Versorgungspunkt erreicht. Im
                                                                                               Auto von Phillip Merkl konnten alle Teil-
                                                                                               nehmer ihre Rucksäcke mit Snacks wie
                                                                                               Bananen, Äpfeln, Brötchen und Trinkfla-
                                                                                               schen wieder auffüllen.
                                                                                               Nach einem Kaffee und einer kurzen
                                                                                               Pause ging es über Döse und Duhnen
                                                                                               nach Sahlenburg. Hier stieß Sabrina
Die DRK-Kindertagesstätte Süderwisch war sehr aktiv, um auch unter anderen Rahmenbedin-        Hammann mit ihren Hunden Jovi und
gungen – bedingt durch die Corona-Pandemie – beim traditionellen Küstenmarathon für die Kin-   Frieda dazu. Sie war bereits in Altenwal-
derrechte zu laufen. Es gab es erstaunliche Leistungen am Ende des Tages.
                                                                                               de zu Fuß gestartet und Jennifer Spri-
                                                                                               chardt fuhr nach 27,5 Kilometern nach
                                                                                               Hause.
                                                                                               Am Wasser entlang ging es am Kletter-
                                                                                               park über Arensch (hier schloss sich Bär-
                                                                                               bel Störmer der Gruppe an) nach Be-
                                                                                               rensch, wo bereits der zweite Versor-
                                                                                               gungspunkt aufgebaut war und Manue-
                                                                                               la Becher mit ihrem Hund Balu wartete.
                                                                                               In Holte-Spange angekommen, verab-
                                               Auch Astrid Wenk (l., DRK-Sozialstation Hem-    schiedeten sich Sabrina Hammann (26,7
                                               moor/Börde Lamstedt) und „Anne-Kathrin“         Kilometer) und Manuela Becher (13,3 Ki-
                                               (10312) aus der DRK-Geschäftsstelle waren       lometer). Sie gingen zu Fuß nach Alten-
                                               beim „HomeRun“ in Otterndorf im Einsatz.                          (Fortsetzung auf Seite 19)
WIR VOM DRK                                                                             DRK BEIM „HOMERUN“ | 19

DRK-Personallleiter Volker Backmeier
war ebenfalls beim „HomeRun“ – der Alter-
native zum Küstenmarathon – im Einsatz.

(Fortsetzung von Seite 18)
walde zurück, während die übrigen
Wanderer sich an die letzten (und
schlimmsten!) zwei Kilometer bis zum
Garten von Carina Albers aufmach-
ten. Auf diesen zwei Kilometern spür-
ten alle, die vom Start an dabei wa-
ren, was es heißt, mental stark zu blei-
ben und nicht kurz vor dem Ziel aufzu-
geben. Am Ende konnten es Nadine
Treichel, Christina Maus und Valeska
Friedrichs kaum glauben, die 50 Kilo-
meter komplett mit Saskia Merkl und
Carina Albers zurückgelegt zu haben.
Auch Bärbel Störmer kann stolz auf
die knapp 20 Kilometer sein.

   Sozialstation im Einsatz
Nicht nur die Kita Süderwisch zeigte
bei dieser Veranstaltung Flagge für         sind wir insgesamt rund 23 Kilometer ge-    Personalchef des Deutschen Roten Kreu-
das DRK: „Auch die Sozialstation Ot-        laufen.“                                    zes, Volker Backmeier. Es hat zwar allen
terndorf war mit vier Mitarbeiterinnen      Ebenfalls aktiv: viele andere Mitarbeite-   Beteiligten viel Spaß gemacht, doch sie
– Katrin Schulz, Angela Schwarz, Anja       rinnen und Mitarbeiterinnen des Deut-       hoffen, dass sie gemeinsam im Septem-
Milbrandt und Anke Bardenhagen-             schen Roten Kreuzes. So zum Beispiel        ber 2021 beim Küstenmarathon unter
Strunck – dabei. Bei schönem Wetter         auch Astrid Wenk (DRK-Sozialstation         „normalen“ Umständen wieder starten
und einer tollen Kulisse an der Elbe        Hemmoor-Börde Lamstedt) und auch der        können.
20 | KINDERTAGESSTÄTTEN                                                                                                WIR VOM DRK

Neubau in
Lamstedt:
Kita-Bau für
die Zukunft
Bürgermeister zur Millionen-
Investition: „Wir machen
keine Experimente und setzen
auf die gute Zusammenarbeit
mit dem DRK“
LAMSTEDT. Erst kürzlich blickte die Ge-
meinde Lamstedt auf das 50-jährige Be-
stehen ihrer Kindertagesstätte zurück.
Damals brachte Friedhelm Ottens (De-
zernent beim Landkreis Cuxhaven) die
Genehmigung für den Bau einer weite-
ren Kindertagesstätte mit. In diesem Mo-
nat fand dann bereits der offizielle Start-
schuss mit dem ersten Spatenstich statt.
Normalerweise wäre dies ein Anlass für
ein kleines Fest gewesen.
                                                Jetzt geht’s los: Unser Foto zeigt Lamstedts Bürgermeister Manfred Knust, Architekt Gerd Meyer
Doch was ist schon normal in Zeiten von         und den stellvertretenden DRK-Kreisverbandspräsidenten Jürgen Witt (von links) beim ersten Spa-
Corona? So verlief der symbolische erste        tenstich für die neue Lamstedter Kindertagesstätte. (Foto: Schult / CNV)
Spatenstich in ganz kleinem Rahmen.
Eingeladen hatte Lamstedts Bürgermeis-          „Wir machen hier keine Experimente               je 25 Kindern, die bei Bedarf integrativ
ter Manfred Knust nur den Architekten           und setzen auf die jahrzehntelange gute          besetzt werden können.
Gerd Meyer und den stellvertretenden            Zusammenarbeit mit dem DRK“, sagte
DRK-Kreisverbandspräsidenten Jürgen             Knust. Die Einrichtung wird später Platz                Barrierefrei gestaltet
Witt. Denn das DRK wird auch für den            für vier Gruppen bieten: zwei Krippen-
neuen Kindergarten im Auftrag der Ge-           gruppen mit 15 Kindern im Alter bis zu           Daher ist der gesamte Neubau barriere-
meinde die Trägerschaft übernehmen.             drei Jahren sowie zwei Regelgruppen mit          frei ausgestaltet – für die Kinder und
                                                                                                 auch für die Erwachsenen. Das Gebäude
                                                                                                 umfasst eine Grundfläche von etwa
                                                                                                 1100 Quadratmetern. Dazu kommen
                                                                                                 noch ungefähr 1500 Quadratmeter Au-
                                                                                                 ßenfläche als Spielbereich, eine eigene
                                                                                                 Zufahrt und Pkw-Stellplätze.

                                                                                                     Über drei Millionen Euro
                                                                                                  Alles zusammen, inklusive der Innenaus-
                                                                                                  stattung mit Möbeln und Spielgeräten,
                                                                                                  sind 3,12 Millionen Euro als Investition in
                                                                                                  der Planung. „Damit sind wir ein ganzes
Der Neubau der Kita „Kornblumenweg“ in Altenwalde ist in vollem Gange und dient als weitge-
hend detailgetreues Vorbild für die Erstellung der neuen Kindertagesstätte in Lamstedt. Politiker Stück unterhalb des errechneten Kosten-
aus der Börde nutzten kürzlich die Gelegenheit, sich in Altenwalde zu informieren, wie denn die plans geblieben“, so Gerd Meyer.
neue Kindertagesstätte in Lamstedt wohl aussehen wird.                                                               (Fortsetzung auf Seite 21)
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