HESSEN SCHIENE - Pro Bahn & Bus eV

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HESSEN
SCHIENE
    Nr. 67 D: 1,80 Euro
                               Die Infozeitschrift
      März - Mai 2007
         ZKZ 04032
                              von Pro Bahn & Bus

 • Regiotram nach Wolfhagen eröffnet
 • Vogelsbergbahn mit Fahrplanproblemen
 • ICE-Anschluss für Darmstadt vorgestellt

4:r;s
Inhalt

                                          Inhaltsverzeichnis

     Vorwort ........................................................................................................... 3
     Pro Bahn & Bus Pinwand ........................................................................... 4
     Tipps und Infos ............................................................................................... 6
     Aktuell
     RegioTram nach Wolfhagen eröffnet ............................................................ 7
     Neuer Geschäftsführer des NVV ................................................................... 9
     NVV-Fahrplanwechsel mit Preiserhöhungen ............................................ 10
     Fünf-Minuten-Garantie des NVV / Jahresrückblick ................................ 10
     NVV-Fahrplanbuch abgeschafft .................................................................. 11
     Mittelhessenexpress kommt bei Fahrgästen nicht gut an ........................ 12
     Modernisierung der Stationen der Horlofftalbahn ................................... 18
     Die aktuelle Situation der Oberen Lahntalbahn ....................................... 21
     Neuer Fahrplan auf der Burgwaldbahn Marburg-Frankenberg ............... 23
     Neuer Fahrplan der Vogelsbergbahn „Murks und nochmal Murks“ ..... 24
     Erster modernisierter Triebwagen im Kurhessenbahnnetz ...................... 28
     Sturmschäden durch den Orkan „Kyrill“ im Kurhessenbahnnetz ......... 29
     Lumdatalbahn: Grundstücksverkäufe behindern Reaktivierung ............ 30
     Lahntalbahn: Aufwändige Tunnelsanierung .............................................. 31
     Neues Bahnhofsgebäude in Rüsselsheim feierlich eröffnet ..................... 34
     Neues Instandhaltungszentrum der Bahn in Frankfurt-Griesheim ......... 36
     Neuer S-Bahn-Haltepunkt Schwalbach-Nord ............................................. 37
     Nass. Touristikbahn und ESWE wollen enger zusammenarbeiten ......... 38
     Bahn bestellt 42 Doppelstockwagen für Hessen ....................................... 39
     ORN gewinnt Ausschreibung ...................................................................... 40
     Eine positive Bilanz für die Überwaldbahn ............................................... 41
     HEAG modernisiert den Fahrzeugpark / Neue Haltestellen .................. 43
     Einigung bei der Anbindung von Darmstadt an den ICE ...................... 46
     DB-Regio gewinnt Ausschreibung um „E-Netz Würzburg“ .................... 52
     Frankfurter und Kasseler Fahrpreise im Städtevergleich ........................ 53
     Reisetipp: Dampfsonderzug FD Herkules zum NVV nach Kassel ....... 58
     Buchtipp: 50 Jahre Hessische Landesbahn GmbH ................................... 60

     Streckentelegramm .................................................................................... 61
     Schlusslicht ................................................................................................... 66

         2                                                                                               HS Nr.67
Vorwort

Liebe Mitglieder,
liebe Freunde des Schienenverkehrs,

„Eigentumswohnungen Friedberg – 10 Minuten zur S6“, „Oberursel Nähe U-Bahn“
- so oder so ähnlich beginnen zahlreiche Wohninserate im Rhein-Main-Gebiet. Der
Aufbau der Schnellbahnsysteme in den letzten drei Jahrzehnten hat die Region
zweifellos attraktiver gemacht. Der Großraum Kassel entwickelt mit der Regio-
Tram ein eigenes Produkt, welches ähnliche Effekte bewirken wird – allerdings in
einem ungleich schwierigeren, weil von Abwanderung bedrohten Terrain. Die
Fahrgastzahlen im Nahverkehr der Stadt Frankfurt wuchsen 2006 um 3,13 %, im S-
Bahnbereich dürften sie sich ähnlich entwickeln.
   Für die etwas peripherer gelegenen Gebiete wurde in den 1990er Jahren die Idee
des Stadtexpress geboren: Taktverkehr mit Halt an allen Stationen bis zum regio-
nalen Oberzentrum und dann schnell in die Metropole. Die Taunusbahn war der
Prototyp, die Neue Odenwaldbahn und jüngst der Mittelhessen-Express folgten.
   Doch leider tut sich der Rhein-Main-Verkehrsverbund gerade mit diesen Syste-
men sehr schwer. Sowohl im Odenwald als auch in Mittelhessen wurde das Fahr-
gastaufkommen deutlich unterschätzt. Oder die Überfüllung zu Stoßzeiten wurde
einkalkuliert, denn zusätzliche Fahrzeuge kosten bekanntlich Geld. Da nutzt auch
das „Schönrechnen“ von Sitzplatzkapazitäten durch Hinzunahme früherer oder
späterer Züge nichts. Viele Fahrgäste sind nun einmal auf bestimmte Verbindungen
angewiesen, weil nicht jeder Arbeitgeber flexible Arbeitszeiten bietet. Oder weil
Anschlussfahrten nicht warten, bis der „sitzplatzstarke“ Zug eingetroffen ist.
  Top und Flop liegen aber auch beim NVV eng beieinander. Die zweite Diesel-
Regiotram Deutschlands (nach Nordhausen) nahm im Dezember ihren planmäßi-
gen Betrieb als Regionalbahn auf, das Verbindungsstück zur „Stadtbahn“ folgt in
wenigen Monaten. Doch leider scheint der Verbund wild entschlossen, die Strecke
nach Fritzlar und Bad Wildungen dem Erfolg an anderer Stelle zu opfern. Die
Reduzierung der Zugfahrten wurde durch einen massiv ausgebauten Busverkehr
„kompensiert“.
  Und auch das hohe Preisniveau des Kasseler Stadtverkehrs stimmt nachdenklich.
Der VCD-Preisvergleich in diesem Heft zeigt Kassel bei den Preissteigerungen seit
1996 an der Spitze einer Liste von 11 Regionen in Deutschland. Die aktuelle NVV-
weite Preissteigerung von 6% (und damit mehr als 4% über der Inflationsrate) passt
da leider ganz ins Bild.

  Michael Laux

      HS Nr. 67                                                          3
Regionalverband Nordhessen
Regionalleiter Hermann Hoffmann
Postfach 10 29 40                                                                            Mitglied im Deutschen Bahnkundenverband
34029 Kassel
Telefon und Telefax (05 61) 67 17 9

                                                              Korbach
                                                                                        Kassel

Regionalverband Mittelhessen.                                                                               Eschwege

Regionalleiter Jürgen Lerch
Bismarckstraße 3
35510 Butzbach
                                                                          Homberg (Efze)
Telefon (0 60 33) 1 60 47
mittelhessen@probahn-bus.org

                                                                                                   Bad Hersfeld
                                                    Marburg

                                      Wetzlar                              Lauterbach
                                                        Gießen
                                                                                                 Fulda

                     Limburg

                                                           Friedberg

                                      Bad Homburg

              Bad Schwalbach
                                                                  Hanau
                                  Hofheim
                                            Frankfurt
                      Wiesbaden
                                                         Offenbach

                                Groß-Gerau
                                                                                Regionalverband Rhein-Main
 Regionalverband Südhessen                                                      Regionalleiter Horst Mader
 Regionalleiter Gernot Hornik                       Darmstadt
                                                                                Postfach 2202
 Postfach 1864                                                                  61292 Bad Homburg
 65008 Wiesbaden                                                                Telefon (0 61 72) 80 06 06
 Telefon und Telefax                                                            Telefax (0 61 72) 98 33 38
 (0 61 26) 5 76 60                                                              rheinmain@probahn-bus.org
                                         Heppenheim
 suedhessen@probahn-bus.org                                      Erbach         Geschäftsstelle
 Pro Bahn & Bus Schriftenversand                                                Bahnhofstraße 102
 Postfach 18 64                                                                 36341 Lauterbach
 65008 Wiesbaden                                                                Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27
 Telefax (0 61 26) 5 76 60                                                      info@probahn-bus.org

 Regionalverband Wiesbaden/Rheingau-Taunus                                      Regionalverband Osthessen e.V.
 Regionalleiter Gernot Hornik                                                   Regionalleiter Werner Filzinger
 Postfach 18 64                                                                 Bahnhofstraße 102
 65008 Wiesbaden                                                                36341 Lauterbach
 Telefon und Telefax (0 61 26) 5 76 60                                          Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27
 wiesbaden@probahn-bus.org                                                      osthessen@probahn-bus.org
Datum       RV    Veranstaltung           Ort
05.03.07          RV-Treff Wiesbaden /    Gaststätte "Ziegelhütte",
            WRT
 20 Uhr           Rheingau-Taunus         Am Bahnhof 6, Idstein

06.03.07                                  Gasthaus Brauerei "Alt Gießen",
            MHS   RV-Treff Mittelhessen
19:30 Uhr                                 Westanlage 30-32, Gießen

14.03.07                                  Landesgeschäftsstelle
            OHS   RV-Treff Osthessen
18:30 Uhr                                 Lauterbach, Nordbahnhof

03.04.07                                  Gasthaus Brauerei "Alt Gießen",
            MHS   RV-Treff Mittelhessen
19:30 Uhr                                 Westanlage 30-32, Gießen

12.04.07                                  Haus am Fluss,
            NHS   RV-Treff Nordhessen
18:30 Uhr                                 Brückenstr. 21, Melsungen

                  RV-Treff Wiesbaden /
16.04.07    WRT                           Gaststätte "Zum Niederwald",
                  Rheingau-Taunus /
18:30 Uhr   SHS                           Niederwaldstr. 10, Wiesbaden
                  Südhessen

07.05.07          RV-Treff Wiesbaden /    Gaststätte "Ziegelhütte",
            WRT
 20 Uhr           Rheingau-Taunus         Am Bahnhof 6, Idstein

08.05.07                                  Gasthaus Brauerei "Alt Gießen",
            MHS   RV-Treff Mittelhessen
19:30 Uhr                                 Westanlage 30-32, Gießen

09.05.07                                  Gaststätte "Terminal",
18:30 Uhr
            OHS   RV-Treff Osthessen      Bahnhof Fulda

                    Unsere Treffen vor Ort

     Kontaktadressen
 Haben Sie FFragen
              ragen zu Ihrer Bahn-
 strecke, Verbesserungsvorschläge,
          Verbesserungsvorschläge,
    oder möchten Sie einfach das
  nächste Arbeitskreistreffen besu-
                                              Lumdatalbahn AG
  chen? Links finden Sie Ansprech-
                                              Postfach 1106
 adressen. Die genannten PProBahn
                             roBahn
                                              35467 Allendorf
    & Bus-Mitglieder helfen Ihnen
            gerne weiter!
Tipps und Infos

Mit dem ICE von Mainz oder                    Zum Hessentag mit der Bahn
Wiesbaden nach Köln und                       (jl, rmv) Die diesjährige Hessentagstadt
                                              Butzbach ist in idealer Weise mit der Bahn
zurück für 29 Euro                            zu erreichen. Butzbach liegt an der Main-
„Freizeit-Ticket“ gilt bis Ende März /        Weser-Bahn Frankfurt-Kassel mit min-
Züge können frei gewählt werden               destens stündlichen Regionalexpress- und
(fl) Einmal den Kölner Dom besuchen,          Regionalbahnhalten. Frankfurt am Main
einige Kölsch verkosten oder mal wieder       Hbf ist etwa 30 min entfernt, Gießen 10
Tempo 300 fahren - das ist mit dem            min und Mar-
schnellen ICE als Tagesausflug für nur        burg weniger
29 Euro möglich. Das „Freizeit-Ticket“        als eine halbe
bietet die Deutsche Bahn (DB) als Hin-        Stunde. Vom
und Rückfahrt von Mainz oder Wiesba-          nahe an der In-
den nach Köln an.                             nenstadt gelege-
                                              nen Bahnhof
                                              sind es nur we-
                                              nige Gehminu-
                                              ten zum Fest-
                                              gelände und
                                              zur Hessentags-
                                              straße.     Der
                                              diesjährige
                                              Hessentag findet vom 1. bis 10. Juni statt.

    Es gibt keine Zugbindung oder Kon-          Titelbild: Eine Diesel-Regiotram kreuzt im
tingentierung, das heißt die Züge können      Bahnhof Zierenberg einen Regionalexpress der
frei gewählt werden. Das „Freizeit-Ticket“          Kurhessenbahn Richtung Kasssel-
gilt einen Tag lang bis um 3 Uhr des Folge-    Wilhelmshöhe Foto (04.01.2007): J. Lerch
tages. Die Fahrten können ohne Vorkaufs-
                                              Rückseite: Hochgeschwindigkeitsverkehr im
frist sofort angetreten werden.               Edertal? Im Zuge einer Lokführerschulungs-
                                                fahrt zum Einsatz bei der Fußball-Welt-
   Der Preis von 29 Euro pro Person für
                                              meisterschaft erreichte am 10. Mai 2006 ein
Hin-und Rückfahrt bezieht sich auf den
                                                Diesel-ICE der Baureihe 605 sogar den
Kauf am Automaten oder im Internet.              Bahnhof Herzhausen. Es ist wohl sehr
Beim Kauf in DB-Reisezentren und DB-              unwahr-scheinlich, dass sich dieser
Agenturen kostet das Ticket 34 Euro.          Paradezug ein weiteres Mal an den Edersee
Weitere Ermäßigungen, z.B. mit BahnCard                      verirren wird.
oder Mitfahrerrabatt sind genauso ausge-
schlossen wie ein Umtausch. Das Ange-              Foto: Manfred Ritter, Slg. Schmied
bot gilt ausschließlich für ICE-Züge.         Fotos, wenn nicht anders bezeichnet: J. Lerch

       6                                                            HS Nr. 67
Nordhessen aktuell

RegioTram (RT) nach Wolfhagen eröffnet
(hh, hm, nvv) Dieselhybridfahrzeuge bedienen seit 10. Dezember im Takt-
verkehr die nicht elektrifizierte eingleisige Schienenverbindung zwischen
(Kassel - ) Obervellmar und Wolfhagen. Vierzehn Stationen werden angefah-
ren und das Ziel in 42 Minuten erreicht.
    Die Eröffnungsfeierlichkeiten wurden zügen von Kassel Hbf. und Wolfhagen
am 27. Januar 2007 am Bahnhof Weimar am Bahnhof Weimar in Ahnatal ein. Sie
nachgeholt. Der NVV wollte erst einmal wurden von der Ahnataler Bürgermeis-
abwarten, bis der neue Betrieb einiger- terin Regina Heldmann begrüßt. An-
maßen reibungslos abläuft.                schließend folgten die üblichen offiziel-
                                          len Reden. Aufgelockert wurde die Ver-
   Die Eröffnungsveranstaltung begann
                                          anstaltung durch kleine künstlerische Ein-
zu einer ungewöhnlichen Zeit, nämlich
                                          lagen. Gegen 18 Uhr bestand die Mög-
gegen 17 Uhr! Dieser Termin rief bei vie-
                                          lichkeit zu Schnupperfahrten nach Kas-
len Anwesenden, nicht nur bei Fotogra-
                                          sel und Zierenberg.
fen, ein Kopfschütteln hervor. Fast den
ganzen Tag herrschte herrliche Winter- Die neue Strecke Kassel - Wolfhagen
sonne. Zur Eröffnung war es dann bei
                                             Seit dem 10. Dezember 2006 werden
hereinbrechender Dunkelheit durch einen
                                          täglich 26 RegioTram-Fahrten zusätzlich
eisigen Wind bitter kalt.
                                          zu den RegionalExpressfahrten angebo-
   Viele Gäste trafen gegen 17 Uhr mit ten. Somit fährt stündlich mindestens eine
den beiden planmäßigen RegioTram- RegioTram an allen Stationen und in

                                                                Ahnatals
                                                                Bürgermeisterin
                                                                Regina Heldmann
                                                                begrüßt die Gäste.
                                                                Auf der Bühne von
                                                                links: Heike Knauff-
                                                                Oliver, NVV-
                                                                Pressesprecherin, Dr.
                                                                Jürgen Barthel, NVV-
                                                                Geschäftsführer, Prof.
                                                                Rainer Meyfahrt,
                                                                RBK-Geschäftsführer,
                                                                Regierungspräsident
                                                                Lutz Klein und der
                                                                Landrat des Kreises
                                                                Kassel, Dr. Udo
                                                                Schlitzberger.
                                                                Foto: D. Rohrbach

       HS Nr. 67                                                            7
Nordhessen aktuell

Ahnatal-Weimar, Zierenberg und Wolf-           im Rahmen dieses innovativen Verkehrs-
hagen zusätzlich jede Stunde ein Regional-     konzeptes angeschafft.
Express, sodass hier eine halbstündige            Auf der Strecke wurden 30 km Gleise
Bedienung eingerichtet ist. Mit dem            und acht Verkehrsstationen modernisiert.
neuen Fahrplan wurde auch das Angebot          Die neue Leit- und Sicherheitstechnik für
am Wochenende deutlich verbessert.             die Abwicklung von Regionalzügen und
   Nach einem sechswöchigen Vorlauf ist        RegioTrams macht eine Erhöhung der
eine deutlich positive Resonanz bei den        Streckengeschwindigkeit auf 100km/h
Fahrgästen auf diesem Streckenabschnitt        und damit eine kürzere Reisezeit mög-
zu bemerken. Beschwerden sind um die           lich.
Hälfte gesunken.                                  Im Sommer diesen Jahres wird der jet-
                                               zige Vorlaufbetrieb mit dem Durchbruch
Konzept und Fahrzeuge                          am Kasseler Hauptbahnhof vollendet.
   Als nordhessische Botschafter der Brü-      Dann führen alle RegioTram-Linien aus
der Grimm auf der Schiene tragen die           dem Umland ohne Umstieg direkt in die
neuen RegioTrams alle Märchennamen.            Kasseler Innenstadt. Das Oberzentrum
Insgesamt 28 Fahrzeuge, davon 10 hoch-         Kassel wird mit dem nordhessischen
moderne Dieselhybrid-Fahrzeuge für die-        Umland und den Mittelzentren in engem
sen Streckenast, wurden für die Region         Takt verbunden sein.

                  Eine Diesel-Regiotram fährt in den Bahnhof Zierenberg ein

       8                                                               HS Nr. 67
Hessen aktuell

Wolfgang Dippel ab 1. Februar 2007
neuer Geschäftsführer des NVV
(hh) In der letzten Hessenschiene wurde über den plötzlichen Tod des NVV-
Geschäftsführers Thomas Rabenmüller im Oktober 2006 berichtet. Nach drei
Monaten hat der NVV-Aufsichtsrat den bisherigen NVV-Prokuristen Wolfgang
Dippel zum Geschäftsführer gewählt. Auch Kassels Stadtkämmerer Dr. Jürgen
Barthel bleibt NVV-Geschäftsführer.
   Der 57-jährige Wolfgang Dippel ist im       Als neuer Geschäftsführer will der er-
Kreis Hersfeld-Rotenburg aufgewachsen,      fahrene NVV-Prokurist die RegioTram
machte als Fahrschüler Bekanntschaft mit    fertig aufs Gleis bringen, den Stadtbahn-
der Bahn und war zunächst in der Ver-       hof in Eschwege bauen und die Bahnstre-
waltung tätig. Nach dem Abitur studierte    cke Korbach - Frankenberg reaktivieren.
er Jura, wurde Rechtsanwalt und 1990 als    Wichtig sind ihm Gespräche mit Kunden,
SPD-Kandidat Bürgermeister in Bebra.        auch in Sachen Multiticket: „Wir werden
Nach 6 Jahren verlor er bei einer Direkt-   den Verkauf der Tageskarten genau beo-
wahl dieses Amt an den CDU-Konkur-          bachten. Wenn es aus betriebswirt-
renten Horst Groß. Dippel wohnt in ei-      schaftlichen Gründen mit dem Multiticket
ner Doppelhaushälfte seiner Heimatstadt     besser läuft, wird es wieder eingeführt.“
Bebra und sitzt im Gemeindeparlament.
Er ist seit 31 Jahren verheiratet und hat      NVV-Aufsichtsratsvorsitzender Land-
zwei Töchter.                               rat Dr. Udo Schlitzberger (Landkreis
                                            Kassel) betont den „bruchlosen Über-
                                            gang“ bei dieser Geschäftsführerwahl,
                                            weil Dippel als Jurist und Prokurist schon
                                            mehrere Jahre im NVV tätig war. Schon
                                            bald stehen wichtige Gespräche mit Kur-
                                            hessenbahn bzw. DB Regio an. Im Auf-
                                            sichtsrat des NVV sitzen neben Schlitz-
                                            berger die anderen Landräte aus den
                                            nordhessischen Landkreisen Hersfeld-
                                            Rotenburg, Schwalm-Eder, Waldeck-
                                            Frankenberg und Werra-Meißner, Kassels
                                            Oberbürgermeister und zwei Staatssek-
                                            retäre des Landes aus dem Verkehrs- und
                                            Finanzministerium.

                                            Der neue Geschäftsführer des NVV,
                                            Wolfgang Dippel
                                            Foto: Dieter Rohrbach

       HS Nr. 67                                                                9
Nordhessen aktuell

NVV-Fahrplanwechsel mit Preiserhöhungen
ab 10. Dezember 2006
Nordhessen zahlen im Durchschnitt 6 % mehr - Neue Tageskarte
(hh) In vielen Städten gibt es schon die Tageskarte, die nun auch im Ballungs-
raum Kassel für 5,40 Euro pro Person erworben werden kann. Die Tageskarte
für Kleingruppen bis 5 Personen kostet 8,40 Euro. Für Besucher der documenta
2007 ist dieses Angebot attraktiv. Verlierer sind zum Fahrplanwechsel Famili-
en, die außerhalb des Kassel Plus-Gebietes wohnen, denn für sie wird das
Multiticket abgeschafft und durch das Gruppenticket ersetzt.
   So verteuert sich die Fahrt von Bebra des Bundes, die vom Land Hessen und
nach Kassel um 38%: Multiticket bisher dem NVV nicht ausreichend aufgefangen
21 Euro, Gruppenkarte jetzt 29 Euro. werden können. Nun muss der Fahrgast
Ähnliche Preisvergleiche stellten Anfang für das geschnürte Sparpaket zahlen.
Januar 2007 die Bürgermeister von Groß- Besonders Berufspendler werden den Auf-
almerode, Helsa und Hessisch Lichtenau schlag spüren und zusätzlich darüber ver-
für die Fahrt nach Kassel auf. Es wird ärgert sein, dass gewohnte Zugverbindun-
befürchtet, dass die von den Gemeinden gen wegfallen. Pro Bahn & Bus befürch-
bezuschussten Linienbusse und Straßen- tet, dass auch diese Bahnkunden in das
bahnen zu schwach besetzt sind, weil Fa- Auto umsteigen. Hierdurch wird die Aus-
milien auf das Auto umsteigen. Manche lastung der Züge verschlechtert und der
Bewohner aus diesen Gemeinden fahren Teufelskreis künftiger Fahrplanaus-
mit dem Auto nach Kaufungen, um von dünnungen beschleunigt. Schmerzhafte
hier das Multiticket des Kassel-Plus-Be- Einschnitte gab es z.B. zwischen Wabern
reichs auszunutzen.                       und Bad Wildungen sowie zwischen
   Grund für die Preiserhöhungen sind Hofgeismar-Hümme und Warburg
Kürzungen der Regionalisierungsmittel (Westf).

Fünf-Minuten-Garantie des NVV - Jahresrückblick
Hohe Zufriedenheit der Fahrgäste nach 7 Monaten
(hh) Mitte Mai 2006 gab der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) eine
Pünktlichkeitsgarantie ab: Wenn sich Busse und Bahnen in Nordhessen um
mehr als 5 Minuten verspäten, wird auf das entwertete NVV-Ticket das Fahr-
geld in voller Höhe erstattet (siehe auch Hessenschiene Nr. 64 Seite 7). Kurz
vor Weihnachten lud der NVV erneut zu einer Pressekonferenz ein, um über
die Ergebnisse der ausgewerteten Daten zu berichten. Die 5-Minuten-Garan-
tie ist immer noch einzigartig in Deutschland.
   Knapp 200 000 Menschen benutzen         se des NVV. Davon gaben im Durch-
täglich die Züge, Straßenbahnen und Bus-   schnitt täglich 140 Fahrgäste Beschwer-

       10                                                      HS Nr. 67
Nordhessen aktuell

den ab. Das ist weniger als der tausends-    Haltestellen und Bahnhöfen. Hinzu kom-
te Teil. Ungefähr 30 000 Tickets sind seit   men Beschwerden wegen überfüllter Züge
dem 8. Mai 2006 zwischen Eschwege und        und Busse im Pendelverkehr.
Schwalmstadt, Brilon und Bad Hersfeld           Wenn Kunden sich sofort per Handy
reklamiert worden. 60 000 Euro hat der       oder Internet beschweren, kann der NVV
Verkehrsverbund seinen Kunden zurück-        schnell reagieren. Mittels eines in
gezahlt, also im Durchschnitt 2 Euro.        Deutschland einmaligen internetbasierten
   Die angegebene Erstattungssumme           Datenbanksystems ist der NVV in der
mag hoch erscheinen. Jutta Kepper, Lei-      Lage, Schwachstellen des Nahverkehrs zu
terin von Marketing und Kommunikati-         erkennen und dem Verursacher weiter zu
on beim NVV, weist darauf hin, dass          melden.
Fahrgäste in diesen Fällen Marktforscher        Eine Beschwerde kostet den NVV 6,40
seien. Marktforschungsuntersuchungen         Euro an Verwaltungsaufwand. Vor eini-
durch Institute verursachen dagegen hö-      gen Monaten betrug dieser Aufwand im
here Kosten. Der größte Teil der Fahr-       Durchschnitt 53,60 Euro. Mit der schnel-
gäste (92%) meldete Verspätungen oder        leren Abwicklung ist die Zeit, in der der
gar Ausfälle. Außerdem gab es Beschwer-      Kunde auf eine Antwort warten muss, von
den über das Personal, mangelnde Infor-      14 auf 5 Tage gesunken. Beschwerden
mation, Einrichtungen und Anlagen (Sau-      nimmt der NVV unter Tel. 0561/ 709490
berkeit) und mangelnde Sicherheit an         oder Fax 0561/7094940 entgegen.

Fahrplanbuch abgeschafft
(hh) Das bisherige NVV-Fahrplanbuch erschien manchen Bahn- und Buskunden
zu unhandlich und zu dick. Bei der Planung von Fahrten, die nicht täglich vor-
kommen, war es aber nützlich. Nun muss sich der Fahrgast im Internet (nicht
überall verfügbar) oder mit Faltblättern in Kundenzentren informieren.
    Nach Auskunft des NVV hilft auch die mitteilungen Linienbusse in Richtung
telefonische Servicenummer 0180 234 Hofgeismar und Zugverbindungen zwi-
0180. Nun hofft Pro Bahn & Bus noch auf schen Altenbeken und Göttingen bekannt
Fahrplanhefte im Sommer 2007, wenn mit gibt, vielleicht sogar Abfahrtszeiten der
Einführung der RegioTram im Kasseler Fernzüge in Göttingen. Ein Bad Wil-
Hauptbahnhofstunnel der Fahrplan erneut dunger Fahrplan könnte neben lokalen
umgestellt werden muss. Handliche Fahr- Buslinien die Busverbindung Frankenberg
pläne könnten auf regionaler Ebene (z.B. - Fritzlar - Kassel sowie Züge in Rich-
Altkreis Hofgeismar oder Baunatal mit tung Wabern mit Anschlüssen von und
Nachbargemeinden) herausgegeben wer- nach Marburg bzw. Kassel enthalten.
den. In Dänemark gibt es regionale Bahn- Abfahrtszeiten der Fernzüge in Kassel-
und Busfahrpläne mit großem Anzeigen- Wilhelmshöhe sollten nicht fehlen. Für
teil. Sie werden in Geschäften, Hotels usw. die Region KasselPlus wäre ein umfang-
kostenlos abgegeben. Denkbar wäre z.B., reicheres Fahrplanheft angebracht.
wenn Bad Karlshafen in den Kurgast-

        HS Nr. 67                                                            11
Mittelhessen aktuell

„S-Bahn mit Klo“:
Mittelhessenexpress kommt bei
Fahrgästen nicht gut an
(jl) Zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember startete der Mittelhessenexpress.
Flügelzüge aus Dillenburg und Treysa mit Halt an allen Stationen werden in
Gießen zusammengekuppelt und fahren dann als Regionalexpress nach Frank-
furt. Vom RMV als Erfolg propagiert („Mittelhessen bekommt Flügel“), muss-
ten viele Fahrgäste gegenteilige Erfahrungen sammeln. Besonders die einge-
setzten Fahrzeuge geben Anlass zu Kritik.
    Mit einer Sonderfahrt am Eröffnungs- zukunftsweisend für eine ganze Region
tag stellten RMV-Geschäftsführer Volker und als positives Signal für attraktiven
Sparmann, Dr. Klaus Vornhusen, Kon- Nahverkehr in Hessen auch in Zeiten
zernbevollmächtigter der DB AG für das knapper Mittel: „Mit dem neuen Mittel-
Land Hessen sowie Vertreter der angren- hessen-Konzept profitiert nicht nur die
zenden Landkreise und Gemeinden das Region zwischen Dillenburg, Wetzlar,
Projekt den geladenen Gästen vor. Der Treysa, Marburg, Gießen und Friedberg
Landrat des Wetteraukreises und stellver- von den schnellen Verbindungen nach
tretende RMV-Aufsichtsratsvorsitzende Frankfurt, sondern auch die Main-
Rolf Gnadl würdigte das Projekt als metropole gewinnt, wenn die Region

       Mittelhessenexpress am ersten Betriebstag: Die Fahrgäste müssen etwas laufen,
                   weil sie mit einem so kurzen Zug nicht gerechnet haben

       12                                                             HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell

     Der stellvertretende RMV-
   Aufsichtsratsvorsitzende Rolf
     Gnadl bei der Eröffnungs-
      veranstaltung im Bahnhof
 Gießen, rechts der Konzernbe-
   vollmächtigte der DB AG für
              das Land Hessen,
           Dr. Klaus Vornhusen

Mittelhessen durch attraktive
Zugverbindungen als Wirt-
schaftsstandort und attraktives
Lebensumfeld gestärkt wird.“

   Während in Gießen vor
Pressevertretern und Ehren-
gästen die beiden Züge aus Treysa und        Triebwagen, ein Komplettausfall sowie
Dillenburg zur Weiterfahrt nach Frank-       überfüllte Züge, weil zu wenig Beför-
furt zu einer Einheit gekuppelt wurden,      derungskapazitäten von Seiten des Ver-
griff RMV-Geschäftsführer Sparmann das       bundes und der Bahn zur Verfügung ge-
Motto des neuen Konzeptes in seiner Rede     stellt wurden. Die Pünktlichkeit besserte
nochmals auf: „In dem Flügelkonzept          sich in den nächsten Tagen, jedoch konn-
spiegelt sich das Verständnis, das der       te man öfters feststellen, dass besonders
RMV von zeitgemäßem und kunden-              nach dem Kuppeln in Gießen Richtung
orientiertem Nahverkehr hat. Flexibilität    Frankfurt Verspätungen auftraten.
und Bedarfsorientierung gepaart mit Kom-
fort und Schnelligkeit sind die Kriterien,   Fahrplan wird stabiler – mangelnder
die Kunden an die Leistungsfähigkeit ei-
                                             Komfort bleibt
nes Verbundes vor allem in der Region
stellen.“ Er hoffe, dass dieses Angebot         Hatte man den Fahrplan nach einiger
künftig die Kunden im Wortsinn beflü-        Zeit im Griff, bleiben die Beschwerden
gele und sie die neuen Verbindungen zum      über die Fahrzeuge und die Sitzplatz-
Erfolg machten.                              kapazitäten bestehen. Fahrgäste sprechen
                                             von Zuständen wie bei „Viehtransporten“
    Was der RMV-Chef und die Fahrgäste       und von der „S-Bahn mit Klo“. Zu viele
jedoch unter Flexibilität, Bedarfs-          Türen, aber zu wenig Sitzplätze sowie
orientierung, Komfort und Schnelligkeit      breite Spalte zwischen Tür und Bahnsteig-
verstehen, scheinen verschiedene Dinge       kante, enge harte Sitze, fehlende Kopf-
zu sein. Der Montag nach der Umstel-         und Armlehnen, schlechte Gepäckablage-
lung auf den neuen Fahrplan geriet           möglichkeiten und mangelnder Fahr-
teilweise zum Desaster: Stark verspätete     komfort sind weitere berechtigte Kritik-

        HS Nr. 67                                                            13
Mittelhessen aktuell

      Kuppeln in Gießen: Der linke Zug ist bereits aus Dillenburg eingetroffen. Der rechte
      Triebwagen kommt aus Richtung Treysa und kuppelt in Kürze an 2 Fotos: F. Lang

punkte, die den RMV-Versprechungen                  Wer aufgrund von Anschlusszwängen
nach einem komfortablen Fahrzeug ge-             oder festgelegten Arbeitszeiten nicht auf
genüber stehen. Viele Fahrgäste halten die       andere Züge ausweichen kann, muss mit
Triebwagen vom Typ 425/426 für den               dem Mittelhessenexpress fahren. So
Regionalexpressverkehr aufgrund der              kommt es regelmäßig vor, dass in der
vorgenannten Mängel für ungeeignet und           Hauptverkehrszeit schon ab dem Frank-
fordern bequemere Fahrzeuge.                     furter Hauptbahnhof kein Sitzplatz mehr
                                                 frei ist. Fahrgäste müssen bis bis Bad
   Findige Pendler versuchten, soweit            Nauheim oder Butzbach stehen, wenn sie
möglich, auf andere Züge auszuweichen,           nicht frühzeitig am Bahnsteig sind.
die mit den bekannten Doppelstockwagen
verkehren. Jedoch wurden diese Züge                 In der Gegenrichtung kam es beson-
teilweise gekürzt und verkehrten nur             ders in der Adventszeit zu zahlreichen
noch mit vier oder fünf statt bisher sechs       Überfüllungen. So verkehren die Züge am
Wagen. Nach zahlreichen Beschwerden              Wochenende teilweise nur als Solo-
reagierten RMV und Deutsche Bahn und             triebwagen. An den Adventssonntagen
verlängerten ab 22. Januar wieder meh-           bekam man schon morgens um 10:20 Uhr
rere Doppelstockzüge auf eine Länge von          in Gießen keinen Sitzplatz mehr. Verspä-
sechs Wagen.                                     tungen waren die Folge. Am Wochenende

       14                                                                HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell

20. /21. Januar verkehrte sogar ein einzi-       welche in Bad Nauheim oder Butzbach ei-
ger Triebwagen vom Typ 426. Dieser hat           nen Stopp einlegen, nicht in Langgöns oder
weniger als 100 Sitzplätze und war               Großen Linden und umgekehrt.
aufgrund der viel zu geringen Größe rund            In der morgendlichen Hauptverkehrs-
15 Minuten verspätet.                            zeit wurden die Regionalbahnen Richtung
                                                 Gießen reduziert. Der als Ersatz angebo-
Weniger Regionalbahnverkehr
                                                 tene Mittelhessenexpress kommt so spät
zwischen Friedberg und Gießen                    in Gießen an, dass zahlreiche Schüler erst
    Unzufrieden sind auch viele Bahn-            einige Minuten nach dem Beginn der ers-
fahrerInnen auf dem Streckenabschnitt            ten Stunde ihre Schule erreichen. Würden
Gießen-Friedberg. Zahlreiche Regional-           Sie einen Zug früher fahren, müssten sie
bahnen sind seit Fahrplanwechsel wegge-          45 Minuten früher aufstehen! Aufgrund
fallen, sodass jetzt nur noch eine stündli-      dieser Problematik hat sich in Langgöns
che Fahrmöglichkeit zwischen den Stati-          eine Elterninitiative gegründet, die diesen
onen auf diesem Abschnitt besteht. So gibt       Missstand abstellen möchte. Ein Brief von
es zwar zahlreiche Regionalexpresshalte          Pro Bahn & Bus an den RMV zu diesem
in Bad Nauheim, Butzbach, Langgöns und           Thema blieb bis Redaktionsschluss Mitte
Großen Linden. Jedoch halten die Züge,           Februar jedoch unbeantwortet.
      Harte Sitze, keine Armlehnen, steile Rückenlehnen, geringer Sitzabstand: Das Reisen
                         über längere Entfernungen macht keine Freude

        HS Nr. 67                                                                    15
Mittelhessen aktuell

Ärger auch in den Stadtteilen von              den die schlechten Anschlüsse in Dillen-
Haiger                                         burg seitens RMV und DB-Regio lapidar
                                               mit „Trassenkonflikten“, bedingt unter
   Indessen bemüht sich die Stadt Haiger       anderem durch die Sanierung des Ruders-
intensiv um einen Anschluss an den Mittel-     dorfer Tunnels.
hessen-Express. Am liebsten hätte die in
Sachen Bahnverkehr engagierte Stadt eine          In einer von der Stadtverordneten-
Verlängerung aller Züge über Dillenburg        versammlung Haiger am 20.12.2006 ver-
hinaus bis zum eigenen Bahnhof gesehen.        abschiedeten Resolution wird noch weite-
Dem erteilte der RMV jedoch eine Absa-         re Kritik laut: „Ungeachtet der Tatsache,
ge und versprach gute Umsteigever-             dass die Stadt Haiger ihre angestrebten
bindungen zwischen den Regionalbahnen          Bedienungsvorstellungen auch in der An-
(Au-) Siegen – Dillenburg und dem Mittel-      hörung der Fortschreibung des regionalen
hessen-Express. Die Realität sieht leider      Nahverkehrsplanes ausführlich einbrach-
völlig anders aus. Die Züge verpassen sich     te und der RMV für die konkrete
um teilweise nur zwei Minuten (siehe           Fahrplankonzeptionierung eine unmittel-
Hessen-Schiene 66). Zwar ist die Kernstadt     bare Einbindung der Stadt signalisierte,
Haiger mit den Regionalexpresslinien           wurden weder durch den RMV, noch
Aachen – Gießen und Siegen – Frankfurt         durch den Kreisausschuss des Lahn-Dill-
gut erschlossen, die Stadtteile Sechshelden,   Kreises bzw. den Verkehrsverbund Lahn
Rodenbach und Dillbrecht / Fellerdilln sind    Dill (VLD) bei Erstellung des neuen Fahr-
jedoch auf die Umsteigeverbindungen per        planes der Stadt Haiger die Möglichkei-
Regionalbahn angewiesen. Begründet wer-        ten zur Stellungnahme gegeben.“
        Ein Mittelhessenexpress fährt aus dem Bahnhof Gießen Richtung Dillenburg aus

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Mittelhessen aktuell

Kommentar: Eine gute Idee wird verwässert
    Der Fahrplan 2007 / 2008 brachte für Mittelhessen viele Kürzungen.
Lahntalbahn und Vogelsbergbahn waren in besonderem Maße betroffen. Das
ist ungerecht, denn die Benachteiligung des ländlichen Raumes geht damit
weiter. Zu den Lichtblicken des Fahrplanjahres gehörte die Umsetzung des
Mittelhessen-Konzeptes mit der prinzipiell guten Idee eines Stadtexpress-
Verkehres für das Dilltal und die Region nördlich von Gießen.

   Die Umsetzung ist in vielen Bereichen leider mehr als dilettantisch. Da
„hängen“ an allen Ecken und Enden die Anschlüsse. In Dillenburg verpassen
sich der Mittelhessen-Express und die „3-Länder-Bahn“ – zwei waschechte
„Kinder der Regionalisierung“ und keine Überbleibsel aus Bundesbahn-
Fahrplanmacherzeiten – um teilweise zwei Minuten. Positiv dagegen der
angenäherte Stundentakt der RE-Züge zwischen Gießen und Siegen, auch
wenn der Teillinie Frankfurt – Gießen – Siegen eine recht lange Standzeit in
Gießen verordnet wurde.

   In Gießen, dem zentralen mittelhessischen Umsteigebahnhof, passt fast gar
nichts. Wer mit dem Mittelhessen-Express aus dem Dilltal oder von Marburg
her kommt, sieht in Richtung Fulda und Gelnhausen all zu häufig die Schluss-
lichter entschwinden. Pech hat auch, wer meint, per Mittelhessen-Express
schnell von Wetzlar nach Marburg oder umgekehrt reisen zu können. Ca.
zwanzig Minuten beträgt dort die Regelumsteigezeit.

   Auch die Kritik am Fahrzeugkonzept ist nicht als das übliche Gemecker
abzutun. Als Beweis möge die Tatsche dienen, dass die Deutsche Bahn bei
ihrer jüngsten Fahrzeugbestellung den komfortableren „Talent“ der Fahrzeug-
familie 425/426 vorgezogen hat. Da mag nicht nur der Fahrkomfort eine
Rolle gespielt haben – ein Indiz für die Mängel der „Quietschies“ ist es aber
allemal.

   Nicht umsonst haben Regionen wie Oberbayern es mit beharrlichem Druck
geschafft, die ungeliebten Triebwagen wieder durch modernisierte Altfahr-
zeuge zu ersetzen. Fahrgäste aus Garmisch-Partenkirchen und Umgebung
hatten den Fahrzeugwechsel erzwungen, weil „kein Mensch länger als 30
Minuten auf den harten Sitzen aushält“. Die zusätzliche Angst über ausblei-
bende Touristen, die sich ebenfalls beschwerten, zeigte Wirkung. Jetzt haben
die Mittelhessen die bayrischen Fahrzeuge. Sind wir die Resterampe für
Fahrzeuge, die sich anderswo nicht bewährt haben?

  Jürgen Lerch

     HS Nr. 67                                                          17
Mittelhessen aktuell

Rahmenvereinbarung unterzeichnet
Modernisierung der Stationen an der
Horlofftalbahn
(fl, lk) Am 24. Januuar 2007 haben der Geschäftsführer des RMV, Volker Spar-
mann, Rolf Gnadl vom Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe,
Armin Klein von der Verkehrsgesellschaft Oberhessen, Elmar Hirsch, der zu-
ständige Bahnhofsmanager bei DB Station&Service sowie die Bürgermeister/
die Bürgermeisterin der Kommunen Friedberg, Reichelsheim, Echzell und
Nidda die Rahmenvereinbarung zur Modernisierung der Stationen an der
„Horlofftalbahn“ unterzeichnet. Die Vereinbarung regelt die Zusammenar-
beit bei der gemeinsamen Planung, Finanzierung und Umsetzung.
    Rolf Gnadl, Landrat des Wetterau- stehende Modernisierung der Stationen
kreises und Verkehrsdezernent für den der nächste Meilenstein.“
Zweckverband Oberhessische Versor-
gungsbetriebe, freute sich, einen weite-      Volker Sparmann, Geschäftsführer des
ren wichtigen Schritt in der Moder- RMV, ergänzte dies: „Im Dreiklang von
nisierung der Horlofftalbahn zu gehen: Infrastruktur, Fahrzeugen und Stationen
„Nachdem wir Anfang der 90er Jahre des sind letztere als Entree zum öffentlichen
vorigen Jahrhunderts noch mit der da- Nahverkehr von großer Bedeutung. Wir
maligen Bundesbahn die Weichen stellen brauchen moderne Zugänge, die den Be-
konnten, ist es jetzt besonders erfreulich, dürfnissen der Fahrgäste entgegenzukom-
mit unseren heutigen Partnern Schritt für men.“
Schritt einen modernen Nahverkehr zu
gestalten. Nach der Betriebsaufnahme des      Elmar Hirsch, Leiter des Bahnhofs-
Wochenendverkehrs 2003 ist die nun an- managements Gießen, freut sich darüber,

       Eine Erneuerung
dringend notwendig hat
        die Wartehalle in
   Gettenau-Bingenheim
 (3 Bilder: Bahnhofstest
          Wetteraukreis)

       18                                                      HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell

                                             Weckesheim, Gettenau-Bingenheim,
                                             Häuserhof und Bad Salzhausen mit einer
                                             Bahnsteiglänge von 145 Metern und ei-
                                             ner Bahnsteighöhe von 55 Zentimetern
                                             sowie den Neubau von Mittelbahnsteigen
                                             an den Kreuzungsbahnhöfen Echzell und
                                             Reichelsheim mit einer Länge von 160
                                             Metern und einer Höhe von 55 Zentime-
                                             tern. Damit wird der Ein-und Ausstieg
                                             erleichtert und die Bahnsteige sind dann
                                             barrierefrei erreichbar. Des Weiteren er-
 Gebrochene Bahnsteigkante am Haltepunkt     halten die Bahnsteige eine moderne Aus-
          Gettenau-Bingenheim                stattung mit Fahrgastunterständen und
                                             Infovitrinen. Die Zugangsanlagen werden
dass es einer Vielzahl von Partnern ge-      neu gebaut oder angepasst und Bike+
lungen ist, gemeinsam eine zweckmäßi-        Ride-sowie Park+Ride-Anlagen erstellt.
ge und gleichermaßen attraktive Lösung       In der Rahmenvereinbarung ist zudem
für die Modernisierung der Stationen ei-     eine Option zur Reisendeninformation
ner gesamten Linie in der Region zu fin-     enthalten. Zur Zeit wird geprüft, ob diese
den: „Die Bahn stellt damit unter Beweis,    technisch umsetzbar ist.
dass sie Modernisierung und Qualitäts-
verbesserung von Verkehrsstationen nicht        An den Stationen Echzell und Reichels-
nur an großen Standorten, sondern auch       heim müssen aufgrund der erforderlichen
in der Fläche verwirklichen kann und         größeren Breite der Mittelbahnsteige auch
will.“                                       Gleis-und Weichenanpassungsmaß-
                                             nahmen vorgenommen werden.
   Der Bürgermeister der Stadt Reichels-
heim, Gerd Wagner, äußerte stellvertre-        Die voraussichtlichen Gesamtkosten
tend für die beteiligten Kommunen und         Auch der niedrige Bahnsteig in Weckesheim
Städte seine Freude über die Realisierung              wird bald ersetzt werden
des Projektes. Eine gute Anbindung an
den öffentlichen Personennahverkehr stär-
ke den Wirtschaftsraum ebenso wie den
Lebensraum und erhöhe damit die At-
traktivität der Region:„ Wir sind uns des-
halb sicher, dass sich die Investition in
die Modernisierung der Stationen volks-
wirtschaftlich auszahlen wird.“

   Die Modernisierungsmaßnahmen um-
fassen den Neubau von Außenbahn-
steigen an den Stationen Dorheim,

        HS Nr. 67                                                              19
Mittelhessen aktuell

der Maßnahmen an den benannten Stati-       und baurechtlichen Bedingungen erfüllt
onen betragen rund 3,2 Millionen Euro,      und die einzelnen Bau- und Finan-
deren Finanzierung größtenteils durch       zierungsverträge für die jeweiligen Stati-
Fördermittel des Landes Hessen sicher-      onen mit den Kommunen abgeschlossen
gestellt wird. Der RMV beteiligt sich an    sind, ist die Realisierung der Maßnahmen
den Planungskosten. Unter der Voraus-       in den Jahren 2007 und 2008 beabsich-
setzung, dass die planungs-, verwaltungs-   tigt.

  Kommentar:
  Schritt in die richtige Richtung
     Pro Bahn & Bus begrüßt die lange fällige Modernisierung. Der Wetterau-
  kreis erweist sich in Sachen Nahverkehr wieder einmal als innovative Region,
  welche den Standortvorteil eines Regionalbahnanschlusses erkannt hat und
  bereits heute als attraktive Wohn- und Pendlerregion davon profitiert. Leider
  bleibt der Wölfersheimer Ast zunächst (?) vom Stationsausbau ausgenommen.

     Unser Verband zweifelt nicht daran, dass DB-Station & Service auch zu
  Bahnhofserneuerungen außerhalb der Großstädte bereit ist. Es fällt jedoch auf,
  dass es nahezu immer einer politischen Initiative und einer massiven Geldzu-
  wendung „von außen“ bedarf. Aus eigenem Antrieb führt das Unternehmen
  nur solche Investitionen durch, die zum Erhalt der Sicherheit unabdingbar
  sind – oder allenfalls kleine Schönheitsreparaturen. Das wird auf Dauer nicht
  reichen, um sich als innovatives Unternehmen zu profilieren. Die Folge ist
  der Verstärkte Ruf nach „Dritten“ als Betreiber von Eisenbahn-Infrastruktur.

     Ein Lob an dieser Stelle dem in der Hessen-Schiene nicht selten gescholte-
  nen RMV. Der Verbund leistet viel Arbeit „hinter den Kulissen“, die dann erst
  beim Abschluss von Verträgen und in der Realisierungsphase öffentlich-
  keitswirksam wird. Das linienweise Vorgehen hat praktische und organisatori-
  sche Vorteile sowie einen nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt: Es macht
  sichtbar, welche Regionen pro Nahverkehr auf der Schiene eingestellt sind
  und wo die „Langschläfer“ wohnen bzw. regieren.

    Wünschenswert wäre, dass der Verbund ein größeres Augenmerk auf den
  Neubau von Stationen legt. Es gilt, historische Fehler zu korrigieren, wie den
  Bahnhof „zwischen zwei Orten“, und auf die Siedlungsentwicklung der letzten
  50 Jahre einzugehen. Doch leider fährt auch beispielsweise die „Neue Oden-
  waldbahn“ an vielen potenziellen Fahrgästen mangels Station einfach vorbei.

     Friedrich Lang

       20                                                        HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell

Arbeitskreis zur Förderung des Schienenverkehrs AFS
Die aktuelle Situation der „Oberen Lahntalbahn“
(mm/fl) Über 35 000 Einwohner (ohne Marburg) leben im Einzugsbereich der
Strecke von Marburg über Biedenkopf, Bad Laasphe bis Erndtebrück. Es wird
von Montag bis Freitag ein Zweistundentakt mit Verdichtungen zu stündlichen
Fahrten während der Hauptverkehrszeiten angeboten. Samstags und sonntags
wird generell im Zweistundentakt gefahren.
   Die Strecke lebt vom „Zielverkehr“,            Die Aktiven des A.F.S. und von Pro
d. h. die Züge verlassen stark besetzt         Bahn & Bus sehen in der oberen Lahntal-
Marburg und leeren sich dann von Bahn-         bahn einen bedeutenden Verkehrsträger,
hof zu Bahnhof, wobei lediglich in             dessen Benutzerzahlen während der letz-
Biedenkopf und Bad Laasphe eine deutli-        ten Jahre ständig gestiegen ist. Die At-
che Zustiegszahl zu verzeichnen ist. In        traktivität der Strecke wurde durch
der Gegenrichtung sieht es ähnlich aus:        teilweise recht hohe Investitionen seit
Schwach besetzt verlassen die Züge             2002 enorm gesteigert: Einrichtung des
Erndtebrück oder Bad Laasphe und wer-          Haltepunktes „Schulzentrum Bieden-
den dann von Bahnhof zu Bahnhof bes-           kopf“, komplette Sanierung der Strecke,
ser besetzt, um dann in Marburg mit in         Ausstattung mit automatischen Halb-
vielen Fällen voller Auslastung einzutref-     schranken einzelner gefährlicher Über-
fen. Zwischen Biedenkopf und Bad               gänge, einzelne Streckenabschnitte kön-
Laasphe bzw. zurück gibt es bei einzel-        nen mit 80 km/h befahren werden, 6
nen Zügen extrem starke Besetzungen            Bahnhöfe erhielten völlig neue Bahnstei-
durch den Schülerverkehr nach Bad              ge und Zugänge, die einen sauberen und
Laasphe.                                       bequemen Zu- und Ausstieg ermöglichen.
   Die Buslinien 481 zwischen Marburg          Die technischen Gegebenheiten der Stre-
und Wallau sowie die Linien R30/35 zwi-        cke erlauben eine Ausweitung und Ver-
schen Bad Laasphe und Erndtebrück er-          dichtung des Fahrplanes. Leider geschieht
gänzen die Bahnstrecke, indem diese Li-        das Gegenteil.
nien stark „mäandern“, d. h. sie fahren
viele Dörfer in Streckennähe an, die kei-      Letzte Abendfahrt nach Bad Laasphe
nen Bahnanschluss haben. Dadurch und
                                               verabschiedet
durch die häufigeren Halte sind die Bus-
se in Sachen Fahrzeit (30% länger) keine          Der abendliche letzte Zug um 20.24
Alternative zur Bahn. Die Busverbin-           Uhr ab Marburg wurde ab dem 10.12.2006
dungen sollten als „Zubringer“ zur Bahn        gestrichen. Dies ist besonders deshalb
an einzelnen Verknüpfungsbahnhöfen             schmerzlich, weil Reisende aus Richtung
angesehen werden. Dies gelingt teilweise       Frankfurt nun bereits z.B. um 17.20
recht gut, z. B. in Friedensdorf. Dennoch      Uhr die Mainmetropole verlassen müs-
gibt es einige völlig überflüssige Parallel-   sen, wenn sie noch mit der Bahn nach
verbindungen.                                  Biedenkopf wollen. Der nun angepriese-

        HS Nr. 67                                                              21
Mittelhessen aktuell

ne um 20.30 Uhr ab Marburg verkehren-        und Busfahrten mit exakt gleicher Ab-
de Bus ist ein schlechter Ersatz, denn die   fahrzeit.
lange Fahrzeit, der Mangel an Komfort
(Laufruhe), Beschwernisse beim Gepäck-          Zur Zeit ist der Netzinhaber und
oder Fahrradtransport und begrenzte          Betreiber der oberen Lahntalbahn die
Kapazitäten im Falle von Gruppen ma-         „Kurhessenbahn“, eine weitgehend selbst-
chen die Busfahrt unattraktiv.               ständig operierende „Tochter“ von DB-
                                             Regio. Dieser Betreiber hat besonders
   Der folgende Trend ist überall zu er-     darunter zu leiden, dass es keinen län-
kennen: Eine grobe Faustregel besagt,        gerfristigen Betriebsvertrag für die Stre-
dass bei Umstellungen von Bahn auf Bus       cke gibt. Dadurch unterbleiben sinnvol-
ungefähr die Hälfte an Fahrgästen verlo-     le Investitionen für den Fahrbetrieb, die
ren geht. Im Falle des Spätzuges ist dies    das Angebot noch kostengünstiger und
besonders schmerzlich, weil hier viele       effektiver machen könnten. Z.B. sind zur
Fahrgäste als „Fernfahrer“ bezeichnet        Zeit Tank- und Wartungsfahrten nach
werden können, die einen „teuren“ Fahr-      Gießen erforderlich. Wenn ein Betreiber
schein gekauft haben und im Falle des        keine Planungssicherheit für 10 bis 15
Umstiegs auf den PKW dann für eine           Jahre hat, ist ihm eine Investition in eine
längere Strecke als z.B. Marburg –           Dieseltankstelle, z. B. in Bad Laasphe,
Friedensdorf für den öffentlichen Verkehr    nicht zu zumuten.
verloren sind.
                                                Es ist unverständlich, weshalb der
  Mitglieder des AFS haben die letzte        Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV)
Fahrt der abendlichen Regionalbahn von       bisher noch keine Leistungsausschrei-
Marburg nach Bad Laasphe am 8. De-           bung für diese Strecke vorgenommen hat.
zember 2006 begleitet und die Fahrgäste      Egal wer die Ausschreibung gewinnt, für
über bessere Alternativen informiert.        den Betreiber entsteht ein wirtschaftlich
                                             kalkulierbarer Zeitrahmen, innerhalb des-
Bessere Ideen für die Obere                  sen er so planen kann, dass sein Angebot
                                             optimiert wird und wirtschaftlicher ist.
Lahntalbahn:
                                             Dadurch ergäbe sich ein finanzieller
   AFS und Pro Bahn & Bus fordern: Der       Spielraum zur Ausweitung des Angebo-
abendliche Zug nach 20 Uhr ist wieder        tes und zur Komfortsteigerung auf der
einzuführen, wobei die Abfahrzeit in         Strecke.
Marburg auf den Anschluss aus Kassel
abzustimmen wäre. Von Montag bis Frei-          Auch von einem neuen Haltepunkt
tag sind auf der Strecke einzelne Ver-       „Marburg Mitte“ in unmittelbarer Nähe
dichtungen notwendig, insbesondere eine      zur Marburger Innenstadt und zur Uni-
Fahrt ab ca. 15.30 Uhr von Marburg für       versität sowie einer Verlängerung der
Schüler und Pendler. Parallele Busfahrten    Züge nach Marburg Süd würde die Obe-
müssen auf Zeiten verlegt werden zu de-      re Lahntalbahn profitieren.
nen kein Zug fährt. Derzeit gibt es Zug-

       22                                                         HS Nr. 67
Mittelhessen aktuell

Neuer Fahrplan auf der
Burgwaldbahn Marburg – Frankenberg
(js) Wie bereits in der letzten Hessenschiene angekündigt, fielen die Fahrplan-
kürzungen glücklicherweise recht bescheiden aus. Dies soll wohl daran gele-
gen haben, dass der Nordhessische Verkehrsverbund die Leistungen nicht
rechtzeitig bei der Kurhessenbahn abbestellt hat. Die einzige Zugstreichung
betraf die RB 23659 (Frankenberg ab 9.40 Uhr, Marburg an 10.23 Uhr).
    Doch diese Maßnahme ist wieder ein Darüber hinaus werden Gaswagen nach
genialer Schildbürgerstreich, mit dem un- Allendorf/Eder befördert. Unregelmäßig
geheure Summen eingespart werden verkehren weiterhin Holzganzzüge nach
konnten, da auf eine Streichung des Ge- Battenberg.
genzuges großzügig verzichtet wurde. Der     Sehr positiv zu bewerten ist ein zusätz-
Triebwagen muss nun als Leerfahrt nach licher (!) Spätbus, der Marburg um 22.30
Marburg überführt werden, um von dort Uhr verlässt, und von Montag bis Frei-
wieder die Leistung nach Frankenberg tag verkehrt. Leider endet dieser Bus
übernehmen zu können. Da der Übergabe- bereits schon am Bahnhof Münchhausen,
güterzug oft eine Stunde vor seiner plan- so dass eine Fahrtmöglichkeit bis Fran-
mäßigen Abfahrtszeit bereits zur Rück- kenberg bedauerlicherweise nicht besteht.
fahrt nach Gießen bereit steht, wird ver- Mit dieser Spätverbindung haben Einwoh-
einzelt der Leertriebwagen ab Franken- ner des Landkreises Marburg-Biedenkopf,
berg am Zugschluss der Übergabe einge- die an der Burgwaldbahn wohnen, end-
stellt, dann aber in Münchhausen wieder lich die Möglichkeit, nach einem Kino-
abgekuppelt, um seine Fahrt allein fort- besuch o. ä. mit dem ÖPNV wieder nach
zusetzen.                                 Hause zu fahren. Der Endpunkt in
   Ebenfalls sind Änderungen im Güter-      Münchhausen lässt darauf schließen, dass
zugfahrplan in Erscheinung getreten. So     der RMV hier einen Alleingang vorge-
verlässt die Übergabe Gießen – Franken-     nommen hat. Es wäre wünschenswert,
berg den Bf. Marburg etwa eine Stunde       wenn der NVV diesen Faden aufnehmen
später als bisher, um die erste RB 23651    und die Verbindung bis Frankenberg ver-
gegen 6.05 Uhr in Münchhausen zu kreu-      längern würde.
zen. Durch diese Maßnahme konnten die        212 062-4 + 212 001-2 rangieren vor dem
Besetztzeiten der Bahnhöfe der Burgwald-     abgebranntenFrankenberger Lokschuppen
bahn gekürzt werden, was tatsächlich zu               Foto: Jürgen Schmied
Einsparungen führt.
   Die Güterübergabe fällt montags meist
aus, während Dienstags bis Donnerstags
oft gefahren wird. An Freitagen besteht
nicht immer Bedarf zu fahren. Als
Transportgut fällt weiterhin Holz an, das
in Frankenberg be- oder entladen wird.

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Mittelhessen aktuell

„Murks und nochmal Murks!“
Neuer Fahrplan der Vogelsbergbahn
(hl) Seit dem 9. Dezember 2006 gilt der neue Fahrplan der Vogelsbergbahn.
Neben allgemeinen Leistungskürzungen von 93.000 km auf dieser Linie ha-
ben die Fahrplanstrategen des RMV in der morgendlichen Hauptverkehrs-
zeit mit der gegenseitigen Abhängigkeit der Fahrplantrassen von RB 25202,
RB 25211 und RB 25206 die Pendler, insbesondere die Fernpendler nach Frank-
furt Hbf, mit massiven Verspätungen beglückt.
   Während vor dem Fahrplanwechsel Gießen zu einem Lotteriespiel (s. Dia-
mit Ankunft der RB aus Richtung Fulda gramm). Die darin enthaltenen Verspä-
( Bhf. Gießen an 6:46 Uhr) der Über- tungen sind von Veröffentlichungen der
gang zum IC nach Ffm nahezu immer DB AG übernommen und bieten keinen
reibungslos möglich war, eröffnete sich Interpretationsspielraum. Anhand dieses
für die Vogelsbergbahnpendler ab dem Diagramms kann selbst der Laie erken-
11.12.2006 eine katastrophale Situation. nen, mit welchem Stress die betroffenen
Durch die nachlässige Planung der Pendler ihren Anschluss (Arbeitsplatz)
Fahrplantrassen mit Brechung eines Zug- erreichen / erreichten, bzw. wann der
laufes in Lastrichtung (RB 25206) wurde zuschlagspflichtige IC nicht erreicht wur-
die Anschlussbeziehung zum IC 2273 in de.
                                 Ankunftsverspätung der Regionalbahn RB25206 in Gießen
  vom 20.12.2006 bis 07.02.2007 (ausgenommen 19.01.2007 wegen Sturm)
                           14
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                           11                  Verspätung bei Ankunft in Gießen
 Verspätung (Minuten)

                                               (Minuten)
                           10
                            9                  durchschnittliche Verspätung bei
                                               Ankunft in Gießen (Minuten)
                            8     8                                                       8                   8        8
                            7
                            6         6                6          6
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                                                                 Erfassungszeitraum
                        Das Diagramm zeigt eine durchschnittliche Ankunftsverspätung von 4,5 Minuten bei einem
                              planmäßigen Übergang von 6 Minuten auf den IC 2273 Richtung Frankfurt.

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Mittelhessen aktuell

   Ein Stimmungsbild der betroffenen        gehen davon aus, dass die Fahrgäste eine
Vogelsbergbahnpendler ließ sich bereits     Alternative finden“ als nicht zu übertref-
schon vor Weihnachten in einer Mittags-     fende Verhöhnung aller zahlenden Fahr-
sendung von hr 4 Mittelhessen erkennen.     gäste anzusehen.
All jene Pendler, die spätestens um 8 Uhr
                                                Die Verspätungen der RB 25206 lie-
an ihren Frankfurter Arbeitsplätzen sein
                                            gen ursächlich in der Fahrplantrasse der
müssen, zahlen für die Nutzung des IC
                                            zuvor verkehrenden RB 25202. Wenn die
2273 noch einen zusätzlichen monatlichen
                                            RB 25202 mit Verspätung in Gießen ein-
Aufpreis von derzeit 23,90 Euro auf den
                                            trifft, wird RB 25211in Gegenrichtung
jetzigen Jahreskartenpreis von 2.145,00
                                            auch nicht pünktlich Gießen verlassen
Euro.
                                            und ihrerseits mit Verspätung den
   Im Gegensatz zum NVV erhalten die        Kreuzungsbahnhof Großen Buseck errei-
RMV-Kunden weder für Verspätungen           chen. Da die RB 25211 außerdem plan-
noch für die fremdverschuldete, verhin-     mäßig auch noch auf dem Streckengleis
derte Inanspruchnahme der von uns Pend-     einfährt, muss die RB 25206, welche vor-
lern vorfinanzierten Leistung (IC Zu-       her mit planmäßiger 5 minütiger Warte-
schlag) eine Entschädigung bzw. eine an-    zeit am Bahnhofsgleis eingetroffen ist, vor
teilige Kostenrückerstattung. Unter die-    ihrer Weiterfahrt in Lastrichtung die Ab-
sen Gegebenheiten ist die Äußerung des      fahrt der kreuzenden RB 25211 abwarten
Pressesprechers des RMV, Herrn Peter        sowie die aussteigenden Reisenden der RB
Vollmer, am 13. Dezember im Gießener        25211 passieren lassen. Die regelmäßigen
Anzeiger zum Mittelhessenexpress „ Wir      Verspätungen der RB 25206 waren somit
                                            für die Fachleute des RMV vorhersehbar.
Regionalbahnen müssen in
                                              Bei der jetzigen Fahrplanperiode wur-
der Hauptverkehrszeit
kurz vor dem Endbahn-                       de die Abfahrt der frühen RB 25202 in
hof Gießen bis zu 10                        Alsfeld von 5:16 Uhr auf jetzt 5:20 Uhr
Minuten warten                               verlegt. Da die RB 25202 auf dem Weg
                                                  nach Gießen keine Kreuzungen auf-
                                                       weist, könnte ohne weiteres
                                                         (mit sofortiger Wirkung!) die
                                                         Abfahrt auf allen Unterwegs-
                                                        bahnhöfen wie bereits im Fahr-
                                                      plan 2006 wieder 4 Minuten frü-
                                                    her erfolgen. Damit ergibt sich
                                                  zwangsläufig eine frühere Ankunft
                                                in Gießen, verbunden mit der pünkt-
                                              lichen Abfahrt von RB 25211 nach
                                             Fulda. Mit einem weiteren Vorziehen der
                                            Abfahrt in Alsfeld ließe sich sogar ein
                                            Anschluss zum Mittelhessenexpress (Gie-
                                            ßen ab 6:23 Uhr) nach Frankfurt her-

        HS Nr. 67                                                            25
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