Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - Oktober 2016 Jahrgang 68 www.tjv.at
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
DER NEUE IM REVIER . Symbolfoto. Der neue Hilux. • NoVA-befreit/vorsteuerabzugsberechtigt • Allrad Mit neuem Design und • 1 Tonne Nutzlast höchstem Komfort zur Jagd. • 7” Multimedia Touch Display Erfahren Sie mehr: toyota.at/hilux • Rückfahrkamera Erleben Sie den neuen Hilux bei Ihrem Toyota Partner! FALBESONER GRATZ ELLENSOHN Birgitz/Axams Jenbach Innsbruck, Haller Str. Tel.: 05234/33371 Tel.: 05244/62554 Tel.: 0512/24420 PLONER ANISER Innsbruck, Mitterweg Telfs Ebbs Tel.: 0512/282554 Tel.: 05262/64777 Tel.: 05373/42384 BACHER MAIR SEIWALD Hall/Mils Ötztal St. Johann Tel.: 05223/58110 Tel.: 05266/88257 Tel.: 05352/62150 Uderns/Zillertal REINSTADLER BRÄNDLE Tel.: 05288/67700 Jerzens Kirchbichl Tel.: 05414/87456 Tel.: 05332/87108 HEISS HUNDERTPFUND Prutz Lermoos Tel.: 05472/28000 Tel.: 05673/2411
Zum Geleit Zeit der jagdlichen Besinnung D er Herbst und der Winter, der sich ebenfalls schon ankündigt, sind die Zeit, in der einerseits das jagdliche „Treiben“ viele Höhepunkte zu bieten hat und andererseits auch eine erste Rückblende auf das Jagdjahr anstehen soll und darf. Dabei – und ich weiß, das ist nicht immer einfach – sollen nicht Behördenverfah- ren, Wildschäden und andere bürokratische Ärgernisse im Vordergrund stehen, sondern unsere wahrhaftige Passion einer ehrlichen und weidgerechten alpenlän- dischen Jagd. Das Bemühen in unserer Kulturlandschaft nachhaltig und ehrlich einen Beitrag zur Landeskultur zu leisten und die Freude an der Jagd und auch an der Beute sind die Motoren der Jagd in Tirol. Negatives gilt es bisweilen aus- zublenden, um wahre Freude auch genießen zu dürfen. Und, ja! Wir müssen uns nicht verstecken, wir müssen unsere Freude an der Passion Jagd nicht verbergen und wir können stolz auf die Früchte unserer Hege sein. Einer Hege, die im Ein- klang mit einem funktionierenden ökologischen Gleichgewicht stattfindet und ei- ner Hege, die die besten Erzeugnisse unserer Wälder, unserer Berge und unserer Fluren hervorbringt. Ja, Jagd unter den aktuellen Rahmenbedingungen kann auch in Arbeit und Ärger gipfeln. Aber über all dem steht und stand die Freude an unserer gemeinsamen Passion – die weder ein Hobby noch ein Sport ist. Diese Besinnung auf die Emo- tionen, auf das gemeinsame oder auch das einsame Erleben der Natur und ihrer edlen Geschöpfe sollen uns innehalten lassen und wir sollen dem Schöpfer ein kräftiges Danke sagen. Danke für einmalige Momente, einmalige Glücksgefühle und vielleicht auch unvergesslichen Ärger oder Frustration. Ich wünsche Ihnen guten Anblick und einen schönen Herbst im Zeichen jagd- licher Gemeinschaft! Anton Larcher Landesjägermeister von Tirol Foto: Kirchmair (1) Jagd in Tirol 10 06 | 2016 2015 3
19 Lebensraum: Streuobstwiese 28 Wildbret: Wildbrethygiene Rehwild und seine Ernährungsansprüche 10 3 zum geleit 14 Fuchsprojekt Tirol – Teil 2: 38 Belletristik: Stuckjagern Trichinennachweise bei Füchsen in Tirol 45 Kommentar: Warum jagern wir – jage ich? 6 Foto des Monats 46 Jägerwissen auf dem Prüfstand: Testen Sie Ihr Wissen ■ Forschung & Praxis ■ Wald & Lebensraum 08 Aktuelles: Erfolgreiche Brut 17 Pflanzenserie: Zitter-Pappel ■ JAGD & GESCHICHTE (Populus tremula) Österreichs Kaiseradler 19 Lebensraum: Streuobstwiese – 48 Kunst: Michael Mathias Kiefer 08 Aktuelles: Wildererprozess am Landesgericht eine Hochburg der Biodiversität 50 Nostalgische Fundgrube 08 Aktuelles: Rückzug in die Höhe 24 Schutzgebiete: Naturschutzgebiet 09 Reviere: Schafzäune Kaisergebirge 09 Reviere: Markierter Gamsbock ■ Info & Service 09 Reviere: Der Kitzgraben-Gamsbock ■ Jäger & Revier 52 Mitteilungen der Geschäftsstelle 55 Jubilare im Oktober 2016 ■ Wild & Ökologie 28 Wildbret: Wildbrethygiene bei 56 Aus- und Weiterbildung Bewegungsjagden und beim Niederwild 58 TJV-Akademie 10 Rehwild und seine Ernährungsansprüche: 32 Gamswild ansprechen: Auslese und 61 Aus den Bezirken Durch Anpassung zum Erfolg Ansprechen 64 Veranstaltungen 4 Jagd in Tirol 10 | 2016 Fotos: Kirchmair (1), Mächler (1), Lettl (1)
INHALT Wild| Impressum & Ökologie 74 Leseprobe: Schritt für Schritt zum Apportieren Gamswildansprechen: Gams – Auslese und Ansprechen 32 Impressum Herausgeber Medieninhaber (Verleger): Tiroler Jägerverband, Meinhardstraße 9, 6020 Innsbruck, Tel.: 0512-57 10 93, 0800-244 177 Fax: 0512-57 10 93-15, E-Mail: info@tjv.at Schriftleitung: Mag. Martin Schwärzler (TJV) 67 Vereine, Jägerinnen Layout: Evelyn Schreder (Bezirksblätter) 68 Bücherecke Hersteller und Anzeigenverwaltung: 70 Kulinarium – Teil 1 des Weihnachtsmenüs: Bezirksblätter Tirol GmbH, Eduard-Bodem-Gasse 6, Wirsingschaumsuppe Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes Oktober 2016 • Jahrgang 68 www.tjv.at 6020 Innsbruck, Tel.: 0512-320 4111, 72 Autotest: Toyota Land Cruiser Fax: 0512-320 720, E-Mail: jagd@jagdintirol.com Redaktion: TJV (Martin Schwärzler, Martina Just, ■ JAgDHUNDE Christine Lettl, Miriam Traube, Anja Waldburger), 74 Leseprobe: Schritt für Schritt zum Bezirksblätter Tirol Apportieren – Am Anfang steht der Auslösereiz Produktion, Bildbearbeitung: Evelyn Schreder 78 Vereine „Jagd in Tirol” wird an alle Mitglieder des Tiroler Jägerver- 79 Krankheiten: Geschlechtsorgane Rüden bandes kostenfrei abgegeben. Sie ist eine Fachzeitschrift, welche die behördlichen Kundmachungen und Verlaut- barungen zu veröffentlichen hat und zusätzlich über grund- sätzliche Fragen und aktuelle Ereignisse auf dem Gebiet ■ Humorvolles des Jagdwesens, des Naturschutzes usw. informiert. „Jagd in Tirol” erscheint am Monatsanfang. Redaktionsschluss ist 80 Klavinius der 10. des Vormonats. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Verantwortung übernommen. Namentlich Das Titelbild dieser Ausgabe stammt oder mit Kürzel gezeichnete Beiträge geben nicht unbe- 81 Jagdmarkt-Anzeigen von Albert Mächler dingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder. Fotos: Mächler (1), Fotolia (1) Jagd in Tirol 10 06 | 2016 2015 5
Eine Laune der Natur Immer wieder treten in der Tierwelt sogenannte Farbanomalien auf, wobei die Tiere, wie hier das Reh, von ihrer ursprünglichen Färbung abweichen. Beim Rehwild sind weiße wie auch schwarze Färbungen bekannt, aber auch der weiß gefleckte Typ ist keine Seltenheit. Das Foto des Monats wurde von Manfred Hörl aus Jenbach aufgenommen. 6 Jagd in Tirol 10 | 2016
Oktober Haselwild 2016 FOTO WildDES & Ökologie MONATS Wir suchen: IHR FOTO DES MONATS Fotografiebegeisterte Leser der „Jagd in Tirol“ sind eingeladen, ihr „Foto des Monats“ an die Redaktion (foto@tjv.at) einzusenden. Die Aufnahme sollte ein interessantes Motiv aus Natur, Wald und Wild, Jagd, Forst oder Revierbetreuung abbilden. Eine kurze Erläuterung zur Person des Fotografen, dem Aufnahmeort und den näheren Umständen der Aufnahme wäre wünschenswert. Als Gewinn winken die Veröffentlichung als „Foto des Monats“ samt Erwähnung des Fotografen in der JiT, die Aufnahme in die TJV-Bildergalerie sowie ein Gutschein im Wert von 50 Euro für den TJV-Shop. Einsendeschluss: 07. des Vormonats an foto@tjv.at Die Bilder sollten eine Dateigröße von ca. 5 MB haben. Die Teilnahme erfolgt durch Übersendung eines oder mehrerer Fotos ausschließlich per E-Mail. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmer gewährlei- sten, dass sie an den übermittelten Fotos sämtliche Rechte uneingeschränkt besitzen und keine Rechte Dritter berühren. Insbesondere bei der Darstellung von Personen versichern die Teilnehmer, dass kei- ne Persönlichkeitsrechte verletzt werden und die abgebildeten Personen mit einer Veröffentlichung ihres Bildes einverstanden sind. Die Teilnehmer räumen dem TJV mit der Einsendung und Teilnah- me uneingeschränkt das Recht ein, übermittelte Fotos unentgeltlich und in sämtlichen Medien zu nutzen und zu veröffentlichen. Jagd in Tirol 10 | 2016 7
Forschung & Praxis Aktuelles Erfolgreiche Brut Österreichs Kaiseradler D ieses Jahr haben 18 Brutpaare des Kaiseradlers insgesamt 31 Jungvögel großgezogen, 11 Jungtiere mehr als noch im Vorjahr, wie BirdLife berichtet. Vor rund 200 Jahren verschwanden die letzten Kaiseradler in Österreich. Durch intensive Schutzbemühungen im letzten Jahrzehnt siedelte sich der Steppenbewohner wieder in Ostösterreich an. Seitdem erholt sich der Brutbestand kontinuierlich. Der majestätische Greifvogel ähnelt dem ebenfalls heimischen Steinadler, ist aller- dings ein wenig kleiner und plumper. Um mehr über das Verhalten der Kaiseradler zu erfahren, wurden zwei der Jungvögel Während der imposante Greif in Österreich lange als ausgestorben galt, ist nun eine positive Bestandsentwicklung im Burgenland mit einem GPS-Sender der hochgefährdeten Art feststellbar. von BirdLife ausgestattet. Die Besende- rung von Jungvögeln hilft, das Verhalten alten Bäumen vorfinden. Für die 31 jungen mit Stromleitungen und Windkraftanla- von Jung-Adlern über Jahre hinweg zu Kaiseradler beginnt nun aber erst die kri- gen. Doch auch Lebensraumverluste bzw. beobachten und mehr über die Nutzung tische Zeit. Nur jeder fünfte Jung-Adler Verlust der typischen Beutetiere wie Ziesel des Lebensraums zu erfahren. Laut Bericht überlebt bis zur Geschlechtsreife im Alter und Feldhamster sowie die Ausbringung von BirdLife zeigen bisherige Daten, dass von vier bis fünf Jahren. Dabei können von Giftködern stellen ein Risiko für den sich Kaiseradler besonders dort wohlfüh- Kaiseradler durchaus an die 30 Jahre und Bestand des Kaiseradlers dar. ❙ len, wo sie eine abwechslungsreiche Agrar- älter werden. Gefahren für unerfahrene Christine Lettl, landschaft mit vielen Brachen und hohen, Jungtiere liegen vor allem in Kollisionen Pressemitteilung BirdLife Wildererprozess Rückzug in die Höhe am Landesgericht I n der Zeit zwischen November 2015 und Ende April dieses Jahres kam D ie Verbreitung der Vögel unterliegt einem ständigen Wandel. Neben na- türlichen Faktoren wird sie immer mehr Problematisch für viele Arten ist vor allem die Geschwindigkeit, mit der diese Verän- derungen heute ablaufen. Insbesondere in es im Bereich des vorderen Zillertales von menschlichen Aktivitäten beeinflusst. den Bergen können Lebensraumverände- zu insgesamt acht Fällen von Eingriff rungen und die Klimaerwärmung Vögel in fremdes Jagdrecht (Wilderei). Am zur Aufgabe tiefer gelegener Lagen zwin- 1. September mussten sich die vier An- gen. Die langfristigen Daten aus den Über- geklagten vor dem Richter des Landes- wachungsprojekten der Schweizerischen gerichtes erklären. Die Anklagepunkte Vogelwarte Sempach machen solche Ent- des Staatsanwaltes waren in Anbetracht wicklungen sichtbar. des Zusammenwirkens der Beschuldig- Die aus zehntausenden Beobachtungen ten beim Wildern entsprechend bela- von freiwilligen Mitarbeitenden berech- stend. Die Vorgehensweise war immer neten Indices zeigen für verschiedene dieselbe: Gemeinsam waren die vier Vogelarten seit 1999 ein klares Bild: Un- Einheimischen nachts im Auto unter- terhalb von 1.500 m nehmen die Bestände wegs. Mit dem Scheinwerfer wurde das typischer Bergvögel wie Birkhuhn, Stein- Wild geblendet und vom Auto aus mit schmätzer und Tannenhäher ab. Ober- einem Kleinkalibergewehr beschossen. halb dieser Höhe bleiben sie stabil oder Alle Beschuldigten waren nach lan- nehmen zu. Grund für diese Verdrängung gen Ermittlungen der Polizei vor dem sind die Klimaerwärmung und die inten- Richter geständig. Es folgten Geldstra- sive Bewirtschaftung ihrer Lebensräume. fen bis zu € 4.200,- samt Schadenwie- Wie lange und wie rasch die Arten auf sol- dergutmachung und Ersatz der Ver- che Veränderungen reagieren können, ist fahrenskosten. ❙ Zahlreiche Bergvogelarten, wie beispielsweise der ungewiss. ❙ MS TJV Tannenhäher, werden aus tieferen Berglagen vertrieben. Auszug aus der Medienmitteilung der Vogelwarte Sempach 8 Jagd in Tirol 10 | 2016 Fotos: Katzing/BirdLife (1), Rudigier (1)
Reviere Forschung & Praxis Ökologie Schafzäune als Todesfalle Z äune stellen für Wildtiere immer wie- der eine unüberwindbare Barriere in ihren Lebensräumen dar. Vor allem die engmaschigen Schaf-Elektrozäune können zur Todesfalle werden, da sich die Tiere mit ihren Läufen, Gehörnen und Schädeln da- rin verfangen und sich nicht mehr selbst- ständig befreien können. ❙ TJV In der GJ Söll 2 hat sich während der Rehbrunft ein besonderes Tierleid ereignet. Zwei junge Rehböcke Der Gamsbock wurde im Jagdgebiet Unterfeld-Versellerberg-Mittewinkeltal im Gemeindegebiet von haben sich mit dem Gehörn in einem Schafwei- Außervillgraten, Bereich Brandalm (1900 m) als Hegeabschuss erlegt. Der Gamsbock war vermutlich dezaun verhängt und sind elendiglich, vermutlich schon mehrere Tage im Schafzaun verhängt. Die Drossel war bereits aufgescheuert und das Wildbret durch Erschöpfung, verendet. stark abgemagert, deshalb hätte ein Befreien nichts mehr gebracht. Der Kitzgraben-Gamsbock Markierter Gamsbock Bereits im Vorjahr trieb sich der 13 Jahre alte und 32 kg schwere Gamsbock in der Nähe des Panoramasitzes am Brunnkopf herum, verschwand bald darauf aber für D er langjährige Jagdpächter der Ge- nossenschaftsjagd Elmen/Marti- nau, Dkfm. Helmut Nanz, erlegte diesen den Rest des Jahres spurlos. Im Som- mer 2016 ließ er sich schließlich etwas höher wieder blicken. Jagdpächter Ro- 16-jährigen markierten Gamsbock am land Ehniss war der glückliche Schütze, 20.08.2016. Markiert wurde er im Nach- dem es gelang, den schüchternen Bock barrevier Pfafflar. Der Revieroberjäger zu schießen. Bei starkem Nebel, Regen und einbrechender Dunkelheit ging es Martin Perl hatte diesen Gamsbock im für den Jagdaufseher und Roland Ehniss Dezember 2011 mit Gamsblindheit einge- zur Jagdhütte. Ein verdientes Bier und fangen, da die Lichter nicht aufgebrochen ein Schnapserl bildeten schließlich einen waren, sondern nur trübe. Er nahm ihn würdigen Abschluss zum aufregenden mit zur Fütterung und brachte ihn in den Tag. Ein Weidmannsheil an Roland! Rübenkeller, wo er gleich Futter annahm Jagdaufseher Adi und sich langsam erholte. Im Mai 2012 mähte ihm Martin noch öf- ters Gras, um sich an das Grüne zu ge- wöhnen, und bald darauf bekam er wieder seine Freiheit. Der Gamsbock wurde vom Mai 2012 bis zu seiner Erlegung im August 2016 nur einmal gesehen. Der Ort an dem der Gamsbock freigelassen wurde und der Ort des Erlegens sind 15 Kilometer vonei- nander entfernt. ❙ WM Sieghard Köck Foto: Eisenmann (1), Bergmann (1), Köck (1), Brandtner (1) Jagd in Tirol 10 | 2016 9
Wild & Ökologie rehwild Rehwild und seine Ernährungsansprüche: Durch Anpassung zum Erfolg Autorin: Charlotte von Komorski, MSc 10 Jagd in Tirol 10 | 2016
rehwild Wild & Ökologie R ehwild ist eine der häufigsten Scha- typischen Waldrandgebieten auch zusam- wechselt das Reh von den höher gelegenen lenwildarten Europas. Allein in Ti- menhängende Waldgebiete und waldlose Sommereinständen in die tiefer gelegenen rol macht das Rehwild unter dem Feldgebiete zu seinem Lebensraum. Zwar Wintereinstände. Schalenwild beinahe 50 % der Strecke aus. gilt das Reh eher als standorttreu, es gibt Vom Inntal bis in das Hochgebirge – der aber immer wieder „wanderfreudige“ In- Rehwildbestand erstreckt sich über ganz dividuen, wie eine Schweizer Studie mit Wenn die natürliche Tirol. Der Erfolg des Rehwilds liegt in sei- markierten Tieren erst kürzlich zeigte. Äsung nachlässt ner Anpassung an den vom Menschen fort- Diese Studie verzeichnete einen 5-jährigen Mit den Jahreszeiten wechseln nicht nur laufend gestalteten und eingenommenen Bock, der über 100 km zurücklegte. Sicher die Einstände, sondern auch die Nah- Lebensraum. Während Rotwild Siedlungs- ist, dass Rehwild, insbesondere im Alpen- rungsansprüche des Rehwilds. Bei der bereiche meidet und sich als ursprüng- raum, saisonale Wanderungen durchführt. Nahrungssuche sind Rehe sehr wählerisch. licher Offenlandbewohner zunehmend in Das schneereiche Gebirge im Winter bie- Sie ernähren sich vor allem von Knospen, den Wald zurückzieht, ist Rehwild nahezu tet eine schlechte Nahrungsgrundlage, die Kräutern, Blüten und jungen Blättern. Die überall vorzufinden und gilt als Kultur- Fortbewegung und die niedrigen Tempe- Sommeräsung ist somit viel nährstoffrei- folger. So zählen neben den für Rehwild raturen sind energiezehrend. Als Folge cher und leichter verdaulich als die des Rotwilds. Rehwild gehört zu den über 40 % der Wiederkäuerarten, die Konzentrat- selektierer sind. In Relation zum Interme- diär-Typ Rotwild haben Rehe einen klei- nen Pansen und können faserreiche Kost nur schlecht verwerten. In den Winter- monaten wird das Rehwild auf eine harte Probe gestellt, denn der Energiegehalt der Äsung ist gering, der Rohfasergehalt dage- gen besonders hoch. Neben der schlechten Qualität ist auch die Verfügbarkeit der Äs- ung ein Problem. Im Laufe der Evolution hat Rehwild für beide Einschränkungen Anpassungsmechanismen entwickelt. Um aus der im Winter qualitativ schlechteren Äsung noch so viele Nährstoffe wie mög- Das Rehwild hat sich im Laufe der Evolution optimal an die saisonalen Veränderungen angepasst. Foto: Kirchmair (1), Müller (1) Jagd in Tirol 10 09 | 2016 11
Wild & Ökologie rehwild Im Winter ist Rehwild vor besondere Herausforderungen gestellt. Dabei ist Ruhe das oberste Gebot. Zum Wiederkäuen werden ungestörte Plätze aufgesucht. Im Jahres- verlauf wird ein breites Nahrungsspektrum in Anspruch genommen. Die Äsung im Winter ist viel faserreicher und schwerer verdaulich als die des Sommers. lich heraus zu holen, wird der Nahrungs- übersteigen die des Sommers sogar um ein angeregt. Der alkalische Speichel neutrali- brei besonders effizient aufgeschlossen. Da- Vielfaches. Insbesondere die Brombeere siert in Folge die im Pansen entstandenen zu verbleibt er länger im Verdauungstrakt stellt eine beliebte Winteräsung dar. Der Säuren. Rehwild reagiert mit dem Verbiss, als im Sommer. Der Mangel an verfügbarer Gräser- und Kräuteranteil ist dagegen ver- um ein geeignetes Säuremilieu im Pansen Äsung hat einen weiteren Einfluss auf den schwindend gering. Rehwild ist im Winter wiederherzustellen. Häufig kommt es bei Verdauungstrakt. So spart der Pansen an also ganz auf energiearme und schwerer weiterer Futteraufnahme dennoch zu einer Gewebe ein. Ein kleinerer Pansen kostet verdauliche Nahrung eingestellt. Wird chronischen Pansenentzündung, der Pan- weniger Energie als ein großer. Ähnlich Rehwild stattdessen jedoch energiereiche, senazidose. Die Folgen sind vielzählig. Un- verhält es sich im Übrigen mit der Leber, unverdauliche oder gar zu verdauliche Kost ter anderem sind Nierenschäden, Hirnrin- auch sie ist im Winter kleiner. Der Abbau geboten, gibt es zwei mögliche Szenarien: dennekrosen und Mineralstoffwechselstö- von Fettreserven, die Veränderungen der Entweder reagiert es mit erhöhtem Verbiss rungen auf eine chronische Pansenentzün- Organe und das geringe Hungergefühl füh- oder es wird ernsthaft krank. Warum Rehe dung zurückzuführen. Die Mineralstoff- ren dazu, dass Rehe im Winter grundsätz- mit erhöhtem Verbiss reagieren, obwohl sie wechselstörungen äußern sich im Schieben lich an Körpergewicht verlieren. doch eigentlich gesättigt sein sollten, liegt viel schwächerer Geweihe. Eine Pansenü- an dem hohen Säuregehalt im Pansen. Bei bersäuerung kann auch akut verlaufen. In Fütterung von zu energiereicher Nahrung, diesem Fall werden Rehe häufig noch in Zu gut gemeint wie zum Beispiel geschrotetem Mais, ent- Fütterungsnähe oder in den Einständen tot Panseninhaltsanalysen im Bergland von stehen in Folge des schnellen Nährstoffab- aufgefunden. In diesem Zusammenhang ist Teilen Österreichs und der Schweiz haben baus im Pansen große Mengen flüchtiger zu erwähnen, dass aus diesem Grund die gezeigt, dass die Laubholzanteile im Pan- Fettsäuren. Es kommt zu einer Übersäue- 6. DVO zum TJG 2004 bei der Vorlage von sen im Winter höher sind als im Sommer. rung. Durch die Aufnahme strukturreicher Futtermitteln für Rehwild ausschließlich Die Nadelholz- und Zwergstrauchanteile Äsung hingegen wird das Wiederkäuen eine Vorlage von Heu sowie Heu in Ver- 12 Jagd in Tirol 10 | 2016 Fotos: Müller (2), Kirchmair (1), Hörl (1)
Rehwild Wild & Ökologie bindung mit Kraftfuttermittel vorsieht, um durch die Aufnahme strukturierter Rohfa- ser das Wiederkäuen anzuregen. Verbiss im Winter Eine Pansenübersäuerung kann ein Grund für erhöhten Verbiss insbesondere im Um- kreis einer Fütterung darstellen. Ein anderer Grund kann der sogenannte „Warteraum- effekt“ sein. Dieser beschreibt einen erhöh- ten Verbiss, zum Beispiel in Folge von Stö- rungen im Fütterungsumkreis. Rehwild, das Futter erwartet, aber sich nicht ungestört an der Fütterung aufhalten kann, verbeißt stattdessen die umliegende Vegetation. Es ist daher wichtig, Störungen zu vermeiden, vorhandene Fütterungen für das Rehwild zugänglich zu halten und einen an den na- türlichen Tagesrhythmus des Rehwilds an- gepassten Fütterungszeitraum einzuhalten. Dabei spielt auch die Größe der Fütterung eine entscheidende Rolle. Der Tagesrhyth- mus des Rehwildes im Winter unterscheidet sich stark von dem im Sommer. Rehe sind im Winter in einer Art Ruhemodus, der Stoffwechsel ist auf Sparflamme, die Kör- pertemperatur abgesenkt. „Nur der frühe Vogel fängt den Wurm?“ Nicht beim Reh- wild! Im Winter werden Rehe erst am Nach- mittag aktiv. Die Futtervorlage am Morgen In tieferen Lagen und wenn der führt zu einem unnötigen Energieverzehr. Schnee schmilzt, hat Rehwild wie- der Zugriff auf Kräuter und Gräser. biologie dar. Für den richtigen Umgang mit „Reh ist nicht gleich Reh“ dieser Tierart ist es wichtig, ihre Biologie Die Anpassung des Rehwildes an die saiso- über den Jahresverlauf genau zu kennen, selnde) Bedeutung für die Jägerschaft und nale Veränderung des Lebensraums stellt denn „Reh ist nicht gleich Reh“. Die Biolo- die Forst- und Landwirtschaft bietet noch ein faszinierendes Kapitel in der Wildtier- gie des Rehwilds und ihre (saisonal wech- viel Raum für neue Erkenntnisse. ❙
Wild & Ökologie Fuchsprojekt Fuchsprojekt Tirol – Teil 2 Trichinennachweise bei Füchsen in Tirol Im folgenden Beitrag werden die Ergebnisse der Untersuchungen auf Trichinen vorgestellt, welche im Zuge der vom Tiroler Jägerverband in Auftrag gegebenen Studie über Häufigkeit und Verbreitung des fünfgliedrigen Fuchsbandwurms bei Füchsen erhoben wurden. Autor: Dr. Walter Glawischnig, Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen Innsbruck (AGES) 14 Jagd in Tirol 10 | 2016 Foto: Pim Leijen/shutterstock (1)
Fuchsprojekt Wild & Ökologie 1. Trichinen Trichinen (Abbildung 1) sind mikrosko- pisch kleine, spiralförmig eingerollte, fa- denförmige Würmer, die meist von einer dünnen Kapsel umgeben in der Muskula- tur von bestimmten Haus- und Wildtieren vorkommen können. Tiere infizieren sich, indem sie infizierte Tiere fressen, in deren Muskulatur sich dieser Parasit befindet. Bedeutung haben diese Würmer, da sie beim Menschen eine meist sehr schwere Erkrankung (Trichinellose) verursachen, die im schlimmsten Fall auch tödlich ver- 100 pm laufen kann. Der Mensch infiziert sich über den Verzehr von rohem oder nicht ausreichend erhitztem, trichinenhaltigem Abbildung 1: Spiralförmig Fleisch oder Fleischerzeugnissen (z. B. eingerollte Trichinen in der mikroskopischen Speck, Rohwürste). Zum Schutz des Kon- Betrachtung sumenten müssen daher alle Tiere, die den Trichinen bis dato bei Wildschwein, Träger von Trichinen sein können und de- Fuchs und Dachs nachgewiesen. Gerade ren Fleisch für den menschlichen Verzehr der Fuchs stellt aufgrund seiner besonde- bestimmt ist, routinemäßig auf Trichinen ren Nahrungsaufnahme (Aasfresser) ein 3. Ergebnisse untersucht werden. Untersuchungspflich- natürliches Reservoir für diesen Parasiten Bei 8 (1,7 %) der untersuchten Füchse tige Tiere sind geschlachtete Hausschwei- dar. In Österreich liegen Trichinen-posi- konnten in der Muskulatur Trichinen ge- ne, Pferde und Wildschweine, aber auch tive Befunde bei Rotfüchsen u. a. aus den funden werden (Tabelle 1). In den positiv Dachs und Bär, wenn Fleisch von diesen Bundesländern Steiermark, Kärnten, Salz- getesteten Tieren wurde eine Befallsrate von Wildtieren verzehrt wird. burg, Tirol und Vorarlberg vor. 4 bis 99 Trichinen pro 5 g verdauter Mus- Aus den Mitgliedsstaaten der Europä- Für Tirol konnte nun in einer Studie ak- kulatur festgestellt. Zwischen männlichen ischen Union werden jedes Jahr viele Hun- tuelles Zahlenmaterial über Vorkommen und weiblichen Tieren bestand kein signifi- dert menschliche Erkrankungsfälle gemel- und Verbreitung dieses Parasiten bei Füch- kanter Unterschied, sehr wohl aber wurden det. Die meisten Erkrankungen bei Men- sen erhoben werden. Trichinen bei älteren Füchsen um den Fak- schen werden in den Ländern Rumänien, tor 5,6 mal häufiger nachgewiesen als im Bulgarien, Litauen und Lettland festge- Vergleich zu Jungfüchsen. Alle 8 positiven stellt. Die Infektionsquellen sind dabei fast 2. Einsendungen ausschließlich Wurst- oder Fleischwaren Im Zuge des vom Tiroler Jägerverband von Wildschweinen oder Hausschweinen, organisierten Fuchsbandwurmprojektes Gemeinden mit wobei das Fleisch dieser Tiere nicht oder wurden im Zeitraum Oktober 2014 bis Fe- Anzahl Bezirke Trichinenfunden Füchse unsachgemäß auf das Vorhandensein von bruar 2016 insgesamt 476 Füchse aus ganz (Anzahl der Füchse) Trichinen untersucht wurde. Häufig verur- Tirol an das Institut für Veterinärmedizi- Kitzbühel 61 negativ sachen dabei Fleischprodukte von einem nische Untersuchungen der Agentur für einzigen infizierten Tier eine große Zahl Gesundheit und Ernährungssicherheit Kufstein 70 • Thiersee an humanen Erkrankungsfällen. Auch der (AGES) in Innsbruck zur Probenentnah- Imst 57 negativ zunehmende internationale Jagdtourismus me und Untersuchung übermittelt. Die und der häufig damit verbundene Genuss Füchse waren mit einem Anhänger verse- • Reutte (1) von „exotischen“ Fleischspeisen wie bei- hen, auf welchem relevante Daten wie Be- Reutte 49 • Steeg (1) • Heiterwang (1) spielsweise Bärenspeck oder Bärenschin- zirk, Herkunftsgemeinde, Revier, Schuss- ken war in den letzten Jahren für einzelne datum u. a. schriftlich festgehalten waren. Lienz 45 • Sillian (1) Krankheitsausbrüche bei Menschen in Eu- Für die Untersuchung auf Trichinen wur- • Tux (1) ropa verantwortlich. de jedem Fuchs ein Stück Muskulatur von Schwaz 65 • Brandberg (1) In Österreich wurden seit 1970 nur verein- den beiden Vorderläufen entnommen. zelt sogenannte „importierte“ menschliche Dieses Probenmaterial (Gewicht 5 g) wur- Landeck 41 • Kappl (1) Erkrankungsfälle von den Gesundheitsbe- de im Labor mit der sogenannten Verdau- IBK-Stadt 5 negativ hörden registriert. Hierbei handelte es sich methode auf das Vorhandensein von Tri- um Personen, die sich bei einem Auslands- chinen untersucht. IBK-Land 82 negativ aufenthalt mit Trichinenlarven infizierten Konnten bei einem Fuchs Trichinen nach- ohne Angabe 1 negativ oder meist im Zuge eines Heimaturlaubes gewiesen werden, so wurden die Parasiten trichinenhaltige Fleischerzeugnisse mit im Nationalen Referenzlabor für Trichi- Gesamt 476 8 (1,7 %) nach Österreich nahmen und in Öster- nen zur Bestimmung der genauen Trichi- Tabelle 1: Anzahl der untersuchten Füchse pro Bezirk reich nach dem Verzehr dieser erkrankten. nenspezies weiter molekularbiologisch mit positiven Trichinennachweisen in einzelnen Tiroler Bei jagdbarem Wild in Österreich wur- untersucht. Gemeinden Grafik: AGES Jagd in Tirol 10 09 | 2016 15
Wild & Ökologie Fuchsprojekt Füchse waren mit der Spezies Trichinella britovi infiziert. Von den vier in Europa existierenden Trichinenarten wird Trichi- nella britovi am häufigsten bei Wildtieren nachgewiesen und ist auch in Westöster- reich die bis dato einzige bei Fuchs und Dachs bestätigte Trichinenart. Abbildung 2: Geographische Die Bedeutung der Trichi- Darstellung der Tiroler nen liegt in ihrem Potenti- Gemeinden mit Trichinen- al als lebensmittelbedingte nachweisen bei Füchsen Krankheitserreger für den Menschen. Obwohl Trichinen in Österreich in den routinemäßigen Un- tersuchungen bei Hausschweinen schon seit Jahrzehnten nicht mehr nachgewie- sen wurden, besteht ein minimales, aber doch vorhandenes Risiko für einen hu- manen Krankheitsausbruch über den Ver- Füchse waren mit der Trichinenspezies Tri- men vorliegen, da aus Reutte auch Trichi- zehr von Trichinen-infiziertem Wildbret. chinella britovi infiziert. In insgesamt 5 der nennachweise beim Dachs bekannt sind. Gerade die vereinzelten Nachweise bei 9 Tiroler Bezirke wurden positive Tiere ge- In einer vor geraumer Zeit durchgeführten Wildschwein (und Dachs) in Österreich funden (Abbildung 2), wobei Reutte (6,1 %) Untersuchung an Tiroler Füchsen, welche zeigen auf, wie wichtig die Trichinenun- und Schwaz (3,1 %) die Bezirke mit den im Zuge der Tollwuteinsendung auch auf tersuchung als Voraussetzung für den häufigsten Nachweisen bei Füchsen waren. einen Befall mit Trichinen abgeklärt wur- bedenkenlosen Verzehr von Fleisch oder den, konnten bei insgesamt 395 Füchsen 5 Fleischprodukten dieser Wildtiere ist. Für (1,27 %) positive Tiere nachgewiesen wer- die Überwachung des Parasiten ist aktu- 4. Schlussfolgerungen den. Verglichen mit unseren Ergebnissen elles Datenmaterial über seine Verbreitung Trichinen sind Parasiten, welche mit Aus- zeigt sich, dass in Tirol das Vorkommen im natürlichen Erregerreservoir Fuchs die nahme der Antarktis weltweit vorkom- von Trichinen in der Fuchspopulation re- Basis für die Bewertung etwaiger Risiken men. Verschiedene Säugetiere, aber auch lativ konstant und keine wesentliche Dy- für den Menschen bzw. Konsumenten. ❙ bestimmte Reptilien und Vögel können namik in der Verbreitung des Parasiten Träger von Trichinen sein. In Mitteleuropa erkennbar ist. Alle 8 positiv detektierten ist der Fuchs die wichtigste Wildtierart, in Gerade der Fuchs stellt aufgrund welcher dieser Parasit sein Reservoir hat. seiner besonderen Nahrungsauf- nahme (Aasfresser) ein natürliches Als Fleisch- und Aasfresser (auch Kanni- Reservoir für diesen Parasiten dar. bale) ist der Fuchs daher ein ideales In- dikatortier für Untersuchungen über das Vorkommen und die Häufigkeit von Tri- chinen in der Wildpopulation. In unseren Untersuchungen konnten bei insgesamt 476 untersuchten Tieren 8 (1,7 %) Füchse mit einem Trichinenbefall nachgewiesen werden. Die Auswertungen ergaben, dass ältere Füchse häufiger mit Trichinen infiziert waren, was nicht über- rascht, da ältere Tiere aufgrund ihrer längeren Lebensdauer eine höhere Wahr- scheinlichkeit haben, sich mit dem Para- siten zu infizieren. Auch dass zwischen weiblichen und männlichen Füchsen kein signifikanter Unterschied in der Häufig- keit der Infektion vorlag, ist ein zu erwar- tendes Ergebnis. Interessant ist die Vertei- lung der positiven Tiere in den Bezirken. Während in einzelnen Bezirken kein ein- ziger Trichinen-positiver Fuchs gefunden wurde, waren Trichinen im Bezirk Reutte beispielsweise bei 6,7 % der untersuchten Tiere nachweisbar. In diesem Bezirk dürfte ein allgemein höheres Parasitenvorkom- 16 Jagd in Tirol 10 | 2016 Fotos: AGES (1), Michal Ninger/shutterstock (1)
XXXXXX Wild & Ökologie ✃ Auss chne und iden Zitter-Pappel (Populus tremula) sam meln ! Familie: Weidengewächse (Salicaceae) Kaum eine andere Baumart hat es so gut in den allgemeinen Sprachgebrauch geschafft wie die Zitter-Pappel oder Espe. Egal ob aus Angst oder nur vor Kälte, viele von uns haben schon einmal wie „Espenlaub gezittert“. Was es botanisch mit den erstaunlich wackligen Blättern auf sich hat und welchen Vorteil die Bäume daraus ziehen, ist höchst interes- sant und darf bei der Beschreibung der Baumart des Monats Oktober natürlich nicht fehlen. Autor: Thomas Gerl Merkmale Standort Zitter-Pappeln zeigen das schnellste Wachstum aller in Mitteleuropa Zitter-Pappeln findet man bis auf ei- heimischen Baumarten. Nach nur 60 Jahren erreichen sie ihre ma- nige wenige Regionen im Süden in ximale Wuchshöhe von meist um die 20 m, in seltenen Fällen auch ganz Europa, aber auch in Nordafrika mehr. In ihrer kegelförmigen Krone sitzen die gezähnten Laubblätter und bis hinein in die westlichen Teile wechselständig an den Zweigen. Ihre annähernd kreisförmige Blatt- Asiens. Da insbesondere ihre Keim- spreite sitzt an einem vergleichsweise langen Blattstiel, der auffällig linge extrem lichtbedürftig sind, zusammengedrückt ist, so dass bereits der kleinste Lufthauch die besiedelt die Art vor allem offene Blätter in Schwingung versetzt. Stellen, wie z. B. Brachen, frische Zitter-Pappeln haben einen geraden Stamm, der bei älteren Bäu- Kahlschläge oder Hecken. Auch wenn men von einer dunkelgrauen, oft längsrissigen Borke geschützt man die Art in Tirol vor allem in den wird. Jüngere Exemplare haben eine eher glatte, gelblich-braune (ehemaligen) Auwäldern der Tallagen Rinde, deren Bastschicht essbar ist. Die jüngsten Triebe sind violett findet, so steigt sie doch unter überlaufen und tragen eiförmig zugespitzte Knospen mit mehreren günstigen Bedingungen auch in dunkelbraunen Schuppen. Höhen bis zu 1.800 m. Mit ihrem sehr ausgedehnten Wur- zelsystem entzieht die relativ an- spruchslose Baumart den Böden große Mengen an Wasser und wurde vielfach angepflanzt, um den Grund- wasserspiegel in einem Flächenstück zu senken. MERKMALE der Zitter-Pappel: Gezähnte Laub- blätter, die durch die große, annähernd kreisrunde Blattspreite und den zusammengedrückten, langen Blattstiel leicht in Schwingung versetzt werden (li.), und 5 bis 10 cm lange, hängende Kätzchen (re.). Fotos: Gerl (2), Willow CC BY-SA 2.5 (1) Jagd in Tirol 10 | 2016 17
Wild & Ökologie XXXXX ✃ Glatte, gelblich-braune Rinde bei jungen Bäumen. Unverwechselbare weiße Pappelwolle Eiförmig zugespitzte Knospen. In klimatisch günstigen Lagen erscheinen die Blütenkätzchen der Espe in den oberen Teilen der Krone bereits An- fang März. Wie alle anderen Pappeln ist auch die Espe zweihäusig, d. h. Blütenstände mit männlichen bzw. weib- lichen Blütenständen erscheinen an unterschiedlichen Bäumen. Die männlichen Kätzchen sind eher gelblich und fallen rasch ab, während die weiblichen Kätzchen eher grün gefärbt sind. Nach der Bestäubung durch den Wind entwickeln sich Mitte Mai die Früchte mit ihrer unverwechselbaren weißen Pappelwolle, die in schlechten Zeiten als Watteersatz und Füllmaterial für Kissen verwendet wurde. Durch die Segelwirkung dieser Haare werden die Früchte weiter mit dem Wind getragen und können so als Pionierbaumart rasch neuen Lebensraum besiedeln. Wissenswertes Das leichte Pappelholz wird vor allem als Rohstoff für die Papierpro- duktion verwendet. Wegen seiner guten, aber langsamen Brennbar- keit werden die meisten Streichhöl- zer aus diesem Material gefertigt. Wesentlich interessanter ist aber die medizinische Nutzung der Rinde bzw. der jungen Triebe, die große Mengen von Aspirin(R)-ähnlichen Salicylsäure-Verbindungen enthalten und deshalb in früheren Zeiten gerne als entzündungshemmendes Schmerzmittel eingesetzt wurden. Wegen des hohen Vitamin-C- Gehaltes eignen sich Präparate aus der Bastschicht des Stammes auch gut zur Vorbeugung gegen Skorbut. Doch nicht nur der Mensch nutzt Zitter-Pappeln, auch zahlreiche Insekten sind unbedingt auf die Espe angewiesen. So entwickeln sich z. B. über drei Dutzend einheimische Schmetterlingsarten auf diesem Baum und auch für Biber steht frische Pappelrinde ganz oben auf dem Speiseplan. Bleibt die Frage, warum die Blätter unseres Baumes wie Espenlaub im Winde zittern. Als metaphysische Ursache gilt die Legende, dass sich einst alle Bäume bei der Kreuzigung Christi verbeugten. Alle bis auf die Zitter-Pappel, weswegen sie zur Strafe bis heute fortwährend zittern muss. Physiker aus der Luft- und Raumfahrttechnik haben inzwischen herausgefunden, dass das besondere Verhältnis von großer Blattsprei- te und einem zusammengedrückten, langen Blattstiel die Blätter so leicht in Schwingung versetzt. Der große Vorteil der zittrigen Espe ist, dass in der Blattumgebung die Luft ständig verwirbelt wird und die Bäume dadurch pro Blattfläche mehr Wasser abgeben und Kohlenstoffdioxid aufnehmen können als andere Arten. Dadurch wird ihre Fotosynthese effizienter und die Wachstumsgeschwindigkeit höher. 18 Jagd in Tirol 10 | 2016 Fotos: Gerl (2), Imageman/shutterstock (1), Amy Johansson/shutterstock Foto: (1)Thomas Kranabitl
Lebensraum wald & Lebensraum Streuobstwiese – eine Hochburg der Biodiversität Autoren: Martina Just, Christine Lettl Im Herbst erstrahlen die Apfelbäu- me in einer bunten Farbenpracht. Ein Landschaftsbild, das alleine aufgrund seiner Ästhetik als A lte und knorrige Obstbäume zwi- nur ein typisches Landschaftsbild des länd- schützenswert zu beurteilen ist. schen frischem Grün – wenn wir an lichen Raumes verloren, sondern auch der Streuobstwiesen denken, haben wir Lebensraum für viele, heute oft seltene ein Bild einer farbenfrohen Landschaft vor Pflanzen- und Tierarten. Die Streuobstwie- Römischen Reiches gelangte nicht nur der Augen. Im Frühjahr fasziniert uns diese ex- se wird auf der Roten Liste Österreichs als Wein-, sondern auch der Obstbau zu uns. tensiv genutzte Landschaft durch das Blü- stark gefährdet aufgeführt. Zu Beginn war diese Wein- und Obstpro- tenmeer der Bäume und Wiesen. Im Herbst duktion vor allem dem reichen Adel und zeichnet sie der Duft von reifen Früchten den Truppenführern vorbehalten. Durch aus. Diese hochstämmigen Bäume, welche Von Römern und die stetig ansteigende Bevölkerungszahl im verstreut auf den Wiesen stehen, brachten der guten Grauen 17. und 18. Jahrhundert wurde der Obstbau dieser, vom Menschen geschaffenen Kul- Dass die Römer viel Wert auf ihr kulina- immer mehr eine Notwendigkeit für die turlandschaft den Namen. Früher waren risches Wohlergehen legten, ist bekannt Sicherstellung der Versorgung. Die Verar- sie weit verbreitet und in jedem Dorf zu und daher ist es auch nicht verwunderlich, beitung des Obstes zu den verschiedensten finden, seit den 1950er Jahren verschwin- dass sie bereits vor über 2.000 Jahren Obst- Produkten zählte in der Zeit zu den fixen den sie aber immer mehr. Damit geht nicht bau betrieben. Mit der Vergrößerung des Bestandteilen des landwirtschaftlichen Jah- Foto: Arne Hückelheim CC BY-SA 3.0 Jagd in Tirol 10 | 2016 19
Wald & Lebensraum Lebensraum res. Nebst der Verarbeitung kam auch der Zucht verschiedener Sorten von Obst, vor allem Apfel, Birne, Kirsche und Zwetschke, immer mehr Bedeutung zu. Dabei züchte- te man gezielt Sorten, welche optimal an die Region und den Standort angepasst sind. Da es zu dieser Zeit kaum Pflanzen- schutzmittel gab, versuchte man zudem, durch die sorgfältige Auslese robuste Sor- ten zu erhalten, welche wohlschmeckende Früchte und einen guten Ertrag liefern. Heute sind diese Sorten als die sogenann- ten „alten Sorten“ bekannt und nur noch selten zu finden. Sie beherbergen aber ein sehr großes genetisches Potential welches auf die, im Gegensatz zu heute, sehr regi- onsspezifische Zucht zurückzuführen ist. Damals waren über 3.000 Obstsorten auf Mitteleuropas Streuobstwiesen zu finden. Durch die auf vielen Streuobstwie- Eine von ihnen ist die „gute Graue“, eine sen extensiv betriebene Weide- wirtschaft bieten diese am Boden Tafelbirne, welche zur Streuobstsorte des lebenden Tieren einen Lebensraum. Jahres 2016 gewählt wurde. Und manchmal treffen dann auch Weitere bekannte Beispiele sind der „Köst- in der Tierwelt Kultur und Wildnis liche Langstiel“ (Apfel), „Liegels Butterbir- Extensive Doppelnutzung aufeinander. ne“, die „Gravium“ (Kirsche) und die „Schö- Streuobstwiesen ermöglichen eine dop- ne vom Löwen“ (Zwetschke). pelte Nutzung, die sogenannte Ober- und Unternutzung. Es werden folglich nicht falt gegeben und es kommen meist mehr nur die Hochstammobstbäume bezie- als 5.000 Tier- und Pflanzenarten auf einer hungsweise deren Früchte, sondern auch Streuobstwiese vor. das darunterliegende Grünland als Mäh- Auch die Dichte der Bäume unterscheidet wiese zur Heugewinnung oder als Viehwei- sich stark von intensiv bewirtschafteten de genutzt. Durch eine extensive Bewei- Flächen. Sie schwankt je nach Bewirtschaf- dung von Streuobstwiesen, welche meist tungsziel und Obstsorten zwischen 60 und mit Schafen oder Pferden erfolgt, hat man 120 Bäumen pro Hektar. Niederstamman- zudem den Vorteil, dass der Boden vor lagen beherbergen im Gegensatz dazu bis Erosion geschützt wird. Dies ist vor allem zu 3.000 Bäume pro Hektar. Zusätzlich sind in gebirgigen Regionen, in welchen die auf einer Streuobstwiese, im Gegensatz zu Streuobstwiesen oft an Hanglagen zu fin- einer Plantage, oft verschiedene Obstsorten den sind, positiv. auf einer Fläche zu finden. Regional haben sich, genau wie bei den Sorten, unterschiedliche Bewirtschaftungs- formen entwickelt. Die „typische“ Streu- Wohnen auf obstwiese gibt es daher nicht, man findet mehreren Stockwerken über Mitteleuropa verteilt verschiedenste Schon im obersten Stock – der Baumkro- Kombinationen der Sorten, Anbaumuster ne – sind die verschiedensten Bewohner und Bewirtschaftung. anzutreffen. Die älteren Hochstammbäume Unabhängig davon wie genau die Flächen verfügen zudem meist über Höhlen, wel- bewirtschaftet werden oder welche Obst- che sich direkt im Stamm befinden oder sorten angepflanzt sind, wird auch heute durch abgebrochene Äste entstanden sind. noch überall auf den Einsatz von Pestizi- Sie bieten ein Zuhause sowie Nistmöglich- den und Dünger sowie eine intensive Nut- keiten für Siebenschläfer, Fledermäuse oder zung verzichtet. Dadurch sind die besten Vögel wie beispielsweise den Steinkauz. Voraussetzungen für eine hohe Artenviel- Daneben ist das Totholz der alten Bäume ein wichtiger Lebensraum für eine Viel- zahl von Insekten. Im untersten Stockwerk, auf dem Boden, kommen die unterschied- Die Obstbäume bieten nicht nur vielen Tierarten einen lichsten Pflanzengesellschaften, wie etwa Unterschlupf. Auch die Früchte sind eine heiß begehrte die Glatthaferwiese, vor. Bedingt durch die Mahlzeit, für die man sich sogar auf die Hinterbeine stellt. speziellen Lebensraumbedingungen und die extensive Bewirtschaftung, gelingt es 20 Jagd in Tirol 10 | 2016 Fotos: ARGE Streuobst/Varadi-Dianat (2)
Lebensraum wald & Lebensraum keiner Pflanzenart überhand zu nehmen. So kann eine Vielzahl von Arten nebenei- nander existieren. Das untere Stockwerk ist daher für viele kleine als auch große Tiere anziehend. Nebst den reichlich vertretenen Insekten sind hier unter anderem auch die Blindschleiche, der Igel, das Reh oder der Feldhase anzutreffen. Die Streuobstwiese bietet aber nicht nur schöne Wohnmöglichkeiten, sondern durch das große Angebot an Pflanzen, Blü- ten, Früchten und Insekten auch einen reich gedeckten Tisch. Die beiden Spechtarten Wendehals und Grünspecht sowie auch der Wiedehopf sind zwar im oberen Stock zu- hause, suchen aber ihre Nahrung bevorzugt auf der untersten Etage, am Boden. Die Erhaltung der Entstehungs- stätte tausender Obstsorten stellt nicht nur eine Gaumen- Adieu alte Hochstämme freude dar, sondern leistet auch Die Streuobstwiese, das idyllische Bild einen wertvollen Beitrag zum Arten- und Naturschutz. des ländlichen Raumes, die Heimat vieler heute jedoch stark bedroht. Da die Pflege Pflanzen- und Tierarten und die Entste- und der Unterhalt der Hochstammbäume hungsstätte von tausenden Obstsorten ist sehr aufwendig sind und der Vollertrag erst nach ca. zehn Jahren erreicht wird, galten die Streuobstwiesen als unrentabel. Sie verloren ihren hohen Stellenwert für die Sicherstellung der Versorgung und gutes Geld machten von da an nur noch jene Bauern, welche den Obstsaft oder den da- raus hergestellten Schnaps gut verkaufen konnten. So wurde bis in die 1970er Jahre immer häufiger gefordert, dass die Bäume gerodet beziehungsweise die Flächen in Niederstammanlagen umgewandelt wer- den. Dabei spielte auch die Mechanisierung der Landwirtschaft eine große Rolle. So ist es einfacher, ein Feld maschinell zu bestel- len, wenn nicht auch noch verstreut Bäume im Weg stehen. Einhergehend mit dem Rückgang dieser Kulturlandschaft ging auch der Wert der Landschaftsästhetik zurück, denn so laden die niederstämmigen Obstplantagen nicht zum Verweilen oder einem gemütlichen Picknick ein. Erst in den 1980er Jahren ge- lang es verschiedenen Interessensgruppen, unter anderem Landwirte, Naturschützer und Keltereien sowie auch der öffentlichen Hand, die Aufmerksamkeit wieder auf das Naturjuwel Streuobstwiese zu lenken und deren Schutz und die Förderung zu star- ten. Aber auch trotz allen Bemühungen ist Der Wendehals fühlt sich auf intakten Streuobstwiesen be- sonders wohl. Daher gehört er, wie auch der Grünspecht und der Steinkauz, zu den Charakterarten dieses Lebensraumes. Fotos: Fotolia (1), Viliam Simko CC BY-SA 4.0 (1) Jagd in Tirol 10 | 2016 21
Wald & Lebensraum lebensraum Die ausladenden Kronendächer der Hochstämme sowie die Blütenpracht und der ange- nehm süßliche Duft laden zum Verweilen und Picknicken ein. dieser Lebensraum noch heute bedroht und bergen ein großes genetisches Potential. die alten Hochstämme in Siedlungsgebieten Um diese Arten und das Potential zu er- oder in deren Nähe müssen Platz machen halten beziehungsweise zu fördern, bedarf für neue Bebauungen oder Vorgärten mit es einiges an Arbeit. Bestehende Streu- gewordenen „alten Sorten“ angepflanzt und englischem Rasen. obstwiesen und einzelne Hochstammobst- bewirtschaftet werden. Die Erhaltung die- bäume müssen dringend erhalten bleiben. ser „alten Sorten“ ist eins der obersten Ziele Dazu sind meist sehr zeitaufwendige Pfle- der Schutzprojekte. Streuobstwiesen sind Die Hoffnung stirbt zuletzt gemaßnahmen, wie beispielsweise der jähr- aber nicht nur für den Naturschutz von Be- Wie erwähnt bieten Streuobstwiesen wich- liche Obstbaumschnitt, unerlässlich. Zu- deutung, denn es steckt viel mehr dahinter. tige Lebensräume für zahlreiche Arten und dem sollen wieder vermehrt die sehr selten Sie tragen maßgeblich zu einem idyllischen und beliebten Landschaftsbild bei und er- höhen die Landschaftsästhetik, welche wie- derum für den Tourismus wichtig ist. Mit der Direktvermarktung der Früchte und der daraus gewonnenen Produkte wie Saft oder Schnaps kann diese Art der Bewirt- schaftung für die Landwirtschaft durchaus rentabel sein. In Österreich setzen sich verschiedene Ar- beitsgruppen, Verbände sowie auch die Landesregierungen für die Erhaltung und den Schutz ein. Das Land Tirol hat die Lehranstalt Rotholz damit beauftragt, die typischen „alten Sorten“ Tirols wieder zu pflanzen und zu vermehren, um dadurch ihren Weiterbestand zu sichern. ❙ Streuobstwiesen liefern im Gegensatz zu Niederstamman- lagen meist mehrere Obstsorten. Zum Erhalt der über 3.000 Obstsorten bedarf es allerdings einer intensiven Pflege. 22 Jagd in Tirol 10 | 2016 Fotos: aleks.k/shutterstock (1), 1000 Words/shutterstock (1)
Mitgliederaktion Wird Ihnen auch warm ums Herz Dekorative und pfiffige Sitzauflagen bei so stilvollen „Seelentröstern“? für die Hütte oder die Stub‘n daheim! Wie wir wissen, kommt Wärme ja von innen und außen! Momentan erhältlich: „Mei Platzl“, „Dei Platzl“, „Hock di her“ Das ideale Geschenk, um sich Suchen Sie sich Ihre ideale selbst eine Freude zu machen! Begleitung aus! Die beiden „Gebrüder Zirm“ schützen und befreien Ihre Schuhe von „Bin a Beerige“, „Bin a Feine“, „Bin a Siaße“ oder lästigem Geruch und Nässe. Für Berg- und Winterschuhe ebenso „Bin a Lustige“ – Sie finden sicher Ihren Typ! geeignet wie für Schischuhe! Die Geschenkideen für Mitglieder sind erhältlich in der Geschäftsstelle des TJV, Meinhardstr. 9, 6020 Innsbruck.
Wald & Lebensraum XXXXX Ein Schutzgebiet stellt sich vor: Naturschutzgebiet Kaisergebirge Majestätisch erhebt sich das Kaisergebirge am Eingang zum Inntal und begrüßt alle, die von Nordost nach Tirol kommen. Der Wilde Kaiser mit seinen schroffen Felswänden und der Zahme Kaiser mit sanften Berghängen um- krönen das Kaisertal und das Kaiserbachtal mit blühenden Almen und stillen Wäldern. Mit knapp 93 km² gehört das Kaisergebirge nicht zu den größten, sicher aber zu den bekanntesten und eindrucksvollsten Schutzgebieten in Tirol. Autorin: Mag.a Nicole Schreyer, Schutzgebietsbetreuerin Kaisergebirge Schutzgebiete in Tirol dienen insbesondere dem Schutz der Pflan- einer urtypischen Tiroler Kulturlandschaft In Tirol gibt es insgesamt 81 Schutzgebiete, zen- und Tierwelt und der unbelebten Na- nun schon Naturschutzgebiet. Das Natur- die in Summe über dreitausend km2 (Kai- tur und zeichnen sich durch das Vorkom- schutzgebiet Kaisergebirge erstreckt sich sergebirge 93 km²) ausmachen – das sind men von seltenen Lebensgemeinschaften vom Inntal von einer Seehöhe von 480 m über 25 % der Landesfläche, vor allem aber aus. Im Kaisergebirge sind aber auch die bis zum höchsten Gipfel des Wilden Kaisers, im Hochgebirge. Es gibt verschiedene Ka- ursprünglichen Kulturlandschaften in den der Ellmauer Halt, auf 2.344 m. tegorien der Schutzgebiete, die nach ihrem Schutz miteinbezogen. Das Gebirgsmassiv des Kaisergebirges be- wichtigsten Schutzinhalt ausgewiesen wur- steht aus zwei parallelen, west-östlich ausge- den. Naturschutz-, Landschafts- und Ruhe- richteten Hauptkämmen, der Zahme Kaiser gebiete erklären sich durch ihren Namen Der „Koasa“ und der Wilde Kaiser. Diese sind etwa 20 selbst. Beim Naturpark ist das Miteinander Seit über 50 Jahren, seit der Unterschutzstel- km lang und 14 km breit und erstrecken sich von Mensch und Natur besonders wichtig. lung im Jahr 1963, ist die Heimat zahlreicher östlich von Kufstein zwischen den sanften Naturschutzgebiete wie das Kaisergebirge geschützter Tier- und Pflanzenarten und und felsarmen Rücken der Chiemgauer Ber- 24 Jagd in Tirol 10 | 2016 Foto: Edith Czech/shutterstock (1)
Schutzgebiete XXXXXX wald & Lebensraum ge im Norden und den Kitzbüheler Alpen Paradies für Kletterer im Süden. Das Naturschutzgebiet Kaiserge- und Naturliebhaber birge liegt in den beiden Bezirken Kufstein Die bis zu 1.000 m hohen Abstürze sowie und Kitzbühel und ist umgeben von acht die bizarren Felsspitzen verleihen dem Ge- Gemeinden: der Stadt Kufstein, der Markt- birge eine Wildheit und Großartigkeit, wie gemeinde St. Johann sowie Ebbs, Walchsee, sie im weiten Umkreis nicht zu finden sind. Kirchdorf, Going, Ellmau und Scheffau. Geologisch gehört das Kaisergebirge zu den Nördlichen Kalkalpen. Der Wettersteinkalk, der den bis zu 1.000 m mächtigen sichtbaren Bergbauern und Almen prägen Oberbau bildet, prägt das Kaisergebirge mit die Kulturlandschaft im „Koasa“. seinen hellgrauen und steilen Felswänden. In den Mulden der Täler liegen jüngere Ge- steine, vor allem Hauptdolomite. Nach der letzten Eiszeit wurde reichlich Moränenma- terial abgelagert. Die imposanten und steilen Felswände des Kaisergebirges, welche dem „Kaiser“ zu seiner Berühmtheit verhalfen wirken bis heute besonders auf Alpinklette- rer wie ein Magnet. Die steilen Felswände sind natürlich ein ausgezeichneter Lebens- raum für Gämsen, die im Kaisergebirge sehr häufig sind und auch bei normalen Wande- rungen ein häufiger Anblick sind. Zwei Ad- lerpaare umkreisen die Gipfel des Wilden Die steilen Felswände sind ein Kaisers: Ellmauer und Goinger Halt, Schef- Paradies für Kletterer und Gämsen. fauer, Treffauer und Kopftörl, um nur die bekanntesten zu nennen. ins Naturschutzgebiet ist auch heute nur für die AnrainerInnen, Alm- und Forstbewirt- Das letzte unerschlossene schafterInnen und HüttenwirtInnen geöff- Tal Österreichs net. Wanderer müssen auch heute noch die Im Westen des Gebirges an der Gemein- etwa 300 Stufen lange Stiege des Kaiserauf- degrenze von Kufstein und Ebbs führt der stiegs erklimmen – werden dafür aber mit bekannte „Kaiseraufstieg“ über eine Trep- spektakulären Ausblicken belohnt. pe in das Kaisertal. Bis im Jahre 2008 der Ein weiterer beliebter Zugang besteht von Straßentunnel ins Kaisertal eröffnet wurde, Kufstein aus auch über den Kaiserlift, der war das Kaisertal das letzte ganzjährig be- erst vor einem Jahr wieder neu eröffnet wohnte Tal Österreichs ohne Anbindung an wurde. Von Osten gelangt man über die das öffentliche Verkehrsnetz. Der Tunnel Griesenau in das Kaiserbachtal sowie von Fotos: Schreyer (2) Jagd in Tirol 10 | 2016 25
Sie können auch lesen