BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...

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BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
F 5892

                                       Ausgabe 4 · 6. April 2016

         BGH: Urteil gegen Bewertungsportale
BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
Editorial

            Endlich: Urteil gegen Bewertungsportale
            Muss man sich eigentlich als Arzt in Bewertungsportalen alles gefallen lassen?
            Nein – meinte ein zahnärztlicher Kollege aus Berlin, und der Bundesgerichts­
            hof (BGH) gab ihm am 1. März 2016 Recht (s. auch „Neues von Jameda,
            ­Sanego & Co.“, S. 217). Kernsatz des Urteils ist: „Der Betrieb eines Bewer­
             tungsportals trägt im Vergleich zu anderen Portalen von vornherein ein gestei­
             gertes Risiko von Persönlichkeitsverletzungen in sich. Diese Gefahr wird durch
             die Möglichkeit, Bewertungen anonym oder pseudonym abzugeben, verstärkt.“
            Es ist ein Urteil zum Schutz der Persönlichkeitsrechte von Ärzten und es ist ein
            Urteil gegen anonyme Schmähkritik, wie sie nur allzu häufig im Netz pas­
            siert. Zukünftig hat der Portalbetreiber – in dem vor dem BGH verhandelten
            Fall war es jameda – im Einzelfall die Pflicht zu prüfen, ob der bewertende
            Patient überhaupt in der Praxis behandelt wurde. Dieser kann sich dann nicht
            mehr hinter seiner Anonymität verstecken. Und das ist gut so! Ein Schritt in die
            richtige Richtung!
            Als „schwarzen Tag für den Verbraucherschutz“ bewertete ein bei der Zahn­
            ärztekammer Nordrhein anfragender Fernsehredakteur das Urteil. Genau
            das Gegenteil aber ist der Fall! Es ist auch ein richtiger Schritt zu mehr Ver­
            braucherinformation. Wenn man schon mit Bewertungsportalen leben muss,
            was bringt es dann dem Nutzer solcher Portale, wenn er Bewertungen von
            angeblichen Patienten liest, die nie bei diesem Arzt waren, von angeblichen
            Klienten, die nie bei diesem Rechtsanwalt waren, oder von angeblichen
            Hotelgästen, die nie in diesem Hotel übernachtet haben.
            Was hat es mit Transparenz von ärztlicher Qualität zu tun, wenn ein anony­
            mer Troll, irgendwo auf dieser Welt versteckt, seine Tiraden über einen Arzt
            ungeprüft ins Netz stellt? Was hat es mit Information für mich als Patient zu
            tun, wenn ich solche vermeintlichen, in keiner Weise nachprüfbaren Bewer­
            tungen auf einem Portal lese?
            Insofern ist es mehr als nur zu begrüßen, dass nun durch den Bundes­
            gerichtshof dem Portalbetreiber ins Stammbuch geschrieben wurde,
            dass er den Bewertenden hätte auffordern müssen, dem klagenden Zahn­
            arzt den Behandlungskontrakt belegende Unterlagen wie etwa Bonusheft,
            Rezepte oder sonstige Indizien möglichst umfassend vorzulegen.
            Das Urteil trägt aber endlich auch dem hohen wirtschaftlichen existenziellen
            Risiko Rechnung, dem sich eine Arzt- bzw. Zahnarztpraxis durch Schmähkritik
            ausgesetzt sieht. Zukünftig ist man als Arzt oder Zahnarzt vor derartigen Ver­
            leumdungen zumindest etwas besser geschützt.
                                         Mit freundlichen kollegialen Grüßen
                                         Ihr

                                                                     Dr. Ralf Hausweiler
                                          Vizepräsident der Zahnärztekammer Nordrhein

                                                        Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 ·   169
BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
Inhalt

PC015954_Plakat_KHK_2013.pdf   1   15.01.14   08:58

                                   Karl-Häupl-Kongress

                                                                                                 Das                                      Karl-Häupl-Kongress 2016
                                                                                               Tagungs-                                   • ZFA-Tagrungsprogramm:
                                                                                           programm                                         Von der pädiatrischen bis zur Alterszahnheilkunde 172
                                    Gürzenich
                                                                                        des  Karl-Häupl-
                                                                                                                                          • KZV-Tagungsprogramm: Glückszahl 13                180
                                    Köln                                              Kongresses  2016
                                                                                   fand mit seinen ver­                                   • Praxisgründungsseminar:
                                                                               schiedenen Schwerpunkten                                    Berufsrecht bis Altersvorsorge                      184
                                                                            riesigen Anklang. Die Vor­
                                                                            tragsthemen für ZFA reichten                                  Zahnärztekammer/VZN
                                                                            vom Umgang mit Angst­
                                    KH                                                                                                    Neue DH-Aufstiegsfortbildung:
                                                                            patienten über praxistaugliche
                                     Karl-Häupl-Institut
                                                                                                                                          Interview mit Dr. Weller                             188
                                     Fortbildungszentrum der
                                     Zahnärztekammer Nordrhein              Konzepte für Parodonto­
                                                                            logie und Prophy­laxe bis zu                                  Lossprechungsfeiern Winter 2015/2016                 190
                                                           ­patientengerechten Kommuni­kationsstrategien.                                 Ihre Meinung zählt: Umfrage zum Notdienst            198
                                                       Das ­Tagungsprogramm der KZV Nordrhein, seit                                       VZN: Steuerliche Vorteile durch zusätzliche
                                                    vielen Jahren fester Bestandteil des Kongresses, fand                                 Altersversorgung? (RZB-Interview)200
                                                mit seinen Referenten, unter ihnen der gesamte Vorstand,
                                                                                                                                          VZN vor Ort                                          220
                                             an beiden Tagen zahlreiche interessierte Teilnehmer. Im
                                          Praxisgründungs­seminar wurde grundlegendes Wissen zu
                                       nichtfach­lichen B­ ereichen rund um die Niederlassung vermittelt.                                 Gesundheitspolitik
                                                                                                                       ab Seite 172      10. Gesundheitskongress des Westens                  204
                                                                                                                                          14. Kölner Sozialrechtstag                           206
Anlässlich des Karl-Häupl-                                                                Karl-Häup
                                                                                          Zahnärzte       l-Kongress
Kongresses wurde am ersten                                                                         kammer No
                                                                                                            rdrhein                       Aus Nordrhein/Berufsverbände
­Kongresstag durch den Vorstands­
                                                                                                                      2016
                                                                                                                                          11. Düsseldorfer Symposium Update Zahnmedizin        208
 referent für die ZFA-Fortbildung
                                                                                                                                          ZIBS und AnNi2012:
 Dr. Jürgen Weller das neue
                                                                                                                                          Unterstützung krebskranker Kinder und Jugendlicher   216
 DH Konzept der Zahnärzte­
 kammer Nordrhein vorgestellt.
 Direkt im Anschluss stand                                                                                                                Informationen
 Dr. Weller Dr. Dirk Erdmann                                                                                                              Neue orale Antikoagulanzien – NOAK                   212
 (adp®-medien) für ein Interview                                                                               DH T
                                                                                                               im Gürzalk
zur Verfügung.                                                                                                 Infoverans
                                                                                                                            enich
                                                                                                                       taltung zu
                                                                                                                                  m
                                                                                                                                          Berufsrecht
                                                                   Seite 188
                                                                                                                 DH-Konzep
                                                                                                                             t
                                                                                                      der Zahnärz
                                                                                                                   tekammer
                                                                                                                              Nordrhein
                                                                                                             1                            Neues von Jameda, Sanego & Co.                       217
                                                                                                          ta 5 . 4 5 U h r 1
                                                                                                      Fre

                                                                                                                                 6

                                                                                                            g,
                                                                                                               4 . Mä r z 2 0
                                                                                                         i

                                                                                                                                          Kassenzahnärztliche Vereinigung
                                                                                                                                          Zulassungsausschuss: Sitzungstermine 2016            214

                                                                                          GKV-Versorgungsstärkungsgesetz unter der Lupe: Der 14. Kölner Sozialrechtstag ­
                                                                                          diskutierte am 8. März 2016 in der Universität zu Köln unter der Überschrift
                                                                                          „Sicherung einer flächendeckenden ärztlichen Versorgung unter den
                                                                                          Herausforderungen des demographischen Wandels“ aus verschiedener
                                                                                          Perspektive Schwierigkeiten bei der Bedarfsplanung und der regionalen Verteilung
                                                                                          der Vertragsarztsitze.
                                                                                                                                                                                        Seite 204

170 ·                                                 Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
Inhalt

Fortbildung                                                  Ihre Meinung zählt!
Fortbildungsprogramm des Karl-Häupl-Instituts        220    Die Zahnärztekammer Nord­
Arbeitsrecht – auch in der täglichen Praxis                  rhein bittet bei einer aktuel­
immer wichtiger!                                     223    len Umfrage zum zahn­
                                                             ärztlichen Nordienst
Gründung „Studiengruppe Alterszahnmedizin“           225
                                                             um die Mithilfe aller
                                                             Zahnärztinnen und
Nach der Praxis                                              Zahnärzte. Um
Dr. K. J. Gerritz zum 75. Geburtstag                 226    Änderungen an
                                                             der Notfalldienst­
                                                             ordnung oder an
Historisches                                                 den Moda­litäten
Pierre Curie verstarb vor 110 Jahren                 230    des zahnärztlichen
                                                             Notdienstes auf
                                                             eine solide Basis zu
Rubriken
                                                             stellen, braucht die
Bekanntgaben                                    211, 236    Zahnärztekammer valide
Buchtipp: A. Heuss, S. Süßbier:                              Daten. Die Teilnahme ist sehr
Tricksen, Tränen, Tod                                235    einfach und auf verschiedenen
                                                             Wegen möglich.
Editorial169
                                                                                       Seite 198
Freizeittipp: Ratingen, Oberschlesisches Museum      232
Humor236
Impressum211
Personalien228
Zahnärzte-Stammtische187

Titel:    Jameda GmbH                                        Brücken über Sektoren
                                                             gefordert: Beim 10. Ge­-
                                                             sundheitskongress des
                                                             Westens in der Universität
                                                             zu Köln forderte Bun­des­
                                                              gesundheitsminis­ter Her­
                                                             mann Gröhe (hier mit Barbara Steffens) am Anfang
                                                             März 2016 den Bau von Brücken zwischen den
                                                             ­Sektoren und neue Formen gemeinschaftlicher
                                                              Berufsausübung im Rahmen der freiberuf­
                                                              lichen Tätigkeit der ­Niedergelassenen.
                                                                                   Seite 206

Die Bewertungsportale und die darin veröffentlichten
Bewertungen führen häufig zu Rechtsstreitigkeiten. Gerade
auch bei Zahnärzten stehen die Portale immer wieder in
der Kritik, da negativer Bewertungen sich auf die Aus­
lastung der Praxis auswirken können. Ein aktuelles Urteil
des Bundesgerichtshofs stärkt die Rechte von Zahnärzten
gegenüber Bewertungsportalen.
                                                Seite 213

                                                                                              Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 ·   171
BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
Karl-Häupl-Kongress 2016
Fortbildungstage der Zahnärztekammer Nordrhein mit Dentalausstellung
Am 4. und 5. März 2016 fand in der gewohnten Umgebung des Kölner Gürzenich der Karl-
Häupl-Kongress der Zahnärztekammer Nordrhein statt. Auch in diesem Jahr stieß das breitge-
fächerte Tagungsprogramm für Zahnmedizinische Fachangestellte mit ausgewählten Referenten
auf großen Anklang. So war der Garderobensaal, in dem die Vorträge für die ZFA stattfan-
den, bereits zur Begrüßung und Eröffnung am Freitagmorgen bestens gefüllt, was sich bis zum
letzten Kongressvortrag am Samstagnachmittag nicht änderte.
BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
Karl-Häupl-Kongress 2016

Von der pädiatrischen bis zur Alterszahnheilkunde
Tagungsprogramm für Zahnmedizinische Fachangestellte
Dr. Curt Goho (Schnaittenbach) zählt mit                                                                            gestalteten Anamnesebogen wurde ausführ-
Sicherheit zu den renommiertesten Refe-                                                                             lich auf allgemeinmedizinische Probleme
renten mit internationaler Reputation auf                                                                           eingegangen. Hinweise auf die Bedeutung
dem Gebiet der pädiatrischen Zahnheil-                                                                              von Quick- bzw. INR-Werten, neuen oralen
kunde. In seinem engagiert und humorvoll                                                                            Antikoagulantien, dem HbA1c-Wert bis zur
präsentierten Vortrag widmete er sich der                                                                           medikamentenbedingten Gingivahyperpla-
Rolle der ZFA in der pädiatrischen Zahnheil-                                                                        sie wurden leicht verständlich dargestellt.
kunde. Er stellte sein Top Ten-Konzept der
                                                                                                                    Besonderen Wert legte Wiedenmann auf
Kinderbehandlung anschaulich mit vielen
                                                                                                                    die gewissenhafte Befundung, extra- wie
Beispielen und Fotos dar. Dabei spannte
                                                                                                                    auch intraoral, und unterlegte ihren Vortrag
er einen weiten Bogen von der Teamkom-
                                                                                                                    auch hier mit zahlreichen anschaulichen
munikation, der Begrüßung der kleinen Pati-
                                                                                                                    Fotos aus der Praxis. Auch die geeigne-
enten, der Gestaltung von Rezeption und
                                                                                                                    ten Indizes SBI, API, GBI, PCR, PSI und
Wartezimmer, dem „tell–show–do“, der
                                                                                                                    BOP wurden erläutert und deren Bedeu-
richtigen Technik bei der Lokalanästhesie,

                                                                                                  Fotos: Paprotny
                                                                                                                    tung für die Therapieplanung erklärt. Nur
dem Umgang mit „Hubschraubereltern“,
                                                                                                                    aufgrund einer soliden Datenbasis könne
der Belohnung nach erfolgreicher Therapie-
                                                                                                                    man entscheiden, ob eine Prophylaxesit-
sitzung bis hin zum Marketing.
                                                      Für den Karl-Häupl-Kongress 2016 hatte                        zung einen eher kosmetischen oder einen
Immer wieder stellte Dr. Goho die Rolle               der Vorstandsreferent für die Fortbildung                     eher medizinischen Charakter habe. Zur
des gesamten Teams in den Vordergrund                 der ZFA Dr. Jürgen Weller wieder ein                          technischen Kompetenz gehöre aber auch
und machte deutlich, dass der Behandler               breitgefächertes Programm mit hervor-                         die Kenntnis über die unterschiedlichen
                                                      ragenden Referenten und spannenden
hier im Interesse des Behandlungserfolgs                                                                            zur Verfügung stehenden maschinellen und
                                                      Themen zusammengestellt.
Verantwortung an die ZFA abgeben muss.                                                                              manuellen Methoden sowie die Kenntnis
Zwar müsse der Zahnarzt die erhobenen           Behandler gegenüber oft gar nicht artiku-                           über zu verwendende Instrumente und
Befunde den Eltern erläutern und das ange-      lieren, mit dem Team zu besprechen. Eine                            deren Einsatzgebiete, so Wiedenmann.
dachte Therapiekonzept vorstellen, aber die     wichtige Aufgabe, die den ZFA an dieser                             Auch hier wurden die gängigen Geräte,
Eltern müssten anschließend die Möglichkeit     Stelle zuteilwird, denn die Akzeptanz für die                       Instrumente, Lacke, Gele, Polierpasten und
haben, aufkommende Fragen, die sie dem          vorgeschlagene Therapie steigt dadurch um                           Air-Flow Pulver sowie deren Anwendung
                                                30 bis 40 Prozent. Eine zweite Meinung ein-
                                                zuholen sei heute nicht unüblich und daher
                                                sei es so wichtig, dass die Mitarbeiterinnen
                                                diese Aufgabe der Information übernehmen,
                                                denn so sei die „zweite Meinung“ bereits in
                                                der eigenen Praxis eingeholt und die Patien-
                                                tenbindung damit ein gutes Stück vorange-
                                                kommen. Letzten Endes sei die erfolgreiche
                                                Behandlung der kleinen Patienten der Garant
                                                dafür, dass sich die gesamte Familie in die
                                                Obhut der Praxis begebe, so Dr. Goho.
                                                Nach diesem perfekten Einstieg in den Kon-
                                                gress ging es nach kurzer Kaffeepause mit
                                                dem zweiten Fachvortrag von Ulrike Wie-
                                                denmann (Aitrach) ebenso munter und enga-
                                                giert weiter. Sie erläuterte dem Auditorium
                                                ihre Vorstellungen vom Ablauf und der prak-
                                                tischen Umsetzung einer Prophylaxesitzung.
      In seinem Vortrag über die Rolle der      Dabei bedürfe es der kommunikativen, der                                  Ulrike Wiedenmann erläuterte ihre
      ZFA in der pädiatrischen Zahnheilkunde    psychologischen sowie der technischen                                     Vorstellungen vom Ablauf und der prak-
      beantwortete Dr. Curtis Goho, begleitet                                                                             tischen Umsetzung einer Prophylaxe­
      von praktischen Beispielen und vielen
                                                Kompetenz. Zu allen drei Punkten konnte                                   sitzung, bei der es der kommunikativen,
      Tipps, die Frage, wie ein Team für        die Referentin anschauliche und detailrei-                                psychologischen und technischen Kom-
      ­Kinderpatienten arbeiten soll.           che Beispiele geben. Neben einem selbst                                   petenz bedarf.

                                                                                                                       Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 ·   173
BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
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                                                    fachten Lebenspyramide mit vier „Etagen“           man daran etwas ändern, müsse man sich
                                                    die komplexen Zusammenhänge auf, die               wohl oder übel aus der eigenen Komfort-
                                                    dabei eine Rolle spielen. Die unterste Ebene       zone herausbegeben. Das Unangenehme
                                                    und damit die Basis der Pyramide war dabei         daran sei dann die „Schmerzzone“, durch
                                                    das „selbstbestimmte Leben“, das viel mit          die man hindurch müsse. Habe man das
                                                    Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu tun        aber geschafft, eröffneten sich einem neue
                                                    hat. Voraussetzung dafür sei zunächst ein-         Möglichkeiten. Diese teilweise doch recht
                                                    mal die Selbstakzeptanz. Mit vielen kleinen        abstrakten Überlegungen erläuterte Dr.
                                                    anschaulichen und gewohnt humorvoll vor-           Oberle unter anderem mit Beispielen aus
                                                    getragenen Beispielen wurden die einzelnen         ihrem eigenen Leben, wodurch es für die
                                                    Ebenen der Pyramide dann erläutert. Dabei          Teilnehmerinnen nachvollziehbar wurde.
                                                    fehlte auch nicht die Vermittlung wissenschaft-
                                                                                                       Die Spitze der Pyramide bilde dann das
                                                    licher Erkenntnisse, wie z. B. die Tatsache,
                                                                                                       „Geben“. Hier komme es weniger darauf
                                                    dass die Ausschüttung von Stresshormonen
                                                                                                       an, interessant zu sein, sondern vielmehr
                                                    den Hippocampus verkleinern kann.
                                                                                                       interessiert zu sein. Die Zwei-Euro-Persön-
                                                    In der zweiten „Etage“ der Pyramide fand           lichkeit war ein prägnantes Stichwort in
                                                    sich dann „Die Kunst, Dein Ding zu machen“         diesem Zusammenhang.
      Unter dem provokanten Titel „Kein Bock
                                                    also die Zielstrebigkeit. Um ein Ziel errei-
                                                                                                       Abschließend stellte Dr. Oberle mit dem
      mehr?“ zeigte Dr. Esther Oberle Erfolgs-      chen zu können, müsse man zunächst wis-
                                                                                                       Reframing eine Technik vor, mit der sich
      strategien, I­mpulse, Tipps und Tricks auf,   sen, warum man das Ziel erreichen wolle.
      die dabei helfen, den Praxisalltag anre-
                                                                                                       schwierige oder unangenehme Situationen
                                                    Dabei könne die Vorstellungskraft Wirklich-
      gender und spannender zu gestalten.                                                              meistern lassen. Der „schwierige“ Patient
                                                    keit schaffen. Die dritte „Etage“ der Pyra-
                                                                                                       wird dabei z. B. zu einem „interessanten“
und deren Indikationsgebiete in Wort und            mide beinhaltete dann die Begriffe Glück
                                                                                                       Patienten. Durch Änderung der eigenen
Bild ausführlich dargestellt.                       und Erfüllung. Dies erreichen zu können,
                                                                                                       Sichtweise gelingt es so oftmals, die Situa-
                                                    habe sehr viel mit Gedankenkontrolle zu
Nach so viel geballter Information ging                                                                tion professionell zu meistern.
                                                    tun. Aber wie so oft im Leben, fällt einem
es für die Teilnehmerinnen in die wohl ver-         auch das nicht in den Schoss. Wollen sich          Im Grundsatz war der Vortrag von Dr. Oberle
diente Mittagspause und für Ulrike Wie-             Glück und Erfüllung nicht einstellen, ist          Hilfe zur Selbsthilfe auf dem Weg in ein
denmann ohne Mittagessen weiter nach                aktives Handeln gefragt. Erschreckend in           erfolgreiches und erfülltes Leben. Durch die
Frankfurt zum nächsten Termin ...                   diesem Zusammenhang war für mich die               zahlreichen Beispiele mit Bezug zum Praxi-
„Keinen Bock mehr?“, fragte Dr. Esther              Tatsache, dass zwei Drittel aller Menschen         salltag wurde der Benefit für die Praxis an
Oberle (Hergiswil, CH) nach der Pause.              nur „Dienst nach Vorschrift“ machen. Wolle         vielen Stellen anschaulich herausgearbeitet.
„Keine Spur!“, würde ich sagen, denn der
Saal war auch nach der Mittagspause
mehr als nur gut gefüllt und die Teilneh-
merinnen waren gespannt, etwas über
„Erfolg, Motivation und professionelle
Freundlichkeit im Praxisalltag“ zu erfahren.
Dr. Oberle stellte eingangs heraus, dass man
für beruflichen wie privaten Erfolg bestimmte
Voraussetzungen schaffen müsse. So sei
es z. B. vom eigenen Wohlbefinden, vom
Selbstwertgefühl und der Selbstakzeptanz
abhängig, wie gut man sich selber motivie-
ren könne, um dann die alltäglichen Her-
ausforderungen professionell zu meistern.
Erfüllung habe etwas mit Erfolg zu tun, so
Dr. Oberle. Nun gibt es natürlich sehr viele
Faktoren, die dazu beitragen können, ein                   Riesiges Interesse bestand seitens der Zahnmedizinischen Fachangestellten, das neue
erfülltes Leben zu führen. Im Folgenden                    DH-Konzept der Zahnärztekammer kennenzulernen. Bereits nach kurzer Zeit waren die
zeigte die Referentin anhand einer verein-                 Info-Mappen vergriffen.

174 ·   Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
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Neues DH-Konzept der ZÄK Nordrhein vorgestellt
Nach erneuter kurzer Pause hatte ich sel-     von Dentalhygienikerinnen (DH) durchge-           DH von der EU-Kommission einer Evaluie-
ber dann das Vergnügen, vor einem fast        führt wird. Durch die DH allein ließe sich        rung unterzogen. Ergebnisse liegen derzeit
schon überfüllten Saal das neue DH-Kon-       der geschilderte Bedarf an Fachkräften            noch nicht vor.
zept der Zahnärztekammer Nordrhein dem        auch gar nicht decken.
                                                                                                Auch die ERO (European Regional Orga-
hochinteressierten Auditorium vorzustellen
                                              Vor dem Hintergrund, dass in der EU die           nisation) hat sich 2015 mit dem Thema
zu dürfen. Neben der eigentlichen Vorstel-
                                              Ausbildung zur DH in der Hälfte der Mit-          DH beschäftigt und in einer Resolution zur
lung des nordrheinischen Konzepts bin ich
                                              gliedsstaaten reguliert und in der anderen        DH den Grundsatz der Delegation deut-
dabei auch auf die Rahmenbedingungen
                                              Hälfte dereguliert bzw. gar nicht vorhan-         lich gestärkt. Darüber hinaus hat die ERO
eingegangen und habe einige Hinter-
                                              den ist, wurde 2015 die Ausbildung zur            im Jahr 2015 Ausbildungsprofile für ZFA,
grundinformationen gegeben.
Unbestritten ist, dass wir zukünftig einen
erhöhten Bedarf an Prophylaxekräften
haben werden. 70 Prozent in der Gruppe
der 35- bis 44-Jährigen leiden an einer
behandlungsbedürftigen Erkrankung des
Zahnhalteapparates. Bislang wird aber nur
ein geringer Prozentsatz tatsächlich behan-
delt. Die Tatsache, dass Patienten heute
teilweise bis ins hohe Alter noch eigene
Zähne haben und der erhöhte Behand-
lungsbedarf für Menschen, die entweder
in der häuslichen Umgebung oder in Pfle-
geeinrichtungen betreut werden müssen,
führen ebenfalls zu einem erhöhten Einsatz
von gut fortgebildeten Fachkräften.
Der Wissenschaftsrat hatte erstmals 2005
und dann erneut 2012 den Ausbau der
Ausbildung zur DH empfohlen, dabei aller-           Nach der Vorstellung des kammereigenen DH-Konzepts wurden unter Aufsicht von
dings außer Acht gelassen, dass „Dental-            Nicole Rosenberg und Sylvia Galle aus dem Ressort ZFA-Fortbildung durch Dr. Jürgen Weller
hygiene“ in Deutschland eben nicht nur              fünf Gutscheine für den Baustein Dental-Hygienikerin im Karl-Häupl-Institut verlost.

                                                                                                    Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 ·   175
BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
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                                                                                                            Erkrankungen zu verzeichnen sei. Dabei
                                                                                                            stützte sie ihre Aussage auf die Ergebnisse
                                                                                                            der vierten Deutschen Mundgesundheitsstu-
                                                                                                            die (die Veröffentlichung von DMS V steht
                                                                                                            unmittelbar bevor).
                                                                                                            Die Diskrepanz zwischen der Häufigkeit
                                                                                                            der Erkrankung und der Anzahl durchge-
                                                                                                            führter Behandlungen sei unter anderem
                                                                                                            auf mangelhafte Information der Patienten
                                                                                                            zurückzuführen, so die Referentin. Hier
                                                                                                            sehe sie eine große Zukunftsaufgabe für
                                                                                                            das zahnärztliche Team, denn die Paro-
                                                                                                            dontitis werde wegen der anfangs gerin-
                                                                                                            gen Beschwerden noch immer bagatelli-
                                                                                                            siert.
                                                                                                            Folgerichtig informierte Klein das Audito-
                                                                                                            rium zunächst über die Ätiopathogenese
                                                                                                            und die Risikofaktoren zur Parodon­  titis.
                                                                                                            Insbesondere Diabetes und das Rauchen
                                                                                                            wurden dabei analysiert. Beim Diabetes
                                                                                                            liege ein Mangel an Garnulozyten und
                                                                                                            Antikörpern vor, was den „Schutzwall“
      Die fünf glücklichen Gewinnerinnen je eines Gutscheins für die Teilnahme an der DH-Fort­
                                                                                                            schwäche. Ferner sei die Ausschüttung von
      bildung im Karl-Häupl-Institut mit Sylvia Galle (l.) Dr. Jürgen Weller und Nicole Rosenberg (r.)
                                                                                                            Metall-Matrixproteinasen (MMP) erhöht,
ZMP und DH beschrieben. National und                  Es ist geplant, mit dem ersten Baustein               was die Zerstörung des Faserapparates
international ist ein Trend erkennbar, der            noch in diesem Jahr zu beginnen. Erfreu-              zur Folge habe. Auch sei wenig Kolla-
auf eine mittelfristige Abschaffung der ZMF           licherweise konnten wir die Universität               gen vorhanden und damit die Knochen-
zugunsten der DH schließen lässt. Es gibt             Aachen bereits als Kooperationspartner für            neubildung reduziert. Bei Rauchern liege
also genügend gute Gründe, die DH auch                die praktische Ausbildung gewinnen. Wir               generell eine geschwächte Immunabwehr
in Nordrhein anzubieten.                              sind bemüht, noch eine weitere nordrheini-
                                                      sche Universität als Partner zu gewinnen,
Zurzeit führt neben der Kammerfortbildung
                                                      um somit auch ein Zeichen für die Quali-
auch ein Bachelor-Studium zur DH. Diese
beiden Wege wurden dem Auditorium                     tät der praktischen Ausbildung setzen zu
kurz vorgestellt. In Nordrhein haben wir              können.
die DH in das Konzept der offenen Bau-                Ein Höhepunkt für die Teilnehmerinnen
steinfortbildung OBF integriert. Die Ein-             der Infoveranstaltung war sicherlich die
gangsqualifikation ist dabei eine erfolg-             abschließende Verlosung von fünf kosten-
reich absolvierte Fortbildung zur ZMP                 freien Plätzen für die erste nordrheinische
oder ZMF. Vier weitere Bausteine führen               Aufstiegsfortbildung zur DH. Im Anschluss
dann zur Qualifikation DH. Dabei liegen               an die Vorstellung des DH-Konzepts der
wir mit 6.960 Euro Gesamtkosten bei nur               Zahnärztekammer Nordrhein hatte ich
einem Drittel der Kosten, die zurzeit ein             zudem die Gelegenheit, dem Kollegen Dr.
Bachelor-Studium erfordert. Für ZMP und               Dirk Erdmann in einem Interview das Kon-
ZMF, die in Nordrhein die Aufstiegsfort-              zept näher zu erläutern (s. S. 188).
bildung gemacht haben, reduziert sich
dieser Betrag um weitere zehn Prozent,
sodass die Gesamtkosten dann unter
                                                      Der Parodontitis-Patient
6.300 Euro liegen. Zudem bestehen                     Den zweiten Kongresstag eröffnete Simone
                                                                                                                  Simone Klein stellte Konzepte vor,
mit dem Bildungsscheck NRW und dem                    Klein (Berlin) mit dem Thema „Der Parodon-                  die die anamnestischen und sonstigen­
Meister-BAföG finanzielle Fördermöglich-              titis-Patient“. Zunächst wies sie darauf hin,                Risikofaktoren für eine erfolgreiche
keiten.                                               dass ein deutlicher Anstieg parodontaler                    ­Parodontitistherapie berücksichtigen.

176 ·   Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
Karl-Häupl-Kongress 2016

vor und die Fibroblasten würden geschä-          geeignet, dauerhaft stabile Verhältnisse zu       Teufelskreis, weil auch das zahnärztliche
digt. Trotz oftmals sehr pathogener Keime        erzielen. Eine Reevaluation nach erfolgter        Team angesichts des vom Patienten dra-
sei die Gingiva wegen der vorliegenden           Therapie solle frühestens nach acht bis           matisch geschilderten Sachverhalts ängst-
Gefäßverengung oft blass.                        zwölf Wochen erfolgen. In schweren Fäl-           lich reagiere. Dies erfordere insbesondere
                                                 len könne die Heilung dabei bis zu einem          deshalb eine intensive Information des Pati-
Den Einfluss auf die allgemeine Gesund-
                                                 Jahr dauern. Im Rahmen der UPT sei dabei          enten, weil erstaunlicherweise die Angst
heit und vorliegende Wechselwirkungen
                                                 immer ein kompletter PAR-Befund zu erhe-          des Patienten vor fehlender Information
wurde beispielhaft am Diabetes und an
                                                 ben, um noch oder wieder aktive Bereiche          größer ist, als die Angst vor Schmerzen.
kardiovaskulären Erkrankungen erläutert,
                                                 erkennen und sofort entsprechend therapie-        In diesem Zusammenhang sei „Wissen“
bei denen die Bakteriämie zu einer ver-
                                                 ren zu können.                                    ein regelrechter „Angstkiller“. Angst könne
stärkten Arteriosklerose führe.
                                                                                                   aber auch aus Vorerfahrungen resultieren.
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Aus-         Angst vor dem Zahnarzt:                           Weitere mögliche Faktoren können die
prägungen parodontaler Erkrankungen
könne es nicht EIN Therapiekonzept               ein weit verbreitetes Phänomen                    Angst vor den Kosten, die Angst anders zu
                                                                                                   sein und nicht zuletzt auch die Angst vor
geben, sondern man müsse anhand einer            Anschließend stellte Dr. Christian Bittner        Kontrollverlust sein.
gründlichen Anamnese und Befundung               (Salzgitter) sein Praxiskonzept im Umgang
zu individuellen Lösungen finden. Dabei                                                            Humorvoll und spannend gestaltete Dr. Bitt-
                                                 mit Angstpatienten vor. Die Angst vor
müsse man dann auch zunächst die zu                                                                ner seinen weiteren Vortrag und gab dabei
                                                 dem Zahnarzt ist ein weit verbreitetes
erreichenden Ziele definieren. Im Folgen-        Phänomen, das Dr. Bittner in seinem Vor-          nützliche Tipps, wie man Angst und auf-
den wurden die Anamnese und Befundung            trag zunächst mit Zahlen und Fakten zum           kommende Emotionen beherrschen kann.
anhand von Bildern und Videos anschau-           Thema Zahnbehandlungsangst konkre-                Die Außenrotation des Fußes sei z. B. ein
lich dargestellt. Besonders eindrucksvoll        tisierte. Jeder sechste Patient sei davon         unterbewusster Reflex, der dazu diene,
auch für die Patienten sei dabei die Dar-        betroffen. Auffällig sei, dass etwa die           den oralen Schmerz zu überlagern. Aber
stellung der Gesamtentzündungsfläche,            Hälfte der Angstpatienten davon ausgehe,          auch Farben und Gerüche können ein Trig-
die nicht selten handtellergroß sei.             sie seien die Einzigen mit diesem Prob-           ger für Angstzustände sein.
                                                 lem. Nicht selten führe das zu einer Art          Information und patientengerechte Kommu-
Bei der Anamnese solle man unbedingt
auch nach dem HbA1c-Wert fragen. Die-                                                              nikation seien daher zentrale Punkte bei
ser gibt bei diabetischer Stoffwechsellage                                                         der Behandlung von Angstpatienten. Um
einen guten Überblick über den Verlauf der                                                         Vertrauen aufzubauen, bedürfe es eines
letzten drei Monate. Bei einem Wert von                                                            Gesamtkonzepts, angefangen an der
über 7,5 sei nur eine nichtchirurgische The-                                                       Rezeption, dem Telefonkontakt oder dem
rapie und ggf. die Gabe von Doxycyclin                                                             Kontakt per Mail bis hin zu einer separaten
indiziert. Ein gutes Beispiel für den direkten                                                     Sprechstunde für Angstpatienten. Dabei
Zusammenhang von Anamnese und Thera-                                                               könne man durch drei einfache Fragen
pieentscheidung, wie ich finde.                                                                    wertvolle Informationen gewinnen. Die
                                                                                                   meisten Patienten beurteilen den eigenen
Neben der schlüssigen und umfassenden                                                              Gebisszustand nach einem Schulnotensys-
Darstellung ihres Therapiekonzeptes gab                                                            tem nicht selten mit den Noten 4,5 oder gar
Simone Klein auch nützliche Hinweise,                                                              6. Diese Einschätzung liefert konkrete Hin-
beispielsweise auf die Notwendigkeit                                                               weise auf die Eigenwahrnehmung des Pati-
des Vorliegens eines Aufklärungsbogens
                                                                                                   enten. Sollen die Patienten dann bewerten,
zur Anästhesie. Auch der „altbekannte“
                                                                                                   was sie aktiv dagegen tun, kann hier eine
Winkelhoff-Cocktail wurde erwähnt. Hier
                                                                                                   schlechte Bewertung ein Indiz dafür sein,
solle man diesen über zehn Tage geben
                                                                                                   dass der Patient bereits aufgegeben habe.
und erst mit Beginn der chirurgischen The-
                                                                                                   Interessant ist dann auch die dritte Frage,
rapie einsetzen, weil ansonsten der noch               Dr. Christian Bittner stellte in seinem
                                                       ersten Vortrag sein Praxiskonzept vor,      was der Zahnarzt als Unterstützung geben
vorhandene Biofilm eine Barriere darstelle,
                                                       das dem Patienten ermöglicht, einen         kann. Hier gewinnt man Einblicke in die
die eine gute antibakterielle Wirkung ver-             ­erfolgversprechenden Weg aus der           Erwartungshaltung des Patienten. Objektiv
hindere.                                                Angst aufzuzeigen, zu planen und           betrachtet ergeben sich aus Anamnese und
                                                        um­setzen zu können. Anschließend
Der Vortrag wurde abgerundet mit der Dar-               ­erläuterte er die Voraussetzungen für
                                                                                                   Befund konkrete notwendige Behandlungs-
stellung der unterstützenden PAR-Therapie                ­einen erfolgreichen Einbau der Hypnose   schritte, lediglich WIE man diese dann mit
(UPT). Hier sei eine PZR in der Regel nicht               in den Praxisalltag.                     dem Patienten umsetzen könne, sei varia-

                                                                                                      Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 ·   177
Karl-Häupl-Kongress 2016

bel. Die Palette der Möglichkeiten reiche                                                            an den Ressourcen und Möglichkeiten der
dabei von der Vollnarkose, über Hypnose                                                              Patienten orientieren müsse. Nur durch
und Prämedikation bis zur Analgosedie-                                                               diese frühzeitige Ausrichtung unserer
rung und der Lachgasanalgesie.                                                                       Behandlungsmaßnahmen sei eine nachhal-
                                                                                                     tige Compliance bei den alternden Men-
Nach der wohlverdienten Mittagspause
                                                                                                     schen zu erreichen. Es bleibt nach meiner
referierte Prof. Dr. Christian Besimo (Brun-
                                                                                                     Auffassung eine schwierige Aufgabe, der
nen, CH) über die Voraussetzungen für
eine erfolgreiche orale Prävention. Bereits                                                          wir uns angesichts der demografischen Ent-
im vergangenen Jahr hatte Prof. Besimo                                                               wicklung aber mehr denn je werden stellen
in einem viel beachteten Artikel im Swiss                                                            müssen.
Dental Journal einen „Paradigmenwechsel                                                              Nach kurzer Erfrischungspause war es
zugunsten einer besseren oralen Gesund-                                                              dann erneut Dr. Bittner, der mit dem Thema
heit im Alter“ gefordert. Die zahlreichen                                                            Hypnose den letzten Vortrag eines lan-
Bemühungen in der Vergangenheit hätten                                                               gen Kongresstages halten konnte. Dabei
nicht zu einer nachhaltigen Verbesserung                                                             knüpfte er nahtlos an seinen ersten Vor-
der oralen Gesundheit pflegebedürftiger                                                              trag vom Vormittag an. Hypnose sei „Auf-
Patienten geführt, erläuterte er.                                                                    merksamkeitslenkung“, so Dr. Bittner. Dies
An den Anfang seines Vortrages stellte Prof.                                                         konnte er humorvoll – wie schon im ersten
Besimo Zahlen, Daten und Fakten zu Prob-                                                             Vortrag – mit einfachen Beispielen nach-
                                                     Prof. Dr. Christian Besimo zeigte auf,
lemen und Beschwerden im Alter. Depres-              dass eine nachhaltige Compliance beim           vollziehbar veranschaulichen. Er forderte
sive Symptome seien dabei in 40 Prozent              alternden Menschen nur erreicht werden          das Auditorium z. B. auf, in einem kurzen
                                                     kann, wenn die im zahnärztlichen Kon-           Video sich ausschließlich auf die Ballwech-
der Fälle weder diagnostiziert, geschweige
                                                     text gestellten Anforderungen seinen indi-
denn therapiert. Auch das Risiko für demen-                                                          sel eines weiß gekleideten Basketballteams
                                                     viduellen Ressourcen angepasst werden.
zielle Störungen steige im Alter deutlich                                                            zu konzentrieren und das schwarz geklei-
an. Frauen seien davon stärker betroffen,      ihr eigenes Wohlbefinden subjektiv bes-               dete Team zu ignorieren. Diese Aufmerk-
als Männer. Hier gebe es in 60 Prozent         ser empfinden, als es objektiv sei. Diesen            samkeitslenkung führte dazu, dass kaum
der Fälle weder Diagnose noch Therapie.        Sachverhalten müsse man mit einem wohl                jemand einen Affen wahrgenommen
Ergänzend dazu führte er typische Fakten       durchdachten Patientenscreening begeg-                hatte, der sich unter die Basketballspieler
zum allgemeinen Gesundheitszustand älte-       nen, um die beginnenden Probleme früh-                gemischt hatte.
rer Menschen auf. So habe bereits jeder        zeitiger als bisher zu erfassen, zu erken-
                                                                                                     Anschließend ging er auf einzelne Unter-
70-Jährige mindestens eine manifeste Erkran-   nen und in der Folge die notwendigen
                                                                                                     punkte wie kommunikatives Setting,
kung. 60 Prozent hätten sogar bereits zwei     Konsequenzen für die Therapie ziehen zu
                                                                                                     Gesprächsregeln, Zuhören, Sprechen und
Diagnosen. Fragilität, Multimorbidität, Mal-   können. Eine wichtige Maßnahme in dem
                                                                                                     nonverbale Kommunikation ein. Für eine
nutrition und funktionelle Einschränkungen     Zusammenhang sei ein spezielles Anam-
                                               neseblatt, das über eine Medikamenten-                erfolgreiche Hypnosesitzung müsse man
wie Seh- und Gehbehinderungen seien im
                                               liste auf einem gesonderten Blatt verfügen            zunächst die räumlichen Voraussetzungen
Alter an der Tagesordnung. Hilfs- und Pfle-
                                               müsse. Polypharmakotherapie gehe häufig               und ein entsprechendes Zeitfenster schaf-
gebedürftigkeit beginne bereits in der häus-
                                               mit Begleiterscheinungen wie Xerostomie               fen.
lichen Umgebung. Es verwundere daher
auch nicht, dass zahnärztliche Kontrollen      einher.                                               Im Folgenden ging er auf die Indikationen
bereits ab einem Alter von 60 Jahren nicht     Zusätzlich dazu stellte Prof. Besimo ergän-           für die Hypnose in den Bereichen Medizin,
mehr mit der gewohnten Frequenz stattfän-      zende Checklisten zur Erfassung von Pro-              Psychotherapie und Zahnmedizin ein. In
den. In der Gruppe der 80- bis 84-Jährigen     blemen wie Kognition, Depression und                  der Zahnmedizin nannte er unter anderem
leben noch fast 90 Prozent in der häuslichen   Demenz vor. Besonders eindrucksvoll                   Angstreduktion, Anästhesie, Kontrolle von
Umgebung. Bei den 95-Jährigen sind es          dabei war der einfache „Uhrtest“, bei                 Speichelfluss, Übelkeit und Würgereiz
dann immer noch etwa 60 Prozent.               dem Patienten dazu aufgefordert werden,               sowie das Erzielen von Verhaltensände-
                                               eine Uhr zu zeichnen. Erst wenn man alle              rungen bei Habits und die Verbesserung
Wohlbefindensparadoxon                         diese wichtigen Informationen zusammen-               der Akzeptanz von Apparaturen. Zu den
                                                                                                     Kontraindikationen zählte er fehlende
beim älteren Patienten                         führe, könne man zu einer altersgerechten
                                               Therapie finden, die nicht erst beginnen              Bereitschaft zur Hypnose bei Patient oder
Auffällig sei auch das sogenannte Wohlbe-      dürfe, wenn die Patienten pflegebedürftig             Behandler, Drogen, starke Medikamente
findensparadoxon bei dem die Patienten         geworden seien und die sich unbedingt                 und psychische Störungen.

178 ·   Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
Karl-Häupl-Kongress 2016

              In der nächsten halben Stunde wollte Dr.      den Teilnehmerinnen, deren Erstaunen dar-     Teilnehmer/innen in Köln begrüßen zu dür-
              Bittner Hypnose für das Auditorium im         über dann auch entsprechend groß war.         fen. Unseren Referenten danke ich für die
              wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar           Trotz eines wirklich langen Tages im Kölner   interessanten und engagiert vermittelten
              machen. Allein durch seine der Situa-         Gürzenich, blieben dann auch viele Teil-      Vorträge. Auch möchte ich es nicht ver-
              tion angepasste Sprache schaffte er es,       nehmerinnen noch etwas länger, um sich        säumen, den Mitarbeitern/innen der Fort-
              durch Aufmerksamkeitslenkung auf das          angesammelte Fragen von dem bestens           bildungsabteilung der Zahnärztekammer
              gesprochene Wort und den Einsatz des          aufgelegten Referenten aus erster Hand        Nordrhein für die wie immer reibungslose
                                                            beantworten zu lassen. Erfolgreicher und      Planung und Organisation sowie den Mit-
              Mittels der Dissoziation einen großen Teil
                                                            zufriedenstellender kann ein Fortbildungs-    arbeitern des Gürzenich für die technische
              des Auditoriums in einen tranceähnlichen
                                                            kongress eigentlich nicht enden!              Begleitung des Kongresses meinen Dank
              Zustand zu versetzen. Ein Indiz dafür, dass
                                                                                                          auszusprechen.
              dies auch voll umfänglich gelungen war,       Abschließend möchte ich mich an die-
                                                                                                                                      Dr. Jürgen Weller
              war die Unfähigkeit der Zuhörer den Zeit-     ser Stelle bei unseren Besucherinnen und
              raum, in dem dies stattgefunden hatte, kor-   Be­suchern ausdrücklich für die rege Teil-                 Bitte vormerken:
              rekt zu benennen. Von einer Minute bis zu     nahme am Kongress bedanken. Ich würde
                                                                                                                 Karl-Häupl-Kongress 2017
              einer guten halben Stunde reichten dabei      mich freuen, auch im kommenden Jahr
                                                                                                                 11. und 12. März 2017
              die Aussagen zur Dauer der Trance bei         zum Karl-Häupl-Kongress wieder zahlreiche­

               Kostenlose Patienten­bestellzettel von der KZV
Foto: Horst

                                  „Ihre“ Patientenbestell­zettel können Sie weiterhin bei den zuständigen Verwaltungsstellen
                                         und der KZV in Düsseldorf unter Tel. 0211/9684-0 anfordern bzw. abholen.
                        Wenn möglich bitte in einer Sammelbestellung gemeinsam mit weiteren Formularen oder anderem­Material,
                       da mehrere kleine Bestellungen deut­lich höhere Portokosten und einen größeren Arbeitsaufwand verursachen.
                                                                                                           Öffentlichkeitsausschuss der KZV Nordrhein

                                                                                                             Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 ·   179
Karl-Häupl-Kongress 2016

Glückszahl 13
Tagungsprogramm der KZV Nordrhein

                                                                                               Fotos: Neddermeyer
Auch 2016 war die Kassenzahnärzt-          die Zahnärzte Ralf Wagner, Mar-
liche Vereinigung Nordrhein beim           tin Hendges und Lothar Marquardt
Karl-Häupl-Kongress mit einem eige-        ­gemeinsam mit Andreas Kruschwitz,
nen Programmteil und dem gesamten           Dr. Hans-Joachim Lintgen und Dr.
Vorstand im Kölner Gürzenich vertre-        Andreas Schumann sowie aus dem
ten. Am 4. und 5. März referierten          Vorstand der Zahnärztekammer Nord-
im stets gut gefüllten Isabellensaal        rhein Dr. Ursula Stegemann.

     Dr. Andreas Schumann stellte
     den Zuhörerinnen und Zuhö-
     rern anschaulich dar, wie die
     Abrechnung moderner ästhe-
     tischer Kieferorthopädie, also     Dr. Hans-Joachim Lintgen stellte dem Publi­kum seine
     etwa Keramikbrackets, be-          Mitstreiterin Dr. Ursula Stegemann, GOZ-Referen-
     schichteten Bögen, Invisalign      tin im Vorstand der Zahnärztekammer Nordrhein,
     usw. korrekt durchzuführen ist.    ­scherzhaft als „Madame 2197“ vor.
Karl-Häupl-Kongress 2016

      KZV-Vorstandsmitglied ZA Lothar Marquard widmete sich gemeinsam mit ZA Martin Hendges                 Der Kölner Verwaltungsstellenleiter ZA
      der „leistungsgerechten Abrechnung von implantatgetragenem Zahnersatz nach BEMA und                   Andreas Kruschwitz erklärte zusammen
      GOZ im Festzuschusssystem der Krankenkassen“. Beide führten die Zuhörer in ein schwieriges            mit Dr. Hans-Joachim Lintgen die „leistungs­
      Thema ein, dass – so Marquardt – einer Fortbildung nach drei bis vier Jahren Erfahrung in der         gerechte Abrechnung moderner Parodontal
      Praxis gleichzusetzen ist, nämlich die Problematik „Erstversorgung und Zweitversorgung sowie          diagnostik und -therapie unter Berücksich­
      erneute Erstversorgung“.                                                                              tigung der privaten Vereinbarung“.

Bei der Eröffnung des diesjährigen Karl-            zurück auf die Themen der letzten Jahre.          Wagner bekannte, man vermisse den im
Häupl-Kongresses, der zum 13. Mal im                Sowohl bei der besseren Versorgung von            vergangenen Jahr verstorbenen Fortbildungs-
Kölner Gürzenich stattfand, lieferte Kam-           alten und pflegebedürftigen Menschen,             referenten der KZV Dr. Wolfgang Schnick-
merpräsident Dr. Johannes Szafraniak mit            die 2014 auf der Agenda stand, als auch           mann schmerzlich. Der Neunkirchen-Seel-
„Glückszahl 13“ gleich die Überschrift. Er          im Kampf gegen die Early Childhood                scheider Zahnarzt war, so formulierte es sein
dankte der KZV Nordrhein für die partner-           Caries (ECC), die er 2015 in den Mit-             Nachfolger KZV-Vorstandsmitglied Lothar
schaftliche Zusammenarbeit, die sich auch           telpunkt seiner Ansprache gestellt hatte,         Marquardt, „daran beteiligt, dass sich der
im von der KZV organisierten Teil des               sind seitdem deutliche Fortschritte gemacht       Karl-Häupl-Kongress im Kölner Gürzenich zu
Tagungsprogramms niederschlägt, in dem              worden. Natürlich gibt es noch einiges zu         einer etablierten Institution im Fortbildungs-
fachkundige Referenten Zahnärztinnen,               tun. Viel mehr noch gilt das aber für das         angebot für Zahnärzte entwickelt hat. Zu
Zahnärzten und Praxismitarbeiterinnen               Thema des Jahres 2016, die Versorgung             dieser Institution gehört als fester Bestand-
                                                    der Asylbewerber. Wagner kritisierte in           teil das Tagungsprogramm, das von der
vermitteln, wie die aktuelle Zahnmedizin
                                                    diesem Zusammenhang unnötig kompli-               Kassen­ zahnärztlichen Vereinigung Nord-
in den Praxen auch aus betriebswirtschaft­
                                                    zierte, uneinheitliche Regelungen und eine        rhein bestritten wird. Teil dieser Institution
licher Sicht umgesetzt werden kann.
                                                    Fülle von bürokratischen Hemmnissen, die          war auch unser sehr geschätzter Kollege Dr.
Der KZV-Vorstandsvorsitzende ZA Ralf                er trotz seines großen Einsatzes nur schritt-     Wolfgang Schnickmann, der stets für dieses
Wagner warf anschließend einen Blick                weise aus dem Weg räumen kann.                    Tagungsprogramm verantwortlich zeichnete.
Karl-Häupl-Kongress 2016

Er ist leider im vergangenen September allzu
früh verstorben. Ich hoffe, diese Aufgabe in
seinem Sinne fortführen zu können.“

An der Grenze von BEMA zu GOZ
Obwohl natürlich auch wichtige „jahresak-
tuelle“ Themen auf dem Programm standen,
drehte sich im Folgenden im von der Kas-
senzahnärztlichen Vereinigung gestalteten
Programmteil wieder fast alles um zwei
zentrale Punkte: Zum einen um die vertrags-
gerechte Abrechnung nach dem BEMA.
Den Vereinigungsmitgliedern und natürlich
auch den zahlreichen Praxisteams, die am
Kongress teilnahmen, wurde anschaulich
vermittelt, welche Leistungen eine Praxis wie
abrechnen darf und welche Fehler es zu
vermeiden gilt. Zum anderen stand die Klä-
rung der Frage auf der Agenda, wo es in          Dr. Andreas Schumann eröffnete schon             dualprophylaxe nach BEMA und GOZ
den verschiedenen zahnärztlichen Leistungs-      vor zehn Uhr den Reigen der Freitags-            unter besonderer Berücksichtigung der pri-
bereichen eine Grenze gibt zu Leistungen,        vorträge mit der Abrechnung moderner             vaten Vereinbarung und deren vertraglicher
die mit den Patienten privat vereinbart und      ästhetischer Kieferorthopädie. Dann              Abgrenzung“ reserviert, die KZV-Chef Wag-
nach GOZ abgerechnet werden können               stand die „leistungsgerechte Abrechnung          ner mit Unterstützung von ZA Jörg Oltrogge
bzw. sogar müssen.                               moderner Parodontaldiagnostik und -the-          den Zuhörern mit großem Engagement
                                                 rapie unter Berücksichtigung der privaten        nahebrachte. Nicht nur angesichts des kom-
                                                 Vereinbarung“ auf dem Programm, bei              plexen Themas waren hier die angesetzten
                                                 der Dr. Hans-Joachim Lintgen vom Kölner          drei Stunden eher knapp. Wichtiger noch
                                                                                                  war, dass Wagner das Thema nicht auf die
                                                 Verwaltungsstellenleiter ZA Andreas Kru-
                                                                                                  Abrechnung der Prophylaxe reduzierte, son-
                                                 schwitz unterstützt wurde.
                                                                                                  dern auch Diagnose, Behandlung und der
                                                 Der gesamte Nachtmittag war für die              richtige Umgang mit den Patienten nicht zu
                                                 „leistungsgerechte Abrechnung der Indivi­        kurz kamen.

      Der stellvertretende KZV-Vorsitzende ZA
      Martin Hendges bei seinem Vortrag
      über Qualitätsmanagement und
      Qualitäts­sicherung: „Ich freue mich,
      dass so viele Zahnärzte und Mitarbeite-
      rinnen gekommen sind. Bei den Abrech-
      nungsthemen sind solche Zahlen immer
      schon üblich gewesen. Ich, weiß, Sie
      sind alle an Qualität interessiert. Dazu
      braucht es allerdings eigentlich keine
      immer neuen bürokratischen Instrumente           ZA Ralf Wagner, Vorstandsvorsitzender der KZV Nordrhein, mit seinem Amtsvorgänger
      und Kontrollen.“                                 Dr. Wilhelm Osing (l.)

182 ·   Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
Karl-Häupl-Kongress 2016

                                                                                                      In der Verlängerung
                                                                                                      Sozusagen „in der Verlängerung“ über
                                                                                                      das offizielle Kongressende um 17 Uhr
                                                                                                      hinaus übernahmen dann Dr. Ursula
                                                                                                      Stege­mann, GOZ-Referentin im Vorstand
                                                                                                      der Zahnärzte­  kammer Nordrhein, und
                                                                                                      nochmals Dr. Hans-Joachim Lintgen das
                                                                                                      Podium. Sie erläuterten die „leistungs­
                                                                                                      gerechte Abrechnung von Restaurationen
                                                                                                      (Füllungen, Inlays, Teilkronen, Vollkronen)
                                                                                                      und Wurzelbehandlungen an der Schnitt-
                                                                                                      stelle BEMA – GOZ unter Berücksichtigung
                                                                                                      der Mehrkostenvereinbarung nach § 28
                                                                                                      und der privaten Vereinbarung“.
                                                                                                      Auffällig war an beiden Kongresstagen,
                                                                                                      dass der Isabellensaal, in dem wie immer
                                                                                                      alle KZV-Vorträge stattfanden, mehr noch
                                                                                                      als in den vergangenen Jahren nicht nur
Vortragsmarathon                                  der Erläuterung der „leistungsgerechten
                                                                                                      bei einzelnen Themen, sondern über die
                                                  Abrechnung von implantatgetragenem
am Samstag                                        Zahnersatz (Suprakonstruktionen) nach
                                                                                                      gesamte Kongressdauer hinweg bei allen
                                                                                                      sechs Vorträgen äußerst gut gefüllt war.
Am Samstag begann dann mit den „neuen             BEMA und GOZ im Festzuschusssystem                  Auch insofern kann man KZV-Vorstandsmit-
BEMA-Leistungen für die zahnärztliche             der Krankenkassen“. Ein Schwerpunkt lag             glied Lothar Marquardt nur zustimmen: „Es
Betreuung von Pflegebedürftigen unter             dabei auf der komplexen Fragestellung,              hat mich sehr gefreut, so viele interessierte
besonderer Berücksichtigung von Koope-            wie sich Erst- und Zweitversorgung unter-           Kolleginnen und Kollegen sowie Praxis-
rationsverträgen mit stationären Pflege-                                                              mitarbeiterinnen und Praxismitarbeiter in
                                                  scheiden und wann es sich wieder um
einrichtungen“ ein Vortragsmarathon für                                                               Köln zu treffen. Wie im vergangenen Jahr
                                                  eine Erstversorgung handelt. Nach einer
ZA Martin Hendges. Auch beim anschlie-                                                                haben sie auch 2016 von meinen Kolle-
                                                  kurzen Pause ging es mit kaum weniger
ßenden Programmpunkt „Qualitätsmana­                                                                  ginnen und Kollegen höchste Sachkennt-
ge­­
   ment und Qualitätssicherung – Wie              komplexen Fragestellungen weiter wie                nis gepaart mit rhetorischem Geschick und
stelle ich mich in der Zahnarztpraxis             der „leistungsgerechten Abrechnung von              langjähriger Vortragserfahrung geboten
richtig auf?“ referierte der stellvertretende     andersartigem Zahnersatz und Sonderfäl-             bekommen. Ich bin sicher, alle Teilnehmer
KZV-Vorsitzende. Selbst danach verließ            len (Misch- und Härtefällen) nach BEMA              am Karl-Häupl-Kongress haben von dem
er nicht das Podium, sondern unter-               und GOZ im Festzuschusssystem der                   attraktiven Angebot profitiert.“
stützte seinen Kollegen Marquardt bei             gesetzlichen Krankenkassen“.                                                 Dr. Uwe Neddermeyer

      An den Informationsständen der KZV gab es wie gewohnt ein breites Angebot an Informationen und stets freundliche Beratung.

                                                                                                          Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 ·   183
Karl-Häupl-Kongress 2016

Berufsrecht bis Altersvorsorge
Praxisgründungsseminar für Assistentinnen und Assistenten
Wie bereits seit vielen Jahren hat die
Zahnärztekammer Nordrhein (ZÄK)
in Zusammenarbeit mit der Kassen-
zahnärztlichen Vereini­gung Nordrhein
(KZV) und dem Versorgungswerk der
Zahnärztekammer Nordrhein (VZN)
auch im Rahmen des Karl-Häupl-Kon-
gresses 2016 im Kölner G  ­ ürzenich
wieder ein Praxisgründungsseminar
angeboten.
Am 4. und 5. März 2016 begrüßte der
Vorstandsreferent der ZÄK für Nach-
wuchsfragen Dr. Bernd Mauer 23 junge

                                                                                                   Fotos: Paprotny
Kolleginnen und Kollegen zu dem wieder
mit hochkarätigen Referenten besetzten
zweitägigen Seminar. Sie konnten sich an
                                                      Der Vorstandsreferent für Niederlassungs­
diesen beiden Tagen intensiv das für den              fragen der ZÄK Dr. Bernd Mauer
geplanten Weg in die Selbstständigkeit                stellte­fest, dass eine Praxis auch in der
unbedingt erforderliche Basiswissen in den            ­heutigen Zeit mit ökonomischem und per-
Bereichen Zulassungsverfahren, Betriebs-               sönlichem Gewinn geführt werden kann.
wirtschaft, Steuerrecht, Berufsausübung         den aktuellen Stand des Rechtsraumes, der
und Berufsrecht aneignen.
                                                die zahnärztliche Werbung umgibt, infor-
Den Beginn der Vorträge am Freitag bestritt     mieren.
Rechtsanwalt Joachim K. Mann, Fachan-
                                                Nach der wohlverdienten Mittagspause
walt für Medizinrecht, mit einer eingehen-
                                                führten Rechtsanwältin Sylvia Harms, Fach-
den Darlegung der mit einer Niederlas-
                                                anwältin für Medizinrecht und für Arbeits-
sung verbundenen Rechtsfragen, begin-
                                                recht, und Rechtsanwalt Joachim K. Mann
nend bei den unterschiedlichen Formen der
                                                den juristischen Part mit ihren Vorträgen
Praxisgründung, von der Einzelpraxis über
                                                zum Arbeitsvertragsrecht sowie zu Arbeits-
mögliche Formen der Berufsausübungsge-
                                                verträgen und Praxismietverträgen fort.
meinschaften bis hin zu Medizinischen Ver-
sorgungszentren (MVZ). Er stellte detailliert   Nach diesem umfangreichen juristischen
die Vor- und Nachteile sowie mögliche           Teil des Seminars, führten die nächsten
Risiken solcher Niederlassungsformen dar        Referenten, ZA Lothar Marquardt, Mitglied
und erläuterte fachkundig, aber auch für        des Vorstandes der KZV Nordrhein, und
juristisch weniger bewanderte Zahnärzte         Ass. iur. Bastian Peltzer, stellvertretender
gut verständlich, die bei den verschie-         Leiter der Abteilung Register/Zulassung
denen abzuschließenden Verträgen zu             der KZV Nordrhein, das Auditorium in das
beachtenden Details.                            zu durchlaufende Zulassungsverfahren und
                                                die dafür zu erfüllenden Voraussetzungen
Zahnärztliches Berufsrecht                      ein.

Als zweite Referentin führte die Justitiarin    Den ersten Seminartag beschloss Dr. rer.
der Zahnärztekammer Nordrhein Dr. iur.          pol. Susanne Woitzik, Mitglied der
Kathrin Janke die anwesenden Kolleginnen        Geschäftsleitung der ZA eG., mit einem
und Kollegen mit ihrem sehr detaillierten       sehr lebendigen und durch zahlreiche
und verständlichen Vortrag in das Berufs-       Beispiele aus der täglichen Praxis sehr
recht der Zahnärzte sowie die sich daraus       anschaulichen Vortrag zu den betriebs­
ergebenden Berufspflichten ein. In einem        wirtschaftlichen Grundlagen einer erfolg-
Exkurs konnte sie die Zuhörer auch über         reichen Praxisgründung und -führung.
Karl-Häupl-Kongress 2016

     RA Joachim K. Mann erläuterte fach-              Im Rahmen ihrer Ausführungen zum                  ZA Lothar Marquardt, Mitglied im Vorstand
     kundig, aber auch für juristisch weniger         ­Berufsrecht ging Dr. iur. Kathrin Janke,         der KZV Nordrhein, und Ass. iur. Bastian
     bewanderte Zahnärzte gut verständ-                Justitiarin der ZÄK Nordrhein, auch auf          Pelzer, stellvertretender Leiter der Abteilung
     lich, mit der Niederlassung verbundene            den Rechtsraum der zahnärztlichen                Register/Zulassung, beleuchteten die
     Rechtsfragen.                                     Werbung ein.                                     Existenzgründung aus der Sicht der KZV.

Den zweiten Tag des Seminars eröffnete          Zuhörer die zahlreichen Hilfsmittel kennen,       In einem letzten Vortrag informierte Dr. Ute
am Samstag der Präsident der Zahnärzte­         die die Zahnärztekammer für alle Berei-           Genter, Mitglied des Verwaltungsausschus-
kammer Nordrhein Dr. Johannes Szafraniak        che der erfolgreichen und rechtssicheren          ses des VZN, über das nordrheinische Ver-
mit seinem Referat zum praxisgerechten          Praxisführung auf ihrer Homepage zur              sorgungswerk und die Unterstützung, die
Umgang mit gesetzlichen Vorschriften im         Verfügung stellt, sowie die weitreichenden        auch hier für die Kolleginnen und Kollegen
Rahmen der zahnärztlichen Berufsaus-            Unterstützungen und Serviceleistungen im          bei der Existenzgründung geboten wird.
übung. Hier lernten die Zuhörerinnen und        Zusammenhang mit den Themen Praxisbe-             Das Versorgungswerk bietet als Vollversor-
                                                gehungen nach MPG und IfSG, Personal-
                                                management, QM und vielem mehr.

                                                Wirtschaftliche und steuerliche
                                                Aspekte
                                                Den zeitlich umfangreichsten Teil des
                                                zweiten Tages bestritt in seiner bewähr-
                                                ten Art Dr. jur. Jürgen Axer, Rechtsanwalt
                                                und Fachanwalt für Steuerrecht, mit seinen
                                                lebendigen und sehr praxisnahen Vorträ-
                                                gen einerseits zu den wirtschaftlichen und
                                                andererseits auch zu den steuerlichen
                                                Aspekten der Praxisgründungen, wobei
                                                er aus seinem sehr umfangreichen Erfah-
                                                rungsschatz langjähriger Tätigkeit sowohl
                                                aufseiten der Finanzverwaltung als auch
                                                der steuerberatenden Berufe schöpfen
     Der Präsident der ZÄK Nordrhein            konnte. Sehr anschaulich stellte er die Vor-            Dr. jur. Jürgen Axer vermittelte den
     Dr. Johannes Szafraniak erläuterte den                                                             jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten
                                                teile, aber auch Gefahren und Fallstricke
     praxisgerechten Umgang mit gesetz­                                                                 in seiner lebendigen Art die wirtschaft­
     lichen Vorschriften im Rahmen der          verschiedener betriebswirtschaftlicher und              lichen und steuerlichen Aspekte der
     zahnärztlichen Berufsausübung.             steuerlicher Gestaltungsmöglichkeiten dar.              Praxis­gründung.

                                                                                                     Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 ·       185
Karl-Häupl-Kongress 2016

       Dr. rer. pol. Susanne Woitzik, Mitglied          RA’in Sylvia Harms, Fachanwältin für                 Abgerundet wurde das Seminar durch Dr.
       der Geschäftsleitung der ZA eG.,                 Medizinrecht und für Arbeitsrecht,                   Ute Genter, Mitglied im VZN-Verwaltungs-
       gab den Teilnehmern sieben Tipps für             ­befasste sich mit den arbeitsrechtlichen            ausschuss, mit umfangreichen Informatio-
       einen optimal Start in die Selbst­                Aspekten, die bei der Praxisgründung zu             nen zu den verschiedenen Leistungen des
       ständigkeit an die Hand.                          beachten sind.                                      nordrheinischen Versorgungswerks.

ger auch jungen Kolleginnen und Kollegen          Verwaltungsstellen von Kammer und KZV                Trotz aller zunehmenden äußeren Einflüsse
bereits ab der ersten Beitragszahlung eine        (aktuelle Beratungstermine s. S. 220).               kann eine zahnärztliche Praxis auch heute
umfassende Absicherung, und dies nicht nur                                                             noch mit ökonomischem und persönlichem
                                                  In seinen Abschlussworten wies Dr. Mauer             Gewinn geführt werden. Voraussetzung
für das Alter, sondern auch für den hoffent-
                                                  noch einmal zusammenfassend auf die                  hierfür sind ein durchdachtes Praxiskon-
lich nicht eintretenden Fall der Berufsunfähig­
keit. Besonders wies Dr. Genter auf das           zahlreichen Hilfestellungen und Beratungs-           zept sowie ein überlegtes Investitionsver-
Angebot hin, jederzeit – auch schon in jun-       angebote hin, die Zahnärztekammer und                halten.
gen Jahren – unverbindlich eine persönliche       KZV Nordrhein, als nicht gewinnorientierte
                                                                                                       Wie auch die von der Bundeszahnärzte-
und auf die individuellen Gegebenheiten           Körperschaften, neutral und ohne finan-
                                                                                                       kammer regelmäßig veröffentlichten Zahlen
abgestimmte Beratung in Anspruch zu neh-          zielle Eigeninteressen für die Kolleginnen           zeigen, sind die heutigen Zukunftsperspek-
men – entweder in der Verwaltung in Düs-          und Kollegen auf dem Weg in die eigene               tiven für den Berufsstand weiterhin positiv.
seldorf oder auch bei den regelmäßigen            Niederlassung anbieten, und ermutigte die
                                                                                                                                     Dr. Bernd Mauer
Terminen „VZN vor Ort“ in den Bezirks- und        An­wesenden, diese auch intensiv zu nutzen.

                                                       Bitte E-Mail-Adresse ­übermitteln!
                                                       Leider fehlt der KZV Nordrhein noch von einigen nordrheinischen Praxen die
                                                       E-Mail-Adresse. Um demnächst einen noch ­größeren Kreis von Zahnärzten
                                                       per E-Mail über wichtige kurz­fristige Entwicklungen informieren zu können,
                                                       bitten wir diese nochmals, der KZV Nordrhein ihre E-Mail-Adresse (­Praxis)
                                                       unter Angabe ­ihrer Abrechnungsnummer zu übermitteln.
                                                       Bitte vergessen Sie auch nicht, die KZV über ­Änderungen Ihrer E-Mail-Adresse
                                                       in Kenntnis zu ­setzen. Ansprechpartner ist die ­Abteilung R­ egister, bitte nur
                                                       per E-Mail an

                                                       Register@KZVNR.de

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