(ver)handeln Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV 24. Jahrgang Nummer 94 März 2019s - Quavier
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 1 Q UAV I E R Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV · 24. Jahrgang · Nummer 94 · März 2019s (ver)handeln
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 2 ·
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 3 E D I T O R I A L I N H A L T Aus der QUAV 4 4 (Ver-)handeln Impressum 8 und seine Grenzen Schulen 9 Politische Parteien treten hier in der Regel nur dann in Erscheinung, wenn Zum Thema 10 Wahlen bevorstehen: Dann nämlich helfen sie mit ihren Inseraten mit, diese Zeitschrift zu finanzieren. Herzlichen Dank an dieser Stelle dafür! Polit-Seite 10 Sie spielen aber auch eine wichtige Rolle in der Quartierpartizipation. Denn immerhin ist jede im Stadtrat vertretene Partei automatisch Mitglied der Quartierkommis- Rudolf A. von Schiferli 13 sion. Im Rahmen des Themas «(ver-)handeln» kommen die Parteien in dieser Nummer zu Wort. Die Redaktion hat sie zu einer Diskussionsrunde eingeladen. Lesen Sie das Ergebnis. Deal 13 Verhandeln – verstanden als Gesprächsform, bei der es darum geht, zwischen gegensätzlichen Veranstaltungen 14 Interessen einen Ausgleich zu erzielen – ist etwas, das sowohl Quartierkommissionen als auch Parteien tun. Freilich auf unterschiedlichen Ebenen. Bei der Quartierpartizipation geht es meist Carte Blanche 17 um praktikable Lösungen für konkrete und klar lokalisierte Probleme. Parteien verhandeln in Umfrage 18 Parlamenten und anderen Gremien vielleicht über die gleichen Probleme, nehmen sie aber eher als Fallbeispiele. Nicht Einzellösungen für Einzelprobleme sind dabei der «Output», sondern all- Füller 19 gemeiner gefasste Lösungsvorgaben für Problemgattungen: Normen, Regeln, Gesetze. Man könnte sagen: Parteien verhandeln, um unserem Handeln und Verhandeln Grenzen zu setzen. Schulwandbilder 21 Nun sind wir Menschen im Alltag keineswegs immer unglücklich über Verhandlungsgrenzen. Marguerite Frey-Surbek 23 Wollen wir wirklich an jeder Kreuzung durch Gestikulieren miteinander aushandeln, wer jetzt Vor- tritt hat – oder lassen wir das nicht besser durch Regeln und Ampeln und im Übertretungsfall durch QUAVIER war hier 25 Polizei und Richter regeln? Oder man stelle sich vor, im Fussball müssten die beiden Mannschaften nach jedem Umfaller eines Spielers miteinander aushandeln, ob es sich um einen selbstverschul- Wettbewerb 27 deten Gleichgewichtsverlust, ein Foul oder um eine «Schwalbe» handelt – und auf welche Weise der allfällige Regelverstoss zu sanktionieren wäre! Nicht auszudenken, wie sich das auf den Spiel- Neu und Jubiläen 27 fluss auswirken würde! Da sind Regeln und Schiedsrichter doch ein Segen. Kleininserate 27 Und wenn wir schon beim Fussball sind: Wie lange würden die Allmenden noch Allmenden bleiben, wenn völlig frei über sie verhandelt werden könnte? Die Anrainer sind zahlreich und stark, ihr Nutzungshunger ist gross! Da bräuchte es bloss einen oder zwei Meistertitel von YB, und schon könnte die Stadt im allgemeinen Freudentaumel der Versuchung erliegen, dem Club Teile der Allmenden als Trainingsfelder zu überlassen. Wie gut, gibt es einen Nutzungszonenplan, der bestimmt, wo auf den Allmenden was getan werden darf und was nicht! Will jemand etwas anderes, muss man den Plan ändern. Das heisst: entweder werden die einst verhandelten Normen verteidigt oder sie müssen so neu ausgehandelt werden, dass die verschiedenen Interessen – jene der Quartierbevölkerung eingeschlossen – austariert bleiben. Mitunter also ein Fall für die Par- teien. Titelbild: Richard Pfister, Co-Präsident Hier gibt es nichts zu verhandeln: die Befestigungsanlagen der Botschaften in unserem Quartier (siehe Seite 9)! Foto: Lukas Lehmann, Bern QUAVIER 94/19 |3
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 4 A U S D E R Q U A V 4 Verkehr Verkehrssicherheit Zentweg Im Stadtteil IV befindet sich der Standort auf Neben der Marienstrasse nimmt die Direktion dem Parkplatz vor der Laubeggschule (Schoss- für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün (TVS) aktu- haldenstrasse 37), die beiden anderen Stand- ell auch die Situation am Zentweg unter die orte liegen an der Hallerstrasse 60 (Länggasse) Lupe. Der Zentweg verbindet die Bolligen- und und Schwabstrasse 70 (Bümpliz). Bernstrasse, ist eine der Hauptzufahrten zum Pro Ladestation können zwei Fahrzeuge Gewerbegebiet Galgenfeld und bildet die süd- gleichzeitig geladen werden, die Ladung eines liche Begrenzung des Wohnquartiers Burgfeld. gängigen Elektroautos zu 80% dauert etwa Konflikte entlang dieser Verbindung sind so- 3 – 4 Stunden. Die Ladestationen werden über mit vorprogrammiert. das nationale Zugangssystem MOVE (www. Die Analyse der TVS hat ergeben, dass be- move.ch) bewirtschaftet, die Mitgliedschaft sonders für Fussgängerinnen und Fussgänger (59 CHF pro Jahr) ist für Anwohnerinnen und Sicherheitsdefizite bestehen. Es wird im Mittel Anwohner mit einer Jahresparkkarte für die zu schnell gefahren, der Anteil an Lastwagen blaue Zone des entsprechenden Quartiers im ist hoch und die Sichtverhältnisse sind teil- ersten Jahr gratis. Nutzer, die nicht Mitglied bei weise eingeschränkt. Zudem wird der Verkehr MOVE sind, können die Ladepunkte über den Am Ausleger des auf der Giacomettistrasse und dessen Entwicklung stark durch bauliche Smartphone-Scan eines QR-Codes und Kredit- aufgestellten Mobilkrans baumelt der Baum- Projekte sowie Umnutzungen am Zentweg kartenzahlung freischalten. wipfel, der eben noch dachhoch zwischen den beeinflusst. Aktuell betreibt ewb in Bern 20 Ladestatio- Häusern zu sehen war. Die geplanten Verbesserungsmassnahmen nen mit 34 Ladepunkten an 13 Standorten. Sie umfassen Tempo 30 ab der Abzweigung Bolli- liegen im sogenannt halböffentlichen Raum genstrasse bis ca. auf die Höhe des Industrie- (Parkhäuser oder öffentlich zugängliche priva- gleises beim Swisscom-Hochhaus, Einbau von te Standorte). Bei diesem auf mindestens 18 Berliner Kissen sowie erhabene Fussgänger- Monate angesetzten Pilotprojekt sollen nun streifen zur Reduktion der Geschwindigkeit. Erfahrungen mit einem Ladeangebot im öf- Ferner sollen Signale aufgelöst und an das lau- fentlichen Raum gesammelt werden. (pr) fende Projekt der Lichtsignalanlage Bolligen- strasse angepasst werden. Parkplätze sollen möglichst wenige aufgehoben werden. Ge- mäss den Verantwortlichen handelt es sich hier um ein realistisches Projekt mit abseh- barem Umsetzungshorizont. Das Projekt wurde von den Delegierten grundsätzlich gut aufgenommen, zu Diskussi- on Anlass gab der Fussgängerstreifen zur Que- rung des Zentwegs bei der Einmündung in die Bernstrasse. Delegierte, die selber Lastwagen fahren, haben zu bedenken gegeben, dass die Der mit Motorsäge ausgerüstete Forstarbeiter Sichtweite und Platzierung des Fussgänger- wird per Kran erneut angesetzt . . . streifens problematisch sei und überdacht werden müsse. Pilotversuch «Laden im öffentlichen Raum» Standort der Ladestation im Stadtteil IV. Einige Bewohner des Stadtteils IV mögen Plan: zvg schon mit einem vollelektrischen Auto oder Plugin-Hybriden geliebäugelt haben. Aller- Startzeichen für den dings dürfte die Investition nicht zuletzt an Bau des A6-Lärmschutzes einem einfachen Grund gescheitert sein: Naturfreunde waren ob der Baumfällaktion Anwohnerinnen und Anwohnern, die keinen entsetzt, Technikfreaks staunten ob dem privaten Parkplatz haben und auf die blauen gewaltigen Mobilkran, und junge Passanten oder weissen Parkfelder angewiesen sind, hoben irritiert den Kopf von ihrer neusten App. stehen keine Ladestationen zur Verfügung. Es war am 31. Januar 2019, als eine mächtige Um diese Hürde aus dem Weg zu schaffen, Föhre in der Gartenanlage zwischen den Häu- plant Energie Wasser Bern (ewb), an drei Stand- serzeilen Giacomettistrasse 33 und 35 weichen orten im öffentlichen Raum je eine Ladestation musste; dies für die kommende neue und viel zu installieren. Baubeginn ist im Februar ge- effizientere Lärmschutzwand im Bereich der . . .und schon entschwebt auch der Mittelteil plant, die Inbetriebnahme folgt Ende Monat. Autobahn A6 zwischen der Ausfahrt Ostring des Baums Richtung Lastwagen. 4 | QUAVIER 94/19
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 5 und der Fussgängerbrücke südlich des Zen- «klare Strukturiertheit der Siedlung und die ren Quartierteile für den neuen Schul-, Natur- trums Paul Klee. Der Baum stand allzu nahe bei Einheitlichkeit der Aussenräume» mehrheit- und Begegnungsort Wyssloch eingesetzt und diesem Bauwerk, auf das die Anwohner schon lich negativ wahrgenommen. Die Siedlung die Chance für die Kinder, in einer solchen seit Jahren warten. Die Plangenehmigung für wirke «wie eine Reissbrett-Einfamilien-Sied- Umgebung aufzuwachsen, betont. Ungemach das Projekt «PUN Wankdorf—Muri NQ06.32» lung», der Aussenraum eintönig, steril; es droht dem Vorhaben von einer bunt zusam- liegt seit April 2017 vor. PUN steht für Pannen- fehlten «Experimentierbereiche, Ecken, Natur, mengewürfelten Gruppe von älteren Bewah- streifenumnutzung, und mit deren Verwirkli- Einladung» sowie «Identität, Strukturen, flies- rerInnen und MahnerInnen, die sich um das chung wird gleichzeitig der neue Lärmschutz sende Übergänge». Landschaftsbild sorgen, um die Biodiversität mit beidseits über die Autobahn gewölbtem Die vollständigen Ergebnisse sind in einer des Areals fürchten, an der Eignung und der oberem Abschluss erstellt (Siehe QUAVIER 92). reich bebilderten Broschüre von 182 Seiten Erschliessung des Standorts zweifeln oder Eine Einsprache hatte bisher die Umsetzung für Fr. 10.– bei Stadtgrün Bern zu beziehen einer weiteren Nutzung des Perimeters kri- verzögert.Mit der Entfernung des Baumriesen (Bümplizstr, 45, 3027 Bern, Tel. 031 321 69 11, tisch gegenüberstehen. Die Skepsis gegenüber wurde freie Bahn für die Errichtung des stadtgruen@bern.ch). (ar) dem Standort des Schulneubaus war deutlich: modernen Lärmschutzes geschaffen. Hundert Mit dem Stimmenverhältnis von 10 zu 8 wurde Anwohner mögen den Anblick des prächtigen Mitwirkung Zonenplanänderung knapp entschieden, auf die Vorlage einzu- Nadelbaums vermissen, tausend andere aber Wyssloch treten, respektive dem vorgeschlagenen werden sich ob der künftigen Lärmverminde- Vordergründig handelt es sich um einen Schulhaus-Standort zuzustimmen. In einer rung freuen. Text und Fotos: Roger Gloor klaren Fall, auf Neudeutsch um einen «no-brai- weiteren Abstimmung wurde beschlossen, ner»: Bildung ist unser höchstes Gut, unsere den Entwurf der Mitwirkungsantwort zu ver- Kinder auf ihrem Weg zum verantwortungs- abschieden. Dieser wurde dann mit 12 Ja, 5 Nein vollen Bürger zu unterstützen, unsere Pflicht und einer Enthaltung unter der Voraussetzung Raum gestalten und eine sinnvolle Investition in unsere angenommen, dass Minderheitsstandpunkte Zukunft. Der Bau einer Schule sollte, könnte sowie allgemeine Ergänzungen in die Antwort Aussenräume man meinen, nicht zu weiteren Diskussionen einbezogen werden. Auf Einladung von Stadtgrün Bern haben 60 Anlass geben, zumal gerade in der Laubegg- Fachleute aus Verwaltung, Planungsbüros, schule mittelfristig ein erheblicher Mangel an Berns eigene Allmendtragödie? Quartierorganisationen und Politik auf einer Schulraum erwartet wird (siehe QUAVIER 93). Übernutzung der gemeinsamen Weiden im dreitägigen Wanderung durch Bern im Som- spätmittelalterlichen England haben zum Soll die Schule jedoch als Teil des Stadtteilparks mer 2017 die Aussenräume von 16 Wohnsied- Wyssloch und dazu in unmittelbarer Nachbar- Niedergang des Allmendsystems geführt und lungen besucht und bewertet. Das Ergebnis schaft des Egelsees gebaut werden, ist plötz- im 17. Jahrhundert das «enclosure movement» war in der Ausstellung walk on the wild side lich alles anders. losgetreten, in dessen Folge die Allmenden zu im Kornhausforum zu sehen. Im Stadtteil IV Die von den Delegierten leidenschaftlich Lasten der mittellosen Kleinbauern privati- verglichen die Teilnehmenden die Aussen- diskutierte Zonenplanänderung hat zum Ziel, siert und einer intensiven Nutzung zugeführt raumgestaltung im Baumgarten und Schön- fehlende Zweckbestimmungen für die Zonen wurden. Diese historisch belegte Entwicklung berg Ost. Erstere wurde positiv bewertet, im öffentlichen Interesse FA und FB festzu- hat in der Volkswirtschaftslehre als Allmend- besonders hervorgehoben wurden « die Über- legen. Zudem beinhaltet sie die Aufzonung tragödie («tragedy of the commons») Eingang gänge zwischen Gebäude und Aussenraum, der aktuellen FA zur FB für die geplante Reali- gefunden. Sie steht beispielhaft für die Not- die vielfältige Begrünung und der Wert für das sierung des Schulhauses Wyssloch und einer wendigkeit, knappe Güter wie gemeinschaft- Sozialleben». Bei Schönberg Ost wurden die Tagesschule im Wysslochgut, da die im Jahr lich genutzte Weiden vor nicht abgegoltenen 1976 festgelegte Zone FB aus heutiger Sicht für externen Effekten zu schützen. Die Lehrbücher Schönberg Ost die Erstellung weiterer Bauten nicht mehr ge- sind sich einig: In diesem Fall sind Regeln der Wie sehr fühlen Sie sich hier fern vom Alltag? eignet ist. Schlüssel zu einer nachhaltigen Nutzung. 5 Wie sehr unterstützt 4 In der Diskussion haben sich in erster Linie Nun fehlt es der Stadt Bern im Gegensatz die Gestaltung soziale Wieviel Ihrer Tätigkeiten Interaktionen? 3 können Sie hier tun? Jüngere, Eltern und BewohnerInnen der neue- zum mittelalterlichen England nicht an Regeln 2 1 und dennoch sind die Wie veränderbar 0 Allmenden unter Druck. für neue Nutzun- Wie können Sie gen ist der Raum? hier Ihre Batterien Nicht von immer grösseren auffüllen? Schafherden und rück- Wie sehr darf man sich Wieviel Wert hat der sichtslosen Bauernclans, hier den Raum aneignen? Aussenraum für Pflanzen und Tiere? sondern vom Landhunger unterschiedlicher Fraktio- Baumgarten nen unserer Spass- und Wie sehr fühlen Sie sich hier fern vom Alltag? Freizeitgesellschaft. Die 5 Wie sehr unterstützt 4 Luftaufnahmen zeigen die Gestaltung soziale Wieviel Ihrer Tätigkeiten Interaktionen? 3 können Sie hier tun? deutlich: Über die Jahre ist 2 1 die Allmend geschwun- Wie veränderbar 0 den, wurde durch die Auto- für neue Nutzun- Wie können Sie gen ist der Raum? hier Ihre Batterien bahn zerteilt, hier wurden auffüllen? Sicht auf den neuen Schulstandort (aktuell Familiengärten Egel- Fussballfelder abgezwackt Wie sehr darf man sich Wieviel Wert hat der berg). Foto:pr und eingezäunt, da Park- hier den Raum aneignen? Aussenraum für Pflanzen und Tiere? plätze erstellt, dort ein QUAVIER 94/19 |5
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 6 ·
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 7 Platz mit grobem Kies der Weide abgerungen und Familiengärten zugelassen . . . Die IG Allmenden versucht, dieser Entwick- lung entgegenzuwirken, gestalterische Im- pulse zu setzen und den Allmenden in ihrem es choret ursprünglichen Sinne als «Fläche für alle» eine Generationenchor Stimme zu geben. Die lebhafte Diskussion an offen für alle jeden Alters der Delegiertenversammlung hat gezeigt, Probedaten Campus Muristalden: dass zwar Einigkeit besteht, Expansionsge- Do 2./9./16./23. Mai und 6./13./20./27. Juni lüste privater Nutzer wie YB oder Bern Expo sowie 4. Juli, je 18.45 – 20.15 Uhr einzudämmen, dass über die Gestaltung der So 30. Juni und 11. Aug., je 10 – 13 Uhr Fläche und deren Nutzung jedoch unter- Neues Leben für den Freudenbergerplatz: Auftritte: schiedliche Ansichten bestehen. Sind die Der Bypass würde neue Gestaltungsmöglich- Thunplatzfest, 17. Aug./ref. Kirche Bolligen, Allmenden unter- oder übernutzt? Sollten wir keiten eröffnen. Konzeptbild: BFH 18. Aug./Murifeldfest, 23. und 25. Aug. uns einen gänzlich unbespielten Raum in der Stadt leisten? Darf der Breitensport auf Infra- sich die Frage: Was könnte man mit dem Dirigent: Claude Bowald struktur (z. B. Duschen) hoffen, die den privaten freigewordenen Raum anfangen? Dieser Frage Kosten: Erw. Fr. 80.–, Kinder Fr. 20.–, Nutzern nicht zugestanden werden soll? Wo haben sich die Architekturstudentinnen und Gönner ab Fr. 100.– haben die Hündeler Platz, die Hornusser, die -studenten der Berner Fachhochschule (BFH) Anmeldung, Info: bis 6. April an: Rugbyspieler? Wolllen wir den querenden in Burgdorf gewidmet. An sieben Standorten es.choret.murifeld@gmail.com oder per Fahrradweg über die kleine Allmend nun oder entlang der heutigen A6 gingen zehn Atelier- Post an: es choret, c/o Quartiertreff Muri- doch nicht? teams der Frage nach, wie mit kleinen, präzi- feld, Muristr. 75 a, 3006 Bern Die QUAV4 unterstützt die Bemühungen sen Eingriffen, mit neuen Übergängen und der IG Allmenden: Der Vorschlag einer Stel- Verbindungen die Stadtstruktur repariert und lungnahme der Quartierkommission an den die Lebensqualität verbessert werden könnte. und unserem Stadtteil gewidmet ist und in Gemeinderat zur Nutzung der Allmenden Ihre Ideen präsentieren die Studierenden der Zusammenarbeit mit der QUAV4 konzipiert wurde von den Delegierten einstimmig ange- BFH an ihrer Jahresausstellung vom 6. – 22. wurde: Am Donnerstag, 21. März 2019, führen nommen. Der de-facto Privatisierung grosser März 2019 im Kornhausforum Bern unter dem die Studierenden die Bewohnerinnen und Teile der Berner Allmend muss Einhalt geboten Titel «Stadtreparatur Bern Ost – vom Stau- Bewohner des Stadtteils IV sowie weitere Inte- werden, Bern braucht fürwahr keine eigene raum zum Stadtraum». Zu sehen sind Projekt- ressierte durch die Ausstellung und erklären Version der Allmendtragödie. und Abschlussarbeiten der Bachelor- und ihnen ihre Ideen. Ein weiterer Teil des Aus- Masterstudierenden aller Jahrgänge. Begleitet tauschs ist die Diskussions- und Fragerunde Ideen sammeln für Bern Ost wird die Ausstellung von einem Rahmen- mit Vertreterinnen und Vertretern der QUAV 4 Die Umgestaltung der Autobahn A6 zwischen programm, wobei eine Veranstaltung eigens und der Studierenden. Der Anlass dauert von den Anschlüssen Wankdorf und Muri bietet der Begegnung zwischen den Studierenden 18 – 19.30 Uhr, im Anschluss lädt die QUAV4 zu eine grosse Chance für einem Apéro ein. Berns Osten. Wenn die Die Planungsarbeiten für den Bypass lau- Autobahn künftig zum Teil fen auf Hochtouren, die Feder führung liegt unterirdisch geführt und beim Bundesamt für Strassen ASTRA. Noch in die bisherige A6 nicht mehr diesem Jahr soll ein partizipatives Verfahren als Autobahn benötigt wird, gestartet werden, in welchem die Projektpart- werden die langersehnte ner (Astra, Stadt, Kanton, betroffene Gemein- Stadtreparatur und die den, weitere) gemeinsam mit Quartier- und Stadtentwicklung im Stadt- Interessensvertretern die Planung weiter teil IV möglich. Zusammen- voranbringen wollen. wachsen, neu gestalten, Informationen zur Ausstellung der BFH und Identität gewinnen – das zum Projekt Bypass Bern-Ost: Potenzial ist gross. Da stellt Planungsperimeter mit den Atelierstandorten. Plan: BFH www.ahb.bfh.ch/jaa, www.kornhausforum.ch, www.bypass-bern-ost.ch (pr) 6. April 2019 ab 14 Uhr, Eröffnung Parkcafé Orangerie Elfenau und Kinderfest Neues zur Überbauung Tramdepot-Areal Essen, Trinken und gemütliches Zusammensein für das ganze Quartier Nach einer planungsbedingten Verzögerung Spiel und Spass mit der Waldkita Murifeld: ist nun die Baupublikation für die neue Über- Basteln, Schminken, Bräteln von Schlangenbrot usw. bauung mit 101 Wohnungen, Gewerbe-, Ver- Herumkurven im Rondell mit fantastischen Fahrzeugen des Spielraums kaufs- und Büroflächen, KITA, Kindergarten Geschichten mit Elfen und Zwölfen von Lorenz Pauli (für Kinder ab 5 Jahren) und Restaurant am 30. Januar 2019 erschienen. Musik und vieles mehr Wegen der Verzögerung wurde die auf dem Das Parkcafé Orangerie Elfenau ist ab diesem Tag wieder wie folgt geöffnet: Areal bestehende Zwischennutzung noch bis Mi – Sa: 11.00 – 19.00/21.00 (je nach Wetter und Veranstaltungen), So: 11.00 – 19.00 Ende August 2019 verlängert. Nach wie vor Reservationen an Sabine Fischer, Telefon 031 321 71 34, parkcafe-orangerie@bluewin.ch rechnet man mit einer Bauzeit von zwei Jah- ren. (ar) QUAVIER 94/19 |7
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 8 Von Menschen für Menschen © Johannes Künzler Gemeinschaftszentrum Wittigkofen Angebot älterer Personen, ein Zimmer zur Noch immer bietet das Wittigkofenquartier Verfügung zu stellen. Anbieterinnen und einen imposanten Anblick. Gross wurde in den Anbieter von Wohnraum im Stadtteil IV, die 60erJahren geplant. Anfangs der 70er Jahre im Gegenzug gerne eine Hilfeleistung in wurde aber nur ein Teil des Projekts verwirk- Anspruch nehmen möchten, sind herzlich zur licht. Dazu gehörte ein grosszügig bemessenes Teilnahme eingeladen. Quartierzentrum, mit Läden, Restaurant, Weitere Informationen siehe www.bern.ch/ Personelles Gewerbe und Räumen für die gemeinschaft- wohnenfuerhilfe. Persönliche Auskunft erteilt An der Delegiertenversammlung vom Nov- liche Nutzung. Eigentümerin des Gemein- das Kompetenzzentrum Alter, Ursula Zürcher, ember 2018 wurde neu Benjamin Spycher als schaftszentrums Treffpunkt Wittigkofen ist Tel. Nr. 031 321 63 11. Delegierter der FDP begrüsst. Ferner wohnen die Gesamtkirchgemeinde Bern, betrieben mit Frau Daphne Tschannen und Charles wird es von der Kirchgemeinde Petrus (KG). Überraschungspost Hirisch von den Grauen Panthern neu zwei Obwohl die Einwohnerzahl von anfänglich In einer weiteren Runde hat die Post eine ständige Gäste ohne Stimmrecht den Dele- 5000 auf rund 3000 zurückgegangen ist, wird Gruppe von Delegierten über die Gestaltung giertenversammlungen bei. (pr) das Gemeinschaftszentrum rege und vielfältig des Poststellennetzes im Stadtteil IV in- genutzt, u.a. auch vom Quartierverein und der formiert. Nach einem personellen Wechsel in Kulturarena Wittigkofen. der Leitung wurde offenbar das bestehende Ihre direkte Mitwirkung Im Zuge der Sparmassnahmen der Kirche Konzept hinterfragt. Nun soll neu die Freu- Was fehlt Ihnen im Stadtteil IV? Was möch- bei den Liegenschaftskosten musste für denbergerpost auf eine Agentur in der Mig- ten Sie anders haben? Schreiben Sie an: das Gemeinschaftszentrum eine neue ros oder im Coop zurückgestuft und ein QUAV 4, Postfach 257, 3000 Bern 6, oder Trägerschaft gesucht werden. Eine Projekt- neuer, zentraler Standort für eine vollwertige mailen Sie an info@quavier.ch. gruppe «Rettet den Treffpunkt Wittigkofen» Poststelle aufgebaut werden. Die Verhand- wurde gegründet. Trotz grossen Engagements lungen mit der GVB zur Ansiedelung einer Ihre Anregungen werden an die QUAV4 und vieler positiver Rückmeldungen ist es Poststelle in der Überbauung des Tramp- weitergeleitet. Besuchen Sie auch unsere der Gruppe nicht gelungen, die nötigen depots Burgernziel sind leider gescheitert, Website unter www.quavier.ch und teilen umfangreichen Mittel aufzutreiben (es geht die Post wurde jedoch im nahen Gebäude Sie uns dort Ihre Meinung mit. um rund 60'000 Fr. Miete und 40'000 Fr. an der Muristrasse 60, in unmittelbarer Betriebskosten pro Jahr). Die Gruppe wurde Nachbarschaft zum Restaurant Burgernziel, daher aufgelöst. Die Erfolgsgeschichte des fündig. Impressum ehemaligen Kirchgemeindehauses Schoss- Die Weltpost soll in Zukunft nur noch Ge- QUAVIER erscheint 4mal jährlich halde (heute: «Träffer») hat sich leider nicht schäftskunden zur Verfügung stehen, Herausgeberin: Quartiervertretung des Stadtteils IV, Postfach 257, 3000 Bern 6 wiederholt; vor allem wegen des viel grösseren während die Kirchenfeldpost für weitere 2 Geschäftsstelle: Sabine Schärrer, Tel. 031 351 95 75 Mittelbedarfs. Jahre, neu bis 2022, «in Prüfung» steht und so (Beantworter), info@quavier.ch Die Liegenschaft müsste per 2019 der Eigen- eine weitere Gnadenfrist erhält, bis sich das Webmaster: Franz Keller, webmaster@quavier.ch tümerin zurückgegeben werden. Da diese aber Projekt des Museumsquartiers konkretisiert. Co-Präsidenten: noch keine Kaufinteressenten hat, und die KG Während die geografische Einmittung der Post Richard Pfister, Bolligenstrasse 14c, 3006 Bern bereit ist, ihre Gemeinwesenarbeit in Wittig- insbesondere von den regelmässigen Nutzern Jürg Krähenbühl, Staufferstrasse 6, 3006 Bern kofen voll weiterzuführen, ist die Situation positiv aufgenommen wurde, gab es kritische Auflage: 15 500 Exemplare einstweilen offen. Die KG ersucht die QUAV 4, Stimmen zum geplanten Standort an der Redaktionsadresse: QUAVIER, Postfach 257, 3000 Bern 6, Tel. 031 351 95 75 (Beantworter) sie bei ihrem Bemühen um das Gemein- Muristrasse. Eine Poststelle sei zentrums- redaktion@quavier.ch schaftszentrum zu unterstützen. Gegenwär- bildend und müsse zwingend in der neuen Redaktion: Anna Hauser (aha), Rita Jost (rj), Johannes tig wird zwischen Burgergemeinde, Stadt Bern Überbauung Platz finden. Wir sind gespannt, Künzler (jkü), Andreas Rapp (ar), Philipp Richard (pr), (vbg) und Kirche über ein Konzept für ein po- wie sich die Standortwahl weiter entwickelt. Muriel Riesen (mr), Alice Sommer (as) lyvalentes Zentrum im Quartier nachgedacht. Inserate: Länggass Druck AG, Länggassstr. 65, (pr/ar) Alpines Museum: Aufatmen! Postfach 726, 3000 Bern 9, Tel. 031 307 75 73, haering@ldb.ch, www.ldb.ch Geschafft! Das Schweizer Parlament hat am Inserateschluss: 8.5.2019 Wohnen für Hilfe 3. Dezember einen Antrag auf Erhöhung des Layout: MediaDesign Bern, Franz Keller (fak) Zur Umsetzung der städtischen Alterspolitik Bundesbeitrags für das Alpine Museum der keller@mediadesign-bern.ch betreibt das Alter- und Versicherungsamts Schweiz von 250‘000 CHF auf 780‘000 CHF pro Druck: Länggass Druck AG, Bern, der Stadt Bern das Kompetenzzentrum Alter. Jahr gutgeheissen. Möglich wurde die Veranstaltungshinweise bitte an: Seit Januar 2018 führt es die Koordinations- Erhöhung durch einen Kategorienwechsel QUAVIER, Postfach 257, 3000 Bern 6, events@quavier.ch stelle «Wohnen für Hilfe». Diese vermittelt innerhalb der Kulturförderung: Das Alpine QUAVIER Nr. 95, Juni 2019, ist dem Thema Wohnraum zwischen den Generationen in Museum der Schweiz wird vom Bund neu «WARUM?» und um Bern. Ältere Personen bieten Studie- als nationales Kompetenzzentrum für das gewidmet. Wenn Sie etwas beitragen möchten, tele- fonieren Sie der Redaktion (031 351 95 75) oder mai- renden ein Zimmer an und werden statt mit alpine Kulturerbe unterstützt. Damit ist len Sie an redaktion@quavier.ch. Geld, mit Unterstützungsleistungen ent- der Weiterbetrieb der Institution ab 2019 Redaktionsschluss: 15.5.2019 schädigt. Bis anhin war die Nachfrage der gesichert, verbunden mit einer Ausweitung Erscheinungsdatum: 7.6.2019 Studierenden um ein Vielfaches grösser als das des Tätigkeitsbereichs als Netzwerk. 8 | QUAVIER 94/19
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 9 Die Einsprecher befürchten Strassensperren, Das Bauinspektorat argumentiert ferner, dass Made in China Polizeikontrollen, Verkehr, Überwachungska- die Umnutzung «befristet» sei. meras, Poller etc. Dies nicht aufgrund abstruser Es ärgert mich, dass nicht mit gleichen Ellen ge- Die Botschaft der Volksrepublik China will Ängste, sondern aus langjähriger Erfahrungen messen wird. Eine andere Bauherrschaft hätte die Villa Bomonti am Kalcheggweg 12 als mit exzessiven Sicherheitsmassnahmen und niemals die Erlaubnis erhalten, eine denkmal- Botschaftsgebäude umnutzen. Gegen das Mehrverkehr von Botschaften im Quartier. Es ist geschützte, familientaugliche Villa in ein Hoch- Baugesuch haben verschiedene Betroffe- absurd, dass das Bauinspektorat die Beweislast sicherheitsgebäude umzunutzen. Grund des ne Einsprache erhoben, darunter auch die für zukünftige Immissionen auf die Einsprecher Übels ist letztlich das EDA, das aufgrund inter- QUAV 4. Die Baubewilligungsbehörde der schiebt und wohl einfach damit rechnet, dass nationaler Verträge dem «Verkauf der Quartier- Stadt Bern hat sämtliche Einsprachen ab- diese klein beigeben und sich mit der Zeit an die heimat» immer zustimmt. Und natürlich die gewiesen. Sabine Schärrer, Geschäftsfüh- belagerungsähnlichen Zustände gewöhnen. Verkäufer. Beide zeigen keine Verantwortung rerin der QUAV 4, nimmt dazu Stellung. für gemeinschaftliche oder kulturelle Werte. Ihre Befürchtung, der Bomontiweg werde der- Was war Ihre spontane Reaktion auf die Ant- einst gesperrt, verneint das Bauinspektorat. Es Wie weiter? wort des Bauinspektorats? sei ein öffentlicher Weg. Es gibt Situationen, da ist es nervenschonender Ich war frustriert, obwohl wir natürlich seit Jahr- Das ist im Moment sogar plausibel, denn all die zu akzeptieren, wer am längeren Hebel sitzt. So- zehnten wissen, dass wir kaum je etwas errei- Käfiggitter samt Spitzen haben ein Saugeld lange Eigentümer jeden Preis verlangen kön- chen bei Einsprachen gegen Botschaftsgesuche. gekostet. Aber was ist, wenn sich die politische nen, weil Botschaften jeden Preis zu zahlen be- Lage verändert, wenn neue Leute an der Sprit- reit sind, ändert sich kaum etwas. Übrigens: Das Bauinspektorat vermisst Angaben darüber, ze sind? Garantien haben wir keine, denn das QUAV4 befürwortet seit Jahren eine speziell welche Bauvorschriften durch die befürchteten Schnäggegässli liegt voll auf «chinesischem ausgeschiedene Botschaftszone. Immissionen verletzt sein sollen. Was sagen Sie? Territorium». Interview: Rita Jost S C H U L E N 1001 Wort Unter diesem Titel veranstaltet der Campus Muristalden am 3. Mai von 16 Uhr bis Mitternacht ein «Sprachfest». Was erwartet uns? Mit ihrer Erzähllust rettet sich Scheherazade in 1001 Nacht* vor ihrer Hinrichtung durch den Kö- nig. Sie erzählt ihre Geschichten so eindringlich, dass der König jeden Abend voller Neugier auf die Fortsetzung wartet. Gut erzählte Geschichten ziehen uns in den Bann und verzaubern uns. Am Sprachfest vom 3. Mai 2019 verwandelt sich der ganze Campus Muristalden in einen Bazar der Worte und Ge- schichten. Schülerinnen und Schüler von der Basisstufe bis und mit Gymnasium stellen dem Publikum poetische Wortperlen vor. *1001 Nacht Dabei werden 1001 «neue» Geschichten und So heisst die berühmte Sammlung von Märchen und Fabeln aus dem arabischen Raum, deren Gedichte vorgestellt, es werden Geschichten Wurzeln bis ins 8. Jh. zurückreichen. Aladin mit seiner Wunderlampe, Ali Baba ("Sesam öffne erwürfelt, Wörter versteckt und neu entdeckt, dich!") und Sindbad der Seefahrer kommen darin vor. Der Franzose Antoine Galland machte Fantasiewörter und fiktionale Sprachen erfun- die Sammlung anfangs des 18. Jh. in Europa bekannt. den. An diesem Fest wird das Geheimnis der Eu- Die Rahmenerzählung ist schauderhaft: Der König Scheherban stellte fest, dass seine Frau lerschen Formel gelichtet, Nietzsches Vertonung ihm untreu war. Er tötete sie und schwor dem ganzen weiblichen Geschlecht Rache. Er liess gelauscht, ganz gross Scrabble gespielt, geslamt, sich jeden Abend eine andere Frau zuführen, um sie am nächsten Morgen hinzurichten. Die Zeitung (einmal anders) gelesen und kreativ kluge Scheherazade beschloss nun, diesem Morden Einhalt zu gebieten. Sie begab sich frei- geschrieben. Wörter werden zu Bildern, Roman- willig zum König und erzählte ihm des Nachts eine wunderbare Geschichte. Weil er in der figuren erwachen zum Leben. Es werden Sket- nächsten Nacht die Fortsetzung hören wollte, verschonte er Scheherazade. Diese erzählte che vorgetragen, politische Reden analysiert, nun immer weiter - tausendundeine Nacht lang. Dann endete sie und bat den König um neue Schreibstile entdeckt und mit Wörtern Gnade. Er gewährte sie und verzichtete fortan auf das Morden. Die Freude verbreitete sich Klänge erzeugt. Das Sprachkünstlerinnen-Duo in der ganzen Stadt. Es wurde eine Nacht, "lichter als der hellste Tag". «Künzi&Frei» runden das Programm mit ihrem Fazit: Worte statt Morde (ar) Auftritt ab. Sandra Rosser , Susanne Schmid QUAVIER 94/19 |9
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 10 T H E M A Verhandlungssache «Bar au lac» (ver)handeln Die «Bar au Lac» am Egelsee war für viele ein Highlight im Sommer 2017. In diesem QUAVIER probieren wir etwas Dann kam – nach den Einsprachen einiger Anwohner – das abrupte Ende. Neues aus, nämlich eine Polit-Seite: Ex- Viele im Quartier waren enttäuscht. Wie geht es nun weiter? Haben es ponent*innen verschiedener Parteien «Zwischennutzungen» generell schwer? Wer soll hier wie (ver-)handeln? sollten sich gemeinsam an einem Tisch Sieben StadtpolitikerInnen trafen sich zum QUAVIER-Talk. Kurz bevor der einfinden und über ein heissdiskutiertes Statthalter entschied: Die Bar au lac darf vorerst weitermachen. Problem im Stadtteil IV reden. Um dieser Diskussion einen Rahmen zu geben und Wir sind hier am Ort des Geschehens, im ehe- hier eine städtische Liegenschaft frei wird. dem politischen Wettstreit der Ideen Flü- maligen Werkhof Egelsee. Draussen erinnert Man kann nicht warten, bis die Vormieter prak- gel zu verleihen, wollten wir von der Re- wenig an den lebendigen Barbetrieb vor zwei tisch am Zügeln sind. Dann ist der Zug abge- daktion eine ganze Ausgabe dem Thema Jahren. Statt einer Neuauflage gab es monate- fahren. Es war viel zu lange unklar, was hier (ver)handeln widmen. langes Juristenfutter. Ein Fall für die Politik, ein passieren soll. Da hat die Stadt meiner Mei- Verhandeln soll zum Handeln führen Fall für Verhandlungen. Einverstanden? nung nach versagt. und ist dabei zugleich auch selbst schon H.U. Gränicher (SVP): Als 2014 bekannt wurde, Gabriela Blatter: Da stimme ich zu. Trotzdem: Handeln. In der Verhandlung löst sich der dass dieser Werkhof frei würde, gab es im der Konflikt hat nichts mit Zeitdruck zu tun, scheinbare Gegensatz von «Taten statt Stadtrat verschiedene Vorstösse. Zwischen- sondern mit der Tatsache, dass sich eine Grup- Worte!» auf. nutzung wurde gefordert. Die Stadt hat rea- pierung im Quartier offenbar nicht gehört Von Wittigkofen bis zum Dalmaziquai, giert. Sie hat Treffen mit Interessierten organi- fühlt. Direktbetroffene müssen möglichst früh von der Waldau bis zur Elfenau ziehen sich siert. Es zeigte sich, dass man sich – mit ganz angehört und einbezogen werden. Unzufrie- die Verhandlungs(schlacht)-felder hin, ar- wenigen Ausnahmen – einig war: ein unge- dene gibt es immer, und sie haben ein Recht, beiten Verhandlungsprofis fiebrig an ih- zwungener Begegnungsraum wäre hier will- sich juristisch zu wehren. Aber ich würde mir ren Strategien und werden Gläser und Na- kommen. wünschen, dass die andern, die ja offenbar zur schereien auf Verhandlungstische ge- Mehrheit gehören, diese Skeptiker frühzeitig stellt, auf dass die Gespräche und Vermitt- Aber dann hat die SVP Einsprache erhoben. ins Boot holen. Wenn es ohne Einsprache geht, lungen einen günstigen Ausgang neh- H.U. Gränicher: Aber nur gegen die Schiffs- ist es immer besser. men. Wir versuchten uns über den Verhandlungsraum Stadtteil IV kundig zu container da draussen. Das Barprojekt fanden Barbara Streit: Mich würde mal interessieren, machen – was dabei entdeckt wurde, liegt wir aber ok, deshalb zogen wir unsere Einspra- was diese Missverstandenen denn für eine Rol- hier druckfrisch für Sie vor, wir wünschen che zurück. le spielten an den Workshops. Haben sie sich eine anregende Lektüre! beteiligt? Die Stadt bewilligte das Zwischennutzungs- Die Redaktion Bettina Stüssi: Man hat in diesen Gesprächen projekt mit einer Bar. Als dann jedoch Anwoh- schon gemerkt, da gibt es einzelne, die wollen ner und der Angelfischerverein das Vorhaben PS: Als wir dies im Dezember besprachen, vor allem ihre Ruhe. Diese haben sich zu keiner juristisch anfochten, war plötzlich Schluss. lief gerade die Klimakonferenz in der Ideen wirklich positiv geäussert. Aber die Katovice, und hier, im Nationalrat, Oliver Berger: Ja, der Konflikt ist eskaliert. Man IG Egelsee gab es da noch nicht. Man hörte aber wurde das CO2-Gesetz behandelt. hat offenbar die Gegner nicht früh genug an verschiedentlich Stimmen, die sagen: an diese Beide Verhandlungen wollten das den Tisch geholt. Nach meiner Erfahrung muss Workshops muss man gar nicht gehen, die ma- Pariser Klimaabkommen in konkretes man Konflikte offensiv angehen, bevor sie chen ohnehin, was sie wollen. Handeln bezüglich CO2-Reduktion hochkochen. Oliver Berger: Konfliktlösungen gibt es natür- überführen. Aber auch nach Katovice Bettina Stüssi: Da muss ich intervenieren. Die lich nur, wenn alle konstruktiv mitarbeiten. kommt der Handel vor dem Handeln, Stadt hat sich die Wünsche des Quartiers an- Verweigerungshaltung verhindert jede Lö- und in Bern handelte man alles so gehört und die Interessierten immer wieder zu sung. Die Frage ist dann: Wie geht man mit stark herunter, dass sich am Ende Workshops eingeladen. Konflikte gibt es eben, Leuten um, die sich einem politischen Prozess keine Mehrheit für ein So-tun-als-ob das ist auch positiv. widersetzen, um ihn später zu torpedieren. Ich fand – aber auch das ist ja eine Hand- persönlich lehne eine solche Gesinnung ab, lung. . . . aber dieser Konflikt hat zum Abbruch des aber sie ist leider heutzutage gang und gäbe. Experiments Bar au Lac geführt? H.U. Gränicher: Früher stand hier ein Entsor- Und jetzt ist die Sache blockiert. Wie soll es gungshof. An Samstagen gab es jeweils lange weitergehen? Autoschlangen. Das war ja auch nicht gerade Bettina Stüssi: Ich finde, man sollte jetzt nicht idyllisch. Und dann haben wir verhandelt: die jammern, sondern neue Wege suchen. Pläne für die Zwischennutzung waren mehr- Andreas Stalder: Ärgerlich ist nur, dass man so fach Thema in der Quartierkommission. Die © Johannes Künzler viele enttäuscht hat. Und dass so viel Energie heutigen Opponenten haben damals nicht in- verpufft ist. Es ist fraglich, ob man nochmals terveniert. von vorne beginnen kann. Aber eigentlich Michael Daphinoff: Ich denke, das Problem ent- müsste man wohl die Konzeptphase nochmals stand viel früher. Man wusste ja längst, dass aufgreifen. 10 | QUAVIER 94/19
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 11 H.U. Gränicher: Ja, man müsste zwei Schritte zurück. Und sich auch einmal bedanken bei Stadtgrün Bern. Sie haben nämlich einen gu- ten Job gemacht. Michael Daphinoff: Das bestreite ich gar nicht, aber die Stadt hat trotzdem etwas verpasst. Sie hätte spätestens 2012/13 erkennen müssen, dass man sich dieser Sache annehmen muss. Dann hätte man sicher auch gemerkt, dass es da wohl einige Anwohner gibt, die nicht mit al- lem einverstanden sein werden. Das weiss man doch einfach. Für die Zukunft heisst das: man muss vorausschauender handeln bei Zwi- schennutzungen. Gibt es eine Neuauflage der Bar au lac im ehemaligen Werkhof Egelsee? Sind Zwischennutzungen einfach per se pro- PolitikerInnen diskutierten am Ort des Geschehens. Foto: Lukas Lehmann blematisch? Bettina Stüssi: Nein. Freiraum ist etwas sehr Schönes und Positives. Es kann etwas wachsen. Stadt die Verantwortung für den Betrieb über- Vielleicht kann man den Einsprechern noch et- Manchmal klappt’s halt nicht auf Anhieb wie geben. Das konnte und wollte der Verein aber was entgegenkommen mit den Öffnungszei- geplant. Eine Zwischennutzung kann es aber nicht. Er forderte die Stadt auf, diese Verant- ten. Langfristig hoffe ich, dass die Stadt aus die- auch ohne Beizli geben. Auch wenn’s schade ist. wortung zu übernehmen. Erst in dieser Phase sem Prozess etwas lernt für den Nachnut- tauchten die rechtlichen Fragen auf. Bis da war zungsprozess. Michael Daphinoff: Einverstanden. Aber man der Angelfischerverein immer dabei und hat muss ein andermal viel früher Meinungen ab- Oliver Berger: Wie man mit dem öffentlichen nicht opponiert. Erst danach hat er gesagt: Das holen. Dann wäre vielleicht früher klar gewe- Raum umgeht, ist am Ende eine Güterabwä- Haus muss weg, hier soll ein Grünbereich ent- sen, da soll eine Bar entstehen, das gibt viel- gung. Ich finde, wenn man eine belebte Stadt stehen. leicht Probleme. will, dann muss man diese Stadt auch beleben Gabriela Blatter: Also, dass die Stadt nicht auf dürfen. Dann müssen gesellschaftliche Enga- Andreas Stalder: Ich denke nicht, dass eine frü- dem Radar hatte, dass ein Barbetrieb eine Be- gements von Freiwilligen möglich sein. Das here Planung den Konflikt verhindert hätte. Es willigung braucht, finde ich schon etwas selt- bringt sehr viele Vorteile und vielleicht auch gibt immer Gruppierungen, die sich egoistisch sam. Für mich ist klar: jetzt müsste der Statt- den einen oder anderen Nachteil. wehren und einfach ihre Ruhe haben wollen. halter schnell und mutig entscheiden. Ich habe Mühe mit der Haltung des Angelfi- Nach diesem Gespräch, kurz vor Redaktions- schervereins, der anderseits nicht sieht, dass er Wie soll es denn nun weitergehen? schluss dieser QUAVIER-Ausgabe, hat der Re- auch Exklusivrechte beansprucht. gierungsstatthalter entschieden: am Egelsee Bettina Stüssi: Und wir müssen vor allem Sorge Oliver Berger: Man hätte zuerst den Grundsatz- darf wieder gewirtet werden. Die Café-Bar tragen zu den Leuten, die immer noch so en- entscheid fällen müssen «Will man eine Zwi- Sattler erhält für fünf Jahre eine Betriebsbe- gagiert sind. Und ganz vieles hier organisiert schennutzung?». Und erst wenn da Konsens willigung. Manche Anwohner sind enttäuscht, haben. Ich weiss, dass einige im «Verein am geherrscht hätte, hätte man einen Schritt wei- sie finden den Entscheid «unseriös». See» sehr enttäuscht und demotiviert sind. tergehen können. Gesprächsleitung: Rita Jost Michael Daphinoff: Ja, denen muss man Sorge Barbara Streit: Und was, wenn jemand jegliche tragen, aber auch den Missmutigen. Man Zusammenarbeit ablehnt? Die Teilnehmenden: muss ihnen vielleicht auch etwas die Angst Andreas Stalder: Wenn eine Mehrheit für Zwi- nehmen. Gabriela Blatter, GLP, Stadträtin schennutzung votiert hätte, dann hätte als Michael Daphinoff, Stadtrat CVP Andreas Stalder: Ja. Sorge tragen ist auch mei- Andreas Stalder, Vertreter GFL in der Quar- nächstes die nächste Frage «Bar oder nicht?» ne Meinung. Aber wenn einige Leute einfach tierkommission demokratisch entschieden werden können. Fundamentalopposition machen, dann hört Bettina Stüssi, Stadträtin SP Solche Konzepte müssen relativ früh klar sein. meine Geduld auf. In einer Stadt gibt es ver- Barbara Streit, Grossrätin EVP Sonst verliert man viel Zeit. Die Zeit, die wir schiedene Bedürfnisse. Und wir alle möchten Hans Ueli Gränicher, Stadtrat SVP jetzt verlieren, hätten wir vor vier Jahren ge- einen lebenswerten Stadtteil. Oliver Berger, Stadtrat FDP habt. Barbara Streit: Unser Quartier hat ja wenig H.U. Gränicher: Aber so ist’s doch gelaufen. Ich Die Verantwortlichen: richtige Zentren oder Treffpunkte. Ich rate des- war – zusammen mit Leuten der Quartierkom- Stadtgrün Bern: bei der Stadt verantwort- halb der Quartierkommission, hier mal offen- mission und den Leuten vom Angelfischerver- lich für Zwischennutzung siv zu agieren. In der Quartierkommission sit- ein – mehrmals bei Stadtgrün Bern. Und dort Verein am See: organisiert Aktivitäten am zen doch alle. Auch der Angelfischerverein. fanden alle den Café-Betrieb gut. Dann gab es Egelsee (www.vereinamsee.ch) die Ausschreibung. Die Leute vom Sattler er- Gabriela Blatter: Ich hoffe immer noch, dass es IG Egelsee: befürwortet eine Naturoase hielten den Zuschlag. Gleichzeitig wurde der 2019 wieder einen Barbetrieb gibt. Es war näm- (www.ig-egelsee.ch) «Verein am See» gegründet. Diesem wollte die lich wirklich total schön hier im Sommer 2017. QUAVIER 94/19 | 11
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 12 ·
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 13 P O R T R Ä T Der Diplomat avant la lettre Man könnte ihn einen «Diplomaten avant la als er seine Arztpraxis aufgeben muss, weil ihn mit Gelehrten und Politikern dieser Zeit sind in lettre» nennen, den Berner Arzt und Politiker im Feld das «Lazarettfieber» befällt, das ihn der Berner Stadtbibliothek aufbewahrt. Rudolf Abraham Schiferli (1775 – 1837), nach «an den Rand des Grabes» bringt. Etwas weniger gut dokumentiert ist die Ge- dem ein kurzes Wegstück hinter dem Sonnen- Schiferli hat sich zu diesem Zeitpunkt je- burt der gemeinsamen Tochter von Grossfürs- hofspital benannt ist. doch bereits bei europäischen Höfen höchstes tin Anna und Abraham Schiferli. Louise Hilda Wenn man davon ausgeht, dass die moder- Ansehen erworben, unter anderem beim Her- Agnes Dé Aubert kommt 1812 in der Elfenau zur ne Diplomatie in Europa nach dem Wiener zog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, der Welt, wird aber kurz nach der Geburt zu Pfle- Kongress von 1815 beginnt, dann hat der Pfar- auf der Durchreise seine Dienste in Anspruch geeltern in die Westschweiz gegeben. Sie wird rerssohn aus Thun, der Oberfeldarzt der Helve- genommen hat. Durch ihn lernt Schiferli des- von ihren Eltern ferngehalten, damit niemand tischen Truppen wurde, Pionierarbeit geleis- sen Schwägerin, die Grossfürstin Anna Feodo- aufgrund der äusserlichen Ähnlichkeit auf ih- tet. Berühmt geworden ist er allerdings durch rowna kennen, die sich auf der Flucht vor ihrem re Herkunft schliessen kann. Die seltenen Kon- eine weniger ruhmreiche Tat. gewalttätigen Ehemann, dem russischen takte von Mutter/Vater und Kind sind für alle Rudolf Abraham Schiferli, kommt 1775 als Grossfürsten Konstantin, befindet und im Gut Seiten schwierig. Anna erlebt schwierige Zei- Sohn eines Pfarrers in Thun zur Welt und stu- Elfenau wohnt. Schiferli wird ihr «cavalier d’ho- ten und überlebt ihre Tochter um viele Jahre. diert in Bern, Jena, Wien und Paris Medizin. Er neur» und zieht in dieser Funktion bald mit sei- Die Berner Autorin Therese Bichsel hat das gilt als hochbegabt, aber auch als sehr ehrgei- ner vierköpfigen Familie bei der Grossfürstin Leben der Fürstin im historischen Roman zig. 1799 wird er Oberfeldarzt der Helvetischen im Elfenaugut ein. Dort trifft sich zu dieser Zeit «Grossfürstin Anna» einfühlsam beschrieben. Truppen. Einige Jahre später erhält er eine Pro- regelmässig die Bernische und die internatio- Die Grossfürstin starb erst 1860. Im Elfenau- fessur für Chirurgie und Gynäkologie an der nale Haute volée zu Empfängen und Konzer- gut, das sie zusammen mit Schiferli im Empire- Berner Universität, praktiziert als Geburtshel- ten. Mehr oder weniger offen treffen sich auch stil umbauen liess, empfing sie über Jahre fer und gründet die erste Hebammenschule. der Berner Politiker und die Grossfürstin zahlreiche ausländische Diplomaten. Zeitgenossen erwähnen vor allem seinen immer wieder zu ausgedehnten Reisen in die Der kurze Schiferliweg ist nach dem Schi- kaum bezähmbaren Schaffensdrang. Er sei näheren Badeorte. In diesem Umfeld kann der ferligut benannt, das einst hier stand. Die «wohl zum Soldaten geboren», schrieb ein ehrgeizige und mit dem Ausland intensiv sym- Adresse kennt übrigens nur gerade Hausnum- Chronist nach seinem Tod, «aber noch besser pathisierende Schiferli mit Fürsten in ganz mern und es gibt sie erst seit 1923, vorher hiess verstand er sich auf das Befehlen und Organi- Europa korrespondieren und ihnen medizini- dieser Strassenabschnitt Burgernzielweg. sieren». Dieses Talent erweist sich als nützlich, sche Ratschläge erteilen. Seine Briefwechsel Text und Foto: Rita Jost R E I S E B E R I C H T dienst Surflektionen anbietet, was die zwei morgens, Picknick und Siesta in einem kleinen Deal Surfboards im hinteren Teil des Wagens Fischerdorf, «Fish and Chips» und günstiger erklärt. «Du sprechen Deutsch?», fragt Billy mit Kaffee von der Tankstelle – der viertägige «Ro- Ich sitze in einem «Coffeeshop» gegenüber der Akzent. «Ich lerne Deutsch, damit ich deut- adtrip» wird zu einem einmaligen Erlebnis. Ich Bushaltestelle und warte. Meine Beine und schen Touristen Surflektionen geben kann.» zahle die Hälfte des Benzins und schenke Billy Füsse lassen mich die zurückgelegten 10 Kilo- So kommt es, dass ich und Billy zehn Minu- zum Abschied mein Schweizer Taschenmesser. meter spüren und trotz ständigem Eincremen ten später am Strand stehen. Der Deal gilt. Billy Zurück in der Heimat antworte ich auf gesen- zeichnet sich ein leichter Sonnenbrand auf kann mit mir seine Surfstunde auf Deutsch dete Strandfotos mit Schnappschüssen von Ta- meinen Schultern ab. Etwas unsicher schaue üben und ich habe die Möglichkeit, meine gen im Schnee. Falls Billy jemals in die Schweiz ich mich um. Neben mir ein braun gebrannter Anfängerversuche auf den Wellen zu verbes- kommt, werde ich ihm Snowboarden beibrin- Mann, schätzungsweise um die dreissig, seine sern. Später an diesem Tag fahren wir nach gen. (Das war auch Teil unseres Deals ) Haare von der australischen Sonne ausgebli- Lennox. Billy zeigt mir den Ort und stellt mich Text und Foto: Anna Hauser chen und noch etwas nass. Er liest Zeitung. Ich rechtzeitig bei der Bushal- überlege kurz, frage aber dann doch: «Ent- testelle ab, von wo ich den schuldigung. Weisst du, ob an dieser Halte- Bus zurück nach Byron Bay stelle der Bus nach Lennox fährt?» – «Ja ich nehme. Weitere Surflektio- glaube schon», antwortet mir der Mann zö- nen folgen und aus einem gernd. «Aber ich fahre sowieso mit dem Auto einfachen Handel entsteht dorthin, willst du mitkommen?». Nun sollte eine Freundschaft. So fahre man eigentlich kurz pausieren und mit sich ich drei Wochen später ge- selbst ausmachen, ob es nicht zu gefährlich sei, meinsam mit Billy nach bei einem fremden Mann ins Auto zu steigen. Sydney. Von dort aus beglei- Lieber 40 Minuten warten, oder? Tatsächlich te ich ihn spontan weiter findet diese Verhandlung mit mir selbst aber entlang der Küste südwärts kaum statt und ich sage einfach zu. Im Auto bis Melbourne, wo er über stellt sich heraus, dass mein Fahrer Billy heisst, Weihnachten seine Familie in Melbourne geboren ist und als Nebenver- besucht. Surfen um 6 Uhr QUAVIER 94/19 | 13
Quavier_9419.qxp_Layout 1 25.02.19 14:05 Seite 14 V E R A N S T A L T U N G E N I M S T A D T T E I L I V 22. März Museumsnacht 18 bis 02 Uhr Kunsthalle Bern bis 28.4. Isa Genzken | Projekte für den Aussenraum Bernisches Historisches Museum 13.3. Führung mit Kaffee u. Kuchen | 14 Uhr bis 22.4. Grand Prix der Schweiz – Motorrennsport 1934–1954 3.4. Kunstgeheimnis | 14–16 Uhr | für Kinder von 6–11 J. | Anm. bis 1.4. Öffentl. Führungen | jeweils So 13 Uhr 23.4. Führung mit Mittagessen | 12.30 Uhr | Anm. bis am Vortag Dauerausstellungen | siehe www.bhm.ch 28.4. Führung | 14 Uhr Info Bernisches Historisches Museum, Helvetiaplatz 5, 3000 ab 25.5. Amelie von Wulffen Bern 6, Tel. 031 350 77 11, info@bhm.ch, www.bhm.ch Info Kunsthalle, Helvetiaplatz 1, 3005 Bern, Tel. 031 350 00 40, info@kunsthalle-bern.ch; www.kunsthalle-bern.ch Naturhistorisches Museum Weltuntergang (Sonderausstellung) Museum für Kommunikation 13./20.3. Wissenschaft & Zauberei mit Lionell Dellberg und Von Höhenfeuern, Smartphones und Cyborgs Dauerausstellungen Christian Kropf | 19.30 Uhr | Vorverkauf: starticket.ch od. Sounds of Silence Ein Hörerlebnis VVK-Stellen Info Museum für Kommunikation, Helvetiastr. 16, 3005 Bern 5./19.6. Big Five-das grosse Sterben mit Thomas Burri & Ur- Tel. 031 357 55 55, communication@ mfk.ch, www.mfk.ch sula Menkveld | 19.30 Uhr | Anm. 5 Sterne – Einzigartige Funde von Seesternen & Co. aus dem Jura Alpines Museum der Schweiz Dauerausstellungen | siehe www.nmbe.ch Schöne Berge. Eine Ansichtssache Führungen Jeden ersten Mittwoch des Monats 18 Uhr und am bis 21.4. Biwak 23 Die weisse Gefahr. Umgang mit Lawinen in der folgenden Donnerstag 12.15 Uhr (Dauer ca. 1 Std.) | Anm. Schweiz bis zum Vortag ab 25.5. Biwak 24 Echo. Der Berg ruft zurück 6./7.3. Eike Neubert: Der Schnecke Kern (Anatomie der Land- schnecke) 3./4.4. Bernhard Hostettler: Stachelige Schale, weicher Kern (Fossile Seeigel) 1./2.5. Präparatorium: Kampf gegen die Käfer (biolog. Schädlingsbekämpfung) 5./6.6. Präparatorium: Modern Times (techn. Entwicklung im Atelier) Info Alpines Museum der Schweiz, Helvetiaplatz 4, 3005 Bern, Tel. 031 350 04 40, info@alpinesmuseum.ch, Info Naturhistorisches Museum, Bernastr. 15, 3005 Bern, www.alpinesmuseum.ch Tel. 031 350 71 11, contact@nmbe.ch, www.nmbe.ch Zentrum Paul Klee Psychiatrie-Museum der Schweiz Geschichte der Psychiatrie / Sammlung Walter Mor- bis 17.3. Paul Klee. Tierisches genthaler (Dauerausstellungen) ab 19.3. Kandinsky, Arp, Picasso . . . Klee & Friends bis 22.4. La Folie en Tête Slg. Morgenthaler & Heinz Lauener | ab 4.4. Ekstase Mi–Fr 14–17 Uhr, Sa auf Voranmeldung Führungen jeden Sa 15 Uhr, So 12 Uhr und 13.30 Uhr, Info Psychiatrie-Museum, Bolligenstr. 111, 3000 Bern 60, Di 12.30–13 Uhr Kunst am Mittag Tel. 031 930 97 56, altorfer@upd.unibe.ch, So 10.30–11.45 Uhr Familienmorgen (Kinder ab 4 J.) www.psychiatrie-museum.ch Kindermuseum Creaviva bis 17.3. Weder Visch noch Fogel Interaktive Ausstellung ab 19.3. 5 Freunde StattLand alle Rundgänge siehe: www.stattland.ch Offenes Atelier | Di–Fr 14 u. 16 Uhr, Sa/So 12, 14 u. 16 Uhr | für Men- Öffentliche Rundgänge im Stadtteil IV: schen von 4-88 Jahren (bis 8 J. in Begl. Erwachsener) 30.3./ Bern top secret | 14 Uhr | ab Rathausplatz bis Bundes- 7.4./12.5. archiv Fünfliber-Werkstatt | Sa, So und tägl. während Schulferien 6.4./ Berner Brücken | 14 Uhr | Haltestelle Bärengraben 10–16.30 Uhr | für Fam. 19.5./8.6. (Bus 12) bis Altenbergsteg 23.3./27.4. Mit Klee ins Wochenende (Erwachsenenkurs) | 8.5. dito | 18 Uhr 9.30–12 Uhr | mit Züpfe und Kafi | ab 18 J. Fr. 25.–/20.–, Kinder bis 12 J. gratis 9. bis 12./ Jeden Tag ein bisschen Kunst – Freunde fürs Info Verein StattLand, Tel. 031 371 10 17, info@stattland.ch 15. bis 18.4. Leben (Ferienkurs) | 9.30–16 Uhr | für Kinder von 7–12 J. 9. bis 11.4. creaTiV! – Trickfilme selber machen (Ferienkurs) | Veranstaltungshinweise bitte bis 8.5.2019 an: 10.30–16.30 Uhr | für Kinder u. Jugendl. von 11–16 J. QUAVIER, Postfach 257, 3000 Bern 6, oder an redaktion@quavier.ch. Info Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, 3006 Bern, Die Redaktion übernimmt für die Termine keine Verantwortung. Aktuelle Anlässe werden auch unter «events.quavier.ch» publiziert. Tel. 031 359 01 01, kontakt@zpk.org, www.zpk.org 14 | QUAVIER 94/19
Sie können auch lesen