Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - April2019 Jahrgang71 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
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ZUM GELEIT Unsere Wildtiere! I mmer wieder ist – auch in der jüngsten medial intensiv geführten Diskussion – von den heimischen Wildtieren die Rede. Dabei konzentrieren sich unsere Geg- ner auf das, was wir „Schalenwild“ nennen und lassen tausende andere Spezies geflissentlich unter den Tisch fallen. Unsere Kulturlandschaft, die der Mensch in den letzten 10.000 Jahren geschaffen hat, sind nicht nur von Reh und Hirsch bevölkert, sondern von anderen wertvollen Wildtieren, die auch auf Grund unseres Agierens in unseren Wäldern, auf unseren Fluren und im heimischen Hochgebirge ein durchaus gutes Auskommen haben. Ohne das Zusammenspiel von Jagdwirtschaft, Forstwirt- schaft und Landwirtschaft wäre diese gewohnte und extrem lebendige Biodiversität nicht machbar und vor allem nicht haltbar. Klar geht es immer wieder auch um unsere Schutzwälder und andere Einflüsse der heimischen Wildtiere – aber in Wirklichkeit müssen wir, alle Interessengruppen, uns um unseren Lebensraum kümmern. Eine Gruppe auszuklammern und zu sagen „die Natur wird das schon richten“, geht an der Wirklichkeit vorbei. Dasselbe betrifft auch die leider in Teilen extrem stark pro- pagierte Rücksiedlung von Großraubtieren. Wir alle – das heißt eine gesamte Gesell- schaft – müssen uns im Klaren sein, was Bär und Wolf in dicht besiedelten Regionen bedeuten. Für die Menschen, für die Gäste und für alle Naturnutzer bedeutet dies eine maßgebliche Umstellung – für uns als Jäger eine von überschaubarer Dimension, denn wir sind es nicht, die regelmäßig Sommer wie Winter nächtens mit Stirnlampen querfeldein im Wald unterwegs sind. Daher werden wir auch jene bleiben, die, stets der Wahrheit verpflichtet, an die Kon- sequenzen dieser oft so romantisch dargestellten Vorgänge erinnern – denn da ruft man keine virtuellen Geister. Da kommen Raubtiere mit echten Zähnen und echten Klauen. Wir jedenfalls sind auch in Zukunft da, wenn es um ein gedeihliches Miteinander in unserer Kulturlandschaft geht und werden unaufgeregt und sachlich unseren Teil zu einer guten Zukunft unseres Lebensraums leisten! Weidmannsheil! Anton Larcher Landesjägermeister von Tirol Foto: Osl (1) JAGD JAGD IN TIROL IN TIROL 07-08 04 | 2019 2018 3
Auerwild: Zauber im Bergwald – der große Hahn bittet zum Tanz 10 22 Baum des Jahres: Europäische Hopfenbuche 26 Leseprobe: Äsungsverbesserung 16 Wildtierkrankheiten: Dermatophilose 42 Jägerwissen auf dem Prüfstand: 3 ZUM GELEIT 18 Rehwild: Rehkitzmarkierung Tirol 2019 Testen Sie Ihr Wissen 6 FOTO DES MONATS ■ WALD & LEBENSRAUM ■ JAGD & GESCHICHTE ■ FORSCHUNG & PRAXIS 19 Pflanzenserie: Vielblütige Weißwurz 44 Kunst: Der Triumphzug Kaiser Maximilians I. 08 177 Seeadler überwintern in Österreich (Polygonatum multiflorum All.) 45 Ausstellung: „…im fried, vnnd einigkeit…“ 08 Alpen-Barrenringelnatter breitet sich über 22 Baum des Jahres: Europäische Tirol nach Bayern aus Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia Scop.) 09 Rentiere Sibiriens leiden unter starker Wilderei ■ INFO & SERVICE 09 Projekt Gamswilduntersuchung – was macht unser Gamswild krank? ■ JÄGER & REVIER 46 Mitteilungen der Geschäftsstelle 09 Reviere: Rehgeiß mit Haarbruchsyndrom 50 Mitteilungen des Dachverbandes 26 Leseprobe: Äsungsverbesserung 51 Jubilare im April 2019 32 Gamswild: Gamswild in Tirol – aktueller 52 TJV-Akademie ■ WILD & ÖKOLOGIE Stand und Entwicklung 54 Aus- und Weiterbildung 36 Interview Wildbiologe Paolo Molinari: 55 Aus den Bezirken 10 Auerwild: Zauber im Bergwald – Die Rückkehr des Wolfes in die Alpen 56 Trophäenschauen der große Hahn bittet zum Tanz 38 Jägertagung: Rotwild im Umbruch 58 Veranstaltungen 4 JAGD IN TIROL 04 | 2019 Fotos: Kirchmair (2), ChWeiss/shutterstock (1)
INHALT WILD| IMPRESSUM & ÖKOLOGIE 68 Jagdhunde: Vereine 38 Jägertagung: Rotwild im Umbruch 45 Ausstellung: „…im fried, vnnd einigkeit…“ IMPRESSUM Herausgeber Medieninhaber (Verleger): Tiroler Jägerverband, Meinhardstraße 9, 6020 Innsbruck, Tel.: 0512-57 10 93, 0800-244 177 Fax: 0512-57 10 93-15, E-Mail: info@tjv.at Schriftleitung: Mag. Martin Schwärzler (TJV) 60 Vereine Layout: Evelyn Schreder (Bezirksblätter) 63 Jäger in der Schule Hersteller und Anzeigenverwaltung: 65 Kulinarium: Wildlebernockerl Bezirksblätter Tirol GmbH, Eduard-Bodem-Gasse 6 in Wildkraftsuppe Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes 6020 Innsbruck, Tel.: 0512-320 4111 66 Autotest: Seat Ateca April 2019 • Jahrgang 71 www.tjv.at Fax: 0512-320 720, E-Mail: jagd@jagdintirol.com Redaktion: TJV (Martin Schwärzler, Martina Just, ■ JAGDHUNDE Christine Lettl, Miriam Traube, Anja Waldburger), Bezirksblätter Tirol 68 Vereine Produktion, Bildbearbeitung: Evelyn Schreder 70 Ein Welpe kommt ins Haus: Die Phase der Sozialisierung beginnt „JAGD IN TIROL” wird an alle Mitglieder des Tiroler Jä- gerverbandes kostenfrei abgegeben. Sie ist eine Fach- zeitschrift, welche die behördlichen Kundmachungen und Verlaut-barungen zu veröffentlichen hat und zusätzlich ■ HUMORVOLLES über grundsätzliche Fragen und aktuelle Ereignisse auf dem Gebiet des Jagdwesens, des Naturschutzes usw. 72 Klavinius informiert. „Jagd in Tirol” erscheint am Monatsanfang. Redaktionsschluss ist der 10. des Vormonats. Für unver- langte Manuskripte und Bilder wird keine Verantwortung Das Titelbild dieser Ausgabe stammt übernommen. Namentlich oder mit Kürzel gezeichnete 73 JAGDMARKT-ANZEIGEN von Fabio Hain. Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder. Fotos: Kirchmair (1), Stift Stams (1), Club DJT (1) JAGD JAGD IN TIROL IN TIROL 07-08 04 | 2019 2018 5
HURRA, DIE GAMS Im Frühjahr muss das Gamswild den Gewichtsver- lust der vergangenen Wintermonate wieder kom- pensieren. Dazu suchen sie nicht selten Wiesen in tieferen Lagen auf, um dort die ersten grünen Gräser aufzunehmen. Dieser stattliche Gamsbock hat den Winter wohlbehalten überstanden. Das Foto des Monats wurde von Lukas Huber aus Kramsach aufgenommen. 6 JAGD IN TIROL 04 | 2019
APRIL 2019 FOTO WILDDES & ÖKOLOGIE MONATS Wir suchen: IHR FOTO DES MONATS Fotografiebegeisterte Leser der „JAGD IN TIROL“ sind eingeladen, ihr „Foto des Monats“ an die Redaktion (foto@tjv.at) zu senden. Die Aufnahme sollte ein inte- ressantes Motiv aus Natur, Wald und Wild, Jagd, Forst oder Revierbetreuung abbilden. Eine kurze Erläuterung zur Person des Fotografen, dem Aufnahmeort und den näheren Umständen der Aufnahme wäre wünschenswert. Als Gewinn winken die Veröffent- lichung als „Foto des Monats“ samt Erwähnung des Fotografen in der JAGD IN TIROL, die Aufnahme in die TJV-Bildergalerie sowie ein Victorinox HUNTER Taschenmesser mit TJV-Logo. Einsendeschluss: 07. des Vormonats an foto@tjv.at Die Bilder sollten eine Dateigröße von ca. 5 MB haben. Die Teilnahme erfolgt durch Übersendung eines oder mehrerer Fotos ausschließlich per E-Mail. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmer gewährleisten, dass sie an den übermittelten Fotos sämtliche Rechte un- eingeschränkt besitzen und keine Rechte Dritter berühren. Insbesondere bei der Dar- stellung von Personen versichern die Teil- nehmer, dass keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden und die abgebildeten Personen mit einer Veröffentlichung ihres Bildes einverstanden sind. Die Teilnehmer räumen dem TJV mit der Einsendung und Teilnahme uneingeschränkt das Recht ein, übermittelte Fotos unentgeltlich und in sämtlichen Medien zu nutzen und zu ver- öffentlichen. 10 JAGD IN TIROL 04 | 2019 7
FORSCHUNG & PRAXIS AKTUELLES 177 Seeadler überwintern in Österreich N achdem letztes Jahr die Zahlen rück- gängig waren, konnten diesen Winter wieder mehr Seeadler in Österreich gezählt werden, wobei es sich bei etwa der Hälfte um reine Wintergäste handelt. Der Ver- breitungsschwerpunkt liegt im Grenzraum des Bundeslandes Niederösterreich zu den Nachbarländern. Die Zahlen belegen, dass die jahrelangen Bemühungen und Schutz- maßnahmen Wirkung zeigen und sich die Bestände leicht erholen. Für die ganzjährig ansässigen Adler hat die Brutsaison bereits begonnen. 2018 haben in Österreich 35 Seeadlerpaare gebrütet. Entscheidend für die Seeadler ist vor allem die Ruhe wäh- rend der Brut- und Ausflugsphase. Darum ist die Aufgabe der forstlichen Nutzung, Im Jahr 1946 galt der Seeadler in Österreich als ausgestorben. Zu sehr haben die Bestände unter der gezielten aber auch die Lenkung von Gästen in Be- Verfolgung, Lebensraumzerstörung und dem Einsatz von Pestiziden gelitten. reiche abseits der Horste von Bedeutung. Diese Rücksichtnahme und das Bewusst- der Jagd an Fluss-Seitenarmen in der Nähe schutzerfolg ist neben der Weiterführung sein für die Ansprüche der Tiere lassen des Horstes statt. Als Beute dienen dabei der Schutzmaßnahmen in Österreich und sich oft nur in Großschutzgebieten um- vor allem Wasservögel und Fische. Trotz den Nachbarstaaten vor allem der Kampf setzen. Nebst den Rückzugsräumen ist das der großen Erfolge ist das Überleben des gegen negative Faktoren wie illegale Ab- Nahrungsangebot von großer Bedeutung. Seeadlers in Österreich jedoch noch nicht schüsse und Vergiftungen. ❙ Während der Brutzeit findet ein Großteil gesichert. Voraussetzung für diesen Natur- TJV Alpen-Barrenringelnatter breitet sich über Tirol nach Bayern aus F orscher der Zoologischen Staatssamm- lung München (SNSB-ZSM) haben in der Alpenregion Bayerns, im Grenzgebiet bei Garmisch-Partenkirchen, an der Isar bei Mittenwald, im Inntal und bei Sach- rang, eine bisher übersehene Schlangenart entdeckt. Es handelt sich um eine beson- dere Form der Barrenringelnatter (Natrix helvetica), die bisher nur aus den Südalpen bekannt war und offensichtlich auch im westlichen Österreich (Tirol) weit verbrei- tet ist. Vermutlich ist die Schlange über den Brenner oder den Reschenpass und das Inntal bis nach Bayern gewandert. Die Barrenringelnatter wurde erst 2017 aufgrund von genetischen Untersu- chungen als eigenständige Art erkannt. Die große Variabilität der Ringelnatter und Barrenringelnatter in Bezug auf Färbung und Morphologie macht eine Sie unterscheidet sich von der „normalen“ Unterscheidung der beiden Arten extrem schwierig und oft nur mit zusätzlicher Hilfe der Genetik möglich. Ringelnatter oft durch eine dunkle Barren- zeichnung an den Körperseiten und eine len. Beide Arten variieren allerdings sehr beißen fast nie, geben bei Gefahr aber ein andere Kopfzeichnung, bei der die hellen stark, sodass ihre Eigenständigkeit lange stark stinkendes Sekret ab. ❙ halbmondförmigen Nackenflecken nur Zeit nicht bemerkt wurde. Alle Ringel- Auszug Pressemitteilung SNSB – schwach ausgeprägt sind oder ganz feh- nattern sind übrigens völlig ungiftig und Zoologische Staatssammlung München 8 JAGD IN TIROL 04 | 2019 Fotos: Fotolia (1), Glaw (1)
AKTUELLES | REVIERE FORSCHUNG & PRAXIS Rentiere Sibiriens leiden Projekt Gamswild- untersuchung – unter starker Wilderei was macht unser Gamswild krank? D ie Region der Taimyr-Halbinsel (Sibi- rien, Russland) beheimatet die größte Population wildlebender Rentiere. Momen- sie für die Wilderer leicht zu erbeuten. Da- bei werden die Tiere entweder direkt getö- tet, oder es wird versucht, ihnen während W ie sich die Gamsbestände, die Anzahl an Fallwild und Hegeab- tan zählt die Population ca. 400.000 Tiere, dem Schwimmen das Bastgeweih abzutren- schüssen in den einzelnen Revieren wobei die Bestandeszahlen rückläufig sind. nen. Vor allem in China ist das Bastgeweih entwickelt haben, welche Krankheiten Ein großer Faktor dabei ist die massive ein beliebtes Heilmittel, Zunge und Leber in welcher Häufigkeit auftreten und Wilderei. Die Behörden und Naturschutz- gelten als Delikatesse. Die Behörden haben wie sich die Reviere in Bezug auf die organisationen schätzen, dass jährlich bis neu auch das Absägen der Geweihe bei noch Bewirtschaftung verändert haben, soll zu 100.000 Tiere gewildert werden. Nicht lebenden Tieren unter Strafe gestellt. Natur- mittels eines Fragebogens erhoben wer- unlängst konnte ein Lastwagenkonvoi schutzorganisationen versuchen mit besen- den. Um dies erfassen zu können, sind mit 1.000 bis 1.500 gewilderten Rentieren derten Tieren mehr über die Wanderbewe- der Tiroler Jägerverband und die AGES gestoppt werden. Bei den Flussüberque- gungen herauszufinden und Schlüsselstellen darauf angewiesen, dass möglichst viele rungen, welche sie während der ca. 3.000 zu evaluieren, um dadurch Schutzmaßnah- Revierbetreuer ihr Wissen zu diesen km langen Wanderung von den Winter- zu men gezielter umsetzen zu können. ❙ Veränderungen mitteilen und den da- den Sommereinständen zurücklegen, sind TJV zu erstellten Fragebogen ausfüllen. Der Fragebogen steht auf der Websei- Durch den te des TJV (www.tjv.at) als Download Klimawandel oder online zum Ausfüllen bereit. Auf müssen die Rentiere Wunsch kann der Fragebogen auch in immer häu- Papierformat zugesendet werden. Wei- figer bereits ters besteht die Möglichkeit, den links aufgetaute Flüsse durch- abgebildeten QR-Code zu scannen und schwimmen. den Frage- Dies macht sie bogen online nicht nur für auszufüllen. die Wilderer zu leichterer ❙ Beute, sondern TJV führt, vor allem bei den Jungtieren, zu teilweise groß- en Verlusten. Rehgeiß mit Haarbruchsyndrom In der Genossenschaftsjagd Panzendorf in Osttirol konnte Thomas Geiler auf einem Foto seiner Wildkamera diese Rehgeiß mit der auffällig ver- änderten Decke festhalten. Die Veränderung ist auf das spätwinterliche Haarbruchsyndrom zurückzuführen. Damit befallene Stücke, meist Reh- wild, aber auch Rotwild und selten Gamswild, weisen am Träger und/oder seitlich an der Brust kahle Stellen auf. Bei genauem Betrachten kann fest- gestellt werden, dass das Winterhaar flächenhaft abgebrochen und nur noch wenige Millimeter lang ist oder teilweise ganz fehlt. Auf Grund des Juckreizes, welcher durch den Befall mit Ektoparasiten ausgelöst wird, kratzen sich die Tiere oder benagen sich gegenseitig an den betroffenen Stellen, wodurch das spröde Winterhaar abbricht. Obwohl die befallenen Stücke oft ziemlich zerzaust aussehen, ist ihnen nach dem Frühjahrs- haarwechsel nichts mehr anzusehen. Das spätwinterliche Haarbruchsyndrom wird bei Rehen oft auch als TJV „Haarseuche“ bezeichnet. Fotos: mkant/shutterstock (1), Geiler (1) JAGD IN TIROL 04 | 2019 9
WILD & ÖKOLOGIE XXX AUERWILD Zauber im Bergwald: Der große Hahn bittet zum Tanz Frühlingsgefühle kommen im Bergwald auf. Die Tage werden länger, die Schneede- cken langsam, aber sicher dünner und der Auerhahn, auch heute noch ein Wahrzei- chen des Bergfrühlings, vollführt in lichten Bergwäldern seinen Liebestanz, um die Hennen zu beeindrucken. Auf dem Balz- platz herrscht nämlich Damenwahl und die Hennen nehmen die möglichen Kandidaten genauestens unter die Lupe, denn nur der Beste und Stärkste kommt als möglicher Kindsvater in Frage. Der Höhepunkt des zum Teil mystischen Balzrituales liegt je nach Witterung und Höhenlage zwischen Ende März und Mitte/Ende Mai. Autorin: Miriam Traube 10 JAGD IN TIROL 04 | 2019 Foto: Boris Dmitriev/shutterstock (1)
XXX WILD & ÖKOLOGIE JAGD IN TIROL 04 | 2019 11
Wie der Anfang, so das Ende – das Balzritual des Auerhahnes beginnt und endet hoch oben in den Baum- kronen, wo die Hahnen auf ihren angestammten Plätzen mit dem sogenannten „Gsatz` l“ meist noch bei völliger Dunkelheit beginnen. Die Hennen erscheinen erst viel später am Balzplatz. Haben sich die Hahnen langsam eingesungen, verlassen sie mit der Morgendämmerung die Baumkronen, um auf dem Boden weiter zu balzen. Meist geht der Platzhahn dabei zuerst zu Boden und seine Nebenbuhler folgen ihm. Der typische Balzgesang fungiert hierbei als akustische Reviermarkierung, denn die Hahnen sind zu dieser Zeit streng territorial und dulden keinen Rivalen in ihrem Revier. Je älter die Hahnen, desto weniger überlappen sich die einzelnen Reviere. Am Boden wird die typische Imponierhaltung eingenommen. Sind noch keine Hennen am Balzplatz, gilt dieses Verhalten ausschließlich den anderen Hahnen und wird als Territorialver- halten bezeichnet. Hier geht es darum, seinen Status quo zu erhalten oder vielleicht auch zu verbessern, denn der Besitz und die Lage des Revieres geben auch den Hennen Auskunft über „Rang und Namen“ des einzelnen Hahnes. Schneider sind meist revierlos und treiben sich nur am Rande des Geschehens herum. Neben dem Reviergesang existieren im Repertoire des Auerhahnes weitere Laute und Töne, die als „Worgen“ und „Kröchen“ bezeichnet werden. Beim „Kröchen“ handelt es sich um Drohgebärden gegenüber ande- ren Hahnen am Balzplatz. Das Halsgefieder wird dabei stark aufgeplustert bzw. gesträubt und der Hals weit nach vorne gestreckt. Das Ganze ähnelt einer ein- bis zweimaligen Verbeugung. Alleine seine leicht geduckte, nach vorne gestreckte Körperhaltung mit aufrechtem, gefächertem Stoß signalisiert seinem Gegenüber keine Freundschaft mehr. 12 JAGD IN TIROL 04 | 2019 Fotos: Burgstaller (3), Mächler (1)
In der Vorbalz, also bis ca. Ende April, gibt es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen den Hahnen. Hier geht es dann zum Teil richtig zur Sache und es ist alles andere als leise. Dabei gibt es Kämpfe, bei denen es mehr zum Schwin- geneinsatz, und Kämpfe, bei denen es mehr zum Schnabel- einsatz kommt. Diese Auseinandersetzungen um das beste Revier finden fast ausschließlich am Boden statt. Manche Kämpfe gestalten sich durch den Einsatz der Schnä- bel etwas blutig. Das Gefieder am Hals liegt im Gegensatz zu anderen Drohgebärden eng an und die Hahnen versuchen, sich gegenseitig mit dem Schnabel an Kopf und Hals zu fassen. Während dieser Rivalenkämpfe vergessen Hahnen zum Teil ihr Umfeld und es ist in einer solchen Situation möglich, sehr nahe an die Vögel heranzukommen. Allerdings sollte man dabei immer die Größe des Balzplatzes bzw. die dort vorhandene Anzahl an Vögeln beachten, denn die nicht kämpfenden Hahnen oder auch die vorhandenen Hennen nehmen sehr wohl die kleinste Bewegung oder auch das leiseste Geräusch wahr. Das sogenannte „Worgen“ ist meist öfter zu hören als das „Kröchen“. Auch diese Art der Kommunikation mit den Artge- nossen ist mit einer sich verbeugenden Körperhaltung verbunden, jedoch wirkt der Hahn an sich nicht so aggressiv und der sich zischend anhörende Endton fehlt. Das Balzverhalten der Hahnen ist entweder auf ein negatives Imponiergehabe gegenüben anderen Hahnen oder auf ein positives Imponiergehabe gegen- über den Hennen ausgerichtet. Mit dem „Flattersprung“ machen die Hahnen auf sich aufmerksam. Sie demons- trieren sozusagen ihr Vorhandensein. Der Hahn hebt dabei kurz für ein paar Meter vom Boden ab, gleitet und landet wieder. Der Flügelschlag ist dabei weit vernehm- bar, seine Anwesenheit ist somit für andere Hahnen weder zu übersehen noch zu überhören. Fotos: Burgstaller (3), Mächler (1) JAGD IN TIROL 04 | 2019 13
Wenn die Hennen am Balzplatz einfallen, ändert sich das Verhalten der Hahnen. Die Drohgebärden gegenüber den Rivalen werden auf ein Minimum reduziert. Mann muss ja den Frauen gefallen und diese mögen die Machtrange- leien der Herren nicht. Sie geben sozusagen den Ton an und wählen zwischen den Hahnen nur den Besten aus. Am Balzplatz herrscht Damenwahl. Da die starken Hahnen im Zentrum der Balzarena zu finden sind, tummeln sich dort auch die Hen- nen. Die sich am Rand aufhaltenden Schneider sind für die Hennen uninteressant, auch dann, wenn kein starker Hahn am Balzplatz zu finden ist. Der Auerhahn lebt polygam, was bedeutet, dass es für den Platzhahn keinerlei Probleme darstellt, mehrere Hennen zu begatten. Die Hahnen zeigen gegenüber den Hennen eine Art Beschwichtigungsverhalten. Die frontale Konfrontation wird dabei vermieden, vielmehr präsentiert der Hahn seinen breit gefächerten Stoß. Er umkreist dabei die umworbene Henne und lässt die gespreizten Schwingen leicht am Boden streifen. Ans Eingemachte geht es für die Hahnen, wenn die Hennen am Balzplatz auftauchen. Jetzt geht es für sie ums Gesehenwerden und dafür stellen sie ihr Pracht- kleid zur Schau. Der breit gefächerte Stoß und der auffällige Kehlbart werden dabei im besonderen Maße den Hennen präsentiert. Imponier- und Beschwichti- gungsverhalten wechseln sich ab, um bei der Henne Eindruck zu hinterlassen. Der passende Gesang darf dabei natürlich nicht fehlen. Die Henne signalisiert dann irgendwann dem auserwählten Hahn durch eine geduckte Körperhaltung ihre Paarungsbereitschaft. 14 JAGD IN TIROL 04 | 2019 Fotos: Burgstaller (4)
Knappen, Triller, Hauptschlag, Schleifen – dies sind die vier Strophen des Reviergesanges des großen Hahnes. Er nimmt hierfür eine typische Körperhaltung ein. Mit gefächertem Stoß wird der Hals nach oben gestreckt und der Schnabel zeigt dabei ebenfalls nach oben. In dieser imponierenden Pose wiederholt der Hahn sein Gsatz`l immer und immer wieder. Trotz seiner Größe ist sein Gesang nicht sonderlich weit zu hören und auf größere Entfernung ist meist nur noch der Hauptschlag zu vernehmen. Der Tretakt selbst ist letztendlich alles andere als gefühlvoll. Drückt sich die Henne mit gespreizten Flügeln auf den Boden, nähert Das Balzlied nutzen Jäger und Naturfreund, um sich der Hahn von hinten und packt die sich dem Hahn anzunähern bzw. ihn anzuspringen. Henne beim Aufsteigen am Nackengefieder. Während der letzten Strophe, dem sogenannten Schleifen, nimmt der Hahn seine Umwelt nicht wirklich war. Unter anderem schiebt sich das Au- genlid bis auf einen kleinen Spalt über das Auge. Ist das Schleifen allerdings vorbei, nimmt der Hahn das kleinste Knacken eines Astes sofort wahr. Vom Signal der Paarungsbereitschaft bis zum eigentlichen Tretakt können jedoch noch Stunden bis Tage vergehen, in denen sich Hahn und Henne immer wieder umkreisen, ausweichen oder zu Fuß bzw. im Flug verfolgen. Fotos: Burgstaller (3), Mauracher (1), Mächler (1) JAGD IN TIROL 04 | 2019 15
WILD & ÖKOLOGIE WILDTIERKRANKHEITEN XXX Serie Wildtierkrankheiten: Dermatophilose Die Dermatophilose ist eine entzündliche Erkrankung der oberflächlichen Hautschichten, die mit starker Schuppenbildung einhergeht und deshalb häufig Anlass zur Verwechslung mit Räude gibt. Der Erreger dieser Krankheit ist das feuchtigkeitsliebende Bakterium Dermatophilus congolensis. Autor: Mag. Christian Messner, Sprengeltierarzt Schwaz D ieser zu den Aktinomyceten gehö- Beachtung geschenkt wird. Auch bei Gams- Längere Regenperioden, die zu einer Auf- rende Erreger ist in der Umwelt weit wild in Österreich und der Schweiz konnte weichung der oberflächlichen Hautschich- verbreitet. Er bildet kleine kugelige diese Erkrankung nachgewiesen werden. ten führen, begünstigen eine Infektion. Die Gebilde, sogenannte Zoosporen, die zu fa- Hautveränderungen finden sich bevorzugt denförmigen Hyphen (fadenförmige Zel- am Nasenrücken, im Bereich des Äsers und len) auskeimen, aus denen sich wiederum Krankheitsbild der Augenumgebung, an den Lauschern, Sporen entwickeln. Dermatophilus con- Durch kleine Verletzungen, durch Insekten- Achselhöhlen, an den Schenkelinnenseiten golensis verursacht vor allem bei Pferden stiche oder durch Zeckenbisse kann der Er- sowie an den Läufen. Auf die Infektion re- sowie bei gealpten Schafen und Rindern reger in die Haut eindringen, wo er sich ver- agiert der Körper mit einer Rötung sowie schuppige Hautveränderungen, denen auf- mehrt und eine Entzündung hervorruft. Im einer verstärkten Abschuppung der Haut. grund des meist milden Verlaufes wenig Gegensatz zur Räude besteht kein Juckreiz. In schwereren Fällen entstehen kleieartige 16 JAGD IN TIROL 04 | 2019 Fotos: Messner (4)
WILDTIERKRANKHEITEN XXX WILD & ÖKOLOGIE oder borkige Beläge, mit denen der Er- reger abgestoßen wird und in denen er lange Zeit infektiös bleibt. Rehwild Fast immer heilt die Dermatophilose Vom Lebewesen zum Lebensmittel von selbst wieder aus, nur bei durch Haut Gout andere Krankheiten geschwächten Fabian Grimm Tieren kann sie generalisieren und auch mit zum Tod führen. Falls das Hardcover, 176 Seiten, Wildbret keine anderen negativen zahlr. Abb., Veränderungen oder eine erhebliche Format: 21 x 20 cm Abmagerung aufweist, kann es nach ISBN 978-3-7888- Entfernung veränderter Teile verwer- 1947-7 tet werden. ❙ Preis: € 19,95 Verlag J. Neumann-Neudamm GmbH Dermatophilose auf dem Nasenrücken eines Schwalbenweg 1, D-34212 Melsungen Gamskitzes Tel.: +49 (0) 5661.9262-26 E-Mail: info@neumann-neudamm.de www.neumann-neudamm.de Das Reh ist ein kleines Tier. Es lebt frei, selbstbe- stimmt und artgerecht in Wald und Feld, bis ein ge- zielter Schuss es unvermittelt tötet. Aufgebrochen, ohne Decke und Knochen, bleiben vom Reh etwa sechs Kilo Wildbret von höchster Qualität. Ein Tier zu zerteilen, ist eine der ältesten Aufgaben des Menschen. Jäger erleben sie noch Tag für Tag, wenn sie Beute gemacht haben, und können sich so beim Erlegen, Verarbeiten, Aus- der-Decke-Schlagen und Zerwirken ganz intensiv mit dem Leben, dem Tod und der eigenen Ernährung auseinanderset- zen. Dieses Buch ist die Anleitung, um aus dem Lebewesen Reh ein Lebensmittel zu machen. In Schritt-für-Schritt-Anlei- tungen wird erstens das Aus-der-Decke-Schlagen und zwei- tens das Zerwirken vom ganzen Stück bis zum vakuumierten Braten gezeigt, wobei die reichhaltige Bebilderung jeden Bei Dermatophilose können an den erkrank- ten Stellen die Haare mitsamt der Oberhaut Nach der Abheilung bleiben einige Zeit lang Schritt auch für Anfänger leicht nachvollziehbar macht. leicht ausgezupft werden. haarlose Stellen zurück. E L AD RO M Y T Klymax bietet Ihnen innovative Schalldämpfer für den jagdlichen Gebrauch. IN Höchste Qualität, beste Performance und extravagante Lösungen sind unsere Stärken. KFL - MÜNDUNGSBREMSE L x Dm: 55 x 28 mm Gewicht: 76 g Kaliber: uni Preis: 99,– Euro SKADI - KFL L x Dm: 224 x 40 mm JAGD | BEHÖRDE | SPORT Schallreduktion: 28–33 db Gewicht: 395 g Kaliber: 4,5–9,3 mm Preis: ab 356,– Euro www.storesafepeople.com Marbling 11a, 6335 Thiersee
WILD & ÖKOLOGIE REHWILD Rehkitzmarkierung Tirol 2019 I m Jahr 2017 startete das Projekt „Rehkitzmarkierung Tirol“ mit dem Ziel, den Grundstein für die Langzeitforschung zum Wan- derverhalten von Rehen in Tirol zu legen. In den letzten zwei Jah- ren wurden über 100 Rehkitze markiert. Einen herzlichen Dank an alle Jägerinnen und Jäger, welche an diesem Projekt bis jetzt teilge- nommen haben. Für die neue Saison 2019 werden neue Ohrmarken in anderer Far- be und dem Jahr entsprechender Nummerierung verwendet. Die Ohrmarken aus dem Jahr 2017 und 2018 dürfen dieses Jahr nicht mehr verwendet werden, um eine eindeutige Ansprache auf das Jahr der Markierung zu ermöglichen. Die Zangen sind auch mit den neuen Ohrmarken kompatibel. Die entsprechenden Ohrmar- ken werden vom TJV kostenlos zur Verfügung gestellt und können revierweise mit dem nachstehenden Formular oder direkt über die Homepage des TJV bestellt werden. Meldungen zu erlegten oder ge- sichteten markierten Rehen können jederzeit telefonisch, schriftlich oder ebenfalls über die Homepage gemacht werden. Auch langfristig steht und fällt das Projekt „Rehkitzmarkierung Ti- rol“ mit der freiwilligen Mitarbeit der Jägerschaft. Engagiert sich eine Vielzahl von Jägerinnen und Jägern beim Markieren sowie der spä- teren Rückmeldung von erlegten oder gesichteten Stücken, entsteht eine Datengrundlage, anhand der aussagekräftige Analysen durchge- führt werden können. ❙ TJV ✁ Bestellformular Ohrmarken für die ✁ Rehkitzmarkierung 2019 Anzahl Ohrmarken: VORNAME ❒ 5 Stück ❒ 10 Stück NACHNAME ❒ 15 Stück ❒ 20 Stück ADRESSE (Die Ohrmarken werden kostenlos abgegeben. Bitte eine Bestellung pro Revier.) PLZ/ORT ✁ TELEFONNUMMER Anzahl Zangen: …………. E-MAIL-ADRESSE (€ 14,50 pro Zange) REVIER (Achtung! Die Marken können nur mit einer kompatiblen Zange angebracht werden.) Ort/Datum Unterschrift Einsenden an: Tiroler Jägerverband, Projekt Rehkitzmarkierung, Meinhardstraße 9, 6020 Innsbruck, E-Mail: info@tjv.at 18 JAGD IN TIROL 04 | 2019 Foto: Haaser (1)
XXXXX JAGDHUNDE ✃ (Polygonatum multiflorum All.) AUSS CHNE Vielblütige UND IDEN SAM MELN ! Weißwurz Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae) Die Tür verschlossen, der Schlüssel verloren. Jetzt ist guter Rat fast genauso teuer wie der Schlüsseldienst, der die Türe wieder öffnet. Ach, wie wäre es schön, jetzt einen universalen Türöffner zu haben, der das Problem für einen löst. Der Sage nach blüht einer dieser Türöffner direkt bei uns vor der Haustür. Die unterirdischen Spros- se der Vielblütigen und der Echten Weißwurz gelten zu- mindest in der Mythologie als wirksames Mittel gegen verschlossene Türen. Zu dumm nur, dass angeblich nur ein Specht die entsprechenden Wurzeln finden kann. Autor: Thomas Gerl Merkmale Standort In Tirol findet man neben der häufigen Vielblütigen Weißwurz noch zwei Die Vielblütige Weißwurz ist in den weitere Weißwurz-Arten. Sehr einfach zu unterscheiden ist die Quirl- gemäßigten klimatischen Breiten Eu- blättrige Weißwurz, die einen aufrechten, bis zu 100 cm hohen Stängel ropas, Asiens und Nordamerikas weit hat, an dem die länglich lanzettlichen Blätter in Quirlen abstehen. verbreitet. Sie ist eine typische Art Die Wohlriechende und die Vielblütige Weißwurz ähneln sich dagegen der Laubwälder auf frischen, mull- sehr und für die genaue Unterscheidung muss man genauer hinsehen haltigen Böden über Kalkgesteinen. bzw. „-riechen”. Beide Arten haben einen überhängenden, um die 50 cm Die Wohlriechende Weißwurz kommt hohen Stängel, der aus einem weißen Erdspross, der „Weißwurz”, ent- an ähnlichen Standorten vor, ist al- springt. Diese unterirdischen Organe können viele Jahre alt werden und lerdings bezüglich der klimatischen treiben in jedem Jahr einen oberirdischen Stängel aus, der im Herbst Ansprüche etwas robuster. In Tirol abstirbt. Dadurch bilden sich an dem Erdspross markante Narben, an wachsen beide Arten vor allem in den denen man das Alter der Pflanze ablesen kann und die auf Grund ihrer Buchen-Mischwäldern der Tallagen bis hinauf in die montane Stufe. Die höchsten Fundorte der Vielblütigen Weißwurz liegen bei etwa 1.000 m, die der Wohlriechenden bei knapp über 1.800 m in den Allgäuer Alpen. MERKMALE DER VIELBLÜTIGEN WEISSWURZ: Die traubigen Blütenstände mit drei bis fünf Einzel- blüten stehen in den Blattachseln. Die Blüten besitzen sechs weiße Blütenhüllblätter, welche röhrig verwachsen und an der Spitze grün sind. Fotos: Gerl (1), Elena Koromyslova/shutterstock (1), HHelene/shutterstock (1) JAGD IN TIROL 04 | 2019 19
JAGDHUNDE XXXXXX ✃ Die sommergrüne Vielblütige Weißwurz Die Wohlriechende Weißwurz besitzt im Gegensatz Die Quirlblättrige Weißwurz ist durch die wird ca. 50 cm hoch. Ihre Blütezeit zur Vielblütigen Weißwurz nur ein bis zwei Blüten quirlständige Blattanordung der lanzett- reicht von Mai bis Juni. in den Blattachseln. lichen Blätter sehr gut von den beiden anderen Arten zu unterscheiden. Form wohl an den Siegelring des biblischen Königs Salomo erinnern, was den Weißwurz-Arten den Beinamen Salomonssiegel eingebracht hat. Während bei der Vielblütigen Weißwurz der Stängel glatt und rund ist, hat der Spross der Wohlriechenden Weißwurz scharfe Kanten. Von dem gebogenen Stängel stehen die eiförmigen Blätter in zwei Zeilen wie kleine Flügel waagrecht ab. Das beste Unterscheidungsmerkmal ist jedoch die Zahl der Blüten. Während bei der Wohlriechenden Weißwurz im- mer nur eine, maximal zwei duftende Blüten zwischen den Blättern vom überhängenden Stängel herabhängen, sind es bei der Vielblütigen Art drei- bis fünfmal mehr geruchlose Blüten. Bei beiden Arten besteht jede Einzelblüte aus sechs milchig-weißen Kronblättern mit einer grünen Spitze, die zu einer schmalen Röhre verwachsen sind. Diese umschließt sechs Staubblätter und einen Stempel aus drei verwachsenen Fruchtblättern. Nach der Befruchtung durch langrüsselige Hummeln oder Schmetterlinge reift der Fruchtknoten zwischen August und September zu einer dunkelblauen, oft hell bereiften Beere heran. Wissenswertes Alle Weißwurz-Arten sind giftig, da sie Saponine, d. h. wasch- aktive Substanzen, enthalten, die nach Verzehr zu starker Übelkeit mit Erbrechen und Durchfall führen. In der Volksme- dizin wurde deshalb die zerkleinerte Wurzel als Brechmittel eingesetzt. Im Mittelalter verwendeten kräuterkundige Män- ner und Frauen den Erdspross gegen die Beschwerden bei Hühneraugen, da die von den abgestorbenen Blütenstängeln vernarbten Erdsprosse den schmerzhaften Hornschwielen an den Füßen eines Menschen ähneln. Nach der damals gültigen Signaturenlehre deutete man die bloße Ähnlichkeit einer Pflanze als göttliches Zeichen, gegen welche Leiden eines Menschen die Art dienen könnte. Noch viel unglaublicher ist die von den Gebrüdern Grimm gesammelte Volkssage von einem Schwarzspecht, der die Erdsprosse einer Weißwurz ausgräbt und den Menschen bringt. Wer im Besitz dieser sagenhaften Wurzel ist, bekommt einen universellen Türöffner gleich mitgeliefert, denn „er [der Specht] hält ob einer Wurzel Wacht, die alle Schlösser springen macht”. Auch die Narben der abgestorbenen Triebe regten die Phantasie unserer Vorfahren an. Sie brachten sie in Verbindung mit dem verschwundenen Siegelring des Königs Salomon, der mit seinen magischen Kräften allen seinen Besitzern zu Glück und Segen verhelfen konnte. In der heutigen Zeit stehen natürlich nicht die vermeintlich zauberhaften Wirkungen der Pflanze im Mittelpunkt des Interesses. Heute sollten wir uns an diesem Frühlingsboten erfreuen, der im zeitigen Frühjahr vor dem Aus- trieb des Laubes mit seinen ausgebreiteten Blättern das Sonnenlicht sammelt und seine Blüten bildet, die für die heimische Insektenwelt eine wertvolle Futterquelle nach dem langen Winter darstellen. 20 JAGD IN TIROL 04 | 2019 Fotos: Przemyslaw Muszynski/shutterstock (1), jung ui kim/shutterstock (1), Gerl (1), Rozova Svetlana/shutterstock Foto: (1)Thomas Kranabitl
TJV-SHOP REHE IM WALD €ink6l. US5t.,- Autor: Hubert Zeiler Spannende Einblicke in das Leben einer vermeintlich bekannten Wildart bietet das Buch „Rehe im Wald“ des bereits durch seine Bücher über Rotwild, Auerwild und Birkwild bestens bekannten Wildbiologen Hubert Zeiler. Insgesamt stehen bei diesem Buch nicht die Fütterung und die Trophäenhege im Vordergrund, sondern das Wechselspiel zwischen dem Lebensraum Wald und dem Randlinienbewohner Reh. €ink3l. US9t.,- JÄGER-HANDWERK Autor: Bruno Hespeler Gute Jagd hat immer sehr viel mit Handwerk zu tun gehabt. Wer sich einen echten Jäger nennen will, der sollte alles beherrschen, was Jagd verlangt. Er sollte wissen, wo und wann man am besten ansitzt, welche Jagdarten es gibt, wie welche Wildart tickt, wie man Wild FÜTTERUNG versorgt und verwertet, wie viel Hege und Technik die Jagd verträgt. Ein Buch für Profis und VON REH- UND für solche, die es werden wollen. ROTWILD Autoren: € 2l. US2t.,90 ink BIRKWILD, Armin Deutz, Johann Gasteiner, Haselhuhn, Schneehuhn €ink6l. US5t.,- Karl Buchgraber Autor: Hubert Zeiler Wenn Reh- und Rotwild Das Buch bringt allgemein spannende Erkenntnisse, nicht nur für Jäger, sondern auch gefüttert werden, dann für Vogelkundler. Das größte Augenmerk gilt dabei dem Birkwild. Diese Wildart wird in sind Mindestkenntnisse all ihren Lebensgewohnheiten dargestellt, mit zum Teil völlig neuen Erkenntnissen. über Verdauung und Fut- termittel unbedingt erfor- derlich. Dieser Ratgeber soll ein wenig mithelfen, €ink6l. US5t.,- ROTWILD IN DEN BERGEN die Fütterungspraxis Autor: Hubert Zeiler verträglicher und ange- passter für die Wieder- Der Hirsch hat im Leben und in der Geschichte der Menschheit immer eine große Rolle käuer Reh- und Rotwild gespielt. Sein Geweih diente als Sinnbild für das Werden und Vergehen in der Natur, war aber und auch für deren Le- gleichzeitig in vielen Gesellschaften auch ein Symbol der Macht. Kein Wunder also, dass man bensräume zu gestalten. sich zu allen Zeiten sehr intensiv mit dem Rotwild auseinandergesetzt hat, was seinen Damit möge es gelingen, Niederschlag in manchem Rotwildbuch gefunden hat. Nur: Neuere, gut geschriebene Literatur dass der Spruch von zu diesem Thema gibt es kaum. Hubert Zeiler, ein Fachmann ersten Ranges, hat nunmehr Hoffmann „Die Fütte- Abhilfe geschaffen. Er versteht es, sämtliche Rotwildfragen, Verhalten, Lebensraum, rung von freilebenden Geschichte, Biologie und Jagd spannend und fundiert darzustellen. Es ist kein bloßes Wildtieren ist stets ein Aufzählen von Fakten, sondern es werden überall die Zusammenhänge hergestellt. mehr oder weniger guter Kompromiss – oft leider bei guter Absicht ein MALEN UND ZEICHNEN schlechter“ nicht mehr so NACH DER NATUR €ink4l. US9t.,- häufig zutrifft. Auf der CD finden sich neben weiter- Autor: Steen A. Hansen führenden Darstellungen des Verdauungsapparates „Malen und Zeichnen nach der Natur“ ist ein Buch für Menschen, die lernen wollen, gut und und dessen Funktions- professionell zu zeichnen und zu malen. Es beschäftigt sich vor allem mit der Schwarz-Weiß- weisen viele praktische Zeichnung, der Aquarellmalerei und der Ölmalerei. Weitere Kapitel widmen sich der Ausrüstung, Rationsberechnungen für der Farbwahrnehmung und der Farbenlehre, dem Überraschungseffekt und den häufigsten Fütterungsbeispiele. Fehlern, die man als junger Maler macht. Meinhardstraße 9, 6020 Innsbruck, Tel. 0512-571093, E-Mail: info@tjv.at
WALD & LEBENSRAUM BAUM DES JAHRES Europäische (Ostrya carpinifolia Scop.) Hopfenbuche Familie: Birkengewächse (Betulaceae) Autor: Thomas Gerl 2019 D er Naturschutzverein „Kuratorium herrscht. Der Name des Baumes ist ein Merkmale Wald” kürte zum internationalen wenig irreführend, da dieses Holzge- Hopfenbuchen bleiben für Bäume erstaun- Tag des Waldes am 21. März die wächs weder etwas mit den lianenartigen lich jung. In ihren kaum 100 Lebensjahren Europäische Hopfenbuche zum österrei- Hopfen-Pflanzen der Auwälder noch den erreichen sie Wuchshöhen zwischen 15 und chischen Baum des Jahres 2019, weil an Buchen der montanen Stufe zu tun hat, 20 m bei einem Stammdurchmesser von ma- den wenigen österreichischen Standor- sondern von Botanikern auf Grund der ximal 50 cm. Ihr unter der gräulichen, längs- ten wegen der besonderen klimatischen charakteristischen Blütenmerkmale zu rissigen Rinde verborgenes Holz ähnelt in Bedingungen eine große Artenvielfalt den Birkengewächsen gezählt wird. seiner hellen Maserung dem der Hainbuche. 22 JAGD IN TIROL 04 01 | 2019 Fotos: Gestiafoto/shutterstock (1), CTatiana/shutterstock (1), M. Schuppich/shutterstock (1), flaviano fabrizi/shutterstock (1)
BAUM DES JAHRES WALD & LEBENSRAUM Auch die doppelt gesägten, wechselständig an den Zweigen sitzenden Blätter erinnern mit ihren hervortretenden Blattadern ent- fernt an jene der Hainbuche, sodass sich zumindest erklären lässt, weshalb die Na- mensgeber der Art an die Buche dachten, als sie den Baum des Jahres 2019 vor sich sahen. Ihre länglich eiförmige Blattspreite wird zwischen sieben und neun Zentime- ter lang und sitzt mit ihrem abgerundeten, manchmal sogar herzförmigen Blattgrund an einem kurzen Blattstiel. Wie alle Birkengewächse sitzen auch bei der Hopfenbuche die männlichen und weib- lichen Blüten in herabhängenden Kätzchen. Die Art ist einhäusig-getrenntgeschlechtlich, d. h. auf jedem Baum finden sich Blütenstän- de mit männlichen bzw. weiblichen Einzel- blüten. Jede männliche Einzelblüte besteht aus vier bis zehn Staubblättern, die auf einem grünlichen Deckblatt sitzen und dieses mit ihrer bräunlichen Spitze kaum überragen. Die vom Wind freigesetzten Pollenkörner werden durch die Luft zu den weiblichen Blü- ten geweht, an deren Narben die winzigen Pollenkörner kleben bleiben. Frische weib- liche Blütenstände stehen zunächst aufrecht an den Zweigen, doch mit zunehmendem Alter hängen sie herab. Nach der Befruch- tung wachsen zwei zunächst unscheinbare, dicht behaarte Vorblätter zu einer blattartig wirkenden Frucht heran. In der Mitte dieses Die Europäische Hopfenbuche ist einhäusig-getrenntgeschlecht- Organs sitzt eine Nussfrucht, die den Samen lich und ihre Blütezeit liegt im enthält. Mehrere dieser Früchte bilden einen Früchte der Hopfenbuche aufblähen und April/Mai. Die männlichen bzw. bis zu sechs Zentimeter langen Fruchtstand, sich bräunlich verfärben, bevor sie kräftige weiblichen Blüten erscheinen der vor allem mit zunehmendem Alter stark Herbstwinde von den Bäumen reißen und als Kätzchen, deren Bestäubung durch den Wind erfolgt. an jenen des Hopfens erinnert, weil sich die so die Art verbreiten. Jagdwaffen und Zubehör Tolle Angebote & Aktionen, z. B. • Vorstellung der IWA-Neuheiten Mode & Outfits mit Gelegenheit zum Praxistest für Outdoor & Tracht • Sonderangebote Waffen & Optik • Lagerverkauf Seminare von Blaser und Härkila (Sonderposten) Kulinarisches • Seminare z.B. Waffenreinigung* • Geländewagenausstellung Mercedes Riess • Kinderprogramm • Bewirtung durch die Schmankerl-Alm JÄGERWOCHE Ladenöffnungszeiten während der Jägerwoche: bei Jakele in Di - Fr: 9 - 18 Uhr · Sa: 9 - 15 Uhr Weitnau/ Allgäu So-Mo: geschlossen 5. bis 13. April 2019 Am Werkhaus 8 · D-87480 Weitnau-Hofen (außer Sonntag und Montag!) *Termine & Infos zum Rahmenprogramm Tel. +49 83 75 / 20 60 - 200 (Waffen) - 090 (Bekleidung) unter: www.jakele.de oder www.jakele-textil.de
WALD & LEBENSRAUM BAUM DES JAHRES Muschelschale, ist. Bei der Produktion von mechanisch stark beanspruchten Bautei- len wie z. B. Spindeln, Spulen oder Walzen griffen die Drechsler gerne auf das Holz der Hopfenbuche zurück, da es sehr be- ständig gegen Abnutzung ist. Die größte Bedeutung hat die Art aber im Naturschutz, denn die Flaumeichen- Hopfenbuchen-Wälder der Südalpen sind wahre Hotspots der Artenvielfalt. An die- sen klimatisch günstigen Standorten mit nährstoffarmen, steinigen Böden sammeln sich botanische und zoologische Raritäten. Besonders die wechselwarmen Reptilien fühlen sich von diesen Orten magisch angezogen und so kann man z. B. die in Österreich extrem seltene Sandviper oder die herrlich grün leuchtende Smaragdei- dechse gerade in diesen Hopfenbuchen- Beständen in Kärnten oder der Steiermark beobachten. Aus diesem Grund verdienen diese ohnehin oft nur sehr schwierig zu- gänglichen Flächen in den steilen Hängen der Südalpen einen besonderen Schutz, um diese mediterrane Note in der einhei- mischen Flora auch für unsere Nachkom- men zu erhalten. ❙ Die Fruchtreife der Hopfenbuche liegt im September/Oktober. Der Fruchtstand ähnelt dabei den weiblichen Blütenständen des Hopfens, wobei sich in der Fruchthülle eine kleine, braune, glänzende Nuss befindet. Standort entlang der Eisack und der Etsch, größere Standorte der Hopfenbuche sollten ei- Bestände mit Flaumeichen, die besonders ne Jahresmitteltemperatur von ungefähr artenreich sind. 15° C und jährliche Niederschläge um die 1.500 mm bei gleichzeitig milden Wintern aufweisen. Da diese Klimabe- Wissenswertes dingungen österreichweit kaum anzutref- Obwohl ihr Holz extrem unempfindlich fen sind, ist die Art bei uns sehr selten, gegenüber Abnutzung ist, lassen sich Hop- aber nicht in ihrem Bestand gefährdet. fenbuchen kaum nutzen. Wegen ihres ho- Man findet sie vor allem in der süd- hen Stockausschlagvermögens kann die lichen Steiermark oder in Kärnten, wo sie Art an klimatisch geeigneten Standorten z. B. in den Karawanken bis auf maximal für die Niederwaldbewirtschaftung ge- 900 m Meereshöhe wächst. nutzt werden, um Brennholz zu gewinnen. In Nordtirol gibt es keine größeren Bestän- Letztlich kommt die Art aber viel zu sel- de, wobei einzelne Exemplare an beson- ten vor, um nennenswerte wirtschaftliche ders wärmebegünstigten, steinigen Süd- Erträge zu erzielen. Der botanische Name Der Habitus der Hopfenbuche ist in der Jugend hängen des Oberinntals auf kalkhaltigen „Ostrya“ leitet sich vom griechischen Be- kegelförmig und wird im Alter offener. Sie erreicht Extremstandorten zu finden sind. Jenseits griff „óstreon“ für Muschel ab, weil das meist eine Höhe von ca. 15 m mit tief angesetzter Krone. des Brenners bildet die Art im Vinschgau, Holz des Baumes extrem hart, wie eine 24 JAGD IN TIROL 04 | 2019 Fotos: flaviano fabrizi/shutterstock (1), M. Schuppich/shutterstock (2)
Mitgliederaktion ERSTE-HILFE-SET TASCHENMESSER „JAGD & FORST“ VICTORINOX „CLASSIC“ Vom Dreieckstuch über die Zeckenpinzette Klein, aber mit Klasse, ein treuer Begleiter bis zur Trillerpfeife, eine sinnvolle durch Geschäftsleben und Freizeit! Zusammenstellung für jeden Jagdrucksack! € 14,90 € 17,90 TASCHENMESSER VICTORINOX HUNTER XT ERSTE-HILFE-SET SONDERMODELL TJV JA GD & FO RS T mit Für furchtlose Abenteurer und Vom Weidklinge Dreieckstuch sowie überanderen nützlichen die Zeck enpinzette Funktionen bis zur Trilleein zuverlässiger rpfe ife, eine sinnBegleiter volle Zusammauf enstder Pirsch! ellun g für jeden Jagdrucksack! € 44,90 € 17,90 WEIDLOCHAUSLÖSER JAGDSCHERE „LÖWE“ „BUTT OUT 2“ Ideal für müheloses und einfaches Aufbrechen sowie für lautloses Zeitsparend, ideal von Reh bis Hirsch Freischneiden von Hochsitz und sowie zum schnellen und sauberen Schussbahn! Ringeln geeignet! € 32,90 € 14,90 HYGIENE-SET „GR. L-XXL“ beinhaltet: 2x Mundschutzmaske, 1x Händedesinfektionsmittel, 5 x 2 Untersuchungshandschuhe € 4,00 Geschenkideen für Mitglieder erhältlich beim Tiroler Jägerverband, Meinhardstraße 9, 6020 Innsbruck
JÄGER & REVIER LESEPROBE Äsungsverbesserung Es gibt kein heilbringendes Standardprogramm der Reviergestaltung, dessen Anwendung in allen Revieren gleichermaßen sinnvoll ist und Besserung verspricht. Wer planen und gestalten will, muss sich über die örtlichen Voraussetzungen Klarheit verschaffen. Er muss die naturräumlichen Rahmenbedingungen und Grenzen kennen, die bestehenden, entwicklungsfähigen Lebensraumpotenziale in Wald und Feld, die Art und Intensität der vorhandenen Flächennutzungen – kurz, den Ist-Zustand des Revieres. Autor: Michael Petrak B ei der Verbesserung der Äsungsver- Waldbauliche Maßnahmen von der schlagweisen Reinbestandswirt- hältnisse im Wald lassen sich grund- Großflächige und ganzjährige Verbesse- schaft zu ungleichaltrigen, stufigen Misch- sätzlich zwei Maßnahmenkomplexe rungen der Äsungsmöglichkeiten sind vor- beständen mittel- bis langfristig verbessern. unterscheiden: rangig durch waldbauliche Maßnahmen zu Aber auch bei großflächiger Reinbestands- erreichen. Die konkreten Möglichkeiten wirtschaft lässt sich kurzfristig eine Verbes- 1. Verbesserung der Äsungsverhältnisse werden sowohl durch die waldbaulichen serung der Äsungssituation erreichen. Der durch allgemeine forstbetriebliche Zielsetzungen des Forstbetriebs als auch Lebenslauf im Naturwald dient als Orien- (waldbauliche) Maßnahmen durch die jahreszeitliche Steuerung spe- tierung für die Praxis. 2. Anlage und Unterhaltung von Äsungs- zieller forstbetrieblicher Maßnahmen be- flächen im Rahmen der Reviergestal- stimmt. In naturnah bewirtschafteten Forst- ➠ In Waldrevieren sollten ein bis zwei Pro- tung, also durch jagdbetriebliche betrieben werden sich die Deckungs- und zent der Fläche aus der Bewirtschaftung Maßnahmen Äsungsverhältnisse durch den Übergang genommen und für Äsungsflächen (Wild- 26 JAGD IN TIROL 04 | 2019 Foto: dugdax/shutterstock (1)
LESEPROBE JÄGER & REVIER Die hier genannten Maßnahmen verlan- gen eine enge Kooperation zwischen Jäger, Waldbesitzer und dem zuständigen Forst- amt. Darüber hinaus gibt es jedoch viele weitere, vor allem jagdbetriebliche Mög- lichkeiten der Reviergestaltung im Wald. Prossholzflächen Weichhölzer wie Weiden und Pappeln zäh- len zu den beliebtesten Äsungspflanzen des Schalenwildes und werden im Winter auch intensiv von Feldhase und Kaninchen an- genommen. Ihnen kommt nicht nur eine Schlüsselrolle im Hinblick auf die Wild- ernährung, sondern vor allem auch die Wildschadensverhütung zu. Nicht nur in Deutschland fällt auf: Schälschäden und Verbissschäden treten erst dann als Pro- blem für die Forstwirtschaft auf, wenn diese wichtigen Gehölze für das Schalen- wild nicht erreichbar sind, da sie durch die geregelte Waldwirtschaft zurückgedrängt wurden. Verschärfend kommt hinzu, dass gerade die großen Schalenwildarten, bei- An Wegen und Böschungen Weichhölzer zu belas- Weichhölzer im Revier – hier die Aspe – senken die spielhaft sei hier der Rothirsch genannt, sen, ist Gebot eines naturverträglichen Waldbaus. Verbissschäden an Wirtschaftsbaumarten. ihre ursprünglichen äsungsreichen Winter- einstände in den Tälern verloren haben. wiesen, Wildäcker, Prossholzflächen) be- ➠ Frühzeitige, kräftige Durchforstungen reitgestellt werden. Viele kleine, über das lassen mehr Licht auf den Boden und Revier verteilte Äsungsflächen (0,2 bis fördern die Entwicklung der Bodenflora. 0,3 ha groß) sind besser als wenige größere. ➠ Der Übergang zur naturnahen Wald- wirtschaft schafft eine größere Verjün- ➠ Zur Förderung der Artenvielfalt und gungsfläche. Der Verbiss konzentriert Erhaltung der Äsungsqualität müssen sich nicht mehr auf wenige Kulturen, Wald- und Talwiesen jährlich gemäht sondern verteilt sich im Revier. werden. ➠ Der Überhalt masttragender Bäume ➠ Durch weite Pflanzverbände wird die (Buche, Eiche), Baumgruppen und Bodenflora begünstigt und die äsungs- Altholz-inseln erhöht ebenfalls das na- arme Dickungsphase verkürzt. türliche Äsungsangebot. ➠ Bei der Anlage von Neukulturen sind ➠ Durch die Pflege von Flächen, die ausreichend breite Randstreifen von der nicht der Holzerzeugung dienen (z. B. Pflanzung auszunehmen. Hierdurch Leitungsaufhiebe, Feuerschutzstreifen, wird auch durch die frühzeitige Aus- Graswege, Wegeböschungen), kann zu- bildung gestufter Waldinnenränder die sätzliche Äsung bereitgestellt werden. künftige Bestandessicherheit erhöht. ➠ Der Laubholzeinschlag im Winter liefert ➠ Beim Freischneiden genügt es, wenn durch das verbleibende Kronenreisig lediglich die Kulturpflanzen freigestellt wertvolle Knospenäsung. werden. Flächenschnitte entziehen dem ➠ Die Anlage von Feldgehölzen bietet Wild wertvolle Äsung. Äsung und Deckung in der Feldflur und ➠ Die Zäunung ist auf ein unverzichtbares vermindert vor allem im Winter die Minimum zu beschränken. Großpflan- Konzentration des Rehwildes im Wald. zen und Wildlinge können im Einzelfall ➠ Eine naturnahe Waldrandgestaltung Zäune ersetzen. kommt dem Bedürfnis des Rehwildes ➠ An den Weg- und Bestandesrändern, nach Grenzlinien entgegen und mindert aber auch auf der Fläche müssen Weich- so die Verbissbelastung im Waldinneren. hölzer geduldet werden. Sie erhöhen die ➠ Vertikal gestufte Waldträufe bieten Artenvielfalt und wirken sich günstig Sichtschutz und senken so die Störanfäl- auf das Bodenleben aus. ligkeit des Wildlebensraumes. Fotos: Ophoven (2) JAGD IN TIROL 04 | 2019 27
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