Verbandsmagazin Ausgabe 2/2020 - Steuerberaterverband im Lande Bremen eV

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Verbandsmagazin Ausgabe 2/2020 - Steuerberaterverband im Lande Bremen eV
Verbandsmagazin
Ausgabe 2/2020
Verbandsmagazin Ausgabe 2/2020 - Steuerberaterverband im Lande Bremen eV
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Inhalt

VORWORT
                     Wir ziehen um und bleiben für Sie mittendrin                      5

AKTUELLES
                     Auf ein Wort!
                     „Von Stuttgart nach Bremen – vom Wirtschaftsingenieur
                     zum Steuerberater“                                                8
                     Mitgliederversammlung 2020 unter Corona-Bedingungen              10
                     Gemeinsam beschlossen: neue Beitragsstruktur                     11
                     Neue Verbandsadresse: Moderne trifft auf Bremer Finanzhistorie   12
                     Steuerberaterverband im Lande Bremen e.V. spendet
                     1.000 Euro an die LidiceHaus gGmbH                               15

NACHRICHTEN
                     Plädoyer für Automatisierung und betriebswirtschaftliche Beratung 16
                     Gesunde ZUKUNFT?                                                 18
                     Auf die Kommunikation kommt’s an                                 20
                     ICH BIN DANN MAL WEG                                             22
                     Fachkräfte finden – aber wie?                                    24
                     Der gesunde Weg                                                  26
                     Überschätzung kann helfen                                        28

DSTV-BERICHT
                     Kooperation German Tax Advisers in Brüssel – Besuch
                     des DStV-Präsidenten Harald Elster                               30
                     DStV erfolgreich für den Berufsstand – Bundesrat beschließt
                     Anpassungen im Gebührenrecht der Steuerberater                   32
                     Zum Stand der europäischen Finanztransaktionssteuer              33
                     #Hutab und #Chapeau: Die Gewinner der Krisenbewältigung          35
                     Von der Blockade zur Kooperation? Der lange Weg zur
                     Mehrheitsentscheidung in Steuersachen                            36
                     DStV fordert: Betriebswirtschaftliche Beratung für KMU durch
                     Steuerberater unbürokratisch stärken                             38
                     In der Krise entdeckt die EU im Binnenmarkt ihre wahre Stärke
                     und läutet den Paradigmenwechsel ein                             39

BFH-ENTSCHEIDUNGEN
                     Aktuelle BFH-Enscheidungen                                       45

SEMINARE
                     Führung von Gesellschafterkonten bei Personengesellschaften      48
                     Grunderwerbsteuer – Der Teufel steckt im Detail                  49
                     Das Zusammenspiel von Umsatzsteuer und Zoll unter
                     Berücksichtigung der Neuregelungen durch die Quick Fixes!        50
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Aktuelles Insolvenzsteuerrecht und/oder Sanierung oder
                                                Insolvenz – Steuerberatung in der Krise des Mandanten                51
                                                USt Spezial: Reverse Charge und/oder USt Spezial: Reihengeschäfte 52
                                                Grundwissen zur Kassenführung und/oder Expertenwissen zur Kasse      53
                                                Reise- und Bewirtungskosten                                          54
                                                Besondere Abrechnungsgruppen                                         55
                                                Rund um die Gesellschaft – Umsatzsteuer vs. Einkommensteuer          56
                                                Gewinnermittlung durch Überschussrechnung nach § 4 Abs. 3 EStG 57
                                                Besteuerung der Kapitalgesellschaft und ihrer Anteilseigner          58
                                                Personengesellschaften und ihre Gesellschafter im
                                                Einkommensteuerrecht                                                 59

ANZEIGEN
                                                Marktplatz                                                           60

IMPRESSUM

Herausgeber                                                                   Bildnachweis
Steuerberaterverband im Lande Bremen e.V. (VR 2404 AG Bremen)                 Titel		        © antishock
Schillerstraße 10, 28195 Bremen                                               Seite 18       © irstone
Telefon 0421 59 58 40                                                         Seite 20       © hakrit Thongwattana
Fax 0421 59 58 422                                                            Seite 22       © Jozef MiÄ?ic
                                                                              Seite 24       © ciripasca
info@stbv-bremen.de                                                           Seite 28       © microone
www.stbv-bremen.de                                                            Seite 58       © Christophe BOISSONV

Verantwortlich für den Inhalt
Vorstand und Geschäftsführung

Gestaltung, Satz und Layout
Alexandra Kremer

Verantwortlich für Anzeigen
Alexandra Kremer

Der Steuerberaterverband im Lande Bremen e.V. ist nicht ver-
antwortlich für die hier abgedruckten Meinungen in namentlich
gekennzeichneten Artikeln und für Inhalte externer Internetseiten.
Änderungen und alle Rechte vorbehalten.
Verbandsmagazin Ausgabe 2/2020 - Steuerberaterverband im Lande Bremen eV
Stefan Oetje
        Stellvertretender
        Vorstandsvorsitzender, StB

Wir ziehen um und bleiben für Sie mittendrin
Sie kennen das aus eigener Erfahrung: Ein Umzug bringt       Wenn wir in der Verbandshistorie zurückschauen,
viel Arbeit mit sich. Und zu den Aufgaben gehört, seine      waren beim letzten Umzug ebenfalls die Schulungen
neue Anschrift mitzuteilen. Darum machen wir unseren         der ausschlaggebende Grund für die Veränderung.
Umzug direkt im Vorwort zum Thema. Es ist uns eben           Vielleicht erinnern sich langjährige Mitglieder (so wie
sehr wichtig, dass Sie uns gut finden – in jeder Hinsicht.   ich) an den dunklen L-förmigen Schulungsraum in der
Also, Sie erreichen Ihren Steuerberaterverband im            früheren Geschäftsstelle „Am Deich“. Er war für größere
Lande Bremen e.V. und Ihre Ansprechpartner für die           Gruppen ungeeignet. Zudem war er technisch kaum
Seminare der Bremer Steuer-Institut GmbH ab dem 20.          auf der Höhe der Zeit. So kam es nach dem Umzug in
Juli 2020 unter der Adresse: Schillerstraße 10. Die Tele-    die Theodor-Heuss-Allee im Jahr 2004 bei einem Dozen-
fonnummern und E-Mail-Adressen bleiben gleich. Mehr          ten zu einiger Verwirrung wegen der deutlich moderne-
zum Umzug der Geschäftsstelle und zu den finanzhisto-        ren Ausstattung. Er hielt die neue Beamer-Leinwand für
rischen Besonderheiten des neuen Hauses erfahren Sie         die Schreibtafel und machte gewohnheitsgemäß seine
im Artikel unter „Aktuelles“.                                Notizen mit einem wasserfesten Edding darauf. Ein Irr-
                                                             tum, der Spuren hinterließ. Schon damals konnten wir
Der Umzug war von langer Hand geplant. Seit gerau-           darüber schmunzeln.
mer Zeit suchten wir nach einer passenden Immobilie.
Zunächst gab es die Idee, etwas zu kaufen. Doch dann         Mit unserem jetzigen Umzug wird unsere technische
hätten wir einen Kompromiss bei der Lage machen              Infrastruktur für Schulungen weiter    verbessert. Übri-
müssen. Das kam nicht infrage, denn der Steuerbe-            gens gilt das Technikplus ebenfalls für die Büros der
raterverband im Lande Bremen e.V. gehört mitten in           Mitarbeiter*innen, die wir nun mit z.B. höhenverstellba-
die Stadt Bremen. Gleichzeitig wollten wir mehr Platz        ren Schreibtischen noch rückenfreundlicher einrichten.
für den Seminarbetrieb schaffen. Ihr Interesse an den        In jeder Hinsicht sehen wir den Standort an der Schil-
Schulungen ist weiterhin enorm. Gerne begrüßen wir Sie       lerstraße als perfekten Ort für die Zukunft und die Wei-
dafür „bei uns zu Hause“ in der Geschäftsstelle statt in     terentwicklung des Steuerberaterverbandes im Lande
verschiedenen Bremer Hotels.                                 Bremen e.V. Unser dortiger Vermieter ist übrigens der
                                                             Unternehmerverband im Lande Bremen e.V. Wir finden,
                                                             das passt.

                                                                 STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.        5
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Von der Schillerstraße aus können wir nicht nur die     der Geschäftsstelle zu bedanken. Alles wurde von Frau
Präsenzseminare, sondern auch die digitalen Seminar-    Dr. Thomalla und ihrem Team toll vorbereitet. So kann
formate noch besser anbieten, denn sie werden uns       Ihr Steuerberaterverband im Lande Bremen e.V. am
vermutlich über die Coronazeit hinaus begleiten. Die-   neuen Standort direkt weiter für Sie da sein.
ses Angebot gehört spätestens seit diesem Frühjahr zu
moderner Weiterbildung. Allerdings geht es uns nicht    Übrigens: Wir werden beim Umzug nicht alle Möbel mit-
darum, nur noch virtuelle oder besonders große Schu-    nehmen. Aktuell überlegen wir noch, welcher sozialen
lungen anzubieten. Im Gegenteil. Auch wenn sich die     Einrichtung wir die Tische, Stühle oder Regale überlas-
Teilnehmerzahlen in den letzten Jahren erhöht haben,    sen möchten. Vielleicht machen wir alternativ einen
sollen die Gruppengrößen vorwiegend eine persön-        Flohmarkt für einen guten Zweck. Schauen Sie in Ihre
liche Beschulung und Betreuung ermöglichen. Auch        Mails, wir werden Sie darüber informieren!
dafür ist der neue Standort perfekt. Dort können wir
                                                        Herzliche Grüße und: Auf Wiedersehen in der Schiller-
endlich Veranstaltungen parallel stattfinden lassen –
                                                        straße!
und zum Beispiel neben dem Azubi-Lehrgang gleich-
zeitig auch ein Tagesseminar laufen lassen.

                                                        Stefan Oetje
Da wir derzeit keine Präsenzseminare durchführen kön-   Stellvertretender Vorsitzender, StB
nen, ist die Schulungstechnik vorab umgezogen und
viele Kisten wurden bereits gepackt. Wir vom Vorstand
nutzen die Gelegenheit, um uns für die wirklich gute
Arbeit von Geschäftsführung und Mitarbeitern*innen

6       STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
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43. Deutscher Steuerberatertag 2020
Der frühe Vogel bucht noch schnell
18.–20. Oktober 2020 in Wiesbaden

Nachhaltiges Kanzleimanagement,    Nachhaltig erfolgreich                Was Sie außerdem erwartet
                                   · Performance Management.             · Update Steuerrecht: Digitale
ein schlagkräftiges Team finden
                                     Mitarbeiter optimal motivieren        Betriebsprüfung, Umsatzsteuer,
und halten, flexible Reaktionen    · Nachhaltig mehr schaffen              Gemeinnützigkeitsrecht etc.
auf herausfordernde Situationen      in weniger Zeit                     · Alte und neue Partner treffen:
                                   · Die robuste und anpassungs-           Angebote, neue Entwicklungen
und Achtsamkeit beim eigenen
                                     fähige Kanzlei                        und innovative Startups
Lebenswandel – alles essentielle   · Gesunde Ernährung für bessere         in unserer Fachausstellung
Komponenten für eine robuste         Konzentration am Arbeitsplatz       · Ein großes Wiedersehen:
und damit erfolgreiche Kanzlei.      und unterwegs (Brain Food)            Netzwerken, Fachsimpeln,
                                   · Nachhaltige Fehlerkultur:             Informieren und Erfahrungen
Wir machen Sie fit! Buchen Sie       Fuckup Afternoon                      austauschen
noch bis zum 31. Juli 2020 zum     · Fachberater für Restrukturie-       · Wiesbaden und Rheingau
Frühbucherpreis.                     rung und Unternehmenspla-             erleben
                                     nung                                · Galadinner auf Sterneniveau
                                   · Fachberater Unternehmens-             und Party in spektakulärer
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www.steuerberatertag.de

                                                                       Frühbucherrabatt
                                                                           endet am
                                                                         31. Juli 2020!
                                                                      Jetzt buchen auf steuerberatertag.de!
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Nina Schüler-Jordan
                                           „Von Stuttgart nach Bremen – von der
                                           Wirtschaftsingenieurin zur Steuerberaterin“

                                           Auf ein Wort!
                                           Nina Schüler-Jordan wurde am 10. Juni 2020 von den Mitgliedern des
                                           Steuerberaterverbands im Lande Bremen e.V. als Besitzerin im Vorstand
                                           neu gewählt. Jetzt ist der Vorstand mit acht Mitgliedern und unseren
                                           Ehrenvorsitzenden zukunftssicher aufgestellt.

                                           Nina Schüler-Jordan freut sich auf ihre neue Aufgabe und das aktive
                                           Mitwirken. „Schon am Tag meiner Bestellung wurde ich hier Mitglied.
                                           Ich finde es wichtig, dass unser Berufsstand mit dem Verband eine
                                           Stimme hat, die unsere Interessen vertritt. Und ich bin begeistert von den
                                           Angeboten und Schulungen, die ich für mich und die Mitarbeiter der
                                           Kanzlei regelmäßig nutze.“

1.) Warum stellten Sie sich zur Wahl? Wie haben Sie die      gespannt, welche Herausforderungen auf uns zukom-
Wahlen, überhaupt die Jahreshauptversammlung un-
                                                             men. Da ich die Arbeit und Qualität des Verbandes
ter den Corona-Bedingungen erlebt?
                                                             sehr schätze, geht es mir nicht ums Verändern, sondern
„Schon länger arbeite ich mit dem Verband zusammen,
                                                             um kreatives Mitgestalten.“
zum Beispiel für die Weiterbildung unserer Mitarbeiter.
Ich gehe gerne zu den monatlichen Netzwerkaben-
                                                             3.) Seit wann sind Sie selbst Mitglied beim Steuerbera-
den mit Kurzvorträgen im kleinen Kreis. Von Veranstal-       terverband im Lande Bremen e.V.?
tungen wie den „bremer steuertagen“ auf Spiekeroog,
                                                             „Kurz vor der mündlichen Steuerberater-Prüfung hatte
dem Verbandssommerfest und dem Deutschen Steu-
                                                             eine Kollegin die Idee, Kontakt zum Verband aufzu-
erberatertag kenne ich den Vorstand. Daher kam ich
                                                             nehmen. Prompt konnten wir in der Geschäftsstelle die
auf die Idee, mich ebenfalls einzubringen.
                                                             Kurzvorträge unter Prüfungsbedingungen in größerer
                                                             Runde vorbereiten. Diese Unterstützung hat mir gut
Die Mitgliederversammlung war ein kleiner Schritt Rich-
                                                             gefallen und so war eine der ersten Handlungen nach
tung Normalität, auch wenn jeder einen eigenen Tisch
                                                             meiner Bestellung, hier Mitglied zu werden.“
hatte und Abstandsregeln strikt eingehalten wurden.
Dieses Jahr leider ohne geladene Gäste.“
                                                             4.) Warum braucht man Ihrer Meinung nach einen
                                                             Verband wie unseren?
2.) Ab jetzt sind Sie ein aktiver Teil des Vorstandes. Wie
                                                             „Ich finde es unverzichtbar, dass der Verband die Inte-
wird Ihre zukünftige Arbeit als Beisitzerin aussehen?
                                                             ressen unseres Berufsstandes vertritt. Der Bundesver-
„Was hier gemacht wird, möchte ich aktiv mitge-
                                                             band ist unser Sprachrohr in Berlin. Dieser Draht zur Poli-
stalten. Ich habe mich auch in der Vergangenheit
                                                             tik ist gerade in der jetzigen Zeit von großer Bedeutung.
mit Ideen und Anregungen eingebracht. Ich bin nun

8        STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
Verbandsmagazin Ausgabe 2/2020 - Steuerberaterverband im Lande Bremen eV
Aktuelles

Zusdem schätze ich die Qualität der fachlichen Fort-        muss gestehen, ich hatte die Ausbildung unterschätzt.
bildungen. Das Schulungsangebot für Mitarbeiter und         Sie ist absolut anspruchsvoll und die Prüfungen sind
Auszubildende hat ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis.    wirklich hart.“
Das ist nicht selbstverständlich. Mir gefällt überhaupt
das gesamte Spektrum an Serviceleistungen des Ver-          6.) Warum haben Sie sich als Steuerberaterin selbst-
bandes. Sie bieten hier viel und sind breit aufgestellt.    ständig gemacht?

Das ist für uns Steuerberater eine tolle Unterstützung.“    „Es war schon mit jungen Jahren mein Wunsch, Ver-
                                                            antwortung zu übernehmen und gestalten zu können.

5.) Ihr Weg zum Beruf der Steuerberaterin war ein be-       Ein Wechsel in die Steuerabteilung war bei meinem
sonderen Weg, denn er startete an einer Dualen Hoch-        Arbeitgeber – zum Zeitpunkt meiner Anfrage – zudem
schule. Das ist ungewöhnlich, erzählen Sie mehr!
                                                            auch nicht möglich. Die Entscheidung, in eine Bremer
„Mein beruflicher Werdegang begann an der Dua-              Kanzlei einzusteigen, war schnell gefasst. Darum bin
len Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart. Dort         ich seit 2018 Partnerin im Steuerbüro Decker, Schröder,
legte ich mein Diplom als Wirtschaftsingenieurin ab.        Gisch & Partner. Die Kanzlei besteht seit 1951 und wir
Schon während des Studiums arbeitete ich in einem           sitzen zentral in Bremen an der Herrlichkeit 2. Die Arbeit
Konzern und durchlief verschiedene Abteilungen. In          macht viel Spaß und durch die ständigen Veränderun-
der Buchhaltung merkte man, dass ich eine große             gen im Steuerrecht wird es sicher nicht langweilig.“
Affinität zu Zahlen habe und auch schnell Lösungen
finde. So wurde ich direkt angeworben. Damit es nicht
                                                            7.) Was bedeutet die Corona-Krise für Ihre Arbeit?
langweilig wird, durfte ich – ohne Vorkenntnisse – in
                                                            „Diese Zeit ist eine große Herausforderung – und zwar
die Steuerabteilung. Die Begeisterung der Kollegin war
                                                            weltweit. Die jetzt kurzfristig in Deutschland geltende
anfangs sehr verhalten. Heute weiß ich, warum. Mit viel
                                                            Mehrwertsteuersenkung ist lediglich ein Aspekt davon.
Freude und dem Vorbereitungslehrgang für die Steuer-
                                                            Es ist wichtig für uns Steuerberater, derzeit gründlich
beraterprüfung war ich nach kurzer Zeit in alle steuerli-
                                                            informiert zu sein und mit diesem Wissen Unternehmen
chen Fragestellungen des Konzerns involviert. Ich blieb
                                                            zu unterstützen, die sich neu aufstellen müssen. Für
acht Jahre lang in dem Konzern, bis ich aus privaten
                                                            mich geht es darum, die Mandanten zu begleiten und
Gründen nach Bremen zog. Eine Entscheidung, die ich
                                                            entsprechend ihrer aktuellen Situation auch darüber
bis heute nicht bereut habe. Hier hatte ich bei mei-
                                                            zu beraten, was sie tatsächlich brauchen. Die Leute
ner ersten Anstellung einen optimalen Arbeitsplatz, nur
                                                            müssen schnellstmöglich wieder auf die Füße kommen,
leider zu wenig Abwechslung. Daher wechselte ich in
                                                            um das Optimale aus der Situation machen zu können.
einen genossenschaftlichen Prüfungsverband. Als Ver-
                                                            Das gelingt auch mit der Hilfe unserer Berufsgruppe. Es
bandsprüferin war ich vier Jahre in ganz Niedersach-
                                                            ist unser Job, mit den Menschen zu arbeiten und ihnen
sen unterwegs. Das war eine spannende Zeit mit viel
                                                            mit unserem Können neuen Mut, Wege und Möglich-
Abwechslung, aber auch viel Reisen. Nebenbei konnte
                                                            keiten zu geben, um die Krise bestmöglich zu überste-
ich die Steuerberaterprüfung in Angriff nehmen. Das
                                                            hen – oder sich neu zu erfinden. Ich bin optimistisch,
war seit den Vorbereitungslehrgängen in Stuttgart ein
                                                            dass das vielen gelingt.“
persönliches Ziel. Das hat mir Spaß gemacht, doch ich

                                                                 STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.          9
Verbandsmagazin Ausgabe 2/2020 - Steuerberaterverband im Lande Bremen eV
Mitgliederversammlung 2020 unter
Corona-Bedingungen
Die Mitglieder des Steuerberaterverbandes im Lande        In der Zeit von 14-16 Uhr standen auf der Agenda der
Bremen e.V. waren vom Vorsitzenden Ralf Heitkamp          Jahresbericht und der Jahresabschluss, der Rech-
eigentlich zu einer etwas anderen Veranstaltung ein-      nungsprüfungsbericht, der Haushaltsplan für den Steu-
geladen worden. Ursprünglich war aus Anlass der Mit-      erberaterverband im Lande Bremen e.V. sowie der
gliederversammlung zusätzlich ein größeres Rahmen-        Plan für die Gewinn- und Verlustrechnung der Bremer
programm mit Golfturnier und Spargelessen im Club         Steuer-Institut GmbH.
zur Vahr geplant gewesen. Das wurde aufgrund der
Covid-19-Pandemie auf 2021 verschoben.                    Als weiterer Tagesordnungspunkt standen zudem die
                                                          Änderungen in den Statuten bezüglich der Beitrags-
Um bei der Mitgliederversammlung den Corona-              ordnung an. Über die Hintergründe für diese Verände-
Abstandsbestimmungen zu entsprechen, musste die           rung waren die Mitglieder vorab ausführlich informiert
Veranstaltung verlegt werden und wurde am 10. Juni        worden. (Den Bericht dazu lesen Sie auf Seite 11.)
2020 im Radisson Blu Hotel in der Böttcherstraße abge-
halten. Sie fand in kleiner Runde ohne externe Gäste      Bezogen auf den Vorstand gab es ebenfalls eine Neu-
statt und war dennoch als Präsenzveranstaltung ein        erung. Steuerberaterin Nina Schüler-Jordan wurde ein-
kleiner Schritt Richtung Normalität, auch wenn jeder an   stimmig zur weiteren Besitzerin neben Petra Schröder
einem eigenen Tisch sitzen musste und die Abstandsre-     und Christiane Kundel gewählt. Der Vorstand ist mit
geln strikt eingehalten wurden.                           nun acht Mitgliedern und einem Ehrenvorsitzenden
                                                          zukunftssicher aufgestellt.

    10       STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
Aktuelles

Vorstand des Steuerberaterverbandes im Lande Bremen e. V.:
Vorsitzender: Ralf Heitkamp, Steuerberater, Bremen
Erster Stellvertretender Vorsitzender: Dipl.-Kfm. Michael Tiedt, Steuerberater, Bremen
Zweiter Stellvertretender Vorsitzender: Dipl.-Kfm. Stefan Oetje, Steuerberater, Bremen
Rechnungsführer: Wolfgang Strelow, Steuerberater, Bremerhaven
Schriftführer: Dipl.-Ök. Ralf Grastorff, Steuerberater, Bremerhaven
Beisitzerin: Petra Schröder, Steuerberaterin / vereidigte Buchprüferin, Bremen
Beisitzerin: Christiane Kundel, Steuerberaterin, Bremen
Beisitzerin: Dipl.W.Ing Nina Schüler-Jordan, Steuerberaterin, Bremen
Ehrenvorsitzender: Dipl.-Kfm. Hans-Christoph Seewald, Wirtschaftsprüfer / Steuerberater, Bremerhaven

Gemeinsam beschlossen: neue Beitragsstruktur
Um weiterhin als starke Steuerberater-Lobby wirkungs-        ordnung gleichzeitig eine Reduktion des jährlichen Mit-
voll handlungsfähig sein zu können, hatte der Vorstand       gliedsbeitrags um den im Jahresbeitrag enthaltenen
des Steuerberaterverbands im Lande Bremen e.V.               Umsatzsteueranteil beschlossen. Hintergrund dafür ist
seinen Mitgliedern schon bei der Einladung zur dies-         das BFH-Urteil VR 45/17, in dem erstmals entschieden
jährigen Mitgliederversammlung eine neue Beitrags-           wurde, dass Berufsverbände ihre Mitgliedsbeiträge
ordnung vorgeschlagen. Vorstandsvorsitzender Ralf            anteilig der Umsatzsteuer zu unterwerfen haben, wenn
Heitkamp erklärt: „Wir definieren die sogenannte ,Kanz-      ihre Leistung an die Mitglieder (anteilig) in einem direk-
leimitgliedschaft´ neu, indem dieses Mitgliedschafts-        ten Zusammenhang mit einer Gegenleistung steht.
recht die Verbandsvorteile allen Mitarbeitern eröffnet,      Der Steuerberaterverband im Lande Bremen e.V.
die nicht dem Berufsstand angehören. Möchten hinge-          bietet genau diese Leistungen mit Meetings, Man-
gen die Kanzleiinhaber sowie die angestellten Berufs-        dantenrundschreiben, dem Verbandsmagazin etc.
träger die Verbandsvorteile in Anspruch nehmen,              und muss also zukünftig die Mitgliedsbeiträge antei-
müssen sie ab 2021 selbst persönliches Mitglied beim         lig der Umsatzsteuer unterwerfen. „Wir nutzen das im
Verband werden. Selbstverständlich ermöglichen wir           Sinne unserer Mitglieder und werden nun die anteilige
in der neuen Beitragsordnung, dass ein Kanzleiinhaber        Umsatzsteuer aus dem Jahresbeitrag herausrechnen.
bzw. angestellter Berufsträger, dessen Kanzlei bereits       Damit reduziert sich der Jahresbeitrag unserer – zum
Mitglied bei uns ist, einen vergünstigen Preis erhält. Mit   größten Teil – vorsteuerabzugsberechtigten Mitglieder
diesen Änderungen möchten wir erreichen, dass wir für        um die anteilig ausgewiesene Umsatzsteuer. Für unsere
die Zukunft unseren stabilen Mitgliederbestand halten,       nicht-vorsteuerabzugsberechtigten Mitglieder bleibt
der uns erst die Möglichkeit eröffnet, den Berufsstand in    der Jahresbeitrag unverändert. Wir freuen uns, dass wir
seiner Gesamtheit abbilden und vertreten zu können.“         unsere Mitglieder überzeugen konnten, diesen Weg
Da die Änderung der Beitragsstruktur in einigen Kons-        gemeinsam zu gehen“, so Heitkamp nach der Mitglie-
tellationen zu einer Erhöhung des Gesamtbeitrags pro         derversammlung.
Jahr führt, wurde im Zuge der Umstellung der Beitrags-

                                                                  STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.         11
Neue
        Verbandsadresse:
        Moderne trifft auf Bremer Finanzhistorie

Wenn im Juli 2020 der Steuerberaterverband im Lande               bestimmt so beeindruckt sein wie wir“, ist sich Thomalla
Bremen e.V. und die Bremer Steuer-Institut GmbH in die            sicher.
Schillerstraße 10 einziehen, platzieren sie sich im alten Bre-
mer Finanzviertel, nahe dem Finanzamt. „Dieser Stand-             Für Besucher und Schulungsteilnehmer ist der Standort
ort ist für uns in vielerlei Hinsicht optimal: Grundriss, Preis   gut erreichbar. Ein Parkhaus und der Hauptbahnhof sind
und Lage. Zudem hat die Adresse wirklich Geschichte               in der Nähe. Ein barrierefreier Fahrstuhl fährt direkt in die
und eine Tradition, zu der wir sehr gut passen“, erzählt          dritte Etage. Zudem können in der neuen Geschäfts-
Geschäftsführerin Dr. Natalie Thomalla. „Tatsächlich war          stelle mehrere Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden
in dem Gebäude früher das Bremer Finanzgericht unter-             und das in zwei modern ausgestatteten Seminarräumen.
gebracht. Die Büros wurden inzwischen längst moderni-             Dazu kommen helle Büroräume für die Mitarbeiter, mit
siert und auch technisch zukunftsfit gemacht. Dennoch             rückenfreundlichen höhenverstellbaren Schreibtischen,
befinden sich im Untergeschoss eindrucksvolle histo-              sowie separate Konzentrations- und Steharbeitsplätze.
rische Räumlichkeiten wie ein Kaminzimmer und zwei
großzügige Besprechungszimmer. Diese Räume sind ein               „Spannend für uns ist, dass die Räume vom Unterneh-

Highlight. Wir können und wollen sie für zukünftige Ver-          merverband im Lande Bremen e.V. vermietet werden.

anstaltungen nutzen. Unsere Mitglieder werden davon               Die Gespräche verliefen von Anfang an sehr offen und

   12        STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
hanseatisch verbindlich. Das war uns wichtig, denn ein
anderes Büroangebot ist uns ärgerlicherweise kurz vor
der Unterschrift wieder entzogen worden. Jetzt sind wir
sehr zufrieden und auch die Vertragsverhandlungen
waren angenehm entspannt.“

Jutta Köpsel und Diane Oetje sind als Organisatorinnen
der Lehrgänge und Seminare der Bremer Steuer-Institut
GmbH bereits dabei, die verbesserten Möglichkeiten
in die Planung der kommenden Seminar- und Lehr-
gangsangebote einzubinden. Dazu gehört, dass jetzt
für die nebenberuflichen Lehrgänge nicht mehr extra
Räume angemietet werden müssen. Fast alles kann in
der Schillerstraße 10 stattfinden.

Aus Sicht des Vorstandes ist der Umzug an den neuen
Standort ein Meilenstein in der über 70-jährigen Ver-
bandsgeschichte: „Von hier aus können wir uns sehr gut
weiterentwickeln“.

                                                          STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.   13
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Arbeitsleben

                                           Homeoffice

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Aktuelles

Steuerberaterverband
im Lande Bremen e.V.
spendet 1.000 Euro an die
LidiceHaus gGmbH

AkriBa – Antisemitismuskritische Bildungsarbeit
Mitte März dieses Jahres ist das Modellprojekt AkriBa       schulische Jugendarbeit angeboten, die an jugend-
– Antisemitismuskritische Bildungsarbeit in der Jugend-     lichen Lebenswelten anknüpfen und Einblicke in jüdi-
bildungsstätte LidiceHaus Bremen an den Start gegan-        sche Perspektiven und Alltagserfahrungen gewähren.
gen. Mit Blick auf aktuelle Bedarfe und unter Berück-       Ein Peer-to-Peer-Konzept und spezielle Angebote für
sichtigung von Problemlagen auf lokaler Ebene legt          Fachkräfte und Multiplikator*innen sind ebenso Teil des
das Projekt den Fokus auf Antisemitismus als gesamt-        Projekts wie die Etablierung eines Netzwerks auf regi-
gesellschaftliches Phänomen und fördert eine antise-        onaler und überregionaler Ebene zum Austausch und
mitismuskritische Haltung und Handlungskompetenz            zur Entwicklung didaktischer Konzepte im Themenfeld.
in der Migrationsgesellschaft. Latente und manifeste
Erscheinungsformen antisemitischer Ressentiments und        An dieser Stelle möchten wir uns herzlich für die groß-
Stereotype werden erkenn- und sichtbar gemacht. Teil-       zügige Spende bedanken, welche uns bei der Umset-
nehmende der angebotenen Workshops und Fortbil-             zung unserer Projektziele – gerade in diesen schwieri-
dungen werden nicht nur auf der kognitiven, sondern         gen Zeiten – unterstützt.
auch der affektiv-emotionalen Ebene angesprochen
– das Hinterfragen eigener Vorurteile, vorhandener
Denkmuster und die Anregung zu Reflexionsprozessen
                                                               Kontaktdaten:
soll die persönliche Haltung und Handlungsfähigkeit
                                                               AkriBa – Antisemitismuskritische Bildungsarbeit /
bestärken.
                                                               Jugendbildungsstätte LidiceHaus
                                                               Weg zum Krähenberg 33a
Neben Entstehungsgeschichte und historischer Ent-
                                                               28201 Bremen
wicklung     werden   aktuelle   Antisemitismen,   unter-
                                                               Telefon: 0421 - 692720
schiedlichste    Motivlagen      und   gesellschaftliche
                                                               E-Mail: akriba@lidicehaus.de
Funktionsweisen in den Blick genommen. Es werden
niedrigschwellige pädagogische Module für die außer-

                                                                 STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.         15
StB/WP Dipl.-Kfm. Carsten Nicklaus

                               Plädoyer für Automatisierung und
                               betriebswirtschaftliche Beratung
                               Automatisierung in wichtigen Geschäftsfeldern und warum wir die
                               betriebswirtschaftliche Beratung dabei nicht außer Acht lassen dürfen.

Die Automatisierung der wichtigen Geschäftsfelder ist eine der zentralen Aufgaben für den steuerberatenden
Berufsstand. Und trotzdem – oder gerade deshalb – ist es wichtig, die betriebswirtschaftliche Beratung nicht zu
vernachlässigen oder aus den Augen zu verlieren.

Viele Leser werden einen Beitrag zum Thema „Betriebs-     damit nicht genug:      Die Entwicklungen im Bereich
wirtschaftliche Beratung“ wohl schnell überblättern       „Legal Tech“ im Bereich Rechtsdienstleistungen wer-
wollen. Zu lange wurde dieses Thema in den letzten 20     den bereits in steuerlichen Szenarien eingesetzt. Sie
Jahren „durchgekaut“. Hinzu kommt: In den Praxen          kennen das vielleicht schon aus dem Datev-Programm
haben wir momentan noch bis über beide Ohren zu           „Umsatzsteuer-Expertisen“, in dem man auf Knopf-
tun. Die Gründe sind vielfältig: Arbeit ohne Ende, Per-   druck bzw. Mausklick die gewünschten Antworten
sonalmangel, Fortbildungsstau, zusätzliche Pflichten      bzw. Gutachten zu der gestellten Frage erhält. Und
durch EU-Gesetze usw. Daher sehen wir die Notwen-         was machen wir, wenn 80 % unserer Dienstleistungen
digkeit, uns mit diesem Thema zu beschäftigen, (noch)     durch die KI erledigt werden?
nicht. Es läuft ja alles (noch) wunderbar. Und gerade
                                                          Irgendwann – vielleicht schon bald – werden sich die
deswegen möchte ich an dieser Stelle ein kleines Plä-
                                                          Bequemlichkeit, die Schnelligkeit und der günstige
doyer für das Geschäftsfeld „Betriebswirt-schaftliche
                                                          Preis bei einer empfundenen akzeptablen Qualität bis
Beratung“ halten.
                                                          zu den letzten Steuerpflichtigen/Mandanten herumge-
Folgen der Digitalisierung                                sprochen haben. Bei Geld hört schließlich die Freund-
                                                          schaft auf; das erleben wir immer wieder.
Die Beratung im Allgemeinen und die betriebswirt-
schaftliche Beratung im Speziellen entscheiden in         Beratung ist Mehrwert
naher Zukunft vielleicht über das weitere Bestehen
                                                          Steuerkanzleien, die ihren Mandanten jedoch schon
oder den Untergang von vielen Steuerberatungs-
                                                          vorher einen Mehrwert bieten, werden ihnen gegen-
kanzleien, vielleicht sogar über das unserer eigenen.
                                                          über in dieser Zeit einen bedeutenden Vorteil bei der
Wir stehen vor gewaltigen Veränderungen im Berufs-
                                                          Argumentation haben: „Bei mir bekommst Du nicht
stand, die durch Digitalisierung und Automatisierung
                                                          nur das vergangenheitsbezogene Geschäft der Dekla-
ausgelöst werden.    Die Geschäftsfelder Finanzbuch-
                                                          ration. Du bekommst von uns zu den aktuellen Auswer-
haltung und Lohnabrechnungen, aber auch das lukra-
                                                          tungen aus Deiner Buchhaltung oder Deinen Löhnen
tive Geschäftsfeld „Erstellung von Steuererklärungen“
                                                          auch stets Anmerkungen, Hinweise und ggf. eine Hilfe-
könnten in absehbarer Zeit von künstlicher Intelligenz
                                                          stellung, die Dir bei der „Optimierung“ in Deinem Busi-
(KI) und Cloud-Plattformen schneller, ansprechender
                                                          ness helfen können!“
und vor allem preiswerter abgebildet werden. Und

16      STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
Nachrichten
Die Schritte in diese Richtung müssen dabei nicht          kostet Zeit für die Planung und die Überzeugungsarbeit
unbedingt mit einer gewaltigen Veränderung in der          bei den Mitarbeitern. Diese Zeit fehlt uns aber momen-
Kanzlei einhergehen. Das Know-how in der Kanzlei           tan. Also was tun?
bzw. bei den Mitarbeitern und die Möglichkeiten in
                                                           Praktische Handlungsempfehlungen
der verwendeten Software sind in den meisten Fällen
bereits vorhanden. Es gibt daher durchaus Optionen,        Ich habe dazu vor einiger Zeit einen schönen Vergleich
in den Bereichen Buchhaltung bzw. BWA und Lohn             gelesen:
Zusatzleistungen zu generieren. Es fängt bereits mit der
                                                           Ich gehe zu meinem Freund, dem Metzger, und stehe
Art und Weise der Buchung von Geschäftsvorfällen an.
                                                           in seinem     Geschäft sogar noch vor der Tür in der
Folgende Fragen sollte man in der Kanzlei beispiels-
                                                           Schlange. Er selbst ist redlich bemüht und kommt regel-
weise stellen:
                                                           recht ins Schwitzen beim Abschneiden der gewünsch-
•   Ist die BWA wirklich eine „betriebswirtschaftliche     ten Menge von den größeren Stücken. Seine Messer
    Auswertung“ oder nur eine Darstellung der in der
                                                           sind offensichtlich lange nicht mehr geschärft worden.
    Kasse und auf dem Bankkonto abgewickelten Ge-
    schäftsvorfälle?                                       Als ich an die Reihe komme, frage ich ihn: „Warum
                                                           schärfst Du denn nicht einfach Deine Messer?“ Seine
•   Werden die Abschreibungen monatlich auf Basis
                                                           Antwort: „Du siehst ja, was hier los ist. Keine Zeit.“
    von aktuellen Daten aus der Anlagenbuchhaltung
    gebucht?
                                                           Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, kein Fami-
•   Werden größere Beträge, die sich auf das gesamte       lienleben zu haben oder nicht zu wissen, was ich mit
    Jahr beziehen, monatlich abgegrenzt?
                                                           meiner Zeit anfangen soll. Aber: Ich finde, dass sich so

•   Wie werden welche Auswertungen mit welchem             mancher Feiertag oder Tage vom Wochenende prima
    zeitlichen Versatz dem Kunden zur Verfügung ge-        für solche Überlegungen eignen. Das Büro ist leer, keine
    stellt?
                                                           Unterbrechungen von Mitarbeitern oder Anrufern. Es ist
•   Gibt es zu den Unterlagen ein persönli-                fast schon entspannend. Haben Sie das schon einmal
    ches Gespräch oder einen kleinen Hinweis               versucht?
    „Alles okay!“ in der E-Mail oder auf Papier?
                                                           Und das Angenehme der Arbeit „an“ statt „in“ der
•   Haben Sie in der Vergangenheit für Ihre Mandan-
    ten die Unternehmensentwicklung unterjährig be-        Kanzlei: Sie wird belohnt mit so manchem Effizienz-
    obachtet und Ihre Mandanten proaktiv angespro-         gewinn. Es ist vielleicht ein wenig so, als würde man
    chen?                                                  mit einem geschärften statt einem stumpfen Mes-

•   Wurden Ihre Mandanten schon einmal unterjährig         ser das Fleisch schneiden. Zum Beispiel, indem man
    mit einem Branchenvergleich auf Abweichungen           durch die neuen Strukturen Mitarbeiter in der Kanz-
    hingewiesen?                                           lei monatlich zu Verbesserungen in den Prozessen

•   Wann haben Sie die Ergebnisse aus der BWA zu-          anhält. Hier könnte man entdecken, dass der Man-
    letzt zum Jahresende hin hochgerechnet und dem         dant eine Datei aus dem Rechnungsausgangsbuch
    Mandanten gegenüber die Auswirkungen kommu-            erzeugen kann, die es ermöglicht, Hunderte von Aus-
    niziert?
                                                           gangsrechnungen in Sekunden einzuspielen, anstatt

Das Ganze hört sich doch gut an, oder? Und durch-          sie in Stunden manuell von einer Liste zu erfassen.

führbar ist   es allemal. JEDOCH: Ohne die entspre-        Also: An die Arbeit „an der Kanzlei“ – es lohnt sich!

chende Vorbereitung, Umsetzung und schließlich die         Quelle:
                                                           Verbandsmagazin 1/2020 Steuerberaterverband Düsseldorf
Definition als Standard-Prozess in der Kanzlei ist dies
                                                           Zur Person:
kaum in die bestehenden Strukturen einzufügen. Das         StB/WP Dipl.-Kfm. Carsten Nicklaus, Krefeld, ist stellvertretender
                                                           Vorsitzender des Steuerberaterverbandes Düsseldorf

                                                                 STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.                17
Gesunde
ZUKUNFT?
Digitaler Wandel
Immer mehr Unterneh­men ent-
decken neue Technologien
und künstliche Intelligenz, um
ihre Effizienz zu steigern und
Beschäftigte zu entlasten.
Damit verbunden sind vielfäl-
tige Chancen – aber auch Risi-
ken. Wie Betriebe die digitale
Transformation gesund gestal-
ten können.

  18   STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
Nachrichten

    D    ie digitale Transformation verändert sämtliche              PSYCHISCHE FAKTOREN

    Lebens- und Arbeitsbereiche rasant. „Sie ist weit                Der Gesundheitssoziologe Prof. Dr. Holger Pfaff spricht
    mehr als das Einführen neuer Technologien“, so Prof.             in diesem Zusammenhang von einem nicht mehr zu
    Dr. Andréa Belliger, Leiterin des Instituts Kommunika-           bewältigenden „Optionsstress“. Andere von einer
    tion und Führung in Luzern. „Sie ändert die Art, wie wir         „Interessierten Selbstgefährdung“, in der ein „Über-
    kommunizieren und zusammenarbeiten.“ Denn hinter                 engagement“ des Einzelnen zur Erschöpfung und
    der Digitalisierung steckt ein ganz neues Gefüge an              schließlich zu Burn-out führen kann. In vielen Betrie-
    Werten, Strukturen, Arbeits- und Führungskulturen.               ben ist zudem die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust
    Zusammengefasst wird das unter dem Begriff „New                  beziehungsweise der Austauschbarkeit durch digi-
    Work“ als „Versuch, Arbeit vor dem Hintergrund der               tale Systeme und Maschinen groß. Nicht zuletzt gibt
    digitalen Transformation neu zu definieren“, sagt Belli-         es auch die Sorge, die neuen Technologien nicht zu
    ger. Die damit einhergehenden Veränderungen bie-                 verstehen oder mit ihnen nicht umgehen zu können.
    ten Unternehmen vielfältige Chancen.

     GESUNDHEITLICHE EFFEKTE                                         CHANCEN UND RISIKEN
     Innovative Lösungen wie Exoskelette oder Daten-                 Schneller, effizienter und agiler zu werden nützt kei-
     brillen können beispielsweise dazu beitragen, phy-              nem Unternehmen, wenn die Mitarbeiter den Wand-
     sische und damit auch psychische Arbeitsbelastun-               lungsprozess nicht mittragen. Um zu verhindern,
     gen zu verringern. Neue Technologien verbessern in              dass es den Beschäftigten an Veränderungsbereit-
     einer älter und vielfältiger werdenden Gesellschaft             schaft für einen digitalen Wandel mangelt, spielt
     individuelle Teilhabechancen und unterstützen den               das Changemanagement in Transformationsprozes-
     Gesundheitsschutz. Allerdings ist auch klar: Die Digi-          sen auch für kleine und mittlere Unternehmen eine
     talisierung stellt alle Akteure vor Herausforderungen.          zentrale Rolle. Digitale Transformation kann letztlich
     Mit ihr geht der Trend unter anderem zu einer stärke-           für die Beschäftigten nur gesund sein, wenn alle sie
     ren Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort einher. Der       nachvollziehen und mitgestalten können, statt sich
     aktuelle Fehlzeiten-Report 2019 des Wissenschaftli-             ihr ausgeliefert zu fühlen. Welche gesundheitlichen
     chen Instituts der AOK (WIdO) zeigt etwa: Das dezen-            Auswirkungen haben die hohen Anforderungen an
     trale Arbeiten macht Beschäftigte zwar einerseits               Vernetzung, Flexibilität und Mobilität, aber auch an
     zufriedener. Andererseits aber fühlten sich genau               das Selbstmanagement? Wie lässt sich Arbeit in Zei-
     diejenigen auch häufiger psychisch belastet als aus-            ten der digitalen Transformation gesund gestalten?
     schließlich im Betrieb Tätige.                                  Mit welchen Maßnahmen kann ein Betriebliches
                                                                     Gesundheitsmanagement (BGM) unterstützen? Und
                                                                     welche neuen Führungsanforderungen und -auf-
                                                                     gaben ergeben sich daraus? Die Antworten darauf
                                                                     und mehr lesen Sie auf den folgenden Seiten.

Quelle: „gesundes unternehmen – Das Arbeitgebermagazin der AOK
Bremen/Bremerhaven, Ausgabe 1-2020“

                                                                 STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.       19
Auf die
                Kommunikation
                kommt’s an
                 Mitarbeitergesundheit Prof. Dr. Andréa Belliger, Prorektorin
                 der Pädago­gischen Hochschule Luzern und Leiterin des
                 Instituts für Kommunikation & Führung, über digitale
                 Veränderungsprozesse und die Rolle von Führung.

                Wie verändert sich die Arbeitswelt im Zuge der digitalen Transformation
                und „New Work“?

                Unternehmen organisieren sich neu. Sie sind keine geschlossenen, hierar-
                chisch steuerbaren Systeme mehr, sondern offene, agile, sich ständig im
                Wandel befindliche, selbstorganisierende Netzwerke. „New Work“ reagiert
                darauf mit dezentralem, flexiblem Arbeiten, neuen Kompetenzen und Ar-
                beits- sowie Anstellungsmodellen, Vergütungsmechanismen wie „New
                Pay“. Dabei erhalten zum Beispiel alle Beschäftigten das gleiche Gehalt
                oder es wird transparent kommuniziert, wie viel Lohn jeder erhält. Neu sind
                auch die Büroformen. Etwa „Activity Based Offices“, in denen das Auflösen
                starrer Raumstrukturen und fester Arbeitsplätze die Kreativität und Leistungs-
                fähigkeit fördern soll.

20   STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
Nachrichten

Wie gestalten Führungskräfte diesen Wandel gesund und
erfolgreich?

Durch eine offene Kommunikation, Transparenz, Partizipation, Empathie
und Authentizität. Die klassische Top-down-Führung mit Aufgaben-Dele-
gation von oben nach unten tritt in den Hintergrund. Stattdessen gibt es
dezentrale Teams mit Fach- und Entscheidungskompetenz. Führungskräfte
müssen in Zukunft sehr viel häufiger nicht im Unternehmen anwesende Be-
schäftigte und auch nicht angestellte Teammitglieder führen.
So wird Führung zur Kontextsteuerung, bei der es, wie bei einer Dienstleis-
tung, um das Schaffen idealer Bedingungen für Arbeit in einer Netzwer-
korganisation geht – schnell, bedarfsgerecht, effizient und transparent.
Das kann nur über eine klare Kommunikation erfolgen, bei der immer auch
erfragt wird, was der einzelne noch benötigt, um gut und gesund arbeiten
zu können.

Was machen Unternehmen bei der digitalen Transformation am häufigs-
ten falsch?

Digitalisierung beschränkt sich zu häufig auf Tools und Technologien, viel-
leicht noch auf die Automatisierung von Prozessen. Sie lässt aber die ent-
scheidende Ebene der Veränderung der Organisationskultur außer Acht. In
diesem Fall haben wir es mit nichts anderem als der industriellen Revolution
4.0 zu tun. Die Menschen werden wegen der gleichen Dinge krank wie in
der Industriegesellschaft: Stress, Angst, Sinnlosigkeit der Arbeit usw. Gefahr
besteht also, wenn Organisationen digitale Transformation nur im Sinne von
Technologie im Arbeitsumfeld verstehen. Digitale Transformation ist aber ein
umfassender Prozess. Die Veränderung beginnt vielmehr mit Überlegungen
zur Unternehmenskultur, die Werte wie eine offene Kommunikation, Trans-
parenz und Teilhabe der Beschäftigten, zum Beispiel an Entscheidungspro-
zessen, ins Zentrum stellt.

Quelle: „gesundes unternehmen – Das Arbeitgebermagazin der AOK
Bremen/Bremerhaven, Ausgabe 1-2020“

                                     STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.   21
ICH BIN DANN MAL WEG
     Kündigungsgründe Neue Perspektiven, mehr Gehalt oder Ärger
     mit den Kollegen – die Gründe, wegen derer Beschäf­tigte
     das Unternehmen verlassen würden, sind vielfältig:

     Die Top 6: Warum Mitarbeiter kündigen würden.

     1.
              68 Prozent der Beschäftigten
              würden den Job wechseln, wenn Überstunden weder
              durch Geld noch durch Freizeit ausgeglichen werden.

                                            65 Prozent der Angestellten
                                2.          legen Wert auf das kollegiale Umfeld und würden kündi-
                                            gen, wenn die Chemie mit den Kollegen nicht stimmt.

        Quelle: „gesundes unternehmen – Das Arbeitgebermagazin der AOK Bremen/Bremerhaven, Ausgabe 1-2020“

22       STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
Nachrichten

     60 Prozent

3.   würden bei andauerndem Stress und Leistungsdruck,
     engen Deadlines oder zu hohen geforderten Zielen
     nach Jobalternativen suchen.

                                      48 Prozent der Beschäftigten
                          4.          würden kündigen, wenn keine konstruktive
                                      Feedback-Kultur herrscht.

                                      51 Prozent der Angestellten
                          5.          würden das Unternehmen verlassen, wenn ihnen
                                      kein Handlungsspielraum gewährt wird.

     22 Prozent

6.   würden sich nach einem anderen Job umsehen,
     wenn sie keine Anreize wie Dienstwagen, Jobticket
     oder Sportangebote erhalten.

                                           STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.   23
Fachkräfte finden –
         aber wie?
        Aktiv suchen: Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft, für die in
        Kooperation mit der Zeitschrift „Personalwirtschaft“ und dem Jobportal „Indeed“
        Personalverantwortliche aus 420 Unternehmen befragt wurden, zeigt: Online-Stel-
        lenanzeigen sind aktuell das meistgenutzte Mittel, um neue Mitarbeiter zu finden.
        Immerhin rund jedes zweite Unternehmen verzeichnet damit auch Erfolge. Doch ten-
        denziell Erfolg versprechender ist es für Firmen, aktiv auf Fachkräfte zuzugehen (siehe
        Grafik). So besuchen sechs von zehn Unternehmen Jobmessen oder beteiligen sich
        an ähnlichen Veranstaltungen und mehr als jedes zweite findet auf diese Weise das
        gesuchte Personal. Der Aufbau persönlicher Kontakte zu potenziellen Mitarbeitern,
        das sogenannte Active Sourcing, ist sogar eine noch probatere Rekrutierungsstrate-
        gie, ebenso wie die Kooperation mit Hochschulen und anderen Bildungsträgern. Und
        wer seinen neuen Mitarbeitern in spe besondere Anreize, etwa durch betriebliche
        Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bietet, sollte dies
        im Rahmen der Personalsuche auch offensiv kommunizieren. Das jedoch ist laut Stu-
        die allzu oft nicht der Fall.

        Quelle: „gesundes unternehmen – Das Arbeitgebermagazin der AOK Bremen/Bremerhaven,
        Ausgabe 1-2020“ Talents und Trends/April 2018, von Rundstedt gemeinsam mit dem
        Marktforschungsinstitut INNOFACT AG

24   STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
Nachrichten
                              Verschiedene Wege zum Erfolg
                              Die meistgenutzten Strategien zur Personalgewinnung und was sie bringen.

                              Kostenpflichtige Online-Stellenanzeigen                                     44                              79
                              Jobmessen, Recruiting-Events und
                              ähnliche Veranstaltungen (auch digital)                                     53                              60
                              Headhunting/
                              Personalberater                                                             62                              52
                              Active Sourcing (Aufbau persönlicher
                              Kontakte zu potenziellen Mitarbeitern)                                      53                              52
                              Mitarbeiterempfehlungsprogramme
                              (mit Anreiz)                                                                64                              50
                              Kooperation mit Hochschulen oder
                              anderen Bildungseinrichtungen                                               54                              50
                              Jobtitel umbenennen, um für die
                              Zielgruppe attraktiver zu werden                                            44                              46
                              Zielgruppengenaues
                              Social-Media-Marketing                                                      47                              36
                              Jobprofile neu
                              zuschneiden                                                                 57                              31
                              Stärken und Bewerben der Region (durch
                              Aufbau von Netzwerken, Talentpools etc.)                                    60                              31

                              So viel Prozent der Unternehmen nutzen diese Strategie
                              So viel Prozent der Nutzer bewerten den Erfolg dieser Strategie mit „gut“ oder „sehr gut“

                              Befragung von 420 Unternehmen im Zeitraum August bis November 2018
                              Quelle: Indeed (Jobportal), Personalwirtschaft (Zeitschrift), Institut der deutschen Wirtschaft

                                                                                                                                                ANZEIGE

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Mehr Informationen unter:
vimcar.de/steuerberater   steuerberater@vimcar.de   030 555 732 980
Der gesunde Weg
Entscheidungshilfe für Mitarbeiter: Treppe oder Aufzug,
Salat oder Currywurst? Auch wenn viele Beschäftigte wissen,
was das Beste für ihre Gesundheit ist, ist es im Joballtag nicht immer
einfach, gesunde Entscheidungen zu treffen. Arbeitgeber können ihre
Mitarbeiter dabei unterstützen.

Studien belegen, dass Entscheidungen oft irrational,       gen überlegter und gesundheitsbewusster zu treffen.
also unbewusst aus dem Bauch heraus getroffen wer-         Ziel ist es, Arbeitnehmern gesunde Alternativen zu
den. Eine Option ist emotional ansprechender und           bekannten Verhaltensmustern aufzuzeigen und diese
erscheint einfacher. Zum Beispiel den Aufzug statt der     Optionen attraktiv und einfacher zu machen als die
Treppe zu nehmen. In der Betrieblichen Gesundheits-        weniger    gesundheitsgerechte   Variante.   „Funktio-
förderung (BGF) macht man sich deshalb das Konzept         nieren kann es ähnlich wie bei der Werbung, bei der
des „Nudging“ (dt. Anstupsen) zunutze. Dieses wurde        die Kaufentscheidung durch äußere Reize beeinflusst
erstmals 2008 von den Wissenschaftlern Richard Thaler      wird“, erklärt Ida Ott, Autorin des Reports der Initi-
und Cass Sunstein veröffentlicht. Es soll durch gezielte   ative Gesundheit und Arbeit (iga) zum Thema und
Maßnahmen Beschäftigte „anstupsen“, Entscheidun-           Beraterin für Betriebliches Gesundheitsmanagement

                                                                     beim Institut für Betriebliche Gesund-
                                                                       heitsförderung der AOK. Das Wichtige
                                                                          sei aber, dass es eine bessere und
                                                                              gesündere Entscheidung für den
                                                                              Menschen und nicht nur positiv für
                                                                              das Unternehmen sei, so Ott. Zum
                                                                              Beispiel, wenn sich die Beschäftig-
                                                                              ten für die Treppe und gegen den
                                                                             Aufzug entscheiden.

                                                                          Doch wie kann das konkret aussehen?
                                                                         Stellt das Unternehmen in der Kantine
                                                                        etwa den Süßigkeitenautomaten in eine
                                                                        entfernte Ecke, fällt die Entscheidung
                                                                         für den Mitarbeiter, dorthin zu gehen,
                                                                          schwerer. Auf der anderen Seite kön-
                                                                           nen Unternehmen auch in der Kantine

26     STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
Nachrichten

Gesunde Entscheidungen möglichst einfach machen.             beruht. Es basiert auf neun verschiedenen Wirkmecha-
Auch funktioniere es gut, den Menschen die gewünschte        nismen. Aus den erwarteten Verhaltensweisen lassen sich
Wahloption zu erleichtern, wobei ihnen aber die Freiheit     Ideen für Nudges ableiten. Ein Wirkmechanismus sind An-
bleibt, auch anders zu entscheiden. Sehr erfolgreich habe    reize. Man geht davon aus, dass die Antwort auf die Anrei-
das etwa bei Führungskräften funktioniert. Sie mussten       ze durch eine sogenannte vorhersehbare „mentale Abkür-
sich nicht selbst zu einem Coaching-Angebot anmelden,        zung“ bestimmt wird. Das kann etwa die Tendenz, Verluste
sondern wurden automatisch angemeldet. Wer nicht teil-       zu vermeiden oder Gewinne zu erzielen, sein. Indem Un-
nehmen wollte, konnte sich abmelden, musste also aktiv       ternehmen einen gezielten Anreiz setzen und beispielswei-
werden. Die Abmeldung ist demnach mit Aufwand ver-           se die Teilnahme an BGF-Maßnahmen als Arbeitszeit an-
bunden – nicht die Anmeldung. „Unserer Erfahrung nach ist    rechnen, beeinflussen sie die Entscheidung. Grundsätzlich
diese Maßnahme sehr effektiv“, sagt Ott. Jeder, der nicht    gilt: Die Entscheidungen sollten einfach zu treffen, anspre-
teilnehmen möchte, müsste sich aktiv mit dem Gedanken        chend dargeboten, sozial eingebunden und zeitlich richtig
auseinandersetzen und bewusst dagegen aussprechen.           gewählt sein. Es ist auch sinnvoll, so die Expertin, den Erfolg
Wichtig dabei sei, dass nur die „Vorzeichen“ der Entschei-   anhand des definierten Ziels regelmäßig zu überprüfen.
dung verändert werden. Die eigentliche Entscheidung zur      „Man sollte Nudges erproben und prüfen, was sich be-
Teilnahme bleibt den Beschäftigten überlassen und ein        währt“, sagt Ida Ott. Daher kann es sinnvoll sein, mehrere
„Nein“ ist nicht mit Sanktionen belegt.                      Nudges zu entwickeln oder zu kombinieren.

Mit Nudging beginnen. Um Nudging anzuwenden, müssen          Voraussetzung: Freude am Experiment. Bei der Gestaltung
sich die Verantwortlichen im Unternehmen zunächst über-      der Nudges seien auch spielerische Aktionen entstanden.
legen: Was soll sich verändern und warum? Ziele könnten      So veranstaltete etwa ein Softwareunternehmen einen
beispielsweise sein, mehr ausgleichende Bewegung in den      Wettbewerb, bei dem die Mitarbeiter mit den meisten
Arbeitsalltag zu bringen, um Rückenproblemen vorzubeu-       Schritten eine Teamreise gewinnen konnten. Dazu erhiel-
gen, oder eine gesündere Ernährung im Betrieb anzubie-       ten die Teilnehmer Schrittzähler. Die Aktion kam gut an: 75
ten. Außerdem muss geklärt werden: Wer ist die Zielgrup-     Prozent der 250 Beschäftigten nahmen an dem Wettbe-
pe? Alle Mitarbeiter? Eine Abteilung? Wichtig ist es auch,   werb teil. Und sogar sechs Monate nach dem Wettbewerb
die Beschäftigten in den Prozess einzubeziehen und ge-       trugen noch einige Teilnehmer ihren Schrittzähler. Läuft die
meinsame Ziele zu formulieren, weiß Ida Ott. Damit gehe      Aktion lange genug und die Mitarbeiter finden Freude da-
man nicht nur dem Verdacht der Manipulation aus dem          ran, können sich Gewohnheiten verändern, sagt Ida Ott.
Weg, sondern erhöhe auch die Identifikation und Motivati-    Und dann fallen unbewusste Entscheidungen automatisch
on der Beschäftigten.                                        gesünder aus.

Die wissenschaftliche Basis von Nudges. In der Praxis wird
für die Entwicklung von sogenannten Nudges, also Stup-
sern, zum Beispiel das MINDSPACE-Gestaltungsmodell ge-       Quelle: „gesundes unternehmen – Das Arbeitgebermagazin der
nutzt, das auf verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnissen    AOK Bremen/Bremerhaven, Ausgabe 1-2020“

                                                               STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.          27
Überschätzung
     kann helfen
     Mitarbeiterführung Wissenschaftler
     haben in Experimenten herausgefunden, dass wir unsere eigenen
     Fähigkeiten tendenziell überschätzen. Das muss –
     gerade im Arbeitsleben – nicht negativ sein, erläutert Steve Ayan,
     Psychologe und Redakteur der Zeitschrift „Gehirn&Geist“

     Drei von vier Autofahrern glauben, bessere Fahrer zu sein als der Durch-
     schnitt. Haben Psychologen solche Phänomene von Selbsttäuschung
     auch im Berufsleben beobachtet?

     Ja. In einer klassischen Untersuchung gaben beispielsweise 94 Prozent der
     befragten Professoren an, sie leisteten bessere Arbeit als der Durchschnitt
     ihrer Kollegen. Und die überwiegende Zahl der Studierenden hält sich für
     fähig, später im Leben eine Führungsposition zu besetzen. Grundsätzlich
     fühlen wir uns vor allem auf solchen Gebieten, die uns besonders am
     Herzen liegen, besser, als wir sind. Ob ich toll singe, ist mir egal – aber auf
     meine beruflichen Fähigkeiten bilde ich mir gern etwas ein. Umgekehrt
     heißt das: Wer seine Job-Kompetenz überschätzt, dem ist sein Job wohl
     zumindest nicht ganz gleichgültig.

     Wäre es nicht gerade im Arbeitsleben besser, sich selbst realistisch einzu-
     schätzen?

     Jein. Natürlich ist es mitunter ungünstig, sich dramatisch zu überschät-
     zen oder gar für unfehlbar zu halten. Allerdings zeigen Studien, etwa
     von Psychologen um Michael Dufner von der Universität Leipzig, dass ein
     gewisses Maß an unrealistischem Optimismus dabei hilft, eine gute Leis-
     tung abzuliefern und Rückschläge leichter zu nehmen. Unterm Strich wirkt
     moderate Selbstüberschätzung eher motivierend als hinderlich. Deshalb
     ist sie auch so verbreitet.

     Quelle.„gesundes unternehmen – Das Arbeitgeberma-
     gazin der AOK Bremen/Bremerhaven, Ausgabe 1-2020“

28    STEUERBERATERVERBAND im Lande Bremen e.V.
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