Von den Besten lernen - Innovative Personalentwicklung bei der Polizei - Praeview

 
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Von den Besten lernen - Innovative Personalentwicklung bei der Polizei - Praeview
Zeitschrift für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention   10,- Euro | ISSN 2190-0485   Nr.4 | 2012

    Von den Besten lernen
    Innovative Personalentwicklung
    bei der Polizei
Von den Besten lernen - Innovative Personalentwicklung bei der Polizei - Praeview
editorial

                               Unternehmen Polizei weiterentwickeln
Manchmal hat der demografische Wandel auch          Doch wie die Polizei zukünftig ihre Talente –     Telearbeits- und Teilzeitmodelle sowie innova-                              Art Directors’ Comment
sein Gutes. Er macht deutlich, wo Veränderung       vor allem Frauen – für Führungsaufgaben ge-       tive Jobsharingkonzepte die Vereinbarkeit von
nottut, wo Ressourcen bislang fahrlässig ver-       winnen will, davon können sich einige Unter-      Familie und Beruf zu erhöhen.                                               Zwischen Tradition und Innovation
schwendet werden, wo Aufmerksamkeitslücken          nehmen „eine Scheibe abschneiden“. Denn es                                                                                    Keine andere Organisation hat einen so hohen
am Ende die Organisation gefährden.                 geht in der Polizei nicht mehr darum, irgend-     Insgesamt haben vielfältige Programme, Pilot-                               Wiedererkennungswert wie die Polizei. Die
                                                    einer Personengruppe die Güte besonderer För-     projekte und mutige Initiativen auf verschie-                               Fahrzeuge, Uniformen und Gerätschaften sind
So hat er in der Polizeiorganisation zu einem       derung zukommen zu lassen, sondern durch          denen Ebenen dazu beigetragen, das gesamte                                  jedem Bürger vertraut, allein die Farbgebung
Paradigmenwechsel geführt: in der Politik der       bessere Arbeitsbedingungen lebensphasensen-       System der Führungskräfterekrutierung weiter-                               ruft unmittelbar Emotionen hervor. Auch in-
Gleichstellung von Frauen und Männern, Jün-         sible Karrieremodelle für Frauen wie für Männer   zuentwickeln mit dem Ziel, die Balance in der                               nerhalb der Polizei stehen diese Motive für
geren und Älteren, Menschen mit und ohne Mi-        zu erarbeiten, die der gesamtgesellschaftlichen   Personalstruktur auch durch innovationsförder-                              Tradition und Kultur, durchaus stellvertretend
grationshintergrund. Das hat die Organisation       Verantwortung und der besonderen Vorbild-         liche Stellenbesetzungen und Quereinstiege                                  für verschiedene Epochen der Polizeiarbeit.
der Polizeiarbeit radikal geändert – trotz der      funktion einer staatlichen Dienstleistungsorga-   mittelfristig noch stärker zu beeinflussen. Sicher                          Eine Polizeiausgabe der præview ohne Poli-
Schwerkraft tradierter Wertvorstellungen und        nisation gerecht werden.                          ein zeitintensiver, aber zugleich ein erfolgver-                            zeimotive war damit undenkbar.
eingelebter, vor allem von Männern geprägter                                                          sprechender Weg hin zu einer modernen Füh-
Verhaltensmuster. In vielen Feldern sind diese      Dabei werden in Zukunft, das zeigen die Beiträ-   rungsorganisation, in der Frauen in Spitzenpo-                              Die vorliegende Ausgabe der præview be-
Muster daher auf dem Rückzug.                       ge in dieser Schwerpunktausgabe der præview       sitionen selbstverständlich werden.                                         schreibt aber nicht den Status quo der Polizei,
                                                    eindrücklich, alle Register „guter“ und „nach-                                                                                sondern den Spannungsbogen einer tradi-
Diese Schwerpunktausgabe der præview zeigt,         haltiger“ Organisations- und Personalentwick-     Dortmund, im Dezember 2012                                                  tionsgeprägten Organisation, die sich auf den
dass sich die Polizei in vielen Bereichen zum       lung gezogen. Dazu zählt zum Beispiel die Ver-                                                                                Weg machen muss, ihre Aufgaben unter ver-
Vorreiter – auch für Unternehmen – gemausert        änderung bislang vorherrschender Karriere- und                                                                                änderten Rahmenbedingungen zu erfüllen,
hat: für innovative Strategien und moderne Ins-     Laufbahnmodelle hin zu Konzepten, die eine                                                                                    seien dies gesellschaftliche Einstellungen zu
trumente der Personalrekrutierung, in Fragen        bessere Work-Life-Balance aller (angehenden)                                                                                  Geschlechterrollen oder der demografische
des Gender- und Diversity-Managements, in           Führungskräfte ermöglichen und die besonders      Rüdiger Klatt                                                               Wandel.
Bezug auf partizipative Führungsmodelle und         talentierte und führungsfähige Frauen zukünf-     Herausgeber
vieles mehr.                                        tig noch stärker anziehen sollen.                                                                                             Wir haben daher versucht, in den vertrauten
                                                                                                                                                                                  Polizeimotiven neue Perspektiven zu entde-
Gewiss, Beamtenstatus und die Alleinstellungs-      Dazu zählt auch, durch mehr Partizipation und                                                                                 cken, neue Details herauszustellen und Ver-
merkmale der Dienstleistung (Gefahrenabwehr,        ein vorausschauendes Personalmanagement zu                                                                                    trautes durch Unschärfe auszublenden. Wir
Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und      mehr Planungssicherheit, zu besseren Arbeits-                                                                                 wissen, dass jeder Leser bei jedem Motiv un-
Ordnung) haben die Organisationsgeschichte          leistungen bei gleichzeitig höherer Arbeits-                                                                                  mittelbar den Bezug zur Polizei herstellt, hof-
der Polizei geprägt und eine besondere, solida-     zufriedenheit und Gesundheit von Führungs-                                                                                    fen aber gleichzeitig, dass er auch in jedem
rische Kultur entstehen lassen, die nicht so ohne   kräften beizutragen. Und nicht zuletzt geht es                                                                                Motiv etwas Neues entdeckt.
Weiteres auf Unternehmen übertragbar ist.           zukünftig verstärkt darum, durch intelligente
                                                                                                                                                                                  Den Großteil der Fotografien haben wir eigens
                                                                                                                                                                                  für dieses Heft in Zusammenarbeit mit dem
                                                                                                                                                                                  Polizeipräsidium Dortmund angefertigt. Wir
                                                                                                                                                                                  möchten an dieser Stelle ganz herzlich Herrn
                                                                                                                                                                                  Polizeihauptkommissar Wolfgang Wittrien,
                                                                                                                                                                                  dem Leiter der Polizeiausstellung „eins eins
                                                                                                                                                                                  null“, für seine Hilfsbereitschaft und kompe-
                                                                                                                                                                                  tente Beratung bei der Motivwahl danken.

Zur geschlechtergerechten Sprachverwendung
Wir haben uns bei dieser Ausgabe der præview darum bemüht, den Ansprüchen an geschlech-
tergerechte Sprache verantwortungsvoll nachzukommen. Unser tief empfundener Dank gilt
hierbei Frau Dr. Edelgard Kutzner, einer der renommiertesten Gender- und Diversity-Forscherinnen
in Deutschland für eine kollegiale und geduldige Beratung bei der Manuskriptbearbeitung. In
einigen wenigen Fällen haben wir jedoch eigene Varianten gewählt, für die Frau Dr. Kutzner
keine Schuld trifft. Alle Fehler liegen in der alleinigen Verantwortung des Redakteurs.

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Von den Besten lernen - Innovative Personalentwicklung bei der Polizei - Praeview
inhalt
                                                                                                                                                                                                              22
                                                                                                                                               Emotionale Darstellungsregeln für Führungspersonen
                                      Von den Besten lernen                                                                                                 Haben Geschlechtsstereotype einen Einfluss?
    Innovative Personalentwicklung bei der Polizei                                                                                                            Philipp W. Lichtenthaler, Andrea Fischbach
                                                                                                                                                                                                              24 intærview
                                                                                                                              „Ich will die Besten, deshalb muss ich Hürden für Frauen abbauen.“
                                                                                        02 editorial                                           Interview mit Heike Fischer, Polizeipräsidentin in Osnabrück
                                        Unternehmen Polizei weiterentwickeln
                                                                 Rüdiger Klatt                                                                                                                                26
                                                                                                                                                       Szenario 2020: Gute Arbeit für Führungskräfte
                                                                                                                                                         Ergebnisse einer Ideenwerkstatt mit (angehenden)
                                                                                        06
                                                              Frauen im Aufwind                                                             Polizei-Führungskräften aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt
                           Chancengerechtigkeit ist selbstverständlicher Bestandteil                                                                                                         Rüdiger Klatt
                               zukunftsweisender Bildungs- und Forschungspolitik
                                                       Christina Hadulla-Kuhlmann                                                                           Der demografische Wandel in der Polizei 28
                                                                                                                                                    Was den Behörden das Leben (besonders) schwer macht
                                                                                        08
                                                       Potenzial an die Spitze                                                                                   Kurt-Georg Ciesinger, Karsten Woltering
                                  Frauen in Führungsfunktionen des Polizeidienstes
        Andrea Fischbach, Rüdiger Klatt, Hartmut Neuendorff, Kurt-Georg Ciesinger                                                                  Das „Demografische Mitarbeitergespräch deMAG“ 30
                                                                                                                                                     Ein innovatives Instrument moderner Führungskultur
                                                                                        10
            Nutzung und Effekte von Emotionen und Regulationsstrategien                                                                                                                 Alfred Bernitzke
    Ergebnisse einer Befragung von Polizeiführungskräften und ihren Mitarbeitenden
                                          Andrea Fischbach, Philipp W. Lichtenthaler                                                                           Generationenwechsel bei Polizistinnen 32
                                                                                                                                        Ergebnisse einer Befragung von Frauen auf dem Karrieresprungbrett
                                                                                        12                                                                  Gwendolin von der Osten, Kurt-Georg Ciesinger
                               Surface Acting, Deep Acting, Automatic Acting
                                          Emotionsregulation in der Führungsarbeit
                            Andrea Fischbach, Philipp W. Lichtenthaler, Jessica Boltz                                                                            Personalentwicklung anders gedacht 34
                                                                                                                                                            Typologie von Polizeibeamtinnen und -beamten
                                                                                        14                                                                                                 Henrik Cohnen
                                                         Leben und Laufbahn
      Rahmenbedingungen der Vereinbarkeit von Karriere und Familie bei der Polizei
                                                                Constanze Jäger
                                                                                        16
                                                                 Cross Mentoring
                   Aspekte der Frauenförderung in Zeiten des Gender Mainstreaming
                                                          Gwendolin von der Osten
                                                                                        18
            Wie wirken Karriere-Booster auf den Karriereerfolg bei Frauen?
               Nina Horstmann, Nina Zeuch, Claudia M. Wagner, Andrea Fischbach
                                                                                        20
                      Systemische Gleichstellungspolitik – ein Kulturwandel
                                                                   Marion Dix

                                                                                                                                                                                                              36
                                                                                                                                                                            Vom Tabu- zum Topthema
                                                                                                                                                     Psychische Gesundheit bei Führungskräften der Polizei
                                                                                                                                                                                        Dagmar Siebecke
                                                                                                                                                                                                              38 dælphi
                                                                                                                                                              Demografie, Vielfalt, Chancengleichheit
                                                                                                                                           Zukunft der Personalentwicklung in der niedersächsischen Polizei
                                                                                                                                                                                             Carsten Rose
                                                                                                                                                                                                              40
                                                                                                                                         Gesellschaft im Wandel – Personalentwicklung im Wandel
                                                                                                                                      Die Antwort der PD Hannover auf die Herausforderungen der Zukunft
                                                                                                                                                                            Marion Dix, Detlef Hoffmann
                                                                                                                                                                                                              42
                                                                                                                                                    Aufstieg für Frauen im Polizeivollzugsdienst –
                                                                                                                                       immer noch eine Entscheidung zwischen Kind und Karriere?
                                                                                                                                                               Problemaufriss und erste Lösungsansätze
                                                                                                                                                                                     Elke Gündner-Ede
                                                                                                                                                                                                              44
                                                                                                                                          Frauen in Führungspositionen – Alles eine Frage der Zeit?
                                                                                                                                                                                   Edelgard Kutzner
                                                                                                                                                                                                              46 prævokation
                                                                                                                                                               Frauen in Spitzenpositionen der Polizei
                                                                                                                                                                   Erfolg – auch eine Sache der Mentalität
                                                                                                                                                                                             Eileen Lensch
                                                                                                                                                                                                              47   impressum

4                                                                                                      præview Nr. 4 | 2012                                                                                                    5
Von den Besten lernen - Innovative Personalentwicklung bei der Polizei - Praeview
Frauen im Aufwind
Chancengerechtigkeit ist selbstverständlicher Bestandteil
zukunftsweisender Bildungs- und Forschungspolitik
Christina Hadulla-Kuhlmann

Die Bildungspolitik hat für die Chancengerechtigkeit in Deutschland in                                Pakt auf über hundert Partner angewachsen.           polizeilicher Behörden sind sie jedoch weiterhin
                                                                                                      Die bisherige Erfolgsbilanz kann sich sehen las-     stark unterrepräsentiert. Es stellt sich deshalb
den letzten Jahren viel erreicht. Mehr Mädchen als Jungen erwerben mit                                sen: Die Projekte der Pakt-Partner haben knapp       die Frage, unter welchen strukturellen und kul-
dem Abitur die allgemeine Hochschulreife und beginnen ein Studium, das                                170.000 Mädchen erreicht. Über zwei Drittel          turellen Rahmenbedingungen – insbesondere
                                                                                                      dieser Mädchen schlagen eine MINT-Laufbahn           im Hinblick auf die Führungskultur – Frauen im
sie häufig schneller und erfolgreicher abschließen als ihre Kommilitonen.                             ein oder streben diese an. Auf der Projektland-      Polizeidienst Karriere machen wollen und kön-
Frauen sind heute hervorragend ausgebildet. Dies schlägt sich auch auf                                karte von „Komm, mach MINT“ finden sich heute        nen. Frauenkarrieren in der Polizei sollten nicht
                                                                                                      1.000 einzelne Projekte und Maßnahmen für            nur in den Fernsehserien sondern auch in der
dem Arbeitsmarkt nieder. Immer mehr Frauen sind erwerbstätig und tragen                               Schülerinnen und junge Frauen, um MINT zu            Realität selbstverständlich sein. Hierzu leistet
zum Teil maßgeblich zum Familieneinkommen bei.                                                        entdecken und Unterstützung im Studium zu            das Forschungsprojekt einen wichtigen Beitrag.
                                                                                                      erhalten. Inzwischen ist der Pakt MINT in die        Unabhängig von den Ergebnissen des For-
Trotz dieser positiven Entwicklung sind Frauen     und Länder mit einem Fördervolumen von ins-        zweite Phase gegangen; er wird noch bis 2014         schungsvorhabens ist angesichts der Einsatz-
in wichtigen gesellschaftlichen Schlüsselposi-     gesamt 150 Millionen Euro vereinbart. Mit dem      vom BMBF unterstützt.                                zeiten im Polizeidienst offensichtlich, dass die
tionen zu wenig vertreten. In Unternehmen der      Programm wurden bislang 260 Wissenschaft-                                                               Vereinbarkeit von Familie und Beruf in diesem
Privatwirtschaft war 2010 die erste Führungs-      lerinnen auf unbefristete W2- und W3-Profes-       Die Chancengerechtigkeitsstrategie des BMBF          Arbeitsfeld schwierig umzusetzen ist. Häufig
ebene nur zu rund einem Viertel mit Frauen be-     suren berufen und eine Vielzahl gleichstellungs-   und die dafür entwickelten Programme und             wird diese Thematik erst diskutiert, wenn es da-
setzt; im Top-Management von Großunter-            fördernder Maßnahmen an den Hochschulen            Maßnahmen beruhen auf aktuellen Forschungs-          rum geht, die Frauenanteile in einem spezifi-
nehmen sind Frauen eine Seltenheit. In den hun-    entwickelt und umgesetzt. So wurden zum Bei-       ergebnissen zu genderbezogenen Fragestellun-         schen Bereich zu verbessern. Die Lösung dieser
dert größten börsennotierten Unternehmen in        spiel Angebote zur Gewinnung von Studen-           gen. Mit der Aktionslinie „Frauen an die Spitze“     Problematik bietet jedoch auch bessere Arbeits-
Deutschland nehmen Frauen nur 2,2 % der Vor-       tinnen für naturwissenschaftlich-technische        fördert das BMBF deshalb interdisziplinäre For-      bedingungen für Männer mit Familienverant-
standssitze und 10,6 % der Aufsichtsratsman-       Studiengänge oder auch zur Kinderbetreuung         schungsarbeiten zu verschiedenen Themenbe-           wortung. Dies zeigt: Moderne Chancengleich-
date ein.                                          entwickelt. Ein Erfolg, der auch auf das Profes-   reichen. Schwerpunkte sind das geschlechter-         heitspolitik ist nicht nur auf Frauen ausgerichtet,
                                                   sorinnenprogramm zurückgeht, ist, dass sich        stereotype Berufswahlverhalten von Mädchen           sondern hat positive Wirkungen für Frauen und
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Hochschulen       der Professorinnenanteil an deutschen Hoch-        und jungen Frauen, die Berufs- und Karriere-         Männer. Letztlich müssen sich auch öffentliche
und Forschungseinrichtungen: Bei den Hoch-         schulen in den letzten zehn Jahren auf gegen-      verläufe von Frauen, die Wirkung von Organi-         Arbeitgeber angesichts des demografischen
schulabsolventen ist das Verhältnis von Frauen     wärtig 19,7 % fast verdoppelt hat.                 sationsstrukturen in Wirtschaft, Wissenschaft        Wandels mit der Frage auseinandersetzen, wie
und Männern noch ausgeglichen. Auf den wei-                                                           und Forschung und die Frage, wie auch in der         attraktiv sie in Zukunft noch für Berufsanfänger
teren Qualifikationsstufen nimmt der Anteil der    Neben den personellen und strukturellen Erfol-     biomedizinischen oder naturwissenschaftlichen        sind. Mehr Chancengleichheit ist auch eine
Frauen jedoch kontinuierlich ab. Am Ende be-       gen sind eine breite hochschulöffentliche Dis-     Forschung Genderaspekte besser berücksichtigt        Chance, im Wettbewerb um junge Beschäftigte
setzen sie nur jede fünfte Professur und nur       kussion und ein großes Engagement für die          werden können. Ziel ist es, Wissensgrundlagen        erfolgreich zu sein.
jede zehnte Führungsposition in den außeruni-      Gleichstellungsfrage an den Hochschulen in         über die Ursachen für die unzureichende Be-
versitären Forschungseinrichtungen. Der größte     Gang gekommen. Um diese positiven Effekte          teiligung von Frauen in der Wissenschaft und         Die Autorin
Bruch findet nach erfolgreicher Promotion statt:   nachhaltig zu sichern, haben Bund und Länder       in den Spitzenpositionen der Wirtschaft zu er-       Ministerialrätin Christina Hadulla-Kuhlmann
Der Frauenanteil bei den Promotionen lag 2010      in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz          halten und daraus Handlungskonzepte abzu-            ist Leiterin des Referats „Chancengerechtig-
bei 44 %, bei den Habilitationen waren es nur      (GWK) Mitte dieses Jahres beschlossen, das Pro-    leiten. Insgesamt fördert das BMBF gemeinsam         keit in Bildung und Forschung“ im Bundesmi-
noch 25 %.                                         fessorinnenprogramm für weitere fünf Jahre         mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF) mit           nisterium für Bildung und Forschung. In dieser
                                                   fortzuführen.                                      dieser Initiative im Zeitraum 2007 bis 2015 rund     Funktion ist sie u. a. von Seiten des Bundes
Die Bundesministerin für Bildung und For-                                                             100 Forschungsprojekte mit einem Fördervolu-         Vorsitzende des Arbeitskreises Chancengerech-
schung, Prof. Dr. Annette Schavan, hat deshalb     Mit dem „Nationalen Pakt für Frauen in MINT-       men von insgesamt 32 Mio. Euro.                      tigkeit der Gemeinsamen Wissenschaftskonfe-
zur Erhöhung der Chancengerechtigkeit Pro-         Berufen“ hat das Bundesministerium für Bil-                                                             renz des Bundes und der Länder (GWK) und
gramme und Fördermaßnahmen auf den Weg             dung und Forschung (BMBF) eine wichtige Maß-       Eines dieser Projekte, das sich aufgrund seiner      Vertreterin des Bundes in der Helsinki Gruppe
gebracht, die auf strukturelle Veränderungen       nahme auf den Weg gebracht, um den weiblichen      Qualität im Wettbewerb um Forschungsmittel           der Europäischen Kommission (Generaldirek-
im Wissenschaftssystem abzielen. Ziel dieser       Nachwuchs für den MINT-Bereich (Mathematik,        durchsetzen konnte, ist das Forschungsvorhaben       tion Forschung), die fachliche Stellungnahmen
zukunftsorientierten Politik ist, dass Frauen in   Informatik, Naturwissenschaft, Technik) zu be-     „Frauen in Spitzenpositionen des Polizeidienstes“    zur Weiterentwicklung der Gleichstellung von
allen Bereichen und auf allen Ebenen – vor allem   geistern. Der Pakt begann als breites Bündnis      der Deutschen Hochschule der Polizei und der         Frauen im Wissenschaftssystem erarbeitet.
auch in Führungspositionen – angemessen ver-       mit 46 Partnern aus Bund und Ländern, der          TU Dortmund. Auch wenn uns Fernsehserien
treten sind.                                       Bundesagentur für Arbeit, Partnern aus der         ein anderes Bild vermitteln, ist der Polizeidienst
                                                   Wirtschaft und Wissenschaft sowie aus den Me-      gegenwärtig noch ein von Männern dominierter
Kernstück ist das Professorinnenprogramm. Die-     dien. Die Partner haben sich in einem stetig       Berufszweig. Zwar ist es in den letzten Jahren
ses Programm wurde im Jahr 2007 auf Initiative     wachsenden und für neue Mitglieder offenen         gelungen, verstärkt Frauen für diesen Beruf zu
der Bundesministerin gemeinsam durch Bund          Netzwerk verbunden; in nur drei Jahren ist der     gewinnen; besonders in den Führungspositionen

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Von den Besten lernen - Innovative Personalentwicklung bei der Polizei - Praeview
Potenzial an die Spitze
Frauen in Führungsfunktionen des Polizeidienstes
Andrea Fischbach, Rüdiger Klatt, Hartmut Neuendorff, Kurt-Georg Ciesinger
                                                                                                                                                                                                      Andrea Fischbach, Rüdiger Klatt, Hartmut Neuendorff, Kurt-Georg Ciesinger

Trotz aller Erfolge der Gleichstellungsbemühungen der vergangenen
Jahrzehnte ist der Polizeidienst immer noch quantitativ wie qualitativ
durch Männer geprägt.

Die quantitative Männerdominanz muss vor            Frauen im Polizeidienst sollen in Extremsitua-         Modell- und Praxispartner aus Polizeiorganisa-                             Die Zusammenschau aller Ergebnisse zeigt, dass es eine Vielzahl
dem Hintergrund der sehr kurzen Historie der        tionen auf der einen Seite deeskalierend wirken,       tionen verschiedener Länder und des Bundes.                                erfolgversprechender Ansatzpunkte auch in einer männerdomi-
Frauenbeteiligung im Polizeidienst differenziert    auf der anderen Seite aufgrund ihrer geringeren                                                                                   nierten Organisation und Kultur wie der Polizei gibt, Frauen zu
betrachtet werden. So ist der starke Anstieg der    Körperkraft nur beschränkt einsetzbar sein. Sie        Im Rahmen modellhafter Umsetzungen mit                                     fördern und Frauen Karrieren zu ermöglichen – und dass dies im
Frauenquote im Polizeivollzugsdienst vor allem      sollen psychisch weniger belastungsfähig sein,         hochmotivierten und engagierten Partnerinnen                               Interesse und zum Vorteil der Frauen im Polizeidienst wie auch
in den letzten Jahren zunächst einmal bemer-        dafür aber sozial und emotional kompetenter            und Partnern aus der Polizei konnten zahlreiche                            der Polizeiorganisation selbst ist.
kenswert. Die Frauenquote bei den Neueinstel-       und so weiter. Darüber hinaus werden Frauen            Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungen
lungen bzw. der Anwärterinnen für den geho-         in Führungsrollen schon im Allgemeinen anders          für die Anwendung in der Praxis nutzbar ge-                                Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich für
benen Dienst liegt bereits bei fast 50 %. Bezüg-    bewertet als ihre männlichen Kollegen. Proto-          macht werden. Die in dieser Ausgabe der præ-                               die engagierte Unterstützung der in dieser præview vertretenen
lich der Nachwuchsgewinnung von Frauen für          typisch ist Führungserfolg stärker mit einem           view gesammelten Ergebnisse des Verbundpro-                                Akteurinnen und Akteure der Polizei, aber auch bei den tausenden
Führungspositionen im höheren Dienst ist eben-      „männlichen“ als mit einem „weiblichen“ Ge-            jektes dokumentieren, dass es dabei gelungen                               Polizistinnen und Polizisten bedanken, die sich für Interviews und
falls ein positiver Trend zu verzeichnen. Im Jahr   schlechtsstereotyp assoziiert (Eagly & Karau,          ist, den Erfolg von Frauen in Spitzenpositionen                            Befragungen zur Verfügung gestellt haben und die gemeinsam
1999 lag der Frauenanteil der Studierenden an       2002). Diese Effekte der „geschlechtsstereotypen       der Polizei und die Attraktivität von Führungs-                            mit uns vor Ort in den Behörden im Rahmen von Personal- und
der ehemaligen Polizeiführungsakademie (der         Wahrnehmung“ sollten in der „Polizistenkultur“,        positionen auch für Frauen wirksam und nach-                               Organisationsentwicklungsprojekten konkret und intensiv zusam-
heutigen Deutschen Hochschule der Polizei) in       in der „expressive Männlichkeit“ und das Be-           haltig zu unterstützen.                                                    mengearbeitet haben.
Münster bei 4 %. Seitdem ist der Frauenanteil       währen als „Street Cop“ in Gefahrensituationen
                                                                                                                                                                                      Literatur
deutlich gestiegen, allerdings hat sich dieser      prototypisch mit polizeilichem Berufserfolg as-        Die vorliegende Ausgabe der præview lässt die                              Behr, R. (2000). Cop Culture: Der Alltag des Gewaltmonopols. Männlichkeit, Handlungs-
Wert seit 2006 um 20 % eingependelt und steigt      soziiert ist, noch verstärkt auftreten (Behr, 2000).   Wissenschaft ebenso zu Wort kommen wie die                                 muster und Kultur in der Polizei. Opladen: Leske+Budrich.
                                                                                                                                                                                      Eagly, A.H. & Karau, S.J. (2002). Role congruity theory of prejudice toward female leaders.
nicht weiter an. Zudem gibt es in dieser Dienst-    Somit sind Frauen in polizeilichen Führungspo-         Praxis: Die Forscherinnen und Forscher der Tech-                           Psychological Review, 109, S. 573-598.
stufe große Unterschiede im Frauenanteil zwi-       sitionen besonders starkem Bewährungsdruck             nischen Universität Dortmund und der Deut-                                 Hoff, E.-H., Grothe, S. & Wahl, A. (2002). Erfolg in den Bildungsverläufen von Frauen und
                                                                                                                                                                                      Männern – Das Beispiel der Profession Psychologie. Wirtschaftspsychologie, 1, S. 56-63.
schen den Bundesländern bzw. den Polizeien          und teilweise anderen Anforderungen in ihren           schen Hochschule der Polizei stellen ihre wis-                             Schulz, P., Schlotz, W., Wolf, J. & Wüst, S. (2002). Geschlechtsunterschiede bei stressbezo-
des Bundes.                                         Führungsinteraktionen mit ihren überwiegend            senschaftlichen Ergebnisse vor. Die Beiträge von                           genen Variablen. Der Einfluss der Neigung zur Besorgnis. Zeitschrift für Differentielle
                                                                                                                                                                                      und Diagnostische Psychologie, 23, S. 305-326.
                                                    männlichen Mitarbeitern ausgesetzt. Darüber            Fischbach und anderen von der Deutschen
Es ist in den Polizeibehörden also einerseits in    hinaus sind auch Ressourcen zur Bewältigung            Hochschule der Polizei basieren auf verschiede-
den letzten Jahren gut gelungen, Frauen für         von Führungsanforderungen (wie beispielsweise          nen umfangreichen quantitativen Erhebungen                                 Die Autorin, die Autoren
den gehobenen und höheren Polizeivollzugs-          soziale Unterstützung im privaten Bereich, An-         und fokussieren Fragen des Führungsverhaltens                              Prof. Dr. Andrea Fischbach (Deutsche Hochschule der Polizei,
dienst zu gewinnen und die Frauenquote für          erkennung und Wertschätzung für Leistung und           und dessen Erfolgsfaktoren, vor allem die Emo-                             Münster), Prof. em. Dr. Hartmut Neuendorff (Technische Universi-
potenziellen Nachwuchs für Führungspositio-         persönliche Kompetenzen) bei Frauen und Män-           tionsregulation in Führungsinteraktionen.                                  tät Dortmund), Dr. Rüdiger Klatt (Forschungsinstitut für innova-
nen im höheren Polizeivollzugsdienst zu erhö-       nern unterschiedlich ausgeprägt (vgl. z.B. Hoff                                                                                   tive Arbeitsgestaltung und Prävention, Gelsenkirchen) und Kurt-
hen. Andererseits sind Frauen im Polizeivoll-       u.a., 2002; Schulz u.a., 2002).                        Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler                               Georg Ciesinger (gaus gmbh – medien bildung politikberatung,
zugsdienst weiterhin unterrepräsentiert. Diese                                                             der Technischen Universität Dortmund stellen                               Dortmund) führen gemeinsam das Projekt „FiS – Frauen in Spit-
Schieflage setzt sich bei der Besetzung von         Das interdisziplinäre Verbundprojekt „Frauen in        die Ergebnisse ihrer qualitativen Forschung zu                             zenpositionen des Polizeidienstes und der Wirtschaft“ durch.
Dienstposten mit Führungsfunktionen im ge-          Spitzenpositionen des Polizeidienstes und der          den organisationalen Rahmenbedingungen der
hobenen und höheren Polizeivollzugsdienst fort.     Wirtschaft“ hat sich deshalb zum Ziel gesetzt,         Karrieren von Frauen in der Polizei vor, hier vor
Je höher die hierarchische Position, desto ge-      die Rahmenbedingungen für die erfolgreiche             allem die Fragen der sich wandelnden Organi-
ringer wird die Frauenquote.                        Rekrutierung, Förderung und Ausbildung von             sationskultur.
                                                    Frauen im höheren Polizeidienst zu untersuchen
Die Männerdominanz spiegelt sich auch auf           und Verbesserungsvorschläge zu entwickeln, um          Der besondere Schwerpunkt liegt aber auf den
qualitativer Ebene sowohl in der „Polizistenkul-    so die Frauenquote in unterrepräsentierten Be-         Erfahrungsberichten der Partner aus Polizeibe-
tur“ innerhalb der Polizei (Behr, 2000), als auch   reichen der Polizei zu erhöhen. Das Projektkon-        hörden verschiedener Länder und des Bundes.
in der öffentlichen und sozialen Wahrnehmung        sortium bestand aus Organisationspsycholo-             Die Akteurinnen und Akteure selbst beschreiben
von Frauen und Männern im Polizeidienst und         ginnen und -psychologen der Deutschen Hoch-            ihre Anstrengungen, innovative Ansätze der
polizeilicher Führungspersonen wider. So wird       schule der Polizei, Arbeitssoziologinnen und           Personal- und Organisationsentwicklung und
auch heute noch die Rolle der Polizistinnen –       -soziologen der Technischen Universität Dort-          die Erfolge, die in Zusammenarbeit mit dem
mit positivem oder negativem Vorzeichen – dif-      mund und Unternehmensberaterinnen und -be-             Projekt „Frauen in Spitzenpositionen“ erreicht
ferenziell von der ihrer Kollegen diskutiert:       ratern der gaus gmbh. Beteiligt waren zahlreiche       wurden.

8                                                                                                                                                              præview Nr. 4 | 2012                                                                                                  9
Von den Besten lernen - Innovative Personalentwicklung bei der Polizei - Praeview
Nutzung und Effekte von Emotionen
und Regulationsstrategien
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Andrea Fischbach, Philipp W. Lichtenthaler
Ergebnisse einer Befragung von Polizeiführungskräften und ihren Mitarbeitenden
Andrea Fischbach, Philipp W. Lichtenthaler

                                                                                                                                                            einer Führungsperson ausgeprägt ist, in ver-                                               diert, negative Emotionen zu erleben und wie                 wird reduziert und die gezeigten Emotionen
                                                                                                                                                            meintlich „kritischen“ negativen Situationen mit                                           häufig sie ihre negativen Emotionen durch Deep               wirken authentischer. Wir glauben, dass Füh-
                                                                                                                                                            Mitarbeitenden trotzdem positiver bzw. weniger                                             Acting Strategien (beispielsweise durch Perspek-             rungspersonen, die authentische positive Emo-
                                                                                                                                                            negativ zu fühlen.                                                                         tivenübernahme) so beeinflusst, dass sie ange-               tionen gegenüber den Mitarbeiterinnen und
                                                                                                                                                            Erste Ergebnisse dieser Testauswertung zeigen,                                             messene Emotionen in der Situation zeigen                    Mitarbeitern zeigen, das Arbeitsengagement der
                                                                                                                                                            dass sich Führungspersonen in dieser Kompe-                                                kann.                                                        Mitarbeitenden aktiv positiv beeinflussen kön-
                                                                                                                                                            tenz unterscheiden. Kurz gesagt, eine negative                                                                                                          nen.
                                                                                                                                                            Situation mit einer Mitarbeiterin oder einem                                               Gelungene Führungsarbeit benötigt eine ge-
                                                                                                                                                            Mitarbeiter ist nur so negativ, wie die Führungs-                                          lungene Führungsbeziehungsgestaltung. Hier                   Die Autorin, der Autor
                                                                                                                                                            person negativ darüber denkt. Selbstverständ-                                              sind Führungspersonen in der Pflicht. Idealer-               Prof. Dr. Andrea Fischbach ist Leiterin des Fach-
                                                                                                                                                            lich hat die Kompetenz der Perspektivenüber-                                               weise erleben sie positive Emotionen und kön-                gebiets Sozial-, Arbeits- und Organisations-
                                                                                                                                                            nahme ihre Grenzen, z. B. dann, wenn sich eine                                             nen diese in den Interaktionen mit ihren Mitar-              psychologie an der Deutschen Hochschule der
                                                                                                                                                            Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter lautstark über                                          beiterinnen und Mitarbeitern authentisch zeigen.             Polizei in Münster.
Eine aktuelle Studie im Rahmen des Projektes „Frauen in Spitzenpositionen“                              sie tatsächlich empfinden, auch die stärkste Aus-   die Inkompetenz der oder des Vorgesetzten bei                                              Erleben Führungspersonen aber eine Diskrepanz                andrea.fischbach@dhpol.de
(www.dhpol-karrierestudie.de) untersucht Emotionen in der Führungsarbeit.                               prägung im Arbeitsengagement ihrer Mitar-           einer Kollegin oder einem Kollegen beschwert                                               zwischen aktuell gefühlten und in angemesse-
                                                                                                        beitenden. Umgekehrt finden wir bei den Füh-        und die oder der Vorgesetzte das Gespräch zu-                                              ner Weise auszudrückenden Emotionen, dann                    Dipl.-Psych. Philipp W. Lichtenthaler ist wissen-
Folgende Fragestellungen sollen dabei beantwortet werden:                                               rungspersonen, die seltener positive Emotionen      fällig mithören kann. Allerdings geht es ja ge-                                            wird Emotionsregulation notwendig. Unsere                    schaftlicher Mitarbeiter in diesem Fachgebiet.
1. Wie häufig drücken Führungspersonen positive und negative Emotionen aus?                             zeigen und seltener Emotionen zeigen, die sie       rade nicht darum, dass eine Führungsperson                                                 Studienergebnisse zeigen, dass Führungsper-                  philipp.lichtenthaler@dhpol.de
2. Welche Strategien nutzen Führungspersonen, um ihre Emotionen zu regulieren?                          tatsächlich empfinden, die niedrigste Ausprä-       immer positiv fühlt, sondern in kritischen Si-                                             sonen dabei überwiegend versuchen, die eige-
                                                                                                        gung im Arbeitsengagement ihrer Mitarbeite-         tuationen durchaus in der Lage ist, diese Situ-                                            nen erlebten Emotionen aktiv so zu beeinflussen,
3. Wie wirken sich Emotionen und Emotionsregulation einer Führungsperson auf                            rinnen und Mitarbeiter.                             ation als „kritisch“ zu erkennen und angemessen                                            dass sie die Emotion erleben, die sie zeigen soll-
   arbeitsrelevante Einstellungen und Verhaltensweisen ihrer Mitarbeiterinnen                                                                               negative Emotionen auszudrücken, z. B. um auf                                              ten. Kaum hingegen werden Emotionen einfach
   und Mitarbeiter aus?                                                                                 Wir nehmen an, dass Führungspersonen, die ih-       ein Problem aufmerksam zu machen. Darüber                                                  nur vorgespielt und so getan, als ob man sie
                                                                                                        ren Mitarbeitenden gegenüber positive Emoti-        hinaus ist dann aber die Stärke der erlebten ne-                                           hätte. Dies hat zwei entscheidende Vorteile: Die
4. Hat das Geschlecht der Führungsperson einen Einfluss auf diese Prozesse?                             onen zeigen, insbesondere dann einen positiven      gativen Emotionen davon abhängig, wie stark                                                erlebte Diskrepanz und damit der empfundene
                                                                                                        Einfluss auf deren Arbeitsengagement ausüben        eine Führungsperson grundsätzlich dazu ten-                                                Stress in Interaktionen mit den Mitarbeitenden
Dazu wurden bislang 98 Führungspersonen aus          es für die Führungspersonen auch häufig not-       können, wenn sie diese positiven Emotionen tat-
der Polizei (25 % Frauen, 75 % Männer) zum           wendig, eine Diskrepanz zwischen angemesse-        sächlich erleben. Dieser Effekt könnte damit er-
Einsatz ihrer Regulationsstrategien befragt. Bei     nen und erlebten Emotionen zu reduzieren. Da-      klärt werden, dass diese Führungspersonen mehr                                                                 Positive Emotionen FP häufig         4,5
                                                                                                                                                                                                                       Positive Emotionen FP selten
ihren 621 Mitarbeitenden (26 % Frauen, 74 %          bei wählen die Führungspersonen Deep Acting        Grund zum Erleben positiver Emotionen haben,                                                 5,5
                                                                                                                                                                                                                                                            4,0
Männer) wurden die ausgedrückten Emotionen           Strategien deutlich häufiger als Surface Acting    eben weil ihre Mitarbeitenden engagiert sind.                                                5,0   5,0

                                                                                                                                                              Arbeitsengagement der Mitarbeitenden
                                                                                                                                                                                                                                   4,7                      3,5
ihrer Führungsperson und ihr Arbeitsengage-          Strategien. Führungspersonen scheint es dem-       In dieser positiven Beeinflussungsrichtung kön-                                              4,5         4,4                     4,5

ment erhoben. In Abbildung 1 sehen wir, dass         nach wichtig zu sein, die angemessenen Emo-        nen die Führungspersonen wiederum ihre au-                                                   4,0                                                    3,0
Führungspersonen häufiger positive als negative      tionen gegenüber den Mitarbeitenden nicht          thentischen positiven Emotionen gegenüber den                                                3,5
                                                                                                                                                                                                                                                            2,5
Emotionen gegenüber ihren Mitarbeitenden             einfach nur auszudrücken, sondern auch tat-        Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausdrücken.
                                                                                                                                                                                                     3,0
ausdrücken. Auch das Geschlecht der Führungs-        sächlich zu erleben.                                                                                                                                                                                   2,0
                                                                                                                                                                                                     2,5
person spielt beim Emotionsausdruck eine Rolle.                                                         Wir vermuten aber auch, dass Führungsperso-
                                                                                                                                                                                                     2,0                                                    1,5
Weibliche Führungspersonen drücken häufiger          In Abbildung 2 sehen wir, wie sich die gezeigten   nen darüber hinaus lernen können, positive
positive und seltener negative Emotionen aus         Emotionen und die Emotionsregulation einer         Emotionen im Führungsalltag auch dann zu er-                                                 1,5                                                    1,0
                                                                                                                                                                                                                                                                   Positive       Negative       Surface   Deep          Automatische
als männliche Führungspersonen.                      Führungsperson auf das Arbeitsengagement der       leben, wenn es zunächst keinen Anlass „zur                                                   1,0                                                           Emotionen FP   Emotionen FP   Acting    Acting        Regulation
                                                                                                                                                                                                                                                          Gesamt   3,4            2,5            1,6       3,0           4,0
                                                     Mitarbeitenden auswirken können. In diesem         Freude“ gibt. Dies kann beispielsweise durch das                                                   Automatische            Automatische           Männer   3,3            2,6            1,6       3,0           4,0
                                                                                                                                                                                                           Regulation häufig       Regulation selten      Frauen   3,6            2,3            1,8       2,9           4,0
Bei den Regulationsstrategien hingegen zeigt         Beispiel finden wir bei den Führungspersonen,      Erlernen von Perspektivenübernahme erreicht
sich kein deutlicher Geschlechtereffekt. Am häu-     die häufiger positive Emotionen gegenüber ih-      werden. Hierzu haben wir den Situations-Ge-         Abb. 1: Häufigkeit der Nutzung von Emotionen                                               Abb. 2: Arbeitsengagement der Mitarbeitenden in Abhängigkeit
figsten drücken Führungspersonen ihre Emo-           ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zeigen       danken-Test für Führungspersonen entwickelt.        und Regulationsstrategien                                                                  von der Häufigkeit des Zeigens positiver Emotionen seitens der
tionen so aus, wie sie sie erleben. Allerdings ist   und häufiger diejenigen Emotionen zeigen, die      Er kann feststellen, wie stark die Kompetenz                                                                                                   Führungskraft und der Häufigkeit Automatischer Regulation.

10                                                                                                                                                          præview Nr. 4 | 2012                                                                                                                                                                                   11
Von den Besten lernen - Innovative Personalentwicklung bei der Polizei - Praeview
Surface Acting, Deep Acting, Automatic Acting
Emotionsregulation in der Führungsarbeit
Andrea Fischbach, Philipp W. Lichtenthaler, Jessica Boltz
                                                                                                                                                            Andrea Fischbach, Philipp W. Lichtenthaler, Jessica Boltz

Führung ist zu großen Teilen durch die Kommunikation der Führungsperson mit                              angenehmer Spannungszustand erlebt wird.           tionen in der Führungsarbeit ableiten. Frauen
ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestimmt. Dabei geht es längst nicht                             Beim Deep Acting (Tiefenhandeln) versucht die      etwa wird allgemein zugeschrieben, dass sie ein
                                                                                                         Führungsperson die angemessene Emotion             stärkeres Gewicht auf die Beziehungsgestaltung
nur um die rationale Weitergabe von Arbeitsaufträgen und den Austausch von                               nicht nur nach außen darzustellen, sondern         mit ihren Mitarbeitenden legen, als dies ihre
Argumenten. Diese Sachebene ist bekanntlich nur „die Spitze des Eisbergs“, da-                           auch, sie tatsächlich zu empfinden (indem sie      männlichen Führungskollegen tun. Entspre-
runter geht es um die Gestaltung der Beziehung zwischen Führungspersonen                                 sich etwa sagt, dass solche Fehler passieren und   chend sollten weibliche Führungspersonen in
                                                                                                         man dafür Verständnis haben kann). So redu-        Führungssituationen häufiger positive und sel-
und Geführten und um gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz.                                            ziert die Führungsperson die Diskrepanz zwi-       tener negative Emotionen zeigen als ihre männ-
                                                                                                         schen erlebten und ausgedrückten Emotionen         lichen Führungskollegen. Geht man davon aus,
Wenn eine Führungsperson es schafft, eine gute      auf ihre eigenen Emotionen, um diese Ziele zu        und damit ihr Stresserleben.                       dass sie auf der Sachebene genauso viel Anlass
Arbeitsbeziehung mit ihren Mitarbeiterinnen         erreichen. Führungspersonen regulieren also                                                             zu negativem Erleben haben wie ihre männ-
und Mitarbeitern zu gestalten, sind positive Ef-    ständig ihre Emotionen, um erfolgreiche Füh-         Häufig ist allerdings gar keine bewusste An-       lichen Kollegen (z. B. ein Projekt läuft aus dem
fekte auf das Arbeitsverhalten der Mitarbeiten-     rungsarbeit leisten zu können, sie leisten Emo-      strengung wie beim Deep Acting oder Surface        Zeitrahmen), so müssten sie entsprechend häu-
den zu erwarten. Sie können beispielsweise die      tionsarbeit (Hochschild, 1983).                      Acting nötig, um angemessen Emotionen in In-       figer negatives emotionales Erleben mittels Sur-
Kritik ihrer Führungsperson nachvollziehen und                                                           teraktionen mit Mitarbeitenden zu zeigen. Die      face Acting und Deep Acting regulieren als ihre
akzeptieren und mögliches problematisches Ver-      Erlebt eine Führungsperson beispielsweise Ärger      Führungsperson erlebt keine Diskrepanz zwi-        männlichen Kollegen.
halten ändern. Sie können einen Arbeitsauftrag      und Enttäuschung über den Stand der Projekt-         schen erlebten und angemessenen Emotionen
                                                                                                                                                            Literatur
so entgegennehmen, dass sie „dahinter stehen“,      arbeit, weil der ihren eigenen Leistungsmaß-         und kann die Emotion zeigen, die sie aktuell       Hochschild, A.R. (1983). The Managed Heart: Commercialization
mögliche Probleme voraussehen, kreative Lö-         stäben und zeitlichen Vorstellungen nicht ent-       erlebt. In diesem Fall sprechen wir von Auto-      of Human Feeling. Berkeley: University of California Press.
sungen erarbeiten und „am Ball bleiben“, auch       spricht, kann sie erkennen, dass die Mitarbei-       matic Acting (Authentischhandeln).
wenn es einmal Hindernisse zu überwinden gibt.      tenden mit ihrem Leistungsvermögen und unter                                                            Die Autorinnen, der Autor
                                                    den schwierigen Gegebenheiten möglicherwei-          Sowohl beim Surface Acting und Deep Acting         Prof. Dr. Andrea Fischbach ist Leiterin des
Die Emotionen, die Führungspersonen in der          se kaum Schuld an der zeitlichen Verzögerung         als auch beim Automatic Acting werden von          Fachgebiets Sozial-, Arbeits- und Organisati-
Kommunikation mit ihren Mitarbeitenden aus-         tragen. In einem solchen Fall wird sich die Füh-     der Führungsperson angemessene Emotionen           onspsychologie an der Deutschen Hochschule
drücken, spielen dabei eine zentrale Rolle. Posi-   rungsperson möglicherweise dazu entscheiden,         ausgedrückt. Allerdings sollte sich die wahr-      der Polizei in Münster. Ihr Forschungsschwer-
tive Emotionen werden im Arbeitskontext all-        den aufgekommenen Ärger und die eigene Ent-          nehmbare Qualität der ausgedrückten Emotion        punkt liegt auf Emotionsarbeit, Identität, Nor-
gemein als förderlich betrachtet. Werden sie von    täuschung zu verbergen und den Mitarbeiten-          je nach Emotionsregulationsstrategie unter-        men und Werten emotionaler Anforderungen,
Führungspersonen in Interaktionen mit ihren         den gegenüber Verständnis für die zeitliche Ver-     scheiden. Wenn eine Führungsperson „nur so         deren Determinanten, Moderatoren und Kon-
Mitarbeitenden ausgedrückt, so fördern sie Krea-    zögerung auszudrücken.                               tut“, als ob sie positive Emotionen empfindet      sequenzen. In aktuellen Projekten beschäftigt
tivität, Eigeninitiative und das Arbeitsengage-                                                          (Surface Acting), bleibt ihr unterdrücktes ne-     sie sich mit Emotionsarbeit und Emotionsre-
ment der Mitarbeitenden. Aber auch negative         Stehen die aktuell erlebten Emotionen im Wi-         gatives Erleben in der Regel nicht unbemerkt.      gulation in personenbezogenen Dienstleistun-
Emotionen können durchaus im Führungskon-           derspruch zu den in der Situation angemessenen       Ändert eine Führungsperson ihre erlebten Emo-      gen sowie in der Führungsarbeit.
text wichtige Funktionen haben. Beispielsweise      Emotionen, dann muss die Führungsperson ihre         tionen so, dass sie mit den gezeigten Emotionen
können sie bei einem aktuellen Problem die Auf-     Emotionen aktiv regulieren. Sie kann sich hierbei    übereinstimmen (Deep Acting), können die ge-       Dipl.-Psych. Philipp W. Lichtenthaler ist wis-
merksamkeit und Anstrengung der Mitarbeite-         entscheiden, die angemessenen Emotionen nach         zeigten Emotionen bereits authentischer wirken.    senschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet So-
rinnen und Mitarbeiter bei der Aufgabenerledi-      außen zu zeigen, obwohl sie andere Emotionen         Erlebt die Führungsperson keine Diskrepanz zwi-    zial-, Arbeits- und Organisationspsychologie
gung steigern. Sowohl ausgedrückte positive als     erlebt. Bei diesem sogenannten Surface Acting        schen dem, was sie fühlt und dem, was sie aus-     der Deutschen Hochschule der Polizei in
auch ausgedrückte negative Emotionen einer          (Oberflächenhandeln) „tut sie so“, als ob sie bei-   drückt (Automatic Acting), ist der Emotions-       Münster. In seiner Dissertation beschäftigt er
Führungsperson gegenüber ihren Mitarbeite-          spielsweise Verständnis für eine zeitliche Verzö-    ausdruck authentisch. Wir gehen davon aus,         sich mit Eigeninitiative/Proaktivität bei der
rinnen und Mitarbeitern tragen somit zu deren       gerung hat und bleibt den Mitarbeiterinnen und       dass die Effekte von Emotionen bei Mitarbei-       Arbeit und deren Effekte auf Leistung, Wohl-
Motivation und Leistungsfähigkeit bei.              Mitarbeitern gegenüber freundlich, obwohl sie        tenden umso stärker sind, je authentischer die     befinden und Gesundheit von Mitarbeitenden.
                                                    sich tatsächlich ärgert. Bei dieser Strategie der    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Emotionen
Der Erhalt oder die Steigerung von Motivation       Emotionsregulation bleibt der erlebte Ärger un-      ihrer Führungsperson wahrnehmen.                   Dipl.-Psych. Jessica Boltz ist wissenschaftliche
und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden ist       verändert bestehen, er wird nur in der Interak-                                                         Mitarbeiterin im Fachgebiet Sozial-, Arbeits-
eine zentrale Aufgabe in der Führungsarbeit.        tion mit den Mitarbeitenden unterdrückt.             Es stellt sich die Frage, ob weibliche und männ-   und Organisationspsychologie der Deutschen
Erfolgreiche Führungspersonen reflektieren da-                                                           liche Führungspersonen sich im Ausdruck ihrer      Hochschule der Polizei in Münster. In ihrer
her ihren emotionalen Umgang mit ihren Mit-         Günstiger ist es allerdings für die Führungsper-     Emotionen unterscheiden und infolgedessen          Dissertation beschäftigt sie sich mit interper-
arbeitenden, sie entscheiden sich, in welchen       son, wenn sie auch das eigene emotionale Er-         unterschiedliche Emotionsregulationsstrategien     sonalen Emotionsregulationsstrategien von
Situationen sie welche Emotionen gegenüber          leben in Richtung der Emotionen beeinflusst,         wählen. Hieraus ließe sich beispielsweise ein      Führungskräften und deren Effekte auf Leis-
den Mitarbeitenden ausdrücken und welche            die in der Situation angemessen ausgedrückt          unterschiedlicher Trainingsbedarf für Frauen       tung, Wohlbefinden und Gesundheit von Mit-
Emotionen sie in Situationen erleben sollten        werden sollen, da diese Diskrepanz zwischen          und Männer zum gesundheitsförderlichen und         arbeitenden.
oder möchten, und sie nehmen aktiv Einfluss         erlebten und ausgedrückten Emotionen als un-         zielförderlichen Umgang mit den eigenen Emo-

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Von den Besten lernen - Innovative Personalentwicklung bei der Polizei - Praeview
Die Autorin
                                                                                                                                                                                                                                 Constanze Jäger M.A. ist wissenschaftliche
                                                                                                                                                                                                                                 Mitarbeiterin am Forschungsbereich Arbeits-
                   Lebensentwürfe in unserer Gesellschaft wer-                                                                                                                                                                   soziologie der TU Dortmund.
                                                                                                                                                                                                                                 constanze.jaeger@tu-dortmund.de
                     den vielfältiger. War das Zusammenleben in
                  einer Familie mit Kindern noch vor zwei Jahr-
                  zehnten sowohl Normalfall als auch Norm, so
                                                                                                                       nach dem erfolgreichen Aufstieg in den höheren      den Wochenenden in der Familie. Im schlech-           das Zugangsalter zum höheren Dienst ange-
                         stehen heute verschiedenste Lebensstile
                                                                                                                       Dienst wird zugeteilt. Die Aufsteigerinnen und      testen Fall kommen somit vier Jahre zusammen,         rechnet, um eine Karriere nach der Familien-
                  gleichberechtigt nebeneinander, mit und ohne                                                         Aufsteiger haben dabei in den meisten Fällen        in denen die Anwärterinnen und Anwärter zeit-         gründung zu ermöglichen. Auch gibt es erste
                     Partner, mit und ohne Kinder, mit und ohne                                                        ein sehr geringes Mitspracherecht.                  lich flexibel und mobil sein müssen und nur in        Bestrebungen, eine höhere Verlässlichkeit be-
                                                                                                                                                                           geringem Maße auf die Belange ihrer Familie           züglich der ersten Verwendung nach dem Auf-
                      Stabilität. Auch die Rollenteilung zwischen
                                                                                                                       Für Polizistinnen und Polizisten mit familiärer     und Partnerschaft Rücksicht nehmen können.            stieg zu schaffen. Soweit im Polizeidienst um-
                    den Geschlechtern hat sich deutlich gewan-                                                         Orientierung bedeutet dies eine erhebliche Ein-                                                           setzbar werden flexible Arbeitsmodelle einge-
                      delt. Mit dieser Dynamik gesellschaftlicher                                                      schränkung der Work-Life-Balance für mehrere        Ist der Aufstieg in den höheren Dienst erfolg-        setzt, um den Polizistinnen und Polizisten eine
                                                                                                                       Jahre. Sind bereits Kinder vorhanden, fällt die     reich absolviert, wird die erste Verwendung in        möglichst gute Work-Life-Balance zu ermögli-
                  Realität halten die formalen Aufstiegsmodelle
                                                                                                                       hauptsächliche Betreuungsverantwortung der          der neuen Laufbahn oft zugeteilt. Es kann also        chen, und zum Teil sehr kreative Lösungen ge-
                    in der Polizei nicht Schritt. Besonders Frauen                                                     zurückbleibenden Partnerin oder dem Partner         passieren, dass sich die räumliche und zeitliche      funden, um Personalausfälle auszugleichen. Die
                  mit Kinderwunsch sind davon betroffen, aber                                                          zu. Ähnlich schwierig gestaltet es sich bei einem   Abwesenheit fortsetzt, wenn die Familie nicht         Polizeien nutzen, ähnlich wie die Wirtschaft,
                                                                                                                       Kinderwunsch. Das übliche Alter für den Auf-        einen kompletten Umzug in Kauf nehmen möch-           die ganze Bandbreite moderner Instrumente,
                   durchaus auch alle anderen, die ihre Lebens-
                                                                                                                       stieg in den höheren Dienst liegt bei Anfang        te. Die Bereitschaft, während dieser fordernden       um Polizistinnen in Führungsfunktionen hinein
                      gestaltung nicht der Karriere unterordnen,                                                       bis Mitte 30. Inklusive der Förderverwendungen      Aufstiegsphase eine Familie zu gründen, ist vor       zu entwickeln.
                               sondern damit vereinbaren wollen.                                                       und Standzeiten im gehobenen Dienst wird die        allem bei Frauen relativ gering. Aktuell stellt
                                                                     Karriere bei der Polizei ist eingebunden in ein   Entscheidung für Karriere Mitte bis Ende 20 ge-     sich die Lage in vielen Polizeien so dar, dass ein    So gut und so wichtig diese Ansätze sind, stoßen
                                                                     klar strukturiertes Aufstiegssystem. In den       troffen. Das Durchschnittsalter von Frauen bei      Großteil der Aufsteigerinnen kinderlos und/oder       sie doch nicht bis zum Kern des Problems vor.
     Leben und Laufbahn                                              meisten Polizeien erfolgt mittlerweile der Di-
                                                                     rekteinstieg in den gehobenen Dienst über
                                                                                                                       der Geburt des ersten Kindes liegt in Deutsch-
                                                                                                                       land bei 29 Jahren (BMFSFJ, 2012). Damit liegen
                                                                                                                                                                           unverheiratet ist. Bei den Männern im höheren
                                                                                                                                                                           Dienst zeigt sich dagegen ein eher traditionelles
                                                                                                                                                                                                                                 Das Karrieremodell der Polizei hat sich in einer
                                                                                                                                                                                                                                 Zeit entwickelt, in der ausschließlich Männer
     Rahmenbedingungen der Vereinbarkeit                             ein Bachelorstudium. Im Anschluss an die          die karriererelevante Phase von Mitte Zwanzig       Familienbild (Müller et. al, 2004, S. 22ff).          im Polizeiberuf zugelassen und die Frauener-
                                                                     dreijährige, überwiegend theoretische Aus-        bis Mitte Dreißig und die Familiengründungs-                                                              werbstätigkeit noch relativ gering waren. Um
     von Karriere und Familie bei der Polizei                        bildung werden erste praktische Erfahrungen       phase genau übereinander. Ein weiteres Problem      Eine Konsequenz für die Polizeien sind sinkende       den Ansprüchen der nachwachsenden Füh-
     Constanze Jäger                                                 in der Bereitschaftspolizei gesammelt. Unge-      dabei ist, dass beide Phasen zeitlich begrenzt      und stagnierende Bewerbungen für den Auf-             rungskräfte gerecht zu werden, werden die Po-
                                                                     fähr fünf Jahre nach Studienbeginn steht          sind. Das Beamtenrecht regelt, dass Aufstiege       stieg zum höheren Dienst. Besonders Frauen,           lizeien nicht daran vorbei kommen, Karriere an-
                                                                     dann eine erste Position im polizeilichen Ein-    in den höheren Dienst nur bis zu einem be-          aber auch Männer, die Wert auf eine ausgewo-          ders zu denken und zu gestalten. Eine Flexibili-
                                                                     zeldienst an. Wird ein Aufstieg in die höchste    stimmten Alter – meist 40 Jahre1 – möglich sind,    gene Work-Life-Balance legen, wägen Kosten            sierung des Karriereweges, zum Beispiel durch
                                                                     Laufbahn – den höheren Dienst – angestrebt,       und bei Frauen mit höherem Alter steigt die         und Nutzen eines Aufstiegs genau ab. Die Posi-        die Möglichkeit, die Grundvoraussetzungen über
                                                                     muss zunächst eine gewisse Standzeit im ge-       Gefahr einer Risikoschwangerschaft bzw. sinkt       tionen im höheren Dienst in der Polizei sind          einen entzerrten Zeitraum hinweg zu erwerben,
                                                                     hobenen Dienst erfüllt werden. Bei entspre-       die Chance, überhaupt schwanger zu werden.          vergleichsweise rar. Weitere Aufstiege können         oder eine Neugestaltung des Studiums, bei wel-
                                                                     chend guten Leistungsbeurteilungen und ei-                                                            (fast) nur über Abgänge älterer Beamtinnen und        chem räumliche Anwesenheit nur in bestimm-
                                                                     ner erfolgreichen Bewerbung für den Aufstieg      Dieser zeitliche Engpass betrifft jedoch nicht      Beamter erreicht werden und sind wiederum             ten kurzen Phasen notwendig wäre, werden da-
                                                                     müssen die Anwärterinnen und Anwärter zu-         nur Frauenkarrieren. Wenn ein Mann mit fami-        oft mit räumlichen Veränderungen verbunden.           bei die Hauptansatzpunkte sein. Die Polizeien
                                                                     nächst zwei bis drei Förderverwendungen mit       liärer Verantwortung die Entscheidung trifft, in    Weiterhin muss der Partner oder die Partnerin         sollten in jedem Falle die kreativen Potenziale
                                                                     einer ungefähren Dauer von jeweils sechs Mo-      den höheren Dienst aufzusteigen, muss seine         bereit sein, die (neuerlichen) Einschränkungen        der nachwachsenden Generation nutzen, um
                                                                     naten durchlaufen. Diese Förderverwendun-         Partnerin zwangsläufig den Großteil der Betreu-     durch diesen Karriereweg mitzutragen. Während         weiterhin sichergehen zu können, die besten
                                                                     gen finden meist an verschiedenen Standor-        ungsverantwortung übernehmen. Dies geht oft         eine familienbedingte Verkürzung der Arbeits-         Talente zu fördern – ob mit oder ohne Familien-
                                                                     ten statt. Ziel ist es, dass alle Anwärterinnen   damit einher, dass die Partnerin nur bedingt in     zeit bei Frauen in Deutschland immer noch recht       orientierung.
                                                                     und Anwärter eine möglichst hohe Verwen-          ihre eigenen beruflichen Ambitionen investieren     üblich ist – 70 % der erwerbstätigen Mütter ar-
                                                                                                                                                                                                                                 1
                                                                                                                                                                                                                                   Die einzelnen Landes-, bzw. das Bundesbeamtengesetz regeln,
                                                                     dungsbreite aufweisen können. Im Anschluss        kann. Ein anderer Aspekt ist außerdem, dass         beiten in Teilzeit (BMFSFJ, 2012) – ist dies vor      bis zu welchem Alter Beamtinnen und Beamte einen Aufstieg in
                                                                     an diese Stationen folgt ein zweijähriges Mas-    Vater bzw. Mutter während des Aufstiegs räum-       allem für aufstiegsambitionierte Polizistinnen        den höheren Dienst antreten dürfen.
                                                                     terstudium, dessen erstes Jahr an der Lan-        lich oft abwesend sind. Die Praxisbewährungen       problematisch. Auch hinsichtlich eines immer
                                                                                                                                                                                                                                 Literatur
                                                                     des- bzw. Bundespolizeihochschule verbracht       und Förderverwendungen, die bereits vor dem         egalitärer werdenden Partnerschaftsmodells, bei       Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
                                                                     wird. Das zweite Studienjahr schließlich findet   eigentlichen Aufstiegsstudium absolviert wer-       welchem beide zu gleichen Teilen erwerbstätig         (2011). Familienreport 2011. Leistungen, Wirkungen, Trends. Ber-
                                                                                                                                                                                                                                 lin: BMFSFJ.
                                                                     für alle Anwärterinnen und Anwärter des hö-       den müssen, finden zumeist an anderen Orten         sind, ist der Karriereverlauf in der Polizei zu un-   Müller, U., Müller-Franke, W., Pfeil, P. & Wilz, S. (2004). Alles eine
                                                                     heren Dienstes aus ganz Deutschland an der        als dem Wohnort der Familie statt. Weiterhin        flexibel.                                             Frage der Zeit? Zur Situation von Frauen und Männern in der
                                                                                                                                                                                                                                 Polizei. Villingen-Schwenningen: Fachhochschule für Polizei.
                                                                     Deutschen Hochschule der Polizei in Müns-         dienen diese Praxisbewährungen auch dazu, die
                                                                     ter-Hiltrup (NRW) statt. Die erste Verwendung     Anwärterinnen und Anwärter hinsichtlich ihrer       Die Polizeien haben die Probleme erkannt und
                                                                                                                       Belastungsfähigkeit zu prüfen – Präsenz über        begonnen ihnen entgegenzusteuern, um wei-
                                                                                                                       die normale Dienstzeit hinaus ist dabei zu er-      terhin aus einer möglichst großen Anzahl aus
                                                                                                                       warten. Das eigentliche Studium ermöglicht an-      Bewerberinnen und Bewerbern wählen zu kön-
                                                                                                                       schließend oft nur noch eine Anwesenheit an         nen. Zum Beispiel werden Familienzeiten auf

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Cross Mentoring
Aspekte der Frauenförderung in Zeiten des Gender Mainstreaming
Gwendolin von der Osten

Frauenförderung – in Zeiten des Gender- und Diversity-Ansatzes klingt                                  Programm Horizonte
schon der Begriff irgendwie überholt. In Organisationen, in denen sich nach                            Die PD Hannover hat als Konsequenz dieser
                                                                                                       Zielgruppenanalyse ein neues PE-Programm
vielen Jahren familienfreundlicher Arbeitszeitregelungen, der Umsetzung                                aufgelegt, das Kompetenzen für höhere Füh-
von Gleichstellungsgesetzen und Willensbekundungen zum höheren                                         rungsebenen stärkt. Entwicklungsziele des Pro-
                                                                                                       gramms sind souveräner Umgang mit Macht
Frauenanteil in Führungspositionen kein Effekt des „Durchwachsens“ von                                 und Mikropolitik sowie die Verbesserung der
Frauen in Spitzenämter einstellen will, ist Frauenförderung aber nach wie                              strategischen und der analytischen Kompeten-
                                                                                                       zen. Gestärkt werden sollen zudem persönliche
vor absolut erforderlich.                                                                              Kompetenzen wie Organisationsfähigkeit und
                                                                                                       Reflexionsvermögen, aber auch Netzwerkkom-
Frauenförderung im engeren Sinne bezeichnet        Als Instrumente zur Analyse bieten sich folgende    petenzen. Hier geht es also nicht mehr um die
die Entwicklung und das Angebot von beson-         an:                                                 klassische Fortbildung für Nachwuchs auf der
deren personalentwicklerischen Maßnahmen                                                               ersten Führungsebene, in denen vor allem die
zur Förderung von Frauen. Ging es früher eher      æ Erhebung der strukturellen Gegebenheiten:         Menschenführung thematisiert und in erster
darum, dass Frauen vielleicht bestimmte Defizite     Altersstruktur von Frauen in der Organisation,    Linie Kommunikations- und Konfliktfähigkeit
haben, die es durch gezielte Fördermaßnahmen         Bestandsaufnahme der Geschlechterverteilung       geschult werden. Hier geht es um Kompetenzen
abzubauen galt, muss heute ganzheitlicher an         und Dienstpostenanteile, Teilzeitanteile, ins-    zur Wahrnehmung von Management- und Lei-
die Aufgaben der Frauenförderung herangegan-         besondere in höherwertigen Positionen. Viele      tungsaufgaben, die für höhere Führungsebenen
gen werden. Die Wirksamkeit frauenfördernder         dieser Strukturdaten sind in Gleichstellungs-     erforderlich sind.
Maßnahmen hängt wesentlich von zwei Fakto-           plänen zu finden, andere lassen sich unproble-
ren ab: dem Kontext, in den die Maßnahmen            matisch in den Personaldezernaten erheben.        Im Kern enthält das Programm ein „Cross Men-
eingebettet sind, und der zielsicheren Auswahl                                                         toring“, d. h. die Begleitung einer Mitarbeiterin
und Dosierung von Maßnahmen.                       æ Individuelle quantitative und/oder qualitati-     mit entsprechendem Potenzial durch einen
                                                     ve Befragungen der Zielgruppe über Karriere-      Mentor oder eine Mentorin aus einem Wirt-            Die Polizeidirektion Hannover ist zuständig für 1.132.962 Einwohner und betreut
Mit dem ersten Punkt ist gemeint, dass eine          motivation und Karrierehemmnisse. Hierzu          schaftsunternehmen oder einer Verwaltung, ex-        eine Fläche von 2.291 qkm. Die Behörde umfasst heute mehr als 3.600 Beschäftigte,
Organisation, die allein auf frauenfördernde         können Online- oder schriftliche Befragungen,     plizit aber nicht aus der Polizei. Wir versprechen   davon 600 Verwaltungskräfte und 3.000 Polizeibeamtinnen und -beamte. Der Frau-
personalentwicklerische Maßnahmen setzt und          Interviews oder auch Workshops mit der            uns davon für die Mentees die Erkenntnis, dass       enanteil liegt bei ca. 34 %, im Polizeivollzug (exklusive Verwaltung) bei 27 %. Waren
darüber verschläft, dass entsprechende klare         Zielgruppe durchgeführt werden.                   es für gleich gelagerte Problemstellungen in         es 2005 nur 17 Frauen, so bekleiden derzeit 56 Frauen einen nach A11 bewerteten
Vorgaben, familienfreundliche Rahmenbedin-                                                             unterschiedlichen Organisationskontexten ganz        Dienstposten (herausgehobene Sachbearbeitung und Führungspositionen). Dies
gungen und eine wandlungsfähige Organisa-          Im weiteren Schritt lassen sich wesentliche Ziel-   unterschiedliche Lösungsansätze gibt, und da-        entspricht einem Anteil von 14,9 %. Die Einstellungsquote von Frauen lag in den
tionskultur zu verankern sind, keinen durch-       gruppen für Fördermaßnahmen herausarbeiten.         mit eine „Schärfung des analytischen Verstan-        letzten Jahren bei durchschnittlich 40 %.
schlagenden Erfolg haben wird. Denn die Wirk-      Fördermaßnahmen für jüngere Kolleginnen, die        des“. Nicht zuletzt hoffen wir als Behörde auch
samkeit von Frauenförderung hängt davon ab,        erst am Anfang ihrer Polizeilaufbahn stehen,        von den Erfahrungen und Ideen zu profitieren,        Das Programm ist schon für sich genommen           Als Mentoring-Aufgabe haben die Mentees in-       Kompetenzen vermittelt, die Frauen heute für
dass die Organisation Frauen tatsächlich voran     müssen sicherlich anders aussehen, als Instru-      die unsere Mentees in anderen Organisationen         ein Netzwerk, weil die Beteiligten sich in Ver-    nerhalb des Programms Gelegenheit zur Vorbe-      den Aufstieg in männerdominierten Organisa-
bringen will und sie Bedingungen vorfinden,        mente für gestandene Polizeibeamtinnen, die         machen und kennenlernen.                             anstaltungen und Seminaren austauschen und         reitung und Durchführung (einschl. Moderation)    tionen wie der Polizei benötigen: Umgang mit
die eine Karriere überhaupt ermöglichen.           bereits eine gewisse Karriere gemacht haben.                                                             kennenlernen.                                      einer Veranstaltung zu einem aktuellen gesell-    Macht und Mikropolitik, strategische Karriere-
                                                                                                       Auch das Thema professionelles Netzwerken ist                                                           schaftspolitischen Thema von allgemeinem In-      planung und Networking.
Der zweite Aspekt meint, dass Frauenförderung      In der PD Hannover ist diese Analyse gründlich      Inhalt des Programms, einerseits theoretisch (in     Zur Kompetenz der „Reflexionsfähigkeit“: Hier      teresse. Das schult die Gestaltungs- und Orga-
nicht gleich dem Gießkannenprinzip auf alle        erfolgt, allerdings nur für die Zielgruppe der      Seminaren), andererseits in der praktischen An-      bieten sich auch für Mentorinnen und Mentoren      nisationsfähigkeit. Ein erwünschter Nebeneffekt   Die Autorin
Frauen einer Organisation verteilt werden darf.    Frauen A11, die also schon erste Karriereschritte   wendung, indem ein Netzwerk von Mentorin-            Entwicklungsmöglichkeiten. Der Ansatz des          für die PD Hannover: Sowohl die Mentoren und      Volljuristin Gwendolin von der Osten ist Polizei-
Auf diesen Aspekt möchte ich hier näher ein-       vollzogen haben. Heraus kam, dass es entgegen       nen/Mentoren und Mentees entsteht. Ein wich-         Cross Mentoring ist, dass die Mentorin bzw. der    Mentorinnen als auch die Mentees stammen          oberrätin und Leiterin eines Kriminal- und
gehen. Um zielgenaue Maßnahmen in einer Or-        der allgemeinen Annahme, dass viele Kollegin-       tiger Ansatz dabei ist, dass die Fähigkeit, sich     Mentor konstruktive Rückmeldung gibt über          aus unterschiedlichen Organisationen und Un-      Ermittlungsdienstes der Polizeidirektion Han-
ganisation zu etablieren, bedarf es zunächst ei-   nen eher nicht karrieremotiviert sind und sozu-     professionell in Netzwerken bewegen zu können,       Wirkung und Auftreten der Mentee. Diese aktive     ternehmen der Region, so dass die regionale       nover. Sie war Leiterin der Arbeitsgruppe
ner Analyse der Zielgruppe. Eine Beschreibung      sagen „wachgeküsst“ werden müssen, mehr als         in vielerlei Hinsicht beim Aufstieg helfen kann.     Begleitung schult die personalentwicklerische      Vernetzung und Öffnung vorangetrieben wird.       „Frauen in Spitzenämter“ der PD Hannover.
der Zielgruppe ist nebenbei auch gut geeignet,     die Hälfte der Zielgruppe durchaus eine weitere     Netzwerke haben außerdem unterstützende              Kompetenz, also die Fähigkeit, auch eigenes
durch die Erhebung von Zahlen und Fakten mit       Karriere anstrebt (vgl. auch den Beitrag von Cie-   Funktion, können beratend und auch bestärkend        Personal besser gezielt zu fördern. Darüber hi-    Das Cross Mentoring in der PD Hannover ist
sich hartnäckig haltenden Vorurteilen aufzu-       singer & von der Osten S. 32).                      wirken. Egal ob informelle, formelle, private        naus ist es erlaubt, dass auch Mentorinnen und     also nicht nur eine zusätzliche neue Maßnahme
räumen („Frauen wollen keine Karriere machen“)                                                         oder halbdienstliche Netzwerke, manchmal             Mentoren ein konstruktives Feedback über ihr       der Frauenförderung, sondern ein Programm,
und so neues Verständnis für Genderaspekte in                                                          reicht es, wenn man weiß, wen man fragen kann.       Wirken bei ihrer Mentee einholen.                  das bestehende Unterstützungsmöglichkeiten
der Personalentwicklung zu wecken.                                                                                                                                                                             integriert und koordiniert und vor allem die

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