Wasser als Streitpunkt der globalen Umwelt- und Entwicklungspolitik - Dokumentation
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Impressum Herausgeber: Forum Umwelt & Entwicklung Am Michaelshof 8-10 53177 Bonn Telefon: ++49- (0) 228-35 97 04 Fax: ++49- (0) 228-35 90 96 E-mail: forumue@compuserve.com http: www.forumue.de In Zusammenarbeit mit: Germanwatch Invalidenstraße 112 10115 Berlin Telefon: ++49- (0) 30-284984-51 Fax: ++49- (0) 30-284984-84 E-mail: berlin@germanwatch.org http: www.germanwatch.org Verantwortlich: Jürgen Maier Autoren: Michael Bender (Grüne Liga e.V.) Dörte Bernhardt (GERMANWATCH) Dr. Astrid Bracher (WBGU) Hans Hartung (FAKT) Dr. Ulla Mikota (VENRO) Ulrike Peichert (BMZ/GTZ) Redaktion: Dörte Bernhardt, Lars Klatte Layout: Monika Brinkmöller Herstellung: Knotenpunkt GmbH, Buch Bonn 2001 2
Vorwort Vorwort N ahezu anderthalb Milliarden abgedeckt werden konnte. Im Zusam- Menschen haben keinen Zu- menspiel von Umwelt & Entwicklung hat gang zu Wasser. Verschmut- sich die Behandlung der Wasserproble- zung, Übernutzung und Verschwendung matik bisher in Deutschland einer inte- von Wasser gefährden das Überleben grierten Bearbeitung durch Nichtregie- vieler Menschen in den Ländern des Sü- rungsorganisationen (NRO) entzogen, dens. Sauberes Trinkwasser und aus- was sich auch in der geringen Beteili- reichend Wasser für die Landwirtschaft gung deutscher NRO an internationalen sind Grundlage für Gesundheit und Konferenzen und Dialogen widerspiegelt. Überleben. Weltweit häufen sich die Kon- flikte zwischen Staaten und Regionen, die Vor diesem Hintergrund hat das Fo- sich gegenseitig den Zugang zu Wasser- rum Umwelt & Entwicklung in Koopera- vorkommen streitig machen. Auf lokaler tion mit dem Verband Entwicklungspolitik Ebene fehlen zunehmend die Ressourcen deutscher Nichtregierungsorganisationen und der politische Wille auch Arme und (VENRO) am 7. September 2000 in Bonn Bedürftige ausreichend zu versorgen. ein Fachgespräch zum Thema “Wasser Zudem droht das knapper werdende Gut als Streitpunkt der globalen Umwelt- und immer mehr die Beute großer Konzerne Entwicklungspolitik” durchgeführt. Ziel zu werden, die ihrerseits das Wasser und der Veranstaltung war es, über den aktu- dessen Verteilung kontrollieren wollen. ellen Stand der (internationalen) Diskus- sion zu informieren und erste Anforder- Es gibt inzwischen eine Reihe interna- ungen an eine internationale Wasser- tionaler Kommissionen und Organisatio- politik aus Sicht der deutschen Umwelt- nen, die sich mit Süßwasserressourcen und Entwicklungsorganisationen zu dis- bzw. Teilaspekten davon befassen: etwa kutieren. Um eine breitere Diskussion die unter Federführung von Weltbank über das Thema “Wasser” in Deutsch- und Unesco eingesetzte World Water lands Nichtregierungsorganisationen Vision Commission, die einen ausführlich- anzustoßen, werden hiermit die Beiträge en 126-Seiten Bericht ”World Water des Fachgesprächs vorgelegt. Vision” für das 2. World Water Forum im März 2000 in Den Haag vorbereitet hat Die Veranstalter möchten an dieser (The World Water Vision: Making Water Stelle noch einmal den Referent/-innen Everybody’s Business; für ihre Beiträge danken. Dr. Ulla Mikota www.watervision.org) oder die Kommis- (VENRO), Dr. Astrid Bracher (WBGU), sion zur Evaluierung von Groß-Staudäm- Henrike Peichert (GTZ), Hans Hartung men World Commission on Dams (FAKT) und Michael Bender (Grüne Liga) (www.dams.org), die im November 2000 haben durch ihr Fachwissen wertvolle ihren Bericht vorlegte. Die Commission Beiträge zur Diskussion geliefert, die im for Sustainable Development (CSD) hat Rahmen des Forums auf jeden Fall 1998 das Thema Süßwasserressourcen weitergeführt werden soll. behandelt. Das Forum Umwelt & Entwick- lung hatte dafür ein Positionspapier zur Dörte Bernhardt europäischen und deutschen Wasserpoli- tik entwickelt, in dem allerdings die Ent- Mitglied des Leitungskreises Forum wicklungsdimension nur ansatzweise Umwelt & Entwicklung 3
Inhaltsverzeichnis Vorwort ........................................................ 3 Inhaltsverzeichnis ....................................... 5 Programm ................................................... 6 Begrüßung und Einführung Dr. Ulla Mikota (VENRO) ..................................... 7 Referate: 1. Internationale Wasserpolitik: Regelungsbedarf, Regelungs- ansätze und Stand der Diskussion Dr. Astrid Bracher (WBGU) .............................. 8 2. Internationale Wasserpolitik: Die Positionen und Aktivitäten des BMZ unter besonderer Berücksichtigung des Weltwasserforums in Den Haag Henrike Peichert (BMZ/GTZ) ............................ 25 3. Internationale Wasserpolitik: Kritische Bewertungen und Perspektiven aus Sicht von Nicht- regierungsorganisationen Hans Hartung (FAKT) ...................................... 39 4. Die Wasserrahmenrichtlinie und die Privatisierung/Liberalisierung der Wasserwirtschaft Michael Bender (Grüne Liga e.V.) .................... 49 Entwicklungspolitische Anforderungen an eine internationale Wasserpolitik; Zusammenfassung der Beiträge von Dörte Bernhardt (GERMANWATCH) ............... 57 Anhang: 1. Teilnehmer/-innen .................................. 62 2. Referent/-innen ...................................... 63 5
Programm Programm Fachgespräch: Wasser als Streitpunkt der globalen Umwelt- und Entwicklungspolitik (7. September 2000 in Bonn) 11:00 Begrüßung und Einführung Dr. Ulla Mikota (VENRO) 11:30 Internationale Wasserpolitik: Regelungsbedarf, Regelungsansätze und Stand der Diskussion Dr. Astrid Bracher (WBGU) Internationale Wasserpolitik: Die Positionen und Aktivitäten des BMZ unter besonderer Berücksichtigung des Weltwasserforums in Den Haag Henrike Peichert (GTZ) 12:30 Mittagspause 13:15 Internationale Wasserpolitik: Kritische Bewertungen und Perspektiven aus Sicht von Nichtregierungsorganisationen Hans Hartung (FAKT) 13:45 Exkurs: Wasserrahmenrichtlinie und Privatisierung der Wasserwirtschaft Michael Bender (DNR-Gesprächskreis “Umweltverbände und Wasserwirtschaft”) 14:00 Diskussion 14:45 Pause 15:00 Zusammenfassung der bisherigen Diskussion: Entwicklungspolitische Anforderungen an eine internationale Wasserpolitik Dörte Bernhardt (GERMANWATCH) Schlussplenum: Welche Beiträge zur Lösung der weltweiten Wasserproblematik können Nichtregierungsorganisationen leisten? 16:00 Ende der Veranstaltung Moderation: Jürgen Maier (Forum Umwelt & Entwicklung) 6
Begrüßung Begrüßung A ls Geschäftsführerin von VENRO - für die sogenannte Inlandsarbeit in begrüße ich sie herzlich zu dem unserer eigenen Gesellschaft heutigen Fachgespräch: Dazu gehört auch, sich mit der Wasser als Streitpunkt der konkreten Politik des BMZ (inkl. den globalen Umwelt- und Vorfeldorganisationen) im Entwicklungspolitik Wassersektor auseinander zu setzen. Ich möchte in meiner kurzen Einfüh- 3. Wollen wir für das Thema “Wasser” rung weniger auf die fachlichen Aspekte ein breiteres Bewusstsein herstellen? der heutigen Veranstaltung eingehen. Erstens sind Sie insgesamt dazu sehr viel - Eignet sich Wasser aufgrund seiner fachkundiger als ich und zweitens wer- realen Brisanz, aber auch den sie ja noch eine ganze Reihe kom- aufgrund seines Charakters als petente Referent/-innen hören. “Teil des Alltags jeden Menschens” vielleicht besonders gut, in einer Mir liegt daran, noch einmal die Art “Kampagne” die verschiedenen Herausforderungen deutlich zu machen, Dimensionen und die wichtige die neben der differenzierten Fachdis- Fragestellungen zu diesem kussion aus meiner Sicht ebenfalls mit “Lebenselexier” deutlich zu dem Thema – auch stellvertretend für machen. andere Themen aus der Schnittstelle - Wie sieht die quantitative Zukunft zwischen Umwelt und Entwicklung – des Gutes “Wasser” aus? Wie viel verbunden sind. Wasser wird zukünftig vorhanden sein, insbesondere Süßwasser und Insgesamt sehe ich vor allem drei vor allem sauberes Trinkwasser? Herausforderungen für uns Nichtre- - Wer wird Zugang zu Wasser gierungsorganisationen (NRO): haben? 1. Es gilt mehr Expertise und Kompetenz - Wird Wasser noch viel stärker als zu entwickeln, bzw. – und das ist bisher ein kommerzielles Gut vielleicht noch wichtiger – die vorhan- werden? dene Expertise und die praktischen - Was können wir im Norden dafür Erfahrungen zu bündeln und auf den tun, dass alle Menschen Zugang zu entwicklungspolitisch und umwelt- ausreichend sauberem Wasser haben? politisch wichtigsten Punkt zu bringen. Wahrscheinlich werden sie diese Liste 2. Es gilt, diese Positionen in einen noch verändern, konkretisieren und größeren politischen Kontext zu ergänzen. stellen. Was bedeuten unsere Analyse, Einschätzungen und Forderungen für Ich wünsche mir, dass aus diesem die drei Standbeine einer nachhalti- Fachgespräch auch politisch ein Impuls gen Umwelt- und Entwicklungspolitik: für die weitere Arbeit der entwicklungs- politischen NRO ausgeht. - für die globale Strukturpolitik - für die konkrete Arbeit der NRO in Viel Erfolg. den armen Ländern vor Ort Dr. Ulla Mikota (VENRO) 7
Stand der Diskussion Internationale Wasserpolitik: Regelungsbedarf, Regelungs- ansätze und Stand der Diskussion Nutzung der Biosphäre” (2000) Der WBGU - “Neue Strukturen globaler Der Wissenschaftlicher Beirat der Umweltpolitik” (2000) Bundesregierung Globale Umwelt- veränderungen (WBGU) wurde 1992 Die Süßwasserkrise gegründet. 12 Mitglieder aus den Bereichen Medizin, Natur-, Sozial-, Einleitung Rechts- und Wirtschaftswissenschaf- ten, die von einer Geschäftsstelle und Die Verfügbarkeit von Trinkwasser 16 wissenschaftlichen Mitarbeiter/- stößt an ihre Grenzen. 2 Milliarden innen unterstützt werden. Menschen sind ohne Zugang zu aus- reichend Trink- und Sanitärwasser. Jeder Hauptaufgabe: Erstellung jährlicher zweite Mensch in den Entwicklungs- Gutachten zu Themen der globalen ländern leidet an wasserbürtigen Krank- Umweltveränderungen mit dem Ziel heiten. Pro Jahr sterben etwa 5 Millionen Empfehlungen für politisches Handeln Menschen in Entwicklungsländern an und die Forschung zu geben. Krankheiten, die mit der Verunreinigung Daneben werden auch Sondergut- von Trinkwasser im Zusammenhang achten zu speziell dringenden Themen stehen. Weltweit werden nur etwa 5 % auf Anfrage der Regierung erstellt. allen Abwassers einem Reinigungspro- Methode: zess unterzogen. Etwa 70 % allen Süß- wassers wird für die Erzeugung von - Analyse der gegenwärtigen Lebensmitteln verwendet. Es gibt natür- Entwicklungen lich auch Probleme und sogar Katast- - Entwicklung von Empfehlungen rophen, die durch zu viel Wasser zu für politische und praktische erheblichen Problemen und sogar zu Lösungen zur Problembewältigung Katastrophen führen. Hochwasser und Überschwemmungen sind Naturkatastro- Themen einiger Gutachten (Reihe: phen, die weltweit die größten wirt- “Welt im Wandel”): schaftlichen Schäden verursachen und viele Menschenleben kosten. Insgesamt - “Die Gefährdung der Böden” tragen Ausmaß und Bedeutung des (1994) gegenwärtigen Süßwasserproblems den - “Wege zu einem nachhaltigen Keim einer globalen sozialen und öko- Umgang mit Süßwasser” (1998) logischen Krise in sich. Die Bereitstellung - “Strategien zur Bewältigung von Wasser in ausreichender Menge und globaler Umweltrisiken” (1999) Qualität stellt vielleicht die größte - “Erhaltung und nachhaltige Herausforderung an das 21. Jahrhundert 8
Stand der Diskussion dar. Dabei sind vor allem die folgenden strategien erfordern. Es sind dies im Probleme zu beachten: Einzelnen: Die Verfügbarkeit von Wasser deckt - Lebenserhaltungsfunktion: Die sich keinesfalls mit dem Bedarf der Erfordernisse an Wasser zur Bevölkerung. Deckung unseres physiologischen Wasserbedarfs sowie zur Erzeu- Wie bei allen lebensnotwendigen gung von Lebensmitteln, Ressourcen ist der Wasserbedarf - Lebensraumfunktion: Die durch das Produkt Bevölkerung x Pro- Bedeutung des Süßwassers als Kopf-Verbrauch definiert. Gerade in Lebensmedium für die Binnenge- jenen Ländern, deren Bevölkerung am wässer-Ökosysteme und die in stärksten wächst, ist der Wasser- ihnen enthaltenen Pflanzen- und verbrauch am geringsten. So ist etwa Tierarten, der Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser in - Regelungsfunktionen: Die Bedeu- den USA 70 mal so hoch wie in tung von Wasser für die Kontrolle Ghana. Die Problematik besteht da- des Klimas sowie der bio-geo- her darin, dass gerade in jenen chemischen Stoffkreisläufe und Regionen, in denen das größte Bevöl- - Kulturfunktionen: Die Bedeutung kerungswachstum herrscht, auch der von Wasser für unsere Zivilisation größte Nachholbedarf im Hinblick auf und Kultur, welche eine wissen- die Versorgung mit Süßwasser be- schaftlich- technische, eine ökono- steht. Es wird damit gerechnet, dass mische, eine rechtlich- administra- der Weltenergieverbrauch sich bis tive, eine religiöse sowie eine zum Jahr 2050 verdoppeln wird. Wir ästhetische und symbolische können davon ausgehen, dass der Dimension besitzt. Dabei weiß die Wasserbedarf etwa im selben Maße Einstellung des Menschen zum steigen wird. Im Vergleich zur Ener- Wasser starke interkulturelle gieproblematik weißt aber die Was- Unterschiede auf. serproblematik einen höheren Komplexitätsgrad auf: Ursachen der Süßwasserkrise 1. Wasser ist eine nicht substituierbare Ein wesentlicher Grund für die Süß- Ressource. Während man im Falle der wasserkrise in zahlreichen Regionen ist Energie – zumindest theoretisch – die klimatisch und naturräumlich be- zusätzlich zur Effizienzsteigerung dingte extrem ungleichmäßige Verteilung durch eine Diversifizierung der Ener- von Süßwasser auf der Erde. Das Was- giequellen (vor allen in Richtung auf serdargebot wird insbesondere in klima- erneuerbare Energieträger) eine Ent- tischen Randlagen sehr empfindlich schärfung des Problems herbeiführen durch Klimaveränderungen beeinflusst kann, ist Wasser nicht zu ersetzen. (z. B. in der Sahelzone), so dass sich die Süßwasserkrise durchaus weiter verschär- 2. Zusätzlich zur Wassermenge spielt die fen könnte. Der Strukturwandel der Qualität des Wassers eine entschei- Landwirtschaft ist eine wesentliche Trieb- dende Rolle. Die Verfügbarkeit von kraft für den Wassermangel. Die Zunah- Wasser ist daher eine komplexe me der Bewässerungslandwirtschaft – für Größe, die sich aus dem Mengen- den Anbau von devisenbringenden und Qualitätsdargebot ergibt. Exportprodukten (cash crops) oder 3. Süßwasser hat mehrere Funktionen, Grundnahrungsmitteln als Folge des deren Erhaltung stark von einander Bevölkerungswachstums – hat einen unterschiedliche Management- erheblichen Anteil an der weltweiten Erhöhung des Wasserverbrauchs. Durch 9
Stand der Diskussion den Anbau nicht standortgerechter Nutz- Oberflächenwasser mit Stickstoff, wo- pflanzen kann es dazu kommen, dass durch seine Eignung als Trinkwasser ein arides Land sein knappes Wasser durch überhöhte Nitratkonzentrationen über die Agrarprodukte „exportiert“ und verringert wird. Hinzu kommen Biozide, so die lokale Wasserversorgung die sich z. T. in der Nahrungskette unterminiert wird (z. B. Anbau von Zitrus- anreichern können. früchten in Israel; Falkenmark und Wild- strand, 1992). Mit der Zunahme des Gleichzeitig führt die Änderung der Fleischkonsums steigt der Wasserbedarf Lebensstile im Zuge von Urbanisierung für die Nahrungsproduktion weiter. Im und Industrialisierung zu einem steigen- Vergleich zu rein vegetarischer Ernäh- den Verbrauch und zur Verschmutzung rung hat eine Ernährung mit einem An- von Süßwasser. Als Folge von Urbani- teil von nur 20 % Fleisch bereits eine sierung verringern sich die nutzbaren Verdopplung des Wasserbedarfs in der Wasservorkommen durch Flächenver- Landwirtschaft zur Folge (Klohn und siegelung. Anspruchsteigerung und die Appelgren, 1998). Technische Großpro- Ausbreitung westlicher Konsum- und jekte (z. B. Staudämme, Bewässerungs- Lebensstile treiben den Strukturwandel in projekte) sollen den gesteigerten Wasser- der Industrie an und verursachen neben bedarf decken helfen, sind jedoch häufig einem höheren Verbrauch von Energie mit sozialen Verwerfungen (z. B. durch und Rohstoffen auch einen höheren Umsiedlungsmaßnahmen, Zerstörung Wasserbedarf. Nährstoff- und Schad- kostbaren Kulturerbes verbunden (Bsp.: stoffeinträge aus unzureichend geklärten Nassa-Staudamm, Drei-Schluchten- häuslichen und industriellen Abwassern Projekt, Atatürk-Staudamm)) und und aus Emissionen führen in Gewässern schaffen andere ökologische Probleme zur rasanten Eutrophierung und (Erhöhung der Wasserverluste durch Schadstoffanreicherung. Die Subventio- Verdunstung; Ablagerungen von Sedi- nierung bis hin zur kostenlosen Bereit- menten im Staubecken, damit Ausblei- stellung von Süßwasser kann zu einem ben der natürlichen Düngung der sorglosen und verschwenderischen Um- darunter gelegenen Täler und damit gang mit Wasser beitragen, ist aber Ausfälle in der Landwirtschaft und Ver- gleichzeitig für die Sicherstellung der salzung der Böden; Konversion wertvoller Grundversorgung für einkommens- Ökosysteme und Auslöschen von biolo- schwache Gruppen unerlässlich. Geringe gischen Arten (besonders gravierend im Effizienz der Wasserversorgung und Falle des Drei-Schluchten-Projektes)). Im -nutzung schränkt die Verfügbarkeit der Falle des 1990 begonnenen Atatürk- knappen Ressource Süßwasser weiter Staudamms besteht zusätzlich noch die ein. In vielen Städten führen lecke Rohr- Gefahr einer Großkatastrophe im Falle leitungen und illegale Abzweigungen zu eines Erdbebens. Im Falle des Atatürk- Verlusten von 20-50 % (Zehnder et al., Staudamms droht ein internationaler 1997). Konflikt, da die abwärts am Euphrath liegenden Länder, Syrien und Irak um Wechselwirkungen der ihre Wasserressourcen fürchten. Die Süßwasserkrise mit anderen Zerstörung des Aralsee-Ökosystems und globalen Umweltproblemen in der Folge der Lebensgrundlagen für die Bevölkerung in diesem Gebiet kann Eine Beeinträchtigung der Süßwasser- als die größte vom Menschen ausgelöste qualität verstärkt v.a. in den Küstenregio- Öko-Desaster bezeichnet werden. nen die Schadstoffbelastung. Die falsche Bewässerung (und Veränderung der Die Intensivierung der Landwirtschaft lokalen Wasserbilanz) führt zur Versal- führt zur Belastung von Grund- und zung und damit zur Degradation der 10
Stand der Diskussion Böden. Die Veränderung der lokalen balen Wasserentnahme gemäß der Wasserbilanz führt zur Degradation und Bevölkerungsentwicklung ohne Verän- Konversion von Ökosystemen und darü- derung des Verbrauchs: Zunahme am ber zum Artenverlust. Umgekehrt kann stärksten (100-180%) in Afrika und es durch die Degradation von Böden Teilen Asiens; + 40-80%: Südamerika; + aufgrund von nichtnachhaltiger Bewirt- bis zu 20-40%: Nordamerika, Australien, schaftung und durch Entwaldung zur Ver- Ost/Südostasien; Europa und ehemalige änderung der lokalen Wasserbilanz Sowjetunion stagnierend und leicht kommen. Ebenfalls durch Erosion von abnehmend. Böden kann sich die Schadstoffbelastung im Wasser erhöhen. Durch den Klima- Durch eine lokale Wasserkrise können wandel kommt es zur Veränderung von zahlreiche andere Probleme verursacht Niederschlagsmustern: Dies kann in eini- beziehungsweise verstärkt werden gen Gegenden zur Desertifikation (“Selbstverstärkungsschleifen“). Lokale führen, in anderen erhöht sich Ausmaß Wasserkrisen können zur Desertifikation und Häufigkeit von Überschwemmun- führen und so den Treibhauseffekt und gen. die Reduktion der Biodiversität verstär- ken. Wasserkrisen können die lokale Regelungsbedarf Bevölkerung zur Abwanderung zwingen und so einen erheblichen innerstaatlich- Würden nur die Süßwasserprobleme en und zwischenstaatlichen Migrations- Mittel- und Westeuropas sowie Nord- druck erzeugen. Insgesamt führen Was- amerikas betrachtet, so könnte von serkrisen zur Übernutzung auch grenz- einem globalen Umweltproblem kaum überschreitender Gewässer und so zu die Rede sein: In den letzten drei Jahr- einer Zunahme regionaler Konflikte, die zehnten hat sich die Qualität der meisten bis zu “Wasserkriegen” eskalieren Oberflächengewässer (Beispiel: Boden- können. All dies zeigt, dass auch lokale see) aber auch die Trinkwasser Qualität Wasserkrisen eine immense globale sehr wesentlich verbessert. Wir vergessen Bedeutung haben können, die das Was- dabei, dass diese erfreuliche Entwicklung serproblem zu einem Problem der nur mit extrem hohem technischen Auf- gesamten Staatengemeinschaft werden wand unter entsprechend hohen lassen. Der Beirat weist darauf hin, dass finanziellen Aufwendungen möglich war. Industriestaaten, wenn sie sich im welt- weiten Süßwasserschutz verstärkt enga- Doch in vielen anderen Regionen der gieren und hier ihre technologischen und Erde besteht erheblicher Handlungsbe- finanziellen Ressourcen einsetzen, nicht darf in bezug auf Wasserverknappung nur der Staatengemeinschaft und den und -verschmutzung. Weltweit hat das Menschen der von Wasserkrisen betroffe- Süßwasserproblem weiter zugenommen. nen Regionen dienen, sondern ihr eige- Es wird damit gerechnet, dass die gro- nes Interesse fördern. ßen Konflikte des 21. Jahrhunderts nicht um Energie oder andere Ressourcen aus- gefochten werden, sondern um die Regeln zur Lösung der Wasserressource. Die zukünftige Entwick- Süßwasserkrise lung der globalen Wasserentnahme hat Folgende Regeln zur Lösung der der Beirat mit Hilfe von WaterGAP Süßwasserkrise sollten beachtet werden: (Water- Global Assessment and Pro- gnosis: Alcamo et al. 1997) in einem Beachtung der Wechselwirkungen Szenario prognostiziert. Abbildung D1.4- auch zu anderen globalen Umwelt- 4 aus dem Jahresgutachten 1997 problemen durch integrative Ansätze (WBGU, 1998) zeigt die Modellierung und Konzepte: Lösungen finden, die der zukünftigen Entwicklung der glo- zur Verringerung meist mehrerer 11
Stand der Diskussion Umweltprobleme gleichzeitig beitra- anderen Ländern auch) auf einer gen, Synergieeffekte erzeugen und Verringerung des Ressourceneinsatzes Maßnahmen vermeiden, die für ein liegen: jeweils anderes Umweltproblem kontraproduktiv sind. - Steigerung der Effizienz der Ressourcennutzung Bioregionales Management: - Senkung des Pro-Kopf-Verbrauchs Insgesamt ist die Verknappung und - Förderung innovativer und Verschmutzung von Süßwasser sehr effizienter Technologien und eng mit den Umweltproblemen Organisationsstrukturen Bodendegradation und Verlust von Biodiversität und Entwaldung auf der In den Entwicklungsländern mit regionalen Ebene gekoppelt. Diese hohem Bevölkerungswachstum und Wechselwirkungen sind daher am geringem Ressourcenverbrauch pro besten mit einer integrativen, bio- Kopf sollten zunächst Maßnahmen zur regionalen Strategie zu erfassen. Verringerung des Bevölkerungs- wachstums angestrebt werden, Der Schwerpunkt sollte v. a. in den insbesondere durch Verbesserung der Industrieländern (mit geringem oder sozioökonomischen Lage der von sogar negativem Bevölkerungswachs- Armut betroffenen Ländern. tum und hohem Ressourcenverbrauch pro Kopf, aber am besten bei den 12
Stand der Diskussion Regelungsbedarf im Einzelnen Primäre Ursachen Unmittelbare Auslöser Zentraler oder Wirkungen Handlungsbedarf Intensivierung und · Zunahme des · Nachhaltige, Ausweitung der Wasserverbrauchs und standortgemäße Landnutzung Veränderung der lokalen Landnutzungsformen · Steigerung der Wasserbilanz fördern Nahrungsmittel- · Ausweitung der · Großprojekte nur bei produktion Bewässerung, technische Einhaltung der · Produktion von Cash- Großprojekte ökologischen und Crops · Belastung von Grund- und sozialen Leitplanken · Landnutzung auf Oberflächenwasser mit durchführen marginalen Standorten Nährstoffen und Bioziden · Nutzungseffizienz der · Markt- und Bewässerungstechnik Politikversagen verbessern (Subventionierung) · Wasserintensive · Internationale Produktionen in Länder Verschuldung mit ausreichendem Wasserdargebot verlagern Strukturwandel der · Wasserverschwendung, · Nutzungseffizienz Industrie Wasserpreise spiegeln verbessern · Anspruchssteigerung, nicht die Knappheit wider · Mindestqualität von Lebensstile · Schadstoffeinträge in Wasser sicherstellen · Industrialisierung Gewässer · Wassermanagement · Markt- und transparent und Politikversagen partizipativ gestalten · Globalisierung der · Verzerrende Marktinter- Märkte ventionen vermeiden Urbanisierung und · Absenkung des · Grundversorgung mit Mobilität Grundwasserspiegels Trinkwasser sichern · Anspruchsteige-rung, · Nähr- und · Transparentes und Lebensstile Schadstoffeinträge in partizipatives Wasser- · Bevölkerungswachstum Oberflächengewässer und management von · Zunahme der Grundwasser Einzugsgebieten sozioökonomischen einführen Disparitäten, Armut · Nicht-nachhaltige Siedlungsformen · Zersiedlung · Zunahme des Tourismus · Zunahme der Mobilität 13
Stand der Diskussion internationaler Bedeutung, Regelungsansätze insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Wattvögel” Bestehende institutionelle Regelungen zur Lösung der Zwischenstaatliche Rechts- Süßwasserkrise ordnungen Durch nationale und internationale Seit mehr als 100 Jahren versuchen Rechtsordnungen wurden institutionelle Staaten, Konflikte auf diesem Gebiet Vorgaben geschaffen, die erst eine siche- durch Abschluss bi- und multilateraler re und effektive Allokation der Verträge beizulegen. Die FAO zählte vorhandenen Wasserressourcen ermög- schon 1978 über 2000 völkerrechtliche lichen. Produktive und konsumtive Pro- Instrumente zur Regelung grenzüber- zesse sollen hierdurch so gesteuert wer- schreitender Gewässernutzung (FAO, den, dass der Wirtschaftskreislauf des 1978). Eine Aktualisierung wurde 1993 Wassers sich weitestgehend in den über- veröffentlicht. Sie zeigt, dass der Institu- greifenden natürlichen Wasserkreislauf tionalisierungsprozess anhält (FAO, einfügt.. Das zentrale Ziel muss eine 1993). Trotzdem ist der Kooperations- möglichst rationelle Wasserverwendung grad in vielen Regionen - gemessen am sein, v. a. in wasserärmeren Ländern, in Inhalt der Verträge - noch unzureichend. denen der ohnehin bestehende Die durch die Vertragsstaaten einge- Wassermangel durch Fehlallokation gangenen Kooperationspflichten reichen drastisch verstärkt wird. nicht viel weiter als das bestehende Völkergewohnheitsrecht.. a) Innerhalb der Staaten erfolgt die Aufteilung des Wassers zwischen den Gewohnheitsrechtliche Regeln unmittelbaren Nutzern des Wassers Diese gewohnheitsrechtlichen Regeln (hier nicht weiter aufgezeigt) bilden einen “Mindeststandard” der Ko- operationspflichten, an den die An- b) Die zwischenstaatliche Rechtsordnung rainerstaaten auch ohne vertragliche soll das bei der Nutzung von grenz- Verständigung gebunden sind. Die Iden- überschreitenden Wasserressourcen tifikation der einschlägigen völker- auftretende Konfliktpotential zwischen gewohnheitsrechtlichen Regeln auf die- Nachbarstaaten bewältigen (siehe sem Gebiet ist vor allem den Arbeiten 3.2) dazu liegt im internationalen internationaler Gremien zu verdanken. Süßwasserrecht folgendes vor: Dazu gehören: - Konvention zur nicht-schiffahrt- “Salzburger Erklärung” des Institut de lichen Nutzung internationaler Droit International von 1961, Wasserläufe (siehe 3.2.2) - Mechanismen zur Konflikt- “Helsinki Regeln” der International schlichtung Law Association (ILA) von 1966 und die Arbeit der Völkerrechtskommission c) Mögliche weitergehende der UN, die von 1974 bis 1994 an Kooperationsformen zum Schutz und dem “Entwurf zur nicht-schifffahrt- zur Bewahrung von Wasser - verbes- lichen Nutzung internationaler Was- serte internationale Zusammenarbeit serläufe” arbeitete (1997 als Rahmen- über den engen Bereich des Nachbar- konvention verabschiedet). schaftsrechts hinaus Für grenzüberschreitende Oberflä- chenwasser ist die völkergewohnheits- - Ramsar-Konvention “Überein- rechtliche Geltung des Grundsatzes der kommen Feuchtgebiete mit 14
Stand der Diskussion “ausgewogenen” und “vernünftigen” bestehender Verträge verhandelt wer- Nutzungsaufteilung weitestgehend den: Konkretisierung der Regelung anerkannt (Grundsatz der ausgewoge- einer ausgewogenen Nutzungsauf- nen und vernünftigen Nutzungsauftei- teilung internationaler Gewässer lung). Für Grundwasservorkommen, die durch vertragliche Regelungen, die im Austausch mit Oberflächenwasser auf das spezifische Gewässer und die stehen, ist die Geltung dieses Grund- jeweiligen Anlieger abgestimmt sind. satzes jedoch umstritten und für sonstige, Die gewohnheitsrechtliche Regel gibt abgeschlossene Grundwasser (confined lediglich das Gebot der Verständi- groundwaters) zu verneinen, da eine all- gung vor und benennt einschlägige gemeine Staatenpraxis nicht nachweisbar Faktoren - ohne Gewichtung. Bei kon- ist. kreten Streitigkeiten stützen sich die Staaten oftmals argumentativ auf die Diese ausgewogene Aufteilung gewohnheitsrechtlichen Regeln, wie korrespondiert mit dem Ausgleich der sie durch die Arbeiten der Exper- kollidierenden territorialen Souveräni- tengremien herausgearbeitet wurden. tätsrechte der Anlieger: Jeder Staat hat grundsätzlich das Recht, von den auf 2. Nutzungsaufteilung muss nicht nur seinem Staatsgebiet gelegenen Ressour- ausgewogen, sondern auch “vernünf- cen nach Belieben Gebrauch zu machen, tig” sein. Dieses Kriterium der “ver- aber zugleich die Pflicht, nicht in die nünftigen“ Nutzung soll einzelne An- Nutzung der Ressourcen eines anderen rainerstaaten vor unangemessenen Staates einzugreifen. Ausgewogenheit in Forderungen anderer Staaten der Nutzung grenzüberschreitender Ge- schützen. wässer bedeutet hier, dass die Anrai- 3. Für die Nutzungsaufteilung wird die nerstaaten diese Rechte und Pflichten Pflicht der Staaten zu einer “opti- ausgleichen. Im konkreten Fall hängt malen” Nutzung diskutiert, d.h. der eine ausgewogene Nutzungsaufteilung optimale Einsatz der Ressource hat von den Umständen des Einzelfalls ab umweltschonenden Charakter, da Hierbei spielen unter anderem eine Rolle nicht mehr Wasser als erforderlich (keine Gewichtung der Faktoren, degradiert wird. In den “Helsinki- unterschiedlich im Einzelfall): Regeln” von 1966 fehlt noch ein Hin- Geographische Bedingungen des weis auf dieses Konzept, das erst in Gewässers die Entwürfe der UN-Völkerrechts- kommission aufgenommen wurde Bisherige, “historische” (Art. 5 Abs. 1). Der Grundgedanke Nutzungsaufteilung wurde aber schon auf der Stockhol- mer Konferenz über die menschliche Ökonomische und soziale Bedürfnisse Umwelt von 1972 diskutiert und dort der Anrainerstaaten als Empfehlung 51 des Aktionspro- Zahl der von dem Gewässer gramms verabschiedet. abhängigen Menschen Das Verbot erheblicher grenzüber- Kosten, die bei alternativer Deckung schreitender Umweltbeeinträchtigungen: der ökonomischen und sozialen Dies stellt eine zentrale Regel des völker- Bedürfnisse der Staaten entstünden. rechtlichen Nachbarrechts dar. Demnach müssen Staaten dafür sorgen, dass von 1. Durch den Grundsatz der aus- ihrem Gebiet aus keine erheblichen gewogenen Nutzung wird in der Beeinträchtigungen für menschliches Praxis ein Rahmen abgesteckt, in dem Leben und Gesundheit sowie für die von neue Verträge oder Änderungen Menschen genutzten Gegenstände in 15
Stand der Diskussion einem anderen Staat verursacht werden. Nationen sieht bei dem Beeinträchti- Dem Verbot liegt ein weiter Umweltbe- gungsverbot in erster Linie Konsultatio- griff zugrunde, der nicht nur die Um- nen vor Nur nachrangig und vorsichtig weltmedien erfasst, sondern auch (und formuliert wird die Frage des Schadens- traditionell gesehen vor allem) die darauf ersatzes angedeutet. basierenden menschlichen Tätigkeiten, wie zum Beispiel auch die land- UN-Konvention über die nicht- wirtschaftliche und industrielle Nutzung schifffahrtliche Nutzung des Wassers. Das Verbot schützt nicht die internationaler Wasserläufe vom Ökologie eines Staates, sondern dessen 21.5.1997 Souveränitätsinteressen, durch Sicherung Fundierte Kodifizierung des geltenden der Unversehrtheit seiner Umwelt und Gewohnheitsrechts auf Grundlage auch deren Bewirtschaftung. Dabei diffe- des Entwurfs der Völkerrechtskommis- renzierte das Völkerrecht jedenfalls sion, v. a. auf wirtschaftliche und herkömmlicherweise nicht, ob die ge- sicherheitspolitische Fragen schützte Bewirtschaftung selbst die Um- ausgerichtet welt beeinträchtigt, da dies in der Selbst- Setzt weltweiten Mindeststandard, in verantwortung des Staates liegt. In bezug dessen Rahmen Staaten zukünftig auf “grenzüberschreitend” bedarf es durch Abschluss regionaler Verträge keiner gemeinsamen Grenze zwischen zusammenarbeiten sollen den Staaten – Nachbarstaat ist jeder Staat, der von einer Umweltbelastung Sehr gut an der UN-Konvention ist die betroffen werden kann. Für den Bereich Festigung der Informations- und Kon- der Binnengewässer kommen deshalb sultationspflicht bei grenzüber- alle Anrainerstaaten in Betracht. schreitenden Umweltbelastungen und der Kooperationspflicht bei der aus- Das Kriterium der “erheblichen” gewogenen und vernünftigen Nut- Beeinträchtigung führt zu den größten zungsaufteilung als völkergewohn- Anwendungsproblemen neben dem heitsrechtliche Regeln. Nachweis der Kausalität zwischen den Aktivitäten in einem Staat und der Beein- Leider wurden nur zum Teil Ergebnisse trächtigung in einem anderen. Denn in der Rio-Konferenz (insbesondere der Praxis werden in Konfliktfällen Kapitel 18 der Agenda 21) berück- Kausalität, Erheblichkeit oder Zurechen- sichtigt, aber immerhin in Artikel 5 barkeit bestritten, nicht aber die Geltung der Konvention wurde der Gedanke der Norm (Kunig, 1992). Schwierigkeit der Nachhaltigkeit mit dem zentralen en bereitet die Konkretisierung des unbe- Grundsatz der vernünftigen und aus- stimmten Rechtsbegriffs der “Erheb- gewogenen Nutzungsaufteilung lichkeit”. Keine genauen Grenzwerte und aufgeführt feste Abgrenzungskriterien können da- Naturwissenschaftliche Zusammen- raus abgeleitet werden. Staaten sind im hänge und Erkenntnisse erhalten Einzelfall auf Verhandlungen ange- verstärkt Berücksichtigung: (Bsp. wiesen, um zu einer einvernehmlichen Begriff “internationaler Wasserlauf” Lösung zu gelangen und diese informell umfasst gesamtes Oberfächenwasser oder vertraglich festzulegen. Das Verbot oder Grundwasser, das aufgrund der erheblichen grenzüberschreitenden seiner physikalischen Beziehung eine Umweltbeeinträchtigungen ist also vor- Einheit bildet und in der Regel im nehmlich als ein Gebot zu verstehen, gemeinsamen Abfluss endet (vorher durch Verhandlung zum Interessenaus- nur ein Fluss, etc. ohne Zuflüsse!). gleich zu finden (Kunig 1992). Die UN- Trotzdem ist eine flexible Bestimmung Völkerrechtskommission der Vereinten des Regelungsgegenstands auf der 16
Stand der Diskussion Grundlage der Konvention zu Kooperative Bewirtschaftung des erlassende Verträge möglich (es kann Gewässers, auch nur Teil des Wasserlaufs sein, Wasserlauf oder hydrographisches Hochentwickeltes Instrument der Becken). Es gab viel Widerstand integrierten Wasserbewirtschaftung. dagegen, gerade da dies weit- Dabei ist dies nicht ein feststehendes reichende Folgen für wasserbauliche Konzept, sondern ein auf der Basis Maßnahmen haben kann. des jeweils vorhandenen naturwissen- schaftlichen Erkenntnisstandes auf- Nicht abgedeckt durch die Konvention bauendes Instrument mit dem sind folgende Punkte: höchsten Integrationsniveau unter den beteiligten Staaten. Bestehende Aufnahme geschlossener Grund- Schutzregime werden den Erkennt- wasservorkommen in den Begriff des nissen und Aufgaben nach angepasst. internationalen Wasserlaufes bzw. den des hydrographischen Beckens, den Neue Verträge in Europa die CSD in ihren Arbeiten bevorzugt, Übereinkommen über die Zusammen- arbeit zum Schutz und zur verträglichen Berücksichtigung von angrenzenden Nutzung der Donau von 1994 Ökosystemen, insbesondere des küstennahen Meeresbereichs und von Das Übereinkommen ist beispielhaft Feuchtgebieten, für den zur Zeit möglichen Regelungs- grad eines Vertrages über die gemein- Aufnahme einer Schwarzen Liste von same Gewässernutzung. Es orientiert sich hochgefährlichen Stoffen in die an dem Gedanken einer möglichst Rahmenkonvention oder zumindest schonenden Nutzung, bezieht sich auf der Auftrag zur Erarbeitung einer das gesamte hydrologische Einzugs- solchen, gebiet der Donau und soll darüber Aufnahme des bewährten Vorsorge- hinaus zur Verminderung der Belastung und des Verursacherprinzips des Schwarzen Meeres beitragen. Ziel- vorgaben sind u. a. Verhütung bleiben- Aufnahme der Verpflichtung zur der Umweltschäden und der Schutz der Durchführung von Umweltverträg- Ökosysteme; diese werden durch weit- lichkeitsprüfungen und reichende Instrumente flankiert. Dem Übereinkommen liegen das Vorsorge- Mechanismen, die im Einzelfall die und das Verursacherprinzip zugrunde friedliche Konfliktlösung auf der Basis (Art. 2 IV). Vorgesehen ist u. a. die der Grundsätze fördern könnte. Errichtung einer ständigen gemeinsamen Regionale Verträge Kommission (Art. 18f). Die durch den Diese Verträge zur Konkretisierung Vertrag vorgesehene Verschmutzungs- der gewohnheitsrechtlichen Regeln bekämpfung reicht im Detail bis zu der variieren sehr: Differenzierung einzelner industrieller Branchen und gefährlicher Stoffe über vom einfachen Versprechen zur die Festlegung von Emissionsbegren- Konsultation vor der Änderung des zungen, die gemeinsam erarbeitet Nutzungsmusters, werden sollen (Art. 7 i.V.m. Anlage II). Hierzu sollen die Vertragsstaaten auch Versprechen, nicht in die Wasser- gemeinsame Gewässergüteziele und - nutzung des anderen einzugreifen, kriterien erarbeiten oder die nationalen Versuche, die Gewässer und ihre harmonisieren (Art. 7 IV und Art. 9 I). Vorteile aufzuteilen, Weiterhin soll ein Inventar über die diffusen und punktförmigen 17
Stand der Diskussion Verschmutzungsquellen erstellt werden. technischen und naturwissenschaftlichen Verfahrenspflichten sichern die für die Forschungsbereich - entzogen haben. Erreichung der geplanten Maßnahmen China hat 1993 den ersten seiner ge- notwendige enge Zusammenarbeit. Für planten Dämme am Mekong, den Man- mögliche Meinungsverschiedenheiten ist Wan-Damm, in Betrieb genommen, durch Anlage V ein Schiedsverfahren vor- ohne die unteren Anlieger zu konsultie- gesehen. Gemäß Artikel 14 des Vertra- ren (Chomchai, 1995). Die ökologischen ges ist außerdem die Weitergabe von Folgen sind noch nicht absehbar. Vor Informationen über den Zustand und die allem wird durch die mangelnde Zusam- Qualität des Fließgewässers an die Öf- menarbeit der Oberanlieger die Wirk- fentlichkeit sicherzustellen. Das Donau- samkeit der Kooperation der Unterlieger- Übereinkommen erinnert in seiner staaten wesentlich entwertet und Ausgestaltung maßgeblich an das in behindert. Helsinki unterzeichnete Übereinkommen zum Schutz und zur Nutzung grenz- Internationale Zusammenarbeit überschreitender Wasserläufe und inter- zum Schutz der Süßwasser- nationaler Seen vom 17. März 1992. ressourcen Das gleiche trifft für die 1994 durch Frankreich, Belgien und die Niederlande Die große Bedeutung des Süßwassers unterzeichneten Verträge über die Maas für von einer Wasserkrise betroffene Re- und die Schelde zu. Das Helsinki-Über- gionen wie deren großer Verbreitungs- einkommen wurde von der UN-Wirt- grad sprechen für einen globalen Lö- schaftskommission für Europa (ECE) sungsansatz. Neben der notwendigen erarbeitet und kann gewissermaßen als Regelung von zwischenstaatlichen Kon- eine “Rahmenkonvention für den euro- flikten um die Nutzungsverteilung bei päischen Bereich” bezeichnet werden. grenzüberschreitenden Gewässern ist auch die verstärkte internationale Zusam- Der neue Vertrag zum Mekong 1995 menarbeit zum Schutz und zur verbes- Auch in nicht europäischen Regionen serten Nutzung sonstiger Süßwasser- wurde der Umweltschutz in zwischen- ressourcen im weltweiten Maßstab staatlichen Verträgen aufgewertet. Die erforderlich, durch: Anrainerstaaten des unteren Mekong – Kambodscha, Laos, Thailand und - koordinierte interregionale Vietnam – haben am 5. April 1995 ein Zusammenarbeit und Übereinkommen zur Zusammenarbeit - gezielte und effektivere Unterstüt- für die nachhaltige Entwicklung des zung der Staaten mit geringen Pro- Mekong geschlossen (ILM, 1995), das Kopf-Einkommen mit erheblichem die seit 1957 bestehende Kooperation Wassermangel (betroffen sind etwa neu ausrichten soll. Insgesamt wird dem 1,2 Milliarden Menschen; hier Umweltschutz in dem Vertrag ein hoher droht Wassermangel zum entschei- Stellenwert eingeräumt. Fraglich ist denden limitierenden Faktor ihrer jedoch, ob sich dieser Anspruch auch sozio-ökonomischen Entwicklung ohne starke institutionelle Ausgestaltung zu werden). des Gemeinsamen Ausschusses durch- setzen wird. Im Regelfall besteht für Schon Ende der 70er Jahre haben Wasserentnahmen lediglich eine Notifi- politische Entscheidungsträger das kationspflicht. Ein großes Hindernis ist Ausmaß der Probleme in bezug auf auch der Umstand, dass die Anlieger des die Wasserreserven erkannt: 1977 oberen Mekong, China und Myanmar, fand in Mar de la Plata (Argentinien) sich bisher jeglicher Zusammenarbeit mit der 1. UN-Weltgipfel zum Thema den unteren Anliegern - außer im Wasser statt; dadurch wurde Wasser 18
Stand der Diskussion plötzlich zum vordringlichen Anliegen der CSD (Januar und April/Mai der internationalen Politik. 1998). 1981-1990 wurde die “Internationale Nicht rechtsverbindliche Leitlinie der Dekade für Trinkwasserversorgung WHO von 1993 zu Richtwerten über und Abwasserreinigung” (im An- Trinkwasserqualität, zu denen gehö- schluss an Mar de la Plata) von den ren: ästhetische Werte, mikrobiolo- VN lanciert und koordiniert. Wichtig- gische Kriterien, organische Ver- stes Ziel, bis zum Jahr 2000 jedem schmutzung anzeigende Messgrößen, Menschen Zugang zu Trinkwasser zu Gehalt partikulärer Substanz, stick- sichern, wurde nicht erreicht. Aber stoffhaltige Komponenten, Salze, immerhin konnte 600-800 Millionen organische Spurenstoffe wie Pestizide Menschen der Zugang zu Trinkwasser und anorganische Spurenstoffe ermöglicht werden; daher 1998 auf x- (Schwermetalle, radioaktive Substan- ter Weltkonferenz zum Thema Wasser- zen). Diese Richtlinie kann lediglich ressourcen die Feststellung “L‘eau: als Grundlage für die Entwicklung une crise imminente?” nationaler Standards im Sinne der Minimalanforderung gelten. Grenz- Zwischen dem Erkennen des Problems werte können nur eine relative Sicher- (1977) und 2000 gab es zahllose heit vor Gesundheitsschäden bieten. internationale, kontinentale und Gerade Ernährungszustand, Gesund- globale Konferenzen, Kongresse und heitszustand und Alter können die Symposien zum Thema Wasser Empfindlichkeit beeinflussen. Diese (vermehrt noch nach der Wasser- Unwägbarkeit fordert völlige Abwe- Dekade; Bsp. 1997-2000, Petrella, senheit bei bestimmten Substanz- 2000, S. 42), fast alle mit Aktions- gruppen (Cancerogene, fruchtbar- programmen, Projekten, Resolutionen keitsschädigenden Stoffen, etc.). und Erklärungen. Dadurch wurde der Zusätzlich sind auch begleitende Problemkreis im ganzen Ausmaß Regelungen nötig (gutes Beispiel s. erkannt, ausgelotet, analysiert und LAWA, 2000, S. 98). verstanden und dies hat auch bewirkt, dass nach neuen Konzepten und 1997 sieht der UN-Generalsekretär Lösungen aktiv gesucht wurde (Bsp. die Notwendigkeit, “einen Globalen Internationale und globale Organisa- Konsens (Global Consensus) zu errei- tionen, die sich mit Wasser beschäf- chen, der weit über das hinausreicht, tigen; Petrella, 2000, S.148/149). was in den bestehenden Grundsätzen und Vereinbarungen zu den globalen Vermehrte Aktivität z. T. wegen Süßwasserressourcen enthalten ist, UNCED im Juni 1992 (Konzept der denn er kam (in der vorgelegten und nachhaltigen Entwicklung verabschie- gemeinsam mit den UN-Sonderor- det; Grundlage für globale Umwelt- ganisationen erstellten “Comprehen- politik; Einführung “internationaler sive Assessment of the Freshwater Tag des Wassers” 22.3.): Art. 18 der Resources of the World”) zum Schluss, Agenda 21 macht globale Wasser- es sei “illusorisch zu glauben, dass politik zum vordringlichem Thema, durch irgendetwas unterhalb der hier umfassender Katalog von nicht- Schwelle eines weltweiten Einsatzes bindenden Handlungsempfehlungen (global commitment) ausreichende zum Schutz und zur verbesserten Mittel zur Nachhaltigkeit bereitgestellt Nutzung von Wasserressourcen. würden. Gerade weil Wasserkrisen Wasser ist mittlerweile Hauptanliegen zum Teil sehr drastisch sein können, bei der CSD; es gab auch zwei hat die ganze Welt ein Interesse, sie Konferenzen über Wasser im Rahmen zu verhindern.” 19
Stand der Diskussion 1996 wurde durch die Weltbank und Kritik von NRO-Seite lag v.a. darin, anderen Organisationen (z. B. der dass keine klare Zielvorgaben, Zeit- Vereinten Nationen) sowie durch pri- pläne und finanzielle Zusagen ge- vate Unternehmen (z. B. Suez macht wurden. Lyonnaise des Eaux) der “Weltwasser- rat” (World Water Council) gegründet Empfehlungen des Beirats und die “Global Water Partnership” zu Institutionellen Regelun- lanciert. gen zur Lösung der Süß- Das “Global Water Partnership” hat wasserkrise zum Ziel, die Zusammenarbeit öffent- licher und privater Instanzen (Unter- Zur Unterstützung von Entwicklungs- nehmen) zu fördern, v. a. im Hinblick ländern mit akuten oder potentiellen auf die Sparpolitik hinsichtlich der Wasserkrisen empfiehlt der Beirat, dass Wasserressourcen. Deutschland den UN-Generalsekretär in seinem Bemühen um einen Globalen Der Weltwasserrat hat eine gemein- Konsens zu Süßwasserressourcen unter- same,, globale “Vision” entwickelt. stützt. Laut WBGU sollte dieser globale Dabei wurde er durch das 1997 in Konsens vier Funktionen erfüllen: Marrakesh stattfindende 1. Weltwas- serforum und durch die Weltwasser- Information und Monitoring: Verbes- kommission unterstützt, die zur wei- serte Information über den Status der teren Ausgestaltung der “Vision” 1999 globalen Wasserressourcen ein- geschaffen wurde. Zentrales Doku- schließlich einer Bewertung über de- ment ist die “World Water Vision” – ren “Kritikalität” sowie das fortlau- Vision für Wasser, Leben und Umwelt”. fende Monitoring der Wasserpolitik Dieses Dokument spiegelt die Visio- auf nationaler Ebene, nen für die nachhaltige Nutzung und Konsultation: Verbesserte Konsultation Entwicklung der Wasserressourcen der Staaten über verschiedene wieder, die verschiedene Gruppen Lösungsansätze bei akuten Wasser- (Mitarbeit von ca. 15.000 Männern krisen, einschließlich der verschieden- und Frauen auf lokaler, nationaler, en Technologien der rationellen Was- regionaler und globaler Ebene) mit sernutzung und des Gewässerschutzes verschiedenen Schwerpunkten (orien- sowie der geeigneten Politikinstru- tiert an verschiedenen Bezugs- und mente, Akteurgruppen, Regionen, Techniken) erarbeitet haben. Unterstützung: Verstärkte, auch vor- beugende Unterstützung von Staaten, Dieses Dokument lieferte eine Dis- denen eine Wasserkrise droht oder die kussionsgrundlage für das 2. Welt- bereits akut von einer Wasserkrise wasserforum (Second World Water betroffen sind, insbesondere durch Forum) vom 17. - 22. März 2000 in Technologietransfer und Den Haag. Zum Abschluss des Fo- rums wurde ein Aktionsprogramm Stärkung der Konfliktschlichtungs- “Framework for Action” für den nach- mechanismen bei grenzüber- haltigen Umgang mit Süßwasser in schreitenden Wasserkonflikten: den kommenden 25 Jahre, Verbesserte Vermittlung zwischen - verabschiedet. und Beratung von - Staaten, zwischen denen ein Konflikt um die Nutzung Parallel dazu fand unter der Schirm- grenzüberschreitender herrschaft der niederländischen Re- Wasserressourcen besteht oder droht gierung eine Ministerkonferenz statt. (Streitschlichtung, Mediation). 20
Stand der Diskussion Institutionelle Lösungen für Konsens). Sehr wichtig dabei ist es die Ausgestaltung des Globalen umweltpolitischen Standards integriert zu Konsens beachten und die Wirkungstiefe wasser- relevanter Vorhaben hinreichend auszu- Aufbauend auf diesen Konsens bieten loten. Folgende Leitplanken empfiehlt sich aus Sicht des WBGU mehrere der Beirat: institutionelle Lösungen an: 1. Mindeststandards für die individuelle Einigung der Staaten auf ein Grundversorgung mit Trinkwasser und zusätzliches Aktionsprogramm, Wasser bezogenen Hygieneleistungen festzulegen, Vereinbarung einer Weltwassercharta, die völkerrechtlich nicht bindend, 2. die aus 1. resultierenden länder- und politisch aber verpflichtende Verhal- kulturspezifischen Süßwasserbedürf- tensstandards für Staaten, zwischen- nisse nach Quantität und Qualität staatliche Organisationen und nicht- unter besonderer Berücksichtigung staatliche Verbände enthält, und der Gesundheitsaspekte zu ermitteln, Aushandlung eines völkerrechtlichen 3. Allgemeine Sicherheitsstandards im Übereinkommens zum Süßwasser- Hinblick auf wasserbedingte Natur- schutz (“rechtlich bindende Weltwas- katastrophen, sercharta”) mit regelmäßigen Berichtspflichten, Konventions- 4. Ermittlung des geographischen und sekretariat, Expertenberatung und soziopolitischen Vulnerabilitätsmusters verbesserter Finanzierung. und des resultierenden Vorsorgebe- darfs nach Maßgabe von 3., Trotz aller denkbaren Vorteile die eine völkerrechtlich bindende Rahmenkonven- 5. Vereinbarung internationaler Gerech- tion zum Süßwasserschutz gegenüber tigkeitsgrundsätze für den Zugang zu den anderen hier vorgeschlagenen inter- innerstaatlichen und grenzüberschrei- nationalen Plattformen haben kann, hält tenden Süßwasserressourcen, der Beirat zur Zeit so eine Konvention als 6. Ermittlung des weltweiten Bestands an politisch verfrüht. Eine bessere (v. a.) fossilen Grundwasservorkommen, schnellere Möglichkeit die gegenwärtige sowie Erneuerungs- und Selbstreini- Süßwasserkrise zu bewältigen, bietet gungsraten rezenter Grundwasser- vorerst eine nicht rechtlich, aber dafür reservoirs, politisch deutlich verpflichtende Weltwassercharta. 7. Erfassung und Klassifizierung des weltweiten Bestands an schützens- Für den weiteren Umgang mit Süß- werten süßwasserdominierten oder - wasser hat der Beirat (im Jahresgutach- beeinflussten Ökosystemen, ten 1997) das Leitbild der größtmögli- chen Effizienz unter Beachtung der Ge- 8. Bestimmung der unter 7. identifizier- bote von Fairness und Nachhaltigkeit ten naturnahen Systeme im Hinblick entwickelt. auf Wassserdargebot, -qualität und – variabilität und Leitplanken 9. Weiterentwicklung der Methoden zur Ein guter Umgang mit dem Wasser integrierten Analyse und Bewertung setzt voraus, dass soziokulturelle und wasserrelevanter privatwirtschaftlicher ökologische Leitplanken bestimmt oder staatlicher Projekte werden (mit Hilfe eines Globalen 21
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