100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011

Die Seite wird erstellt Georg-Thomas Schumacher
 
WEITER LESEN
100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011
BAUKADER SCHWEIZ
            CADRES DE LA CONSTRUCTION SUISSE
            QUADRI DELL’ EDILIZIA SVIZZERA
            CADERS DA CONSTRUCZIUN SVIZRA
    JAHRE
    ANS
    ANNI
    ONS

100 Jahre
BAUKADER
SCHWEIZ
1911–2011
100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011
BAUKADER SCHWEIZ
                  CADRES DE LA CONSTRUCTION SUISSE
                  QUADRI DELL’ EDILIZIA SVIZZERA
                  CADERS DA CONSTRUCZIUN SVIZRA
          JAHRE
          ANS
          ANNI
          ONS

«Für mich ist der Verband
 ein Netzwerk gemeinsamer
 Interessen auf hohem Niveau»
 Bernhard Schlegel, Präsident Sektion Seeland
100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011
100 Jahre
BAUKADER
SCHWEIZ
1911–2011
100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011
100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011
Inhaltsverzeichnis
                                                3
 5   Grussbotschaft Adrian Hässig
     Zentralpräsident von Baukader Schweiz
 6   Grusswort Dr. Ursula Renold
     Direktorin Bundesamt für Berufsbildung
     und Technologie BBT
 7   Grusswort NR Werner Messmer
     Zentralpräsident des
     Schweizerischen Baumeisterverbands
 8   Grusswort Prof. Dr. Gerhard Grimscheid
     Institut Bau&Infrastrukturmanagement,
     ETH Zürich
 9   Grusswort Dr. René Furler
     Vorsitzender der Direktion
     der HG COMMERCIALE
11   Hundert Jahre Baukaderverband –
     eine Erfolgsgeschichte
17   1911: Gründung des
     Schweizerischen Polierverbandes
37   Chronologie der
     Verbandsgeschichte in 100 Jahren
57   Highlights der Schweizer Baukader
     1910 bis 1975
61   Highlights Verbandsgeschichte
     ab 1975 bis heute
65   Denkwürdiges und Kurioses

67   Fit für die Zukunft oder
     «Baukader Schweiz, dein Karrierepartner»
69   Baukader Schweiz
     Jetzt beitreten!
72   Impressum
100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011
100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011
Grussbotschaft
Adrian Hässig, Zentralpräsident
von Baukader Schweiz
Geschätzte mitfeiernde Kolleginnen und Kollegen                                                       5
Geschätzte Mitfeiernde aus Partnerorganisationen,
Baufachschulen, Unternehmungen und Behörden
Geschätzte mitfeiernde Sponsoren von Baukader Schweiz
Geschätzte mitfeiernde Leserinnen und Leser

Vor mir haben schon sehr viele kompetente           der jeweiligen konkreten politischen, gesell-
Zentralpräsidenten die erfolgreichen Geschicke      schaftlichen und wirtschaftlich bedingten Um-
der nun hundertjährigen Berufsorganisation          setzungen dieser Eckpfeiler ernten. So freuen
Baukader Schweiz geprägt und auch einige            wir uns über die gemeinsame verlässliche So-
Fährnisse gemeistert. Aber keinem von ihnen         zialpartnerschaft mit dem Baumeisterverband
ist es vergönnt gewesen wie mir nun, den hun-       sowohl in Verhandlungen wie auch in gemein-
dertsten Geburtstag unserer Organisation der        samen Angeboten für die optimale berufliche
Schweizer Baukader zusammen mit Ihnen allen         Kompetenz und Weiterbildung der Baukader.
feiern zu dürfen.                                      Damals und auch heute ist es wichtig, ge-
    Ohne Zweifel gibt es in diesen hundert Jah-     meinsam unsere Interessen zu vertreten und
ren einige Eckpfeiler, die im Baukaderverband       tragfähige Netzwerke aufzubauen. Auch die
von allem Anfang bis heute und auch in Zu-          Weiterbildung ist angesichts des technologi-
kunft von hoher Wichtigkeit geblieben sind          schen Wandels in der Bauwirtschaft auch heute
und bleiben werden. Das «Verdienst» des Bau-        von höchster Bedeutung geblieben.
kaderverbands ist im Grunde einfach begrün-            Ich denke, wir dürfen der Zukunft ruhig ent-
det: Diese Eckpfeiler den Notwendigkeiten der       gegenblicken. Allerdings sehen wir uns mit
jeweiligen Zeit anzupassen und sie rechtzeitig      Themen wie Globalisierung, Wirtschaftskrisen,
zu erkennen zum Wohl unserer Mitglieder.            Technologiewandel, neuen Werkstoffen, Bau-
    Zur Zeit der Gründung des Baukaderver-          methoden und ökologischen Herausforderun-
bands hiessen diese Eckpfeiler Förderung der        gen konfrontiert.
Kontakte der Baukader untereinander, die Ka-           Doch wenn wir unseren Eckpfeilern treu blei-
meradschaft und den Erfahrungsaustausch zu          ben, uns den jeweiligen Veränderungen an-
fördern, die soziale Stellung der Poliere zu fes-   passen in einer effizienten und kostenbewuss-
tigen durch gute Beziehungen mit dem Bau-           ten, schlanken Organisation, werden wir alle,
meisterverband. Sehr schnell wurde als weiterer     wenn auch um einiges gealtert, mit jungen
Eckpfeiler die Aus- und Weiterbildung erkannt       Kräften zusammen den125. erfolgreichen Ge-
zur Bewältigung von Berufsaufgaben, die stetig      burtstag feiern können.
wuchsen. Da es damals keine institutionelle            Nun wünsche ich aber allen ein denkwürdi-
Aus- und Weiterbildung gab, organisierten die       ges rauschendes Geburtsfest zum 100-jährigen
Poliervereine Vorträge, Kurse, Fach-Bibliothe-      Bestehen mit uns zu feiern.
ken und fachliche Diskussionen.
    Immer wieder konnte der Baukaderverband
und kann heute Baukader Schweiz die Früchte

Grussbotschaften
100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011
Grusswort Dr. Ursula Renold,
    Direktorin Bundesamt für
    Berufsbildung und Technologie BBT
6   Berufsbildung baut Kader                            steht. Somit besitzen die Arbeitskräfte stets die
    Das Bauen gestaltet und prägt wie keine an-         am Markt geforderten Berufsqualifikationen
    dere Tätigkeit das Leben, Arbeiten und die Na-      und können jederzeit flexibel eingesetzt wer-
    tur der Schweiz. Fast sechs Prozent der ge-         den.
    samtwirtschaftlichen Wertschöpfung werden
    im Bausektor erwirtschaftet. Der Zustand des        Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind seit jeher
    Bauwerks Schweiz hat somit unmittelbaren Ein-       ein bedeutender Wirtschaftsfaktor der Schweiz.
    fluss auf Wohlstand, Wohlbefinden und Wirt-         Dank ihnen gehören wir zu den führenden
    schaftlichkeit der Schweizer Bevölkerung. In        Wirtschaftsnationen. Diese Spitzenposition ver-
    diesem komplexen Umfeld, sind Klimawandel,          danken wir nicht zuletzt Partnern wie Baukader
    Abhängigkeit von endlichen Energieträgern,          Schweiz als Berufsverband, der sich zusammen
    Sanierungsbedarf von Bauten sowie Ansprüche         mit seinen 4300 Mitgliedern seit 100 Jahren
    an Mobilität und Infrastruktur nur einige der       professionell und motiviert für die Ausbildung
    Herausforderungen, die es für die Baubranche        von qualifizierten Kaderleuten und ausgewie-
    zu meistern gilt. Wichtig dabei ist, Berufe und     senen Führungspersönlichkeiten in der Bau-
    ausgebildete Fachleute so weiter zu entwickeln,     branche einsetzt.
    dass Bauarbeiten, Renovationen oder Sanie-
    rungen stets auf dem neusten Stand der Tech-
    nik ausgeführt werden können.

    Auf diesem Weg ist ein breitgefächertes, durch-
    lässiges Berufsbildungssystem mit vielfältigen
    Lernchancen von zentraler Bedeutung. Es ist
    die Grundlage dafür, dass die Baubranche auch
    in Zukunft über qualifizierte Fachkräfte verfügt
    und sich ihren Standortvorteil im internationa-
    len Wettbewerb sichern kann. Mit Lernen und
    Arbeiten im Betrieb sowie theoretischem Un-
    terricht in der Berufsfachschule bietet das duale
    System den direkten Bezug zur Arbeitswelt.

    Talentierten Jugendlichen ebnet die Berufsma-
    turität den Weg zu einem Fachhochschulstu-
    dium. Die höhere Berufsbildung führt sie zu
    Abschlüssen, die sie für anspruchsvolle Fach-
    und Führungsaufgaben qualifizieren und am
    Markt höchste Anerkennung geniessen. Aus-
    gebildet wird auf jeder Bildungsstufe praxisnah
    und dort, wo ein Bedarf an Fachkräften be-
100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011
Grusswort NR Werner Messmer,
Zentralpräsident des Schweizeri-
schen Baumeisterverbands
An die Mitglieder von Baukader Schweiz             sowie qualitativ korrekt zu bauen, braucht es      7
Organisationen der Wirtschaftswelt sind mehr       Kader, also Führungsgehilfen, welche instruie-
als andere dazu aufgerufen, mit wachem Auge        ren, anordnen, überwachen, korrigieren und
und hoher Sensibilität die Entwicklungen im        erst noch ihren eigenen Beitrag zur produktiven
Umfeld und den Rahmenbedingungen der               Bauleistung erbringen.
wirtschaftlichen Tätigkeit wahrzunehmen, die
Auswirkungen zu analysieren und Schlussfol-        Dafür gebührt allen Kadermitarbeitenden, vor
gerungen für das eigene Verhalten und die ei-      allem aber den Mitgliedern von Baukader
gene Politik zu ziehen. Dass Baukader Schweiz      Schweiz ein aufrichtiger Dank der Baumeister.
sein 100-Jahr-Jubiläum feiern kann, deutet da-     Die Bauführer und Poliere sind in der Lage, ihre
rauf hin, dass es dieser Kaderorganisation in      anforderungsreiche Aufgabe wahrzunehmen,
der Vergangenheit gelungen ist, dieser Auf-        weil sie in den Schulen sorgfältig dafür ausge-
gabe gerecht zu werden und sich den Heraus-        bildet werden, ihre eigene Praxiserfahrung mit-
forderungen der jeweiligen Zeit zu stellen. Bau-   bringen und zu nutzen wissen und sich durch
kader Schweiz agiert heute als anerkannter         Weiterbildung auf dem Stand des Wissens hal-
und respektierter Partner und trägt mit der of-    ten. Gerade in der Weiterbildung spielt Bau-
fenen und kooperativen Haltung dazu bei, im        kader Schweiz eine geschätzte Rolle, indem ei-
Bauhauptgewerbe tragbare und praktikable           gene Weiterbildungen angeboten werden, die
Lösungen zu finden. Dafür gebührt Baukader         von den Mitgliedern auch gut angenommen
Schweiz und seinen Führungsverantwortlichen        werden. Dafür gebührt Baukader Schweiz und
der Dank nicht nur seiner Mitglieder, sondern      seinen Mitgliedern ein weiterer grosser Dank.
auch des Schweizerischen Baumeisterverbands
als Vertragspartner.                               Organisationen sind wie Organismen: Wenn
                                                   sie sich nicht bewegen, rosten oder verkalken
Das Bauhauptgewerbe hat wie viele andere           sie. Der SBV hofft, Baukader Schweiz sei auch
Branchen auch in den letzten 30 - 40 Jahren        in Zukunft in der Lage, die Zeichen der Zeit zu
fundamentale Änderungen erfahren. Diese ha-        erkennen und sich den wandelnden Bedürf-
ben sich nicht nur auf das Tempo der Baupro-       nissen der Wirtschaftswelt anzupassen. Er rech-
zesse, sondern auch auf die Mechanisierung         net mit einem weiterhin kooperativen, zuver-
und die Qualifikation der Mitarbeitenden dra-      lässigen, für die Herausforderungen und
matisch ausgewirkt. Zusätzlich gilt es, neue       Probleme der Branche offenen Partner. Dann
stets steigende Anforderungen des Umwelt-          steht einer Fortsetzung der bisherigen sachli-
schutzes und der Energiepolitik zu erfüllen.       chen und fruchtbaren Zusammenarbeit aus
Und schliesslich verlangen auch Arbeitssicher-     Sicht des SBV nichts im Wege. Wir freuen uns
heit und Gesundheitsschutz Massnahmen, die         darauf.
situationsgerecht, verständlich und vollziehbar
sind. Um unter diesen Voraussetzungen und
oft schwierigen Verhältnissen auf den Baustel-
len erfolgreich, d.h. zeit- und budgetgerecht

Grussbotschaften
100 Jahre BAUKADER SCHWEIZ 1911-2011
Grusswort Prof. Dr. Gerhard Grim-
    scheid, Institut Bau&Infrastruktur-
    management, ETH Zürich
8   Ich gratuliere dem Verband Baukader                  Leistung und Kosten. Um dies umzusetzen, muss
    Schweiz zum 100-jährigen Bestehen.                   das Baukader seine Managementfähigkeiten in
    Die Mitglieder des Verbandes Baukader                der Zusammenarbeit als Team erlernen.
    Schweiz bilden mit ihren Führungskräften in          So muss der Baumeister mit seinen Polieren
    den verschiedenen Organisationsstufen wie            den Wochenplan im Team erstellen. Der Polier
    Bauleiter, Bauführer, Baumeister und Poliere         muss diese Soll-Vorgaben mit seiner Arbeits-
    das Rückgrat für den Erfolg der Schweizer Bau-       gruppe als Team motiviert umsetzen. Der Bau-
    wirtschaft.                                          meister muss seine Poliere anleiten, Tagesar-
                                                         beitsprogramme zu erstellen. Der Polier muss
    Erfolg heisst heute einerseits, dass eine qualifi-   wiederum mit seiner Gruppe jeden Tag überle-
    zierte fachliche Leistung erbracht wird und an-      gen, wie die Arbeit effizienter erledigt werden
    dererseits, dass die Leistung effizient und kos-     kann, welche Arbeiten am nächsten Tag anste-
    tengünstig erbracht wird. Der Erfolg kann nur        hen und welches Material dafür benötigt wird..
    längerfristig durch die Kundenzufriedenheit si-
    chergestellt werden. Die Anforderungen an das        Das Baukader ist verantwortlich, die richtige,
    Baukader sind in den letzten Jahren enorm ge-        nach Vertrag geforderte Qualität direkt und
    stiegen und werden in Zukunft weiter steigen.        ohne Nachbesserung herzustellen. Qualitäts-
                                                         management während der Herstellung ist
    Nicht nur der beste Handwerker wird in Zu-           heute neben Termin- und Kostenmanagement
    kunft Polier, Baumeister oder Bauführer, son-        unabdingbar, um zum qualifizierten Baukader
    dern derjenige, der auch managen und führen          zu gehören.
    kann. Die heutigen Anforderungen verlangen
    eine systematische Arbeitsvorbereitung auf Ta-       Die Aus- und Weiterbildung des Baukaders ist
    ges- und Wochenbasis. Das ist aber bei vielen        dabei ganz wichtig. Wir haben im Baukader
    Unternehmen die Schwachstelle. Die Baustelle         gute Leute – wir müssen sie nur gezielt weiter-
    wird abends verlassen, ohne Vorüberlegungen          bilden. Das Ausbildungszentrum Sursee bietet
    anzustellen, welche Arbeiten am nächsten Tag         u.a. dazu Möglichkeiten. Die ETH Zürich bietet
    qualitativ und quantitativ durchgeführt werden       darüber hinaus für Bauführer, Baustellenchefs
    müssen.                                              sowie Abteilungs- und Bereichsleiter in mittle-
                                                         ren und grösseren Firmen sowie Firmenchefs
    Bei vielen Handwerksbetrieben fehlt eine Wo-         von KMUs Fortbildung im Bauunternehmens-
    chen- und Tagesarbeitsvorbereitung. Oft konnte       management an.
    ich feststellen, dass die Arbeitsgruppen eintrafen
    und nach zwei Stunden der erste Handyanruf            Ich bin zuversichtlich, dass sich unsere Bau-
    zum Bauhof gemacht wurde, weil irgendwelche          wirtschaft auf der Basis eines qualifizierten Bau-
    Handwerkzeuge oder Material fehlten.                 kaders erfolgreich weiterentwickelt. Denn die
    Eine systematische Arbeitsvorbereitung vom           Bauwirtschaft ist zentral für unsere Gesell-
    Baumeister bis zum Polier ermöglicht Soll-Leis-      schaft, da wir die Infrastrukturen für unsere
    tungsvorgaben und somit ein Controlling der          Bürger erstellen.
Grusswort Dr. René Furler,
Vorsitzender der Direktion der
HG COMMERCIALE
Die Kader auf dem Bau haben enorm vielfältige       Zudem haben wir uns seit der Gründung im          9
Aufgaben zu erfüllen und stehen dabei gegen-        Gleichschritt entwickelt. Wir sind beide stetig
über mehreren Partnern in der Verantwortung.        und gesund gewachsen, und sowohl Baukader
Der Bauherr erwartet eine qualitativ einwand-       Schweiz wie auch die HGC haben sich dem
freie und termingerechte Bauleistung. Der Ar-       Wandel der Zeit angepasst und sich gegenüber
beitgeber des Poliers, der Unternehmer, ver-        anderen Sparten der Baubranche geöffnet.
langt wirtschaftliches und kostenbewusstes
Denken und Handeln. Die Mitarbeiter auf der         Diese Verbundenheit mit Baukader Schweiz
Baustelle vertrauen darauf, dass die Vorausset-     wollen wir auch in Zukunft pflegen und vertie-
zungen für ein sicheres und zügiges Arbeiten        fen. Als Genossenschaft sind wir überzeugt
geschaffen sind und sie bei Fragen eine kom-        von der Idee, dass man gemeinsam mehr er-
petente Antwort erhalten. Der Polier agiert hier    reichen kann als alleine.
als Coach einer anspruchsvollen, multikulturel-     Wir freuen uns, wenn wir als Partner unsere
len Mannschaft.                                     anspruchsvolle und kreative Branche weiter-
Die Baukader müssen sich über jede neue Ent-        bringen können und wünschen dem Verband
wicklung in der Bautechnik auf dem Laufenden        eine erfolgreiche Zukunft.
halten und sind mit weiteren Anforderungen
wie Umweltschutz, Bauvorschriften und vielem
mehr konfrontiert.

Hierzulande wird in einer vorbildlichen Qualität
gebaut. Baukader Schweiz darf einen grossen
Anteil dieses Erfolges für sich beanspruchen.
Von seinen zahlreichen Dienstleistungen profi-
tieren nicht nur die Mitglieder. Sie strahlen auf
die ganze Bauwirtschaft aus und fördern so-
wohl das Knowhow als auch die Zusammen-
arbeit auf dem Bau.

Baukader Schweiz steht uns nahe – aus ver-
schiedensten Gründen. Die Firmen der Mitglie-
der des Verbandes sind zu einem grossen Teil
Mitglieder der HGC. Wir sind täglich mit den
Kadern auf den Baustellen und in den Büros
unserer Kunden in Kontakt, sie sind unsere ers-
ten Ansprechpartner.

Wie die HGC setzt sich Baukader Schweiz für
die Ausbildung im Schweizer Baugewerbe ein.

Grussbotschaften
BAUKADER SCHWEIZ
                          CADRES DE LA CONSTRUCTION SUISSE
                          QUADRI DELL’ EDILIZIA SVIZZERA
                          CADERS DA CONSTRUCZIUN SVIZRA
               JAHRE
               ANS
               ANNI
               ONS

Hundert Jahre Baukaderverband –
eine Erfolgsgeschichte
Bereits die ersten Poliervereine ab 1905 setzten         in der weiteren Entwicklung stets als innovativ     11
sich das Ziel, die Kontakte untereinander zu             und er erkannte stets erstaunlich die Zeichen
erleichtern, gute Beziehungen zum allmächti-             der jeweiligen Zeit, was auch stets zu weiteren
gen Baumeisterverband herzustellen und die               Massnahmen und Erfolgen führte.
Verständigung mit den Arbeiterorganisationen
zu fördern. Zudem sollte die soziale Stellung            Der Baukaderverband
der Poliere verbessert werden.                           erreicht den ersten Arbeitsvertrag
   Im Geburtsjahr des Polierverbands 1911 er-            1921 erreichte der gefestigte Polierverband mit
kannten die Abgeordneten und der erste Zen-              dem Baumeisterverband einen ersten Arbeits-
tralvorstand die Dringlichkeit, einerseits erste         vertrag. Durch all die Jahre bis heute lebt die
Massnahmen einer Sozialabsicherung zu schaf-             erspriessliche Sozialpartnerschaft mit dem Bau-
fen. Dazu zählten die Unterstützung einzelner            meisterverband, auch wenn die Partnerschaft
Mitglieder in Notfällen und Stellenvermittlung           manchmal durch zähe Vertrags- und Lohnver-
sowie Einführung von verbandsinternen sozialen           handlungen auf eine harte Probe gestellt
Einrichtungen gegen Krankheiten, Unfall und              wurde. Nun befasste sich der Verband mit der
Arbeitslosigkeit. Andererseits war es das Ziel,          Gründung einer Polierfachschule und darauf
die Weiterbildung ihrer Mitglieder mit der Be-           mit einer Polierprüfung zusammen mit dem
schaffung von Lehrmittelschriften und Büchern            Baumeisterverband. Darauf basiert die noch
zu sichern sowie nicht nur gesellige, sondern            heute enge Partnerschaft des Baukaderver-
auch berufliche Versammlungen zu fördern.                bands mit den Polierschulen und später den
Aber auch Rechtsfragen standen im Fokus wie              Bauführerschulen und sitzt auch stets in den
Eingaben und Reklamationen im Interesse aller            betreffenden Prüfungsgremien.
oder auch einzelner Mitglieder. Diese Zielset-
zungen sind letztlich bis auf den heutigen Tag           Sozialabsicherungen
dieselben geblieben, auch wenn sie sich den je-          durch den Baukaderverband
weiligen Veränderungen angepasst haben.                  Im Polierverband wurden im Jahr 1924 im Wis-
   Beispielsweise stehen den Mitgliedern bei             sen vor einer neuen Krise rechtzeitig die Sterbe-
beruflichen Rechtsfällen drei Vertrauensan-              und Altersunterstützungskasse ausgesprochen
wälte kostenlos zur Verfügung und die beruf-             innovativ als soziale Einrichtung für die Poliere
liche Rückversicherung erstreckt sich bis Fran-          eingeführt. Damit engagierte sich der Bauka-
ken 250 000.–.                                           derverband in der sozialen Absicherung der
                                                         Mitglieder stark und nachhaltig. Bis zum heu-
Grundstein für die ersten                                tigen Tag unterhält Baukader Schweiz einen
hundert Jahre Baukaderverband                            Bildungs- und Unterstützungsfonds für die Mit-
Damit war 1911 an sich der Grundstein für die            glieder in der Weiterbildung und in Notfällen.
kommenden 100 Jahre gelegt, der durch die
gesamte Entwicklung des Baukaderverbands                 Arbeitslosenversicherung
Bestand behalten hat. Der Polierverband und              auf den Rat vom Baukaderverband
spätere Baukaderverband erwiesen sich aber               Das Jahr 1932 hat mit seiner stetig zunehmen-

Hundert Jahre Baukaderverband – eine Erfolgsgeschichte
Errungenschaften der Baukader: Arbeitslosenversicherung, Weiterbildung, frühzeitige Pensionierung

12   den wirtschaftlichen Not auch das Baugewerbe                und Bauführer» im verbandseigenen Verlag.
     in den Strudel mit hinab gezogen. Bereits an-               Auch heute reagiert der Verlag mit neuen Titeln
     derthalb Jahre zuvor hat der Polierverband die              u.a. zu den neuen Normen der Baustellensig-
     Mitglieder aufgefordert, der Arbeitslosenver-               nalisation und zu den neuen Betonnormen.
     sicherung beizutreten. Die Mitglieder betrach-
     teten es aber als unnötig und sie mussten nun               Das nachstehende Interview zur Fachausbil-
     erkennen, dass sie den Ernst der Lage nicht                 dung und zur Förderung veranschaulicht die
     erfasst hatten. Durch die ganzen hundert Jahre              stete Förderung der Mitglieder durch Baukader
     Verbandsgeschichte zeigt sich das oberste Ziel              Schweiz
     der Förderung des Wohlergehens ihrer Mit-
     glieder.                                                    Interview zur
        Im Jahre 1957 wurde endlich die verbands-                Fachausbildung Baukader Schweiz
     eigene Arbeitslosenkasse geschaffen. Erstaun-
     lich eigentlich, wenn man bedenkt, dass es ge-              Bei Baukader Schweiz wird Bildung gross
     nau die Jahre der Fortschrittsgläubigkeit waren             geschrieben. Was für eine Bedeutung mes-
     und der immer noch steigenden wirtschaftli-                 sen Sie und Ihr Verband diesem bei?
     chen Konjunktur.                                            Die Aus- und Weiterbildung auf allen Stufen
                                                                 der Kader im Bauhauptgewerbe ist für Bauka-
     Verhandlungen von Baukader Schweiz                          der Schweiz ein absolut zentrales Anliegen.
     für erste Polierprüfungen                                   Die Förderung und Unterstützung kompetenter
     Der Zentralvorstand erhielt 1936 den Auftrag,               Kader, Vorarbeiter bis Bauleiter, insbesondere
     mit dem Baumeisterverband über das neue Be-                 unserer Mitglieder auf den komplexen Baustel-
     rufsbild zu verhandeln und über die Durchfüh-               len ist eines unserer Hauptanliegen. Unsere
     rung von Polierprüfungen zu diskutieren. Die                Mitglieder profitieren zudem von ihrem Netz-
     neuen Statuten ermöglichten es zudem, die                   werk in den Sektionen im Erfahrungsaustausch
     im Baufach tätigen Aufseher, Platzmeister, Vor-             und weiteren Weiterbildungsanlässen.
     arbeiter und Bauführer aufzunehmen. Schon
     damals wie heute lebte und lebt der Verband                 Baukader Schweiz ist vor allem im Polier-
     die Offenheit für alle Kader im Bauhauptge-                 bereich tätig. Weshalb sind entsprechende
     werbe und deren berufliche Förderung.                       Fachausbildungen auch auf dieser ersten
                                                                 Stufe der Baukarriereleiter wichtig?
     Ständige Weiterbildung                                      Die optimale Weiterbildung kompetenter Bau-
     durch Baukader Schweiz                                      kader setzt auf der ersten Stufe der Vorarbeiter
     Durch die zunehmende Mechanisierung auf                     ein. Kompetente Gruppenführer sind genauso
     den Baustellen veränderte sich auch die Wei-                wichtig wie höhere Kader. Ein Schwerpunkt
     terbildung. Dies bis zum heutigen Tag mit                   liegt aber tatsächlich in der Weiterbildung der
     neuen europäisierten Normen. Bereits in der                 Poliere. Beide Kaderstufen profitieren von nam-
     24. Auflage befindet sich heute das stets ak-               haften Vorteilen durch den Bildungsfonds des
     tualisierte 600-seitige «Taschenbuch für Poliere            Parifonds-Bau. Baukader Schweiz ist denn auch
Seit 1921 profitieren die Mitglieder von Baukader Schweiz massgeblich durch Lohn- und Vertragsverhandlungen

Partner der Baukaderschulen in der Schweiz.                Nun noch etwas zu Ihrem Verband allge-             13
Zudem ist Baukader Schweiz den paritätischen               mein: Sie bemühen sich intensiv um Neu-
Prüfungskommissionen vertreten.                            mitglieder. Führen Ihre Bemühungen zum
                                                           Erfolg?
Welche Lehrgänge bieten Sie konkret an?                    Die Massnahmen für die Werbung von Neu-
Das Weiterbildungspaket von Baukader                       mitgliedern sind ein wichtiges Anliegen von
Schweiz bietet eigene Weiterbildungsangebote               Baukader Schweiz, nicht zuletzt darum, ein
oder Weiterbildungsangebote vor allem in Zu-               wichtiger Partner in der Sozialpartnerschaft zu
sammenarbeit mit dem Ausbildungszentrum                    sein. Die längere Kampagne «Mitglieder wer-
AZ Sursee des Baumeisterverbands an.                       ben neue Mitglieder» zeigt Früchte. Eine Nach-
   Exklusiv bietet Baukader den sehr erfolgrei-            folgekampagne ist in Planung. An sich sind die
chen Workshop «Baustellensignalisation» im                 Vorteile der Mitgliedschaft bei Baukader
Weiterbildungsangebot sowie den Workshop                   Schweiz evident. Dennoch bleibt die Werbung
«Werkvertrag und Bauversicherungsrecht» an.                um Neumitglieder wichtiges Thema von Bau-
   In Zusammenarbeit mit dem Ausbildzentrum                kader Schweiz.
AZ Sursee des Baumeisterverbands steht vor al-
lem der Weiterbildungslehrgang für Baupoliere              Von was profitieren Baukader-Mitglieder
im Vordergrund. Ebenso erfolgreich ist der ge-             sonst noch?
meinsam entwickelte Lehrgang Weiterbildung                 Die Mitglieder von Baukader Schweiz profitie-
Bauleiter (WLB) in sechs Modulen, der auch                 ren massgeblich durch die Lohn- und Vertrags-
Bauunternehmungen angeboten werden kann.                   verhandlungen mit dem Baumeisterverband
                                                           (Baukadervertrag für Poliere und Werkmeister,
Profitieren Mitglieder Ihres Verbandes in                  Lohnempfehlungen für Bauleiter, Festlegung
spezieller Weise von Ihren Weiterbildungs-                 von Mindestlöhnen und Vergütungen). Weiter
angeboten?                                                 ist Baukader Schweiz mit verantwortlich für
Die Mitglieder von Baukader Schweiz profitie-              die Aushandlung des so genannten grünen
ren von Sonderkonditionen für die Weiterbil-               Vertrags für die planenden Kader im Bauhaupt-
dungslehrgänge. Hierzu unterstützt wiederum                gewerbe sowie für den GAV Holzbau und die
der Bildungsfonds Parifonds-Bau die Weiter-                entsprechenden Kader.
bildungslehrgänge.                                            Zudem haben die Mitglieder Rückhalt durch
                                                           kostenlose Unterstützung unserer drei Vertrau-
Sollten sich Bauunternehmer Ihrer Mei-                     ensanwälte und die Rechtsschutzversicherung
nung nach finanziell an den Weiterbildun-                  mit Kosten bis zu Franken 250 000.– abdecken
gen Ihrer Mitarbeiter beteiligen?                          kann, wenn Probleme im Arbeitsumfeld auf-
Die Bauunternehmer unterstützen die Weiter-                tauchen.
bildungsmöglichkeiten für Baukader sehr wohl,                 Baukader Schweiz hat schon vor Jahren als
sowohl durch die Beiträge an den Parifonds                 Vorreiter mit dem Projekt ATZ (Altersteilzeit)
Bau wie auch durch Freistellungen ihres Ka-                für Baukader eine teilweise Reduktion ihres Ar-
derpersonals für Weiterbildungen.                          beitspensums nach 60 verwirklicht. Erst danach

Hundert Jahre Baukaderverband – eine Erfolgsgeschichte
Bauführervertrag vom 19.12.1995

14   unter namhafter Mitwirkung konnte für alle         Pionierarbeit von Baukader Schweiz
     Mitarbeiter das Projekt FAR (frühzeitiger Ar-      für die frühzeitige Pensionierung
     beitsrücktritt) mit allen Sozialpartnern im Bau-   Baukader Schweiz, wie der Baukaderverband
     hauptgewerbe unter Beteiligung der Mitarbei-       heute heisst, hat in Hinsicht auf die frühzeitige
     ter realisiert werden.                             Pensionierung ihrer Mitglieder (heute GAV-FAR)
        Die Mitglieder von Baukader Schweiz ge-         zusammen mit dem Baumeisterverband Pio-
     niessen Sonderkonditionen sowohl in der Wei-       nierarbeit geleistet. Bereits im Polierkadervertrag
     terbildung, als auch bei den Verlagsprodukten      vom 19. Dezember 1995 wurde vereinbart,
     von Baukader Schweiz. Diesbezüglich ganz be-       dass die Vertragsparteien (Baumeisterverband
     sonders im Hinblick auf das ausserordentlich       und Baukader Schweiz) die Einführung einer
     erfolgreiche und stets topaktuelle Standard-       Lösung zur ganzen oder teilweisen Arbeits-
     werk «Taschenbuch für Poliere und Werkmeis-        entlastung für ältere Poliere und Werkmeister
     ter». Zudem hat Baukader Schweiz ein umfas-        auf den 1. Januar 1997 beabsichtigen. Nach
     sendes Dienstleistungspaket für die Mitglieder,    der Bildung einer Arbeitsgruppe gründeten die
     sowie den Zugang zum Intranet der neuen            Sozialpartner den Verein Trägerschaft Altersteilzeit
     Homepage, welches nur den Mitgliedern vor-         (ATZ). Daraus entwickelte sich die heutige Lösung
     behalten bleibt.                                   für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
        Neumitglieder begrüsst Baukader Schweiz         im Bauhauptgewerbe mit dem GAV-FAR, also
     mit einem Begrüssungsgeschenk. Es profitieren      der möglichen (auch teilweisen) Frühpensionie-
     auch die erfolgreichen Poliere, die an der Fach-   rung ab sechzig Jahren. Das Bauhauptgewerbe
     ausweisübergabe bereits Mitglied bei Baukader      kennt also eine solche Bahn brechende Lösung.
     Schweiz geworden sind.
        Wesentlich ist, wie bereits dargestellt, der    Der neue GAV Holzbau unter wesentlicher
     berufliche Erfahrungsaustausch unter den Mit-      Mitarbeit von Baukader Schweiz
     gliedern in den 40 Sektionen von Baukader          Auch heute zeigt sich die Innovationskraft von
     Schweiz sowie das Weiterbildungsangebot in         Baukader Schweiz. Der erfahrene Berufsver-
     den einzelnen Sektionen (Besichtigungen,           band der Schweizer Baukader in GAV-Ver-
     Fachvorträge, Produktneuheiten). Aber auch         handlungen für seine Mitglieder, hat für den
     das gemütliche Zusammensein unter Kollegen,        neuen innovativen GAV Holzbau massgeblich
     teils mit ihren Familien.                          mitgearbeitet. Gemeinsam vereinbartes Ver-
        Dem Vernehmen nach profitieren unsere Mit-      tragsziel war, nicht nur die soziale Besitzstands-
     glieder auch von ehrenamtlichen Tätigkeiten        wahrung im Bereich der materiellen Arbeits-
     zum Beispiel in der EKAS (Eidg. Kommission für     bedingungen, sondern darüber hinaus die
     Arbeitssicherheit), in Gremien, Kommissionen       Verankerung einer neuen, erfolgsorientierten
     und Arbeitsgruppen. Zudem geniessen unsere         Zusammenarbeits- und Unternehmenskultur
     Mitglieder attraktive Grossanlässe: Dieses Jahr    zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern und
     beim 100. Jubiläum von Baukader Schweiz,           Sozialpartnern in allen Branchenbetrieben. Da-
     aber auch bei runden Jubiläen in den Sektionen.    mit will die Holzbaubranche neue Wege in der
Die Sozialpartner Holzbau Schweiz, Baukader Schweiz, die Gewerkschaften Syna, Unia und KV Schweiz
schufen 2006 einen der innovativsten und einzigartigen neuen GAV Holzbau.

Sozialpartnerschaft beschreiten.                          Baukader Schweiz als Dienstleistungs- und         15
   Das angestrebte Modell basiert auf der ge-             Kompetenzzentrum für die Mitglieder
meinsamen Überzeugung, dass als Vorausset-                Baukader Schweiz passt sich auch stets den
zung einerseits ein sozialverantwortliches Ar-            Bedürfnissen ihrer Mitglieder und der jeweili-
beitgeberverhalten und andererseits ein                   gen Zeit an. Heute ist die Geschäftsstelle das
langfristiger Unternehmenserfolg neben an-                Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum mit
deren Faktoren auch durch höhere Produktivi-              einem reichen Dienstleistungsangebot auch
tät, Leistungseffizienz und Innovationsbereit-            durch zahlreiche Kooperationen und Angebote,
schaft gesichert wird. Als Schlüsselfaktor des            so dass Baukader Schweiz überzeugt ist, auch
Unternehmenserfolges rückte damit die ge-                 fit für die Zukunft zu sein. Darüber lesen Sie
zielte Personalentwicklung ins Blickfeld: Die             den Beitrag «Fit für die Zukunft», S. 67 dieser
Förderung der Mitarbeiter als Mitwisser, Mit-             Festschrift.
denker und Mittreiber im Interesse des ge-
meinsamen Markterfolges. Das vereinbarte
Branchenziel einer solchen Unternehmens-,
Leistungs- und Zusammenarbeitskultur soll un-
ter Einbezug der Betriebe mit einer Vielzahl
von Massnahmen gemeinsam konkretisiert
und umgesetzt werden.
   Alle Mitarbeitenden, vom Lernenden bis zur
Holzbau-Meisterin und zum Holzbau-Meister,
wurden dem GAV Holzbau unterstellt.
   Mit einem flexiblen Lohnsystem mit erfah-
rungsabhängigen Mindestlöhnen, einer Leis-
tungslohnkomponente, mindestens 5 Wochen
Ferien für alle, bezahlten Weiterbildungstagen,
Gleichstellung der Teilzeitarbeit und fortschritt-
lichen Sozialleistungen werden im neuen GAV
zeitgemässe Anstellungsbedingungen veran-
kert. Damit schufen die Sozialpartner Holzbau
Schweiz, Baukader Schweiz, die Gewerkschaf-
ten Syna, Unia und KV Schweiz 2006 einen
der innovativsten und einzigartigen neuen GAV
Holzbau.
   Baukader Schweiz freut sich als Arbeitneh-
merorganisation und Sozialpartner darüber, an
diesem Vertrag mitgearbeitet zu haben, der
nun von allen Sozialpartnern getragen wird.

Hundert Jahre Baukaderverband – eine Erfolgsgeschichte
1911 – 2011
« Der Verband lebt von den Sektionen.
  Diese sind bestrebt, ihren Mitglie-
  dern interessante Jahresprogramme
  mit Fachvorträgen und interessanten
  Anlässen in Produktionsstätten anzu-
  bieten. Die Geselligkeit mit dem Aus-
  tausch von beruflichen Ereignissen
  zwischen Jung und Alt führen zu an-
  regenden Diskussionen.»
 Erich Binz, Präsident Sektion Thun und Umgebung
1911: Gründung des
Schweizerischen Polierverbandes
Mit Datum vom 5. Juni 1911 trafen sich die Vertreter der fünf Sektionen Basel,                         17
Rorschach, St. Gallen, Winterthur und Zürich in Basel zur Gründung des Schwei-
zerischen Polierverbandes. Von 1911 bis 1915 war St. Gallen Vorort-Sektion,
von 1915 fanden die Zentralvorstandssitzungen dann jeweils in Zürich statt.
Um die Gründung unseres Verbandes besser verstehen zu können, muss man in
der Geschichte ins 19. Jahrhundert zurückgehen.

Das politische Umfeld                                dung des Bundesstaates im Jahre 1848 in ihrer
Mit Ausnahme von Frankreich war die Schweiz          industriellen Entwicklung im eher gemächli-
von Monarchien umgeben. Im Norden regierte           chen Tempo, so wurde sie von der rasanten In-
Kaiser Wilhelm II (1859 – 1941) das Deutsche         dustrialisierung förmlich überrannt. In wenigen
Reich. Im Osten bestand der Völkerstaat Öster-       Jahrzehnten musste die Balance des Wandels
reich-Ungarn mit Kaiser Franz Josef I (1830 –        vom Agrarstaat zum Industriestaat gemeistert
1916). Italien wurde von Viktor Emanuel III          werden.
(1869 – 1947) regiert. In etwas weiterer Distanz
lag das Osmanische Reich und Russland mit            Enorme Entwicklung
seinen Zaren. Die Schweiz als republikanischer-      der Bevölkerungsdichte
demokratischer Bundesstaat entwickelte sich          So stieg zum Beispiel die Bevölkerung zwischen
zu dieser Zeit als ein Horst von Freiheit und        1850 und 1910 von 2.3 Mio. auf 3.7 Mio. an.
Humanität. Dieses war natürlich den umlie-           Zählte man im Jahre 1850 noch 8 Städte, so
genden Monarchen ein Dorn im Auge. Beson-            waren es im Jahre bereits 26. Innert 110 Jahren
ders der deutsche Kanzler Bismarck (1815 –           (1800 – 1910) wuchs zum Beispiel Zürich von
1898) übte immer wieder Druck auf die                17'000 Einwohnern auf 190'000 Einwohnern
Schweiz aus. Die demokratischen Vorgänge in          an. In der Schweiz waren 1880 210'000 Fremd-
der beschaulichen Schweiz waren in seinen            arbeiter beschäftigt, im Jahre 1914 stieg diese
Augen eine Gefahr für die eigene Macht. So           Zahl auf 600'000 an.
erstaunt es auch nicht, dass die erste Gründung         Betrachtet man diese Zahlen, so ist es nicht
einer sozialistischen Partei 1870 in der Schweiz     verwunderlich, dass sich das soziale Gefüge im
vom Deutschen Hermann Greulich (1842 –               rasanten Tempo bewegte. Bauern zogen in die
1925) gegründet wurde.                               Städte. An ihren Rändern entstanden grosse
                                                     Industrieviertel. Geballte Wohnquartiere wur-
Das wirtschaftliche Umfeld                           den aus dem Boden gestampft. Der seit dem
Die internationale Entwicklung des Wirtschafts-      Mittelalter geführte Kampf zwischen Stadt und
liberalismus und die wirtschaftliche Expansion       Land erreichte seinen Höhepunkt und brachte
auf der einen Seite sowie die Organisation der       eine noch nie erlebte Dominanz der Städte.
diversen Arbeiterbewegungen zur Verbesse-            Das hatte politische, wirtschaftliche, struktu-
rungen der Arbeits- und Lebensumstände führ-         relle, kulturelle und ideologischen Auswirkun-
ten zu dauerhaften und heftigen Konflikten.          gen, die den jungen Bundesstaat vor vielfältige
Entwickelte sich die Schweiz nach der Grün-          Probleme stellte.

1911: Gründung des Schweizerischen Polierverbandes
Kirchenbau 1911

Erster Boom der Bauwirtschaft                     tigen Baumeisterverband herzustellen und die      19
Mit der gesteigerten Produktivität erlebte auch   Verständigung mit den Arbeiterorganisationen
die Bauwirtschaft einen regelrechten Boom. Die    zu fördern. Zudem sollte die soziale Stellung
Zahl der Arbeitenden auf dem Bau verdoppelte      der Poliere verbessert werden.
sich und schon bald führte dieser Umstand auch
zu einem Mangel an Arbeitskräften. Die Mate-      1907 erfolgten die Gründungen der
rialkosten stiegen, selbst die Löhne wurden an-   Sektionen Bern (1907), Rorschach/Ober-
gehoben, dies obwohl der im Jahre 1897 ge-        thurgau (1907) und Winterthur (1909)
gründete allein herrschende Baumeisterverband     Die Fühlungsaufnahme, speziell unter Initiative
den Ton angab und die Baumarktsituation kon-      des Parlierverbandes Basel, bewirkte das ge-
trollierte. Zwar gab es zur Jahrhundertwende      genseitige Interesse zur Bildung einer überre-
bereits die Organisation der Maurer und Hand-     gionalen Gemeinschaft. Obwohl das Zusam-
langer, doch waren die Schweizer Arbeiter ge-     menwirken durch den Gewerkschaftsbund und
genüber den Italienern klar in der Minderheit,    der Arbeiterunion, in denen die damaligen Po-
was eine einheitliche Gewerkschafts- und/oder     liere organisiert waren, vehement bekämpft
Verbandspolitik erschwerte.                       wurde, gelang es durch Mut, Beharrlichkeit
                                                  und Zuversicht dem Ziel, einer verbandsmässi-
Geschichte des Verbandes                          gen Gemeinschaft näher zu kommen.
im Zeichen der Weltwirtschaft                         Im Jahre 1910 konnte erstmals eine gemein-
                                                  same Zusammenkunft in Basel erreicht werden,
Entstehung des                                    an der die Abgeordneten der Organisationen
Schweizerischen Polierverbandes                   von Zürich, Basel, Winterthur, St. Gallen und
In den Jahren 1905 – 1910 hatten sich in der      Rorschach teilnahmen. Auf Grund der erwor-
deutschen Schweiz Poliere und Vorarbeiter des     benen gemeinsamen Interessen und des Be-
Holz- und Steingewerbes zu örtlichen Vereinen     dürfnisses eines Zusammenschlusses wurde ein
und Verbänden zusammengeschlossen. Es             Ausschuss gewählt mit der Aufgabe, die Vor-
hatte zu dieser Zeit viel Mut gebraucht, neben    arbeiten zur Gründung eines einheitlichen Ver-
den Gewerkschaften eine Organisation von          bandes an die Hand zu nehmen.
Vorarbeitern und Polieren zu gründen. «Hart
war das Brot und lang der Arbeitstag, Fr. 8.00    Die Gründung des
Taglohn und keine Unfallversicherung und im       Schweizerischen Polierverbandes 1911
Winter oftmals keine Arbeit». So erzählte Hans    Nachdem der gewählte Ausschuss seine Vor-
Bruhin, Ehrenmitglied des SBKV, seine Erinne-     arbeiten zur Gründung eines Gesamtverbandes
rungen an die Gründung der Sektion Zürich         getätigt hatte, wurde auf den 5. Juni 1911 in
der Maurerpoliere im Jahre 1905. Auch in Basel    Basel eine Abgeordnetenversammlung einbe-
gründeten im gleichen Jahr zwanzig Poliere        rufen. Nach gründlicher Beratung des Pro-
den Parlierverein Basel. Ihre Vereinigung ent-    gramms und der Satzungen wurde mit ein-
stand mit dem Ziel, die Kontakte untereinander    stimmiger Bejahung formell die definitive
zu erleichtern, gute Beziehungen zum allmäch-     Gründung des Schweizerischen Polierverban-

1911 – 2011
Plakat zur schweizerischen            Zeitglockenthurm, Bern 1914
Landesaustellung in Bern 1914

des feierlich als vollzogen erklärt. Als Vorort     terstützte deshalb die Gründungen der diversen     21
und Sitz des Zentralvorstandes wurde die Sek-       Sektionen, um damit landeseigene Kaderleute
tion St. Gallen betraut. Der erste Zentralvor-      zu erhalten.
stand setzte sich wie folgt zusammen:
Zentralpräsident:                                   Die hohe Bedeutung der Aus-
Mayer Ottmar, Steinhauerpolier                      und Weiterbildung im jungen Verband
Vizepräsident: Augustino Jeremia, Maurerpolier      Die wirtschaftliche Blüte im Allgemeinen und
Kassier: Gnires Eduard, Maurerpolier                der Bauboom im Besonderen beschleunigte bis
Aktuar: Preyer Alfons, Steinhauerpolier             zum Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914
Beisitzer: Bergmann Hermann, Betonpolier            die Entwicklung im Bausektor. Der Polier wurde
                                                    immer mehr zum wichtigsten Mann auf der
Vorerst fünf                                        Baustelle, sein Aufgabenkreis weitete sich im-
zusammengeschlossene Sektionen                      mer mehr aus und die Anforderungen als Or-
Der neu gegründete Polierverband mit seinen         ganisationstalent wurden immer grösser. Seine
vorerst fünf Sektionen verstand sich durchaus       theoretische Entwicklung hingegen blieb meist
als eigenständige Organisation, vergleichbar aus    jedoch hinter den gestellten Erfordernissen zu-
einer Mischung aus Zunft, Gewerkschaft, Bil-        rück. Diese Erkenntnisse wurden vom sich neu
dungsverein und Geselligkeitsclub. Die Sektion      gegründeten Polierverband und seinen Sektio-
Zürich umriss zum Beispiel ihre Aufgaben wie        nen schnell erkannt und man schrieb sich des-
folgt: Organisieren von beruflichen und geselli-    halb gleich zu Beginn der Gründung die Aus-
gen Versammlungen, Beratungen und Bespre-           und Weiterbildung auf die Fahne. Eine institu-
chungen, Eingaben und Reklamationen im In-          tionelle Aus- und Weiterbildung gab es noch
teresse aller oder auch einzelner Mitglieder,       nicht. So organisierten die Poliervereine Vor-
ferner Stellenvermittlungen, Unterstützung ein-     träge, Kurse, Besichtigungen und dergleichen.
zelner Mitglieder in Notfällen und Beschaffung      Dieses ermöglichte Kontakte, Gespräche,
von Lehrmittelschriften und Büchern.                Diskussionen über die vielfältigen Berufspro-
    Die meisten Poliere kamen aus Italien und       bleme, was vor allem die Kameradschaft und
hatten seit ihrer Kindheit auf Bauplätzen gear-     die Verbundenheit untereinander förderte. So
beitet. Die Väter zogen ihre Söhne nach, über-      entwickelte sich mit der Zeit ein Vereins- und
mittelten ihnen ihr Wissen. Polier wurde, wer       Verbandsleben, das Einheit, Stärke und Ent-
über das fachliche Wissen und Können ver-           schlossenheit formte, womit schliesslich soziale
fügte und vor allem über geeignete Führungs-        und wirtschaftliche Anliegen gemeinsam be-
eigenschaften verfügte. Die fachlichen Ausbil-      handelt werden konnten.
dungen steckten noch in den Kinderschuhen,
es gab noch keine schulmässigen Ausbildun-          Verbandsinterne soziale Einrichtungen
gen, nur Können und Erfahrungen waren ge-           Im Weiteren ging es auch darum, vom Bau-
fragt. Der Baumeisterverband war jedoch am          meisterverband als vollwertiger Partner aner-
neu gegründeten Polierverband mit ihren Po-         kannt zu werden. Nebst den fachlichen Mög-
lieren und Vorabeitern sehr interessiert und un-    lichkeiten zur Weiterbildung wollte man auch

1911 – 2011
Generalmobilmachung am 1. August 1914

22   einen Rechtschutz aufbauen, verbandsinterne          Oktober. Diese Landesaustellung stand ganz
     soziale Einrichtungen gegen Krankheiten, Un-         im Zeichen der Fortschrittsgläubigkeit. Techni-
     fall und Arbeitslosigkeit einführen. Dies war        sierung und Industrialisierung wurden als Mittel
     natürlich nur in kleinen Schritten möglich. Der      zur Förderung des Lebensstandards angesehen
     Kampf auf nationaler Ebene um das Kranken-           und als solche auch hochgepriesen. Die Aus-
     und Unfall Versicherungsgesetz dauerte zum           stellung war in der schweizerischen Bevölke-
     Beispiel dreissig Jahre, bis es 1912 nach meh-       rung sehr beliebt, doch eine Beziehung zum
     reren Anläufen vom Volk knapp angenommen             europäischen Geschehen konnte sie nicht her-
     wurde und es dann 1918 zur Gründung der              stellen.
     SUVA kam.
        Die heute viel gepriesene Freizeit war damals     Konsequenzen für die Schweiz
     sehr knapp. Man arbeitet an sechs Tagen 66           und den jungen Verband
     bis 72 Stunden und etliche Berufsleute sogar         Die Schweiz wurde mitten in dieser Landes-
     auch mehr. Versammlungen, Kurse und Vor-             ausstellung am 1. August 1914 mit der Gene-
     träge mussten daher immer am Sonntag ver-            ralmobilmachung konfrontiert. Deutsche, öster-
     anstaltet werden. Die Wege waren meistens            reichische und italienische Bauarbeiter und
     weit und beschwerlich und mussten mit dem            Poliere wurden von ihren Armeen eingezogen
     Fahrrad oder zu Fuss zurückgelegt werden.            und die Schweizer mussten an die Grenzen.
                                                             Die Verbandstätigkeit war fast gelähmt. Ei-
     1914 – 1918: Die Jahre des 1. Weltkriegs             nige Poliervereine waren nicht mehr funktions-
     Anfangs September 1912 besuchte Kaiser Wil-          fähig. Es kam zu Austritten, Auflösungen und
     helm II mit grosser Anteilnahme und Begeiste-        grossen Meinungsdifferenzen. Das Kriegsge-
     rung der Bevölkerung die Schweiz. Wie die            schehen wirkte sich für den jungen Verband
     Ouvertüre zu einer tragischen Operette musste        verheerend aus, er konnte nur mit grösster
     der Kaiserbesuch im Rückblick auf die Jahre          Mühe zusammengehalten werden. Zentralprä-
     des Ersten Weltkrieges angesehen werden. Im          sident Alfons Preyer appellierte an die Sektio-
     Jahre 1913 starb in Zürich der politische Anti-      nen, ihren Mitgliederschwund mit Geduld und
     pode des Kaisers, der deutsche Sozialistenfüh-       Aufklärung einzudämmen. Die gesamte Ver-
     rer August Bebel, der unter riesiger Anteil-         bandstätigkeit und deren Artikulation und Ent-
     nahme von tausenden Arbeitern beerdigt               scheidung beschränkte sich während den
     wurde. Und da in der Limmatstadt zirka 90            Kriegsjahren auf die jährlich stattfindenden De-
     Prozent der Maurer und Handlanger Italiener          legiertenversammlungen.
     waren, reiste auch ein gewisser Mussolini für           So gingen auch die Diskussionen und die
     eine politische Rede nach Zürich, wo ihm be-         Beschlüsse über Statuten, über eine Kollektiv-
     geistert zugejubelt wurde.                           versicherung, über Arbeitsverträge und über
        Nach dieser deutsch-schweizerischen Komö-         ein Streikkassenreglement nur schleppend oder
     die mit italienischer Gefolgschaft folgte die Tra-   gar nicht voran. Der Weltkrieg schränkte den
     gödie 1914. Die Schweiz allerdings feierte vor-      Weltmarkt in grossem Umfang ein. Die Schweiz
     erst noch ihre Landesausstellung vom Mai bis         wurde beinahe unvorbereitet getroffen. So stieg
Kavallerie auf dem Paradeplatz Zürich während
des Landesstreiks im November 1918

zum Beispiel der Preis für ausländischen Weizen      Kurz vorher hatten sich auch die Arbeiter-      23
im ersten Kriegsjahr um 72 Prozent. Der Le-        organisationen der Maurer, Handlanger, Gipser,
benskostenindex stieg um 100%, am Ende des         Maler, Lackierer, Steinhauer und Zimmerleute
Krieges betrug er stattliche 229 Prozent. Die      zu einem grossen gemeinsamen Verband zu-
Mietzinse erreichten unheimliche Höhen.            sammengeschlossen. Mit der stolzen Zahl von
   All diese finanziellen Veränderungen führten    15'000 Mitglieder gaben sie unter dem Namen
dazu, dass Viele nicht mehr wussten, wie sie       «Der Bauarbeiter» ihre Gewerkschaftszeitung
ihre Familien durchbringen sollten. Es erstaunt    heraus.
deshalb nicht, dass es unter der schweizeri-
schen Bevölkerung heftig rumorte. Am 7. No-        Schwierigkeiten und Erholung
vember 1918 rief das «Oltener» Aktionskomi-        der Bauwirtschaft
tee alle Werktätigen zu einem 24-stündigen         Die schweizerische Wirtschaft wurde zuneh-
Proteststreik auf und kurze Zeit später erging     mend abhängiger von der Weltwirtschaft. An-
vom gleichen Komitee der Aufruf zum Gene-          fang der Zwanzigerjahre zerfielen die fremden
ralstreik, der an 107 Orten in der Schweiz von     Währungen. So musste man zum Beispiel in
gegen 500'000 Arbeitern befolgt wurde. Eine        Deutschland für einfache Einkäufe einen ganzen
der neun gestellten Forderungen war auch das       Koffer voll Banknoten mittragen. (1 Dollar =
Verlangen für eine 48-Stundenwoche, die dann       4.2 Billionen Mark). Die Zahl der Arbeitslosen
am 27. Juni 1919 von der Bundesversammlung         in der Schweiz erreichte 1922 mit 146'000 ei-
auch beschlossen wurde.                            nen Höchststand. Die Arbeiter und Angestellten
                                                   kämpften gegen die offenen und versteckten
Heftige Arbeitskämpfe                              Versuche, ihre minimalen sozialen Errungen-
auch auf den Baustellen                            schaften wieder zu schmälern. Der Antrag des
Obwohl auf vielen Baustellen heftige Arbeits-      Bundesrates, die Wochenarbeitszeit wieder auf
kämpfe geführt wurden und die Vorarbeiter          54 Stunden zu erhöhen, wurde vom Volk mit
und Poliere zwischen den Fronten standen,          einem Referendum im Jahre 1924 wuchtig ver-
sammelte sich der Polierverband nach dem 1.        worfen. Langsam erholte sich die Weltwirtschaft
Weltkrieg von neuem, festigte sich und er-         und somit sah es auch für die Bauwirtschaft in
reichte 1921 mit dem Baumeisterverband einen       der Schweiz wieder besser aus. Mit der Elektri-
Arbeitsvertrag. Der Verband befasste sich mit      fizierung der SBB und den gigantischen Stau-
der Gründung einer Polierfachschule. Am 21.        mauern in den Bergregionen war wieder genug
Oktober 1921 erschien die erste Fachzeitungs-      Arbeit vorhanden. Hochspannungsleitungen
Nummer mit dem Namen «Schweizerischer Po-          führten den Strom in die wachsenden Produk-
lierverband». Es war dies das «Offizielle und      tionsanlagen im Mittelland. Die Automobilwirt-
obligatorische Organ der Poliere im Bauge-         schaft und der Strassenbau trugen zunehmend
werbe der Schweiz» – mit einem Teil in italie-     zu einer neuen Prosperität bei.
nischer Sprache. Mit diesem Organ wollte man           Im Polierverband wurden im Jahr 1924 im
all diejenigen Poliere erreichen, die noch nicht   Wissen vor einer neuen Krise rechtzeitig die
im Verband waren.                                  Sterbe- und Altersunterstützungskasse ausge-

1911 – 2011
1918: Aufruf zum Generalstreik

sprochen innovativ als soziale Einrichtung für      emotional und heftig. Vor allem fand ein reger     25
die Poliere eingeführt.                             Briefwechsel zwischen den verschiedenen Sek-
                                                    tionen und dem Zentralvorstand statt. Alle
Der Börsenkrach New York                            diese Schreiben fanden in den gut erhaltenen
und Unruhen in der Schweiz                          Protokollbüchern viel Erwähnung und beim
Mit dem Börsenkrach in New York am 24. Ok-          Durchlesen dieser Akten konnte hie und da
tober 1924 beginnt die Weltwirtschaftskrise in      ein Schmunzeln nicht vermieden werden. So
Industrie und Landwirtschaft. In den Lagerhäu-      wurde zum Beispiel ein Unterstützungsgesuch
sern liegen riesige Mengen unverkäuflicher Ware,    eines Mitgliedes mit dem Argument des Zen-
die zum Teil vernichtet werden mussten. Der In-     tralvorstandes abgelehnt, dass der Betroffene
dex der industriellen Güter sinkt rapide. Die De-   ledig sei, kerngesund und jederzeit überall eine
pression führt, von den USA ausgehend, zu einer     Arbeit fände.
internationalen Kreditkrise. Die Bankkatastrophe,
bei der auch die Schweiz sehr betroffen war und     Die «Schweizerische Polierzeitung»
die Währungskrisen mehrten sich in beängsti-        der Dreissiger Jahre
gender Weise. Überall wurde der Staat zu Hilfe      In der «Schweizerischen Polierzeitung» wurden
gerufen, um die Währungskrise, den Kaufkraft-       die Mitglieder aufgerufen, die antifaschistische
schwund und die massiven Einbussen im Aus-          neue Zeitung «Die Nation» zu abonnieren. Die
senhandel abzufedern. Die Abwertung des             Zeitung verstand sich als Waffe der geistigen
Schweizer Frankens um 30 Prozent verhinderte        Landesverteidigung.
schliesslich den völligen Kollaps.                     Am 15. Januar 1933 ist in der «Schweizeri-
   Die Unruhen in der Schweiz vermehrten sich.      schen Polierzeitung» folgendes zu lesen: «Das
In der «Genfer Blutnacht» im Jahre 1932 ging        Jahr 1932, besonders deren zweite Hälfte, hat
das Militär gegen antifaschistische Demonstra-      mit seiner stetig zunehmenden wirtschaftlichen
tionen vor. Fazit: 13 Tote und 70 Verwundete.       Not auch das Baugewerbe in den Strudel mit
In Amerika kam 1933 der liberale Demokrat           hinab gezogen. Wer noch vor anderthalb Jah-
Roosevelt an die Regierungsmacht und in             ren, als wir unsere Mitglieder immer wieder
Deutschland übernahm der Faschist Adolf Hitler      aufforderten, der Arbeitslosenversicherung bei-
das Ruder. In Zürich kam es fast wöchentlich        zutreten, dies immer als unnötig betrachtete,
zu Saalschlachten zwischen Kommunisten und          muss nun erkennen und teilweise persönlich
Faschisten.                                         fühlen, dass er den Ernst der Lage nicht erfasst
                                                    hat und in seinem Optimismus getäuscht
Monatliche Sitzungen des Zentralvorstands           wurde. Die immer weiter zurückgehende Bau-
des Schweizerischen Polier-Verbandes                tätigkeit hat auch in unserem Mitgliederbe-
Trotz dieser Wirren fanden die Sitzungen des        stand stark eingegriffen. Ein Fünftel bis zu ei-
Zentralvorstandes des Schweizerischen Polier-       nem Viertel sind heute ohne Stelle oder
Verbandes monatlich im Restaurant Urania-           gänzlich arbeitslos».
brücke in Zürich statt. Diese Sitzungen verliefen      Mehrere Jahre lang bleiben in der Verbands-
anhand der Protokollauszüge vielfach sehr           zeitung die Krise, der Lohnabbau, die Arbeits-

1911 – 2011
Generalmobilmachung 1939 (Bild: www.rost-und-gruenspan.ch)

zeit, die Konsumsteuern und die Arbeitslosig-           USA, er stieg von 1.5 Milliarden Reichsmark         27
keit ein vorherrschendes Thema. Das Sprach-             im Jahre 1933 auf 16.6 Milliarden Reichsmark
rohr der Poliere setzt sich auch immer kritisch         im Jahre 1938. Der Rüstungsvorsprung
mit den neuen Baumaterialien auseinander. Die           Deutschlands vor den übrigen Westmächtigen
rapide Bauweise und die nicht immer geprüften           betrug etwa 2 Jahre. Umfangreiche kriegswirt-
neuen Bauwerkstoffe verursachen eine Reihe              schaftliche Vorräte an Rohstoffen reichten für
von Gebäudeeinstürzen, für welche immer die             den von Hitler inszenierten geplanten Blitzkrieg.
Poliere zur Verantwortung gezogen wurden.               1938 machten die Deutschen kurzen Prozess
Die Verbandszeitung rief deshalb ihre Mitglie-          mit der spanischen Republik, sie besetzten
der auf, sich gegen falsche Anweisungen und             Prag, überfielen Polen, während die italieni-
Beschuldigungen zur Wehr zu setzen und ihren            schen Faschisten Albanien in Besitz nahmen.
Fall den Sektionen zu melden.                           Am 1. September 1939 wurde in vielen west-
                                                        europäischen Ländern die Generalmobilma-
1936: 25 Jahre Polierverband                            chung ausgerufen. Die Vorstösse der Hitler-
Die elf Sektionen, die 1936 in Zürich zur 25-           Truppen in alle Himmelsrichtungen wurden
jährigen Jubiläumsdelegierten-Versammlung               wirklich zu Blitzkriegen. Im Frühjahr 1940 rollte
zusammentrafen und einen Bestand von 500                die Wehrmacht gegen Westen und Norden,
Mitgliedern repräsentierten, sahen sich durch           besetzte Dänemark, Norwegen, die Nieder-
die weitere technische Entwicklung auf den              lande, Belgien und Luxemburg. Im Sommer
Bauplätzen genötigt, den Begriff des Baukaders          brach die Wehrmacht in Frankreich ein und
und die Aufnahmebedingungen in den Polier-              zugleich wurde über Grossbritanien ein Luft-
verband auszuweiten. Die Anforderungen an               krieg geführt.
die Poliere wurden immer grösser. Dieser tech-
nologischer Entfaltung mussten die Statuten             Schweizer Generalmobilmachung 1939
neu angepasst werden. Der Zentralvorstand er-           In der Schweiz wurde ebenfalls am 1. Septem-
hielt den Auftrag, mit dem Baumeisterverband            ber 1939 die Generalmobilmachung ausgeru-
über das neue Berufsbild zu verhandeln und              fen. Der 2. Weltkrieg traf die Schweiz weitaus
über die Durchführung von Polierprüfungen               härter als der Erste. Doch die nationale Einheit
zu diskutieren. Die neuen Statuten ermöglich-           war vor allem durch die Standhaftigkeit der
ten es zudem, die im Baufach tätigen Aufseher,          Arbeiter und Angestellten gefestigt. So hatte
Platzmeister, Vorarbeiter und Bauführer aufzu-          auch die «Eingabe der Zweihundert», jenen
nehmen. In diese Zeit fällt auch die definitive         reaktionären Offizieren und Gefolgsleuten, die
Aufgabe des Begriffs «Parlier» und die allge-           eine Anpassung der Schweiz an das Hitler Re-
meine Anwendung der Berufsbezeichnung                   gime forderten, bei der Bevölkerung absolut
«Polier».                                               keine Chance. Die kriegswirtschaftliche Vor-
                                                        sorge war so gut, dass sie mit einem Schlag in
Europa in Flammen                                       Aktion treten konnte. Mit dem «Plan Wahlen»
In den Jahren 1935 bis 1938 hatte Deutschland           wurde die Landwirtschaft auf vermehrten
einen viermal höheren Rüstungsetat als die              Ackerbau umgestellt und sicherte so die interne

1911 – 2011
Sie können auch lesen