BGH: Urteil gegen Bewertungsportale - Ausgabe 4 6. April 2016 - Zahnärztekammer ...
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Editorial Endlich: Urteil gegen Bewertungsportale Muss man sich eigentlich als Arzt in Bewertungsportalen alles gefallen lassen? Nein – meinte ein zahnärztlicher Kollege aus Berlin, und der Bundesgerichts hof (BGH) gab ihm am 1. März 2016 Recht (s. auch „Neues von Jameda, Sanego & Co.“, S. 217). Kernsatz des Urteils ist: „Der Betrieb eines Bewer tungsportals trägt im Vergleich zu anderen Portalen von vornherein ein gestei gertes Risiko von Persönlichkeitsverletzungen in sich. Diese Gefahr wird durch die Möglichkeit, Bewertungen anonym oder pseudonym abzugeben, verstärkt.“ Es ist ein Urteil zum Schutz der Persönlichkeitsrechte von Ärzten und es ist ein Urteil gegen anonyme Schmähkritik, wie sie nur allzu häufig im Netz pas siert. Zukünftig hat der Portalbetreiber – in dem vor dem BGH verhandelten Fall war es jameda – im Einzelfall die Pflicht zu prüfen, ob der bewertende Patient überhaupt in der Praxis behandelt wurde. Dieser kann sich dann nicht mehr hinter seiner Anonymität verstecken. Und das ist gut so! Ein Schritt in die richtige Richtung! Als „schwarzen Tag für den Verbraucherschutz“ bewertete ein bei der Zahn ärztekammer Nordrhein anfragender Fernsehredakteur das Urteil. Genau das Gegenteil aber ist der Fall! Es ist auch ein richtiger Schritt zu mehr Ver braucherinformation. Wenn man schon mit Bewertungsportalen leben muss, was bringt es dann dem Nutzer solcher Portale, wenn er Bewertungen von angeblichen Patienten liest, die nie bei diesem Arzt waren, von angeblichen Klienten, die nie bei diesem Rechtsanwalt waren, oder von angeblichen Hotelgästen, die nie in diesem Hotel übernachtet haben. Was hat es mit Transparenz von ärztlicher Qualität zu tun, wenn ein anony mer Troll, irgendwo auf dieser Welt versteckt, seine Tiraden über einen Arzt ungeprüft ins Netz stellt? Was hat es mit Information für mich als Patient zu tun, wenn ich solche vermeintlichen, in keiner Weise nachprüfbaren Bewer tungen auf einem Portal lese? Insofern ist es mehr als nur zu begrüßen, dass nun durch den Bundes gerichtshof dem Portalbetreiber ins Stammbuch geschrieben wurde, dass er den Bewertenden hätte auffordern müssen, dem klagenden Zahn arzt den Behandlungskontrakt belegende Unterlagen wie etwa Bonusheft, Rezepte oder sonstige Indizien möglichst umfassend vorzulegen. Das Urteil trägt aber endlich auch dem hohen wirtschaftlichen existenziellen Risiko Rechnung, dem sich eine Arzt- bzw. Zahnarztpraxis durch Schmähkritik ausgesetzt sieht. Zukünftig ist man als Arzt oder Zahnarzt vor derartigen Ver leumdungen zumindest etwas besser geschützt. Mit freundlichen kollegialen Grüßen Ihr Dr. Ralf Hausweiler Vizepräsident der Zahnärztekammer Nordrhein Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 · 169
Inhalt PC015954_Plakat_KHK_2013.pdf 1 15.01.14 08:58 Karl-Häupl-Kongress Das Karl-Häupl-Kongress 2016 Tagungs- • ZFA-Tagrungsprogramm: programm Von der pädiatrischen bis zur Alterszahnheilkunde 172 Gürzenich des Karl-Häupl- • KZV-Tagungsprogramm: Glückszahl 13 180 Köln Kongresses 2016 fand mit seinen ver • Praxisgründungsseminar: schiedenen Schwerpunkten Berufsrecht bis Altersvorsorge 184 riesigen Anklang. Die Vor tragsthemen für ZFA reichten Zahnärztekammer/VZN vom Umgang mit Angst KH Neue DH-Aufstiegsfortbildung: patienten über praxistaugliche Karl-Häupl-Institut Interview mit Dr. Weller 188 Fortbildungszentrum der Zahnärztekammer Nordrhein Konzepte für Parodonto logie und Prophylaxe bis zu Lossprechungsfeiern Winter 2015/2016 190 patientengerechten Kommunikationsstrategien. Ihre Meinung zählt: Umfrage zum Notdienst 198 Das Tagungsprogramm der KZV Nordrhein, seit VZN: Steuerliche Vorteile durch zusätzliche vielen Jahren fester Bestandteil des Kongresses, fand Altersversorgung? (RZB-Interview)200 mit seinen Referenten, unter ihnen der gesamte Vorstand, VZN vor Ort 220 an beiden Tagen zahlreiche interessierte Teilnehmer. Im Praxisgründungsseminar wurde grundlegendes Wissen zu nichtfachlichen B ereichen rund um die Niederlassung vermittelt. Gesundheitspolitik ab Seite 172 10. Gesundheitskongress des Westens 204 14. Kölner Sozialrechtstag 206 Anlässlich des Karl-Häupl- Karl-Häup Zahnärzte l-Kongress Kongresses wurde am ersten kammer No rdrhein Aus Nordrhein/Berufsverbände Kongresstag durch den Vorstands 2016 11. Düsseldorfer Symposium Update Zahnmedizin 208 referent für die ZFA-Fortbildung ZIBS und AnNi2012: Dr. Jürgen Weller das neue Unterstützung krebskranker Kinder und Jugendlicher 216 DH Konzept der Zahnärzte kammer Nordrhein vorgestellt. Direkt im Anschluss stand Informationen Dr. Weller Dr. Dirk Erdmann Neue orale Antikoagulanzien – NOAK 212 (adp®-medien) für ein Interview DH T im Gürzalk zur Verfügung. Infoverans enich taltung zu m Berufsrecht Seite 188 DH-Konzep t der Zahnärz tekammer Nordrhein 1 Neues von Jameda, Sanego & Co. 217 ta 5 . 4 5 U h r 1 Fre 6 g, 4 . Mä r z 2 0 i Kassenzahnärztliche Vereinigung Zulassungsausschuss: Sitzungstermine 2016 214 GKV-Versorgungsstärkungsgesetz unter der Lupe: Der 14. Kölner Sozialrechtstag diskutierte am 8. März 2016 in der Universität zu Köln unter der Überschrift „Sicherung einer flächendeckenden ärztlichen Versorgung unter den Herausforderungen des demographischen Wandels“ aus verschiedener Perspektive Schwierigkeiten bei der Bedarfsplanung und der regionalen Verteilung der Vertragsarztsitze. Seite 204 170 · Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
Inhalt Fortbildung Ihre Meinung zählt! Fortbildungsprogramm des Karl-Häupl-Instituts 220 Die Zahnärztekammer Nord Arbeitsrecht – auch in der täglichen Praxis rhein bittet bei einer aktuel immer wichtiger! 223 len Umfrage zum zahn ärztlichen Nordienst Gründung „Studiengruppe Alterszahnmedizin“ 225 um die Mithilfe aller Zahnärztinnen und Nach der Praxis Zahnärzte. Um Dr. K. J. Gerritz zum 75. Geburtstag 226 Änderungen an der Notfalldienst ordnung oder an Historisches den Modalitäten Pierre Curie verstarb vor 110 Jahren 230 des zahnärztlichen Notdienstes auf eine solide Basis zu Rubriken stellen, braucht die Bekanntgaben 211, 236 Zahnärztekammer valide Buchtipp: A. Heuss, S. Süßbier: Daten. Die Teilnahme ist sehr Tricksen, Tränen, Tod 235 einfach und auf verschiedenen Wegen möglich. Editorial169 Seite 198 Freizeittipp: Ratingen, Oberschlesisches Museum 232 Humor236 Impressum211 Personalien228 Zahnärzte-Stammtische187 Titel: Jameda GmbH Brücken über Sektoren gefordert: Beim 10. Ge- sundheitskongress des Westens in der Universität zu Köln forderte Bundes gesundheitsminister Her mann Gröhe (hier mit Barbara Steffens) am Anfang März 2016 den Bau von Brücken zwischen den Sektoren und neue Formen gemeinschaftlicher Berufsausübung im Rahmen der freiberuf lichen Tätigkeit der Niedergelassenen. Seite 206 Die Bewertungsportale und die darin veröffentlichten Bewertungen führen häufig zu Rechtsstreitigkeiten. Gerade auch bei Zahnärzten stehen die Portale immer wieder in der Kritik, da negativer Bewertungen sich auf die Aus lastung der Praxis auswirken können. Ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofs stärkt die Rechte von Zahnärzten gegenüber Bewertungsportalen. Seite 213 Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 · 171
Karl-Häupl-Kongress 2016 Fortbildungstage der Zahnärztekammer Nordrhein mit Dentalausstellung Am 4. und 5. März 2016 fand in der gewohnten Umgebung des Kölner Gürzenich der Karl- Häupl-Kongress der Zahnärztekammer Nordrhein statt. Auch in diesem Jahr stieß das breitge- fächerte Tagungsprogramm für Zahnmedizinische Fachangestellte mit ausgewählten Referenten auf großen Anklang. So war der Garderobensaal, in dem die Vorträge für die ZFA stattfan- den, bereits zur Begrüßung und Eröffnung am Freitagmorgen bestens gefüllt, was sich bis zum letzten Kongressvortrag am Samstagnachmittag nicht änderte.
Karl-Häupl-Kongress 2016 Von der pädiatrischen bis zur Alterszahnheilkunde Tagungsprogramm für Zahnmedizinische Fachangestellte Dr. Curt Goho (Schnaittenbach) zählt mit gestalteten Anamnesebogen wurde ausführ- Sicherheit zu den renommiertesten Refe- lich auf allgemeinmedizinische Probleme renten mit internationaler Reputation auf eingegangen. Hinweise auf die Bedeutung dem Gebiet der pädiatrischen Zahnheil- von Quick- bzw. INR-Werten, neuen oralen kunde. In seinem engagiert und humorvoll Antikoagulantien, dem HbA1c-Wert bis zur präsentierten Vortrag widmete er sich der medikamentenbedingten Gingivahyperpla- Rolle der ZFA in der pädiatrischen Zahnheil- sie wurden leicht verständlich dargestellt. kunde. Er stellte sein Top Ten-Konzept der Besonderen Wert legte Wiedenmann auf Kinderbehandlung anschaulich mit vielen die gewissenhafte Befundung, extra- wie Beispielen und Fotos dar. Dabei spannte auch intraoral, und unterlegte ihren Vortrag er einen weiten Bogen von der Teamkom- auch hier mit zahlreichen anschaulichen munikation, der Begrüßung der kleinen Pati- Fotos aus der Praxis. Auch die geeigne- enten, der Gestaltung von Rezeption und ten Indizes SBI, API, GBI, PCR, PSI und Wartezimmer, dem „tell–show–do“, der BOP wurden erläutert und deren Bedeu- richtigen Technik bei der Lokalanästhesie, Fotos: Paprotny tung für die Therapieplanung erklärt. Nur dem Umgang mit „Hubschraubereltern“, aufgrund einer soliden Datenbasis könne der Belohnung nach erfolgreicher Therapie- man entscheiden, ob eine Prophylaxesit- sitzung bis hin zum Marketing. Für den Karl-Häupl-Kongress 2016 hatte zung einen eher kosmetischen oder einen Immer wieder stellte Dr. Goho die Rolle der Vorstandsreferent für die Fortbildung eher medizinischen Charakter habe. Zur des gesamten Teams in den Vordergrund der ZFA Dr. Jürgen Weller wieder ein technischen Kompetenz gehöre aber auch und machte deutlich, dass der Behandler breitgefächertes Programm mit hervor- die Kenntnis über die unterschiedlichen ragenden Referenten und spannenden hier im Interesse des Behandlungserfolgs zur Verfügung stehenden maschinellen und Themen zusammengestellt. Verantwortung an die ZFA abgeben muss. manuellen Methoden sowie die Kenntnis Zwar müsse der Zahnarzt die erhobenen Behandler gegenüber oft gar nicht artiku- über zu verwendende Instrumente und Befunde den Eltern erläutern und das ange- lieren, mit dem Team zu besprechen. Eine deren Einsatzgebiete, so Wiedenmann. dachte Therapiekonzept vorstellen, aber die wichtige Aufgabe, die den ZFA an dieser Auch hier wurden die gängigen Geräte, Eltern müssten anschließend die Möglichkeit Stelle zuteilwird, denn die Akzeptanz für die Instrumente, Lacke, Gele, Polierpasten und haben, aufkommende Fragen, die sie dem vorgeschlagene Therapie steigt dadurch um Air-Flow Pulver sowie deren Anwendung 30 bis 40 Prozent. Eine zweite Meinung ein- zuholen sei heute nicht unüblich und daher sei es so wichtig, dass die Mitarbeiterinnen diese Aufgabe der Information übernehmen, denn so sei die „zweite Meinung“ bereits in der eigenen Praxis eingeholt und die Patien- tenbindung damit ein gutes Stück vorange- kommen. Letzten Endes sei die erfolgreiche Behandlung der kleinen Patienten der Garant dafür, dass sich die gesamte Familie in die Obhut der Praxis begebe, so Dr. Goho. Nach diesem perfekten Einstieg in den Kon- gress ging es nach kurzer Kaffeepause mit dem zweiten Fachvortrag von Ulrike Wie- denmann (Aitrach) ebenso munter und enga- giert weiter. Sie erläuterte dem Auditorium ihre Vorstellungen vom Ablauf und der prak- tischen Umsetzung einer Prophylaxesitzung. In seinem Vortrag über die Rolle der Dabei bedürfe es der kommunikativen, der Ulrike Wiedenmann erläuterte ihre ZFA in der pädiatrischen Zahnheilkunde psychologischen sowie der technischen Vorstellungen vom Ablauf und der prak- beantwortete Dr. Curtis Goho, begleitet tischen Umsetzung einer Prophylaxe von praktischen Beispielen und vielen Kompetenz. Zu allen drei Punkten konnte sitzung, bei der es der kommunikativen, Tipps, die Frage, wie ein Team für die Referentin anschauliche und detailrei- psychologischen und technischen Kom- Kinderpatienten arbeiten soll. che Beispiele geben. Neben einem selbst petenz bedarf. Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 · 173
Karl-Häupl-Kongress 2016 fachten Lebenspyramide mit vier „Etagen“ man daran etwas ändern, müsse man sich die komplexen Zusammenhänge auf, die wohl oder übel aus der eigenen Komfort- dabei eine Rolle spielen. Die unterste Ebene zone herausbegeben. Das Unangenehme und damit die Basis der Pyramide war dabei daran sei dann die „Schmerzzone“, durch das „selbstbestimmte Leben“, das viel mit die man hindurch müsse. Habe man das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu tun aber geschafft, eröffneten sich einem neue hat. Voraussetzung dafür sei zunächst ein- Möglichkeiten. Diese teilweise doch recht mal die Selbstakzeptanz. Mit vielen kleinen abstrakten Überlegungen erläuterte Dr. anschaulichen und gewohnt humorvoll vor- Oberle unter anderem mit Beispielen aus getragenen Beispielen wurden die einzelnen ihrem eigenen Leben, wodurch es für die Ebenen der Pyramide dann erläutert. Dabei Teilnehmerinnen nachvollziehbar wurde. fehlte auch nicht die Vermittlung wissenschaft- Die Spitze der Pyramide bilde dann das licher Erkenntnisse, wie z. B. die Tatsache, „Geben“. Hier komme es weniger darauf dass die Ausschüttung von Stresshormonen an, interessant zu sein, sondern vielmehr den Hippocampus verkleinern kann. interessiert zu sein. Die Zwei-Euro-Persön- In der zweiten „Etage“ der Pyramide fand lichkeit war ein prägnantes Stichwort in sich dann „Die Kunst, Dein Ding zu machen“ diesem Zusammenhang. Unter dem provokanten Titel „Kein Bock also die Zielstrebigkeit. Um ein Ziel errei- Abschließend stellte Dr. Oberle mit dem mehr?“ zeigte Dr. Esther Oberle Erfolgs- chen zu können, müsse man zunächst wis- Reframing eine Technik vor, mit der sich strategien, Impulse, Tipps und Tricks auf, sen, warum man das Ziel erreichen wolle. die dabei helfen, den Praxisalltag anre- schwierige oder unangenehme Situationen Dabei könne die Vorstellungskraft Wirklich- gender und spannender zu gestalten. meistern lassen. Der „schwierige“ Patient keit schaffen. Die dritte „Etage“ der Pyra- wird dabei z. B. zu einem „interessanten“ und deren Indikationsgebiete in Wort und mide beinhaltete dann die Begriffe Glück Patienten. Durch Änderung der eigenen Bild ausführlich dargestellt. und Erfüllung. Dies erreichen zu können, Sichtweise gelingt es so oftmals, die Situa- habe sehr viel mit Gedankenkontrolle zu Nach so viel geballter Information ging tion professionell zu meistern. tun. Aber wie so oft im Leben, fällt einem es für die Teilnehmerinnen in die wohl ver- auch das nicht in den Schoss. Wollen sich Im Grundsatz war der Vortrag von Dr. Oberle diente Mittagspause und für Ulrike Wie- Glück und Erfüllung nicht einstellen, ist Hilfe zur Selbsthilfe auf dem Weg in ein denmann ohne Mittagessen weiter nach aktives Handeln gefragt. Erschreckend in erfolgreiches und erfülltes Leben. Durch die Frankfurt zum nächsten Termin ... diesem Zusammenhang war für mich die zahlreichen Beispiele mit Bezug zum Praxi- „Keinen Bock mehr?“, fragte Dr. Esther Tatsache, dass zwei Drittel aller Menschen salltag wurde der Benefit für die Praxis an Oberle (Hergiswil, CH) nach der Pause. nur „Dienst nach Vorschrift“ machen. Wolle vielen Stellen anschaulich herausgearbeitet. „Keine Spur!“, würde ich sagen, denn der Saal war auch nach der Mittagspause mehr als nur gut gefüllt und die Teilneh- merinnen waren gespannt, etwas über „Erfolg, Motivation und professionelle Freundlichkeit im Praxisalltag“ zu erfahren. Dr. Oberle stellte eingangs heraus, dass man für beruflichen wie privaten Erfolg bestimmte Voraussetzungen schaffen müsse. So sei es z. B. vom eigenen Wohlbefinden, vom Selbstwertgefühl und der Selbstakzeptanz abhängig, wie gut man sich selber motivie- ren könne, um dann die alltäglichen Her- ausforderungen professionell zu meistern. Erfüllung habe etwas mit Erfolg zu tun, so Dr. Oberle. Nun gibt es natürlich sehr viele Faktoren, die dazu beitragen können, ein Riesiges Interesse bestand seitens der Zahnmedizinischen Fachangestellten, das neue erfülltes Leben zu führen. Im Folgenden DH-Konzept der Zahnärztekammer kennenzulernen. Bereits nach kurzer Zeit waren die zeigte die Referentin anhand einer verein- Info-Mappen vergriffen. 174 · Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
Karl-Häupl-Kongress 2016 Neues DH-Konzept der ZÄK Nordrhein vorgestellt Nach erneuter kurzer Pause hatte ich sel- von Dentalhygienikerinnen (DH) durchge- DH von der EU-Kommission einer Evaluie- ber dann das Vergnügen, vor einem fast führt wird. Durch die DH allein ließe sich rung unterzogen. Ergebnisse liegen derzeit schon überfüllten Saal das neue DH-Kon- der geschilderte Bedarf an Fachkräften noch nicht vor. zept der Zahnärztekammer Nordrhein dem auch gar nicht decken. Auch die ERO (European Regional Orga- hochinteressierten Auditorium vorzustellen Vor dem Hintergrund, dass in der EU die nisation) hat sich 2015 mit dem Thema zu dürfen. Neben der eigentlichen Vorstel- Ausbildung zur DH in der Hälfte der Mit- DH beschäftigt und in einer Resolution zur lung des nordrheinischen Konzepts bin ich gliedsstaaten reguliert und in der anderen DH den Grundsatz der Delegation deut- dabei auch auf die Rahmenbedingungen Hälfte dereguliert bzw. gar nicht vorhan- lich gestärkt. Darüber hinaus hat die ERO eingegangen und habe einige Hinter- den ist, wurde 2015 die Ausbildung zur im Jahr 2015 Ausbildungsprofile für ZFA, grundinformationen gegeben. Unbestritten ist, dass wir zukünftig einen erhöhten Bedarf an Prophylaxekräften haben werden. 70 Prozent in der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen leiden an einer behandlungsbedürftigen Erkrankung des Zahnhalteapparates. Bislang wird aber nur ein geringer Prozentsatz tatsächlich behan- delt. Die Tatsache, dass Patienten heute teilweise bis ins hohe Alter noch eigene Zähne haben und der erhöhte Behand- lungsbedarf für Menschen, die entweder in der häuslichen Umgebung oder in Pfle- geeinrichtungen betreut werden müssen, führen ebenfalls zu einem erhöhten Einsatz von gut fortgebildeten Fachkräften. Der Wissenschaftsrat hatte erstmals 2005 und dann erneut 2012 den Ausbau der Ausbildung zur DH empfohlen, dabei aller- Nach der Vorstellung des kammereigenen DH-Konzepts wurden unter Aufsicht von dings außer Acht gelassen, dass „Dental- Nicole Rosenberg und Sylvia Galle aus dem Ressort ZFA-Fortbildung durch Dr. Jürgen Weller hygiene“ in Deutschland eben nicht nur fünf Gutscheine für den Baustein Dental-Hygienikerin im Karl-Häupl-Institut verlost. Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 · 175
Karl-Häupl-Kongress 2016 Erkrankungen zu verzeichnen sei. Dabei stützte sie ihre Aussage auf die Ergebnisse der vierten Deutschen Mundgesundheitsstu- die (die Veröffentlichung von DMS V steht unmittelbar bevor). Die Diskrepanz zwischen der Häufigkeit der Erkrankung und der Anzahl durchge- führter Behandlungen sei unter anderem auf mangelhafte Information der Patienten zurückzuführen, so die Referentin. Hier sehe sie eine große Zukunftsaufgabe für das zahnärztliche Team, denn die Paro- dontitis werde wegen der anfangs gerin- gen Beschwerden noch immer bagatelli- siert. Folgerichtig informierte Klein das Audito- rium zunächst über die Ätiopathogenese und die Risikofaktoren zur Parodon titis. Insbesondere Diabetes und das Rauchen wurden dabei analysiert. Beim Diabetes liege ein Mangel an Garnulozyten und Antikörpern vor, was den „Schutzwall“ Die fünf glücklichen Gewinnerinnen je eines Gutscheins für die Teilnahme an der DH-Fort schwäche. Ferner sei die Ausschüttung von bildung im Karl-Häupl-Institut mit Sylvia Galle (l.) Dr. Jürgen Weller und Nicole Rosenberg (r.) Metall-Matrixproteinasen (MMP) erhöht, ZMP und DH beschrieben. National und Es ist geplant, mit dem ersten Baustein was die Zerstörung des Faserapparates international ist ein Trend erkennbar, der noch in diesem Jahr zu beginnen. Erfreu- zur Folge habe. Auch sei wenig Kolla- auf eine mittelfristige Abschaffung der ZMF licherweise konnten wir die Universität gen vorhanden und damit die Knochen- zugunsten der DH schließen lässt. Es gibt Aachen bereits als Kooperationspartner für neubildung reduziert. Bei Rauchern liege also genügend gute Gründe, die DH auch die praktische Ausbildung gewinnen. Wir generell eine geschwächte Immunabwehr in Nordrhein anzubieten. sind bemüht, noch eine weitere nordrheini- sche Universität als Partner zu gewinnen, Zurzeit führt neben der Kammerfortbildung um somit auch ein Zeichen für die Quali- auch ein Bachelor-Studium zur DH. Diese beiden Wege wurden dem Auditorium tät der praktischen Ausbildung setzen zu kurz vorgestellt. In Nordrhein haben wir können. die DH in das Konzept der offenen Bau- Ein Höhepunkt für die Teilnehmerinnen steinfortbildung OBF integriert. Die Ein- der Infoveranstaltung war sicherlich die gangsqualifikation ist dabei eine erfolg- abschließende Verlosung von fünf kosten- reich absolvierte Fortbildung zur ZMP freien Plätzen für die erste nordrheinische oder ZMF. Vier weitere Bausteine führen Aufstiegsfortbildung zur DH. Im Anschluss dann zur Qualifikation DH. Dabei liegen an die Vorstellung des DH-Konzepts der wir mit 6.960 Euro Gesamtkosten bei nur Zahnärztekammer Nordrhein hatte ich einem Drittel der Kosten, die zurzeit ein zudem die Gelegenheit, dem Kollegen Dr. Bachelor-Studium erfordert. Für ZMP und Dirk Erdmann in einem Interview das Kon- ZMF, die in Nordrhein die Aufstiegsfort- zept näher zu erläutern (s. S. 188). bildung gemacht haben, reduziert sich dieser Betrag um weitere zehn Prozent, sodass die Gesamtkosten dann unter Der Parodontitis-Patient 6.300 Euro liegen. Zudem bestehen Den zweiten Kongresstag eröffnete Simone Simone Klein stellte Konzepte vor, mit dem Bildungsscheck NRW und dem Klein (Berlin) mit dem Thema „Der Parodon- die die anamnestischen und sonstigen Meister-BAföG finanzielle Fördermöglich- titis-Patient“. Zunächst wies sie darauf hin, Risikofaktoren für eine erfolgreiche keiten. dass ein deutlicher Anstieg parodontaler Parodontitistherapie berücksichtigen. 176 · Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
Karl-Häupl-Kongress 2016 vor und die Fibroblasten würden geschä- geeignet, dauerhaft stabile Verhältnisse zu Teufelskreis, weil auch das zahnärztliche digt. Trotz oftmals sehr pathogener Keime erzielen. Eine Reevaluation nach erfolgter Team angesichts des vom Patienten dra- sei die Gingiva wegen der vorliegenden Therapie solle frühestens nach acht bis matisch geschilderten Sachverhalts ängst- Gefäßverengung oft blass. zwölf Wochen erfolgen. In schweren Fäl- lich reagiere. Dies erfordere insbesondere len könne die Heilung dabei bis zu einem deshalb eine intensive Information des Pati- Den Einfluss auf die allgemeine Gesund- Jahr dauern. Im Rahmen der UPT sei dabei enten, weil erstaunlicherweise die Angst heit und vorliegende Wechselwirkungen immer ein kompletter PAR-Befund zu erhe- des Patienten vor fehlender Information wurde beispielhaft am Diabetes und an ben, um noch oder wieder aktive Bereiche größer ist, als die Angst vor Schmerzen. kardiovaskulären Erkrankungen erläutert, erkennen und sofort entsprechend therapie- In diesem Zusammenhang sei „Wissen“ bei denen die Bakteriämie zu einer ver- ren zu können. ein regelrechter „Angstkiller“. Angst könne stärkten Arteriosklerose führe. aber auch aus Vorerfahrungen resultieren. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Aus- Angst vor dem Zahnarzt: Weitere mögliche Faktoren können die prägungen parodontaler Erkrankungen könne es nicht EIN Therapiekonzept ein weit verbreitetes Phänomen Angst vor den Kosten, die Angst anders zu sein und nicht zuletzt auch die Angst vor geben, sondern man müsse anhand einer Anschließend stellte Dr. Christian Bittner Kontrollverlust sein. gründlichen Anamnese und Befundung (Salzgitter) sein Praxiskonzept im Umgang zu individuellen Lösungen finden. Dabei Humorvoll und spannend gestaltete Dr. Bitt- mit Angstpatienten vor. Die Angst vor müsse man dann auch zunächst die zu ner seinen weiteren Vortrag und gab dabei dem Zahnarzt ist ein weit verbreitetes erreichenden Ziele definieren. Im Folgen- Phänomen, das Dr. Bittner in seinem Vor- nützliche Tipps, wie man Angst und auf- den wurden die Anamnese und Befundung trag zunächst mit Zahlen und Fakten zum kommende Emotionen beherrschen kann. anhand von Bildern und Videos anschau- Thema Zahnbehandlungsangst konkre- Die Außenrotation des Fußes sei z. B. ein lich dargestellt. Besonders eindrucksvoll tisierte. Jeder sechste Patient sei davon unterbewusster Reflex, der dazu diene, auch für die Patienten sei dabei die Dar- betroffen. Auffällig sei, dass etwa die den oralen Schmerz zu überlagern. Aber stellung der Gesamtentzündungsfläche, Hälfte der Angstpatienten davon ausgehe, auch Farben und Gerüche können ein Trig- die nicht selten handtellergroß sei. sie seien die Einzigen mit diesem Prob- ger für Angstzustände sein. lem. Nicht selten führe das zu einer Art Information und patientengerechte Kommu- Bei der Anamnese solle man unbedingt auch nach dem HbA1c-Wert fragen. Die- nikation seien daher zentrale Punkte bei ser gibt bei diabetischer Stoffwechsellage der Behandlung von Angstpatienten. Um einen guten Überblick über den Verlauf der Vertrauen aufzubauen, bedürfe es eines letzten drei Monate. Bei einem Wert von Gesamtkonzepts, angefangen an der über 7,5 sei nur eine nichtchirurgische The- Rezeption, dem Telefonkontakt oder dem rapie und ggf. die Gabe von Doxycyclin Kontakt per Mail bis hin zu einer separaten indiziert. Ein gutes Beispiel für den direkten Sprechstunde für Angstpatienten. Dabei Zusammenhang von Anamnese und Thera- könne man durch drei einfache Fragen pieentscheidung, wie ich finde. wertvolle Informationen gewinnen. Die meisten Patienten beurteilen den eigenen Neben der schlüssigen und umfassenden Gebisszustand nach einem Schulnotensys- Darstellung ihres Therapiekonzeptes gab tem nicht selten mit den Noten 4,5 oder gar Simone Klein auch nützliche Hinweise, 6. Diese Einschätzung liefert konkrete Hin- beispielsweise auf die Notwendigkeit weise auf die Eigenwahrnehmung des Pati- des Vorliegens eines Aufklärungsbogens enten. Sollen die Patienten dann bewerten, zur Anästhesie. Auch der „altbekannte“ was sie aktiv dagegen tun, kann hier eine Winkelhoff-Cocktail wurde erwähnt. Hier schlechte Bewertung ein Indiz dafür sein, solle man diesen über zehn Tage geben dass der Patient bereits aufgegeben habe. und erst mit Beginn der chirurgischen The- Interessant ist dann auch die dritte Frage, rapie einsetzen, weil ansonsten der noch Dr. Christian Bittner stellte in seinem ersten Vortrag sein Praxiskonzept vor, was der Zahnarzt als Unterstützung geben vorhandene Biofilm eine Barriere darstelle, das dem Patienten ermöglicht, einen kann. Hier gewinnt man Einblicke in die die eine gute antibakterielle Wirkung ver- erfolgversprechenden Weg aus der Erwartungshaltung des Patienten. Objektiv hindere. Angst aufzuzeigen, zu planen und betrachtet ergeben sich aus Anamnese und umsetzen zu können. Anschließend Der Vortrag wurde abgerundet mit der Dar- erläuterte er die Voraussetzungen für Befund konkrete notwendige Behandlungs- stellung der unterstützenden PAR-Therapie einen erfolgreichen Einbau der Hypnose schritte, lediglich WIE man diese dann mit (UPT). Hier sei eine PZR in der Regel nicht in den Praxisalltag. dem Patienten umsetzen könne, sei varia- Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 · 177
Karl-Häupl-Kongress 2016 bel. Die Palette der Möglichkeiten reiche an den Ressourcen und Möglichkeiten der dabei von der Vollnarkose, über Hypnose Patienten orientieren müsse. Nur durch und Prämedikation bis zur Analgosedie- diese frühzeitige Ausrichtung unserer rung und der Lachgasanalgesie. Behandlungsmaßnahmen sei eine nachhal- tige Compliance bei den alternden Men- Nach der wohlverdienten Mittagspause schen zu erreichen. Es bleibt nach meiner referierte Prof. Dr. Christian Besimo (Brun- Auffassung eine schwierige Aufgabe, der nen, CH) über die Voraussetzungen für eine erfolgreiche orale Prävention. Bereits wir uns angesichts der demografischen Ent- im vergangenen Jahr hatte Prof. Besimo wicklung aber mehr denn je werden stellen in einem viel beachteten Artikel im Swiss müssen. Dental Journal einen „Paradigmenwechsel Nach kurzer Erfrischungspause war es zugunsten einer besseren oralen Gesund- dann erneut Dr. Bittner, der mit dem Thema heit im Alter“ gefordert. Die zahlreichen Hypnose den letzten Vortrag eines lan- Bemühungen in der Vergangenheit hätten gen Kongresstages halten konnte. Dabei nicht zu einer nachhaltigen Verbesserung knüpfte er nahtlos an seinen ersten Vor- der oralen Gesundheit pflegebedürftiger trag vom Vormittag an. Hypnose sei „Auf- Patienten geführt, erläuterte er. merksamkeitslenkung“, so Dr. Bittner. Dies An den Anfang seines Vortrages stellte Prof. konnte er humorvoll – wie schon im ersten Besimo Zahlen, Daten und Fakten zu Prob- Vortrag – mit einfachen Beispielen nach- Prof. Dr. Christian Besimo zeigte auf, lemen und Beschwerden im Alter. Depres- dass eine nachhaltige Compliance beim vollziehbar veranschaulichen. Er forderte sive Symptome seien dabei in 40 Prozent alternden Menschen nur erreicht werden das Auditorium z. B. auf, in einem kurzen kann, wenn die im zahnärztlichen Kon- Video sich ausschließlich auf die Ballwech- der Fälle weder diagnostiziert, geschweige text gestellten Anforderungen seinen indi- denn therapiert. Auch das Risiko für demen- sel eines weiß gekleideten Basketballteams viduellen Ressourcen angepasst werden. zielle Störungen steige im Alter deutlich zu konzentrieren und das schwarz geklei- an. Frauen seien davon stärker betroffen, ihr eigenes Wohlbefinden subjektiv bes- dete Team zu ignorieren. Diese Aufmerk- als Männer. Hier gebe es in 60 Prozent ser empfinden, als es objektiv sei. Diesen samkeitslenkung führte dazu, dass kaum der Fälle weder Diagnose noch Therapie. Sachverhalten müsse man mit einem wohl jemand einen Affen wahrgenommen Ergänzend dazu führte er typische Fakten durchdachten Patientenscreening begeg- hatte, der sich unter die Basketballspieler zum allgemeinen Gesundheitszustand älte- nen, um die beginnenden Probleme früh- gemischt hatte. rer Menschen auf. So habe bereits jeder zeitiger als bisher zu erfassen, zu erken- Anschließend ging er auf einzelne Unter- 70-Jährige mindestens eine manifeste Erkran- nen und in der Folge die notwendigen punkte wie kommunikatives Setting, kung. 60 Prozent hätten sogar bereits zwei Konsequenzen für die Therapie ziehen zu Gesprächsregeln, Zuhören, Sprechen und Diagnosen. Fragilität, Multimorbidität, Mal- können. Eine wichtige Maßnahme in dem nonverbale Kommunikation ein. Für eine nutrition und funktionelle Einschränkungen Zusammenhang sei ein spezielles Anam- neseblatt, das über eine Medikamenten- erfolgreiche Hypnosesitzung müsse man wie Seh- und Gehbehinderungen seien im liste auf einem gesonderten Blatt verfügen zunächst die räumlichen Voraussetzungen Alter an der Tagesordnung. Hilfs- und Pfle- müsse. Polypharmakotherapie gehe häufig und ein entsprechendes Zeitfenster schaf- gebedürftigkeit beginne bereits in der häus- mit Begleiterscheinungen wie Xerostomie fen. lichen Umgebung. Es verwundere daher auch nicht, dass zahnärztliche Kontrollen einher. Im Folgenden ging er auf die Indikationen bereits ab einem Alter von 60 Jahren nicht Zusätzlich dazu stellte Prof. Besimo ergän- für die Hypnose in den Bereichen Medizin, mehr mit der gewohnten Frequenz stattfän- zende Checklisten zur Erfassung von Pro- Psychotherapie und Zahnmedizin ein. In den. In der Gruppe der 80- bis 84-Jährigen blemen wie Kognition, Depression und der Zahnmedizin nannte er unter anderem leben noch fast 90 Prozent in der häuslichen Demenz vor. Besonders eindrucksvoll Angstreduktion, Anästhesie, Kontrolle von Umgebung. Bei den 95-Jährigen sind es dabei war der einfache „Uhrtest“, bei Speichelfluss, Übelkeit und Würgereiz dann immer noch etwa 60 Prozent. dem Patienten dazu aufgefordert werden, sowie das Erzielen von Verhaltensände- eine Uhr zu zeichnen. Erst wenn man alle rungen bei Habits und die Verbesserung Wohlbefindensparadoxon diese wichtigen Informationen zusammen- der Akzeptanz von Apparaturen. Zu den Kontraindikationen zählte er fehlende beim älteren Patienten führe, könne man zu einer altersgerechten Therapie finden, die nicht erst beginnen Bereitschaft zur Hypnose bei Patient oder Auffällig sei auch das sogenannte Wohlbe- dürfe, wenn die Patienten pflegebedürftig Behandler, Drogen, starke Medikamente findensparadoxon bei dem die Patienten geworden seien und die sich unbedingt und psychische Störungen. 178 · Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
Karl-Häupl-Kongress 2016 In der nächsten halben Stunde wollte Dr. den Teilnehmerinnen, deren Erstaunen dar- Teilnehmer/innen in Köln begrüßen zu dür- Bittner Hypnose für das Auditorium im über dann auch entsprechend groß war. fen. Unseren Referenten danke ich für die wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar Trotz eines wirklich langen Tages im Kölner interessanten und engagiert vermittelten machen. Allein durch seine der Situa- Gürzenich, blieben dann auch viele Teil- Vorträge. Auch möchte ich es nicht ver- tion angepasste Sprache schaffte er es, nehmerinnen noch etwas länger, um sich säumen, den Mitarbeitern/innen der Fort- durch Aufmerksamkeitslenkung auf das angesammelte Fragen von dem bestens bildungsabteilung der Zahnärztekammer gesprochene Wort und den Einsatz des aufgelegten Referenten aus erster Hand Nordrhein für die wie immer reibungslose beantworten zu lassen. Erfolgreicher und Planung und Organisation sowie den Mit- Mittels der Dissoziation einen großen Teil zufriedenstellender kann ein Fortbildungs- arbeitern des Gürzenich für die technische des Auditoriums in einen tranceähnlichen kongress eigentlich nicht enden! Begleitung des Kongresses meinen Dank Zustand zu versetzen. Ein Indiz dafür, dass auszusprechen. dies auch voll umfänglich gelungen war, Abschließend möchte ich mich an die- Dr. Jürgen Weller war die Unfähigkeit der Zuhörer den Zeit- ser Stelle bei unseren Besucherinnen und raum, in dem dies stattgefunden hatte, kor- Besuchern ausdrücklich für die rege Teil- Bitte vormerken: rekt zu benennen. Von einer Minute bis zu nahme am Kongress bedanken. Ich würde Karl-Häupl-Kongress 2017 einer guten halben Stunde reichten dabei mich freuen, auch im kommenden Jahr 11. und 12. März 2017 die Aussagen zur Dauer der Trance bei zum Karl-Häupl-Kongress wieder zahlreiche Kostenlose Patientenbestellzettel von der KZV Foto: Horst „Ihre“ Patientenbestellzettel können Sie weiterhin bei den zuständigen Verwaltungsstellen und der KZV in Düsseldorf unter Tel. 0211/9684-0 anfordern bzw. abholen. Wenn möglich bitte in einer Sammelbestellung gemeinsam mit weiteren Formularen oder anderemMaterial, da mehrere kleine Bestellungen deutlich höhere Portokosten und einen größeren Arbeitsaufwand verursachen. Öffentlichkeitsausschuss der KZV Nordrhein Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 · 179
Karl-Häupl-Kongress 2016 Glückszahl 13 Tagungsprogramm der KZV Nordrhein Fotos: Neddermeyer Auch 2016 war die Kassenzahnärzt- die Zahnärzte Ralf Wagner, Mar- liche Vereinigung Nordrhein beim tin Hendges und Lothar Marquardt Karl-Häupl-Kongress mit einem eige- gemeinsam mit Andreas Kruschwitz, nen Programmteil und dem gesamten Dr. Hans-Joachim Lintgen und Dr. Vorstand im Kölner Gürzenich vertre- Andreas Schumann sowie aus dem ten. Am 4. und 5. März referierten Vorstand der Zahnärztekammer Nord- im stets gut gefüllten Isabellensaal rhein Dr. Ursula Stegemann. Dr. Andreas Schumann stellte den Zuhörerinnen und Zuhö- rern anschaulich dar, wie die Abrechnung moderner ästhe- tischer Kieferorthopädie, also Dr. Hans-Joachim Lintgen stellte dem Publikum seine etwa Keramikbrackets, be- Mitstreiterin Dr. Ursula Stegemann, GOZ-Referen- schichteten Bögen, Invisalign tin im Vorstand der Zahnärztekammer Nordrhein, usw. korrekt durchzuführen ist. scherzhaft als „Madame 2197“ vor.
Karl-Häupl-Kongress 2016 KZV-Vorstandsmitglied ZA Lothar Marquard widmete sich gemeinsam mit ZA Martin Hendges Der Kölner Verwaltungsstellenleiter ZA der „leistungsgerechten Abrechnung von implantatgetragenem Zahnersatz nach BEMA und Andreas Kruschwitz erklärte zusammen GOZ im Festzuschusssystem der Krankenkassen“. Beide führten die Zuhörer in ein schwieriges mit Dr. Hans-Joachim Lintgen die „leistungs Thema ein, dass – so Marquardt – einer Fortbildung nach drei bis vier Jahren Erfahrung in der gerechte Abrechnung moderner Parodontal Praxis gleichzusetzen ist, nämlich die Problematik „Erstversorgung und Zweitversorgung sowie diagnostik und -therapie unter Berücksich erneute Erstversorgung“. tigung der privaten Vereinbarung“. Bei der Eröffnung des diesjährigen Karl- zurück auf die Themen der letzten Jahre. Wagner bekannte, man vermisse den im Häupl-Kongresses, der zum 13. Mal im Sowohl bei der besseren Versorgung von vergangenen Jahr verstorbenen Fortbildungs- Kölner Gürzenich stattfand, lieferte Kam- alten und pflegebedürftigen Menschen, referenten der KZV Dr. Wolfgang Schnick- merpräsident Dr. Johannes Szafraniak mit die 2014 auf der Agenda stand, als auch mann schmerzlich. Der Neunkirchen-Seel- „Glückszahl 13“ gleich die Überschrift. Er im Kampf gegen die Early Childhood scheider Zahnarzt war, so formulierte es sein dankte der KZV Nordrhein für die partner- Caries (ECC), die er 2015 in den Mit- Nachfolger KZV-Vorstandsmitglied Lothar schaftliche Zusammenarbeit, die sich auch telpunkt seiner Ansprache gestellt hatte, Marquardt, „daran beteiligt, dass sich der im von der KZV organisierten Teil des sind seitdem deutliche Fortschritte gemacht Karl-Häupl-Kongress im Kölner Gürzenich zu Tagungsprogramms niederschlägt, in dem worden. Natürlich gibt es noch einiges zu einer etablierten Institution im Fortbildungs- fachkundige Referenten Zahnärztinnen, tun. Viel mehr noch gilt das aber für das angebot für Zahnärzte entwickelt hat. Zu Zahnärzten und Praxismitarbeiterinnen Thema des Jahres 2016, die Versorgung dieser Institution gehört als fester Bestand- der Asylbewerber. Wagner kritisierte in teil das Tagungsprogramm, das von der vermitteln, wie die aktuelle Zahnmedizin diesem Zusammenhang unnötig kompli- Kassen zahnärztlichen Vereinigung Nord- in den Praxen auch aus betriebswirtschaft zierte, uneinheitliche Regelungen und eine rhein bestritten wird. Teil dieser Institution licher Sicht umgesetzt werden kann. Fülle von bürokratischen Hemmnissen, die war auch unser sehr geschätzter Kollege Dr. Der KZV-Vorstandsvorsitzende ZA Ralf er trotz seines großen Einsatzes nur schritt- Wolfgang Schnickmann, der stets für dieses Wagner warf anschließend einen Blick weise aus dem Weg räumen kann. Tagungsprogramm verantwortlich zeichnete.
Karl-Häupl-Kongress 2016 Er ist leider im vergangenen September allzu früh verstorben. Ich hoffe, diese Aufgabe in seinem Sinne fortführen zu können.“ An der Grenze von BEMA zu GOZ Obwohl natürlich auch wichtige „jahresak- tuelle“ Themen auf dem Programm standen, drehte sich im Folgenden im von der Kas- senzahnärztlichen Vereinigung gestalteten Programmteil wieder fast alles um zwei zentrale Punkte: Zum einen um die vertrags- gerechte Abrechnung nach dem BEMA. Den Vereinigungsmitgliedern und natürlich auch den zahlreichen Praxisteams, die am Kongress teilnahmen, wurde anschaulich vermittelt, welche Leistungen eine Praxis wie abrechnen darf und welche Fehler es zu vermeiden gilt. Zum anderen stand die Klä- rung der Frage auf der Agenda, wo es in Dr. Andreas Schumann eröffnete schon dualprophylaxe nach BEMA und GOZ den verschiedenen zahnärztlichen Leistungs- vor zehn Uhr den Reigen der Freitags- unter besonderer Berücksichtigung der pri- bereichen eine Grenze gibt zu Leistungen, vorträge mit der Abrechnung moderner vaten Vereinbarung und deren vertraglicher die mit den Patienten privat vereinbart und ästhetischer Kieferorthopädie. Dann Abgrenzung“ reserviert, die KZV-Chef Wag- nach GOZ abgerechnet werden können stand die „leistungsgerechte Abrechnung ner mit Unterstützung von ZA Jörg Oltrogge bzw. sogar müssen. moderner Parodontaldiagnostik und -the- den Zuhörern mit großem Engagement rapie unter Berücksichtigung der privaten nahebrachte. Nicht nur angesichts des kom- Vereinbarung“ auf dem Programm, bei plexen Themas waren hier die angesetzten der Dr. Hans-Joachim Lintgen vom Kölner drei Stunden eher knapp. Wichtiger noch war, dass Wagner das Thema nicht auf die Verwaltungsstellenleiter ZA Andreas Kru- Abrechnung der Prophylaxe reduzierte, son- schwitz unterstützt wurde. dern auch Diagnose, Behandlung und der Der gesamte Nachtmittag war für die richtige Umgang mit den Patienten nicht zu „leistungsgerechte Abrechnung der Indivi kurz kamen. Der stellvertretende KZV-Vorsitzende ZA Martin Hendges bei seinem Vortrag über Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung: „Ich freue mich, dass so viele Zahnärzte und Mitarbeite- rinnen gekommen sind. Bei den Abrech- nungsthemen sind solche Zahlen immer schon üblich gewesen. Ich, weiß, Sie sind alle an Qualität interessiert. Dazu braucht es allerdings eigentlich keine immer neuen bürokratischen Instrumente ZA Ralf Wagner, Vorstandsvorsitzender der KZV Nordrhein, mit seinem Amtsvorgänger und Kontrollen.“ Dr. Wilhelm Osing (l.) 182 · Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
Karl-Häupl-Kongress 2016 In der Verlängerung Sozusagen „in der Verlängerung“ über das offizielle Kongressende um 17 Uhr hinaus übernahmen dann Dr. Ursula Stegemann, GOZ-Referentin im Vorstand der Zahnärzte kammer Nordrhein, und nochmals Dr. Hans-Joachim Lintgen das Podium. Sie erläuterten die „leistungs gerechte Abrechnung von Restaurationen (Füllungen, Inlays, Teilkronen, Vollkronen) und Wurzelbehandlungen an der Schnitt- stelle BEMA – GOZ unter Berücksichtigung der Mehrkostenvereinbarung nach § 28 und der privaten Vereinbarung“. Auffällig war an beiden Kongresstagen, dass der Isabellensaal, in dem wie immer alle KZV-Vorträge stattfanden, mehr noch als in den vergangenen Jahren nicht nur Vortragsmarathon der Erläuterung der „leistungsgerechten bei einzelnen Themen, sondern über die Abrechnung von implantatgetragenem am Samstag Zahnersatz (Suprakonstruktionen) nach gesamte Kongressdauer hinweg bei allen sechs Vorträgen äußerst gut gefüllt war. Am Samstag begann dann mit den „neuen BEMA und GOZ im Festzuschusssystem Auch insofern kann man KZV-Vorstandsmit- BEMA-Leistungen für die zahnärztliche der Krankenkassen“. Ein Schwerpunkt lag glied Lothar Marquardt nur zustimmen: „Es Betreuung von Pflegebedürftigen unter dabei auf der komplexen Fragestellung, hat mich sehr gefreut, so viele interessierte besonderer Berücksichtigung von Koope- wie sich Erst- und Zweitversorgung unter- Kolleginnen und Kollegen sowie Praxis- rationsverträgen mit stationären Pflege- mitarbeiterinnen und Praxismitarbeiter in scheiden und wann es sich wieder um einrichtungen“ ein Vortragsmarathon für Köln zu treffen. Wie im vergangenen Jahr eine Erstversorgung handelt. Nach einer ZA Martin Hendges. Auch beim anschlie- haben sie auch 2016 von meinen Kolle- kurzen Pause ging es mit kaum weniger ßenden Programmpunkt „Qualitätsmana ginnen und Kollegen höchste Sachkennt- ge ment und Qualitätssicherung – Wie komplexen Fragestellungen weiter wie nis gepaart mit rhetorischem Geschick und stelle ich mich in der Zahnarztpraxis der „leistungsgerechten Abrechnung von langjähriger Vortragserfahrung geboten richtig auf?“ referierte der stellvertretende andersartigem Zahnersatz und Sonderfäl- bekommen. Ich bin sicher, alle Teilnehmer KZV-Vorsitzende. Selbst danach verließ len (Misch- und Härtefällen) nach BEMA am Karl-Häupl-Kongress haben von dem er nicht das Podium, sondern unter- und GOZ im Festzuschusssystem der attraktiven Angebot profitiert.“ stützte seinen Kollegen Marquardt bei gesetzlichen Krankenkassen“. Dr. Uwe Neddermeyer An den Informationsständen der KZV gab es wie gewohnt ein breites Angebot an Informationen und stets freundliche Beratung. Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 · 183
Karl-Häupl-Kongress 2016 Berufsrecht bis Altersvorsorge Praxisgründungsseminar für Assistentinnen und Assistenten Wie bereits seit vielen Jahren hat die Zahnärztekammer Nordrhein (ZÄK) in Zusammenarbeit mit der Kassen- zahnärztlichen Vereinigung Nordrhein (KZV) und dem Versorgungswerk der Zahnärztekammer Nordrhein (VZN) auch im Rahmen des Karl-Häupl-Kon- gresses 2016 im Kölner G ürzenich wieder ein Praxisgründungsseminar angeboten. Am 4. und 5. März 2016 begrüßte der Vorstandsreferent der ZÄK für Nach- wuchsfragen Dr. Bernd Mauer 23 junge Fotos: Paprotny Kolleginnen und Kollegen zu dem wieder mit hochkarätigen Referenten besetzten zweitägigen Seminar. Sie konnten sich an Der Vorstandsreferent für Niederlassungs diesen beiden Tagen intensiv das für den fragen der ZÄK Dr. Bernd Mauer geplanten Weg in die Selbstständigkeit stelltefest, dass eine Praxis auch in der unbedingt erforderliche Basiswissen in den heutigen Zeit mit ökonomischem und per- Bereichen Zulassungsverfahren, Betriebs- sönlichem Gewinn geführt werden kann. wirtschaft, Steuerrecht, Berufsausübung den aktuellen Stand des Rechtsraumes, der und Berufsrecht aneignen. die zahnärztliche Werbung umgibt, infor- Den Beginn der Vorträge am Freitag bestritt mieren. Rechtsanwalt Joachim K. Mann, Fachan- Nach der wohlverdienten Mittagspause walt für Medizinrecht, mit einer eingehen- führten Rechtsanwältin Sylvia Harms, Fach- den Darlegung der mit einer Niederlas- anwältin für Medizinrecht und für Arbeits- sung verbundenen Rechtsfragen, begin- recht, und Rechtsanwalt Joachim K. Mann nend bei den unterschiedlichen Formen der den juristischen Part mit ihren Vorträgen Praxisgründung, von der Einzelpraxis über zum Arbeitsvertragsrecht sowie zu Arbeits- mögliche Formen der Berufsausübungsge- verträgen und Praxismietverträgen fort. meinschaften bis hin zu Medizinischen Ver- sorgungszentren (MVZ). Er stellte detailliert Nach diesem umfangreichen juristischen die Vor- und Nachteile sowie mögliche Teil des Seminars, führten die nächsten Risiken solcher Niederlassungsformen dar Referenten, ZA Lothar Marquardt, Mitglied und erläuterte fachkundig, aber auch für des Vorstandes der KZV Nordrhein, und juristisch weniger bewanderte Zahnärzte Ass. iur. Bastian Peltzer, stellvertretender gut verständlich, die bei den verschie- Leiter der Abteilung Register/Zulassung denen abzuschließenden Verträgen zu der KZV Nordrhein, das Auditorium in das beachtenden Details. zu durchlaufende Zulassungsverfahren und die dafür zu erfüllenden Voraussetzungen Zahnärztliches Berufsrecht ein. Als zweite Referentin führte die Justitiarin Den ersten Seminartag beschloss Dr. rer. der Zahnärztekammer Nordrhein Dr. iur. pol. Susanne Woitzik, Mitglied der Kathrin Janke die anwesenden Kolleginnen Geschäftsleitung der ZA eG., mit einem und Kollegen mit ihrem sehr detaillierten sehr lebendigen und durch zahlreiche und verständlichen Vortrag in das Berufs- Beispiele aus der täglichen Praxis sehr recht der Zahnärzte sowie die sich daraus anschaulichen Vortrag zu den betriebs ergebenden Berufspflichten ein. In einem wirtschaftlichen Grundlagen einer erfolg- Exkurs konnte sie die Zuhörer auch über reichen Praxisgründung und -führung.
Karl-Häupl-Kongress 2016 RA Joachim K. Mann erläuterte fach- Im Rahmen ihrer Ausführungen zum ZA Lothar Marquardt, Mitglied im Vorstand kundig, aber auch für juristisch weniger Berufsrecht ging Dr. iur. Kathrin Janke, der KZV Nordrhein, und Ass. iur. Bastian bewanderte Zahnärzte gut verständ- Justitiarin der ZÄK Nordrhein, auch auf Pelzer, stellvertretender Leiter der Abteilung lich, mit der Niederlassung verbundene den Rechtsraum der zahnärztlichen Register/Zulassung, beleuchteten die Rechtsfragen. Werbung ein. Existenzgründung aus der Sicht der KZV. Den zweiten Tag des Seminars eröffnete Zuhörer die zahlreichen Hilfsmittel kennen, In einem letzten Vortrag informierte Dr. Ute am Samstag der Präsident der Zahnärzte die die Zahnärztekammer für alle Berei- Genter, Mitglied des Verwaltungsausschus- kammer Nordrhein Dr. Johannes Szafraniak che der erfolgreichen und rechtssicheren ses des VZN, über das nordrheinische Ver- mit seinem Referat zum praxisgerechten Praxisführung auf ihrer Homepage zur sorgungswerk und die Unterstützung, die Umgang mit gesetzlichen Vorschriften im Verfügung stellt, sowie die weitreichenden auch hier für die Kolleginnen und Kollegen Rahmen der zahnärztlichen Berufsaus- Unterstützungen und Serviceleistungen im bei der Existenzgründung geboten wird. übung. Hier lernten die Zuhörerinnen und Zusammenhang mit den Themen Praxisbe- Das Versorgungswerk bietet als Vollversor- gehungen nach MPG und IfSG, Personal- management, QM und vielem mehr. Wirtschaftliche und steuerliche Aspekte Den zeitlich umfangreichsten Teil des zweiten Tages bestritt in seiner bewähr- ten Art Dr. jur. Jürgen Axer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Steuerrecht, mit seinen lebendigen und sehr praxisnahen Vorträ- gen einerseits zu den wirtschaftlichen und andererseits auch zu den steuerlichen Aspekten der Praxisgründungen, wobei er aus seinem sehr umfangreichen Erfah- rungsschatz langjähriger Tätigkeit sowohl aufseiten der Finanzverwaltung als auch der steuerberatenden Berufe schöpfen Der Präsident der ZÄK Nordrhein konnte. Sehr anschaulich stellte er die Vor- Dr. jur. Jürgen Axer vermittelte den Dr. Johannes Szafraniak erläuterte den jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten teile, aber auch Gefahren und Fallstricke praxisgerechten Umgang mit gesetz in seiner lebendigen Art die wirtschaft lichen Vorschriften im Rahmen der verschiedener betriebswirtschaftlicher und lichen und steuerlichen Aspekte der zahnärztlichen Berufsausübung. steuerlicher Gestaltungsmöglichkeiten dar. Praxisgründung. Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016 · 185
Karl-Häupl-Kongress 2016 Dr. rer. pol. Susanne Woitzik, Mitglied RA’in Sylvia Harms, Fachanwältin für Abgerundet wurde das Seminar durch Dr. der Geschäftsleitung der ZA eG., Medizinrecht und für Arbeitsrecht, Ute Genter, Mitglied im VZN-Verwaltungs- gab den Teilnehmern sieben Tipps für befasste sich mit den arbeitsrechtlichen ausschuss, mit umfangreichen Informatio- einen optimal Start in die Selbst Aspekten, die bei der Praxisgründung zu nen zu den verschiedenen Leistungen des ständigkeit an die Hand. beachten sind. nordrheinischen Versorgungswerks. ger auch jungen Kolleginnen und Kollegen Verwaltungsstellen von Kammer und KZV Trotz aller zunehmenden äußeren Einflüsse bereits ab der ersten Beitragszahlung eine (aktuelle Beratungstermine s. S. 220). kann eine zahnärztliche Praxis auch heute umfassende Absicherung, und dies nicht nur noch mit ökonomischem und persönlichem In seinen Abschlussworten wies Dr. Mauer Gewinn geführt werden. Voraussetzung für das Alter, sondern auch für den hoffent- noch einmal zusammenfassend auf die hierfür sind ein durchdachtes Praxiskon- lich nicht eintretenden Fall der Berufsunfähig keit. Besonders wies Dr. Genter auf das zahlreichen Hilfestellungen und Beratungs- zept sowie ein überlegtes Investitionsver- Angebot hin, jederzeit – auch schon in jun- angebote hin, die Zahnärztekammer und halten. gen Jahren – unverbindlich eine persönliche KZV Nordrhein, als nicht gewinnorientierte Wie auch die von der Bundeszahnärzte- und auf die individuellen Gegebenheiten Körperschaften, neutral und ohne finan- kammer regelmäßig veröffentlichten Zahlen abgestimmte Beratung in Anspruch zu neh- zielle Eigeninteressen für die Kolleginnen zeigen, sind die heutigen Zukunftsperspek- men – entweder in der Verwaltung in Düs- und Kollegen auf dem Weg in die eigene tiven für den Berufsstand weiterhin positiv. seldorf oder auch bei den regelmäßigen Niederlassung anbieten, und ermutigte die Dr. Bernd Mauer Terminen „VZN vor Ort“ in den Bezirks- und Anwesenden, diese auch intensiv zu nutzen. Bitte E-Mail-Adresse übermitteln! Leider fehlt der KZV Nordrhein noch von einigen nordrheinischen Praxen die E-Mail-Adresse. Um demnächst einen noch größeren Kreis von Zahnärzten per E-Mail über wichtige kurzfristige Entwicklungen informieren zu können, bitten wir diese nochmals, der KZV Nordrhein ihre E-Mail-Adresse (Praxis) unter Angabe ihrer Abrechnungsnummer zu übermitteln. Bitte vergessen Sie auch nicht, die KZV über Änderungen Ihrer E-Mail-Adresse in Kenntnis zu setzen. Ansprechpartner ist die Abteilung R egister, bitte nur per E-Mail an Register@KZVNR.de 186 · Rheinisches Zahnärzteblatt 4/2016
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