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Wir sorgen für Ernährungssicherheit Österreichs Land- und Forstwirtschaft – Daten und Fakten 2019/20 1
Wir sorgen für Ernährungssicherheit Österreichs Land- und Forstwirtschaft – Daten und Fakten 2019/20
Sehr geehrte Damen und Herren, Vorwort als sich die Landwirtschaftskammern vor vielen Monaten darauf geeinigt haben, das Jahr 2020 unter das Motto „Ernährungssicherung“ zu stellen, war noch niemandem klar, von welch zent- Dazu zählt auch, für Fairness für alle in der gesamten Wertschöpfungskette zu sorgen. Echte Partnerschaften statt Profitgier einzelner sind im Sinne von Österreich mehr denn je gefragt - raler Bedeutung dieses Thema heuer plötzlich für die gesamte Bevölkerung sein würde. egal, ob im Lebensmittel- oder Erneuerbaren-Bereich. Die Corona-Krise führt uns die Schattenseiten der Globalisierung in aller Deutlichkeit vor Au- Unsere Arbeit als LK Österreich zielt - neben einer engagierten und wissensbasierten Interes- gen. Absatzmärkte brechen genauso weg wie Versorgungsschienen. Vieles, was bisher als senvertretung und Förderpolitik auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene - auch JOSEF MOOSBRUGGER Selbstverständlichkeit galt, offenbart sich in aller Verletzlichkeit. Und auch vielen Menschen, die darauf ab, den Bäuerinnen und Bauern selbst jenes Rüstzeug zu vermitteln, das diese für den PRÄSIDENT LK ÖSTERREICH bisher keinen persönlichen Zugang zu unserem Sektor hatten, wird angesichts von Hamster- Erfolg ihrer Betriebe brauchen. Daher setzen wir als modernes Dienstleistungsunternehmen käufen etc. klar, wie wichtig eine vielfältige und flächendeckende Landwirtschaft ist und wie einen wesentlichen Fokus auf zielorientierte Bildungs- und Beratungsarbeit. beruhigend, Bäuerinnen und Bauern in der Nähe zu wissen, die - neben allen anderen Leistun- Foto: LKÖ/APA/Schedl gen - vor allem eines tun: Lebensmittel zu erzeugen, also wichtige Mittel zum Leben. Außerdem unternimmt die LK Österreich große Anstrengungen, um die Kommunikation in al- len bewährten, aber auch neuen Medien auszubauen. Es gilt, einerseits die Bäuerinnen und Österreich kann sich glücklich schätzen, über regionale Versorgungssicherheit zu verfügen, Bauern über unsere fachlichen Angebote zu informieren und damit zu stärken. Andererseits da diese Krisenvorsorge bedeutet. Unsere im internationalen Vergleich kleinen, bäuerlichen möchten wir in der Bevölkerung mehr Wertschätzung für unsere Bäuerinnen und Bauern und Strukturen erweisen sich in einer Pandemie krisensicherer als industriell geprägte und erbrin- schlussendlich mehr Wertschöpfung für diese erreichen. gen verlässlich ihre Leistungen. Und wir können darüber hinaus stolz darauf sein, dass unse- FERDINAND LEMBACHER GENERALSEKRETÄR LK ÖSTERREICH re österreichische Landwirtschaft in internationalen Nachhaltigkeits- und Tierwohl-Rankings zu Mit dem vorliegenden Bericht wollen wir allen Interessierten einen Einblick in die heimische den Gewinnern zählt. Land- und Forstwirtschaft und die Tätigkeiten der LK Österreich bieten. Es ist uns ein großes Anliegen, dass dieses Dokument dazu beiträgt, die Unverzichtbarkeit unserer bäuerlichen Be- Zentral zur Versorgungssicherheit gehören neben den Lebensmitteln klarerweise Energie und triebe hervorzuheben. Schon lange war der Wert der regionalen Land- und Forstwirtschaft Rohstoffe. Auch hier kann die österreichische Land- und Forstwirtschaft einen entscheidenden nicht so klar erkennbar, wie heute. Wir sind alle gefordert, dafür zu sorgen, dass dieser Schatz Beitrag leisten - und das in einer klimafreundlichen Art und Weise. Erneuerbare Zukunftswe- auch weiterhin für uns alle erhalten und funktionstüchtig bleibt. ge statt fossilen Sackgassen sind das Gebot der Stunde, auch im Sinne vor- und nachgelager- ter Bereiche und somit unzähliger Arbeitsplätze. All das gilt es, unseren Entscheidungsträgern und der Bevölkerung mehr denn je vor Augen zu halten. Josef Moosbrugger Ferdinand Lembacher Trotz all dieser Vorteile für die gesamte Bevölkerung haben unzählige land- und forstwirtschaft- Präsident LK Österreich Generalsekretär LK Österreich liche Betriebe mit der Corona-Krise zu kämpfen. Der plötzliche Stillstand in Gastronomie und Tourismus, aber auch andere Marktverwerfungen wirken sich gravierend auf unsere bäuerli- chen Unternehmen aus. Dramatische Einkommensverluste in vielen Bereichen sind die Fol- ge, die uns noch längere Zeit massiv fordern werden. Und trotz Corona-Krise darf auch nicht auf die Klimakatastrophe vergessen werden, die uns mit Trockenheit und anderen Wetterex- tremen, Schädlingen und Einbußen fordert und dringend nachhaltige Systemumstellungen erfordert. Wir sehen es als Aufgabe der gesamten Agrarpolitik - bäuerlichen Familien eine nachhaltige wirtschaftliche Basis und Zukunftsperspektive zu bieten und gleichzeitig die Versorgungssi- cherheit der österreichischen Bevölkerung zu gewährleisten.
3 LK Österreich Schwerpunkt & Kampagnen Gemeinsame Agrarpolitik wird reformiert 50 1 Ländliche Entwicklung 52 Innovation und Digitalisierung 54 Österreichs Land- und Forstwirtschaft Bildung und Beratung 56 Leistungen & Produkte Interaktiv – Multimedial – Digital 58 Bäuerinnen setzen sich für ländlichen Raum ein 60 Klimawandel 6 Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung 63 Getreide und Ackerkulturen 8 Direktvermarktung 64 Maßnahmen gegen Bodenverbrauch 10 Landjugend 66 Obst und Gemüse 11 Almwirtschaft 67 Gartenbau 14 Weinbau 16 Rechts- und Umweltpolitik 68 Rinder- und Schweineproduktion 18 Sozial- und Steuerpolitik 75 Geflügelhaltung 20 EU und internationale Beziehungen 81 Rotes Fleisch und Fleischsteuer 22 Klartext-Veranstaltungsreihe 84 1 Milchqualität 25 Bioland Österreich 28 Webportal LK-online 86 Forstwirtschaft 30 Gut zu Wissen – Herkunftsinitiative 87 Biogene Energieträger 34 Öffentlichkeitsarbeit 88 Österreichs Land- und Forstwirtschaft 2 Glossar 91 Österreichs Land- und Forstwirtschaft Leistungen & Produkte 4 Daten & Fakten LK Österreich Agrarstruktur in Österreich 40 Aufgaben & Mitglieder Österreichs Bäuerinnen und Bauern sorgen Tag für Tag und Jahr für Jahr für einen reichlich gedeckten Tisch. Sie garantieren Qualität, Genuss, Viehbestand in Österreich 42 Selbstversorgungsgrad in Österreich 44 Struktur, Aufgaben und Ziele der Kammerorganisation 100 Sicherheit und Vielfalt. Sie liefern aber auch verlässlich Wärme aus Versorgungsbilanz in Österreich 46 Mitglieder 102 erneuerbaren, regionalen Energieträgern. Im Jahr 2019 wurden diese Ausgaben der privaten Haushalte 48 Präsidium 103 wichtigen Leistungen der Landwirtschaft für die Gesellschaft unter Landwirtschaftskammer Österreich 103 erschwerten Bedingungen erbracht: Der Klimawandel sorgt zunehmend Fachorganisationen 103 für Probleme im Pflanzenbau, in der Forstwirtschaft, aber auch in der Organigramm der LK Österreich 105 Impressum 106 Tierhaltung. 5
Pflanzenschädlinge in neuer Dimension von Wildschweinen oder deren Räubern über Osteu- Was braucht die Landwirtschaft – ropa in den EU-Raum gelangten. was kann sie selber beitragen: Klimawandel führt zu Maikäfer, Junikäfer, Derbrüsselkäfer, Erdflöhe, Moos- ■ Änderung von Sortenwahl und Anbaumethoden (in be- erhöhtem Schädlingsdruck knopfkäfer, Drahtwurm, Maiswurzelbohrer, ameri- Es gibt dabei zwei klimarelevante Faktoren: Wärmere grenztem Ausmaß) kanische Rebzikade - eine Vielzahl an Blattlausarten, Winter führen zu höheren Überwinterungs- und Fer- ■ Wassersparend wirtschaften mit neuen Geräten, Bewäs- Der Klimawandel beeinträchtigt aufgrund der erhöh- Borkenkäfer und Kupferstecher macht den Acker-, tilitätsraten bei Wildschweinen, das Virus kann sich serung ermöglichen ten Temperaturen und der zunehmenden Witterungs- Grünland-, Obst-, Gemüse- und Waldbauern das Le- besser halten. Neue Parasiten wie Lederzecken als ■ Rechtzeitiger Pflanzenschutz: Ohne Mittel mit biotaugli- ben schwer. Witterungsextreme können dazu füh- Überträger werden durch trockeneres und wärme- chen oder chemisch-synthetischen Präparaten gelingt es extreme nicht nur die pflanzliche Produktion, er führt ren, dass enorme Fraßschäden oder die schnellere res Klima ebenfalls begünstigt. Ein ähnliches Bild ist in diesen Witterungssituationen kaum mehr, die Kulturen in der Landwirtschaft auch zu erhöhtem Schädlings- vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen Krankheitsverbreitung ganze Kulturen gefährden. Be- bei der Geflügelpest festzustellen: Für Nutztierhal- druck. Das hat sich auch im vergangenen Jahr wieder sonders betroffen davon waren in den vergangenen ter kann dabei die zunehmende Freilandhaltung, die ■ Biosicherheit in der Tierhaltung heißt, Ställe und Ausläu- gezeigt. Manche Einflüsse des Klimawandels sind fe bei Nutztieren so zu planen und bauen, dass möglichst Jahren Kartoffeln, Zuckerrüben, Gemüse und Forst- aus Tierwohlgründen durchaus erwünscht ist, zum wenig Gefährdungssituation eintreten kann reversibel – wenn die Hitze oder die Dürre vorbei kulturen. Es kam zum Teil zu erheblichen Ertragsein- leichten Einfallstor werden: Tiere aus freier Wildbahn ■ Keine fremden Personen im Betriebsbereich, Hygiene- ist, normalisiert sich alles wieder. Andere dagegen bußen und ausgeprägten Qualitätsmängeln. übertragen Krankheiten und Seuchen noch leichter. maßnahmen setzen, an Impfungen teilnehmen, Gefah- hinterlassen bleibende Schäden. renbereiche meiden, Schulung und Weiterbildung Die Liste an Schadverursachern lässt sich fortsetzen: ■ Ausbau des Versicherungsangebots und Förderung durch Bedrohung durch Tierschädlinge und Warmes, feuchtes Wetter begünstigt die Verbreitung öffentliche Mittel Tierseuchen nimmt zu neuartiger Mücken-, Gnitzen- oder Zeckenarten: sie ■ In Notfällen Unterstützung durch die öffentliche Hand werden für Haustiere und Wildtiere zur Gefahr. Die ■ Vorsorgemaßnahmen von EU- und nationaler Seite, be- Auch in der Tierseuchen-Bekämpfung müssen sich neuen Seuchen heißen Blauzungenkrankheit, Lum- hördlche Maßnahmen, um Verbreitung von Krankheiten die Landwirte den Herausforderungen durch neue, py Skin Disease, West-Nil-Fieber, Schmallenberg-Vi- und Seuchen zu vermeiden. bisher in unseren Breitengraden noch nicht vorhan- rus, verschiedenste Formen der Geflügelinfluenza bei dene Tierkrankheiten stellen. Während sich die Kli- verschiedenen Nutztieren. maveränderung eher langsam vollzieht, kann insbe- sondere die Globalisierung zu einer raschen Erre- ger-Verschleppung und -Verbreitung führen (siehe Coronavirus). Das Zusammenspiel mit dem paneuropäischen Gü- ter- und Personenverkehr, etwa auch über Arbeits- kräfte, trägt zur noch schnelleren Verbreitung von Vi- ren bei. Das Verschleppen eines Erregers muss je- doch nicht nur über das Tier, sondern kann ebenso über den Menschen erfolgen. So war etwa der Erre- ger der Afrikanischen Schweinepest in virusbelaste- ten Lebensmitteln enthalten, die über Fleisch aus Af- rika über Georgien/Russland in die freie Wildbahn ge- langten und von dort durch die natürliche Wanderung 6
Foto: Stinglmayr Besonders auffällig war im Vergleich zum Vorjahr die anderen Ländern wie Frankreich, Ägypten oder Israel Reduktion der Weizenfläche um mehr als 10.000 ha. in den Regalen. Die Landwirte hatten auf den Versor- Getreide und Ackerkulturen 2019 Aber auch Hartweizen (Durum) und Sommergers- gungsengpass gut reagiert, und bemühten sich, mit te haben mit mehr als 23 % stark an Fläche einge- Flies- oder Folienabdeckung die Heurigen möglichst Wie wichtig ausgiebiger Mairegen für den Ackerbau sein büßt und weiter an Bedeutung verloren. Stattdes- früh auf den Markt zu bringen. Der kühle Mai hat auch kann, zeigte das Jahr 2019. Die Frühjahrswitterung in den sen wurde Wintergerste, Roggen und vor allem Kör- hier etwas entgegengewirkt, ab Juni konnten aber nermais angebaut, die flächenmäßig vergleichbar zu- wieder ausreichende Mengen an heimischen Erdäp- Monaten Februar, März und April war von ausgeprägter legen konnten. Die Getreide- und Körnermaisernte feln geliefert werden, in Summe wurde ein Plus von Trockenheit gekennzeichnet, Wintergetreide war bereits 2019 umfasste eine Produktionsmenge von 5,42 Mio. 8 % zum Vorjahr geerntet. in einem kritischen Zustand, zeigte aber, was mit ausrei- Tonnen und fiel mit +13 % deutlich höher als im un- chend Regen und einer guten Ähren- und Körnerausbil- terdurchschnittlichen Jahr 2018 aus und stellte auch Pflanzenschutz und dung noch möglich ist. Der darauffolgende trockene Juni zum Zehnjahresdurchschnitt ein mit +6 % überdurch- Pflanzengesundheit 2019 sorgte für eine etwas schnellere Abreife. In Summe fiel die schnittliches Ergebnis dar. Durchaus herausfordernd war das Jahr 2019 für hei- Ernte deutlich höher als im Vorjahr aus und auch im Ver- Die Ölsaaten- und Körnerleguminosen-Ernte stieg in mische Kulturpflanzen nicht nur aufgrund von hohen gleich zum Zehnjahresdurchschnitt war es eine überdurch- Summe mit 449.200 Tonnen ebenfalls um +4 % über Temperaturen und Trockenheit, auch durch den Kli- schnittliche Ernte. das Vorjahresniveau und lag 9 % über dem Zehnjah- mawandel verstärkt auftretende Schädlinge und den resmittel. Besonders ist hier die Sojabohne zu erwäh- Wegfall weiterer Pflanzenschutzmittel wurde ein Teil nen, die mit einer Flächenzunahme um +2 % bereits der Ernte durch teils noch nie dagewesene Schäden knapp 40 % der Ölsaaten stellt. Auch der Ertrag war vernichtet. Mäuseplagen auf Äckern fraßen kleinregi- sehr zufriedenstellend, wodurch die österreichweite onal ganze Flächen kahl, massenhaftes Engerlingvor- Produktion um 17 % gegenüber 2018 gesteigert wer- kommen führte in Grünlandgebieten bei so manchem den konnte. Positiver gestaltete sich auch die Son- Betrieb zu Futterengpässen. Auch Rübenderbrüssel- nenblumen- und Ölkürbisernte. Die Rapsfläche ist er- käfer und Erdfloh vernichteten wieder mehr als 10 % wartbar um 11 % deutlich gesunken. Die Gründe für der angebauten Zuckerrübenfläche, die in Summe nur das erneute Minus resultieren vor allem aus dem Ver- mehr 27.528 ha ausmachte. Dass das Thema Pflan- bot effizient wirksamer Pflanzenschutzmittel. Körne- zenschutz nicht mehr mit wissenschaftlich fundierten rerbse und Ackerbohne zeigten eine noch deutlichere Argumenten, sondern oft nur mehr emotional disku- negative Entwicklung mit einem weiteren Rückgang tiert wird, zeigte sich vor allem in Vorwahlzeiten. Im um ca. 25 % und einer Anbaufläche von jeweils ca. Nationalrat wurde nach der Auflösung der Regierung 5.000 ha. unter Kanzler Kurz und dem Einsetzen einer Exper- tenregierung im freien Spiel der Kräfte ein Glypho- Heimische Erdäpfel waren nach einer durch Schäd- satverbot beschlossen. Aufgrund von Formalfehlern lingsbefall, Hitze und Trockenheit gezeichneten, ge- wurde dieses aber durch die Bundeskanzlerin nicht in ringeren Ernte 2018 bereits im April 2019 knapp und Kraft gesetzt, mit der Begründung, dass die rechtlich es kam zu Engpässen. Der österreichische Markt ausdrücklich geforderte Notifizierung eines Entwur- konnte nicht durchgehend mit inländischen Erdäp- fes nicht ordnungsgemäß durchgeführt wurde. feln versorgt werden. Stattdessen fand sich Ware aus 8 9
Foto: Stinglmayr Regierung schnürt Maßnahmenpaket 3.900 Obstbauern bewirtschaften zunehmende Fläche Maßnahmen gegen Die gute Nachricht: Der Trend beim Bodenverbrauch Obst und Gemüse Bodenverbrauch setzen ist rückläufig. Trotzdem ist laut Experten ein umfas- In Österreich bewirtschaften ca. 3.900 Obstbaube- sendes Maßnahmenbündel erforderlich, um den Flä- Obst und Gemüse gehören zu den arbeitsinten- triebe eine Fläche von rund 15.700 ha Erwerbsobst- Diese Zahlen sind alarmierend: In den vergangenen chenverbrauch weiter einzudämmen und diese Res- sivsten Kulturen in der Landwirtschaft überhaupt. anlagen. Die Anzahl der Betriebe nimmt tendenziell drei Jahren hat Österreich durch Verbauung jährlich source nachhaltig zu schützen. Die Hagelversiche- ab, die Obstbauflächen nehmen zu. 2017/18 lag die Selbstversorgung mit Gemüse bei rung begrüßt es daher ebenso wie die LK Österreich, Der österreichische Erwerbsobstbau verzeichnete rund 4.000 ha Agrarflächen verloren. Das entspricht 56 % und Obst bei 40 %. Der Pro-Kopf-Verbrauch dass die neue Bundesregierung dieses Problem er- 2019 mit insgesamt 225.000 t (ohne Holunder und einem Minus von 24 Mio. kg Brotgetreide, einer Men- ist in den letzten 10 Jahren bei Gemüse um 6,7 kannt und dem „Bodenverbrauch“ ein eigenes Kapi- Aronia) eine um ein Fünftel niedrigere Ernte als im ge mit der rund 300.000 Konsumenten ihren Jahres- tel im Regierungsprogramm gewidmet hat. kg auf 114,9 kg angewachsen, wohin gegen Obst Vorjahr - diese lag aber im langjährigen Durchschnitt. bedarf decken könnten. einen Verlust um 6,8 % auf 73,3 kg verzeichnen Das Minus von 21 % ist nach der ausgesprochen ho- ■ -Erklärtes Ziel ist es, den Flächenverbrauch im Inland im Sinne hen Kernobstproduktion 2018 auf die vielfach zu küh- muss. Die wirtschaftliche Bedeutung von Obst-, Diese Entwicklung ist gefährlich, weil es die Ernäh- der österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie auf 2,5 Hektar pro le Witterung im Mai, die Sommertrockenheit sowie Tag zu reduzieren und mittelfristig zusätzliche Bodenversiegelung Gemüse- und Gartenbau zusammen liegt mit 973 rungssouveränität des Landes massiv gefährdet. So auf Alternanz-Effekte bei einigen Obstarten zurückzu- durch Entsiegelung von entsprechenden Flächen zu kompensieren. Mio. Euro bei 30,4 % des pflanzlichen Produkti- führen (darunter versteht man im Zwei-Jahres-Rhyth- haben wir beim Brotgetreide bereits jetzt nur mehr ■ -Durch die geplante Ausweisung von landwirtschaftlichen Flächen onswertes 2018. Eine der größten Stärken des mus auftretende Ertragsschwankungen vor allem bei einen Selbstversorgungsgrad von 86 %, bei anderen soll die Produktion von heimischen Lebensmitteln sichergestellt Obst- und Gemüsesektors ist seine Vielfältigkeit Äpfeln, Birnen und Zwetschken). Ackerkulturen ist dieser Prozentsatz noch deutlich werden. in der Produktion. Äpfel, die 97 % der Kernobsternte ausmachten, ver- ■ -Durch Leerstands-Aktivierung und Brachflächenrecycling werden geringer“, warnt die Österreichische Hagelversiche- zeichneten mit 184.300 t ein Ertragsminus von 23 % ökologische und ökonomische Grundsätze miteinander verknüpft. rung. Sie macht seit Jahren auf diese Problematik gegenüber 2018. Knapp drei Viertel der Menge stam- ■ -Eine Stärkung der überregionalen Raumordnung soll die hohe Le- aufmerksam. bensqualität Österreichs mit unserem einzigartigen Lebens- und men aus der Steiermark. Naturraum absichern. Stark überdurchschnittlich (+27 % zum Zehnjahres- ■ -Durch eine österreichweite Bodenschutzstrategie werden Agrar- mittel) fiel die Produktion bei Steinobst aus. Das ist flächen als wertvoller CO2- und Wasserspeicher geschützt. hauptsächlich auf starke Zuwächse bei Marillen zu- rückzuführen (+24 % zu 2018). Beim Beerenobst (ohne Holunder und Aronia) wur- Der Boden ist die Grundlage für landwirtschaftliche den 18.700 t (+13 % zum Zehnjahresmittel) geern- Produktion und damit auch die Basis für die Ernäh- tet. Die Erdbeerproduktion stieg nach den trocken- rungssicherung. Die LK Österreich hat daher diesem heitsbedingten Ausfällen im Vorjahr um 25 % auf Thema einen großen Stellenwert im Rahmen ihres 13.600 t (+4 % über Normalniveau). Schwerpunktthemas eingeräumt. Bei Holunder, welcher vornehmlich zur Erzeugung von Lebensmittelfarbstoffen verwendet wird, betrug die Produktion 8.400 t, was einem unterdurchschnitt- lichen Ergebnis entsprach. 10 11
611.452 t österreichisches Gemüse Große Produktionsvielfalt Wie Obst und Gemüse angebaut wird Obsterträge 2019 -/+ zum Zehnjahresmittel, in Tonnen In Österreich wird auf inzwischen über 18.000 ha Die Ernte von Hülsenfrüchten sowie von Wurzel- und Obst und Gemüse werden überwiegend nach den im Freiland und im geschützten Anbau Gemüse pro- Zwiebelgemüse liegt gut im Fünfjahresmittel, wobei Richtlinien der Integrierten Produktion erzeugt. Diese duziert. Die wachsenden Flächen werden von im- witterungsbedingt mit Trockenheit und insgesamt ho- ist seit 1. Jänner 2014 gesetzlich vorgeschrieben und Kernobst 184.300 mer weniger Betrieben bewirtschaftet und Mengen- hem Schädlingsdruck zu rechnen war. Schon meh- wird schon seit Mitte der 90er Jahre annähernd flä- Äpfel - 23 % zuwächse gehen stärker auf den geschützten An- rere Jahre hintereinander betroffen ist die Zwiebel- chendeckend umgesetzt. 2017 wurde von 1.163 Bio- Steinobst bau, zum Beispiel von Fruchtgemüse, zurück. Auch produktion die gut ein Viertel der österreichischen betrieben mit Obstanlagen auf 4.766 ha (Flächenan- Marille 14.400 + 27 % die Produktivität auf der Fläche muss hinsichtlich ge- Gemüseproduktion ausmacht. Karotten sind hinge- teil an der Gesamtobstfläche von 30 %) Bio-Obst pro- Beerenobst schütztem Anbau und Freilandgemüseanbau diffe- gen mit über 100.000 t über dem Fünfjahresdurch- duziert. Etwa 22 % der Feldgemüsebaubetriebe und (ohne Holler, Aronia) 18.700 + 13 % renziert betrachtet werden. Über die letzten Jahre ist schnitt und auch über den Erträgen von 2018 ange- etwa 50 Betriebe mit vorwiegend gärtnerischem Ge- die Produktivität im Freiland eher sinkend, wohinge- siedelt. Trotz Trockenheit war die Spargelernte 2019 müsebau arbeiten als anerkannte Bio-Betriebe. Zu- Erdbeeren 13.600 + 25 % gen der geschützte Anbau im Vergleich zu 1995 bei überdurchschnittlich hoch. Im Bereich der Kohl-, Blatt- sätzlich erfüllen viele Betriebe die Anforderungen des 160 % liegt. und Stängelgemüse war insgesamt eine gut durch- AMA Gütesiegels und ein oder mehrere private Stan- schnittliche Ernte verfügbar. Einzelne Produkte wie dards des Handels und schränken ihre Produktions- Ein wichtiger Trend ist nach wie vor die Ausweitung Salate weisen sogar Steigerungen in der Erntemen- bedingungen hinsichtlich der Anwendung von Pflan- der Kulturartendiversität, teils durch Kulturen mit ge- ge zum Vorjahr um 18 % und im Fünfjahresmittel von zenschutzmitteln oder zusätzlichen ökologischen ringeren Hektarerträgen und zumeist größerem Ar- 6 % auf. Vogerlsalat, der Anbau von (Schnitt-)Kräutern Maßnahmen ein. Nicht alleine damit zeigen sie ihre beitsaufwand und eine Verschiebung sowie Auswei- und Spezialitäten wie Wasabi und Ingwer ergänzen Professionalität und streben nach der Umsetzung ei- tung der Produktion mittels Wintergemüsearten, die die Produktionsvielfalt. nes umfassenden Nachhaltigkeitsgedankens. ohne Heizungsaufwand den ganzen Winter über pro- Fruchtgemüse, und hier speziell Tomaten verfolgen Die österreichische Produktion von Obst und Gemüse duziert werden. Abnehmende Kulturen sind die diver- den langjährigen Trend der Ernte- aber auch der Im- setzt auf standortangepasste Kultur- und Sortenwahl, sen Salate und Gemüsearten die mit größerem Auf- portsteigerung. In Österreich waren mehr als 80 % Fruchtfolgeregime und ausgewogene Düngestrate- wand zubereitet werden müssen. der 58.300 t Tomaten Rispenparadeiser und ein Fünf- gien, Nützlingsförderung und gezielten Nützlingsein- tel der österreichischen Gurkenernte waren Einle- satz, Ausbau von Warndienst- und Prognosemodel- gegurken. Melonen, Süßkartoffeln und Gemüsesoja len, Bevorzugung von nicht chemischen Methoden, verzeichnen zunehmend wachsende Flächen und grö- Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das unbedingt ßeres Interesse. notwendige Maß und in der biologischen Produkti- on einen ausschließlichen Einsatz von für die Bio-Pro- duktion zugelassenen Pflanzenschutzmitteln. . 12 13
Vermarktung großteils ab Hof Gartenbau leistet wichtigen Beitrag zur Zucchini mit dem Namen „Jeanny Zucchini“ gewählt Selbstversorgung und aus dem Gehölzbereich wurden zwei Himbeer- Gartenbau Die Vermarktung von Zierpflanzen erfolgt zum größ- sorten zur Gartenpflanze des Jahres gekürt. Der ös- ten Teil direkt ab Hof. 679 der 824 Betriebe verkaufen 89 Betriebsleiter/innen wurden zu ihrer Meinung zu terreichische Gartenbau leistet durch die Produktion 624 Betriebe erzeugen in Österreich auf 375,2 ha ihre Produktion zumindest teilweise als Endverkaufs- 25 verschiedenen Aussagen gebeten. Durch die Zu- von Gemüsepflanzen und Obstgehölzen einen wich- Blumen und Zierpflanzen. Mehr als die Hälfte der betrieb. 314 Produzenten liefern an Gartengestalter, stimmung bzw. Ablehnung dieser Aussagen ergeben tigen Beitrag zur Selbstversorgung mit Obst und Ge- Floristen und den Facheinzelhandel. Der Großmarkt sich Trends. Klare Zustimmung gab es zu Fragen rund müse durch Hobbygärtner. Zierpflanzenbetriebe bewirtschaftet eine Produktions- wird von 165 Betrieben zur Vermarktung genutzt und um den Absatz von Gemüse- und Obstpflanzen. Die fläche von weniger als 0,25 ha und nur 18 Betriebe weniger als 50 Zierpflanzenbaubetriebe liefern direkt größte Nachfrage gibt es seit Jahren im Bereich der haben mehr als 3 ha. 200 Baumschulbetriebe produ- an Handelsketten oder Erzeugerorganisationen. Die Genusspflanzen und diese Nachfrage steigt nach wie zieren auf 965,3 ha Gehölze und Stauden. Kombination aus mehreren Vermarktungsschienen ist vor. Topfkräuter, Gemüsepflanzen und Obstgehölze üblich. werden besonders von jüngeren Kunden sehr stark nachgefragt. Die österreichischen Gärtnereien und Beschäftigung Baumschulbetriebe reagieren auf diese Nachfrage durch höhere Produktion der gefragten Pflanzen und Insgesamt sind in der Branche 5.916 Personen be- durch spezielle Werbeaktivitäten wie das „Gemü- schäftigt. In Zierpflanzenbaubetrieben finden 1.172 se des Jahres“ und die „Gartenpflanze des Jahres“. Zierpflanzen: familieneigene Personen einen Arbeitsplatz. 78 % Zum „Gemüse des Jahres“ wurde 2019 eine gelbe Produktionsmengen und -werte der Betriebe beschäftigen auch familienfremde Per- sonen. Insgesamt sind 3.094 Menschen in Zierpflan- Schnittblumen 37.408.000 zenbaubetrieben angestellt. In Baumschulen arbeiten 40,15 334 familieneigene Beschäftigte und 1.298 familien- Topfpflanzen Frühjahrssortiment 16.552.000 12,88 fremde Personen. Sommerblumen 55.681.000 75,06 Gemüsepflanzen/Topfkräuter 24.219.000 20,69 Herbstsortiment 10.150.000 17,20 Menge in Stück Stauden 7.154.084 24,00 Produktionswert in Millionen Gehölze Obstgehölze 3.166.074 34,42 Coniferen 1.528.325 24,73 Laubgehölze 2.322.212 47,57 Rosen (Topfrosen, ohne Schnitt) 1.021.165 11,39 Quelle: Statistik Austria 14 15
Auf rund 48.500 ha Rebfläche werden durchschnitt- Längeres Reifen erhöht Zuckergehalt und Aromen, Flächenanteil der wichtigsten Rebsorten lich 2,32 Mio. hl Wein erzeugt. 80 % des Weines, aber auch die Gefahr von Schäden durch Fäulnis oder Österreichischer Wein der im Inland konsumiert wird, sind österreichischer Regen. Durch die Lese von Hand kann selektiver auf weltweit gefragt Wein. Ein in den letzten Jahren steigender Anteil der das Erntegut eingegangen werden, doch ist sie im Grüner Veltliner 31,0 % 50,5 % Weißwein Welschriesling 7,2 % heimischen Weinproduktion wird exportiert. Vergleich zur maschinellen Ernte mit deutlich höhe- Müller Thurgau 3,8 % Österreichischer Wein ist nicht nur im Inland ein ren Kosten verbunden. Rebfläche Weißer Burgunder 4,2 % gesamt Riesling 4,3 % geschätztes Konsumgut, mittlerweile wird er in immer 70 % der österreichischen Rebfläche sind mit weißen 48.500 ha mehr Länder weltweit exportiert. Der Anbau von Rebsorten bestockt. Der Rotweinanteil ist in den ver- Nachhaltig Austria Zweigelt 13,8 % 26,2 % Rotwein Blaufränkisch 6,5 % gangenen Jahren auf 30 % angewachsen. Blauer Portugieser 2,7 % Weinreben konzentriert sich auf gemäßigte, klima- Blauburgunder 1,6 % Auch im Bereich der biologischen Wirtschaftswei- tisch begünstigte Regionen, vor allem im Osten des se ist der österreichische Weinbau sehr engagiert. St. Laurent 1,6 % Sonstiges 23,3 % Landes. Weinbau Rund 15 % der österreichischen Rebfläche werden Quelle: Statistik Austria biologisch bewirtschaftet. Daneben hat der Österrei- Der Geschmack eines Weines wird nicht nur durch chische Weinbauverband vor einigen Jahren ein Pro- die Rebsorte beeinflusst, sondern auch durch die gramm in Form eines Online-Tools für nachhaltig pro- Umstände, unter denen die Rebe wächst (Terroir): duzierten Wein erstellt. Rund 160 Betriebe haben sich Man meint damit das komplexe Zusammenspiel bereits im Rahmen dieses Programmes durch unab- von Lage, Bodenbeschaffenheit, Klima und der Ar- hängige Kontrollfirmen mit dem Label „Nachhaltig beit des Winzers. So bieten beispielsweise die ge- Austria“ zertifizieren lassen. schützten Flusstäler mit ihren gebietsweise wärme- speichernden Urgesteinsböden optimale Bedingun- gen für den Grünen Veltliner und den Riesling. Dabei sind die Steinmauerterrassen der Wachau schwer zu bewirtschaften. Sie sind aber ein besonders attrakti- Weinproduktion in Zahlen davon ves Landschaftselement. 50 % Der Weinbau ist sehr arbeitsintensiv: Nach einem ers- Weinernte 2019 Weinexporte 2018 nach Deutschland ten Schnitt noch vor der Rebblüte werden die Reben 2,32 Mio. Hektoliter 53 Mio. Liter an die Unterstützung gebunden, um eine gleichmä- Wert: 170 Mio. Euro Pro-Kopf-Verbrauch ßige Versorgung mit Nährstoffen und eine gleichmä- Österreich Weinimport 2018 ßige Laubwandverteilung zu gewährleisten. Im Som- 26,7 Liter 70 Mio. Liter mer werden dann überflüssige Triebe, ein Teil der Wert: 216 Mio. Euro Blätter und überschüssige Trauben entfernt. Bei der Ernte im Herbst muss der Winzer stets abwägen: 16 17
Bei Geflügel- und Kalbfleisch auf Importe Freude bereitete im Frühjahr 2019 der deutliche An- angewiesen stieg der Erzeugerpreise bei Schweinefleisch, nach Tierhaltung in Österreich – einer jahrelangen schlimmen Durststrecke für die Österreich ist Selbstversorger Anders ist die Situation im Geflügelsektor: Trotz stei- Tierhalter: Grund dafür ist die gute Nachfrage aus gender Produktion bei Eiern und Mastgeflügel liegt Drittstaaten (vor allem Asien) aufgrund der dort gras- bei Schweine- und Rindfleisch der Selbstversorgungsgrad noch unter 90 % (Hühner- sierenden Tierseuchen und steigender Nachfrage fleisch 82 %, Pute 51 %), bei hohem Wettbewerbs- in ganz Europa. Übrigens: Ein guter Teil der Expor- Rund 1,9 Mio. Rinder wurden 2019 in ca. 56.000 druck aus dem Ausland. te sind die in Österreich weniger gefragten Fleisch- Betrieben gehalten, der Selbstversorgungsgrad bei teilstücke wie fetter Schweinebauch, Schwarten oder Rindfleisch in Österreich liegt bei gut 140 %. Das ist Verarbeitungsfleisch. Was kann die österreichische Was bereitete Sorgen im Jahr 2019? Wenig Freude bereiteten dagegen die Vorboten des Nutztierhaltung, was fordern die primär auch darauf zurück zu führen, dass viele Re- mehrfach verschobenen Brexit: Die europäischen Tierhalter: gionen Österreichs im Berg- und Grünlandgebiet mit Die Phänomene des Klimawandels führen in der Tier- Handelsströme bei Milch, Butter, Käse und Rind- Wiederkäuern wie Rindern, Schafen (15.000 Betriebe) ■ Die österreichische Nutztierhaltung ist klein strukturiert, haltung zu spürbaren Auswirkungen: Zu warme Win- fleisch sind schwer von Verschiebungen betroffen wirtschaftet klimaschonend, setzt auf einen hohen Anteil an und Ziegen (10.000 Betriebe) die einzige und beste ter und heiße, trockene Sommer führen zu neuen und führten hier zu rückläufigen Erzeugerpreisen. Ge- Futtermitteln aus eigener Produktion sowie auf Rückverfolg- Verwertungsform für Weiden und Almen umsetzen. und vor allem viel häufiger vorkommenden Parasi- rade Irland ist als großer Nettoexporteur in der Er- barkeit und Transparenz. ten, insbesondere Mücken und Lederzecken übertra- schließung neuer Absatzmärkte auf dem Kontinent Während der Rinderbestand in den letzten Jahren ■ Daher wird für Importe ebenfalls ein hoher Standard gen gleichermaßen neue Tierkrankheiten wie Lumpy fleißig unterwegs gewesen, was zu Verdrängungsre- verlangt. mit rund 1 % jährlich zurückgeht, wächst der Bestand skin disease, Bluetongue-Virus, Schmallenberg-Virus. aktionen und wiederum tieferen Preisen in den klassi- ■ Eine Ausweitung von Importen aus Drittstaaten etwa im an Schafen und Ziegen weiter leicht an. Rund 22.000 Wildschweine haben höhere Vermehrungsraten und schen österreichischen Absatzmärkten führte. Rahmen des MERCOSUR-Abkommens macht den Tiersek- Schweinehalter haben im Jahr 2019 etwa 4,5 Mio. beschleunigen damit das Vordringen der für die Tie- tor zu einem der am Markt hauptbetroffenen Sektoren, die Schlachtschweine erzeugt, die leicht rückläufige Ten- re extrem gefährlichen Afrikanischen Schweinepest Ausweitung von Mengen und Zollfreikontingenten wird Richtung Westeuropa und Österreich. Mit Sorgfalt abgelehnt. denz deckte sich mit einem stagnierenden Verbrauch. und Glück ist Österreich in den letzten Jahren wei- Wert der landwirtschaftlichen ■ Durchgehende Frischfleischkennzeichnung, Verbesse- testgehend verschont geblieben, allerdings steigt Erzeugnisse 2019 rung der Kennzeichnungsstandards im Bereich Verar- die Gefahr einer Einschleppung permanent. Abge- Produktionswert zu Herstellungspreisen 2019 in Mio. € beitungsfleisch und Fleischerzeugnisse, sowie in der sehen davon leiden Nutztiere unter der Sommerhit- Gemeinschaftsverpflegung. ze genauso wie der Mensch, auch sie leiden unter ■ Unterstützung der Diversifizierung der Fleischproduktion, der Rinder 823 - 1,3 % besonders tierfreundlichen und zusätzlichen Anforderungen Leistungsdepression. Schweine 850 + 0,9 % in der Haltung, sowie der Biotierhaltung durch Maßnahmen Geflügel 286 - 1,3 % im Umweltprogramm, in der Investitionsförderung und durch Milch 1.358 - 0,8 % Qualitätsmaßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Eier 286 + 0,5 % ■ Die österreichische Nutztierhaltung setzt auf die Verfolgung multifunktionaler Ziele – gesunde Tiere, die fair behandelt werden, gute veterinäre Behandlung, lückenlose Verfolgbar- Landwirtschaftliche Gesamtrechnung - 1. Vorschätzung vom Nov. 2019 keit in der Wertschöpfungskette, Qualitätsprodukte – daher Volumen: bezogen auf die Produktion zu Erzeugerpreisen, Quelle: Statistik Austria sind Maßnahmen zum Schutz dieser Produktion weiterhin notwendig. 18
Foto: Simon Möstl Onlophs Den frühzeitigen Ausstieg aus der Käfighaltung im Spannungsthema Kücken Höchste Qualität und Eikennzeichnung Jahr 2009 haben die österreichischen Landwirte Geflügelhaltung in Österreich – für die Sicherung ihres Marktes genutzt: Mehr als Eine „moderne“ Legehenne legt jährlich knapp 300 Von welchem Bauernhof das Hühnerei stammt, aus Tierschutzmusterland in Europa 95 % aller Frischeier in den Regalen des Einzelhan- Eier, eine der früheren weniger effizienten Hühner- welchem Land es kommt, und unter welchen Um- dels stammen aus Österreich und sind mit dem rassen legt 150 bis 200 Eier, eine alte Henne in ex- ständen es gehalten wird, erkennt man anhand der Mit etwa 6,9 Mio. Legehennen können die österrei- AMA-Gütesiegel ausgezeichnet. Bei Geflügelfleisch tensiver Haltung schafft ab der zweiten Legeperio- Einzelkennzeichnung auf jedem Ei. Diese ist seit chischen Landwirte ca. 86 % des heimischen Bedarfs ist der Wettbewerb am Markt aufgrund von Tiefprei- de gerade noch 100 Eier pro Jahr mit abnehmender 2004 verpflichtend auf jedem Ei abzubilden. Die ers- sangeboten aus Ländern ohne oder mit niedrige- Tendenz. Das verdankt man jahrzehntelanger Selek- te Ziffer ist ausschlaggebend für die Haltung der Le- an Eiern abdecken. Mit Ende 2019 ist in Österreich der ren Tierschutzauflagen brutal, daher gelingt die Aus- tion und Zuchtarbeit. Die männlichen Tiere, die Häh- gehennen, danach ist das Kürzel für das jeweilige EU- Käfig zur Gänze Geschichte. Somit ist Österreich das weitung der Produktion im eigenen Land nur müh- ne, legen dagegen weder Eier noch eignen sie sich Land, die Kennziffer für das Bundesland, die Betriebs- erste und einzige Land in Europa, welches nur mehr sam. Ein Selbstversorgungsgrad von nur ca. 82 % bei zur Mast, weil sie dafür deutlich länger gehalten wer- und Stallnummer abgebildet. Eier in Bodenhaltung, Freilandhaltung und Bio-Qualität Masthühnern und sogar nur ca. 51 % bei Puten ver- den müssten wie das Huhn einer speziellen Mastras- Mithilfe einer eigens generierten Suchmaschine auf produziert. Der so genannte ausgestaltete Käfig, die deutlichen die schwierige Situation am Markt. se, und sie brauchen fast viermal so viel Futter für die- der Website des Vereins Österreichische Eierdaten- häufigste Haltungsform von Legehennen in Europa, ist selbe Menge Fleisch. Das führt dazu, dass diese qua- bank kann man den oben bereits erwähnten Code seit 1. Jänner 2020 in Österreich verboten. Bodenhaltung dominiert si unbrauchbaren männlichen Kücken unter Tierschut- eingeben und erfährt so alles über die Herkunft des zauflagen getötet werden. Eies. Ziel dieses Vereins ist es, lückenlos den Weg der In Österreich werden Masthühner und Legehennen Eier vom Produzenten (= Landwirt), über die Pack- allesamt in Bodenhaltung gehalten. Ebenso wie Trut- Daher wird weltweit viel geforscht, wie man diese stellen bis zum Einzelhandel aufzeigen zu können. hühner, deren Fleisch zwar von Konsumentinnen Kückenentsorgung am besten vermeiden kann. Es und Konsumenten sehr geschätzt wird, in der Rea- gibt mehrere Ansätze: Ein Ei gar nicht erst ausbrüten, Was der Code auf dem Ei bedeutet lität aber aufgrund der strengen Haltungsbedingun- aus dem ein männliches Kücken schlüpfen wird, oder Der Farbstempel auf jedem Ei zeigt dem Verbraucher, woher das Ei gen und den daraus resultierenden höheren Produk- das Brutei rechtzeitig vor dem Schlüpfen vernichten, stammt und unter welchen Umständen die Hennen gehalten wurde. tions- und folglich den höheren Endverbraucherprei- oder wieder Zweinutzungsrassen einführen. Diese Einzeleikennzeichnung ist seit 2004 verpflichtend auf jedem Ei sen im Handel, im Vergleich zu ausländischer Ware, Allen Optionen ist gemeinsam, dass es entwe- abzubilden. Die erste Ziffer ist ausschlaggebend für die Haltung der laufend an Marktanteil verlieren. Weltweit beschäfti- der noch keine geeigneten technologischen Früher- Legehennen, danach sind das Kürzel für das jeweilige EU-Land, die Kennziffer für das Bundesland sowie die Betriebs- und Stallnummer gen sich heute nur mehr drei bis vier relevante Kon- kennungsmethoden gibt, diese jedenfalls sehr teu- angegeben. [www.eierdatenbank.at] zerne mit Geflügelzucht – in Österreich gibt es keine er werden, wenn sie dann funktionieren, oder dass Zucht mehr, bestenfalls kleinere wirtschaftlich nicht es eben die konkurrenzfähigen Zweinutzungsrassen Haltungsform 0 ökologische Erzeugung (Bio) relevante aussterbende Rassen werden weiterhin ge- noch nicht gibt. 1 Freilandhaltung züchtet. Auch bei Enten und Gänsen kann aus öster- 2 Bodenhaltung 3 Käfighaltung reichischer Erzeugung nur eine kleine Premiumschie- ne von 12 % (Enten) und 24 % (Gänse) des Marktes Herkunftsland AT Österreich 2 AT 1234567 bedient werden. DE Deutschland MHD 05.03.2016 IT Italien NL Niederlande usw. LFBIS-Nummer landwirtschaftliche Betriebsnummer Haltbarkeit optionale Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums 20 21
Hier lohnt ein Blick auf die Fakten: Dazu ein Gedankenspiel: Internationale Studien bescheinigen der ■ Wenn niemand mehr in Österreich Milch trinkt, österreichischen Tierproduktion höchste Fleischsteuer – Im Jahr 2018 wurden laut Umweltbundesamt in Öster- Käse isst, Fleisch oder Produkte wie Leder und Wol- Effizienz Positionen und Fakten reich rund 79 Mio. Tonnen Treibhausgase (THG) emit- le verbrauchen würde, sinken die Emissionen um tiert. Gegenüber dem Basisjahr 1990 kam es zu einem rund 6 % Österreichs Tierhaltung verursacht deutlich weniger „Mit Steuern auf Fleisch den Fleischverbrauch Anstieg um 0,7 %. Dem gegenüber wurden die Emis- ■ Und wenn niemand mehr etwas essen würde, so Treibhausgas-Ausstoß je Produkteinheit als in den verteuern und damit die Emissionen senken“ - sionen in der Landwirtschaft im Vergleichszeitraum um bleiben die Emissionen auf 90 % des heutigen meisten anderen Regionen der Welt. Das negativs- 13,7 % verringert. Der Agrarsektor verursachte 2018 Niveaus. Wäre dann wirklich die Welt gerettet? te Vergleichsbeispiel ist die Regenwaldrodung in Süd- diese These wird mittlerweile öfters als Beitrag nur 10 % der gesamten THG-Emissionen. Die übrigen ■ Wenn wir gänzlich auf die Schweinehaltung ver- amerika, wo dann auf diesen Böden extensive Rinder- zum Thema Klimawandel verbreitet. Geht das 90 % verteilen sich auf die Sektoren Energie und In- zichten und die beliebteste und meistverzehrte weidewirtschaft betreiben wird. Dies führt zur Multi- überhaupt, welchen Effekt hat es und was dustrie (44 %), Verkehr (30 %), Gebäude (10 %), Abfall- Fleischsorte der heimischen Konsumenten gar nicht plikation des Problems: einerseits Freisetzung von bedeutet es? wirtschaft (3 %) und Fluorierte Gase (3 %). mehr auf dem Speisezettel stünde, dann könnten CO2 durch Abholzung und Brandrodung, anderer- die Österreicher die Emissionen um 0,34 % sen- seits zusätzliche Bodenerosion und Methanbildung Die Hauptgründe für die Senkung der THG-Emissionen ken. Da würde es der Branche auch gar nichts nut- durch extrem ineffiziente Weidewirtschaft mit untaug- in der Landwirtschaft sind: zen, dass die Emissionen der Schweinehaltung seit lichen Rinderrassen, die in tropischen Zonen eigent- ■ Niedrigere Viehbestände, 1990 um 30% reduziert wurden. lich gar nichts verloren haben. Würde man also Milch ■ schon gesetzte Maßnahmen zur Reduktion und Fleisch aus dem Ausland einführen statt im Inland (Gülleausbringung usw.) Die landwirtschaftliche Erzeugung von Pflanzen, Fut- zu erzeugen, dann wäre das importierte Problem ver- ■ ein flächendeckendes Umweltprogramm in Öster- termitteln und Lebensmitteln erfolgt in Österreich - im gleichsweise noch größer als wenn man bei der Tier- reich zum Humusaufbau Gegensatz zu vielen anderen Regionen der Welt - zum haltung im eigenen Land bleibt. Milch aus Österreich ■ stetige Effizienzverbesserung in der Tierhaltung - größten Teil ohne energieaufwändige Beregnung und wird mit der Pflege der Kulturlandschaft und viel Gras man kann mit weniger Rohstoffeinsatz und dank nicht aus fossilen Trinkwasserreservoirs. Ohne Tierhal- klimaeffizienter erzeugt als in vielen anderen Regionen besserer Futterverwertung und leistungsfähiger tung gäbe es keine Bewirtschaftung unserer Weiden, der Welt. Tierrassen mehr Milch, Eier oder Fleisch erzeugen. Wiesen, Almen mehr. Damit wäre die Grundlage für viele andere Bereiche unserer Wirtschaft (Tourismus) Die Landwirtschaft hat bereits Maßnahmen zur Re- gefährdet. duktion ihrer Emissionen gesetzt und Vorleistungen erbracht, das wird sie auch weiter tun. Der tierische Sektor kommt für mehr als die Hälfte der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft (also für gut 5 % der gesamten nationalen Emissionen) auf, in- klusive aller Vorleistungen wie Maschinen, Treibstoff für die Bewirtschaftung, erste Verarbeitungsstufe usw. 22 23
Wie können Fleisch und andere tierische Was könnte man noch tun? 2/3 der Milch im Berggebiet erzeugt Lebensmittel klimaeffizient erzeugt werden: Der Forschung kommt erhebliche Bedeutung zu, um Milchproduktion unter Mittlerweile werden rund zwei Drittel der österreichi- ■ Hohes Fachwissen und praktische Umsetzung neue Lösungen zu finden. Das „Einfangen“ des Met- schwierigen Bedingungen schen Milch im Berggebiet, also im Alpenraum so- sind gut für die Effizienz bei der Verwendung der hans über Fütterungszusätze bei Wiederkäuern ist wie dem Wald- und Mühlviertel erzeugt. Ebenso ver- Ressourcen, also möglichst wenig Verluste bei der noch nicht gelungen, stellt aber einen Forschungs- Aufgrund der österreichischen Topographie mit ändert hat sich die Struktur der Milchbetriebe. Durch Futterproduktion schwerpunkt dar. Das wäre aber auch ein tiefer Eingriff einem sehr hohen Anteil an Dauergrünland und den züchterischen Fortschritt und die Änderung der ■ Gesunde und leistungsbereite Tiere tiergerecht in die über Millionen Jahre entwickelte Funktionswei- Fütterungstechnik ist die Milchleistung je Kuh gestie- mit hohen Jahresniederschlagsmengen im Berg- füttern se von Raufutter fressenden Tieren. gen, dadurch ist die Anzahl der Milchkühe und der und Hügelland sowie im Voralpenraum hat die ■ Sorgfalt im Umgang mit den Erzeugnissen, keine milcherzeugenden Betriebe zurückgegangen, gleich- Verluste Noch ein Aspekt: Je mehr Tierwohl desto mehr Emissi- Rinderhaltung und Milchproduktion in Österreich zeitig ist der durchschnittliche Kuhbestand je Betrieb ■ heimische Futtermittel verwenden, dazu gehören onen: Laufstall statt Anbindestall bedeutet mehr Emis- eine lange Tradition, denn nur Wiederkäuer wan- gestiegen. Zum Stichtag 31. Dezember 2019 gab es in auch Gras oder heimisches Soja sionen, Freilandhaltung und Bodenhaltung bei Geflü- deln am effektivsten pflanzliches in tierisches Ei- Österreich noch 25.608 Milcherzeuger. Das waren laut ■ Im Stall und im Grünland gibt es bereits mehr gel bedeuten höhere Emissionen über größere Flä- weiß um, aus Gräsern, Klee und Kräutern werden Agrarmarkt Austria (AMA) um 976 Lieferanten oder Weidehaltung chen je Tier. Eine längere Lebensdauer je Nutztier ist 3,7 % weniger als im Jahr 2018. 82 heimische Molke- Milch und Fleisch. Bis in die 1970er Jahre war ■ Ausbringung von Düngern nur bei kühler und positiv, sehr extensive Wirtschaftsweisen können aber reien und Sennereien verarbeiteten im Jahr 2019 in ih- feuchter Witterung und emissionsarme Techniken, je Produkteinheit tendenziell höhere Emissionen be- die Milcherzeugung in allen Bundesländern und ren 106 Betriebsstätten ca. 3,1 Mio. Tonnen Milch. zum Beispiel neuere Geräte, die Gülle direkt und deuten. Zum Schluss kommt noch die Frage des per- Produktionsgebieten üblich, das hat sich in den bodennah ausbringen sönlichen Ernährungs- und Lebensstils dazu. Die Land- letzten Jahrzehnten stark verändert, die Rinder- ■ Investitionen in neue Technik ermöglichen meist wirtschaft unterstützt daher viele Initiativen und Pro- haltung hat sich in die Grünlandregionen und ins Österreich Selbstversorger deutliche Effizienzsteigerungen jekte der Bildung, der Beratung und einer umfassen- Berggebiet verlagert. bei Schweine- und Rindfleisch ■ In der Lagerung von Mist und Gülle werden seit den Ernährungsinformation. vielen Jahren Investitionen in besonders emissions- Die Novelle des Tierschutzrechts 2017/18 brachte für arme Lagerstätten gelenkt, auch durch Abdeckung österreichische Tierhalter erhebliche Anhebungen der von Lagerstätten werden die Emissionen immer Tierschutzstandards: Verpflichtende Schmerzlinde- mehr gesenkt. rung bei sog. Eingriffen wie Entfernen der Hornanlage oder Kastration, verpflichtendes organisches Beschäf- tigungsmaterial, noch mehr Platz für Ziegen, entschei- dende Festlegungen für das Auslaufen der dauernden Anbindehaltung, und konkrete Projekte für die Etablie- rung der Kombinationshaltung von Milchkühen in Form von allgemein verpflichtendem Weidegang oder Aus- lauf. Österreich nimmt damit im EU-Vergleich einen der führenden Plätze im Tierschutz ein. 24 25
Milchviehbetriebe Milchkühe und Milchviehhalter von 2005 bis 2019 538.431 543.421 533.030 532.295 534.059 539.867 527.433 534.041 533.899 531.101 525.258 526.072 526.993 532.872 524.068 031 367 812 583 007 51. 123 128 48. 460 333 650 45. 293 43. 381 42. 272 s 199 39. 38. 608 36. 34. 34. 32. 31. 30. 29. 25. Die heimische Landwirtschaft erzielte 2019 einen ge- Jahr 2019 bildete diesbezüglich eher die Ausnahme. schätzten Gesamtproduktionswert von rund 7,6 Mrd. Im Gesamtjahr ergab sich laut AMA-Berechnungen in 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Euro, was im Vergleich zum Jahr 2018 einem Zu- Österreich ein durchschnittlicher Erzeugermilchpreis Milcherzeuger Milchkühe Quelle: AMA wachs um 2,5 % entsprach. (bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß) von 36,89 Cent 160.100 Der Wert der tierischen Erzeugung erzielte mit netto bzw. 41,68 Cent brutto/kg. Damit wurde das Milchkühe, Milchviehhalter rund 3,6 Mrd. Euro gegenüber 2018 einen Zuwachs Vorjahresniveau knapp unterschritten. 100.339 und Durchschnitt Tiere (+2,8 %). In der Schweineproduktion fiel die Ertrags- In Österreich wird auf Grund der natürlichen Voraus- pro Halter 20 23 2019 nach Bundesländern situation deutlich besser aus. setzungen mehr Milch erzeugt als selbst konsumiert, 6.953 21 7 Wien 3 4.695 So ließ der hohe Importbedarf Chinas infolge der Aus- daher hat der Export - vor allem von Käse - eine gro- Oberösterreich Niederösterreich 57.121 breitung der Afrikanischen Schweinepest die Preise ße Bedeutung. Der milchwirtschaftliche Außenhan- 61.172 24.965 79.748 kräftig steigen. In der Folge nahm der Wert der heimi- del saldiert positiv, es wird mehr aus- als eingeführt. 3.604 18 16 3.604 11 schen Schweineproduktion bei einem geringfügig ge- Wichtigste Abnehmerländer für heimische Milchpro- Vorarlberg 1.356 5.333 Salzburg 18 31 Tirol 4.339 Burgenland 117 stiegenen Erzeugungsvolumen um 17,7 % zu. Wert- dukte sind Deutschland und Italien, insgesamt wer- 33.574 Steiermark mäßige Einbußen gab es demgegenüber in der Rin- den ca. 86 % der Exporte mit Mitgliedsländern der Milchkühe 18 1.874 dererzeugung (-3,9 %), wo sowohl das Erzeugungs- Europäischen Union getätigt, der Anteil der Drittlan- Milcherzeuger Kärnten Tiere/Halter volumen als auch die Preise das Niveau des Vorjahres dexporte konnte deutlich gesteigert werden, vor al- nicht erreichten. Der Wert der Milchproduktion lag lem mit Spezialprodukten. Quelle: BMNT, Rinderdatenbank, Grüner Bericht, Statistik Austria in Folge eines etwas geringeren Erzeugungsvolu- mens bei im Jahresmittel stabilen Preisen geringfü- Milch wird flächendeckend in Österreich ohne gen- Selbstversorgungs- Haushaltsausgaben gig unter dem Vorjahresergebnis (-0,8 %). Der Pro- technisch veränderte Futtermittel erzeugt. Große Be- grad 2018 für Milchprodukte, Österreich monatlich in Euro duktionswert bei Geflügel war niedriger als im Vorjahr deutung in der heimischen Milchproduktion hat die (-3,9 %), während der Wert der Eierproduktion stabil Biomilch. Mit fast 18 % der erzeugten Milch nimmt sonstiges 6,8 Trinkmilch 9,6 blieb (+0,4 %). sie den Spitzenplatz unter den Bioprodukten ein. In Käse 115 % Konsummilch 164 % Butter 4,5 gesamt den letzten Jahren haben die unter Verzicht auf Gär- Topfen 2,4 45,9 Joghurt 6,3 futter erzeugte Heumilch und andere Spezialsorten Butter 72 % Preis-Kosten-Schere bleibt Problemfaktor immer mehr Marktanteile gewonnen. Käse 16,3 Quelle: Statistik Austria Quelle: Statistik Austria Dem Tierwohl wird in Österreich seit jeher große Be- Allerdings stiegen auch die Kosten für die Landwirt- deutung beigemessen. Neben der Haltung in tierge- schaft, die Aufwendungen für Vorleistungen wurden rechten Laufställen hat in kleineren Betrieben mit ein- Milchwirtschaftlicher Außenhandel Österreich, Export, Import, Entwicklung 2005 bis 2018 in 1.000 Euro auf rund 4,3 Mrd. Euro geschätzt, was um 1,3 % geschränkten Raumverhältnissen die Kombinations- 1.400.000 über dem Vorjahresniveau lag. haltung, die den Tieren ein ausreichendes Maß an 1.232.882 1.200.000 Der Erzeugermilchpreis ist seit dem Beitritt zur EU Bewegungsfreiheit garantiert, immer noch seine Be- 1.000.000 Export sehr starken Schwankungen unterworfen. Nach sei- rechtigung und entspricht den strengen gesetzlichen 800.000 830.049 nem Tiefpunkt im Jahr 2008 ist er wieder gestiegen Vorgaben. 600.000 Import und bis zum Frühjahr 2014 hatte er die Höhe von 1995 400.000 erreicht. Seither schwankt der Milchpreis sehr stark, 200.000 nicht nur EU-weit, sondern auch in Österreich. Das 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: Statistik Austria, AMA-Marketing 26 27
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