BÜROMARKT BEAT PAHUD - SEITE 04 - SVIT Schweiz
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
NR. 07 | JULI 2018 85. Jahrgang | Erscheint monatlich | CHF 7.– | www.svit.ch BÜROMARKT BEAT PAHUD – SEITE 04 IMMOBILIENPOLITIK. Abschluss- gleich Angebotsmieten.................................................................................... 10 IMMOBILIENWIRTSCHAFT. Leichte Entspannung am Büromarkt................................................................. 12 BAU & HAUS. Gestaltungsvielfalt von Beton........................................................................................................................ 40
EDITORIAL AUF EIN WORT DIE WAFFE BLEIBT STUMPF ANDREAS INGOLD «Ich weiss, dass ich nichts weiss – mein Fazit nach der Lek türe eines Betrei bungsregisteraus zugs.» Der Bundesrat hat Anfang Juli einen Bericht über die schweizweite Betreibungsauskunft vorgelegt. Den Auftrag dazu hatte er vom Nationalrat im Jahr 2012 gefasst. Dieser hatte ein Postulat überwiesen, in dem der zu- nehmende Schuldnertourismus und die stumpfe Waffe des Betreibungsregisterauszugs moniert worden war. Wer nun ein «Rüstungsprogramm» für das schweizerische Betreibungswesen erwartet hat, sieht sich getäuscht. Die Regierung räumt ein, dass Betreibungsauskünfte über Privatpersonen nur beschränkt aussagekräftig sind. Bei den Be- treibungsämtern erfolge zwar teilweise eine Ab- gleichung der Personalien mit den Einwohner- registern. Dies sei jedoch nicht schweizweit und über Kantonsgrenzen hinweg gewährleistet. Zu- dem seien auch die Daten in den Einwohnerre- Gemeinsam gistern nicht in allen Fällen vollständig und ak- tuell. Der Aufwand für eine Verbesserung wäre erheblich, schreibt der Bundesrat schulterzu- ckend und empfiehlt, stattdessen den Hinweis auf die beschränkte Aussagekraft auf dem Aus- zug weiter zu verdeutlichen. «Parallel sollte ei- kommen ne weitergehende Information spezifisch für Gläubiger in gewissen Branchen – wie zum Bei- spiel in der Immobilienvermietung – in Betracht wir weiter gezogen werden. Dies könnte ebenfalls einfach Für heute und morgen: Energie 360° und kostengünstig, beispielsweise über Bran- chenverbände, erfolgen.» bietet das ganze Spektrum an Möglichkeiten Im sonst zum Perfektionismus trachtenden, für Ihre individuell beste Energie- und Kosten zumeist ausblendenden Verwaltungs- Mobilitätslösung. apparat ist die Nonchalance doch einigermas- sen erstaunlich. Es wird akzeptiert, dass so- wohl Betreibungs- als auch Einwohnerregister www.energie360.ch unzulänglich sind. Die Privatwirtschaft hat sich längst mit privaten Bonitätsauskünften behol- fen. Doch die Tage deren Aussagekraft könnten angesichts des neuen Datenschutzgesetzes ge- zählt sein. Andreas Ingold 2 | immobilia Juli 2018
IMMOBILIA INHALT NR. 07 JULI 2018 NR. 07 | JULI 2018 85. Jahrgang | Erscheint monatlich | CHF 7.– | www.svit.ch BÜROMARKT BEAT PAHUD – SEITE 04 IMMOBILIENPOLITIK. Abschluss- gleich Angebotsmieten ................................................................................... 10 IMMOBILIENWIRTSCHAFT. Leichte Entspannung am Büromarkt................................................................. 12 BAU & HAUS. Gestaltungsvielfalt von Beton ....................................................................................................................... 40 Remo Pahud (Foto: Urs Bigler) FOKUS MANAGEMENT 04 «BÜROFLÄCHEN ZUM ATMEN» 36 VERÄNDERTE GESCHÄFTSMODELLE Beat Pahud, Gesamtprojektleiter «The Circle at In der FM-Branche wird in Zukunft die intervall- Zürich Airport» sieht der Eröffnung trotz Über- bezogene Leistungserbringung von der impuls- angebot von Büroflächen entspannt entgegen. bezogenen abgelöst. IMMOBILIENPOLITIK BAU & HAUS ZITIERT 10 ABSCHLUSS- GLEICH ANGEBOTSMIETEN 37 RENAISSANCE DER BETONSCHALEN Ein Vergleich der Wohnungsmieten zeigt, dass Ingenieure haben sie sich an Prinzipen des in der Schweiz Wohnungen grösstenteils zum Schalenpioniers Heinz Isler angelehnt. inserierten Preis vermietet werden. 39 «JUNGES BAUDENKMAL» 11 KURZMELDUNGEN Der Denkmalpfleger Stefan Blank spricht über die Geschichte der Betonschalen an IMMOBILIENWIRTSCHAFT der Raststätte Deitingen Süd. 12 DROHT EINE ABWERTUNG? 40 GESTALTUNGSVIELFALT WÄCHST Die Preise für Büroflächen sind unter Druck. Grau, glatt, stabil: Beton ist scheinbar leicht zu Dennoch geben Experten Entwarnung: Tiefere charakterisieren. Doch sein Potenzial ist längst Schätzwerte sind derzeit nicht in Sicht. noch nicht ausgeschöpft. Trotz guter Funda- mentaldaten weht auf 14 «EIN PERMANENTER DRUCK» Jan Eckert, CEO JLL Schweiz, erklärt im Inter- IMMOBILIENBERUF dem Büromarkt nur ein laues Lüftchen.» view, warum die Mieten und teilweise auch die 43 TRAININGSLAGER FÜR BEWIRTSCHAFTUNGSPROFIS Bewertungen am Büromarkt unter Druck sind. Auf dem Programm des diesjährigen SVIT YONAS MULUGETA 16 MIETERSUCHE FÜR BÜROFLÄCHEN Campus stehen Themen des Mietrechts und die CEO der CSL Immobi Auswirkungen der Digitalisierung. lien AG in Zürich. Ausserhalb der Top-Lagen ist die Vermarktung von Büroflächen schwierig. Aber es gibt Metho- 44 DIE SCHERE KLAFFT AUSEINANDER den, die trotzdem Erfolg versprechen. Gewerbe- und Industrieobjekte stehen unter 18 NACHFRAGE KOMPENSIERT ANGEBOT Druck. Im Seminar der SEK-Kammer werden ihre Gemäss aktuellem Online-Wohnungsindex ist Mitglieder auf den neusten Stand gebracht. die Zahl der Mietwohnungen leicht gestiegen 45 SEMINARE UND TAGUNGEN und die Insertionszeiten haben sich verkürzt. 46 KURSE DER SVIT-MITGLIEDERORGANISATIONEN 20 WOLKIGER KOMFORT Immobilienverwaltungen entdecken die Vorzü- VERBAND ge von Cloud-Lösungen. Doch bis sie verlässlich 51 SVIT PLENUM 2018: EITEL FREUDE UND SONNENSCHEIN sind, müssen einige Fragen geklärt werden. 54 IMMOBILIEN RICHTIG VERSTEUERN 22 AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, LOS Rund um den Besitz von Immobilien stellen sich Mehr Autos auf den Strassen fördern das spezifische Steuerfragen, wie beispielsweise zur Falschparkenauf privaten Grundstücken. Grundstück- und Mehrwertsteuer. 24 REALISTISCHE WÜNSCHE 57 VEREINTE GENERATIONEN Die Schweizer Wohnbevölkerung wünscht sich Am 16. Mai 2018 fand im Brockenhaus der ein eigenes Haus mit grossen Aussenräumen Stadt Zürich bereits zum zweiten Mal die Gene- NR. 11 | NOVEMBER 2015 82. Jahrgang und guter Verkehrsanbindung. rationen-Cloud statt. 26 DATENSAMMLER WIDER WILLEN | Erscheint monatlich | CHF 6.– | www.svit.ch 58 SVIT OSTSCHWEIZ: LEERSTEHENDE VERKAUFSFLÄCHEN 6.– | www.svit.ch | CHF monatlich | Erscheint 83. Jahrgang 2016 | JANUAR NR. 01 NR. 10 | OKTOBER 2015 82. Jahrgang | Erscheint monatlich | www.svit.ch | CHF 6.– | www.svit.ch | CHF 6.– Bei Immobiliengeschäften rückt die treuhände- monatlich | Erscheint 82. Jahrgang 2015 Leerstandsziffern und Aktivitäten von Banken DEZEMBER NR. 12 | AMELIE-T rische Datenverarbeitung in den Vordergrund. fordern die Immobilienbranche heraus. 27 SIND DIE GUTEN ZEITEN VORBEI? HERES MA 59 BEWEGTE ZEITEN IM FM LANGZEI TSTRATE GIEN FÜR YER DAS STOCKWE M RKEIGEN WILHEL IMMOBILIE NPOLITIK. TUM – SEITE IMMOBILIE Wahlausgan 04 g weckt SASCHA NWIRTSCHA Erwartunge 04 IMMOBILIE FT. Logistik- n .............................. SEITE NRECHT. und Industrieim MENT, 14 Handlungsb mobilien .............................. IM INVEST edarf im ......................... ..................... als Anlagealter 10 STEFAN VITÄT 28 Stockwerke Druck ......................... igentum native .............. KREATI 34 nsen erhöhen ................... ÜBER ......................... 34 .............................. .............................. t – Negativzi ZANETTI ......................... ............... .......... 42 Investmen ......................... ......................... ZIMMERLI Objekte im höheren Preissegment in Zentrums- CHAFT. ......................... aftung ......................... IENWIRTS ch erneuern IMMOBIL energetis in der Bewirtsch Am 10. FM-Day standen der digitale Wandel Richtig JOËLLE HAUS. luktuation SOZIALE NETZWERKE BAU & F. Personalf IM WOHNBEREICH IENBERU – SEITE 04 SEITE 04 IMMOBIL T 2016 – 10 IMMOBILIENPOLITIK. GSMARK ............................. Wohnbudget der WOHNUN .............................. 16 IMMOBILIENWIRTSCHA Schweizer Haushalte überholt .............................. ..................... seit Jahren stabil gsziffer ist .............................. FT. Stephan Jung ............................ achfrage 66 zur Zukunft des 12 Leerwohnun VERBAND. Valuation stationären Detailhandels g treibt Wohnungsn .............................. Congress: Preis NPOLITIK. .............................. ist nicht gleich Wert ............. 36 IMMOBILIE FT. Zuwanderun .............................. ............................................................. NWIRTSCHA 2015.............................. 56 Estate Campus .................... IMMOBILIE Swiss Real VERBAND. lagen zu vermieten, ist schwierig. Dennoch gibt und die zunehmende Mobilität im Mittelpunkt. Bestellung es vielverprechende Möglichkeiten. Jahresabonnement 28 KOLUMNE: VORSCHAU AUF DEN ERSTEN MAKLERTAG MARKTPLATZ 12 Ausgaben: 28 DER MONAT IN DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT 49 STELLENMARKT nur CHF 78.00 60 MARKTPLATZ & PRODUKTE-NEWS IMMOBILIENRECHT 66 BEZUGSQUELLENREGISTER E-Druck AG 34 WO DIE GRENZEN VERLAUFEN Simone Feurer 69 ADRESSEN & TERMINE Das Bundesgericht befasst sich jüngst mit 70 ZUGUTERLETZT / IMPRESSUM simone.feurer@edruck.ch Tel. 071 246 41 41 der Abgrenzung zwischen Miet- und Dar lehensverträgen. immobilia Juli 2018 | 3
«Büroflächen IVO CATHOMEN* – Büroflächen in «The Circle» kosten zwischen 300 und über 600 CHF. zum Atmen» Wie liegen Sie damit am Markt? – Anfänglich war die Vermietung an- spruchsvoll – weniger wegen der Miet- preise, sondern eher wegen des langen Zeithorizonts von bis zu sechs Jahren bis zur Fertigstellung. Inzwischen haben wir Mit 180 000 Quadratmetern ist eine gute «Response». Die Flächenpreise 6 konnten wir dabei halten. Die Mietinteres- «The Circle at Zürich Airport» das senten erachten die Preise an dieser Lage derzeit grösste Bauprojekt für als angemessen. kommerzielle Nutzungen in der Der Schlüssel zum Schweiz. Ungeachtet des Erfolg liegt in der Anbindung an den Überangebots am Zürcher öffentlichen Verkehr.» Büroflächenmarkt lässt der Vermietungsstand Gesamtprojektleiter Beat Pahud dem Eröffnungsdatum – Wie ist der Vermietungsstand? positiv entgegenblicken. – Wir sind auf Kurs. Als wir 2015 die Bau- etappe 1 auslösten, lagen wir damit über Fotos: Urs Bigler alle Nutzungen bei 50%. 2016 lancierten wir die Etappe 2 ohne Vorvermietung, weil wir die langanhaltende Bauphase mit al- len negativen Auswirkungen für die Mie- ter vermeiden wollten. Mittlerweile rech- nen wir damit, dass wir in diesem Herbst ANZEIGE immobilia Juli 2018 | 5
FOKUS BÜROMARKT Wir sprechen hier nicht von einer Diversifikation der Flughafen Zürich AG, sondern von einer Weiterentwicklung der Destination Flughafen Zürich.» BIOGRAPHIE BEAT PAHUD (*1967) Dipl. Ing. ETH in Kulturtechnik und Dipl. Betriebswissenschafter ETH, war nach dreijähriger Tätigkeit im ostdeutschen Wiederaufbau ab 1995 für die Flughafen Zürich AG in verschiedenen Funktionen tätig. Weitere Stationen führten ihn als Expansionsleiter und Geschäftsführer zu Aldi Suisse AG und als Head Training Academy zur Straumann Gruppe. Anfang 2014 kehrte er an den Flughafen zurück, wo er seither das Projekt «The Circle at Zürich Airport» leitet. Beat Pahud ist in Goldach SG aufgewachsen. 60% erreichen werden. Anderthalb Jah- – Die Grundidee von Architekt Riken sersdorf. Der Bahnhof verfügt noch über re vor Eröffnung ist dies ein guter Ver- Yamamoto beruht auf der Erlebniswelt des Kapazität; der Bushof ist erweiterbar. Hin- mietungsstand. Zürcher Niederdorfs mit seinen Gassen sichtlich der Parkplätze ist die Situation – Was stimmt Sie zuversichtlich? und unterschiedlichen Nutzungen. Dies gut. Prognosen des Verkehrswachstums – Der Markt für Büroflächen ist zwar an- hat uns überzeugt. Er hat einen guten zeigen aber, dass wir hier noch Kapazitä- spruchsvoll. Aber wir haben an einem der Umgangmit der Dichte gefunden. Auf ten schaffen müssen. wichtigsten Verkehrsdrehkreuze mit einem 30 000 Quadratmetern Fläche schaffen – Basiert Ihre Vermietungsstrategie der grössten Bahnhöfe und dem grössten wir 180 000 Quadratmeter Nutzfläche auf Verdrängung oder Neuansiedlung? Bushof der Schweiz, einer Tramlinie mit von hoher Qualität – nicht zuletzt durch – Das ist je nach Modul unterschiedlich. Im direkter Verbindung in die Innenstadt, Au- die Fassade, die 14 Meter über die Stras- Büromarkt ist es eindeutig Verdrängung. tobahnanschluss, 20 000 Parkplätzen und senfläche ragt. Das Volumen ist aufge Anbieter von demodierten Büroflächen an drei Start- und Landebahnen beste Voraus- brochen in sechs Gebäude, und diese wie- schlechter Lage werden Mühe haben, setzungen. Zudem überzeugt «The Circle» derum in verschiedene Kuben. Er nennt Nachmieter zu finden. Teils langjährige mit einem architektonisch hochwertigen dies «Pixelation». Das hat zwar eine gros- Mieter ziehen unter anderem zu uns an den Konzept, dem spannendenNutzungsmix se Fassadenabwicklung zur Folge, bringt Flughafen. Hier können wir unsere Stärken und der Positionierung als Landmark. aber mehr Licht und Flächenqualität. ausspielen. Anders sieht es im «Conferenc – Was macht es zur «Landmark»? – Welcher Teil der Infrastruktur ing» aus. Hier ziehen wir neue Geschäfte – Ich mache ein Beispiel. Im neuen Kon- ist für die Mieter entscheidend? an, und im Bereich Retail spielt im Zuge gresszentrum kann der künftige Betreiber – Soviel vorweg: Die Flugpisten spielen ei- der Digitalisierung des Detailhandels der bis zu 2500 Personen empfangen, davon ne untergeordnete Rolle. Auf der Landseite Wandel vom reinen Abverkauf hin zur Er- im grössten Saal bis 1500 Personen. Wir orten wir das grösste Potenzial. 150 000 lebniswelt eine entscheidende Rolle. verfügen über 550 Hotelzimmer in «The Menschen nutzen pro Tag den Flughafen, – Wo kommen Ihre Büromieter her? Circle» und in unmittelbarer Nähe. Damit knapp die Hälfte ohne zu fliegen. Wir sind – Microsoft zieht von Wallisellen, Abraxas können wir Konferenzen Raum bieten, die somit primär eine landseitige Verkehrs- aus der Stadt zu uns. Treiber sind die Kon- bisher in der Schweiz keinen Ort gleicher drehscheibe. solidierung mehrerer Standorte und die Qualität fanden. Das bringt neue Kongres- – Haben Sie noch Wünsche an Effizienz der Büroflächen. Das sind bran- se in die Schweiz und nach Zürich. die Verkehrsinfrastruktur? chenweite langjährige Trends. Im Büro- – Was unterscheidet ein – Längerfristig wünsche ich mir eine Ver- bereich spielt die Flexibilität eine überra- Landmark von einer Retortenstadt? längerung der Tramlinie in Richtung Bas- gende Rolle. Unsere Nutzer mieten nur 6 | immobilia Juli 2018
einer Projektentwicklung, sondern von Städtebau. Nehmen wir die grosse Park- anlage hinter «The Circle» als Beispiel. Hier investieren wir einen zweistelligen Millionenbetrag auf 80 000 Quadratme- tern. Damit schaffen wir Freiraum für Mit- arbeiter, Besucher und die Bevölkerung. – Was ist Ihr unternehmerischer und persönlicher Break-even des Projekts? – Dieser ist erreicht, wenn unsere Mieter und Partner in «The Circle» Erfolg haben. Alles deutet darauf hin, dass wir auf der Zielgeraden sind. Für mich persönlich ist das Projekt mit der Inbetriebnahme abge- schlossen. – Ihr Vermietungserfolg ist stark von der Entwicklung des Wirtschaftsraums Zürich abhängig. Ist das ein Risikofaktor? – Ich schlafe diesbezüglich nachts sehr gut. Der Flughafen ist die Region der Schweiz mit dem stärksten Wachstum. Das zeigt, dass wir «The Circle» richtig und am richtigen Ort und mit den richti- gen Nutzungen realisieren. – Ursprünglich zielte das Projekt auf Neuansiedlungen aus dem Flächen, die sie effektiv dauerhaft brau- – Wie steht es um die Ausland ab. Das hat sich relativiert. chen. Temporäre Nutzungen können Rentabilität der Flächen? – Das stimmt. Insgesamt wurden im Raum flexibelstunden- oder tageweise hinzu – Büro und Verkauf sind zwar rentabler als Zürich in jüngster Zeit keine grösseren in- gemietet werden, beispielsweise Sit- zum Beispiel die Restaurants, aber keine ternationalen Unternehmen mehr ange- zungszimmer, Coworking-Spaces oder Nutzung funktioniert ohne die anderen. siedelt. Auch wir zielen nicht mehr darauf Schulungsräume. Damit schaffen wir die Insofern ist es schwierig zu sagen, wel- ab, sondern auf Unternehmen, die bereits nötigeFlexibilität, die Unternehmen zum ches die rentabelste ist. Wir müssen da- in der weiteren Umgebung ansässig sind. Atmen brauchen. nach fragen, was wir alles brauchen, um – Ist das Opportunismus? – Wird die City durch eine solche den Mieter das zu bieten, was sie brau- – Nein, das ist Realismus. Es gibt kaum Un- Entwicklung nicht geschwächt? chen, um erfolgreich zu sein. ternehmen mehr, die auf einen Schlag mit – Gut erschlossene grosse Zentren wie 500 Mitarbeitern in die Schweiz und nach die Zürcher City dürften auch künftig Wir spüren am Markt: Zürich kommen. kaum Probleme haben, kleinere und mitt- Kollaboration, Flächeneffi- – Sie sind aber trotzdem lere Zentren stehen aber vor grossen He- international präsent? rausforderungen, ebenso kleinere Shop- zienz und Flexibilität sind – Wir gehen an ausgewählte Konferenzen, pingcenter. die wichtigsten Treiber am Messen und mit der Exportorganisation – Und was sind für Sie die Büroflächenmarkt.» Swiss Global Enterprise ins Ausland. Dort Herausforderungen? suchen wir das Gespräch, aber nicht den – Die Vermietung ist und bleibt eine «Chal- Abschluss. Ein solches Ansinnen wäre lenge». Wir werden einen guten Vermie- illusorisch. tungsstand erreichen, müssen dafür aber – Wie lautet der Auftrag an die hart arbeiten. Die zweite Herausforderung – Und dazu braucht es Vermarkter der Büroflächen? ist baulicher Natur. Wir realisieren «The alle Nutzungsformen? – Wir haben die Zielgruppen definiert, in Circle» in einer sehr beengten Umgebung, – Jede profitiert von der andern. Das Uni- der ersten Phase waren es – auch aus Ka- was hohe logistische Anforderungen stellt. versitätsspital kommt mit dem Ambula- pazitätsgründen – grössere Unternehmen. Als dritte Herausforderung nenne ich die torium nicht zuletzt auch wegen des Die Resonanz zeigte uns ein erhöhtes In- Übergabe der Gebäude. Wir sind bereits Konferenzzentrums zu uns. Es sind die teresse in den Bereichen Informatik und an der Planung und Vorbereitung für die Synergien, die eine entscheidende Rolle Technologie. Mittlerweile vermieten wir Abnahme und Inbetriebnahme. spielen. Wir sprechen hier nicht mehr von auch Flächen unter 1000 Quadratmetern. immobilia Juli 2018 | 7
Wir wissen, was passieren wird. Wir sind im konstanten digitalen Austausch mit unseren Aufzügen. So können wir den Grossteil aller Probleme beheben, bevor sie überhaupt auftreten. Schindler Your First Choice
FOKUS BÜROMARKT Der Trend zu Airport-Cities ist international, die Voraussetzungen sind aber überall anders.» – Braucht es im Bürobereich einen tre, beim Coworking-Anbieter oder im Projekträumen für temporäre Kollaborati- Mix oder eine Fokussierung? Bildungsmodul. Wir wollen lieber mehr onen zwischen Unternehmen. – Dies ist vielleicht nicht so wichtig wie im Mieter als Mieter mit grossen, ungenutz- – Sie selbst sind an den Flughafen Retail. Wir haben Cluster in den Bereichen ten Flächen. zurückgekehrt. Warum? Technologie, Finanzsektor und Beratung – Sie sprechen damit vor allem – Nach dem Studium war ich drei Jahre gebildet, die sich gegenseitig bereichern Unternehmen an, die für neue lang in Ostdeutschland in der Industrie können. Aber am Ende des Tages ist dies Arbeitsplatzkonzepte bereit sind. sanierung tätig. Dann kam ich erstmals ein Plan. In der Realität hängt es meist – Natürlich können unsere Mieter auch zum Flughafen Zürich. Bei Aldi war ich für vom Markt und Timing ab. persönliche Einzelbüros einrichten. Aber den Auf- und Ausbau des Unternehmens – Wie begeht man den Grat zwischen Kosten und Fläche pro Arbeitsplatz sind zuständig. Bei der Straumann Gruppe Plan und Realität ohne Unfall? in allen Bürosektoren kritische Grössen. sammelte ich Erfahrungen im interna- – Wir haben sehr viele Kundengespräche Viele Mieter nutzen den Umzug als Chan- tionalen Geschäft und im Verkauf. Alles geführt, durch sie dazugelernt und das ce, die eigenen Abläufe und Strukturen wareneinmalige und sehr reizvolle Auf- Produkt auch angepasst. Schlagwort: Fle- zu überdenken. Hier finden sie eine opti- gaben. Auch das Projekt «The Circle» ist xibilisierung. Im Kern sind wir dem Nut- male Umgebung dafür. Nur ein Beispiel eine solche einmalige Chance, und der zungskonzept aber treu geblieben. ist das WLAN auf dem gesamten Gelän- Flughafen ein faszinierendes Universum. – Apropos Flexibilisierung. de, das allen zur Verfügung steht und – Irgendwann ist der Bau fertig. Was heisst das konkret? Fläche ortsunabhängiges Arbeiten unterstützt. Und dann? ist ja per se etwas Unflexibles. – Gibt es Zusammenarbeit auch über – Das überlege ich mir später. – Wir können nachweisen, dass ein Mie- Unternehmensgrenzen hinaus? ter bei uns weniger Fläche fix mieten – Microsoft wird beispielsweise seinen *IVO CATHOMEN Dr. oec. HSG, ist Redaktor muss als an anderen Standorten. Das Partnerunternehmen die Möglichkeit bie- der Zeitschrift Immobilia. liegt einerseits an der Effizienz der Flä- ten, temporär bei ihnen in «The Circle» chen, anderseits an den erwähnten zu- zu arbeiten. Ein anderes Beispiel ist der mietbaren Flächen im Conference Cen- Coworking-Space-Betreiber «Spaces» mit immobilia Juli 2018 | 9
IMMOBILIENPOLITIK MIETWOHNUNGSMARKT Abschluss- gleich Angebotsmiete Der Vergleich von inserierten Wohnungsmieten zu tatsächlichen Mieten zeigt, dass in der Schweiz Wohnungen grösstenteils zum inserierten Preis vermietet werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der HWZ im Auftrag des SVIT Schweiz. ABWEICHUNG ZWISCHEN ANGEBOTS- UND ABSCHLUSSMIETZINS Basis: 13 000 Online-Wohnungsinserate zw. 1. Januar 2013 und 31. Dezember 2016, schweizweit 90% 81.7% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 5,7% 5,0% 4,2% 0,6% 1,0% 1,7% 0% 10 bis 20% 5 bis 10% 2 bis 5% keine 2 bis 5% 5 bis 10% 10 bis 20% 19 höher höher höher Abweichung tiefer tiefer tiefer als inseriert als inseriert als inseriert als inseriert als inseriert als inseriert In den Agglomerationen liegt die Übereinstimmung praktisch bei 100%. IVO CATHOMEN Zudem zeigen sich deutliche, regio Vermietervon Wohnungen in einer Ge- PRINZIP «NICHT VERHANDELBAR». Wer die nale Unterschiede. In der französisch- meinde mit einem Wohnungsüberangebot Mietzinsentwicklung anhand der online sprachigen Schweiz werden weniger Ra- sind schneller bereit, Rabatte zu gewäh- inseriertenWohnungsangebote aufzeich- batte gewährt (Waadt/Wallis 8,2%, Genf ren, auch wenn die Wohnungen bereits re- net, steht regelmässig in der Kritik, dass es 10,7%). Die meisten Preisreduktionen lativ günstig sind. In Gemeinden mit Inser- sich dabei um Angebots- und nicht um wurden in der Innerschweiz mit 18% und tionszeiten von über 50 Tagen werden bei effektiveAbschlussmietzinse handle. Der dem Tessinmit 21% festgestellt. Diese knapp einem Viertel der wiedervermiete- SVIT Schweiz ging diesem Einwand nach Regionen zeichnen sich durch relativ lan- ten Wohnungen Preisabschläge gewährt. und beauftragte das Swiss Real Estate In- ge Insertionszeitenaus, was auf ein Über- stitute der HWZ Hochschule für Wirtschaft angebot an Mietwohnungen hinweist. GUTER INDIKATOR FÜR EFFEKTIVE MIETEN. Da Zürich mit einer Untersuchung. Die Analy- Angebotsmietzinse im Vergleich zu Ab- se umfasste 13 000 Wohnungsinserate auf HÄUFIGER MIETZINSNACHLÄSSE FÜR TEURERE schlussmietzinsen wesentlich transparen- Internetplattformen, die mit den tatsäch- WOHNUNGEN. Die detaillierte Untersuchung ter und einfacher zu erheben sind, stellt lich abgeschlossenen Mietverträgen abge- zeigt, dass verschiedene Faktoren Einfluss sich die Frage, inwiefern sich diese als In- glichen wurden. Sie kommt zu folgendem auf die Häufigkeit von Preisanpassungen dikator für effektive Mieten eignen. Die Ergebnis: Zwischen Anfang 2013 und En- haben. So hat die absolute Höhe der Mie- durchgeführte Analyse verdeutlicht, dass de 2016 wurden in der Schweiz 82% der te einen starken Einfluss. Bei sehr günsti- Wohnungen zum inserierten Mietzins ver- gen Wohnungen (weniger als 1000 CHF Nur rund jede siebte mietet. Lediglich in 15% der Fälle wurden Nettomiete pro Monat) wurden nur bei 9% Preisreduktionen gewährt, und in margi- der inserierten Wohnungen Preisnachläs- Wohnung wird günstiger nalen 4% dieser Fälle lagen die Preis se gewährt. Im Luxussegment mit Preisen vermietet als reduktionen zwischen 10 und 20%. In 3% von mehr als 3500 CHF sind es über 26% ausgeschrieben.» der Fälle wurden die Wohnungen sogar der Fälle. PROF. DR. PETER ILG, STUDIENAUTOR teurer als inseriert vermietet. Durch die hohe Korrelation von Miet- preis und Wohnfläche steigt mit der Qua- ANZEIGE dratmeterzahl der Anteil der Mietzins- Angebotsmieten einen guten Indikator für nachlässe. Wenig erstaunlich ist zudem die die Messung von Abschlussmieten darstel- Tatsache, dass bei Wohnungen, die länger len, wenn es sich nicht um teure Mietwoh- Konflikte im StWE mediativ klären ausgeschrieben werden müssen, vermehrt nungen (Nettomieten über 2500 CHF pro ME-Versammlungen moderieren Preisreduktionen gewährt werden. Monat) oder Mietwohnungen in Gemein- Moderator / Mediator M.A. den mit starkem Überangebot (über 40 In- empfiehlt sich. Tel. 044 251 08 41 ÜBERANGEBOT GENERIERT RABATTE. Vermieter sertionstage) handelt. Das heisst, Ange- www.kreuzplatz-mediation.ch reagieren mit preislichen Anpassungen botsmieten sind in rund 90% der Fälle ein auf die jeweils aktuelle Marktsituation. guter Indikator für effektive Mieten. 10 | immobilia Juli 2018
KURZMELDUNGEN 32 Nach dem Willen des SVIT soll es kein generelles Recht der Mieter auf Untervermietung über Buchungsplattformen geben. SCHWEIZ tiösen Vorschlag des Bundes- den Betreibungsauskünften fechtung des Anfangsmietzin- rats. Dieser soll frühestens verbessert werden. Zum an- ses (Art. 270 ff. OR) betreffen. SVIT GEGEN Ende 2027 der Bundesver- dern ermuntert der Bundesrat Die Kommission teilt das An- ÄNDERUNG sammlung die Einführung ei- die Kantone dazu, ihre Praxis liegen der parlamentarischen DES VMWG nes landesweit einheitlichen zu vereinheitlichen, um die Initiative von Nationalrat Olivi- Der SVIT Schweiz hat sich im Gebäudestandards vorschla- Aussagekraft der Auskünfte er Feller und ist der Ansicht, Vernehmlassungsverfahren gen können – je nachdem, wie weiter zu erhöhen. dass die Berechnung der zu- des Bundesrats gegen eine weit die Reduktion des CO2- lässigen Rendite durch den Anpassung der Verordnung Ausstosses aus Gebäuden bis Gesetzgeber festgelegt wer- über die Miete und Pacht von dann erfolgt ist. Die Kommis- REVISION den soll. Die Kommission ist Wohn- und Geschäftsräumen sion hält es auch nicht für an- ÖFFENTLICHES BE- weiter der Ansicht, dass die ausgesprochen. Es besteht aus gebracht, auf nationaler Ebe- SCHAFFUNGSWESEN Gerichte derart hohe Anforde- Sicht des Verbandes im privat- ne ein Zwischenziel für die Öffentliche Beschaffungen rungen an die Detaillierung rechtlichen Bereich kein Gebäudeemissionen bis sollen an das bezüglich Preis der Vergleichskriterien der Handlungsbedarf zur Rege- 2026/27 aufzustellen, wie dies und Qualität beste Angebot Orts- und Quartierüblichkeit lung der kurzfristigen Unter- der Bundesrat vorschlägt. vergeben werden. Das hat stellen, dass der Beweis mit vermietung. Ausserdem hält er Stattdessen tritt die Kommissi- der Nationalrat in der Bera- vernünftigem Aufwand nicht ein generelles Recht der Mie- on dafür ein, den Kantonen bis tung zur Revision des Öffent- erbracht werden kann. Die ter zur Untervermietung für 2030 Zeit zu geben, das Ziel lichen Beschaffungswesens Kommission kommt deshalb schädlich. Dem Mietwoh- von minus 50% gegenüber (BöB) beschlossen. Mit die- im Sinne der parlamentari- nungsmarkt, besonders in den 1990 zu erreichen. sem Entscheid ermöglicht schen Initiative von National- Ballungszentren und touristi- der Nationalrat bessere In- rat Hans Egloff zum Schluss, schen Regionen, könnte da- vestitionen von Steuergel- dass die Kriterien für den Ver- durch Wohnraum entzogen KEINE VERBESSERUNG dern in preiswerte Qualität gleich im Gesetz festzulegen werden. Die Vernehmlassung DER BETREIBUNGS- und Nachhaltigkeit. Die sind. Zudem spricht sich die des SVIT Schweiz finden Sie AUSKUNFT gleichzeitige Harmonisierung Kommission dafür aus, dass unter www.svit.ch/politik. Weil eine Betreibung grund- der kantonalen Beschaf- die Bestimmungen über den sätzlich nur im Register desje- fungsordnungen eröffnet missbräuchlichen Mietzins nigen Betreibungsamtes ver- Chancen zum Abbau unnöti- und die Anfechtung des An- KEINE GRENZWERTE merkt wird, das die Betreibung ger Regulierungskosten. fangsmietzinses nur gelten FÜR GEBÄUDESEKTOR durchführt, sind Betreibungs- sollen, wenn auf dem Markt Die Umweltkommission des auskünfte nur beschränkt aus- Wohnungsmangel herrscht Nationalrats will es den Kanto- sagekräftig. Der Bundesrat hat MIETRECHT (parlamentarische Initiativen nen überlassen, die Reduktion diese Problematik im Auftrag BESCHÄFTIGT Nantermod). Eine Streichung der CO2-Emissionen bei Ge- des Parlaments analysiert und RECHTSKOMMISSION der Einschränkungen des bäuden voranzutreiben. Sie seinen Bericht dazu Anfang Die Rechtskommission des Rechts auf Anfechtung des verzichtet darauf, bereits zum Juli verabschiedet. Auch wenn Nationalrats (RK-N) hat meh- Anfangsmietzinses gemäss jetzigen Zeitpunkt Grenzwerte es keine einfache Lösung gibt, rere parlamentarische Initiati- Art. 270 Absatz 1 Bst. a und b für den Gebäudesektor zu de- schlägt er doch punktuelle ven vorgeprüft, welche den hat die Kommission abgelehnt finieren. Damit stellt sich die Verbesserungen vor: Zum ei- missbräuchlichen Mietzins (parlamentarische Initiative Kommission gegen den ambi- nen soll die Information auf (Art. 269 ff. OR) sowie die An- Carlo Sommaruga). ANZEIGE HERSBERGER EXPERTS R E A L E S TAT E VA LU AT I O N Was ist Ihre Immobilie wert? Kontakt Regional verwurzelt – Überregional tätig Dr. David Hersberger | Schützenweg 34 | 4123 Allschwil für Wohn-, Geschäfts- und Industrieliegenschaften Telefon +41 (0)61 483 15 51 | www.hersberger.com 14068_dh_hersberger_exp_inserat_174x40_1015.indd 1 15.10.14 12:15 immobilia Juli 2018 | 11
IMMOBILIENWIRTSCHAFT BÜROMARKT Droht eine Abwertung? Die Preise bei neuen Vertragsabschlüssen für Büroflächen sind unter Druck, ob das nun im Bankenviertel von Genf oder irgendwo im Mittelland ist. Experten geben dennoch Entwarnung: Tiefere Schätzwerte sind derzeit nicht in Sicht. Bahnhofstrasse 53, im Eigentum der AXA Leben AG: neu eröffnete Ladenflächen im Erdgeschoss, Bürofächen in den oberen Stockwerken (Bild: Luca Zanier). JÜRG ZULLIGER* weiter. «800 CHF an der Rue du Rhône bei HÄRTERE GANGART. «Die Konkurrenz auf ANGEBOT ÜBERTRIFFT NACHFRAGE. Wer die Seesicht sind heute ein guter Preis.» Frü dem Markt für Büros, Gewerbe und Retail Strecke von der Zürcher City in Richtung her waren im Finanzdistrikt durchaus hat sich verschärft», sagt Ernst Schaufel Flughafen fährt, sieht in Zürich Nord und Mieten von 1100 oder 1200 CHF möglich. berger, Leiter des Immobiliensektors von in Opfikon oder Wallisellen unzählige AXA Investment Managers Schweiz. In Werbebanner: «Büros zu mieten.» Es gibt Die Mieten sind teils er dieser Funktion trägt er unter anderem zwar keine offizielle Statistik, doch die die Verantwortung für den Bereich Immo Leerstände sind für Schweizer Verhältnis heblich unter Druck, etwa bilien Schweiz – ein Portfolio zu einem se beträchtlich. Hinzu kommen laufend für Büros am Flughafen.» stolzen Wert von rund 13 Mrd. EUR. Im noch weitere Überkapazitäten, weil im HERVÉ FROIDEVAUX, WÜEST PARTNER, GENF aktuellen Umfeld könne es immer vor mer noch viel gebaut wird. In Genf ist es kommen, dass ein Mieter wechsle – zum nicht anders, wie Hervé Froidevaux vom Beispiel von einem bestehenden, älteren Beratungsunternehmen Wüest Partner Bürohaus in einen Neubau, der verkehrs bestätigt: «Die Mieten sind teils erheblich Das hat auch mit dem Strukturwandel zu mässig besser erschlossen, respektive unter Druck.» Wenn am Genfer Flughafen tun. Selbst Traditionshäuser wie Lombard zentraler gelegen ist. für Büros die Mieten eine Zeit lang bei gut Odier und andere verlassen die City. Die «So ist es auf dem kompetitiven Markt 550 CHF pro Quadratmeter und Jahr la renommierte Privatbank, die vor 222 Jah durchaus möglich, dass ein Mieter ein bes gen, sieht man heute Abschlüsse beim ren gegründet wurde, realisiert am Stand seres Angebot zum gleichen Preis oder so Preis von 350 CHF. ort «Bellevue» etwas ausserhalb der Stadt gar günstiger findet», so Ernst Schaufel Auch die Spitzenmieten an den Top ein von Herzog & de Meuron entworfenes berger. Hinzu kommen noch Lagefaktoren, lagen seien gesunken, sagt Froidevaux neues Bürohaus. die sich teils gegenläufig entwickeln.Wäh 12 | immobilia Juli 2018
Eine Stichprobe bei einigen grossen In marktgerechten Diskontierungssatz für vestoren und Immobilien-AGs zeigt vergleichbare Objekte herzuleiten. allerdings,dass Abwertungen bis jetzt noch die Ausnahme bleiben. Nehmen wir als Bei DIE KUNST DES SCHÄTZENS. Auch für Jan spiel Swiss Prime Site (SPS) mit einem Im Eckert, CEO des Beratungs- und Dienst mobilienportfolio von über 10 Mrd. CHF: leistungsunternehmen JLL, ist es ent Sowohl per Ende 2016 als auch per Ende scheidend, ausreichend Informationen zu 2017 verzeichnete SPS je Aufwertungen haben, um für bestimmte Objekte plausi von Liegenschaften von über 60 Mio. CHF. ble Diskontsätze festsetzen zu können: Dabei dürften mehrere Faktoren zusam «Dabei kommt es immer auch darauf an, mengekommen sein, etwa die Optimierung ob über gewisse Transaktionen auch tat bei den Leerständen, aber auch Vergleiche sächlich Marktdaten verfügbar sind oder mit Handänderungen vergleichbarer Bü ob diese durch ein eigenes Research auf roimmobilien, die die Schätzer mitberück gebaut werden müssen.» Es gebe Märkte sichtigen. – wie etwa im Kanton Genf –, wo die Trans STELLSCHRAUBE ZINSEN. Als wesentlicher Diskontfaktoren müssen Treiber gelten vor allem die anhaltend tie fen Zinsen respektive eben die tiefen Dis im Moment nicht angepasst kontsätze in den DCF-Bewertungen. Was werden. Aber jeder Inves aufgrund sinkender Marktmieten allen tor sollte verschiedene falls die Bewertungen drücken könnte, Szenarien durchspielen.» wird durch den Faktor Zins oft mehr als ERNST SCHAUFELBERGER, AXA INVESTMENT MANAGERS wieder aufgewogen. Die Frage ist bloss: Blüht den Eigentümern im ungünstigsten Fall irgendwann eine doppelte Abwertung – wenn zum einen die Zinsen steigen und zum anderen die Mieten stagnieren oder aktionspreise öffentlich zugänglich seien. fallen? Vorerst sieht es nicht so aus, je In allen anderen Fällen müssten die Schät denfalls solange sich an der Geldpolitik zer mit Vergleichswerten arbeiten oder und den Zinsen am Geldmarkt nicht fun versuchen, die von Investoren für spezifi damental etwas ändert. Die Renditeerwar sche Liegenschaften verlangten Renditen tungen sind bis jetzt immer weiter gefal zu modellieren (siehe Interview nächste len, sowohl bei Mehrfamilienhäusern als Seiten). auch bei Büroimmobilien. Zur Frage der Wertentwicklung und Jan Bärthel, Head of Valuation bei der Risiken ist noch an einen wesentlichen rend sich Leerstände an guten City-Lagen Wüest Partner, sagt dazu: «Die Spitzen Unterschied zu Schweizer Wohnimmobi noch eher beheben lassen, sei die Nach renditen für Zürcher Büroliegenschaften lien zu erinnern. Die Mieten von Wohnun frage nach Büroflächen an peripheren La sind seit 2010 von reichlich 3,5% auf in gen sind in der Schweiz an den offiziellen gen deutlich schwächer, wenn nicht sogar zwischen rund 2,5% gefallen.» Für die Referenzzins geknüpft. Sofern die Markt manchmal «nahe bei Null». Festsetzung der Diskontierungssätze sei lage es zulässt, können die Verwaltungen Anders als noch vor fünf oder zehn es wichtig, echte Transaktionen mit ihren steigende Zinsen und damit höhere Kapi Jahren müssen sich die Investoren damit resultierenden Renditen zu kennen. «Es talkosten abwälzen. Bei Büros gibt es al auseinandersetzen, dass bei auslaufen braucht eine ständige Marktbeobachtung», lenfalls eine Indexierung mit der Teue den Mietverträgen die neuen Abschlüsse so Bärthel. Etwas vereinfacht gesagt: rung, aber der Investor trägt allgemein ein nicht immer auf einem Preisniveau in ge Während nach konventioneller Methode höheres Zinsänderungsrisiko. Ist das In wohnter Höhe möglich sind. Tiefere Miet Schätzer einen bestimmten Referenzzins vestment auch noch zu einem guten Teil erträge haben aber zur Konsequenz, dass annehmen und dann je nach Objekt, La fremdfinanziert, könnte sich die Ertrags die Bewertungen in einem gängigen Dis ge, Nutzung, Risiken etc. bestimmte Zu‑ situation in einer veränderten Zinsland counted-Cashflow-Bewertungsmodell an und Abschläge vornehmen, arbeiten die schaft deutlich verschlechtern. Je nach gepasst werden müssen. Die künftigen Experten von Wüest Partner mit einer Hintergrund und Rechnungslegung schla Cashflows sind ein zentraler Faktor in die fundierten Datengrundlage: «Aufgrund gen schlechtere Erträge und Abwertun ser Bewertung. Müssen sie zum Beispiel unserer Transaktionsdatenbank kennen gen auch in der Erfolgsrechnung eines In um 5 oder 10% nach unten angepasst wir in vielen Fällen nicht nur die Kauf vestors zu Buch. So sind viele Anleger im werden, fällt damit der aktuelle DCF-Wert preise sondern auch die Cashflows der Immobilienbereich gut beraten, auch ein des Objekts – sofern alle anderen Parame gehandelten Immobilien.» Mit diesen mal Szenarien mit Wertkorrekturen und ter unverändert bleiben. Informationenist es möglich, den aktuell Abschreibungen durchzuspielen. immobilia Juli 2018 | 13
IMMOBILIENWIRTSCHAFT INTERVIEW BÜROMARKT «Ein permanenter Druck» Bei der Bewertung von Büroimmobilien müssen künftige Erträge mithilfe der DCF- Methode modelliert und Zinsannahmen getroffen werden. Die Mieten und teils auch die Bewertungen seien unter Druck, sagt Jan Eckert, CEO von Jones Lang LaSalle Schweiz. Neunzigerjahre ist vorbei. Damals konn ten die Vermieter ihre Büroimmobilien quasi im Rohbau zur Verfügung stellen und fanden im Nu Mietinteressenten. Heute muss man sich sehr viel aktiver um BIOGRAPHIE die richtige Positionierung, um die Kon JAN ECKERT zepte, um die Gestaltung der Produkte Jan Eckert ist seit 2011 und um die Zielgruppendefinition küm CEO von JLL. Das Bera- mern. Teils steht sogar schon die Frage tungs- und Dienstleis- im Raum, ob der Eigentümer der Immo tungsunternehmen mit verschiedenen Nie- bilie nicht nur den Mieterausbau finan derlassungen ist auf ziert, sondern auch zahlreiche Service Bewertungen, Transak- leistungen für den Mieter anbietet. Diese tionen und Vermark- Tendenz hat aber ohne Zweifel auch ih tungen von Immobilien re Vorteile. Die Investoren müssen heute spezialisiert. wesentlich kreativer agieren, getreu dem Motto: Konkurrenz belebt das Geschäft. – Kein Investor zeigt gerne die JÜRG ZULLIGER* manenten Druck auf die Büroflächen. All Abwertung von Immobilien in seiner – Herr Eckert, sind die Mieten die unterschiedlichen Gebäude – oder Bilanz oder in seiner Erfolgsrechnung. für Büros in der Schweiz generell besser: Mietobjekte – waren einem ver Sind diese Incentives bzw. Anreize unter Druck? schärften Wettbewerb ausgesetzt. nicht einfach ein «Trick», um keine – Jan Eckert: Grundsätzlich ja. Das ist aber – Wie sehen Sie die neusten Abwertungen ausweisen zu müssen? gar kein neues Phänomen, diese Tendenz Tendenzen? – Es gab sicher eine Gruppe von Eigentü hat sich schon seit vier oder fünf Jahren ab – Die Phase dieser Korrektur haben wir mern, die diese Strategie relativ stark aus gezeichnet. Ein Druck auf die Mieten war bereits durchlaufen, und es gibt Anzei gereizt hat. Inzwischen ist aber natürlich auch insofern spürbar, als viele Investo chen einer Stabilisierung. An sehr guten auch allen Schätzern und Bewertungsex ren verschiedene Anreize bzw. Incentives Citylagen im Finanzdistrikt der Städte ver perten völlig klar, dass sie die Zahlen und zum Abschluss von neuen Mietverträgen zeichnen wir für gewisse Losgrössen bei die Unterlagen genauer anschauen müs boten. Darunter fallen vor allem mietfreie Büros sogar wieder einen leichten Anstieg sen! Vor allem wenn ein Mietpreis aktu Perioden zu Beginn eines Mietverhältnis ell etwas schräg in der Landschaft steht, ses oder auch die Kostenbeteiligung des In grösseren Portfolios wird man kritische Fragen stellen. So Eigentümers am Mieterausbau. Bei einem von institutionellen In gehört es heute ganz selbstverständlich Mietvertrag, der zum Beispiel über fünf vestoren gleichen sich zum Business, dass der Bewerter sämt Jahre läuft, bedeutet ein halbes Jahr miet liche Unterlagen einsieht, inklusive aller freie Periode doch ein beträchtliches Ent verschiedeneEffekte aus.» Zusätze zum Mietvertrag und aller An gegenkommen. Richtig gerechnet, liegt hänge, in denen solche Incentives oder dann der Preis pro Quadratmeter und Jahr der Ausbaugrad geregelt sind. eben nicht bei zum Beispiel 300, sondern – Dieser Druck bei den Cashflows bei 270 CHF. hat also nicht zu Abwertungen bei – Was sehen Sie als Ursachen Büroimmobilien geführt? dieser Veränderung? – Wir müssen diese Zahlen natürlich im – Es kamen zwar so gut wie gar keine spe der Mieten. Die Aktivitäten auf der Nach Zusammenhang sehen. Parallel dazu kulativen Projekte auf den Markt. Aber frageseite für Büroflächen haben in den verzeichneten wir in den letzten Jahren es war gang und gäbe, Projekte auszu letzten sechs Monaten wieder zugenom fallende Zinsen und sinkende Renditeer lösen, sobald ein Vorvermietungsstand men. Dabei dürfen wir nicht vergessen, wartungen. Diese Kompression bei den von 30 bis 50% erreicht war. Dabei hat dass wir für dieses Jahr mit einem Wirt Diskontsätzen hat natürlich zu Aufwer man oft nicht daran gedacht, dass man schaftswachstum und wachsender Be tungen von Immobilien geführt. In der für die restlichen Flächen Leerstände in schäftigung rechnen. Auch die Prognosen Praxis führte dies dazu, dass die höhere Kauf nehmen muss. Das führte zu einer für 2019 sehen gut aus. Bewertung zu einem Teil in die negativen Ausweitung des Angebots. Ein weiterer – Sind aber die «goldenen Jahre» Anpassungen der Cashflows geflossen wichtiger Faktor war die Umstrukturie von früher vorbei? Haben wir ist. Die Werte in den Büchern von Inves rung in der Finanz- und Bankbranche mehr Wettbewerb wie in Frankfurt, toren sind deshalb weniger stark gestie und damit eine Schwäche auf der Nach Berlin oder Paris? gen, als das rein aufgrund der Zins-Ef frageseite. Die fortwährenden Verände – Die Investoren und Flächenvermark fekte hätte erwartet werden können. In rungen und Standortverlagerungen von ter müssen sich auf geänderte Rahmen fast allen Bewertungen von Büroimmo Finanzinstituten führten zu einem per bedingungen einstellen. Die Phase der bilien war eine Tendenz sichtbar, diese 14 | immobilia Juli 2018
15 höheren Risiken bei den Cashflows zu kommerziellen Bereich finden sich für Wie muss ein Schätzer hier vorgehen, modellieren. Darunter fallen vor allem Geschäfts- und Büroimmobilien an B- damit er plausible Annahmen trifft? der längere Zeitraum der heute üblich und C-Lagen mit auslaufenden Mietver – Jeder Experte, der Immobilienschät ist, um eine Wiedervermietung erfolg trägen heute kaum noch Käufer. Doch in zungen vornimmt, muss sich laufend ein reich abzuschliessen. Der Schätzer muss grösseren Portfolios von institutionellen Bild über die Transaktionen auf dem aber auch den Trend zu fallenden Markt Investoren gleichen sich verschiedene Markt machen. Man muss detailliert mieten modellieren. Effekte aus. Denn auf der anderen Seite darüberBescheid wissen, welche Käufer – Kommt es aber in Bezug auf wird man im Bestand auch Top-Objekte zu welchen Kapitalkosten welche Im Einzelobjekte zu tatsächlichen haben, für deren Fläche noch 15-jährige mobilien kaufen. Daraus ergeben sich Abwertungen, etwa in einer Mietverträge gelten. Wenn solche Objek die wesentlichen Informationen, unter Grössenordnung von 5 oder 10%? te auch noch an einem guten Standort lie anderemauch die für bestimmte Lagen – Insgesamt befinden wir uns mit dem Ge gen, profitieren sie von einer immer noch und für bestimmte Objekte plausiblen schäftsflächenmarkt nicht mehr in einer starken Nachfrage. Für solche voll ver Diskontsätze. Wachstumsphase, das stimmt. Jedes Ob mieteten Immobilien werden nach wie jekt muss aber wieder separat geschätzt vor Spitzenpreise bezahlt. *JÜRG ZULLIGER Der Autor ist Buchautor und Journalist BR und beurteilt werden. Handelt es sich – In den gängigen Bewertungs- (Master of Science Uni Zürich). Er publiziert um eine Büroimmobilie mit einem aus Methoden nach Ertragswert oder regelmässig zu Fachthemen rund um Immo- laufenden Mietvertrag, und der Eigen Discounted Cashflow stellt der bilien, Bau und Investments. tümer findet keine Nachmieter, kann die in die Rechnung eingesetzte Zins Abwertung tatsächlich erheblich sein. Im faktor eine zentrale Grösse dar. ANZEIGE Digitalisierung New Work Silver Society Wissensgesellschaft Urbanisierung Individualisierung Die Zukunft kann kommen, wir sind bereit Real Estate Management – nächste Generation Städte verdichten sich. Häuser werden intelligent. Dinge reden mit Dingen. Die Menschen arbeiten, wo sie gerade sind. Eine neue Welt erwartet uns. Sie verändert alles. Je mehr wir davon verstehen, desto lustvoller und erfolgreicher können wir damit umgehen. Das gilt auch für das Real Estate Management. Wir haben uns auf das vorbereitet, was morgen wirklich wird. Damit Immobilien für Eigentümer profitabel und für Mieter attraktiv bleiben. Livit Real Estate Management Experten für Bewirtschaftung, Facility Management, Vermietungsmanagement, Baumanagement www.livit.ch immobilia Juli 2018 | 15
IMMOBILIENWIRTSCHAFT BÜROLIEGENSCHAFTEN Mietersuche für Büroflächen Ausserhalb der Top-ÖV-Lagen wird die Vermarktung von Büroflächen zukünftig noch schwieriger. Verschiedene Methoden der Netzwerkanalyse zeigen Wege auf, wie die Vermarktung dennoch gelingt. Bereits gut erschlossene Lagen weisen einen deutlich höheren Vermarktungsaufwand und längere Insertionszeiten auf (Bild: 123rf.com). MARTIN WARLAND* ten den Schweizer Büromarkt massgeb NACHFRAGEMUSTER ERKENNEN. Eine klare ZWEI ÖV-ERREICHBARKEITSKLASSEN. Auf dem lich vorantreiben. Hierzu zählen Firmen Zielgruppendefinition ist daher insbeson Schweizer Büromarkt scheint es derzeit wie Finanzdienstleister oder Architektur dere für die Vermarktung von Büroflächen nur zwei ÖV-Erreichbarkeitsklassen zu büros. Eine nähere Betrachtung dieser jenseits der Top-ÖV-Erreichbarkeit ent geben: Sehr gut erschlossen – und alles Unternehmensgruppe zeigt hinsichtlich scheidend. Mittels einer Netzwerkanalyse andere. Bereits «nur» gut erschlossene der ÖV-Güteklassen statistisch signifi lassen sich hierfür erste Anhaltspunkte Lagen weisen einen deutlich höheren kante Unterschiede: 43% der IT-Firmen finden. Die Analyse beruht auf der einfa Vermarktungsaufwand und längere In und 38% der Architekturbüros entschei chen Annahme, dass zwei Unternehmen, sertionszeiten auf. Die Unterschiede zwi den sich innerhalb der Städte für weniger welche Büroflächen in derselben Liegen schen gut, mittelmässig und gering er gut erreichbare Standorte. Ebenso befin schaft nachfragen, ganz offensichtlich schlossenen Lagen sind hingegen relativ den sich 30% der Ingenieurbüros in nur ähnliche Standortpräferenzen haben. Für klein. Während die wachsende Bedeu mässig erschlossenen Lagen. Diese Stand jede Branche kann mit dieser Heran tung der ÖV-Erreichbarkeit bei der Ak orte sind teilweise Streulagen in stark gehensweise analysiert werden, mit wel quise neuer Liegenschaften eine nützli durch Wohnnutzung geprägten Quartie cher anderen Branche sich die Standort che Information ist, stellt dies Eigentümer ren. Zunächst mag es überraschen, dass präferenzen ähneln. Das Netzwerk von hinsichtlich ihrer Bestandsliegenschaf sich selbst 23% der Unternehmensbera IT-Beratungsfirmen zeigt beispielsweise, ten vor eine grosse Herausforderung: Wie tungen ausserhalb der höchsten ÖV-Güte dass diese Firmen mit 72% der im Sample lassen sich neue Mieter für Büroflächen klasse befinden. Dies lässt sich vermutlich vertretenen Unternehmensbranchen ver finden, die nur mittelmässig per ÖV er jedoch durch die räumliche Organisation bunden sind. Das bedeutet, dass ihre schlossen sind? dieser Unternehmen erklären, denn Un Standortansprüche wenig spezifisch sind ternehmensberatungen trennen ihre Tä und sie als potenzielle Mieter für viele Bü MIETER IN DEZENTRALEN LAGEN. Um diese tigkeiten zum Teil in Front-und Backof roflächen in unterschiedlichen Lagen in Frage zu beantworten, analysierte die Li fices. Die Ergebnisse widerlegen somit Frage kommen. vit AG mehr als 3000 Büroflächen. Der Fo die gängige Annahme, dass wissensin Unternehmensberatungen hingegen kus muss bei solch einer Analyse auf wis tensive Dienstleister nur in sehr gut er weisen sehr spezifische Standortansprü sensintensive Dienstleister gerichtet sein, schlossenen ÖV-Lagen als Mieter in Fra che auf. Wie das Netzwerk dieser Firmen da sie mit rund 1,6 Millionen Beschäftig ge kommen. zeigt, sind sie mit nur 13% der anderen 16 | immobilia Juli 2018
7 Unternehmensbranchen verbunden. Dass Umnutzung von Büroflächen in andere Ge der Netzwerkanalyse sind hierbei geeig Unternehmensberatungen sehr spezifi werbenutzungen erlauben. Die Positionie net, um Erkenntnisse zu gewinnen, die sche Standortansprüche haben, zeigt sich rung in Marktnischen ist hierbei häufig er sich direkt bei der Mietersuche anwenden auch an ihrer starken räumlichen Konzen folgsversprechend, da für Mieter mit lassen: Ausgehend von ersten Interessen tration: So weisen 63% der Liegenschaf spezifischen Anforderungen ein relativ ten, die sich die Flächen zeigen lassen, ten mit Unternehmensberatungen mindes knappes Angebot besteht. So kann eine kann auf andere Unternehmensbranchen tens eine weitere Unternehmensberatung Arztpraxis mitunter hohe infrastrukturelle geschlossen werden, für welche die Flä in derselben Liegenschaft auf. Anforderungen stellen, die sich nicht effi che aufgrund ähnlicher Standortansprü zient in vielen Objekten realisieren lassen. che ebenfalls interessant sein könnte. POSITIONIERUNG IN MARKTNISCHEN. Für Büro Zudem ist beispielsweise die Nachfrage Vermarktungsmassnahmen können somit flächen, die sich nicht in Gehdistanz einer seitens Fitnessstudios und Kindertages auch an schwierigen Standorten zielgrup S-Bahn befinden, wird die Herausforde stätten nach wie vor hoch. Erreichbarkeit penorientiert gestaltet werden. rung Mieter zu finden, in Zukunft noch spielt zwar auch für diese Unternehmen grösser. So findet die derzeitige Angebots eine grosse Rolle, allerdings primär per *DR. MARTIN WARLAND Der Autor ist Projektleiter ausweitung fast ausschliesslich in den La Auto statt ÖV. Research & Data bei der Livit AG. gen der höchsten ÖV-Güteklasse statt. Um Die vorliegende Analyse zeigt, wie die in dem Verdrängungswettbewerb standzu Aufbereitung und Auswertung grosser halten, gilt es daher bei Objekten in weni Datenmengen die Vermarktung von Büro ger gut erschlossenen Lagen zu prüfen, ob flächen mit mittelmässiger ÖV-Erreich die spezifischen Objekteigenschaften eine barkeit unterstützen kann. Die Methoden ANZEIGE Unsere Schulung machen Sie nicht zum Spass. Aber sie wird Ihnen Spass machen. Damit Sie den grösstmöglichen Nutzen aus unseren Immobilien-Softwarelösungen ziehen, werden Sie von unseren Spezialisten gründlich eingeführt und umfassend geschult: individuell auf Ihr Geschäft, Ihre Ziele sowie Ihre bisherige Erfahrung in der Immobilienverwaltung ausgerichtet. Damit erhalten Sie viel praktischen Nutzen, der Ihre Arbeit vereinfacht, sie effizienter und fehler- resistenter macht. Und bei allen Fragen helfen wir Ihnen rasch, kompetent und erst noch freundlich weiter. Karin Ottiger, Schulung & Support eXtenso IT-Services AG eXtenso IT-Services AG Schaffhauserstrasse 110, 8152 Glattbrugg www.extenso.ch Tel. 044 808 71 11, info@extenso.ch
Sie können auch lesen