Walking green Ökobilanz Österreich
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Promotion-Magazin Mai 2019 ÖSTERREICH Walking green Ökobilanz Österreich Kluge Daten Managerpositionen Kaiserliches statt Tickets Infineon-CEO PR-Genie Österreich-Werberin Sabine Herlitschka und Maximilian I., seine Petra Stolba über andere zu (wirtschafts-) Strategien und noch mehr Overtourism politischen Themen Kultur in Österreich
Editorial/Aus dem Inhalt Rahofer. Die Erde ist klein geworden Starkes Land Österreich ist ein Promotion-Magazin des Verlages Ablinger Garber für die Leser der WirtschaftsWoche. Visionen der Gegenwart zeigen die Welt der Zukunft als einen gigantischen Schrottplatz, der es nicht schafft, sich selbst abzubauen. Eine ökologisch-öko- Promotion-Magazin Mai 2019 nomische Herausforderung, die nicht nur die welt- weit anwachsenden Müllberge und die Produktion ÖSTERREICH Cover: Ökologischer von nicht abbaubaren Stoffen, sondern vor allem Fußabdruck: Österreich auch die Gewinnung von Energie betrifft. Öster- gibt sich gerne als Umwelt- reich bemüht sich, auf diese Herausforderungen zu Musterland, muss allerdings PALFINGER AG · 5101 Bergheim, Österreich · E-Mail h.roither@palfinger.com reagieren. So ist es Forschern der Uni-Innsbruck im die C02-Belastung bis 2030 E. MICHAEL BRAUNER März 2019 gelungen, die Energieeffizienz von wei- Walking green noch deutlich reduzieren, Ökobilanz Österreich LEITENDER REDAKTEUR ßem LED-Licht durch die Entwicklung eines neuen um die Klimaziele von roten LED-Leuchtstoffes um ein Sechstel zu steigern. Paris zu erreichen. Kluge Daten Managerpositionen Kaiserliches statt Tickets Infineon-CEO PR-Genie Österreich-Werberin Sabine Herlitschka und Maximilian I., seine Petra Stolba über andere zu (wirtschafts-) Strategien und noch mehr Overtourism politischen Themen Kultur in Österreich Auch die Visionen aus der „Arche“ von John Todd, Mehr dazu auf Seite 4. wo „lebende Maschinen“, keine Rohmaterialien verbrauchen und keinen Abfall produzieren, wer- den jetzt wieder an österreichischen Universitäten diskutiert. 1978 errichteten solche Andersdenkende Ökohäuser, die ihre Energie aus den Kreisläufen der Natur gewonnen haben – ihre Ideen sind topaktuell. Alternative Ansätze und nachwachsende Rohstoffe bilden den Kern für eine durchwachsene Ökobilanz Österreichs. Aber Schadstoffe in der Luft, im Wasser und auf dem Land halten sich nicht an die Grenzen des Alpenlandes. Es ist an der Zeit, dass sämtliche Staaten dieser Erde sich mit jenen Problemen ausei- 4 Im Umwelt-Musterland? nandersetzen, die an der Schnittstelle von Ökono- Österreichs Ökobilanz ist durchmischt, mie und Ökologie liegen. Anstelle von Konkurrenz aber auf gutem Wege braucht es Kooperation und Wissensaustausch. 8 Hotspot oder Ruhe? Auch abseits von Klimawandel und Ressourcen- Kluges Datenmanagement soll die ausbeutung ist die Erde klein geworden. Dafür sind Touristenströme in Österreich auflösen nicht zuletzt die Möglichkeiten der Mobilkommu- 10 Auf jeden Fall moralisch nikation verantwortlich. Soeben hat Österreich als Der Wert ethischer Kapitalanlagen steigt erstes Land in Europa den Netzbetrieb der neuesten 12 Einmal Burger ohne Fleisch, bitte Mobiltechnik 5G aufgenommen. Dass wir Ösis hier Mit veganen Lieblingsgerichten spricht die Versuchskaninchen für die Deutsche Telekom Swing Kitchen nicht nur Gemüse-Freunde an spielen, ist uns bewusst und auch gut so, denn die 14 Wachstum in der Krise österreichischen Erfahrungen werden in eine zu- künftige Mobiltechnik einfließen – ganz im Sinne Braucht die Wirtschaft ständiges Wachsen? länderübergreifender Kooperation. Woran scheitert die Gleichstellung von Frau und Mann? Österreichs Manager beziehen Stellung. Genießen Sie unsere Reportagen 18 StarkesLand.aktuell Neues aus Österreich kurz kommentiert Ihr e. michael brauner THEMENSCHWERPUNKTE 20 Privat statt Staat UNSERE WELT VERÄNDERT SICH. Österreichs Privatuniversitäten freuen sich über regen Zulauf und setzen auf schnelle Reaktionen im Bildungsangebot UND WIR MIT IHR. „Starkes Land“ ist ein Projekt von 28 Das gute Recht Österreichs führende Kanzleien zu aktuellen Themen 32 Kultursinniges Österreich Von biblischen Geschichten, tänzerischen Neue Technologien und ihre Potenziale der Anwendung sind die Wegbereiter des digitalen Wandels, Medienturm · 6060 Hall in Tirol, Österreich Skulpturen und einem Kaiser als PR-Genie in dem wir uns befinden. Die Integration der Digitalisierung in alle Unternehmensbereiche von Tel. +43/5223/513-0 · info@AblingerGarber.com 36 Urlaubserlebnis Tirol PALFINGER wird es deshalb ermöglichen, Neues schneller zu entwickeln, zu testen und in Medienturm Hall in Tirol www.AblingerGarber.com Die Lieblingsdestination neu entdecken zukunftsweisende Geschäftsmodelle umzusetzen. Dafür müssen wir unsere Sichtweise immer wieder verändern und ganz genau hinsehen, denn: Digital ist alles. Und alles ist digital. Impressum: Herausgeber: Ablinger & Garber GmbH; Redaktion: e. michael brauner, Joseph Brösel, Clemens Hirtenberger, Gloria Staud, Christian Winder; Promotion/Anzeigen: Tasso Astl, Klaus Grabherr, Matthias Häussler, Thomas Lindtner; Projektmanagement: Karin Ablinger-Hauser; Grafik & Produktion: Christian Frey, Franziska Lener, Kathrin Marcher; Geschäftsführung: Walter Garber, Ablinger Garber, Medienturm, 6060 Hall in Tirol, Österreich, Tel. +43/5223/513-0, info@AblingerGarber.com, www.AblingerGarber.com; Druck: Druckerei Berger, Horn. Coverfoto: Fotolia/ malp; Porträtfotos Cover: Stolba (1), www.tinefoto.com/martin steinthaler (2), Factor/Land Tirol (3); Hinweis zur Genderformulierung: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde entweder die männliche oder die weibliche Form von personenbezogenen Hauptwörtern gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts. Frauen und Männer mögen sich von den Inhalten gleichermaßen angesprochen fühlen. PALFINGER.AG STARKES LAND Österreich 3
Ökostory Kolumnentitel Ökostory FOTO: FOTOLIA/MAN AS THEP Österreich präsentiert Ökobilanz sich gern als Die Erstellung einer Ökobilanz für ein Land erfordert die systematische Erfassung und Bewertung aller Umweltbelastungen, die von der Wirtschaft, der Politik und der Umwelt-Musterland Gesellschaft des Landes ausgehen. Die daraus gewonnene ökologische Analyse unterstützt das Land beim Aufbau von umweltgerechten Maßnahmen. Ökobilanzen sind abhängig von Informationen über umweltbezogene Das ist zwar stark übertrieben, Wirkungszusammenhänge, die den Anspruch doch immerhin fällt die Ökobilanz von Zuverlässigkeit nur lückenhaft erfüllen. deutlich besser aus, als es die belastenden Klimaziele 2030 vermuten lassen. 2030 nicht mehr als 36 Millionen Tonnen CO2 in die Luft blasen. Ein Ziel, das bis dahin von e. michael brauner sehr schwer erreichbar sein wird. Zurzeit liegt der Ausstoß beim Eineinhalbfachen, näm- lich bei 51 Millionen Tonnen. Kein Wunder, dass auch in Österreich die Idee der Freitags-Demos unter jungen Staats- bürgerinnen und -bürgern Anklang findet. Am 29. März demonstrierten landesweit tausende Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz und forderten die Regierung auf, Selbst Kühe im Stall produzieren den Klimakiller Methan. wenigstens die bereits beschlossenen Maß- nahmen umzusetzen, wie zum Beispiel die Reduktion des vom Verkehr verursachten CO2 um 7,4 Millionen Tonnen. Dass sich manche Regierungsmitglieder stattdessen Gedanken machten, wie sie mit dem Demonstrations- recht einerseits und der Schulpflicht anderer- seits umgehen sollen, wirkte angesichts der klimatischen Veränderungen grotesk. Klimaschutz statt Abschlagsstrafen? Denn was passiert, wenn Österreich sein Klimaziel 2030 nicht erreicht? Dann drohen an die sechs Milliarden Euro Abschlagsstra- E fen. Dazu der österreichische Finanzminis- s ist Frühling, die Natur erwacht im Gestalt des CO2 ist er weder zu sehen noch Tag bis zu 500 Liter Methan frei, ein 30 Mal (ein sehr potentes Treibhausgas), das bei der und Mastochsen tatsächlich überwiegend ter Hartwig Löger: „Wir wissen, dass für die hellen Grün, das nach dem Weißgrau zu spüren oder zu riechen. Aber er bedroht schlimmerer Klimakiller als CO2. In den USA Futtermittelproduktion entsteht. Weiden sie auf saftigen Wiesen. Umsetzung der internationalen Klimaziele der Wintermonate die Sinne belebt. die Welt, und das immer heftiger. geht rund ein Viertel des landesweiten Met- hingegen auf Grünland, das große Mengen große Investitionen notwendig sind“. Seiner Nicht ohne Grund weckt die Farbe der hanausstoßes auf Kosten der Massentierhal- Kohlendioxid speichern kann, so leisten sie Klimaziele auch für Österreich Meinung nach setzt u. a. auch die Finanz- Wiesen und Wälder in den meisten Men- Steigende CO2-Belastung tung von Rindern – ein Grund, warum sich durch den Erhalt dieses Öko-Systems sogar 36 Prozent der Energie verbraucht im Alpen- branche klimafreundliche Initiativen, deren schen die Assoziation an eine gesunde, in- Fast alles, was wir Menschen tun, setzt CO2 immer mehr Menschen für die vegane Kost einen Beitrag zum Klimaschutz – sofern es land der Verkehr, 27 Prozent verbrennen die Auswirkungen die mutmaßlichen Abschlags- takte Umwelt. Es ist aber auch die Zeit, wo frei – und noch Schlimmeres wie Kohlenmo- entscheiden. Allerdings hängt es sehr von sich nicht gerade um frisch gerodeten Re- Heizungssysteme, und der Rest verteilt sich strafen stark reduzieren könnten. Angesichts nach uraltem Naturglauben der Teufel an die noxid, Feinstaub, Stickoxide. Wir verschlim- den konkreten Umständen ab, ob und wie genwald handelt. Was Gräser und Kräuter auf die Industrie, die Bauwirtschaft und die dieser finanziellen Bedrohung finden aber Oberfläche kommt und mit hinkendem Bein mern den Klimawandel durch Industriepro- sehr Kühe klimaschädlich sind. Stehen sie an Kohlendioxid binden, wiegt das Methan Haushalte. An und für sich wäre die Ökobi- Umweltaktivisten, dass es doch klüger wäre, seine Spuren hinterlässt. Der Teufel des 21. duktion und kalorische Kraftwerke ebenso beispielsweise im Stall und werden mit Kraft- der Rinder mehr als auf, sagt dazu das deut- lanz in Österreich fast ausgeglichen, gäbe es die Milliarden schon jetzt in den Klimaschutz Jahrhunderts braucht allerdings kein zotte- wie durch Auto- und Flugverkehr, durch das futter ernährt, fällt die Bilanz insgesamt ne- sche Magazin Spektrum der Wissenschaft. da nicht die Klimaziele von Paris, die bei der zu stecken. Mit den sechs Milliarden Euro, liges Fell und keine Hörner, er hat sich in Heizen der Wohnungen und durch die Land- gativ aus, denn da kommt zum Methan aus In Österreich werden solche Berechnungen Weltklimakonferenz 2018 in Polen neuerlich die möglicherweise bei Nichterreichung Luft oder besser gesagt in Gas aufgelöst. In wirtschaft. Eine wiederkäuende Kuh setzt pro den Verdauungsprozessen noch das Lachgas gern gehört, denn hier weiden Milchkühe bekräftigt wurden. Demnach darf Österreich der Klimaziele schlagend werden, könn- 4 STARKES LAND Österreich STARKES LAND Österreich 5
Kolumnentitel Ökostory Ökostory FOTO: FOTOLIA/TOMAS HULIK Bedeutung der Wälder für den Klimaschutz den, die dafür in Kauf genommen werden, ist dem Geschäftsführer der Holding, Johan- belasten die Ökobilanz wesentlich – steigern nes Schwarzenberg, nur allzu gut bewusst, aber das Wachstum der Wirtschaft. ebenso wie die Tatsache, dass die Wälder Egal ob Miete oder Eigenheim, im Gegen- ihrerseits durch die Erderwärmung bedroht satz zu den Amerikanern, die das bestehende sind. Von der Idee mancher Umweltschüt- Wohnmobiliar beim Kauf mit übernehmen, zer, deshalb Wälder zu verstaatlichen, hält schätzen es die Österreicher, sich neu und er verständlicherweise wenig: „Die Jahre der individuell einzurichten. Dank des nach- Verstaatlichung unter dem Kommunismus wachsenden Waldreichtums kaufen die waren für die tschechischen Wälder eine Österreicher vor allem Möbel aus Fichten-, riesige Umweltkatastrophe. Durch die zu Kastanien- und Eichenholz, deren ökologi- starke Kommerzialisierung wurden große sche Bilanz ausgezeichnet ist. Flächen nachhaltig beschädigt. Mit den Obwohl die Österreicher rund ein Viertel Auswirkungen werden wir noch lange be- weniger in Möbel- und Wohnungsausstat- schäftigt sein“. Im Kampf um das Klima und tung als die Norweger investieren, geben sie in der Sorge um nachhaltigen Waldbestand um 15 Prozent mehr aus als die Deutschen. hat sich der Forstbetrieb gegen den weite- Im europäischen Vergleich bildet Rumänien ren Anbau von Monokulturen entschieden. das Schlusslicht beim „Schönen Wohnen“ Seit 25 Jahren pflanzt die Familienstiftung in mit knapp einem Zehntel der Ausgaben, ge- Österreich und in Tschechien wieder mehr messen an Norwegen (Quelle: Wohnen und Laubbäume an. Die sind resistenter gegen Interieur, Messe Wien). den Borkenkäfer und binden mehr Kohlen- dioxyd als der Nadelwald. Grüner Strom und seine Gegner Österreich setzt bereits auf erneuerbare Energien wie Wind- und Wasserkraft, doch auch diese Projekte haben Gegner. Stimmt die ökologische Bilanz noch bei den Privates Einrichten im grünen Bereich privaten Einrichtungen, so widersprüchlich Würden die Österreicher mehr im Wald und offenbart sie sich bei den rasant ansteigen- ten veraltete Luftverpester in der Industrie, wärtigen Brexit die Frage, wie groß der nöti- niger radikalen Ideen auf den Tisch kommen raum von 40 Jahren in die Luft freigegeben nicht in den Städten wohnen, dann wäre die den Energiekosten beim Wohnen. in den Haushalten und im Verkehr sofort ge Aufwand der Wirtschaft und der privaten müssen, wenn das mit den Paris-Zielen noch werden. Es sind ca. 5,5 Millionen Fußball- Ökobilanz in dieser Sparte wohl eine etwas In Zwentendorf an der „schönen blau- ausgetauscht und Marketingmaßnahmen Haushalte für den Klimaschutz tatsächlich etwas werden soll. felder, die das Alpenland mit frischer und Bessere. Denn das Wohnen in den Städten, en“ Donau steht der teuerste Atomreaktor beschlossen werden, die das Bewusstsein in sein wird. Drohen höhere Benzinpreise? sauberer Luft versorgen. vor allem in Wien, Salzburg und Innsbruck, der Welt, der, obwohl fertig gebaut, nie in allen Bevölkerungsschichten für eine gesunde Müssen alte Dieselfahrzeuge schleunigst Der Wald als Klima-Plus Einer der größten Waldbesitzer neben ist teuer geworden. Seit 2011 steigen die Betrieb gegangen ist. Seitdem investiert das Umwelt schärfen. aus dem Verkehr gezogen werden? Greifen Wobei Österreich als positives Asset ins Tref- den staatlichen Bundesforsten ist die Fami- Wohnungsmieten, besonders in den Bal- Alpenland in Wasserkraft, Solardächer und größere Städte zur Citymaut? Oder wird es fen führen kann, dass es, gemessen an der lienstiftung der Familie Schwarzenberg – vor lungszentren um 5 bis 10 Prozent. Aufgrund Windräder. Der „Grüne Strom“ aus den Deutschlands Grippe und umgekehrt zusätzliche öffentliche Förderun- Grundfläche, über einen der größten Wald- der Abschaffung des Adels im Jahr 1919 ge- der niedrigen Sparzinsen legen viele Österrei- Wasserkraftanlagen Österreichs verkauft Österreichs Schnupfen gen für private Photovoltaik-Anlagen oder bestände der Welt verfügt. Auf vier Millionen hörten die Fürsten zu Schwarzenberg zu den cher ihr Geld in Beton an. Dafür müssen sie sich auch in Deutschland sehr gut, wenn- Zurück zum Frühling, da sitzt üblicherweise gar für Elektroautos geben? Hektar wachsen Bäume, die in Verbindung bedeutendsten und reichsten europäischen aber viel tiefer in die Taschen greifen als die gleich er sich dort wahrscheinlich mit dem das Geld lockerer als im übrigen Jahr, weshalb Nichts davon findet sich derzeit in den mit der organischen Substanz des österrei- Adelsgeschlechtern. Mit 24.000 Hektar Wald Jahre zuvor. Im Landesdurchschnitt kostet Atomstrom mischt. Gegen die Windräder, privater Konsum und Investitionen florieren. Programmen der Regierung. Aber allen ist chischen Waldbodens mehr CO2 fesseln, als stellen sie noch heute einen der größten ein Eigenheim 2900 Euro pro Quadratmeter. die rund um den Naturpark Neusiedlersee Heuer trifft das allerdings auf Deutschland klar, dass bald alle möglichen mehr oder we- durch Verbrennungsprozesse in einem Zeit- Forstbetriebe in Mitteleuropa dar. Die große Die Grundstücksverbauungen und die Schul- stehen, machen Vogelkundler mobil, und nicht zu, dort stottert im Gegenteil der bei der Erzeugung von Solarpaneelen werden Wachstumsmotor. Was das mit Österreichs auch Rohstoffe verwendet, die nicht wieder- FOTO: WIEN ENERGIE/MARKUS WACHE FOTO: FOTOLIA/KARA Ökobilanz zu tun hat? Nun, den Grund für hergestellt werden können – Kehrseiten ei- das Abflauen der Konjunktur führen die ner ansonsten positiven ökologischen Bilanz Ökonomen von Ifo auf den Dieselskandal, in der Energiegewinnung. die zu spät in Angriff genommenen Abgas- Was das Land auszeichnet, ist der Wille probleme und die damit verbundene Zu- seiner industrialisierten Gesellschaft, für rückhaltung beim Autokauf zurück. Und die eine saubere Umwelt und für Produkte deutsche Konjunktur zieht unweigerlich die einzutreten, die den ökologischen Ansprü- österreichische mit. Wenn Deutschland un- chen entsprechen. Allerdings ist der Wille ter Grippe leidet, hat Österreich Schnupfen, allein gerade in der Umweltpolitik wenig sagt eine treffende Redensart, und tatsächlich wert, wenn ihm nicht energische Taten bedeutet die frühlingshafte Verkühlung, dass folgen. In Österreich redet man gerne über Österreichs Wirtschaft nach sagenhaften 2,7 Nachhaltigkeit, handelt aber manchmal zu Prozent 2018 heuer nur mehr um 1,7 Prozent langsam dafür. n wachsen wird, was immer noch um 0,7 Pro- zentpunkte mehr sind als das für Deutschland prognostizierte eine Prozent. Links: Künstler Friedensreich Hundertwasser Maßnahmen fehlen im verzauberte die CO² reduzierte Wiener Regierungsprogramm Müllverbrennungsanlage. Große Unsicherheit bei den Prognosen für Rechts: 36 Prozent des österreichischen 2019 stiftet allerdings neben dem allgegen- Energieverbrauchs frisst der Verkehr. 6 STARKES LAND Österreich STARKES LAND Österreich 7
Kolumnentitel Overtourism Overtourism SCHLOSS HELLBRUNN FOTO: FOTOLIA/JURIJ FOTO: FOTOLIA/DUDLAJZOV Fürstenweg 37 Mit Echtzeitdaten sollen die 11 000 pro Tag) ohne größere Staus durchge- 5020 Salzburg Besucherströme gesteuert schleust werden. Wartezeit: werden. Lange Wartezeiten aktuell 13 Minuten ALBERTINA WIEN Echtzeitdaten sollen auch den historischen können vorausgesagt werden. Albertinaplatz 1 FOTO: FOTOLIA/VLADISLAV GAJIC Städten helfen, an Tagen hoher Frequenz die 1010 Wien Besucherströme entsprechend zu steuern. Wartezeit: Reisegruppen können sich dann an aktuel- aktuell 20 Minuten len „Staumeldungen“ orientieren und zum Beispiel den Rundgang durch Salzburg so gestalten, dass sie erst später in der Getrei- degasse landen. Modernes Datenmanagement wird auch für das Marketing immer wichtiger, betont Petra Stolba: „Echtzeitdaten, also zu wissen, welche Gäste jetzt gerade hier sind, werden in Zukunft entscheidend sein. Die traditionelle Tourismusstatistik, wo die Daten gemeldet werden und ein Monat im Nachhinein ver- fügbar sind, ist dafür zu langsam. Die ÖW hat vergangenes Jahr dazu ein spannendes Pilotprojekt mit dem österreichischen Tele- komriesen A1 gemacht, wo es darum ging, über Handydaten Besucherströme zu messen. Und parallel haben wir ein sehr erfolgreiches Pilotprojekt mit easybooking am Laufen, in Eintrittskarten für Von Eintrittstickets, wie sie Venedig als ment die Besucherströme besser lenken. dessen Rahmen wir in Echtzeit Buchungsan- besonders betroffene Destination jetzt ein- Das Schloss Schönbrunn macht es bereits vor: fragen für Urlaub nach Österreich sehen.“ geführt hat, halten die Fremdenverkehrs- Da können Zeitfenster lang vorher auf die Vielleicht rät Ihnen ja demnächst die Bu- manager in Wien, Salzburg oder Innsbruck Minute genau gebucht werden, weshalb nicht chungs-App auf dem Smartphone, dass Sie Salzburg oder Wien? aber wenig. Vielmehr will man mit Echtzeit- alle gleichzeitig kommen und daher vier gleich morgen nach Wien aufbrechen soll- beobachtung und präzisem Datenmanage- Millionen Besucher im Jahr (das sind fast ten. Bevor es auch die anderen tun. n Venedig wehrt sich mit Zutrittsgebühren gegen allzu große Besuchermassen. Von solchen Ideen hält die Österreich Werbung nichts. Stattdessen soll kluges Datenmanagement die Touristenströme in begehrten Ballungszentren lenken. von e. michael brauner F rüher einmal, da kamen Urlauber nach nessbereich im Erdgeschoss – das sorgt rung der Wertschöpfung“, betont die Chefin Sie kennen uns Österreich, weil sie die Seele baumeln schon eher für die gesuchte Abwechslung. der Österreich Werbung (ÖW) Petra Stolba. lassen wollten. Entschleunigung, Bo- Dem österreichischen Tourismus ist diese Ent- Das langsame Upgrading wirkt: In den letz- dennähe, frische Luft auf den Bergen wicklung nur recht, denn schon seit Länge- ten Jahren übernachtete rund ein Drittel aller und glasklare Seen – so wollte das Alpenland rem bemühen sich die Marketingverantwort- Feriengäste in Vier-Sterne-Hotels. Das waren vielleicht noch nicht. gern gesehen werden, vor allem natürlich lichen, die Gästeschar für ein höherwertiges ca. 50 Millionen in dieser Kategorie von ins- beim Nachbarn Deutschland. und damit natürlich auch höherpreisiges gesamt 150 Millionen Nächtigungen 2018. Aber was heißt „früher einmal“? Der Ur- laub in den Bergen ist heute wieder stark Das Gespenst des Overtourism Aber Sie kennen gefragt. Allerdings hat sich sein Charakter Echtzeitdaten Geräumige Vier-Sterne-Herbergen haben zu- FOTO: STOLBA etwas verändert. Statt drei Wochen Som- dem den Vorteil, dass die Gäste genug Platz merfrische sind es eher zwei bis drei Tage, dazu, wo sich der vorfinden. Da geht es an den touristischen und der Wunsch nach Entspannung heißt Gast gerade befindet, Hotspots des Landes schon deutlich enger unsere Produkte. nicht, dass jemand deshalb das Handy werden in Zukunft zu: In der Getreidegasse in Salzburg, vor dem abschaltet. Das Gefühl, nicht erreichbar Goldenen Dachl in Innsbruck, in der Wiener zu sein, kann schließlich mehr Stress ver- entscheidend sein. Innenstadt und neuerdings auch in Hallstatt ursachen als ein gelegentlicher schriller Petra Stolba, GF Österreich Werbung drängen sich mitunter die Menschenmassen, Klingelton. Genau deshalb zieht es die sodass es kaum noch möglich ist, Handyfo- Besucher auch nicht unbedingt in die uri- tos zu schießen, geschweige denn, die Se- ge Idylle einer abgelegenen Almhütte, wo Angebot zu begeistern. „Wir positionieren henswürdigkeit in Ruhe zu betrachten. Die der Wildbach rauscht, aber kein Sendemast Österreich klar als Qualitätsurlaubsdestina- aktuelle Diskussion um Overtourism – wo Wir sind Greiner aus Kremsmünster: weit und breit für ein Mobilnetz sorgt. Ein tion. Uns geht es im Tourismus weniger um also der Tourismus von einem sanften Wirt- Ein weltweit führender Anbieter für Schaum- und Kunststofflösungen. komfortables Hotel mit Aussicht, viel Grün jährlich neue Rekorde bei Ankünften und schaftszweig zu einer Landplage wird – hat rundum und einem gut ausgebauten Well- Nächtigungen als um eine nachhaltige Steige- auch Österreich erfasst. Mit anderen Worten: Ob Sie nun irgendwo auf der Welt ein Joghurt genießen, im Auto oder Flugzeug Platz nehmen, sich medizinisch behandeln lassen oder einfach nur aus dem Fenster blicken – Sie treffen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf innovative Lösungen von uns. 8 STARKES LAND Österreich greiner.com Heute und in Zukunft. STARKES LAND Österreich 9
Ethische Aktien ????????????????? Der Mehrwert ethischer Kapitalanlage Immer mehr Privatanleger wollen nicht mehr in Unternehmen investieren, die mit Kinderarbeit, Waffenverkauf oder mit Rodungen von Regenwäldern Geld verdienen. Ohne Moral im Portfolio werden Aktien oder Fonds weniger nachgefragt. von e. michael brauner und Clemens Hirtenberger D as waren noch Zeiten, als Warren Buf- FOTO: FOTOLIA/STEFANIEBAUM fet mit den drei Säulen der Kapitalan- lage – Rendite, Sicherheit und Verfüg- barkeit – Milliarden scheffelte. Ohne die vierte Säule, nämlich Nachhaltigkeit und Ethik, ist heute aber kein Geschäft mehr zu machen – zumindest bei den Privatanlegern. Zum einen liegt das daran, dass immer mehr Menschen auch in Geldfragen so ver- antwortungsvoll agieren wollen, wie sie es mittlerweile in anderen Bereichen tun – wer brav den Müll trennt, beim Einkauf nur zu Eiern und Fleisch aus artgerechter Haltung greift und sein Haus mit Solarpanelen heizt, der will eben auch sein Geld so anlegen, dass er nicht in Verlegenheit kommt, wenn die Kinder kritische Fragen stellen. Zum anderen aber sind die sogenannten „Green Investments“ immer öfter auch im Hinblick auf den Ertrag eine kluge Wahl. Meh- rere Studien – darunter eine von der Deut- schen Bank – haben gezeigt, dass ökologisch und ethisch verantwortungsvolle Fonds lang- fristig besser performen als andere. Weniger Risiko Der naheliegende Grund dafür: Bei nachhal- Stabiler, weniger riskant und gut fürs Gewissen: Der Mehrwert ethischer Aktien überzeugt Anleger. tig agierenden Unternehmen treten weniger Risiken auf, sie sind langfristig stabiler, wes- halb ihre Aktien weniger heftig schwanken. in Vermarktung und Vertrieb zu investieren, Finanzmarkt soll einen Beitrag zur Errei- Umweltfreundlich produzierende Fabriken in die Pflicht nehmen. chung der Klima- und Energieziele leisten“, laufen eben nicht Gefahr, in einen Giftmülls- Nun hat zwar die Erste Bank schon 2003 erklärte Köstinger bei der Präsentation ihres kandal verwickelt zu werden, der den Akti- mit einem nachhaltigen Aktienfonds (WWF neuen Programms. Die Ministerin verlangt enkurs abstürzen lässt. Und wer ordentliche Stock Environment (A oder T)) auf den her- aber auch eine Mobilisierung von privatem Gehälter bezahlt und seinen Mitarbeitern annahenden Nachhaltigkeitstrend reagiert, Kapital so wie in Deutschland, wo Privat- ausreichende soziale Absicherung gönnt, aber die größte Bank Österreichs, die Bank personen die meisten Anlagen zur Stromer- muss auch nicht fürchten, dass Menschen- Austria legte erst vor Kurzem den vielverspre- zeugung aus Erneuerbaren-Energie-Anlagen rechtsorganisationen mit Transparenten vor chenden Amundi Ethik Fonds auf. besitzen. Soweit wie die Dänen die Onsho- dem Werkstor demonstrieren. re-Windkraftanlagen nur dann genehmigen, Der Markt jedenfalls hat auf diesen Trend Chance für den Klimaschutz wenn mindestens 20 Prozent der Projekt- reagiert. Mit einem Anlagevolumen von Inzwischen hat auch die Politik den Reiz anteile an Bürgerinnen und Bürger gehen, rund 281 Milliarden Euro hat 2018 die Sum- der Tu-Gutes-Investitionen entdeckt. Die die in der jeweiligen Region wohnen, will Für alle, die für die Pariser Klimaziele sind, aber nicht auf Reichweite, Technik und Komfort me nachhaltiger Geldanlagen in Deutsch- österreichische Umweltministerin sieht da- Köstinger (noch) nicht gehen. Geld, das land, Österreich und in der Schweiz einen rin eine Chance für den Klimaschutz: Wenn in ökologisch-ethischen Anlagen angelegt verzichten wollen: Ein Erdgasauto spart bis zu 24% CO2, 75% Stickoxide und 98% Feinstaub Rekordwert erreicht. Anleger gezielt in klimaschonende Techno- wird, beruhigt nicht nur das Gewissen, es im Vergleich zu anderen Verbrennungsmotoren. Dabei ist es genauso schnell betankt – und Der Plafond für ethische Geldanlage sei logien investieren, dann könnte der Umstieg hilft auch, Unternehmen, die in neue Um- zwar zum halben Preis, an über 1000 Tankstellen in Österreich und Deutschland. aber noch lange nicht erreicht, betonen Ex- schneller gelingen – so die Idee hinter der welttechnologien investieren wollen, mit Jetzt mehr erfahren auf www.omv.com perten, die vor allem Banken und Fondsge- kürzlich gestarteten Green Finance Agenda notwendigem Kapital auszustatten – ganz sellschaften wegen mangelnder Bereitschaft, der Wiener Regierung. „Der österreichische im Sinne eines moralischen Mehrwerts. n 10 STARKES LAND Österreich
Swing Kolumnentitel Kitchen Ausschließlich Swing Kitchen mitteleuropäische Zutaten kommen in das vegane Trendfood, Kräutermischungen geben den Geschmack. senfrüchten, wurde zum Kult, zur Gansl-Zeit verbinden glaubwürdiges Engagement mit war das Lokal stets wochenlang ausgebucht. knochentrockenem Management-Know-how. Die vegane Lebensweise ist einstweilen Schon die Entscheidung für eine Burgerkette noch eine Sache von ein paar Prozent der entsprang der Einsicht, dass sich „nur diese Bevölkerung, doch die Idee wird immer mehr Form der Gastronomie skalieren lässt“, ge- Fuß fassen – davon ist Irene fest überzeugt. steht Charly, „und wir wollen ja möglichst Um sich gegen den Vorwurf abzugrenzen, dass rasch wachsen, denn je mehr Menschen bei vegane Produkte auf importiertes Gen-Soja uns essen, desto weniger Tiere müssen ge- und künstliche Zusatzaromen angewiesen schlachtet werden.“ wären, setzen die Schillingers auf strikt mit- Vor der Gründung des ersten Restaurants teleuropäische Zutaten und eigene, natürlich bauten sie Küche und Theke aus Karton im Die sanften streng geheime Rezepturen. Der Geschmack 1:1-Modell nach und spielten alle Abläufe der Patties, der Nuggets und der Sticks, die in durch, um so die effizienteste Organisations- den Wraps für Fleisch-Feeling sorgen, entsteht form zu finden. Von Zeit zu Zeit wiederholen ausschließlich durch geschickte Mischung sie das Planspiel, denn sowohl die Rezepturen Fleischlos-Revoluzzer von Aromen, wie sie Sellerie, Majoran, Lieb- als auch das Tempo, in dem die Gäste bedient stöckel und Kerbel liefern. Maisstärke und werden können, sollen immer weiter verbes- pürierte Bohnen lassen eine Textur wie von feinen Hühnerfilets entstehen. Hergestellt werden diese Komponenten Gastronomen aus Österreich haben schon öfter die Berliner an zentralen Produktionsstätten und von da Achtzig Prozent an alle Restaurants in den einstweilen drei Lokalszene auf den Kopf gestellt. Irene und Charly Schillinger versuchen es jetzt in einer noch ungewöhnlichen Nische: mit veganen Burgern. Ländern ausgeliefert. Die Patties entstehen unserer Gäste sind in Straßhof bei Wien in einer veganen Le- bensmittelmanufaktur. Die Nuggets werden keine Veganer. von Clemens Hirtenberger und Joseph Brösel in Holland hergestellt, denn für die ist eine Charly Schillinger, Swing Kitchen hochentwickelte Extruder-Technik erforder- lich. Ein Großbäcker am Rande von Wien fertigt die Desserts. sert werden. Solche Überlegungen stellen Irene und Charly gemeinsam an, sie tun fast Authentisch und effizient alles gemeinsam, seit sie einander Ende des D Auch darin liegt eines der Erfolgsgeheim- vorigen Jahrhunderts gefunden haben. as Büro, von dem aus Irene und Karl vor den Restaurants in der Rosenthaler Stra- 17 Millionen Quadratmeter Anbaufläche mugl zu einem veganen Landgasthof um- nisse von Swing Kitchen: Es ist bei aller Wie sie einander kennenlernten, kann „Charly“ Schillinger ihre Revoluti- ße und unter dem Stadtbahnbogen in der gerettet. Die Zahlen steigen und steigen. funktionierte und natürlich als kompletter New-Age-Rebellion ziemlich straff gemanagt Charly mittlerweile auch freimütig erzäh- on in der europäischen Gastronomie Georgenstraße bilden. Was der noble Kreuzzug-Enthusiasmus frei- Spinner abgetan wurde. Doch zum eigenen und präzise durchorganisiert. Viele vegane len, denn die, äh, Begleitumstände sind in- anzetteln wollen, besteht aus zwei lich nicht erklärt: Warum stehen hier die Erstaunen kamen seine Menüs immer dann Burger-Buden sind entweder Gründungen zwischen verjährt. Irene war immer schon improvisierten Räumen hinter der Küche ei- Gemüse mit Fleischgeschmack Leute Schlange, wo es doch in Berlin (und gut an, wenn dabei mehr oder weniger ori- von ethisch hochmotivierten Amateuren, radikale Tierschützerin. Gemeinsam mit ei- nes kleinen Lokals im Wiener Hipster-Bezirk Dabei gibt es im Swing Kitchen gar keine mittlerweile auch in Wien) vor vegetarischen ginelle Fleisch-Imitationen auf dem Teller denen irgendwann die Kosten davonlaufen, nigen Gleichgesinnten inszenierte sie eine Neubau. Zwischen Kühlschränken und halb klassischen Burger. Vielmehr wird hier aus- und veganen Restaurants nur so wimmelt? lagen. „Reine Gemüsegerichte haben nie- oder sie entstehen aus Marktstudien von Störaktion während einer Pelzmodenschau, geöffneten Boxen mit getrockneten Linsen, schließlich vegane Kost angeboten. Irene Und warum gründet jemand, der Fleisch manden interessiert, aber vegane Bratwurst, erfahrenen Systemgastronomie-Profis und bei der auch der damalige österreichische Nudeln und Sojabohnen teilt sich das Un- und Charly sind nämlich überzeugte Tier- derart vehement ablehnt, ausgerechnet eine das hat ihnen geschmeckt.“ Die vegane Marti- lassen daher die Authentizität der wahren Bundeskanzler Franz Vranitzky unter den ternehmerpaar eine schnell zusammenge- schützer. Sie wollen mithelfen, eine Welt zu Burgerkette? nigans, hergestellt aus Weizengluten und Hül- Veggie-Jünger vermissen. Irene und Charly Gästen war. Prompt wurde sie verhaftet und schraubte Schreibtischplatte. schaffen, in der Tiere nicht mehr getötet, Die Antwort ist in beiden Fällen dieselbe: auf die nächste Polizeistation gebracht. Für ein passendes Headquarter fehlte bis- in Ställen gehalten und zu Fleisch- oder Irene und Charly wollen ihre Kunden nicht Charly war eigentlich nur zufällig anwe- FOTOS: CLEMENS HIRTENBERGER her die Zeit. Irene und Charly müssen sich Milchlieferanten hochgezüchtet werden. bekehren, sondern ihnen eine akzeptable send, aber die Sache gefiel ihm nicht, deshalb um die nächsten Expansionsschritte küm- Dass sie mit dem Verzicht auf tierische Alternative bieten. Anders als in den meis- machte er sich eine Beobachtung zunutze, mern. Denn die Burgerkette Swing Kitchen, Nahrungsmittel auch dem Klima Gutes tun, ten Weltverbesserer-Lokalen schmeckt es mit der ihn seine Freunde davor geärgert hat- die sie 2015 gegründet haben, wächst rasant. haben sie selber erst später entdeckt, doch bei Swing Kitchen schlicht und einfach gut. ten – nämlich, dass er einem der Leibwächter Acht Lokale haben sie in nur drei Jahren inzwischen nutzen sie diese Erkenntnis ganz „Etwa 80 Prozent unserer Gäste sind keine Vranitzkys zum Verwechseln ähnlich sah. Er eröffnet, sechs davon in Österreich, zwei massiv für ihr Marketing. „Die Massentier- Veganer“, sagt Charly. „Sie kommen nur zu setzte sich in seinen schwarzen Mercedes, stehen in Berlin, Nummer neun wird dem- haltung erzeugt mehr Treibhausgase als der uns, weil sie finden, dass man das Fleischlo- fuhr zur Polizei, stürmte mit gebieterischer nächst in Bern seinen Betrieb aufnehmen Autoverkehr“, rechnet Irene Schillinger vor. se hier gar nicht merkt.“ Voller Stolz präsen- Miene in die Wachstube und brummte: „Der und damit die Eroberung der Schweiz ein- „Das meiste Soja, für dessen Anbau der Re- tiert er einen Teller voller panierter Nuggets: Bundeskanzler will keine Verhaftungen von läuten. In London sondieren die Schillingers genwald abgeholzt wird, landet in Futtermit- „Die lassen sich von echten Chicken Nug- jungen Frauen, das gibt nur böse Schlagzei- bereits mögliche Locations. teln. Man braucht sieben Kilo Getreide, um gets kaum unterscheiden, wir haben das in len. Lasst die Mädchen frei, ich nehme sie Auch in Deutschland soll Berlin nur der ein Kilogramm Rindfleisch herzustellen, und Blindverkostungen ausprobiert.“ gleich mit.“ Anfang sein. Sowohl die Hauptstadt als auch 15 000 Liter Wasser noch dazu.“ Der Bluff funktionierte nur für ungefähr die anderen großen Städte wie Hamburg, In den Swing-Kitchen-Restaurants läuft Vegane Martinsgans zehn Minuten, dann wurde den Sicherheits- Köln, Düsseldorf oder München vertragen daher ein Ticker, der zeigt: Seit der Grün- Gemüse mit Gemüsegeschmack – das ist den kräften klar, dass da etwas nicht stimmen Dutzende weitere Standorte, meinen Irene dung der Kette haben sie durch den Verzicht Leuten auf die Dauer zu wenig, wie Charly konnte. Aber da war die Aktivistentruppe und Charly. Das beweisen allein schon die auf Fleisch 7,5 Milliarden Liter Wasser ein- schon als junger Mann feststellen musste, als Joseph Brösel im Gespräch mit Irene und Karl „Charly“ Schillinger, die im Kampf gegen Massentierhaltung den schon außer Reichweite. Und zwischen Irene langen Schlangen, die sich täglich zu Mittag gespart, 2000 Tonnen CO2 vermieden und er das Dorfwirtshaus seiner Eltern in Groß- veganen Trend erkannt haben und mit fleischfreien Burgern McDonalds und Co Konkurrenz machen. und Charly hatte es dauerhaft gefunkt. n 12 STARKES LAND Österreich STARKES LAND Österreich 13
Managerpositionen Managerpositionen Das Wachstum tigkeit im Vordergrund stehen. Ein Beispiel Ländern ansässig sind, die weniger hohe Menschen in einer Volkswirtschaft zusam- dafür sind effizientere Technologien für die Standards haben wie wir. Daher könnten menhängt. Ein Land mit höherem BIP hat Gewinnung, Übertragung und Nutzung von sich solche Maßnahmen letztlich in ihr tendenziell geringere Kindersterblichkeit, Energie. Diese Philosophie spiegelt sich auch Gegenteil verkehren. höhere Lebenserwartung, bessere Ausbil- in der Krise in den Aktivitäten von Infineon wider. Um Ich bin davon überzeugt, dass die ökono- dung, mehr Demokratie, weniger Korrupti- mehr aus weniger zu machen, müssen wir in mischen Probleme ebenso wie gesellschaft- on, größere Lebenszufriedenheit und oft erster Linie verantwortungsvoll mit den vor- lichen Herausforderungen nicht mit einem auch eine sauberere Umwelt. handenen Ressourcen umgehen. Die Digita- „Weniger“ an Technologie oder Wirtschaft Bevor wir die Politik aufrufen, das Wachs- lisierung spielt dabei durch den Einsatz von zu lösen sind, sondern ganz im Gegenteil: tum einzufrieren, sollten wir uns wohl zuerst Als die Wirtschaftsforscher vor Kurzem die Abrechnung für das Jahr 2018 präsentierten, konnten sie effizienten, intelligenten und modernsten Wir brauchen eine qualitative Weiterent- fragen, was das Wachstum der Wirtschaft sich der einhelligen Freude über eine rundum positive Nachricht sicher sein: reales Wachstum von 2,7 Prozent, Technologien eine entscheidende Rolle. So wicklung unserer Wirtschaft, und diese überhaupt antreibt. Solange Menschen nach in der Folge ein ausgeglichenes Budget und kräftig gesunkene Staatsschulden, von niedriger Arbeitslosigkeit senken heute etwa intelligente Motorsteue- unterstützen wir als FFG mit unseren För- einer Verbesserung oder Vereinfachung ihres und saftigen Lohnerhöhungen bei den Kollektivvertragsverhandlungen ganz zu schweigen. rungen den CO2-Verbrauch und das bei mehr derprogrammen und Dienstleistungen tat- Lebens streben, solange wird es wirtschaft- Leistung. Auch beim Strom ergeben sich kräftig. Wir brauchen mehr Forschung und liches Wachstum geben. Vielleicht kommt durch den Einsatz von modernsten Halblei- Innovation sowohl im technischen als auch dieser Prozess von sich aus in der Zukunft von e. m. brauner und Gloria Staud tertechnologien enorme Einsparungspoten- im nichttechnischen Bereich, beispielsweise zum Erliegen, weil die Gesellschaft mit dem ziale: Die erneuerbare Erzeugung, effiziente bei Dienstleistungen, Organisationen und Erreichten zufrieden ist oder der technolo- E Übertragung und Verteilung sowie effiziente sozialen Innovationen. Unser Ziel ist die gische Fortschritt an seine Grenzen stößt. s lebt sich eben leichter, wenn die HENRIETTA EGERTH: Ob und in welcher Form dieser hervorragenden Bewertung, vor allem Nutzung von Strom aus Windkraft ermögli- Transformation der heimischen Wirtschaft Geschichtlich betrachtet ist dieses Szenario Wirtschaft boomt. Oder doch nicht? ein Wachstum für unser Wirtschaftssystem mit ihren Leistungen im Bereich der Energie- chen bis zu 75 Prozent weniger Emissionen in Richtung einer nachhaltigen, ressourcen- eher unwahrscheinlich. Rein ökonomisch Müssen wir uns nicht vielmehr Sor- notwendig ist, wird seit der Veröffentlichung und Mobilitätsinfrastruktur. In einer Zeit, in und Energieverluste im Vergleich zu Strom schonenden, innovativen Ökonomie, die gesehen wäre ein solcher Zustand an und gen machen, dass unser Planet ständig des berühmten Berichts des Club of Rome der es generell weltweit einen Trend zu Urba- aus Kohlekraftwerken. Qualitatives Wachs- auch wettbewerbsfähig ist. Dabei steht die Di- für sich unproblematisch, aber politisch her- weiteres Wachstum nicht mehr viel länger im Jahr 1972 unter Theoretikern ebenso wie nisierung und wachsenden Metropolen gibt, tum stellt daher langfristig Lebensqualität gitalisierung ganz oben auf unserer Agenda. beiführen lässt er sich mit Sicherheit nicht. erträgt? Außerdem sind die Früchte des Er- unter Führungskräften in der Wirtschaft in- übt eine Stadt mit so hoher Lebensqualität und Wohlstand sicher. Die Menschen sind nicht die willfährigen folges weiterhin ungleich verteilt: Nach wie tensiv diskutiert. verständlicherweise hohe Anziehungskraft MARTIN KRAJCSIR: Sie sprechen richtigerweise Sklaven der Politik, sondern Milliarden neu- vor verdienen Frauen im Schnitt deutlich Aus der Perspektive der Österreichischen aus. So hat Wien derzeit über 10 000 neue Könnten Sie sich ein Wirtschaftssystem den globalen Wettbewerb an. Will man den gierige Individuen, die jeden Tag die faszinie- weniger als Männer und müssen sich mit Forschungsförderungsgesellschaft FFG muss Einwohner pro Jahr, bis 2030 werden hier mit „Winterferien“ vorstellen, das den Wohlstand in einer einzelnen Volkswirt- rende neue Entdeckungsreise des Lebens ein geringeren Karrierechancen begnügen. Und man diese Frage heute anders stellen. Es geht zwei Millionen Menschen leben. Aus die- Wohlstand sichert, Ressourcen einspart und schaft absichern und Arbeitsplätze schaffen, Stück weitergehen wollen. drittens mahnen die Konjunktur-Propheten nicht um ein rein quantitatives Wachstum, sem Wachstum der Stadt ergibt sich freilich im globalen Wettbewerb mitmischen kann? müssen die Unternehmen einerseits danach gleich nach den Jubelmeldungen über 2018, sondern vielmehr um eine qualitative Wei- auch Wachstum für die Wiener Stadtwerke: JOHANN MARIHART: Eine Saisonwirtschaft mit trachten, größer und heute vor allem auch SABINE HERLITSCHKA: Wir sind in einem globa- dass bereits wieder rauere Zeiten auf Wirt- terentwicklung. Gerade eine kleine, hoch- Neue Gebiete werden für Wohnraum und Winterunterbrechung generell hilft ökolo- schneller zu werden, damit sie sich gegenüber lisierten Geschäft tätig. Nachdem irgendwo schaft und Gesellschaft zukommen. entwickelte Volkswirtschaft wie Österreich Betriebe erschlossen und müssen versorgt gisch nicht. Irgendwo ist immer Sommer, der Konkurrenz behaupten können. Eine ein- auf der Welt immer Sommer ist, kann ich mir Wie schafft man es da als Manager, halb- kann ihre Position am globalen Markt nur werden. Neue U-Bahnlinien müssen gebaut und die Transporte in die Wintergebiete kom- zelne Volkswirtschaft kann es sich in diesem nicht vorstellen, Winterferien einzulegen. wegs Kurs zu halten? Österreich Starkes Land halten und weiter ausbauen, wenn es eine werden, um die zusätzlichen Einwohner zu pensieren allfällige geringere Emissionen – vernetzten System nicht leisten, „Winterferi- befragte Spitzenvertreter der Wirtschaft. laufende Weiterentwicklung gibt – sowohl der Wirtschaft wie auch des gesamten ge- befördern; neue Strom-, Gas- und Fernwär- meleitungen, neue Kraftwerke (vor allem so solche überhaupt gegeben sind. Denn die Heizungen werden dadurch nicht wegfallen. en“ zu machen. Andererseits ist umgekehrt natürlich Maximierung des Wachstums um 2 Nach 100 Jahren Wahlrecht für Frauen diskutiert man auch heute noch über 1 Wachsende Weltbevölkerung und steigender Wohlstand führen zu einem rasant steigenden Verbrauch an Ressourcen. sellschaftlichen, politischen und regulatori- schen Umfeldes. Unternehmen müssen sich ständig neu erfinden, um nicht ins Hinter- erneuerbare) errichtet werden. Wir freuen uns über viele neue Kunden! HENRIETTA EGERTH: Vorstellbar ist vieles – ob es realistisch ist, steht auf einem anderen jeden Preis ebenso falsch. Ein Wachstum, das Wohlstand sichert, zugleich aber auch Res- sourcenschonung als wesentliche Bedingung Frauenquoten bzw. über die Gleichstellung von Frauen und Männern bei gleichen Arbeitsbedin- gungen. Die Politik glaubt, das Problem gelöst zu Kritiker fordern daher, dass sich die Wirtschaft treffen zu geraten. Es geht also nicht um ein CHRISTOPH NEUMAYER: Für uns als freiwillige Blatt. Aus unserer Sicht kann es nicht das miteinbezieht, ist ein guter Kompromiss. haben, und schiebt, in ungerechten Fällen, den vom Zwang zum ewigen Wachstum befreien Wachstum um jeden Preis, sondern um eine und unabhängige Interessenvertretung der Ziel sein, Fragen des Ressourcenverbrauchs schwarzen Peter der Wirtschaft zu. Nach welchen müsse. Wie zwingend ist stetiges Wachstum qualitative, nachhaltige Transformation. österreichischen Industrie und der mit ihr oder des Wohlstands quasi durch temporäre CHRISTOPH NEUMAYER: Im globalen Kontext ist Kriterien werden in Ihrem Unternehmen für Ihr Unternehmen bzw. Ihre Institution? Die Österreichische Forschungsförde- verbundenen Sektoren ist Wachstum im all- „Auszeiten“ zu lösen. Da derartige Maßnah- dies wohl schwer vorstellbar. Ich denke, wir Manager bzw. Managerinnen bestellt? Woran JOHANN MARIHART: Die Weltbevölkerung rungsgesellschaft unterstützt diesen Trans- gemein verstandenen Sinn nicht das primäre men kaum global durchzusetzen sein wer- sollten bei aller Kritik an Wachstum und an scheitert in den meisten Fällen die Gleichstellung wächst – vorwiegend in unterentwickelten formationsprozess von Unternehmen, aber Ziel. Vielmehr arbeiten wir daran – als Partner den, würde ein freiwilliger Verzicht jener der Messgröße des Bruttoinlandsprodukts von Frau und Mann in der Wirtschaft? Was Ländern, in westlichen Industrieländern auch nicht gewinnorientierten Organisati- der Politik –, die Interessen unserer rund 4500 Unternehmen, die nachhaltig denken, zu nicht vergessen, dass das BIP, wenn es auch sollte die Politik – und was könnten die sinkt sie, und in Schwellenländern stagniert onen tatkräftig. Mit weit über 3000 geför- Mitglieder zu vertreten und zur positiven Wei- Wettbewerbsnachteilen gegenüber jenen keine perfekte Messmethode für den Wohl- Unternehmen selber tun, um das Problem der sie. Die wachsende Weltbevölkerung ist es derten Forschungs- und Innovationspro- terentwicklung Österreichs beizutragen. Der Betrieben führen, die möglicherweise in stand ist, stark mit dem Fortschritt für die Parität von Frau und Mann zu lösen? also nicht, es ist der Wohlstandszuwachs jekten jährlich geben wir der innovativen Anspruch der Industriellenvereinigung (IV) der Schwellenländer (Fleisch, Konsum, Mo- Wirtschaft Österreichs einen tatkräftigen an der Schnittstelle zwischen Unternehmen bilität). Die Frage ist, gelingt es, den Res- Anschub, um auch weiterhin am globalen und Politik ist es, mit innovativen Konzepten FOTO: AGRANA/WWW.LUKASILGNER.AT FOTO: PETRA SPIOLA FOTO: IV/KARL MICHALSKI FOTO: INFINEON AUSTRIA FOTO: WIENER STADTWERKE/EHM sourcenverbrauch vom Wirtschaftswachs- Markt wettbewerbsfähig zu sein. und Expertise das Land nachhaltig zukunftsfit tum zu entkoppeln? Ich denke ja, wenn es zu gestalten. Wachstum verstehen wir also um Petrochemie, fossile Energie geht. Für MARTIN KRAJCSIR: So wie wir Wachstum verste- eher im Sinne eines Maximums an Kreativi- Wachstum sorgen auch wenig energiein- hen, nämlich eine immer bessere Infrastruk- tät, neuen Ideen und Konzepten. Wachstum tensive Branchen wie Elektronik, Software tur für immer mehr Menschen, ist es tat- ist das Ergebnis von innovativer Gestaltung. usw. Wind-, Solarenergie und Wasserkraft sächlich im Interesse aller Wiener zwingend bringen Wachstum und mindern den notwendig. Wien ist schon heute eine smarte SABINE HERLITSCHKA: Vor dem Hintergrund der Ressourcenverbrauch – Elektroautos oder Stadt, mit einer Lebensqualität, die internati- großen gesellschaftlichen Herausforderun- Johann Henrietta Martin Christoph Sabine Biotreibstoffe ebenso. Das heißt, Wachs- onal hohe Beachtung findet. In sechs inter- gen und der damit eng verbundenen Res- tum erleichtert das Wirtschaften, aber es nationalen Städterankings hat Wien zuletzt sourcenknappheit halte ich es für wichtig, Marihart Egerth Krajcsir Neumayer Herlitschka ist nicht unbedingt notwendig, wenn man den ersten Platz ergattert, in vielen weiteren auf qualitatives Wachstum zu setzen. Darun- Vorstandsvorsitzender GFin Österr. Forschungs Vorstandsvorsitzender Generalsekretär Vorstandsvorsitzende Infi- gleichzeitig auf Wohlstands- und Sozialleis- Rankings Top-Platzierungen erreicht. Die ter verstehe ich deutliche Wachstumsberei- AGRANA Beteiligungs-AG förderungsgesellschaft (FFG) Wiener Stadtwerke Industriellenvereinigung neon Technologies Austria AG tungszuwachs verzichtet. Wiener Stadtwerke haben großen Anteil an che, bei denen Verantwortung und Nachhal- 14 STARKES LAND Österreich STARKES LAND Österreich 15
Managerpositionen Managerpositionen JOHANN MARIHART: Das Genderthema hat zwei che Nutzung vorhandener Kompetenzen, Eine Rolle spielt auch, dass sich Frauen im Die Gleichstellung von Frauen und Männern kehrt bietet gerade die Technik auch Frauen möglichst rasch gegengesteuert wird. Eine Aspekte – die biologische Rolle der Frau, wel- sondern die Benachteiligung von Frauen ist Gegensatz zu ihren männlichen Pendants ist nicht zentral-staatlich durch beispielswei- die Möglichkeit für hochattraktive Berufs- weitere Herausforderung ist die Digitalisie- che noch so viele Quoten nicht gänzlich auch ökonomisch höchst unklug. trotz gleicher Qualifizierung Top-Jobs oft se Quoten regulierbar, sondern Ausdruck ei- und Karriereverläufe. Die viel diskutierte rung und hier auch das rasante Wachstum wettmachen kann – und die Tradition, wo Die Gleichstellung scheitert nicht grund- nicht zutrauen. nes zukunftsorientierten gesellschaftlichen Quotenregelung ist ein erster Schritt, den von globalen Playern, oft im Bereich der so- die Politik ansetzt. In Unternehmen erfolgen sätzlich, aber es ist ein langer und mühe- Es beginnt bei der Bildung, wo alte, starre Prozesses. Es geht in die richtige Richtung, ich mittlerweile befürworte, auch wenn er genannten „Plattformökonomie“. Diese drin- Neuaufnahmen nach Qualifikation. Karen- voller Weg, weil sich die personelle Zu- und noch immer vorherrschende Rollenbil- was die Anzahl von Frauen in Führungsposi- bei Weitem nicht die alleinige Lösung ist. gen auch in andere Branchen vor als jene, in zierungen und jahrelange Teilzeit sind ein sammensetzung eines Unternehmens oder der aufzubrechen sind. Daneben muss es ge- tionen betrifft, doch es bleibt viel Luft nach Viele Unternehmen setzen bereits auf eine denen sie ihr Geschäft aufgebaut haben, und Problem und verzögern Karriereschritte. Die einer Organisation im Regelfall nur langsam sellschaftlich akzeptierter werden, dass zum oben. Es braucht neben politischen und bestmögliche Vereinbarkeit von Familie schaffen neue Wettbewerbssituationen. Dazu Knappheit an insbesondere qualifizierten Ar- ändert. Dazu kommen verschiedene Fakto- Beispiel auch Männer in Karenz gehen, ohne betrieblichen Maßnahmen, damit Familie und Beruf, um Frauen zu gewinnen und kommt, dass diese Unternehmen in Europa beitskräften „erzwingt“ einen höheren Frau- ren wie traditionelle Ausbildungswege und dadurch Verluste der Position oder der sozi- und Beruf besser vereinbar werden, aber langfristig zu behalten, denn noch immer keine adäquaten Steuerleistungen erbringen enanteil auf jeder Ebene. Flexible Arbeitsmo- Rollenbilder. Allerdings sehen wir gerade alen Stellung im Unternehmen befürchten auch mehr Motivation und Eigeninitiative liegt in vielen Fällen der Großteil der Fa- und insofern kein „level playing field“ gege- delle wie Home Office, Kinderbetreuung usw. bei jungen, innovativen Unternehmen, zu müssen. Weiters muss es ein viel größeres der Frauen selbst. milienarbeit bei den Frauen. Nach wie vor ben ist. Auch der Klimawandel stellt Öster- im Verwaltungsbereich sind sehr erfolgreich. dass sich hier das Mindset bereits stark ge- Betreuungsnetzwerk und Möglichkeiten für Die IV setzt auf eine Veränderung von ein Thema ist gleicher Lohn für gleiche Ar- reich vor große Herausforderungen. Es wird Ein Problem bleibt die Produktion, die auch ändert hat und die Gleichstellung in vielen Kinder geben wie in Skandinavien, damit Rahmenbedingungen, um das Potenzial von beit: Laut aktuellsten Zahlen der Statistik größte Anstrengung, hohe Investitionen und bei hoher Automatisierung ortsgebunden Unternehmen zur Selbstverständlichkeit Eltern ermöglicht wird, nach einer Karenz weiblichen Führungskräften auszuweiten. Austria müssen Frauen in Österreich aktuell Bündelung aller Kräfte benötigen, die politi- und einen 24-Stunden-Dienst erfordert. Hier geworden ist. leichter, schneller und somit verlässlicher in Dazu gehören zum Beispiel die Verbesserung 57 Tage pro Jahr länger arbeiten, um das schen Klimaziele zu erreichen. ist daher am wenigsten Platz für klassische Es wurden und werden bereits eine Viel- den Job zurückzufinden. der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gleiche Jahreseinkommen zu erzielen, das Rollenbilder. zahl von Maßnahmen gesetzt. Dazu zäh- Die Wirtschaft muss und kann, wie bereits sowie der Ausbau der Kinderbetreuung vor Männer bereits zu Jahresende für sich ver- CHRISTOPH NEUMAYER: Österreich kann auf eine len Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung, erwähnt, die selbst gesteckten Rahmenbe- allem im ländlichen Raum. Es ist aber auch bucht haben. Unternehmen wie Politik sind Phase guter Konjunktur zurückblicken, für HENRIETTA EGERTH: Die Österreichische For- Änderung herkömmlicher Strukturen, ver- dingungen in den Unternehmen anpassen, wichtig, früh anzusetzen und mehr Mäd- gefordert, Transparenz und damit Vergleich- 2019 ist allerdings mit einer Abschwächung schungsförderungsgesellschaft hat im Bereich schiedene Förderungen und die Schaffung um so eine Gleichstellung zu gewährleisten. chen und junge Frauen für technische und barkeit zu schaffen. zu rechnen. Der Gestaltungsrahmen ist für der Gleichstellung von Mann und Frau eine geeigneter Rahmenbedingungen. Die Wiener Stadtwerke sind hier sehr enga- naturwissenschaftliche Berufe zu begeistern. Österreich begrenzt, denn die Hauptursa- doppelte Funktion: einerseits als Arbeitgeber im eigenen Wirkungsbereich und anderer- seits als Agentur des Bundes mit einer Steu- Was das Thema Bewusstseinsbildung be- trifft, so können Role-Models eine wichtige Funktion übernehmen. Auch ein Peer-Sys- giert und innovativ. Zentral: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – bei den Wiener Stadtwer- ken bereits Realität. Oder die bereits darge- Viele Unternehmen bereiten Frauen gezielt auf Führungspositionen vor und arbeiten mit Netzwerken, Ausbildungsprogrammen 3 Abseits von wirtschaftsphiloso- phischen Fragen: Welches sind die größten Herausforderungen für die chen dieser Entwicklung sind geopolitischer Natur und entstehen primär außerhalb des Landes. Beispiele hierfür sind etwa man- erungsfunktion durch unsere Förderungen. tem hat sich bewährt, bei denen Frauen legte Adaptierung von Arbeitszeitmodellen oder Mentoring – das kann auch für weite- österreichische Wirtschaft im Jahr 2019? gelnde Strukturreformen in bestimmten Sowohl im eigenen Haus als auch in unse- von weiblichen Peers lernen können. Ein oder Führungsmodellen, ebenfalls bei uns re Betriebe und Organisationen attraktives JOHANN MARIHART: Österreichs Wirtschaft EU-Staaten in Verbindung mit ihrer hohen ren Förderprogrammen haben wir der Chan- weiteres wichtiges Thema ist die Vereinbar- seit Jahren in vielen Bereichen umgesetzt. Beispiel sein. floriert, Export boomt, das heißt, wir ha- öffentlichen Verschuldung, die Unsicher- cengleichheit hohe Priorität eingeräumt. Im keit von Familie und Beruf und damit die Bei der Behandlung der Mitarbeiter machen ben Fixkostendegressionseffekte. Mit der heiten durch den Brexit, die zunehmenden eigenen Haus achten wir auf Ausgeglichen- Möglichkeit flexibler Arbeitszeitmodelle. die Wiener Stadtwerke keine Unterschiede, SABINE HERLITSCHKA: In erster Linie ganz klar bevorstehenden Verlangsamung des Wirt- protektionistischen Tendenzen mancher heit in allen Ebenen – von der Assistenz Ich glaube, dass wir das Problem nicht unter anderem nicht aus Gründen des Ge- nach ihrer Fach- und Sozialkompetenz. Wir schaftswachstums braucht es eine Entlas- Länder sowie daraus etwaig resultierende ebene bis zum Aufsichtsrat. Entsprechendes mit Quoten und Zwangsmaßnahmen allein schlechts, der Religion und der Herkunft – sehen Diversität – ob durch Geschlecht, tung der Wirtschaft auf der Abgaben- und Handelskonflikte – all das entzieht sich un- Monitoring, wie beispielsweise durch Ein- lösen können. Quoten sind in einzelnen Be- die Umsetzung der dazugehörigen Gleich- Nationalität oder Alter – als wesentlichen Verwaltungskostenseite. Derzeit der größte seren direkten Einflussmöglichkeiten. Umso kommensberichte, zählen zum laufenden reichen möglicherweise sinnvoll, aber sie behandlungsrichtlinie wird konsequent Erfolgsfaktor und achten darauf. Denn un- Wettbewerbsnachteil Österreichs. wichtiger ist es derzeit, dass Österreich sich Instrumentarium. sollten nicht der Weisheit letzter Schluss überprüft. Mit direkten monetären Konse- terschiedliche Sichtweisen führen zu bes- selbst international bestmöglich positio- Was unsere Arbeit als zentrale Agentur sein. Sehr kritisch sehe ich eine Quotenre- quenzen, denn die Gleichbehandlungsziele seren Lösungen, daher fördern wir diese HENRIETTA EGERTH: Auch uns machen globale niert. Im Inland zählt der Fachkräftemangel Österreichs für die wirtschaftsnahe For- gelung mit Sanktionen im privaten Unter- sind Teil der Leistungsvereinbarungen mit Vielfalt: Wir beschäftigen Menschen aus Entwicklungen Sorgen – denken Sie nur an derzeit zu den größten Herausforderungen, schung und Innovation betrifft, so haben nehmenssektor. unseren Managern. über 60 Nationen, fördern Frauen in der die Folgen des Brexit oder an die Entwick- dem mit verschiedensten Maßnahmen – von wir in den letzten Jahren gemeinsam mit Gerade in einem technikorientierten Un- Technik und leben ein aktives Generatio- lung des Welthandels, Stichwort Abkommen Bildung bis zu qualifizierter Zuwanderung – unseren Eigentümern, dem Bundesminis- MARTIN KRAJCSIR: Bei den Wiener Stadtwerken ternehmen ist es besonders wichtig, Frauen nenmanagement. und Zölle. Doch hier sind unsere Einfluss- zu begegnen ist. Zudem hat Österreich die terium für Digitalisierung und Wirtschafts- werden diese Positionen nach objektiven zu fördern und gezielt zu unterstützen. Die Wir sind in einem kulturellen Umfeld sozi- möglichkeiten beschränkt. Chance, durch eine kluge Steuerreform Men- standort sowie dem Bundesministerium für Kriterien der Qualifizierung (Ausbildung, Er- Wiener Stadtwerke bieten von Netzwerk- alisiert, in dem stereotype Rollenbilder noch Für die österreichische Wirtschaft besteht schen und Unternehmen zu entlasten. Vie- Verkehr, Innovation und Technologie eine fahrung etc.) besetzt. Dazu besteht eine kon- veranstaltungen über Weiterbildungsmög- immer stark präsent sind und weitergegeben die größte Herausforderung darin, ihre Wett- le Prozesse sind zudem zu bürokratisch und ganze Reihe von Maßnahmen umgesetzt. zernweite Vorgabe, wonach bei gleicher Qua- lichkeiten und Mentoring-Programmen werden. Nehmen wir die Technikbranche als bewerbsfähigkeit beizubehalten und weiter kompliziert – eine Aufgabenreform zwischen Bereits 2009 haben wir mit den Laura Bas- lifizierung – in Bereichen, in welchen es einen eine Vielzahl von Maßnahmen, um ihre Beispiel: Es heißt nach wie vor, dass Buben auszubauen, und für die Politik, die Attrakti- Bundesstrukturen und föderalen Strukturen si Centres of Expertise einen Meilenstein zahlenmäßigen Überhang an Männern gibt Arbeitnehmerinnen so gut wie möglich zu begabter in technischen und naturwissen- vität des Standortes zu sichern und zu verbes- muss auf der Agenda bleiben! gesetzt. Seit 2010 werden Genderkriterien – die Frau im Bewerbungsprozess vorzuzie- unterstützen. Das fängt übrigens schon bei schaftlichen Fächern sind. Mädchen werden sern. Unsere Unternehmen wiederum müssen in der Bewertung von Forschungsanträgen hen ist. Dies gilt allerdings auch im Umkehr- den Jüngsten an, wenn wir 11- bis 16-jähri- noch immer meist als „fleißig“ bezeichnet. ihre Chancen durch die digitale Transforma- SABINE HERLITSCHKA: Das sind aus meiner Sicht berücksichtigt – sowohl beim Projektinhalt schluss bei Bereichen, in welchen es einen ge Mädchen zum Wiener Töchtertag laden, Dadurch erleben Mädchen den Zugang als tion erkennen und nützen. Gleichzeitig muss die Weiterentwicklung der Standortattrak- – als auch bei der Zusammensetzung des Überhang an weiblichen Arbeitnehmerinnen um ihnen die Arbeitswelt bei den Wiener schwieriger oder weniger interessant. Gefragt es unser Ziel sein, gesellschaftlichen Heraus- tivität – gerade mit Blick auf die „Wissens Teams. Mit der Initiative w-fFORTE haben gibt. Der Besetzung von Geschäftsführungs- Stadtwerken vorzuführen. sind daher Maßnahmen, die diese Rollenkli- forderungen – Beispiel dafür sind Nachhal- ökonomie“ –, der Fachkräftemangel und wir bisher mehrere tausend innovative positionen geht auch eine Ausschreibung schees aufbrechen und gar nicht erst auf- tigkeit, Mobilität und Gesundheit – durch die leichte Eintrübung der Konjunktur. Der Frauen mit kostenlosen Karriere-Trainings, nach dem Stellenbesetzungsgesetz voran, in CHRISTOPH NEUMAYER: Natürlich ist die Indus kommen lassen. Je mehr wir uns bewusst innovative Produkte und Dienstleistungen zu Fachkräftemangel ist mittlerweile ein wachs- Workshops für Projektentwicklung und der regelmäßig ein Aufruf insbesondere an triellenvereinigung (IV) kein Unterneh- sind, dass wir es sind, die diese Rollenbilder begegnen, die wiederum zum ökonomischen tumslimitierender Faktor geworden. Wir ak- Veranstaltungen unterstützt. Mit der FEM- Frauen enthalten ist, sich zu bewerben. men. Nichtsdestotrotz erfolgt auch bei uns weitertragen, desto eher können wir dage- Erfolg des Standortes beitragen. quirieren daher unsere Mitarbeiterinnen und tech-Förderschiene werden ebenfalls Frauen Leider liegen oftmals noch festgefahre- die Personalauswahl naturgemäß anhand genwirken. Und umso eher wird das Ge- Mitarbeiter weltweit. Qualifizierte Zuwande- in ihren Forschungskarrieren gefördert. ne Rahmenbedingungen vor, welche eine von Qualifikation und Erfahrung für eine schlecht im Großteil der Berufe keine Rolle MARTIN KRAJCSIR: Da ist zunächst der Fach- rung, mehr Kooperation zwischen den ein- Dass Frauen im Arbeitsleben benach- Gleichstellung fast unmöglich machen oder bestimmte Position. Größten Wert legen wir mehr spielen, auch wenn wir uns diesem Ziel kräftemangel, der nach einer Studie der zelnen Bildungseinrichtungen und – im Zeit- teiligt werden, ist aus mehreren Gründen zumindest erheblich erschweren, vor allem neben der Expertise auf soziale Kompetenz. nur sehr langsam nähern. Wirtschaftskammer Österreichs in fast allen alter der Digitalisierung – neue Formen der bedauerlich. Wir wissen durch einige Stu- wenn Kinder zu betreuen sind. Denken Sie Auch die Förderung junger Menschen ist uns Bewusstseinsbildung ist das eine, konkre- Teilen der österreichischen Unternehmen (87 Didaktik besonders für die Technik sind nur dien, dass ein höherer Anteil von Frauen in an starre Arbeitszeitmodelle oder den Um- ein besonderes Anliegen, wie am sogenannten te Maßnahmen und Angebote sind das an- Prozent) spürbar ist. Dies stellt eine ernstzu- einige Themen, die hier rasch angegangen Führungspositionen klare wirtschaftliche stand, dass klassische Führung nur in Vollzeit Traineeprogramm der IV deutlich wird. Hier dere. Frauen sind heute das größte Potenzial nehmende Bedrohung für die Wettbewerbs- werden müssen. Österreich muss sich noch Vorteile bringt. Es geht also nicht nur um möglich sein soll. Es müssen daher hindern- beträgt übrigens derzeit der Anteil von Män- am Arbeitsmarkt, das sieht die Wirtschaft, fähigkeit der Unternehmen dar, wenn hier stärker als Bildungs-, Arbeits-, Innovations- Chancengleichheit und um die bestmögli- de Rahmenbedingungen adaptiert werden. nern und Frauen jeweils fast genau 50 Prozent. und das sieht auch die Politik. Und umge- nicht mit vereinten Kräften engagiert und und Technologiestandort positionieren. n 16 STARKES LAND Österreich STARKES LAND Österreich 17
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