www.hs-kl.de - Forschungsbericht 2014/2015 CAMPUS KAISERSLAUTERN PIRMASENS ZWEIBRÜCKEN - Hochschule Kaiserslautern

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Forschungsbericht 2014/2015

             CAMPUS KAISERSLAUTERN ∙ PIRMASENS ∙ ZWEIBRÜCKEN

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TECHNOLOGIEFÜHRER
M A D E I N K A I S E R S L AU T E R N

                                                                    Am Stand-
                                                                  ort          Kai-
                                                                s e r s l a u te r n
                                                               kümmern
                                                             sich rund 450
                                                            engagierte Mit-
                                                          arbeiter, um die
                                                         Entwicklung,          Pro-
                                                       duktion und Inte-
                                                      gration von ultra-
                                                    schnellen       Präzisions-
                                                   wägezellen und Hoch-
                                                 leistungswägesystemen.

                                             Unsere Herausforderung ist
                                            die Entwicklung neuer In-
                                          novationen. Denn diese sind
                                         der Schlüssel zum wirtschaftli-
                                       chen Erfolg und sichern entschei-
                                      dend die Lebensqualität sowie die
                                     Zukunftsfähigkeit der   Sozialsyste-
                                    me. Mit dem Einsatz von erneuer-
                                  baren Energien, wie der Geothermie-
                                anlage zum Austausch von Wärme und
                               Kälte sowie einer Photovoltaikanlage
                             anstatt des konventionellen Stromnetzes,
                            prägen wir daher den Gedanken der Nach-
                          haltigkeit. Wir gehen als Wegweiser und Vor-
                         bild für die Region Kaiserslautern voraus.

                      Darüber hinaus bieten wir vielfältige Jobs und Karriere-
                     möglichkeiten an. Als Ausbildungsunternehmen und
                   Anbieter für Duale Studiengänge reichen wir auch jun-
                  gen Leuten die Hand und geben ihnen eine Chance
                ihre Karriere zu starten. Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten und
               bringen Sie Ihr Know-How in unser Unternehmen mit ein.

                                                                 www.wipotec.com
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Vorwort

Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,                struktur weiter auszubauen und neue
                                            zukunftsweisende Forschungsthemen
die vorliegende neunte Ausgabe des          zu erschließen. Insbesondere der For-
Forschungsberichtes stellt Ihnen kürz-      schungsschwerpunkt Integrierte Minia­
lich abgeschlossene und aktuell bear-       turisier te Systeme trägt entscheidend
beitete Forschungsprojekte aus ver-         zum Forschungsvolumen der Hoch-
schiedenen Arbeitsbereichen unserer         schule bei. Er erfüllt die Kriterien zur
Hochschule vor. Ein eigenes Kapitel         Aufnahme in die Forschungslandkar te
widmet sich Themen, die während des         der HRK.
Forschungsfreisemesters von Kollegin-
nen und Kollegen bearbeitet wurden.         Es freut mich, dass der Forschungsbe-              Christian Wack haben mit Viamon bzw.
                                            richt auch drei Beiträge von EU-geför-             Touchplan erfolgreich ihr Unternehmen
Der seit Jahren positive Trend bei den      derten Projekten enthält. Die in diesen            gegründet. Wir wünschen ihnen und
Forschungsaktivitäten hat sich weiter       Projekten aufgebauten internationalen              den vielen anderen Ausgründungen
for tgesetzt. Neue Kolleginnen und          Kooperationsbeziehungen sind für uns               aus unserer Hochschule, im Schnitt sind
Kollegen konnten in die bestehenden         sehr wer tvoll für die Erschließung des            es ca. 4 erfolgreiche Unternehmens-
Forschungsschwerpunkte integrier t          europäischen Forschungsraums. Für                  gründungen im Jahr, eine erfolgreiche
werden, zahlreiche Projektanträge für       eine erfolgreiche Beteiligung am neuen             Entwicklung.
Fördermittel wurden eingereicht, viele      europäischen Forschungs- und Inno-
neue sowohl öffentlich geförderte wie       vationsprogramm HORIZON 2020                       Erfolgreiche Forschung resultier t aus
aus der Wirtschaft finanzierte Projekte     versuchen wir uns derzeit strategisch              dem Engagement unserer Professorin-
konnten begonnen werden. Abzulesen          vorzubereiten. Erste Proposals wurden              nen und Professoren bei der Einwer-
ist diese Aktivität an einem Drittmittel-   Anfang 2014 bereits eingereicht.                   bung von Forschungs- und Entwick-
volumen, das im Jahr 2013 auf über 6                                                           lungsprojekten, bei ihrer erfolgreichen
Mio. Euro angewachsen ist. Auch an-         Für eine erfolgreiche Forschungstä-                Durchführung, bei der forschungsnahen
dere Indikatoren wie die Zahl der ko-       tigkeit ist es wichtig, junge Wissen-              Qualifizierung unserer Absolventinnen
operativen Promotionsverfahren, Fach-       schaftlerinnen und Wissenschaftler                 und Absolventen sowie bei der Veröf-
publikationen und Patentanmeldungen         einzubeziehen und wissenschaftliche                fentlichung der Projektergebnisse. Ich
unterstreichen die positive Entwicklung.    Karrierewege zu eröffnen. In die Pro-              denke, der vorliegende Bericht zeigt
                                            jekte der Hochschule sind zurzeit über             dieses Engagement eindrucksvoll, und
In den drei Forschungsschwerpunkten         20 kooperative Promotionen integriert.             bedanke mich in diesem Sinne bei den
der Hochschule (Integrier te Miniatu-       Kooperativ bedeutet dabei die Einbe-               Autorinnen und Autoren der Beiträge.
risier te Systeme, Zuverlässige Soft-       ziehung einer Universität mit Promo-               Mein Dank gilt auch dem mediaprint
wareintensive Systeme, Nachhaltige          tionsrecht für die formale Abwicklung              infoverlag für die bewähr te Zusam-
Produkte und Dienstleistungen) und          der Promotion.                                     menarbeit.
den drei Hochschulinstituten (Institut                                                         Allen Leserinnen und Lesern wünsche
für Kunststofftechnik Westpfalz, Institut   Daneben fördert die Hochschule auch                ich eine anregende Lektüre.
für energieeffiziente Systeme, Institut     das unternehmerische Denken und
für nachhaltiges Bauen und Gestalten)       Handeln als wichtige Technologietrans-
konzentrieren sich die Forschungs- und      fer-Schiene. Erstmals war es 2013 in               Ihr
Transferaktivitäten. Mit Mitteln des Lan-   Zusammenarbeit mit dem Gründungs-
des wird dieser Weg der Profilierung        büro gelungen, zwei Ausgründungen
drei weitere Jahre bis Ende 2016 fi-        aus der Hochschule mit Stipendien
nanziell unterstützt. Hierdurch war es      aus dem Bundesprogramm EXIST för-                                                                     1
möglich, innerhalb der Forschungs-          dern zu lassen. Sowohl Oliver Stre-                Prof. Dr. Konrad Wolf
schwerpunkte die Forschungsinfra-           cke als auch die Brüder Karl-Josef und             Präsident

                                                         Hochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2014/2015
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Inhalt

    Inhalt Forschungsbericht 2014/2015

    Vorwor t                                                                                                       1

    I. Projektbeispiele aus Forschung & Entwicklung                                                                4

    Applied Life Sciences
    Neue Wege in der Krebsforschung
    Susanne Lilischkis, Prof. Dr. Sven Ingebrandt                                                                  4

    Pharmazeutische Nanotechnologie: Entwicklung eines neuen Verfahrens zur
    industriellen Herstellung von Arzneistoff-Nanokristallen
    Patrik Scholz, Dr. Anja Arntjen, Prof. Dr. Cornelia M. Keck                                                    8

    Betriebswirtschaft
    Internationale empirische Studie „Gründungsverhalten und Entrepreneurship-Motivation von Studierenden
    (GESt-Studie)“ – Teilergebnisse: Vergleich von Studierenden in Deutschland und der Schweiz
    Prof. Dr. Walter Ruda, Prof. Dr. Andreas Grüner, B. A. Wir tschaftsinformatik-Betriebswir t (VWA)
    Frank Christ, M.A. Dipl.-Betriebswir t (FH) Benjamin Danko                                                    12

    Empirische Untersuchung zum Controlling: Aufbau des Controllings und
    Persönlichkeitsmerkmale des Controllers aus Sicht der Praxis und von Studierenden
    Prof. Dr. Walter Ruda, M.A. Bernhard Dackiw                                                                   18

    Energieeffiziente Systeme
    Neuar tiges elektrisches Antriebssystem: Das TSFCIM-Konzept
    Dipl.-Ing. (FH) Christian Schumann, Prof. Dr.-Ing. Edgar Stein                                                22

    Informatik
    Entwicklung von Konzepten und Lösungen zur Sensibilisierung von Jugendlichen für Datenschutzprobleme
    Prof. Dr. Bernhard Schiefer                                                                                   26

    Kunststofftechnik
    Neuar tige thermoplastbasier te hochgefüllte nano- und mikropar tikelverstärkte Walzenschaber
    für die Papierindustrie
    B. Eng. David Müller, Prof. Dr.-Ing. Jens Schuster                                                            30

    Materialbearbeitung
    Initiative PRECISE – Technologiefor tschritt im Bereich der Präzisionsbearbeitung
    Prof. Dr. Thomas Stumm                                                                                        34

    Mikrobiologie
    Vermeidung von buttrigen Fehlnoten in der Weinbereitung
    Roman Mink, Dr. Stephan Sommer, Dr. Hans Georg Schmarr, Prof. Dr. Maren Scharfenberger-Schmeer                38

    Mikrosystemtechnik
    M6-Projekt: Zukunftsweisende Fer tigungsprozesse für multifunktionale miniaturisier te Bauteile und Systeme
    Prof. Dr. Monika Saumer, Dr. Daniel Felten                                                                    42

    Offene Hochschule
2   Offene Kompetenzregion Westpfalz
    Dr. Max Reinhardt                                                                                             48

    Hochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2014/2015
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Inhalt

II. Forschungsfreisemester                                                                                                            52

Geschäfts- und IT-Prozesse für den Smart Market
Prof. Dr. Christian Aichele                                                                                                           52

Geschäftsprozesse aus verschiedenen Sichten betrachten
Prof. Dr. Thomas Allweyer                                                                                                             56

Überlegungen und Berechnungen zum sinnvollen Einsatz der
Thesaurierungsbegünstigung gemäß § 34a EStG für Personenunternehmen
Prof. Dr. Rainer Hofmann                                                                                                              58

Methodische Konstruktion eines Prüfstandes für die
Erzeugung von ultrakurzen Unterdrücken
Prof. Dr.-Ing. Alber t Meij                                                                                                           60

Internetexperiment zu Fairness und die Auswirkung der
US-Geldpolitik auf Kapitalströme ins südliche Afrika
Prof. Dr. Marc Piazolo                                                                                                                63

III. Ausgewählte Konferenzbeiträge                                                                                                    66

Softwareauswahl in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) –
Gegenüberstellung und Bewertung von Vorgehensmodellen zur Auswahl
betrieblicher Anwendungssoftware
Marius Schönberger, Prof. Dr. Christian Aichele                                                                                       66

Ethik Management in einer globalisierten Welt
Prof. Dr. Lothar Auchter                                                                                                              67

Forschungsergebnisse der GESt-Studie Gründung und Entrepreneurship
Prof. Dr. Walter Ruda, Prof. Dr. Rubén Ascúa, M. A. Diplom-Betriebswir t (FH) Benjamin Danko                                          68

Biomedizinische Messtechnik
Miriam Schwar tz, Lotta Delle, Ruben Lanche, Dr. Maryam Weil, Dr. Jessica Law,
Prof. Dr. Ingebrandt, Prof. Dr. Karl-Herber t Schäfer                                                                                 70

Multifunktionale Miniaturisierte Bauteile
Prof. Dr. Antoni Picard, Prof. Dr. Monika Saumer, Prof. Dr. Karl-Herbert Schäfer,
Natalie Geisel, Jasmin Clasohm, Lotta Delle, Rainer Lilischkis, Kamil Mattern, Xiao Ming,
Achim Müller, Walid Munief, Miriam Schwartz, Martin Theis                                                                             71

Ansprechpar tner und Adressen                                                                                                         72

Impressum                                                                                                                           U3

                                                                                                   U = Umschlagseite
                                                                                                                                                    3

                                                           Hochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2014/2015
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Applied Life Sciences

    Neue Wege in der Krebsforsch
    Susanne Lilischkis, Prof. Dr. Sven Ingebrandt

    Die Früherkennung von Prostatakrebs ist eine unsichere Sache. Jetzt wollen Wissenschaftler der Arbeitsgruppe von Prof.
    Ingebrandt in Zweibrücken den ungenauen PSA-Test verbessern und so vielen Männern eine belastende Diagnose ersparen.

    Rund 67 000 Männer erhalten jedes                     tenz und ungewollter Harnverlust. Um       und zur Isolierung der Zuleitungen an,
    Jahr die Diagnose Prostatakrebs, etwa                 den unsicheren PSA-Test durch eine         da die Drähte später in Flüssigkeiten
    jeder Dreizehnte wird daran sterben.                  wirksamere Methode zu ersetzen, ha-        (Zellkulturmedien oder Salzlösungen
    Früherkennung soll das Todesrisiko ver-               ben sich Forscher aus Europa im Netz-      mit verschiedenen Konzentrationen an
    mindern. Urologen können den Gehalt                   werk Prosense zusammengeschlossen.         Blutplasma) eingesetzt werden. Unter
    des sogenannten prostataspezifischen                  Statt sich auf einen Biomarker wie         Spannung gesetzt, werden mit dem
    Antigens (PSA) im Blut bestimmen. Je                  PSA zu verlassen, suchen sie nach ei-      hauchfeinen Siliziumdraht geringste
    höher der PSA-Wer t ist, desto größer                 ner Methode, mit der sich verschiede-      Abweichungen in seiner elektrischen
    ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine                 ne Marker gleichzeitig erfassen lassen.    Leitfähigkeit gemessen. Diese ist dann
    Erkrankung vorliegt. Doch die Aussage-                Die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe      hochsensitiv auf Veränderungen auf
    kraft des Testes wird inzwischen ange-                Biomedizinische Messtechnik um Prof.       der Drahtoberfläche, was durch ange-
    zweifelt. Ein erhöhter PSA-Wer t kann                 Dr. Sven Ingebrandt arbeiten an einem      wachsene Zellen bzw. aus der Lösung
    auf eine Krebserkrankung hindeuten –                  Sensor, der geringste Spuren eines Bio-    „gefischte“ Biomoleküle geschehen
    muss aber nicht. Auch eine Entzündung                 markers im Blut aufspüren kann. Dok-       kann. Ein kompletter Nanodraht-Sen-
    oder gutartige Prostataadenome lassen                 torandin Dipti Rani stellt im Reinraum     sor der Arbeitsgruppe besteht mo-
    den PSA-Wer t ansteigen. Das ist bei                  Sensoren aus Silizium-Nanodrähten          mentan aus 56 einzeln auslesbaren
    einem Vier tel der Männer der Fall. Bei               her. Nur zwischen 60 und 80 Nano-          Drähten in einem zweidimensionalen
    manchen Patienten lässt sich der Krebs                meter misst ein Draht des Sensorchips      Feld. Zunächst müssen die Wissen-
    dagegen gar nicht mit dem PSA-Test                    im Durchmesser. Zur Herstellung des        schaftler Fängermoleküle punktgenau
    aufspüren. Ein weiterer Nachteil ist,                 Sensors werden mithilfe eines Nanoim-      an die verschiedenen Drähte anbinden.
    dass der Test auch Krebsgewebe ent-                   print-Verfahrens feine Drähte aus der      Diese können dann die Biomarker aus
    deckt, das gerade bei älteren Männern                 Siliziumscheibe geätzt. Dort sollen sich   den Körperflüssigkeiten auf dem Chip
    nie zu Beschwerden geführt hätte, weil                später einmal Zellen festsetzen können     fischen. Will man zum Beispiel Verän-
    diese speziellen Krebsar ten nur äu-                  oder Biomarker hängen bleiben. Diese       derungen in der DNA-Struktur ent-
    ßerst langsam wachsen. Das Institut                   Drähte mittels Standard-Lithografie        decken, so verrät eine Veränderung in
    für Qualität und Wir tschaftlichkeit im               herstellen zu können, gelingt nicht,       der Leitfähigkeit des Drahtes den For-
    Gesundheitswesen (IQWiG) hat he-                      denn solch ein lithografisches Verfahren   schern, dass gerade Moleküle mit einer
    rausgefunden, dass der PSA-Test in                    basier t auf Licht. Die Wellenlänge des    bestimmten DNA-Sequenz am Draht
    elf Jahren durchschnittlich einen von                 Lichtes, im ultravioletten Bereich sind    „hängen geblieben“ sind – denn DNA
    1000 älteren Männern davor bewahrt,                   das ca. 200–380 Nanometer, begrenzt        ist von Natur aus leicht negativ geladen,
    an Prostatakrebs zu sterben. Dage-                    die Anwendung dieses Verfahrens. Um        was die Ladung der Drahtoberfläche
    gen erhalten 36 von 1000 Männern                      den 60 Nanometer dünnen Silizium-          veränder t. Man kann das komplexe
    eine Krebsdiagnose, die sich später als               Draht herzustellen, benutzt man die        Verfahren anhand von DNA-Molekülen
    nicht gravierend einstufen lässt. Für                 Nanoimprint-Lithografie. Hier struktu-     als Biomarkers recht gut erklären: DNA
    viele Männer ist aber die Diagnose                    riert ein vorher über Elektronenstrahl-    ist ein Doppelstrang-Molekül. Dabei
    „Krebs“, auch wenn er sich als langsam                lithografie hergestellter Stempel den      passen je zwei Basen perfekt zusam-
    wachsend und wahrscheinlich harmlos                   aufgetragenen Fotolack mittels Tem-        men. Zum Vergleich zwischen gesun-
    herausstellen sollte, nicht hinnehmbar.               peratur oder UV-Licht. Bis zum fer ti-     den und veränder ten Molekülen wird
4   Wer sich bei einem solchen Krebs zu                   gen Wafer schließen sich der Methode       synthetische DNA aus einzelsträngigen
    Operation und Bestrahlung durchringt,                 noch mehrere Standardverfahren zur         Molekülen benutzt. Diese bestehen aus
    dem drohen im schlimmsten Fall Impo-                  elektrischen Kontaktierung der Drähte      20–25 Basen in kettenartigen Molekü-

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hung
  len mit ganz bestimmter Basenabfolge.
  Kleine Tröpfchen der DNA-Probe wer-
  den zielgenau auf einen Draht geschos-
  sen, ähnlich wie bei einem Tintenstrahl-
  drucker. Jeder Draht erhält dabei eine
  andere DNA-Sequenz. Die Basenpaare
  des doppelsträngigen DNA-Moleküls
  passen wie ein dreidimensionales Puzz-
  le perfekt zusammen. Wenn nun in der
  zu untersuchenden Probe die perfekt
  passende Teilsequenz vorhanden ist,
  werden sich an dem Draht, an den
  das passende „Gegenstück“ gebunden
  wurde, sehr viele Doppelstrangmo-
  leküle bilden. Diese Bindungsreaktion
  ist hochspezifisch, sodass leichte Ab-
  weichungen in der Basensequenz zu
  einer stark verminder ten Bindungs-
                                              Prof. Dr. Sven Ingebrandt am Patch-Clamp-Experiment. Hier können ultrafeine Nadeln in Zellen
  wahrscheinlichkeit führen. Wenn man         eingeschoben werden, um ihre elektrischen Signale abzuleiten.
  jetzt ein großes Feld mit vielen Tau-
  send Messpunkten benutzt, wie bei
  den kommerziellen Chips mit optischer
  Auslese, so kann man ein unbekanntes
  DNA-Profil der Patientenprobe erstel-
  len. Vor teil der von den Wissenschaft-
  lern entwickelten elektrischen Methode
  ist, dass sie schneller und günstiger als
  die etablier ten Methoden ist. Für die
  zu erforschenden Krankheiten reichen
  ca. 40–80 Messpunkte pro Chip. Das
  Verfahren lässt sich auch auf andere
  Biomoleküle wie Proteine oder An-
  tikörper über tragen. Das haben die
  Forscher in jüngeren Arbeiten gezeigt.
  Noch wissen sie nicht, nach welchen
  speziellen Zielmolekülen sie Ausschau
  halten sollen. Daran arbeiten andere
  Mitglieder des europäischen Netzwer-
  kes. In den nächsten vier Jahren werden
  die Projektpar tner ihre Forschungs-
  ergebnisse koordinieren und verglei-
  chen. Ob sich die elektronische Aus-
  lesemethode des Zweibrücker Teams                                                                                                                 5
                                              Um sicherzugehen, dass kein Staubpar tikel stör t, wird selbst im Reinraum immer wieder gerei-
  als sinnvoll erweist, oder ob andere
                                              nigt.
  Verfahren – zum Beispiel eine optische

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    Analyse – besser sind, wird sich zeigen.                Ob das in diesem Projekt schon in den        beitsgruppe noch mit der Grundla-
    Was sich am Ende durchsetzen wird,                      nächsten vier Jahren zu einem neuar-         genforschung. Mit der Herstellung des
    hängt auch sehr von den beteiligten                     tigen Diagnoseverfahren führ t, oder         Silizium-Nanodraht-Sensors hat Prof.
    Industriepartnern ab. Die Arbeitsgrup-                  ob einer in der Maßnahme ausgebil-           Ingebrandt schon 2006 angefangen.
    pe von Professor Ingebrandt möchte                      deten, jüngeren Wissenschaftler und          Jetzt, mit den sehr guten technischen
    damit punkten, dass aus ihrem Verfah-                   Wissenschaftlerinnen des Netzwerks in        Möglichkeiten an der Hochschule, kann
    ren ein kleines und tragbares Gerät                     der späteren Karriere den Durchbruch         der Draht in der Form hergestellt wer-
    entwickelt werden könnte, das jeder                     schaffe, sei im Prinzip nicht wichtig. Die   den, die benötigt wird, um damit aus-
    Arzt in seiner Praxis verwenden kann.                   Methoden sind teilweise auch auf ande-       sagekräftige Messungen durchführen
    Prof. Ingebrandt kommt es auch dar-                     re Krankheiten und Diagnoseverfahren         zu können. Auch an Sensoren mit dem
    auf an, dass junge Wissenschaftler die                  übertragbar, sodass hier an der Lösung       Werkstoff Graphen wird geforscht.
    Möglichkeit erhalten, die neuen Tech-                   von zentralen gesellschaftsrelevanten        Die Frage lautet: Bietet ein graphen-
    nologien der Mikro- und Nanotechnik                     Fragestellungen gearbeitet wird. Die         beschichteter Wafer Vor teile bei der
    an einem übergeordneten Thema zu                        Europäische Union hat die Relevanz           Detektion von Biomarkern und kann
    erlernen und zu nutzen. Gemeinsam                       des Themas als sehr hoch bewer tet           man daraus günstigere und sensitivere
    mit Forschern aus ganz Europa können                    und förder t das Vorhaben im Rahmen          Sensoren herstellen?
    sie dann an einer besseren Früherken-                   des 7. Forschungsrahmenprogramms.
    nung für den Prostatakrebs arbeiten.                    Im Moment beschäftigt sich die Ar-

      Dr. Juan Tang Vu (links) und Dr. Vivek Pachauri am Abzug im Labor

      Projektleitung:           Prof. Dr. Sven Ingebrandt
      Webseite:                 www.prosense-itn.eu
      Mitarbeit:                Dipti Rani, M. Sc., Xiaoling Lu, M. Sc., Dr. Vivek Pachauri,
                                Dr. Jessica Ka Yan Law
      Projektpar tner :         University of Bath, U.K., Cardiff University, U.K., Slovak Academy of
                                Sciences, Slovakia, INESC, Por tugal, Dublin City University, Ireland,
                                Applied Enzyme Technology Ltd., U.K., EPFL, Switzerland, Xeptagen SpA,
                                Italy
      Förderung:                7. Forschungsrahmenprogramm der EU, Marie-Curie Initial Training
6                               Network
      Kontakt:                  sven.ingebrandt@hs-kl.de
      Fotos:                    Lilischkis

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    Pharmazeutische Nanotechnol
    Entwicklung eines neuen Verfa
    Herstellung von Arzneistoff-N
    Patrik Scholz, Dr. Anja Arntjen, Prof. Dr. Cornelia M. Keck

    Zurzeit wird an der Hochschule Kaiserslautern in der Arbeitsgruppe Keck am Campus Pirmasens ein neuer kombinierter
    Prozess zur Herstellung von Nanokristallen entwickelt. Die Reduktion von Herstellungszeit und -kosten soll die industrielle
    Anwendbarkeit des Prozesses ermöglichen.

    Über 70 % der neu entwickelten Arz-                   und enthalten nur geringe Mengen an        Keck am Campus Pirmasens ein neuer
    neistoffe fallen in die Klassen II und IV             oberflächlich adsorbierten Stabilisator-   Kombinationsprozess zur Herstellung
    des Biopharmaceutical Classification                  molekülen. Sie weisen gegenüber Mik-       von Nanokristallen entwickelt. Ziel ist
    System (BCS) und gelten als schwer-                   rokristallen eine sehr große Oberfläche    hierbei nicht wie bei den oben ge-
    löslich, somit auch als sehr schlecht                 auf, die gemäß Noyes-Whitney eine          nannten Kombinationsprozessen die
    bioverfügbar [1]. Hierdurch existier t                hohe Auflösungsgeschwindigkeit sowie       Herstellung möglichst kleiner Nano-
    ein großes Interesse an der Erhöhung                  Adhäsion an der Mukosa begünstigt.         kristalle, sondern die Reduktion der
    der Bioverfügbarkeit schwerlöslicher                  Des Weiteren besitzen als Nanokris-        Herstellungszeit und -kosten mit dem
    Arzneistoffe durch Verbesserung der                   talle vorliegende Arzneistoffe gemäß       Ziel, einen industriell anwendbaren
    Löslichkeit, durch die nicht nur die Auf-             Ostwald-Freundlich eine (temporäre)        Prozess zu generieren. Es handelt sich
    nahme des Arzneistoffes verbesser t                   erhöhte Sättigungslöslichkeit. Durch       dabei um einen Kombinationsprozess
    wird, sondern gleichzeitig auch durch                 diese wird eine verbesser te Perme-        (ARTcr ystal®-Technologie), beste-
    Dosisreduktion eine niedrigere Do-                    ation der Arzneistoffmoleküle durch        hend aus einer kurzen Vor vermah-
    sis verabreicht werden kann, was bei                  Membranen aufgrund des erhöhten            lung für wenige Minuten mittels eines
    kostspieligen Arzneistoffen die Her-                  Konzentrationsgefälles erreicht [4].       Rotor-Stator-Systems bei hohen Um-
    stellungskosten senkt und zugleich die                Gängige und bereits etablier te Verfah-    drehungsgeschwindigkeiten (24.000–
    Umweltbelastung durch Reduktion der                   ren zur Herstellung von Nanokristallen     36.000 rpm) mit dem Ziel der Zer-
    unveränder t wiederausgeschiedenen                    sind die Hochdruckhomogenisation           störung von Aggregaten und großen
    Arzneistoffmenge reduzier t. Die Ver-                 (HPH), die Nassvermahlung mittels          monolithischen Kristallen, gefolgt von
    besserung der Löslichkeit ist insbeson-               Perlmühle (PM) und Präzipitations-         einer kurzen HPH für 2–5 Zyklen bei
    dere für Stoffe der BCS Klasse II inter-              prozesse. Auch Kombinationen zweier        300–500 bar (Abbildung 1, [6]). Dieser
    essant, die eine gute Resorbierbarkeit,               Prozesse, beispielsweise HPH und Perl-     Kombinationsprozess verspricht eine
    aber eine schlechte Löslichkeit besitzen.             mühle oder Gefriertrocknung und HPH        schnellere Herstellung von Nanokris-
                                                          [5], zur Erreichung besonders kleiner      tallen gegenüber alleiniger HPH, bei der
    Gängige Verfahren zur Löslichkeits-                   Kristallgrößen sind möglich. Eine solche   klassischerweise eine Vorzerkleinerung
    verbesserung sind beispielsweise die                  Kombination zweier Prozesse verbes-        (sogenanntes „Premilling“) von mehre-
    Anwendung von Cosolventien, Cyclo-                    ser t zwar die Mahlergebnisse, führ t      ren Zyklen bei 250–1000 bar, gefolgt
    dextrinen [2] oder O/W-Emulsionen                     aber zwangsläufig auch zu deutlich ver-    von der eigentlichen HPH von 20 Zy-
    für die parenterale Applikation [3]. Ein              längerten Herstellungszeiten und somit     klen bei 1500 bar, stattfindet. Während
    eleganter Weg, das Löslichkeitsproblem                auch höheren Herstellungskosten.           bei der HPH die Partikel durch Kavita-
8   zu beheben, ist die Herstellung von                                                              tionen zerstört werden, sind bei einem
    Nanokristallen. Diese Kristalle beste-                Zurzeit wird an der Hochschule             Rotor-Stator-Prozess hydrodynamische
    hen zu 100 % aus purem Arzneistoff                    Kaisers­lautern in der Arbeitsgruppe       Scherkräfte für die Par tikelzerkleine-

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 logie:
 ahrens zur industriellen
Nanokristallen
   rung verantwor tlich. Bei sehr hohen
   Umdrehungszahlen können zusätzlich
   noch Kavitationen auftreten [7].

   Bei der Arbeit mit Rutin, einem in
   der Pflanzenwelt vorkommenden An-
   tioxidans der Flavonoidklasse, wur-
   de bereits die Über legenheit der
   ARTcr ystal®-Technologie gegenüber
   der klassischen HPH gezeigt. So führ t
   die Anwendung der ARTcr ystal®-
   Technologie (4 Minuten bei 24.000
                                               Abbildung 1:
   rpm, 2 Zyklen bei 300 bar) zu feineren      Übersicht über die ARTcrystal®-Technologie[8].
   Kristallen als die reine HPH bei einer
   Reduktion der Prozesszeit von 2 Stun-
   den (HPH) bzw. 8 Stunden (PM) auf
   0,17 Stunden, erkennbar am d(v)0.50,
   einem volumetrischen Maß, das an-
   gibt, dass 50 % der Kristalle kleiner als
   der genannte Wer t (hier : 840 nm für
   HPH, 352 nm für PM, 310 nm für die
   ARTcrystal®-Technologie) sind (Abbil-
   dung 2). Lediglich einzelne Kristalle be-
   finden sich nach Prozessierung mittels
   ARTcr ystal®-Technologie im Mikro-
   meterbereich, erkennbar am d(v)0.99.
   Hier besteht für die ARTcr ystal®-
   Technologie noch Optimierungsbedarf,
   woran zurzeit intensiv geforscht wird.
                                               Abbildung 2:
   Mikroskopische Untersuchungen zeigen
                                               Vergleich der Par tikelgrößen und Prozesszeiten für die Herstellung von Rutinnanokristallen mit-
   das Vorliegen einer Nanosuspension an       tels HPH, Perlmühle (PM) und ARTcrystal®-Technologie [9].
   (Abbildung 3).

                                                                                                                                                     9

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       Abbildung 3:
       Mikroskopaufnahmen (1000x-Vergrößerung) von Rutinkristallen vor (links) und nach (rechts) Zerkleinerung mittels ARTcrystal®-Technologie [11]

     Das ART MICCRA D27 Rotor-Stator-                      D27 innerhalb von 5 Minuten einen
     System verfügt über einen austausch-                  Liter einer Nanoemulsion mit einer
     baren Rotor und Stator, sodass die ge-                Tröpfchengröße von 136 nm herstel-
     zielte Entwicklung eines Rotors mit                   len kann. Dem gegenüber ist allerdings
     optimier ter Geometrie möglich ist.                   anzumerken, dass bereits nach 1 Zyklus
     Weiterhin kann die Umdrehungsge-                      HPH bei 500 bar eine Nanoemulsion
     schwindigkeit auf bis zu 36.000 rpm                   mit einer Tröpfchengröße von 149 nm
     erhöht und somit die Vorzerkleinerung                 und nach 4 Zyklen bei 500 bar mit
     verbesser t werden. Allerdings ist zu                 einer Tröpfchengröße von 90 nm pro-
     beachten, dass der Energieeintrag eines               duziert werden kann. Hieraus lässt sich
     Rotor-Stator-Systems in der dritten Di-               ableiten, dass Nanoemulsionen mittels
     mension bezogen auf die Umdrehungs-                   Rotor-Stator-Technologie herstellbar
     geschwindigkeit ansteigt [10], womit                  sind, die Rotor-Stator-Technologie in
     ein deutlich erhöhter Kühlungsbedarf                  Bezug auf die Endfeinheit der Emul-
     vorhanden ist, da Prozesstemperaturen                 sionströpfchen der HPH aber unter-
     über 30 °C einen negativen Effekt auf                 legen ist.
     die Stabilität einer Nanosuspension
     ausüben [12]. Weiterhin sind erhöhter                 Die Arbeiten werden derzeit im Rah-
     Abrieb und Verschleiß von Rotor, Sta-                 men eines ZIM-Projektes durchgeführt.
     tor und Dichtungsmaterial und damit                   Eine For tsetzung des Projektes und
     auch Produktkontaminationen zu be-                    weitere Optimierungen sind geplant.
     rücksichtigen.                                        Ziel für die Zukunft ist die Implemen-
                                                           tierung der Technologie in der Kosme-
     Geeignet ist das D27-System auch zur                  tik- und Pharmaindustrie.
     alleinigen Herstellung von Nanoemul-
     sionen. Da bei der Herstellung von
     Nanoemulsionen höhere Tempera-
     turen durch Reduktion der Viskosität
     der Lipidphase die Zerkleinerung be-
10   günstigen, stellt der erhöhte Energie-
     eintrag bei 36.000 rpm kein Problem
     dar. Untersuchungen zeigten, dass der

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Applied Life Sciences

Quellen:
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     to proof of concept. Eur J Pharm Sci. 31(5) (2007), p. 249–261.
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     PCT/EP01/08726 (2001), PharmaSol GmbH, Berlin.
[4] G. Buckton, A.E. Beezer ; The relationship between particle size and solubility.
     Int. J. Pharm. 82 (1992), p. 7–10.
[5] J.P. Möschwitzer, A. Lemk; Verfahren zur schonenden Herstellung von hoch-
     feinen Par tikelsuspensionen/Method for carefully producing ultrafinepar ticle
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     (2005).
[6] Keck, C. M.; Nanocr ystals and amorphous nanopar ticles and method for
     production of the same by a low energy process. EP11185527.6 (2011),
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[7] Badve, M. P., et al., Hydrodynamic cavitation as a novel approach for
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     21(1) (2014), p. 162-168
[8] P. Scholz, et al.; Prozessentwicklung und -optimierung in der Herstellung
     nano­par tikulärer Arzneistoffsysteme. Wirk- und Effektstoff-Forschung RLP:
     Screening, Synthese, Wirkung & Verfahrenstechnik. Kaiserslautern, 23. Juni
     2014
[9] Müller, R.H., et al.; AAPS Meeting, November 2007
[10] A. T. Utomo, et al.; Flow pattern, periodicity and energy dissipation in a batch
     rotor–stator mixer. Chemical engineering research and design 86 (2008),
     p. 1397–1409
[11] P. Scholz, et al.; ARTcrystal®-technology: Influence of star ting material size
     on final par ticle size. Tag der Pharmazie, 4.07.2014, Berlin.
[12] C.M. Keck; Disser tation, 2006, Freie Universität Berlin.

  Projektleitung:      Prof. Dr. Cornelia M. Keck
  Mitarbeit:           Dipl.-Pharm. Patrik Scholz, Dr. Anja Arntjen
  Projektpar tner :    ART Prozess- und Labor technik GmbH, Müllheim
                                                                                                                                                          11
  Förderung:           BMWi im Förderprogramm ZIM
  Kontakt:             cornelia.keck@hs-kl.de

                                                                 Hochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2014/2015
Betriebswirtschaft

     Internationale empirische Stud
     und Entrepreneurship-Motiva
     (GESt-Studie)“ – Teilergebnis
     Studierenden in Deutschland u
     Prof. Dr. Walter Ruda, Prof. Dr. Andreas Grüner,
     B. A. Wirtschaftsinformatik-Betriebswirt (VWA)
     Frank Christ, M.A. Dipl.-Betriebswirt (FH) Benjamin Danko

     Das internationale Forschungsprojekt „Gründungen und Entrepreneurship bei Studierenden“ (GESt-Studie), das vom Zen-
     trum für Mittelstands- und Gründungsökonomie (ZMG) in Zusammenarbeit mit Red Pymes Mercosur, dem „Mittelstands-
     Netzwerk Lateinamerika“, seit April 2007 durchgeführt wird, hat zum Ziel, Gründungsneigungen und Entrepreneurship-
     Merkmale von Studierenden aus verschiedenen Ländern zielgruppendifferenziert zu analysieren, um daraus bedarfsorientierte
     Handlungsempfehlungen für eine adäquate Konzeptionierung von Gründungsausbildung und Gründungsförderung abzuleiten.
     In diesem Beitrag werden Ergebnisse aus einer Teilstudie und Befragungen in Deutschland sowie der Schweiz dargelegt.

     Problembeschreibung und                               nehmen aufgrund der festgefahrenen        Dies hat nicht nur im politischen Um-
     Zielsetzung                                           Ausrichtung und starren Strukturen        feld in Deutschland, sondern auch in
                                                           erst nach Jahren der Umstellung wir t-    der Schweiz Beachtung gefunden. Hier
     Entrepreneurship gilt heutzutage als                  schaftlich profitabel wären.              wurde die Förderung von Innovation
     Motor der Wir tschaft und wird maß-                                                             und Unternehmer tum mittels eines
     geblich mit Innovation und For tschritt               Weiter kompensieren die neu ge-           Mehrjahresprogrammes zur Bundes­
     in einem Land in Verbindung gebracht.                 schaffenen Unternehmen den durch          sache erklärt (Fueglistaller/Müller/Mül-
     Gleichermaßen wird mit Entrepreneur-                  Produktivitätsgewinne herrührenden        ler/Volery 2012).
     ship auch die Hoffnung verbunden, Ar-                 Personalabbau der Großunternehmen.
     beitslosigkeit zu bekämpfen und damit                 Studierende und Akademiker sind als       Forschungsdesign
     das Wir tschaftswachstum nachhaltig                   unmittelbar Arbeitssuchende beson-
     zu steigern (Acs/Audretsch 2010). Ge-                 ders stark mit der problematischen        Die Erhebung der Daten erfolgt im
     rade junge Unternehmen sind mit ih-                   Arbeitsmar ktsituation konfrontier t      Rahmen einer direkten Befragung der
     ren überschaubaren Strukturen, den                    und gelten gleichzeitig als potenziel-    Studierenden mittels eines standar-
     kurzen Entscheidungswegen und der                     le Gründer von Hochpotenzialunter-        disier ten Fragebogens (Ruda/Mar tin/
     damit verbundenen höheren Flexibilität                nehmen, die auf zukunftsträchtigen In-    Danko 2009). Dieser wurde ausgehend
     schneller in der Lage, auf Anforderun-                novationen basieren und dauerhafte        von einem Literatur-Review zur Ka-
     gen der sich stetig verändernden und                  sowie hoch qualifizier te Arbeitsplätze   tegorisierung und Darstellung grund-
     rasch wachsenden Märkte zu reagieren.                 schaffen (Danko/Ruda/Mar tin/Ascúa/       legender Einflussfaktoren der Grün-
     Darüber hinaus gelingt es insbesondere                Gerstlberger 2013; Uebelacker 2005).      dungsintentionen von Studierenden
12   den neuen Unternehmen häufig, sich                    Die volkswir tschaftliche und soziale     und dem Gründungsambitionstypen-
     auch auf reifen Märkten in Marktni-                   Bedeutung des Faktors Entrepreneur-       Modell entwickelt (Ruda/Martin/Ascúa/
     schen zu platzieren, die für Großunter-               ship ist somit allgemeinhin anerkannt.    Danko 2008). Das Gründungsambi-

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Betriebswirtschaft

 die „Gründungsverhalten
ation von Studierenden
sse: Vergleich von
 und der Schweiz
  tionstypen-Modell basier t auf einem         Zur Gewähr leistung der Vergleich-
  Bezugsrahmen zur studentischen Grün-         bar keit wurden für diesen Beitrag
  dungsneigung, der die im Vorfeld der         1.562 Fragebögen aus Deutschland
  Gründung wesentlichen Determinanten          aus den Jahren 2010 bis 2012 aus der
  für eine etwaige Gründungsneigung            Gesamtmenge von bislang vorliegen-
  und -realisierung berücksichtigt. Das        den 4.400 Fragebögen extrahier t und
  Modell unterscheidet fünf Gründungs-         den Ergebnissen aus 306 Fragebögen
  ambitionstypen, die aus den Ergebnis-        aus der Schweiz, erhoben unter der
  sen der Analysen der sich im Laufe           Leitung von Prof. Dr. Andreas Grüner
  des Gründungsprozesses potenziell            an der Universität St. Gallen im Jahr
  verstärkenden Gründungsneigungen             2012, gegenübergestellt. Neben dem
  entwickelt wurden, wie aus Abb. 1 er-        Vergleich der Studierenden beider Län-
  sichtlich ist.                               der insgesamt wurden insbesondere
                                               geschlechterspezifische Analysen zur
                                               weiteren Erkenntnisgewinnung durch-
                                               geführ t.

           Gründungs-
            neigung
                                                                                           Gründer

                                                                     Gründungs-
                                                                     vorbereiter

                                                Gründungs-
                                               interessierter

                             Gründungs-                Mögliche Rückschleife
                            sensibilisierter

                                                                                                                       Abbildung 1:
             Gründungs-                                                                                                Gründungsambitionsty-
                laie
                                                                                                                       pen (Quelle: Ruda/Mar tin/        13
                                                           Zeit aufgewendet für Entrepreneurship-Themen
                                                                                                                       Ascúa/Danko 2008, S. 25).

                                                                Hochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2014/2015
Betriebswirtschaft

     Ausgewählte Ergebnisse                                terrepräsentiert. In Deutschland ist das   lisierten annähernd gleich ver teilt und
                                                           Verhältnis zwischen den Geschlechtern      damit in allen nachfolgenden Gruppen,
     Gründungslaien sind in der Schweiz zu                 wiederum weniger deutlich als in der       welche eine intensivere Auseinander-
     65,8 % den weiblichen und 37,3 % den                  Schweiz. Frauen zählen hier zu 22 %        setzung mit Gründungsthemen voraus-
     männlichen Studierenden zuzuordnen,                   zu den Gründungsinteressierten, Männer     setzen, deutlich unterrepräsentiert. Die
     wie in Abb. 2 ersichtlich. Die weib-                  hingegen zu 28,3 %. Gleichmäßiger ist      vorliegenden Ergebnisse verdeutlichen
     lichen Studierenden zählen somit in                   diese Ver teilung in der Gruppe der        die Notwendigkeit der länder- und ge-
     der Schweiz zu einem deutlich höhe-                   Gründungsvorbereiter. Hier liegen weib-    schlechterspezifischen Differenzierung
     ren Anteil zu den Gründungslaien. In                  liche und männliche Studierende mit        und Analyse. Hieraus können insbe-
     Deutschland ist die Tendenz ähnlich,                  3,3 % zu 3,9 % fast gleichauf. Insgesamt   sondere Hochschulen als Ausbildungs-
     jedoch bei Weitem nicht so drastisch.                 sind die Vorbereiter in Deutschland zu     stätte für die Berufsausübung ihrer
     Hier stehen 61,5 % weiblichen 50,1 %                  3,7 % ver treten. In der Schweiz ent-      Absolvent(inn)en Erkenntnisse ziehen,
     männliche Gründungslaien gegenüber.                   fallen auf die Vorbereiter 5,2 %, jedoch   um zielgerichteter für die Alternative
     Immerhin besteht jedoch auch hier                     hier wieder hauptsächlich aufgrund der     der beruflichen Selbstständigkeit zu
     noch eine Differenz von mehr als zehn                 Gruppe der männlichen Studierenden,        sensibilisieren und unternehmerisches
     Prozentpunkten. Geschlechterüber-                     die zu 7,7 % vertreten sind. Unter den     Grundwissen adäquater vermitteln zu
     greifend hingegen sind in Deutschland                 weiblichen Studierenden sind lediglich     können. Ziel der Hochschule muss es
     53,6 % und in der Schweiz 47,7 %                      0,9 % der Gruppe der Gründungsvorbe-       sein, die potenziellen Gründer in die
     Gründungslaien ver treten. Die Gruppe                 reiter zuzuordnen. Bereits gegründet ha-   Lage zu versetzen, innovative Ideen
     der Sensibilisierten ist in der Schweiz               ben in Deutschland 3,9 % der Befrag-       entwickeln und vermarkten zu können,
     geschlechterspezifisch gleich ver teilt,              ten, in der Schweiz 4,9 %. Unter den       um damit Wachstum und Wohlstand
     jeweils 13,5 % der männlichen und                     weiblichen Studierenden befinden sich      im jeweiligen Land nachhaltig steigern
     weiblichen Befragten sind dieser Grup-                in der Schweiz 2,7 % Gründer, unter        zu können. Weitere Datenanalysen
     pe zuzuordnen. In Deutschland ist die-                den männlichen 6,2 %. In Deutschland       liefern Erkenntnisse über die Grün-
     ser Gruppe mit 11,3 % weiblichen und                  ist das Verhältnis mit 1,9 % zu 4,6 %,     de für bestehende Ähnlichkeiten und
     13,0 % männlichen Studierenden, und                   wie in der Schweiz auch, zugunsten der     Unterschiede. Dies bietet zusätzlich
     geschlechterübergreifend insgesamt                    männlichen Befragten ver teilt.            die Möglichkeit, bei der Ausgestaltung
     12,6 %, eine geringere Anzahl als in der                                                         von studentischer Gründungsförderung
     Schweiz zugeordnet.                                   Schlussfolgerungen                         von anderen Nationen und Kulturen
                                                                                                      lernen zu können (vgl. z. B. Ruda/Mar-
     Die Gruppe der Interessierten ist mit                 In Deutschland und der Schweiz ist un-     tin/Ascúa/Gerstlberger/Danko 2013).
     28,6 % (Deutschland: 26,1 %) in der                   ter beiden Geschlechtern erhebliches
     Schweiz leicht stärker ver treten. Hier               Potenzial vorhanden, das für Gründung
     sind es insbesondere die männlichen                   sensibilisier t werden könnte. Insbe-
     Studierenden, die mit 35,2 % den                      sondere die weiblichen Befragten sind
     Ausschlag für diesen hohen Wer t ge-                  über beide Länder hinweg betrachtet
     ben. Weibliche Studierende sind mit                   in der Gruppe der Laien stark überre-
     17,12 % in der Schweiz deutlich un-                   präsentiert, in der Gruppe der Sensibi-

14
       Abbildung 2:
       Ver teilung der Gründungsambitionstypen nach Geschlecht und Land (Quelle: Eig. Darstellung).

     Hochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2014/2015
Quelle: Frog 974 – Fotolia

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www.kskkl.de
Betriebswirtschaft

     Ausgewählte Literatur

     Acs, Z./Audretsch, D.: Introduction to the 2nd Edition of the Handbook of Entre-
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     Cheltenham UK, Nor thampton Ma, USA, 2013, S. 317–345.

     Fueglistaller, U./Müller, C./Müller, S./Voler y T.: Entrepreneurship, Modelle – Um-
     setzung – Perspektiven. Mit Fallbeispielen aus Deutschland, Österreich und der
     Schweiz, 3. Auflage, Springer Gabler Verlag, Wiesbaden, 2012.

     Ruda, W./Mar tin, Th. A./Ascúa, R./Danko, B.: Foundation Propensity and Entrepre-
     neurship Characteristics of Students in Germany, in: ICSB (Hrsg.), Advancing Small
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     Ruda, W./Mar tin, Th. A./Ascúa, R./Gerstlberger, W./Danko, B: Comparing Entrepre-
     neurial Criteria of Students in Germany and China within the Pre-start-up Process,
     in: Journal of Business and Economics, Vol. 4, Number 4, April 2013, S. 275–291.

     Ruda, W./Mar tin, Th. A./Danko, B: Target Group-Specific Design of Student Entre-
     preneurship Suppor t – A German Example Focusing on Star t-Up Motives and
     Barriers, in: Acta Polytechnica Hungarica, Journal of Applied Sciences, Special Issue
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     Uebelacker, S.: Gründungsausbildung, Entrepreneurship Education an deutschen
     Hochschulen und ihre raumrelevanten Strukturen, Inhalte und Effekte, Wiesbaden
     2005.

       Projektleitung:            Prof. Dr. Walter Ruda
       Mitarbeit:                M.A. Dipl.-Betriebswir t (FH) Benjamin Danko
       Projektpar tner :         Zentrum für Mittelstands- und Gründungsökonomie ZMG,
16
                                 Red Pymes Mercosur „Mittelstands-Netzwerk Lateinamerika“
       Kontakt:                  walter.ruda@hs-kl.de, benjamin.danko@hs-kl.de

     Hochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2014/2015
Betriebswirtschaft

Quelle: Gina Sanders - Fotolia

                                           Zertifizierte Kanalsanierungs-
                                           berater und leistungsstarke
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                                           Kanalsanierungsprobleme.

                                                                                   FA K AT E C –
                                                                                   IH R K A N A L -
                                                                                                      -
                                                                                   S A N IE R U N G S
                                                                                    PA R T N E R

                                           fakatec® GmbH · Hauptstraße 175 · 67714 Waldfischbach-Burgalben
                                           Tel. 06333 2799-10 · Fax 06333 2799-19
                                                                                                                          17
                                           www.fakatec.de
Quelle: mikael lever - Fotolia

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Betriebswirtschaft

     Empirische Untersuchung zu
     Aufbau des Controllings und P
     des Controllers aus Sicht der
     Prof. Dr. Walter Ruda, M.A. Bernhard Dackiw

     Die empirische Studie „Rolle und Aufgabenbereiche des Controllers“ wurde bereits im letzten Forschungsbericht kurz
     vorgestellt. Die Studie wird seit 2003 von Prof. Dr. Walter Ruda durchgeführt und richtet sich sowohl an Studierende als
     auch an Praktiker aus Unternehmen unterschiedlicher Größe. Die Ergebnisse wurden in der 2008 erschienenen Monogra-
     fie „Das Berufsbild des Controllers im Mittelstand“ sowie in mehreren Artikeln in Fachzeitschriften veröffentlicht und auf
     wissenschaftlichen Konferenzen vorgestellt. Mittlerweile liegen Daten bis zum Jahr 2013 vor. Im Rahmen dieses Beitrags
     werden einige ausgewählte Ergebnisse vorgestellt.

     Einführung, Problemstellung                           Aufbau der empirischen Unter-             Ausgewählte Ergebnisse der
     und Zielsetzungen                                     suchung                                   Studie

     Die Gewinnung empirischer Erkennt-                    Die empirische Studie wird bei Studie-    In diesem Ar tikel werden zwei The-
     nisse zum Controlling im Mittelstand                  renden und Praktikern durchgeführ t.      mengebiete der Auswertung erläutert,
     ist das übergeordnete Ziel der Studie.                Die Teilnehmer aus dem Arbeitskreis       zum einen die Persönlichkeitsmerkmale
     Damit soll ein Beitrag zur Schließung                 „Controlling und Finanzen“ des RKW        des Controllers, zum anderen der Con-
     der For schungslücke bezüglich des                    Baden-Wür ttemberg, der von Prof.         trollingaufbau. Für das Berufsbild des
     Controllings in der mittelständischen                 Ruda seit Jahren geleitet und moderiert   Controllers sind diese beiden Punk-
     Wirtschaft geleistet werden. Insbeson-                wird, stellen das empirische Feld der     te von großer Bedeutung, da je nach
     dere das Berufsbild des Controllers                   Controllingpraxis dar. Die Befragung      Organisationsform unterschiedliche
     wurde in der bisher veröffentlichten                  der Studierenden erfolgt an der Hoch-     „Typen“ gebraucht werden, die sich
     Literatur zu empirischen Untersuchun-                 schule Kaiserslautern, Campus Zwei-       anhand der Persönlichkeitsmerkma-
     gen vernachlässigt. Deshalb ist dieses                brücken, und der Technischen Hoch-        le beschreiben lassen. Nur wenn bei-
     Themengebiet Gegenstand der Studie,                   schule Mittelhessen, Campus Friedberg.    de Aspekte bei der Personalauswahl
     der Mittelstand bzw. KMU-typische Be-                 Die Fragebögen der beiden Untersu-        berücksichtigt werden, kann diese auf
     sonderheiten werden besonders unter-                  chungsgruppen unterscheiden sich in       Dauer erfolgreich sein bzw. es können
     sucht. Die Studie soll durch die konti-               Aufbau und Inhalt, seit Studienbeginn     notwendige Änderungen der Organi-
     nuierliche Befragung und Auswer tung                  wurden diese nur unwesentlich ver-        sation angestoßen werden.
     den Kenntnisstand zum Themengebiet                    änder t, insbesondere zur Gewinnung
     verbessern. Die in diesem Beitrag ge-                 weiterführender Erkenntnisse. Mittler-    Die Teilnehmer der Studie konnten
     zeigten Ergebnisse stellen nur einen Teil             weile wurden im Rahmen der Studie         den Aufbau des Controllings anhand
     der Auswer tung dar, eine ausführliche                über 900 Studierende und 180 Prak-        der Merkmale zentrale Organisation,
     Darstellung der Ergebnisse wird durch                 tiker befragt.                            dezentrale Organisation und Misch-
     weitere Veröffentlichungen erfolgen.                                                            form von zentraler und dezentraler

18

     Hochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2014/2015
Betriebswirtschaft

um Controlling:
 Persönlichkeitsmerkmale
 Praxis und von Studierenden

  Organisation beurteilen. Die befragten    in die Reihenfolge ihres wahrschein-               wurden in den Fragebögen 11 Beispiele
  Praktiker stuften den Controllingbe-      lichsten Auftretens in Unternehmen                 genannt, wie sie auch in vielen Stellen-
  reich überwiegend als zentral organi-     bringen. Die Studierenden gehen davon              anzeigen zu finden sind (s. Abbildung 3).
  sier t ein (ca. 70 % , Abbildung 1). Da   aus, dass in Unternehmen eine zentrale
  es sich bei den befragten Unternehmen     Organisationsform am häufigsten an-                Das analytische Denkvermögen ist nach
  überwiegend um kleine und mittlere        zutreffen ist, aber auch die Mischform             Ansicht der Praktiker die Eigenschaft,
  Unternehmen handelt und die großen        wird oft vermutet. Die dezentrale Or-              die jeder Controller mitbringen sollte.
  Unternehmen zumeist Familienunter-        ganisationsform wurde von den befrag-              Mit einer Zustimmung von fast 100 %,
  nehmen sind, ist dieses Ergebnis mehr     ten Studierenden mehrheitlich auf den              sowohl in Großunternehmen als auch
  oder weniger erwar tungsgemäß. Eine       dritten Rang eingestuft (s. Abbildung 2).          in KMU, liegt dieses Persönlichkeits-
  ausgeprägt dezentrale Struktur ist in                                                        merkmal bei beiden an der Spitze. Ins-
  der Praxis i. d. R. nur in großen Un-     Der zweite Aspekt, der vorgestellt                 gesamt betrachtet besteht nicht nur bei
  ternehmen mit Konzernstruktur an-         werden soll, sind die Persönlichkeits-             diesem Merkmal weitgehende Einigkeit
  zutreffen.                                merkmale des Controllers. Zur Be-                  zwischen den beiden Größenklassen,
                                            wältigung seiner vielfältigen Aufgaben             größere Abweichungen gibt es nur
  Die Einschätzungen der Studierenden       muss ein Controller unterschiedliche               beim ausgeprägten Kunden- und Lie-
  zum Controllingaufbau weisen große        Kompetenzen mitbringen, um den ho-                 ferantendenken und den Kenntnissen
  Überschneidungen zu den in der Praxis     hen Anforderungen gerecht zu werden.               über individuelles Verhalten. Es bleibt
  beobachteten Formen auf. Die Studie-      Zur Einschätzung, welche Persönlich-               festzuhalten, dass die elf zu bewerten-
  renden sollten die drei Ausprägungen      keitsmerkmale vorhanden sein sollten,              den Merkmale in allen Unternehmen,

                                                                                                                                                  19
    Abbildung 1:                                                      Abbildung 2:
    Controllingaufbau Praktiker                                       Controllingaufbau Studierende

                                                         Hochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2014/2015
Betriebswirtschaft

     unabhängig von ihrer Größe, für die                   die Studenten mussten die Merkmale       Praktiker und Studierende erwar ten
     erfolgreiche Arbeit als Controller not-               in eine Reihenfolge bringen, 1 ist das   ähnliche Persönlichkeitsmerkmale, die
     wendig sind. Als nicht relevant werden                wichtigste Merkmal, 11 das am wenigs-    ein Controller mitbringen sollte. In bei-
     nur wenige Merkmale bezeichnet, bei                   ten wichtige). Auch bei den übrigen      den Befragungen herrscht eine große
     den Großunternehmen trifft dies auf                   Merkmalen herrscht weitgehende Ei-       Übereinstimmung. Die Ergebnisse der
     vier zu, ebenso bei den KMU.                          nigkeit. Der größte Unterschied ergibt   großen Unternehmen und KMU als
                                                           sich bei der Teamfähigkeit. Diese ist    auch der Studierenden grundständiger
     Die Studierenden sehen das analytische                in beiden Größenklassen der Unter-       und berufsbegleitender Studiengänge
     Denkvermögen, ebenso wie die Con­                     nehmen von den Controllern gefragt,      weichen kaum voneinander ab.
     trollingpraktiker, als das wichtigste Per-            für ca. 75 % ist dieses Merkmal sehr
     sönlichkeitsmerkmal an (s. Abbildung 4;               relevant.                                Zusammenfassung und Ausblick

                                                                                                    Die Bedeutung des Controllings ist in
                                                                                                    den vergangenen Jahren stetig gestie-
                                                                                                    gen. Die Organisationsform beeinflusst
                                                                                                    maßgeblich den Aufgabenbereich der
                                                                                                    Controller. Zur Bewältigung der Con-
                                                                                                    trollingaufgaben werden Mitarbeiter
                                                                                                    benötigt, die über gewisse Persönlich-
                                                                                                    keitsmerkmale verfügen, um letztend-
                                                                                                    lich den Erfolg eines Unternehmens
                                                                                                    zu gewährleisten. Die Ergebnisse der
                                                                                                    Studierendenbefragung weichen teil-
                                                                                                    weise von der Unternehmenspraxis ab.
                                                                                                    Dies kann als Hinweis für eine zu ver-
                                                                                                    bessernde Hochschulausbildung beim
                                                                                                    Controlling gedeutet werden. Koopera-
                                                                                                    tionen mit Unternehmen könnten hier-
                                                                                                    zu einen wesentlichen Beitrag leisten,
                                                                                                    eine bedarfsgerechte Ausbildung aus
                                                                                                    Sicht der Unternehmen könnte daraus
                                                                                                    resultieren.
                                                                                                    Weiterführende Analysen des Daten-
       Abbildung 3:
       Persönlichkeitsmerkmale Praktiker
                                                                                                    satzes, z. B. die Differenzierung nach
                                                                                                    unterschiedlichen Studierendengrup-
                                                                                                    pen oder nach Unternehmensgrößen,
                                                                                                    könnten dabei im Vordergrund stehen.
                                                                                                    Auch kann die Erweiterung der Frage-
                                                                                                    bögen zu neuen Erkenntnissen führen.

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       Abbildung 4:
       Persönlichkeitsmerkmale Studierende (1 wichtig – 11 weniger wichtig)

     Hochschule Kaiserslautern – University of Applied Sciences Forschungsbericht 2014/2015
Betriebswirtschaft

Ausgewählte Literatur

Beyer, A./Geis, G.: Möglichkeiten und Grenzen des externen Controllings für KMU,
in: Zeitschrift Controlling, 21. Jg., Heft 7, Juli 2009, S. 371–375.

Jacobs, J. u. a.: Typologiebezogene Controllinganforderungen und -instrumente von
kleinen und mittleren Unternehmen des produzierenden Gewerbes, in: Müller
(Hrsg.): Controlling für kleine und mittlere Unternehmen, München 2009, S. 29–54.

Keuper, F./Brösel, G./Albrecht, T.: Controlling in KMU – Identifikation spezifischer
Handlungsbedarfe auf Basis aktueller Studien, in: Müller (Hrsg.): Controlling für
kleine und mittlere Unternehmen, München 2009, S. 55–71.

Ruda, W./Dackiw, B.: Characteristics of Controlling in Small and Mediumsized
Enterprises in Germany – An empirical Study, in: Budapest Polytechnic (Hrsg.):
Proceedings of the 11th International Conference on Management, Enterprise and
Benchmarking, Budapest 2013, S. 25–37.

Ruda, W./Grünhagen, H.: Das Berufsbild des Controllers im Mittelstand, Sternen-
fels 2008.

Ruda, W./Martin, Th. A./Grünhagen, H.: Essential characteristics of the Controllerjob
description in German Small and Mediumsized Enterprises in: Budapest Polytechnic
(Hrsg.): Proceedings of the 6th International Conference on Management, Enter-
prise and Benchmarking, Budapest 2008, S. 45–56.

Weber, J./Schäffer, U.: Einführung in das Controlling, 14. Auflage, Stuttgar t 2014.

  Projektleitung:       Prof. Dr. Walter Ruda
  Mitarbeit:            M. A. Bernhard Dackiw
  Projektpar tner :     Zentrum für Mittelstands- und Gründungsökonomie ZMG                                                                             21
  Kontakt:              walter.ruda@hs-kl.de, bernhard.dackiw@hs-kl.de

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Energieeffiziente Systeme

     Neuartiges elektrisches Antrieb
     Das TSFCIM-Konzept
     Dipl.-Ing. (FH) Christian Schumann, Prof. Dr.-Ing. Edgar Stein

     Seit 2010 wird im Fachbereich Angewandte Ingenieurwissenschaften der Hochschule Kaiserslautern ein neuartiges elek-
     trisches Antriebskonzept untersucht. Das Forschungsprojekt mit dem Titel TSFCIM (Two-sided field controlled ironless
     machine) beschäftigt sich mit einem neuartigen Ansatz, der auf der Systembetrachtung von elektrischen Antrieben beruht.
     Durch die Kombination von mehreren Maschinenprinzipien, integrierter Steuer- und Leistungselektronik sowie einer darauf
     abgestimmten Regelstrategie lassen sich hohe Anforderungen an Dynamik, Stellgenauigkeit und Qualität der mechanischen
     Größen realisieren. Außerdem verzichtet das Konzept vollständig auf Permanentmagnete, da diese aufgrund der unsiche-
     ren Marktlage zum einen relativ teuer wurden und zum anderen die Beschaffungssicherheit nicht jederzeit gegeben ist.

     Basis der TSFCIM bildet eine Axial-                   wurde der gesamte elektromagneti-         um eine umlaufende elektromagneti-
     flussmaschine mit zwei Statoren und                   sche Kreis geänder t, die rotorseitige    sche Welle im Luftspalt auszuprägen,
     einem eisenlos ausgeführ ten Rotor.                   Luftspaltwicklung wurde, wenn auch in     wird durch die Verdrehung der Stator-
     Die Konstruktion ist angelehnt an die                 abgeänder ter Form, beibehalten.          hälften gegeneinander hergestellt. Bei
     bereits seit Jahrzehnten als dauermag-                                                          Axialflussmaschinen erfolgt die Führung
     neterregte Gleichstromservomotoren                    Eine zweisträngige Drehfeldwicklung       des magnetischen Flusses im Luftspalt
     eingesetzten Scheibenläufermotoren.                   ersetzt die statorseitige Dauermagnet­    in axialer und im magnetischen Rück-
     Durch die verwendeten Luftspaltwick-                  erregung. Durch die Konstruktion mit      schluss zusätzlich in radialer bzw. tan-
     lungen wird die Ausprägung von mag-                   zwei Statoren wurde es möglich, auf       gentialer Richtung. Durch den Einsatz
     netischen Rastmomenten vermieden,                     jeder der Statorhälften einen einzelnen   einer statorseitigen Drehfeldwicklung
     und es werden sehr gute Rundlauf-                     Wicklungsstrang zu realisieren. Der       ist es daher notwendig, eine dreidimen-
     eigenschaften erzielt. Gegenüber der                  geometrische Versatz der Wicklungs-       sionale Wechselflussführung zu ermög-
     klassischen Scheibenläufermaschine                    stränge zueinander, der notwendig ist,    lichen. Eine Blechung des magnetischen

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       Abbildung 1:
       Klassischer Gleichstromservomotor in Scheibenläuferbauweise (links: Rotor, rechts: Stator)

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