HESSEN SCHIENE - Pro Bahn & Bus eV
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HESSEN SCHIENE Nr. 67 D: 1,80 Euro Die Infozeitschrift März - Mai 2007 ZKZ 04032 von Pro Bahn & Bus • Regiotram nach Wolfhagen eröffnet • Vogelsbergbahn mit Fahrplanproblemen • ICE-Anschluss für Darmstadt vorgestellt 4:r;s
Inhalt Inhaltsverzeichnis Vorwort ........................................................................................................... 3 Pro Bahn & Bus Pinwand ........................................................................... 4 Tipps und Infos ............................................................................................... 6 Aktuell RegioTram nach Wolfhagen eröffnet ............................................................ 7 Neuer Geschäftsführer des NVV ................................................................... 9 NVV-Fahrplanwechsel mit Preiserhöhungen ............................................ 10 Fünf-Minuten-Garantie des NVV / Jahresrückblick ................................ 10 NVV-Fahrplanbuch abgeschafft .................................................................. 11 Mittelhessenexpress kommt bei Fahrgästen nicht gut an ........................ 12 Modernisierung der Stationen der Horlofftalbahn ................................... 18 Die aktuelle Situation der Oberen Lahntalbahn ....................................... 21 Neuer Fahrplan auf der Burgwaldbahn Marburg-Frankenberg ............... 23 Neuer Fahrplan der Vogelsbergbahn „Murks und nochmal Murks“ ..... 24 Erster modernisierter Triebwagen im Kurhessenbahnnetz ...................... 28 Sturmschäden durch den Orkan „Kyrill“ im Kurhessenbahnnetz ......... 29 Lumdatalbahn: Grundstücksverkäufe behindern Reaktivierung ............ 30 Lahntalbahn: Aufwändige Tunnelsanierung .............................................. 31 Neues Bahnhofsgebäude in Rüsselsheim feierlich eröffnet ..................... 34 Neues Instandhaltungszentrum der Bahn in Frankfurt-Griesheim ......... 36 Neuer S-Bahn-Haltepunkt Schwalbach-Nord ............................................. 37 Nass. Touristikbahn und ESWE wollen enger zusammenarbeiten ......... 38 Bahn bestellt 42 Doppelstockwagen für Hessen ....................................... 39 ORN gewinnt Ausschreibung ...................................................................... 40 Eine positive Bilanz für die Überwaldbahn ............................................... 41 HEAG modernisiert den Fahrzeugpark / Neue Haltestellen .................. 43 Einigung bei der Anbindung von Darmstadt an den ICE ...................... 46 DB-Regio gewinnt Ausschreibung um „E-Netz Würzburg“ .................... 52 Frankfurter und Kasseler Fahrpreise im Städtevergleich ........................ 53 Reisetipp: Dampfsonderzug FD Herkules zum NVV nach Kassel ....... 58 Buchtipp: 50 Jahre Hessische Landesbahn GmbH ................................... 60 Streckentelegramm .................................................................................... 61 Schlusslicht ................................................................................................... 66 2 HS Nr.67
Vorwort Liebe Mitglieder, liebe Freunde des Schienenverkehrs, „Eigentumswohnungen Friedberg – 10 Minuten zur S6“, „Oberursel Nähe U-Bahn“ - so oder so ähnlich beginnen zahlreiche Wohninserate im Rhein-Main-Gebiet. Der Aufbau der Schnellbahnsysteme in den letzten drei Jahrzehnten hat die Region zweifellos attraktiver gemacht. Der Großraum Kassel entwickelt mit der Regio- Tram ein eigenes Produkt, welches ähnliche Effekte bewirken wird – allerdings in einem ungleich schwierigeren, weil von Abwanderung bedrohten Terrain. Die Fahrgastzahlen im Nahverkehr der Stadt Frankfurt wuchsen 2006 um 3,13 %, im S- Bahnbereich dürften sie sich ähnlich entwickeln. Für die etwas peripherer gelegenen Gebiete wurde in den 1990er Jahren die Idee des Stadtexpress geboren: Taktverkehr mit Halt an allen Stationen bis zum regio- nalen Oberzentrum und dann schnell in die Metropole. Die Taunusbahn war der Prototyp, die Neue Odenwaldbahn und jüngst der Mittelhessen-Express folgten. Doch leider tut sich der Rhein-Main-Verkehrsverbund gerade mit diesen Syste- men sehr schwer. Sowohl im Odenwald als auch in Mittelhessen wurde das Fahr- gastaufkommen deutlich unterschätzt. Oder die Überfüllung zu Stoßzeiten wurde einkalkuliert, denn zusätzliche Fahrzeuge kosten bekanntlich Geld. Da nutzt auch das „Schönrechnen“ von Sitzplatzkapazitäten durch Hinzunahme früherer oder späterer Züge nichts. Viele Fahrgäste sind nun einmal auf bestimmte Verbindungen angewiesen, weil nicht jeder Arbeitgeber flexible Arbeitszeiten bietet. Oder weil Anschlussfahrten nicht warten, bis der „sitzplatzstarke“ Zug eingetroffen ist. Top und Flop liegen aber auch beim NVV eng beieinander. Die zweite Diesel- Regiotram Deutschlands (nach Nordhausen) nahm im Dezember ihren planmäßi- gen Betrieb als Regionalbahn auf, das Verbindungsstück zur „Stadtbahn“ folgt in wenigen Monaten. Doch leider scheint der Verbund wild entschlossen, die Strecke nach Fritzlar und Bad Wildungen dem Erfolg an anderer Stelle zu opfern. Die Reduzierung der Zugfahrten wurde durch einen massiv ausgebauten Busverkehr „kompensiert“. Und auch das hohe Preisniveau des Kasseler Stadtverkehrs stimmt nachdenklich. Der VCD-Preisvergleich in diesem Heft zeigt Kassel bei den Preissteigerungen seit 1996 an der Spitze einer Liste von 11 Regionen in Deutschland. Die aktuelle NVV- weite Preissteigerung von 6% (und damit mehr als 4% über der Inflationsrate) passt da leider ganz ins Bild. Michael Laux HS Nr. 67 3
Regionalverband Nordhessen Regionalleiter Hermann Hoffmann Postfach 10 29 40 Mitglied im Deutschen Bahnkundenverband 34029 Kassel Telefon und Telefax (05 61) 67 17 9 Korbach Kassel Regionalverband Mittelhessen. Eschwege Regionalleiter Jürgen Lerch Bismarckstraße 3 35510 Butzbach Homberg (Efze) Telefon (0 60 33) 1 60 47 mittelhessen@probahn-bus.org Bad Hersfeld Marburg Wetzlar Lauterbach Gießen Fulda Limburg Friedberg Bad Homburg Bad Schwalbach Hanau Hofheim Frankfurt Wiesbaden Offenbach Groß-Gerau Regionalverband Rhein-Main Regionalverband Südhessen Regionalleiter Horst Mader Regionalleiter Gernot Hornik Darmstadt Postfach 2202 Postfach 1864 61292 Bad Homburg 65008 Wiesbaden Telefon (0 61 72) 80 06 06 Telefon und Telefax Telefax (0 61 72) 98 33 38 (0 61 26) 5 76 60 rheinmain@probahn-bus.org Heppenheim suedhessen@probahn-bus.org Erbach Geschäftsstelle Pro Bahn & Bus Schriftenversand Bahnhofstraße 102 Postfach 18 64 36341 Lauterbach 65008 Wiesbaden Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 Telefax (0 61 26) 5 76 60 info@probahn-bus.org Regionalverband Wiesbaden/Rheingau-Taunus Regionalverband Osthessen e.V. Regionalleiter Gernot Hornik Regionalleiter Werner Filzinger Postfach 18 64 Bahnhofstraße 102 65008 Wiesbaden 36341 Lauterbach Telefon und Telefax (0 61 26) 5 76 60 Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 wiesbaden@probahn-bus.org osthessen@probahn-bus.org
Datum RV Veranstaltung Ort 05.03.07 RV-Treff Wiesbaden / Gaststätte "Ziegelhütte", WRT 20 Uhr Rheingau-Taunus Am Bahnhof 6, Idstein 06.03.07 Gasthaus Brauerei "Alt Gießen", MHS RV-Treff Mittelhessen 19:30 Uhr Westanlage 30-32, Gießen 14.03.07 Landesgeschäftsstelle OHS RV-Treff Osthessen 18:30 Uhr Lauterbach, Nordbahnhof 03.04.07 Gasthaus Brauerei "Alt Gießen", MHS RV-Treff Mittelhessen 19:30 Uhr Westanlage 30-32, Gießen 12.04.07 Haus am Fluss, NHS RV-Treff Nordhessen 18:30 Uhr Brückenstr. 21, Melsungen RV-Treff Wiesbaden / 16.04.07 WRT Gaststätte "Zum Niederwald", Rheingau-Taunus / 18:30 Uhr SHS Niederwaldstr. 10, Wiesbaden Südhessen 07.05.07 RV-Treff Wiesbaden / Gaststätte "Ziegelhütte", WRT 20 Uhr Rheingau-Taunus Am Bahnhof 6, Idstein 08.05.07 Gasthaus Brauerei "Alt Gießen", MHS RV-Treff Mittelhessen 19:30 Uhr Westanlage 30-32, Gießen 09.05.07 Gaststätte "Terminal", 18:30 Uhr OHS RV-Treff Osthessen Bahnhof Fulda Unsere Treffen vor Ort Kontaktadressen Haben Sie FFragen ragen zu Ihrer Bahn- strecke, Verbesserungsvorschläge, Verbesserungsvorschläge, oder möchten Sie einfach das nächste Arbeitskreistreffen besu- Lumdatalbahn AG chen? Links finden Sie Ansprech- Postfach 1106 adressen. Die genannten PProBahn roBahn 35467 Allendorf & Bus-Mitglieder helfen Ihnen gerne weiter!
Tipps und Infos Mit dem ICE von Mainz oder Zum Hessentag mit der Bahn Wiesbaden nach Köln und (jl, rmv) Die diesjährige Hessentagstadt Butzbach ist in idealer Weise mit der Bahn zurück für 29 Euro zu erreichen. Butzbach liegt an der Main- „Freizeit-Ticket“ gilt bis Ende März / Weser-Bahn Frankfurt-Kassel mit min- Züge können frei gewählt werden destens stündlichen Regionalexpress- und (fl) Einmal den Kölner Dom besuchen, Regionalbahnhalten. Frankfurt am Main einige Kölsch verkosten oder mal wieder Hbf ist etwa 30 min entfernt, Gießen 10 Tempo 300 fahren - das ist mit dem min und Mar- schnellen ICE als Tagesausflug für nur burg weniger 29 Euro möglich. Das „Freizeit-Ticket“ als eine halbe bietet die Deutsche Bahn (DB) als Hin- Stunde. Vom und Rückfahrt von Mainz oder Wiesba- nahe an der In- den nach Köln an. nenstadt gelege- nen Bahnhof sind es nur we- nige Gehminu- ten zum Fest- gelände und zur Hessentags- straße. Der diesjährige Hessentag findet vom 1. bis 10. Juni statt. Es gibt keine Zugbindung oder Kon- Titelbild: Eine Diesel-Regiotram kreuzt im tingentierung, das heißt die Züge können Bahnhof Zierenberg einen Regionalexpress der frei gewählt werden. Das „Freizeit-Ticket“ Kurhessenbahn Richtung Kasssel- gilt einen Tag lang bis um 3 Uhr des Folge- Wilhelmshöhe Foto (04.01.2007): J. Lerch tages. Die Fahrten können ohne Vorkaufs- Rückseite: Hochgeschwindigkeitsverkehr im frist sofort angetreten werden. Edertal? Im Zuge einer Lokführerschulungs- fahrt zum Einsatz bei der Fußball-Welt- Der Preis von 29 Euro pro Person für meisterschaft erreichte am 10. Mai 2006 ein Hin-und Rückfahrt bezieht sich auf den Diesel-ICE der Baureihe 605 sogar den Kauf am Automaten oder im Internet. Bahnhof Herzhausen. Es ist wohl sehr Beim Kauf in DB-Reisezentren und DB- unwahr-scheinlich, dass sich dieser Agenturen kostet das Ticket 34 Euro. Paradezug ein weiteres Mal an den Edersee Weitere Ermäßigungen, z.B. mit BahnCard verirren wird. oder Mitfahrerrabatt sind genauso ausge- schlossen wie ein Umtausch. Das Ange- Foto: Manfred Ritter, Slg. Schmied bot gilt ausschließlich für ICE-Züge. Fotos, wenn nicht anders bezeichnet: J. Lerch 6 HS Nr. 67
Nordhessen aktuell RegioTram (RT) nach Wolfhagen eröffnet (hh, hm, nvv) Dieselhybridfahrzeuge bedienen seit 10. Dezember im Takt- verkehr die nicht elektrifizierte eingleisige Schienenverbindung zwischen (Kassel - ) Obervellmar und Wolfhagen. Vierzehn Stationen werden angefah- ren und das Ziel in 42 Minuten erreicht. Die Eröffnungsfeierlichkeiten wurden zügen von Kassel Hbf. und Wolfhagen am 27. Januar 2007 am Bahnhof Weimar am Bahnhof Weimar in Ahnatal ein. Sie nachgeholt. Der NVV wollte erst einmal wurden von der Ahnataler Bürgermeis- abwarten, bis der neue Betrieb einiger- terin Regina Heldmann begrüßt. An- maßen reibungslos abläuft. schließend folgten die üblichen offiziel- len Reden. Aufgelockert wurde die Ver- Die Eröffnungsveranstaltung begann anstaltung durch kleine künstlerische Ein- zu einer ungewöhnlichen Zeit, nämlich lagen. Gegen 18 Uhr bestand die Mög- gegen 17 Uhr! Dieser Termin rief bei vie- lichkeit zu Schnupperfahrten nach Kas- len Anwesenden, nicht nur bei Fotogra- sel und Zierenberg. fen, ein Kopfschütteln hervor. Fast den ganzen Tag herrschte herrliche Winter- Die neue Strecke Kassel - Wolfhagen sonne. Zur Eröffnung war es dann bei Seit dem 10. Dezember 2006 werden hereinbrechender Dunkelheit durch einen täglich 26 RegioTram-Fahrten zusätzlich eisigen Wind bitter kalt. zu den RegionalExpressfahrten angebo- Viele Gäste trafen gegen 17 Uhr mit ten. Somit fährt stündlich mindestens eine den beiden planmäßigen RegioTram- RegioTram an allen Stationen und in Ahnatals Bürgermeisterin Regina Heldmann begrüßt die Gäste. Auf der Bühne von links: Heike Knauff- Oliver, NVV- Pressesprecherin, Dr. Jürgen Barthel, NVV- Geschäftsführer, Prof. Rainer Meyfahrt, RBK-Geschäftsführer, Regierungspräsident Lutz Klein und der Landrat des Kreises Kassel, Dr. Udo Schlitzberger. Foto: D. Rohrbach HS Nr. 67 7
Nordhessen aktuell Ahnatal-Weimar, Zierenberg und Wolf- im Rahmen dieses innovativen Verkehrs- hagen zusätzlich jede Stunde ein Regional- konzeptes angeschafft. Express, sodass hier eine halbstündige Auf der Strecke wurden 30 km Gleise Bedienung eingerichtet ist. Mit dem und acht Verkehrsstationen modernisiert. neuen Fahrplan wurde auch das Angebot Die neue Leit- und Sicherheitstechnik für am Wochenende deutlich verbessert. die Abwicklung von Regionalzügen und Nach einem sechswöchigen Vorlauf ist RegioTrams macht eine Erhöhung der eine deutlich positive Resonanz bei den Streckengeschwindigkeit auf 100km/h Fahrgästen auf diesem Streckenabschnitt und damit eine kürzere Reisezeit mög- zu bemerken. Beschwerden sind um die lich. Hälfte gesunken. Im Sommer diesen Jahres wird der jet- zige Vorlaufbetrieb mit dem Durchbruch Konzept und Fahrzeuge am Kasseler Hauptbahnhof vollendet. Als nordhessische Botschafter der Brü- Dann führen alle RegioTram-Linien aus der Grimm auf der Schiene tragen die dem Umland ohne Umstieg direkt in die neuen RegioTrams alle Märchennamen. Kasseler Innenstadt. Das Oberzentrum Insgesamt 28 Fahrzeuge, davon 10 hoch- Kassel wird mit dem nordhessischen moderne Dieselhybrid-Fahrzeuge für die- Umland und den Mittelzentren in engem sen Streckenast, wurden für die Region Takt verbunden sein. Eine Diesel-Regiotram fährt in den Bahnhof Zierenberg ein 8 HS Nr. 67
Hessen aktuell Wolfgang Dippel ab 1. Februar 2007 neuer Geschäftsführer des NVV (hh) In der letzten Hessenschiene wurde über den plötzlichen Tod des NVV- Geschäftsführers Thomas Rabenmüller im Oktober 2006 berichtet. Nach drei Monaten hat der NVV-Aufsichtsrat den bisherigen NVV-Prokuristen Wolfgang Dippel zum Geschäftsführer gewählt. Auch Kassels Stadtkämmerer Dr. Jürgen Barthel bleibt NVV-Geschäftsführer. Der 57-jährige Wolfgang Dippel ist im Als neuer Geschäftsführer will der er- Kreis Hersfeld-Rotenburg aufgewachsen, fahrene NVV-Prokurist die RegioTram machte als Fahrschüler Bekanntschaft mit fertig aufs Gleis bringen, den Stadtbahn- der Bahn und war zunächst in der Ver- hof in Eschwege bauen und die Bahnstre- waltung tätig. Nach dem Abitur studierte cke Korbach - Frankenberg reaktivieren. er Jura, wurde Rechtsanwalt und 1990 als Wichtig sind ihm Gespräche mit Kunden, SPD-Kandidat Bürgermeister in Bebra. auch in Sachen Multiticket: „Wir werden Nach 6 Jahren verlor er bei einer Direkt- den Verkauf der Tageskarten genau beo- wahl dieses Amt an den CDU-Konkur- bachten. Wenn es aus betriebswirt- renten Horst Groß. Dippel wohnt in ei- schaftlichen Gründen mit dem Multiticket ner Doppelhaushälfte seiner Heimatstadt besser läuft, wird es wieder eingeführt.“ Bebra und sitzt im Gemeindeparlament. Er ist seit 31 Jahren verheiratet und hat NVV-Aufsichtsratsvorsitzender Land- zwei Töchter. rat Dr. Udo Schlitzberger (Landkreis Kassel) betont den „bruchlosen Über- gang“ bei dieser Geschäftsführerwahl, weil Dippel als Jurist und Prokurist schon mehrere Jahre im NVV tätig war. Schon bald stehen wichtige Gespräche mit Kur- hessenbahn bzw. DB Regio an. Im Auf- sichtsrat des NVV sitzen neben Schlitz- berger die anderen Landräte aus den nordhessischen Landkreisen Hersfeld- Rotenburg, Schwalm-Eder, Waldeck- Frankenberg und Werra-Meißner, Kassels Oberbürgermeister und zwei Staatssek- retäre des Landes aus dem Verkehrs- und Finanzministerium. Der neue Geschäftsführer des NVV, Wolfgang Dippel Foto: Dieter Rohrbach HS Nr. 67 9
Nordhessen aktuell NVV-Fahrplanwechsel mit Preiserhöhungen ab 10. Dezember 2006 Nordhessen zahlen im Durchschnitt 6 % mehr - Neue Tageskarte (hh) In vielen Städten gibt es schon die Tageskarte, die nun auch im Ballungs- raum Kassel für 5,40 Euro pro Person erworben werden kann. Die Tageskarte für Kleingruppen bis 5 Personen kostet 8,40 Euro. Für Besucher der documenta 2007 ist dieses Angebot attraktiv. Verlierer sind zum Fahrplanwechsel Famili- en, die außerhalb des Kassel Plus-Gebietes wohnen, denn für sie wird das Multiticket abgeschafft und durch das Gruppenticket ersetzt. So verteuert sich die Fahrt von Bebra des Bundes, die vom Land Hessen und nach Kassel um 38%: Multiticket bisher dem NVV nicht ausreichend aufgefangen 21 Euro, Gruppenkarte jetzt 29 Euro. werden können. Nun muss der Fahrgast Ähnliche Preisvergleiche stellten Anfang für das geschnürte Sparpaket zahlen. Januar 2007 die Bürgermeister von Groß- Besonders Berufspendler werden den Auf- almerode, Helsa und Hessisch Lichtenau schlag spüren und zusätzlich darüber ver- für die Fahrt nach Kassel auf. Es wird ärgert sein, dass gewohnte Zugverbindun- befürchtet, dass die von den Gemeinden gen wegfallen. Pro Bahn & Bus befürch- bezuschussten Linienbusse und Straßen- tet, dass auch diese Bahnkunden in das bahnen zu schwach besetzt sind, weil Fa- Auto umsteigen. Hierdurch wird die Aus- milien auf das Auto umsteigen. Manche lastung der Züge verschlechtert und der Bewohner aus diesen Gemeinden fahren Teufelskreis künftiger Fahrplanaus- mit dem Auto nach Kaufungen, um von dünnungen beschleunigt. Schmerzhafte hier das Multiticket des Kassel-Plus-Be- Einschnitte gab es z.B. zwischen Wabern reichs auszunutzen. und Bad Wildungen sowie zwischen Grund für die Preiserhöhungen sind Hofgeismar-Hümme und Warburg Kürzungen der Regionalisierungsmittel (Westf). Fünf-Minuten-Garantie des NVV - Jahresrückblick Hohe Zufriedenheit der Fahrgäste nach 7 Monaten (hh) Mitte Mai 2006 gab der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) eine Pünktlichkeitsgarantie ab: Wenn sich Busse und Bahnen in Nordhessen um mehr als 5 Minuten verspäten, wird auf das entwertete NVV-Ticket das Fahr- geld in voller Höhe erstattet (siehe auch Hessenschiene Nr. 64 Seite 7). Kurz vor Weihnachten lud der NVV erneut zu einer Pressekonferenz ein, um über die Ergebnisse der ausgewerteten Daten zu berichten. Die 5-Minuten-Garan- tie ist immer noch einzigartig in Deutschland. Knapp 200 000 Menschen benutzen se des NVV. Davon gaben im Durch- täglich die Züge, Straßenbahnen und Bus- schnitt täglich 140 Fahrgäste Beschwer- 10 HS Nr. 67
Nordhessen aktuell den ab. Das ist weniger als der tausends- Haltestellen und Bahnhöfen. Hinzu kom- te Teil. Ungefähr 30 000 Tickets sind seit men Beschwerden wegen überfüllter Züge dem 8. Mai 2006 zwischen Eschwege und und Busse im Pendelverkehr. Schwalmstadt, Brilon und Bad Hersfeld Wenn Kunden sich sofort per Handy reklamiert worden. 60 000 Euro hat der oder Internet beschweren, kann der NVV Verkehrsverbund seinen Kunden zurück- schnell reagieren. Mittels eines in gezahlt, also im Durchschnitt 2 Euro. Deutschland einmaligen internetbasierten Die angegebene Erstattungssumme Datenbanksystems ist der NVV in der mag hoch erscheinen. Jutta Kepper, Lei- Lage, Schwachstellen des Nahverkehrs zu terin von Marketing und Kommunikati- erkennen und dem Verursacher weiter zu on beim NVV, weist darauf hin, dass melden. Fahrgäste in diesen Fällen Marktforscher Eine Beschwerde kostet den NVV 6,40 seien. Marktforschungsuntersuchungen Euro an Verwaltungsaufwand. Vor eini- durch Institute verursachen dagegen hö- gen Monaten betrug dieser Aufwand im here Kosten. Der größte Teil der Fahr- Durchschnitt 53,60 Euro. Mit der schnel- gäste (92%) meldete Verspätungen oder leren Abwicklung ist die Zeit, in der der gar Ausfälle. Außerdem gab es Beschwer- Kunde auf eine Antwort warten muss, von den über das Personal, mangelnde Infor- 14 auf 5 Tage gesunken. Beschwerden mation, Einrichtungen und Anlagen (Sau- nimmt der NVV unter Tel. 0561/ 709490 berkeit) und mangelnde Sicherheit an oder Fax 0561/7094940 entgegen. Fahrplanbuch abgeschafft (hh) Das bisherige NVV-Fahrplanbuch erschien manchen Bahn- und Buskunden zu unhandlich und zu dick. Bei der Planung von Fahrten, die nicht täglich vor- kommen, war es aber nützlich. Nun muss sich der Fahrgast im Internet (nicht überall verfügbar) oder mit Faltblättern in Kundenzentren informieren. Nach Auskunft des NVV hilft auch die mitteilungen Linienbusse in Richtung telefonische Servicenummer 0180 234 Hofgeismar und Zugverbindungen zwi- 0180. Nun hofft Pro Bahn & Bus noch auf schen Altenbeken und Göttingen bekannt Fahrplanhefte im Sommer 2007, wenn mit gibt, vielleicht sogar Abfahrtszeiten der Einführung der RegioTram im Kasseler Fernzüge in Göttingen. Ein Bad Wil- Hauptbahnhofstunnel der Fahrplan erneut dunger Fahrplan könnte neben lokalen umgestellt werden muss. Handliche Fahr- Buslinien die Busverbindung Frankenberg pläne könnten auf regionaler Ebene (z.B. - Fritzlar - Kassel sowie Züge in Rich- Altkreis Hofgeismar oder Baunatal mit tung Wabern mit Anschlüssen von und Nachbargemeinden) herausgegeben wer- nach Marburg bzw. Kassel enthalten. den. In Dänemark gibt es regionale Bahn- Abfahrtszeiten der Fernzüge in Kassel- und Busfahrpläne mit großem Anzeigen- Wilhelmshöhe sollten nicht fehlen. Für teil. Sie werden in Geschäften, Hotels usw. die Region KasselPlus wäre ein umfang- kostenlos abgegeben. Denkbar wäre z.B., reicheres Fahrplanheft angebracht. wenn Bad Karlshafen in den Kurgast- HS Nr. 67 11
Mittelhessen aktuell „S-Bahn mit Klo“: Mittelhessenexpress kommt bei Fahrgästen nicht gut an (jl) Zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember startete der Mittelhessenexpress. Flügelzüge aus Dillenburg und Treysa mit Halt an allen Stationen werden in Gießen zusammengekuppelt und fahren dann als Regionalexpress nach Frank- furt. Vom RMV als Erfolg propagiert („Mittelhessen bekommt Flügel“), muss- ten viele Fahrgäste gegenteilige Erfahrungen sammeln. Besonders die einge- setzten Fahrzeuge geben Anlass zu Kritik. Mit einer Sonderfahrt am Eröffnungs- zukunftsweisend für eine ganze Region tag stellten RMV-Geschäftsführer Volker und als positives Signal für attraktiven Sparmann, Dr. Klaus Vornhusen, Kon- Nahverkehr in Hessen auch in Zeiten zernbevollmächtigter der DB AG für das knapper Mittel: „Mit dem neuen Mittel- Land Hessen sowie Vertreter der angren- hessen-Konzept profitiert nicht nur die zenden Landkreise und Gemeinden das Region zwischen Dillenburg, Wetzlar, Projekt den geladenen Gästen vor. Der Treysa, Marburg, Gießen und Friedberg Landrat des Wetteraukreises und stellver- von den schnellen Verbindungen nach tretende RMV-Aufsichtsratsvorsitzende Frankfurt, sondern auch die Main- Rolf Gnadl würdigte das Projekt als metropole gewinnt, wenn die Region Mittelhessenexpress am ersten Betriebstag: Die Fahrgäste müssen etwas laufen, weil sie mit einem so kurzen Zug nicht gerechnet haben 12 HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell Der stellvertretende RMV- Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Gnadl bei der Eröffnungs- veranstaltung im Bahnhof Gießen, rechts der Konzernbe- vollmächtigte der DB AG für das Land Hessen, Dr. Klaus Vornhusen Mittelhessen durch attraktive Zugverbindungen als Wirt- schaftsstandort und attraktives Lebensumfeld gestärkt wird.“ Während in Gießen vor Pressevertretern und Ehren- gästen die beiden Züge aus Treysa und Triebwagen, ein Komplettausfall sowie Dillenburg zur Weiterfahrt nach Frank- überfüllte Züge, weil zu wenig Beför- furt zu einer Einheit gekuppelt wurden, derungskapazitäten von Seiten des Ver- griff RMV-Geschäftsführer Sparmann das bundes und der Bahn zur Verfügung ge- Motto des neuen Konzeptes in seiner Rede stellt wurden. Die Pünktlichkeit besserte nochmals auf: „In dem Flügelkonzept sich in den nächsten Tagen, jedoch konn- spiegelt sich das Verständnis, das der te man öfters feststellen, dass besonders RMV von zeitgemäßem und kunden- nach dem Kuppeln in Gießen Richtung orientiertem Nahverkehr hat. Flexibilität Frankfurt Verspätungen auftraten. und Bedarfsorientierung gepaart mit Kom- fort und Schnelligkeit sind die Kriterien, Fahrplan wird stabiler – mangelnder die Kunden an die Leistungsfähigkeit ei- Komfort bleibt nes Verbundes vor allem in der Region stellen.“ Er hoffe, dass dieses Angebot Hatte man den Fahrplan nach einiger künftig die Kunden im Wortsinn beflü- Zeit im Griff, bleiben die Beschwerden gele und sie die neuen Verbindungen zum über die Fahrzeuge und die Sitzplatz- Erfolg machten. kapazitäten bestehen. Fahrgäste sprechen von Zuständen wie bei „Viehtransporten“ Was der RMV-Chef und die Fahrgäste und von der „S-Bahn mit Klo“. Zu viele jedoch unter Flexibilität, Bedarfs- Türen, aber zu wenig Sitzplätze sowie orientierung, Komfort und Schnelligkeit breite Spalte zwischen Tür und Bahnsteig- verstehen, scheinen verschiedene Dinge kante, enge harte Sitze, fehlende Kopf- zu sein. Der Montag nach der Umstel- und Armlehnen, schlechte Gepäckablage- lung auf den neuen Fahrplan geriet möglichkeiten und mangelnder Fahr- teilweise zum Desaster: Stark verspätete komfort sind weitere berechtigte Kritik- HS Nr. 67 13
Mittelhessen aktuell Kuppeln in Gießen: Der linke Zug ist bereits aus Dillenburg eingetroffen. Der rechte Triebwagen kommt aus Richtung Treysa und kuppelt in Kürze an 2 Fotos: F. Lang punkte, die den RMV-Versprechungen Wer aufgrund von Anschlusszwängen nach einem komfortablen Fahrzeug ge- oder festgelegten Arbeitszeiten nicht auf genüber stehen. Viele Fahrgäste halten die andere Züge ausweichen kann, muss mit Triebwagen vom Typ 425/426 für den dem Mittelhessenexpress fahren. So Regionalexpressverkehr aufgrund der kommt es regelmäßig vor, dass in der vorgenannten Mängel für ungeeignet und Hauptverkehrszeit schon ab dem Frank- fordern bequemere Fahrzeuge. furter Hauptbahnhof kein Sitzplatz mehr frei ist. Fahrgäste müssen bis bis Bad Findige Pendler versuchten, soweit Nauheim oder Butzbach stehen, wenn sie möglich, auf andere Züge auszuweichen, nicht frühzeitig am Bahnsteig sind. die mit den bekannten Doppelstockwagen verkehren. Jedoch wurden diese Züge In der Gegenrichtung kam es beson- teilweise gekürzt und verkehrten nur ders in der Adventszeit zu zahlreichen noch mit vier oder fünf statt bisher sechs Überfüllungen. So verkehren die Züge am Wagen. Nach zahlreichen Beschwerden Wochenende teilweise nur als Solo- reagierten RMV und Deutsche Bahn und triebwagen. An den Adventssonntagen verlängerten ab 22. Januar wieder meh- bekam man schon morgens um 10:20 Uhr rere Doppelstockzüge auf eine Länge von in Gießen keinen Sitzplatz mehr. Verspä- sechs Wagen. tungen waren die Folge. Am Wochenende 14 HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell 20. /21. Januar verkehrte sogar ein einzi- welche in Bad Nauheim oder Butzbach ei- ger Triebwagen vom Typ 426. Dieser hat nen Stopp einlegen, nicht in Langgöns oder weniger als 100 Sitzplätze und war Großen Linden und umgekehrt. aufgrund der viel zu geringen Größe rund In der morgendlichen Hauptverkehrs- 15 Minuten verspätet. zeit wurden die Regionalbahnen Richtung Gießen reduziert. Der als Ersatz angebo- Weniger Regionalbahnverkehr tene Mittelhessenexpress kommt so spät zwischen Friedberg und Gießen in Gießen an, dass zahlreiche Schüler erst Unzufrieden sind auch viele Bahn- einige Minuten nach dem Beginn der ers- fahrerInnen auf dem Streckenabschnitt ten Stunde ihre Schule erreichen. Würden Gießen-Friedberg. Zahlreiche Regional- Sie einen Zug früher fahren, müssten sie bahnen sind seit Fahrplanwechsel wegge- 45 Minuten früher aufstehen! Aufgrund fallen, sodass jetzt nur noch eine stündli- dieser Problematik hat sich in Langgöns che Fahrmöglichkeit zwischen den Stati- eine Elterninitiative gegründet, die diesen onen auf diesem Abschnitt besteht. So gibt Missstand abstellen möchte. Ein Brief von es zwar zahlreiche Regionalexpresshalte Pro Bahn & Bus an den RMV zu diesem in Bad Nauheim, Butzbach, Langgöns und Thema blieb bis Redaktionsschluss Mitte Großen Linden. Jedoch halten die Züge, Februar jedoch unbeantwortet. Harte Sitze, keine Armlehnen, steile Rückenlehnen, geringer Sitzabstand: Das Reisen über längere Entfernungen macht keine Freude HS Nr. 67 15
Mittelhessen aktuell Ärger auch in den Stadtteilen von den die schlechten Anschlüsse in Dillen- Haiger burg seitens RMV und DB-Regio lapidar mit „Trassenkonflikten“, bedingt unter Indessen bemüht sich die Stadt Haiger anderem durch die Sanierung des Ruders- intensiv um einen Anschluss an den Mittel- dorfer Tunnels. hessen-Express. Am liebsten hätte die in Sachen Bahnverkehr engagierte Stadt eine In einer von der Stadtverordneten- Verlängerung aller Züge über Dillenburg versammlung Haiger am 20.12.2006 ver- hinaus bis zum eigenen Bahnhof gesehen. abschiedeten Resolution wird noch weite- Dem erteilte der RMV jedoch eine Absa- re Kritik laut: „Ungeachtet der Tatsache, ge und versprach gute Umsteigever- dass die Stadt Haiger ihre angestrebten bindungen zwischen den Regionalbahnen Bedienungsvorstellungen auch in der An- (Au-) Siegen – Dillenburg und dem Mittel- hörung der Fortschreibung des regionalen hessen-Express. Die Realität sieht leider Nahverkehrsplanes ausführlich einbrach- völlig anders aus. Die Züge verpassen sich te und der RMV für die konkrete um teilweise nur zwei Minuten (siehe Fahrplankonzeptionierung eine unmittel- Hessen-Schiene 66). Zwar ist die Kernstadt bare Einbindung der Stadt signalisierte, Haiger mit den Regionalexpresslinien wurden weder durch den RMV, noch Aachen – Gießen und Siegen – Frankfurt durch den Kreisausschuss des Lahn-Dill- gut erschlossen, die Stadtteile Sechshelden, Kreises bzw. den Verkehrsverbund Lahn Rodenbach und Dillbrecht / Fellerdilln sind Dill (VLD) bei Erstellung des neuen Fahr- jedoch auf die Umsteigeverbindungen per planes der Stadt Haiger die Möglichkei- Regionalbahn angewiesen. Begründet wer- ten zur Stellungnahme gegeben.“ Ein Mittelhessenexpress fährt aus dem Bahnhof Gießen Richtung Dillenburg aus 16 HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell Kommentar: Eine gute Idee wird verwässert Der Fahrplan 2007 / 2008 brachte für Mittelhessen viele Kürzungen. Lahntalbahn und Vogelsbergbahn waren in besonderem Maße betroffen. Das ist ungerecht, denn die Benachteiligung des ländlichen Raumes geht damit weiter. Zu den Lichtblicken des Fahrplanjahres gehörte die Umsetzung des Mittelhessen-Konzeptes mit der prinzipiell guten Idee eines Stadtexpress- Verkehres für das Dilltal und die Region nördlich von Gießen. Die Umsetzung ist in vielen Bereichen leider mehr als dilettantisch. Da „hängen“ an allen Ecken und Enden die Anschlüsse. In Dillenburg verpassen sich der Mittelhessen-Express und die „3-Länder-Bahn“ – zwei waschechte „Kinder der Regionalisierung“ und keine Überbleibsel aus Bundesbahn- Fahrplanmacherzeiten – um teilweise zwei Minuten. Positiv dagegen der angenäherte Stundentakt der RE-Züge zwischen Gießen und Siegen, auch wenn der Teillinie Frankfurt – Gießen – Siegen eine recht lange Standzeit in Gießen verordnet wurde. In Gießen, dem zentralen mittelhessischen Umsteigebahnhof, passt fast gar nichts. Wer mit dem Mittelhessen-Express aus dem Dilltal oder von Marburg her kommt, sieht in Richtung Fulda und Gelnhausen all zu häufig die Schluss- lichter entschwinden. Pech hat auch, wer meint, per Mittelhessen-Express schnell von Wetzlar nach Marburg oder umgekehrt reisen zu können. Ca. zwanzig Minuten beträgt dort die Regelumsteigezeit. Auch die Kritik am Fahrzeugkonzept ist nicht als das übliche Gemecker abzutun. Als Beweis möge die Tatsche dienen, dass die Deutsche Bahn bei ihrer jüngsten Fahrzeugbestellung den komfortableren „Talent“ der Fahrzeug- familie 425/426 vorgezogen hat. Da mag nicht nur der Fahrkomfort eine Rolle gespielt haben – ein Indiz für die Mängel der „Quietschies“ ist es aber allemal. Nicht umsonst haben Regionen wie Oberbayern es mit beharrlichem Druck geschafft, die ungeliebten Triebwagen wieder durch modernisierte Altfahr- zeuge zu ersetzen. Fahrgäste aus Garmisch-Partenkirchen und Umgebung hatten den Fahrzeugwechsel erzwungen, weil „kein Mensch länger als 30 Minuten auf den harten Sitzen aushält“. Die zusätzliche Angst über ausblei- bende Touristen, die sich ebenfalls beschwerten, zeigte Wirkung. Jetzt haben die Mittelhessen die bayrischen Fahrzeuge. Sind wir die Resterampe für Fahrzeuge, die sich anderswo nicht bewährt haben? Jürgen Lerch HS Nr. 67 17
Mittelhessen aktuell Rahmenvereinbarung unterzeichnet Modernisierung der Stationen an der Horlofftalbahn (fl, lk) Am 24. Januuar 2007 haben der Geschäftsführer des RMV, Volker Spar- mann, Rolf Gnadl vom Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe, Armin Klein von der Verkehrsgesellschaft Oberhessen, Elmar Hirsch, der zu- ständige Bahnhofsmanager bei DB Station&Service sowie die Bürgermeister/ die Bürgermeisterin der Kommunen Friedberg, Reichelsheim, Echzell und Nidda die Rahmenvereinbarung zur Modernisierung der Stationen an der „Horlofftalbahn“ unterzeichnet. Die Vereinbarung regelt die Zusammenar- beit bei der gemeinsamen Planung, Finanzierung und Umsetzung. Rolf Gnadl, Landrat des Wetterau- stehende Modernisierung der Stationen kreises und Verkehrsdezernent für den der nächste Meilenstein.“ Zweckverband Oberhessische Versor- gungsbetriebe, freute sich, einen weite- Volker Sparmann, Geschäftsführer des ren wichtigen Schritt in der Moder- RMV, ergänzte dies: „Im Dreiklang von nisierung der Horlofftalbahn zu gehen: Infrastruktur, Fahrzeugen und Stationen „Nachdem wir Anfang der 90er Jahre des sind letztere als Entree zum öffentlichen vorigen Jahrhunderts noch mit der da- Nahverkehr von großer Bedeutung. Wir maligen Bundesbahn die Weichen stellen brauchen moderne Zugänge, die den Be- konnten, ist es jetzt besonders erfreulich, dürfnissen der Fahrgäste entgegenzukom- mit unseren heutigen Partnern Schritt für men.“ Schritt einen modernen Nahverkehr zu gestalten. Nach der Betriebsaufnahme des Elmar Hirsch, Leiter des Bahnhofs- Wochenendverkehrs 2003 ist die nun an- managements Gießen, freut sich darüber, Eine Erneuerung dringend notwendig hat die Wartehalle in Gettenau-Bingenheim (3 Bilder: Bahnhofstest Wetteraukreis) 18 HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell Weckesheim, Gettenau-Bingenheim, Häuserhof und Bad Salzhausen mit einer Bahnsteiglänge von 145 Metern und ei- ner Bahnsteighöhe von 55 Zentimetern sowie den Neubau von Mittelbahnsteigen an den Kreuzungsbahnhöfen Echzell und Reichelsheim mit einer Länge von 160 Metern und einer Höhe von 55 Zentime- tern. Damit wird der Ein-und Ausstieg erleichtert und die Bahnsteige sind dann barrierefrei erreichbar. Des Weiteren er- Gebrochene Bahnsteigkante am Haltepunkt halten die Bahnsteige eine moderne Aus- Gettenau-Bingenheim stattung mit Fahrgastunterständen und Infovitrinen. Die Zugangsanlagen werden dass es einer Vielzahl von Partnern ge- neu gebaut oder angepasst und Bike+ lungen ist, gemeinsam eine zweckmäßi- Ride-sowie Park+Ride-Anlagen erstellt. ge und gleichermaßen attraktive Lösung In der Rahmenvereinbarung ist zudem für die Modernisierung der Stationen ei- eine Option zur Reisendeninformation ner gesamten Linie in der Region zu fin- enthalten. Zur Zeit wird geprüft, ob diese den: „Die Bahn stellt damit unter Beweis, technisch umsetzbar ist. dass sie Modernisierung und Qualitäts- verbesserung von Verkehrsstationen nicht An den Stationen Echzell und Reichels- nur an großen Standorten, sondern auch heim müssen aufgrund der erforderlichen in der Fläche verwirklichen kann und größeren Breite der Mittelbahnsteige auch will.“ Gleis-und Weichenanpassungsmaß- nahmen vorgenommen werden. Der Bürgermeister der Stadt Reichels- heim, Gerd Wagner, äußerte stellvertre- Die voraussichtlichen Gesamtkosten tend für die beteiligten Kommunen und Auch der niedrige Bahnsteig in Weckesheim Städte seine Freude über die Realisierung wird bald ersetzt werden des Projektes. Eine gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr stär- ke den Wirtschaftsraum ebenso wie den Lebensraum und erhöhe damit die At- traktivität der Region:„ Wir sind uns des- halb sicher, dass sich die Investition in die Modernisierung der Stationen volks- wirtschaftlich auszahlen wird.“ Die Modernisierungsmaßnahmen um- fassen den Neubau von Außenbahn- steigen an den Stationen Dorheim, HS Nr. 67 19
Mittelhessen aktuell der Maßnahmen an den benannten Stati- und baurechtlichen Bedingungen erfüllt onen betragen rund 3,2 Millionen Euro, und die einzelnen Bau- und Finan- deren Finanzierung größtenteils durch zierungsverträge für die jeweiligen Stati- Fördermittel des Landes Hessen sicher- onen mit den Kommunen abgeschlossen gestellt wird. Der RMV beteiligt sich an sind, ist die Realisierung der Maßnahmen den Planungskosten. Unter der Voraus- in den Jahren 2007 und 2008 beabsich- setzung, dass die planungs-, verwaltungs- tigt. Kommentar: Schritt in die richtige Richtung Pro Bahn & Bus begrüßt die lange fällige Modernisierung. Der Wetterau- kreis erweist sich in Sachen Nahverkehr wieder einmal als innovative Region, welche den Standortvorteil eines Regionalbahnanschlusses erkannt hat und bereits heute als attraktive Wohn- und Pendlerregion davon profitiert. Leider bleibt der Wölfersheimer Ast zunächst (?) vom Stationsausbau ausgenommen. Unser Verband zweifelt nicht daran, dass DB-Station & Service auch zu Bahnhofserneuerungen außerhalb der Großstädte bereit ist. Es fällt jedoch auf, dass es nahezu immer einer politischen Initiative und einer massiven Geldzu- wendung „von außen“ bedarf. Aus eigenem Antrieb führt das Unternehmen nur solche Investitionen durch, die zum Erhalt der Sicherheit unabdingbar sind – oder allenfalls kleine Schönheitsreparaturen. Das wird auf Dauer nicht reichen, um sich als innovatives Unternehmen zu profilieren. Die Folge ist der Verstärkte Ruf nach „Dritten“ als Betreiber von Eisenbahn-Infrastruktur. Ein Lob an dieser Stelle dem in der Hessen-Schiene nicht selten gescholte- nen RMV. Der Verbund leistet viel Arbeit „hinter den Kulissen“, die dann erst beim Abschluss von Verträgen und in der Realisierungsphase öffentlich- keitswirksam wird. Das linienweise Vorgehen hat praktische und organisatori- sche Vorteile sowie einen nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt: Es macht sichtbar, welche Regionen pro Nahverkehr auf der Schiene eingestellt sind und wo die „Langschläfer“ wohnen bzw. regieren. Wünschenswert wäre, dass der Verbund ein größeres Augenmerk auf den Neubau von Stationen legt. Es gilt, historische Fehler zu korrigieren, wie den Bahnhof „zwischen zwei Orten“, und auf die Siedlungsentwicklung der letzten 50 Jahre einzugehen. Doch leider fährt auch beispielsweise die „Neue Oden- waldbahn“ an vielen potenziellen Fahrgästen mangels Station einfach vorbei. Friedrich Lang 20 HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell Arbeitskreis zur Förderung des Schienenverkehrs AFS Die aktuelle Situation der „Oberen Lahntalbahn“ (mm/fl) Über 35 000 Einwohner (ohne Marburg) leben im Einzugsbereich der Strecke von Marburg über Biedenkopf, Bad Laasphe bis Erndtebrück. Es wird von Montag bis Freitag ein Zweistundentakt mit Verdichtungen zu stündlichen Fahrten während der Hauptverkehrszeiten angeboten. Samstags und sonntags wird generell im Zweistundentakt gefahren. Die Strecke lebt vom „Zielverkehr“, Die Aktiven des A.F.S. und von Pro d. h. die Züge verlassen stark besetzt Bahn & Bus sehen in der oberen Lahntal- Marburg und leeren sich dann von Bahn- bahn einen bedeutenden Verkehrsträger, hof zu Bahnhof, wobei lediglich in dessen Benutzerzahlen während der letz- Biedenkopf und Bad Laasphe eine deutli- ten Jahre ständig gestiegen ist. Die At- che Zustiegszahl zu verzeichnen ist. In traktivität der Strecke wurde durch der Gegenrichtung sieht es ähnlich aus: teilweise recht hohe Investitionen seit Schwach besetzt verlassen die Züge 2002 enorm gesteigert: Einrichtung des Erndtebrück oder Bad Laasphe und wer- Haltepunktes „Schulzentrum Bieden- den dann von Bahnhof zu Bahnhof bes- kopf“, komplette Sanierung der Strecke, ser besetzt, um dann in Marburg mit in Ausstattung mit automatischen Halb- vielen Fällen voller Auslastung einzutref- schranken einzelner gefährlicher Über- fen. Zwischen Biedenkopf und Bad gänge, einzelne Streckenabschnitte kön- Laasphe bzw. zurück gibt es bei einzel- nen mit 80 km/h befahren werden, 6 nen Zügen extrem starke Besetzungen Bahnhöfe erhielten völlig neue Bahnstei- durch den Schülerverkehr nach Bad ge und Zugänge, die einen sauberen und Laasphe. bequemen Zu- und Ausstieg ermöglichen. Die Buslinien 481 zwischen Marburg Die technischen Gegebenheiten der Stre- und Wallau sowie die Linien R30/35 zwi- cke erlauben eine Ausweitung und Ver- schen Bad Laasphe und Erndtebrück er- dichtung des Fahrplanes. Leider geschieht gänzen die Bahnstrecke, indem diese Li- das Gegenteil. nien stark „mäandern“, d. h. sie fahren viele Dörfer in Streckennähe an, die kei- Letzte Abendfahrt nach Bad Laasphe nen Bahnanschluss haben. Dadurch und verabschiedet durch die häufigeren Halte sind die Bus- se in Sachen Fahrzeit (30% länger) keine Der abendliche letzte Zug um 20.24 Alternative zur Bahn. Die Busverbin- Uhr ab Marburg wurde ab dem 10.12.2006 dungen sollten als „Zubringer“ zur Bahn gestrichen. Dies ist besonders deshalb an einzelnen Verknüpfungsbahnhöfen schmerzlich, weil Reisende aus Richtung angesehen werden. Dies gelingt teilweise Frankfurt nun bereits z.B. um 17.20 recht gut, z. B. in Friedensdorf. Dennoch Uhr die Mainmetropole verlassen müs- gibt es einige völlig überflüssige Parallel- sen, wenn sie noch mit der Bahn nach verbindungen. Biedenkopf wollen. Der nun angepriese- HS Nr. 67 21
Mittelhessen aktuell ne um 20.30 Uhr ab Marburg verkehren- und Busfahrten mit exakt gleicher Ab- de Bus ist ein schlechter Ersatz, denn die fahrzeit. lange Fahrzeit, der Mangel an Komfort (Laufruhe), Beschwernisse beim Gepäck- Zur Zeit ist der Netzinhaber und oder Fahrradtransport und begrenzte Betreiber der oberen Lahntalbahn die Kapazitäten im Falle von Gruppen ma- „Kurhessenbahn“, eine weitgehend selbst- chen die Busfahrt unattraktiv. ständig operierende „Tochter“ von DB- Regio. Dieser Betreiber hat besonders Der folgende Trend ist überall zu er- darunter zu leiden, dass es keinen län- kennen: Eine grobe Faustregel besagt, gerfristigen Betriebsvertrag für die Stre- dass bei Umstellungen von Bahn auf Bus cke gibt. Dadurch unterbleiben sinnvol- ungefähr die Hälfte an Fahrgästen verlo- le Investitionen für den Fahrbetrieb, die ren geht. Im Falle des Spätzuges ist dies das Angebot noch kostengünstiger und besonders schmerzlich, weil hier viele effektiver machen könnten. Z.B. sind zur Fahrgäste als „Fernfahrer“ bezeichnet Zeit Tank- und Wartungsfahrten nach werden können, die einen „teuren“ Fahr- Gießen erforderlich. Wenn ein Betreiber schein gekauft haben und im Falle des keine Planungssicherheit für 10 bis 15 Umstiegs auf den PKW dann für eine Jahre hat, ist ihm eine Investition in eine längere Strecke als z.B. Marburg – Dieseltankstelle, z. B. in Bad Laasphe, Friedensdorf für den öffentlichen Verkehr nicht zu zumuten. verloren sind. Es ist unverständlich, weshalb der Mitglieder des AFS haben die letzte Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) Fahrt der abendlichen Regionalbahn von bisher noch keine Leistungsausschrei- Marburg nach Bad Laasphe am 8. De- bung für diese Strecke vorgenommen hat. zember 2006 begleitet und die Fahrgäste Egal wer die Ausschreibung gewinnt, für über bessere Alternativen informiert. den Betreiber entsteht ein wirtschaftlich kalkulierbarer Zeitrahmen, innerhalb des- Bessere Ideen für die Obere sen er so planen kann, dass sein Angebot optimiert wird und wirtschaftlicher ist. Lahntalbahn: Dadurch ergäbe sich ein finanzieller AFS und Pro Bahn & Bus fordern: Der Spielraum zur Ausweitung des Angebo- abendliche Zug nach 20 Uhr ist wieder tes und zur Komfortsteigerung auf der einzuführen, wobei die Abfahrzeit in Strecke. Marburg auf den Anschluss aus Kassel abzustimmen wäre. Von Montag bis Frei- Auch von einem neuen Haltepunkt tag sind auf der Strecke einzelne Ver- „Marburg Mitte“ in unmittelbarer Nähe dichtungen notwendig, insbesondere eine zur Marburger Innenstadt und zur Uni- Fahrt ab ca. 15.30 Uhr von Marburg für versität sowie einer Verlängerung der Schüler und Pendler. Parallele Busfahrten Züge nach Marburg Süd würde die Obe- müssen auf Zeiten verlegt werden zu de- re Lahntalbahn profitieren. nen kein Zug fährt. Derzeit gibt es Zug- 22 HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell Neuer Fahrplan auf der Burgwaldbahn Marburg – Frankenberg (js) Wie bereits in der letzten Hessenschiene angekündigt, fielen die Fahrplan- kürzungen glücklicherweise recht bescheiden aus. Dies soll wohl daran gele- gen haben, dass der Nordhessische Verkehrsverbund die Leistungen nicht rechtzeitig bei der Kurhessenbahn abbestellt hat. Die einzige Zugstreichung betraf die RB 23659 (Frankenberg ab 9.40 Uhr, Marburg an 10.23 Uhr). Doch diese Maßnahme ist wieder ein Darüber hinaus werden Gaswagen nach genialer Schildbürgerstreich, mit dem un- Allendorf/Eder befördert. Unregelmäßig geheure Summen eingespart werden verkehren weiterhin Holzganzzüge nach konnten, da auf eine Streichung des Ge- Battenberg. genzuges großzügig verzichtet wurde. Der Sehr positiv zu bewerten ist ein zusätz- Triebwagen muss nun als Leerfahrt nach licher (!) Spätbus, der Marburg um 22.30 Marburg überführt werden, um von dort Uhr verlässt, und von Montag bis Frei- wieder die Leistung nach Frankenberg tag verkehrt. Leider endet dieser Bus übernehmen zu können. Da der Übergabe- bereits schon am Bahnhof Münchhausen, güterzug oft eine Stunde vor seiner plan- so dass eine Fahrtmöglichkeit bis Fran- mäßigen Abfahrtszeit bereits zur Rück- kenberg bedauerlicherweise nicht besteht. fahrt nach Gießen bereit steht, wird ver- Mit dieser Spätverbindung haben Einwoh- einzelt der Leertriebwagen ab Franken- ner des Landkreises Marburg-Biedenkopf, berg am Zugschluss der Übergabe einge- die an der Burgwaldbahn wohnen, end- stellt, dann aber in Münchhausen wieder lich die Möglichkeit, nach einem Kino- abgekuppelt, um seine Fahrt allein fort- besuch o. ä. mit dem ÖPNV wieder nach zusetzen. Hause zu fahren. Der Endpunkt in Ebenfalls sind Änderungen im Güter- Münchhausen lässt darauf schließen, dass zugfahrplan in Erscheinung getreten. So der RMV hier einen Alleingang vorge- verlässt die Übergabe Gießen – Franken- nommen hat. Es wäre wünschenswert, berg den Bf. Marburg etwa eine Stunde wenn der NVV diesen Faden aufnehmen später als bisher, um die erste RB 23651 und die Verbindung bis Frankenberg ver- gegen 6.05 Uhr in Münchhausen zu kreu- längern würde. zen. Durch diese Maßnahme konnten die 212 062-4 + 212 001-2 rangieren vor dem Besetztzeiten der Bahnhöfe der Burgwald- abgebranntenFrankenberger Lokschuppen bahn gekürzt werden, was tatsächlich zu Foto: Jürgen Schmied Einsparungen führt. Die Güterübergabe fällt montags meist aus, während Dienstags bis Donnerstags oft gefahren wird. An Freitagen besteht nicht immer Bedarf zu fahren. Als Transportgut fällt weiterhin Holz an, das in Frankenberg be- oder entladen wird. HS Nr. 67 23
Mittelhessen aktuell „Murks und nochmal Murks!“ Neuer Fahrplan der Vogelsbergbahn (hl) Seit dem 9. Dezember 2006 gilt der neue Fahrplan der Vogelsbergbahn. Neben allgemeinen Leistungskürzungen von 93.000 km auf dieser Linie ha- ben die Fahrplanstrategen des RMV in der morgendlichen Hauptverkehrs- zeit mit der gegenseitigen Abhängigkeit der Fahrplantrassen von RB 25202, RB 25211 und RB 25206 die Pendler, insbesondere die Fernpendler nach Frank- furt Hbf, mit massiven Verspätungen beglückt. Während vor dem Fahrplanwechsel Gießen zu einem Lotteriespiel (s. Dia- mit Ankunft der RB aus Richtung Fulda gramm). Die darin enthaltenen Verspä- ( Bhf. Gießen an 6:46 Uhr) der Über- tungen sind von Veröffentlichungen der gang zum IC nach Ffm nahezu immer DB AG übernommen und bieten keinen reibungslos möglich war, eröffnete sich Interpretationsspielraum. Anhand dieses für die Vogelsbergbahnpendler ab dem Diagramms kann selbst der Laie erken- 11.12.2006 eine katastrophale Situation. nen, mit welchem Stress die betroffenen Durch die nachlässige Planung der Pendler ihren Anschluss (Arbeitsplatz) Fahrplantrassen mit Brechung eines Zug- erreichen / erreichten, bzw. wann der laufes in Lastrichtung (RB 25206) wurde zuschlagspflichtige IC nicht erreicht wur- die Anschlussbeziehung zum IC 2273 in de. Ankunftsverspätung der Regionalbahn RB25206 in Gießen vom 20.12.2006 bis 07.02.2007 (ausgenommen 19.01.2007 wegen Sturm) 14 13 13 12 11 Verspätung bei Ankunft in Gießen Verspätung (Minuten) (Minuten) 10 9 durchschnittliche Verspätung bei Ankunft in Gießen (Minuten) 8 8 8 8 8 7 6 6 6 6 5 4 4 3 3 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 0 06 06 06 06 07 07 07 07 07 07 07 07 07 07 07 07 07 07 2. 2. 2. 2. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 2. 2. 2. .1 .1 .1 .1 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 21 22 27 29 03 04 05 08 09 10 11 15 16 17 18 02 08 13 Erfassungszeitraum Das Diagramm zeigt eine durchschnittliche Ankunftsverspätung von 4,5 Minuten bei einem planmäßigen Übergang von 6 Minuten auf den IC 2273 Richtung Frankfurt. 24 HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell Ein Stimmungsbild der betroffenen gehen davon aus, dass die Fahrgäste eine Vogelsbergbahnpendler ließ sich bereits Alternative finden“ als nicht zu übertref- schon vor Weihnachten in einer Mittags- fende Verhöhnung aller zahlenden Fahr- sendung von hr 4 Mittelhessen erkennen. gäste anzusehen. All jene Pendler, die spätestens um 8 Uhr Die Verspätungen der RB 25206 lie- an ihren Frankfurter Arbeitsplätzen sein gen ursächlich in der Fahrplantrasse der müssen, zahlen für die Nutzung des IC zuvor verkehrenden RB 25202. Wenn die 2273 noch einen zusätzlichen monatlichen RB 25202 mit Verspätung in Gießen ein- Aufpreis von derzeit 23,90 Euro auf den trifft, wird RB 25211in Gegenrichtung jetzigen Jahreskartenpreis von 2.145,00 auch nicht pünktlich Gießen verlassen Euro. und ihrerseits mit Verspätung den Im Gegensatz zum NVV erhalten die Kreuzungsbahnhof Großen Buseck errei- RMV-Kunden weder für Verspätungen chen. Da die RB 25211 außerdem plan- noch für die fremdverschuldete, verhin- mäßig auch noch auf dem Streckengleis derte Inanspruchnahme der von uns Pend- einfährt, muss die RB 25206, welche vor- lern vorfinanzierten Leistung (IC Zu- her mit planmäßiger 5 minütiger Warte- schlag) eine Entschädigung bzw. eine an- zeit am Bahnhofsgleis eingetroffen ist, vor teilige Kostenrückerstattung. Unter die- ihrer Weiterfahrt in Lastrichtung die Ab- sen Gegebenheiten ist die Äußerung des fahrt der kreuzenden RB 25211 abwarten Pressesprechers des RMV, Herrn Peter sowie die aussteigenden Reisenden der RB Vollmer, am 13. Dezember im Gießener 25211 passieren lassen. Die regelmäßigen Anzeiger zum Mittelhessenexpress „ Wir Verspätungen der RB 25206 waren somit für die Fachleute des RMV vorhersehbar. Regionalbahnen müssen in Bei der jetzigen Fahrplanperiode wur- der Hauptverkehrszeit kurz vor dem Endbahn- de die Abfahrt der frühen RB 25202 in hof Gießen bis zu 10 Alsfeld von 5:16 Uhr auf jetzt 5:20 Uhr Minuten warten verlegt. Da die RB 25202 auf dem Weg nach Gießen keine Kreuzungen auf- weist, könnte ohne weiteres (mit sofortiger Wirkung!) die Abfahrt auf allen Unterwegs- bahnhöfen wie bereits im Fahr- plan 2006 wieder 4 Minuten frü- her erfolgen. Damit ergibt sich zwangsläufig eine frühere Ankunft in Gießen, verbunden mit der pünkt- lichen Abfahrt von RB 25211 nach Fulda. Mit einem weiteren Vorziehen der Abfahrt in Alsfeld ließe sich sogar ein Anschluss zum Mittelhessenexpress (Gie- ßen ab 6:23 Uhr) nach Frankfurt her- HS Nr. 67 25
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